Zitat von
Negnag
Das Problem mit den Quellen ist nunmal, dass Daten nicht für sich sprechen. Das ist ein allgemeines Problem und erfordert Interpretation (bei der es auch größtenteils kein richtig oder falsch gibt). Und deshalb kann die Quelle noch so seriös sein, du ließt meine "anders" und setzt sie in andere Relationen, und ich deine. Das ist ja auch vollkommen legitim. Aber wie bereits erwähnt, kommen wir glaube ich so in einer Diskussion nicht wirklich weiter, weil unsere Grundlage anders ist und natürlich auch Ansicht vollkommen unterschiedlich ist. Weshalb es aus meiner Sicht sinnvoller war, auf eine "ethische" Diskussion der Rechtfertigung umzusteigen.
Ich glaube wir haben einfach unterschiedliche Ansichten, wann es "gerechtfertigt" ist, zu schießen. Habe ich ja auch Eingangs kritisiert. Nur aufgrund von Erfahrungswerten/Statistiken/Hörensagen zu schießen, halte ich für absurd, bzw. vollkommen unfair.
Du führst meine Argumente einfach nur ad absurdum, um gar nicht wirklich darauf eingehen zu müssen (sie sind ja schließlich vollkommen unrealistisch). Vielleicht weil deine Ansicht Zivilisten eher gefährdet, um gegen Straftäter effektiver vorgehen zu können. Das ist ja auch ein Standpunkt, den man diskutieren kann, auch wenn ich ihn ablehne. Aber irgendwie sehe ich nur das einseitige Bild der Vorzeigecops, in einer perfekten Umgebung in der nie etwas schief geht und kaum einer austickt. Natürlich ist mein argumentiertes Bild eher düster und skeptisch und auch nicht im Ansatz eine Kopie "der Wahrheit". Aber aufgrund deiner eigenen Überzeugung, dass du dich so sehr da reingedacht hast, dich so viel informiert hast und so viel darüber weißt, scheinst du die Polizei vollkommen unreflektiert, egal was passiert, in Schutz zu nehmen. Und das soll keineswegs als "Angriff" gegen dich als Person gewertet werden o. ä. ich weiß nur nicht, gegen welchen Standpunkt ich sonst argumentiere, außer der, dass die Polizei größtenteils/in fast allen Fällen alles richtig macht und eine Kritik an ihr entsprechend nur eine unnötige Hetzjagd ist. Mein Standpunkt ist natürlich auch nicht frei von Einseitigkeit oder Doppelmoral, er steht ja sogar offen dafür, dass der Polizei mehr Vertrauen entgegen gebracht werden soll. Aber dafür müssen grundlegende Probleme, die ich sehe und denke ich auch ausschweifend argumentiert habe, gelöst werden. Die können natürlich kompletter Unsinn sein und unberechtigt. Und trotzdem gibt es für mich zwei Seiten der Medaille, während für dich größtenteils alles in Ordnung scheint. MMn haben dich also alle Recherchen eher in eine Sackgasse geführt, als zur "Wirklichkeit", die nicht mal gravierende Probleme anerkennen/lösen will, sondern sie eher unter Verschluss hält. Was ich der Polizei ja genau so unterstelle.
Ich habe meinen Standpunkt über unbewaffnete Tote ja schon sehr deutlich gemacht. Und deshalb passiert es nunmal offensichtlich schon, dass einen ein Cop erschießt, ohne dass man ihm die Waffe ins Gesicht hält. Und nur aufgrund von fehlender Kooperation als Polizist davon auszugehen, dass derjenige gleich eine Waffe zieht, ist (für mein Verständnis) komplett überzogen und deswegen, selbst aus Reflex zu riskieren, ein Menschenleben zu beenden jenseits allem Verständnis. Wenn es denn so sehr von der Polizei hochgehalten würde, wie du es propagandierst. Du scheinst einfach überzeugt, dass die Medien der Polizei etwas andichten wollen, warum auch immer und alles negative ist somit nur Teil einer Hetzjagd oder von übertriebenen Nachrichten. Anstatt vielleicht anzuerkennen, dass es Probleme gibt, die man auch irgendwie angreifen muss, wenn man wirklich will, dass sich die Bevölkerung wieder kooperativer verhält.
Um meinen Standpunkt - und ich schätze mal dass ist der größte Unterschied zwischen unseren Ansichten - klar zu machen: Ich denke, dass ein Polizist, der überzeugt von seiner Sache ist, lieber sein eigenes Leben opfert/riskiert, als dass eines Unschuldigen. Und das soll kein "aufwiegen" von Menschenleben sein, das ist natürlich quatsch. Aber das bedeutet für mich auch, dass ich erst dann schieße, wenn ich überzeugt davon bin dass es keine andere Möglichkeit gibt, dass mehr Menschen(in diesem Fall "unschuldige" wie den Polizisten) zu schaden kommen wenn ich nicht schieße und dass die Situation klar zu erkennen gibt, dass es notwendig ist. Und ja, das heißt für mich auch, eher selbst eine Kugel abzubekommen, als auch nur im entferntesten zu riskieren, einen Unschuldigen zu töten. Und da kann man gerne anderer Meinung sein und diese Haltung für zu extrem halten, aber diese Aufopferungsbereitschaft, sich schützend vor die Gesellschaft/die Zivilisten zu stellen, erwarte ich von einem Polizisten. Wohlgemerkt natürlich nur für ausgebildete Polizisten. Ein Zivilist kann in Extremsituation fast schon unmenschliche Handlungen durchführen. Und dafür habe ich absolutes Verständnis.
Und ja, in einem Land wie Amerika kann es durchaus vorkommen, dass ich als ganz neutraler, überhaupt nicht diskriminierender (falls es so jemanden überhaupt gibt) Cop, alle Punkte in einer Situation erfüllt sehe, und einen Unschuldigen töte. Das sind tragische Einzelfälle, über die auch der Polizist vermutlich nie hinweg kommt. Aber ich bitte dich, in 7% aller Fälle? Und dass es Afroamerikaner im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil VIEL zu stark trifft ist in Ordnung, nur weil sie statistisch gesehen "gefährlicher" sind? Das ist doch ein Hohn für jeden Toten. Und da gibt es für mich auch keinen Interpretationsspielraum, oder eine andere Auslegung. Außer eine Akzeptanz für Kolleteralschäden, was ich trotzdem für unsinnig (vor allem in so hoher Zahl) halte. Da sehe ich eben das Problem in der Einstellung der Polizisten. Dass man eben doch lieber einen Unschuldigen tötet, als das Leben von sich selbst oder eines Kollegen zu riskieren. Dass man doch noch so vorgeht, erst zu schießen und dann zu fragen. Ich gehe auch nicht davon aus, dass es eine erwähnenswerte Anzahl an Polizisten gibt, die es darauf anlegen jemanden zu töten. Aber sie nehmen es doch trotzdem zu sehr in Kauf. Und da weiß ich auch nicht, wie man das anders deuten soll.