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    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Wie denn nun weiter? ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png] »'mae bestätigte Glandis Arils Vermutung, dass sie zurückkehren wollte. Doch der Haken folgte natürlich:
    »Mutter …« Sie stockte erneut. »Mutter würde ich gern wiedersehen. Aber …« Aril warf ihr einen aufmunternden Blick zu und fuhr fort, ihren Arm zu streicheln. »Die Hüterin wird stark dagegen sein. Bin ja letztlich im Unfrieden weg. Habe die verbleibenden Sachen des Vaters genommen …«

    Schweigend fuhr Aril damit fort, den Arm der Elfe zu tätscheln. Die Erklärung würde kommen.
    »Ich weiß nicht einmal, ob die Hüterin weiß, warum ich weg bin? Doch … doch die Fähigkeiten des in den Schatten gehen hatten ihren Preis. Aber das werde ich dort nicht erzählen können. Aber schließlich …« mit einem Mal erhob sie Glandis und zog Aril in ihre Arme. Überrascht erwiderte die Adlige den Druck. »Ich werde bei meinem Clan keine Shemlen vorstellen können. Es tut mir so leid … wenn ich bei dir bleiben möchte, geht es nicht!«

    Aril biss sich auf die Lippen. Sie hielt Glandis fest, bis diese die Umarmung löste.»Wir sollten losreiten, etwas weiterkommen und ein Lager für die Nacht finden.« Aril hatte schon gedanklich den Sattel von Trovao bestiegen, sodass sie auf dem Ritt nachdenken konnte. Aber es kam noch eine Frage von Glandis, mit der sie nicht gerechnet hatte: »Aril, kannst du denn zu den deinen zurück?«

    Aril ließ sich ausnahmsweise Zeit mit der Antwort.
    Sie ging, mit Glandis zusammen, zu den Pferden und begrüßte Gwess mit einem Streicheln über den Rücken. Die Stute blieb still stehen.

    "Dann lass uns weiterreiten - im Lager finden und Orte aussuchen bist du besser als ich!" meinte Aril und nahm Trovaos Zügel, um ihn wieder aus dem Gebüsch herauszuführen.
    Während sie wartete, dass Glandis sich anschloss, kehrten ihre Gedanken an ihre Heimat zurück.
    Ja, sie war abgehauen, anstatt ihrer Mutter zu gehorchen. Aber ihrer Meinung nach war es nicht weiter tragisch. Sie hatte diesem Schönling von Verehrer ohnehin schon jegliche Hoffnung genommen, und dass ihr eigener Bruder den Gast auf seinem Schloss bei Intimitäten mit der Zofe der Schloßherrin erwischt hatte, hatte seine Chancen völlig zunichte gemacht.
    Nein, sie hatte niemanden verscheucht oder abgewiesen, der von Bedeutung gewesen war. Sie hatte keine Schande über ihre Familie gebracht, weil sie einen Mann nicht heiraten wollte.
    Sie war losgezogen um Nien begleiten zu können. Oder, wie sie immer wieder gesagt hatte, um ihn zu suchen.
    An sich ein edles Ansinnen, aber mit derart wenig Vorbereitung und Ausrüstung - ohne Karte, Verpflegung und Kameraden, die ihr halfen - war das von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen und stellte nicht mehr dar, als die trotzige Flucht einer Adelstochter vor den Maßnahmen ihrer Mutter.
    Das wiederum warf einen großen Schatten auf sie - nichtsdestotrotz war sich Aril sicher, dass man sie daheim wieder aufnehmen würde. Zunächst wäre man froh, dass sie wieder aufgetaucht war. Dann gäbe es ein großes Donnerwetter und danach wäre wieder alles wie zuvor.

    Es sei denn....
    Ein Gedanke kam ihr so plötzlich, dass sie stehen blieb.
    Sie drehte sich zu Glandis und sagte leise: "Ich glaube schon, dass sie mich zuerst schimpfen, aber dann aufnehmen würden. Es sei denn Nien ist wirklich etwas passiert. Sie würden mir viel schwerer verzeihen können, wenn sie nicht nur sich um meinen Bruder sondern auch um mich sorgen mussten. Vielleicht habe ich sie wichtige Zeit oder Leute gekostet, die nach mir statt meinem Bruder suchen mussten."
    Sie setzte langsam den Weg fort und gestand sich genauso leise ein "Ich glaube, ich habe Angst davor, dass es so sein könnte. Aber sonst kann ich nirgends hin..."
    Fawks ist offline
  2. #382 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    vorheriger Post: stockende Antworten ~ Antwort von: Aril

    Aril & Glandis | In der Nähe eines Fereldischen Wachpostens • Eine kleine Idee

    [Bild: VR_Gladis_1.png] »Aril, kannst du denn zu den deinen zurück?« Diese Frage war Glandis sehr spontan über die Lippen gerutscht. Es war eine delikate Frage. Denn es konnte geschehen, dass der Gefragte seine Lage richtig erkannte. Vielleicht war diese ebenso aussichtslos. Aber es war eventuell auch eine Chance.

    Doch die Antwort kam nicht sofort. Dieses Überlegen, Wohlbedenken der Antwort, aber vielleicht auch Zögern konnte ja alles bedeuten. Eine erhoffte Lösung vielleicht? Oder ein Schwanken, ein Unschlüssig sein auf der anderen Seite? Die Dalish war sich nicht sicher was kommen würde. Je länger es dauerte, um so mehr neigte sich ihre Auffassung zu einem „Nein“. Doch Aril sagte bisher nichts. In diesem Moment kam Glandis in den Sinn, sie hatte etwas vergessen. Etwas, dass ihrer Begleiterin sehr wichtig war. Sie hatte in ihrer Antwort nicht an en Bruder gedacht. Denn wegen dem waren sie jetzt hier. Sie wollten nach Ostagar. Bevor sie den Kommandanten trafen, wollten sie dahin. Doch jetzt schien alles unklar. Glandis hatte Aril davon reden hören vielleicht doch nicht zu dem südlichen Grenzpunkt zu wollen. Eventuell hatte das auch diese Fragekonstellation ausgelöst. Aber sie erinnerte sich auch daran, wie Aril im Detail an ihrer Familie hing. Da war der im vorherigen Lager gezeigte Knopf mit dem Familienwappen. Es war ein nach unten gehaltenes Schwert neben einem Schild, den ein einfaches Kreuz schmückte. Aber sie dachte auch an das Flüchtlingslager, wo sie ein Schreiben von Nien Nuemb gefunden hatten. Dieses Schreiben hatte auch der Kommandant des Wachpostens gesehen. Aber nicht sonderlich darauf reagiert. Glandis kam nicht mehr dazu sich auszumalen, wenn sie alle oder ein Teil der Soldaten nach Ostagar gezogen wären.

    Denn sie waren langsam zu den Pferden gegangen und bei Gwess angekommen. Die Stute genoss die Streicheleinheit, die sie von Aril abbekam. Dabei erklärte sie: „Dann lass uns weiterreiten - im Lager finden und Orte aussuchen bist du besser als ich!“ Glandis nickt nur. Aber die Begleiterin hatte recht. Das konnte sie wirklich. Sie blieb bei Gwess, währen Aril sich anschickte den schwarzen Rappen zu holen. Sie sah ein langsames Gehen, ein Zögern. So ein Gehen, als wenn jemand gleichzeitig über Dinge nachdenkt. Da werden zuweilen die Schritte schwer. Da wollen die Gedanken auch andere Wege gehen. So begann Glandis mit den Zügeln in der Hand ihr langsam nachzugehen. In dieser sehr ruhigen Abfolge erklärte Aril plötzlich stehend bleiben: „Ich glaube schon, dass sie mich zuerst schimpfen, aber dann aufnehmen würden. Es sei denn Nien ist wirklich etwas passiert. Sie würden mir viel schwerer verzeihen können, wenn sie nicht nur sich um meinen Bruder, sondern auch um mich sorgen mussten. Vielleicht habe ich sie wichtige Zeit oder Leute gekostet, die nach mir statt meinem Bruder suchen mussten.“

    Sie hatten in diesem gemütlichen Tempo fast das Gebüsch, welches den Treffpunkt umgab, hinter sich gelassen, das fügte die Adlige an: „ Ich glaube, ich habe Angst davor, dass es so sein könnte. Aber sonst kann ich nirgends hin ...“

    In diesem Moment, der einen Zuspruch erforderte, schoss der Dalish eine Idee durch den Kopf. Ein Vorschlag, eine Anregung für ihr weiteres Vorgehen. Sie stiegen beide auf ihre Pferde. In diesem Loswollen erklärte Glandis: »Aril, was hältst du davon, wir reiten zu deinen Eltern? Ich kann ja vor eurem Heim warten. Aber du kannst nach deinem Bruder fragen. Denn das war dir das Wichtigste.«

    Wie sie das erklärte, bereitete sich eine innere Ruhe in ihr aus. Ja, das war für sie wirklich eine gute Idee. Nien zuerst im Anwesen seine Familie zu suchen, aber gleichzeitig keine anderen Bedingungen daran zu knüpfen. Um ihrer Idee etwas Nachdruck zu verleihen, hakte sie nach: »Ich werde dich begleiten, so wie ich mit nach Ostagar gekommen wäre, auch wenn es vielleicht nicht mein Weg ist!«

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    VRanger ist offline Geändert von VRanger (22.05.2020 um 04:56 Uhr)
  3. #383 Zitieren
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Eine tiefe Angst ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]

    Die beiden Damen war an dem Gebüsch herausgetreten und stellten sich nebeneinander auf. Beide kletterten mühelos in den Sattel - Aril mit der Erfahrung aus vielen Jahren Reiten, Glandis mit der ureigenen Gelenkigkeit und Flinkheit der Elfen. Und kaum saßen beide fest im Sattel, schlug Glandis etwas vor: »Aril, was hältst du davon, wir reiten zu deinen Eltern? Ich kann ja vor eurem Heim warten. Aber du kannst nach deinem Bruder fragen. Denn das war dir das Wichtigste.«
    Aril hatte kaum Zeit die Zügel zu spannen und Glandis einen kurzen, scharfen Blick zuzuwerfen, da sprach sie schon weiter. »Ich werde dich begleiten, so wie ich mit nach Ostagar gekommen wäre, auch wenn es vielleicht nicht mein Weg ist!«

    Aril blickte geradeaus und ließ Glandis das Tempo und den Weg bestimmen. In ihrem Kopf war sie an einem völlig anderen Ort. Die Dalish hatte genau das ausgesprochen hatte, was Aril sich am sehnlichsten gewünscht hatte: Nicht alleine nach Hause zurückkommen zu müssen. Die Sorge vor dem, was sie dort erwartete war groß und drückend und mit Glandis an ihrer Seite würde ihre Begleiterin ihr immer wieder den Kopf zurechtrücken und ihr zeigen, was wirklich relevant war.
    Sie hätte es sich nicht eingestehen wollen, aber dieser Vorschlag von Glandis war perfekt und nahm ihr ihre Angst vor allem, was sie erwarten möge.

    Aril konnte es nicht verkneifen, und sie wollte auch gar nicht. Ein breites, strahlendes Lächeln zupfte und zog an ihren Mundwinkeln, und so herzlich lächelnd wie sonst kaum - aus purer, tiefer Glückseligkeit wandte sie sich aufrichtig an Glandis und sagte: "Das ist perfekt. Ich danke dir!"
    Und aus einer Verbundenheit heraus, die sie nicht mit Worten beschreiben konnte, fügte sie leise hinzu: "Ma serannas!"
    Fawks ist offline
  4. #384 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Aril & Glandis | Auf der Weiterreise • Ein Resümee

    [Bild: Aril_Ava.png] [Bild: VR_Gladis_1.png] „Wollen wir?“ hatte Aril ihre Partnerin gefragt. Diese hatte nur genickt und dann waren die beiden Frauen losgeritten. Sie wollten ein Lager für die Nacht suchen. Aber sie wollten auch möglichst weit weg von dem Fereldischen Wachposten, an dem sie einen mehrtägigen Halt durchleben mussten. Doch jetzt waren sie wieder ihres Glückes Schmied. Sie bestimmten wohin der Rappe Trovao und die braune Stute Gwess ihre Hufe setzen sollten. Es war wie ein Ritt bergab. Voller Elan, neuem Mute und Gewissheit, endlich ihre Ziele geordnet und nun angehen zu können. In diesem Reiten sagte Dalish: »Du hast Recht. Wir reiten zu Dir heim und schauen ob dein Bruder dort ist. Alles andere ergibt sich dann.«

    Die Adlige nickte, sagte aber nichts weiter. Zwischen den beiden Frauen war ein Band entstanden, wo vielen nicht mehr gesagt werden musste. Dieses Band hatte sich ergeben aus der Rettung der Dalish durch Aril, als sie mit ihrem Pferd einen schweren Hurlock auf einem Schlachtfeld von den Füßen ihrer heutigen Begleiterin zog. Es wuchs als sie ihre ersten Stunden bei einer Rast verbrachten. Dann kamen die wunderbaren Tage an einem Baum, der nahe an einem Fluss stand. Dieses Refugium, wie aus einer anderen Zeit, ermöglichte es ihnen sich kennenzulernen, aber auch sich zu erholen. Von hier starteten Erkundungen in das gestürmte Flüchtlingslager. Hier fanden sie auch die schwerverletzte Stute. Aber hier entdeckten die beiden auch einen Hinweis auf den gesuchten Bruder Nien Nuemb. Dieser, ein erfolgreicher Kommandant der Fereldischen Truppen, schien also in Ostagar zu sein. So der Inhalt der Botschaft. Aber es gab auch eine Menge zu erfahren. So konnte Aril die Dinge für sich entdecken, die man in den Schatten gehen nennt. Die Dalish hingegen erfuhr Tischsitten beim Essen, die sie nie für möglich gehalten hätte. Sie lernte, dass nicht alle aus Ferelden Shemlen sind. Aber sie mussten auch ihr Leben verteidigen. Egal ob das nun ein Trupp der Wilden Brut war oder ein Rudel Wolfe, die sie bei der Jagd herausforderten.

    Das Band hielt auch, als sie bei Drusus Nerva, dem Kommandanten des Wachpostens, ihre Nerven behalten und somit auch ihre Selbstachtung behaupten mussten.

    Jetzt, wo das Ziel klar vor ihnen lag und sie ein gutes Stück vorangekommen waren, spürten Aril und Glandis, dass sie es gemeinsam schaffen konnten.

    ~ • ~



    Ein Resümee sei erlaubt. Denn Fawks und ich schreiben jetzt seit 2014 an dieser Geschichte (Prolog und Ankunft und hatten eigene Karten). Auch wenn es jetzt eine Atempause in dem Auf und Ab von Schreibe und Antwort, Antwort und Schreibe geben wird, so war es doch eine bewegende Zeit. Eine Zeit, bei der privat viele tolle Dinge geschehen sind, von denen beide Autoren auch in Teilen vom Wissen teilhaben konnten. Was wiederum einen schönen Moment darstellt. Aber es war auch eine gute Leistung. Denn es wurden über 650 Post geschrieben, allein beim Fereldischen Wachposten über 150. Die dort erlebten zwei Tage begannen im Januar 2018. Ob es für Aril und Glandis auf dem Papier eine Fortsetzung geben wird oder ob sie in der Phantasie der Autoren sich fortentwickeln, das liebe Leser und Leserinnen steht auf einem anderen Blatt.

    Ich bedanke mich gern im Namen von Fawks und mir für das Interesse und das stille Mitlesen.
    VRanger ist offline
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    Was bisher geschah: Faren Hamo

    [Bild: AvatarTia.png]Mit einem prüfenden Blick musterte die Elfe die Klinge ihres Templerschwertes. Die Klinge war noch immer verrußt von der ersten Magieexplosion, welche der Zwerg verursacht hatte. Auch wenn man den Ruß nur schwerlich unter dem dickflüssigen Blut und den verrottenden Fleischfetzen zu erkennen vermochte.
    Sie sollte die Klinge dringend reinigen, da das Schwert sonst nicht mehr lange seinen Nutzen erfüllen würde. Außerdem war der Geruch des Zwerges schon so stark, dass man potentielle Nahrung anlocken konnte, die sonst nur Fressen im Müll der Städte suchte. Und Raubtiere verscheuchte. Außer vielleicht Aasfresser.
    Sie musste eine solch starke Geruchsquelle also nicht auch noch mit sich herumtragen.
    Sich mit einem Bein auf eine der noch zappelnden Leichen stellend, um diese so zu fixieren, wischte die Blonde ihre Klinge an den letzten Überresten ihrer Kleidung sauber. Soweit es eben möglich war.
    Eine geübte Handbewegung beförderte die Klinge wieder zurück in ihre Schwertscheide und die Besänftigte machte sich auf, ihrem Begleiter zu folgen.
    „Ser Zwerg?“
    Er mochte Recht haben, sie sollten sicherlich weiter. Aber sie hatten das Lager aus einem bestimmten Grund aufgesucht.
    „Sollten wir nicht nachsehen, ob der Mensch etwas Wertvolles bei sich hat?“
    Wie war noch gleich sein Name? Sie konnte sich nicht erinnern. Aber so wichtig war dieser auch nicht, immerhin weilte er zu diesem Zeitpunkt gewiss nicht mehr unter den Lebenden. Nachdem er von ihnen getrennt wurde, waren seine Überlebenschancen ziemlich direkt auf Null gesunken.
    „Das Lager mochte bereits geplündert gewesen sein, aber er war hier erst eingetroffen. Und er wirkte nicht wie ein einfacher Bettler.“
    Aber gewiss auch nicht wie ein Adelsmann.
    Dennoch, weit entfernt sollte er nicht liegen, denn weit würde er ohne sie nicht gekommen sein.

    Ein leichter Ruck, gefolgt von einem seltsamen Geräusch holte die Elfe aus ihren Gedanken.
    Sie ließ ihren Blick hinter sich wandern, bewegte sich aber weiterhin hinter dem Zwerg her. Mit einer gespielt unzufriedenen Miene beäugte die junge Frau das durchtrennte Wesen, welches sich mit dem einem Arm, der ihm noch geblieben war, an ihrem Umhang festhielt. Es bedeutete keinen besonderen Kraftakt die verfaulte Leiche hinter sich herzuzerren, war ihr doch kaum mehr geblieben als eben dieser Arm, ein Teil des Brustkorbes und der Schädel, der mindestens ebenso von der Eismagie des zwerigschen Verzauberers in Mitleidenschaft gezogen wurde, wie der Rest seines Körpers. Der noch vorhandene Unterkiefer grub sich wie eine Schaufel durch den Waldboden, was die lebendigen Überreste dazu brachte Dreck zu gurgeln.
    „Hm …”
    Tiaden hatte ihr Schwert bereits weggesteckt und dafür würde sie es gewiss nicht noch einmal beschmutzen. Sie hielt inne, griff nach ihrem roten Umhang und versuchte sich genug Halt für die nächste Aktion zu verschaffen.
    Mit einem kräftigen Ruck zerrte das Spitzohr an seinem Mantel, hievte damit die halbe Leiche nach oben und beförderte sie vor sich, direkt auf den Einmetermann zu.



    Was bisher geschah: Lady Vitalina Murer

    [Bild: AvatarJo.png]Es war in dem Moment, als plötzlich die Welt Kopf zu stehen schien, als die Templerin bemerkte, dass sie vielleicht etwas zu weit gegangen war. Das Vielleicht wurde gedanklich so ziemlich zeitgleich durch ein definitiv ersetzt, als sie gänzlich den Halt verlor, den sie mit einem Bein am Geländer gerade noch so gewährleisten konnte.
    „Ver-!“
    Weit kam die junge Frau mit dem Ausruf nicht, als sie nach einer Drehung wie die eines orlaisiansichen Kreiselspielzeuges schaffte, sich mit wilden Armbewegungen in dem Vorhang des Fenster festzukrallen, was sie direkt gegen die Steinmauer des Turmes beförderte.
    Mit weit aufgerissenen Augen versuchte Jo gewahr zu werden, was da gerade passiert war und wie zum Henker sie es geschafft hatte, sich vor dem sicheren Tod zu retten.
    „Erbauer ... hab Dank.“
    Ein langes Seufzen entrann ihrer Kehle, als sie den Blick nach unten wandern ließ und erkennen musste, wie tief der Weg nach unten eigentlich war.
    Beim Erbauer, sie konnte froh sein in den letzten Tagen kein üppiges Mahl gehabt zu haben, andernfalls hätte sie sich in die feine Herrenhose geschissen.
    Wild atmend presste sie die folgenden Worte heraus, als sie all ihre Kraft darauf konzentrierte an dem Leinenstoff heraufzuklettern.
    „Bei Andrastes krustiger Bremsspur, wenn ich draufgehe, stehe ich von den Toten wieder auf, nur um in euer nächstes Bier zu pissen!“
    Stück für Stück schaffte es die Schwarzhaarige sich dem Fenstersims zu nähern. Zumindest bis sie mit einer Quaste kollidierte, die ihr jegliche Sicht nahm. Die Rivaini hatte noch nie verstehen können, weshalb man solch einen unsinnigen Mist an allen möglichen Stofffetzen hatte anbringen müssen. In dieser Situation noch viel weniger
    „Und wenn ich das hier überlebe, dann macht euch darauf gefasst direkt neben einem fetten Haufen von mir aufzuwachen!“
    Und da war es schon geschehen: Jo hatte versehentlich nach dem letzten Wort ihrer Drohung zu tief eingeatmet, dabei eine Kordel in den Rachen bekommen, verschluckt und würgend den Halt verloren.
    „Sch-!“
    Mit einem festen Griff im Vorhang konnte sie sich zwar erneut retten, musste aber mit Entsetzen feststellen, dass der Stoff ebenso wie ihre Blase kurz davor stand zu reißen.
    Sie wollte nicht sterben. Schon gar nicht vollgepisst vor Angst im Vorgarten eines selbstverliebten Lords, der sich wahrscheinlich in genau diesem Moment den Arsch nach dem Abendschiss von seinen Bediensteten pudern ließ. Mit hastigen Beinbewegungen versuchte es die Templerin in Bewegung zu kommen, an der Mauer entlang, hin und her, um zu der einzigen Möglichkeit zu gelangen, die sie jetzt noch zu retten vermochte: Der Balkon schräg unter ihr. Zeitgleich mit jedem Atemzug sank sie tiefer und tiefer, der Lebensfaden in Form eines recht unansehnlichen, blauen Vorhangs an den letzten Fasern bis zum Zerreißen gespannt.
    Jo schloss die Augen.
    Dem letzten Ruck, welcher das Verlieren allen Halts signalisierte, folgte wenige Augenblicke später ein so harter Aufprall, dass es der Schwarzhaarigen jegliche Luft aus den Lungen presste.
    Sie war tot, oder?
    Zitternd und mit einem zerrenden schmerz im ganzen Körper öffnete die junge Frau wieder die Augen. Der blaue Lebensfaden glitt im seichten Wind neben dem Balkon zum Abgrund herab.
    Scheiße, sie hatte überlebt ...
    Scheiße, sie hatte überlebt!
    Ihre schmerzenden Lungen mit Luft füllend rollte sie sich auf den Rücken und streckte die Arme auf beiden Seiten von sich.
    „Erbauer ... ich schulde dir was.“
    Lachend feierte die Templerin die Schmerzen, die sie dankend entgegennahm, wenn dies doch der Preis dafür war, dass ihr die Chance die Liebe ihres Lebens wiederzufinden nicht genommen wurde.
    „E-Erbauer?“
    BlackShial ist offline Geändert von BlackShial (13.06.2020 um 22:46 Uhr)
  6. #386 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen

    [Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg]

    "Und sie sind fertig.", verkündete Feia feierlich und holte mit einer improvisierten Bäckerschaufel die Zimtschnecken aus dem Ofen. Ein wohliger Geruch kam ihr entgegen, eine Kombination aus Zimt und den herrlichen Duft den nur frisch gebackene Teigwaren verbreiten konnten. Thekla sah ihr dabei mit leuchtenden Augen zu. Geschickt balancierte die Elfe die Schnecken auf der Holzschaufel und legte sie sanft in einem dafür vorbereiteten Korb ab. Kurz darauf näherte sich schon eine kleine Hand welche nach einer der Backwaren greifen wollte. Wie ein Blitz drehte sich die Backschaufel und blieb kontrolliert vor dem Gesicht des Mädchens stehen.
    "Noch nicht!", ermahnte sie Feia und lächelte verschmitzt. Thekla zog kurz eine Schnute, dann jedoch ihre Hand zurück. Die Schwarzhaarige nickte zufrieden und ließ dann die Backschaufel sinken.
    "Außerdem sind die noch viel zu heiß. Du würdest dir die Finger verbrennen mon coeur. Deshalb..", erklärte sie und legte ein paar der Zimtschnecken in einen anderen kleinen Weidenkorb,"bringst du die restlichen Zimtschnecken zu den Jungs. Bis du da bist sollten sie abgekühlt sein. Und nicht vorher naschen, ich werde sie fragen wie viele angekommen sind."
    Die Elfe legte die Bäckerschaufel beiseite und deckte den großen Korb mit einem dünnen Tuch ab, dann gab sie ihn dem Mädchen.
    "Kommst du nicht mit?", fragte Thekla und sah Feia mit großen Augen an. Feia schüttelte mitleidig den Kopf.
    "Tut mir Leid, du siehst doch, ich habe zu tun. Was meinst du warum ich dir nicht alle gebe?", merkte sie an und streckte dem Mädchen die Zunge heraus. Diese schaute kurz empört, lachte dann aber und streckte auch kurz die Zunge heraus. Dann schnappte sie sich den Korb und lief davon. "Bis später Feia." "Bis später, grüß die Anderen."

    Fröhlich eine orlaisianische Melodie summend, schnappte sich die Elfe das Wägemesser und begann ein Bündel Kräuter zu zerhacken. Dann bemerkte sie eine Gestalt näher kommend, klein gebückt, aber doch recht vital. Das Gesicht erinnerte aus einer Mischung aus einem knorrigen Baum und die Falten eines Bluthundes. Das krause weiße Haar stob in alle Richtungen davon und war nur widerwillig mit einem Kopftuch gebändigt worden. Als die alte Hortensie das Wort erhob präsentierte ihre restlichen Zähne, viele waren es nicht mehr.
    "Feia, meine Kleine. Was rieche ich denn hier? Es erinnert mich weder an die Düfte eines Herbariums noch, an den süßlichen Duft des Weingeistes. Hast du dich wieder ablenken lassen?", erkundigte sie sich und lachte schrill. Feia lächelte, sie mochte Hortensie. Die Alte hatte eindeutig ein wenig zu lange im Wald gelebt, aber unter ihrer Schrulligkeit schlummerte eine gewaltige Hilfsbereitschaft. Die Elfe hatte schon immer ein Faible für die Außenseiter der Gesellschaft, letztendlich war sie doch selbst eine. "Ich? Niemals Hortensie. Ich habe nur ein kleines Nebenprojekt während meiner Arbeit durchgeführt. Hier."
    Die Elfe reichte der alten Frau den Korb mit den verbliebenen Zimtschnecken, worauf diese recht beachtlichen Erker darüber hielt und schnüffelte. "Backwaren? Was ist das für ein süßlicher Geruch?", fragte sie und nahm eine der noch heißen Schnecken. Vorsichtig brach sie diese auseinander, worauf ein frisches Knacken zu vernehmen war und ein duftender Dampf aus dem Inneren aufstieg. Skeptisch nahm sie einen Bissen und lächelte dann zufrieden. "Mhm. Mhmmmm. Köstlich."
    "Das ist Zimt. Und ein wenig Honig den ich ergau..ergattern konnte.", erklärte die Elfe fröhlich.
    "Weisst du kleines, ich habe hier in der Gegend eigentlich fast nie Elfen gesehen, selbst Dalish laufen mehr im Inneren des Waldes herum. Aber wenn die alle so sind wie du, dürfen gerne mehr vorbeikommen.", verkündete Hortensie anerkennend.
    "Ohhh. Ich werde noch rot.", bedankte sich Feia ergriffen. "Das wäre nicht schlecht, ein wenig Farbe würde dir nicht schaden. Immerhin seid ihr wohl nicht alle so bleich. Ich habe gehört das bei dieser neuen Gruppe auch Elfen dabei sind, die sollen eine gesündere Gesichtsfarbe haben.", erwiderte Hortensie und knabberte an der Zimtschnecke.
    "Freiland Elfen."
    , erklärte die Schwarzhaarige lachend und legte das Wägemesser beiseite.
    "Was weiß ich. Elf ist für mich Elf. Spitze Ohren, glatte Haut. Auf den Charakter kommt es an.", meinte die Kräuterfrau und verschlang den Rest der Schnecke.
    "Und du hast einen guten Charakter, das gefällt mir. Würdest du etwas für mich tun?", fragte die Alte freundlich. Feia nickte.
    "Ohne zu wissen was, vielleicht bist du nicht nur liebenwürdig sondern auch dumm.", erwiderte Hortensie gewitzt und lachte wieder meckernd. "Aber gut, ich danke dir. Bringe doch diese Wundumschläge zu Mari. Die kennst du doch, oder?"
    "Die mich anfangs nicht mit dem Arsch anschauen wollte?" "Wer wollte das schon, du bist fremd hier. Aber ja, die. Und nimm doch etwas von deinem Alkohol und dieser Wundsalbe mit."
    "Mach ich, soll ich ihr was ausrichten?" "Nö, was denn? Das das Wetter schön ist?" Feia lachte und schüttelte den Kopf.

