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  1. Beiträge anzeigen #241
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline
    Der Feuermagier Kalthar machte sich stumm seine Notizen auf den Pergamenten, die seinen Schoß füllten. Durch die Gitterstäbe war es leicht für Kajetan die Aufzeichnungen des Feuermagiers zu verfolgen. Die Schrift des Mannes war klein, akkurat und zeigte kräftige Abstriche. Trotz dessen, dass er sie nur auf dem Kopf lesen konnte, verfolgte er jede Bewegung der Feder. Doch verstehen konnte er die Worte nicht. Der Feuermagier schien eine Art Textverschlüsselung zu verwenden.
    Es beeindruckte Kajetan, dass es dem Magier so fließend aus der Hand gelang, seine Notizen zu verschlüsseln. Er musste eine Menge Übung haben.
    Kajetan lachte leise: diese engstirnigen, ängstlichen Feuermagier.

    Der Feuermagier hob den Blick. Von dem leisen Lachen ließ er sich nicht beeindrucken. Vielmehr schien er unbehelligt mit der Befragung fortfahren zu wollen.
    »Beliars macht des Traumes? Mag ja sein, dass man sich in seinen Träumen so einiges zurecht spinnen kann, doch dieses passiert nun mal alles nur im Traum. Nichts davon ist Realität!« Der scharfe Blick peilte entlang der beeindruckenden Hakennase des Magiers. Zweifel lag in ihm.
    Ein Moment des Schweigens entstand. Kajetan wartete auf eine Fortführung der Unterhaltung. Wollte der Magier noch etwas hinzufügen? Rabenweil wartete vergeblich. Der Magier war und blieb kurz angebunden. Es war unglaublich, diese Myrtaner verstanden wirklich nichts von allgemeiner Höflichkeit.
    »Ehhh…« Kajetan seufzte. Nicht nur, das der Magier aufgrund seiner Herkunft und eingeschränkte Denkweise kaum etwas von dem verstehen würde, was er ihm zu erklären versuchte, so würde dies zusätzlich auch noch ein sehr anstrengendes Gespräch werden.
    »Um die schöpferische Kraft aus der Traumwelt in diese zu bekommen, habe ich das Rote Erz als Katalysator verwenden. Das erwähnte ich bereits… Es wäre töricht zu glauben, es gäbe nur diese eine Welt, Sphäre, Realität, nennt es wie ihr wollt… Beliar zeigt den Menschen von Anbeginn an, dass unser Sein so viel größer ist. Ihr müsst nur einmal richtig hinsehen!«
    Er lehnte sich zurück. Sein Mund war trocken und er hätte nun gerne einen frisch aufgebrühten Tee getrunken. Doch an so etwas durfte er im Kerker Thorniaras nicht einmal denken. Es blieb also nichts anderes übrig, als dem Magier schweigend dabei zuzusehen, wie er weiter seine Seiten füllte.
    »Warum hier in Thorniara? Wenn Ihr den Verantwortlichen für den Krieg in Varant wirklich etwas anhaben wolltet, dann hättet ihr Eure Pläne besser auf dem Festland oder in Vengard versucht umzusetzen.«, harkte der Priester nach, nachdem er seine Feder wieder ruhen lies.
    Kajetan schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, hier ist genau der richtige Ort für mein Vorhaben. Der Erfolg gibt mir Recht…«
    »Der Erfolg?«, der Priester fiel Kajetan zu seiner großen Überraschung ins Wort. »Ihr habt für eine Entvölkerung des Hafenviertels gesorgt, Viele arme und kranke Menschen sind gestorben, doch die, die Ihr vorgebt treffen zu wollen, waren zu keiner Zeit betroffen! Die unschuldigen Bewohner Thorniaras haben vermutlich nie in ihrem Leben etwas anderes gesehen als diese Stadt, geschweige denn Varant oder den Krieg dort. Eure Begründungen und Rechtfertigungen sind…«
    »… sind etwas, dass Ihr völlig falsch verstanden habt. Hier ist die Oberste Feuermagierin ansässig, dazu ihr ganzer Stab, der gediegene Heermeister Lord Hagen und ich habe sogar vom Schlächter von Varant gehört, doch trotz all dieser altgedienten und erhabenen Persönlichkeiten war es dem Orden nicht möglich, das Problem vernünftig in den Griff zu bekommen. Wieder einmal hat der Orden gezeigt, dass er nur eine Methode der der Konfliktbewältigung kennt, rohe Gewalt. Und obwohl schon recht bald eine Hafensperre durchgeführt wurde, so ist die Stadt doch, vorher und nun auch nachher wieder, eine beliebte Anlaufstelle für Händler aus aller Welt. Die Nachricht Eures Scheiterns hat sich also inzwischen wie von selbst weitläufig verteilt.
    Und Unschuldige? Seid ihr sicher? Ist es laut der Gesetzte Eures Ordens nicht verboten Sumpfkraut zu konsumieren? Mit vergiftetem Brunnenwasser trifft man unschuldige. Doch auch der bestialische Krieg in Varant hat mich nicht meinen Anstand vergessen lassen. Uns Varantern, die ihr Leben in der Wüste verbracht haben, ist ein Brunnen oder eine Oase ein geschützter Ort.
    Nein, ich habe die Verderbtheit dieser Stadt genutzt, um den ganzen Reich deutlichst einen Spiegel vorzuhalten. Das war das Ziel, das ist mit gelungen. Das ist mein Erfolg.
    Denn durch die vergangenen Vorkommnisse ist nun auch dem Letzten klar geworden, wie schwach der Orden ist. Und dass die Zeit gekommen ist, ihn loszuwerden und etwas Geeigneteres an seiner Statt aufzubauen. Eine Obrigkeit, zu der das Volk einen Bezug hat, die es respektiert und die das Land und Bewohner mit all seinen verschiedenen Fassetten zusammenbringen kann.«

    Redlef

  2. Beiträge anzeigen #242
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Mit dem nun nicht mehr dampfenden Suppenkessel am langen Arm und dem großen, zerschundenen Holzlöffel in der anderen Hand stapfte Redlef missmutig die Treppe in den Bastionskerker hinunter. Er hatte Pons gebeten ab und zu im Kerker aushelfen zu dürfen, um sich ein paar Extramünzen dazu verdienen zu können. Denn es war Monatsanfang und eigentlich wäre vor ein paar Tagen die Rate an den Grafen fällig gewesen. Doch noch hatte er das fällige Geld nicht zusammen. Obwohl er so viel dafür getan hatte:
    Er kannte nun zwei Schmugglerrouten in die Stadt in der Wahren ungesehen an der Wache und am Gesetz vorbei geschleust werden konnten. Soweit Red wusste, brachten die Schmuggler dort Erzeugnisse von den umliegenden Höfen um Stewark und auch einige höherwertige Erzeugnisse aus der besetzten Stadt nach Thorniara gebracht. Obwohl die Männer ihm versichert hatten, dass es sich ausschließlich um dringend benötigte Wahren, wie Kräuter oder Eisen nach Thorniara gebracht wurden. Doch sicher sein konnte er sich nicht. Genauso gut konnten sie auch Nachrichten transportieren. Sollte das der Fall sein, dann würde Red wegen Hochverrates Hängen, doch darüber machte er sich erst einmal keine Sorgen. Die Schmuggler wirkten nicht professionell genug, um wirklich Spione zu sein. Er hatte ein paar Bauern ertappt, die versuchten ihre schmalen Geldbeutel aufzufüllen.
    Und daran beteiligte er sich nun. Leider handelte es sich um unbedeutende Routen und so war sein Anteil auch eher als Unbedeutend zu bezeichnen. Besonders, wenn er seinen Schuldenberg betrachtete.
    Also schuftete er nun wieder im Kerker, um zu mindestens diesem Monat über die Runden zu kommen.

    Dementsprechend übel gelaunt stieß er die Tür zum Kerker auf. Sobald die Gefangenen die Kelle in seiner Hand sahen begann der Tumult. Es gab die einzige Mahlzeit des Tages und sie alle hatten Hunger. Dieses ließen sie ihn lautstark wissen. Redlef ignorierte die Rufe und Beleidigungen. Er war das ganze Spektakel von früher noch gut gewöhnt. Vielmehr zog ein Feuermagier, der weiter Hinten im Gang vor einer Zelle saß seine Aufmerksamkeit auf sich. Mechanisch goss er volle Schöpflöffel in die vor den Zellen bereit gestellten Schalen der Gefangenen und schob sie dann durch die Gitterstäbe in die gierigen Finger der Gefangenen. Während er weiter die Suppe ausschenkte blieben seine Blicke auf den Magier gerichtet. Er sprach anscheinend mit Rabenweil. Die angenehme Stimme des Varanters war unter dem ganzen Lärm immer noch zu vernehmen und löste ungute Gefühle in Red aus. Es lag etwas wie Magie in seinem Ton. Und das obwohl er ununterbrochen die Handschellen der Obersten Feuermagierin trug, also überhaupt nicht zu Magieanwendung fähig war. Davon schien auch der Feuermagier überzeugt zu sein, denn er saß ruhig und ganz allein vor den Gittern.
    Diese Stimme, seine Worte, sie waren wieder langersehnte Regen durch den geöffneten Himmel auf Redlefs ausgedörrten Boden geschlagen. Das worüber sie gesprochen hatte, ging ihm seit her nicht mehr aus dem Kopf. Daher interessierte es ihn nun auch brennend, was die beiden Männer dort besprachen.
    Als Red seinen Blick schweifen ließ, bemerkte er, dass nicht nur ihn das Gespräch sehr interessierte. An den Gittern einer Zelle ungefähr mittig im Gang hang ein Kerl an, der Redlef bisher noch nicht aufgefallen war. Er musste ein Frischling sein.
    …und gleich fielen ihn die Ohren ab, wenn er weiter so angestrengt versuchte dem Gespräch zu folgen.

    Schweigend bewegte sich Red auf die Zelle zu, doch bevor er auch nur den ersten Schritt gesetzt hatte, zog sich der Kerl auf seine Pritsche zurück. Schade, dachte er sich, zu gerne hätte ich ihm welche verpasst. »Hier wird nicht gelauscht«, bellte der Fähnrich. »Andernfalls kann ich dich auch rüber in die Folterkammer bringen, wenn du so dringend an einer Befragung teilnehmen möchtest!«
    Geändert von Redlef (12.09.2018 um 21:17 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #243
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Der Schlag von Holz auf Finger. Ein widerliches Patschen, das eher an einen Familienabend und ungezogene Bengel erinnerte, die sich beim Essen nicht benehmen konnten.
    Wie Ungeziefer zogen sich die wunden Finger ins Innere der Zelle zurück.
    "Fein. Folterkammer klingt nach Abwechslung." Knurrte Slicer, die Rückseiten seiner Hände mehr aus Reflex als echtem Interesse musternd. Er blickte zu dem Kerl hoch der ihm die jämmerliche Tortur verpasst hatte. Jap, Folterkammer klang wirklich ausgezeichnet. Vielleicht konnte er dem zustandigen Knecht einige Tips verraten, oder einfach ein unterhaltes Gespräch zwischen zwei Experten führen? Das wäre ihm die Streckbank beinahe wert gewesen. Statt jedoch diesen Vorschlag laut auszusprechen und noch weitere Prügeln vonseiten des Humorlosen Rotschopfes zu riskieren, griff er fahrig nach der winzigen Holzschale und reckte sie dem Mann wortlos entgegen. Slicer wartete geflissentlich auf seinen Anteil, indes die Männer und Frauen um ihn herum zetterten und meckerten. Die Verzweiflung trieb sie. Slicer jedoch, der nicht gedachte noch lange hier zu bleiben, mühte sich nicht. Bald schon hielt er den lieblosen Fraß in Händen. Ihm war dabei keineswegs entgegen, dass der fussige Knastwächter mit den Gedanken woanders zu sein schien. Nicht lauschen, hm? Slicer lächelte sich in den Bart und stellte die Schale vorsichtig neben sich.
    "Was die beiden besprechen kann wohl kaum so wichtig sein. Sonst würden sie es nicht offen vor allen tun, richtig? Außerdem. Was soll ein drogenpantschender Schwarzmagier schon interessantes zu berichten haben?" Es kostete ihn einige Mühe, nicht in einem meckernden Gelächter auszusprechen. Stattdessen strich er sich eine dunkle Strähne aus dem Gesicht und behielt den Blick misstrauisch auf der Suppenkelle, die jederzeit erneut zuschlagen konnte. Slicer hatte keine Lust auf Suppe in den Haaren.
    "Bevor ihr geht, tüchtiger Suppenmeister. So mies gelaunt ihr auch seid und so sehr ich euer schlechte Laune sicherlich verdient habe, aus welchem Grund auch immer... ich wäre tatsächlich daran interessiert, mit jemanden zu sprechen. Und so anregend ich einen disput mit dem Folterknecht auch fände.... ich würde es vorziehen, äh, ungezwungener vorzutragen. Ob ihr so gnädig sein könntet, es die Ränge hochrieseln zu lassen?"

  4. Beiträge anzeigen #244
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Red genoss den trotzigen Blick, den der Gefangene ihm zuwarf. Es war stumpf, doch diese kleinen Gemeinheiten erheiterten ihn. Doch der freche Spruch vermieste ihm dann sogleich wieder die Laune. Genervt füllte er dem Kerl die Schale und warf danach einen genaueren Blick in die Zelle. Der Streuner saß alleine darin. Ungewöhnlich, da der Kerker erneut gut besucht war. Die Nachwirkungen dieses roten Sumpfkrautes waren immer noch deutlich spürbar.
    Doch dieser Umstand kam ihm sehr gelegen. Er hatte erneut die Aufforderung erhalten, Olivia endlich aus seinem Keller zu schaffen. Eigentlich sollte er sie komplett entlassen, doch solange sie niemand sicher weit weg von der Stadt brachte, wollte er sie nicht einfach laufen lassen. Wenn er sie hierher brachte, dann war die Chance gut, dass Pons sich dieser Problemperson annahm, dann hatte er es zu mindestens von der Liste…
    »Wenn du dir selbst einen Gefallen tun willst, dann höre besser nicht hin. Der Kerl ist dem Tode geweiht und wenn du hier nicht unangenehm auffallen willst, dann schere dich nicht um seine Angelegenheiten. Dass du aber mit jemandem reden möchtest, kann ich gut verstehen. Ist ja sonst etwas langweilig hier drin.«
    Redlef verzog seine Lippen zu einem kurzen Grinsen. Der Gedanke Olivia zu so einem schmierigen Typen in die Zelle zu stecken, erheiterte ihn nun doch wieder.

