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    Veteran Avatar von Die Stadtwache
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Stadtwache ist offline

    Thorniara #32



    »Ihr befindet Euch in Thorniara, Hauptstadt der südlichen Inseln und Teil des myrtanischen Königreiches. Dem gesetzestreuen Wanderer bieten die Mauern und Häuser der Stadt Schutz und Obdach, doch gelten hier auch die Gebote Innos', deren Übertretung unangenehme Konsequenzen nach sich zieht. Wer aber die Regeln achtet und auf ehrliche Weise seinem Handwerk nachzugehen gedenkt, der wird hier schnell zu sozialem Prestige gelangen.

    Vor allen Dingen beachtet dies:
    Erstens: Wenn Ihr Thorniara betretet und kein Bürger des Reiches seid, so gebt Eure Waffen ab. Keine Sorge, beim Verlassen der Stadt erhaltet Ihr sie selbstverständlich zurück!
    Zweitens: Anders als in weniger frommen Städten, wie Setarrif, ist Sumpfkraut hier verboten, also denkt gar nicht erst daran, welches in die Stadt zu bringen!
    Und drittens: Es gibt Bereiche in der Stadt, die nicht jedem zugänglich sind. Man darf als Fremder natürlich nicht einfach in die Bastion spazieren, höchstens in Begleitung einer Wache! Und auch die Zitadelle darf man nur in Begleitung betreten, wenn man kein Bürger des Reiches ist. Das Tempelviertel dagegen ist jedem zugänglich, aber wenn man nicht zum Orden gehört, hat man auch dort seine Waffen abzulegen. Ansonsten fühlt Euch frei, hier Euren Angelegenheiten nachzugehen, solange Ihr niemanden bestehlt oder umbringt.

    Aufgrund eines zurückliegenden Aufstandes müssen wir ankommende Besucher durchsuchen. Solltet Ihr Gegenstände bei Euch tragen, die nach unserem Gesetz verboten sind, werden diese beschlagnahmt. Eure Waffen werden ebenfalls beschlagnahmt. Diese erhaltet Ihr beim Verlassen der Stadt aber zurück. Sobald wir mit der Durchsuchung fertig sind, erhaltet Ihr einen Passierschein, den es stets mitzuführen gilt. Solltet Ihr ohne Passierschein anzutreffen sein, werdet Ihr verhaftet. Ach, und eine Sache noch! Seht Ihr die Steckbriefe dort drüben? Darauf sind verschiedene Schwerverbrecher zu sehen, die im ganzen Reich gesucht werden - tot oder lebendig. Wenn Ihr also etwas über einen davon wisst, gebt uns Bescheid, und Ihr werdet belohnt. Die Liste der Übeltäter ist wahrlich lang...

    Person Vorwurf
    Ardescion Mord und Entführung
    Alon Beihilfe zum Mord
    Calintz Mord
    Damh Mord und Desertion
    Faren Hochverrat und Mord
    Joe Black Mord und Entführung
    Kroen Gotteslästerung, Anstacheln von
    Umtrieben und Verbreitung von
    Irrlehren
    Noxus Exitus Mehrfacher Mord, Beliar-Paktiererei,
    Entführung und Missachtung der
    Autorität
    Redsonja Mord
    Rethus Desertion und Beihilfe zur Flucht
    Sir Jarved de
    Maradras aus Gorthar
    Aufwiegelei und Mord
    Ein Deckname, der echte Name
    (Yared) ist der Obrigkeit jedoch
    bisher nicht bekannt.
    Taeris Raubmord und Verrat
    Trilo Mord, Hochverrat, Desertion,
    Ketzerei und Gotteslästerung

    Aber genug geredet! Jetzt wisst Ihr alles, was Ihr hier zu beachten habt. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr noch einen kurzen Blick auf die Karte von Thorniara werfen. Mitnehmen könnt Ihr sie jedoch nicht. Falls Ihr an einer Kopie interessiert seid, findet Ihr keinen Kartenzeichner im Hafenviertel. Gehabt Euch wohl!


    ... Ihr seid ja noch immer hier! Ach so, Ihr wollt etwas über die aktuelle Stimmung in Thorniara erfahren. Tja, das ist gar nicht so leicht, Fremder. Denn die Probleme dieser Stadt sind gewiss so zahlreich, wie ihre Bewohner.

    Hafen und Armenviertel:
    Vor Kurzem wurde der Aufstand im Hafenviertel durch die Krieger des Ordens beendet. Weil dies leider nicht ohne Gewalt geschehen konnte, wurde dort ein Lazarett errichtet, um Verwundete zu versorgen. Um die Ordnung wiederherzustellen, werdet Ihr im Hafenviertel auf eine massive Präsenz der Ordenskrieger stoßen. Die Überprüfen einen jeden Bewohner und Besucher des Viertels und schützen die Angehörige des Ordens, also die Feuermagier und die Adlaten und Novizen mit ihrem Leben.

    Im Armenviertel herrscht stumme Resignation. Die dortigen Bewohner sind noch immer durch ihre einstige Sucht des roten Sumpfkrautes gezeichnet. Viel Elend werdet Ihr dort sehen aber um Eure Sicherheit müsst Ihr Euch auch dort keine Sorgen machen. Die Stadtwache patrouilliert im Armenviertel und schwergepanzerte Krieger des Ordens führen Kontrollen am Eingangstor des Viertels durch.

    Reichenviertel und Händler- und Handwerkerviertel:
    Die Stimmung ist gesetzt. Abwartend und wachsam, könnte man wohl sagen. Die betuchten Bürger im Reichenviertel sind besonders vorsichtig. Ein Freund bei der Stadtwache erzählte mir, dass das Viertel wie menschenleer wirkt. Grundsätzlich gehört aber das Reichenviertel zu dem schönsten und prunkvollsten Vierteln der Stadt. Die dortigen Bürger konnten ihren Lebensstandard trotz aller Widrigkeiten halten. Es scheint ihnen an nichts zu fehlen.

    Im Händler- und Handwerkerviertel herrscht geschäftiges Treiben. Wohl auch deswegen, weil es sich die Berufsgruppe nicht leisten kann, in ihrem stillen Kämmerlein auf bessere Zeiten zu warten. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, das auf dem Marktplatz nicht mehr so viel los ist, wie noch vor vielen Wochen. Das liegt wohlmöglich auch an den vielen Kontrollen, die durch die Krieger des Ordens durchgeführt werden. Wann immer Ihr ein Viertel verlassen wollt, werdet Ihr überprüft. Also nochmal: Vergesst Euren Passierschein nicht!

    Tempelviertel, Zitadelle und Bastion:
    Diese Bereiche sind fest in der Hand des Ordens. Hier gibt es die höchste Dichte an Wachen und Ordensbrüdern, die für Recht und Ordnung sorgen. Die hier beheimateten Priester und Novizen, sowie die in der Bastion stationierten Ordensbrüder werden, trotz der widrigen Bedingungen, gut versorgt und sind durch dicke Mauern geschützt.
    Auch Fremde, die sich an die Regeln des Ordens und der Stadt halten werden hier Schutz und Hilfe finden können.«
    Geändert von Maximus (28.04.2018 um 21:11 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #2
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    "Wir können Euch nicht empfehlen, zu dieser späten Stunde die hiesigen Wälder aufzusuchen." sagte eine der Torwachen, als Rorik mit Pfeil und Bogen bewaffnet das Südtor passieren wollte. "Ein äußerst wichtiger Kunde verlangt nach einer seltenen Tiertrophäe. Nachts mag es zwar gefährlicher sein aber meine Erfolgschancen sind auch wesentlich höher." erwiderte der Jäger und verschwand alsbald in der Dunkelheit. Tatsächlich hatte er aber nicht vor, auf die Jagd zu gehen. Rorik musste ein versiegeltes Pergament zu einem versteckten Übergabepunkt bringen.

