[smiloDon]

Also wer glaubt, dass das Drama nun in den letzten Akt geht, der irrt sich. Nun geht der Tanz erst richtig los. Zwar wird wohl das UK Ende Januar aus der EU treten, doch erstmal wird alles beim Alten bleiben, da bis zum Ende des nächsten Jahres eine Übergangsfrist gilt.
Da sich Johnson aber weigert, diese zu verlängern, muss bis dahin der Handelvertrag zwischen dem UK und der EU verhandelt sein. Einfach wird dies nicht, verhandelte doch die EU mit Canada sieben Jahre lang. Schneller würde es natürlich gehen, würde man sich an bestehende Verträge anlehnen. Aber Johnson möchte ja ein "Super-Canada-Plus-Abkommen", worauf sich die EU sicherlich nicht einlassen wird. Und so droht ein harter Brexit durch die Hintertür.

Das es mit Johnson kein zweites Schottland-Referendum geben wird, hat er bereits gesagt. Und das war´s dann erstmal.

Du glaubst doch nicht, dass im Falle eine harten Brexit die Schotten klein bei geben. Nicola Sturgeon sucht doch jetzt schon nach Möglichkeiten, eine neues Unabhängigkeitsreferendum legal abhalten zu können. Und vielleicht drohen sogar katalanische Verhältnisse.
In Nordirland befürchten viele, dass eine zukünftige harte Grenze zwischen der Nordprovinz und der Republik Irland den Bürgerkrieg wieder aufflammen lassen könnte. Keine schönen Aussichten für das Königreich.

[wildundgesetzlos]

Nicht zu vergessen daß Schotten, Waliser und Iren den Engländer nicht besonders mögen und ihn unter der Hand immer noch als Oppressor betrachten.

[Thorn1030]

Du glaubst doch nicht, dass im Falle eine harten Brexit die Schotten klein bei geben. Nicola Sturgeon sucht doch jetzt schon nach Möglichkeiten, eine neues Unabhängigkeitsreferendum legal abhalten zu können.

Immer suchen lassen. Viel Erfolg dabei. Merke: Suchen ist nicht gleich finden.

Johnson müßte wirklich dämlich sein, ihr so eine Chance jetzt nochmal einzuräumen. Aber okay, vielleicht ist er´s ja - wer weiß. Cameron war es ja schließlich auch...

Und vielleicht drohen sogar katalanische Verhältnisse.

Dann ist das eben so. Und? Die sind auch immer noch ein Teil Spaniens sind und werden es jetzt auch bleiben. Außer sich beschweren und raummaulen können sie nichts mehr machen. Die Prozesse gegen die Separatistenführer laufen.

Nicht zu vergessen daß Schotten, Waliser und Iren den Engländer nicht besonders mögen und ihn unter der Hand immer noch als Oppressor betrachten.

Es geht aber nicht um gegenseitige Befindlichkeiten.

Was die genannten Bevölkerungen von den Engländern "unter der Hand" denken, kann denen sch...egal sein. Sie sind Teil des UK und haben keine Möglichkeit, ihre Souveränität zu erzwingen. Das war´s.

[wildundgesetzlos]

Servus

Es gibt schon eine gewisse Relevanz. Wenn man sich nicht als Teil eines Landes fühlt, ob man
nun gewaltsam unterdrückt, an der kurzen Leine gehalten wird oder ein wenig nachtragend ist,
so führt dieser Umstand stets zu größeren oder kleineren Fissuren. Was für ein Staatsgebilde
immer nachteilig ist.
In Katalanien gingen Polizisten verschiedener Zugehörigkeit fast aufeinnander los, beschimpften
sich gegenseitig, oder verweigerten die Zusammenarbeit zwischen den Einheiten/Diensstellen.

Die Fliehkräfte sind da, es wäre klug von der Regierung in London die Angelegenheit in Ruhe
zu lösen, ohne daß es zu Gewalt und Anschlägen kommt wie in Nordirland. Ich hoffe etwas
mehr Autonomierechte für die entsprechenden Regionen lösen die Sache.
Ob ein eine Abspaltung bejahendes Ergebnis eine friedliche Reaktion Londons hervorrufen würde,
steht in den Sternen.

[DWS]

Ich habe zuletzt vor 30 Jahren Schottland besucht, da war die historisch gewachsene Feindschaft zu England schon deutlich zu spüren, sprich, sie ist wohl von Anfang des UK an immer dabei gewesen. Das 2014er Referendum wurde ja noch unter ganz anderen Vorzeichen durchgeführt, nämlich: Wenn ihr euch von England abspaltet, dann gehört ihr auch nicht mehr zur EU. Und Cameron hat damals schon Zugeständnisse machen müssen in Richtung mehr Autonomie, London hat schon viel von seiner Macht verteilen müssen. Das wird sich wohl (friedlich jedenfalls) nicht wiederholen.

