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  1. #381
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Der Schwede fühlte sich nicht zu Unrecht ertappt. Er hatte mit weniger als Vigilio UND seiner Tochter gerechnet und - zugegeben - beim ersten Geräusch noch versucht rechtzeitig Land zu gewinnen, um sich nicht erklären zu müssen. Doch jetzt war da nicht nur ein Augenpaar das ihn bald zu durchbohren drohte, sondern-...Das da. Diese winzige Gestalt in Strumpfhosen, zerzaustem, noch gebundenem Haar, welches von einem Marienkäfer aus Plastik an ihrem Hinterkopf gehalten wurde. Das kleine Tierchen saß schräg auf dem grünen Gummiband auf und konnte bei jedem weiteren Schritt der Kleinen nicht verhindern das ihre Mähne aufgeweckter wippte als sie den Eindruck machte. Leif schmunzelte. Er hatte seit etwa dem Bruchteil einer Sekunde nicht mehr das Bedürfnis verspürt sich wie ein Ganove aus der Tür zu stehlen und seine Schuhe hektisch auf dem nassen Rasen anzustreifen. Er blieb einfach stehen. Wandte der viel kleineren Gestalt den Körper zu und bückte sich gar nicht erst, was irgendwie beängstigend hätte wirken können, sondern setzte sich umständlich vor ihr auf den gefliesten Boden.
    "Hmmm-...", brummte er lächelnd. "Wir sollten deinen alten Vater tadeln das er mir die Signorina des Hauses noch nicht vorgestellt hat.", schob Leif die Schuld geschickt von sich und widmete Vigilio entschuldigende Blicke. Nicht nur der Bemerkung halber, während der er vorsichtig eines der irrwitzig winzigen Händchen der Nichte seiner Liebe nahm, nicht auf die Andeutung eines ritterlichen Handkusses verzichten konnte und sie schließlich mit gespielter Skepsis ansah. Sie durchschaute ihn. Ihr ahnungsloser Blick wich einer gewissen Neugier und Freude am exotisch riesigen Wikinger. Zumindest glaubte Leif das. Seine Jahre als Vater lagen lange zurück. An manchen Tagen hatte er Mühe an jedes ihm wichtige Detail im Gesicht seines Sohnes zu denken, wenn er eine Erinnerung rekonstruierte.
    "Ich muss sagen, ich wundere mich sehr das jemand, kaum älter als eine junge Principessa, um diese Zeit noch nicht im Bett ist.", tadelte er das ihm kaum bekannte Kind mit einem aufkeimenden Lächeln. "Dir ist doch bewusst das du die winzigen Palasthelfer deiner Eltern um diese Zeit bei der Arbeit störst, oder etwa nicht?"


    Zugegeben, Vigilio hatte gewartet, weil er dieser Konfrontation aus dem Weg gehen wollte. Er wollte dem Blonden schlicht die Zeit geben ins scheinbare Nichts zu verschwinden. Und hatte nur den Hauch einer Ahnung, wie schwierig es für den Großgewachsenen hatte gewesen sein müssen, wirklich zu gehen. Aber jetzt? Irgendwie war der Wille zur Hektik gebrochen worden. Und er musste lächeln beim Gedanken daran wie neugierig seine Kleine schon war. Und wie wenig Angst sie vor Fremden hatte. Die Neugier, die alles überschattete. Er lachte dieses kurze, leise Lachen als er sah, dass sie Leif schon jetzt voll im Griff hatte und entschloss sich, dass ein Eingreifen nicht nötig war, kaum, dass der Große sich vor ihr auf den Boden setzte. "Sie stellt sich gerne selbst vor.", kommentierte der Britaliener das Szenario von weiter hinten, hob lächelnd die Brauen und drehte sich um die Espressokanne aus dem oberen Schrank zu holen, ihn mit Wasser zu füllen und das Pulver bereits in das andere Element zu setzen und sanft festzudrücken. "Vieni, miele, digli il tuo nome. Na los Süße, sag ihm wie du heißt.", sprach er grinsend über die Schulter. Emma hatte tatsächlich noch gehört, sich kurz zur Stimme ihres Vaters umgedreht und dann ruckartig wieder Kontakt zu Leif aufgenommen, in dessen gigantischer Hand ihr winziges eindeutig unterging und so zerbrechlich klein wirkte, dass kaum zu glauben schien, dass aus ihr ein erwachsener Mensch heranwachsen konnte. "Em-ma!", prahlte sie überdeutlich in Leifs Gesicht und lachte fröhlich. Der Versuch der Aussprache ihres Nachnamens vergeigte die kleine Maus hingegen vollkommen und endete in einem gekürzten Gebrabbel. Sie lachte wieder, schüttelte sich dabei und lies ihre gebundenen Haare wild von links nach rechts wedeln. "Sono una principessa! Ich bin eine Prinzessin!"
    "Eeeeeee....tu?! Uuuuuuund...du?!"

    Vigilio hatte das meiste unterdessen vorbereitet und schlenderte den zweien ein paar Schritte entgegen, ein Geschirrtuch über seinem Arm. Bereits wieder im Anzug, aber ohne Jackett und das Hemd locker ein wenig geöffnet. "Questo è Leif, il mio tesoro. Das ist Leif, mein Schatz.", er überlegte kurz, wie er ihn benennen sollte, hielt stumme Rücksprache mit ihm als er sagte. "Amico...della zia Luci. Ein...Freund deiner Tante Luci."
    Sie streckte ihre kleine Hand aus, befummelte Leif irgendwo schamlos im Gesicht und sagte, so unsäglich falsch wie so manch andere Ascaiaths auch, beinahe besitzergreifend: "Leff!"
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  2. #382
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    Er ließ sich die Striche entgegen der Wuchsrichtung seines Drei-Tage-Barts gefallen und lachte. Ehrlich erheitert und gleichzeitig zu Tode betrübt. Sie sagte diesen Namen beinahe auf dieselbe Weise wie ihre Tante. Bei ihr sollte er jetzt sein. Nicht hier unten im Versuch sich davonzustehlen wie ein Dieb.
    "Schwedisch bringe ich dir bei wenn du mit dem Laufen lernen fertig bist und deinen Papa in dessen Muttersprache stolz machst. Und-...", setzte er an zu ergänzen und hob dabei leicht den Finger, um ihn dann auf die Nasenspitze der kleinen Principessa zu setzen. "Wenn du schlafen gegangen bist. Wie sieht es aus? Stellt dein Vater mich für den Moment als Babysitter ein?"
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  3. #383
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    Er ließ sich die Striche entgegen der Wuchsrichtung seines Drei-Tage-Barts gefallen und lachte. Ehrlich erheitert und gleichzeitig zu Tode betrübt. Sie sagte diesen Namen beinahe auf dieselbe Weise wie ihre Tante. Bei ihr sollte er jetzt sein. Nicht hier unten im Versuch sich davonzustehlen wie ein Dieb.
    "Schwedisch bringe ich dir bei wenn du mit dem Laufen lernen fertig bist und deinen Papa in dessen Muttersprache stolz machst. Und-...", setzte er an zu ergänzen und hob dabei leicht den Finger, um ihn dann auf die Nasenspitze der kleinen Principessa zu setzen. "Wenn du schlafen gegangen bist. Wie sieht es aus? Stellt dein Vater mich für den Moment als Babysitter ein?"


