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  1. #181
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    We both know that you wanna love her
    Skies are open crying, please don't believe her
    'Cause she'll tell you lies and then say it doesn't matter
    And you're pleased to see her calling them non-believers

    But maybe she loves you and I'm just a preacher
    Those burning skies and all who don't believe her
    Non-believers, no
    Don't believe her, no

    All that we are, all that we need
    They're different things
    Oh, maybe what we are and what we need
    They're different things

    Do you realize again, you chased an idea
    Healed an earth behind some broken creature

    Maybe she loves you and I'm just a preacher
    Non-believers crying don't believe her
    Don't believe her, no
    Don't believe her, no

    All that we are, all that we need
    They're different things
    Oh, maybe what we are and what we need
    They're different things

    Give you my all and you're taking my everything

    All that we are, all that we need
    They're different things
    Oh, maybe what we are and what we need
    They're different things

    All that we are, all that we need
    They're different things
    Oh, maybe what we are and what we need
    They're different things

    All that we are, that we need
    All what we are, what we need



    Ihre Hand zitterte. Kurz, unnachgiebig. Danach war sie wieder so ruhig wie vorher. Und es glich einer Ankündigung. Abwehrend stand sie vor ihm, als sei sich dabei sich gegen einen aufbrausenden Sturm zu wappnen. Als sei es physisch, was nun folgen würde. In klarer Verteidigungshaltung, die jemand, der tatsächlich unschuldig war, nicht brauchen würde. Und Unschuld war das letzte, womit man sie assoziieren würde. Das wusste sie selbst. Das wusste Leif. Das wusste ihr Bruder. Und spätestens jetzt wussten es auch alle anderen hier. Vor ihnen rollte man den Teppich einer auseinanderbrechenden Beziehung aus, dessen Teile ohnehin nie wirklich ineinander gepasst hatten. Immer wieder waren die Kanten nicht bündig, das Mittel dass sie band wollte nicht wirklich halten. Aus dem was sie bereitstellten wurde ein halbfertiges, lückenhaftes Produkt, dass jetzt, hier, im direkten Anblick dutzender Augenpaare, explodierte.

    "Schon klar. Niemand hat je eine ehrliche Antwort von einem beschissenen Junkie bekommen, schätze ich."

    Ein Lachen im Hintergrund. Flüstern. Es schien, als sei es nur eine einzige Person zu geben, die nicht verstehen wollte, was hier passierte. Luceija. Sie taxierte den Blonden, einer ihrer Augen schob sich skeptisch zusammen, als sei die Bedeutung seiner Worte einfach nicht richtig zu sehen, hinter diesem dicken, dunklen Vorhang der sich zwischen sie schob. Sie fühlte sich unwohl und beobachtet. Eingeschlossen in einem dicken, metallernen Kranz aus Beobachtern, der sie nicht aus dieser beengenden Mitte gehen lassen wollte. Sie sah von ihm ab, sah um sich, sah in viele, fremde Augen. Es kam ihr vor, als seien es doppelt oder dreifach so viele wie vorher. Als gäbe es da keinen freien Platz mehr um sie herum. Ihr Herz schlug ihr tosend gegen die Brust. Und als sie zu Leif zurücksah, versuchte, seine Augen aufzufangen, wandten sie sich von ihr ab. Irgendwie...angeekelt. Fremd und kalt.

    "Der Blick, den du erwartet hattest.", dachte sie sich. "Der Blick, den du schon erwartet hattest, als er wieder aufgewacht ist."

    Über ihren Rücken rollte Panik hinweg. Sie atmete ein und bekam keine Luft mehr. Sie glaubte ersticken zu müssen, aber ihr Blick, der, der von Drogen benebelt blieb, zauberte weiter den Schleier der Beruhigung über eine Szenerie, die keine Beruhigung ertrug. Was zu nichts anderem führte, als dass es gruselig wurde. Und sie keinen anderen Weg aus dieser Lage, aus dieser Bedrohung fand, als den Weg nach vorne. Irgendwo, schräg hinter ihr in der Menge, klatschte jemand und mehrere Stimmen schoben kühles Gelächter dazu. Luci sah sie nicht und dennoch waren da anklagende Fratzen vor sich, die sie auslachten, belächelten. Die das alles bestätigten, was sich als ihre Befürchtungen bündelte.

    "Du nennst mich...einen Junkie?!", fragte sie eindringlich, obwohl sie nicht taub war und es sehr wohl verstanden hatte, wie er sie genannt hatte. Nicht das erste Mal. Aber das erste Mal schien er es wirklich ernst zu meinen. Ein Schritt weiter nach Vorne. Doch sie hielt den Abstand. "Was verdammt ist mit dir los? Was glaubst du gibt dir-" sie sah, dass rechts Vigilio es war, der aufstand, sein Gesichtsausdruck ähnlich kühl, aber mit einem Film von Wut besetzt. Auch er schien Leif zu spiegeln. Doch bevor er sich einmischen würde, hielt sie ihn schon von weitem mit der flachen Hand auf. "Misch dich nicht ein!" Er sollte dort bleiben, hinter dem eisernen Zaum tausender Personen mit ihren tausenden, bohrenden, schuldzuweisenden Augen. Und er blieb stehen. Vorerst. Unschlüssig. "-was glaubst du gibt irgendjemandem das Recht, mich so zu nennen?!"

    Die Leute wurden unruhiger. Sie wusste nicht, was sie erwarteten. Einen Kampf? Dass es einer endlich zugab? Dass sie bettelte?

    "Wie soll er dich sonst nennen..", sprach eine andere Stimme in ihrem Inneren für sie. Ihr fehlte die Kraft sich gegen sie zu wehren. Aber auch die, sich wirklich gegen Leif zu wehren der nun so war. Der so schnell so anders sein konnte. Der so schnell jemand war, den sie nicht mehr erkannte...

    "Was glaubst du denn!? Dass ich mir heimlich was eingeworfen hab während du kurz weg siehst?!", stellte sie so hin als wäre es eine Utopie. Obwohl Gil es sah. Don es sah. Abu es sah. Jeder es sah. Obwohl es einfach nicht von der Hand zu weisen war. Es war als wolle sie ihn wie einen Spinner hinstellen.

    "Du BIST ein Junkie."



    Minutenlang hatte sich Vigilio dieses Schauspiel angetan. Hatte beobachtet, von der Seitenlinie aus, und war viel zu spät aufgestanden. Mit einer gewissen Vorsicht und brüderlichen Sorge im Hinterkopf hatte er diesen lauten Streit beobachtet, der eigentlich nicht seinen Eingriff gefordert hätte, letztlich aber - besonders im Hinblick des Gesundheitszustandes seiner Schwester - zumindest vor der Öffentlichkeit hätte geheim gehalten werden müssen. Ganz abgesehen davon, dass Leifs Verhandlung noch bevorstand. Aber was die anging, so dachte der Halbitaliener, war Leif höchstselbst verantwortlich für das, was er tat. Seine Aufgabe war nur, Luceija möglichst weit aus diesen Sachen heraus zu halten. Primär um Cerberus Willen. Und so starrte er die Szenerie zu Boden. Als er hatte eingreifen wollen und Luci ihn aus den Augenwinkeln aufgegriffen hatte, stoppte sie ihn jedoch und seine Bewegung versiegte einmal mehr. Er schnaubte unglücklich, entschied sich aber für sich, insbesondere als sie den Raum verließen dafür, dass er sich wieder setzen sollte. Nicht aber ohne einen weiteren Espresso.

    Es hatte vielleicht eine halbe Stunde gedauert. Zwölf Minuten davon trank er seinen Espresso aus, sortierte noch ein paar Mails und Aufträge und ruhte sich aus, während er aufschnappte, was die Krähen um ihn herum von sich ließen während sie den Kreis um den rottenden Leichnam, den Leif und Luceija inmitten der Kantine hinterlassen hatten, langsam auflösten. Zu gern hätte er ihnen das Maul gestopft, entsendete aber erstmal nur eindeutig-abweisende Blicke, die er vermehrt zurück bekam. Vielleicht würde er Namen bekommen, wenn Leif hier nichtmehr angestellt war, dann könnte er dem ein oder anderen vielleicht beibringen was Respekt bedeutete. Vorausgesetzt, er hätte zu dem Schweden bis dato noch Kontakt.. .

    Irgendwann dann wurde es selbst ihm zu bunt: Seine Schwester kam nicht zurück, Leif ebenfalls nicht. Sein Zeitplan, so sagte ihm ein Blick auf die Uhr, geriet auch allmählich durcheinander. Wenn er also keine weiteren Termine verschieben wollte und letztlich auch weder seinen Vater noch seinen Onkel länger versetzen wollte als ohnehin schon nötig, war es wichtig, dass einer von ihnen die Zügel in die Hand nahm und umsetzte, was ohnehin umgesetzt worden wäre: Zu gehen. Und zwar MIT Luceija.

    Zu seinem Glück hatte Luci ihm schon gestern ihre Keycard gegeben. Das machte es etwas einfacher. Zurechtfinden musste sich der Halbitaliener jedoch alleine. Er suchte bei einem fast schon ausgeglichen-gemütlichen Spaziergang die Gebäude ab, folgte den holografischen Wegweisern, die Besucher am Rand der Wege durch das begrünte Areal lotsten und erreichte auf diese Weise die Patientenunterkünfte.
    „Was wollen Sie hier?“, fragte einer der Männer am Eingang, der in voller Montur und mit geschulterter Waffe bereit stand für einen weiteren Notfall. „Ins Zimmer meiner Schwester.“, erklärte er und hielt seine ID auf die Augenhöhe des Soldaten. „Ich soll ihre Sachen zusammenpacken und sie später am Ausgang treffen. Wir reisen ab.“ „Ist das mit Ravi abgesprochen?“ „Natürlich.“, log er. Es war ihm schnuppe ob es der Wahrheit entsprach. Er tat nichts Verbotenes wenn er das Hab und Gut seiner Schwester eben nicht zurücklies. Nach einigem hin und her konnte er schließlich nach oben. Der Weg den er passierte führte unmittelbar am Unfallort vorbei, aber die Leiche war selbstverständlich längst entfernt worden. Auch gab man sich große Mühe Spuren bereits so gut wie möglich zu beseitigen um sowas wie Normalität herbeizuführen. Um die Unfallstelle war deshalb auch eine holografische Absperrung mit Sensoren gespannt, die Blutspuren allerdings schon zum größten Teil entfernt. Ein einzelner Putz-Roboter scannte einen kleinen Teilbereich sorgsam ab.
    Wenig später stand er vor dem kleinen Zimmer, welches noch immer auf seine Schwester registriert war, öffnete es mit der Keycard und stellte schnell fest, dass der ziemlich lädierte Raum kaum Sachen beinhaltete, die wirklich von ihr stammten. Stattdessen thronte eine Schwarz-Türkise Sporttasche auf der Matratze, die weder bezogen war noch eine Bettdecke beinhaltete. Als er kurz hineinsah wusste er: Sie hatte hier nichtmal richtig ausgepackt. Primär war alles kreuz und quer in diese Tasche gesteckt. Wäsche, Alltagskleidung, sogar ein Shirt der Anlage und Papierkarten.
    Er schnappte sich die Tasche, alles was er fand und trottete schließlich mit wenig Reue zurück aus dem Gebäude, über den matschigen Rasen oder die Asphaltierten Wege und kehrte zum Eingangstrakt zurück, wo er sich in den Wartebereich setzte und Donal anrief, ihm zu folgen.

    „Miss Willoughby“, wandte sich Gil an die immer emsige Empfangsdame die zur Zeit selbst dicke Ringe unter ihren Augen trug. „- ich möchte die Entlassung meiner Schwester, Miss Ascaiath, beantragen.“ In diesem Moment klingelte es an seinem Anschluss.
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  2. #182
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    "Mister Ascaiath, ich hab Ihnen schonmal erklärt: Betrachten Sie diese Anlage eher als Krankenhaus. Wenn die leitenden Ärzte keine Freiga-" "Sie wollen mir ernsthaft sagen, ich soll auf eine Freigabe warten? Vielleicht wollen Sie auch noch, dass ich mich unten nackt an einen Wegweiser pinnen lasse damit es der nächste Kannibale leichter hat mir die Kehle aufzureißen?" "Was? Nein, natürlich nicht, aber-" "Doktor Svensson hat mir sogar wärmstens empfohlen zu gehen. Wenn Sie wollen, rufen Sie an und klären das persönlich mit ihm. Ich bin sicher, dass er unheimliche Lust darauf hat im Krankenzustand administrative Verhandlungen zu führen die ohnehin abgesegnet worden sind."
    Sein Communicator klingelte nun schon zum fünften oder sechsten Mal. Vibrierte sacht um ihn an den Anruf zu erinnern. Mit höchstem Nachdruck. Aus den Augenwinkeln, er hob den Arm dazu an, an dessen Handgelenk das Band anlag, sah er die Nummer, die alle paar Sekunden auf den Eintrag seines Adressbuches umschlug. 'Dr. Svensson, Leif'. "Wird auch Zeit..", sagte er sich selbst. Willoughby hingegen: "Wenn man vom Teufel spricht. Ich bin sicher er wird das direkt selbst mit Ihnen klären. Packen Sie besser auch schon mal ihre Koffer.", kotzte er arrogant in Richtung Empfangsdame und schüttelte jeglichen Respekt ab, den er sich eingangs erschleimt hatte. Nun war es ihm einfach nur egal.
    "Pronto.", meldete er sich, als er den Anruf entgegen nahm und Lisa zu Grunde starrte während er zuhörte.
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  3. #183
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Alessio

    Was schreibst du da?“, fragte Gaius, den Blick auf seinen jüngeren Brüder geheftet. Für seine Verhandlungspartner mochte Alessio ein Pokerface haben, Gaius konnte die Feinheiten seines Gesichtes jedoch lesen wie ein Buchhalter sein Hauptbuch. Und die nervösen Fältchen an Alessios Augen, die zusammengepressten Lippen, die der Italiener zu verbergen suchte, sprachen von Dingen, die ihn aufrührten. Das beunruhigte Gaius – die meisten Dinge, die dieses Leben zu bieten hatten, kratzen bei Alessio lediglich an der Oberfläche der Gefühle. Zu schnell war die Welt, zu vielfältig das Angebot, zu flüchtig das Ereignis selbst. Alessio wich Gaius Blick aus. „Und ja, wir hatten schon einmal das Vergnügen“, meinte der Don dann. Jetzt hob Alessio fragend eine schwarze Augenbraue. „Den Wein. Wir hatten ihn schon einmal“, sagte Gaius nur um etwas zu sagen. Seine Annahme bestätigte sich: Alessio war gedanklich woanders. Wo, das konnte der Ältere nicht erraten.

