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    Abenteurerin Avatar von Val
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Val ist offline
    Juhu, noch ein unbrauchbarer Mann. Die Welt hat ja noch nicht genug davon. Naja, erstaunlicherweise stinkt er weniger als sein Äußeres es erwarten lässt. Oder bin ich einfach nur zu sehr diesen Abschaum, Männer, gewohnt?

    „Ja, das Schiff ist ungebremst in den Hafen gedonnert. Grund dafür ist die Unfähigkeit mancher Männer. Männer wie euch. Faul, arbeitslos, stinkend und in einem Wort: wertlos. Achja, ich bin keine Hochwohlgeboren. Ich bin eine ehemalige Sklavin, so wie alle, die von diesem Schiff kommen. Und wenn euer erster Eindruck einer Sklavin ist, dass Sie adlig sei, was sagt das wohl darüber aus wie weit unter einem Sklaven euer Stand sein mag…“

    Eilig schob sie die Kinder zusammen und wollte sich auf den weg machen. Nur wusste sie nicht wohin. Das hier war Thorniara! Gab es hier keine Magier, oder zumindest deren Laufburschen, die Novizen, die helfen konnten? Verlass dich auf jemanden und du bist verlassen.

    „Hey, Blondie! Ja, du der mich erst gefangen und dann auf den Boden geworfen hat! Du willst dich beweisen? Du willst ein Held sein? Finde eine Bleibe für die knapp 30 Kinder! Waisenhaus, Armenhaus, kneipe, völlig egal. Dach über dem Kopf und warmes Essen. Schaffst du das?“
    Eine Mischung aus Nicken und Lächeln, jedoch nicht in einer intelligenten Art, war die Antwort auf Ihre Frage.

    „Zurück zu euch, Meister Plauze. Wenn ihr zeigen wollt, dass ihr mehr als eine Ansammlung von Fett, Alkohol und Enttäuschung seid, dann findet einen Mann, der ebenfalls auf dem Schiff war. Er ist beim Aufprall vom Schiff geflogen. Er hat weißes Haar, bernsteinfarbene Augen, trägt eine unpassende Lederrüstung, keine Waffen und trägt das Tagebuch des Sklavenringanführers. Findet ihn und bringt ihn hier her. Oder zur Miliz. Keine Ahnung. Zur Not sorgt einfach nur dafür, dass er nicht abhaut. Schafft ihr das?“

  2. Beiträge anzeigen #382
    Hexenmeister Avatar von Trilo
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    Trilo ist offline
    Hab ich Orkflüche im Sparpaket geholt oder was? Ich weiß nicht wer ich bin, ich kann nichts richtig obwohl mein Körpergefühl das Gegenteil sagt und ich hab absolut keinerlei Glück. Was für ne Scheiße!

    Die Idee, ins Hafenbecken zu springen und im Tumult sich aus dem Staub zu machen, war an sich gut. Leider gab es nur zwei Probleme. Zum einen war das Becken übersäht mit Helfern aus dem Volk, aber vor allem auch immer mehr werdenden Milizsoldaten. Zum anderen musste Trilo mit Schrecken feststellen, dass er offenbar nicht mehr schwimmen konnte. es kostete ihn einen Großteil seiner Kräfte sich von Schiffsstückchen zu Schiffsstückchen zu hangeln ohne dabei unterzugehen wie eine Spielzeugente aus Blei. Mehrere Minuten später hievte er sich dann am Pier hoch und lag ermattet auf den Brettern.

    "Hey, hier ertrinken Menschen! Hör auf faul im Weg zu liegen!"
    Die harschen Worte der harschen Realität kamen von einem ebenso harsch aussehenden Stadtgardisten. oder wie auch immer Thorniara seine städtische Dienerschaft mit Knüppeln nennen mochte. Fakt war jedoch, dass Trilo nicht weiter wusste. Wo sollte er eigentlich hin? Und wieso bei Beliar hatte er einen solchen Drang diese Stadt unbedingt verlassen zu wollen? Auch wenn er sich nicht direkt daran erinnern konnte, musste dieser Ort wohl tiefe, seelische Narben hinterlassen haben. Und als würden die Götter ihm den ebenso göttlichen Mittelfinger ins Gesicht drücken, flatterte auch ein Blatt auf ihn zu und legte sich im seichten Wind auf seine Brust.

    [Bild: Wanted.jpg]

    "Scheiße... immerhin weiß ich nun wie ich heiße!"