    Gemütlich schlenderte Feia zum Lazarett. In einem großen Korb hatte sie die Wundumschläge und ihre restlichen Zimtschnecken. Im anderen Korb gluckerten Flüssigkeiten und schauten kleine bauchige Flaschen hervor. Bei jedem ihrer Schritten gluckerte der Alkohol ein wenig und die Scheide ihres Messers schlug leicht klackernd gegen die Hüfte.
    Der vertraute Gestank des Todes schlug ihr entgegen, gemischt mit verbrannten Kräutern. Feia roch Salbei, Thymian, Sandelholz, Lorbeer und Rosmarin heraus. Doch diese hatten den gleichen Effekt wie bei einer verdorbenen Mahlzeit. Sie konnten lindern, aber nicht verbessern. Allerdings hatte Feia bei ihren alchemischen Studien gelernt solche Gerüche auszublenden. Ihr Blick suchte Mutter Mari, welche gerade ihr Gespräch mit der rothaarigen Fremden beendete. Die Zirkelmagier, wie sich Feia an ihre gestrige Observation und den Dorftratsch im Hinterkopf erinnerte.
    Schnurstracks steuerte Feia auf die alte Frau zu und sprach diese an. Vorsichtig stellte sie die Körbe vor dieser ab.
    "Seid gegrüßt Großmutter Mari. Hortensie schickt mich mit den Wundumschlägen und ich habe eine neue Ladung Alkohol gebrannt, teilweise auch schon mit Wirkstoffen vermengt.", erklärte sie und lächelte freundlich.
    "Und ich habe Zimtschnecken gebacken, falls ihr eine wollt." "Zimt..oh nein danke mein Liebes. Stell den Korb dort ab.", erwiderte sie freundlich und zeigte auf eine Stelle in der Mitte. Feia zuckte mit den Schultern und folgte der Anweisung.
    "Oh, Lady Seren? Das ist Feia. Sie ist ebenfalls eine Reisende wie ihr, vor etwa einer Woche angekommen. Seitdem hilft sie Hortensie unserer Kräuterfrau. Und brennt Schnaps, außerdem hat sie für ein paar der Verwundeteten Opi, Opaa.."
    "Opiate.", sprang Feia helfend ein. "Genau Mittel gegen die Schmerzen hergestellt. Feia, das ist Nimue Seren vom Zirkel der Magi. Sie ist eine Heilerin und will den Leuten mit ihrer Magie helfen. Vielleicht kannst du ihr auch helfen.", stellte Mari vor.
    "Nun Lyrium habe ich keines.", erwiderte Feia offen und lächelte die Zauberin an.
    "Freut mich euch kennenzulernen. Feia Mien´harel, der vollständigkeit halber. Aber Feia reicht.", fügte sie freundlich gegenüber der Rothaarigen an.
    "Weiß nicht ob ich euch helfen kann, aber wenn ihr Lösungen oder Extrakte braucht kann ich die die vielleicht destillieren.", erklärte Feia nachdenklich, bevor sie wieder eine heitere Miene aufsetzt.
    "Möchtet ihr vielleicht eine Zimtschnecke?"
    , bot die Elfe entgegenkommend an und zog das Tuch über den Backwaren. Für einen ganz kurzen Moment übertünchte der Geruch aus Zimt und dem Aroma von frischen Backwaren scheinbar die Verwesung, verführerisch aber leider auch nicht in der Lage Tote wiederzuerwecken. "Ihr könnt sie dann auch gerne später essen, hier hat man selten Appetit.", fügte die Schwarzhaarige der Lokalität entsprechend an.


    [Bild: Logan_klein.jpg] & [Bild: KtgE3tZmvNOrh3xHiLarissa_klein.jpg] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Das kratzige Geräusch eines handlichen Steins, der über Stahl kratze, füllte den Innenhof des kleinen Quartiers. Logan Revanna saß auf einer leeren Holzkiste, das lange Schwert in der linken Hand, die Spitze zum Boden gerichtet und parallel zum linken Bein haltend, fuhr sie mit stoischer Präzision die gehämmerten Linien der Klinge entlang. Sie war grimmig. Grimmig, weil sie eine der besten Kämpferinnen im ganzen Ort war und weil man sie erst heute Früh von dem Eintreffen eines Ritters und seines Gefolges unterrichtet hatte. Magier seien dabei, hatte der siebenjährige Bote berichtet. Magier und Elfen. Logan hatte ihn schon ohrfeigen wollen dafür, dass er ihr derlei absurde Märchen auftischte. Allerdings hatte sie sich eine genaue Beschreibung des Ritters geben lassen. Wer er sei und wo er herkommt, das konnte der Bursche nicht sagen. Logan argwöhnte, dass es einer von Howes oder Loghains Rittern sein könnte, die auch jedes noch so verschlafene Nest mit einer Mauer auf seine Sache einschwören sollte. Natürlich könnte ein solcher Ritter einen jungen Lord mit Geschichten von Magie und pfeilschießenden Waldbewohnern begeistern – oder einschüchtern. Ein letztes Mal wurde der Stein über die Klinge gezogen, die Logan schon in so vielen Kämpfen geführt hatte. Es war ein Meisterstück fereldrischer Schmiedekunst. Nicht so perfekt ausgearbeitet wie Zwergenklingen und nicht so verziert wie die Schwerter der Ritter von Orlais, aber ein gutes Werkzeug. Und Logan beherrschte ihr Handwerk. Vielleicht würde sie ihren Stahl schon bald gegen einen wertigeren Gegner heben müssen, als gegen die Monstren der dunklen Brut.

    Logans Gang war schwer. Das gesteppte Hemd, das darüberliegende Kettenhemd und die Bänderrüstung wogen schwer auf den Schultern der jungen Frau. Nicht so schwer, als dass es eine Belastung für sie wäre – noch nicht. Logan trug den Rundschild auf dem Rücken und die Bartaxt in der Faust. Sie hatte ihren Helm unter den Arm geklemmt als sie die drei Stufen von ihrem Quartier auf die Straße nahm – und prompt mit jemandem sehr schnellen und wendigen zusammenstieß. „Bist du des Wahnsinns fette Beute, Mädchen?“, brüllte die Kriegerin die blonde Gestalt an, die sich da katzenartig fing und sie mit großen grünen Augen, denen ein leichter Silberblick innelag, anschaute. „Verzeihung, Madame“, sagte die Elfe. Elfe? Logan traute ihren Augen nicht. Das tätowierte Gesicht, die langen spitzen Ohren, die alterslosen, feinen Gesichtszüge. Vor ihr stand ein Mitglied des Alten Volkes. Eine Dalish. „Ich bin in Eile“, verkündete die Elfe. „Ich bin Logan“, antwortete die Kriegerin ohne den unbeabsichtigten Witz ihrer Aussage zu erkennen. Sie wollte sich einfach vorstellen, denn scheinbar hatte der Junge nicht gelogen. Die Elfe machte noch größere Augen, als von Natur aus, dann machte sie eine wirklich elegante Verbeugung. „Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Logan. Larissa Efeublatt nennt man mich“, sagte die Dalish. Logan glotzte. Nicht nur, dass sie eine waschechte Dalish sah, diese hier war redegewandter und höflicher als der Großteil der Menschen in Berewic. Die meisten knurrten nur einen Gruß oder flüsterten verstohlen. Die Elfe legte den Kopf schief, ihr dickes Haar mit diversen Zöpfen reichte ihr bis zur Hüfte. „Ich möchte Euch gar nicht weiter behelligen“, sagte sie mit der langsamen Unsicherheit, mit der man jemand offenkundig geistig umnachteten ansprach. „Habt einen schönen Tag!“

    „Warte!“ Logans Gedanken hatten wieder den Pfad zu ihrer Zunge gefunden. „Ihr seid die Neuankömmlinge, die Berewic helfen.“ „Stimmt.“ „Und Ihr seid gerade darum unterwegs?“ „Stimmt auch.“ „Und der Ritter…?“ „Aaah, Ser Artur, ja, einer meiner besten Freunde und ein treuer Weggefährte“, singsangte die Elfe munter. „Ja, der müsste hier irgendwo sein.“ Sie drehte sich einmal um sich selbst, dann zuckte sie mit den Schultern. „Er ist ziemlich groß, schwer zu übersehen.“ Sie lächelte. „Kommt er von Arl Howe? Teyrn Loghain?“ Larissa hob eine dunkle, volle Augenbraue. „Hm, nein. Er kommt aus…“ Sie tippte sich nachdenklich an die Lippen, dann klopfte sie sich gegen die Schläfe. „Wie hieß das noch…?“ „Orlais?“, rief Logan. „Nein, Awara oder so.“ „Nevarra?“ Larissa schnippte und zeigte auf Logan. „Das ist es!“ Der Kriegerin fiel ein Stein vom Herzen. Arl Howe heuerte nie Söldner an, so sagte man zumindest. Er traute nur, wer in Ferelden geboren war. Das konnte natürlich auch nur ein Gerücht sein, zumindest sank die Chance, dass der Feind sich innerhalb der Mauern Berewics aufhielt. Zinnen ließen sich schwer verteidigen, wenn man mit einem Stich in den Rücken rechnen musste.

    Die Elfe sah nun etwas gehetzter aus. „Stimmt etwas nicht?“ „Doch, ich habe bloß einen Auftrag. Ich soll zu den Köhlerhütten…“ „Dann will ich Euch nicht aufhalten. Habt Dank, Larissa Efeublatt.“ Die Dalish verneigte sich, diesmal weniger imposant, und verschwand. Und Logan beschloss, die Wälle abzuschreiten.

    *

    „Oh, Ihr seid aber ein Schätzchen“, sagte Nimue in dem Tonfall einer Frau, die Schmeicheleien als solche erkannte und dennoch genoss zu der Elfe. „Um Eure Skepsis zu beseitigen und vielleicht auch den Verdacht, Ihr hättet es mit einer Abtrünnigen zu tun: Meine unbedingte Loyalität zum Zirkel, zu Ferelden und der Krone haben mir dieses Privileg verdient.“ Nimue hob stolz den Kopf. „Aber lasst und zu jenen schweren Fällen gehen, von denen Ihr berichtet habt, meine Liebe.“
    Die beiden Frauen wagten sich tiefer in das stechend nach Kräutern, Salben und blutgetränkten Tüchern riechende Gebäude. Hier sah Nimue die Wucht des Angriffs noch deutlicher, als an den Axthiebe am Tor oder der Bolzen-gespickten Palisade. Abgetrennte Gliedmaßen, Fieberbrand, Gestöhne und Tod fühlten den Raum mit der niedrigen Decke, obwohl kleine offene Fenster an jeder Seite waren. Trotz des eindringenden Tageslichtes musste der Raum mit Fackeln beleuchtet werden. Nimue machte eine kurze Bestandaufnahme, schritt die Reihen ab – und stockte. „Beim Erbauer.“
    Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Feia musste glauben, dass Nimue gerade einen Geist gesehen hatte; und so war es auch mehr oder weniger. Zwischen den vielen Verwundeten lag Ser Ria, der Templer. Das stolze, dunkelhäutige Haupt hatte er leicht abgewandt, auf seinen Gesichtszügen spielte Schmerz. Nimue dämmerte es. Er war es gewesen, der den jungen Lord vor der Dunklen Brut gerettet hatte, wie es gestern beim Bankett berichtet worden war. Er. Ihr Feind. Ser Ria zuckte heftig, seine Hand verkrampfte sich. Ob sein Templergeist die Anwesenheit einer Magierin spüren konnte? Nimue wich zurück. „Entschuldigt mich“, sagte sie, drängte sich an Feia vorbei und eilte ins Freie.

    Draußen sah sie in den Himmel, sah die Wipfel der dicht bei Berewic stehenden Bäume sich grün gegen das Blau abgehen. Die Lage war gerade um einiges komplizierter geworden.
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    [Bild: Logan_klein.jpg] & [Bild: KtgE3tZmvNOrh3xHiLarissa_klein.jpg] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Das kratzige Geräusch eines handlichen Steins, der über Stahl kratze, füllte den Innenhof des kleinen Quartiers. Logan Revanna saß auf einer leeren Holzkiste, das lange Schwert in der linken Hand, die Spitze zum Boden gerichtet und parallel zum linken Bein haltend, fuhr sie mit stoischer Präzision die gehämmerten Linien der Klinge entlang. Sie war grimmig. Grimmig, weil sie eine der besten Kämpferinnen im ganzen Ort war und weil man sie erst heute Früh von dem Eintreffen eines Ritters und seines Gefolges unterrichtet hatte. Magier seien dabei, hatte der siebenjährige Bote berichtet. Magier und Elfen. Logan hatte ihn schon ohrfeigen wollen dafür, dass er ihr derlei absurde Märchen auftischte. Allerdings hatte sie sich eine genaue Beschreibung des Ritters geben lassen. Wer er sei und wo er herkommt, das konnte der Bursche nicht sagen. Logan argwöhnte, dass es einer von Howes oder Loghains Rittern sein könnte, die auch jedes noch so verschlafene Nest mit einer Mauer auf seine Sache einschwören sollte. Natürlich könnte ein solcher Ritter einen jungen Lord mit Geschichten von Magie und pfeilschießenden Waldbewohnern begeistern – oder einschüchtern. Ein letztes Mal wurde der Stein über die Klinge gezogen, die Logan schon in so vielen Kämpfen geführt hatte. Es war ein Meisterstück fereldrischer Schmiedekunst. Nicht so perfekt ausgearbeitet wie Zwergenklingen und nicht so verziert wie die Schwerter der Ritter von Orlais, aber ein gutes Werkzeug. Und Logan beherrschte ihr Handwerk. Vielleicht würde sie ihren Stahl schon bald gegen einen wertigeren Gegner heben müssen, als gegen die Monstren der dunklen Brut.

    Logans Gang war schwer. Das gesteppte Hemd, das darüberliegende Kettenhemd und die Bänderrüstung wogen schwer auf den Schultern der jungen Frau. Nicht so schwer, als dass es eine Belastung für sie wäre – noch nicht. Logan trug den Rundschild auf dem Rücken und die Bartaxt in der Faust. Sie hatte ihren Helm unter den Arm geklemmt als sie die drei Stufen von ihrem Quartier auf die Straße nahm – und prompt mit jemandem sehr schnellen und wendigen zusammenstieß. „Bist du des Wahnsinns fette Beute, Mädchen?“, brüllte die Kriegerin die blonde Gestalt an, die sich da katzenartig fing und sie mit großen grünen Augen, denen ein leichter Silberblick innelag, anschaute. „Verzeihung, Madame“, sagte die Elfe. Elfe? Logan traute ihren Augen nicht. Das tätowierte Gesicht, die langen spitzen Ohren, die alterslosen, feinen Gesichtszüge. Vor ihr stand ein Mitglied des Alten Volkes. Eine Dalish. „Ich bin in Eile“, verkündete die Elfe. „Ich bin Logan“, antwortete die Kriegerin ohne den unbeabsichtigten Witz ihrer Aussage zu erkennen. Sie wollte sich einfach vorstellen, denn scheinbar hatte der Junge nicht gelogen. Die Elfe machte noch größere Augen, als von Natur aus, dann machte sie eine wirklich elegante Verbeugung. „Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Logan. Larissa Efeublatt nennt man mich“, sagte die Dalish. Logan glotzte. Nicht nur, dass sie eine waschechte Dalish sah, diese hier war redegewandter und höflicher als der Großteil der Menschen in Berewic. Die meisten knurrten nur einen Gruß oder flüsterten verstohlen. Die Elfe legte den Kopf schief, ihr dickes Haar mit diversen Zöpfen reichte ihr bis zur Hüfte. „Ich möchte Euch gar nicht weiter behelligen“, sagte sie mit der langsamen Unsicherheit, mit der man jemand offenkundig geistig umnachteten ansprach. „Habt einen schönen Tag!“

    „Warte!“ Logans Gedanken hatten wieder den Pfad zu ihrer Zunge gefunden. „Ihr seid die Neuankömmlinge, die Berewic helfen.“ „Stimmt.“ „Und Ihr seid gerade darum unterwegs?“ „Stimmt auch.“ „Und der Ritter…?“ „Aaah, Ser Artur, ja, einer meiner besten Freunde und ein treuer Weggefährte“, singsangte die Elfe munter. „Ja, der müsste hier irgendwo sein.“ Sie drehte sich einmal um sich selbst, dann zuckte sie mit den Schultern. „Er ist ziemlich groß, schwer zu übersehen.“ Sie lächelte. „Kommt er von Arl Howe? Teyrn Loghain?“ Larissa hob eine dunkle, volle Augenbraue. „Hm, nein. Er kommt aus…“ Sie tippte sich nachdenklich an die Lippen, dann klopfte sie sich gegen die Schläfe. „Wie hieß das noch…?“ „Orlais?“, rief Logan. „Nein, Awara oder so.“ „Nevarra?“ Larissa schnippte und zeigte auf Logan. „Das ist es!“ Der Kriegerin fiel ein Stein vom Herzen. Arl Howe heuerte nie Söldner an, so sagte man zumindest. Er traute nur, wer in Ferelden geboren war. Das konnte natürlich auch nur ein Gerücht sein, zumindest sank die Chance, dass der Feind sich innerhalb der Mauern Berewics aufhielt. Zinnen ließen sich schwer verteidigen, wenn man mit einem Stich in den Rücken rechnen musste.

    Die Elfe sah nun etwas gehetzter aus. „Stimmt etwas nicht?“ „Doch, ich habe bloß einen Auftrag. Ich soll zu den Köhlerhütten…“ „Dann will ich Euch nicht aufhalten. Habt Dank, Larissa Efeublatt.“ Die Dalish verneigte sich, diesmal weniger imposant, und verschwand. Und Logan beschloss, die Wälle abzuschreiten.

    *

    „Oh, Ihr seid aber ein Schätzchen“, sagte Nimue in dem Tonfall einer Frau, die Schmeicheleien als solche erkannte und dennoch genoss zu der Elfe. „Um Eure Skepsis zu beseitigen und vielleicht auch den Verdacht, Ihr hättet es mit einer Abtrünnigen zu tun: Meine unbedingte Loyalität zum Zirkel, zu Ferelden und der Krone haben mir dieses Privileg verdient.“ Nimue hob stolz den Kopf. „Aber lasst und zu jenen schweren Fällen gehen, von denen Ihr berichtet habt, meine Liebe.“
    Die beiden Frauen wagten sich tiefer in das stechend nach Kräutern, Salben und blutgetränkten Tüchern riechende Gebäude. Hier sah Nimue die Wucht des Angriffs noch deutlicher, als an den Axthiebe am Tor oder der Bolzen-gespickten Palisade. Abgetrennte Gliedmaßen, Fieberbrand, Gestöhne und Tod fühlten den Raum mit der niedrigen Decke, obwohl kleine offene Fenster an jeder Seite waren. Trotz des eindringenden Tageslichtes musste der Raum mit Fackeln beleuchtet werden. Nimue machte eine kurze Bestandaufnahme, schritt die Reihen ab – und stockte. „Beim Erbauer.“
    Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Feia musste glauben, dass Nimue gerade einen Geist gesehen hatte; und so war es auch mehr oder weniger. Zwischen den vielen Verwundeten lag Ser Ria, der Templer. Das stolze, dunkelhäutige Haupt hatte er leicht abgewandt, auf seinen Gesichtszügen spielte Schmerz. Nimue dämmerte es. Er war es gewesen, der den jungen Lord vor der Dunklen Brut gerettet hatte, wie es gestern beim Bankett berichtet worden war. Er. Ihr Feind. Ser Ria zuckte heftig, seine Hand verkrampfte sich. Ob sein Templergeist die Anwesenheit einer Magierin spüren konnte? Nimue wich zurück. „Entschuldigt mich“, sagte sie, drängte sich an Feia vorbei und eilte ins Freie.

    Draußen sah sie in den Himmel, sah die Wipfel der dicht bei Berewic stehenden Bäume sich grün gegen das Blau abgehen. Die Lage war gerade um einiges komplizierter geworden.


    [Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Verwundert sah Feia der Magierin hinterher als sie beim Anblick des Verwundeten fast schon panikartig das Zelt verließ. Der Mann war wahrlich in keinem guten Zustand, seine Wunden hatten sich kaum verbessert. Stattdessen lag er seit Tagen in schmerzhafter Agonie, für Feia mehr tot als lebendig. Es gab Vermutungen das er sich bei seinem Kampf vielleicht die Verderbnis zugezogen hatte. In dem Fall wäre ihm jedoch der Tod sicher. Feias Gefährtin hatte ihr von Männern berichtet die von der Verderbnis befallen wurden. Entweder starben sie qualvoller Agonie oder verwandelten sich in Ghule, verderbte Wesen. In beiden Fällen war es besser ihnen das Geschenk der Gnade zuteil werden zu lassen.
    Feia hätte Saft des schwarzen Schlafmohns anbieten können, gegen die Schmerzen und vielleicht auch für einen sanften Übergang. Doch Großmutter Mari klammerte sich bei allen Überlebenden wie dieser Bursche ans Überleben. Egal wie groß die Chancen standen. Also hatte Feia geschwiegen, das Risiko vermeidend als Giftmischerin hingestellt zu werden.
    Aber wieso hatte diese Nimue beim Anblick des Templers die Flucht ergriffen. Die Erkenntnis traf sie spät, die Elfe klatschte sich an die Stirn. "Templer! Feia du dummes Ding.", schalt sie sich selbst und schüttelte den Kopf. Dann verließ sie das Zelt.

    Draußen sah sie die Rothaarige in den Himmel starrend. Die Elfe verließ das Zelt, ihr langes Messer schlug beim gehen leicht gegen den Oberschenkel. Hier im Dorf machte es nichts wenn man sie hören konnte.
    "Ist alles in Ordnung bei euch?", erkundigte sie sich besorgt.
    "Ich muss sagen, für jemanden mit unbedingter Loyalität zum Zirkel habt ihr beim Anblick des Templers recht schnell schnell das Weite gesucht.", stellte sie verwundert fest, ohne eine große Wertung mitschwingen zu lassen. Templer und Magier, das war in jedem Land kompliziert.
    "Verzeiht, das klang wohl falsch. Ist das vielleicht ein Bekannter von euch? Ein Freund sogar?", änderte sie ihre Frage ab.
    Wenn sie aus dem Zirkel hier kam, kannte sie vermutlich jeden Templer. Und wie ihr Étincelle damals erzählt hatte, war es auch nicht ungewöhnlich das sich Templer und Magier gerne mal näher kennen lernten.

    **

    Morgana erwachte und blinzelte mit noch klebrigen Augen. Ein wenig verdattert schaute sich sich im Raum um und brauchte um sich zu erinnern wo sie überhaupt war. Genau. Ein Kaff namens Berewic, umspült von der Dunklen Brut. Und Artur hatte sie freimütig zur Verteidigung eingeschrieben. Seufzend ließ sie sich wieder in die Matratze fallend. Die Realität vermittelte einen doch recht schnell das Bedürfnis im Bett liegen zu bleiben. Sie starrte die hölzerne Decke an.
    Natürlich hatte Artur das Arrangement auch getroffen damit sich alle erholen konnte, insbesondere sie. Tatsächlich hatte sie ein paar Stunden ohne Alpträume schlafen können, beinahe ein kleines Wunder. Sie fühlte sich immer noch müde, aber immerhin ein wenig erholt. Ihr Magen begann plötzlich zu knurren. Der Umstand das bei dem gestrigen Gelage fast im Haferbrei eingeschlafen war, hatte sie keine großen Taten an der Tafel vollbringen lassen. Jetzt jedoch meldete sich ihr Magen, zu spät, aber dafür lautstark. Grummelnd erhob sie sich, nach ihren Stiefeln Ausschau haltend.

    Ihre Unterkunft stellte sich als komplett verlassen heraus. Nichtmal Haesten lag irgendwo besoffen in der Ecke, ein Umstand den sie jetzt nicht vermisste. Leider hatte ihre tapfere Gruppe wohl auch alle Lebensmittel des Hauses geplündert bevor sie aufgebrochen waren. Die Satteltaschen waren auch nirgendwo zu finden, nur einen kleinen grünen Apfel entdeckte sie nach längerer Suche.

    Mit einem knacken verschwand ein großes Stück des Apfels in Morganas Mund, welchen diesen bedächtig kaute. Ihr Kopf arbeitete beim kauen, überlegend wo die anderen waren. Und etwas zu essen. Die Schwarzhaarige lief recht planlos über den kleinen Pfad, als ihr plötzlich ein junges Mädchen mit Sommersprossen über den Weg lief. Dieses summte heiter vor sich her.
    "Entschuldige, kannst du mit helfen Kleines?", rief sie Morgana an. Der Rotschopf blieb stehen und trabte dann beschwingt an.
    "Hallo. Ich bin Thekla.", stellte sie sich vor. "Gehörst du etwa zu diesen Abenteurern die gestern angekommen sind?", fragte sie neugierig. "Niedlich die Kleine.", dachte Morgana mit einem schmunzeln und nickte zustimmend.
    "Genau, mein Name ist Morgana. Um ehrlich zu sein suche ich gerade meine Gefährten. Hast du einen von ihnen gesehen?", erkundigte sie sich freundlich. Thekla überlegte kurz und nickte dann aufgeregt.
    "Ja, die Waldelfe wollte zu den Köhlerhütten. Den Ritter habe ich mit zwei Anderen am Wehrgang gesehen. Und die Magierin kam mir entgegen als ich von den Verwundeten kam.", erklärte das Mädchen eifrig.
    "Danke Thekla.", erwiderte Morgana und überlegte wo sie am Besten hingegen sollte, als ihr Magen wieder knurrte. Besorgt schaute Thekla sie an, während Morgana leicht verlegen lächelte und versuchte es zu ignorieren.
    "Hast du etwa Hunger?",fragte sie neugierig. Morgana winkte ab. "Geht schon, danke.", wiegelte sie ab.
    "Ach was. Man soll immer auf den Magen hören, hatte meine Oma gesagt.", erklärte sie und kramte im Korb.
    "Hier ich habe eine..äh.. Simtschnecke bekommen. Die teile ich mit dir.", bot sie an, die Schnecke präsentiernd.
    "Ich kann doch nicht deine Schnecke nehmen.", erwiderte Morgana und schüttelte den Kopf.
    "Deswegen teilen wir. Und du erzählst mir im Gegenzug dafür eines eurer Abenteuer.", verkündete das Mädchen resolut, setzte sich und klopfte mit der flachen Hand neben sich. Morgana stutzte kurz, folgte dann aber dem sanften Druck.
    Dankbar nahm sie die Hälfte der Schnecke entgegen und biss, von Thekla beobachtet, von dieser ab.
    "Hmm, die ist äußerst lecker. Hat die deine Mutter gebacken?", erkundigte sie sich freundlich. Thekla schüttelte den Kopf, ihre Miene wurde kurz traurig. "Nein, Mama ist nicht mehr bei uns. Die Monster haben sie geholt.", erklärte sie traurig.
    Morgana schalt sich innerlich kurz als Idiotin und schaute betroffen zu Boden. "Das tut mir Leid. Entschuldige die Frage."
    Thekla nickte knapp, dann verbesserte sich ihre Laune. "Feia hat die gebacken. Sie ist neu hier, so wie du.", erklärte sie, deutlich von dieser Feia begeistert. Morgana nickte, froh das Thekla wieder gute Laune hatte.
    "Sie ist eine Elfe, sehr hübsch. So wie du. Und sie hat auch schwarze Haare, schwarz wie ein Rabe.", erklärte Thekla.
    Morgana stutzte. Sowohl der Name Feia, als auch die Beschreibung kamen ihr irgendwie bekannt vor.
    "Klingt nett, hat sie auch grüne Augen wie ich?", erkundigte sich neugierig. "Nein, ihre sind blau wie der Himmel."
    Morgana schluckte die Zimtschnecke herunter. Konnte es wirklich diese Elfe sein die ihr vor Highever geholfen hatte?
    "Und was macht diese Feia?", fragte sie nach und Thekla begann zu erzählen.