    Schwer bepackt mit Wein und Grußwünschen verließen die beiden Italiener das Geschäft, wandten sich nach rechts und folgten einer altehrwürdigen Kopfsteinpflasterstraße. Man hatte irgendwann beschlossen, die Optik des alten Pflasters nicht nur zu erhalten, sondern die geflickten Stellen auch zu erneuern. Die Familie Ascaiath hatte sich bei diesem noblen Projekt mit einer nicht näher genannten Geldsumme beteiligt. Ein lohnendes Investment, gab er der Stadt doch einen unverkennbar italienischen Charme und die Nutzung von schwebenden Fahrzeugen beschränkte die Abnutzung auf Schuhabsätze oder touristische Pferdekutschen. Eine Weile gingen die beiden schweigend nebeneinander her. Dann sagte Gaius: „Diese Unterredung im Café hat mir einmal mehr gezeigt, dass man nur der eigenen Familie trauen kann. Alles anderen…“ Er machte eine fortwischende Geste. „Aber…“, begann er zögernd. „Kann man der Familie trauen, Bruder?“ Gaius fing Alessios Blick auf, den Blick eines Tieres, das im Dunkeln an einem Köder gekaut hatte und sich nun vor dem Scheinwerferlicht erschrak. „Ich kenne dich dein ganzes Leben. Ich sehe, wenn dich Sorge treibt.“ Gaius deutete auf Alessios Unterarm, wo bei Bedarf das Omnitool flimmerte. „Die Nachricht. Schlechte Neuigkeiten?


    Tatsächlich kam sich der Neapolitaner ein wenig erwischt vor. Nichtmal im schlimmsten Sinne. Es war nicht so, dass er seinem Bruder tiefschürfende Geheimnisse vorenthielt, es wäre ihm lediglich lieber gewesen wenn sie das gar nicht erst thematisiert hatten. Vielleicht, weil er einfach kein Mensch für diese emotionsgeladenen Reden war. Er wirkte selbst bei Komplimenten immer etwas verklemmt. Zwar nicht unfreundlich, weiter durchaus sympathisch, aber es schien, als wisse er nicht wie er damit umgehen solle. Er lächelte zuvorkommend und etwas reserviert. So wie jetzt. In seinem Beruf musste er diese Unsicherheit mit einer Maske überspielen. Gegenüber seinem Bruder aber waren diese Masken nicht nötig. Nicht innerhalb seiner Familie. Was ihn ziemlich schnell auf seine Antwort brachte. "Wenn man der Familie nicht trauen kann, wem dann?", stellte er die Frage als Tatsache in dieses Gespräch, sah auf, kurz in die Augen seines neben ihm her laufenden Bruders und lächelte.
    Er nahm einen Atemzug, den er als Anriss nahm um ihm zu erzählen, was Gaius wissen wollte. Ohnehin hätte er es kaum lange verheimlichen können. "Ich hab Gil geschrieben.", blieb er ehrlich. "Glaub bitte nicht, dass ich dich für schwach halte Luca. Aber diese Sache mit den Bildern? Diese idiotische 'Verhandlungsgrundlage', die sich der kleine Sanna aus dem Arsch gezogen hat? Er wollte alle Rationalität aus diesem Gespräch ziehen und er hat es geschafft. Niemand schluckt das einfach so, wenn ihm der Mensch etwas bedeutet.", womit er sich nicht ausschließ. Aber der Bezug war natürlich ein anderer als der, den Gaius zu seiner Tochter hatte. Er hatte sich bewusst aus ihrem Leben genommen und von einem fremden Mann in seiner Rolle ersetzen lassen. Für die Menschheit. Für eine sichere Zukunft für sie alle. Da wunderte es kaum, dass sie, selbst nach ihrer Wiederkehr, zu Gaius die geringste Bindung hatte aufbauen können, obwohl Alessio wusste und spüren konnte, wie es ihn unter der harten Schale zerbrach.

    "Deshalb finde ich, solltest du Luceija wiedersehen. Insbesondere jetzt, wo es ihr besser geht als zu den Zeiten die du dort dokumentiert gesehen hast. Um..das Bild aus deinem Kopf zu ersetzen, verstehst du?", er gestikulierte wie gewohnt, deutete an seinen Kopf, als wolle er einhändig das Bild visualisieren, dass er selbst auch hatte. "Dein Sohn antwortete mit", er zückte das Omnitool einmal mehr und las vor, " 'ich bin dir einen Schritt voraus.'" Er lies diese Antwort so stehen, denn er hatte selbst nur begrenzt eine Ahnung, wie er sie deuten sollte. "Das bedeutet wohl, er ist schon auf C-Darwin. Und holt sie heim.", schlussfolgerte er laut - aber das würde auch bedeuten, dass irgendetwas fehlgeschlagen war. Das bedeutete aber vielleicht auch, dass das Projekt, für welches er sie überhaupt erst hergegeben hatte, letztlich versagt hatte. Und beide Nachrichten gefielen ihm nicht sonderlich..
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  4. #184
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Mister Ascaiath, ich hab Ihnen schonmal erklärt: Betrachten Sie diese Anlage eher als Krankenhaus. Wenn die leitenden Ärzte keine Freiga-" "Sie wollen mir ernsthaft sagen, ich soll auf eine Freigabe warten? Vielleicht wollen Sie auch noch, dass ich mich unten nackt an einen Wegweiser pinnen lasse damit es der nächste Kannibale leichter hat mir die Kehle aufzureißen?" "Was? Nein, natürlich nicht, aber-" "Doktor Svensson hat mir sogar wärmstens empfohlen zu gehen. Wenn Sie wollen, rufen Sie an und klären das persönlich mit ihm. Ich bin sicher, dass er unheimliche Lust darauf hat im Krankenzustand administrative Verhandlungen zu führen die ohnehin abgesegnet worden sind."
    Sein Communicator klingelte nun schon zum fünften oder sechsten Mal. Vibrierte sacht um ihn an den Anruf zu erinnern. Mit höchstem Nachdruck. Aus den Augenwinkeln, er hob den Arm dazu an, an dessen Handgelenk das Band anlag, sah er die Nummer, die alle paar Sekunden auf den Eintrag seines Adressbuches umschlug. 'Dr. Svensson, Leif'. "Wird auch Zeit..", sagte er sich selbst. Willoughby hingegen: "Wenn man vom Teufel spricht. Ich bin sicher er wird das direkt selbst mit Ihnen klären. Packen Sie besser auch schon mal ihre Koffer.", kotzte er arrogant in Richtung Empfangsdame und schüttelte jeglichen Respekt ab, den er sich eingangs erschleimt hatte. Nun war es ihm einfach nur egal.
    "Pronto.", meldete er sich, als er den Anruf entgegen nahm und Lisa zu Grunde starrte während er zuhörte.


    Etwas war passiert. Etwas fürchterliches. Und jetzt war da zweifelsohne Schuld, die sich so tief in sein Innerstes fraß und den Schmerz seiner Verletzungen bei Weitem übertraf. Leif kannte dieses Gefühl. Er wusste, dass er diesen Teil von ihnen bis an sein Lebensende bei sich tragen würde wie ein überflüssiges und viel zu schweres Gepäckstück. Also war er froh, dass Vigilio ihn mit der Annahme des Anrufes endlich von seinen Gedanken erlöste. Wenn auch nur für den Moment.
    "Pronto."
    Der Schwede erfror beinahe, während seine Lippen eine Antwort zu formen versuchten. In seinem Rücken war Luceija, deren Trauer einfach nicht verstummte. Noch konnte er nicht einstimmen. Noch war nicht er an der Reihe, diese Schwäche zu zeigen. Hierfür brauchte er Abstand, um nicht Rückfällig zu werden.
    "Komm in mein Apartment. Sofort.", jagte er also knapp, aber lediglich halblaut durch die Leitung. Noch bevor der Italiener hätte antworten können, kappte Leif die Verbindung wieder, wandte sich seinem Koffer zu und schloss ihn unter dem surren des Reißverschlusses. Er würde dafür sorgen, dass er und Vigilio sich lediglich die Klinke in die Hand gaben.
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  5. #185
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Etwas war passiert. Etwas fürchterliches. Und jetzt war da zweifelsohne Schuld, die sich so tief in sein Innerstes fraß und den Schmerz seiner Verletzungen bei Weitem übertraf. Leif kannte dieses Gefühl. Er wusste, dass er diesen Teil von ihnen bis an sein Lebensende bei sich tragen würde wie ein überflüssiges und viel zu schweres Gepäckstück. Also war er froh, dass Vigilio ihn mit der Annahme des Anrufes endlich von seinen Gedanken erlöste. Wenn auch nur für den Moment.
    "Pronto."
    Der Schwede erfror beinahe, während seine Lippen eine Antwort zu formen versuchten. In seinem Rücken war Luceija, deren Trauer einfach nicht verstummte. Noch konnte er nicht einstimmen. Noch war nicht er an der Reihe, diese Schwäche zu zeigen. Hierfür brauchte er Abstand, um nicht Rückfällig zu werden.
    "Komm in mein Apartment. Sofort.", jagte er also knapp, aber lediglich halblaut durch die Leitung. Noch bevor der Italiener hätte antworten können, kappte Leif die Verbindung wieder, wandte sich seinem Koffer zu und schloss ihn unter dem surren des Reißverschlusses. Er würde dafür sorgen, dass er und Vigilio sich lediglich die Klinke in die Hand gaben.


    "Komm in mein Apartment. Sofort." "In-" Plopp. Er fiel aus der Leitung. Ohne wenn und aber, ohne eine Erklärung dieser viel zu späten Antwort, die einfach abgebrochen hinter dem Britaliener hergeschmissen wurde. Irritiert oeffnete er sein Omnitool, tippte darauf herum und stellte fest: Die Leitung war nicht abgerissen, Leif hatte aufgelegt. "Na das wird verdammt nochmal immer besser..", knurrte er, warf Lucis Tasche eher gegen den Tresen, hinter dem noch immer eine um Worte ringende Willoughby auf ihren Einsatz wartete den sie aber nicht bekommen würde. "Ich bin gleich zurück.", kündigte er an und deutete auffordernd auf die Blonde. "Bereiten Sie mir die Entlassungspapiere meiner Schwester vor. Keine verdammte Diskussion, sonst binde ich als nächstes ihren Vorgesetzten in die Diskussion ein. Und rücken Sie meine ID raus."
    Vigilio machte fast auf dem Absatz kehrt und hatte bereits mit Rückwärtsschritten die glänzend polierte Halle, zurück zum Eingang in diesen Höllenschlund angetreten. Erst spät drehte er sich um, unterstrich seine Aufforderung noch mit eindeutigen Blicken und entschied sich, dann, als er sich umdrehte, dazu, die Knöpfe des Sakko zu öffnen um etwas schneller zu gehen. Er rannte nicht, aber er lief zügig den Weg zurück den er eben erst gekommen war. Die Treppe hinunter anstatt den Aufzug zu nehmen, hinaus durch die gläserne Doppeltür auf den Asphalt, in siffige, feuchtigkeitsdurchzogene Luft ähnlich eines Gewächshauses. Durch nassen Rasen. Zurück in Richtung der Unterkünfte aus der er Lucis Tasche eben geholt hatte. Wenn es das war, wofür er dachte das Leif in anrief, würde er ihm dringendst raten sich einen neuen Terminkalender einrichten zu lassen. Dafür gab es Software die einen daran erinnerte, dass es verdammt nochmal noch nicht Freitag war.

    Klebriger Rasen versaute seine Schuhe. Er knurrte abermals und wählte noch unterwegs eine weitere Nummer. Donals Nummer. Wo auch immer er war, er würde ihn nicht auch noch persönlich wecken gehen. Als keiner abnahm lies er eine Nachricht aufnehmen: "Don, wir treffen uns in 10 Minuten im Eingangsbereich und reisen ab."

    Wieder Eingangskontrollen. Wieder Diskussionen mit Sicherheitspersonal. Wenigstens musste er hier das Apartment nicht suchen, hier hatte er ja bereits übernachtet. Schon im Stock angekommen waren es einmal mehr Klänge die er hörte, die nichts mit üblichen Geräuschen gemein hatten. Und noch ehe er nah genug an die Türe des Apartments kam hüllte ihn ein ungutes Gefühl wie ein dünner Pelz mit Gänsehaut ein. Er wollte sich nicht ständig Sorgen machen müssen, ahnen, dass etwas nicht stimmte und es dann Realität wurde. Manchmal wäre er so froh wenn ihn ein ungutes Gefühl einfach täuschte und er eben nicht DAS hören würde: Dieses erbärmliche Weinen. Diese gebrochene Stimme, die klang als habe sie schon Stunden geweint. Er legte Hand an die Klinke, doch die Türe reagierte nicht. Als nächstes Klopfte er. Und drückte die nahe Klingel durch. Eine Hand ging instinktiv dabei an die Stelle, an der normalerweise seine Waffe lag..
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (20.05.2018 um 12:12 Uhr)

  6. #186
    #16  Avatar von Forenperser
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    Geschlafen hatte Donal nicht wirklich. Viel mehr sich eine gefühlte halbe Packung weiterer Tabletten eingeworfen, die Augen zu gekniffen und sich gewünscht so schnell es ging wieder von diesem Loch von einer Station zu verschwinden. Nach einer Weile jedoch nickte er tatsächlich einmal kurz ein, und scheinbar so feste dass er das Klingeln seines Kommunikators gar nicht wahrnahm. Erst nach dem zweiten erfolglosen Versuchs seines Freundes schreckte er auf und las die Nachricht, die Gil ihm geschrieben hatte. "Huh." So schnell konnten sich Wünsche also erfüllen. 10 Minuten. Das war genug Zeit um sich zumindest einmal kurz das Gesicht zu waschen und den nun zerknitterten Anzug zu wechseln. Irgendwie hatte er trotz der wenigen Zeilen aus denen er lesen konnte das Gefühl als wäre sein Freund gerade ziemlich angespannt....
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  7. #187
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Komm in mein Apartment. Sofort." "In-" Plopp. Er fiel aus der Leitung. Ohne wenn und aber, ohne eine Erklärung dieser viel zu späten Antwort, die einfach abgebrochen hinter dem Britaliener hergeschmissen wurde. Irritiert oeffnete er sein Omnitool, tippte darauf herum und stellte fest: Die Leitung war nicht abgerissen, Leif hatte aufgelegt. "Na das wird verdammt nochmal immer besser..", knurrte er, warf Lucis Tasche eher gegen den Tresen, hinter dem noch immer eine um Worte ringende Willoughby auf ihren Einsatz wartete den sie aber nicht bekommen würde. "Ich bin gleich zurück.", kündigte er an und deutete auffordernd auf die Blonde. "Bereiten Sie mir die Entlassungspapiere meiner Schwester vor. Keine verdammte Diskussion, sonst binde ich als nächstes ihren Vorgesetzten in die Diskussion ein. Und rücken Sie meine ID raus."
    Vigilio machte fast auf dem Absatz kehrt und hatte bereits mit Rückwärtsschritten die glänzend polierte Halle, zurück zum Eingang in diesen Höllenschlund angetreten. Erst spät drehte er sich um, unterstrich seine Aufforderung noch mit eindeutigen Blicken und entschied sich, dann, als er sich umdrehte, dazu, die Knöpfe des Sakko zu öffnen um etwas schneller zu gehen. Er rannte nicht, aber er lief zügig den Weg zurück den er eben erst gekommen war. Die Treppe hinunter anstatt den Aufzug zu nehmen, hinaus durch die gläserne Doppeltür auf den Asphalt, in siffige, feuchtigkeitsdurchzogene Luft ähnlich eines Gewächshauses. Durch nassen Rasen. Zurück in Richtung der Unterkünfte aus der er Lucis Tasche eben geholt hatte. Wenn es das war, wofür er dachte das Leif in anrief, würde er ihm dringendst raten sich einen neuen Terminkalender einrichten zu lassen. Dafür gab es Software die einen daran erinnerte, dass es verdammt nochmal noch nicht Freitag war.