    "Sweetish!", kicherte die Kleine in einer Art Englisch, konnte mit dem Begriff nicht viel anfangen, fand ihn wahrscheinlich einfach nur niedlich. So wie den Großen vor ihr, den sie schamlos weiter streichelte wie einen Übergroßen Tiger, an den sie sich aus ihrem Bilderbuch erinnerte und weswegen sie nun knurrte und dabei niedlich das Gesicht zu einem pseudo-gefährlichen Knurren verzog. "Grrr!", lachte sie als dieser riesige Finger sie an der Nase anstupste und strich ihm weiter durch den Bart. "Sweeeetish Leff! Leggi la storia? Geschichte vorlesen?" Vigilio lachte leise und liebevoll im Hintergrund. Er konnte nicht anders als dieses Aufeinandertreffen als niedlich zu bezeichnen und die Hürde, die seine Emma längst gebrochen hatte, lies auch den Halbitaliener selbst zu einem weniger distanzierten Verhalten herab. "Ich schätze du könntest Glück haben. Den letzten haben wir eben erst gefeuert also..", schmunzelte er, ehrlich freundlich und freundschaftlich und nickte zustimmend. "Aber die Bezahlung ist eher unterdurchschnittlich. Sind ein Espresso und ein paar Cornetti für dich auch okay?", bot er damit an und reichte ihm damit verbal die Hand zu etwas sehr familiärem und ja, auch irgendwo intimem: Von Italienern zum Essen im eigenen Haus eingeladen zu werden.
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (17.06.2018 um 00:33 Uhr)

  4. #384
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    Leif nickte, vermied ein allzu vertrautes Lächeln und machte trotzdem klar das er zu schätzen wusste das kein Wort darüber verloren wurde wie lange er bereits in diesem Haus Gast war.
    "Sie schläft wieder.", sagte er nur halblaut in Vigilios Richtung und blickte dann auf Emma. "Und das solltest du auch, Würmchen. Sonst verschläfst du den ganzen Tag morgen und für eine Prinzessin ist das ziemlich unangebracht.", tadelte der Blonde.
    Noch bevor er sich erhob zog er den Winzling auf die eigenen Arme und rappelte sich gemeinsam mit ihm auf die Füße.
    "Willst du wissen was ich dir zeige wenn du deinen Staatsbesuch nach Schweden antrittst?", fragte er das schwarzhaarige Knäuel, das halb besorgt, halb fasziniert zu ihm aufsah. Bereits nebenbei ging er in Richtung Gil und nahm dankend die hingehaltene Flasche, noch immer lauwarm, auf um sie in die kleinen, erwartungsvollen Hände zu geben.
    "Wir gehen zuerst dorthin wo ich mit deiner Tante Luci war. Naja, gewissermaßen. Nämlich in ein Restaurant das die exzellentesten Fischtörtchen verkauft. Fisch ist etwas das Schweden nicht nur gerne essen, sondern in der ganzen Galaxie am besten können. Genauso wie die Italiener die Pasta. Als nächstes zeige ich dir etwas das wir nicht besonders gut beherrschen. Jedenfalls früher nicht. Wir Schweden wohnen immer schon dicht am Wasser, aber eines unserer berühmtesten und größten Schiffe vor Hunderten von Jahren ist noch in unserem Hafen gesunken. Kannst du dir das vorstellen? Nur ein kleiner Windstoß und weg war es. Da waren vierzig Männer wie dein Vater an Bord. Gut, wahrscheinlich noch etwas kleiner als er, aber im Prinzip stimmt es. Viele Gustafs, Eriks oder Lillebrors haben hart daran gearbeitet, aber der König war zu töricht und hat es zu schnell schwimmen sehen wollen. Oder vielleicht war er auch einfach müde an jenem Tag, so wie du, wer weiß."
    Der Blonde redete in einem Fluss vor sich hin der jeden zum Schweigen brachte. In seinem Rücken war Vigilio immer noch beschäftigt den Espresso zu richten, in Leifs Armen lag das lauschende Kind, welches er durchs Wohnzimmer trug. Die Tür der Terrasse war leicht geöffnet und der Arzt trat in dieser angenehmen Gesellschaft einen Schritt nach draußen in die Nacht. Der Regen hatte sich verzogen und nur diesen frischen Geruch zurückgelassen, der hoffentlich ebenso müde stimmte wie sein zufällig ausgewählte Geschichte.
    "Jedenfalls hat ein sehr kluger Mann das Schiff aus dem Wasser zurück an Land gezogen. Und deine Tante hat es sich mit mir angesehen. Sie war ziemlich begeistert davon wie kreativ ein paar rückständige Wikinger sein können, weißt du? Heute jedenfalls passiert uns so etwas nicht mehr."
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  5. #385
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    Leif nickte, vermied ein allzu vertrautes Lächeln und machte trotzdem klar das er zu schätzen wusste das kein Wort darüber verloren wurde wie lange er bereits in diesem Haus Gast war.
    "Sie schläft wieder.", sagte er nur halblaut in Vigilios Richtung und blickte dann auf Emma. "Und das solltest du auch, Würmchen. Sonst verschläfst du den ganzen Tag morgen und für eine Prinzessin ist das ziemlich unangebracht.", tadelte der Blonde.
    Noch bevor er sich erhob zog er den Winzling auf die eigenen Arme und rappelte sich gemeinsam mit ihm auf die Füße.
    "Willst du wissen was ich dir zeige wenn du deinen Staatsbesuch nach Schweden antrittst?", fragte er das schwarzhaarige Knäuel, das halb besorgt, halb fasziniert zu ihm aufsah. Bereits nebenbei ging er in Richtung Gil und nahm dankend die hingehaltene Flasche, noch immer lauwarm, auf um sie in die kleinen, erwartungsvollen Hände zu geben.
    "Wir gehen zuerst dorthin wo ich mit deiner Tante Luci war. Naja, gewissermaßen. Nämlich in ein Restaurant das die exzellentesten Fischtörtchen verkauft. Fisch ist etwas das Schweden nicht nur gerne essen, sondern in der ganzen Galaxie am besten können. Genauso wie die Italiener die Pasta. Als nächstes zeige ich dir etwas das wir nicht besonders gut beherrschen. Jedenfalls früher nicht. Wir Schweden wohnen immer schon dicht am Wasser, aber eines unserer berühmtesten und größten Schiffe vor Hunderten von Jahren ist noch in unserem Hafen gesunken. Kannst du dir das vorstellen? Nur ein kleiner Windstoß und weg war es. Da waren vierzig Männer wie dein Vater an Bord. Gut, wahrscheinlich noch etwas kleiner als er, aber im Prinzip stimmt es. Viele Gustafs, Eriks oder Lillebrors haben hart daran gearbeitet, aber der König war zu töricht und hat es zu schnell schwimmen sehen wollen. Oder vielleicht war er auch einfach müde an jenem Tag, so wie du, wer weiß."
    Der Blonde redete in einem Fluss vor sich hin der jeden zum Schweigen brachte. In seinem Rücken war Vigilio immer noch beschäftigt den Espresso zu richten, in Leifs Armen lag das lauschende Kind, welches er durchs Wohnzimmer trug. Die Tür der Terrasse war leicht geöffnet und der Arzt trat in dieser angenehmen Gesellschaft einen Schritt nach draußen in die Nacht. Der Regen hatte sich verzogen und nur diesen frischen Geruch zurückgelassen, der hoffentlich ebenso müde stimmte wie sein zufällig ausgewählte Geschichte.
    "Jedenfalls hat ein sehr kluger Mann das Schiff aus dem Wasser zurück an Land gezogen. Und deine Tante hat es sich mit mir angesehen. Sie war ziemlich begeistert davon wie kreativ ein paar rückständige Wikinger sein können, weißt du? Heute jedenfalls passiert uns so etwas nicht mehr."