    **

    Das Trio setzte seinen Rundgang fort, wobei Mordred für seine Verhältnisse ungewöhnlich ruhig blieb. Aber auch Artur redete nicht allzuviel. Mealla hatte den Verdacht das vielleicht beide einen Kater von gestern hatten. Wie auch immer das bei diesem verwässerten Wein möglich sein sollte, jedoch hatte einer der Dörfler später seinen selbstgebrannten Schnaps dargereicht.
    Der Blick der Elfe bemerkte als Erstes eine Gestalt die aus der Masse heraus ragte. Weniger aufgrund ihrer Größe, als aufgrund ihrer Erscheinung. Der Körper der Frau welche ihnen entgegen kam, atmete den Krieg scheinbar aus jeder Pore. Es gab keine großen weiblichen Rundungen an ihr, alles war im Feuer des Gefechtes auf den absolut nötigen Grad heruntergebrannt worden. Eisen in fleischlicher Hülle, ähnlich wie Mealla. Nur das dieses Eisen nicht wie die Elfe nicht kürzlich durch Schläge bearbeitet worden war, sondern trotz der Schwere der Ausrüstung einen hebenden Gang hatte.
    Auch die beiden Männer betrachteten neugierig die Kriegerin welche ihr entgegen kam, ganz eindeutig kein Teil der Dorfmiliz.
    "Seid gegrüßt.", begrüßte sie Artur höflich als sie näher gekommen war.
    "Ich vermute ihr seid diese Soldatin von der Lord Ulfric gesprochen hatte."
    , fragte er an, bevor er die drei vorstellte.
    "Ser Artur van Markham, dies sind Mordred Aromaki und Mealla Viridis.
    " Mealla nickte zustimmend und betrachtete die Aufmachung der hellhaarigen vor sich.
    "Kavalleristin?", erkundigte sie sich höflich, leicht an eine nahe Palisade gestützt. Auch ohne O-Beine hatte sie keine Probleme jemanden zu erkenn der sein Leben vornehmlich im Sattel verbrachte. Der Abrieb an der Innenseite der Hose sprach Bände und auch die Belastungsspuren der Reiterstiefel zeigten ihr das diese nicht nur zur Zier getragen wurden.
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    Der komplette Inhalt des Stoffbeutels schepperte laut als Gisele ihn auf der leeren Tischplatte vor sich ausschüttete. Die Kriegerin hatte sich einen zurückgezogenen Platz im Gasthaus direkt am Calenhad See namens „Verwöhnten Prinzessin“ genommen, trank schwaches Ale und starrte auf die Hinterlassenschaften ihres Bruders. Vor weniger als zwei Stunden hatte man sie vom Zirkelturm übergesetzt, wo sie einige Tage rasten und die Erbstücke ihres Bruders in Empfang nehmen durfte. Es war nicht viel, aber sehr persönlich und jedes Stück, das sie mit langem Zeigefinger an einen Platz auf dem geölten Holz schob, war bezeichnend für Emile du Chateaus Leben. Das Symbol Schwert der Gnade an einer silbernen Kette, ein Silberit-Dolch, eine leere aber kunstvoll verarbeitete Dose Pfeifenkraut, die dazugehörige langstielige Pfeife, Münzen aus allen Ländern des Kontinents, beschriftete und unbeschriftete Papiere und ein so häufig konsultiertes Gebetsbuch, dass die Seiten sich aus dem ledernen Einband lösten. Gisele seufzte durchdringend. Das Leben eines Mannes, ihres Bruders, reduziert auf eine Handvoll Gegenstände.

    Sie hatte noch nicht entschieden, was sie mit der Habe des gefallenen Templers, die ihr sein Kommandant überlassen hatte, machen würde. Seine Waffen und Rüstung hatte der Orden einbehalten, sie waren von hoher Herkunft und zu wertvoll, als dass man dieses Erbe an sie abgetreten hätte. Allerdings hatte Kommandant Greagoir ihr einen bescheidenen Sack Münzen und Edelsteine überreicht und sie beim Quartiermeister vorstellig werden lassen, wo sie aus einer Vielfalt von Gegenständen einen Ersatz für das vergangene Erbe wählen konnte. Sie entschied sich für Schutzrunen gegen die Einflüsse der Magie, die ihr noch am selben Tag einer dieser emotionslosen Besänftigten in den Kragen ihrer Rüstung brannte. Ob sie ihr in kommenden Schlachten einen Vorteil verschaffen würden, das wusste sie nicht. Aber Magie, so hatte ihr Bruder stets gepredigt, war wann immer man ihr begegnete eine Gefahr für Leib, Leben und Geist.

    Gisele schlug das Gebetsbuch auf und stellte fest, dass es auf ihrer Muttersprache geschrieben war. Sie las ein paar Zeilen, klappte es dann aber doch wieder zu und seufzte erneut. Emile war tot und ihre abenteuerliche Reise abrupt beendet. Nun saß sie hier und trieb, gleich einem Schiff ohne Kompass, ziellos durch diese Welt. So auch ihr Blick, der ohne fassbaren Anker durch den Raum ging. Die meisten Personen hier waren klassische Reisende mit vielen Geschichten im Gepäck und mit den eigenen Sorgen beschäftigt. Dann aber sah sie einen Mann, der wiederum sie mit unverhohlenem Interesse musterte. Er war ungefähr so alt wie sie, hatte kastanienbraunes Haar, das stetig feucht wirkte. Eine gut sitzende Rüstung, die schon viele Kämpfe gesehen haben musste, kleidete ihn und in seinem Gürtel steckte eine Breitaxt. Der Mann lehnte an einer Mauer des alten Gasthofs, nicht unweit einer kleinen hölzernen, eisenbeschlagenen Truhe. Er lächelte einladend, als ihre Blicke sich kreuzten. Gisele nickte ihm pflichtschuldig zu, worauf er sich plötzlich von der Wand abstieß und ungefragt herüberkam. „Verzeiht, das war keine Einladung“, sagte Gisele gereizt. Sie hatte nicht vor mit jemandem zu trinken oder auch nur zu plaudern. Die Zeit im Turm hatte sie genug Kontakt zu verbohrten Kriegern erleben lassen. Der Mann ließ sich davon nicht beeindrucken. Er wandte sich zum Wirt und orderte zwei Krüge dunkles Ale, bevor er sich ihr gegenüber niederließ. „Ihr seid aus Orlais.“ „Scharfsinnig“, erwiderte Gisele. „Was hat mich verraten?“ Der Mann lachte; die Frage war rhetorischer Natur. Giseles orlaisianischer Akzent war so stark, dass ein Fereldener sich konzentrieren musste, um ihren Worten zu folgen. „Ich gebe zu, Ihr habt mein Interesse geweckt.“ „Ich bevorzuge Frauen.“ „Oh, nein, da habt Ihr mich falsch verstanden. Ich meinte nicht diese Art von Interesse, wenngleich Ihr zweifellos holden Aussehens seid.“ Er legte all seinen Charme in sein Lächeln. „Ich arbeite für die Blackstone Freischäler.“ Söldner. Gisele wusste, dass diese Truppe ihren Ruf vor allem im Krieg gegen Orlais erworben hatte. Warum er eine Orlaisianierin ansprach, entzog sich bisher ihrer Kenntnis. „Wie soll ich Euch nennen?“, fragte die Kriegerin. „Dietrich, wenn Ihr einen Namen braucht. Ihr seid nicht der typische Schlag der Reisenden hier. Die meisten Krieger, die hier einkehren sind Templer oder Händler, die ihre Waren zwischen dem Frostgipfel-Gebirge und den Städten im Westen transportieren“, erklärte Dietrich. „Was wollt Ihr, Dietrich?“ „Wie gesagt, Ihr seid nicht die übliche Klientel. Ich bin auf dem Weg nach Highever, um Söldner anzuwerben. Und Ihr seht mir wie jemand aus, der weiß wie er das da benutzt.“ Er deutete auf den Anderthalbhänder in seinem ledernes Futteral, den Gisele gegen die Wand neben sich gelehnt hatte. „Und Ihr wirkt – verzeiht meine Ehrlichkeit – nicht so, als hättet Ihr ein Ziel oder eine Aufgabe.“ Gisele lachte bitter. Dietrich schob ihr einen der Krüge zu, die der dicke Gastwirt vor ihnen abstellte. Dietrich legte sogleich vier Münzen auf den Tisch und zahlte die Zeche. „Sprecht rasch. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit“, sagte Gisele mit wachsender Ungeduld. Der Freischärler legte den Kopf schief. „Ihr seid eine Chevalier, oder?“ Giseles Schweigen reichte ihm zur Bestätigung. „Ich wusste es! Diese Haltung, diese Aura. Sagt, Kriegerin, wie viel Münzen würde mich Euer Schwert und Euer hübscher Akzent kosten?“ Söldner und ihr namensgebender Sold. Jedes Schwert hatte in ihren Augen einen Preis. Die Anzahl der Münzen war ausschlaggebend, denn daran prüften sie alle Herzen. Gisele verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich zurück und musterte den Anwerber. „Zurück zum Ursprung.“ Keine Familienbande mehr, kein höheres Ziel. Blutige Arbeit für harte Münze. „Ich will zehn Silber pro Tag und für jeden Kampf drei Sovereign extra.“ Der Krieger sog scharf die Luft ein. Die Forderung war sehr hoch, für einen echten Chevalier hingegen fast vertretbar. Der Mann schien zu überlegen. „Fünf Sovereign im Monat plus einen weiteren für Kämpfe.“ „Hm. Fünf Sovereign sind akzeptabel, wenn die Freischärler meine Kost bezahlen.“ „Brot, Käse und Wasser! Wein und frische Hamel werdet Ihr Euch selbst leisten müssen“, erwiderte Dietrich eisern. „Einverstanden. Und sollten wir in eine Schlacht kommen, so zahlt Ihr zwei Sovereign und ich bekommen einen Anteil an der Beute.“ „Beim Erbauer, Eure Verhandlungsweise ist so zäh wie ein Stück gedörrtes Nugfleisch. Meinetwegen, Chevalier. Wir sind uns einig.“ Er hob seinen Krug und Gisele den Ihren. „Willkommen bei den Blackstone-Freischärlern.“ Mit einem *Klonck* stießen die Gefäße aneinander, Bier schwappte und Gisele hatte eine neue Aufgabe.
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    [Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Verwundert sah Feia der Magierin hinterher als sie beim Anblick des Verwundeten fast schon panikartig das Zelt verließ. Der Mann war wahrlich in keinem guten Zustand, seine Wunden hatten sich kaum verbessert. Stattdessen lag er seit Tagen in schmerzhafter Agonie, für Feia mehr tot als lebendig. Es gab Vermutungen das er sich bei seinem Kampf vielleicht die Verderbnis zugezogen hatte. In dem Fall wäre ihm jedoch der Tod sicher. Feias Gefährtin hatte ihr von Männern berichtet die von der Verderbnis befallen wurden. Entweder starben sie qualvoller Agonie oder verwandelten sich in Ghule, verderbte Wesen. In beiden Fällen war es besser ihnen das Geschenk der Gnade zuteil werden zu lassen.
    Feia hätte Saft des schwarzen Schlafmohns anbieten können, gegen die Schmerzen und vielleicht auch für einen sanften Übergang. Doch Großmutter Mari klammerte sich bei allen Überlebenden wie dieser Bursche ans Überleben. Egal wie groß die Chancen standen. Also hatte Feia geschwiegen, das Risiko vermeidend als Giftmischerin hingestellt zu werden.
    Aber wieso hatte diese Nimue beim Anblick des Templers die Flucht ergriffen. Die Erkenntnis traf sie spät, die Elfe klatschte sich an die Stirn. "Templer! Feia du dummes Ding.", schalt sie sich selbst und schüttelte den Kopf. Dann verließ sie das Zelt.

    Draußen sah sie die Rothaarige in den Himmel starrend. Die Elfe verließ das Zelt, ihr langes Messer schlug beim gehen leicht gegen den Oberschenkel. Hier im Dorf machte es nichts wenn man sie hören konnte.
    "Ist alles in Ordnung bei euch?", erkundigte sie sich besorgt.
    "Ich muss sagen, für jemanden mit unbedingter Loyalität zum Zirkel habt ihr beim Anblick des Templers recht schnell schnell das Weite gesucht.", stellte sie verwundert fest, ohne eine große Wertung mitschwingen zu lassen. Templer und Magier, das war in jedem Land kompliziert.
    "Verzeiht, das klang wohl falsch. Ist das vielleicht ein Bekannter von euch? Ein Freund sogar?", änderte sie ihre Frage ab.
    Wenn sie aus dem Zirkel hier kam, kannte sie vermutlich jeden Templer. Und wie ihr Étincelle damals erzählt hatte, war es auch nicht ungewöhnlich das sich Templer und Magier gerne mal näher kennen lernten.

    **

    Morgana erwachte und blinzelte mit noch klebrigen Augen. Ein wenig verdattert schaute sich sich im Raum um und brauchte um sich zu erinnern wo sie überhaupt war. Genau. Ein Kaff namens Berewic, umspült von der Dunklen Brut. Und Artur hatte sie freimütig zur Verteidigung eingeschrieben. Seufzend ließ sie sich wieder in die Matratze fallend. Die Realität vermittelte einen doch recht schnell das Bedürfnis im Bett liegen zu bleiben. Sie starrte die hölzerne Decke an.
    Natürlich hatte Artur das Arrangement auch getroffen damit sich alle erholen konnte, insbesondere sie. Tatsächlich hatte sie ein paar Stunden ohne Alpträume schlafen können, beinahe ein kleines Wunder. Sie fühlte sich immer noch müde, aber immerhin ein wenig erholt. Ihr Magen begann plötzlich zu knurren. Der Umstand das bei dem gestrigen Gelage fast im Haferbrei eingeschlafen war, hatte sie keine großen Taten an der Tafel vollbringen lassen. Jetzt jedoch meldete sich ihr Magen, zu spät, aber dafür lautstark. Grummelnd erhob sie sich, nach ihren Stiefeln Ausschau haltend.

    Ihre Unterkunft stellte sich als komplett verlassen heraus. Nichtmal Haesten lag irgendwo besoffen in der Ecke, ein Umstand den sie jetzt nicht vermisste. Leider hatte ihre tapfere Gruppe wohl auch alle Lebensmittel des Hauses geplündert bevor sie aufgebrochen waren. Die Satteltaschen waren auch nirgendwo zu finden, nur einen kleinen grünen Apfel entdeckte sie nach längerer Suche.

    Mit einem knacken verschwand ein großes Stück des Apfels in Morganas Mund, welchen diesen bedächtig kaute. Ihr Kopf arbeitete beim kauen, überlegend wo die anderen waren. Und etwas zu essen. Die Schwarzhaarige lief recht planlos über den kleinen Pfad, als ihr plötzlich ein junges Mädchen mit Sommersprossen über den Weg lief. Dieses summte heiter vor sich her.
    "Entschuldige, kannst du mit helfen Kleines?", rief sie Morgana an. Der Rotschopf blieb stehen und trabte dann beschwingt an.
    "Hallo. Ich bin Thekla.", stellte sie sich vor. "Gehörst du etwa zu diesen Abenteurern die gestern angekommen sind?", fragte sie neugierig. "Niedlich die Kleine.", dachte Morgana mit einem schmunzeln und nickte zustimmend.
    "Genau, mein Name ist Morgana. Um ehrlich zu sein suche ich gerade meine Gefährten. Hast du einen von ihnen gesehen?", erkundigte sie sich freundlich. Thekla überlegte kurz und nickte dann aufgeregt.
    "Ja, die Waldelfe wollte zu den Köhlerhütten. Den Ritter habe ich mit zwei Anderen am Wehrgang gesehen. Und die Magierin kam mir entgegen als ich von den Verwundeten kam.", erklärte das Mädchen eifrig.
    "Danke Thekla.", erwiderte Morgana und überlegte wo sie am Besten hingegen sollte, als ihr Magen wieder knurrte. Besorgt schaute Thekla sie an, während Morgana leicht verlegen lächelte und versuchte es zu ignorieren.
    "Hast du etwa Hunger?",fragte sie neugierig. Morgana winkte ab. "Geht schon, danke.", wiegelte sie ab.
    "Ach was. Man soll immer auf den Magen hören, hatte meine Oma gesagt.", erklärte sie und kramte im Korb.
    "Hier ich habe eine..äh.. Simtschnecke bekommen. Die teile ich mit dir.", bot sie an, die Schnecke präsentiernd.
    "Ich kann doch nicht deine Schnecke nehmen.", erwiderte Morgana und schüttelte den Kopf.
    "Deswegen teilen wir. Und du erzählst mir im Gegenzug dafür eines eurer Abenteuer.", verkündete das Mädchen resolut, setzte sich und klopfte mit der flachen Hand neben sich. Morgana stutzte kurz, folgte dann aber dem sanften Druck.
    Dankbar nahm sie die Hälfte der Schnecke entgegen und biss, von Thekla beobachtet, von dieser ab.
    "Hmm, die ist äußerst lecker. Hat die deine Mutter gebacken?", erkundigte sie sich freundlich. Thekla schüttelte den Kopf, ihre Miene wurde kurz traurig. "Nein, Mama ist nicht mehr bei uns. Die Monster haben sie geholt.", erklärte sie traurig.
    Morgana schalt sich innerlich kurz als Idiotin und schaute betroffen zu Boden. "Das tut mir Leid. Entschuldige die Frage."
    Thekla nickte knapp, dann verbesserte sich ihre Laune. "Feia hat die gebacken. Sie ist neu hier, so wie du.", erklärte sie, deutlich von dieser Feia begeistert. Morgana nickte, froh das Thekla wieder gute Laune hatte.
    "Sie ist eine Elfe, sehr hübsch. So wie du. Und sie hat auch schwarze Haare, schwarz wie ein Rabe.", erklärte Thekla.
    Morgana stutzte. Sowohl der Name Feia, als auch die Beschreibung kamen ihr irgendwie bekannt vor.
    "Klingt nett, hat sie auch grüne Augen wie ich?", erkundigte sich neugierig. "Nein, ihre sind blau wie der Himmel."
    Morgana schluckte die Zimtschnecke herunter. Konnte es wirklich diese Elfe sein die ihr vor Highever geholfen hatte?
    "Und was macht diese Feia?", fragte sie nach und Thekla begann zu erzählen.

    **

    Das Trio setzte seinen Rundgang fort, wobei Mordred für seine Verhältnisse ungewöhnlich ruhig blieb. Aber auch Artur redete nicht allzuviel. Mealla hatte den Verdacht das vielleicht beide einen Kater von gestern hatten. Wie auch immer das bei diesem verwässerten Wein möglich sein sollte, jedoch hatte einer der Dörfler später seinen selbstgebrannten Schnaps dargereicht.
    Der Blick der Elfe bemerkte als Erstes eine Gestalt die aus der Masse heraus ragte. Weniger aufgrund ihrer Größe, als aufgrund ihrer Erscheinung. Der Körper der Frau welche ihnen entgegen kam, atmete den Krieg scheinbar aus jeder Pore. Es gab keine großen weiblichen Rundungen an ihr, alles war im Feuer des Gefechtes auf den absolut nötigen Grad heruntergebrannt worden. Eisen in fleischlicher Hülle, ähnlich wie Mealla. Nur das dieses Eisen nicht wie die Elfe nicht kürzlich durch Schläge bearbeitet worden war, sondern trotz der Schwere der Ausrüstung einen hebenden Gang hatte.
    Auch die beiden Männer betrachteten neugierig die Kriegerin welche ihr entgegen kam, ganz eindeutig kein Teil der Dorfmiliz.
    "Seid gegrüßt.", begrüßte sie Artur höflich als sie näher gekommen war.
    "Ich vermute ihr seid diese Soldatin von der Lord Ulfric gesprochen hatte."
    , fragte er an, bevor er die drei vorstellte.
    "Ser Artur van Markham, dies sind Mordred Aromaki und Mealla Viridis.
    " Mealla nickte zustimmend und betrachtete die Aufmachung der hellhaarigen vor sich.
    "Kavalleristin?", erkundigte sie sich höflich, leicht an eine nahe Palisade gestützt. Auch ohne O-Beine hatte sie keine Probleme jemanden zu erkenn der sein Leben vornehmlich im Sattel verbrachte. Der Abrieb an der Innenseite der Hose sprach Bände und auch die Belastungsspuren der Reiterstiefel zeigten ihr das diese nicht nur zur Zier getragen wurden.


    [Bild: Logan_klein.jpg] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg] & [Bild: mordred_klein.png]

    Der stickigen Luft des Lazaretts entflohen atmete Nimue durch. Sie ordnete ihre Gedanken ihren Gefühlen über, die zwischen Panik, Erleichterung und Schuld mäanderten. Der Templer war hier, aber er war so schwer verwundet, dass nur sein ungeheurer Lebenswille oder der Erbauer selbst ihn dem Tod enthielt. Die Elfe Feia steuerte ihren eigenen Teil dazu bei, die Situation zu verschärfen. Nimue sah sie an. „Ein Freund? Nein. Freundschaften zwischen Magier und Templern halten selten und sind meist eher unerlaubter Natur. Nein, er ist kein Freund. Eher ein ehemaliger Kampfgefährte“, erklärte sie nachdenklich und schaute gen Himmel. Vermutlich gab es kaum Grund zur Sorge. Oder? Sollte Ser Ria erwachen und Morgana und sie als Abtrünnige brandmarken, dann würden selbst die in die Enge getriebene Bürger von Berewic zwischen dem Übel in ihrer Mitte oder dem vor der Mauer abwägen müssen. Und angesichts der Tatsache, dass sie den Angriffen der Brut bisher standgehalten hatte, würden sie wilde Zauber und Flüche wahnsinniger Magier vermutlich mehr fürchten. „Vom Regen in die Traufe“, murmelte sie. „Verzeiht.“ Damit wandte sich die Magierin ab und machte sich auf den Weg zu ihren Weggefährten.

    *

    Mordreds Lebensgeister regten sich für gewöhnlich, wenn eine holde Maid wiegenden Schrittes auf ihn zukam. Angesichts der hellhaarigen Dame im Panzerkleid jedoch hatte er eher das Bedürfnis schwer zu seufzen. Diese Frau hatte das Wort „Ärger“ förmlich auf ihren Rundschild geschrieben, den sie auf dem Rücken trug. Arthur nahm seine Rolle als inoffizieller Anführer ihrer Splittergruppe auf und rief der Dame, die eindeutig das Ziel ihrer Gesellschaft hatte, einen Gruß entgegen.
    Logan stellte sich dem Trio in den Weg. Ihr Stand war fest, gerade so als würde sie die Lücke in einem Schildwall schließen und nicht gewillt sein auch nur einen Zentimeter des fereldrischen Bodens preiszugeben. Immerhin hatte sie die Hand nicht am Schwertgriff, sondern hakte die Daumen in den breiten Gürtel ein. Ihre Augen huschten die der Reihe nach vorgestellten Personen entlang und kamen schließlich wieder zu Arthur zurück. Meallas Vermutung bestätigte sie mit einem kurzen Nicken, ehe sie das Wort nahm. „Mein Name ist Logan Stella Yennefer Revanna. Aber Ihr könnt mich Logan nennen. Ich gehöre… gehörte zu dem Hof des ehrbaren Teyrn Cousland.“ Da es sich um den Mann vor ihr zweifelsfrei um einen echten Ritter handelte, stand es ihm zu, zu erfahren wer sie war und wessen Farben sie trug. Die Cousland-Familie mochte geschlagen und ihre Länder okkupiert worden sein, ihr Name aber lebte in ihren treuen Dienern weiter. Und noch bestand Hoffnung…

    „Bevor wir ins Gespräch kommen, beantwortet mir eine Frage, Ser: Auf welcher Seite steht Ihr? Der von Teyrn Loghain und der Königin oder dem Bannorn?“ Diese Frage war, inmitten eines Dorfes im Nirgendwo und umzingelt von Dunkler Brut vielleicht deplatziert, Logan musste sie aber stellen.
    Shepard Commander ist offline
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    Drachentöter Avatar von numberten
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    [Bild: Logan_klein.jpg] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg] & [Bild: mordred_klein.png]

    Der stickigen Luft des Lazaretts entflohen atmete Nimue durch. Sie ordnete ihre Gedanken ihren Gefühlen über, die zwischen Panik, Erleichterung und Schuld mäanderten. Der Templer war hier, aber er war so schwer verwundet, dass nur sein ungeheurer Lebenswille oder der Erbauer selbst ihn dem Tod enthielt. Die Elfe Feia steuerte ihren eigenen Teil dazu bei, die Situation zu verschärfen. Nimue sah sie an. „Ein Freund? Nein. Freundschaften zwischen Magier und Templern halten selten und sind meist eher unerlaubter Natur. Nein, er ist kein Freund. Eher ein ehemaliger Kampfgefährte“, erklärte sie nachdenklich und schaute gen Himmel. Vermutlich gab es kaum Grund zur Sorge. Oder? Sollte Ser Ria erwachen und Morgana und sie als Abtrünnige brandmarken, dann würden selbst die in die Enge getriebene Bürger von Berewic zwischen dem Übel in ihrer Mitte oder dem vor der Mauer abwägen müssen. Und angesichts der Tatsache, dass sie den Angriffen der Brut bisher standgehalten hatte, würden sie wilde Zauber und Flüche wahnsinniger Magier vermutlich mehr fürchten. „Vom Regen in die Traufe“, murmelte sie. „Verzeiht.“ Damit wandte sich die Magierin ab und machte sich auf den Weg zu ihren Weggefährten.

    *

    Mordreds Lebensgeister regten sich für gewöhnlich, wenn eine holde Maid wiegenden Schrittes auf ihn zukam. Angesichts der hellhaarigen Dame im Panzerkleid jedoch hatte er eher das Bedürfnis schwer zu seufzen. Diese Frau hatte das Wort „Ärger“ förmlich auf ihren Rundschild geschrieben, den sie auf dem Rücken trug. Arthur nahm seine Rolle als inoffizieller Anführer ihrer Splittergruppe auf und rief der Dame, die eindeutig das Ziel ihrer Gesellschaft hatte, einen Gruß entgegen.
    Logan stellte sich dem Trio in den Weg. Ihr Stand war fest, gerade so als würde sie die Lücke in einem Schildwall schließen und nicht gewillt sein auch nur einen Zentimeter des fereldrischen Bodens preiszugeben. Immerhin hatte sie die Hand nicht am Schwertgriff, sondern hakte die Daumen in den breiten Gürtel ein. Ihre Augen huschten die der Reihe nach vorgestellten Personen entlang und kamen schließlich wieder zu Arthur zurück. Meallas Vermutung bestätigte sie mit einem kurzen Nicken, ehe sie das Wort nahm. „Mein Name ist Logan Stella Yennefer Revanna. Aber Ihr könnt mich Logan nennen. Ich gehöre… gehörte zu dem Hof des ehrbaren Teyrn Cousland.“ Da es sich um den Mann vor ihr zweifelsfrei um einen echten Ritter handelte, stand es ihm zu, zu erfahren wer sie war und wessen Farben sie trug. Die Cousland-Familie mochte geschlagen und ihre Länder okkupiert worden sein, ihr Name aber lebte in ihren treuen Dienern weiter. Und noch bestand Hoffnung…

    „Bevor wir ins Gespräch kommen, beantwortet mir eine Frage, Ser: Auf welcher Seite steht Ihr? Der von Teyrn Loghain und der Königin oder dem Bannorn?“ Diese Frage war, inmitten eines Dorfes im Nirgendwo und umzingelt von Dunkler Brut vielleicht deplatziert, Logan musste sie aber stellen.


    [Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg][Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg]

    Bevor sie sich versah, war die Rothaarige auch schon wieder verschwunden, in Richtung Zentrum wandernd. Feia legte leicht den Kopf schief, kratzte den Schopf und sah ihr kurz nach.
    „Seltsame Dame.“
    , befand sie für sich und zuckte dann mit den Schultern. Allerdings waren Magier doch sowieso ein ulkiger Haufen. Oftmals bleich wie Milch, mit abgewetzten Ärmeln von all den Büchern, welche sie lasen, gerne in Selbstgespräche verwickelt. Oder sie gebärdeten sich wie kleine Adlige, von der Magie auserwählt die Umwelt mit der Kraft ihrer Gedanken zu formen. Auch wenn sie an der Kette lagen, Macht brachte immer Einfluss mit sich. Manche Magier in Val Royeaux konnte man im Stadtbild fast nicht von den anderen parfümierten Wichtigtuern unterscheiden. Immerhin schien sich dies Nimue hier im Lazarett die Hände schmutzig zu wollen, ein Umstand, der wohl für sie sprach. Sofern sie nicht sofort wieder verschwand, natürlich. Feia beschloss auch eine Pause zu machen. Es war vielleicht von Vorteil ihre oftmals grummelige Reisegefährtin zu suchen. Zweifellos hatte diese auch schon von den Neuankömmlingen gehört und beschlossen sich diese anzusehen. Die Informationen welche Feia von Ceana und den anderen Elfen in Highever über diese Gruppe bekommen hatten, würden sie vielleicht interessieren. Kurz überlegend wo sich Logan oder andere Neuankömmlinge aufhalten könnten, ging sie in Richtung der Befestigungen. Die Palisaden abschreiten schien nie verkehrt.