    In der Vergangenheit hatte er einige Male solche zusammengerollten und versiegelten Schriftstücke dorthin bringen müssen. Rorik wusste weder, was auf den Pergamenten geschrieben stand, noch wer diese abholte. Der Jäger wusste nur, dass er für solche Aufträge großzügig und pünktlich bezahlt wurde. Zwar ahnte er auch, dass es angesichts der Geheimniskrämerei gegen die geltenden Gesetze in Thorniara verstoßen würde oder der Inhalt zumindest brisant war. Doch in Zeiten, in denen die Hafenstadt immer öfter von zeitweiligen Versorgungsengpässen geplagt, von Echsenmenschen bedroht und durch immer höher werdende Steuerzahlungen geschröpft wurde, ist sich bekanntlich jeder selbst der Nächste.

    Rorik versuchte sich zu orientieren. Der Jäger wusste in etwa, welchen Weg er einschlagen musste, um den Übergabepunkt zu erreichen. Doch es war müßig, sich in der Dunkelheit einen Weg durch den dichten Wald zu bahnen. Insbesondere dann, wenn die Fackel durch den anhaltenden Regen unbrauchbar war. "Ich kann dem Grafen nur raten, dieses Mal ein paar Münzen mehr springen zu lassen..." murmelte Rorik verärgert.

    Maximus

  3. Beiträge anzeigen #3
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Thorniaras Reichenviertel

    "Guten Abend gnädige Frau."
    Slicers frisch rasiertes Gesicht strahlte die zufällig vorbeischlendernde, rothaarige Dame beinahe zu vertraulich an. Scheinbar verlegen kratze er sich durch den weichen, dezent gekürzten Kinnbart und blickte sich hilfesuchend zwischen den Häusern um, nur um ihr dann direkt in die kalten, blauen Augen zu sehen.
    "Könntet ihr mir vielleicht den Weg zum Haus eines gewissen Maxismus erklären? Er ist ein wohlhabender Händler dieser Stadt."
    Die Dame stoppte verwundert und wand den Blick an Slicer vorbei in die junge Nacht. Sie überlegte.
    "Seid ihr etwa nicht von hier?" Lautete statt einer Antwort die neutrale Gegenfrage. Slicer lächelte peinlich berührt.
    "So ist es. Ich bin erst seit wenigen Tagen in dieser Stadt. Ich komme geschäftlich aus den umliegenden Gebieten…. Aber ich will euch nicht mit meiner Lebensgeschichte langweiligen... könnt ihr mir helfen?"
    "Ähm, ja. Wenn ihr den Weg dort nach rechts Folgt, kommt ihr an einigen prunkvollen Häusern vorbei. Direkt an der Straße solltet ihr das Handelshaus finden."
    "Wunderbar! Das hilft mir sehr, vielen Dank." Der Ganove atmete tief aus und lachte erleichterte. Mit einem Winken verabschiedete er sich von der Frau und folgte dem Weg den sie ihm genannt hatte. Seine Füße lenkten ihn, ohne das er sich suchend umsehen musste.
    Natürlich kannte er den Weg noch selbst. Es war noch gar nicht so lange her, dass er den Standort für Lukar ausfindig gemacht hatte. Aber Slicer musste dieser Stadt nicht unbedingt aufs wunde Augen drücken, dass er im Grunde die meisten finsteren Gassen und Abzweigungen kannte. Lieber spielte er in aller Öffentlichkeit einige Male den unwissenden Bürger aus einem anderen Virtel oder sogar außerhalb der Stadt, als das jemand eins und eins zusammenzählte und ihn sogar wiedererkannte.
    Grinsend musterte im halbdunkeln die protzigen Festungen der Händler und Erbreichen dieser Stadt. Was auch immer der Drache angerichtet hatte, es war repariert und direkt viel schöner, viel größer ausgebaut worden. Als hätte es das feuerspeiende Ungetüm niemals gegeben. In Setariff musste es nun völlig anders aussehen. Eine Ruine an den umtosten Klippen des Meeres, und, wenn er den Gerüchten glauben schenken durfte, verweste dort der Leib des Monsters. Dort gefällt, wo er die meiste Vernichtung angerichtet hatte. In Erinnerung an seine gefallenen Kameraden und Freunde empfand Slicer dies als angemessenes Schicksal.
    Endlich. Das Haus von Maximus Laener. Graf und Großhändler von Verdistis, Mitglied der Händlergilde, hohes Tier, und so weiter und so fort. Was Lukar, der alte Geizknochen an kleinbürgerlicher Attitüde aufzubauen versuchte, übertrumpfte dieser Reiche Sack hier mit der Offenstichtlichkeit seines Reichtums. Auch eine effektive Methode. Sicher auch Luxoriöser.
    Vielleicht arbeite ich ja für den falschen Gierschlund? Dachte Slicher sich sarkastisch. Er unterzog sich einer letzten Inspektion. Die Lederrüstung mit Überwurf sah wieder ein klein wenig gepflegt aus. Sicher nicht der Umgang, den ein wohlhabender Großhändler gewöhnt war, aber auch kein verwahrloster Landstreicher. Zufrieden klopfte Slicer zuerst an die Stelle, wo er Lukars Brief im Umhang aufbewahrte, um dann seine Hand zur Tür zu lenken und fröhlich einige Male dagegen zu hämmern.

  4. Beiträge anzeigen #4
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Der Kammerdiener hatte zwar den kurzfristig erhaltenen Auftrag erfüllt und ein versiegeltes Pergament dem ortsansässigen Jäger Rorik übermittelt. Doch sein Tageswerk hatte Adalbert damit noch nicht vollbracht. Der Anbruch der Dunkelheit bedeutete für die allermeisten Menschen aus bürgerlichen Verhältnissen den Beginn der Nachtruhe. Nur wohlhabende Persönlichkeiten konnten sich Kerzen leisten und so auch die Abend- und Nachtstunden produktiv nutzen.

    Während der Graf im Arbeitszimmer seine Kassenbücher kontrollierte, tauschte Adalbert gelegentlich einige heruntergebrannte Kerzen aus und säuberte reichhaltig verzierte Leuchter aus Gold und Silber von heruntergetropftem Wachs. Auch Bragan, die schweigsame Leibwache des Grafen, war zugegen und beobachtete skeptisch aber vor Allem wenig interessiert das Treiben des Kammerdieners. Ein Geräusch ließ den stattlichen Mann allerdings aufhorchen. Es war ein Klopfen an der massiven Eingangstür.

    Adalbert hingegen rollte nur genervt mit den Augen. Es war keine Seltenheit, dass nicht minder wohlhabende Bürger aus dem Reichenviertel zu später Stunde den Wunsch äußerten, mit dem Grafen sprechen zu wollen. Gemeinsam mit Bragan lief der Kammerdiener nach unten und öffnete sodann vorsichtig die Tür. Adalbert schaute verärgert in das Gesicht eines weniger wohlgekleideten Mannes und entgegnete harsch: "Hier gibt es keine Almosen!"

    Der unangemeldete Besucher hingegen schüttelte mit dem Kopf und erklärte, dass er den Großhändler in geschäftlicher Angelegenheit sprechen wolle und es sich außerdem um ein dringliches Anliegen handelte. Adalbert musterte den Mann. Er sah keineswegs wie jemand aus, mit dem der Graf eine Geschäftsbeziehung pflegte. Gewiss wusste aber auch der Kammerdiener, dass Maximus bisweilen zwielichtige Gestalten für besondere Aufträge bezahlte. Es war daher nicht auszuschließen, dass der Besucher, der sich nur als Slicer vorgestellt hatte, eine solche zwielichtige Gestalt war.