    Klebriger Rasen versaute seine Schuhe. Er knurrte abermals und wählte noch unterwegs eine weitere Nummer. Donals Nummer. Wo auch immer er war, er würde ihn nicht auch noch persönlich wecken gehen. Als keiner abnahm lies er eine Nachricht aufnehmen: "Don, wir treffen uns in 10 Minuten im Eingangsbereich und reisen ab."

    Wieder Eingangskontrollen. Wieder Diskussionen mit Sicherheitspersonal. Wenigstens musste er hier das Apartment nicht suchen, hier hatte er ja bereits übernachtet. Schon im Stock angekommen waren es einmal mehr Klänge die er hörte, die nichts mit üblichen Geräuschen gemein hatten. Und noch ehe er nah genug an die Türe des Apartments kam hüllte ihn ein ungutes Gefühl wie ein dünner Pelz mit Gänsehaut ein. Er wollte sich nicht ständig Sorgen machen müssen, ahnen, dass etwas nicht stimmte und es dann Realität wurde. Manchmal wäre er so froh wenn ihn ein ungutes Gefühl einfach täuschte und er eben nicht DAS hören würde: Dieses erbärmliche Weinen. Diese gebrochene Stimme, die klang als habe sie schon Stunden geweint. Er legte Hand an die Klinke, doch die Türe reagierte nicht. Als nächstes Klopfte er. Und drückte die nahe Klingel durch. Eine Hand ging instinktiv dabei an die Stelle, an der normalerweise seine Waffe lag..


    Leif stand im Rahmen der Schlafzimmertür, den Blick demonstrativ zu Boden gerichtet und die Ohren abseits von Luceijas Wimmern. Wie ein großer Bruder, der seine kleine, hilflose Schwester drangsaliert hatte, und das im falschen Moment, nämlich als jemand nach Hause kam. Doch das hier war niemandes Zuhause mehr. Es war zum zweiten Mal dieser Ort, den er schnellstmöglich verlassen wollte.
    Vigilio schien es ebenso zu gehen. Die Männer standen sich schräg gegenüber, tauschten emotionslose, leere Blicke aus, bis Leif wieder zu Boden und der Italiener auf seine Schwester herabsah. Der Moment, der kein zurück mehr zuließ, war gekommen und der Schwede ließ sich nach wenigen Schritten ebenfalls auf die Knie herab. Er hob das Kinn seiner Freun-...Ex-Freundin und zwang sie dazu ihn anzusehen.
    "Vigilio wird dich mit nach London nehmen, Müslischleuder.", versprach er ihr. Weg von ihm. Weg von dieser fürchterlichen Situation, die er glaubte nicht in der Hand zu haben.
    Behutsam fasste er sie unter dem Arm, zog sie nach oben auf die Füße und ignorierte ihre zarte Gegenwehr. Sie war unglaublich schwach und gebeutelt von dem was passierte. Und passiert war.
    "Ich sage Lisa sie kann gehen. Ihre Sachen schicke ich nach London und aus der Verhandlung kriegen wir sie als Zeugin auch irgendwie raus.", brachte er nüchtern, an Vigilio gewandt, über die Lippen. Er war ungemein müde, aber er würde heute noch gehen. Das musste er. Denn während er sich immer noch nicht dazu entschließen konnte, sie zu "übergeben", wollte er keinen Moment länger mit der Erinnerung an sie verbringen. Nicht hier.
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  8. #188
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    Leif stand im Rahmen der Schlafzimmertür, den Blick demonstrativ zu Boden gerichtet und die Ohren abseits von Luceijas Wimmern. Wie ein großer Bruder, der seine kleine, hilflose Schwester drangsaliert hatte, und das im falschen Moment, nämlich als jemand nach Hause kam. Doch das hier war niemandes Zuhause mehr. Es war zum zweiten Mal dieser Ort, den er schnellstmöglich verlassen wollte.
    Vigilio schien es ebenso zu gehen. Die Männer standen sich schräg gegenüber, tauschten emotionslose, leere Blicke aus, bis Leif wieder zu Boden und der Italiener auf seine Schwester herabsah. Der Moment, der kein zurück mehr zuließ, war gekommen und der Schwede ließ sich nach wenigen Schritten ebenfalls auf die Knie herab. Er hob das Kinn seiner Freun-...Ex-Freundin und zwang sie dazu ihn anzusehen.
    "Vigilio wird dich mit nach London nehmen, Müslischleuder.", versprach er ihr. Weg von ihm. Weg von dieser fürchterlichen Situation, die er glaubte nicht in der Hand zu haben.
    Behutsam fasste er sie unter dem Arm, zog sie nach oben auf die Füße und ignorierte ihre zarte Gegenwehr. Sie war unglaublich schwach und gebeutelt von dem was passierte. Und passiert war.
    "Ich sage Lisa sie kann gehen. Ihre Sachen schicke ich nach London und aus der Verhandlung kriegen wir sie als Zeugin auch irgendwie raus.", brachte er nüchtern, an Vigilio gewandt, über die Lippen. Er war ungemein müde, aber er würde heute noch gehen. Das musste er. Denn während er sich immer noch nicht dazu entschließen konnte, sie zu "übergeben", wollte er keinen Moment länger mit der Erinnerung an sie verbringen. Nicht hier.


    Sie liebte dieses Gefühl so sehr. Wie er sie berührte, sie mit sanfter Bestimmung aufforderte, den Blick auf seine perfekten, grauen Augen zu richten. Sie stützte und hielt. Jeder seiner Berührungen war warm. Jede einzelne. Und dennoch, gleichzeitig, hasste sie alles, was damit zusammenhängte. Eigentlich wäre sie am liebsten auf dem Fussboden in die tausenden Teile zerflossen, in die ihre Seele, ihr gesamtes Sein, bereits zerstückelt worden war. Sie gleich eher einer Hülle als einem Menschen, blickte durch Leif hindurch und es lag nichtmal an den Drogen, an denen sie ohne es zu wollen so sehr hing.

    "Was ist passiert?!", forderte Vigilio eine Antwort, als er Luceija in ihrer Gänze betrachtete und sie, gestützt von dem Blonden, vor ihm war. Sie sah fürchterlich aus. Das Gesicht aufgequollen von tausenden von Tränen, die ohnehin leicht geröteten Augen mit diesen dezent geweiteten Pupillen. Er konnte dieses Bild nicht vollständig malen dass man ihm hier vorgesetzt hatte. Der Streit, ja, den hatte er leibhaftig mitbekommen, aber es war wie ein Trip von dem er die Hälfte vergessen hatte. "Leif, ich will eine verdammte Antwort.", knurrte er den Blonden an. "Überhaupt, die ganze Szene unten vor diesen Leuten? Und-..ist das ein Koffer?" Er verstand nichts mehr. Luceija hätte er ohnehin demnächst mit sich genommen aber Leif war hier angestellt. Leitender Arzt, trotz dieser Nonsense-Anklage.

    Vigilio machte Anstalten Luceija zu übernehmen, aber sie selbst...sie selbst blieb unbewegt und schien unwillig, sich selbst herumreichen zu lassen. Ihre Hand krallte sich in die Oberbekleidung an Leifs Rücken, war für Vigilio also unsichtbar, nur nicht vor ihm, dessen Nähe sie so glücklich machte wie zerstörte. Die Sizilianerin schloss ein weiteres Mal krampfhaft die Augen und presste diese Worte hervor. Die Tränen hörten nicht auf zu fließen.
    "Bitte Leif.."
    Sie sah aus diesen verheulten, gebrochenen Augen zu ihm auf. Sein eigener Blick tat ihr so weh, dass sie allein deshalb schon glaubte zu Grunde gehen zu müssen, aber sie versuchte ihn irgendwie zu halten. Genauso, wie sie ihn physisch halten musste, ihre zweite Hand sich in die nähe der ersten gesellte und sie sich selbst an ihn und diese beispiellose Wärme drückte. Ihr Ohr auf seiner Brust lag und sie für Sekunden diesen Herzschlag hören konnte, den sie glaubte, gleich schon nie wieder in ihrem Leben hören zu dürfen. Und Luci wusste selbst, wie erbärmlich sie sich gab. Sie sehr sie an ihm hängte, sie alles, absolut alles von sich selbst zerstörte und verdrängte nur um Platz für diese ausufernde Verzweiflung zu machen. Aber trotz der Angst und dem, was geschehen war...war der Gedanke diesen Menschen aus ihrem Leben streichen zu müssen für die Schwarzhaarige einfach nicht machbar.
    "Ti vògghiu ben assai..", weinte sie ein sizilianisches 'Ich liebe dich', endlich komplett gebrochen, leise in sein Shirt und verzweifelte an sich selbst. "...e ho bisogno di te."
    Luceija ist offline

  9. #189
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    Sie liebte dieses Gefühl so sehr. Wie er sie berührte, sie mit sanfter Bestimmung aufforderte, den Blick auf seine perfekten, grauen Augen zu richten. Sie stützte und hielt. Jeder seiner Berührungen war warm. Jede einzelne. Und dennoch, gleichzeitig, hasste sie alles, was damit zusammenhängte. Eigentlich wäre sie am liebsten auf dem Fussboden in die tausenden Teile zerflossen, in die ihre Seele, ihr gesamtes Sein, bereits zerstückelt worden war. Sie gleich eher einer Hülle als einem Menschen, blickte durch Leif hindurch und es lag nichtmal an den Drogen, an denen sie ohne es zu wollen so sehr hing.

    "Was ist passiert?!", forderte Vigilio eine Antwort, als er Luceija in ihrer Gänze betrachtete und sie, gestützt von dem Blonden, vor ihm war. Sie sah fürchterlich aus. Das Gesicht aufgequollen von tausenden von Tränen, die ohnehin leicht geröteten Augen mit diesen dezent geweiteten Pupillen. Er konnte dieses Bild nicht vollständig malen dass man ihm hier vorgesetzt hatte. Der Streit, ja, den hatte er leibhaftig mitbekommen, aber es war wie ein Trip von dem er die Hälfte vergessen hatte. "Leif, ich will eine verdammte Antwort.", knurrte er den Blonden an. "Überhaupt, die ganze Szene unten vor diesen Leuten? Und-..ist das ein Koffer?" Er verstand nichts mehr. Luceija hätte er ohnehin demnächst mit sich genommen aber Leif war hier angestellt. Leitender Arzt, trotz dieser Nonsense-Anklage.

    Vigilio machte Anstalten Luceija zu übernehmen, aber sie selbst...sie selbst blieb unbewegt und schien unwillig, sich selbst herumreichen zu lassen. Ihre Hand krallte sich in die Oberbekleidung an Leifs Rücken, war für Vigilio also unsichtbar, nur nicht vor ihm, dessen Nähe sie so glücklich machte wie zerstörte. Die Sizilianerin schloss ein weiteres Mal krampfhaft die Augen und presste diese Worte hervor. Die Tränen hörten nicht auf zu fließen.
    "Bitte Leif.."
    Sie sah aus diesen verheulten, gebrochenen Augen zu ihm auf. Sein eigener Blick tat ihr so weh, dass sie allein deshalb schon glaubte zu Grunde gehen zu müssen, aber sie versuchte ihn irgendwie zu halten. Genauso, wie sie ihn physisch halten musste, ihre zweite Hand sich in die nähe der ersten gesellte und sie sich selbst an ihn und diese beispiellose Wärme drückte. Ihr Ohr auf seiner Brust lag und sie für Sekunden diesen Herzschlag hören konnte, den sie glaubte, gleich schon nie wieder in ihrem Leben hören zu dürfen. Und Luci wusste selbst, wie erbärmlich sie sich gab. Sie sehr sie an ihm hängte, sie alles, absolut alles von sich selbst zerstörte und verdrängte nur um Platz für diese ausufernde Verzweiflung zu machen. Aber trotz der Angst und dem, was geschehen war...war der Gedanke diesen Menschen aus ihrem Leben streichen zu müssen für die Schwarzhaarige einfach nicht machbar.
    "Ti vògghiu ben assai..", weinte sie ein sizilianisches 'Ich liebe dich', endlich komplett gebrochen, leise in sein Shirt und verzweifelte an sich selbst. "...e ho bisogno di te."


    Niemand hatte die Absicht Vigilio zu einem Statisten zu degradieren, es geschah einfach. Leif nahm ihre krallenden Finger in seinem Rücken wahr, als würden sie ihm wirklich Schmerz zufügen. Er betrauerte die Tatsache das es das letzte Mal sein würde, das ihr Geruch seine Nase erreichte und ebenso brach ihm die Tatsache das Herz, das Tränen in ihm mitschwangen. Der Schwede hatte die größte Mühe, seine Schwäche nicht auch noch nach außen zu kehren, sondern sich in vermeintlich erwachsener Vernunft zu üben.
    "Jag älskar dig också.", schwor er ihr und strich durch das schwarze Haar. Als er die Symbolik seiner Geste erkannte, ließ er davon ab, als hielte er bloße Flammen in den Händen. Er fasste Luceijas labile Schultern und kratzte sie regelrecht von sich, unwillig, aber direkt in die Arme ihres Bruders.
    "Nimm sie mit. Sofort.", wies er Vigilio rau an. Keiner von ihnen würde das hier eine Minute länger ertragen. "Und komm nicht auf die Idee sie wieder herzubringen. Nie wieder. Ruf bloß an wenn ihr London erreicht habt."
    AeiaCarol ist offline

  10. #190
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    Niemand hatte die Absicht Vigilio zu einem Statisten zu degradieren, es geschah einfach. Leif nahm ihre krallenden Finger in seinem Rücken wahr, als würden sie ihm wirklich Schmerz zufügen. Er betrauerte die Tatsache das es das letzte Mal sein würde, das ihr Geruch seine Nase erreichte und ebenso brach ihm die Tatsache das Herz, das Tränen in ihm mitschwangen. Der Schwede hatte die größte Mühe, seine Schwäche nicht auch noch nach außen zu kehren, sondern sich in vermeintlich erwachsener Vernunft zu üben.
    "Jag älskar dig också.", schwor er ihr und strich durch das schwarze Haar. Als er die Symbolik seiner Geste erkannte, ließ er davon ab, als hielte er bloße Flammen in den Händen. Er fasste Luceijas labile Schultern und kratzte sie regelrecht von sich, unwillig, aber direkt in die Arme ihres Bruders.
    "Nimm sie mit. Sofort.", wies er Vigilio rau an. Keiner von ihnen würde das hier eine Minute länger ertragen. "Und komm nicht auf die Idee sie wieder herzubringen. Nie wieder. Ruf bloß an wenn ihr London erreicht habt."