    Wortlos wandte er sich ab und fuhr mit seiner Suppenrunde fort. Der Dienst war immer noch kein Vergnügen. Die auf ihn einprasselnden Beleidigungen perlten einfach an ihm ab. Doch als einer der Gefangenen ihm die gefüllte Suppenschale an den Kopf warf, riss ihm der Geduldsfaden. Er ließ den Kessel fallen, wobei die Hälfte der Suppe sich über den dreckigen Kerkergang verteilte, riss die Zellentür auf und vertrimmte den Kerl, bis er zusammengekrümmt auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte.
    Danach war es im Gefängnis sehr viel ruhiger und er konnte ohne weitere Behelligungen den Rest der Suppe aufteilen. Auch als der Kessel leer war, und einige Gefangene nichts mehr abbekamen, blieb es ruhiger als sonst.

    Nach dem er den Kessel zurück in die Küche gebracht hatte, machte er sich sofort auf den Weg zu seinem Haus. Olivia sah ihn verängstigt an, als er ihre Zelle betrat. Sie zitterte, als er ihr Handgelenk griff und ihr die schwere Geige anlegte. Über ihre Lippen kam jedoch kein Mucks. Als er sie ans Tageslicht zerrte bedeckte sie leise jammernd ihre Augen. Tatsächlich hatte seit Monaten kein Tageslicht ihre blasse Haut bestrahlt. Überhaupt fiel Red erst jetzt im Licht auf, wie beschissen sie aussah. Das Haar verfilzt, der Körper bis auf die Knochen Abgemagert, das Gesicht eingefallen, die Augen lagen in tiefen dunklen Höhlen. Doch Mitleid verspürte er keines mit der jungen Frau. Sie und dieser Noxus hatten ihm Schlimmes angetan.
    Als sie die Bastion betraten, glaubte er ein leises Schluchzten zu hören. Doch erst als er sie in den Zellengang geschleift hatte, würdigte er sie wieder eines genauen Blickes.
    »Willkommen in deiner neuen Zelle, Rabenweil. Benimm dich, sonst wird dein Vater am Ende doch noch mit anhören müssen, wie sein Töchterchen quiekt…« Die Worte waren nicht mehr als ein leises Zischen. Olivia schien zu verstehen, worauf er hinauswollte, als er sie zu dem Fremden in die Zelle schob. In den dunklen Augenhöhlen glomm ein böses Feuer.
    Red war erstaunt, nicht einmal die gefühlte Ewigkeit in der dunklen Zelle hatte sie restlos brechen können…

    Red hörte wie sein Name aus dem Treppenaufgang gerufen wurde, so verschloss er die Gittertür und wandte sich ab. Olivia und den Kerl überließ er ihrem Schicksal.

  5. Beiträge anzeigen #245
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Was hatte sich Slicer auch groß von diesem Drecksack von Milizmännchen erwartet? Ohne auf seine überraschend ernstgemeinte Bitte einzugehen war der Kerl mit seinem niedrigen Tagewerk fortgefahren, hatte den einen oder anderen Knastbruder brutal zusammengeknüppelt und war dann wortlos verschwunden. Die Schläge des Mistkerls hatten zumindest einen positiven Effekt gehabt: Der infernalische Lärm im Kerker war abgeeebt und das Gespräch zwischen dem Magier und diesem totgeweihten Hexer leichter zu belauschen gewesen. Nicht das sie noch etwas von sich gegeben hätten was von relevanz gewesen wäre.

    So hatte Slicer den Augenblick der Ruhe genutzt, es sich in einer der Ecken so bequem wie möglich zu machen und die kalte Brühe zu verspeisen. Sie schmeckte, als hätte der Koch einfach die Fleischwanzen, die seine Küche unsicher machten, in den Topf geworfen, die Abfälle der letzten Wochen reingekippt und das ganze einmal schwungvoll umgerührt. Was gäbe Slicer jetzt nicht für einen Apfel? Knackig und Saftig und Stärkend.
    Angewidert stellte er die halbleere Schüssel auf den Boden neben sich und umschlang seinen Oberkörper mit den Armen. Er rieb sich die Schultern, aber es brachte wenig. Zugegeben, diese kühle, feuchte, ecklige Atmosphäre war ein geniestreich, um selbst den härtesten Mann zum Singen zu bringen. Slicer ertappte sich dabei, wie er unter klappernden Zähnen kurz daran dachte, was er wohl alles gestehen würde wenn er an die Reihe kam. Ein saß er wegen der Unsicherheit und Pingeligkeit der Beamten. Bestraft werden könnte man ihn am Ende wegen Mordes und organisiertem Sumpfkrautschmuggel. Düstere Gedanken.
    Slicer wischte sie fort und hob langsam den Kopf, als die schwere Tür zum Kerkertrack sich erneut schwerfällig öffnete und einer der Wärter offenbar hereintrat. Sofort wurde das anfängliche Gemurmel der unnützen Zellenwärmer wieder leise. Wieder dieser Rotschopf? Slicer verspürte beinahe soetwas wie Hoffnung, dass der doch Meldung gemacht hatte. Eine Hoffnung die brutal zerschlagen wurde als der rote Griesgram tatsächlich vor seiner Zelle stand- ein junges Mädchen im Schlepptau, dem man allerdings kaum noch ansah ob es nun männlein oder weiblein war. Wo auch immer sie gefangen gehalten worden war... viel Menschliches hatte diese Zeit nicht an ihr gelassen. Ohne Slicer auch nur eines Blicken zu würdigen stieß der Griesgram diese Rabenweil in die Zelle hinein und verschwand mit einem genüsslichen Grinsen. Was gäbe Slicer jetzt alles für eine Tauschung ihrer Plätze?

    Slicer streckte gelangweilt eines seiner Beine aus und legte über das leicht angewinkelte Knie einen seiner Arme. Die beiden neuen Zellenbewohner starrten sich aus dunklen Augen an. Auch wenn das Gesicht, das Slicer entgegebenblickte, von Sorge und Leid zerfressen war, hatte der eisige Blick der jungen Dame das gewisse Etwas. Was sie wohl angestellt haben mochte? Angesichts ihrer Behandlung musste es Grausam, Hinterhältig oder Allgemeingefährlich gewesen sein. Vielleicht auch alles zusammer.
    "Einfach Scheiße, was?" War der erste Satz, der ihm klugerweise einfiel. Ein zynisches Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht das dringend mal wieder rasiert gehörte. Seine Zellengenossin schwieg, ihre Augen gingen auf die halbleere Schale. Slicer folgte ihrem Blick, sah dann mehrere Male zwischen der Frau und der Schale hin und her, ehe er leise fluchte.
    "Ach Beliar, was solls." Er gab der Schale mit seiner linken Hand einen kröftigen Schubser und beförderte sie so über den Boden zu seiner neuen Mitbewohnerin. Sie sah zwar nicht aus als würde sie es noch lange machen, aber vielleicht würde sie wenigstens zum einen oder anderen Gespräch taugen, wenn er sich nicht völlig danebenbenahm.
    "Ich bin übrigens Slicer." Fügte er mit einem müden Lächeln hinzu als sie mit knochigen Fingern nach der Schale griff. "Und das hier ist meine bescheidene Behausung."

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    Olivia musterte den Fremden, zu dem Redlef sie in die Zelle geschoben hatte. Ein spitzes Gesicht, dunkle Haare, struppiger Bart und ein intensiver Blick. Olivia kannte diesen Blick, man fand ihn häufig bei dem einen oder anderen Zirkelmagier. Er sprach von einer Beherrschtheit, die es brauchte die inneren Dämonen im Griff zu halten. Unwillkürlich musste sie an Ihren alten Meiser Joe Black denken, der häufig nach einem Kampf denselben Blick in den Augen hatte. Dann wenn die Gefahr eigentlich vorbei war, er aber dennoch weiter angespannt Wachsam blieb.
    Oder täuschte sie sich und es war einfach der Blick eines hungrigen Wolfes? Der verfluchte Cast hatte sie sicherlich nicht in eine bessere Zelle mit Gesellschaft verlegt, um ihr etwas Gutes zu tun. Ganz im Gegenteil, seine Anspielung eben ließ sie auf etwas Schlimmes schließen.
    Stocksteif blieb sie an der Gittertür stehen, im Schein der Fackel im Gang und betrachtete ihren Gegenüber misstrauisch. Sie wagte es nicht einmal den Kopf zu verdrehen, um nach ihrem Vater Ausschau zu halten, der nach Angaben Casts nicht weit entfernt sitzen sollte.
    »Einfach Scheiße, was?« Sollte das Konversation sein? Olivias Magen knurrte. Doch solange sie diesen Kerl nicht genauer einschätzen konnte, wollte sie sich hüten auf irgendetwas einzugehen. Er testete sie bestimmt, das war eine Falle.
    Sie biss sich auf die Lippen und versuchte mehr von ihrem Umfeld zu analysieren. Ihr Blick fiel auf die Suppenschale. Eine Suppenschale… Es war noch Suppe darin… Mit etwas aufgeweichtem Brot sogar…
    Ihre Innereien wanden sich vor Hunger, der Magen brüllte wie eine wütende Mähnenkatze.
    »Ach Beliar, was soll‘s.« Mit dem Leisten Geräusch von Keramik, die über Stein rutschte kam die Schale vor ihren Füßen zum Stehen. Olivia überlegte nicht lange und Griff danach. Was nutze all die Vorsicht und das Misstrauen. Wenn sie sich kaum noch auf den Füßen halten konnte.
    Gierig trank sie die lauwarme Suppe und achtete peinlichst genau darauf nichts zu verschütten. Jeder Tropfen war kostbar. Besonders das aufgeweichte Brot, welches sie mit ihren dreckigen Fingern aus der Schale fischte und ungeachtet, des pappigen Geschmacks auch sogleich unzerkaut verschlang.
    Erst nachdem sie den letzten Tropfen mit der Zunge von der Schalenwand geleckt hatte blickte sie wieder zu ihrem Leidensgenossen herüber. Mit etwas Warmen im Bauch, sah er gleich weniger Bedrohlich aus.
    Olivia bemerkte selbst, dass sie sich von der warmen Speise hatte kaufen lassen. Effektiv hatte sich der Kerl ja gar nicht verändert. Dennoch. Ein müdes Lächeln lag auf seinem Gesicht und sein abgekämpfter Zynismus gefiel ihr.
    »Angenehm Eure Bekanntschaft zu machen, Herr Slicer. Ich bin Olivia Rabenweil, da mein Vater auch in diesem Loch sitzen soll, habt Ihr sicherlich schon von mir gehört.«
    Sie ging langsam in die Hocke und setze die Schale behutsam auf den Boden ab.
    »Warum man mich so überstürzt in Eure Zelle gebracht hat, weiß ich nicht«, fuhr sie fort, als sie sich wieder erhoben hatte. Mit verschränkten Armen lehnte sie an den Gittern zum Gang. Ihre Hände hatte sie unter ihren Achseln versteckt. Sie schämte sich, nun da sie wieder klarer denken konnte, für ihr Aussehen. »Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass mich der alte Cast in seinem Keller verrotten lässt. Wie Ihr seht fehlte ja auch nicht mehr viel bis dahin. Doch was wundere ich mich? Es ist für niemanden überraschend, dass diese Feuerwürste so nachtragend sind…« Sie dachte an Noxus und die Zeit, in der ihr lieber Freund und sie Redlef Cast in ihren Fingern gehabt haben. Plötzlich sah sie die Szene wieder vor sich, in der Noxus auf dem gefesselten Cast hockte und ihm mit seinem eigenen cast’schen Familiendolch den Namen Noxus in großen Lettern in den Rücken schnitt. Für einen Moment ließ sie ihren Blick, in Erinnerungen schwelgend, schweifen und lächelte dabei.
    »Meine Geburt als Tochter meines Vaters und die Tatsache, dass ich einige Zeit die mäcchte Beliars studierte, sind wohl der Hauptgrund, warum ich hier sitze, die schlechte Behandlung habe ich einer kleinen Verstümmelung Casts durch einen Freund zu verdanken.« Olivia sprach leise und beherrscht. Sie verbannte alle Emotionen aus ihren Worten. Dieser Slicer sollte sie nicht als schwächliche Frau verstehen. Zwar sah sie wie eine mitleidserweckende Vogelscheuche aus, doch sie hatte sich mit ihrem Schicksal abgefunden und empfand sogar große Dankbarkeit, dass sie ihren Vater noch einmal sehen und sprechen durfte bevor die Zeit auf dieser Erde für sie beide zu Ende ging.
    »Und warum dürft Ihr die Gastfreundschaft des Ordens genießen?«