    Die Kleine hatte zuerst sichtliche Bedenken gehabt als ihr der riesige Mann zu nahe kam. Die Augen wurden gross, sie sah skeptisch auf die riesigen Arme die sie plötzlich hochhoben und sie strampelte widerwillig. Aber kaum, dass sie auf dieser regelrechten Aussichtsplattform platz genommen hatte, wurde sie ruhig und besinnte sich offensichtlich auf die sehr ruhigen, fremden Worte. Ob ihr die Geschichte gefiel war nicht so wirklich abzusehen, aufmerksam blieb sie aber und lugte mit diesen großen, grünen Augen permanent zu ihm auf, während sie eher lag und die Finger die lauwarme Flasche dankend annahmen. Sie kaute auf dem Plastiknoppen herum ehe sie etwas trank, lies Leif aber keine Sekunde aus den Augen. Zu Vigilios Erstaunen weinte sie aber auch nicht. Lies sich stattdessen auf den Armen des zwei-Meter-Mannes nach draußen entführen, wo sie standen und die frische Luft kurz nach dem Regen einatmeten und genossen. Vigilio stellte die präparierte Espressokanne auf das heiße Kochfeld und hörte schließlich Schritte hinter sich zu denen er sich umdrehte. Das Geschirrtuch über seine Schulter geworfen. Seine Frau, mit der er heute morgen zum Glück aufstehen durfte und diesen im Grunde sehr einfachen aber schönen Tag als Familie beginnen durfte - endlich wieder - und endlich wieder ohne diese Kopfschmerzen oder sonorem Brummen in seinem Hinterkopf. Er lächelte sie an als sie aus dem Badezimmer hier im Erdgeschoss zurück kam und nickte hinter sich in Richtung der Terrasse, wo Leif stand und seine Tochter auf dem Arm hielt. "Kannst du das glauben?", fragte er Zora, die das Erscheinen des Blonden aus dem oberen Stock gar nicht mitbekommen hatte. Er sah nochmals kurz hin wie sie im sehr, sehr, SEHR frühen Sonnenaufgang standen, dem fristen, fahlen Grau Londons, und wandte sich direkt danach dem Backofen zu, aus welchem er schließlich das Blech griff und die mit verschiedenen Konfitüren oder Nutella gefüllten Cornetti frisch gebacken aus dem Ofen zog. "Bei jedem einzelnen außer uns und Vater fängt sie an zu schreien. Ich weiß nicht was der Kerl macht aber SIE bekommt er nicht auch noch.", versicherte er seiner Frau mit einem fahlen Grinsen. Er nahm sich ein Messer und schnitt das Gebäck auseinander so sie leicht zusammengebacken waren, stob etwas Puderzucker darüber und griff schließlich zu Tellern. Er deckte, etwas unüberlegt, für vier. Ebenso viele Espressotassen kamen dort zusammen. Er überlegte kurz ob er den vierten wieder zurücknehmen sollte, wo Luci sicherlich noch schlief und, wenn sie nach unten kommen würde, vermutlich kaum Sinn dazu hatte zu frühstücken wenn Leif noch im Haus war...aber er ließ ihn erstmal stehen. Emma hingegen, die die Geschichte wohl wirklich gut fand, wurde zunehmends müder, nuckelte aber NOCH am Fläschchen.
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  6. #386
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    Seit William tot war hatte Zora selten genug Schlaf gefunden. Wenn ihr Geist Ruhe gab, schrie Emma. Egal ob sie hungrig war, zahnte, oder von anderen misslichen Lagen zu berichten wusste, irgendetwas war immer. Eher besorgt hatte die Britin heute diese Ahnung aus dem Bett gerissen. Etwas stimmte nicht, sodass sie aufstand, für den Fall der Fälle lieber das Bad unten nutzte und schließlich dem Geruch in die Küche hin folgte, wo sie Gil antraf. Irgendwie gebannt von diesem Schauspiel, das sie wirklich in eine skurrile Realität zog, während ihr Ehemann sprach.
    "Naja-...", bemerkte Zora zweifelnd, "Ich habe nicht die höchste Meinung von ihm, schätze ich, aber soweit ich meinen Recherchen fürs Gericht nach weiß, nimmt das Leben ihm die Familie immer wieder, sobald er eine gefunden hat. Eigentlich ging ich in der Annahme ich wäre schlecht dran was-...Enrico und meinen Vater angeht, aber dieser Mann? Ich weiß nicht, Gil, aber wenn dir jemand deine Eltern, deine Frau, dein Kind und dann auch noch Luceija als die Frau die du liebst nimmst, wer bist du dann noch? Ich würde von der nächsten Brücke springen, wenn ich seine Beine hätte, glaub mir. Also lassen wir ihm den Moment vielleicht einfach. Er verlässt dieses Haus ohnehin vollkommen kaputt."


    Er machte wenige seiner großen Schritte über die Terrasse, mied das nasse Gras, aber wurde nicht müde seine Geschichten über schwedische (Misse-)Taten zu erzählen. Immer sparte er dabei aus was für die Ohren einer so kleinen Person nicht gedacht war, gab den unbekannten Helden seiner Kurzgeschichten immer wildere Namen und verbrachte so gute weitere zehn Minuten außerhalb des Hauses. Die Frische machte sogar ihn irgendwann müde und ein sehr spontaner Blick in eigentlich grüne Augen endete damit das er zum ersten Mal an diesem Tag wieder ehrlich lächelte. Das kleine Bündel schlief tief und fest. Die Flasche umklammerten ihre winzigen Finger noch immer, doch der Saugnapf hing auf ihrer Wange, statt in ihrem Mund. Ein leichter Schluckauf schüttelte ihren Körper immer wieder und erheiterte Leif, der ansetzte ins Haus zurückzukehren. Nicht aber bevor er ihr die Flasche nahm, in der hinteren Tasche seiner Jeans versenkte wie ein Profi und mit seiner freien linken Hand eine wild gewordene, schwarze Strähne aus dem kleinen Gesicht strich, dessen Lider immer wieder unter dem verirrten Haar zuckten. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Und sie tat unglaublich weh.
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  7. #387
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    Seit William tot war hatte Zora selten genug Schlaf gefunden. Wenn ihr Geist Ruhe gab, schrie Emma. Egal ob sie hungrig war, zahnte, oder von anderen misslichen Lagen zu berichten wusste, irgendetwas war immer. Eher besorgt hatte die Britin heute diese Ahnung aus dem Bett gerissen. Etwas stimmte nicht, sodass sie aufstand, für den Fall der Fälle lieber das Bad unten nutzte und schließlich dem Geruch in die Küche hin folgte, wo sie Gil antraf. Irgendwie gebannt von diesem Schauspiel, das sie wirklich in eine skurrile Realität zog, während ihr Ehemann sprach.
    "Naja-...", bemerkte Zora zweifelnd, "Ich habe nicht die höchste Meinung von ihm, schätze ich, aber soweit ich meinen Recherchen fürs Gericht nach weiß, nimmt das Leben ihm die Familie immer wieder, sobald er eine gefunden hat. Eigentlich ging ich in der Annahme ich wäre schlecht dran was-...Enrico und meinen Vater angeht, aber dieser Mann? Ich weiß nicht, Gil, aber wenn dir jemand deine Eltern, deine Frau, dein Kind und dann auch noch Luceija als die Frau die du liebst nimmst, wer bist du dann noch? Ich würde von der nächsten Brücke springen, wenn ich seine Beine hätte, glaub mir. Also lassen wir ihm den Moment vielleicht einfach. Er verlässt dieses Haus ohnehin vollkommen kaputt."


    Er machte wenige seiner großen Schritte über die Terrasse, mied das nasse Gras, aber wurde nicht müde seine Geschichten über schwedische (Misse-)Taten zu erzählen. Immer sparte er dabei aus was für die Ohren einer so kleinen Person nicht gedacht war, gab den unbekannten Helden seiner Kurzgeschichten immer wildere Namen und verbrachte so gute weitere zehn Minuten außerhalb des Hauses. Die Frische machte sogar ihn irgendwann müde und ein sehr spontaner Blick in eigentlich grüne Augen endete damit das er zum ersten Mal an diesem Tag wieder ehrlich lächelte. Das kleine Bündel schlief tief und fest. Die Flasche umklammerten ihre winzigen Finger noch immer, doch der Saugnapf hing auf ihrer Wange, statt in ihrem Mund. Ein leichter Schluckauf schüttelte ihren Körper immer wieder und erheiterte Leif, der ansetzte ins Haus zurückzukehren. Nicht aber bevor er ihr die Flasche nahm, in der hinteren Tasche seiner Jeans versenkte wie ein Profi und mit seiner freien linken Hand eine wild gewordene, schwarze Strähne aus dem kleinen Gesicht strich, dessen Lider immer wieder unter dem verirrten Haar zuckten. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Und sie tat unglaublich weh.


    Vigilio hielt einen Moment inne. Gerade hatte er zu einer Zange gegriffen um die Cornetti einzeln dem Blech zu entnehmen und jedem Teller, außer dem mysteriösen Vierten, eines aufzulegen, hielt aber, erschreckenderweise genau an Leifs Teller, kurz Inne und ging in sich. Er hatte durchaus von Zora und auch ein paar weniger genauen Quellen gewusst, dass der Blonde ziemlich viele Tode auf dem Buckel hatte und verarbeiten musste, aber das genau jetzt zu hören verlieh ihm einen ungeahnten Dämpfer. Er nickte langsam und verlor das Lächeln ein wenig. Sah über seine Schulter, den Blonden draußen langsam herumlaufen und widmete sich nur widerwillig der Espressokanne, die bereitwillig klapperte und mit gutem Geruch das Heißgetränk ankündigte. "Ich würde mir auch wünschen es wäre anders gelaufen.", versicherte er der Blonden und goss in ein Tässchen Espresso ein, während er übers Fenster Leif immer wieder Blicke zuwarf. Dabei verbrühte er sich fast, stellte sie dann aber rechtzeitig ab. Er leckte die Überreste des Espresso von seinem Daumen und sprach weiter: "Aber ich weiß nicht, was da noch zu retten ist.", gab er zu. "Ich weiß nicht mal, was genau passiert ist. Keiner von beiden will es sagen und-...vielleicht geht es mich auch nichts an, verstehst du? Es ist nicht so, dass ich seine Bedenken was die Drogen betrifft nicht teilen würde, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie genau daran stirbt ist geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei diesem ganzen Drama irgendwann schafft sich umzubringen." Der Gedanke blieb ihm sichtlich im Hals stecken. Er versuchte sich abzulenken, indem er die Tassen auf die zugewiesenen Plätze stellte. "Für mich sieht die Lösung vermutlich einfacher aus als für die beiden. Aber ich kann sie nicht zwingen zusammen zu bleiben."
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (17.06.2018 um 13:56 Uhr)