    "Ich werde den Grafen von Eurem Anliegen berichten. Wartet hier!" mit diesen Worten schloss der Kammerdiener die schwere Eingangstür. Wenige Augenblicke später, als Adalbert die zwei Stockwerke überwunden und vor der geschlossenen Tür des Arbeitszimmers stand, klopfte er zaghaft. "Was!?" ertönte die genervte Stimme des Grafen. "Verzeiht, mein Herr. Ein Mann namens Slicer wünscht Euch zu sprechen. Er sei in einer dringenden, geschäftlichen Angelegenheit gekommen."

    Maximus
    Geändert von Maximus (27.12.2017 um 18:03 Uhr)

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    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Akribisch kontrollierte der Graf zu später Abendstunde seine Kassenbücher. Seit er das Anwesen im Reichenviertel gekauft und große Anstrengungen unternommen hatte, seinen gesellschaftlichen Stand durch diverse Investitionen nicht nur zu festigen, sondern auch zur Schau zu stellen, hatte er das operative Geschäft als Großhändler vollständig eingestellt. Die Händlergilde hatte zu seinem Bedauern auch noch kein fähiges Mitglied zur Verfügung gestellt, dass im Namen und im Auftrag des Grafen die Geschäfte im Händler- und Handwerkerviertel fortführte. Ohne dass weitere nennenswerte Einnahmen in die Kassen des Großhändlers flossen, mussten horrende Kosten bezahlt werden.

    Maximus Athorius Laenar hatte Zugriff auf erhebliche Finanzmittel. Nicht zuletzt aus dem durch die Händlergilde angeordneten, spekulativen Lebensmittelhändler und auch aus den bisweilen fragwürdigen Kreditgeschäften. Doch es galt den Überblick zu behalten und Maßnahmen zu treffen, sollten die aus Zinsen erwirtschafteten Einnahmen nicht mehr ausreichen, um die Ausgaben zumindest in einem gewissen Maße zu kompensieren.

    Gerade als Maximus die Ausgaben der letzten Woche zusammenrechnen wollte, klopfte es an der Tür. "Was!?" fragte er genervt. "Verzeiht, mein Herr. Ein Mann namens Slicer wünscht Euch zu sprechen. Er sei in einer dringenden, geschäftlichen Angelegenheit gekommen." erwiderte Adalbert. Der Graf legte den Gänsekiel nieder und überlegte einen kurzen Augenblick. Der Name kam ihm nicht sonderlich bekannt vor. Möglicherweise war es ein Laufbursche eines reichen Kaufmanns aus der Nachbarschaft. "Er soll im Empfangsbereich warten..." antwortete Maximus.

    Doch der Graf dachte gar nicht daran, seine Arbeit zu unterbrechen. Als Mann des adligen Geschlechts war seine Zeit kostbar und er entschied darüber, wann er diese für den gemeinen Pöbel opferte. Eine ganze Weile später, als er das Kassenbuch auf Vollständigkeit geprüft hatte, verließ er sein Arbeitszimmer und lief über die steinernde Treppe zum ersten Geschoss hinunter. Dort nahm Maximus an seiner großen Tafel platz, an der er es nicht nur zu speisen bevorzugte, sondern auch geschäftliche Angelegenheiten abzuwickeln. Wartend schaute der Graf seinen Kammerdiener an, als er wenig später seine Stimme erhob: "Nun bring ihn schon her..."

    Adalbert nickte eifrig und lief in den Empfangsbereich. Als er in Begleitung von Bragan den unerwarteten und auch ungebetenen Gast wiederkam, war sich Maximus vor Allem Eines sicher. Der Mann war kein Laufbursche der feinen Gesellschaft. Denn ebenso wie der Graf selbst, legten auch die gut betuchten Bürgerinnen und Bürger der Hafenstadt wert darauf, dass ihr Dienstpersonal nicht mit dem Pöbel auf der Straße verwechselt wurde. Je sauberer die Kleidung der Bediensteten war, desto wohlhabender war der Dienstherr. "Maximus Athorius Laenar IV., Graf von Verdistis. Ich will für Euch hoffen, dass Ihr nicht meine Zeit verschwendet. Was wollt Ihr!?"

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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Die Zeit war öde vor sich hin geflossen wie der zähe Wachs der protzigen Kerzen, die auf noch protzigere Kerzenständer aus Gold, Silber und anderen wertvollen Materialien gesteckt worden waren. Slicers geschäftiges Grinsen war als erstes in sich zusammengebrochen, nur dicht gefolgt vom Kennerblick des alten Diebes, der den Reichen gerne mal die eine oder andere Sache entwendete, um sie den Armen... nicht zu geben? Slicer konnte kaum an sich halten und seufte einige Male leise vor sich hin. So weit es ihm möglich gewesen war ohne unverschämt zu wirken, hatte er es sich dann bequem gemacht.

    Als er dann endlich vor den ungeduldigen Grafen gezerrt wurde, der den unerwarteten Gast einer oberflächlichen Musterung unterzog und ihn schlussendlich als wertlosen Streuner abstempelte, war das Slicers Laune nicht eben zuträglich. Das war der Grund -einer der Gründe-, wieso er so ungerne mit dem reichen Pack verhandelte oder verkehrte. Sie waren Arrogant, Oberflächlich und hatten nicht mal den Anstand es zu verbergen. Das sie den armen Pöbel nicht selten brauchten, um ihre niederen Geschäfte abzuwickeln, schienen sie bewusst zu verdrängen. Doch er bewahrte die Haltung. Weder wollte er sich von diesem reichen Rüpel aus dem Konzept bringen lassen, noch Lukars Geschäfte -und somit auch seine Geschäft!- unnötig in Gefahr bringen.

    "Ich grüße euch." Erwiderte Slicer ebenso kalt wie aalglatt, wobei er keinerlei Anstalten machte, auf den Mann zuzutreten. Die angespannte Körperhaltung war selbst unter dessen edlen Wams zu erkennen. Der Gauner wollte nicht riskieren, dass der Grobian von Leibwächter, der öfter um den Großhändler stromerte als es Slicer lieb war, auf ungesunde Gedanken kam.
    "Eure Zeit will ich nicht verschwenden. Anders als euer Diener hier vermutet, bin ich kein erbärmlicher Bettler oder Bittsteller." Der Gedanke brachte ihn zum Schmunzeln. Vielleicht sollte er einigen Bettlern an der Straße erzählen, bei dem großzügigen Herren hier wäre einiges zu holen?
    "Ich bin im Namen meines Auftraggebers Lukar Durand weit gereist, um euch dies hier zu überreichen." Fuhr er so gefasst fort wie ihm möglich war und zog dabei betont langsam den Brief seines Freundes und Partners aus dem Umhang. Misstrauisch beäugte er das geschlossene Siegel. Gewiss, er wollte die Zeit dieses Händlers nicht verschwenden. War nur zu hoffen, dass selbiges auf den Inhalt zutraf. Er überreichte das Schreiben dem diensteifrigen Handlanger, der das Pergament an den scheinbaren Händler weiterreichte.

    Ehrenwerter Graf Maximus Laenar,
    Vielleicht erinnert ihr euch meiner. Mein Name ist Lukar Durand. Vor geraumer Zeit bat ich euch um eine größere Lieferung an Mitteln, die ihr aller Widrigkeiten zum Trotz zu meiner vollen Zufriedenheit bereitstellen konntet. Mit diesem Schreibe ersuche ich erneut eure fähigen Dienste, und dies in gleich zwei Angelegenheit:

    Das erste Anliegen betrifft erneut die Lieferung gewisser Rohstoffe.
    Mir ist bewusst, wie es um die Stadt und insbesondere den Hafen bestellt ist. Doch habe ich Zeit. Ich vertraue darauf, das ihr und die Gilde bald wieder vollen Zugriff auf den Hafen haben werden. Solltet ihr in der Lage sein, die gelisteten Dinge zu beschaffen, ist mein Vertreter berechtigt, einen vorläufigen Pfand für euch auszustellen, so wie er auch sonst berechtigt ist in meinem Namen zu sprechen.
    Die volle Bezahlung erfolgt, sobald ihr die Güter versenden könnt.