    "Nein..", flüsterte sie nur leise. Zu leise vielleicht, denn es zeigte keine Wirkung. Langsam schob er sie ausser Reichweite, löste den Griff, der sie an ihm halten sollte und mit ihm floss alles scheinbar sichtbar einen unendlichen Abhang hinunter. Und dann waren es so gänzlich andere Hände die sie hielten. Und ein anderer Geruch kroch in ihre Nase. Und dann sank ihr Blick auf den Boden wie Leifs zuvor. Sie lies sich leblos aus seiner Reichweite trennen. Wurde gedreht. Die Tür schwang auf und entließ beide Ascaiaths nach draußen. "Halt dich hier kurz fest.", wies Vigilio seine Schwester an und legte behutsam ihre Hand um das Geländer. Sie reagierte nichtmehr aber hielt sich fest. Alles was noch in ihren Ohren klang war dieses "Jag älskar dig också.".

    Vigilio drehte um und solange die Türe noch etwas offen stand, stürmte er zurück ins Apartment. Vielleicht etwas zu harsch und zu schnell, gezeichnet von eigenen Emotionen die er nicht zu deuten in der Lage war, schob er Leif an der Schulter gegen die Wand und hielt ihn dort, eine Sekunde, fest, wobei sich der Zeigefinger seiner anderen Hand mit bedrohlichem, aber eher wütendem Unterton in sein Gesicht richtete. Er starrte ihn an. Sekundenlang. Versuchte die Antwort in seinem Blick zu finden. "Ich weiß nicht, was das hier soll oder was hier passiert ist, aber ich hoffe für dich - für euch beide - dass du dir das verdammt gut überlegt hast." Kurz überlegte der Italiener wirklich dem Größeren zum Abschied mehr mitzugeben als nur den ausgestreckten Zeigefinger in sein Gesicht gerichtet, aber er entschied sich dagegen. Der Blick den er ihm widmete beinhaltete viel deutlicher die Fragen warum und wieso. "Ich mochte dich wirklich.", stellte er ihre platonische Freundschaft klar und ließ ihn daraufhin los.
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  11. #191
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Nein..", flüsterte sie nur leise. Zu leise vielleicht, denn es zeigte keine Wirkung. Langsam schob er sie ausser Reichweite, löste den Griff, der sie an ihm halten sollte und mit ihm floss alles scheinbar sichtbar einen unendlichen Abhang hinunter. Und dann waren es so gänzlich andere Hände die sie hielten. Und ein anderer Geruch kroch in ihre Nase. Und dann sank ihr Blick auf den Boden wie Leifs zuvor. Sie lies sich leblos aus seiner Reichweite trennen. Wurde gedreht. Die Tür schwang auf und entließ beide Ascaiaths nach draußen. "Halt dich hier kurz fest.", wies Vigilio seine Schwester an und legte behutsam ihre Hand um das Geländer. Sie reagierte nichtmehr aber hielt sich fest. Alles was noch in ihren Ohren klang war dieses "Jag älskar dig också.".

    Vigilio drehte um und solange die Türe noch etwas offen stand, stürmte er zurück ins Apartment. Vielleicht etwas zu harsch und zu schnell, gezeichnet von eigenen Emotionen die er nicht zu deuten in der Lage war, schob er Leif an der Schulter gegen die Wand und hielt ihn dort, eine Sekunde, fest, wobei sich der Zeigefinger seiner anderen Hand mit bedrohlichem, aber eher wütendem Unterton in sein Gesicht richtete. Er starrte ihn an. Sekundenlang. Versuchte die Antwort in seinem Blick zu finden. "Ich weiß nicht, was das hier soll oder was hier passiert ist, aber ich hoffe für dich - für euch beide - dass du dir das verdammt gut überlegt hast." Kurz überlegte der Italiener wirklich dem Größeren zum Abschied mehr mitzugeben als nur den ausgestreckten Zeigefinger in sein Gesicht gerichtet, aber er entschied sich dagegen. Der Blick den er ihm widmete beinhaltete viel deutlicher die Fragen warum und wieso. "Ich mochte dich wirklich.", stellte er ihre platonische Freundschaft klar und ließ ihn daraufhin los.


    Die schwedische Gegenbewegung kam reflexartig und grob mit einem Schubs gegen den Brustkorb seines Gegenübers.
    "Ist mir scheißegal.", fauchte er den Italiener an. "Nachdem ihr wissentlich das aus ihr gemacht habt, werdet ihr gefälligst die Einzigen sein, die zuseht wie sie irgendwann dabei draufgeht. Niemand der sie wirklich liebt, erträgt das. Oder hast du es je länger als ein paar Wochen versucht, hm?"
    Leif richtete sein Oberteil, schob sich seitlich aus dem Wirkungsbereich des Italieners und wandte sich schließlich ab.
    "Verschwinde aus meiner Wohnung. Wenn irgendwer Luceija noch als Stütze dienen kann, dann du. Nach heute bin ich Geschichte."
    AeiaCarol ist offline

  12. #192
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen

    Die schwedische Gegenbewegung kam reflexartig und grob mit einem Schubs gegen den Brustkorb seines Gegenübers.
    "Ist mir scheißegal.", fauchte er den Italiener an. "Nachdem ihr wissentlich das aus ihr gemacht habt, werdet ihr gefälligst die Einzigen sein, die zuseht wie sie irgendwann dabei draufgeht. Niemand der sie wirklich liebt, erträgt das. Oder hast du es je länger als ein paar Wochen versucht, hm?"
    Leif richtete sein Oberteil, schob sich seitlich aus dem Wirkungsbereich des Italieners und wandte sich schließlich ab.
    "Verschwinde aus meiner Wohnung. Wenn irgendwer Luceija noch als Stütze dienen kann, dann du. Nach heute bin ich Geschichte."



    So wirklich unterschiedlich waren sich die Geschwister wirklich nicht. Zwar war es nicht an Vigilio sich an ihn zu klammern und zu heulen, aber dieser "What the fuck"-Gesichtsausdruck pinnte sich auf eine selbe Weise in sein Gesicht und schwang wenig später in die gewohnte, kühle Routine und Gleichgültigkeit um. Er hielt Abstand zu Leif und hatte eigentlich kein Interesse daran sich mit dem Blonden zu prügeln wenn es die Umstände nicht WIRKLICH erforderten. Aber dieser Satz? Dieser Vorwurf und diese verdammte Frechheit die er sich erlaubte, so, wie er seine Schwester zurückgelassen hatte, obwohl er eigentlich längst ihrer beider Vertrauen gewonnen hatte? Diese eine, verdammte Sicherung brannte in ihm durch. Er stob diese wenigen Schritte auf den Hünen zu, holte aus und schlug ihm umweglos ein einziges Mal mit der Faust ins Gesicht. Bis seine Rechte pulsierte und er schnaubte, als sei es längst nötig gewesen.

    Er drehte sich in Richtung Türe und schüttelte die Hand aus in einer abweisenden, genervten Geste. Als er an der Tür angekommen war, schaute er nochmal kurz auf und über seine Schulter. Kurz bevor er ging. Und sagte: "Niemand der sie wirklich liebt würde eine offensichtlich psychisch labile Person sich selbst überlassen und dabei zusehen wie sie mit dem Zeug verrottet, du dämlicher Bastard!"
    Dann ging er. Der Effekt der zuschlagenden Türe entfiel leider und es ärgerte Vigilio deutlich mehr als es sollte.
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  13. #193
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen

    Abuyin

    "Meinen Onkel." murmelte er leise. "Wobei man von 'besuchen' nicht wirklich reden kann.....ich hatte gar nicht vor jetzt dorthin zu reisen." Er musste unwillkürlich an Leif denken. Er hatte schon ein schlechtes Gewissen ihn jetzt einfach so sitzen zu lassen. Aber er würde es verstehen. Und wenn alles gut werden würde, dann würde Abu sich auch sofort ins nächste Schiff setzen um seinen Freund bei dieser Sache zu unterstützten. Und es musste einfach alles gut werden...."Hier." Der Iraner fuhr kurz sein Omni-Tool hoch und zeigte seiner Gesprächspartnerin den Bericht, der ihn beim Frühstück dazu veranlasst hatte mit einem Mal den Saal zu verlassen.


    Liz Lopez / Raumschiff / Richtung Citadel

    Aufmerksam lauschte sie seinen Worten, sah ihn dabei auch direkt von der Seite an, während er für einen MOment inne hielt und kurz über etwas oder jemand nach zu denken schien.
    Dann fuhr der Iraner plötzlich sein Omni-Tool hoch und zeigte ihr einen Citadel Bericht, der ihr ebenfalls auf Proteus aufgefallen war.
    Der Krypto-Killer schien gerade Thema Nummer 1 zu sein und sorgte auf der Citadel zusehenst für Angst.
    "Denken Sie, ihr Onkel könnte in Gefahr sein?" fragte die Spanierin leise und äußerst vorsichtig nach.


    *****


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    Marco Lagos

    "Auf der Citadel?" Einen Ausflug bis zu dieser Station hatte Marco nun nicht gerade eingeplant. Andererseits, was hatte er erwartet? Auf dieser unscheinbaren, kleinen Kolonie würden sich sicherlich keine Meisterhacker finden, welche ihnen bei einer solch pikanten Sachen helfen konnten. "Nun, wenn es um Geld geht sollte es keine all zu großen Probleme geben.....ich habe noch eine Rücklagen." Eigentlich hatte er sich diese für private Zwecke zurückgelegt....aber diese Sache war wichtig. Und vielleicht würde die Beendung dieser Korruption ja noch mehr einbringen? "Eigentlich muss ich arbeitsbedingt ja hier bleiben.....und wenn ich mich krank melde würde das wohl nur für Aufsehen sorgen." In all der Zeit, in welcher er bei ExoGeni gearbeitet hatte, hatte er sich noch nie krank gemeldet und sich (nicht ganz zu Unrecht) den Ruf eines Workaholic's erarbeitet. "Aber gut...." seufzte er. Irgendwann war wohl immer das erste Mal. ".....wann und wie könnten wir denn aufbrechen?"


    Stephen merkte, dass Marco das mit der Citadel so garnicht in den Kram passte und auch von ihm war dieser Abstecher nicht geplant gewesen.
    "Ja.. Citadel!" bestätigte der Blondschopf.
    "Aber wenn diese Violet Antworten für uns hat, wäre diese Reise ja nicht umsonst!?" mischte sich die rothaarige ein.
    "WENN sie Antworten hat..." konterte der Blondschopf und blickte zu Lucia, ehe er sich wieder an Marco wandte.
    "Wegen dem Geld..." begann er ruhig und überlegte einen Moment.
    "Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken. Da es auch in meinem Interesse liegt, die Verantwortlichen zu finden und gegebenfalls unschädlich zu machen, können wir uns die Kosten ja teilen?!" bot der Blondschopf an.
    Marco schien sich mit der Entscheidung noch schwer zu tun, zumindest hatte Stephen den Eindruck, dass er sehr mit sich haderte.
    Schließlich willigte der braunhaarige seufzend ein.
    "Aber gut...." seufzte er. Irgendwann war wohl immer das erste Mal. ".....wann und wie könnten wir denn aufbrechen?"
    "Je eher, umso besser...!" antwortete der Blondschopf knapp.
    "Ich kümmere mich sofort um alles!" meinte die rothaarige und noch bevor die beiden Herren irgendwas sagen konnten, zog Lucia von dannen.

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
    eis engel ist offline

  14. #194
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Zitat Zitat von Sideways Beitrag anzeigen
    Dem Franzosen war der Schock förmlich ins Gesicht geschrieben. Anstatt eine 0815 Antwort von Julian zu erhalten, lenkte er das Gespräch in eine komplett andere Richtung. Phil war zwar bewusst, dass sein Aufenthalt hier nicht genau dem entsprechen würde, weshalb er eigentlich gekommen war. Trotzdem hatte er nicht damit gerechnet, dass es so Top-Secret sein würde. Julian hatte seine Maske im Gesicht in nullkommanichts in kleine Fetzen zerrissen, doch was noch viel schlimmer war, Phil konnte rein gar nichts dagegen tun. Während Julian sprach bekam der Franzose Panik, wobei ihm leicht schwindelig wurde und er das Gefühl bekam, dass Julian höchstpersönlich mit beiden Beinen auf seiner Brust stehen würde.
    Als sich langsam wieder die Normalität einpendelte und er das Gesagte verarbeitet hatte, war sich Phil über den Vertrag bewusst. Dennoch wechselten seine Gedanken ständig zwischen der Tatsache, ob er wirklich so "geldgeil" war oder einfach nur etwas in seinem Leben ein einziges Mal wagen wollte.
    Während er versuchte diese Gedanken zu sortieren, sprach Julian weiter und gab Phil drei Möglichkeiten um dieses Gespräch zu beenden. Er setzte ihm tatsächlich eine Deadline von 60 Sekunden. Nicht mal eine Nacht darüber schlafen, durfte er. Normalerweise wäre für den jungen Informatiker die einzige logische Schlussfolgerung gewesen, sich für die Variable C zu entscheiden, um einfach nur hier raus zu kommen. Aber irgendetwas war diesmal anders. Phil wollte nicht gehen. Er schmunzelte sogar leicht, als er darüber nachdachte. Vielleicht lag es daran, dass er nicht noch einmal an der Sicherheitskontrolle vorbei wollte oder in einem fliegenden Sarg durch die Stürme zu gleiten. Während der Countdown weiter lief und die Digitaluhr gerade die Anzeige von 30 auf 29 Sekunden änderte, ging er die beiden anderen Möglichkeiten durch. Wobei er sich nur dachte, dass er Plan C, obwohl er diesen gerade ausgeschlossen hatte, vermutlich Plan B vorziehen würde. Da er wirklich darauf verzichten könnte, das zu seiner Angststörung, die sich immer mehr zu einer sozialen Phobie entwickelte, noch eine Paranoia hinzukäme. Bei dem Gedanken schüttelte er hastig mit dem Kopf und schluckte im Grunde genommen nichts runter, da sein Mund sich so trocken anfühlte. Als dann die letzten zehn Sekunden angebrochen wurden blickte er Julian an, welcher sich irgendwelchen Protokollen oder was auch immer widmete, woraufhin der Franzose mit vier Fingern auf den Mahagoni Tisch klopfte, um damit Julians Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    "Wagen wir es.", seufzte Phil, "Aber wenn wir das durchziehen, möchte ich wissen was wäre, wenn ich merke, dass dieses Projekt nach einer Zeit nichts mehr für mich ist. Darf ich dann bedingungslos austreten oder hetzen Sie mir dann noch Schlimmeres auf den Hals, als Detektive?"
    Für einen Augenblick stockte der Franzose und bedachte, dass er auch immer noch Plan B wählen könnte, weshalb er kerzengerade Julian ansah.
    "Aber, wenn sie nichts anderes mehr zu sagen haben, dann schießen sie mal los ich bin gespannt.", worauf Phil seine Hände in seinen Schoß legte und sich erschöpft in den Stuhl sinken lies.