  7. Beiträge anzeigen #247
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    „Eigentlich... habe ich das nicht.“ Sich auf der trockenen Unterlippe herumnagend inspizierte er sie noch einmal von oben nach unten, von links nach rechts... Irgendwo in seinm Hinterkopf zupfte es tatsächlich. Eine vage Ahnung als hätte er zumindest ihr Gesicht schon einmal gesehen. Aber letztlich war ihm nur der Nachname ein Begriff, und auch das erst seit einigen Stunden. Rabenweil. Einprägsam und durchaus klangvoll war der Name zwischen dem Hexer und dem Feuermagier eins ums andere Mal gefallen.
    „Dennoch. Ich habe so ein Gefühl... und das täuscht mich selten...“ Mit einem schnauben verwarf er den Gedanken. Wenn es wichtig war diese Vogelscheuche zu kennen, würde er sich schon noch daran erinnern. Ansonsten war hier und jetzt die Gelegenheit günstig, sie kennenzulernen. So lauschte er geduldig ihrer knappen Leidensgeschichte.
    „Cast?“ Unterbracht er sie schließlich dann doch mit einer nachdenklich zerknitterten Stirn.
    „Redlef Cast?“ Seine Hand hob sich unwillig und deutete mit dem Daumen gegen die Wand hinter sich, deutete symbolisch zur glitzernden Welt außerhalb der Kerkermauern.
    „Dieses häufchen Elend ist der gefürchtete Redlef Cast?“
    Niemand im Armenviertel, der ihn nicht gefürchtet hatte. Niemand im Hafenviertel, der sein Geschäft von ihm nicht bedroht gesehen hatte. Selbst wenn man ihn nie gesehen hatte, kannte man die Gerüchte. Der rothaarige Knastbaron von Thorniara, der noch jeden armseligen Galgenvogel zum Singen gebracht hatte.
    Und diese fürchterliche Gestalt hatte eben in einer dreckigen Schürze lauwarme Suppe ausgeteilt und war durch die Gänge geschlurft wie ein buckeliger Ork. Entweder war Slicer dem klassische Falle des Mannes, dessen Aussehen über seinen wahren Wert hinwegtäuschte, aufgesessen... oder Redlef Knastherr Cast waren einmal ordentlich die Flügel gestutzt worden.
    „Verstümmelung, was?“ Slicer schmunzelte beinahe sanft. Das hatte sein Interesse geweckt und erlaubte es ihm recht simpel, sein Erstaunen über ihr schnippisches Einwerfen der dunklen Künste Beliars leicht zu verbergen. „Kenne ich den Kerl zufällig?“ Kaum vorstellbar, dass es noch irgendeinen beliargläubigen Teufel auf Argaan geben sollte, der sich nicht von Blacks Verein hatte anheuern lassen. Vielleicht verband ihn doch mehr mit der ausgehungerten Prinzessin vom Rabenweils Gnaden als Gedacht?
    Derweil Slicer sich im Amüsement der Vorstellung suhlte, wie Redlef wohl zugerichtet worden war, übersah er fahrlässig Olivias verkrafte Haltung. Sie verbarg etwas, aber in diesem Moment war er von seinem ‚kleinen‘ Laster deutlch zu eingenommen um es mitzukriegen.
    „Hm.... die Wände haben Ohren...“ Erwiderte er endlich, langsam, zaghaft, mit einem suchenden Blick hin zum Gang vor den Zellen. Derzeit kein Wärter in Sicht.
    „Ich denke, der Orden weis selbst nicht so genau wieso er mich hat einsperren lassen. Die Beweislage spricht für mich und eindeutig gegen zwei kleine Idioten die sich glücklich schätzen dürfen das uns zwei dicke Mauern trennen.“ Er klang genervt und gelangweilt, und wenn er ganz ehrlich war, war er das auch. Die innere Panik, dass man seiner wahren Natur möglicherweise auf die Schliche gekommen war, natürlich ausgenommen. „Nach derzeitigem Kentnissstand bin ich Unschuldig wie ein Lamm Innos‘.“ Slicer warf die Hände hilflos in die Luft und erkenne sogleich das seine Zellengenossin ihm dies nicht abkaufte. Verdammte Verbrecherbande. Warum konnte man sich nur immer so schlecht gegenseitig belügen?
    „So oder so, ich gedenke nicht, noch lange Zeit hier zu bleiben. Und die Zelle unter dem Trommelwirbel des Herolds verlassen werde ich auch nicht. Dafür sorge ich.“ Irgendwie zumindest, du alter Angeber.
    "So. Ihr habt also die Künste Beliars eine Zeit lang studiert?" Kam er dann doch endlich auf diess Thema zu sprechen, wobei er sich ernstlich bemühte, das Thema ebenso lapidar einzuwerfen wie sie zuvor.
    "Was treibt euch dann augerechnet nach Thorniara? Ich meine... unter uns... ich bin rumgekommen und es gibt ne Menge besserer Orte für 'Ketzer' und 'Ungläubige' als Thorniara. Ganz genau genommen wäre jeder Ort auf dieser scheiß Insel besser."

  8. Beiträge anzeigen #248
    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    Als ihr Gegenüber sie unterbrach und noch einmal nachfragte ob sie bei Cast von derselben Person sprachen, musste Olivia lese lachen. „Ja, dieses Häufchen Elend, wie Ihr ihn nicht unpassend zu nennen pflegt, ist Cast.“ Sie warf nun ebenfalls einen Blick über die Schulter, doch dort war er nicht mehr zu sehen. „Was für ein Blender, wenn er es irgendwie mal geschafft hat irgendwem Respekt oder gar Angst einzuflößen…!“ Er hatte ihr Angst eingeflößt, mehr fast und tat es auch immer noch, doch zugeben konnte sie es hier an dieser Stelle nicht. Früher war er sehr viel korrekter gewesen und hielt sich strikt an die Vorgaben und Gesetzte des Ordens. Somit musste man bei ihm davon ausgehen, dass er im Namen der Gerechtigkeit, die der Orden propagierte keine Gnade walten lassen würde. Diese Unnahbarkeit und dass sie es nie geschafft hatte ihn um den Finger zu wickeln war beängstigend gewesen.
    „Früher war er ein braver Hund des Ordens gewesen. Dienst nach Vorschrift, Strafe nach Vorschrift, Leben im Sinne des Ordens, berechenbar… Jetzt ist er anders, kaputt, verbraucht, gescheitert. Mein Vater hatte einige Gespräche mit ihm, wären wir drüben in seinem Privathaus inhaftiert waren. Übrigens auch etwas, das er gegen den direkten Befehl des Ordens getanen hat. Er berichtete mir von der mehr als labialen Verfassung dieses Mannes. Besonders seit er vom Hauptmann zum einfachen Fähnrich degradiert wurde, geht es mit ihm steil bergab. Sogar der Orden hat ihn fallen gelassen. Seine Geldprobleme sollen auch immens sein. Ein riesiger Schuldenberg hat sich bei ihm wohl angehäuft und nun droht er auch noch das letzte zu verlieren, was er besitzt.“
    Olivia wollte Schadenfreude suggerieren, doch so recht gelang es ihr nicht. Mochte es Cast auch schlecht gehen, ihr würde es durch seine Hand bald noch viel schlechter ergehen. Vielleicht verlor er sein Haus, wie ihr Vater ihr gesagt hatte, doch sie sollte schon bald ihr Leben verlieren. Dieses stand fest.
    Während ihr dieses gewahr wurde sanken ihre Schultern herab. Sie schob sich in der Zelle an Herrn Slicer vorbei und lies sieh unaufgefordert neben ihm auf seine (die einzige) Bettstatt sinken.
    „Tja, vielleicht hat sein Niedergang etwas damit zu tun, was wir ihm angetan haben. Mein lieber Noxus…“ In Olivias Kehle bildete sich wie so oft ein Knoten, wenn sie an ihn dachte. Das dunkle struppige Haar, der spitze Bart und diese geheimnisvollen, blinden Augen, mit den er doch so unfassbar scharf die Wirklichkeit der Dinge wahrnahm, wie kein anderer. „Noxus… Noxus Exitus war sein Name. Er war ein Zirkelmagier, genau wie ich. Wir haben uns im Kastell kennen gelernt. Ich weiß nicht ob Ihr ihn kennt, er war ein Eigenbrötler, der nicht viel unter Leute ging.“
    Olivia betrachtete ihre leeren Finger. Hätte sie doch damals seine Hand gehaalten, sich über seinen unbändigen Stolz hinweggesetzt und ihn einfach mitgerissen. vielleicht wäre er dann nicht im Drachenfeuer gestorben, vielleicht hätte sie ihn retten können.
    Krampfartig ballte sie die Hände zu Fäusten, schluckte schwer und riss sich zusammen um die Geschichte weiter zu erzählen.
    „Wir waren in der Nähe des Sumpfgebietes unterwegs, damals zu der Zeit als ungefähr der Drache auf Argaan erschien, als uns plötzlich Cast mit seinen Männern auflauerte und uns gefangen nahm. Ich weiß gar nicht mehr wie, doch diese Bastarde überwältigten uns und schafften es, uns in den Gefängniskarren zu sperren. Großspurig ließ Cast schon verlauten, dass Noxus, nicht mehr viel vom Leben zu erwarten hatte, er solle dem Gericht der Obersten Feuermagierin vorgeführt werden und würde dann seine gereichte Strafe erhalten. Erstaunlicherweise, tat er uns aber nichts weiter. Treu der Gebote des Ordens ließ man uns in Ruhe, bis ein Gericht über uns entschied. Dabei war für Cast das Urteil längst gefällt, er wollte uns brennen sehen und das nur, da wie einem anderen Gott folgten als er…“ Ihr Gesicht verfinsterte sich. Sie wusste nicht, welchem Glauben ihr Zellengenosse anheim hing, ob er überhaupt glaubte? Doch auch wenn sie immer gerne jedem Ungläubigen die Gnade Belias näherbrachte, so kam sie doch nicht auf die Idee, jemanden stumpf und nur wegen seiner Andersgläubigkeit zu tötet. Diese radikalen Gedanken gab es zwar auch in Varant, doch die meisten Menschen brachten dafür wenig Verständnis auf.
    „So saßen wir also gefesselt in diesem Gitterkarren und wurden durch den Orkwald Richtung Thorniara gebracht, da tauchten wie aus dem Nichts ein paar dieser furchteinflößenden Echsenmenschen auf. Wie wilde Bestien stürzten sie sich auf uns. Das dumme Maultier scheute vor dem Wagen, während die schlecht ausgebildeten Kerkerwachen versuchten die Angreifer abzuwehren. Ich weiß nicht, ob Cast zu sehr damit beschäftigt war, das Tier vor dem Karen unter Kontrolle zu halten oder ob er sich einfach vor Angst in die Hose geschissen hat, doch er beteiligte sich nicht am Kampf. Vielmehr blieb er auf dem Kutschbock und als ihm das Vieh dann endlich durchging, stürzte er so unglücklich, dass sich sein Fuß an der Kutsche verfing und er mehrere hundert Schritt mitgezogen wurde. Am Ende stürzte das Maultier, der Wagen überschlug sich und die Tür sprengte auf. Da war es für Noxus und mich ein leichtes zu entkommen. Die Schlüssel für die Fesseln fanden wir bei dem bewusstlosen Kerkermeister. Ich hätte ihn liegen lassen, die Echsen hätten bestimmt den Rest erledigt, doch Noxus wollte ihn nicht diesen blutrünstigen Bestien überlassen, er nahm ihn mit und als wir uns und auch ihn in Sicherheit gebracht hatten, wollte Nox ihm etwas auf den Zahn fühlen, als er dann frech wurde, hat Noxus deutlich gemacht, dass er sich seine Arroganz und Innosversessenheit sonst wohin stecken konnte. Auch wenn ich im ersten Moment geglaubt hatte, dass er ihm die Kehle durchschneiden wollte, um das eingebildete Gefasel von einer besseren Welt endlich zu unterbinden, verschonte Noxus ihn erneut. Er drehte ihn auf den Rücken, setzte sich oben drauf und ritzte ihm mit seinem eigenen Dolch, ein sehr hübsches, ehrwürdiges Familienerbstück der Casts, seinen Namen in den Rücken. Bis heute sollte dort in großen krakeligen Lettern „NOXUS“ stehen.“ Olivia lächelte sanft. Zwar tat es ihr immer noch weh sich an Nox zu erinnern, doch all diese skurrilen Erlebnisse hatten die beiden zusammengeführt. Und auch, wenn Noxus bis zum Ende ein schwieriger Typ gewesen war, so hatte er sie doch respektiert und sie wusste, dass sie in ihm einen Freund gefunden hatte, wie sie ihn wohl nie wiederfinden konnte.

    „Ketzer und Ungläubige?“ Sie reagierte etwas barsch, auf seine letzte Frage. „Ich bin sicherlich nicht hier, weil ich hier sein möchte! Ich… wir…“, nun wurde ihre Stimme wieder leiser und sie sackte erneut in sich zusammen. „…ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Eine dumme Fehlentscheidung…“…weil sie Noxus das Leben gekostet hatte! „Sagen wir einfach, ich habe mich mitnehmen lassen. Fangen lassen… Dumm… nicht zu ändern.“
    Ganz plötzlich hatte sie keine Lust mehr mit diesem Fremden zu sprechen. Was ging es ihn überhaupt an? War doch ihr Ding, dass sie hier saß. Dass sie nicht zaubern konnte, um sich den Weg nach Hause zu erkämpfen. Sie stand ruckartig auf und schritt an das kleine Fenster, welches knapp unter der Decke in die Rückwand eingelassen war. Sie reckte sich schweigend nach oben und griff mit ihren dünnen Fingern um sie Gitterstäbe, die sie gerade so erreichte. Ein warmer Wind striff über ihre Haut. Es fühlte sich gut an. Ewas angenehmes, was sie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gespürt hatte. Zugern hätte sie sich hochgezogen, um ihr Gesicht zwischen die Gitterstäbe zu pressen, doch dazu fehlte ihr die Kraft.
    Eine ganze Zeit stand sie so da und versuchte sich schweigend vorzustellen, wie sich das warme Sonnenlicht auf ihrer Haut anfühlen musste. Sie hörte in einiger Entfernung sogar einen Vogel singen. Es war eine Nachtigall. Olivias Herz setzte einen Herzschlag aus. Das Bild ihrer Mutter erschien vor ihrem geistigen Auge. Sie erinnerte sich an das Blut, welches aus ihrer Brust quoll und über Olivias Finger floss, sie erinnerte sich an den Blick, den sie ihr im Moment ihres Sterbens zuwarf. Und da begriff sie plötzlich, dass sie nicht sterben wollte. Ihre Mutter war gegangen, ihre Brüder waren breites vor einiger Zeit gegangen. Sie alle hatten gekämpft. Damit der Rest der Familie weiterleben konnte. Auch ihr Vater saß nun friedlich hier im Gefängnis. Er leistete keine Gegenwehr und Olivia verstand nun, dass er sich wohl erhoffte, man könne sie gehen lassen, wenn er nur alle Schuld auf sich nahm. Wie dumm von Ihm! Wie konnte er nur!
    Sie blickte immer noch hoch zum Fenster. Ihre Stimme war leise, kaum mehr als ein wispern. „Ihr wollt hier verschwinden? Dann will ich mit. Ihr habt recht!“ Sie drehte ihr Gesicht in seine Richtung. „Dieses ist der beschissenste Ort auf der Insel, doch wenn ihr mir und meinem Vater hier heraushelft, dann bringe ich euch zum besten Ort auf der Insel. Wenn ihr uns dort hinbringt, dann werdet ihr alles bekommen, was Ihr euch nur vorstellen könnt. Mein Wort darauf!“ Am Ende hatte sie ihm nicht viel mehr anzubieten, als ihr Wort. Doch ihr Blick sprach mit aller Entschlossenheit. Sein Schaden würde es nicht sein, so oder so. „ihr seid kein Kind von Traurigkeit. Ich bin mir sicher, dass es einen Weg hier herausgibt, besonders, da die wirtschaftliche Lage in diesem beschissenen Loch immer noch mies ist und es sicherlich den einen oder anderen gibt, der für bestimmte Gefälligkeiten empfänglich ist. Meine Familie hat Geld…“ Sie war einen Blick in die Richtung ihres Vaters, den sie zwar nicht sehen konnte, von dem sie sich aber dennoch vorstellen konnte, dass er in seiner Umsicht immer noch irgendwo einen Notgroschen herumliegen hatte, den der Orden noch nicht gefunden hatte.