  8. #388
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    Zora nickte in Gedanken, gegen die Küchenzeile gelehnt und sah ihrem Mann nach. Leif hatte sie aus den Augen verloren, während ihr Blick irgendwo an der Wand abprallte und sie versuchte sich einen Gedanken davon zu verschaffen was er durchmachte. Was es ihm antat hier zu sein. So. Schon wieder so.
    "Tja-...", kommentierte sie leise die Worte des Italieners und begann plötzlich mit einem Lächeln. "Du Idiot hast mich mit einem Auto angefahren bevor du mich dazu bringen konntest dich zu heiraten.", erinnerte sie ihn und machte sich auf nackten Füßen langsam auf den Weg hinter ihm her. Ihr Blick streifte den des Schweden im Garten, der immer noch auf ihre Tochter einredete, während Zora selbst hinter ihrem Mann am Tisch stehen blieb, sich im Bademantel gegen ihn lehnte und seinen Nacken über den Rand des Hemds hinweg küsste. Ihre Arme legten sich behutsam, aber fest um seinen Oberkörper, während ihre Finger ein demonstratives, aber nicht wirklich stattfindendes Gefecht mit den Knöpfen an der Vorderseite seines Oberteils aushandelten.
    "Ich habe das Gefühl-...", flüsterte sie gegen die gebräunte Haut, unterhalb des schwarzen Haaransatzes, "Das da noch was kommt. Lass den beiden Zeit. Ich weiß was sie durchzustehen haben, nur geht es dich wirklich nichts an. Gönn dir selbst die Ruhe zu wissen das Luceija jetzt hier bei uns ist. Und kümmer dich um deine Tochter und deine Frau."
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  9. #389
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    Zora nickte in Gedanken, gegen die Küchenzeile gelehnt und sah ihrem Mann nach. Leif hatte sie aus den Augen verloren, während ihr Blick irgendwo an der Wand abprallte und sie versuchte sich einen Gedanken davon zu verschaffen was er durchmachte. Was es ihm antat hier zu sein. So. Schon wieder so.
    "Tja-...", kommentierte sie leise die Worte des Italieners und begann plötzlich mit einem Lächeln. "Du Idiot hast mich mit einem Auto angefahren bevor du mich dazu bringen konntest dich zu heiraten.", erinnerte sie ihn und machte sich auf nackten Füßen langsam auf den Weg hinter ihm her. Ihr Blick streifte den des Schweden im Garten, der immer noch auf ihre Tochter einredete, während Zora selbst hinter ihrem Mann am Tisch stehen blieb, sich im Bademantel gegen ihn lehnte und seinen Nacken über den Rand des Hemds hinweg küsste. Ihre Arme legten sich behutsam, aber fest um seinen Oberkörper, während ihre Finger ein demonstratives, aber nicht wirklich stattfindendes Gefecht mit den Knöpfen an der Vorderseite seines Oberteils aushandelten.
    "Ich habe das Gefühl-...", flüsterte sie gegen die gebräunte Haut, unterhalb des schwarzen Haaransatzes, "Das da noch was kommt. Lass den beiden Zeit. Ich weiß was sie durchzustehen haben, nur geht es dich wirklich nichts an. Gönn dir selbst die Ruhe zu wissen das Luceija jetzt hier bei uns ist. Und kümmer dich um deine Tochter und deine Frau."


    Er kam nicht umhin wieder zu lächeln. Alle Tassen hatten den Weg auf den Tisch gefunden und Vigilio griff liebevoll nach den schlanken Händen, die seinen Oberkörper umfassten, hob sie leicht grinsend an und küsste sie an den Knöcheln ihres Handrückens beider Seiten. "Wann bist du nur so scheiß Weise geworden? Und wie konnte ich das verpassen?", raunte er, drehte sich in ihren Armen um und legte die Hände links und rechtsseitig an ihr bildhübsches Gesicht. Mit den Daumen strich er über ihre Haut und beobachtete dieses ganz spezielle Lächeln dass sie auf ihren Lippen trug wie eine Trophäe. "Es geht uns nichts an.", bestätigte er leise, lächelte kurz, beugte sich dann zu ihr nach unten und küsste sie. "Ich glaaaube du warst zu lange mit meiner Mutter zusammen.", grinste er breit, hielt ihr Gesicht in einer Hand und neigte es leicht um aus dem Normalen Kuss einen intimeren zu machen und ihn über den zarten Kiefer an ihren Hals weiter zu führen. Nicht wirklich lange, dafür aber intensiv, bis er wieder aufsah und seufzte. "Setz dich, Süße. Die Cornetti bleiben nicht ewig warm. Und du solltest es wertschätzen wenn ich die tatsächlich mache. Das ist viel Arbeit.", grinste er und bot ihr mit einer Handgeste an sich zu setzen. "Welches möchtest du?", fragte sie und bezog die Frage damit auf die Füllung.
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  10. #390
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    "Ja, sicher.", lachte sie halblaut und zog sich einen Stuhl vor. [COLOR="#FF0066"]"In diesem Haus sind alle froh wenn du das Essen machst, glaub mir."
    Zora setzte sich in das bequem weiche Polster und seufzte. Ihre Tochter hatte es bei all den wilden Geschichten wirklich kein einziges Mal zum weinen gebracht. Offenbar war dem Arzt das Meisterstück gelungen. Er bewegte sich immerhin langsam Richtung Haus zurück und die Britin vergaß beinahe ihre Antwort an Gil.
    "Die Empfehlung des Hauses, Maestro.", spöttelte sie. "Oder das was dich als Erstes anspringt."
    Geschirr unterwarf sich seinem Zweck, klapperte in der angrenzenden Küche und doch wurde alles still als dieser große Kerl plötzlich wieder eintrat. Er wusste um diese Wirkung und nickte der Blonden nur kurz zu.
    "Ich wollte euch diese winzige Leihgabe zurückbringen. Schätze sie weiß jetzt alles nennenswerte über schwedische Geschichte."
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  11. #391
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    "Ja, sicher.", lachte sie halblaut und zog sich einen Stuhl vor. [COLOR="#FF0066"]"In diesem Haus sind alle froh wenn du das Essen machst, glaub mir."
    Zora setzte sich in das bequem weiche Polster und seufzte. Ihre Tochter hatte es bei all den wilden Geschichten wirklich kein einziges Mal zum weinen gebracht. Offenbar war dem Arzt das Meisterstück gelungen. Er bewegte sich immerhin langsam Richtung Haus zurück und die Britin vergaß beinahe ihre Antwort an Gil.
    "Die Empfehlung des Hauses, Maestro.", spöttelte sie. "Oder das was dich als Erstes anspringt."
    Geschirr unterwarf sich seinem Zweck, klapperte in der angrenzenden Küche und doch wurde alles still als dieser große Kerl plötzlich wieder eintrat. Er wusste um diese Wirkung und nickte der Blonden nur kurz zu.
    "Ich wollte euch diese winzige Leihgabe zurückbringen. Schätze sie weiß jetzt alles nennenswerte über schwedische Geschichte."


    Ein kurzes Lachen unterwarf sich dem Italiener. Zwar war kurzzeitig alles ruhig geworden als Leif eintrat, aber nichts desto trotz wollte er die Situation wieder etwas auflockern. "Setz dich.", forderte er ihn auf und schien nicht gerade auszusehen, als dulde er irgendwelche Ausreden. Unterdessen schob er Zora einen Teller mit einem Cornetti mit Aprikosenkonfitüre-Füllung entgegen und verbeugte sich spielerisch. "Bella Signora." Er schmunzelte knapp und sah dann zu Leif, der Emma noch trug. "Hier.", kündigte er an, mit diesem semi-tadelnden Blick von unten nach oben. "Ich zwing dich nicht, ewig hier zu bleiben.", machte er klar, legte ihm das Hörnchen auf den vorbereiteten Teller, kam dann auf ihn zu und nahm ihm seine Tochter vorsichtig ab, die er leicht gegen die Stirn küsste. "Aber wir sollten die Sache morgen ohnehin noch eben durchgehen. Also trink und iss was mit uns. Du siehst aus als könntest dus vertragen."
    Seine kleine, schlafende Tochter bettete er auf dem großen Sofa und deckte sie vorsichtig zu und hoffte, Leif würde sich zwischenzeitig für diesen kurzen Moment entscheiden.
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  12. #392
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    Irgendwie hatte Leif sich in der Rolle die ihm vorher zugesagt war wohler gefühlt. Kaum dass die kleine Tochter des Italieners aus seinen Händen war, fühlte er wieder wieso er hier war. Und auch wieso er nicht mehr hier sein sollte. Entsprechend widerwillig also nahm er den Platz ein den Vigilio ihm zuteilte und sah etwas irritiert auf das Geschirr vor seiner Nase. Vor allem aber jenes, das sonst noch am Tisch stand. Dieser eine Platz der unbesetzt war. Sein Magen krampfte sich zusammen und der Arzt glaubte besser auf der Toilette als im Esszimmer aufgehoben zu sein.
    "Danke, für mich nicht, aber-...Ich weiß das wirklich zu schätzen. Alles. Lass uns einfach besprechen was besprochen werden muss, damit ich gehen kann."