    *

    Höflichkeit war doch eine feine Sache. Sie erzeugte nicht zwingend Sympathie oder Wohlwollen, sorgte jedoch das man die Form wahrte, bevor man sich potenziell die Köpfe einschlug. Noch war es zwar nicht so weit, aber die Körperhaltung dieser Logan strahlte die Bereitschaft dazu eindeutig aus. Jedoch war Bereitschaft noch nicht Intention, weswegen es ratsam schien das offene Misstrauen zu zerstreuen. Die Kriegerin hatte sich als Mitglied des Hofes von Teyrn Cousland vorgestellt. Was, wenn man den Besuch in Highever in Hinterkopf habend, sie politisch gesehen tot war. Sich immer noch zu einer vernichteten Blutlinie zu bekennen war idealistisch, aber dumm. Wie die Frauen und Männer die man vor ihnen den Baum hochgezogen hatten. Ein Tanz mit dem Tod.
    „Seite? Ich bin auf niemandes Seite, denn niemand hier in diesem Land ist auf meiner Seite. Nur weil wir in diesem Bürgerkrieg herumstolpern, bedeutet es nicht das wir Teil davon werden wollen. Sofern es meine Person angeht auf jeden Fall.“, erwiderte er entschlossen. „Jedoch, bedeutet es nicht, dass wir keine Feinde haben. Die Dunkle Brut ist unser Feind, wo auch immer wir sie treffen, wie von jedem unverdorbenen Lebewesen.“, erklärte er und ließ die Hand über das Dorf schweifen. „Was eure Politik angeht, ich muss wohl zugeben das wir einen kleinen Zwist mit dem neuen Lord dieses Teyrnir hatten, beziehungsweise seinen Vasallen. Verständlicherweise kein Umstand, den wir groß beitreten wollen, jedoch denke ich das ihr als Anhängerin des verstorbenen Teyrns dies nicht mit Argwohn betrachten werdet.“, merkte er an und lächelte leicht. „Falls doch, nun es würde euch ein gutes Gespräch entgehen.“, fügte er letztendlich an und legte seine Hand locker am Wehrgehenk ab, sein Lächeln nicht ablegend.
    numberten ist offline
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    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    Was bisher geschah: Tia - Geschenk Gottes

    [Bild: kOhI9ET9IVJdhEfaren.png]Faren lag auf dem Boden und überdachte sämtliche Entscheidungen, die ihn an diesen Punkt in seinen Leben gebracht hatten. Er fand außerdem den Zeitpunkt an dem er sagen konnte, wann sein Leben bergab ging. Tatsächlich hatte das nichts mit der Elfenfrau zu tun, auch wenn er sich das gewünscht hätte. Seine Frustration auf jemand anderen zu projizieren war schließlich leichter als auf sich selbst.
    Nein, nein. Sein Leben war bergab gegangen in dem Moment, in dem er seine dreckigen Lederschuhe auf das Kopfsteinpflaster von Denerim gesetzt hatte. Danach war es eine falsche Entscheidung nach der anderen. Frauenzimmer. Das war das Problem. Er konnte all sein Unglück von Frauen ableiten – und nicht einmal attraktive Frauen, für die sich der Ärger gelohnt hätte, nein! Völlig blasse, eindruckslose – oder im Fall der Elfe – hässliche Gestalten.
    Der Untote, der durch den Wurf der Elfe auf ihm gelandet war, schien ihm mit halben Kiefer recht zugeben. Zumindest interpretierte er das Schnappen an dem Stein, den Faren geistesgegenwärtig gegen seine Schläfe gehauen hatte und der danach unfreiwillig als Beißring für den Untoten herhalten musste, als solches.
    Für einen Moment sinnierte der Zwerg, ob er zu alt für Abenteuer war.
    Vermutlich schon.
    Sobald er die Elfe verscherbelt hätte, würde er sich eine kleine Hütte am See kaufen und dort in Ruhe leben.
    „Elfe,“ begann er mit der Ruhe eines Mannes, der Jahrhunderte auf der Welt verbrachte hatte. „Das nächste Mal vielleicht in eine andere Richtung.“ Mit diesen Worten riss er den Stein aus dem Kiefer und schleuderte ihn erneut – und dieses Mal erfolgreich – gegen den Kopf des Untoten. Gammelige Reste von was auch immer sich da noch drin befunden hatte spritzte erneut umher. Faren konnte sich nicht daran erinnern, wann er sooft hintereinander in Eingeweiden unterschiedlichster Art gebadet hatte.
    Er sah ein Muster.
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    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    [Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg][Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg]

    Bevor sie sich versah, war die Rothaarige auch schon wieder verschwunden, in Richtung Zentrum wandernd. Feia legte leicht den Kopf schief, kratzte den Schopf und sah ihr kurz nach.
    „Seltsame Dame.“
    , befand sie für sich und zuckte dann mit den Schultern. Allerdings waren Magier doch sowieso ein ulkiger Haufen. Oftmals bleich wie Milch, mit abgewetzten Ärmeln von all den Büchern, welche sie lasen, gerne in Selbstgespräche verwickelt. Oder sie gebärdeten sich wie kleine Adlige, von der Magie auserwählt die Umwelt mit der Kraft ihrer Gedanken zu formen. Auch wenn sie an der Kette lagen, Macht brachte immer Einfluss mit sich. Manche Magier in Val Royeaux konnte man im Stadtbild fast nicht von den anderen parfümierten Wichtigtuern unterscheiden. Immerhin schien sich dies Nimue hier im Lazarett die Hände schmutzig zu wollen, ein Umstand, der wohl für sie sprach. Sofern sie nicht sofort wieder verschwand, natürlich. Feia beschloss auch eine Pause zu machen. Es war vielleicht von Vorteil ihre oftmals grummelige Reisegefährtin zu suchen. Zweifellos hatte diese auch schon von den Neuankömmlingen gehört und beschlossen sich diese anzusehen. Die Informationen welche Feia von Ceana und den anderen Elfen in Highever über diese Gruppe bekommen hatten, würden sie vielleicht interessieren. Kurz überlegend wo sich Logan oder andere Neuankömmlinge aufhalten könnten, ging sie in Richtung der Befestigungen. Die Palisaden abschreiten schien nie verkehrt.

    *

    Höflichkeit war doch eine feine Sache. Sie erzeugte nicht zwingend Sympathie oder Wohlwollen, sorgte jedoch das man die Form wahrte, bevor man sich potenziell die Köpfe einschlug. Noch war es zwar nicht so weit, aber die Körperhaltung dieser Logan strahlte die Bereitschaft dazu eindeutig aus. Jedoch war Bereitschaft noch nicht Intention, weswegen es ratsam schien das offene Misstrauen zu zerstreuen. Die Kriegerin hatte sich als Mitglied des Hofes von Teyrn Cousland vorgestellt. Was, wenn man den Besuch in Highever in Hinterkopf habend, sie politisch gesehen tot war. Sich immer noch zu einer vernichteten Blutlinie zu bekennen war idealistisch, aber dumm. Wie die Frauen und Männer die man vor ihnen den Baum hochgezogen hatten. Ein Tanz mit dem Tod.
    „Seite? Ich bin auf niemandes Seite, denn niemand hier in diesem Land ist auf meiner Seite. Nur weil wir in diesem Bürgerkrieg herumstolpern, bedeutet es nicht das wir Teil davon werden wollen. Sofern es meine Person angeht auf jeden Fall.“, erwiderte er entschlossen. „Jedoch, bedeutet es nicht, dass wir keine Feinde haben. Die Dunkle Brut ist unser Feind, wo auch immer wir sie treffen, wie von jedem unverdorbenen Lebewesen.“, erklärte er und ließ die Hand über das Dorf schweifen. „Was eure Politik angeht, ich muss wohl zugeben das wir einen kleinen Zwist mit dem neuen Lord dieses Teyrnir hatten, beziehungsweise seinen Vasallen. Verständlicherweise kein Umstand, den wir groß beitreten wollen, jedoch denke ich das ihr als Anhängerin des verstorbenen Teyrns dies nicht mit Argwohn betrachten werdet.“, merkte er an und lächelte leicht. „Falls doch, nun es würde euch ein gutes Gespräch entgehen.“, fügte er letztendlich an und legte seine Hand locker am Wehrgehenk ab, sein Lächeln nicht ablegend.


    [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg] & [Bild: Logan_klein.jpg]

    Der Kriegerin aus Highever entging nicht der Unterton in des Ritters Stimme. Ebenso bemerkte sie die weniger unterschwellige Botschaft – die Berührung des Schwertgurts. Sie war sein Spiegelbild, legte die Hand nun fast nebensächlich auf den eigenen Schwertgriff und lotete die Tiefe von Ser Arthurs Worten aus. „Ich glaube Euch. Und wenn Ihr, wie Ihr sagt, Loghains Männer getötet habt, dann schulde ich Euch einen Dank im Namen all jener, die durch seinen Verrat geschmäht und durch seine Vasallen unterdrückt wurden“, sagte Logan schließlich und reckte das Kinn. Der große Ritter und seine bunte Truppe würden nach Logans Einschätzung eine gute Verstärkung sein, zumal der Ser Recht hatte: Der einzige Feind war die Brut. Zumindest vorerst. Sobald Berewic in Sicherheit war, galt es sich wieder dem Kampf gegen den Usurpator zu widmen. Logan nahm die Hand vom Schwert und ließ beide Arme mit lockeren Fingern an hinabhängen. „Nun, wir sitzen hier alle in derselben Klemme. Es hätte weder für Euch noch für mich einen Vorteil, wenn wir die Waffen auf etwas anderes als dieses Gezücht richten würden.“ Der Ritter verstand offensichtlich. „Wobei mich die Frage doch treibt: Was macht eine so… auffällige… Gruppe wie die Eure in diesen Landen? Für Söldner seid Ihr zu ‚bunt‘, selbst wenn Ihr aus der Fremde kommt.“ Diese merkwürdige Ansammlung von Leuten, von denen sie bisher nur diese drei und die plappernde Elfe gesehen hatte, erinnerte sie schwach an das Konvolut aus Fremden, mit denen sie kürzlich gereist war. Nur, dass jene damals alle Mörder waren. Obwohl das bei diesen hier nicht ausgeschlossen war. Der blonde Mann im Hintergrund sah sie mit unverhohlen Interesse an. Seinem Blick konnte sie entnehmen, dass er gerne wüsste, was sie unter der Rüstung trug. Das war jetzt nicht söldneruntypisch, dieser hier wirkte aber mehr wie ein Verwalter mit einem Langschwert. Oder ein Prinz. Und eine offenbar freie und bewaffnete Elfe sah man auch nicht alle Tage.

    *

    Nimue fand, wonach sie gesucht hatte. Sie sah Artur, Mordred und Mealla nahe der Mauern. Vermutlich das typische Verhalten eines erfahrenen Belagerers, einer folgsamen Kriegskameradin und eines Poeten in solch einer Situation. Sie ging hastig ohne zu rennen und bemerkte erst im Näherkommen, dass die drei – oder zumindest der Ritter an der Spitze – mit einer Frau sprach. Die Beschreibung, die Nimue bisher zu dieser Dame gehört hatte, passten ziemlich genau. Schlank und hoch wie eine Birke, helles Haar und scharf geschnittene Gesichtszüge mit einer so spitzen Nase, dass Nimues eigene ihr plötzlich stupsnasig vorkam. Und sturmerprobt. Die Magierin war sich sicher, dass diese Art von Kriegerinnen die Magie mehr als Gefahr denn als Chance sehen würden und rechnete nicht mit Höflichkeiten. Sie trat nahe an die Gruppe heran. „Ich grüße Euch“, sagte sie zu der gegürteten Kriegerin. „Ser Arthur, könnt Ihr mir ein Ohr leihen?“ Sie drehte sich von der hellhaarigen Frau weg, die den Gruß nüchtern erwidert hatte. „Ich muss mit euch sprechen“, sagte sie an Arthur, Mordred und Mealla gewandt. „Wir haben ein Problem…“
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  13. #393 Zitieren
    Drachentöter Avatar von numberten
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    [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg] & [Bild: Logan_klein.jpg]

    Der Kriegerin aus Highever entging nicht der Unterton in des Ritters Stimme. Ebenso bemerkte sie die weniger unterschwellige Botschaft – die Berührung des Schwertgurts. Sie war sein Spiegelbild, legte die Hand nun fast nebensächlich auf den eigenen Schwertgriff und lotete die Tiefe von Ser Arthurs Worten aus. „Ich glaube Euch. Und wenn Ihr, wie Ihr sagt, Loghains Männer getötet habt, dann schulde ich Euch einen Dank im Namen all jener, die durch seinen Verrat geschmäht und durch seine Vasallen unterdrückt wurden“, sagte Logan schließlich und reckte das Kinn. Der große Ritter und seine bunte Truppe würden nach Logans Einschätzung eine gute Verstärkung sein, zumal der Ser Recht hatte: Der einzige Feind war die Brut. Zumindest vorerst. Sobald Berewic in Sicherheit war, galt es sich wieder dem Kampf gegen den Usurpator zu widmen. Logan nahm die Hand vom Schwert und ließ beide Arme mit lockeren Fingern an hinabhängen. „Nun, wir sitzen hier alle in derselben Klemme. Es hätte weder für Euch noch für mich einen Vorteil, wenn wir die Waffen auf etwas anderes als dieses Gezücht richten würden.“ Der Ritter verstand offensichtlich. „Wobei mich die Frage doch treibt: Was macht eine so… auffällige… Gruppe wie die Eure in diesen Landen? Für Söldner seid Ihr zu ‚bunt‘, selbst wenn Ihr aus der Fremde kommt.“ Diese merkwürdige Ansammlung von Leuten, von denen sie bisher nur diese drei und die plappernde Elfe gesehen hatte, erinnerte sie schwach an das Konvolut aus Fremden, mit denen sie kürzlich gereist war. Nur, dass jene damals alle Mörder waren. Obwohl das bei diesen hier nicht ausgeschlossen war. Der blonde Mann im Hintergrund sah sie mit unverhohlen Interesse an. Seinem Blick konnte sie entnehmen, dass er gerne wüsste, was sie unter der Rüstung trug. Das war jetzt nicht söldneruntypisch, dieser hier wirkte aber mehr wie ein Verwalter mit einem Langschwert. Oder ein Prinz. Und eine offenbar freie und bewaffnete Elfe sah man auch nicht alle Tage.

    *

    Nimue fand, wonach sie gesucht hatte. Sie sah Artur, Mordred und Mealla nahe der Mauern. Vermutlich das typische Verhalten eines erfahrenen Belagerers, einer folgsamen Kriegskameradin und eines Poeten in solch einer Situation. Sie ging hastig ohne zu rennen und bemerkte erst im Näherkommen, dass die drei – oder zumindest der Ritter an der Spitze – mit einer Frau sprach. Die Beschreibung, die Nimue bisher zu dieser Dame gehört hatte, passten ziemlich genau. Schlank und hoch wie eine Birke, helles Haar und scharf geschnittene Gesichtszüge mit einer so spitzen Nase, dass Nimues eigene ihr plötzlich stupsnasig vorkam. Und sturmerprobt. Die Magierin war sich sicher, dass diese Art von Kriegerinnen die Magie mehr als Gefahr denn als Chance sehen würden und rechnete nicht mit Höflichkeiten. Sie trat nahe an die Gruppe heran. „Ich grüße Euch“, sagte sie zu der gegürteten Kriegerin. „Ser Arthur, könnt Ihr mir ein Ohr leihen?“ Sie drehte sich von der hellhaarigen Frau weg, die den Gruß nüchtern erwidert hatte. „Ich muss mit euch sprechen“, sagte sie an Arthur, Mordred und Mealla gewandt. „Wir haben ein Problem…“


    [Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg][Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg]
    Artur lachte kurz ob Logans Frage, nahm aber dabei ebenfalls die Hand vom Schwertgriff. Er lächelte gutgelaunt.
    "Wenn ich jedes Mal einen Souvereign bekommen würde, wenn mir jemand diese Frage stellt, könnte ich mich wohl schon als gemachter Mann zur Ruhe setzen.", erwiderte er selbstironisch ohne spöttisch zu klingen.
    "Dennoch selbstverständlich eine berechtigte Frage, unsere Gruppe fordert sie gerade zu heraus.", gab er unverblümt zu.
    "Zum Teil sind wir Söldner, aber letztendlich sind wir wohl mehr eine Art Schicksalsgemeinschaft. Reisende mit dem selben Ziel und wie ihr zweifellos zugeben müsst, reist es sich derzeit nicht sonderlich sicher auf den Straßen eures Landes. Und die Straße schweißt einen zusammen, mehr als man sich vorstellt.", erklärte er den eindeutig komplexeren Sachverhalt in wenigen Worten.
    Bevor es zu weiteren Fragen kommen konnte, kam jedoch ein weiteres Mitglied ihrer bunten Truppe hinzu, welches in gewohnter Manier sofort die volle Aufmerksamkeit für sich verlangte.
    "Verzeiht mich kurz.", entschuldigte er sich bei Logan und nahm mit Mordred und Mealla ein wenig Abstand zu der Kriegerin ein, alle Nimue fragend anschauend. Mealla lehnte sich an einen nahen Stützpfeiler, stoisch vermuteten Ärger erwartend.
    "Mehr als eine Streitmacht Dunkler Brut die vermutlich auf diesen Ort zumarschiert? Sprecht es aus, was ist dieses Problem?", erkundigte sich Artur überraschen gelassen. Wenn man sich vergegenwärtigte, dass man schon in der Scheiße saß, bekam doch vieles eine neue Perspektive.

    "Da seid ihr, hervorragend.", sprach Feia gutgelaunt und tauchte plötzlich neben Logan auf, als wäre sie direkt aus dem Schatten gestiegen. Ihr Blick fiel auf die kleine Gruppe welche scheinbar gerade eine private Unterredung führte.
    "Wie ich sehe habt ihr auch schon ein paar der Neuankömmlinge kennengelernt. Und da euer Schwert noch steckt, scheint es ein gutes Gespräch gewesen zu sein.", fügte sie mit einem leichten Grinsen an. Ihr Blick wanderte kurz zur Gruppe.
    "Wundere mich natürlich nicht, immerhin sind sie der Schrecken von Highever.", verkündete Feia amüsiert, woraufhin sie einen fragenden Blick von Logan erntete. Feia lachte scheinbar verlegen und spielte mit ihrem Zeigefinger in einer ihrer Locken.
    "Also aus der Perspektive von Howe natürlich, hatte ich euch das nicht erzählt? Dieser ganze Aufruhr?", ergänzte sie.
    "Das war diese Gruppe, die meisten werden auch steckbrieflich gesucht. Die Briefe habe ich auch irgendwo in meinem Gepäck. Sehr unterhaltsam. Die falsche Zirkelmagierin, der neverranische Provokateur, der antivanische Hochstapler..in Ordnung die wird nicht gesucht.", zählte sie gutgelaunt auf, zuletzt mit ihrem Blick bei Mealla verharrend, jedoch zu keinem Ergebnis kommend. Allerdings war die Schwarzhaarige der Gruppe auch auf keinem Steckbrief zu finden.
    "Wen ich noch nicht gesehen habe ist der marodierende Seeräuber und die menschenjagende, kinderverschleppende, blutrünstige Waldelfe. Bei ihr haben sie sich wirklich viel Mühe gegeben den Steckbrief auszuschmücken. Irgendein Ser Alaine, scheint sauer zu sein, weil sie ihm wohl in den Hintern geschoßen hat.", erklärte Feia und musste kurz über diesen Sachverhalt lachen.
    "Dafür muss ich ihr gratulieren, wenn ich sie treffe.", meinte die Elfe gutgelaunt.
    "Der letzte scheint wohl nicht mit der Gruppe angekommen zu sein, irgendein falscher Templer.", schloss die Schwarzhaarige und wurde kurz grüblerisch. Ein Templer mit dunkler Haut, ganz wie..der verwundete Templer im Lazarett. Den die Magierin kannte!
    Feia schüttelte den Kopf, manchmal brauchte sie schon recht lange für einfache Sachverhalte. Stellte sich nur die Frage warum er nicht mit der Gruppe gereist war und sein Auftauchen die Rothaarige so bestürzt hatte. Hatte sie ihn vielleicht so zugerichtet? Feia verschob solche Spekulationen nach hinten.
    "Sollten also eine Bereicherung hier sein. Ach ja, möchtet ihr eine Zimtschnecke?", sagte Feia und faltete ein Stoffbündel auseinander, in dem die letzte, eigentlich ihre Zimtschnecke lag.
    numberten ist offline Geändert von numberten (03.11.2020 um 23:34 Uhr)
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    [Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg][Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg]
    Artur lachte kurz ob Logans Frage, nahm aber dabei ebenfalls die Hand vom Schwertgriff. Er lächelte gutgelaunt.
    "Wenn ich jedes Mal einen Souvereign bekommen würde, wenn mir jemand diese Frage stellt, könnte ich mich wohl schon als gemachter Mann zur Ruhe setzen.", erwiderte er selbstironisch ohne spöttisch zu klingen.
    "Dennoch selbstverständlich eine berechtigte Frage, unsere Gruppe fordert sie gerade zu heraus.", gab er unverblümt zu.
    "Zum Teil sind wir Söldner, aber letztendlich sind wir wohl mehr eine Art Schicksalsgemeinschaft. Reisende mit dem selben Ziel und wie ihr zweifellos zugeben müsst, reist es sich derzeit nicht sonderlich sicher auf den Straßen eures Landes. Und die Straße schweißt einen zusammen, mehr als man sich vorstellt.", erklärte er den eindeutig komplexeren Sachverhalt in wenigen Worten.
    Bevor es zu weiteren Fragen kommen konnte, kam jedoch ein weiteres Mitglied ihrer bunten Truppe hinzu, welches in gewohnter Manier sofort die volle Aufmerksamkeit für sich verlangte.
    "Verzeiht mich kurz.", entschuldigte er sich bei Logan und nahm mit Mordred und Mealla ein wenig Abstand zu der Kriegerin ein, alle Nimue fragend anschauend. Mealla lehnte sich an einen nahen Stützpfeiler, stoisch vermuteten Ärger erwartend.
    "Mehr als eine Streitmacht Dunkler Brut die vermutlich auf diesen Ort zumarschiert? Sprecht es aus, was ist dieses Problem?", erkundigte sich Artur überraschen gelassen. Wenn man sich vergegenwärtigte, dass man schon in der Scheiße saß, bekam doch vieles eine neue Perspektive.

    "Da seid ihr, hervorragend.", sprach Feia gutgelaunt und tauchte plötzlich neben Logan auf, als wäre sie direkt aus dem Schatten gestiegen. Ihr Blick fiel auf die kleine Gruppe welche scheinbar gerade eine private Unterredung führte.
    "Wie ich sehe habt ihr auch schon ein paar der Neuankömmlinge kennengelernt. Und da euer Schwert noch steckt, scheint es ein gutes Gespräch gewesen zu sein.", fügte sie mit einem leichten Grinsen an. Ihr Blick wanderte kurz zur Gruppe.
    "Wundere mich natürlich nicht, immerhin sind sie der Schrecken von Highever.", verkündete Feia amüsiert, woraufhin sie einen fragenden Blick von Logan erntete. Feia lachte scheinbar verlegen und spielte mit ihrem Zeigefinger in einer ihrer Locken.
    "Also aus der Perspektive von Howe natürlich, hatte ich euch das nicht erzählt? Dieser ganze Aufruhr?", ergänzte sie.
    "Das war diese Gruppe, die meisten werden auch steckbrieflich gesucht. Die Briefe habe ich auch irgendwo in meinem Gepäck. Sehr unterhaltsam. Die falsche Zirkelmagierin, der neverranische Provokateur, der antivanische Hochstapler..in Ordnung die wird nicht gesucht.", zählte sie gutgelaunt auf, zuletzt mit ihrem Blick bei Mealla verharrend, jedoch zu keinem Ergebnis kommend. Allerdings war die Schwarzhaarige der Gruppe auch auf keinem Steckbrief zu finden.
    "Wen ich noch nicht gesehen habe ist der marodierende Seeräuber und die menschenjagende, kinderverschleppende, blutrünstige Waldelfe. Bei ihr haben sie sich wirklich viel Mühe gegeben den Steckbrief auszuschmücken. Irgendein Ser Alaine, scheint sauer zu sein, weil sie ihm wohl in den Hintern geschoßen hat.", erklärte Feia und musste kurz über diesen Sachverhalt lachen.
    "Dafür muss ich ihr gratulieren, wenn ich sie treffe.", meinte die Elfe gutgelaunt.
    "Der letzte scheint wohl nicht mit der Gruppe angekommen zu sein, irgendein falscher Templer.", schloss die Schwarzhaarige und wurde kurz grüblerisch. Ein Templer mit dunkler Haut, ganz wie..der verwundete Templer im Lazarett. Den die Magierin kannte!
    Feia schüttelte den Kopf, manchmal brauchte sie schon recht lange für einfache Sachverhalte. Stellte sich nur die Frage warum er nicht mit der Gruppe gereist war und sein Auftauchen die Rothaarige so bestürzt hatte. Hatte sie ihn vielleicht so zugerichtet? Feia verschob solche Spekulationen nach hinten.
    "Sollten also eine Bereicherung hier sein. Ach ja, möchtet ihr eine Zimtschnecke?", sagte Feia und faltete ein Stoffbündel auseinander, in dem die letzte, eigentlich ihre Zimtschnecke lag.


    [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg] & [Bild: mordred_klein.png] & [Bild: Logan_klein.jpg]

    Nimue wartete, bis die Gruppe sich weit genug fort von neugierigen Blicken oder Ohren entfernt hatte, ehe sie zu sprechen begann.
    Der Templer, Ser Ria, er ist hier.“ Sie ließ die Worte ein wenig wirken, ehe sie weitersprach. „Ich war gerade im Lazarett des Ortes, die Dunkle Brut hat ihn ordentlich aufgemischt. Er war derjenige, der dem jungen Lord mit seinem Eingreifen das Leben gerettet hat.
    Was für ein Held“, merkte Mordred mit vor Ironie triefender Stimme an.
    Manch einer hier mag ihn ob dieser Tat für einen halten“, erwiderte die Magierin streng. „Und die Leute in diesem Ort sind der Magie nicht gerade freudig gegenüber eingestellt – selbst, wenn sie ihre Leben rettet.
    Ihr meint also…
    Genau das. Wenn Ser Ria gesundet und uns hier erblickt, wird er uns als das betiteln, was wir letztlich sind: Ein Pack aus Abtrünnigen, Flüchtigen und Schurken.“ Die Magierin ließ offen, wen sie für welchen Part ihrer Beschreibung vorgesehen hatte. Mordred zuckte die Achseln. „Wie steht es denn um den Templer?
    Soweit ich das beurteilen kann: schlecht. Er hat tiefe Wunden, die eitern. Das Fieber schüttelt ihn und die ihm angedachte Versorgung war, bei allem Aufwand, eher mager.
    Dann sollte sich das Problem von selbst lösen“, beschied der Antivaner.
    Und was wenn nicht? Ser Ria hat sich aus einer Stadt herausgekämpft, hat es mit uns allen gemeinsam aufgenommen und denkt an die Banditen. Was sagt uns, dass sein Lebenswille in der Krankheit nicht genau stark ist, wie im Kampf?“ Nimue schaute in die Runde. Niemand sagte ein Wort. Schließlich meldete sich Mordred erneut.
    Und was ist, wenn Ihr… nachhelft?
    Ihr meint, ich soll ihn töten?“ Nimues Stimme wurde eine Oktave höher. „Nein, das könnt Ihr nicht von mir verlangen.
    Wieso nicht?“, fragte Mordred gereizt.
    Weil ich keine Mörderin bin!
    Ich habe gesehen, wie Ihr die Kehle von Männern mit bloßen Zähnen zerrissen und Euch ihr Blut habt schmecken lassen.
    Nein, das war nicht ich. Das war ein von mir mit Magie abgespaltener Teil. Meine Beschützerin.“ Das Gesicht der Magierin war bei der Beschreibung erbleicht, was ihre fuchsroten Haare leuchten ließ, als seien sie flüssiges Feuer.
    Wir sollten darüber mit den anderen sprechen“, sagte Mordred schließlich. „Meiner Meinung nach wäre eine Tötung in diesem Fall kaum weniger als Selbstverteidigung. Ser Ria ist ein Fanatiker, aber er ist geschickt mit dem Schwert und flammend in der Rede. Wir können es uns nicht leisten einen Feind vor den Mauern und einen darin zu haben.“ Er blickte, um Unterstützung ringend, zu dem Ritter und der Elfe. „Ich sage, wir sollten ihm ein Ende bereiten, ehe er es mit uns tut.“ Nimue stieß ein Zischen aus, das dem Fauchen einer Katze nicht unähnlich war.
    Wir sollten die anderen dazu befragen. Alle anderen.“ Ihr Blick wanderte nun ebenfalls zu den anderen Gefährten.