    Der Doktor brauchte einen Moment, um sich tatsächlich dem Gesprächspartner wieder zuzuwenden, hob in der Zeit des Wartens für einige Sekunden den Zeigefinger, um klarzumachen, dass er seine Arbeit gleich unterbrechen konnte. Erst dann drehte er sich lächelnd mit seinem Drehstuhl zu Phil um und hörte sich geduldig dessen Antwort an.
    "Ich fürchte, wenn Sie als Bedingung die Garantie einer Ausstiegsmöglichkeit brauchen, dann haben Sie meine Bedingungen nicht verstanden."
    Einige Sekunden blickte er mit einer Mischung aus freundlicher Höflichkeit und Ernst in die Augen seines Gegenübers, verlieh somit seinen Worten Nachdruck und vergewisserte sich gleichzeitig, welche Gedanken Moreau wohl durch den Kopf gingen. Dann nickt er jedoch, ließ sich auf den Kompromiss ein, die Details darzulegen, ohne eine Garantie der Zusage zu bekommen. Doch welche Konsequenzen eine Absage Moreaus haben würde, konnte sich dieser nur ausmalen.
    "Die Sache wird gut bezahlt und Sie gelten laut meiner Empfehlungen als moralisch flexibel, also erwarte ich eine gewisse Professionalität im Umgang mit ethischen Dilemmata. Sie sind ausführende Kraft, nicht führende Hand, also müssen Sie sich über Gründe und Alternativen, über Für und Wider, über richtig oder falsch keine Gedanken machen."
    Wieder machte er eine bedächtige Sprechpause, in der seine Augen Phil nahezu zu durchbohren schienen auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen des Zweifels.
    "Genug des Vorworts. Also: Ich führe derzeit in dieser Anlage eine eigene Experimentenreihe durch, von der die Allianz keinerlei Kenntnis hat. Und dabei soll es auch bleiben. Die jüngsten Ereignisse spielen mir dabei in die Hände. Wir hatten hier mehrere Zwischenfälle, die man im Grunde nur auf die offiziellen Worte 'menschliches Versagen' reduzieren kann, wobei die Ursachen aber weit komplexer sind, als Sie und ich es sich vorstellen können. Wie dem auch sei, die offizielle Leitung der Anlage gilt gemeinhin als nervliches Wrack und unterzeichnet jeden Wisch, der ihm vorgelegt wird. Mein direkte Vorgesetzter Dr. Svensson wird voraussichtlich die Anlage bald verlassen, womit mir beinahe alle organisatorischen Befugnisse zufallen. Das Problem ist allerdings, dass die Anlage als militärischer Stützpunkt dennoch weiterhin nicht mir untersteht, sondern Rear Admiral Butke. Der schlürft zwar gerade hunderte Lichtjahre entfernt von hier seinen Earl Grey, aber sollte er irgendwann mitbekommen, dass McDarragh nur noch eine Marionette ist und hier irgendwelche Dinge abseits der Protokolle ablaufen, wird er den Laden dichtmachen, womit unser beider Arbeitsverhältnis hier direkt enden würde. Wahrscheinlich sogar vor Gericht. Kurz gesagt: Es ist in unser beider Interesse, meine inoffizielle wissenschaftliche Arbeit hier geheimzuhalten - und daher eben auch Ihre künftigen Geheimhaltungsversuche meiner Arbeit zu vertuschen. Womit wir zu Ihren Aufgaben kommen. Sie müssen für mich alle Beweise meines Schaffens kaschieren, sodass offiziell nichts auf Band, in Textform oder irgendwie anders zu finden ist, das belegen könnte, welche Experimente ich unautorisiert durchführe. Oder dass sie überhaupt durchgeführt werden. Offiziell bleibt diese Anlage eine medizinische und psychologische Rehabilitationseinrichtung invalider Allianzsoldaten. Forschung findet hier nach außen hin nicht statt."
    Julian spürte eine gewisse Unsicherheit des jungen Mannes auf der anderen Seite des Tisches, weshalb er zur Erläuterung die Akte von Lt. Hisao Iiyama öffnete und Phil auf dessen Omnitool übertrug.
    "Ein Beispiel. Dieser Mann hat vor einigen Tagen versucht, mit einer Komplizin die Anlage lahmzulegen. Wegen Verschwörungstheorien. Offiziell ist der Grund traumabedingte Paranoia. Tatsächlich ist seine Paranoia nicht traumainduziert, sondern wahrscheinlich eine Folge einer Testreihe, die ich seit Längerem an ihm durchführe. Niemand ahnt davon etwas, daher plane ich, den inzwischen isolierten Mann weiterhin zum Thema meiner Forschungsarbeit zu machen. Ihre Aufgabe wird es sein, das zu vertuschen. Sie müssen einen Zugang in das anlagenweite Sicherheitssystem finden, um es mir zu erlauben, unregistriert Türen zu öffnen, Kameras zu überbrücken, Patientendaten im Archiv zu fälschen, falsche Alarme zur Ablenkung zu aktivieren, und insgesamt eben alles auf elektronische Art zu tun, das möglich und nötig ist, damit ich in Ruhe meiner Arbeit nachgehen kann. Das wird aber nicht auf Iiyama beschränkt bleiben. Ich plane, wenn Sie Ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, meine Kontrolle hier auszuweiten und auch andere Patienten in meine Versuche einzubeziehen. Je mehr Erfolg ich dabei habe, desto höher ist das Ihnen zuschreibbare Honorar. Aber mehr als das. Sie tun damit auf lange Sicht etwas Wichtiges für die Menschheit - die ganze Galaxie. Meine Forschungsergebnisse hätten eine Tragweite, die Sie sich kaum vorstellen können und die ich mich derzeit kaum wage zu erläutern. Lassen Sie mich nur sagen, dass wir damit unter Umständen Millionen von Leben retten können. Das eben aber nur auf Kosten einiger weniger. So viel Utilitarismus im Denken muss ich von Ihnen erwarten können, Phil. Machen Sie meine Arbeit möglich, und Sie retten zahllosen Menschen das Leben. Zu einer guten Bezahlung. Alles von Ihrer Tastatur aus. Der beste Job der Welt, wenn man es von dieser Seite betrachtet. Man muss nur Bereit sein, die Mittel mit dem Zweck zu heiligen, wenn Sie verstehen."
    Er ließ das Gesagte einen Moment sinken, sodass im völlig stillen Praxisraum eine beklemmende Stille herrschte, nur untermalt vom Lüftergeräusch seines Arbeitsrechners. Dann stand er auf, streckte Phil über die Tischplatte hinweg seine Hand entgegen und lächelte erneut.
    "Ich darf also auf Ihre Mitarbeit bauen, Phil?"
    Tjordas ist offline

  15. #195
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Zitat Zitat von Rabenkopf Beitrag anzeigen
    Bevor die beiden das Gespräch fortsetzen konnten, bemerkte Neths Luna – sie blickte nach oben, in eine bestimmte Richtung mit aufgestellten Ohren. Der Salarianer drehte sich ebenfalls in diese Richtung um und sah die Fahrzeuge anfliegen. Es waren nur drei – zwei kleinere Skycars und ein größerer Transporter vermutlich für Spezialeinheit.
    “Das sind die Leute von den Behörden...“, murmelte die Asari neben ihm.
    „Ziemlich wenige Fahrzeuge…“, überlegte er laut, „Sie sind wohl nicht auf eine Suchaktion eingestellt. Das könnte ein gutes Zeichen dafür sein, dass sie unserer Geschichte leichter abkaufen werden – aber auch ein schlechtes, denn sie könnten uns hier festhalten bis Verstärkung kommt, wenn sie die ersten Leichen gesehen haben.“, die Fahrzeuge landeten und dunkelgekleidete Asari kamen aus ihnen heraus, „Ich hab mir die Polizei-Uniformen von Asari irgendwie…ästhetischer vorgestellt…“, erklärte er mit einem Schmunzeln, bevor er sich an Sahenia wandte, „Es ist besser wenn du das Reden übernimmst – ziemlich viele Asari sind gestorben, hab keine Lust, dass sie deswegen auf der Stelle den Alien verdächtigen.“, wobei er das Ganze eher als Witz meinte, auch wenn das bei seiner Art schnell zu reden möglicherweise untergegangen ist.


    Sahenia lächelte und nickte kurz zu Neth rüber, sie konnte sein Unbehagen ja irgendwo nachvollziehem, schließlich waren sie hier auf einer Asari Welt, während sie die Einheiten beobachtete.
    Aus den beiden Skycars stiegen jeweils zwei in schwarz/ weiß gekleidete Polizistinnen aus und eine Vorgesetzte, während aus dem Transporter fünf in schwarz gekleidete Asari Elite Soldatinnen mit Sturmgewehren hinaus kletterten.
    Die drei warfen sich irritierte Blicke zu, als sie den Trupp auf sich zu kommen sahen. Eine Asari in Polizeiuniform stellte sich vor den Trupp. Sie schien die Einsatzleiterin zu, vermutete Sahenia.
    "Mein Name ist Captain Azura Sulani! Sind Sie diejenigen, die nach Polizei Unterstützung gerufen haben?" stellte sich die Asari vor.
    Sahenia war schon im Begriff sowas zu fragen, wie - sehen sie noch andere Leute hier?
    Aber sie schluckte die bissige Bemerkung herunter.
    "Ja!" antwortete die junge Asari knapp und ging der Einsatzleiterin etwas entgegen.
    "Mein Name ist Sahenia und Sie können sich nicht vorstellen, wie froh wir darüber sind, dass Sie hier sind!"
    "Sahenia? Du bist doch die Tochter von Dishana, richtig?" fragte die Einsatzleiterin.
    Sahenia schmunzelte verlegen. "Ja, richtig!" antwortete sie schließlich.
    "Und die beiden?" wollte der Captain wissen, wobei sie den Salarianer misstrauisch beäugte.
    "Die eine ist meine beste Freundin Yelyna Nuralli und er ist ein guter Freund von uns... Orange und ja, wir haben ihn so getauft!" antwortete die junge Asari und deutete auf die Optik des Salarianers. Gleichzeitig warf sie Neth einen eindringlichen Blick zu, dass er dieses Spiel mitspielen sollte.
    Captain Sulani blickte nochmal skeptisch zum Salarianer rüber, schien aber fürs erste zufrieden gestellt zu sein und kam gleich zum Kern der Sache.
    "Was ist hier geschehen?"
    "Wir hatten uns hier mit einer Geschäftskündin verabredet, sie wollte mir protheanische Artefakte zeigen und verkaufen, die ich für mein Studium brauche. Wir gingen wie verabredet in dieses Gebäude..." erklärte Sahenia und zeigte auf das eine Gebäude, aus dem sie zuvor kamen.
    "Die Geschäftskundin tauchte nicht auf, stattdessen fanden wir Leichen von Cerberus Mitarbeitern und völlig entstellten Asaris!" Sichtlich mitgenommen von den Ereignissen setzte sich die junge Asari leicht zitternd auf die Bank.
    "Cerberus... entstellte Asari?" hakte die Einsatzleiterin nach. Sahenia nickte.
    Captain Sulani wandte sich an ihre Truppe.
    "Durch kämmt das komplette Gebäude und haltet mich auf dem laufenden!" wies sie ihr Team an, die sich sofort auf den Weg machten.
    "Und wer war diese Geschäftskundin?" hakte Captain Sulani nach. Verwirrt blickte Sahenia zur Einsatzleiterin auf, ehe sie zu Neth rüber sah.
    "Ich höre..." forderte sie schließlich den Salarianer auf.

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
    eis engel ist offline

  16. #196
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    - i wonder what my body would sound like, slamming against those rocks -

    Zittrig lag ihre Hand auf dem Geländer. Es wollte ihr Stabilität bieten. Vielleicht so etwas wie Sicherheit. Es schützte normale Leute vor der sich hier auftuenden, riesigen Kluft nach unten. Drei Stockwerke tief - ein Blick allein verriet, dass man so, ungeschickt fallend, auf jeden Fall sterben würde. Vielleicht ein Genickbruch. Vielleicht auch nur mehrere Knochenbrüche und viele, viele Monate Genesung in einem Örtlichen Krankenhaus. Oder noch schlimmer: Hier vor Ort. Sie entschied sich, dass der Tod die bessere Option war. Vielleicht war es ein Knall gegen das nächste Geländer bis der Körper über hing und mit dem Rückgrad auf den nächsten knallte. Wenn er unten ankam war er unkenntlich und blutübersäht. Vielleicht würde das Gesicht den Sturz auf eine der niederen Wände abfangen, die Wangenknochen und der Schädel eingedrückt werden und letztlich der gesamte Kopf nur eine undefinierbare Masse. Es war ein kurzer Gedanke. Ein einziger. Aber es war der glücklichste, den sie im Moment formen konnte, als sie hier stand. Im viel zu weißen, klinischen Vorraum seines Apartments. Wo es still war, bis auf die murmelnden Geräusche aus dem Inneren. Dieses Echo der Stimme, die sie nicht mehr ertragen konnte. Und Vigilio, der es wirklich gut mit ihr meinte, für dessen Aufmerksamkeit aber im Moment kein Platz in ihrem Kopf war. Sie konnte sie nicht mehr beachten. Der Gedanke an diese Kluft vor ihr, an das sehr hohe und sehr tief nach unten endende Treppenhaus war viel angenehmer als jeder andere.

    Es war der Anfang einer Gedankenserie, der jetzt erst, wo Leif gewaltsam aus ihr herausgerissen wurde und der Gedanke der an ihn zurück blieb sie am liebsten hätte schreien lassen, fruchten konnte. Er begann siechend langsam zu wachsen, seine Sporen überall in ihrem Körper zu verteilen, ehe sich Ranken ausbildeten und einen festen, fruchtbaren Boden in ihrem zerstörten Inneren fanden. Sie trug eine Botschaft, über die sie oft genug nachgedacht hatte. Sie hatte sie bereits entschlüsselt und die Nachricht lag bar vor ihr: Eine einzige, logische Konsequenz, die sie aus diesem Alptraum zog.