Einfach wird es nicht. Und ich hoffe sehr, dass es friedlich bleibt, insbesondere der alte Nordirland-Konflikt darf nicht wieder auferstehen.

[smiloDon]

Immer suchen lassen. Viel Erfolg dabei. Merke: Suchen ist nicht gleich finden.

Johnson müßte wirklich dämlich sein, ihr so eine Chance jetzt nochmal einzuräumen. Aber okay, vielleicht ist er´s ja - wer weiß. Cameron war es ja schließlich auch...



Dann ist das eben so. Und? Die sind auch immer noch ein Teil Spaniens sind und werden es jetzt auch bleiben. Außer sich beschweren und raummaulen können sie nichts mehr machen. Die Prozesse gegen die Separatistenführer laufen.

Und du glaubst, damit hätte sich das Thema erledigt?
Wieviel den Schotten ihre EU-Mitgliedschaft wert sein wird, vermag ich noch nicht abzuschätzen. Im Übrigen ist es das Parlament und nicht die Regierung, was darüber zu befinden hat. Und man wird, gerade wenn doch noch ein harter Brexit droht, den Schotten ein weiteres Referendum nicht verweigern können.

In Nordirland ist der Friede immer noch brüchig. Da reicht vielleicht ein kleiner Anlass, damit der Bürgerkrieg wieder ausbricht.

[lucigoth]

Wieder ein Stück weiter:
https://www.tagesschau.de/ausland/brexit-unterhaus-149.html
Ich erlebe den Brexit ohne Ende doch noch!
Ob es ein Geschachere gibt, zwischen GB und EU- wie smiloDon zu schreiben pflegte, wird sich herrausstellen. Blödes Vorurteil.
Menschen mit Verstand werden dieses Problem auch noch lösen!

[Lemimus]

Das sehe ich auch so. Allerdings sind es nur noch 13 Tage, ehe man bei einer Reise nach Großbritannien am Zoll noch nicht so "genau" angeschaut wird. Ja, ein Reisepass mag schon immer Pflicht gewesen sein. Aber dem 31.01.2020 schaut man noch stärker drauf.
Allerdings wird man Handelspartner mit dem Rest der EU bleiben, das ist schon mal sicher. Es ist also "nur" ein "etwas härterer Brexit".

[meditate]

ein jahr lang bleibt doch noch alles wie es ist. also einfach mal releaxen und ins hippe london reisen, wenn man denn kann

[Lemimus]

Tja, wenn auch das Geld reicht, denn London dürfte trotz drohendem Brexit noch immer recht teuer sein.

[lucigoth]

Noch 5 Tage und dann ist es soweit.
Boris macht nun einen auf Bill!
Zölle sollen erhöht werden:
https://news.aufdemnetz.de/n/1969044-funf-tagen-ist-eu-austritt-brexit-boris-droht-mit-zollen-auf
Soll er machen, wenn er das Echo verträgt.
Wie sieht der Handel mit Großbritannien von Deutschland aus überhaupt aus? Wieviele Waren werden zwischen den beiden Ländern überhaupt verkauft?

[lucigoth]

Eine halbe Stunde noch, dann ist Brexit ohne Ende- Teil 1 geschafft!
Noch kein Grund zum Feiern, den die Briten sind ja erst Ende des Jahres komplett raus. Schotten wollen wieder rein, ok!
Briten dürfen für das Jahr noch mal eben 12 Milliarden Euro in die EU einzahlen, haben aber kein Stimmrecht mehr.
Also warten wir das Jahr eben noch ab- dann ist aber entgültig Schluß mit dem Brexit- ODER?

[abaris]

Also warten wir das Jahr eben noch ab- dann ist aber entgültig Schluß mit dem Brexit- ODER?

Dann? Glaube ich nicht. Das UK wird schon in diesem Jahr die ersten Auswirkungen spüren, weil viele internationale Unternehmen die Koffer packen wollen. Der Chef von Dyson, ein strammer brexiteer der ersten Stunde, vertraute offenbar seinem eigenen Standpunkt nur wenig und setzte sich bereits frühzeitig ab. Ebenso hat sich die City of London mit ihrem Bankensektor schon sehr verschlankt. Abzuwarten bleibt, was die vormals britische Autoindustrie so tut. Jaguar und Rover gehören schließlich der indischen Tata Motors, Vauxhall, in Design und Technik eigentlich rechtsgelenkte Opel, gehört der französischen PSA, Bentley Motors (Rolls Royce) gehört zum VW-Konzern.