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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Zu erfahren, dass einer der gefürchtetsten Ordnungshütte der flammenden Stadt von zwei quasi dahergelaufenen Hexenküstlern zu einem Häufchen Elend zusammengestaucht wurde dass nun schuldengeknechtet und ausgelaugt durch die Gegend schlicht wie all jene, die er zuvor so rücksichtlos hinter Gitter gesperrt hatte für die kleinsten Verbrechen, musste Slicer einfach diese perfide, widerliche Grinsen abringen, für das er bei seinen eigenen Feinden so gefürchtet gewesen war. Er machte ihm auch vorallem eines deutlich: Den Grund, wieso diese Innosfatzken die Beliarmagier seit jeher als ihre Ärgsten Todfeinde betrachteten. Slicer hatte der Konflikt zwischen den beiden Glaubensrichtungen nie interessiert. Wenn er ganz ehrlich war, interessierten ihn die Hintergründe auch jetzt nicht. Doch das Beispiel mit Redlef und diesem bezaubernden Charakter von einem Noxus Exitus -warum hatte Slicer diesem Prachtkerl niemals kennengelernt?!- hielt ihm deutlich vor Augen, dass die Belisianer genau wussten, wie sie ihre ordnungsliebenden Feinde in die Weichteile boxen konnten. Das gnadenlose ausbeuten von Schwächen, die Nutzung jeder noch so perfiden Taktik, all diese hinterhältigen Grausamkeiten, für die sich ein Redlef Cast in seinen besten Zeiten niemals vom Pferd bequemt hätte. Ja, doch, diese dunklen Teufel wussten, wie sie die Feuermagier und ihre Diener aufmischten! Selbst noch in der Unterzahl und mit Proscriptionslisten quasi im ganzen Land verteilt!
    „Zu meinem Bedauern bin ich diesem Exitus niemals begegnet.“ Sinnierte Slicer mit einem beinahe verträumten Gesichtsausdruck. Wahrlich, er war kein Freund sinnloser Grausamkeiten. Aber wenn Slicer die Gelegenheit bekam würde er wie Noxus nicht zögern seine Künste sprechen zu lassen.... wie viel er von diesem Unhold in Menschengestalt hätte lernen können!
    „Ach, eine Dummheit. Schnee von Gestern. Ich bin auch nicht grade auf dem Nimbus der meisterlichen Genialität in den Kerker geschwebt. Ebenso wie du hatte ich.... Pech... eine dumme Minute... einen Moment der Unaufmerksamkeit. Aber wir leben noch, nur das zählt, und so lange können wir an unserer unbequemen Lager sicher noch etwas ändern.“
    Schadronierte Slicer so vor sich hin, indes Olivia einen emotionalen Anfall oder sowas zu haben schien. Plötzlich wieder die verstockte Vogelscheuche, schlicht sie zum Fenster hinüber und presste ihre Gesicht gegen die Gitterstäbe, als könne sie sich durch pures Wunschdenken befreien. Vielleicht war sie durch die Folter -anders konnte man ihren Zustand einfach nicht beschreiben- einfach völlig durch den Wind. Slicer zog diese Möglichkeit zumindest theoretisch in betracht, auch wenn seine eigene beschränkte Gefühlswelt ihn längst auf den Pfad der Vertraulichkeit geschickt hatte. Verdammt noch eins, er kannte dieses Gör überhaupt nicht! Sie hätte ihm grade genau so gut einen Bären aufbinden können, um ihn neugierig zu machen, sich zukünftig einen Anteil an seiner Ration zu versichern, ihn aus purer Schadenfreude mit erlogenen Geschichten nerven.... und doch glaubte er ihr. Nicht etwa bloss weil er ein Mann und sie eine Frau war und er ihr deshalb glauben wollte. Auch nicht weil er in diesem Drecksloch vielleicht Leichtgläubig und Kurzsichtig geworden war. Sondern weil sie dieses Funkeln in den Augen gehabt hatte. Doch, ja, Slicer war sich sicher, Olivia hatte ihm die ganze Wahrheit erzählt. Vielleicht mehr als es ihr selbst lieb gewesen war, bedachte man die lange Zeit, die sie nichts außer Casts Hundegesicht vor Augen hatte sehen können.
    „Den besten Ort auf dieser Insel?“ Slicer schluckte sein Interesse ob ihres plötzlichen und unerwarteten Angebots so gut es ging hinunter.
    „Ich denke, diese Insel hat ihre guten Tage lange hinter sich gebracht. Und was euer großzügiges Angebot angeht... erscheint es mir ein wenig ZU großzügig, hm?“ Ein dreckiger Fingernagel kratze durch einen fusseligen, ungewaschenen Kinnbart. Natürlich überlegte er ernsthaft über ihr Angebot. Die Entscheidung dazu war lange gefallen, bevor die Worte überhauüt ihren Mund verlassen hatten. Wer die Innosfanatiker aufmischte, hatte bei ihm automatisch gute Karten. Ob sie nun wirklich sooooo reich war.... und ihr ach sooo reicher Vater... sollte dahin gestellt sein! Beliar, wenn er so darüber nachdachte, hatte ihm das Schicksal mit Olivia so oder so ein prächtiges Geschenk in die Zelle geworfen. Sie war sein Weg hinaus. Das alleine war schon mal Belohnung genug. Nicht das er zu einem Haufen Gold nein sagen würde, wenn man ihm diesen anbot.... doch, alles zu seiner Zeit.
    „Meine teure Zellengenossin, der Schlüssel zu unserer beider Freiheit steht rein zufällig dir vor mir. Jawohl. Ihr. Nur beliars Backenbart weis, wieso Redlef euch zu mir geworfen hat. Obwohl ich es mir denken kann. Der Drecksack will euch leiden sehen, dafür habt ihr zusammen mit eurem so tragisch verblichenen Freund kräftig gesorgt. Ich verwette mein ungewaschenes Knasthemd, dass er ab und zu nach den rechten sehen wird, hoffend, dass ich euch in seinem Sinne zurichte. Vermutlich reicht seine eigene, schuldengemartete Fantasie nicht mehr aus.“
    Obwohl seine Wortwahl sich kaum verändert hatte, merkte man doch den plötzlichen Ernst, der in seiner Stimme steckte. Nach Tagen der rastlosen Lethargie arbeitete sein verbrecherisches Hirn wieder auf hochtouren und schmiedete hinter seiner Stirn einen Plan zu ihrer beider Freiheit.
    "Redlef wird wiederkommen. In seiner perfiden Rachelust kann er nicht anders, da bin ich mir sicher. Wenn er wirklich so fertig ist wie ihr behauptet, sollte es uns beiden ein leichtes sein, ihn dazu zu *überzeugen* uns bei der Flucht zu helfen... über die genauen Details, vorallem die der Entlohnung, machen wir uns Gedanken wenn es jeweils an der Zeit ist."

  10. Beiträge anzeigen #250
    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Olivia Rabenweil ist offline
    Olivia nickte. Hoffnung keimte in ihrem Herzen auf. Der Gedanke daran, bald schon nicht mehr durch Gitter gefilterte Luft atmen zu müssen, machte Mut. Nun hieß es auf die Rückkehr Redlefs warten und dann zuschlagen.
    Doch am selben Tag ließ sich der ehemalige Kerkermeister nicht mehr blicken.
    Olivia war viel zu angespannt, nun nachdem sie endlich einen Ausweg sah, als dass sie noch groß Lust gehabt hätte sich mit Slicer zu interhalten. Die hatte sich auf das Strohlager an der Rückwand zurückgezogen und hing ihren Gedanken nach. Bald, wenn sie wieder frei war, dann wollte mussten sie den Weg zum Kastell finden. Doch auch wenn Olivia grob die Richtung kannte, in die sie mussten, so wusste sie auch, dass der Weg äußerst gefährlich war. Orks, Echsenmenschen, Räuber und wilde Tiere. Sie musste deshalb unbedingt Slicer in ihrer Nähe halten, sodass er sie auch nach dem Ausbruch noch beschützen konnte. Wie aber konnte sie in davon überzeugen? Reichte das Versprechen der Sorglosigkeit des Kastells? Irgendwann schlief Olivia über ihrer Grübeleien hinweg ein.
    Auch den darauffolgenden Tag bekamen sie lediglich einen fetten, verpickelten Kerkerwächter zu sehen. Harald war sein Name und auch wenn Olivia Hoffnung hatte, dass Slicers Plan auch mit ihm funktionieren könnte, so war doch schnell klar, dass dieser Kerl einfach zu dumm war um ihn irgendeiner Art bestochen oder manipuliert werden konnte.
    Sie mussten weiter warten. Je länger sie jedoch stumm auf den Gang blickte und auf die hinkende Silhouette des Fähnrichs wartete, je mehr kamen Zweifel in ihr auf. War es utopisch anzunehmen, dass sie und ihr Vater lebend diese Stadt verlassen konnten? Würde Slicers kriminelles Geschick ausreichen, um sie hieraus zu bringen? Immerhin war er der wichtigste Gefangene der hier im Kerker einsaß. Egal, wie Slicer die Wache manipulieren wollte, was konnte einen Mann davon überzeigen sich in diesem Maße schuldig zu machen?
    So wurde aus Hoffnung Verzweiflung. Olivia verbrachte die Stunden mit Starren und Schweigen. Mehr als einsilbige Antworten waren aus ihr nicht herauszubekommen.
    Am nächsten Morgen hatte sie nicht einmal mehr Lust aufzustehen. Dunkle Gedanken vernebelten ihren Geist und da es hier im Kerker viel Wärmer war, als in ihrer alten Zelle bestand auch kein Drang das Lager nicht zu verlassen, wenn sie nicht musste.
    So schien auch dieser Tag herumzugehen, bis sie plötzlich erst ganz leise, dann sich durchsetzen über das Gemurmel der anderen Gefangenen immer lauter werdend, das charakteristische Stapfen und Schlurfen des Herren Cast.
    Olivia schreckte hoch und sah mit gemischten Gefühlen zu Slicer herüber. Was denn nun?
    Sie rappelte sich auf und kam zu Slicer herüber. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, ihre Lippen zusammengeklebt.

    Redlef Cast kam vor ihrer Zelle zum Stehen. Er trug einen weiten Mantel mit hochgeschlagenen Kragen. Regen tropfte aus dem roten Haar, das nass dreckig aussah. Er drehte sich nicht einmal zu ihnen um. Seine Linkte auf einen Krückstock gestützt, ließ er den Blick langsam über die Zellen schweifen. Aus dem Augenwinkel blickte er schließlich auch zu ihnen. Der stechende Blick, der unter den tropfenden Fransen hervor stach traf sie.
    Olivia war zwischen Wut und Angst hin und hergerissen.
    Seinem stechenden Blick hielt sie nicht lange Stand. Olivia machte ein paar Schritte zurück.
    »Guten Abend, Hexe.« Unter seinem Mantel zog er einen dicken roten Apfel hervor. Olivia lief das Wasser im Munde zusammen. Doch dann biss er selbst hinein… Dieser Dreckskerl…
    Es übermannte die Wut. Am Ende war es genauso eingetreten, wie Slicer es gesagt hatte. Dieser Kerl war bloß hergekommen, um sich an ihrem Leid zu laben. Sie ballte ihre dünnen Finger zu Fäusten zusammen. Nun suchte sie seinen Blick und hielt stand. Ertrug es dabei zuzusehen, wie er in diesen saftigen Apfel biss und genüsslich darauf herumkaute.
    »Gut eingelebt?«, seine Stimme troff vor Boshaftigkeit.
    »Bestens«, erwiderte sie kalt.

  11. Beiträge anzeigen #251
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Zitadelle

    Viele Wochen sind vergangen, seit der Orden die Unruhen im Hafenviertel beendet und den sogenannten roten Wahnsinn besiegt hatte. Doch der damit einhergehende Verwaltungsakt, war noch lange nicht abgeschlossen. Als oberster Verwalter der Zitadelle hatte Hadvar unzählige Unterlagen zu prüfen, zu sortieren und abzulegen. Es galt nicht nur die Lageberichte der Stadtwache zu lesen, sondern auch Anträge zu bescheinigen und Beschlüsse zu erlassen.

    Doch letztlich waren die unzähligen Dokumente und Anträge nur ein Beweis dafür, dass sich die Lage in Thorniara wieder normalisierte. Während noch vor einigen Wochen unzählige schwergepanzerte Soldaten des Ordens durch die Straßen marschierten, um die Gefahr eines erneuten Aufstandes zu minimieren, waren mittlerweile kaum noch solche Maßnahmen erforderlich. Verbesserte Sicherheitskonzepte und Aktionen zur Erneuerung des Hafenviertels ließen keine Spannungen aufkommen, sondern verbesserte letztlich das Verhältnis zwischen den Bürgern und des Ordens.

    So entstand im Hafenviertel nicht nur ein Hospital zur unmittelbaren Versorgung der Bewohner. Auch ein kleiner Platz wurde geschaffen, wo einst noch ein marodes Lagerhaus stand. Der Platz diente nicht nur zum Feilboten von Waren, sondern auch zu Predigten der Feuermagier. Stück für Stück sollte das Hafenviertel seinen Ruf als verruchter Ort und Sündenpfuhl verlieren und stattdessen Grundstein für einen florierenden Überseehandel werden.