    *

    Ha!“ Logan lachte knapp auf und lehnte sich gegen eine aus Holz errichtete und mit Lehm verdichtete Hütte. „Diese Elfe, die Menschenfresserin, der bin ich auf meinem Weg begegnet. Die sieht nicht einmal so aus, als würde sie nicht einmal auf die Jagd nach einem Kaninchen gehen, geschweige denn auf Menschenkinder.“ Logan schaute zu ihrer Begleiterin. „Da werde ich Euch enttäuschen müssen, Feia.“ Sie schaute wieder zu der kleinen Truppe, die aufgeregt miteinander tuschelten. „Worüber die wohl gerade reden?“, überlegte die Kriegerin laut. „Vielleicht, wie hoffnungslos die Lage für Berewic wäre und wie sie es am schlauesten anstellen können, dass sie stiften gehen können, ehe die Brut über die Wälle kommt.“ Sie nahm die angebotene Zimtschnecke aus Feias Hand, biss hinein und bekundete ihr Wohlgefallen mit einem langgezogenen „Mmmmh!“, deutete auf das Gepäck und sagte mit zuckerbeklebten Lippen: „Fie iff wirkliff gut.“ Trotzdem brach sie das Gebäck entzwei und gab der Elfe die eine Hälfte zurück. Einen Augenblick mampften Elfe und Halbelfe gemeinsam, dann widmeten sie sich wieder den weltlichen Dingen.

    Wenn sie bleiben“, Logan deutete zu den Anderen. „Dann werden sie uns eine große Hilfe sein, denke ich. Sie sind zusammengeschweißt, wie ein auf einem Amboss verbundener Harnisch. Und ähnlich einem Harnisch können sie standhalten, der Ritter dort allen voran. ‚Ser Arthur van Markhem‘ nennt er sich und meiner Einschätzung nach ist er ein Ritter.“ Vermutlich wusste Feia, welche Fähigkeiten mit diesem Titel einhergingen. So einen Krieger in den eigenen Reihen zu wissen, hob die Moral. „Diese Elfe dort sieht zwar angeschlagen aus, erinnert mich aber irgendwie an Euch: Klein aber zäh. Den Dichter können wir auslassen, der taugt nichts, denke ich. Aber soweit ich weiß haben sie auch den dabei, den Ihr einen ‚marodierenden Seeräuber‘ nannten und solche Männer sind für gewöhnlich fleischgewordene Naturgewalten.“ Sie lächelte. „Ich denke unsere Chancen, hier lebend rauszukommen, sind gerade um einiges gestiegen, werte Freundin.
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    [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg] & [Bild: mordred_klein.png] & [Bild: Logan_klein.jpg]

    Nimue wartete, bis die Gruppe sich weit genug fort von neugierigen Blicken oder Ohren entfernt hatte, ehe sie zu sprechen begann.
    Der Templer, Ser Ria, er ist hier.“ Sie ließ die Worte ein wenig wirken, ehe sie weitersprach. „Ich war gerade im Lazarett des Ortes, die Dunkle Brut hat ihn ordentlich aufgemischt. Er war derjenige, der dem jungen Lord mit seinem Eingreifen das Leben gerettet hat.
    Was für ein Held“, merkte Mordred mit vor Ironie triefender Stimme an.
    Manch einer hier mag ihn ob dieser Tat für einen halten“, erwiderte die Magierin streng. „Und die Leute in diesem Ort sind der Magie nicht gerade freudig gegenüber eingestellt – selbst, wenn sie ihre Leben rettet.
    Ihr meint also…
    Genau das. Wenn Ser Ria gesundet und uns hier erblickt, wird er uns als das betiteln, was wir letztlich sind: Ein Pack aus Abtrünnigen, Flüchtigen und Schurken.“ Die Magierin ließ offen, wen sie für welchen Part ihrer Beschreibung vorgesehen hatte. Mordred zuckte die Achseln. „Wie steht es denn um den Templer?
    Soweit ich das beurteilen kann: schlecht. Er hat tiefe Wunden, die eitern. Das Fieber schüttelt ihn und die ihm angedachte Versorgung war, bei allem Aufwand, eher mager.
    Dann sollte sich das Problem von selbst lösen“, beschied der Antivaner.
    Und was wenn nicht? Ser Ria hat sich aus einer Stadt herausgekämpft, hat es mit uns allen gemeinsam aufgenommen und denkt an die Banditen. Was sagt uns, dass sein Lebenswille in der Krankheit nicht genau stark ist, wie im Kampf?“ Nimue schaute in die Runde. Niemand sagte ein Wort. Schließlich meldete sich Mordred erneut.
    Und was ist, wenn Ihr… nachhelft?
    Ihr meint, ich soll ihn töten?“ Nimues Stimme wurde eine Oktave höher. „Nein, das könnt Ihr nicht von mir verlangen.
    Wieso nicht?“, fragte Mordred gereizt.
    Weil ich keine Mörderin bin!
    Ich habe gesehen, wie Ihr die Kehle von Männern mit bloßen Zähnen zerrissen und Euch ihr Blut habt schmecken lassen.
    Nein, das war nicht ich. Das war ein von mir mit Magie abgespaltener Teil. Meine Beschützerin.“ Das Gesicht der Magierin war bei der Beschreibung erbleicht, was ihre fuchsroten Haare leuchten ließ, als seien sie flüssiges Feuer.
    Wir sollten darüber mit den anderen sprechen“, sagte Mordred schließlich. „Meiner Meinung nach wäre eine Tötung in diesem Fall kaum weniger als Selbstverteidigung. Ser Ria ist ein Fanatiker, aber er ist geschickt mit dem Schwert und flammend in der Rede. Wir können es uns nicht leisten einen Feind vor den Mauern und einen darin zu haben.“ Er blickte, um Unterstützung ringend, zu dem Ritter und der Elfe. „Ich sage, wir sollten ihm ein Ende bereiten, ehe er es mit uns tut.“ Nimue stieß ein Zischen aus, das dem Fauchen einer Katze nicht unähnlich war.
    Wir sollten die anderen dazu befragen. Alle anderen.“ Ihr Blick wanderte nun ebenfalls zu den anderen Gefährten.

    *

    Ha!“ Logan lachte knapp auf und lehnte sich gegen eine aus Holz errichtete und mit Lehm verdichtete Hütte. „Diese Elfe, die Menschenfresserin, der bin ich auf meinem Weg begegnet. Die sieht nicht einmal so aus, als würde sie nicht einmal auf die Jagd nach einem Kaninchen gehen, geschweige denn auf Menschenkinder.“ Logan schaute zu ihrer Begleiterin. „Da werde ich Euch enttäuschen müssen, Feia.“ Sie schaute wieder zu der kleinen Truppe, die aufgeregt miteinander tuschelten. „Worüber die wohl gerade reden?“, überlegte die Kriegerin laut. „Vielleicht, wie hoffnungslos die Lage für Berewic wäre und wie sie es am schlauesten anstellen können, dass sie stiften gehen können, ehe die Brut über die Wälle kommt.“ Sie nahm die angebotene Zimtschnecke aus Feias Hand, biss hinein und bekundete ihr Wohlgefallen mit einem langgezogenen „Mmmmh!“, deutete auf das Gepäck und sagte mit zuckerbeklebten Lippen: „Fie iff wirkliff gut.“ Trotzdem brach sie das Gebäck entzwei und gab der Elfe die eine Hälfte zurück. Einen Augenblick mampften Elfe und Halbelfe gemeinsam, dann widmeten sie sich wieder den weltlichen Dingen.

    Wenn sie bleiben“, Logan deutete zu den Anderen. „Dann werden sie uns eine große Hilfe sein, denke ich. Sie sind zusammengeschweißt, wie ein auf einem Amboss verbundener Harnisch. Und ähnlich einem Harnisch können sie standhalten, der Ritter dort allen voran. ‚Ser Arthur van Markhem‘ nennt er sich und meiner Einschätzung nach ist er ein Ritter.“ Vermutlich wusste Feia, welche Fähigkeiten mit diesem Titel einhergingen. So einen Krieger in den eigenen Reihen zu wissen, hob die Moral. „Diese Elfe dort sieht zwar angeschlagen aus, erinnert mich aber irgendwie an Euch: Klein aber zäh. Den Dichter können wir auslassen, der taugt nichts, denke ich. Aber soweit ich weiß haben sie auch den dabei, den Ihr einen ‚marodierenden Seeräuber‘ nannten und solche Männer sind für gewöhnlich fleischgewordene Naturgewalten.“ Sie lächelte. „Ich denke unsere Chancen, hier lebend rauszukommen, sind gerade um einiges gestiegen, werte Freundin.


    [Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg][Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg]

    Artur tendenziell steigende Laune, wurde durch Nimues Wort wieder auf eine rasante Abwahrtsfahrt in Richtung Tiefe Wege geschickt. Mealla hingegen übte sich wieder in ihrer Paradedisziplin, ein neutrales Gesicht aufzusetzen, wobei ihre Miene jedoch ein wenig so aussah als hätte sie sich gerade eine ihrer gestauchten Rippen gestoßen.
    Sowohl Elfe als auch Ritter schauten jedoch überrascht sowohl sich gegenseitig als dann beide in Richtung von Mordred. Hatte sich der Dichter den ganzen Morgen über bisher ungewöhnlich still verhalten, verkündete er nun plötzlich ein Playdoyer für eine Tötung des verwundeten Templers. Hätte er ein Kleid getragen und lange schwarze Haare sein eigen genannt, die Rede wäre vermutlich nicht viel anders ausgefallen. Mealla stellte sich das für einen Moment bildlich vor und die Vision einer Morgana mit Mordreds Gesicht, ließ sie kurz schmunzeln. Sofort nahm sie jedoch wieder eine ernste Miene ein, als Nimue, sich an die Beiden wandten. Der Vortrag zur Selbsterhaltung des Antivaners schien sie nach anderen Verbündeten suchen zu lassen. Mealla hatte nach der letzten Tracht Prügel, keine Lust von einem wütenden Bauernmob gelyncht zu werden, suchte aber noch nach einer höflichen Formulierung.
    "Nun, ich kann eure Beweggründe verstehen Nimue. Es ist kein Tod dem man einen tapferen Streiter wie Ser Rias wünscht. Doch muss ich euch wohl nicht erklären das ich an jenem Tag im Wald, bereit war Ser Rias niederzustrecken als er Morgana eigenmächtig seinem Schwert überantworten wollte. Dies war nicht nötig, doch schwor er nicht nur Vergeltung gegen eine Gefährtin, sondern sprach Drohungen gegen uns alle aus. Euch eingeschlossen. Es mag ehrenhaft sein zu warten bis er wieder eine Hand um sein Schwert legen kann, doch gleichzeitig ist es über alle Maßen dumm. Ich sehe keine Alternative, er ist kein Mann mit dem man ein Gespräch führen kann. Die einzige Option wäre das Dorf zu verlassen, für deren Verteidigung wir uns gerade verpflichtet haben.", erklärte er nachdenklich, aber bestimmt.
    "Ja, es ist ja auch kein Mord, mehr Selbstverteidigung. Zudem ist es fraglich ob er je wieder genesen würde, oder er schmerzhaft krepiert. Ein Tod aus Gnade würdet ihr ihm geben. Ein wenig Saft des Schlafmohns, ein paar weitere Ingredenzien..er würde friedlich einschlafen, ohne Schmerz. Niemand erwartet Gewalt von euch, nur die Gnade die ihr sicher schon jenen Patienten erteilt habt die ihr nicht retten konntet.", meldete sie sich leise zu Wort.
    "Ich oder Mordred könnten euch einen Sud bereiten. Ich würde ihn selbst verabreichen, doch ist es auffällig wenn jemand der kein Heiler ist Medizin verabreicht. Niemand würde es merken und Ser Rias Seele friedlich zum Erbauer heimkehren.", schlug sie ruhig vor. Die Zauberin sah nicht begeistert aus, doch Mealla sah nicht wie sie es besser formulieren konnte.
    "Nun, wir können euch nicht zwingen, das ist klar. Dennoch würde befürworten keinen Aufruhr innerhalb der Mauern zu haben. Eine Mistgabel im Rücken kann auch den geschicktesten Schwertkämpfer zu Fall bringen.", erklärte Artur diplomatisch.
    "Wir können noch die anderen fragen, Morgana finden. Und warten bis Larissa wieder zurückgekehrt ist. Vielleicht haben sie eine andere Meinung zu der Sache.", fügte er an. Haesten spielte bei der Entscheidung keine Rolle für ihn, war er doch erst seit ein paar Tagen und mehr aus der Not Teil der Gruppe. Hinsichtlich Morganas Meinung war er sich schon recht sicher, Larissa war in dieser Hinsicht jedoch schwer einzuschätzen. Ein gutmütiges Wesen war leider nicht immer von Vorteil.
    "Jetzt sollten wir uns aber vielleicht nicht länger flüsternd in eine Ecke stellen, während uns eine Person dabei zuschaut und vermutlich fragt was wir aushecken.", schloss er den kleinen Geheimrat. "Eigentlich sind es inzwischen zwei."
    "Hm?", erwiderte Artur und drehte sich zu Logan um. Tatsächlich, eine kleinere, zierliche Frau mit schwarzem Haar war dazugekommen, eine Elfe wie der Ritter angesichts des Körperbaus vermutete. Ohren war in zwischen den schwarzen Locken nur schwer zu erkennen.

    **

    "Klein wie ich, ihr nehmt euch da ja einiges heraus meine Liebe.", erwiderte Feia mit gespielter Empörung und fischte dann plötzlich einen grünen Apfel irgendwo aus ihren Klamotten. Mit ihrem Messer schnitt sie ihn in der Hälfte durch.
    "Ich wette ich bin größer als sie.", erklärte sie selbstbewusst und versuchte Meallas Größe auf die Entfernung abzuschätzen. Konnte ein knappes Rennen werden. Die Elfe biss von einer Apfelhälfte ab und hielt Logan die andere hin.
    "Beim Rest gebe ich euch Recht, auch wenn ich gehört habe das der Seeräuber gestern wohl nicht so klang als ob er bleiben wollte. Aber vielleicht macht man ihn einfach jeden Tag betrunken und führt ihm eine willige Bauerstochter zu. Solange bis die die Brut vor der Tür steht und er nicht mehr weg kann. In vielen Regionen sind auf diese Weise schon Hochzeiten geschlossen worden, ersetzt nur Brut durch Schwangerschaft.", meinte die Schwarzhaarige gutgelaunt, gefolgt vom knackenden Apfel.
    "Die reden allerdings wirklich lange, vielleicht Beziehungsstress? Obwohl dann wäre es wohl lauter.", mutmaßte sie und lachte. "Obwohl bei so einer großen Gruppe, gar nicht mal schlecht aussehende Gesellen. Denkt ihr die treiben es miteinander?", fragte sie nachdenklich in Richtung der Kriegerin neben sich.
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    [Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg][Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg]

    Artur tendenziell steigende Laune, wurde durch Nimues Wort wieder auf eine rasante Abwahrtsfahrt in Richtung Tiefe Wege geschickt. Mealla hingegen übte sich wieder in ihrer Paradedisziplin, ein neutrales Gesicht aufzusetzen, wobei ihre Miene jedoch ein wenig so aussah als hätte sie sich gerade eine ihrer gestauchten Rippen gestoßen.
    Sowohl Elfe als auch Ritter schauten jedoch überrascht sowohl sich gegenseitig als dann beide in Richtung von Mordred. Hatte sich der Dichter den ganzen Morgen über bisher ungewöhnlich still verhalten, verkündete er nun plötzlich ein Playdoyer für eine Tötung des verwundeten Templers. Hätte er ein Kleid getragen und lange schwarze Haare sein eigen genannt, die Rede wäre vermutlich nicht viel anders ausgefallen. Mealla stellte sich das für einen Moment bildlich vor und die Vision einer Morgana mit Mordreds Gesicht, ließ sie kurz schmunzeln. Sofort nahm sie jedoch wieder eine ernste Miene ein, als Nimue, sich an die Beiden wandten. Der Vortrag zur Selbsterhaltung des Antivaners schien sie nach anderen Verbündeten suchen zu lassen. Mealla hatte nach der letzten Tracht Prügel, keine Lust von einem wütenden Bauernmob gelyncht zu werden, suchte aber noch nach einer höflichen Formulierung.
    "Nun, ich kann eure Beweggründe verstehen Nimue. Es ist kein Tod dem man einen tapferen Streiter wie Ser Rias wünscht. Doch muss ich euch wohl nicht erklären das ich an jenem Tag im Wald, bereit war Ser Rias niederzustrecken als er Morgana eigenmächtig seinem Schwert überantworten wollte. Dies war nicht nötig, doch schwor er nicht nur Vergeltung gegen eine Gefährtin, sondern sprach Drohungen gegen uns alle aus. Euch eingeschlossen. Es mag ehrenhaft sein zu warten bis er wieder eine Hand um sein Schwert legen kann, doch gleichzeitig ist es über alle Maßen dumm. Ich sehe keine Alternative, er ist kein Mann mit dem man ein Gespräch führen kann. Die einzige Option wäre das Dorf zu verlassen, für deren Verteidigung wir uns gerade verpflichtet haben.", erklärte er nachdenklich, aber bestimmt.
    "Ja, es ist ja auch kein Mord, mehr Selbstverteidigung. Zudem ist es fraglich ob er je wieder genesen würde, oder er schmerzhaft krepiert. Ein Tod aus Gnade würdet ihr ihm geben. Ein wenig Saft des Schlafmohns, ein paar weitere Ingredenzien..er würde friedlich einschlafen, ohne Schmerz. Niemand erwartet Gewalt von euch, nur die Gnade die ihr sicher schon jenen Patienten erteilt habt die ihr nicht retten konntet.", meldete sie sich leise zu Wort.
    "Ich oder Mordred könnten euch einen Sud bereiten. Ich würde ihn selbst verabreichen, doch ist es auffällig wenn jemand der kein Heiler ist Medizin verabreicht. Niemand würde es merken und Ser Rias Seele friedlich zum Erbauer heimkehren.", schlug sie ruhig vor. Die Zauberin sah nicht begeistert aus, doch Mealla sah nicht wie sie es besser formulieren konnte.
    "Nun, wir können euch nicht zwingen, das ist klar. Dennoch würde befürworten keinen Aufruhr innerhalb der Mauern zu haben. Eine Mistgabel im Rücken kann auch den geschicktesten Schwertkämpfer zu Fall bringen.", erklärte Artur diplomatisch.
    "Wir können noch die anderen fragen, Morgana finden. Und warten bis Larissa wieder zurückgekehrt ist. Vielleicht haben sie eine andere Meinung zu der Sache.", fügte er an. Haesten spielte bei der Entscheidung keine Rolle für ihn, war er doch erst seit ein paar Tagen und mehr aus der Not Teil der Gruppe. Hinsichtlich Morganas Meinung war er sich schon recht sicher, Larissa war in dieser Hinsicht jedoch schwer einzuschätzen. Ein gutmütiges Wesen war leider nicht immer von Vorteil.
    "Jetzt sollten wir uns aber vielleicht nicht länger flüsternd in eine Ecke stellen, während uns eine Person dabei zuschaut und vermutlich fragt was wir aushecken.", schloss er den kleinen Geheimrat. "Eigentlich sind es inzwischen zwei."
    "Hm?", erwiderte Artur und drehte sich zu Logan um. Tatsächlich, eine kleinere, zierliche Frau mit schwarzem Haar war dazugekommen, eine Elfe wie der Ritter angesichts des Körperbaus vermutete. Ohren war in zwischen den schwarzen Locken nur schwer zu erkennen.

    **

    "Klein wie ich, ihr nehmt euch da ja einiges heraus meine Liebe.", erwiderte Feia mit gespielter Empörung und fischte dann plötzlich einen grünen Apfel irgendwo aus ihren Klamotten. Mit ihrem Messer schnitt sie ihn in der Hälfte durch.
    "Ich wette ich bin größer als sie.", erklärte sie selbstbewusst und versuchte Meallas Größe auf die Entfernung abzuschätzen. Konnte ein knappes Rennen werden. Die Elfe biss von einer Apfelhälfte ab und hielt Logan die andere hin.
    "Beim Rest gebe ich euch Recht, auch wenn ich gehört habe das der Seeräuber gestern wohl nicht so klang als ob er bleiben wollte. Aber vielleicht macht man ihn einfach jeden Tag betrunken und führt ihm eine willige Bauerstochter zu. Solange bis die die Brut vor der Tür steht und er nicht mehr weg kann. In vielen Regionen sind auf diese Weise schon Hochzeiten geschlossen worden, ersetzt nur Brut durch Schwangerschaft.", meinte die Schwarzhaarige gutgelaunt, gefolgt vom knackenden Apfel.
    "Die reden allerdings wirklich lange, vielleicht Beziehungsstress? Obwohl dann wäre es wohl lauter.", mutmaßte sie und lachte. "Obwohl bei so einer großen Gruppe, gar nicht mal schlecht aussehende Gesellen. Denkt ihr die treiben es miteinander?", fragte sie nachdenklich in Richtung der Kriegerin neben sich.


    Logan hatte große Mühe nicht gleich laut loszuprusten. Feia hatte die letzte Frage derart trocken gestellt, dass es schon für sich selbst witzig gewesen war. Es war, als würde die Kriegerin den Gedanken eines betrunkenen Doppelsöldners lauschen. Sie ließ den Blick zu den „nicht schlecht aussehenden Gesellen“ wandern. Feia mochte mit ihrer Vermutung richtig liegen. Allerdings wirkte die Rothaarige so, als habe sie keinerlei Verlangen, obwohl sie unbestreitbar hübsch war. Logan nickte zu der Magierin.
    „Also, das einzige was die im Arsch hat, ist ein Stock“, urteilte sie. „Obwohl es da diesen Spruch aus den Sümpfen der Freien Marschen gibt: Stille Wasser sind tief… und dreckig.“ Sie grinste über ihren eigenen Humor, den sie auf den Straßen dieses kriegsgebeuteten Landes schon verloren geglaubt hatte. „Die Elfe da… hmm“, brummte die Kriegerin und legte die Finger nachdenklich an die Lippen. „Ich kenne die andere nicht, aber ich denke schon, dass irgendwer da irgendwo sein Schwert reinstecken wird. Der Dichter sicherlich, der Ritter aber auf jeden Fall. Ein junger Mann, groß und stark und offensichtlich mit großem Selbstverständnis. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn er jeder Frau der Gruppe Avancen machen würde.“ Logan schaute zu ihrer Gefährtin herunter. „Habt Ihr Bedarf an Männern? Zweifellos könntet Ihr bei dem Ritter vorstellig werden. Und mit Glück werdet Ihr für den Dichter das, was Poeten ihre Muse nennen.“ Sie selbst prüfte die beiden Männer, fand aber gedanklich keinen Gefallen an ihnen. Allerdings sollte hinzugefügt werden, dass die Anzahl vorzeigbarer männlicher Individuen in Berewic schwindend gering war.

    *

    Nimue schwieg. Scheinbar stand sie mit ihrer Meinung allein da. Auf Morganas Meinung würde sie nichts geben brauchen, die Magierin hatte vor dem Leben von Menschen so wenig Achtung, wie vor Insekten. Die Elfe wiederum würde einen Meuchelmord scheuen, wenngleich sie in der Zeit mit den anderen so viel Tod gesehen hatte, dass sie eine weitere Tötung vielleicht nicht mit Sorgen erfüllen würde, wenn die anderen dafür waren.
    „Gut, warten wir auf die anderen“, sagte Nimue, um Zeit zu gewinnen. Sie glaubte allerdings nicht, dass es etwas ändern würde. Sie wusste nicht einmal, was die richtige Lösung wäre. Fliehen? Oder Ser Ria heilen und ihm so das Gute vor Augen führen. Vielleicht wäre er dankbar. Die Magierin wusste selbst nicht, welche Lösung die richtige wäre.
    Das durchdringende Läuten der Kirchenglocke hallte durch die Gassen der kleinen Stadt bis in den Wald hinaus. Zeit für das Gebet.

    *

    Larissa spitze die ringbehangenen Klingenohren. Aus der Ferne, fast verschluckt durch dicke Baumstämme und herabhängendes Grün, wippenden Farn und Kronen voll rauschender Blätter, hörte sie das helle Klingen geschlagener Glocken, wie die Shemlen sie nutzen, um zum Gedenken an ihren Erbauer zu pilgern. Die Dalish folge einem ausgetretenen Pfad, atmete die frische Luft des Waldes. Der Geruch feuchten Holzes mischte sich mit dem von Moos. Sie war zuhause. Ihre Füße schienen den mit Kiefernadeln übersäten Waldboden kaum zu berühren. Seit des unfreiwilligen Besuchs bei dem anderen Dalish-Clan hatte sie sich nicht mehr so urtümlich gefühlt. Sie spürte instinktiv die Anwesenheit der Tiere um sie herum, genoss den Hauch des Windes im Haar. Der Ausflug in schweigsamer Einsamkeit tat ihr gut, auch wenn sie die Anwesenheit ihrer Freunde geschätzt hätte.

    Larissas Weg führte sie in einige Entfernung zu Berewic. Das Lager der Köhler würde sicherlich gut sichtbar und bewacht sein. Larissa kannte Aussehen und Funktion von Kohlemeilern; ihr Clan hatte diese brennenden Gebilde menschlicher Herstellung einige Male aus der Ferne passiert. Die Dalish wären durchaus in der Lage, diese Arbeitsweise zu kopieren und selbst Holzkohle herzustellen, allerdings versuchten sie möglichst, die Wälder ihres Aufenthalts so unbeschadet wie möglich zu lassen. Brauchte die Schmiede des wandernden Volkes die Kohlen, um ihre Essen zu befeuern, tauschten sie es bei den Köhlern der Menschen.
    Die Elfe roch die Meiler lange, bevor sie sie sah. Sie folgte einem kleinen Flusslauf, der auf mehrere schwarze Rauchsäulen zulief. Sie kam zum Rande eines gerodeten Plateaus, an dessen äußerem Rand drei oder vier aufgeschichtete, qualmende Holzhaufen standen. Sie waren mit Grassoden oder Geflecht abgedeckt. Leute konnte Larissa keine erkennen.
    „Hallo? Ist da jemand?“, rief Larissa, sich der Gefahr wohl bewusst, dass Menschen eine aus dem Wald kommende, bewaffnete Dalish durchaus als Bedrohung ansehen konnten. Darum setzte sie ein „Ich komme aus Berewic“ nach. Niemand antwortete. Larissas Näschen erschnupperte den Gestank verkohlenden Holzes. Doch dort lag noch etwas anderes in der Luft, etwas weitaus Widerlicheres. Der Gestank von verrottendem Fleisch.
    Dann hörte sie es.

    *

    Die Blackstone Freischärler, mit denen Gisele reiste, erinnerten sie an die Erzählungen über die Widerstandskämpfer von König Maric. Sie waren leicht gepanzert und schwer bewaffnet. Ihr Anführer, Dietrich, trug einen Topfhelm, einen Rotstahl-Schild und einen schweren Morgenstern, seine Bänderrüstung aber war bei einem berittenen Lanzenangriff leicht zu durchstoßen und der Rest seiner Männer und Frauen war ebenfalls eher auf Wendigkeit und nicht auf Schlagkraft getrimmt. Gisele war die wohl einzige Kriegerin in der Truppe, die eine vollständige – und dazu noch derart hochwertige – Plattenrüstung besaß. Sie wusste, dass einige Fereldener ihr mit historisch gewachsenem Argwohn beobachteten. Sicherlich kante viele von ihnen von ihren eigenen Vätern die Berichte über die Gräueltaten, die Orlais‘ Besatzungsmacht angerichtet hatte. Einige, so konnte sich die Kriegerin vorstellen, waren sogar selbst Teil der Rebellenarmee gewesen, die ihren Vater in der Schlacht am Dane gestellt und getötet hatten.

    Der Tross, zu dessen Schutz Gisele angeheuert worden war, war bunt gemischt. Dreizehn Krieger der Blackstone-Freischärler, ein reisender Bänkelsänger, drei Händler mit von Ochsen gezogenen Karren voller Fässer, Truhen und Krügen sowie vier Elfen, die sich für Kost und Schutz als Diener anerboten hatten. Daneben hatte ein alter Mann mit breitem Kreuz und rauem Blick ein paar Münzen an Dietrich gezahlt, damit er und ein kleines Elfenmädchen an seiner Seite im Schutz der Söldner reisen durften. Das Mädchen war so jung, dass der Mann vermutlich ihr Großvater und sie selbst das Produkt einer unehelichen Unzucht des Sohnes war. Obwohl man bei Elfen ja nie wirklich wusste, wie alt sie wirklich waren. Eine weitere Elfe folgte dem Tross ebenfalls, die schwarze Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Gisele waren die spitzen Gesichtszüge, die auf ihre Herkunft deuteten, in einem der wenigen Momente aufgefallen, in denen sie aß. Sie sprach nie und hatte auch kein Geld gezahlt. Sie war eine Opportunistin, die den Schutz des Trosses nutze, indem sie ihm folgte und immer in einiger Nähe zu den Söldnern lagerte. Allerdings hatten weder Dietrich noch einer seiner Leute große Lust, die Frau zu verjagen, trug sie doch zwei Schwerter verdeckt aber nicht unsichtbar am Gürtel.
    Was Gisele wiederum sehr freute, war die Anwesenheit eines ihr nicht unbekannten Mannes. Ser Kilian von Xerox, gehüllt in Kettenhemd und schwarzen Wappenrock mit dem gut erkennbaren Zeichen des „Schwerts der Gnade“ hatte sie nur zwei Tage nach ihrem Gespräch mit Dietrich in der Gaststube der „Verwöhnten Prinzessin“ getroffen. Er reiste im Auftrag seines Ordens und weil ihm ein wenig Gesellschaft ganz recht kam und die beiden bereits ihre Klingen gekreuzt und den Wert des anderen so geprüft hatten, beschlossen sie zeitweise gemeinsam zu reisen. Kilians Ziel war nebulös und bedurfte keiner sofortigen und direkten Herangehensweise. Gisele genoss die Anwesenheit des Templers, war er doch ebenso wie sie aus fernen Landen und somit eine Fremde im Tross.