  3. Beiträge anzeigen #383
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Irgendetwas an der offensichtlich tiefempfundenen Abscheu ihm gegenüber und dem düsteren, angewiderten Funkeln in ihren grauen Augen erinnerte den ehemaligen Hüter an Myra. Die Selbstverständlichkeit und der ihr anscheinend in die Wiege gelegte Befehlston, mit welchen das junge Mädchen nicht nur den Blondschopf neben sich, sondern auch Griffin selbst mit Befehlen versorgte, hinterließ bleibenden Eindruck. Dabei war Befehl eigentlich ein zu sanfter Begriff. Einem Befehl konnte man sich, war man dumm oder mutig genug, widersetzen. Das, was die Braunhaarige von sich gab, waren unumstößliche Tatsachen. Grundsätze des Lebens. Fundamente, auf denen das gesamte Sein zu ruhen schien. Er hätte sich mit seinem ganzen Wesen dagegen wehren können, er hätte den Schläfer selbst um Hilfe bitten können und doch hätte er sich nach einigen wenigen Minuten in einer Situation wiedergefunden, in der er irgendwie doch getan hätte, was von ihm verlangt worden war. Deswegen ergab er sich dem Schicksal, das das Mädchen für ihn auserkoren hatte und kratzte sich vielsagend am Hintern, während er würdevoll versuchte, sich nicht vor zu viel Bewegung zu übergeben. Erst jetzt merkte er, dass ihm letzteres merkwürdigerweise erstaunlich leicht fiel. Jetzt, da er so darüber nachdachte, war sein Blick ungewohnt scharf und jede seiner Bewegungen fühlte sich tatsächlich an, als wäre er für sie verantwortlich und als sei er nicht mehr bloß Zuschauer bei dem, was sein Körper veranstaltete. In seinem stetig klarer werdenden Kopf kämpfte sich mühsam ein einzelner, mutiger Gedanke durch die Überreste seiner Trunkenheit:

    Dieses Mädchen hat mich ausgenüchtert.

    Sein Herz begann schneller zu schlagen und panisch verkrampfte sein Körper. Er lauschte der Stille, die diesem Gedanken folgte. Hörte für kurze Zeit den schweren Atem und spürte wie seine Lungen von innen gegen seinen fetten Körper drückten, um ihm einen weiteren, schweren Atemzug zu ermöglichen. Es vergingen einige Herzschläge, in denen sein überanstrengtes Herz unaufhörlich ein Blut-Alkohol-Gemisch durch seinen massigen Körper pumpte. Der Gedanke war gedacht. Und er hallte noch kurze Zeit nach. Dann aber kehrte aber wieder Ruhe ein in seinem Kopf und mit jeder weiteren gedankenlos verstrichenen Sekunde beruhigte sich der ehemalige Hüter etwas mehr. So weit sogar, dass er für einen Augenblick lang wagte, beruhigt auszuatmen, bevor er sich dem jungen Mädchen zuwendete.

    »Natürlich schaff ich das.«, erwiderte er, um sich selbst abzulenken und nicht ohne selbst eine gewisse Aufregung darüber zu empfinden, dass ihm jemand nach all der Zeit in seinem selbstgewählten Asyl wieder etwas zutraute. Die meiste Zeit musste er eigentlich Leute überzeugen, ihm unnütze Aufgaben zu überlassen, für die er dann ein paar Groschen abgreifen konnte. Es folgte ein tiefer Rülpser, der einen Herzschlag länger anhielt, als man es für möglich gehalten hatte, ehe fortfuhr. »Ich hab' grad sowieso nichts Besseres zu tun.«, endete er anscheinend etwas zu frech, wie ihn der finstere Blick des jungen Mädchens erkennen ließ. Vielleicht war sie aufgrund ihrer Herkunft als Adlige, die in die Sklaverei verkauft wurde, auch einfach besseres Benehmen gewohnt. »Verzeiht«, fügte er daher rasch hinzu und unterließ diesmal den Versuch, sich zu verbeugen. Die Nüchternheit breitete sich zwar schneller als ihm lieb war, in seinem Körper aus, aber man musste ja auch nichts riskieren. Die letzte Verbeugung hatte nur durch Glück nicht in einem Unglück geendet. »Ich werde mich sogleich daran machen, euren Auftrag zu erfüllen.«
    Er wollte seinen massiven Körper schon in Bewegung setzen, hielt dann aber noch inne und setzte hinter hervorgehaltener Hand halblaut ein »Milady.« hinterher, ehe er sich auch zu dem jungen Mann umdrehte, der das Geschehen mit abwesendem Blick beobachtet hatte. Griffin war sich nur zur Hälfte sicher, dass er geistig anwesend war. Vielleicht war ihm bei dem Aufprall des Schiffes mehr passiert, als der äußere Anschein vermuten ließ. Mit offenem Mund starrte er unentwegt auf die Braunhaarige. Wo auch immer er geistig gerade war, sein dümmliches Grinsen verriet, dass er sich in seiner Vorstellung sehr wohl fühlte. »Du machst das schon.«, sagte er aufbauend und klopfte dem Jüngling aufbauend auf die Schultern.