    Maximus

  12. Beiträge anzeigen #252
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Nachdenklich schaute Maximus aus dem Fenster seines Anwesens und überblickte dabei die Straßen des Reichenviertels. Er erinnerte sich an ein Gespräch mit Logarius Scato, der in dem Unternehmen des Gildenmeisters wenig Erfolge sah. Mittlerweile hatte Logarius die Investition des Sir Patrick zurückgefordert und war mit einem Schiff des Fürstentums Caldera abgereist. An seiner statt hatte Maximus die fehlende Summe ausgeglichen und so dafür gesorgt, dass das Expansionsvorhaben der Händlergilde fortgeführt werden konnte.

    Doch was man einst dem Orden vorgeworfen hatte, traf nun auch auf die Händlergilde zu. Ihre Räder setzten sich nur sehr langsam in Bewegung. Die Lage der Hafenstadt hatte sich allmählich normalisiert und so gingen auch die Mitglieder der Händlergilde wieder ihren Geschäften nach. Der Expansionsplan sah allerdings auch eine weitreichende Zusammenarbeit mit den Autoritäten vor, um eine nachhaltige Abhängigkeit zu schaffen, die Grundlage für ein Monopol sein sollte. Doch der Gildenmeister hielt sich zurück. Er unternahm weder Anstrengungen, die verbleibenden freien Händler vom Markt zu verdrängen, noch die umliegenden Bauernhöfe zu kaufen. Auch die Zusammenarbeit mit der Zitadelle hielt sich in Grenzen. Bis auf einige Aufträge zur Versorgung mit Pergamenten und Schreibutensilien waren die Berührungspunkte mit den Autoritäten marginal.

    Die zögerliche Entwicklung wurde auch von anderen Mitgliedern kritisiert. Doch auf einer der zurückliegenden Versammlungen hatte Gildenmeister Trevorius nur zu Bedenken gegeben, dass man die Möglichkeiten des Ordens nicht unterschätzen dürfe. Es war eine Anspielung auf die vor Jahren durchgeführte Enteignung der Händlergilde auf dem Festland Myrtana. Diese Vorsicht vermochten die Mitglieder zwar zu verstehen, doch sie alle hatten dem Vorhaben auf Argaan nur deswegen zugestimmt, weil ihnen Gratifikationszahlungen und Ländereien versprochen wurden. Von alledem hatten sie bisher nich viel gesehen. Der letzte Bonus lag bereits einige Monate zurück und deckte noch einmal die jährliche Mitgliedsgebühr.

    Allmählich schien Gildenmeister Trevorius den Fokus zu verlieren. Statt eine zeitnahe Übernahme des Handels in Thorniara zu erreichen, begnügte er sich offenbar mit einem stetigen aber langsamen Wachstum der Gemeinschaft oder Berücksichtigung aller geltenden Gesetze. Ein Vorhaben, dass den Expansionsplänen - die gemeinhin als besonders aggressiv gelten - widersprach. Das hatte Sir Patrick bereits vor einem Jahr erkannt, in dessen Folge er Logarius Scato mit der Rückführung seiner Investition beauftragte. Auch Maximus spielte mittlerweile mit dem Gedanken, sah er seine Investition doch wenig gewinnbringend angelegt. Doch eigentlich gehörte er zu den engsten Vertrauten des Gildenmeisters.

  13. Beiträge anzeigen #253
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Die Calixto, Karavelle der Händlergilde

    Die Erleichterung stand den Mitgliedern der Händlergilde nahezu ins Gesicht geschrieben. Nach einer Überfahrt, die wider Erwart sehr viel länger gedauert hatte und so auch noch einen Zwischenhalt im Fürstentum Caldera erforderte, um Vorräte aufzufüllen und die Schäden eines zurückliegenden Sturms zu reparieren, hatten sie Argaan endlich erreicht. Geschäftiges Treiben offenbarte sich vor den Augen des Corvus Horatius, einem erfahrenen Faktoristen. Er war zusammen mit einer Delegation von Amtsträgern nach Argaan entsandt worden, um Gildenmeister Trevorius abzulösen, den Expansionsplan zu beenden und den Standort auf Argaan unter Einvernehmen des Königs von Myrtana und dem Herzog von Rivellon zu festigen.

    "Hm. Nach den Beschreibungen von Sir Patrick hatte ich mir diese Hafenstadt anders vorgestellt." sagte Corvus zu seinem Assistenten Maro Vinicius. "Es hieß, die Stadt sei von einem verheerenden Drachenangriff gezeichnet worden und die Bevölkerung leide unter Hunger und allgemeinen Mangelerscheinungen. Wie es mir scheint, hat die Führung die Probleme in den Griff bekommen. Gut für uns. Dann müssen wir die Voraussetzungen für einen florierenden Markt nicht erst schaffen. Zustimmend nickte Maro, als er den Blick durch die Gassen schweifen lies. "Was meint Ihr, wie Gildenmeister Trevorius reagieren wird, wenn er erfährt, dass die übrigen Gildenmeister einen Beschluss betreffend seiner Ablösung erlassen haben?"

    "Das ist einerlei." antwortete Corvus. "Trevorius hat sich dem Beschluss zu fügen. Es liegt im Interesse des Herzogtums, diesen Standort in enger Abstimmung mit König Rhobar zu festigen. Der durchaus aggressive Expansionsplan eines Trevorius steht dem entgegen. Abgesehen davon hat die vorherige Delegation keine nennenswerten Erfolge vorzuzeigen. Vermutlich ist das auch den widrigen Umständen geschuldet. Sei es drum. Der Gildenmeister und sein Stab wurden zurückbeordert. Wir übernehmen jetzt."

    Es verging eine ganze Weile, ehe die Delegation alle Vorbereitungen getroffen hatte und das Schiff gen Gildenanwesen verließ. Nun galt es, die bisherige Führung der Händlergilde auf Argaan abzulösen, neue Beschlüsse zu fassen, Mitgliederversammlungen einzuberufen und die Strategie nach den Vorstellungen aus dem Herzogtum Rivellon anzupassen.


    Maximus
    Geändert von Maximus (22.08.2023 um 21:04 Uhr) Grund: Octavianus Magnus = Maro Vinicius

  14. Beiträge anzeigen #254
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    »Euer Verhalten entehrt den Orden über alle Maßen!«, der scharfe Blick des Hauptmanns traf Redlef wie eine kalte Klinge zwischen die Rippen. Sein Kiefer verspannte sich und er musste sich alle Mühe geben standzuhalten. Es war gar nicht so lange her, da hatte er hinter diesem Schreibtisch gesessen und die Wächter der Stadt zur Ordnung gepfiffen. Das es nun einmal anders herum war, wäre ihm damals im Traum nicht eingefallen.
    »Ein Mann euren Formates… Ihr wart selbst einmal ein Hauptmann, doch jetzt seht Euch an. Ich sehe nur noch ein kleines, rückradloses Kreatur! Ihr seid eine Schande, für den Orden, für meine Truppe und vor allem für Euch selbst.«
    Redlef bemerkte wie Hauptmann Theoderich damit begann sich in Fahrt zu reden. Seinen brodelnden Zorn konnte er nur noch schwerlich zügeln. Er legte seine Hände in den Schoß und es blieb ihm nichts anderes übrig, den aufwallenden Sturm auszusitzen.
    »Hat der Schwur, den Ihr einst leistetet gar keine Bedeutung mehr für Euch?«
    Der verdammte Schwur… Red verzog kaum merklich die Mundwinkel. Es war ein Fehler gewesen, dem Orden damals beizutreten. Er war schwach und korrupt und vor allem politisch. Die Leistung des Einzelnen zählte nichts. Er hatte sich den Arsch aufgerissen, um für Ordnung in der zerrütteten Stadt zu sorgen, hatte vielfach auf die akute Gefahr durch Schwarzmagier hingewiesen, die nicht nur gefährliche Gifte unter der Bevölkerung verteilt hatten sondern, und dieser Punkt war weitaus gravierender, auch Lügen unter dem leitgläubigen Volk verbreitet hatten. Einzig allein seinem beherzten Eingreifen, als alle anderen noch zögerten, war es zu verdanken, dass dieser Rabenweil geschnappt werden konnte. Die Droge verschwand aus den Straßen, es gab keine Geheimbünde, das aufrührerische Treiben hatte ein Ende und die Anzahl der Morde innerhalb der Stadtmauern sank kontinuierlich.
    Doch wie hatte man es ihm gedankt? Er war degradiert worden, gleich um zwei Ränge zum Fähnrich. Nicht nur, dass dies tiefe Kratzer in seinem Stolz hinterlassen hatte, es riss auch gigantische Löcher in seinen Geldbeutel. Der Sold reichte vorne und hinten nicht mehr. Da wäre ein jeder kreativ geworden…
    Der aufkeimende Handel und die zahlreichen Geschäfte, die inzwischen wieder in Thorniara betrieben wurden, zeigten Mehr als deutlich, welchen nachhaltigen Nutzen seine noble Tat erbrachte. Dies ließ Red sogar ein wenig die Schmach über die Degradierung vergessen, doch er wollte ebenfalls vom zurückkehrenden Wohlstand profitieren. So hatte er sich dem Handel angeschlossen, wenn auch nicht auf moralisch einwandfreie Weise.
    »Ich habe eure Position als Fähnrich missbraucht und Schutzgeld und illegale Gebühren von den Händlern verlangt. Als ob die vielen schlimmen Ereignisse der Vergangenheit den Handel der Stadt und damit den Wohlstand des Volkes nicht schon genügend gehindert hätten?« Red wusste, es war eine rhetorische Frage, die der Hauptmann ihm stellte. Er hatte die letzten Minuten nur mit halbem Ohr zugehört. Die Anschuldigungen waren zum großen Teil haltlos. Der Stadt ging es wieder gut. Er hatte nie so viel genommen, dass jemand davon Schaden trug. Die Händler strömten immer noch vergleichsweise zu früher, zu einer Zeit, als es der Orden gewesen war, der den Hafen schließen ließ, immer noch in Scharen auf die Märkte. Dafür sorgte die Händlergilde, die die waren Verdiener an diesem Aufschwung waren. Im Vergleich zu diesen Halunken, mit ihren Sonderzöllen, Sonderbehandlungen und vor allem Sonderprivilegien, war er fromm und innosgefällig wie ein Lamm gewesen.
    Und eben diese Händlergilde, vielmehr eines ihrer prominentesten Mitglieder war es, der ihn zu seinen Taten hatte verleiten lassen. Da der Orden ihn nicht mehr ausreichend entlohnte, um alle seine Schulden zu bezahlen, musste er seine Schulden beim Geldverleiher Grafen Verdistis anderweitig begleichen. So war es also der Orden, der ihn in diese Misere gedrängt hatte. Hatte er sein Haus nicht lange genug als Kerker für die gefährlichen Schwarzmagier zur Verfügung gestellt? Doch auch dieses wollte der Orden nicht anerkennen. Und am Ende hat wieder das Volk für die Engstirnigkeit der Magier bezahlen müssen. Auf ungeklärte Weise hat es dieser Rabenweil geschafft, die Gefangenen aufzuhetzen. Das ganze endete blutig, fünf Männer haben sie mit den Füßen zuerst aus der Bastion getragen. Das ganze nahm erst ein Ende, als Kajetan unter dem Henkerbeil endlich sein Ende fand.
    »Für Euren Ungehorsam und offensichtlichen Widerstand gegen die Gesetzte und Befehle des Ordens hätte ich euch gerne den Rest Eurer Zeit die Latrinen schrubben lassen. Auf euren Kienen hättet Ihr ausreichend Zeit gehabt über Eure Verfehlungen nachzudenken…«
    Also ob… dachte sich Red. Welche Motivation sollte er da noch haben überhaupt irgendetwas wieder grade zu rücken?
    »… doch als Ich dann hörte, dass Ihr Euch einer direkten Weisung der Obersten Feuermagierin zu Eurem eigenen Wohlgefallen widersetzt habt, da habe ich mich vor Lord Hagen und dem Rat der Feuermagier offen für Euren Ausschluss aus dem Orden ausgesprochen!«
    Nun endlich wurde Red hellhörig. Er sammelte seinen inzwischen umherschweifenden Blick und sah zu Theoderich hinüber.Seine Hände lagen auf dem dunkeln Holz des Schreibpultes und die geballten Fäuste zitterten Leicht. Seine Stimme wurde bedrohlich leise, als er zu sprechen fortfuhr. »Schon vor über einem Jahr, hat Ihre Eminenz die Rabenweiltochter freigesprochen. Ihr hattet also direkte Weisung das Mädchen gehen zu lassen. Ihr wusstet es, dies war bewiesen, als entsprechendes Schreiben versteckt unter Eurem Bett gefunden wurde.«
    Red schluckte, doch sein Hals war viel zu trocken und sein Unwohlsein verschlimmerte sich noch. Es hatte so kommen müssen, nun, am Ende, wurde Ihm das Rabenweilgör zum Verhängnis.
    Der Hauptmann machte eine Pause, lange genug um Redlef Innereien die Zeit zu lassen einen bleiernen Knoten zu bilden.
    »Zu meinem Leidwesen hat sich Meister Vestos aus mir unerklärlichen Gründen gegen Euren Ausschluss ausgesprochen. Er betonte alte, längst vergessene Verdienste und erwirkte damit ein wirksames Veto…« Red konnte die Frustration des Hauptmannes deutlich spüren. Red ließ langsam die angehaltenen Luft entweichen. Er durfte bleiben und weiter seinen Sold beziehen. Vermutlich würde ihm der Hauptmann nun eröffnen, dass … »eine weitere Degradation ansteht. Aber das habt Ihr sicherlich bereits erwartet.« Ein süffisanter Unterton schwang nun mit und der Zorn in Red auf diesen dahergelaufenen Wichtigtuer wuchs erneut, nach der schlachten Nachricht. »Zudem ist dem Orden zu Ohren gekommen, dass Ihr Schulden bei Einem Geldverleiher habt. Da der Orden es vermeiden möchte, in ein schlechtes Licht gerückt zu erden, da einfache Waffenknechte über ihre Verhältnisse leben und ihre Versprechen nicht halten, ist entschieden worden, dass Euer zukünftiger Sold komplett an besagten Geldverleiher gehen wird. Damit sind Eure Tilgungen gewährleitet.«
    Entsetzt spreng Red von seinem Stuhl auf. »Wovon soll ich dann Leben? Ihr könnt mich nicht mittellos zurück lassen! Habt Ihr nicht schon genug…«
    » S c h n a u z e ! «
    Redlef zuckte zusammen und verbiss sich ein Kommentar. Er saß wahrlich schon tief genug im Schlamassel. Er musste sich zusammen reißen.
    »Keine Sorge. Für Euch ist gesorgt. Dort wo Ihr als nächstes dienen werdet, benötigt ihr kein Geld. Es ist ebenfalls entschieden worden, dass Ihr auf eine Strafmission geschickt werdet. Das sollte Euch ausreichend Möglichkeiten bieten über Euch und Euer Fehlverhalten nachzudenken. Ist für Euch doch auch viel Angenehmer als Latrinen schrubben, oder?«
    Dieses war keine rhetorische Frage. Red kniff alarmiert die Augen zusammen. »Das kann ich Euch vielleicht beantworten, wenn Ihr mir sagen wolltet, was meine Mission ist, Hauptmann?«
    »Oh, etwas, dass Ihr gut erfüllen könnt, also angemessen für Euch.« Ein kleines Schmunzeln entging Redlef nicht. »Ihr, der Mann, der nach wie vor behauptet selbstlos gehandelt zu haben, als er den Schwarzmagier Rabenweil auf solch unangebrachte Weise aufbrachte, werdet nun ein Teil Eurer verfehlung wieder gut machen und dafür sorgen, dass die freigesprochene Tochter eben dieses Mannes, den Ihr an den Henker gebracht habt, sicher und wohlbehütet zurück in Ihre Heimat kommt! Morgen Früh brecht ihr auf!«
    Die letzten Worte des Hauptmanns waren ein klarer Befehl. Seine Haltung und Stimme ließen da keinen Zweifel zu.
    Red hingegen stand der Mund einen Spalt offen. Er glotze den Hauptmann sprachlos an. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein? Wie dachten sie sich das? Er sollte…?
    »Raus jetzt hier! Ihr habt sicherlich noch einiges Vorzubereiten.«
    Bemerkend, dass er mit offenstehendem Mund kein sehr intelligentes Bild abgab, schloss er ihn wieder und wich die Wenigen Schritte schweigend zur Tür zurück. Hier gab es nun nichts mehr zu sagen.
    »Ach und Cast: Denkt nicht daran der Frau etwas anzutun. Seid euch gewiss, Ihr seid zwar allein mit Ihr, doch Innos wachsames Auge wird immer auf Euch ruhen. Die Priesterschaft wir jedes vergehen erfahren. Menschen könnt Ihr bescheißen, nicht aber unseren flammenden Herren! «
    Redlef brachte mit zusammengepressten Lippen ein kurzes Nicken zustande. Dann salutierte er, wie es sich für einen Knecht vor seinem Herren gebührte und verließ eilig die Bastion.
    Erst vor dem großen, eisenbeschlagenen Toren des wehrhaften Gemäuers begann sein Geist langsam wieder zu arbeiten.
    Die Worte des Hauptmanns mit dem sadistischen Auftrag hatten seine Ohren erreicht, doch viel zu langsam konnte sein Kopf verstehen, was dies wirklich bedeutete.
    Regen strömte aus dem dunkelgrauen Himmel. Der Wind frische gegen Abend merklich auf und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er nicht nur von der kalten Nässe zu zittern begann.