    Der Mittag des dritten Tages ihrer Reise war bereits angebrochen. Das Ziel der fahrenden Händler war ihrer Aussage nach Orzammar, wo sie auf blühenden Handel mit dem Zwergenreich hofften. Allerdings stritten sich die drei Männer beinahe jeden Abend, nachdem eine gewisse Menge Wein gereicht worden war. Gisele interessierten weder die Motive noch der Weg der Pfeffersäcke, nur das Gold, dass sie sich Tag für Tag in die Tasche zählte, ohne bisher jemals das Schwert gezogen haben zu müssen.
    Händler und Wachmannschaft lagerte unweit des kaiserlichen Hochwegs. Sie hatten die alte Straße verlassen und sich am Fuße eines flachen, sanft ansteigenden Hügels. In dessen Bauch verloren sich verzweigte Höhleneingänge. Ein paar Männer mit Fackeln und Armbrüsten suchen in den am nahegelegensten Höhlen nach Bären, kamen aber bald schon mit Entwarnung zurück. Die Elfen luden währenddessen die Pferde und Maultiere ab und versorgten sie mit Heu. Gisele war zuerst skeptisch gewesen, Ferdinand in den Händen von Fremden zu lassen. Eine Elfe namens Ash jedoch hatte schnell das Vertrauen des Pferdes und damit seiner Besitzerin erlangt. Sie war es, die sich um Giseles treues Ross kümmerte, während sie ihre Satteltaschen in den Höhleneingang schleppte, wo die Freischärler Robert und Kenneth bereits ein Lagerfeuer anheizten. Kenneth, seines Zeichens Hinterwäldler, Jäger und ehemaliger Langbogenschütze in der Armee des Königs, hatte einen Narren an Gisele gefressen und offerierte der Orlaisianerin häufig die Filetstücke der Beute, die er aus den Wäldern mitzubringen pflegte. Bisher hatte er keine Gegenleistung verlangt, doch Gisele argwöhnte, dass er eines Abends seinen Schlafplatz neben dem ihrem aufschlagen und ihre Gesellschaft suchen würde.

    Im Lager herrschte die Stimmung einer wohlverdienten Pause. Der Bänkelsänger stimmte ein fereldisches Lied in seiner Landessprache an, dass die Kraft der landeseigenen Bogenschützen pries, wie flink ihre Augen und wie stark ihre Arme sein und wie gut sie orlaisianische Chevalier zu Fall bringen konnten. Gisele entfernte sich aus dem Lager und bestieg den Hügel, dessen Kuppe flach und von den Resten eines alten, dreieckig angelegten Wachturms gekrönt war. Ein stummer Zeuge der einstigen Herrschaft Tevinters. Die Anlage war schmucklos, das Holz seit langem verrottet und die Befestigung zu der Seite offen, von der sie gekommen war. Sie ließ die von Wind, Regen und Zeit rundgelutschten Steine zu ihrer Rechten und widmete sich dem weiten, bewaldeten Tal direkt vor ihr. Rechts und links erstreckten sich langgezogene Hügelketten, in der Mitte verlief zweifellos ein Fluss und parallel dazu ein Weg Richtung des weit entfernten Frostgipfelgebirge, den die gleichmäßige Schneise in den Baumwipfeln nachzeichnete. Nahe den Umrissen der alten Mauer erblickte die Kriegerin die Schemen von Dietrich. Der Freischärler-Rekrutierer saß auf einem abgestürzten Stück Brustwehr und rauchte eine langstielige Pfeife, während er nachdenklich ins Tal schaute.
    Ein kalter Wind wehte von Osten. Er brachte graue, sich überlappende Wolkenfetzen mit sich, die in Farbe und Form am Himmel wirkten wie Pinselstriche auf einem Ölgemälde. Gisele stellte den Kragen ihres Mantels auf und spürte sogleich die Wärme am Hals.
    „Meint Ihr es wird Regen geben?“, fragte Dietrich. Gisele verschränkte die Arme und zuckte die Achseln.
    „Das ist Ferelden, hier regnet es doch immer.“ Dietrich lachte. Ihre Aussage war in den vergangenen Tagen Lügen gestraft worden, in denen sich ein bedeckter Himmel mit Phasen kräftigen, goldenen Sonnenscheins abgewechselt hatten. Nichts ließ darauf schließen, dass es an diesem Abend anders werden würde. Und selbst wenn: Die Höhle war weitreichend und bot genug Schutz für Mann und Maus. Die Sonne senkte sich bereits ab und tauchte die Kronen der Bäume beider Talseiten in flüssiges Gold. Die Talsohle lag im Dunkeln.
    „Seid Ihr schon lange ein Mietschwert?“ Dietrich schmauchelte seine Pfeife und schaute zu Gisele hinauf. Die Kämpferin nickte langsam.
    „Mehr als acht Jahre.“
    „So lange? Ihr wirkt noch sehr jung.“
    „Ich habe auch früh angefangen“, antwortete Gisele und versuchte nicht die Worte zu korrigieren, die ihr Akzent verschleierte.
    „Viel erlebt?“ Gisele blies Luft aus ihrer spitzen Nase. Dann nickte sie knapp. Die Kriegerin überlegte, ob sie eine ihrer Geschichten erzählen sollte…
    Dann ging alles ganz schnell. Auf einen markerschütternden Schrei am Fuße des Hügels folgten Alarmrufe und schmetternder Hörnerschall. Dietrich sprang wie von einer Wespe gestochen auf, fuhrt herum und sah Gisele mit einer Mischung aus Schreck und Überraschung an. Der Freischärler fand noch Zeit seinen Pfeifenkopf am Stein auszuklopfen und sie in den Gürtel zu schieben.
    „Ein Angriff“, mutmaßte Gisele und griff zu ihrem Schwert. Die Klinge funkelte in der Mittagssonne feuerrot, als sie sie zog und den breiten Gürtel mitsamt Schwertscheide und Kurzschwert auf dem Rücken befestigte. Dietrich hatte lediglich eine Wurfaxt und einen Hirschfänger dabei. Er zog beide Waffen und schaute Gisele direkt in die Augen. Sie erkannte Furcht und gleichermaßen das Feuer eines Kriegers. Dann, wie auf einen Befehl, stürmten beide den Hügel hinab.

    Gisele hechtete durch die Bäume auf das Getümmel zu. Sie sah ineinander verkeilte Personen und auf dem Boden lagen mehrere Körper mit blutenden Wunden. Ein fürchterlicher Gestank hatte sich über die Szenerie gelegt wie ein Leichentuch. Das Klirren von Metall auf Metall, das dumpfe Krachen brechender Schilde und schließlich ein unnatürliches Brüllen. Gisele verlangsamte ihren Lauf nicht, obwohl ihr Körper sich instinktiv dagegen sträubte auf das Brüllen, Kreischen, Schreien zuzulaufen. Adrenalin schoss warm und heftig pulsierend durch ihren Körper. Sie rannte schneller, ließ Dietrich hinter sich. Die Kriegerin lief auf einen axtschwingenden Mann zu, flankierte ihn. Doch das war kein Mann. Es war ein Monster. Ein leibhaftiges Monster. Haarlos, mit vernarbter Haut, die über den Schädel gespannt war wie ein Ledertuch. Es trug eine zackige Rüstung, hatte Augen ohne Lider, einen Mund ohne Lippen, ein Gesicht ohne Nase. Blutrot und eitriges Gelb mischte sich in seinem abstoßenden Wesen. Es lief genau wie ein Mensch und doch hatte Gisele noch nie einem Gegner wie ihm gegenübergestanden. Das Ding mit der Streitaxt. Das Ding.

    Gisele preschte in die Seite, holte weit aus und hieb ihr Schwert gegen die Beine des Wesens. Sie brachen wie bei einem Menschen, das Ding stürzte wie ein Mensch, schrie aus einem Reißzahn-bewährten Maul. Giseles Gesicht war nun selbst eine angewiderte Maske, als sich das Wesen auf dem Boden wandte und sie anschrie. Dann stieß sie ihr Schwert vor, trieb es durch sein Maul, zerbrach die Zähne, zerschnitt das pockennarbige Fleisch, zersprengte die Schädeldecke und nagelte die Bestie in den Waldboden.

    „Die Brut! Das ist die Dunkle Brut“, schrie jemand, aber Gisele hatte das schon gewusst ehe sie das Wesen getötet hatte. Sie zerrte ihre Klinge hervor, schwang sie herum und schlug einem Wesen den Kopf ab, das nicht schnell genug die Reichweite ihres Bastardschwertes verlassen hatte. Ein kindgroßes, grässliches Wesen wurde von einem Pfeil durchbohrt und fiel mit lautem Kreischen zu Boden. Der blonde Kenneth schickte vom erhöhten Höhleneingang Pfeil um Pfeil in die angreifende Menge. Eines der Wesen stürzte direkt vor Giseles Füße; ein Pfeil ragte aus dem engen Visier seines klobigen Helmes.

    „Reihen schließen!“, hörte sie Dietrich rufen. Sie sah wie der Anführer ihrer Gruppe sein Gepäck erreichte, seine Wurfaxt steckte in irgendeinem Baum, das Ziel verfehlt. Hektisch stülpte er sich seinen Helm über, griff zum Schild und sah den Brutkrieger nicht, der in seinem Rücken über die Flanke des Berges schlich, einen scharfkantigen Scrimatar in der Hand. Gisele hechtete vor, nahm ihr Schwert in beide Hände und wirbelte es durch die Luft. Die Klinge segelte pfeifend über Dietrichs Kopf hinweg und bohrte sich Spitze voran in die Brust des menschengroßen Monsters, das von der Wucht des Treffers förmlich von den Beinen gerissen wurde. Gisele grinste über ihren Erfolg, doch nun hatte sie ihr Schwert nicht mehr, riss stattdessen die Zwergenklinge vom Rücken und stürzte sich erneut ins Gehaue und Gesteche, das um sie herum brannte.

    Gisele sah den alten Menschen, der den Namen des Elfenkindes rief. Seine Stimme war so dröhnend, dass sie einem Schlachthorn ähnelte. Er war nicht wehrlos, hieb zwei Ausgeburten, die seinem blutbesudelten Schwert zu nahe kamen in Stücke und verschaffte sich und dem Mädchen namens Abyss Platz. Gisele tötete einen der kleineren Feind, der gerade wie im Wahn einen am Boden liegenden, bereits getöteten, Elfendiener mit hunderten von Messerstichen zerschnitt. Sie wich einem Kriegshammer-Schwinger aus, der einer dichten Birke den Stamm zerbersten ließ, hieb kräftig auf die Hand des Hammerkämpfers und sah mehrere Finger fortfliegen. Sie drehte sich auf der Stelle, ging in die Hocke und stieß ihr Kurzschwert vor. Mit dem fleischigen Geräusch des Erfolgs fraß sich der Stahl in den Bauch des Wesens und ließ es einknicken. Gisele beendete sein schändliches Leben mit einem Stich in den Hals.
    „Chevalier!“, rief jemand. Es war Dietrich, durch den Topfhelm etwas gedämpft und blechern klingend. Er hatte ihr Schwert aus dem getöteten Brutwesen gezogen und warf es ihr nun zu. Behände fing Gisele die lange Klinge aus der Luft, nickte dem Kämpfer dankend zu und säuberte flüchtig ihr Zwergenschwert an dem Rock des toten Elfs. Man steckte seine Klinge nie mit Blut daran in die Scheide, selbst in dieser Situation nicht, die bitter nach Niederlage roch.
    Die Zahl ihrer Gefallenen belief sich mitsamt Bänkelsänger, dessen Kopf zehn Fuß von seinem Körper entfernt lag auf mittlerweile sieben. Einer der Elfen hatte sich eine Holzaxt geschnappt und damit schon zwei der Wesen der Dunklen Brut erschlagen und selbst die zarte Ash hatte einem der kleineren Bestien ein Kochmesser in den Nacken gestoßen. Das Biest war davon nicht gestorben aber so sehr in Rage, dass Dietrich es ohne Gegenwehr mit einem heftigen Schlag des Morgensterns in die nächste Welt schickte.

    „Zur Höhle!“, rief Gisele, parierte einen Speerstoß und stieß dem Angreifer ihre Klingenspitze ins Schulterblatt. „Zur Höhle, rasch!“ Dietrich nahm ihren Ruf auf. Gisele wirbelte herum, hörte wie mit animalischem Kreischen ein Pferdeleben ausgelöscht wurde und hoffte, dass es nicht ihr Ross gewesen war, dem die Brut mit Klingen zu Leibe gerückt war. Sie parierte einen weiteren Speerstoß von einem der kleineren Wesen. Der Speer war kurz, krumm und hässlich wie sein Träger. Gisele spaltete das Holz des Schaftes, trat dem Wesen in die zähnefletschende Visage und stürzte fast sofort auf einen der größeren Gegner. Sie prüfte seinen Schild mit senkrechten Schwerthieben, drosch auf ihn ein wie ein Schmied auf seinen Amboss, durchbrach seine Verteidigung und drängte die Klinge zwischen Hals und Schulter. Das Vieh starb röchelnd. Hinter ihr fiel die Brut über Kenneth, Ash und der mutige Elfendiener mit seiner Axt her, nachdem sie sich um die Bergseite geschlichen und sich dann heulend von Oben herab auf sie gestürzt hatte. Pfeile zischten durch die Luft, bohrten sich dumpf in Dietrichs Schild. Gisele sah einen der Freischärler, einen jungen Mann mit Armbrust, wie er zwei der Bogenschützen abschoss ehe er selbst von drei Pfeilen gleichzeitig getroffen wurde. Irgendwo knallte es und Feuer brach aus. Gisele drehte sich, erschlug zwei Wesen, dann war sie bei der Höhle. Sie sah einen der Freischärler mit seinem Kurzschwert die Seile kappen, mit denen die Pferde nahe der Höhle an einen umgestürzten Baumstamm gebunden waren. Sie wollte etwas rufen, doch er schwang sich in den Sattel und gab dem Pferd die Sporen.
    Als Gisele bei dem Tunneleingang ankam, stapelte sich dort schon die Gefallenen, aber die Flut an Feinden ebbte ab. Gisele tötete den, der Dietrich mit einer Hellebarde ans Leder wollte. Einer der Fereldener stieß eine Flügellanze in das Gesicht eines Brutkriegers und erhöhte damit die Zahl der Getöteten.
    „Können wir die Stellung halten?“, rief Gisele gegen das Kampfgetümmel an.
    „Wir müssen. Wir wissen nicht, wie tief es dort hinein geht“, antwortete Dietrich. „Vielleicht liegt dort eine Grabkammer oder – beim Erbauer – ein Zugang zu den Tiefen Wegen. Dort, wo die Brut ihr Heim hat.“ Er schüttelte sich heftig. „Reihe schließen! Mehr Schilde!“, rief er, worauf einer der wenigen Überlebenden loslief und einen Turmschild holte. „Jeweils zwei Mann: Einer hält den Schild, der andere schlägt von oben drauf. Wir müssen unseren Höhenvorteil nutzen.“ Gisele und der Mann mit dem Turmschild, ein Kerl aus Redcliff mit Namen Roland, verteidigten die linke Seite. Lange würden sie so nicht durchhalten. Dann sah Gisele etwas, eine schlanke Gestalt, die zwischen den Bäumen stand und heftig mit den Armen ruderte.
    „Was bei allen Höllen…?“, murmelte Dietrich neben der Orlaisianerin.
    „Das ist eine Elfe“, sagte Gisele.
    „Eine Dalish“, sagte der alte Krieger hinter ihr. „Sie winkt uns. Sie bedeutet uns, zu ihr zu kommen.“
    Dietrich wandte sich zu dem Mann um.
    „Seid Ihr des Wahnsinns? Sie lockt uns vielleicht in einen Hinterhalt und schon werden wir von Pfeilen durchbohrt.“
    „Besser, als wenn die Brut uns fängt und auffrisst!“, entschied Gisele, brach aus dem winzigen Schildwall aus und schlug einem der Wesen den Kopf ab. „Los!“ Mit einem Mal brachen alle noch lebenden Mitglieder des Trosses im Höhlenausgang aus, rannten die Brut um und eilten auf die Elfe zu.
    „Schnell! Hier entlang!“, rief sie, deutete auf ein Gebüsch und rannte unter dem Wehen ihres blonden Haares los.
    Gisele lief ihr nach. Seitenstiche peinigten ihren Körper, doch war das Heil in der Flucht die einzige Chance, auf Überleben. Gisele stieß einen Pfiff aus und zu ihrer großen Erleichterung galoppierte ihr Pferd neben der rennenden Gruppe, folgte ihr in den Verhau aus Grün und Braun.

    Dietrich hätte recht haben können. Der schmale Pfad, den die Gruppe nahm, wäre ideal für einen Angriff der Waldelfen gewesen. Doch die junge Frau rannte weiter, trieb sie an. Schließlich fielen sie im Lauf ab. Die Brut war verschwunden. Die meisten brachen auf dem Fleck zusammen, manche weinten, andere übergaben sich. Gisele stützte sich auf ihre Knie, versuchte irgendwie Luft in ihre Lungen zu pressen.
    „Danke“, sagte sie knapp. Die Elfe, selbst etwas außer Atem, nickte.
    „Ihr seid hier nicht sicher. Kommt mit.“
    „Wohin?“, fragte Dietrich, der alle Viere von sich gestreckt neben seinen achtlos fallengelassenen Waffen auf dem Waldboden lag und käseweiß im Gesicht war.
    „Dorthin, wo ihr sicher seid“, erklärte die Elfe, als würde sie mit einem dummen Tier reden. „Nach Berewic.“
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    Logan hatte große Mühe nicht gleich laut loszuprusten. Feia hatte die letzte Frage derart trocken gestellt, dass es schon für sich selbst witzig gewesen war. Es war, als würde die Kriegerin den Gedanken eines betrunkenen Doppelsöldners lauschen. Sie ließ den Blick zu den „nicht schlecht aussehenden Gesellen“ wandern. Feia mochte mit ihrer Vermutung richtig liegen. Allerdings wirkte die Rothaarige so, als habe sie keinerlei Verlangen, obwohl sie unbestreitbar hübsch war. Logan nickte zu der Magierin.
    „Also, das einzige was die im Arsch hat, ist ein Stock“, urteilte sie. „Obwohl es da diesen Spruch aus den Sümpfen der Freien Marschen gibt: Stille Wasser sind tief… und dreckig.“ Sie grinste über ihren eigenen Humor, den sie auf den Straßen dieses kriegsgebeuteten Landes schon verloren geglaubt hatte. „Die Elfe da… hmm“, brummte die Kriegerin und legte die Finger nachdenklich an die Lippen. „Ich kenne die andere nicht, aber ich denke schon, dass irgendwer da irgendwo sein Schwert reinstecken wird. Der Dichter sicherlich, der Ritter aber auf jeden Fall. Ein junger Mann, groß und stark und offensichtlich mit großem Selbstverständnis. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn er jeder Frau der Gruppe Avancen machen würde.“ Logan schaute zu ihrer Gefährtin herunter. „Habt Ihr Bedarf an Männern? Zweifellos könntet Ihr bei dem Ritter vorstellig werden. Und mit Glück werdet Ihr für den Dichter das, was Poeten ihre Muse nennen.“ Sie selbst prüfte die beiden Männer, fand aber gedanklich keinen Gefallen an ihnen. Allerdings sollte hinzugefügt werden, dass die Anzahl vorzeigbarer männlicher Individuen in Berewic schwindend gering war.

    *

    Nimue schwieg. Scheinbar stand sie mit ihrer Meinung allein da. Auf Morganas Meinung würde sie nichts geben brauchen, die Magierin hatte vor dem Leben von Menschen so wenig Achtung, wie vor Insekten. Die Elfe wiederum würde einen Meuchelmord scheuen, wenngleich sie in der Zeit mit den anderen so viel Tod gesehen hatte, dass sie eine weitere Tötung vielleicht nicht mit Sorgen erfüllen würde, wenn die anderen dafür waren.
    „Gut, warten wir auf die anderen“, sagte Nimue, um Zeit zu gewinnen. Sie glaubte allerdings nicht, dass es etwas ändern würde. Sie wusste nicht einmal, was die richtige Lösung wäre. Fliehen? Oder Ser Ria heilen und ihm so das Gute vor Augen führen. Vielleicht wäre er dankbar. Die Magierin wusste selbst nicht, welche Lösung die richtige wäre.
    Das durchdringende Läuten der Kirchenglocke hallte durch die Gassen der kleinen Stadt bis in den Wald hinaus. Zeit für das Gebet.

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    Larissa spitze die ringbehangenen Klingenohren. Aus der Ferne, fast verschluckt durch dicke Baumstämme und herabhängendes Grün, wippenden Farn und Kronen voll rauschender Blätter, hörte sie das helle Klingen geschlagener Glocken, wie die Shemlen sie nutzen, um zum Gedenken an ihren Erbauer zu pilgern. Die Dalish folge einem ausgetretenen Pfad, atmete die frische Luft des Waldes. Der Geruch feuchten Holzes mischte sich mit dem von Moos. Sie war zuhause. Ihre Füße schienen den mit Kiefernadeln übersäten Waldboden kaum zu berühren. Seit des unfreiwilligen Besuchs bei dem anderen Dalish-Clan hatte sie sich nicht mehr so urtümlich gefühlt. Sie spürte instinktiv die Anwesenheit der Tiere um sie herum, genoss den Hauch des Windes im Haar. Der Ausflug in schweigsamer Einsamkeit tat ihr gut, auch wenn sie die Anwesenheit ihrer Freunde geschätzt hätte.

    Larissas Weg führte sie in einige Entfernung zu Berewic. Das Lager der Köhler würde sicherlich gut sichtbar und bewacht sein. Larissa kannte Aussehen und Funktion von Kohlemeilern; ihr Clan hatte diese brennenden Gebilde menschlicher Herstellung einige Male aus der Ferne passiert. Die Dalish wären durchaus in der Lage, diese Arbeitsweise zu kopieren und selbst Holzkohle herzustellen, allerdings versuchten sie möglichst, die Wälder ihres Aufenthalts so unbeschadet wie möglich zu lassen. Brauchte die Schmiede des wandernden Volkes die Kohlen, um ihre Essen zu befeuern, tauschten sie es bei den Köhlern der Menschen.
    Die Elfe roch die Meiler lange, bevor sie sie sah. Sie folgte einem kleinen Flusslauf, der auf mehrere schwarze Rauchsäulen zulief. Sie kam zum Rande eines gerodeten Plateaus, an dessen äußerem Rand drei oder vier aufgeschichtete, qualmende Holzhaufen standen. Sie waren mit Grassoden oder Geflecht abgedeckt. Leute konnte Larissa keine erkennen.
    „Hallo? Ist da jemand?“, rief Larissa, sich der Gefahr wohl bewusst, dass Menschen eine aus dem Wald kommende, bewaffnete Dalish durchaus als Bedrohung ansehen konnten. Darum setzte sie ein „Ich komme aus Berewic“ nach. Niemand antwortete. Larissas Näschen erschnupperte den Gestank verkohlenden Holzes. Doch dort lag noch etwas anderes in der Luft, etwas weitaus Widerlicheres. Der Gestank von verrottendem Fleisch.
    Dann hörte sie es.

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    Die Blackstone Freischärler, mit denen Gisele reiste, erinnerten sie an die Erzählungen über die Widerstandskämpfer von König Maric. Sie waren leicht gepanzert und schwer bewaffnet. Ihr Anführer, Dietrich, trug einen Topfhelm, einen Rotstahl-Schild und einen schweren Morgenstern, seine Bänderrüstung aber war bei einem berittenen Lanzenangriff leicht zu durchstoßen und der Rest seiner Männer und Frauen war ebenfalls eher auf Wendigkeit und nicht auf Schlagkraft getrimmt. Gisele war die wohl einzige Kriegerin in der Truppe, die eine vollständige – und dazu noch derart hochwertige – Plattenrüstung besaß. Sie wusste, dass einige Fereldener ihr mit historisch gewachsenem Argwohn beobachteten. Sicherlich kante viele von ihnen von ihren eigenen Vätern die Berichte über die Gräueltaten, die Orlais‘ Besatzungsmacht angerichtet hatte. Einige, so konnte sich die Kriegerin vorstellen, waren sogar selbst Teil der Rebellenarmee gewesen, die ihren Vater in der Schlacht am Dane gestellt und getötet hatten.

    Der Tross, zu dessen Schutz Gisele angeheuert worden war, war bunt gemischt. Dreizehn Krieger der Blackstone-Freischärler, ein reisender Bänkelsänger, drei Händler mit von Ochsen gezogenen Karren voller Fässer, Truhen und Krügen sowie vier Elfen, die sich für Kost und Schutz als Diener anerboten hatten. Daneben hatte ein alter Mann mit breitem Kreuz und rauem Blick ein paar Münzen an Dietrich gezahlt, damit er und ein kleines Elfenmädchen an seiner Seite im Schutz der Söldner reisen durften. Das Mädchen war so jung, dass der Mann vermutlich ihr Großvater und sie selbst das Produkt einer unehelichen Unzucht des Sohnes war. Obwohl man bei Elfen ja nie wirklich wusste, wie alt sie wirklich waren. Eine weitere Elfe folgte dem Tross ebenfalls, die schwarze Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Gisele waren die spitzen Gesichtszüge, die auf ihre Herkunft deuteten, in einem der wenigen Momente aufgefallen, in denen sie aß. Sie sprach nie und hatte auch kein Geld gezahlt. Sie war eine Opportunistin, die den Schutz des Trosses nutze, indem sie ihm folgte und immer in einiger Nähe zu den Söldnern lagerte. Allerdings hatten weder Dietrich noch einer seiner Leute große Lust, die Frau zu verjagen, trug sie doch zwei Schwerter verdeckt aber nicht unsichtbar am Gürtel.
    Was Gisele wiederum sehr freute, war die Anwesenheit eines ihr nicht unbekannten Mannes. Ser Kilian von Xerox, gehüllt in Kettenhemd und schwarzen Wappenrock mit dem gut erkennbaren Zeichen des „Schwerts der Gnade“ hatte sie nur zwei Tage nach ihrem Gespräch mit Dietrich in der Gaststube der „Verwöhnten Prinzessin“ getroffen. Er reiste im Auftrag seines Ordens und weil ihm ein wenig Gesellschaft ganz recht kam und die beiden bereits ihre Klingen gekreuzt und den Wert des anderen so geprüft hatten, beschlossen sie zeitweise gemeinsam zu reisen. Kilians Ziel war nebulös und bedurfte keiner sofortigen und direkten Herangehensweise. Gisele genoss die Anwesenheit des Templers, war er doch ebenso wie sie aus fernen Landen und somit eine Fremde im Tross.

    Der Mittag des dritten Tages ihrer Reise war bereits angebrochen. Das Ziel der fahrenden Händler war ihrer Aussage nach Orzammar, wo sie auf blühenden Handel mit dem Zwergenreich hofften. Allerdings stritten sich die drei Männer beinahe jeden Abend, nachdem eine gewisse Menge Wein gereicht worden war. Gisele interessierten weder die Motive noch der Weg der Pfeffersäcke, nur das Gold, dass sie sich Tag für Tag in die Tasche zählte, ohne bisher jemals das Schwert gezogen haben zu müssen.
    Händler und Wachmannschaft lagerte unweit des kaiserlichen Hochwegs. Sie hatten die alte Straße verlassen und sich am Fuße eines flachen, sanft ansteigenden Hügels. In dessen Bauch verloren sich verzweigte Höhleneingänge. Ein paar Männer mit Fackeln und Armbrüsten suchen in den am nahegelegensten Höhlen nach Bären, kamen aber bald schon mit Entwarnung zurück. Die Elfen luden währenddessen die Pferde und Maultiere ab und versorgten sie mit Heu. Gisele war zuerst skeptisch gewesen, Ferdinand in den Händen von Fremden zu lassen. Eine Elfe namens Ash jedoch hatte schnell das Vertrauen des Pferdes und damit seiner Besitzerin erlangt. Sie war es, die sich um Giseles treues Ross kümmerte, während sie ihre Satteltaschen in den Höhleneingang schleppte, wo die Freischärler Robert und Kenneth bereits ein Lagerfeuer anheizten. Kenneth, seines Zeichens Hinterwäldler, Jäger und ehemaliger Langbogenschütze in der Armee des Königs, hatte einen Narren an Gisele gefressen und offerierte der Orlaisianerin häufig die Filetstücke der Beute, die er aus den Wäldern mitzubringen pflegte. Bisher hatte er keine Gegenleistung verlangt, doch Gisele argwöhnte, dass er eines Abends seinen Schlafplatz neben dem ihrem aufschlagen und ihre Gesellschaft suchen würde.