    Anbei die Liste jener Güter, um die ich euch ersuchte:
    3 Dutzend Bergbaupickel
    8 Ballen Leinen, grob.
    3 Dutzend Häute, Snapperleder
    2 Packete Rohlinge, Eisen
    1 Karte des Festlandes

    Mein zweites Anliegen ist unabhängig von dieser Lieferung.
    Ich bin derzeit auf der Suche nach einigen schriftlichen Unikaten. Namentlich:
    -'Sagen und Legenden der Wüste', Varantische Sammlung an regionalen Erzählungen, wohlmöglich mehrere Bänder
    -'Reiseaufzeichnungen des Abu Abdul Ibrahan', Reisetagebuch eines Händlers der Assassinen, Abschriften eher Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich

    Es würde mich freuen, wenn ihr mir rückmelden würdet, ob ihr sie durch einige eurer Handelskontakte beschaffen könntet. Alle bei der Recherche und/oder Beschaffung anfallenden Unkosten würden durch meine Unternehmungen gedeckt werden.

    Mit besten Grüßen verbleibe ich und wünsche euch weiterhin gute Geschäfte,
    Lukar Durand"


    Slicer sah zu, wie der vermeintliche Graf das Siegel betrachtete, brach und sich an das Studium des Schriftstückes machte. Der Anblick erinnerte ihn fatal an Lukar. Fehlten nur die unzähligen Pergamente, Zahlenbücher und der ganze formale Krempel den der Glatzkopf so gerne um sich hatte. Der Gaunver blickte hinüber zu Bragan, der ihn wie eine regungslose Statue anstierte. Slicer erwiederte den eisigen Blick. Wirkte er neben Lukar auch so? Das musste er den Händler unbedingt mal fragen...

  7. Beiträge anzeigen #7
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Während der Großhändler die Zeilen des ihm überreichten Pergaments las, versuchte er sich an den Mann zu erinnern, der sie geschrieben hatte. Spätestens als Maximus die aufgeführten Waren sah, fiel es ihm wieder ein: Lukar Durand hatte vor etlichen Monaten diverse Baumaterialien bestellt, die der Großhändler zum Teil über das fürstliche Handelskontor besorgen musste. Auch erinnerte sich Maximus wieder daran, dass der Mann seine Bezahlung zuverlässig und pünktlich entrichtete. Nichts desto trotz gehörte er ganz offensichtlich einem Klientel an, dass das Adelshaus Verdistis nur noch hinter vorgehaltener Hand beliefern wollte.

    Innerlich seufzte der Graf aber auch beim Anblick der Warenliste. Zu lange hatte er die Herkunft seiner Familie durch den Handel mit gewöhnlichen Gebrauchsgütern untergraben. Hätte die Händlergilde bereits einen geeigneten Händler zur Verfügung gestellt, würde sich der Graf mit derlei Belanglosigkeiten nicht beschäftigen müssen. Dennoch war sich Maximus auch zweifelsohne bewusst, dass zusätzliche Einnahmen nicht schaden konnten.

    "Nun... du kannst deinem Herrn ausrichten, dass ich diesen Auftrag annehme. Die Erfüllung erfolgt, nachdem der Aufstand im Hafenviertel beendet wurde. Ab dann dürften zwei Wochen genügen, um die benötigten Waren bereitzustellen. Ich erwarte eine Anzahlung von 50 Prozent in Gold oder einen gleichwertigen Pfand. Diese Bedingungen sind nicht verhandelbar."

    Einen kurzen Moment hielt Maximus inne, ehe er erneut die Stimme erhob: "Was die verlangten Bücher betrifft... Mir sind einige Werke sehr wohl bekannt, wenngleich ich sie nicht in meinem Fundus habe. Ich kann sie wohl auch beschaffen aber das wird nicht billig."
    Geändert von Maximus (29.12.2017 um 18:24 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Der wohlhabende Graf nahm sich seine Zeit zum Lesen der Zeilen, die Lukar im geschrieben hatte.
    Slicer hatte nie einen Blick darauf geworfen. Wie hätte er es auch tun sollen, ohne das Siegel zu zerbrechen und die Gültigkeit des Schreibens somit arg in die Unglaubwürdigkeit zu ziehen? Anhand der Reaktion des Händlers versuchte Slicer abzuschätzen, ob Lukar irgendeine ausufernde oder gar kritische Forderung stellte. Doch die Miene des Grafen, geschliffen in Jahrzehnten der knallharten Geschäfte, verriet absolut nichts. Eine Lösegeldforderung war es also wohl nicht. Eher nur die Lieferung einer mittelmäßigen Menge Waren, die Lukar hier und da von den Händlern der Insel bezog. Materialien die Nötig waren, das Image des wohlwollenden, und am Aufbau der Siedlung interessierten, Händlers zu wahren.

    In diesem Glauben war Slicer dann doch sichtlich erstaunt, als Maximus Bücher ansprach. Lukar hatte viel mit Büchern zu tun. Aber diese beschriftete er durchgehend selbst. Sollte der sterbenden Glatzkopf sich in seinen letzten Tagen etwa der Lektüre irgendeiner Glaubensfiebel zuwenden wollen?

    "Ich schätze, diese Nachricht wird meinen Herren zufriedenstellen." Befand Slicer mit einem knappen Nicken. Als Maximus die drohenden Kosten ansprach, hob er die Hände als ginge ihn die ganze Sache nur herzlich wenig an.
    "Der Preis in dieser Sache ist ganz gewiss nicht meine Sorge. Herr Durand wird Nachricht von mir erhalten und euch alle Kosten erstatten. Ich bin nur hier, dafür zu Sorgen, dass beide Seiten sich an den Ablauf des Geschäfts halten. Und das ihr euren Pfand erhaltet, natürlich."

    Mit einem schelmischen Lächeln fuhr er sich über den gestutzten Kinnbart. Nicht das er ernsthaft erwartete, dass Verdistis in dieser Angelegenheit irgendwelche Stolperfallen zurechtlegte. Die ganze geschäftliche Angelegenheit schien für den Kerl doch eher eine nebensächliche Sache zu sein, die seine ohnehin schon prallen Goldreserven nur müßig füllte. Welche Ziele ein Mann wohl hatte, wenn er bereits den Reichtum besaß nach dem er sich sehnte? Schlicht noch mehr Reichtum? Oder verlangte es ihn nach weniger greifbaren Werten? Wissen, Macht, oder schlicht das Gefühl über dem gemeinen Pöbel zu stehen? So oder so, bei aller geschäftlichen Gleichgültigkeit, die Maximus an den Tag legte, schien er mit seiner Zeit doch knapp bemessen zu sein. Slicer nahm sich vor, in dieser Sache mal ein wenig Nachzuforschen. Die Ziele der Händlergilde mussten nicht die Ziele dieses Grafen sein, aber irgendwo mussten sie parallel verlaufen.

    "Glaubt ihr, schon eine grobe Schätzung wagen zu können, welche Maßnahmen im Hafen ergriffen werden, und wann? Damit ich Herr Durand entsprechend informieren kann. Bei eurer Stellung habt ihr doch sicherlich einen gewissen Überblick über die Lage."
    Wagte er einen Vorstoß in das derzeit eher kritische Thema dieser Stadt. Thorniara ohne seinen Hafen, das war ein Paladin ohne Rüstung, ein Schwarzmagier ohne Menschenopfer und ein Slicer ohne Messer. Kein Zustand, den man einer wohlhabenden Stadt wünschte.

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    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Der Graf reichte seinem Kammerdiener das Schreiben von Lukar Durand, der daraufhin gewissenhaft nickte und wenige Augenblicke später mit dem Schriftstück verschwunden war. Maximus lehnte sich unterdessen zurück, vernahm zwar die Worte seines Gegenübers aber überschlug im Kopf einige Zahlen. Im Grunde war es ihm egal gewesen, was der Diener zu berichten hatte. Ehe nicht die Vorauszahlung geleistet wurde, würde sich der Graf auch nicht weiter mit dem Auftrag befassen.