    Luceija wartete nicht auf ihren Bruder. Sie lies sich von dieser unsichtbaren Hand aus der Gefahrenzone ziehen, mit der sie nun so viel unangenehmes aber gleichzeitig so viel schönes verband, dass es sie nahezu zerriss. Und es war gut so. Auch, dass sie ihren Visionen nicht traute und ihren Körper nicht als Testobjekt her gab um zu erfahren, ob und wie er durch den Sturz zerstört werden konnte, sondern dass sie die Treppe nahm. Stufe für Stufe spürte sie das, was er an ihr hinterlassen hatte. Als seien es Drohungen, nicht mehr zurück zu kommen. Jeder verdammte Schritt schmerzte, Treppenstufe für Treppenstufe. Und dennoch: Als sie unten angekommen war und alleine die zur Seite aufgleitende Haupteingangstüre des Traktes verließ, war sie sich ihrer Entscheidung nur noch sicherer. Nichts in ihr hätte sie mehr aufhalten können.

    Etwas ziellos trug sie sich ins scheinbare Nichts. Sie nahm Proteus noch einmal mit allen Sinnen wahr. Lies ihre Tränen im feuchtigkeitsgeschwängerten Wind trocknen und ihr innerstes weiter vereisen als sie alles sah, was sie an diese Endsituation und diese Misere erinnerte: Die Patientenunterkünfte und der Moment den sie in der Dusche unter fließendem Wasser teilten, den Darwin-Tower und die heimliche Berührung ihrer Hände zwischen all den Feiernden, Leifs Praxis und der erste Kuss seit ihrem Wiedersehen. Der, der alles besiegelte. Jede Erinnerung keimte auf und wurde erstickt. Brutalst von diesen inneren Ranken erwürgt, bis sie es nicht mehr gab. Sie fielen dieser Kälte zum Opfer wie so vieles andere.

    Und dann war sie da. Hier, wo sie die Drogen fand, die sie vernichtete. Die einzige Erinnerung, die sich nicht ersticken lies. Sie rieb sich die Tränen unter den Augen weg, aber würde niemals verbergen können wie sie aussah und sich fühlte. Aber sie konnte es überspielen. Wenn sie wollte, konnte sie es. Irgendwie. Genauso wie sie das Panel drücken und ungefragt in die Praxis von Giuliano Ward eindringen konnte. Gezielt hineinlief, angetrieben von dem letzten Element, dass sie am Leben hielt und ihr einen Weg in diese Schlucht bieten würde. Den Mut, den Klang ihres aufschlagenden Körpers zu erforschen, wo ihr Geist schon längst gesprungen war.

    "Giuliano. Der Deal steht.", sagte sie knapp und kam inmitten des Raumes urplötzlich zum Stehen. Und bemerkt den jungen Mann nicht, der am Tisch saß. Es lag nicht an ihm, aber...im Moment hätte sie es nicht interessiert wenn halb Proteus hier gewesen wäre. Sie war hierhin nicht ohne Grund gekommen. Und ohne diese Mittel würde sie nicht mehr gehen.
    Luceija ist offline

  17. #197
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    Der Doktor brauchte einen Moment, um sich tatsächlich dem Gesprächspartner wieder zuzuwenden, hob in der Zeit des Wartens für einige Sekunden den Zeigefinger, um klarzumachen, dass er seine Arbeit gleich unterbrechen konnte. Erst dann drehte er sich lächelnd mit seinem Drehstuhl zu Phil um und hörte sich geduldig dessen Antwort an.
    "Ich fürchte, wenn Sie als Bedingung die Garantie einer Ausstiegsmöglichkeit brauchen, dann haben Sie meine Bedingungen nicht verstanden."
    Einige Sekunden blickte er mit einer Mischung aus freundlicher Höflichkeit und Ernst in die Augen seines Gegenübers, verlieh somit seinen Worten Nachdruck und vergewisserte sich gleichzeitig, welche Gedanken Moreau wohl durch den Kopf gingen. Dann nickt er jedoch, ließ sich auf den Kompromiss ein, die Details darzulegen, ohne eine Garantie der Zusage zu bekommen. Doch welche Konsequenzen eine Absage Moreaus haben würde, konnte sich dieser nur ausmalen.
    "Die Sache wird gut bezahlt und Sie gelten laut meiner Empfehlungen als moralisch flexibel, also erwarte ich eine gewisse Professionalität im Umgang mit ethischen Dilemmata. Sie sind ausführende Kraft, nicht führende Hand, also müssen Sie sich über Gründe und Alternativen, über Für und Wider, über richtig oder falsch keine Gedanken machen."
    Wieder machte er eine bedächtige Sprechpause, in der seine Augen Phil nahezu zu durchbohren schienen auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen des Zweifels.
    "Genug des Vorworts. Also: Ich führe derzeit in dieser Anlage eine eigene Experimentenreihe durch, von der die Allianz keinerlei Kenntnis hat. Und dabei soll es auch bleiben. Die jüngsten Ereignisse spielen mir dabei in die Hände. Wir hatten hier mehrere Zwischenfälle, die man im Grunde nur auf die offiziellen Worte 'menschliches Versagen' reduzieren kann, wobei die Ursachen aber weit komplexer sind, als Sie und ich es sich vorstellen können. Wie dem auch sei, die offizielle Leitung der Anlage gilt gemeinhin als nervliches Wrack und unterzeichnet jeden Wisch, der ihm vorgelegt wird. Mein direkte Vorgesetzter Dr. Svensson wird voraussichtlich die Anlage bald verlassen, womit mir beinahe alle organisatorischen Befugnisse zufallen. Das Problem ist allerdings, dass die Anlage als militärischer Stützpunkt dennoch weiterhin nicht mir untersteht, sondern Rear Admiral Butke. Der schlürft zwar gerade hunderte Lichtjahre entfernt von hier seinen Earl Grey, aber sollte er irgendwann mitbekommen, dass McDarragh nur noch eine Marionette ist und hier irgendwelche Dinge abseits der Protokolle ablaufen, wird er den Laden dichtmachen, womit unser beider Arbeitsverhältnis hier direkt enden würde. Wahrscheinlich sogar vor Gericht. Kurz gesagt: Es ist in unser beider Interesse, meine inoffizielle wissenschaftliche Arbeit hier geheimzuhalten - und daher eben auch Ihre künftigen Geheimhaltungsversuche meiner Arbeit zu vertuschen. Womit wir zu Ihren Aufgaben kommen. Sie müssen für mich alle Beweise meines Schaffens kaschieren, sodass offiziell nichts auf Band, in Textform oder irgendwie anders zu finden ist, das belegen könnte, welche Experimente ich unautorisiert durchführe. Oder dass sie überhaupt durchgeführt werden. Offiziell bleibt diese Anlage eine medizinische und psychologische Rehabilitationseinrichtung invalider Allianzsoldaten. Forschung findet hier nach außen hin nicht statt."
    Julian spürte eine gewisse Unsicherheit des jungen Mannes auf der anderen Seite des Tisches, weshalb er zur Erläuterung die Akte von Lt. Hisao Iiyama öffnete und Phil auf dessen Omnitool übertrug.
    "Ein Beispiel. Dieser Mann hat vor einigen Tagen versucht, mit einer Komplizin die Anlage lahmzulegen. Wegen Verschwörungstheorien. Offiziell ist der Grund traumabedingte Paranoia. Tatsächlich ist seine Paranoia nicht traumainduziert, sondern wahrscheinlich eine Folge einer Testreihe, die ich seit Längerem an ihm durchführe. Niemand ahnt davon etwas, daher plane ich, den inzwischen isolierten Mann weiterhin zum Thema meiner Forschungsarbeit zu machen. Ihre Aufgabe wird es sein, das zu vertuschen. Sie müssen einen Zugang in das anlagenweite Sicherheitssystem finden, um es mir zu erlauben, unregistriert Türen zu öffnen, Kameras zu überbrücken, Patientendaten im Archiv zu fälschen, falsche Alarme zur Ablenkung zu aktivieren, und insgesamt eben alles auf elektronische Art zu tun, das möglich und nötig ist, damit ich in Ruhe meiner Arbeit nachgehen kann. Das wird aber nicht auf Iiyama beschränkt bleiben. Ich plane, wenn Sie Ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, meine Kontrolle hier auszuweiten und auch andere Patienten in meine Versuche einzubeziehen. Je mehr Erfolg ich dabei habe, desto höher ist das Ihnen zuschreibbare Honorar. Aber mehr als das. Sie tun damit auf lange Sicht etwas Wichtiges für die Menschheit - die ganze Galaxie. Meine Forschungsergebnisse hätten eine Tragweite, die Sie sich kaum vorstellen können und die ich mich derzeit kaum wage zu erläutern. Lassen Sie mich nur sagen, dass wir damit unter Umständen Millionen von Leben retten können. Das eben aber nur auf Kosten einiger weniger. So viel Utilitarismus im Denken muss ich von Ihnen erwarten können, Phil. Machen Sie meine Arbeit möglich, und Sie retten zahllosen Menschen das Leben. Zu einer guten Bezahlung. Alles von Ihrer Tastatur aus. Der beste Job der Welt, wenn man es von dieser Seite betrachtet. Man muss nur Bereit sein, die Mittel mit dem Zweck zu heiligen, wenn Sie verstehen."
    Er ließ das Gesagte einen Moment sinken, sodass im völlig stillen Praxisraum eine beklemmende Stille herrschte, nur untermalt vom Lüftergeräusch seines Arbeitsrechners. Dann stand er auf, streckte Phil über die Tischplatte hinweg seine Hand entgegen und lächelte erneut.
    "Ich darf also auf Ihre Mitarbeit bauen, Phil?"


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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen
    - i wonder what my body would sound like, slamming against those rocks -

    Zittrig lag ihre Hand auf dem Geländer. Es wollte ihr Stabilität bieten. Vielleicht so etwas wie Sicherheit. Es schützte normale Leute vor der sich hier auftuenden, riesigen Kluft nach unten. Drei Stockwerke tief - ein Blick allein verriet, dass man so, ungeschickt fallend, auf jeden Fall sterben würde. Vielleicht ein Genickbruch. Vielleicht auch nur mehrere Knochenbrüche und viele, viele Monate Genesung in einem Örtlichen Krankenhaus. Oder noch schlimmer: Hier vor Ort. Sie entschied sich, dass der Tod die bessere Option war. Vielleicht war es ein Knall gegen das nächste Geländer bis der Körper über hing und mit dem Rückgrad auf den nächsten knallte. Wenn er unten ankam war er unkenntlich und blutübersäht. Vielleicht würde das Gesicht den Sturz auf eine der niederen Wände abfangen, die Wangenknochen und der Schädel eingedrückt werden und letztlich der gesamte Kopf nur eine undefinierbare Masse. Es war ein kurzer Gedanke. Ein einziger. Aber es war der glücklichste, den sie im Moment formen konnte, als sie hier stand. Im viel zu weißen, klinischen Vorraum seines Apartments. Wo es still war, bis auf die murmelnden Geräusche aus dem Inneren. Dieses Echo der Stimme, die sie nicht mehr ertragen konnte. Und Vigilio, der es wirklich gut mit ihr meinte, für dessen Aufmerksamkeit aber im Moment kein Platz in ihrem Kopf war. Sie konnte sie nicht mehr beachten. Der Gedanke an diese Kluft vor ihr, an das sehr hohe und sehr tief nach unten endende Treppenhaus war viel angenehmer als jeder andere.

    Es war der Anfang einer Gedankenserie, der jetzt erst, wo Leif gewaltsam aus ihr herausgerissen wurde und der Gedanke der an ihn zurück blieb sie am liebsten hätte schreien lassen, fruchten konnte. Er begann siechend langsam zu wachsen, seine Sporen überall in ihrem Körper zu verteilen, ehe sich Ranken ausbildeten und einen festen, fruchtbaren Boden in ihrem zerstörten Inneren fanden. Sie trug eine Botschaft, über die sie oft genug nachgedacht hatte. Sie hatte sie bereits entschlüsselt und die Nachricht lag bar vor ihr: Eine einzige, logische Konsequenz, die sie aus diesem Alptraum zog.

    Luceija wartete nicht auf ihren Bruder. Sie lies sich von dieser unsichtbaren Hand aus der Gefahrenzone ziehen, mit der sie nun so viel unangenehmes aber gleichzeitig so viel schönes verband, dass es sie nahezu zerriss. Und es war gut so. Auch, dass sie ihren Visionen nicht traute und ihren Körper nicht als Testobjekt her gab um zu erfahren, ob und wie er durch den Sturz zerstört werden konnte, sondern dass sie die Treppe nahm. Stufe für Stufe spürte sie das, was er an ihr hinterlassen hatte. Als seien es Drohungen, nicht mehr zurück zu kommen. Jeder verdammte Schritt schmerzte, Treppenstufe für Treppenstufe. Und dennoch: Als sie unten angekommen war und alleine die zur Seite aufgleitende Haupteingangstüre des Traktes verließ, war sie sich ihrer Entscheidung nur noch sicherer. Nichts in ihr hätte sie mehr aufhalten können.

    Etwas ziellos trug sie sich ins scheinbare Nichts. Sie nahm Proteus noch einmal mit allen Sinnen wahr. Lies ihre Tränen im feuchtigkeitsgeschwängerten Wind trocknen und ihr innerstes weiter vereisen als sie alles sah, was sie an diese Endsituation und diese Misere erinnerte: Die Patientenunterkünfte und der Moment den sie in der Dusche unter fließendem Wasser teilten, den Darwin-Tower und die heimliche Berührung ihrer Hände zwischen all den Feiernden, Leifs Praxis und der erste Kuss seit ihrem Wiedersehen. Der, der alles besiegelte. Jede Erinnerung keimte auf und wurde erstickt. Brutalst von diesen inneren Ranken erwürgt, bis sie es nicht mehr gab. Sie fielen dieser Kälte zum Opfer wie so vieles andere.

    Und dann war sie da. Hier, wo sie die Drogen fand, die sie vernichtete. Die einzige Erinnerung, die sich nicht ersticken lies. Sie rieb sich die Tränen unter den Augen weg, aber würde niemals verbergen können wie sie aussah und sich fühlte. Aber sie konnte es überspielen. Wenn sie wollte, konnte sie es. Irgendwie. Genauso wie sie das Panel drücken und ungefragt in die Praxis von Giuliano Ward eindringen konnte. Gezielt hineinlief, angetrieben von dem letzten Element, dass sie am Leben hielt und ihr einen Weg in diese Schlucht bieten würde. Den Mut, den Klang ihres aufschlagenden Körpers zu erforschen, wo ihr Geist schon längst gesprungen war.