[Blue Force]

Vieles kann man erst sagen wenn die Verhandlungen vorbei sind die sich ja noch das ganze Jahr hinziehen. Ich kann mir keine Vorteile des Brexits vorstellen, weder für England noch die EU. Nur zusätzliche Unsicherheit und weitere Regelungen.

[lucigoth]

Die Schotten wollen ja unbedingt in der EU bleiben.
Haben die keine eigenen Rechte?
Ok, mir fällt dazu ein, wenn Bayern aus Deutschland austreten wollte, bzw. einen Alleingang machen wollte- dieses würde auch nicht so einfach sein. Kann man das ungefähr mit Schottland und GB vergleichen?

[Jean-Luc Picard]

Naja, vergleichen kann man dieses und jenes, aber Bayern verhält sich zu Deutschland dann doch noch deutlich anders als Schottland zu GB.

Aber die Schotten hatten ja schon ihr Referendum zum Verbleiben im GB. Wie das nach dem ganzen Brexit-Blödsinn ausgesehen hätte...wer weiß...

[abaris]

Die Schotten wollen ja unbedingt in der EU bleiben.
Haben die keine eigenen Rechte?
Ok, mir fällt dazu ein, wenn Bayern aus Deutschland austreten wollte, bzw. einen Alleingang machen wollte- dieses würde auch nicht so einfach sein. Kann man das ungefähr mit Schottland und GB vergleichen?

Eigentlich sind die ein Königreich, das seit 1707 in Personalunion mit England regiert wird. Sie haben aber neben eigenem Parlament auch ein eigenes, von England unabhängiges, Rechtssystem. Wie das staatsrechtlich, auch im Vergleich mit dem "Freistaat" Bayern aussieht, weiß ich nicht.

[lucigoth]

Mit Bayern ist ja auch nur so eine Frage.
Vereinigtes Deutschland und einer möchte einen eigenen Staat bilden- möglich?
Ähnlich wie in Spanien, wo Katalonien doch mal so was wollte.
Ach, mag ich mir nicht vorstellen- Deutschland soll so zusammen bleiben, wie es ist.

[abaris]

Ähnlich wie in Spanien, wo Katalonien doch mal so was wollte.

Katalonien ist was ganz anderes. Das ist eine Provinz. Schottland ist ein Staat im UK. Deswegen habe ich auch Bayern aufgegriffen. Das ließ sich nämlich Ludwig für massig Geld zum Schlossbau von Bismarck abkaufen. Bis 1918 gab es aber trotzdem einen eigenen König und jetzt die Bezeichnung "Freistaat". Ich bin kein Jurist, aber ich glaube, dass beides staatsrechtlich interessant wäre.

[ulix]

Man muss da unterscheiden:

In Spanien haben seit Republikgründung 1977 die Regionen eigene Parlamente, und einige föderale Rechte bei der politischen Gestaltung. Dieses föderale Grundprinzip (ähnlich der BRD) wird natürlich gerade mit Füßen getreten, weil eine der spanischen Politikerkaste hörige Justiz in Schauprozessen demokratische Politiker zu langen Haftstrafen verurteilt, weil diese es gewagt haben demokratische Abstimmungen abzuhalten.

Im Großbritannien sieht die Sache gänzlich anders aus. Erst mit Tony Blairs Devolution-Reformen Ende der 90er wurden den Regionen, also vor allem Nordirland, Wales und eben Schottland, mehr föderale Rechte zugesprochen. In Schottland gibt es z.B. so erst seit 1998 wieder (nach fast 300 Jahren) ein eigenes schottisches Parlament.

Politische Autonomie und Föderalismus haben also eine andere Bedeutung in Großbritannien.
Einerseits sind die Briten traditionell ein Zusammenschluss verschiedener Nationen, das heißt man legt Wert auf und respektiert regionale Repräsentation, bis 1999 im britischen Parlament in Westminster, und auch auf lokale Eigenheiten wie das traditionell römische Rechtssystem in Schottland. Andererseits haben die Schotten erst seit 1999 wieder ein regionales Parlament, ähnlich zu einem deutschen Landtag, statt nur Abgeordnete im Unter- und Oberhaus in Westminster zu haben.

In Spanien gibt es wiederum zwar ein eigentlich föderales System mit Regionen equivalent zu deutschen Bundesstaaten, mit eigenen Lokalparlamenten und föderalen Legislativrechten, aber gleichzeitig gibt es einen starken kulturellen und staatlichen Fokus auf die spanische Nation, mit einer teilweisen Verneinung und traditionell starker Unterdrückung regionaler Eigenheiten, geschweige denn regionaler Autonomiebestrebungen. Katalonien und das Baskenland (sowie Galicien, etc.) haben sich eben nicht freiwillig dem aktuellen spanischen Staat angeschlossen, sondern werden im Prinzip aus Madrid zwangsverwaltet.