Ich finde es extrem verwirrend, dass du dieses Video mit deiner persönlichen kommunistischen Meinung vorstellst, im Video an sich zwar auch eine globalistische Agenda empfohlen wird, aber die Argumentation gänzlich neoliberal ist. Ist mir schleierhaft wie du das miteinander vereinbaren willst, da sie sich schon erheblich voneinander unterscheiden. Ich will zwar nicht der Spielverderber sein, aber ich halte beide Positionen für extrem vereinfachend und deshalb für keine Lösung. Es ist schlicht naiv zu denken, die Ursache von Armut liege in einer ungleichen Verteilung von Reichtum. Die Wirtschaftswissenschaftler Acemoglu und Robinson haben in dem Buch "Why Nations Fail/ Warum Nationen scheitern. Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut" die komplexen ökonomischen, kulturellen, intellektuellen und institutionellen Verflechtungen anhand der Quellen herausgearbeitet, warum es vor allem an zB. den intransparenten oligarchischen Systemen liegt, weshalb andere auf der Strecke blieben und andere nicht. Es ist also weitaus komplizierter als "die bösen Bankiers und Konzerne" sind schuld.
Das ist auch eine nette Überleitung, warum kommunistische Fantasien samt und sonders immer der größte Blödsinn sind und waren. Und warum ich immer den Kopf schüttel, über Menschen mit durchaus edlen Motiven, die diesen Leuten auf dem Leim gehen. Denn nichts war in der Geschichte offensichtlicher als die Tatsache, dass die kommunistischen Machtergreifungen und Umstürze die alten Oligarchien schlicht durch die neuen Oligarchien der roten Partei ersetzten, mit katastrophalen Folgen für die Völker, die in noch nie dagewesenen Völkermorden durch Enteignung und Umsiedelung und die Katastrophe der Planwirtschaft umkamen, verfolgt, verhungert oder vernichtet durch "Arbeit".
Denn das "Wir" und das "Sorgen" in deinem Vorschlag meint stets die Knute staatlich-bewaffneter Macht, die Geißel der Neuzeit und nicht zuletzt des totalitären 20. Jahrhunderts. Das ist meine Meinung zum Marxismus.
Und was die neoliberale Illusion in dem Video angeht, sehe ich sie schon zu Beginn an ihrer Prämisse scheitern. Und zwar geht das Video gleich zu Beginn von einem Bild aus, was eigentlich nur ein Platz in der Science Fiction hat und zwar das der "Menschheit". Einer nur von oberflächlichen Details getrennten ansonsten homogenen Menschheit. Es gibt meiner Ansicht kein größeres Konstrukt als diese naive Vorstellung, die ihren Ursprung übrigens ganz un-universal in der französisch-geprägten "Aufklärung" genannten Literaturepoche des 18. Jahrhunderts hat. Sie ignoriert völlig, dass allen Homogenisierungstendenzen der Industrialisierung zum Trotz, die Menschheit bis aufs äußerste heterogen ist, sich Kulturen und Völker einmal untereinander und noch einmal in sich selbst extrem unterscheiden und das bis in die Unverständlichkeit geht, die von der Sprache abgesehen bis ins Psychologische geht. Und diese Unterschiede bedingt durch ihre unterschiedliche geographische Anpassungen sind relevant und die Menschenvölker besitzen nicht alle das gleiche Interesse und die gleichen Ziele und nicht wenige sehen die in diesem Video gezeigten utopischen Dinge - mit einiger Berechtigung - mit großer Skepsis, ja feindseliger Ablehnung. Ich denke hier persönlich sogar an Angehörige von Naturvölkern, die ich im Laufe einer anthroplogischen Forschungsreise kennenlernte. Diese Leute ordnen dieses Video in den Kontext seiner Entstehung ein und der ist nunmal extrem-westlich, extrem-optimistisch und sie sehen das Westliche eher als Eindringling. Ihnen ist nicht in ihren Worten begreiflich zu machen, warum sie ihre Jahrtausendalte Lebensweise aufgeben müssen, egal wie rückständig und brutal sie (aus unserer Sicht ist) und sie wurden deshalb auch meist dazu gezwungen.
Das ist Hochtragisch.
Nicht zuletzt zweifel ich persönlich an der Sinnigkeit der dort vorgestellten Utopie. Denn anders wie es die Zeichentrick-Figürchen es farbenfroh und lustig-lächelnd zeigen, hat die Industrialisierung zwar noch nie-gekannten Wohlstand gebracht (dessen Annehmlichkeiten ich ABSOLUT nicht relativieren will), aber er ist bereits am Rande des für den Planeten erträglichen angelangt. Es ist eine Himmelfahrt ins Nichts. Ein ganzer Planet wurde 200 Jahre von der Maschinenzivilisation geplündert, meiner Meinung nach ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht.Und der Luxus hat uns zwar satt und zufrieden gemacht, aber sind wir tatsächlich glücklicher mit unserem industriellen Futter, Smartphones, zuckrigen Getränken und Pornos? Und jetzt davon reden, dass der Rest des Planeten uns angeglichen werden müsste aus welchen Gründen auch immer ist verrückt. Was wohl passieren wird, wenn die zig Milliarden Asiaten und Afrikaner nun auch ihr "Recht" auf ein eigenes Auto wahrmachen werden? Der planetarer Kollaps wird sich angesichts dieses Gigantismus in Zeitraffer abspielen. Ich bin durchaus auf der Seite der Ökologen, wenn diese meinen, dass der totale Krieg der Menschen gegen die Erde sich im Endstadium befindet. Das bestehende System funktioniert glänzend - leider zerstört es seine eigene Grundlage. Barry Commoner sagte einmal: "Das gegenwärtige Produktionssystem ist selbstzerstörerisch; der gegenwärtige Kurs, den die menschliche Zivilisation steuert, selbstmörderisch."( Commoner; Wachstumswahn und Umweltkrise) Ich stimme ihm zu.