    "Giuliano. Der Deal steht.", sagte sie knapp und kam inmitten des Raumes urplötzlich zum Stehen. Und bemerkt den jungen Mann nicht, der am Tisch saß. Es lag nicht an ihm, aber...im Moment hätte sie es nicht interessiert wenn halb Proteus hier gewesen wäre. Sie war hierhin nicht ohne Grund gekommen. Und ohne diese Mittel würde sie nicht mehr gehen.



    Der Franzose fing langsam an zu verstehen, warum er hier war. Denn seine letzten Aufträge, bei seiner ehemaligen Firma, hatte nicht mehr so viel mit der Netzwerk - Sicherheit zu tun. Sondern ging es eher darum, den Markt zu erobern und die anderen Firmen auszustechen. Im Grunde genommen war ihm das egal. Der "Kick" war wohl eher, den Systemen der Konkurrenz zu zeigen, dass sie nichts drauf hatten wie bei einer Margarita Pizza.
    Als Julian weiter sprach, runzelte Phil zunächst seine Stirn, ehe sein Gesicht noch blasser wurde als es ohnehin schon war. Schier unendlich viele Dinge hatte sich der schmächtige Informatiker ausgemalt, aber damit hatte er, bei dem so freundlich wirkenden Arzt, nicht gerechnet. Bei den genanten Namen konnte Phil die meistens durch seine Recherche zuordnen. Dennoch war ihm nicht bewusst gewesen, dass hier alles so aus dem Ruder lief. Abgesehen davon das Julian irgendwelche fraglichen Experimente, an irgendwelchen Menschen, durchführte konnte der Franzosen ihn sogar zum Teil verstehen. Angesichts der Dinge wurde Phil unruhig und kratze sich leicht benommen an seinem Hals, während an seinem Omni - Tool die Akte einging. Bevor die Akte sich öffnete, wurde die Datei von kleineren Programmen auf Phils Omni - Tool geprüft, was aber wie Erwaten nicht nötig gewesen wäre. Er überflog die Akte, während Julian weiter sprach und Phil dessen Worten wie gebannt horchte. Die Pupillen des jungen Franzosen weiteten sich wie bei einem Kleinkind, als er erfuhr, an welchen Systemen er sich austoben durfte. Während es ihm plötzlich eiskalt den Rücken runter lief und er wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. So schön es ihm Julian auch verkaufen wollte, das alles hier im Sinne der Menschheit gemacht werden würde, hatte Phil ein wenig Mitleid mit den Test - Subjekten. Als sein Blick auf das Bild, von dem Mann, in der Akte fiel. Es bahnte sich ein Krieg zwischen Richtig und Falsch in ihm an, sein ganzer Körper fing an zu kribbeln, während sich sein Gehirn abmeldete und er nur an die Möglichkeiten dachte, die sich ihm eröffnen würden. Vielleicht waren er und Julian gar nicht so verschieden.
    Da wo eigentlich sein Gehirn sein sollte, spürte er nur Leere. Sein Körper war heiß, der Schweiß lief ihm am unteren Rücken entlang, woraufhin der französische Informatiker mit wackligen Beinen aufstand. Seine Entscheidung war getroffen, auch wenn sie in einem Höhenrausch getroffen wurde. Doch was wäre das Leben ohne Rausch?
    Worauf er bei dem Gedanken seine schweißnasse Hand in die von Julian legte und ächzte
    "Das ist wohl das Verrückteste, was ich je in meinem Leben gemacht habe, aber ich stelle mir gerade noch die Frage wie konnte es dazu..."
    Plötzlich öffnete sich die Tür zur Praxis, woraufhin der Franzose zusammenzuckte, bis er erkannte, dass es sich um die Frau aus dem Innenhof handelte. Jene ihn aber nicht sonderlich wahrnahm und sich direkt an Julian wandte. Infolgedessen machte er einen bedachten Schritt zur Seite.
    Sideways ist offline Geändert von Sideways (23.05.2018 um 07:57 Uhr)

  18. #198
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Zittrig lag ihre Hand auf dem Geländer. Es wollte ihr Stabilität bieten. Vielleicht so etwas wie Sicherheit. Es schützte normale Leute vor der sich hier auftuenden, riesigen Kluft nach unten. Drei Stockwerke tief - ein Blick allein verriet, dass man so, ungeschickt fallend, auf jeden Fall sterben würde. Vielleicht ein Genickbruch. Vielleicht auch nur mehrere Knochenbrüche und viele, viele Monate Genesung in einem Örtlichen Krankenhaus. Oder noch schlimmer: Hier vor Ort. Sie entschied sich, dass der Tod die bessere Option war. Vielleicht war es ein Knall gegen das nächste Geländer bis der Körper über hing und mit dem Rückgrad auf den nächsten knallte. Wenn er unten ankam war er unkenntlich und blutübersäht. Vielleicht würde das Gesicht den Sturz auf eine der niederen Wände abfangen, die Wangenknochen und der Schädel eingedrückt werden und letztlich der gesamte Kopf nur eine undefinierbare Masse. Es war ein kurzer Gedanke. Ein einziger. Aber es war der glücklichste, den sie im Moment formen konnte, als sie hier stand. Im viel zu weißen, klinischen Vorraum seines Apartments. Wo es still war, bis auf die murmelnden Geräusche aus dem Inneren. Dieses Echo der Stimme, die sie nicht mehr ertragen konnte. Und Vigilio, der es wirklich gut mit ihr meinte, für dessen Aufmerksamkeit aber im Moment kein Platz in ihrem Kopf war. Sie konnte sie nicht mehr beachten. Der Gedanke an diese Kluft vor ihr, an das sehr hohe und sehr tief nach unten endende Treppenhaus war viel angenehmer als jeder andere.

    Es war der Anfang einer Gedankenserie, der jetzt erst, wo Leif gewaltsam aus ihr herausgerissen wurde und der Gedanke der an ihn zurück blieb sie am liebsten hätte schreien lassen, fruchten konnte. Er begann siechend langsam zu wachsen, seine Sporen überall in ihrem Körper zu verteilen, ehe sich Ranken ausbildeten und einen festen, fruchtbaren Boden in ihrem zerstörten Inneren fanden. Sie trug eine Botschaft, über die sie oft genug nachgedacht hatte. Sie hatte sie bereits entschlüsselt und die Nachricht lag bar vor ihr: Eine einzige, logische Konsequenz, die sie aus diesem Alptraum zog.

    Luceija wartete nicht auf ihren Bruder. Sie lies sich von dieser unsichtbaren Hand aus der Gefahrenzone ziehen, mit der sie nun so viel unangenehmes aber gleichzeitig so viel schönes verband, dass es sie nahezu zerriss. Und es war gut so. Auch, dass sie ihren Visionen nicht traute und ihren Körper nicht als Testobjekt her gab um zu erfahren, ob und wie er durch den Sturz zerstört werden konnte, sondern dass sie die Treppe nahm. Stufe für Stufe spürte sie das, was er an ihr hinterlassen hatte. Als seien es Drohungen, nicht mehr zurück zu kommen. Jeder verdammte Schritt schmerzte, Treppenstufe für Treppenstufe. Und dennoch: Als sie unten angekommen war und alleine die zur Seite aufgleitende Haupteingangstüre des Traktes verließ, war sie sich ihrer Entscheidung nur noch sicherer. Nichts in ihr hätte sie mehr aufhalten können.

    Etwas ziellos trug sie sich ins scheinbare Nichts. Sie nahm Proteus noch einmal mit allen Sinnen wahr. Lies ihre Tränen im feuchtigkeitsgeschwängerten Wind trocknen und ihr innerstes weiter vereisen als sie alles sah, was sie an diese Endsituation und diese Misere erinnerte: Die Patientenunterkünfte und der Moment den sie in der Dusche unter fließendem Wasser teilten, den Darwin-Tower und die heimliche Berührung ihrer Hände zwischen all den Feiernden, Leifs Praxis und der erste Kuss seit ihrem Wiedersehen. Der, der alles besiegelte. Jede Erinnerung keimte auf und wurde erstickt. Brutalst von diesen inneren Ranken erwürgt, bis sie es nicht mehr gab. Sie fielen dieser Kälte zum Opfer wie so vieles andere.

    Und dann war sie da. Hier, wo sie die Drogen fand, die sie vernichtete. Die einzige Erinnerung, die sich nicht ersticken lies. Sie rieb sich die Tränen unter den Augen weg, aber würde niemals verbergen können wie sie aussah und sich fühlte. Aber sie konnte es überspielen. Wenn sie wollte, konnte sie es. Irgendwie. Genauso wie sie das Panel drücken und ungefragt in die Praxis von Giuliano Ward eindringen konnte. Gezielt hineinlief, angetrieben von dem letzten Element, dass sie am Leben hielt und ihr einen Weg in diese Schlucht bieten würde. Den Mut, den Klang ihres aufschlagenden Körpers zu erforschen, wo ihr Geist schon längst gesprungen war.

    "Giuliano. Der Deal steht.", sagte sie knapp und kam inmitten des Raumes urplötzlich zum Stehen. Und bemerkt den jungen Mann nicht, der am Tisch saß. Es lag nicht an ihm, aber...im Moment hätte sie es nicht interessiert wenn halb Proteus hier gewesen wäre. Sie war hierhin nicht ohne Grund gekommen. Und ohne diese Mittel würde sie nicht mehr gehen.


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    Der Franzose fing langsam an zu verstehen, warum er hier war. Denn seine letzten Aufträge, bei seiner ehemaligen Firma, hatte nicht mehr so viel mit der Netzwerk - Sicherheit zu tun. Sondern ging es eher darum, den Markt zu erobern und die anderen Firmen auszustechen. Im Grunde genommen war ihm das egal. Der "Kick" war wohl eher, den Systemen der Konkurrenz zu zeigen, dass sie nichts drauf hatten wie bei einer Margarita Pizza.
    Als Julian weiter sprach, runzelte Phil zunächst seine Stirn, ehe sein Gesicht noch blasser wurde als es ohnehin schon war. Schier unendlich viele Dinge hatte sich der schmächtige Informatiker ausgemalt, aber damit hatte er, bei dem so freundlich wirkenden Arzt, nicht gerechnet. Bei den genanten Namen konnte Phil die meistens durch seine Recherche zuordnen. Dennoch war ihm nicht bewusst gewesen, dass hier alles so aus dem Ruder lief. Abgesehen davon das Julian irgendwelche fraglichen Experimente, an irgendwelchen Menschen, durchführte konnte der Franzosen ihn sogar zum Teil verstehen. Angesichts der Dinge wurde Phil unruhig und kratze sich leicht benommen an seinem Hals, während an seinem Omni - Tool die Akte einging. Bevor die Akte sich öffnete, wurde die Datei von kleineren Programmen auf Phils Omni - Tool geprüft, was aber wie Erwaten nicht nötig gewesen wäre. Er überflog die Akte, während Julian weiter sprach und Phil dessen Worten wie gebannt horchte. Die Pupillen des jungen Franzosen weiteten sich wie bei einem Kleinkind, als er erfuhr, an welchen Systemen er sich austoben durfte. Während es ihm plötzlich eiskalt den Rücken runter lief und er wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. So schön es ihm Julian auch verkaufen wollte, das alles hier im Sinne der Menschheit gemacht werden würde, hatte Phil ein wenig Mitleid mit den Test - Subjekten. Als sein Blick auf das Bild, von dem Mann, in der Akte fiel. Es bahnte sich ein Krieg zwischen Richtig und Falsch in ihm an, sein ganzer Körper fing an zu kribbeln, während sich sein Gehirn abmeldete und er nur an die Möglichkeiten dachte, die sich ihm eröffnen würden. Vielleicht waren er und Julian gar nicht so verschieden.
    Da wo eigentlich sein Gehirn sein sollte, spürte er nur Leere. Sein Körper war heiß, der Schweiß lief ihm am unteren Rücken entlang, woraufhin der französische Informatiker mit wackligen Beinen aufstand. Seine Entscheidung war getroffen, auch wenn sie in einem Höhenrausch getroffen wurde. Doch was wäre das Leben ohne Rausch?
    Worauf er bei dem Gedanken seine schweißnasse Hand in die von Julian legte und ächzte
    "Das ist wohl das Verrückteste, was ich je in meinem Leben gemacht habe, aber ich stelle mir gerade noch die Frage wie konnte es dazu..."
    Plötzlich öffnete sich die Tür zur Praxis, woraufhin der Franzose zusammenzuckte, bis er erkannte, dass es sich um die Frau aus dem Innenhof handelte. Jene ihn aber nicht sonderlich wahrnahm und sich direkt an Julian wandte. Infolgedessen machte er einen bedachten Schritt zur Seite.