    Im Lager herrschte die Stimmung einer wohlverdienten Pause. Der Bänkelsänger stimmte ein fereldisches Lied in seiner Landessprache an, dass die Kraft der landeseigenen Bogenschützen pries, wie flink ihre Augen und wie stark ihre Arme sein und wie gut sie orlaisianische Chevalier zu Fall bringen konnten. Gisele entfernte sich aus dem Lager und bestieg den Hügel, dessen Kuppe flach und von den Resten eines alten, dreieckig angelegten Wachturms gekrönt war. Ein stummer Zeuge der einstigen Herrschaft Tevinters. Die Anlage war schmucklos, das Holz seit langem verrottet und die Befestigung zu der Seite offen, von der sie gekommen war. Sie ließ die von Wind, Regen und Zeit rundgelutschten Steine zu ihrer Rechten und widmete sich dem weiten, bewaldeten Tal direkt vor ihr. Rechts und links erstreckten sich langgezogene Hügelketten, in der Mitte verlief zweifellos ein Fluss und parallel dazu ein Weg Richtung des weit entfernten Frostgipfelgebirge, den die gleichmäßige Schneise in den Baumwipfeln nachzeichnete. Nahe den Umrissen der alten Mauer erblickte die Kriegerin die Schemen von Dietrich. Der Freischärler-Rekrutierer saß auf einem abgestürzten Stück Brustwehr und rauchte eine langstielige Pfeife, während er nachdenklich ins Tal schaute.
    Ein kalter Wind wehte von Osten. Er brachte graue, sich überlappende Wolkenfetzen mit sich, die in Farbe und Form am Himmel wirkten wie Pinselstriche auf einem Ölgemälde. Gisele stellte den Kragen ihres Mantels auf und spürte sogleich die Wärme am Hals.
    „Meint Ihr es wird Regen geben?“, fragte Dietrich. Gisele verschränkte die Arme und zuckte die Achseln.
    „Das ist Ferelden, hier regnet es doch immer.“ Dietrich lachte. Ihre Aussage war in den vergangenen Tagen Lügen gestraft worden, in denen sich ein bedeckter Himmel mit Phasen kräftigen, goldenen Sonnenscheins abgewechselt hatten. Nichts ließ darauf schließen, dass es an diesem Abend anders werden würde. Und selbst wenn: Die Höhle war weitreichend und bot genug Schutz für Mann und Maus. Die Sonne senkte sich bereits ab und tauchte die Kronen der Bäume beider Talseiten in flüssiges Gold. Die Talsohle lag im Dunkeln.
    „Seid Ihr schon lange ein Mietschwert?“ Dietrich schmauchelte seine Pfeife und schaute zu Gisele hinauf. Die Kämpferin nickte langsam.
    „Mehr als acht Jahre.“
    „So lange? Ihr wirkt noch sehr jung.“
    „Ich habe auch früh angefangen“, antwortete Gisele und versuchte nicht die Worte zu korrigieren, die ihr Akzent verschleierte.
    „Viel erlebt?“ Gisele blies Luft aus ihrer spitzen Nase. Dann nickte sie knapp. Die Kriegerin überlegte, ob sie eine ihrer Geschichten erzählen sollte…
    Dann ging alles ganz schnell. Auf einen markerschütternden Schrei am Fuße des Hügels folgten Alarmrufe und schmetternder Hörnerschall. Dietrich sprang wie von einer Wespe gestochen auf, fuhrt herum und sah Gisele mit einer Mischung aus Schreck und Überraschung an. Der Freischärler fand noch Zeit seinen Pfeifenkopf am Stein auszuklopfen und sie in den Gürtel zu schieben.
    „Ein Angriff“, mutmaßte Gisele und griff zu ihrem Schwert. Die Klinge funkelte in der Mittagssonne feuerrot, als sie sie zog und den breiten Gürtel mitsamt Schwertscheide und Kurzschwert auf dem Rücken befestigte. Dietrich hatte lediglich eine Wurfaxt und einen Hirschfänger dabei. Er zog beide Waffen und schaute Gisele direkt in die Augen. Sie erkannte Furcht und gleichermaßen das Feuer eines Kriegers. Dann, wie auf einen Befehl, stürmten beide den Hügel hinab.

    Gisele hechtete durch die Bäume auf das Getümmel zu. Sie sah ineinander verkeilte Personen und auf dem Boden lagen mehrere Körper mit blutenden Wunden. Ein fürchterlicher Gestank hatte sich über die Szenerie gelegt wie ein Leichentuch. Das Klirren von Metall auf Metall, das dumpfe Krachen brechender Schilde und schließlich ein unnatürliches Brüllen. Gisele verlangsamte ihren Lauf nicht, obwohl ihr Körper sich instinktiv dagegen sträubte auf das Brüllen, Kreischen, Schreien zuzulaufen. Adrenalin schoss warm und heftig pulsierend durch ihren Körper. Sie rannte schneller, ließ Dietrich hinter sich. Die Kriegerin lief auf einen axtschwingenden Mann zu, flankierte ihn. Doch das war kein Mann. Es war ein Monster. Ein leibhaftiges Monster. Haarlos, mit vernarbter Haut, die über den Schädel gespannt war wie ein Ledertuch. Es trug eine zackige Rüstung, hatte Augen ohne Lider, einen Mund ohne Lippen, ein Gesicht ohne Nase. Blutrot und eitriges Gelb mischte sich in seinem abstoßenden Wesen. Es lief genau wie ein Mensch und doch hatte Gisele noch nie einem Gegner wie ihm gegenübergestanden. Das Ding mit der Streitaxt. Das Ding.

    Gisele preschte in die Seite, holte weit aus und hieb ihr Schwert gegen die Beine des Wesens. Sie brachen wie bei einem Menschen, das Ding stürzte wie ein Mensch, schrie aus einem Reißzahn-bewährten Maul. Giseles Gesicht war nun selbst eine angewiderte Maske, als sich das Wesen auf dem Boden wandte und sie anschrie. Dann stieß sie ihr Schwert vor, trieb es durch sein Maul, zerbrach die Zähne, zerschnitt das pockennarbige Fleisch, zersprengte die Schädeldecke und nagelte die Bestie in den Waldboden.

    „Die Brut! Das ist die Dunkle Brut“, schrie jemand, aber Gisele hatte das schon gewusst ehe sie das Wesen getötet hatte. Sie zerrte ihre Klinge hervor, schwang sie herum und schlug einem Wesen den Kopf ab, das nicht schnell genug die Reichweite ihres Bastardschwertes verlassen hatte. Ein kindgroßes, grässliches Wesen wurde von einem Pfeil durchbohrt und fiel mit lautem Kreischen zu Boden. Der blonde Kenneth schickte vom erhöhten Höhleneingang Pfeil um Pfeil in die angreifende Menge. Eines der Wesen stürzte direkt vor Giseles Füße; ein Pfeil ragte aus dem engen Visier seines klobigen Helmes.

    „Reihen schließen!“, hörte sie Dietrich rufen. Sie sah wie der Anführer ihrer Gruppe sein Gepäck erreichte, seine Wurfaxt steckte in irgendeinem Baum, das Ziel verfehlt. Hektisch stülpte er sich seinen Helm über, griff zum Schild und sah den Brutkrieger nicht, der in seinem Rücken über die Flanke des Berges schlich, einen scharfkantigen Scrimatar in der Hand. Gisele hechtete vor, nahm ihr Schwert in beide Hände und wirbelte es durch die Luft. Die Klinge segelte pfeifend über Dietrichs Kopf hinweg und bohrte sich Spitze voran in die Brust des menschengroßen Monsters, das von der Wucht des Treffers förmlich von den Beinen gerissen wurde. Gisele grinste über ihren Erfolg, doch nun hatte sie ihr Schwert nicht mehr, riss stattdessen die Zwergenklinge vom Rücken und stürzte sich erneut ins Gehaue und Gesteche, das um sie herum brannte.

    Gisele sah den alten Menschen, der den Namen des Elfenkindes rief. Seine Stimme war so dröhnend, dass sie einem Schlachthorn ähnelte. Er war nicht wehrlos, hieb zwei Ausgeburten, die seinem blutbesudelten Schwert zu nahe kamen in Stücke und verschaffte sich und dem Mädchen namens Abyss Platz. Gisele tötete einen der kleineren Feind, der gerade wie im Wahn einen am Boden liegenden, bereits getöteten, Elfendiener mit hunderten von Messerstichen zerschnitt. Sie wich einem Kriegshammer-Schwinger aus, der einer dichten Birke den Stamm zerbersten ließ, hieb kräftig auf die Hand des Hammerkämpfers und sah mehrere Finger fortfliegen. Sie drehte sich auf der Stelle, ging in die Hocke und stieß ihr Kurzschwert vor. Mit dem fleischigen Geräusch des Erfolgs fraß sich der Stahl in den Bauch des Wesens und ließ es einknicken. Gisele beendete sein schändliches Leben mit einem Stich in den Hals.
    „Chevalier!“, rief jemand. Es war Dietrich, durch den Topfhelm etwas gedämpft und blechern klingend. Er hatte ihr Schwert aus dem getöteten Brutwesen gezogen und warf es ihr nun zu. Behände fing Gisele die lange Klinge aus der Luft, nickte dem Kämpfer dankend zu und säuberte flüchtig ihr Zwergenschwert an dem Rock des toten Elfs. Man steckte seine Klinge nie mit Blut daran in die Scheide, selbst in dieser Situation nicht, die bitter nach Niederlage roch.
    Die Zahl ihrer Gefallenen belief sich mitsamt Bänkelsänger, dessen Kopf zehn Fuß von seinem Körper entfernt lag auf mittlerweile sieben. Einer der Elfen hatte sich eine Holzaxt geschnappt und damit schon zwei der Wesen der Dunklen Brut erschlagen und selbst die zarte Ash hatte einem der kleineren Bestien ein Kochmesser in den Nacken gestoßen. Das Biest war davon nicht gestorben aber so sehr in Rage, dass Dietrich es ohne Gegenwehr mit einem heftigen Schlag des Morgensterns in die nächste Welt schickte.

    „Zur Höhle!“, rief Gisele, parierte einen Speerstoß und stieß dem Angreifer ihre Klingenspitze ins Schulterblatt. „Zur Höhle, rasch!“ Dietrich nahm ihren Ruf auf. Gisele wirbelte herum, hörte wie mit animalischem Kreischen ein Pferdeleben ausgelöscht wurde und hoffte, dass es nicht ihr Ross gewesen war, dem die Brut mit Klingen zu Leibe gerückt war. Sie parierte einen weiteren Speerstoß von einem der kleineren Wesen. Der Speer war kurz, krumm und hässlich wie sein Träger. Gisele spaltete das Holz des Schaftes, trat dem Wesen in die zähnefletschende Visage und stürzte fast sofort auf einen der größeren Gegner. Sie prüfte seinen Schild mit senkrechten Schwerthieben, drosch auf ihn ein wie ein Schmied auf seinen Amboss, durchbrach seine Verteidigung und drängte die Klinge zwischen Hals und Schulter. Das Vieh starb röchelnd. Hinter ihr fiel die Brut über Kenneth, Ash und der mutige Elfendiener mit seiner Axt her, nachdem sie sich um die Bergseite geschlichen und sich dann heulend von Oben herab auf sie gestürzt hatte. Pfeile zischten durch die Luft, bohrten sich dumpf in Dietrichs Schild. Gisele sah einen der Freischärler, einen jungen Mann mit Armbrust, wie er zwei der Bogenschützen abschoss ehe er selbst von drei Pfeilen gleichzeitig getroffen wurde. Irgendwo knallte es und Feuer brach aus. Gisele drehte sich, erschlug zwei Wesen, dann war sie bei der Höhle. Sie sah einen der Freischärler mit seinem Kurzschwert die Seile kappen, mit denen die Pferde nahe der Höhle an einen umgestürzten Baumstamm gebunden waren. Sie wollte etwas rufen, doch er schwang sich in den Sattel und gab dem Pferd die Sporen.
    Als Gisele bei dem Tunneleingang ankam, stapelte sich dort schon die Gefallenen, aber die Flut an Feinden ebbte ab. Gisele tötete den, der Dietrich mit einer Hellebarde ans Leder wollte. Einer der Fereldener stieß eine Flügellanze in das Gesicht eines Brutkriegers und erhöhte damit die Zahl der Getöteten.
    „Können wir die Stellung halten?“, rief Gisele gegen das Kampfgetümmel an.
    „Wir müssen. Wir wissen nicht, wie tief es dort hinein geht“, antwortete Dietrich. „Vielleicht liegt dort eine Grabkammer oder – beim Erbauer – ein Zugang zu den Tiefen Wegen. Dort, wo die Brut ihr Heim hat.“ Er schüttelte sich heftig. „Reihe schließen! Mehr Schilde!“, rief er, worauf einer der wenigen Überlebenden loslief und einen Turmschild holte. „Jeweils zwei Mann: Einer hält den Schild, der andere schlägt von oben drauf. Wir müssen unseren Höhenvorteil nutzen.“ Gisele und der Mann mit dem Turmschild, ein Kerl aus Redcliff mit Namen Roland, verteidigten die linke Seite. Lange würden sie so nicht durchhalten. Dann sah Gisele etwas, eine schlanke Gestalt, die zwischen den Bäumen stand und heftig mit den Armen ruderte.
    „Was bei allen Höllen…?“, murmelte Dietrich neben der Orlaisianerin.
    „Das ist eine Elfe“, sagte Gisele.
    „Eine Dalish“, sagte der alte Krieger hinter ihr. „Sie winkt uns. Sie bedeutet uns, zu ihr zu kommen.“
    Dietrich wandte sich zu dem Mann um.
    „Seid Ihr des Wahnsinns? Sie lockt uns vielleicht in einen Hinterhalt und schon werden wir von Pfeilen durchbohrt.“
    „Besser, als wenn die Brut uns fängt und auffrisst!“, entschied Gisele, brach aus dem winzigen Schildwall aus und schlug einem der Wesen den Kopf ab. „Los!“ Mit einem Mal brachen alle noch lebenden Mitglieder des Trosses im Höhlenausgang aus, rannten die Brut um und eilten auf die Elfe zu.
    „Schnell! Hier entlang!“, rief sie, deutete auf ein Gebüsch und rannte unter dem Wehen ihres blonden Haares los.
    Gisele lief ihr nach. Seitenstiche peinigten ihren Körper, doch war das Heil in der Flucht die einzige Chance, auf Überleben. Gisele stieß einen Pfiff aus und zu ihrer großen Erleichterung galoppierte ihr Pferd neben der rennenden Gruppe, folgte ihr in den Verhau aus Grün und Braun.

    Dietrich hätte recht haben können. Der schmale Pfad, den die Gruppe nahm, wäre ideal für einen Angriff der Waldelfen gewesen. Doch die junge Frau rannte weiter, trieb sie an. Schließlich fielen sie im Lauf ab. Die Brut war verschwunden. Die meisten brachen auf dem Fleck zusammen, manche weinten, andere übergaben sich. Gisele stützte sich auf ihre Knie, versuchte irgendwie Luft in ihre Lungen zu pressen.
    „Danke“, sagte sie knapp. Die Elfe, selbst etwas außer Atem, nickte.
    „Ihr seid hier nicht sicher. Kommt mit.“
    „Wohin?“, fragte Dietrich, der alle Viere von sich gestreckt neben seinen achtlos fallengelassenen Waffen auf dem Waldboden lag und käseweiß im Gesicht war.
    „Dorthin, wo ihr sicher seid“, erklärte die Elfe, als würde sie mit einem dummen Tier reden. „Nach Berewic.“


    [Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg][Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Auf den Straßen der Menschen zu reisen war immer eine spannende Sache. Man setzte den Fuß herauf und wusste letztendlich nicht wo man landen würde. So mussten die Tiefen Wege vor Urzeiten gewesen sein, wenn auch ohne diese Freiheit. Man machte keine unnötigen Umwege wenn man einen Stollen grub. Kam man vom Weg ab, landete man entweder in einer Sackgasse oder Felsspalte. Hier an der Oberfläche jedoch, war es anders. Besser. Man betrat einen dieser kleinen Nebenpfade und entdeckte plötzlich eine kleine Ortschaft am Horizont.
    Ein wenig schade war es diese Elfe alleine ihrer Wege ziehen zu lassen, jedoch ging sie einen Pfad den Fafnir nicht gehen konnte. So war er wieder alleine unterwegs, nur er und seine Beine die ihn durch dieses Land trugen.
    Gemächlich schritt er den Pfad zu dem Ort entlang und zog dabei an seiner Pfeife. Je näher er kam, desto weniger malerisch kam ihm das Dorf jedoch vor. Alle nahen Bäume waren abgehackt, wobei das normal war für Menschen. Sein geübtes Auge entdeckte Fallen am Wegesrand und manche der Palisaden schien hastig errichtet worden zu sein.
    "Das ist wohl das was Menschen Befestigungen nennen.", murmelte er amüsiert in seinen Bart. Zweifel beschlichen ihn das er hier ein ruhiges Nachtlager finden würde, Neugier und das Verlangen nach einer kleinen Rast ließen ihn jedoch weiter gehen.

    **

    Sich mit einem Ritter einzulassen klang für Feia in etwa so verlockend wie einen rostigen Nagel zu lutschen, aber sie reagierte nur mit einem amüsierten Lächeln gepaart mit leichten Kopfschütteln.
    "Männer und ich, das ist allzu oft eine unglückliche Kombination.", erklärte sie und unterdrückte den Drang an einem ihrer Eheringe herumzuspielen. "Außerdem bin ich mir nicht sicher was eine Muse ist. Waren das nicht ältere, beleibtere Frauen?"
    Während sie noch darüber nachdachte ob das jetzt eine Spitze gegen sie sein sollte, oder es mit dem Wort Matrone verwechselte, gab die Gruppe vor ihnen das Gespräch wieder auf.
    "Verzeiht die kleine Unterbrechung des Gespräches.", entschuldigte sich Artur bei Logan. "Aber wie ich sehe habt ihr ja in der Zwischenzeit selbst Gesellschaft bekommen.", fügte er mit einem neugierigen Blick auf Feia an. Aus der Nähe betrachtet war sie zweifellos eine Elfe, welche das Trio aufmerksam mit ihren himmelblauen Augen anschaute.
    "Ser Artur van Markham, erfreut euch kennen zu lernen.", begrüßte er die Schwarzhaarige.
    "Wenn ihr das sagt.", erwiderte Feia mit leichter Skepsis, blieb aber freundlich.
    "Nennt mich Feia, das sollte ausreichend sein. Wie ich hörte seid ihr auch von ausreichender Todessehnsucht getrieben um hier zu bleiben?", erwiderte sie.
    "Nun Feia, wir haben es noch nicht eilig in die Gruft zu kommen, aber ja, wir bleiben hier.", meinte Artur selbstsicher.
    Feia wollte gerade das Gespräch wieder Logan überlassen, als sie plötzlich schwere Schritte hinter sich hörte und das leise Klirren einer Rüstung. Sie drehte sich um und erblickte dann einen Zwerg der im Tor stand. Kein Händler wie man es vielleicht vermuten konnte, nein dieser war von Kopf bis Fuß in Stahl gekleidet. Wobei seinen Helm hatte er nicht auf, wodurch sie sehen konnte das er schon älter war. Kleine Rauchschwaden stiegen kurz aus seinem Mund aus, dann entdeckte er die kleine Gruppe und stapfte auf sie zu. Feia ging einen Schritt in seine Richtung und schaute ihn neugierig an. Man sah selten Zwergenkrieger an der Oberfläche, höchstens als Söldner. Dessen Rüstung sah jedoch anders aus als jene welche Zwergensöldner oft an sich hatten.
    "Heda. Seid gegrüßt meine Herren und meine Damen. Würdet ihr mir verraten wo ein alter Zwerg etwas Erfrischung finden kann? Und wie dieser Ort heißt?", sprach er die Gruppe an. Feia wartete nicht ab bis jemand das Wort ergriff, sondern riss es einfach direkt an sich.
    "Hallo mein Freund. Berewic heißt dieses Nest. Um Erfrischungen steht es jedoch schlecht, alles dreht sich hier um Krieg. Die Brut wandert in den Wäldern.", erklärte sie mit einem freundlichen Blick.
    "Ein Grund mehr erfrischt zu sein würde ich meinen. Nun es erklärt diese schlecht gezimmerten Palisaden und den vertrauten Gestank in der Luft. Wundert mich das ich einfach so hineingekommen bin.", entgegnete Fafnir und klopfte seine Pfeife aus.
    "Nun ihr seht nicht gerade aus wie Brut, denke ich. Oder ihr wart einfach unter ihrer Sichtlinie.", meinte Feia.
    "Mir scheint ihr seid ganz schön vorlaut, Fräulein Elfe!",sprach Fafnir und trat direkt vor sie und sah grimmig zu ihr hinauf.
    "Vielleicht, was wollt ihr dagegen tun, Herr Zwerg.", entgegnete sie und baute sich herausfordernd auf. Angesichts ihrer Statur gegenüber der von Fafnir, entspannten sich dessen Gesichtszüge und er musste laut lachen.
    "Ihr seid in Ordnung Mädchen.", beschied er der Schwarzhaarigen und klopfte er ihr auf den Rücken, was Feia fast aus dem Stand brachte.
    "Fafnir Ramek, zu euren Diensten.", stellte er sich vor und führte eine kleine Verbeugung durch.
    "Seid gegrüßt Fafnir. Ser Artur. Vielleicht solltet ihr euch zum Haus des Lords aufmachen, jemanden wie euch wird er sicher angemessen bewirten.", meinte der Ritter freundlich und musterte den Zwerg.
    "Ja, aber wenn er euch etwas zu trinken anbietet, stellt euch darauf ein das er eure Hilfe haben will. Brut erschlagen, das Dorf retten, solche Sachen.", fügte Mealla hinzu, welche sich an eine Palisade gelehnt hatte.
    "Brut hm? Erzählt dem alten Zwerg davon, bevor er seine Knochen den Hügel hinauf schleppt.", sprach der Krieger und lehnte sich auf den Stiel seiner Axt.
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    Logan war außer sich. Nicht, weil sie Zwergen gegenüber Abneigung verspürte, sondern weil dieser schwer bewaffnete Halbhohe ohne Meldung durch das Nordtor marschiert war. Die Wache musste geschlampt haben. Ulfric hatte Logan zwecks der Verteidigung in den Rang eines Feldwebels erhoben, eine Aufgabe, die sie voller Pflichteifer zu erfüllen suchte. Ihre Nasenflügel blähten sich wutschnaubend.
    „Verzeiht, Herr Zwerg, aber ich muss Euch kurz verlassen“, sagte sie, verneigte sich kurz. Dann nickte sie ihrer Gefährtin Feia zu und stürmte gen Tor. Die Elfe würde in ihrer redlichen Art eine gute Beratung für Fafnir Ramek sein.

    *

    „Wirklich!“, rief Mordred aus und grinste von Ohr zu Ohr. Er verneigte sich tief vor dem Zwerg. „Wirklich“, wiederholte er: „Welch Freude, so viele neue Bekanntschaften machen zu dürfen. Mordred Aromanki ist mein Name, aus Antiva. Zu Euren Diensten.“ Der Dichter fischte nach der Hand der Elfe und gab ihr, sich elegant verneigend, wenn auch nicht so tief wie bei dem Zwerg. Er drückte der schneeweißen Haut der Rückhand einen Kuss auf und schaute der Elfe tief in die Augen. Der Dichter schwankte stets zwischen Glück und Zweifel, angesichts der vielen schönen Frauen, die seinen Weg kreuzten. Bisher hatte er keine seiner Gefährtinnen bezirzen können, allerdings schickte der Erbauer ihm stetig neue Damen. Auch, wenn seine Gedanken stets nach Antiva schweiften.

    Es war unschwer zu erraten, wem Mordred seine Aufmerksamkeit schenken würde. Feia war, wie fast alle Elfen, eine Naturschönheit. Die Tatsache, dass sie keine Dalish war und damit den Menschen im Zweifel eher wohlgesonnen war, zählte der Dichter zu einem Vorteil. Der Zwerg namens Fafnir wiederum war ein Gemisch aus Stein und Eisen, ein kantiger Kerl mit hartem Blick, wie ihn nur zahllose Expeditionen in den Albtraum der Tiefen Wege schmieden konnten. Er wirkte keinesfalls so kampfeslustig wie sein in Stahl gewandtes Gegenüber, Ser Artur, dennoch würde Mordred seine Münzen in einem Zweikampf der beiden nur zögerlich auf den hochgewachsenen Söldner setzen. Ironischerweise harmonierten der Zwerg und die Elfe hervorragend miteinander, dass Mordred fast das Gefühl hatte, er würde sich Feia aufdringen – nicht, dass er es nicht machen würde, wenn nötig.

    „Es ist lange her, dass ich – und ich denke, ich spreche für diesen ganzen verschlafenen Ort – so eine bunte Truppe wie die unsere erblickte. Ich stimme Euch zu, Meister Fafnir, das verlangt nach einem Trunk.“ Er strahlte über das ganze Gesicht, wie es immer seine Art war, wenn er auf Wein, Weib und Gesang spekulierte. „Der junge Herr in diesem Ort, Lord Ulfric, ist ein aufgeweckter und gastfreudiger Mensch, auch wenn…“ Mordred senkte die Stimme etwas. „Auch wenn es stimmt: Die Brut bedrängt diesen Ort. Meine werten Freunde und ich haben anerboten diese Gefahr abzuschmettern“, fügte er hinzu, als handle es sich beim Zerschlagen einer Armee von Monstern um eine Petitesse.

    „Darf ich die hier Anwesenden bekannt machen?“, fragte er schließlich, als nicht sofort eine Reaktion auf das von ihm Gesagte erfolgte. Ohne die Antwort abzuwarten deutete er auf Artur. „Ser van Markham ist Euch bereits bekannt. Hier haben wir Mealla Viridis, eine hervorragende Bogenschützin und dort ist Nimue Seren aus dem Zirkel der Magi hier in Ferelden.“
    Nimue hatte die schlanken Arme vor dem Bauch übereinandergelegt, sodass ihre rechte Hand sachte den Ellenbogen des linken Arms berührte, während die linke Hand ihre rechte Armbeuge streifte. Sie versuchte angestrengt nicht so zu schauen, als habe man sie gerade zum Mord aufgefordert, konnte aber kaum mehr als ein zugeschnürtes Nicken zustande bringen. Dem Antivaner fiel dies sofort auf und weil er fürchtete, die Stimmung könnte kippen, sagte er rasch: „Lady Seren hat einen schlechten Tag, als Heilerin musste sie das Hospital dieses Ortes inspizieren und derlei Besuche verlocken wohl nie zum Jauchzen, oder?“ Mordred bemerkte Nimues finsteren Blick nicht, sondern schaute in die Runde, die Hoffnung nicht aufgebend, dass sich jemand zu Wort meldete, als er und alle anderen plötzlich einen Schrei vom Tor her hörten…

    *

    Das schwarze Pferd warf seinen großen Kopf zurück und wieherte mit rollenden Augen. Es stieg auf die Hinterbeine und trat aus während der ebenso dunkle Krieger auf seinem Rücken sein Schwert durch den Schädel eines großgewachsenen Monsters zog. Ross und Reiter sprangen durch das Grün der Farne und ließen die sterbende Bestie hinter sich.
    „Lauf, los!“, rief der schwarze Ritter seinem Pferd zu und drückte ihm die Fersen in die Flanke. Das Pferd wieherte zustimmend und suchte sich seinen Weg durch den Wald.