    Er war so plötzlich und unerwartet deutlich blasser geworden.
    AeiaCarol ist offline

  13. #393
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    Irgendwie hatte Leif sich in der Rolle die ihm vorher zugesagt war wohler gefühlt. Kaum dass die kleine Tochter des Italieners aus seinen Händen war, fühlte er wieder wieso er hier war. Und auch wieso er nicht mehr hier sein sollte. Entsprechend widerwillig also nahm er den Platz ein den Vigilio ihm zuteilte und sah etwas irritiert auf das Geschirr vor seiner Nase. Vor allem aber jenes, das sonst noch am Tisch stand. Dieser eine Platz der unbesetzt war. Sein Magen krampfte sich zusammen und der Arzt glaubte besser auf der Toilette als im Esszimmer aufgehoben zu sein.
    "Danke, für mich nicht, aber-...Ich weiß das wirklich zu schätzen. Alles. Lass uns einfach besprechen was besprochen werden muss, damit ich gehen kann."

    Er war so plötzlich und unerwartet deutlich blasser geworden.


    Vigilio beobachtete ihn lange über den Tisch hinweg bevor er sich selbst dazu setzte und ihm schließlich gegenüber sass. Zora, sein blonder Engel, sass am Kopf des viel zu langen und nur ganz am Rand gedeckten Tisch. Alle waren diesen Moment lang ruhig und Gil kam nicht umhin zu sehen, wie bleich der Arzt geworden war. Sein Angebot war wirklich gut gemeint, aber mittlerweile fragte er sich, ob er ihn damit nicht noch zusätzlich quälte. Er sah etwas beschämt um sich, für den Moment wortlos und zupfte nun deutlich lustloser an den sanften Striemen des Cornetto, dass sich wie Rippen sanft und weich um einen köstlichen Kern schlang. "Trink wenigstens den Caffe.", bat er. "Gut für den Kreislauf." Erklärte er einem Arzt. Er. einem Arzt. Er rieb sich die Stirn und sah schließlich auf, nachdem auch Zora noch ein Seitenblick erreichte.
    "Du weißt, welche Zeugen morgen vernommen werden?", fragte er und bezog es ausnahmsweise nicht auf Luceija sondern auf viele der anderen. "Viele von uns werden darunter sein. Mein Vater. Zora. Ich. Und... . Ja. Darüber solltest du dir keine Sorgen machen. Mein Vater ist selbst Anwalt und wird nicht sagen was dich irgendwie belasten könnte. Und..", er rückversicherte sich kurz bei seiner Frau. "...wir auch nicht. Das sind wir dir schuldig."
    "Die ganzen Angestellten von der Anlage machen mir etwas Sorgen. Seit dem Streit, in der Kantine?", er wollte nicht ins Detail gehen. "Wie werden deine Anwälte das angehen? Müssen wir noch irgendetwas wissen um unsere Aussagen anzupassen?"
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  14. #394
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Er registrierte den gut gemeinten Rat und nickte, schaffte es aber lediglich mit Zeigefinger und Daumen um den Henkel der Tasse, bevor er eine schiere Unendlichkeit darauf starrte. Ohne etwas zu sagen. Die Ohren ganz bei Vigilio, während seine Gedanken wie wahnsinnig durch das obere Geschoss rannten.
    "Wir-...Meine Anwältin ist eine alte Freundin. Eine sehr gute Freundin. Sie war bei mir als dein Anruf kam um den Tag morgen zu planen, aber wir sind nicht wirklich dazu gekommen. Ich vertraue ihr, aber ich befürchte auch das sie den Versuch startet aus dieser Sache ein Gerücht zu machen. Sie wird versuchen mich als völlig Unschuldigen rauszuholen, aber sie weiß auch nicht was alles passiert ist. Diverse andere Leute hingegen schon. Es wurde Dinge gesehen die-...Dumm waren. Zumindest wenn meine Karriere eine gleichwertige Rolle gespielt hätte, also-...Mach dir keine Sorgen. Was ihr zu sagen habt, sollte gesagt werden. Lügen werden mich nicht retten."

    Er sah von Vigilio ab und wieder zurück auf seine Tasse. Diese Geste war schwer auszuschlagen, doch allein der Geruch wollte ihn sich übergeben lassen.
    AeiaCarol ist offline

  15. #395
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    Er registrierte den gut gemeinten Rat und nickte, schaffte es aber lediglich mit Zeigefinger und Daumen um den Henkel der Tasse, bevor er eine schiere Unendlichkeit darauf starrte. Ohne etwas zu sagen. Die Ohren ganz bei Vigilio, während seine Gedanken wie wahnsinnig durch das obere Geschoss rannten.
    "Wir-...Meine Anwältin ist eine alte Freundin. Eine sehr gute Freundin. Sie war bei mir als dein Anruf kam um den Tag morgen zu planen, aber wir sind nicht wirklich dazu gekommen. Ich vertraue ihr, aber ich befürchte auch das sie den Versuch startet aus dieser Sache ein Gerücht zu machen. Sie wird versuchen mich als völlig Unschuldigen rauszuholen, aber sie weiß auch nicht was alles passiert ist. Diverse andere Leute hingegen schon. Es wurde Dinge gesehen die-...Dumm waren. Zumindest wenn meine Karriere eine gleichwertige Rolle gespielt hätte, also-...Mach dir keine Sorgen. Was ihr zu sagen habt, sollte gesagt werden. Lügen werden mich nicht retten."

    Er sah von Vigilio ab und wieder zurück auf seine Tasse. Diese Geste war schwer auszuschlagen, doch allein der Geruch wollte ihn sich übergeben lassen.


    "Willst du Wasser?", war das erste was der Italiener ihn fragen musste, als er nach der Antwort tiefe Löcher in den Boden seiner Tasse gestarrt hatte und es nicht übers Herz brachte zu trinken. Wieder sah er kurz von seinem Gegenüber ab und zu Zora, die etwa genauso besorgt auf den Blonden starrte. "Hör zu...", begann Vigilio und hatte dabei im Hinterkopf, was Luceija ihm auf Proteus gesagt hatte. Die Lüge. Die, an die auch er sich, zumindest sinngemäß, halten wollte. Sofern es zur Logik der Sache beitrug und Leif wirklich half. "..wenn diese Sache als Lüge dargestellt wird ist das vermutlich das Beste was dir passieren kann. Und wir sollten dabei bleiben. Die Aussagen drehen. Leugnen was es zu leugnen gilt. Hat irgendjemand womöglich gesehen, dass ihr euch bereits kanntet? Freundschaft kann keiner Anklagen oder verbieten. Und wir werden dasselbe tun. Die werden ohnehin wissen, woher du zum Beispiel das Auto hast.
    Was auch immer da drinnen gesagt wird wird daran nichts ändern. Oder gibt es etwas, dass du vorab loswerden willst?"
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  16. #396
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Er zuckte. Mit jedem noch so schlüssigen Argument wurde Leif kleiner, der Widerstand in ihm hingegen größer. Seine Finger schlangen sich bis zur Weißfärbung seiner Haut um die Tasse, an trinken war nicht zu denken. Entsprechend ignorierte der Arzt die Frage hinsichtlich des Wassers.
    "Ja.", antwortete er also einfach nach einer Weile auf die Frage des Italieners hin.
    "Es ist mir egal. Und weißt du weshalb? Ich bin Mitte Dreißig und auf dem beschissenen Zenit meiner Karriere, Gil. Nichts von dem was ich tue könnte ich noch besser machen. Nicht im Geringsten. Dagegen habe ich alles verloren was ich brauche. Alles. Schon wieder. Also kümmer dich nicht darum dir eine hübsche Aussage zu basteln, sie bringt mir nichts. Ihr wollt denen erzählen Luceija und ich seien alte Freunde?", fragte er, hob die Tasse leicht an als habe er es sich anders überlegt, stellte sie wieder ab und lachte süffisant.
    "Zu welchem Zeitpunkt? Als ich sie in der Frauendusche auf Darwin das erste Mal genommen habe? Oder vielleicht während dieser Feier auf der Toilette? Oder die unzähligen Male in meinem Apartment, in dem ich nicht alleine gewohnt habe? Ich erinnere mich an jedes einzelne Mal, jeden Blick den ich ihr zugeworfen und jeden Kuss den ich ihr gegeben habe und ich weiß das da auch andere Augen und Ohren waren. Ich, Vigilio, bin ein scheiß Arzt der seiner drogenabhängigen Patientin gesagt hat sie sei seine Freundin. Diese Entscheidung traf ICH und ich bereue sie keine Sekunde. Nichts daran ist falsch oder unnatürlich, also erzähl mir nicht ich sollte vor Gericht behaupten ich würde etwas anderes tun als sie zu vergöttern. Ich werde lediglich schweigen wenn niemand handfest gegen mich aussagen wird. Nichts weiter."
    AeiaCarol ist offline

