Vielleicht bin ich einer der wenigen, der mit der Definition ein Problem hat.
"Als Rollenspiel bezeichnet man in der Spielwissenschaft eine Spielform, bei der die Spielenden die Rollen realer Menschen, fiktiver Figuren, Tiere oder auch Gegenstände übernehmen. Dies können die eigenen Eltern, Lehrer oder Freunde, aber auch Wunschfiguren aus dem Abenteuerbereich, Tiere wie Hunde oder Katzen bzw. Maschinen wie Motorräder oder Flugzeuge sein. Die Spielwissenschaftler S. A. Warwitz und A. Rudolf beschreiben den Spielgedanken dieser sehr beliebten Spielgattung als „Spielend ein anderer sein“.
Das ist die Definition des Rollenspiels im allgemeinen laut Wikipedia, und diese hier gilt für Computerrollenspiele:
"Computer-Rollenspiel (engl. role-playing video game, role-playing game, RPG) bezeichnet ein Genre der Computerspiele, dessen Wurzeln hauptsächlich in den Pen-&-Paper-Rollenspielen liegen, von denen grundlegende Abläufe und Spielmechaniken übernommen werden. Der Hauptunterschied zwischen Pen-&-Paper-Rollenspiel und Computer-Rollenspiel ist, dass die Aufgaben des Spielleiters vom Computer übernommen werden. Dadurch bewegt sich die Handlung von Computer-Rollenspielen in deutlich engeren Bahnen, die durch die Spielentwickler vorgegeben sind."
Allerdings ist mir das etwas zu schwammig. Gemäß der ersten Definition wäre jede Art von Spiel immer auch ein Rollenspiel, da man ja grundsätzlich die Rolle einer Person oder einer Art höheren Entität übernimmt. Die zweite Definition machts nicht wirklich besser. RPGs orientieren sich an grundlegenden Abläufen und Spielmechaniken von P&P-Rollenspielen ... aber was heißt grundlegend? Ist ein XCOM ein RPG, weil es grundlegende Mechaniken wie Lebenspunkte, Rüstung, freischaltbare Perks und Stats hat?
Und was ist mit der Unterscheidung zwischen klassischem und modernen RPG? Offenbar gibt es da in der Spielekultur nur die subjektive Wahrnehmung, aber keine festgelegte Definition, anhand derer man unterschiedliche Arten von RPGs voneinander unterscheiden könnte.
Meine Fragen an euch sind daher die folgenden:
Was ist für euch ein RPG? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ein Spiel für euch ein RPG ist?
Unterscheidet ihr zwischen unterschiedlichen RPG-Arten, oder ist es euch egal?
Ich frage, weil mir aufgefallen ist, dass die Gamingcommunity teilweise sehr weit auseinandergeht, wenns um solche Definitionen geht. Das betrifft den Gamer wie auch professionelle Tester. Beim Lesen eines Tests fällt es mir gelegentlich unheimlich schwer, herauszulesen, ob ein RPG etwas für mich ist, weil scheinbar unwichtige Funktionen/Spielmechaniken kaum oder gar nicht erwähnt werden, obwohl sie mir persönlich wichtig sind. Schreibt ein Tester etwa von einer lebendigen Spielwelt, könnte das so einiges bedeuten. Ist Stadt X bevölkert von zahlreichen NPCs, die aber keinen Tagesablauf haben? Bedeutet lebendig, dass auch ohne mein Zutun die Welt agiert und reagiert? Oder: Ich freue mich über rundenbasierte Kampfsysteme, aber machen die Kämpfe auf Dauer Spaß, ist die Vielfalt der Gegner und Skills ausreichend? Zählt in Fights nur das taktische Verständnis und Stats, oder kann ich möglicherweise meine Umwelt manipulieren, um mir einen Vorteil zu verschaffen? Bei keinem anderen Genre kann ich mich so wenig auf die Meinung anderer verlassen. Ein Beispiel wäre etwa, dass ich mit Tyranny, Torment oder Pillars of Eternity fast gar nix anfangen kann, während Divinity OS 2 mein Lieblingsspiel dieses Jahr ist. Warum ist das so, wenn diese Titel doch so viele Überschneidungen haben? Machen die "unwichtigen" Unterschiede etwa doch so viel aus?
Ich hab mir etwa letztens Spellforce 3 gekauft, weil ich vom Lesen einiger Tests und Usermeinungen zum Schluss gekommen bin, dass dieser Strategie-/RPG-Mix viel Spaß machen könnte. Da hab ich mich richtig angeschmiert, denn den von vielen als gut bezeichnete RPG-Part erfüllte kaum eine meiner Anforderungen an ein gutes RPG.
Vielleicht hilft mir euer Input ja, mal vorauschauendere Kaufentscheidungen zu treffen und das Genre RPG in einem anderen Licht zu betrachten.