So, zunächst mal schade, dass du auf so viele Dinge, die ich direkt als Antworten auf deine Fragen geschrieben hatte nun unkommentiert lässt. Gerade weil du auf deine Fragen so viel Aufmerksamkeit lenktest (indem du sagtest, du hättest ein paar Fragen, die ich beantworten soll, bevor du schlussfolgern könntest, ob meine Ansicht dir fair und gerecht erscheint), wäre es jetzt mal interessant zu wissen, was du von meiner Beschreibung der Quote und ihres sinnstiftenden Gedankens hältst.
Ich gehe jetzt mal trotzdem auf deine Anmerkungen an, mag aber einwerfen, dass die Sachen, die du kommentiert hast, überwiegend Nebenschauplätze des Arguments waren, das ich mit meinem Post aufstellen wollte (Stichwort Off-Topic-Tendenz).
Zitat von
Tyler Nagarjuna
Ich glaube nicht, dass Frauen benachteiligt werden, weil sie Frauen sind. Ich glaube Frauen werden benachteiligt, weil es in unserem System, das auf Profitmaximierung angelegt ist, für viele Arbeitgeber im Schnitt tatsächlich mit mehr Risiken und Kosten verbunden ist Frauen anzustellen. Frauen werden schwanger, Frauen bekommen Mutterschutz, Frauen bleiben öfters zu Hause als Männer, wenn die Kinder krank werden...
Hier komme ich wieder zu genau dem Punkt, warum ich die sogenannte Linke des 21. Jahrhunderts so oft kritisiere, sie sucht die Fehler meistens an der falschen Stelle. Es ist eben zb. nicht die - meistens angebliche -Frauenfeindlichkeit von Männern, die dazu führt, dass Frauen beruflich benachteiligt werden, sondern es sind die Strukturen einer Gesellschaft, die vor allem nur ein Ziel hat: Den maximalen Profit! Es ist die Diktatur des Profits, die Frauen benachteiligt.
Demnach gäbe es allerdings keinen guten Grund, warum manche Branchen umgekehrt extrem von Frauen dominiert sind. Oder warum Frauen jenseits der Wechseljahre immer noch statistisch schlechtere Einstellungschancen haben in vielen Branchen - selbst wenn sie kinderlos sind. Siehst du, Trugschlüsse zieht vielleicht nicht nur die "Linke", denn auch das Gegenargument, was du hier anreißt, ist kein allumfassender Erklärungsansatz.
Der Fairness halber muss ich natürlich sagen, dass es wohl auch Einstellungssituationen gibt, wo "Schwangerschaftsrisiko" einen Arbeitgeber abschreckt. Zugleich zeigen die o.g. Beispiele aber auch, dass es nicht bloß das sein kann.
Da stimme ich zu. Aber um Einstellungskriterien ging es mir auch nicht. Sondern mir ging es darum, dass wahrscheinlich auch ein Zusammenhang zwischen dem Durchschnitts IQ von Bevölkerungsgruppen und ihrem durchschnittlichen beruflichen Erfolg besteht. Hältst du es nicht für wahrscheinlich, dass die Ashkenazi in den USA auch deshalb wesentlich erfolgreicher sind als die Afroamerikaner, weil ihr IQ im Schnitt 25 Punkte höher ist?
Ich weiß, diese Frage klingt gefährlich nach Rassismus - deshalb sage ich auch immer dazu, dass ich davon ausgehe, dass diese Unterschiede durch Umwelteinflüsse begründet sind - doch stellen, muss man diese Frage, denn tut man es nicht, übersieht man vermutlich einen wichtigen Punkt. Natürlich ist es auch schwer sich dies einzugestehen, weil es eine wesentlich schwierigere Frage aufwirft. Es wirft die Frage auf, wie man dafür sorgt, dass die Ungleichheit der Lebensbedingungen, von etwa Ashkenazi und Afroamerikanern, beseitigt wird. Denn die Black Community in den USA ist in einem Teufelskreislauf gefangen, den man nicht mit Quoten beseitigt. Weil die Eltern benachteiligt sind, haben die Kinder nicht dieselben Chancen wie andere Kinder, weshalb diese Kinder ebenfalls weniger Erfolg haben, und dann immer so weiter. Ein echter Teufelskreislauf! In diesem System auch nur sehr schwer lösbar.
Und die Systemfrage, stellt ja niemand mehr, neuerdings ist es ja für die angebliche Linke sogar rechts, die reichen Eliten und ihre Medien zu kritisieren .......
Zunächst mal eine Sache (zum wiederholten Mal): Ich finde du zerfährst das Argument, wenn du es ständig darauf zurückführst, was die angebliche Linke so tut, sagt und tituliert. Das ist nicht das Argument, das wir beide führen und es ist auch nicht sachdienlich als Nebenschauplatz. Wenn du Gesprächsbedarf zum "falschen Postulat der Linken" siehst, würde ich das lieber in einem separaten Thread sehen, anstatt als Rattenschwanz in einer Diskussion um die Vereinbarkeit von Gerechtigkeit und Gleichheit. Aber das ist bloß meine Meinung. Mich irritiert es eher, die zwei Argumentationsstränge unter einen Hut zu bringen.
Deine IQ-bezogene Frage beantworte ich wortwörtlich in den Rest des Absatzes, den du ausschnittsweise zitierst. Ich sage wortwörtlich, dass ich es verstehen kann, wenn eine kompetentere Gruppe aufgrund ihrer Kompetenz öfter den Zuschlag bekommt. Ich (bzw. fachspezifische empirische psychologische Forschung) stimme dir wortwörtlich dahingehend zu, dass Unterschiede im Durchschnitts-IQ, ebenso wie im Bildungsstand, maßgeblich durch sozioökonomische Ungleichheiten zu erklären sind UND - das ist das für diesen Thread wichtigste - dass die Frage, wie man solche strukturellen Probleme konstruktiv angehen kann, nicht von der Quote tangiert wird.
Darauf mag ich das Augenmerk für den Moment zurückführen: Die Quote, über die wir zwei von Anfang an geredet haben, die zu rechtfertigen das übergreifende Ziel des letzten Posts von mir war und die du hier gar nicht weiter erwähnst.
Und das betone ich hier so, weil es das ist, worüber ich mich ursprünglich unterhalten wollte. Lösungsansätze zu makro- und mesostrukturellen Problemen der Gleichstellung zwischen marginalisierten und privilegierten Bevölkerungsgruppen sind nochmal ein komplett anderes Thema.
In dem Sinne meine Bitte: Diskutier wenigstens mit mir doch erstmal das Quotenthema "zuende", bevor wir evtl. in die nächsten zwei Themen hüpfen.