  17. #397
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    Er zuckte. Mit jedem noch so schlüssigen Argument wurde Leif kleiner, der Widerstand in ihm hingegen größer. Seine Finger schlangen sich bis zur Weißfärbung seiner Haut um die Tasse, an trinken war nicht zu denken. Entsprechend ignorierte der Arzt die Frage hinsichtlich des Wassers.
    "Ja.", antwortete er also einfach nach einer Weile auf die Frage des Italieners hin.
    "Es ist mir egal. Und weißt du weshalb? Ich bin Mitte Dreißig und auf dem beschissenen Zenit meiner Karriere, Gil. Nichts von dem was ich tue könnte ich noch besser machen. Nicht im Geringsten. Dagegen habe ich alles verloren was ich brauche. Alles. Schon wieder. Also kümmer dich nicht darum dir eine hübsche Aussage zu basteln, sie bringt mir nichts. Ihr wollt denen erzählen Luceija und ich seien alte Freunde?", fragte er, hob die Tasse leicht an als habe er es sich anders überlegt, stellte sie wieder ab und lachte süffisant.
    "Zu welchem Zeitpunkt? Als ich sie in der Frauendusche auf Darwin das erste Mal genommen habe? Oder vielleicht während dieser Feier auf der Toilette? Oder die unzähligen Male in meinem Apartment, in dem ich nicht alleine gewohnt habe? Ich erinnere mich an jedes einzelne Mal, jeden Blick den ich ihr zugeworfen und jeden Kuss den ich ihr gegeben habe und ich weiß das da auch andere Augen und Ohren waren. Ich, Vigilio, bin ein scheiß Arzt der seiner drogenabhängigen Patientin gesagt hat sie sei seine Freundin. Diese Entscheidung traf ICH und ich bereue sie keine Sekunde. Nichts daran ist falsch oder unnatürlich, also erzähl mir nicht ich sollte vor Gericht behaupten ich würde etwas anderes tun als sie zu vergöttern. Ich werde lediglich schweigen wenn niemand handfest gegen mich aussagen wird. Nichts weiter."


    Je lauter sein Gegenüber wurde desto mehr lehnte sich der Italiener in seinem Stuhl zurück. Er beobachtete die Grauen Augen immer genauer und wäre er in einer anderen Welt dann würde er vermutlich jetzt auf ihn los gehen und des Hauses verweisen. Nein. Ihn vielleicht einfach nur anschreien. Aber auch DAS wurde es nicht. Er sah nur nachdenklicher aus und wurde ruhiger, nickte langsam bei den Erklärungen seines Gegenüber, äußerte irgendwie Verständnis, dass er bei seiner Situation auch wahrlich hatte, aber dennoch den Blonden runter bringen musste. Irgendwann hob er die Hände in einer beruhigenden Weise.
    "Okay. Okay! Ich will die Details gar nicht wissen, vermutlich werden wir davon noch mehr als genug hören.", erklärte er und stellte damit eine Tatsache fest die unweigerlich auf sie zu kommen würde. Die Wahrheit. Und ein Haufen Lügen. Alles Pikanter als das andere. "Es ist weder meine noch Zoras Idee, Leif!", machte er klar. Es gab nur eine Person, die darauf vom ersten Moment an bestanden hatte. Auch wenn er keine Ahnung hatte ob sie es wirklich durchzog, Leif wahrscheinlich noch weniger. "Als du mit deinem Arzt gesprochen hast? Auf Proteus?", erinnerte er ihn an die Situation zurück. "Es war das erste was sie zu mir sagte, kaum, dass sie sich vor die Tür gesetzt hat nachdem ihr von der Anklage erfahren habt. 'Mentirò in giudizio.'. 'Ich werd vor Gericht lügen.' . " Damit hob er die Hände und zuckte die Schultern in einer 'so ist es. so und nicht anders'-Geste.
    Er sprach leiser damit Luci sie sicher nicht hörte. Unter keinen Umständen. "Was soll ich tun? Es ihr verbieten? Sie wird nicht auf mich hören, weil sie dich aus der Scheiße ziehen will. Sie sagte, und ich zitiere: Es ist egal wie sehr er mich liebt - wenn ich sein Leben zerstöre wird er es nie wieder so tun wie zuvor.' " Er schnaubte. Lies es sinken.
    "Entschuldige, das sollte nicht wie ein Vorwurf klingen."
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (17.06.2018 um 17:27 Uhr)

  18. #398
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    Beyo Vhan

    Vox hatte den beiden ein Sky-Car zur Verfügung gestellt. Das Gleiche, mit welchem er und seine Truppe sie zuvor aus dem Versteck des Killers geholt hatten. Oder sah es nur so aus und er hatte mehrere davon? Man wusste es nicht. Der Turianer mit der dunklen Plattenfarbe, Aelius, sollte sie zu der gewünschten Adresse fliegen und dann in der Nähe bleiben um sie dann wieder zurück zu transportieren. Sowohl Hanna, als auch Beyo saßen auf der Rückbank. Hin und wieder riskierte der Turianer es, einen Blick aus dem Fenster zu werfen, blieb die meiste Zeit jedoch zurückgelehnt. Vox's Untergebener verstand es offensichtlich vom Hauptverkehrsgeschehen fernzubleiben und Abkürzungen durch ruhige Ecken zu fliegen. "Gut so." dachte der Turianer nur still. Auf jegliche weitere Risiken konnte er verzichten. Plötzlich klingelte sein Kommunikator. Der rote Turianer zögerte zunächst. Wieder der Killer? Auf weitere Häme konnte er verzichten.....andererseits hatte er auch keine andere Wahl, also ging er ran. "Ja?" ,,Geben Sie mir die Adresse Ihres Ziels, wir treffen uns dort." Van Zan? Das kam jetzt wirklich unerwartet. Aber dann auch irgendwie wieder nicht. "Gut. Aber beeilen Sie sich. Wir sind nämlich schon beinahe da...." Er beendete die Verbindung wieder und schickte dem Mann in Schwarz sowohl die Adresse, als auch den Grund für diesen Trip. "Vielleicht hat Van Zan ja auch noch ein paar Dinge herausgefunden...." dachte er laut nach. Gleichzeitig dachte er auch an Sorax und ihr Treffen mit Karvas' Kontakt. Hoffentlich würde auch da alles gut gehen....
    Sie waren da. Das Sky-Car setzte langsam zur Landung an. Beyo und Hanna lösten ihre Gurte und die Türen öffneten sich. Als sie ausgestiegen waren bugsierte Aelius das Gefährt wieder in die Luft, nachdem sie zuvor ihre Kommunikatoren auf die gleiche Frequenz gestellt hatten damit er sie nach Anforderung auch wieder abholen konnte. "So. Da sind wir." Jetzt mussten sie nur noch rein kommen. Wenn er raten müsste, dann nahm er an dass die Utensilien, die Ilias zuvor von Sorax angefordert hatte, dafür gedacht waren.