    Eine Frage des Dieners wollte Maximus aber nicht unbeantwortet lassen. Um seinen Herrn über den weiteren Werdegang zu unterrichten, wollte Slicer in Erfahrung bringen, welche Maßnahmen der Orden einleiten würde, um die Kontrolle über das Armen- und das Hafenviertel zurückzuerlangen. Natürlich verfügte der Graf über weitreichende Beziehungen und erhielt so manche brisante Information. Doch selbst sein innerhalb der Stadtwache eingesetzte Spitzel wurde nicht in alle Entscheidungen eingeweiht. Zwar lagen der Händlergilde einige Berichte vor, die über einen baldigen Einsatz der Ordenskrieger handelten. Wie diese im Detail aussahen oder wann der Orden seine Soldaten im Konkreten mobilisierte, war bisher weder zu den Mitgliedern der Händlergilde vorgedrungen, noch zu Maximus im Besonderen.

    "Natürlich offenbart mir meine gesellschaftliche Position einen gewissen Überblick über die Lage der Stadt. Du kannst deinem Herrn ausrichten, dass der Aufstand im Hafenviertel gewiss nicht länger als weitere vier Wochen andauern wird. Bis dahin muss der Orden gehandelt haben, will er die Versorgung der Stadt und seine Autorität wiederherstellen. Die Maßnahmen werden vielseitig sein aber dein Herr wird verstehen, dass wir diese strategischen Informationen nicht teilen werden." lautete die ausschweifende und zugleich ausweichende Antwort. Lediglich die Dauer des Aufstandes, glaubte Maximus zutreffend einschätzen zu können. Nicht etwa, weil er zuverlässige Informationen darüber erhalten hatte. Sondern weil es der Plan der Händlergilde war, spätestens nach Ablauf von vier weiteren Wochen ihre Drahtzieher im Hafenviertel abzuziehen und den Widerstand damit erheblich zu schwächen.
    Geändert von Maximus (28.12.2017 um 15:32 Uhr)

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    Die Bürger ist offline

    Irgendwo vor den Toren der Hafenstadt

    Wie es Dregas erwartet hatte, konnte Bauer Hektor den bisherigen Rückstand und die fällige Rate nicht aufbringen. Erst war es der viele Regen, der für die Missernte verantwortlich war. Dann regnete es wiederum zu wenig. Mal hatten die Echsenmenschen die Felder verwüstet, ein anderes Mal waren Banditen gekommen und hatten all das Gold gestohlen. Die Ausreden des Bauern waren vielseitig. Was den Vollstrecker des Grafen aber besonders nervte, war die Einfallslosigkeit des Schuldners. Er hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, eine glaubhafte Geschichte zu erfinden.

    Es wäre aber ohnehin einerlei gewesen. Dregas hatte klare Vorgaben erhalten. Entweder der Bauer würde seinen Rückstand ausgleichen können oder der Viehstall sollte in Flammen aufgehen. Dass der Bauer Hektor von der Vernichtung seiner Existenzgrundlage verschont blieb, verdankte er letztlich seiner Tochter. Die mehr unfreiwillig als freiwillig ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellte. Nur widerwillig akzeptierte Dregas die Schuldknechtschaft und machte sich wenig später zurück auf den Weg nach Thorniara. Die Tochter des Bauern begleitete ihn und sollte sich fortan in die Dienste des Grafen stellen.

    "Machst du mir Schwierigkeiten, schneide ich dir eigenhändig die Kehle durch, merk dir das!" drohte Dregas, als er zusammen mit der jungen Frau durch unwegsames Gelände lief. Er hatte die Sorge, dass die Tochter am Eingang zur Hafenstadt ein Schauspiel veranstaltete und die Wachen davon überzeugen könnte, sie sei einem Peiniger zum Opfer gefallen.

    Maximus
    Geändert von Maximus (29.12.2017 um 15:45 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Diensteilig verschwand das wohlgekleidete Helferlein mit Lukars Schreiben, ohne das Slicer jemals einen Blick darauf erhaschen würde. Maximus hatte sich indes zurückgelehnt und schien ernsthaft nachzudenken, ob über den Auftrag oder Slicers Frage bezüglich der Situation der Stadt war nicht zu sagen. Der Mörder verschränkte indes die Arme vor der Brust.

    So lauschte er neugierig den Worten Maximus zu der bevorstehenden Intervention im Hafengebiet. Maximus wagte nicht nur eine grobe, sondern ziemlich genaue Schätzung. Vier Wochen also. Bis dahin sollte der Orden eingreifen. Slicer war sich nicht sicher, was er von dieser Info halten sollte. Falls sie eine war. Es konnte ebenso gut eine beliebige Vermutung sein, und selbst wenn nicht, waren Aufstände wie der im Hafen unberechenbar. Gut möglich, dass der angeschlagene Pöbel im Hafen sich am Ende erfolgreich wehrte.
    Slicer rechnete folglich mit wesentlich mehr Zeit. Wie sollte er da so bald wie möglich an die Gebrüder Althoff herankommen? So im Gedanken blickte er den Grafen von der Seite an, und hatte plötzlich einen Geistesblitz. Ein zufriedenes Läheln stahl sich auf sein Gesicht. Das Vorhaben würde zwar einige Zeit brauchen, aber wenn der Aufstand wirklich erst innerhalb von Wochen niedergeschlagen werden sollte, passte das wie die Faust aufs Auge. Wohlmöglich konnte er dieses Vorhaben sogar mithilfe dieses Großhändlers in die Tat umsetzten. Doch zuvor galt es, Lukars Geschäft abzuschließen.

    "Ich werde es an Lukar weiterleiten. Könnt ihr dazu bereits eine vermutbare Summe nennen die euch die Beschaffung der Waren abverlangt?"

  12. Beiträge anzeigen #12
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    Abermals überschlug der Großhändler einige Zahlen im Kopf, dieses Mal aber sehr wohl dem Auftrag von Lukar Durand zugrundeliegende. Gleichzeitig versuchte er einige der bestellten Waren seinen bevorzugten Lieferanten zuzuordnen und mögliche Aufpreise zu kalkulieren. In der Vergangenheit hätte Maximus erläutert, wie sich die Preise zusammensetzen und warum mache Waren nur mit erhöhtem Aufwand besorgt werden können. Doch diese Zeiten waren vorbei. Wer bei einem Grafen einkaufen wollte, hatte die aufgerufenen Preise zu bezahlen - ohne Verhandlung.

    Aus der Innentasche seines Seidengewands zog der Großhändler ein kleineres Pergament hervor, tauchte den auf dem Tisch liegenden Gänsekiel in ein kleines Tintenfass und notierte eine Zahl. Er schob es dem Diener zu und erhob seine Stimme: "Der Preis ist nicht verhandelbar. Mehrkosten aufgrund etwaiger Ausfälle, Beschädigungen oder Zollgebühren können die Summe erhöhen."