    *

    „Wartet! Wartet!“, keuchte Dietrich. „Ich – ich kann nicht mehr.“ Der Freischärler schnaufte und keuchte. Schild und Waffe baumelten locker an seinen schlaffen Armen herab. Larissa verlangsamte den leichten Lauf, drehte sich um und schaute zurück zur geschlauchten Gruppe der Flüchtigen. Dietrich kotzte geräuschvoll ins Gebüsch.
    „Ich glaube, wir haben sie abgehängt“, sagte der etwas weniger erschöpfte Bogenschütze der Söldnertruppe. Die Dalish sah den alten Ritter, der auf die Knie gesunken war und schwer atmete, während das Elfenmädchen ihn sorgenvoll anschaute.
    „Wir sollten keine Zeit verlieren“, sagte Larissa. „Berewic ist nicht fern. Dort könnt ihr in Ruhe Kraft schöpfen.“ Sie legte den Kopf schief. „Shemlen fühlen sich umringt von aufgereihten Holzstämmen doch sicher, oder?“
    „Ähm… ja“, sagte Dietrich zögerlich, nachdem er sich den Handrücken über den Mund gewischt hatte. Larissa schaute den Pfad hinauf, blickte in das Grün der Bäume. Die Helligkeit des Tages war noch mehr als ausreichend, selbst bei diesem Tempo.
    „Ich höre etwas!“, rief einer der Leute, die in der Mitte des Trosses standen.
    „Dort!“, schrie ein anderer und deutete auf die grüne Flanke der Gruppe. Larissa und der Bogenschütze der Freischärler legten einen Pfeil auf die Sehne. Die Kriegerin mit dem schwarzen Haar und dem blutverschmierten Pferd ging in eine Kampfhaltung, die Larissa so noch nicht gesehen hatte. Ein dicklicher Händler kauerte sich hinter die entstehende Kampflinie und die Elfendiener, von denen einer einen schwarzgefiederten Pfeil im Oberschenkel hatte.

    „Halt!“, rief die Kriegerin dann plötzlich und ließ ihr Schwert sinken. Dann hob sie die Hand und winkte ihm. Der Reiter, ein schwarzer Ritter auf einem schwarzen Pferd, zügelte sein Ross und kam in leichtem Trab auf die Gruppe zu. Der Topfhelm, der seinen Kopf vollkommen verdeckte, drehte sich bis die schmalen, schwarzen Schlitze hinter denen die Augen lagen, auf die Kriegerin aus Orlais gerichtet waren. Der Ritter schob das Schwert in die Scheide und hob die Hand zum Gruß.
    „Dem Erbauer sei Dank, Ihr lebt“, dröhnte der Ritter, als er nahe genug an die Gruppe geritten war. Er hängte den schwarzbemalten Schild an seinen Sattel und zog den Helm vom Kopf. Larissa sah ein edel geschnittenes Gesicht mit kratzigem Bart, umrahmt von kastanienbraunem Haar. Larissa erkannte eisenblaue Augen von unnachgiebiger Strenge, die aber freundlich leuchteten, als er die Orlaisianerin ansah. „Ich fürchtete Ihr wäret tot oder in Gefangenschaft.“
    „Euer Erbauer hielt wohl seine schützende Hand über mich, mein Freund“, antwortete die Kriegerin in einem nicht zu verbergenden Akzent, der fremd all jenen war, die sie bisher kennengelernt hatte.
    „Nicht nur über mich, du Chateau“, gab der Ritter zurück und zog an einem langen Strick. Darauf brach ein weiteres Pferd aus dem Gestrüpp, schwer behangen mit bauchigen Taschen. Die Kriegerin lachte laut auf und sagte etwas in ihrer fremdländischen Muttersprache. Es brauchte keine Kenntnisse, um zu erkennen, dass es ein Ausruf der Freude war.
    „Die Rüstung in diesen Taschen ist mehr wert als so manches Gehöft“, lachte die Kriegerin und nahm dem Ritter das Pferd ab. Sie klopfte dem Tier auf die Flanke und streichelte seinen Kopf, während sie in ihrer Sprache etwas sagte.
    „Verzeiht, ich möchte nicht stören, aber wir sollten uns eilen“, unterbrach Larissa das Wiedersehen. Pfeil und Bogen hatte sie noch immer in den Händen. „Die Brut haben wir vielleicht abgehängt, aber die Biester sind rastlos.“
    „Ihr seid ihr schon begegnet?“, fragte der dicke Händler sprachlos. Seine Angst vor den Monstern schien die vor Überfällen durch die Dalish zu überflügeln.
    „Ja, leider“, antwortete die Elfe. „Darum dränge ich auch auf ein rasches Vorankommen. Die Brut ist hartnäckig und schwer zu töten.“
    „Sie blutet und stirbt wie alles, wenn man nur hart genug zuschlägt“, sagte die orlaisianische Kriegerin namens du Chateau.

    Trotz der tapferen Worte kamen die Überlebenden schnell zu dem Schluss, dass das rasche Erreichen Berewics einem heldenhaften Tod vorzuziehen sei. Die Sonne hatte ihren Zenit bereits lange überschritten und warf Bündel goldenen Lichts durch die engstehenden Bäume, als Larissa die pfeilgespickten Wälle des Ortes erkannte. Sie führte die Truppe voran und hatte das Tor fast erreicht, als sie plötzlich einen Schrei hörte…

    *

    „Ihr Idioten!“ Der Schrei gellte laut über die Mauern hinaus, echote zwischen den Häuserschluchten auf der einen Seite und wurde vom Wald auf der anderen Seite verschluckt. Logan hatte sich in ihrer kettenpanzerschmimmernden Gestalt auf der Kampfplattform über dem Tor aufgebaut, durch das der Zwerg so problemlos gekommen war. „Taugenichtse, Tölpel, Hornochsen! Schimpf und Schande über eure elenden Erzeuger!“
    Die beiden jungen Wachleute, vielleicht sechszehn und achtzehn Jahre alt, versanken vor der brachialen Wut der Kriegerin fast in den hölzernen Planken. Logan schlug auf den Tisch und wischte die Würfel und Becher fort, die offenbar interessanter als Neuankömmlinge gewesen waren. Das grobe Horn, das die Wache bei Gefahr blasen sollte, hing unbeachtet an einem krummen Nagel im Gebälk.
    „Man sollte euch auspeitschen, vierteilen, im Moor versenken!“, wetterte Logan weiter und versetzte dem Jungspund, der dichter dran stand einen harschen Klaps gegen den gesenkten Hinterkopf. „Wenn dort“, sie deutete zu der Gruppe, die um Fafnir stand und samt und sonders zur Plattform schaute: „…nicht ein Zwerg, sondern ein Krieger der Dunkle Brut wäre…“ Sie verlieh der Gefahr Gewicht, indem sie dem anderen, der dem Schlag gerade noch entgangen war, ebenfalls einen Streich versetzte.
    „Wir… wir“, versuchte sich der ältere der beiden zu rechtfertigen. Der andere hatte angefangen zu schniefen und heilt mühsam die Tränen zurück.
    „Was? Wollt ihr mir jetzt beichten, dass eure Eltern euch ausgeschissen haben und ihr deshalb nur Kuhdung im Schädel habt?“, rief Logan gereizt aus. Sie packte beide Männer am Kragen, zog sie hoch und stellte sie in die Mitte des Raumes. Dann riss sie das Horn von der Wand und drückte es dem einen in die Hand.
    „Wenn ich euch noch einmal dabei erwische, wie ihr keine Wache haltet…“
    „Herrin?!“, sagte der eine.
    „Ich bin noch nicht fertig.“
    „Aber… Herrin.“
    „Schnauze!“
    „Herrin! Dort“, sagte der ältere der beiden schließlich mit so viel Beharrlichkeit in der Stimme, dass Logan innehielt und seinem ausgesteckten Arm folgte, der in den Wald deutete. Dort, zwischen den Bäumen, regten sich Gestalten.
    „An die Speere“, sagte Logan, doch erkannte sie fast sofort, dass es sich um die Elfe handelte, der sie am Morgen begegnet war. Und sie kam nicht allein.
    „Öffnet das Tor“, befahl die Kriegerin.
    „Ähm… das Tor ist geöffnet, Herrin…“

    *

    Als wäre dieser Tag nicht ohnehin schon zum Bersten gefüllt mit neuen Eindrücken, Bekanntschaften, unerfreulichen Erkenntnissen und dem Entdecken einer unbekannten Situation, führte die Ankunft dieses zertrümmerten Haufens nun vollends zur Verwirrung selbst des Gefasstesten der Gruppe. Mit einem Schlag – und Larissas Ankunft – war die Brut das vordringlichste Problem. Das Tor wurde geschlossen und verriegelt und sogar ein zusätzlicher Balken vorgeschoben und ein Wagen gegen die schweren Holzflügel gestemmt. Lord Ulfric wurde unterrichtet und die Gruppe aus Neuankömmlingen auf dem großen Vorplatz des Tores abgestellt, umringt von Wachleuten und neugierigen Berewicern.

    „Schickt nach Lord Ulfric“, befahl Logan, nachdem sie sichergestellt hatte, dass die Wachplattforme mit fähigeren Männern besetzt waren. Der junge Lord sollte sich der Sache annehmen, denn wie mit noch mehr Mündern – einige davon größer und andere kleine – verfahren werden sollte, das lag nicht in Logans Macht. Allerdings erkannte die Kriegerin in den, wie die Dalish rasch berichtete, Geflüchteten eine erstaunlich hohe Anzahl an waffentragendem Volk. Sie sah eine Kriegerin mit finsterem Blick, ein Ritter ganz in Schwarz auf einem schwarzen Ross und einen alten aber wacker aussehenden Mann mit einer Klinge von hoher Herkunft am Gürtel.

    „Was für ein Anblick, oder?“, wisperte Mordred den vielen Frauen in der Runde zu. „Ein Hexenkessel, der uns alle gleich werden lässt. Seht dort, feine Händler und arme Elfendiener gemeinsam mit den Füßen auf dem Boden, froh, dass ihnen die Haut am Leibe bleibt. Was die Not mit den Bedürfnissen des Einzelnen macht, oder?“ Es war schwer zu sagen, ob Mordred nur sprach um etwas zu sagen, oder ob die Nervosität ihn zum Verbalisieren seine Gedankengänge trieb.

    Lord Ulfric kam den langen Weg der hochgelegenen Halle herunter, seinen griesgrämigen Berater und einige der höheren Bürger und seine Hauskrieger im Schlepptau. Das hartnäckige Lächeln des Vorabends war vollends verschwunden und einem Ausdruck völliger Verwirrung gewichen. Die vielen Neuankömmlinge überforderten den jungen Adligen, der seinen hilfesuchenden Blick zu Ser Artur und dann zu Peredur warf.
    „Was hat das alles zu bedeuten? Wer sind diese Leute?“, rief er Logan zu, die sich nach vorne geschoben hatte und vor dem Lord das Haupt neigte.
    „Flüchtlinge, Herr. Sie wurden unweit der Köhlerhütten von der Dunklen Brut überfallen und konnten nur mit Mühe entkommen.“
    „Und… seid Ihr sicher, dass die Brut…“

    „Es war die Brut“, schaltete sich der alte Krieger ein, der in der Menge der Flüchtlinge stand. Er kam an die Spitze des Trosses und schaute mit festem Blick zum Lord empor. „Und ich glaube nicht, dass Misstrauen hier angebracht ist. Vor allem, da Euer Vater und auch Ihr, Ser Peredur, stets für den Schutz der Schwachen eingetreten sind.“
    Der Berater des jungen Lords kniff die Augen zusammen, so als würde er gegen das Licht sehen. Dann hellte sich seine Miene auf.
    „Seid Ihr das, Arian? Ser Arian vom weißen Turm?“
    „Der bin ich, Peredur. Und ich bin froh, Euch wiederzusehen“, sagte der Ritter und trat weiter vor. Auch Peredur bewegte sich auf ihn zu.
    „Das Alter hat Euch gezeichnet, aber Euer Gesicht erkenne ich dennoch.“ Die beiden Männer lachten und klopften sich freundschaftlich auf den Rücken.
    „Ihr… kennt diesen Mann, Peredur?“, fragte Ulfric offensichtlich erleichtert.
    „Ich kenne ihn. Wir kämpften einen Nachmittag Seite an Seite gegen die Chevaliers des falschen Königs Meghren in der Schlacht am Kreuzweg.“ Peredur zeigte etwas, was wohl ein Lächeln war. „Sagt, was führt Euch hierher? Wie geht es Mairi?“
    „Mairi ist seit Langem tot“, erwiderte der Ritter namens Arian.
    „Das tut mir leid, mein Freund“, sagte Peredur, was Ser Arian mit einem freundlichen Nicken quittierte. „Ich habe eine neue Aufgabe: Abyss“, sagte der Ritter und winkte das Elfenmädchen herbei. Die Kleine schaute schüchtern auf ihre Füße.
    „Das… ist ungewöhnlich. Berichtet mir davon, wenn die Zeit reif ist. Teilt heute Abend einen Krug mit mir.“
    „Der Erbauer weiß, das werde ich gerne“, sagte der Ritter.

    Die Augen der Umherstehenden richteten sich wieder auf die kleine Gruppe. Es waren höchstens zwanzig und der Unterschied zwischen den Neuankömmlingen und Nimue, Mordred, Artur und Mealla war fließend. Larissa stand etwas abseits und beobachtete die Szenerie mit gedämpftem Interesse.

    „Herr“, rief einer der Händler Ulfric herüber. „Herr, bei dem Angriff gingen die Waren verloren, die ich nach Highever zu transportieren gehofft hatte. Dort mein ganzes Leben auf dem Karren. Seht Ihr die Chance, Herr, auszurücken und mir meinen Karren zu holen? Ich würde Euch fürstlich entlohnen.“ Er drückte die dicken, beringten Hände in bittender Pose aneinander, als würde er zum Erbauer flehen.
    „Ihr könnt froh sein, dass Euch euer Leben geblieben ist“, sagte Dietrich harsch. Der Söldnerführer hatte sich berappelt und kam auf Ulfric zu. „Meine Männer und ich waren mit der Sicherheit des Trosses betraut Herr und ich sage Euch, es sind…“
    „Und was hat es uns gebracht? Wo ist die Sicherheit, für die wir bezahlt haben?“, keifte der Händler. Der Söldner warf ihm einen bösen Blick zu.

    „Herr“, meldete sich dann plötzlich der schwarze Ritter zu Wort. Er war von seinem Pferd gestiegen und hatte es der schwarzhaarigen Kriegerin überreicht. Nun trat er vor, das Haar vom nassen Schweiß des Kampfes am Kopf klebend.
    „Wer seid Ihr, Ritter?“, fragte Ulfric interessiert, der langsam wieder zu seiner alten Form zurückfand.
    „Ich bin Ser Kilian von Xerox vom Orden der Templer“, antwortete der Ritter, griff sich unter das schwarze Kettenhemd und zog ein silbernes Symbol an einer Kette hervor, das „Schwert der Gnade“, das er um den Hals trug. Noch ein Ser, dachte Larissa. Und ein Templer dazu. Sie warf einen raschen Blick zu Nimue. Was würde wohl Morgana sagen, wenn sie davon erfuhr? Ihr letztes Zusammentreffen mit einem Templer war jüngst böse geendet.
    „Sprecht, Ser“, sagte Ulfric zu dem Magierjäger.
    „Herr, ich weiß nicht, wie es um die Vorräte hier in Berewic steht, aber was der gute Mann dort sagt, hat Gewicht. Dort sind Vorräte. Vorräte, die nun in den Klauen der Brut sind, wo sie hier viel mehr nutzen könnten.“
    „Ich danke Euch!“, intonierte der Händler, doch Kilian brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    „Mit Eurer Erlaubnis, Herr, würde ich das Tor Berewics erneut öffnen und diese Vorräte mit einer Gruppe wackerer Schwertfechter holen. Bis nach Highever sind es einige Tage Marsch und die Brut war zu zahlreich, als dass ich es wagen würde, diesen Ort einfach auf Glück zu verlassen.“
    „Heißt das… Ihr wollt hierbleiben?“, fragte Ulfric, obwohl die Antwort offensichtlich war. Die Brut war tief ins Landesinnere vorgedrungen, vielleicht sogar ein Teil der Horde. All jene hier waren förmlich eingeschlossen.
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    Drachentöter Avatar von numberten
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    Der Trubel am Tor war inzwischen unüberhörbar geworden und zog gefühlt den ganzen Ort neugierig zum Tor. Auch Morgana war von dem Getöse angelockt worden und sah nun mit leichter Verwirrung die Schar an Neuankömmlingen an. Ihre Begleiter waren fast kaum erkennbar, wenn sie nicht wie Artur die Menge leicht überragten. Sie sah Larissa ein wenig abseits der Menge stehen und trat unbemerkt von der lamentierenden Gesellschaft an die Dalish heran.
    "Was für ein Lärm, ich dachte schon die königliche Armee wäre angerückt.", bemerkte sie leise worauf Larissa kurz überrascht zusammenzuckte. Morgana legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter und lächelte milde. Ihr Blick ging in die Menge.
    "Weitere Reisende die unser Schicksal teilen nehme ich an?", erkundigte sie bei ihrer Freundin.
    "Wenn es noch mehr werden, wird unsere Hilfe vielleicht nicht mehr erforderlich sein.", meinte sie mit einer sachten Ironie, die schwer Bewaffneten Neuankömmlinge begutachtend.

    "Sagt Herr, welche Waren sind auf eurem Karren? Es hat wohl nur wenig Sinn die Haut für ein paar Pelze oder eitlen Tand aufs Spiel zu setzen.", erkundigte sich Fafnir bei dem Händler. Dieser schnaubte entrüstet.
    "Eitler Tand? Mein ganzes Vermögen ist auf dem Wagen. Exotische Pelze, feinster geräucherter Schinken, Honigmet aus dem Norden und Fässer von Rauchbier.", erwiderte er mit Innbrunst.
    "Speis und Trank, das ist ein Preis für den es sich zu kämpfen lohnt. Ich besorge euch euren Karren mein Herr!", verkündete der Zwerg selbstbewusste und schlug zur Bekräftigung seinen Axtstiel auf den blanken Erdboden.
    "Verzeiht, doch wer seid ihr mein Herr?", erkundigte sich jetzt Ser Ulfric, von den kleineren Neuankömmling jetzt bemerkend.
    "Fafnir Ramek mein Herr. Eure Wachen waren so nett mich einzulassen. Ich kam in eueren Ort für eine Erfrischung, doch wie mir scheint muss ich diese erst verdienen. Ein fairer Handel.", erklärte der Zwerg gutgelaunt.
    "In Ordnung, einem kleinen Trupp sollte es möglich sein sich unaufällig zum Wagen durchzuschlagen. Wir wollen nicht direkt ihren ganzen Heerbann auf uns aufmerksam machen. Wir nehmen Zugtiere mit und schlagen uns dann so schnell wie möglich nach Berewic durch. Der Rest hält sich für einen Ausfall zur Unterstützung bereit. Ich werde mit raus gehen.", meldete sich Artur zu Wort. Wenn sie schnell und hart zuschlugen, sollt es möglich sein die Brut zu überraschen.
    "Ich begleite euch ebenfalls.", meldete sich plötzlich Feia gutgelaunt zu Wort und klatschte in die Hände. Das ganze war mehr als spannend. Vorhin war eine fast gespenstische Stille gewesen, jetzt wurde sie freundlich von einem älteren Blondschopf bedrängt und ein Haufen Fremder stolperte durch das Tor. Sie hatte immer noch keine Brut zu Gesicht bekommen und dies hier schien eine Sache zu sein wo sie nützlich sein konnte.
    "Ihr? So wie ihr ausseht solltet ihr die Brut besser weiträumig meiden.", erwiderte Fafnir kritisch, aber wohl auch besorgt.
    "Wenn es darum geht unaufällig zu sein, bin ich euch weit voraus oh wackerer Zwergenkrieger. Ich rüste mich schnell, während ihr die Zugtiere besorgt. Lauft nicht ohne mich fort, sonst finde ich euch!", entgegnete sie selbstbewusst und war dann verschwunden bevor noch jemand der Anwesenden widersprechen konnte.
    "Nun, an Kampfgeist scheint es ihr nicht zu mangeln.", murmelte Artur kurz überrascht, wandte sich dann an den Mann der sich Kilian genannt hatte. Irgendwoher kam der Templer dem Ritter auch bekannt vor.
    "Wie es aussieht habt ihr ein paar Klingen und Äxte für euer Vorhaben gefunden, Ser Kilian."

    **

    Feia tauchte kurze Zeit wieder auf, zu der sich versammelnden Ausfalltruppe stoßen. Sie trug ihre schwarze Lederrüstung, an dessen Gürteln verschiedenen Glasphiolen steckten, in denen bunte Farben zu wirbeln schienen. In kleinen Taschen steckten mehrere Wurfmesser. Die beiden Schwerter welche sie bei sich trug schienen von einer Machart, die diese Gefilde seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hatten, entzogen sich in ihren Scheiden aber einer näheren Betrachtung.
    "Das nennt ihr rüsten? Ich weiß nicht ob gegerbte Haut die eurige vor den Klingen der Dunklen Brut schützen wird.", meinte Fanir skeptisch, die Elfe mit einem ernsten Blick anschauend.
    "Was sie nicht sieht, kann sie nicht treffen. Im Zweifelsfall stelle ich mich hinter euch mein stahlgewandeter Begleiter.", erwiderte sie optimistisch und rückte kurz ihr Gurtsystem zurück.
    "Wer begleitet uns noch auf unserer kleinen Promenade?", fragte sie neugierig, da sie durch ihre Abwesenheit nicht alles mitbekommen hatte.
    numberten ist offline
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    Als Larissa die Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie nicht zusammen. Es gab nur eine Person, die sie so berühren konnte, ohne dass Larissa instinktiv Distanz suchte. Stattdessen legte sie den Kopf schief und bettete ihre Löwenmähne auf der Hand der schwarzhaarigen Hexe. Sie schaute den vielen Neuankömmlingen zu, wie sie wild zu diskutieren begannen. Ja, Morgana hatte recht: Es waren viele Kämpfer. Der Auflauf so vieler Bewaffneter erinnerte die Elfe entfernt an ein Treffen der Clans. Die Zusammenkünfte der Dalish starrten ebenfalls vor Waffen, aber ihre Mauern waren farnverhangene Bäume und die wachsamen Augen ihrer Bogenschützen.
    Viele, das ist wahr“, sagte Larissa leise. „Morgana, der Mann dort mit dem strengen Gesicht, der schwarze Ritter – er ist ein Templer.“ Ihre moosgrünen Augen schauten besorgt zu der Hexe. „Meinst du, dass das zum Problem werden könnte?

    *

    Kilian straffte sich, drückte den Rücken durch. Er zog an seinem linken Handschuh und prüfte seinen Sitz. Er war zufrieden. Seine linke Hand würde nie wieder ganz verheilen. Das Leder knarzte gemütlich, als er die Rechte zur Faust ballte und wieder entspannte. Der Templer betrachtete den in eine schwere Rüstung gewandeten Zwerg und sein elfisches Gegenstück. Die beiden waren in eine spöttelnde Diskussion über das Für und Wider von leichten Rüstungen vertieft. Es war gut einen kampferprobten Zwerg an der Seite zu haben. Kilian erinnerte sich an die Geschichten über die Zwergenreiche und ihren noch bis zum heutigen Tag andauernden ewigen Krieg gegen die Dunkle Brut.
    „Ich danke euch, Ser“, sagte Ulfric. Der junge Lord schaute auf die sich bereitmachenden Kämpfer. „Für Eure Bereitschaft. Das, was Ihr für diese Leute hier zu tun gedenkt.“ Kilian sagte nichts, also sprach Ulfric weiter. „Ich würde selbst gehen, wenn ich könnte.“ Ulfric hob seinen in der Schlinge steckenden Arm an.
    „Nochmals danke. Zumal Ihr… nicht aus diesem Lande stammt.“
    Kilian schaute den jungen Lord nun das erste Mal in diesem Gespräch an und hielt in der Bewegung inne. Er hatte seinen Akzent eigentlich immer für vernachlässigbar gehalten. Ulfric Spruch war ein Beweis entweder dafür, dass er sich täuschte oder dass der Lord ein sehr gutes Ohr hatte.
    Die Schwachen zu beschützen ist meine Pflicht, die über Ländergrenzen und Königreiche hinausgeht“, antwortete der Templer. Der junge Mann senkte den Blick und erwiderte mit in Demut getränkter Stimme: „Das ist wahr. Natürlich.“ Vermutlich hatte er sich mehr für die Lektionen der Waffenmeister als die der Archivare oder Gelehrten interessiert. „Dennoch möchte ich Euch danken.“
    Kilian nickte und sagte: „Wenn Ihr helfen wollt, geht in die Kirche und zündet eine Kerze für unsere sichere Rückkehr an.“ Sein Blick fiel auf den jungen Ritter, den man ihm Ser Artur nannte. Er war sich sicher, dass sie einander kannten, konnte ihn aber nicht verordnen. Der Templer löste sich mit einem Kopfnicken vom Lord und zu Artur, dem Zwerg Fafnir und der Elfenkämpferin, die zwar keine Dalish war, vom Aussehen her aber fast besser zu den Erzählungen passte als die blonde Elfe, die sie hergeführt hatte.

    Da wir aller Voraussicht nach gemeinsam Schwerter ziehen werden, ist es wohl nur angebracht, wenn wir einander kennen. Ihr, Ritter, seid Ser Artur? Fafnir Ramek, Eure Vorstellung und die Bereitschaft mir Eure Axt zu leihen, weiß ich zu schätzen. Und Ihr: Eine Elfe mit solch flinken Schwertern würden anderswo vielleicht auf Sorge stoßen, mir jedoch seid Ihr herzlichst willkommen.“ Der Templer neigte leicht sein Haupt zu einer anerkennenden Verbeugung.
    Ser Kilian ist mein Name. Zu Euren Diensten. Ah, und dort kommt meine Verstärkung.“ Der Ritter schaute nach rechts, wo Gisele du Chateau mit weiten Schritten ihrer langen, in Panzerelementen steckenden Beine, auf sie zuschritt. Sie hatte sich, wie das Trio vor ihm, ebenfalls für Kilians Wiederbeschaffung freiwillig gemeldet.
    Gisele du Chateau, von den Freischärlern“, stellte Kilian seine Kampfgefährtin vor. Gisele hatte ihre wenig schützende Kleidung gegen eine vollständige, passgenaue Silberitrüstung getauscht. Unter den Arm geklemmt hielt sie einen federbuschgeschmückten Helm. Das kohleschwarze Haar war dicht am Kopf zu einem Zopf geflochten. Der Knauf eines Schwertes ragte über ihre Schulter, ein weiteres trug sie an der Hüfte in einer Lederscheide, auf der sich in einigem Abstand immer wieder feine silberne Fäden kreuzten. Die Kriegerin betrachtete die anderen, wobei sie den Zwerg am längsten ansah. Er schien sie an etwas zu erinnern.
    Wir haben zwei Pferde“, sagte Gisele und deutete auf das Tier, das ihr ein Stallknecht brachte. Kilian, hinter dem sein schwarzes Ross angebunden war, nickte.
    Wir müssen davon ausgehen, dass die Brut alle Ochsen in ihrer Raserei erschlagen hat. Wir sollten also wie von Ser Artur vorgeschlagen noch ein paar Pferde oder Esel mitnehmen. Die Karren werden sie vielleicht nicht ziehen können, wohl aber die wichtigsten Waren transportieren können.
    Darum kümmere ich mich“, sagte Gisele und winkte den Stallburschen heran. Sie beauftragte ihn, einen der Wachhabenden zu holen, worauf er fortlief und bald mit Ser Peredur zurückkam. Kilian erklärte dem älteren Ritter den Plan, den dieser kurz abwog und dann für gut befand.

    Die wenigen Gefährten rüsteten sich zum Aufbruch. Logan, die ihren dümmlichen Wachen die Aufsicht über das Tor entzogen hatte und es nun selbst besetzte, schaute ihnen von der Kampfplattform aus zu. Ihrem Gesicht war nicht zu entnehmen, ob sie die Aktion guthieß oder für zu gefährlich befand. Sie hatte die Hände auf die Palisade gelegt, ihr in Kettenhemd und Lederharnisch gehüllter Körper zeichnete sich scharf gegen das Grün des Waldes hinter ihr ab.

    Allez!“, rief Gisele und trat als erste aus dem ausgeschobenen Tor heraus, ihr Pferd am Zügel führend.
    Wartet. Auch ich werde euch begleiten!“ Die Elfe Larissa eilte dem Treck hinterher, gewandet in einen Harnisch, einen vollen Köcher auf dem Rücken und den Bogen in der Hand.
    Ich erkennen Gefahren in den Wäldern wohl besser als jeder andere hier. Mein Auge ist schnell und mein Arm stark. Lasst mich Euch begleiten“, sagte sie an Kilian gewandt, während sie kurz Artur zuzwinkerte.
    Eure Fähigkeiten wären uns von großem Nutzen“, sagte Kilian und lächelte freigiebig. „Geht voraus.“
    Larissa machte ein paar beinahe hüpfende Schritte, überholte den Zwerg und Gisele.
    Wie kann ich Euch nennen?“, rief Kilian ihr nach.
    Larissa“, rief sie zurück. Sie tänzelte im Laufen, drehte sich im Schritt und verneigte sich so tief, dass ihr blonder Haarschopf über ihr Gesicht fiel und fast den Boden berührte. Das Gewirr aus dickem Haar und geflochteten wie verfilzten Zöpfen verdeckte beinahe die ganze Elfe. „Zu euren Diensten“, flötete die Dalish voller Tatendrang. Gisele rollte mit den Augen. Auch diese Elfe schien sie an irgendetwas zu erinnern.
    Shepard Commander ist offline Geändert von Shepard Commander (10.03.2021 um 10:54 Uhr)
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