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Kathy
    Van Zan

    Beyo

    Mit Beyo an ihrer Seite hätte Hanna auch ebenso gut ein Rundumleuchte auf dem Kopf tragen und mit einem Megafon ihre Ankunft verkünden können. Zwar sahen Turianer alle irgendwie ähnlich aus, den roten „Killer“ würde aber jeder C-Sicherheits-Mann und sicherlich Dreiviertel der Bürger der Citadel im kollektiven Gedächtnis haben. Die Polizistin wusste jedoch, dass Beyo vollkommen resistent gegen jegliche Art von Klugheit war. Also schüttelte sie nur resignierend den Kopf. „Das Basecap ist damit wohl überflüssig“, dachte sie, sollte es doch als Tarnung dienen. „Also gut, Vhan. Wir treffen uns beim Wagen.

    Mit gepacktem Rucksack und einem ungefähren Plan, den sie lieber allein in die Tat umgesetzt hätte, saß Hanna schließlich im Skycar Richtung Boles‘ Wohnung. Es fühlte sich merkwürdig an über die Station zu fliegen. Früher war ihr bewusst gewesen, dass niemand sie wahrgenommen hatte – Hanna gehörte vermutlich nicht zu der Sorte Frauen, die einem auffielen – und sie hatte gut damit leben können. Sehen und gesehen werden galt in anderen Kreisen, in anderen Leben. Nun aber ertappte sie sich dabei, wie sie fast schon hastige Blicke aus dem Plexiglasfenster warf. Die Reflexion auf den Scheiben der anderen Verkehrsteilnehmer ließen den Schluss zu, dass sie ebenso wenig zu sehen war, wie ihre verspiegelten Gegenstücke. Sie hatte sich darüber nie Gedanken gemacht. Sie war immer alleine gewesen – auf einer Station voller Lebewesen. „Vielleicht hat Van Zan ja auch noch ein paar Dinge herausgefunden...“ „Was?“ Hanna schaute zu dem in sich gekehrten Turianer herüber. Beyo schien zu grübeln und ihren Einwurf nicht mitgeschnitten zu haben. Hatte er gerade etwas von van Zan gesagt? Eine Nachfrage wurde von dem raschen Sinkflug unterbunden. Schon setzte das Shuttle auf, die Tür schwebte geräuschlos auf und Beyo sprang heraus. Hanna folgte mit einem schlechten Gefühl oberhalb ihres Bauchnabels.

    Es war eine dieser Gegenden, wo tausende Individuen in hohen, sich konischen verengenden Wohnblöcken in engstem Miteinander lebten ohne auch nur den Nachbarn zu kennen. Anonymität war hier das Gebot der Stunde. Hanna hatte mehr als einmal Mordfälle in derartigen Wohngegenden bearbeitet. Die Regel war, dass die Leute, die Tür an Tür mit den Opfern lebten diese nicht einmal flüchtig kannte. Vielleicht war man sich mal auf dem Flur begegnet, sicher sein konnte man sich dann aber wiederum auch nicht. Angesichts dieser in sich selbst geschlossenen Welt sank Hannas Befürchtung, von irgendjemandem erkannt zu werden leicht. Zudem schien es aktive Kameras lediglich in den oberen dreißig Stockwerken zu geben, Boles‘ Quartier lag aber um einige Nummern was Stockwerk und Preis anbelangte, darunter. Der Weg direkt zum breiten, halbkreisförmigen Eingang des Hauses war menschenleer. Hanna rückte die Basecap – sicher blieb sicher – zurecht, schob ihre Sonnenbrille auf die Nase und schulterte den Rucksack. „Was haben Sie da gefaselt, Vhan? Was ist mit van Zan?“, fragte sie leise, obwohl keine Menschenseele in Sicht war.

    *

    Seeva überflog die Liste kurz im Skycar. Sie bestätigte nur, was sie sich ohnehin schon gedacht hatte: Boles steckte in der ganzen Nummer drin. Während ihr Shuttle sich per Autopilot durch den Verkehr schlängelte, fragte sich der Spectre, was sie in der Wohnung zu finden hoffte. Boles war kein Idiot, im Gegenteil. Er gehörte zur C-Sicherheit und wüsste vermutlich selbst am besten, was es zu verbergen galt und wie. Dennoch: Es war besser alle Eventualitäten abzuklären, als bestimmte Chancen ungenutzt zu lassen. Das Gebäude und die tunnelartig sich um den Wohnblock schlängelnden Gänge, die zu den einzelnen Wohnungen führten, waren auf den unteren Ebenen nicht mit Kameras versehen. Ein Fernzugriff war damit unmöglich, ebenso wie Überwachungsdaten und die geringe Hoffnung, jemand verdächtigen auf den Bildern zu erwischen. Seeva übernahm die Steuerung und landete das Shuttle auf einem Schweberparkplatz an der Westseite des Komplexes. Der Haupteingang lag im Süden, Seeva kam aber durch jeden Eingang hinein. Sie stieg aus dem Skycar, prüfte den Sitz der Phalanx und befestigte die Disciple-Schrotflinte am Magnethalter auf Steißhöhe. Ein Spectre rechnete immer mit Schwierigkeiten – irgendwie.


    Während die oft monoton graue Skyline der Citadel an den verspiegelten Scheiben des Taxis vorbeizog überlegte Vincent mit Blick auf sein OmniTool, ob Vhan selbst auf die Idee gekommen war, dass mit Boles etwas nicht stimmte oder ob ihm jemand einen Tipp gegeben hatte. Er hielt Zweiteres für wahrscheinlicher und vor allem auch wünschenswerter; wenn der Turianer eine weitere externe Informationsquelle aufgetan hatte, konnte diese ihnen vielleicht noch mehr solche Hinweise geben. Denn egal woher das Wissen kam, Boles hatte ohne Frage Dreck am Stecken gehabt. Zwar waren seine Dienstakten blütenweiß und rein, doch die Spuren die sein Lebenswandel im Extranet hinterlassen hatte, sprach eine andere Sprache. Eine, die dem Mann in Schwaz zu verstehen gab, dass es sich durchaus lohnen konnte, Boles‘ Apartment einen Besuch abzustatten. Möglicherweise gingen sie dadurch erneut dem Killer auf den Leim, aber vielleicht hatte Vhan endlich etwas gefunden, was sie nicht hätten finden sollen. Solange die öffentliche Hetzjagd auf den Turianer und Ilias im vollen Gange war, konnten zumindest diese beiden nicht viel mehr tun als jedes bisschen Information zu nutzen, das ihnen in die Hände viel und auch Vincent hatte in den letzten Stunden seit Decius Vhans plötzlichem Untertauchen keine neuen Erkenntnisse gewinnen können.
    Die Türen des SkyCars öffneten sich noch, als der Mann in Schwarz sich hinausschwang und auf den Haupteingang des Wohnghettos zuging, dessen Art man auf der Citadel als Apartmentgebäude zu bezeichnen pflegte. Bevor er die zwei flachen Stufen zur Tür hinaufnehmen konnte, machte ihn ein auffällig unauffälliges Husten auf die beiden Gestalten aufmerksam, die sich unweit davon aufhielten und ein wenig verloren wirkten. Vincent wandte sich um steuerte auf die beiden zu. Agent Ilias schützte sich mit Sonnenbrille und Basecap vor kosmischer Strahlung und unliebsamen Blicken während Vhan auf einen fast vollständig körperbedeckenden Mantel setzte, der jedoch keineswegs verschleiern konnte, dass er von einem Turianer getragen wurde. ,,Lassen Sie uns reingehen, wir reden auf dem Weg nach oben.“ Der Mann in Schwarz ging vorneweg, Ilias sicherte nach hinten ab und zwischen ihnen ging wie ein auf Diskretion bedachter VIP der meistgesuchte Mann der Citadel. Sie durchschritten das kleine Foyer in drei Atemzügen und trafen keine lebende Seele an. Einen Portier oder gar Wachpersonal würde man in einem Gebäude dieser Preisklasse vergeblich suchen. Auf den ersten Blick wirkte es aufgeräumt und sauber, aber über die geschäftsmäßige und pragmatische Bewirtschaftung hinaus gab es nichts zu sehen. Kein Anzeichen für Liebe zum Detail oder Hingabe; nur graue Wände und abgeblendetes Licht erwartete sie auf dem Weg zu den Aufzügen. Kameras gab es jedoch gewiss irgendwo und auch wenn die Tarnung seiner beiden Begleiter höchstens zweitklassig war, so gab sie ihnen wenigstens eine Chance, gewöhnlichen Gesichtserkennungsalgorithmen zu entwischen.