    Die Mehrkonten bezogen sich vor Allem auf die benötigten Rohlinge. Die Erzeugnisse der vom Orden genutzten Mine wurden nicht an die Bürgerinnen und Bürger verkauft, sondern dienten ausschließlich der Ausstattung der Stadtwache und der Ordenskrieger. Die weiter südlich gelegene Mine war unterdessen noch immer von Banditen besetzt, mit denen der Graf noch keine Vereinbarung aushandeln ließ. Die Eisenrohlinge würde Maximus also erneut über das Fürstentum Caldera beziehen müssen, die für solche Ware gerne Sondergebühren verlangte.
    Geändert von Maximus (29.12.2017 um 15:48 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Dreister, monopolausnutzender Bastard.
    Der Gedanke, der Slicer durch den Kopf ging, war halb Verachtung und halb ernster Respekt. Respekt, weil der Händler sich in die begehrenswerte Position befördert hatte, in der er jede Aussicht auf Preisnachlass mit bloßer Hand zerquetschen konnte. Verachtung, weil Maximus schlicht im falschen Team in diesem Ringen um den Profit mitspielte. Lukar schien jedoch mit diesen horrenden Kosten gerechnet zu haben. Der Preis entsprach in etwa dem, was der alte Glatzkopf ihm mitgegeben hatte. Vielleicht sogar etwas weniger.
    Slicer zog das Behältnis der Goldmünzen hervor und präsentierte es Maximus, um deutlich zu machen das er sich an die Abrechnung des Preises machen würde. Im inneren fand Slicer kleinere Beutel und Säckchen vor, in die jeweils sorgfälltig hundert Goldmünzen abgezählt worden waren. Maximus würde durch blosses Nachwiegen seine Bestättigung sehen, dass Slicer ihn nicht übers Ohr hauen wollte. Der Bärtige zählte die Beutel mehrmals sorgfälltig ab, wobei lediglich drei der kleinen Säckchen überblieben. Slicer nahm sie aus dem Behältnis, legte die restlichen wieder hinein und schob das ganze dann dem wartenden Maximus entgegen.
    "Die Sache mit dem Pfand erübrigt sich wohl. " Sagte er überflüssigerweise. Weder war Maximus blind noch dumm. Vermutlich hatte der Graf selbst gierig mitgezählt. Dennoch würde Slicer sich wenn nötig auch noch die Zeit nehmen, den Grafen selbst einmal nachzählen zu lassen. Jetzt, wo er das Gold an den wohlhabenden Gierschlund abgedrückt hatte, fühlte er sich schon gleich viel besser.

  14. Beiträge anzeigen #14
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Der Graf nahm einen der kleinen Säckchen in die Hand und schätzte die darin befindliche Goldmenge anhand seines Gewichts. "Ich gehe davon aus, dass die Summe des Goldes stimmt. Nicht, dass ich dich für einen ehrlichen Bürger halten würde. Aber du bist gewiss nicht so dumm, dein Leben auf's Spiel zu setzen, indem du einen Mann meines Standes betrügst."

    Maximus glaubte nicht, dass es weitere Details zu besprechen gab. Selbst wenn, hätte er sich diese Zeit nicht genommen. Schließlich war er es schon leid, wenn die vermeintlich wohlhabenden Bürger der Hafenstadt ihre Dienstboten schickten. Mit der fragwürdigen Gestalt von Diener des Lukar Durand wollte der Graf aber gewiss keine Verhandlungen führen. "Wie dem auch sei... Ich lasse die Vertragsunterlagen zu morgen ausfertigen. Melde dich zur Mittagssonne bei meinem Kammerdiener und er wird dir die Dokumente für deinen Herrn aushändigen. Bragan wird dich nun hinaus geleiten. Guten Abend."

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    Das Händler- und Handwerkerviertel, Marktplatz

    Nach einigen Stunden in den Wäldern von Argaan hatte Hassan das Westtor der Hafenstadt erreicht und wurde von den Soldaten des Ordens kontrolliert. Die zwielichtige Gestalt kannte die Prozedur bereits, war sie doch bereits mehrere Male inmitten von Thorniara gebraucht worden. Wieder einmal musste Hassan einen Dolch abgeben, den er nur zu diesem Zwecke bei sich trug. Er wusste, dass er in der Hafenstadt keine Waffen bei sich tragen durfte, wenn er nicht über einen guten Leumund oder eine Reichsbürgerurkunde verfügte. Gewiss hätte er den Dolch auch in seinem Versteck im Weißaugengebirge lassen können. Doch es hätte unnötige Fragen aufgeworfen, warum ein Mann durch die Wälder von Argaan reiste und trotz anhaltender Bedrohungen auf jegliche Bewaffnung verzichtete.

    "Was ist das?" fragte einer der Soldaten und deutete auf zwei kleine Fläschchen. "Das ist Medizin, die mir ein Feuermagier überlassen hat. Ventros ist sein Name, falls Ihr Euch meiner Glaubhaftigkeit versichern wollt." antwortete Hassan mit freundlicher Stimme. Doch der Soldat wank ab, wollte er den Feuermagier doch scheinbar nicht wegen derlei Kleinigkeit behelligen. "Gut! Ihr dürft passieren. Willkommen in Thorniara!"

    Die Stadt hatte sich seit seinem letzten Besuch kaum verändert. Lediglich die Absperrung des Hafenviertels durch die Soldaten der Stadtwache war eine unerwartete und zugleich unvorteilhafte Veränderung gewesen, hatte Hassan doch dort einige Waffenverstecke angelegt. "Interessant." stellte er nüchtern fest, als er wenig später über den Marktplatz lief. Vorgeblich sich für die dort verkauften Waren zu interessieren, beobachtete er die Patrouillen der Soldaten und spähte mögliche Fluchtwege aus. Als er sich einen gewissen Überblick verschafft hatte, kaufte er ein kleines Schmuckstück aus Bronze und verließ den Marktplatz danach zielstrebig in Richtung der Taverne.

    Der Meuchelmörder hoffte, dass sein im Keller der Marktschänke angelegtes Versteck nicht gefunden wurde und er so auf einen Teil seiner Ausrüstung zurückgreifen konnte. Andenfalls musste sich Hassan einen anderen Plan überlegen, wie er den dringlichen Auftrag zur Zufriedenheit seines Kunden ausführen könnte.

    Maximus
    Geändert von Maximus (30.12.2017 um 21:58 Uhr)

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    Das Händler- und Handwerkerviertel, Marktplatz

    Der Orden unternahm große Anstrengungen, die Versorgung der Stadt sicherzustellen. Das gelang ihm auch weitestgehend. Nur wer erlesenere Speisen bevorzugte, musste sich im Verzicht üben oder horrende Preise auf dem freien Markt bezahlen. Entgegen dieser bedauerlichen Lage war die Speisekammer des Grafen aber reichhaltig gefüllt. Dass dies auch in Zukunft so sein würde, dafür trug Leptin die Verantwortung.

    Leptin arbeitete schon seit vielen Jahren als Koch und hatte zuletzt den Statthalter von Argaan mit allerlei Köstlichkeiten versorgt. Als der Orden die Herrschaft über die kleine Hafenstadt übernahm und der Statthalter ausgetauscht wurde, verlor Leptin seinen Arbeitsplatz. Seitdem hatte er in der Marktschänke gearbeitet und sich durch zusätzliche Aufgaben ein weiteres Zubrot verdient. Es war einem glücklichen Umstand geschuldet, dass ein alter Freund bei einem wohlhabenden Grafen eine Anstellung gefunden hatte und auf diesem Wege auch Leptin verpflichtet wurde. Es gab nicht mehr viele Bürger, die sich einen eigenen Koch leisten konnten. Denn auch die Bewohner des Reichenviertels mussten sparen. Der Graf allerdings schien sich über seine Finanzen keinerlei Gedanken machen zu müssen. Die reichhaltig gefüllte Speisekammer war eines von vielen Zeugnissen darüber.

    Doch Leptin fiel es immer schwieriger, die benötigten Zutaten auf dem Markt einzukaufen. Denn auch wenn der Preis schlichtweg keine Rolle spielte. Das Angebot war einfach nicht vorhanden. Selbst wenn der Koch eine ganze Karrenladung voll Gold bezahlen würde, hätte er keinen Schinken bekommen. "Das ist alles?" fragte Leptin ernüchternd, als er auf das Warenangebot blickte. "Ja, leider! Einer der Bauern ist mit seiner Lieferung überfällig. Mehr Fleisch habe ich im Moment nicht. Und die Preise der Jäger kann ich beim besten Willen nicht bezahlen." erwiderte der Händler. "Das ist... bedauerlich. Wie viel wollt Ihr dafür? Also für alles." fragte Leptin. Der Händler hingegen begann zu strahlen, als er antwortete: "Für alles? Also... lasst mal sehen. 400 Goldmünzen." Der Koch nickte abschätzend: "Einverstanden. Ihr liefert das Fleisch unverzüglich zum Anwesen des Grafen von Verdistis. Die Bezahlung werdet Ihr vom Kammerdiener erhalten."