    Julian griff Phillippes Hand fest und schüttelte sie mit einem deutlichen Ruck, wobei sich sein bisheriges Verkäuferlächeln zu einem etwas ehrlicheren Lächeln der Freude wandelte. Gerade zog er seine Hand zurück und wollte lauschen, welche weiteren Nachfragen sein neuer Mitarbeiter noch hatte, da öffnete sich hinter ihm plötzlich die Tür und eine sichtlich emotional gebeutelte Luceija betrat trotz ihres offensichtlich dramatischen Zustands zielstrebig die Praxis. Zunächst völlig überrascht blickte er, während er sich den Hinterkopf rieb, zwischen Luceija und Phil hin und her, dann fand sein Lächeln wieder den Weg zurück auf sein Gesicht.
    "Na, das wird die perfekte Gelegenheit sein, unser neues Bündnis zu feiern", lachte der Brite tuschelnd, ehe er sich Luceija zuwandte.
    "Ahh, Luci. Freut mich zu hören, dass du es dir überlegt hast", empfing er sie dann fröhlich, ging um die Tischplatte herum und begrüßte den unvorhergesehenen Besuch, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. Neugierig begutachtete er sie, verstand natürlich nicht, woher ihr offensichtlich depressiver Zustand herrührte, doch setzte er auch nicht einmal für eine Sekunde einen Blick der Besorgnis auf.
    "Hm, Smokey Eyes. Gefällt mir", kommentierte er ihr verwischtes Make-up und ihr rot umspültes Augenweiß non-chalant, wobei er vermutlich ganz genau wusste, dass sie offensichtlich geweint hatte.
    "Darf ich dir Phillippe Moreau vorstellen? Er unterstützt mich ab sofort bei unseren internen IT-Systemen", säuselte er dann mit dem üblichen englischen Charme und machte eine ausladende Geste zu dem jungen Mann am Schreibtisch, den er dann subtil mit einem Wink der Fingerspitzen zu sich und Luceija bat.
    "Phil, das ist Luceija Ascaiath, eine meiner Patientinnen und eine persönliche Freundin"
    Wohlwissend, dass er sie offenbar gerade nicht in ihrem vorzeigbarsten Moment vorstellte und sich mit dem Wort "Freundin" ohnehin einen großen Schnitzer erlaubte, ließ er den gegenseitigen Begrüßungsworten der beiden nicht viel Zeit, sondern führte Luceija stattdessen in die Richtung einer in der Ecke des Raumes aufgestellten Falttrennwand.
    "Wir beide haben gerade einen Termin, Phil, aber ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich setzen und noch einen Moment bleiben würden, während Luci und ich diese Formalität abhandeln, hm?", sprach er über seine Schulter noch zu dem jungen Mann und anschließend zu Luceija: "Du hast doch sicher auch nichts dagegen, oder?", mit einem Ton und einem nur angedeuteten, falschen Lächeln, das klar machte, dass dies keine Frage war, sondern der Deal entweder genau so oder gar nicht ablaufen würde. Bei der Trennwand angelangt, deutete er auf einen dahinter befindlichen Wandhaken, an dem ein undurchsichtiger Plastikbeutel hing.
    "Wenn du sagst, dass der Deal steht, dann auch wie abgesprochen, in Ordnung?", leitete er nun im leisen Tonfall zwischen Freundlichkeit und Bestimmtheit ein, sodass Phillippe von seiner Seite des Raumes nicht mithören konnte.
    "Zum Glück weiß ich deine Konfektions- und Schuhgröße aus deiner Patientenakte, ich habe die Kleidung also schon vor einigen Tagen für dich bestellt. Und weißt du was? Du darfst nicht nur die Klamotten hinterher behalten, du bekommst sogar freie Auswahl aus meinem Tablettensortiment. Also", er klatschte zweimal in die Hände, "Wenn du dich bitte umziehen würdest? Ich mache schon mal alles bereit"
    Er ließ ihr keine Gelegenheit zum Antworten, sondern wandte sich direkt wieder herum zu den Instrumentenschränken, aus denen er zwei handliche Kameras und ein Teleskopstativ herauskramte. Das Stativ und eine der Kameras drückte er, ohne weitere Erklärungen der ganzen Sache, Phil in die Hand.
    "Stellen Sie die doch bitte hier am Schreibtisch auf und drehen Sie sie Richtung Eingang, ja?", bat er den jungen Mann grinsend, als er auch diesem eine Hand auf die Schulter legte. Er drehte sich bereits weg, erkannte dann aber die Verwirrung in Phils Augen und bestärkte ihn deshalb mit einem kurzen "Keine Sorge, alles abgesprochen. Wird Ihnen gefallen", ehe er sich dann selbst an der Seite des Raumes auf die Patientenliege setzte, um dort seine Handkamera vorzubereiten.
    "Komm raus, wann immer du soweit bist, Luci, wir sind hier alle unter uns", rief er in die Ecke des Raumes, während er noch einige Aufnahmeeinstellungen veränderte.
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  19. #199
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    Julian griff Phillippes Hand fest und schüttelte sie mit einem deutlichen Ruck, wobei sich sein bisheriges Verkäuferlächeln zu einem etwas ehrlicheren Lächeln der Freude wandelte. Gerade zog er seine Hand zurück und wollte lauschen, welche weiteren Nachfragen sein neuer Mitarbeiter noch hatte, da öffnete sich hinter ihm plötzlich die Tür und eine sichtlich emotional gebeutelte Luceija betrat trotz ihres offensichtlich dramatischen Zustands zielstrebig die Praxis. Zunächst völlig überrascht blickte er, während er sich den Hinterkopf rieb, zwischen Luceija und Phil hin und her, dann fand sein Lächeln wieder den Weg zurück auf sein Gesicht.
    "Na, das wird die perfekte Gelegenheit sein, unser neues Bündnis zu feiern", lachte der Brite tuschelnd, ehe er sich Luceija zuwandte.
    "Ahh, Luci. Freut mich zu hören, dass du es dir überlegt hast", empfing er sie dann fröhlich, ging um die Tischplatte herum und begrüßte den unvorhergesehenen Besuch, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. Neugierig begutachtete er sie, verstand natürlich nicht, woher ihr offensichtlich depressiver Zustand herrührte, doch setzte er auch nicht einmal für eine Sekunde einen Blick der Besorgnis auf.
    "Hm, Smokey Eyes. Gefällt mir", kommentierte er ihr verwischtes Make-up und ihr rot umspültes Augenweiß non-chalant, wobei er vermutlich ganz genau wusste, dass sie offensichtlich geweint hatte.
    "Darf ich dir Phillippe Moreau vorstellen? Er unterstützt mich ab sofort bei unseren internen IT-Systemen", säuselte er dann mit dem üblichen englischen Charme und machte eine ausladende Geste zu dem jungen Mann am Schreibtisch, den er dann subtil mit einem Wink der Fingerspitzen zu sich und Luceija bat.
    "Phil, das ist Luceija Ascaiath, eine meiner Patientinnen und eine persönliche Freundin"
    Wohlwissend, dass er sie offenbar gerade nicht in ihrem vorzeigbarsten Moment vorstellte und sich mit dem Wort "Freundin" ohnehin einen großen Schnitzer erlaubte, ließ er den gegenseitigen Begrüßungsworten der beiden nicht viel Zeit, sondern führte Luceija stattdessen in die Richtung einer in der Ecke des Raumes aufgestellten Falttrennwand.
    "Wir beide haben gerade einen Termin, Phil, aber ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich setzen und noch einen Moment bleiben würden, während Luci und ich diese Formalität abhandeln, hm?", sprach er über seine Schulter noch zu dem jungen Mann und anschließend zu Luceija: "Du hast doch sicher auch nichts dagegen, oder?", mit einem Ton und einem nur angedeuteten, falschen Lächeln, das klar machte, dass dies keine Frage war, sondern der Deal entweder genau so oder gar nicht ablaufen würde. Bei der Trennwand angelangt, deutete er auf einen dahinter befindlichen Wandhaken, an dem ein undurchsichtiger Plastikbeutel hing.
    "Wenn du sagst, dass der Deal steht, dann auch wie abgesprochen, in Ordnung?", leitete er nun im leisen Tonfall zwischen Freundlichkeit und Bestimmtheit ein, sodass Phillippe von seiner Seite des Raumes nicht mithören konnte.
    "Zum Glück weiß ich deine Konfektions- und Schuhgröße aus deiner Patientenakte, ich habe die Kleidung also schon vor einigen Tagen für dich bestellt. Und weißt du was? Du darfst nicht nur die Klamotten hinterher behalten, du bekommst sogar freie Auswahl aus meinem Tablettensortiment. Also", er klatschte zweimal in die Hände, "Wenn du dich bitte umziehen würdest? Ich mache schon mal alles bereit"
    Er ließ ihr keine Gelegenheit zum Antworten, sondern wandte sich direkt wieder herum zu den Instrumentenschränken, aus denen er zwei handliche Kameras und ein Teleskopstativ herauskramte. Das Stativ und eine der Kameras drückte er, ohne weitere Erklärungen der ganzen Sache, Phil in die Hand.
    "Stellen Sie die doch bitte hier am Schreibtisch auf und drehen Sie sie Richtung Eingang, ja?", bat er den jungen Mann grinsend, als er auch diesem eine Hand auf die Schulter legte. Er drehte sich bereits weg, erkannte dann aber die Verwirrung in Phils Augen und bestärkte ihn deshalb mit einem kurzen "Keine Sorge, alles abgesprochen. Wird Ihnen gefallen", ehe er sich dann selbst an der Seite des Raumes auf die Patientenliege setzte, um dort seine Handkamera vorzubereiten.
    "Komm raus, wann immer du soweit bist, Luci, wir sind hier alle unter uns", rief er in die Ecke des Raumes, während er noch einige Aufnahmeeinstellungen veränderte.


    Die Hände der Sizilianerin waren eiskalt, als sie für einen kurzen Moment Phils Hand hielt und ihm dabei leblos in die Augen sah. Es sagte nichts aus. Sie registrierte seine Anwesenheit mit einem gleichgültigen, distanzierten Abtasten seines Gesichtes durch ihren Blick. Nahm seine tiefen Augenringe und die beinahe schüchternen Augen wahr. Auf einer eigenartige Weise wirkte er unsicher auf sie. Und gleichzeitig...müde. Etwas, was sie durchaus mit ihm verband. Müde. Sie war so schrecklich müde.
    "Phil, huh..?", kommentierte sie langsam und mit diesem alles ummantelnden, sizilianisch-italienischen Dialekt. "Sie sehen jung aus.", fügte sie hinzu und streifte den Gedanken wieder ab. Sie hätte vermutlich so etwas wie Mitleid für den Franzosen empfunden, wenn sie noch Emotionen in sich gehabt hätte. Er hätte rennen sollen. So wie alle anderen, die Proteus verlassen hatten. Es war ein Höllenloch und würde es immer bleiben. Das war die Warnung, die sie Leif hätte glauben müssen: Dieser Ort tat niemandem gut. Dieser Ort war verdammt.

    Leblos zog sie die Hand wieder zurück die zur Begrüßung Phils hielt und wandte sich ab. Julians Hand an ihrer Schulter hingegen brannte sich hinunter auf ihre Muskeln und drohte, sich durch ihre Knochen zu fräsen. Er führte sie zu dieser Trennwand und sie folgte in einer nahezu gehorsamen Weise. Der Zweck heiligte alle Mittel. Bald wäre sie hier weg. Und je schneller die Südländerin es schaffen würde, mit ihrem Stoff zu verschwinden, desto besser war es. Sollte er doch mit den beschissenen Bildern machen was er wollte. Sollte er Videos vervielfältigen und über das verdammte Extranet verstreuen. Es interessierte sie nicht mehr. Ihr innerstes Omega klopfte an ihren Restverstand an und ertränkte jede selbstgebaute Normalität.
    Als sie sich umdrehte glänzte ihr der undurchsichtige Beutel entgegen. Schnaubend nahm sie ihn an sich, öffnete den Klebefalz mit einem Finger und zog einhändig heraus, was sich darin verbarg und das Bild zu den hohen Schuhen komplettieren sollte, die darunter vorbereitet standen. Wie lange hatte er das hier schon geplant, fragte Sie sich, als sie den schwarzen Stoff in den Händen hielt, ihn zwischen ihren Händen verrieb und feststellte, wie weich er war. "Er wusste, dass ich zurück komme.", war ihr sehr schnell klar. "Ein Junkie verzichtet nicht auf gratis Stoff."


    Luci legte die schweren Magnetsohlenstiefel ab. Erst den einen mit der Spitze des anderen und dann umgedreht dasselbe mit den Zehen. "Genau so wie abgesprochen.", kaute sie zäh seine Aussage nach und es war ihr egal, ob Julian sie noch hörte. Zuerst verlor sie ihn, dann alles, was sie ausmachte und letztlich auch noch den letzten Rest Würde. Es hätte ihr kaum mehr egal sein können. Alles in ihr suhlte sich in Gleichgültigkeit. Ohnehin schämte sie sich nicht für ihren zu dürren Körper, nicht dafür, wie sie gebaut war, wie sie ihre Haare trug oder andere, optische Aspekte. Vermutlich hätte es kaum einen Unterschied gemacht, wäre sie nackt gewesen. Dennoch breitete sie alle Kleider vor sich aus und konnte nicht anders als ein "Das kann nicht dein Scheiß Ernst sein" ins Nichts zu stöhnen.
    Trotzdem, von Monotonie ummantelt, zog sie aus womit sie gekommen war und lies die Kleidung achtlos dort liegen, wo sie zu Boden gefallen war. Und wenig später, ein paar routinierte Handgriffe weitergedacht, trug sie, was Julian irgendwoher gekauft oder geklaut hatte und schob nur noch den Strumpf über ihr Knie in Richtung des schmalen Oberschenkels. Dann die Schuhe. Und zuletzt dieser Blick in einen kleinen Spiegel der an der Wand hing. Sie versuchte nicht in ihre eigene, depressionsverzerrte Visage zu sehen, strich sich lediglich das verschmierte Makeup mit dem Daumen zurecht. Die Hämatome und leichten Verletzungen in ihrem Gesicht harmonierten erstaunlich gut mit ihrer schier uralten Narbe neben dem rechten Auge. Sie machten sie genau zu der 'grenzdebilen Nutte', die sie laut Proteus immer war.

    Das Klackern der Absätze kündigte an, dass sie das nun durchzog. Sie schob sich nur noch einhändig die Haare über den Kopf, bis sie auf einer Seite der Schulter bis zur Hüfte fielen. Heraus, hinter der Falttrennwand hervor, trat eine längst gebrochene Frau. Eine leere, nett zurechtgemachte, gebeutelte Hülle. Mit Narben, Kratzern und Spuren, dieser Prise an Wildheit innerhalb des klinischen Komplexes. Sie fing innerlich tot den Blick des Unbekannten auf und schließlich den Blick von Julian. Und lief einfach nur, ohne weiter an etwas anderes zu denken als die Drogen, die sie so dringend wollte, dass sie diese Scheiße hier zuließ. Jetzt, wo Leif auf ihrem Leben gestrichen war, spielte nichts davon mehr eine Rolle. Keine Bilder, keine Videos, kein 'Ruf', der ihr ohnehin scheiß egal war, nichts mehr. Alles was zählte war, diese Mittel zu bekommen. Und dann Proteus niemals wieder zu betreten.
    Luceija ist offline

  20. #200
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Das KANN nicht dein Ernst sein.", stellte Vigilio Ascaiath entsetzt fest, als er endlich das Apartment des Schweden verlassen hatte, seine Hand noch mit der anderen knetete um sie von dem invasiven Schmerz zu heilen und dann draußen angekommen feststellte...dass seine Schwester weg war. "Das ist nicht - dein verdammter - ernst." Ihm schwante zuerst böses. Sehr böses. Er trat etwas langsamer an das Geländer heran, an welchem er sie zuvor noch aufgefordert hatte sich festzuhalten und linste vorsichtig darüber hinweg. Erst, als er keine Blutspuren und auch keinen toten, in sich verdrehten Körper am Ende der Treppe liegen sah, atmete er ein wenig auf. Das hieß, wie ging entweder bereits voraus oder aber sie war irgendwo hin verschwunden. Jedenfalls konnte er die oberste Anlaufstelle, Leifs Apartment, abhaken. Das war a) verschlossen und b) kam er gerade selbst dort her. Zeit verschwenden würde er jedoch keine weitere. Er ging zielstrebig die Treppen hinunter, die sich leicht wanden, schien sich sogar zu beeilen, nahm manchmal auch zwei Stufen, je nachdem, wie es sein Gleichgewichtssinn zuließ. "Luci?!", rief er in die Gänge, bekam aber keine Antwort und entschloss sich raus zu gehen. Wieder funkte er Donal an. Die 10 Minuten waren wahrscheinlich bald rum.
    "Don?", stellte er die Frage als die Verbindung herstellt wurde. "Ist Luci bei dir?", wollte er wissen. Seine Stimme klang zwar etwas außer Atem aber NOCH nicht besorgt.
    Luceija ist offline

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