    ,,Wer hat Ihnen von Boles‘ Freizeitaktivitäten erzählt?“, frage Vincent in die Stille eines klinisch langweiligen Fahrstuhl hinein. Rein professionelle Neugier, es interessiert ihn immer, wenn jemand Informationen in Umlauf brachte. ,,Kleiner Nachtrag für die Geschichtsbücher übrigens: Kurz vor der Gasexplosion auf Oma Ker hat Burelian Sprengstoff dorthin verschickt. Die Adresse war falsch und die Spur verläuft sich nach der Ankunft dort im Sande, genau wie alle Bemühungen herauszufinden, ob die Explosion wirklich ein Zufall war.“ Er führte die weiteren Details der Geschichte nicht weiter aus. Zu viele Wenns und Falls und vor allem zu wenig Bedeutung für die aktuell anliegenden Probleme. Davon das Decius Vhan seit einiger Zeit von keinem seiner Männer zu finden war, erzählte er auch nichts.
    Oben angekommen erwartete sie ein langer schmaler Gang als nächstes Zeugnis der in Vollendung ausgeführten Tristesse des Gebäudes. Tür an Tür reihte sich bis in die gefühlte Unendlichkeit und als sie an ihnen schweigend vorbeigingen verlor jeder von ihnen nach wenigen Schritten das Gefühl für die bereits zurückgelegte Distanz. Irgendwann jedoch standen sie dann vor der einen Tür, die das kleine Holopad am Rande als die richtige auswies. Sie glich den nebenanstehenden bis aufs kleinste Detail und war, sie versuchten es, natürlich verschlossen. Ausdruckslose Gesichter tauschten Blicke. Niemand hatte wirklich etwas anderes erwartet, aber ebenso hatte auch niemand eine simple Tür als richtiges Hindernis im Kopf gehabt. Der Mann in Schwarz aktivierte schon fast reflexhaft sein OmniTool. Anstatt jedoch die Software zum Hacken von Panels und Türen zu starten, öffnete er seine Kontaktliste. Es mochte unwahrscheinlich sein, aber wenn sie die Tür mit unlauteren Mitteln öffneten und C-Sec sie dann irgendwann doch auslas, würde eine Spur zurückbleiben, auf die Vincent gut verzichten konnte. So ging er einige Schritte den Gang hinunter, um in Ruhe telefonieren zu können. Als er wiederkam aktivierte er das Panel und gab den Universalcode der Hausverwaltung ein, wodurch die Tür anstandslos aufglitt. ,,Sehen wir uns ein wenig um.“
    Zitat Zitat von BlackShial Beitrag anzeigen
    Khardim ist unser Äquivalent für Brüste oder eben Hintern.
    Schön anzusehen und man denkt gern daran
    Khardim ist offline

  19. #399
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Dann versuch es wenigstens.", knurrte Leif ungehalten, zügelte sich aber und schüttelte den Kopf zur Entschuldigung. "Sie hilft niemandem wenn sie mit starren Lügen an einer Wahrheit festhält die keine ist, Gil. Du weißt wie die Dinge gelaufen sind. Und du weißt das ich sie liebe egal was passiert. Also-...Lass sie die Wahrheit sagen.", bat er den Italiener und sah eher unerwartet dessen Frau an. "Wenn nötig die ganze Wahrheit."

    Das Zora etwas wusste schien ihm klar. Spätestens als ihre wachen Augen ihm eine Weile standhielten, bevor sie sich auf den Teller vor ihr absenkten.
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  20. #400
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Liz Lopez & Violet ~ Violets Apartment ~ Citadel

    "Was genau führt dich eigentlich auf die Citadel?" wollte die junge Hackerin von ihrer besten Freundin wissen, nachdem sich die beiden Frauen ins Arbeitszimmer verkrümmelt hatten.
    "In erster linie die Arbeit... aber frage lieber nicht nach...!" winkte die Spanierin halbherzig ab und nippte von ihrem Drink.
    "Ja, ich weiß... du darfst es mir eh nicht verraten, schon klar!" lachte Violet und tippte auf ihrem Computer herum. Liz beobachtete das ganze und sah Violet schief von der Seite an, als sie sich in den Server von ExoGeni hackte.
    "Was hast du denn mit denen zu schaffen?" wollte die Spanierin nach einer Weile des Schweigens wissen.
    "Ist nicht für mich... ich arbeite mit..." Violet seufzte, bevor sie weitersprach. "Ich suche Infos für Stephen Connor!"
    "Waaas?" platzte es aus Liz heraus. "Hatte ich dich damals nicht vor ihm gewarnt gehabt, dass dieser Mistkerl gefährlich ist?!"
    "Doch, hast du! Aber ich bin der Meinung, dass sich Menschen ändern können und außerdem hat er mich um Hilfe gebeten, sowohl bei dieser Sache, wie auch mit einem Treffen mit dir!" antwortete Violet schließlich.
    "Ein Grund mehr, dass dies eine Falle sein könnte. Hast du darüber mal nachgedacht?" giftete die Spanierin ihre beste Freundin an.
    "Hör endlich auf, Liz!! Die Sache mit Benston ist schon Jahre her und wenn Stephen dich aus Rache töten wollte, meinst du nicht, dass er es nicht schon längst versucht hätte? Außerdem war er es, der mir die Informationen von Benston´s Computer zu kommen lassen hat. Ich habe alles überprüft, bin jeder noch so kleinen Spur nachgegangen, selbst die Unterlagen vom Waisenhaus in Barcelona hab gefunden und es ist alles wahr; Liz! Dein vollständiger Name ist Liz Luna Lopez, deine Mutter hieß Sofia Lopez und dein Vater war Mick Connor! Stephen Connor ist dein Halbbruder!!!" gab die Hackerin zornig zurück und öffnete die kompletten Informationen dazu, ehe sie weitersprach. "Du hast mir immer vertraut, also.... vertraue mir auch in dieser Sache!" Mit den ganzen Informationen und somit ihrer Vergangenheit konfrontiert, saß Liz nur da und starrte die Computer an. Es stand alles da, die Freundschaft zwischen Anthony Benston und Mick Connor und ihre Zusammenarbeit bei der Allianz. Die Hochzeit zwischen Mick und Olivia Connor, aus deren Verbindung Stephen entstanden ist. Micks Auftrag in Spanien, wo er Sofia Lopez kennen lernte... ein knappes Jahr später kam sie zur Welt. Wie Sofia ihre kleine Tochter ins Waisenhaus brachte, kurz darauf wurde Sofia hingerichtet... und schließlich der Lebenslauf und die Ausbildung der beiden Halbgeschwister.
    Ein paar Tränen liefen der Spanierin über die Wange, während sie die Informationen schloss.
    "Ihr habt beide eure Familie verloren und habt nur noch euch... Gib ihm ne Chance!" sagte Violet leise und legte tröstend ihren Arm um Liz Schultern.
    "Ich denke darüber nach!" antwortete Spanierin kaum hörbar.
    "Mehr verlange ich auch garnicht, Lilu!" grinste die Hackerin und Liz sah sie irritiert an.
    "Ich schätze, ich habe einen neuen Spitznamen für dich!" lachte Violet, bevor sie ernster weitersprach. [COLOR=&36A8E]"Ich bräuchte zudem deine Hilfe bei diesem Auftrag[/COLOR].....


    ~ ~ ~

    Jade Angela Miller ~ Luxus Apartment ~ London

    Verwirrt richtete sie sich wieder auf und blickte zur großen Terrasse. Es war immer noch Dunkel draußen und einen Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie höchsten anderthalb Stunden geschlafen hatte.
    Umständlich kämpfte sie sich aus dem weichen Bett heraus, holte sich ein Glas Wasser und setzte sich an den Tisch.
    Irgendwie fühlte sie sich alleine. Die schwarzhaarige holte ihren Laptop heraus, checkte ihre E-Mails und trank ein Schluck Wasser, während sie las. Sie hoffte von ihren Freundinnen Violet oder gar Liz eine Nachricht im Eingang liegen zu haben, doch da war nichts, nur Geschäftskunden oder Spam.
    Jade seufzte leise.
    Aber was sollte sich auch erwarten? Immerhin wurde sie für Tod erklärt, dass ihre Freundinnen sich da schwer taten zu glauben, dass sie noch am Leben war, konnte sie auch irgendwo nachvollziehen. Vielleicht musste sie ja den ersten Schritt machen...
    Mit zittrigen Händen suchte sie Violets Kontaktdaten und wählte ihre Nummer.
    Es dauerte einen Moment, bis die Verbindung stand und jemand den Videoanruf entgegen nahm. Ein flimmerndes Bild baute sich auf dem Monitor und die schwarzhaarige trauten ihren Augen nicht, als sie zwei bekannte Gesichter sah.
    "Violet? Liz? Seid ihr es wirklich?"

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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