    Hastig nickte der Händler und begann damit, seine gesamte Ware auf einen kleinen Karren zu verladen. Leptin hingegen seufzte. Fleisch würde er an diesem Tage nicht mehr einkaufen können und Fisch stand aufgrund des Aufstandes im Hafenviertel ebenfalls nicht zur Verfügung.

    Maximus

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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Anders als es der Vollstrecker befürchtete, hatte die Tochter des Bauern Hektor auch am Stadttor keine Schwierigkeiten gemacht. Kurz nachdem sie das Tor passiert hatten und inmitten des Marktplatzes standen, wandte sich Dregas zu der jungen Frau: "Pass auf! Wir werden jetzt den Grafen aufsuchen. Du wirst nur sprechen, wenn du gefragt wirst und dann hast du dem Grafen den nötigen Respekt zu erweisen. Sonst bringe ich dir persönlich welchen bei. Haben wir uns verstanden!?" Zögerlich nickte die junge Frau und erwiderte: "Ja, ich habe verstanden! Ich hatte Euch auch schon beim ersten Mal verstanden! Ich werde nur sprechen, wenn ich gefragt werde." Die fast schon trotzige Reaktion der Frau verärgerte Dregas, doch im Grunde war es ihm einerlei. Wenn der Graf die Schuldknechtschaft nicht akzeptieren würde, würde er die Frau auf die Straße werfen und sich doch noch dem Viehstall des Bauern annehmen.

    Wenig später standen die beiden vor dem großen Anwesen des Grafen. Noch einmal wandte sich Dregas zur jungen Frau und erhob seine Stimme: "Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst!" Der Vollstrecker klopfte an die Tür. Wie üblich dauerte es einen Moment, bis der Kammerdiener Adalbert sie öffnete. "Was wollt Ihr!?" fragte der alte Mann mit genervter Stimme. Dregas und Adalbert waren sich seit Beginn an nicht sympathisch gewesen. "Ein prachtvolles Pferd, eine lustvolle Jungfrau und Berge voller Gold! Ha, was will ich schon wollen? Ich will den Grafen sprechen. Ich bringe ihn ein neues Dienstmädchen." Abschätzig schaute der Kammerdiener zuerst den Vollstrecker an, dann musterte er die junge Frau. "Wartet hier!" sagte er, als er wenig später die Tür verschloss.

    "Wartet hier... Es wäre nett gewesen, wenn du uns reingelassen hättest!" rief Dregas gegen die verschlossene Tür und hoffte, dass Adalbert seine Worte vernommen hatte. Doch die massive Holztür ließ nur wenige Geräusche in das Anwesen dringen. Wieder verging einige Zeit, bis sich die Tür erneut öffnete: "Folgt mir!" sagte der Kammerdiener und ging voran. Die Inneneinrichtung, so kam es Dregas jedenfalls vor, war seit seinem letzten Besuch noch prunkvoller geworden. In Gold gerahmte Bilder und allerlei andere Kunstobjekte zierten die Räumlichkeiten. Auch die junge Frau schaute sich interessiert um, hatte sie doch bisher nur in einfacheren Verhältnissen auf dem Bauernhof ihres Vaters gelebt.

    Zwei Etagen mussten sie überwinden, ehe sie in die Privatgemächer des Grafen gelangten. Der Kammerdiener klopfte an die geschlossene Tür, welche zum Arbeitszimmer führte und öffnete sie danach zögerlich. "Wie Ihr es verlangt habt, mein Herr: Dregas und das erwähnte Dienstmädchen."

    Maximus

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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Erwartungsvoll schaute der Graf in die Augen seines Vollstreckers. "Was ist passiert!? Hat sich das Gold in eine Magd verwandelt!?" fragte Maximus mit abwertender Stimme. "Verzeiht, mein Herr. Wie es zu erwarten war, konnte der Bauer Hektor die Raten nicht bezahlen. Er bot an, seine Tochter in Eure Dienste zu stellen, bis dass die Schuld getilgt sei." erwiderte Dregas. Die Antwort konnte den Grafen aber keineswegs zufrieden stellen. "Wie zu erwarten war, Dregas!? Willst du damit andeuten, dass der Nichtsnutz von einem Bauern nicht kreditwürdig ist!? Dass ich möglicherweise mein Geschäft als Geldverleiher nicht beherrsche!? Ich warne dich nur einmal, Dregas: Stelle meine Geduld mit dir nicht auf die Probe." Sichtlich von der Reaktion des Grafen überrascht, senkte Dregas seinen Kopf. "Verzeiht, mein Herr. Ich habe nie an Euch gezweifelt."

    Maximus räusperte sich und schaute sich unterdessen die junge Frau an, die Dregas vom Bauernhof mitgebracht hatte. "Nun verkauft der Bauer Hektor schon seine Tochter und glaubt durch ihre Schuldknechtschaft aus der Misere zu entkommen. Ich will für dich hoffen, dass du dich als tüchtiger erweist, als dein Vater. Adalbert? Zeig ihr die Gesindekammer, soll sie sich dort von ihrer Reise ausruhen." Die junge Frau blickte nun ebenfalls überrascht drein, hatte sie doch offenbar erwartet, sofort mit der Arbeit beginnen zu müssen. Mit einem stillen Kopfnicken bedankte sie sich und verließ wenige Augenblicke später in Begleitung des Kammerdieners das Arbeitszimmer.

    Unterdessen nahm Maximus ein Pergament aus der Schublade seines Schreibtisches und erhob erneut seine Stimme "Nun also zu dir, Dregas. Der anhaltende Aufstand im Hafenviertel bringt scheinbar einige Bürger in eine... missliche Lage. Selbst einige Händler und Handwerker haben ihre monatlichen Raten nicht bezahlt. Zunächst aber sollst du den Hauptmann der Stadtwache aufsuchen. Der Krüppel hat scheinbar seine Verpflichtung vergessen. Ich möchte, dass du ihn daran erinnerst." Gehorsam nickte sein Vollstrecker und wollte das Arbeitszimmer ebenfalls verlassen, als der Graf noch hinzufügte: "Dir ist hoffentlich klar, dass dieser Krüppel von einem Hauptmann zum Orden gehört. Du wirst also freundlich und höflich sein, hast du verstanden? Gut - und nun verschwinde!"