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Olivia erwachte aus einem schlechten Schlaf. Sie wurde aus einem Albtraum gerissen und war dankbar, tief durchatmen zu können. Als die jedoch das fahle Licht sah, welches durch das vergitterte Loch fiel, welches in der Wand ihrer Zelle die einzige Verbindung zur Außenwelt darstellte, da wünschte sie sich in ihren Traum zurück.

    Immer noch saß sie in diesem Loch, inzwischen jedoch wieder allein.
    Die Fluchtpläne mit diesem Slicer trugen keine Früchte, sie hatten sie weggebracht und sie wusste nicht, was aus ihm geworden war. Seither fristete sie einsam in der Zelle. Auch ihren Vater hatte sie nicht mehr gesehen oder gesprochen, seit sie ihn eines Nachts gesehen hatte, wie er von zwei Wächtern fortgeführt wurde.
    Er war tot, ermordet von diesen Fanatikern. Niemand hatte seither mit ihr gesprochen, oder ihr in irgendeiner anderen Art und Weise Nachricht gebracht. Dennoch wusste sie es. Es war ein unbestimmbares Gefühl, eines welches sie nicht einmal beschreiben konnte, dennoch war es da.
    Seitdem betete sie jeden Tag für ihren Vater. Betete, dass er Frieden fände in Beliars sanfter Hand.

    Schritte nährten sich ihrer Tür. Olivia horchte auf und verdrängte ihre düsteren Gedanken. Das charakteristische Schlurfen und Treten erkannte sie sofort. Es war Cast und er kam in ihre Richtung. Olivia ballte die Fäuste. Wollte er zu Ihr? Sie hatte ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Was wollte er nun wieder? Sich an ihrem Leid laben? Sollte er nur. So hatte sie zu mindestens einmal Gesellschaft.
    Der Mann blieb vor ihrer Gittertür stehen. Er sah krank und alt aus. Seine Haare fielen ihm strähnig ins Gesicht, seine hohlen Wangen waren übersäht von ungleichmäßigen Bartbüscheln und die blassen Augen lagen tief in den Höhlen. Olivia war überrascht ihn so z sehen. Er wirkte gebrochen und Olivia fragte sich, wie sie jemals Angst vor ihm hatte haben können.
    »Herr Cast?« Ihr Tonfall war neutral und sie brachte sich sogar zu einem kurzen, wenn auch nicht herzlichen Lächeln. Er antwortete nicht. Sein Blick fokussierte sich auf sie und er zog einen langen rostigen Schlüssel aus den Falten seines Wamses. Seine Hand zitterte leicht, als er den Schlüssel ins Schloss schob. Olivia nahm den Geruch kalten Schweißes und den beißenden Gestank von Schnaps wahr. Angewidert wich sie zurück.
    Die Tür öffnete sich quetschend. Cast stand in der Tür. Er starrte sie an, sie starrte zurück. Ein eisiges Schweigen entstand. Olivia konnte nicht einschätzen war hier passierte. Ihre Augen huschten durch die Zelle und suchten etwas, mit dem sie sich verteidigen konnte, sollte er ihr zu nahe kommen. Doch es gab nichts.
    »Komm raus, wir gehen.« Er blieb an der Tür stehen und sah sie weiter finster an.
    Olivia verstand nicht. »Wohin«, fragte sie skeptisch.
    »Ich muss dich zurück bringen«, antwortete er genervt.
    »Wohin?«, fragte Olivia erneut. Dieses Mal energischer. Dass sie immer nur von einem Fleck zum anderen gezerrt wurde reichte ihr inzwischen. Sie hatte ein Recht darauf mehr zu erfahren. »Wollt Ihr mich wegzerren wie meinen Vater? Bis heute hat mit Niemand gesagt, was mit ihm geschehen ist!«
    »Weil’s dich auch nichts angeht, Gör.« Grunzend machte er einen Schritt auf sie zu. Olivia riss die hoch, versuchte weiter aus seiner Reichweite zu entkommen. »Ich bringe dich in dein stinkendes Zuhause und dann lass mich in Ruh!«
    Ihr Zurückweichen zeigte keine Wirkung. Die Zelle war zu kleine um ihm zu entkommen. Er packe ihr Handgelenk und trotz seiner schlechten Verfassung schlossen sich seine Finger schraubstockartig um sie. Olivia schrie und zappelte, versuchte sich loszureißen, doch ehe sie sich versah, stand sie auf dem Zellengang.
    »Ihr habt mich lange genug hin und her geschubst!«, schrie sie. »Ich lasse mir keine Fesseln mehr anlegen, ich lasse mich nicht noch einmal verschleppen!« Sie wandte sich ihrem Häscher zu und hob die Hände, sie war bereit ihm mit den bloßen Fingern die Augen auszukratzen, und wenn es das letzte war, was sie tat!
    Cast jedoch schloss in aller Ruhe die Tür wieder zu und ließ sich von Ihrem Gebaren nicht beeindrucken. Olivia beobachtete ihn verdutzt und bemerkte erst jetzt, dass eine keine der großen, schweren Holzfesseln bei sich trug, die sie sonst immer angelegt bekommen hatte.
    »habe ich auch nicht vor. Du bist frei und es ist meine Aufgabe dafür zur Sorgen, dass de heil in deinem Haus ankommst.« Der Schlüssel verschwand wieder in seiner Tasche und er drehte sich ihr zu, als sei nichts gewesen. »Los jetzt, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit…«
    Verdutzt ließ sich Olivia von ihm Richtung treppenaufgang stoßen. So hatte sie sich das Ende ihrer Gefangenschaft nicht vorgestellt.
    »Frei?«
    »Ja…«
    »Einfach so?«
    »Hmm…«
    »Ich darf gehen?«
    »Jaaa…«
    »Und ihr müsst mich nach Hause bringen?« Wieder skeptisch zog sie die Stirn in Falten. Sie wollte sich nach ihm umdrehen, um in seinem Gesicht ein hämischen Grinsen zu erspähen, doch da war nichts. Er schubste sie nur weiter unwirsch voran.
    Olivia kam ins Grübeln. Dass konnte doch alles nur eine Falle sein? Oder ein makabrer Scherz, säße sie noch vor dem Sonnenuntergang wieder in einer Zelle? Oder schlimmer? Hing sie dann an einem Galgen, brannte auf einem Feuer, ertrank in den Tiefen der See?
    Schweigend ließ sie sich in eine Kammer führen, in der man ihr ihre spärlichen Habe überreichte.
    Als sie kurz darauf in das noch schwache Licht eines jungen Morgens trat, blendete es sie so sehr, dass sie sich gefühlt eine Ewigkeit die Hand vor die Augen halten musste, bis diese sich an den Tag gewöhnt hatten. Sie nutzt die Zeit und die Eindrücke der Stadt auf sich wirken zu lassen.
    Solange sie hier gewohnt hatte, hatte sie Thorniara gehasst. Die Stadt war laut, stinkend, eng und so völlig anders als ihre geliebte und vermisste Heimat Bakaresh. Doch nun genoss sie jeden Atemzug, sie schmeckte das Meer, ergötzte sich an den Stimmen einiger ferner Soldaten, die auf einem nahegelegenen Standplatz ein paar Übungen machten, erblühte förmlich dabei dem Gesang der Vögel zu lauschen und störte sich nicht einmal daran, dass Redlefs Hand sie wieder vorwärts schob.
    Nach eingen Schritten öffnete sie die Augen. Nach etwas Zwinkern stach das Licht nicht mehr in ihren Augen und Olivia erinnerte sich daran, wie farbenfroh die Welt außerhalb einer Kerkerzelle war.
    Immer noch schon diese cast‘sche Feuerwurst sie voran. Nach einer kurzen Orientierung erkannte sie auch, wohin er gedachte, dass ihre Reise gehen würde.
    »Halt«, sprach sie laut und fiel halb, als Cast unerwarteter Weise seine Hand zurückzog. Er war dabei gewesen sie über den Bastionsplatz in Richtung des Reichenviertels zu schieben. Doch sie wollte nicht in das Anwesen ihres Vaters. Dort würde nichts weiter als schlechte Erinnerungen auf sie warten.
    »Wenn Ihr mich zurückbringen wollt, dann nehmen wir besser das östliche Tor. Ich habe alles bei mir. Wir können sofort los. Auf zum Kastell!«

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    Am Stadttor

    Edon warf einen ausführlichen Blick auf die Kopfgelder, die auf einer Tafel am Stadttor ausgestellt wurden. Die Wache warf mehrere ausführliche Blicke auf das Pergament, mit dem der Vagabund eine Identität bestätigte, die der Wache wohl gefallen würde.
    Unter den Kopfgeldern waren ein paar bekannte Gesichter. Joe Black, gesucht wegen Mord. Vielleicht kein schlechter Anfang, bekanntes Gesicht in Burg Silbersee, gute Kontakte, ominöse Vergangenheit. Taeris, Raubmord und Verrat. Kampfgewicht knapp unter einem tollwütigen Schattenläufer und mehr Kriegserfahrung als ein Veteranenhospitz. Redsonja, gesucht wegen Mord. Die Myrtaner konnten nicht genug Gold in ihren Schatzkammern horten, um Edon diesen Auftrag schmackhaft zu machen. Noxus Exitus, im Grunde ein gesuchter Wahnsinniger. An dem hatte Edon schon einmal sein Glück versucht. Mit einem Dutzend Mann Verstärkung einer Wassermagierin hatten sie ihn in den Kerker gequetscht - unsicher, ob er diese Anekdote in Thorniara zum Besten geben oder doch lieber seinen Kopf behalten sollte.
    "Charon aus Trelis. Was hat euch nach Argaan verschlagen?"
    "Arbeit."
    Edon schaute sich weiter die ausgehängten Kopfgelder an. Sein eigenes Gesicht schaute ihn gnädigerweise nicht entgegen. Brandstiftung, Piraterie, Schmuggel und Raub. Sicher war er unter diesen ganzen Mördern, Ketzern und Deserteuren nicht wichtig genug, um sein eigenes Bild zu bekommen.
    "Und als was arbeitet ihr derzeit?"
    "Glücksritter, Kopfgeldjäger, freischaffender Abenteurer - sucht euch davon etwas aus."

    Der Vagabund sah sich genauer den Steckbrief eines gesuchten Briganten an. Varden der Untreue - Deserteur, Raubmord, Häresie und Hehlerei; 400 Goldstücke, tot oder lebendig. Das klang doch genau nach seiner Kragenweite.
    Er nahm von der Wache wieder das Pergament entgegen und schob es in seinen Umhang. Vardens letzter bekannter Aufenthaltsort war westlich des Bluttals.
    Kopfgeldjäger für die Myrtaner. Der Einzelgänger schüttelte den Kopf und zog sich seine Kapuze über den Kopf. Was war nur aus ihm geworden?

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    Ungeduldig wippte Edon mit den Füßen während die Wache am Osttor einen obszön großen Stapel an Papieren überprüfte, die es hier offensichtlich brauchte, um ein Kopfgeld zu erhalten. Sie hantierte mit Vardens Steckbrief, mehreren Geburtsurkunden, diversen Zetteln mit Dienstanweisungen und allem möglichen Dreck. Nach einer guten Viertelstunde nickte sie endlich ab.
    "Gute Arbeit. Wir bringen den Gefangenen zur Bastion, da bekommt ihr dann auch euer Kopfgeld."
    Was auch sonst? Noch mehr Bürokratie.

