Zitat von
Cichorium Intybus
Hm, nein, ich glaube in erster Linie daran, dass nicht jeder, der irgendeiner dummen Parole folgt, gleich wie die aussehen mag, auch ein schlechter Mensch sein muss.
Mein bestes Beispiel, auch von Panorama, war immernoch ein Rentner, der auf die Frage, weshalb er bei Pegida mitlief, meinte: Die da kriegen alles und ich hab nur ne kleine Rente.
Er hat nicht gesagt: Ich hasse Ausländer und will, dass es anderen schlecht geht!
Ich deute das. Ja, vielleicht falsch. Vielleicht ist sein Problem aber auch tatsächlich das Empfinden dessen, was so mancher Soziologe in Bezug auf Ostdeutschland als "abgehängt sein" beschrieb.
Würde man diesem Mann möglichst glaubhaft vermitteln können, dass:
A: Keinem deutschen Bürger auch nur 1Cent weniger zugestanden hat, unabhängig von den Migranten.
B: Die ostdeutsche Rentenproblematik ein Fakt ist, (aber die AfD dafür keine Lösung bietet).
C: Nicht "die Ausländer" daran Schuld sind, sondern eine den Sozialstaat aushöhlende Regierung. (den die AfD über weite Strecken noch mehr abschaffen will)
Vielleicht, ja nur vielleicht, würde er sich dann eher für eine gesamtgesellschaftliche Lösung und nicht gegen ein subjektives Problem engagieren.
Ja, ich weiß, dass er trotzdem ein zutiefst überzeugter Alt-Right rechtsaußen Rassist sein kann, der in seinem Wohnzimmer die Hakenkreuzfahne über der Hitlerbüste mit den alten HJ-Photos von früher hängen hat, während er "Deutschland, Deutschland über alles" singt und sich dabei nach der bald anstehenden "Reichskristallnacht - nur diesmal gegen Ali" zurücksehnt.
Er kann aber auch einfach nur ein alter Opa mit Ängsten sein und Ängste führen immer zu Irratioanalität, niemals zu einer vernünftigen Lösung. Mit Ängsten lässt sich aber überall besser Politik machen, als mit Argumenten, wenn sonst keiner dagegen opponiert.
Und ich will weder eine Welt in Angst, noch Hass, noch profaner Proganda. Aber Angst haben ist menschlich und jene artikulieren zu dürfen, sollte in einer demokratischen und auf soliden Grundfesten - dem GG - beruhenden Gesellschaft auch möglich sein.
Wenn ich meinem "Feind" nicht die Hand reichen kann, wer soll das dann machen?
Wenn ich keinem meiner Gegner je die Hand reiche, stehe ich dann nicht irgendwann alleine da? Denn faktisch versöhnen wir uns nunmal mit denen und nicht mit Freunden.
Vielleicht ist es blauäugig und ich glaube auch nicht, dass es grundsätzlich nur die eine oder die andere Perspektive darauf gibt, weil dafür die Menschen einfach zu verschieden sind.
Aber ich lehne es auch ab jeden Mitläufer gleichgestellt mit einem Überzeugungstäter wie Höcke, Poggenburg oder Gauland zu sehen.
Kurzum: Ich glaube, dass zumindest manche/r davon zu überzeugen ist, dass final weder die AfD die Lösung, noch "die Ausländer" das Problem sind.
Not gegen Elend auszukontern ist ein Spiel, dass nicht nur die AfD in unserem Land sehr gut beherrscht.