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    "Wird man uns nicht bemerken?", fragte Isegrim den Hehler, während sie sich in den Schatten einer Gasse drückten, die voll gestellt war mit alten, teils vermoderten Kisten, deren Inhalt schon längst vergammelt oder zu Staub zerfallen war. Der Verbrecher grinste nur und deutete zu dem kleinen, ja fast mickrigen Anwesen hinauf, an welchem sie lehnten. Vernagelte Fenster, durch die Bretter jedoch war Kerzenschein zu sehen. Grim rieb sich das Kinn. Eine Bruchbude, ganz offensichtlich. Aber bewohnt. Also konnten sie entdeckt werden. Er seufzte, spürte dann ein Schulterklopfen. Damiens blasses, unrasiertes Gesicht tauchte vor ihm auf.
    "Kopf hoch, Wolf.", sprach er, "Herr Aremus ist Besitzer dieses Hauses. Sein ... neuer Wohnsitz, wohnte früher, ganz früher in dem Laden, den jetzt dieser Logarius Scato sein Eigen nennt. Der Kerl von der Händlergilde, der sich hier auf Kosten eines hohen Tiers der Gilde aushalten lässt. Fürchterlich arrogant, wollte ihm während des Markttages mal ein bisschen Schmuck verkaufen, da hat er nur eine Geste gemacht und seine Wachen wollten mich schon vertrimmen. Konnte dann aber doch schneller laufen. Diese Gilde war es jedenfalls auch, die unserem Freund Aremus das kaufmännische Genick brach. Er konnte nach dem Ausbruch der Rebellion hier nicht mehr wirklich Fuß fassen, als dann der Orden und kurz danach die Händlergilde kam, war es aus mit ihm. Er lebt jetzt nur noch mehr schlecht als recht von dem wenigen Gold, was er noch besitzt. Eiserne Reserve, die irgendwann aufgebraucht ist." - der Hehler lachte gehässig - "Geschieht ihm recht, dem Hundesohn."
    Isegrim sah zu dem zugenagelten Fenster hoch. "Was hast du gegen ihn?", fragte er vorsichtig.
    "Hat meinen Vater hintergangen", erklärte Damien langsam, "Weißt du, mein Vater ... diente vor vielen, vielen Jahren Ethorn und dessen Vater als ... Attentäter. War Mitglied einer entsprechenden Gilde, die für das Reich Argaan und die Stadt Setarrif mordete. Er verschwand irgendwann, wir blieben zurück, Mutter und ich. Ich lernte dann, du wirst es kaum glauben, bei einem Kunstschmied. Später fand ich heraus, dass mein Vater hier in Thorniara bei Herrn Aremus - damals wohlhabender Bankier unter Lord Tronter, dem damaligen Statthalter - Gold in den Tausendern für uns hinterlegt hatte. Ebenfalls ... einen Ring. Schlicht, geschwärztes Metall. Den will ich. Ist ein Erbstück. Was wir im Keller von Aremus noch so finden, Isegrim, darf dir gehören, du hast es ja entsprechend nötig. Los, zu der kleinen Pforte, die in den Garten führt. Ist natürlich verschlossen aber - Innos sei Dank! - du kannst ja Schlösser knacken. Los gehts!"
    Geändert von Isegrim (31.12.2017 um 17:21 Uhr)

  20. Beiträge anzeigen #20
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    Im Kerker

    Es dauerte einen ganzen Tag, um die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Glücklicherweise war das Versteck im Keller der Marktschänke offenbar nicht entdeckt worden, hatte Hassan die Ausrüstung doch noch immer vollständig aufgefunden. In einer Novizenrobe lief der Meuchelmörder mit bedachten Schritten durch das Händler- und Handwerkerviertel. Zielstrebig näherte er sich in Begleitung eines klirrenden Geräusches der Bastion, unter dessen steinerden Wänden der Kerker des Ordens zu finden war. Das Geräusch ging von den diversen Flaschen aus, die in einer Ledertasche immer wieder zusammenstießen und lediglich mit Wasser gefüllt waren. Die Fläschchen, die Hassan aus seiner Höhle mitgenommen hatte und für die Ausführung seines Auftrages auch benötigte, hatte er hingegen an seiner Robe befestigt.

    "Innos zum Gruße." begrüßte er einen der wachehaltenden Soldaten am Eingang der Bastion. "Meister Daron hat mich geschickt, die Gefangenen zu besuchen und sie vom gesegneten Wasser trinken zu lassen." fuhr Hassan fort, als er den Inhalt der Ledertasche dem Soldaten offenbarte. "Es sind schwere Zeiten und auch die Gefangenen..." plötzlich wurde er von dem Soldaten unterbrochen: "Ja ja, geh schon durch!" erwiderte der Mann und machte dem vermeintlichen Novizen den Weg frei. Wenig später stand Hassan vor der massiven und fest verschlossenen Holztür, die die unterirdische Kerkeranlage vom Rest der Bastion trennte. Es dauerte eine ganze Weile, ehe einer der Kerkerwachen auf das beherzte Klopfen reagierte. "Ja!?" fragte ein Soldat durch die noch immer verschlossene Tür. "Meister Daron schickt mich, die Gefangenen zu besuchen und sie vom gesegneten Wasser trinken zu lassen." wiederholte Hassan die ausgedachte Geschichte. Unter knarrender und knackender Geräusche tat sich die schwere Holztür auf und der Kerkerwächter blickte in die Augen des vermeintlichen Novizen: "Aha! Na ja, dann beeile dich. Bald werden die Lichter gelöscht."

    Und so begann Hassan mit der Maskerade, trat vor einer jeden Kerkerzelle und erkundigte sich nach dem Wohlbefinden der Gefangenen: "Innos zum Gruße, mein Freund. Ich bin Bruder Julian. Sagt, wie nennt man Euch und seid Ihr ein gläubiger Mensch?" lautete die Phrase, die Hassan immer und immer wieder aufsagte. Nicht viele der Gefangenen reagierten auf seine Worte. Nur diejenigen, die dem vermeintlichen Novizen antworteten, erhielten einen Schluck aus einer der Wasserflaschen. "Gesegnetes Wasser, damit Ihr zurück auf den rechten Pfad gelangt." sagte Hassan mit beruhigender Stimme. Tatsächlich hatte er die Flaschen nur mit Wasser aus einem der hiesigen Brunnen gefüllt. Es war weder gesegnet, noch besonders gut.

    "Innos zum Gruße, mein Freund. Ich bin Bruder Julian. Sagt, wie nennt man Euch und seid Ihr ein gläubiger Mensch?" fragte Hassan vor einer weiteren Zelle. Der dort eingesperrte Mann zeigte zunächst keine Regung, schaute dann jedoch auf und blickte in die Augen des vermeintlichen Novizen. "I-Innos sei Dank, dass jemand gekommen ist! Ich bin Cristian und bin seit Tagen eingesperrt. Bitte, Ihr müsst die Feuermagier über dieses Unrecht informieren. Ich bin Händler auf dem Marktplatz und habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen." sprach der Gefangene mit aufgeregter Stimme. Endlich hatte Hassan den gesuchten Mann gefunden.

    Beruhigend versuchte Hassan auf den Händler einzuwirken: "Wenn Ihr die Wahrheit sprecht, dann ist Euch in der Tat ein Unrecht widerfahren. Seid unbesorgt, ich werde Feuermagier Daron davon berichten. Ihr solltet nicht den Mut verlieren und neue Kraft aus dem Glauben zu Innos' schöpfen." Hassan löst die beiden Fläschchen von seiner Robe und mischte die Flüssigkeiten miteinander. Nachdem er das Fläschchen einige Male hin und her geschwenkt hatte, wurde der Inhalt wieder glasklar. "Hier! Dieser Trank hilft uns Novizen, die Konzentration beim Gebet zu behalten. Auch Euch wird er kräftigen!" Dankend nahm der Händler das Fläschchen entgegen und leerte es in einem Zug. "Danke! Ihr seid ein guter Mann! Geht Ihr nun auf direkten Weg zu Meister Daron?" fragte Cristian hoffnungsvoll. Hassan hingegen nickte freundlich und erwiderte: "Seid unbesorgt. Ihr werdet diesen Kerker noch vor dem nächsten Sonnenuntergang verlassen können. Darauf habt Ihr mein Wort!"

    Um keinen Verdacht zu erwecken, führte Hassan seine Maskerade fort, unterhielt sich mit den gesprächsbereiten Gefangenen und verteilte vermeintlich gesegnete Brunnenwasser. Einige Zeit später verabschiedete er sich vom betagten Kerkermeister und verließ die Bastion in abermals bedachten Schritten. Es galt nun die Novizenrobe abzulegen und die Stadt alsbald unauffällig zu verlassen. Seinen Auftrag hatte er jedenfalls erfüllt. In wenigen Stunden würde das Gift seine Wirkung entfalten.

    Maximus

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