    Edons Mundwinkel zuckten unzufrieden, aber er nickte trotzdem resigniert ab und folgte der Stadtwache. Varden wurde ordnungsgemäß in Ketten verpackten und hinter ihnen hergeschleift während die Stadtwache Edon nervtötend von der Seite her ankumpelte.
    "Die meisten Kopfgeldjäger machen sich ja nicht die Mühe, die Verbrecher lebendig zurückzubringen. Ich meine, die Bastion zahlt ja genauso viel Kopfgeld für den Kopf ohne wie mit Hals. Wozu die Scherereien also? Aber wenn ihr mich fragt, dann habt ihr das genau richtig gemacht. So ein Abschaum gehört anständig aufgehängt, das findet sicher auch der Henker."
    Innerlich zählte Edon leise bis hundert und tat so, als hätte er es geschafft, der Stadtwache nicht zuzuhören. Er wollte einfach nur sein Gold und dann in eine Taverne verschwinden.
    "So, da sind wir schon. Ach, bitte händigt eure Waffen dort vorne aus. In der Bastion hat nur der Orden Waffen zu tragen, ihr versteht sicher."
    Widerwillig schnallte Edon den Schwertgurt ab und händigte ihn einem Mann hinter einem Schreibtisch aus, der ihm dafür irgendeinen Wisch aushändigte, dass Seins natürlich auch Seins blieb und hin und fort und überhaupt.

    Varden wurde in irgendeinen Kerker abgeführt und Edon wurde zum Kommandanten der Stadtwache weitergeleitet, der ihn ungemütlich selbstgefällig betrachtete.
    "Du bist neu. Normalerweise sind's ja immer die selben, die hier Kopfgelder einfordern."
    Edon zuckte gelangweilt mit den Schultern.
    "Und jeder hat mit seinem ersten angefangen."
    Der Kommandant schnaubte abfällig und füllte noch einen neuen Bogen Papier aus, der sicher schon bald in irgendeinem unbeachteten Stapel verrotten durfte.
    "Wenn ich dir einen Rat geben darf, mein Junge: lass die Finger von den Kopfgeldern. Das ist was für Veteranen. Davon wird man nicht reich, man erntet keinen Ruhm und die meisten sterben jünger als die, denen sie nachstellen.

    Hier unterschreiben."
    Der Kommandant schob ihm den Wisch vor die Nase und zählte ein kleines Säckchen Gold ab. Edon überflog das Dokument und kritzelte eine Unterschrift ans Ende, ehe er sein Gold entgegennahm.
    "Schönen Dank auch."
    Er schob sich das Gold in den Umhang und verließ das Büro. Am Ausgang nahm er seinen Waffengurt wieder entgegen, händigte dafür das Formular wieder aus un wandte sich zum Gehen.

    Diese Myrtaner und ihr Papierfetisch ...
    Geändert von Edon Mesotes (22.04.2019 um 18:49 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Hafenkneipe

    Edon stieß die Tür zur Hafenkneipe mit einem Fußtritt auf und hechtete an die Theke, fummelte ein Goldstück heraus und warf es dem Wirt beinahe an den Kopf.
    "Humpen Bier! Und nimm den größten Humpen, den du hast."
    Er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Theke herum bis der Wirt endlich mit einem überschäumenden Humpen ankam. Edon riss ihm das Bier förmlich aus der Hand und stürzte es ohne Luft zu holen in einem Schwall hinunter. Ein Rinnsal lief ihm am Gesicht hinunter und auf seinen Wams, der Wirt verzog schon irritiert das Gesicht. Dann hämmerte er den leeren Krug wieder auf den Tresen und rülpste glücklich und lautstark.
    "Das war nötig. Ich brauche ein Zimmer für die Nacht."
    Er wischte sich ungeniert mit dem Ärmel den Mund ab, ehe er einen der Zimmerschlüssel vom Wirt entgegennahm.
    "Man dankt. Ich brauch noch was anständiges zu Fressen. Eintopf. Und 'nen Krug mit Met dazu. Ich bin gleich wieder hier."
    Edon stolperte die Treppe hinauf zu seinem Zimmer und begann damit, seine Rüstung auszuziehen. Kettenhemd und Lederpanzer wollte beide dringend gereinigt werden. Stiefel, Hose, Umhang und die Schwertscheiden waren mit getrocknetem Schlamm verkrustet und sein Gesicht sah aus, als hätte er gerade erst einen Kopfsprung in die Kanalisation überlebt. Aber das war ihm gerade von Herzen egal. Gerade jetzt störte ihn einfach nur, dass seine Rüstung eine zutiefst unbequeme Aufmachung zum Saufen war. Stattdessen friemelte er sich ein paar ausgetragene Lumpen auf den Körper, schnallte den Schwertgurt wieder um und kehrte geradenwegs in den Schankraum zurück.
    Den ersten Becher mit Met stürzte er in einem Zug hinunter ehe er über den heißen Eintopf herfiel. Dabei riss er einen Kanten Weißbrot geradezu in Fetzen und stopfte ihn zusammen mit dem Eintopf hinunter und hielt nur kurz inne, um sich zwischendurch die Kehle mit Met zu spülen. Nach dem letzten Happen lockerte er den Schwertgurt um seinen Bauch und sah sich aufmerksam im Schankraum um. Jetzt wäre ein bisschen Musik genau das Richtige. Oder ein paar Karten. Oder - am Schönsten - eine saftige Schlägerei ...

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Das Kastell? Redlefs Hand ballte sich zur Faust. Welche Dreistigkeiten nahm sich dieses Gör heraus! Er sollte sie zu ihrem Haus bringen, so klang sein Auftrag. Da konnte er sie loswerden und in Seelenruhe darauf warten, dass sie sich etwas zu Schulden kommen ließ. Dann endlich konnte er das lange begonnene Werk zu Ende führen. Diese Hexe gehörte an den Galgen oder auf den Richtblock, so wie ihr Vater, nicht zurück in ihr prunkvolles Elternhaus.
    Redlef knirschte mit den Zähnen. Er musste sich zusammenreißen, sie hier, mitten auf dem Platz, nicht einfach laut anzugehen. Doch die Worte des Hauptmannes klangen Ihm noch in den Ohren. Er war nur knapp einem Ausschluss aus dem Orden entgangen. Im Orden hatte er keine Freunde und nachdem, was er im Hafen alles getrieben hatte, dort auch nicht mehr. Peer war lange tot, seine Haus konnte ihm keine Unterkunft mehr bieten und Vielor war auch schon ewig fort. Wollte er nicht in Zukunft zwischen den Bettlern im Armenviertel schlafen, dann durfte er Niemandem mehr vor den Kopf stoßen.
    So schluckte er den Ärger, schob grimmig das Kinn vor, atmete tief durch und drehte sich zu der kleinen Göre um.
    »Das Kastell? Ist das Euer ernst?«, fragte er sie kurz angebunden.
    Olivia schreckte zusammen. Fasste dann aber Mut und verlieh ihrer Stimme einen kräftigen Klang, so gut sie es eben hinbekam. »Ja, das ist mein Ernst. Ihr sollt mich nach Hause bringen, oder? Dafür müssen wir in das Kastell.«
    »Wo Ihr weiter eure unheiligen Praktiken vollführen wollt? Gebt ihr damit offen zu eine Anhängerin Beliars zu sein?«
    Olivias Augenbrauen wanderten auf ihrem bleicher werdenden Gesicht nach oben.
    Redlef grinste und legte wie beiläufig seine Hand auf das alte Gardeschwert, welches er am Gürtel trug. »Na bitte, ich wusste ich würde Euch früher oder später überführen können. Da hat sich unsere Reise aber schnell erledigt.« Seine linke Hand griff nach ihrem Oberarm. Doch mit einer erstaunlich schnellen Handbewegung stieß sie ihn fort und machte einen Schritt zurück. »Fasst mich nicht an!« Ihre Worte lagen laut über dem Platz. Die Torwächter vor der Bastion waren auf sie Aufmerksam geworden und Red spürte ihre neugierigen Blicke auf sich liegen. »Tue ich nicht«, sagte er beschwichtigend und hob entschuldigend die Hände.
    Olivia wich noch ein paar Schritte zurück und verließ den Schatten der Bastion, der am Morgen noch über dem Platz lag. Die stärker werdende Morgensonne beleuchtete ihr strohiges, schwarzes Haar. Im Tageslicht sag sie viel älter aus als sie war. Die Zeit im Kerker hatten sie deutlich gezeichnet. Mitleid empfand Red jedoch immer noch nicht für sie. Ganz im Gegenteil versuchte er gerade verzweifelt eine Lösung zu finden, wie er die Situation zu seinen Gunsten entschärfen konnte. Es brauchte nicht noch mehr Gerede über seine Person.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich dort irgendetwas praktiziere. Des Weiteren sollt Ihr mich Heim bringen, wenn Ihr mich vorhin nicht belogen habt. Dafür müssen wir nun in das Kastell. Es ist nach Stadtrecht nicht verboten es zu besuchen. Ganz im Gegenteil, häufig beherbergte es sogar schon Ordensbrüder und Schwestern, und...«
    »Ist ja gut, ist ja gut, dann gehen wir eben zum Kastell! Nur hör auf hier so einen Aufstand zu machen…«,Redlef ließ die Hände sinken und schloss zu ihr auf. Damit er nicht den Anschein erweckte, dass er sie bloß zum Schweigen bringen wollte, da er etwas zu verbergen hatte, ergänzte er schnell: »… dein Krakelten weckt ja noch die Hunde.«

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Olivia Rabenweil ist offline
    Olivia nahm sein schnelles Einlenken nicht ohne gebotene Vorsicht hin. Die ganze Sache kam ihr nach wie vor gar nicht wohlwollend vor. Cast hatte sie schon immer gehasst. Besonders seit Noxus ihm den Rücken verstümmelt hatte. Dass sie zugesehen hatte, Noxus unterstützt hatte, würde er so wenig vergessen, wie sie es vergessen hatte.
    Was also trieb ihn dazu, ihr nach Hause zu helfen? Was hatte er heute Morgen im Kerker gesagt? Er musste das tun? Hatte er einen Auftrag, einen Befehl? Von wem, dem Orden, der Stadt, seinem Gott? Wie ergab das einen Sinn?
    Zögerlich folgte sie ihm, als er schlurfend an ihr vorbei ging und sich nun dem Reichenviertel abwand, um den Platz in eine andere Richtung zu überqueren. Sogar in tiefster Nacht und dickstem Nebel hätte sie ihn nicht verloren. Die Alkoholfahne, die er hinter sich herzog glich einem Banner. Olivia schüttelte leicht den Kopf. Dieser Mann war nicht einmal in der Lage auch nur die Hälfte des Weges in irgendeiner Art und Weise zurück zu legen. Nicht nur, dass er körperlich dazu nicht in der Lage war, er fand nicht einmal den rechten Weg.
    »Zum östlichen Stadttor geht es da lang, Cast.«, sagte sie und zeigte in die entsprechende Richtung. Der verfluchte Hauptmann drehte sich nicht einmal um, während er davon schlurfte und etwas in seinen ungepflegten Bart murmelte.
    Sein respektloses Verhalten erfüllte Olivia mit Wut. Immer noch war sie sich nicht sicher, was hier gespielt wurde. Als sie ihn vorhin vor ihrer Zelle hat auftauchen sehen, da war sie sich sicher, dass am heutigen Tage ihr Gang zum Richtplatz anstand, doch nun spielte Cast dieses eigenartige Spiel mit ihr. Sie stand ohne Fesseln oder Bewachung mitten auf dem Bastionsplatz. Vermutlich hätte sie einfach davon laufen können. Hätte es ihn gestört? Hättet sie sie eingefangen und zurück in die Verliese geschmissen?
    Doch die Frage erübrigte sich. Olivias Beine waren viel zu schwach, um irgendwo hinzulaufen. Nicht nur Cast auch sie war nicht in der Lage den langen Weg Richtung Süden anzutreten. Beschweren wollte sie sich aber nicht. Lieber ließ sie sich vor den Stadttoren von wilden Tieren, Echsenmenschen oder Orks zerreißen, als noch etwas länger an diesem stinkenden Ort zu verbleiben. Vielleicht sollte sie einfach die Chance nutzen und gehen. Wenn sie wirklich eine freie Frau war, dann würde sie Niemand aufhalten, oder doch? Die Wachen, die hier verteilt auf dem Platz standen, sahen sie missbilligend an.
    Noch mit sich ringend, ob sie sich einfach allein zum Tor begeben sollte, griff Cast in ihre Entscheidng ein. Er war stehen geblieben und sah sich über die Schulter nach ihr um. »Kommt Ihr endlich? Ich hole das Pferd, es wird uns nützlich sein.«
    Olivia sah ihn fragend an. Sie konnte nicht reiten und ob Cast,m besoffen wie er war, dazu in der Lage war, wagte sie ebenfalls zu bezweifeln. Doch so ein Tier konnte Ihre Sachen tragen und auch den Krüppel, wenn er dann endlich ausnüchterte. Das wäre hilfreich.
    Olivia ließ die angespannten Schultern fallen. Welche Wahl hatte sie, als sich auf alles einzulassen? Immer noch ohne Magie und von der langen Haft völlig entkräftet, war sie nicht in der Lage irgendetwas aus eigener Kraft zu erreichen. Also trottete sie Cast hinterher auf das niedrige Gebäude zu, welches hinter der Bastion angesiedelt war.
    Schon von weitem roch die den Mist, aus den Ställen. Keine Frage, hier waren die Pferde des Ordens untergebracht. Ob Kamel oder Pferd, beide Tiere stanken. Doch die Kamele standen auch in Ställen auf Sand und Ihr Unrat konnte einfach entfernt werden. Die Gäle der Myrtaner aber betteten ihre feisten Leiber auf Stroh. Dieses sog sich voll mit ihrem Urin und vermengte sich mit ihrem Kot. Der Gestand war sogar noch schlimmer als der im Kerker. Olivia war nach ihrer langen Haft noch nicht lange an der frischen Luft, doch die kurze Zeit hatte ihre Nase sich schnell daran gewöhnen lassen. Als die das Tor des Stalles durchschritt hielt sie sich die Nase zu.
    Am frühen Morgen lagen viele der Tiere noch in ihren engen Boxen. Hier und da konnte sie das eine oder andere Ohrenpaar entdecken, welches sich ihnen beiden träge zudrehte, vielmehr sah sie von den meisten Tieren aber nicht.
    Ein Pferd allerdings schien die Schritte seines Herren erkannt zu haben. Es schlug beim Aufstehen mit den Hufen gegen die hölzernen Wände, warf seinen großen schwarzen Kopf in die Höhe und wieherte laut. Das Helle Geräusch zerschnitt die schläfrige Stille im Stall und brachte auch die anderen Tiere dazu sich zu erheben.
    Als es überall um sie herum anfing zu rascheln und zu Stöhnen, blieb Olivia stehen und sah sich verschreckt um. Pferde waren ihr nicht geheuer. Viel zu groß und zu heißblütig. Die sanften Kamele waren ihr da weitaus lieber. Mit ihrer trägen Art hatte sie sich bei den Wüstenschiffen schon immer wohler gefühlt als bei diesen unberechenbaren Feuervögeln.
    Kurz von Unsicherheit übermannt sah sie sich nach Cast um. Sie fand ihn ganz am Ende der Stallgasse. Gerade schloss er den großen Pferdekopf in seine Arme. Eingeengt von der Berührung ließ sich dieses das Pferd nur kurz gefallen und warf den Kopf in die Höhe. Die Wucht das Tieres schubste Cast zurück. Auf seinem schlimmen Bein viel es ihm sichtlich schwer das Gleichgewicht zu halten und er fiel fast hin. Dennoch konnte Olivia ein Lächeln auf seinem Gesicht sehen. Sie hatte ehrlich nicht gedacht, dass dieser verbitterte Mann zu einem freundlichen Lächeln fähig war. Doch irgendwie passte es zu diesem Widerling, dass er Freude bei einem Tier empfand, als bei Menschen. Er war eben ein Krüppel, nicht nur seines Körpers wegen.
    Olivia verschränkte die Arme vor der Brust und warf böse Blicke in Richtung des sich wieder aufrichtenden Mannes. Seine Finger tätschelten sanft den Hals des Pferdes, dann ging er noch weiter hinten Im gang zu einem größeren Fass, griff sich einen nahe stehenden Eimer und begann damit Korn umzufüllen. Die Pferde in ihren Ställen spielten nun völlig verrückt. Alle warfen sie aufgebracht ihre Köpfe hin und her, stiegen hinter den Türen und schnappten nach ihren Artgenossen.
    »Grundgütiger Beliar«, entwischte es Olivia als sie sich erschrocken zurückzog. Sie versuchte sich so weit wie möglich von den Pferden entfernt aus dem Stall zu begeben.
    »Krieg dich wieder ein. Die haben bloß Hunger.« Es war der Hauptmann der zu ihr gesprochen hatte. Olivia sah ihn verdutzt an. Gerade war er dabei seinem eigenen Pferd einen gut gefüllten Eimer mit Getreidekörnern und die Raufe zu schütten. Gierig stürzte sich das Ungetüm auf das Frühstück. Als Cast noch eine Mohrrübe aus dem Eimer zog und sie dem Pferd darbot verschwand die Karotte beinahe gänzlich mit einem Bissen im Pferdemaul.
    Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Nicolais Pferd so gewesen war und sie begann sich zu fragen, ob die Innosler eine besondere Rasse Pferde züchteten, die besonders aggressiv war. So wie Kampfhunde?
    »Ach dich nützlich und hol Wasser.« Cast zeigte auf einen Eimer Nahe des Stahltores. »Je eher können wir los.«
    Das hatte er gar nicht ergänzen müssen, Olivia war dankbar um eine Gelegenheit den Stall zu verlassen. Sie griff also den Eimer und sah sich vor dem Tor um. Ein kleiner Brunnen war nicht weit. Schweigend füllte den Eimer. Während das Wasser hineinströmte ließ sie ihren Blick zum Himmel gehen. Die Sonne bekam nun immer mehr Kraft. Der blasse Mond war kaum noch zu sehen. Hier in einer der Äußersten Ecken der Stadt war es noch still, doch aus weiter Ferne drangen schon die ersten Geräusche der erwachenden Stadt an ihr Ohr. Ein unbestimmtes Gefühl von Glück überkam sie. Sie würde diesen Ort nun verlassen und ihr nie wieder sehen müssen. Sie hatte diese Tortur unter dem Orden Innos tatsächlich überlebt und nun eine Chance heim zu kehren. Sie lächelte.
    Ihr Herz mache einen kleinen Hüpfer.
    Doch sofort zügelte sie ihre Gefühle und sperrte sie wieder tief zurück in die dunkelste Ecke ihres Geistes, wo sie aufbewahrt hatte, seit sie sich selbst dem Orden ausgeliefert hatte.

    Nachdem der Eimer voll war schleppte sie ihn unter Ächtzen und Stönen zurück in das Stallgebäude. Inzwischen hatte sich ein Stallbursche zu dem Hauptmann gesellt und zusammen hatten sie alle Pferde versorgt. Von allen Seiten drang ein Schmatzen und Schnaufen zu ihr herüber. So machte dieser Stall gleich einen sehr viel friedlicheren Eindruck.
    Der Stallbursche würdigte sie nur kurz eines Blickes, dann verschwand er in eine der Boxen und begann einem Pferd an den Hufen zu arbeiten.
    Auch Olivia beachtete ihn nicht weiter und machte sich mit ihrer schweren Fracht auf zu Cast. Dieser hängte gerade eine Trense über den Haken nahe der Stalltür seines Pferdes und verschwand dann wieder in der Kammer am Ende des Ganges.
    Olivia stellte den Eimer neben der inzwischen geöffneten Tür des Pferdes ab, welches Cast so stürmisch begrüßt hatte. Sie vermutete einfach, dass es seines war.
    Desinteressiert riskierte sie einen genaueren Blick. Das Tier fraß immer noch gierig aus seinem Trog. Als es für einen kurzen Moment den Kopf hob sag Olivia das Körner, Sabber und orangener Schaum an seinem Maul klebten. Angewidert verzog sie den Mund.
    Als das Tier zu allem Überfluss dann auch noch den Kopf aus der Stalltür streckte einen Schritt nach vorn tat, um sein Maul schnaufend in den Wassereiner zu stecken, brachte sie einen gehörigen Sicherheitsabstand zwischen sich und dieses Vieh. Das Tier sah eigenartig aus. Der Kopf war kohlrabenschwarz, die Mähne halblang und struppig. Ebenso ungepflegt, wie die wüsten Haare auf dem Kopf seines Herren. Auch der größte Teil des Halses und die Vorderbeine waren schwarz. Doch an der Unterseite des langen Halses fielen ihre erst graue, dann weiße kleinen Flecken auf. Diese wurden auf der Brust immer deutlicher und bereits am vorderen Teil des Rumpfes verblasste die schwarze Farbe und weißes Fell kam zum Vorschein. Die Farben waren nicht sauber getrennt, so wie sie es schon bei gescheckten Pferden gesehen hatte. Vielmehr erinnerte sie es an Spritzer und Schmieren von Blut, welches sich hier schwarz anstatt rot zeigte. Auf dem Bauch und dem Hintern des Pferdes war die weiße Farbe vorherrschend, erst die Beine waren dann wieder schwarz.
    Alles in allem war es kein hübsches Tier. Nicht zu vergleichen mit den feinen und eleganten Pferden ihrer alten Heimat. Die Wüstenrenner waren anmutig und schön mit kleinen, geschwungenen Köpfen und schlanken Beinen. Dieser Gaul hier wirkte Grobschlächtig und roh, hatte einen gigantischen plumpen Kopf und feste, dicke Beine.
    Olivia begann zu zweifeln, ob es eine gute Idee war, das Tier mitzunehmen. Wenn es genauso ungehobelt war, wie sein Besitzer, dann…
    »Oh gut, die hast ihn bereits getränkt.« Es war Cast. Er kam mit einem großen Sattel zurück aus der Kammer, in der er vor einiger Zeit verschwunden war. Ächzend warf er das Ding über den Flügel der immer noch offenstehenden Stalltür. Dann schritt er um den Pferdekopf herum, der sich gerade aus dem Wassereimer hob und dabei die Hälfte des Wassers über den Boden sabberte. Wieder verzog Oliva das gesicht. Cast bemerkte dieses nicht, da er nach einem kurzen Kontrollblick in die Futterraufe ein Halfter ergriff und es über den Kopf des Tieres zog. Erstaunlich geschickt schon er dasn nun fast leeren Wassereimer mit dem Fuß zur Seite und führte das Pferd aus dem Stall.
    Olivia schluckte, als sie sah, wie das Tier noch ein gutes stück wuchs, als es die Stufe zwischen Pferdebox und Stallgang erklomm. Cast war nun schon ein wirklich hochgewachsener Mann. Olivia reichte ihm gerade einmal bis zur Mitte der Brust, noch nicht einmal er konnte über die Schulter des Pferdes Gucken. Es war ein Ungetüm.
    Cast Jedoch schon sich in der unmittelbaren Nähe des Tieres nicht unwohl zu fühlen. Er sprach leise Worte zu dem Tier, als er es nach draußen führte. Kurz bevor er den Stallgang verließ, rief er ihr noch zu, dass sie einen Besen mitbringen sollte.
    Olivia überhörte dies gekonnt. Sie war nicht seine Dienstmagd. Sollte er doch seinen Dreck alleine beseitigen. Genervt, dass die nun anscheinen nicht so zeitig aufbrachen, wie sie es gehofft hatte, lehnte sie sich gegen den nun leeren Stall und verschränkte erneut verstimmt die Arme vor der Brust.
    Es passierte nichts Spannendes Im Stall. Nach und nach beendeten die Pferde ihre Morgenmahlzeit und standen dann friedlich in ihren Ställen. Einige reckten ihre Hälse über die Stalltüren. Olivia viel ein Brauner mit schmaler Blässe auf der Nase auf. Er war hübsch, zeigte ein wenig von der Eleganz, die sie von den Pferden aus Varant kannte. Er spitze freundlich die Ohren und blickte sie an. Olivia lächelte schwach, blieb jedoch dort stehen, wo sie sich befand. Zufällig laß sie das Schild, welches an seiner Tür befestigt war. »Rittmeister« Genervt verdrehte sie die Augen. So einen Namen konnten auch nur Myrtaner ihren Pferden geben. Sie schüttelte den Kopf und drehte sich um. Nun wollte sie auch wissen, welchen Namen Casts Pferd trug. Sicherlich »Paladin« oder »Heerführer« oder so etwas Dummes. Bei so etwas wie Casts vorgetäuschter Wichtigkeit konnte nur etwas Dummes sein.
    Doch es gab kein Schild auf der Tür. Kurz wunderte sich Olivia. Doch dann beließ sie es dabei. Eigentlich war es ihr auch egal. Sie beschloss weiter zu warten.
    In einem der vorderen Ställe regte sich plötzlich der Stallbursche. Er verließ die Box, griff nach dem Wassereiner vor ihren Füßen und wandte sich zum Gehen. Dann jedoch blieb er abrupt stehen und drehte sich wieder zu ihr um. »Äh, Morgen«, zwang ihn die anerzogene Höflichkeit gerade noch zu sagen, »‘nen Besen find’ste dahinten.« Er zeigte in eine Ecke und sah sie auffordernd an. Olivia gefielen die stechendenden Blicke aus dem pickeligen Gesicht nicht. »Kümmere du dich doch um den Deck«, erwiderte sie patzig und machte keine Anstalten sich zu bewegen.
    »Hör’ma Schnepfe, ich darf Niemanden allein im Stall lassen. Schon gar nicht so’ne Dirne wie du! Also schnapp‘ dir ‚nen Besen und schwing deinen Arsch hier raus!« Er war ihr unangenehm nahe gekommen und es war nichts Freundliches mehr in seiner Stimme. Nicht riskieren wollend, sich eine zu fangen, schnappte sie sich mit herabwürdigenden Blick einen Besen und verließ den Stall.
    An der Seitenmauer fand sie Cast und sein Pferd. Er schruppte seinem Hengst gerade mit einer harten Bürste das Fell. Der Boden war übersäht mit weißen und schwarzen Fellbüscheln. Je mehr Cast sein Pferd mit der Bürste bearbeitete, desto mehr fiel zu Boden. »Fellwechsel«, war die knappe Erklärung, als der Hauptmann ihre verwunderten Blicke bemerkte. Olivia nickte nur stumm, stellte den Besen an der Mauer ab und beobachtete weiter Casts Arbeit.
    Er trieb dieses Spiel noch eine ganze Weile. Zwar lösten sich immer noch Haare aus dem Fell des Tieres, welches die Prozedur mit sichtlichem Genießen über sich ergehen ließ, doch für seinen Besitzer schien der Sauberkeitsstand nach endlich auszureichen.
    Er warf die Bürste zur Seite und griff nach einem kleinen Kamm, mit dem er die Mähne in Ordnung brachte.
    Überrascht zog Olivia eine Augenbaraue nach oben, während sie inzwischen etwas entspannter an die Mauer gelehnt stand. »Wenn Ihr der Reinlichkeit Eures Körpers eben so viel Sorgfalt entgegen brächtet, die der Eures Gaules…« Diesen Kommentar konnte sie sich einfach nicht verkleiden.
    Er überging ihre Stichelei und widmete sich nun dem Schweif. »Wir brechen auf, wenn der Hof wieder sauber ist.« Olivia hasste zwar den Befehlston in seiner Stimme dennoch schwang sie den Besen. Immerhin war es ihr sehnlichstes Ziel endlich aufzubrechen. Während sie die Haare auf den nahegelegenen Misthaufen kehrte sattelte Cast sein Pferd und als sie zurückkam hing auch schon ihr kleines Beutelchen neben dem seinigen in den Packriemen des Sattels. Schweigend wartete er mit den Zügeln in der Hand auf ihre Rückkehr. Sie warfen sich einen kurzen Blick zu und machten sich dann schweigend über den nun von der Sonne beschienenen Bastionsplatz, durch die erwachte Stadt auf zum Tor.

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