    Es verstrich eine für den Braunhaarigen nicht näher einzuornende Zeit, in der er sich unkontrolliert und ziellos durch das wilde Treiben am Hafen bewegte. Mal ließ er sich im hektischen Treiben treiben, dann bewegte er sich wieder wider der Bewegungsrichtung der anderen Leute. Stets auf der Suche nach einer Person, die grundsätzlich ein Sklaventreiber hätte sein können und im Idealfall auch noch auf die Beschreibung der kleinen Lady passte.

    Nach einiger Zeit wurde er fündig und beobachtete sein Ziel für kurze Zeit, um wirklich sicherzugehen. In Gedanken arbeitete er die Punkte ab, an die er sich von den Ausführungen der kleinen Lady noch erinnern konnte. Die Rüstung des Mannes war zwar nicht durchgängig aus Leder, dafür aber ähnlich wie seine eigene, an manchen Stellen durchaus abgewetzt und mitunter vielleicht auch etwas zu eng. Für jemanden wie die kleine Lady war das sicherlich unter unpassende Kleidung zu verbuchen. Sie musste während Ihrer Zeit als Adlige ganz anderes gewohnt sein. Das Haar war aufgrund des anscheinend stolzen Alters zwar eher grau als weiß und das eigentlich auch nur strähnchenweise. Eigentlich nicht mal das. Ab und zu fand sich ein helles Haar auf dem Kopf des Mannes. Im Vergleich zu den jungen Jahren der kleinen Lady ging der Mann aber sicherlich als weißhaarig durch.
    Außerdem - und das war fast noch wichtiger - hatte er schon so eine gewisse Bösewicht-Ausstrahlung. Ständig motzte er irgendwelche Umstehenden an, schaute bitterböse durch die Gegend und signalisierte mit seiner Miene jedem, der ihn ansah, dass er eigentlich keine Lust hatte, hier zu sein. Wenn Griffin jemals einen durchtriebenen, bösen und verabscheuungswürdigen Kerl gesehen hatte, dann war es dieser Anführer eines Sklavenrings. Mit ungeahnt hoher Geschwindigkeit stolperte der ehemalige Hüter auf den Fiesling zu und musste feststellen, dass ganz im Sinne des Bösewichts mehrere Zähne im Mund des Mannes fehlten. Welcher gute Mensch hatte denn jemals schon so viele Zähne verloren? Und dann waren die Zähne auch noch schmutzig. Farbton: Bösewicht!
    Grob packte er den Widerling am Kragen und schob ihn ob der Geschwindigkeit seiner Bewegung und beflügelt vom Restalkohol in seinem Blut gut zwei Schritte nach hinten, ehe die beiden - die Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt - zum Stehen kamen. »Hab ich dich, du widerlicher Sklavenhändler!«, spie er dem Mann förmlich entgegen und fühlte sich für einige Sekunden wieder wie jemand, auf den irgendjemand hätte stolz sein können.

  4. Beiträge anzeigen #384
    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Jacques Percheval ist offline
    Jacques blinzelte kurz, als der dicke Trunkenbold ihm auf die Schulter klopfte und irgendetwas lallte, das sich anhörte wie „Uschaddaschom“ oder so. Jacques hatte zwar keine Ahnung, was das heißen sollte, aber er nickte trotzdem. Nicken und lächeln war seiner Erfahrung nach immer die beste Strategie im Umgang mit Betrunkenen. Vor allem, wenn man mit den Gedanken eigentlich gerade ganz woanders war. Wie bei dieser quasigöttlichen Erscheinung vor ihm, die ihm gerade einen Auftrag erteilt hatte.

    Jacques erhob sich und schlug sich mit der Faust gegen die Brust: „Ihr könnt euch ganz auf mich verlassen! Ich werde diese Kinder in Sicherheit bringen und ihnen ein Festmahl bereiten, so wahr ich hier stehe!“
    Die wunderschöne kleine Lady, die ihm leider noch immer nicht ihren Namen genannt hatte, winkte nur genervt ab. Er sollte wohl aufhören, große Worte zu schwingen und lieber zur Tat schreiten, wie ein echter Rittersmann!
    Nur… wie?
    Jacques sah sich um und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während die Augen von zwanzig Kindern erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren. Irgendwie war es die eine Sache, ihnen ein Dach über dem Kopf und ein Festmahl zu versprechen, aber eine völlig andere, das dann auch wirklich zu organisieren…
    „Tja, Kinder, also… Tolles Wetter heute, oder?“
    Jacques lächelte strahlend. Was natürlich reine Fassade war. Hinter seiner Stirn ratterten diverse Zahnräder auf Hochtouren, ohne aber so richtig ineinander zu greifen. Wo bei Innos konnte er eine ganze Horde Kinder unterbringen? Er kannte sich doch gar nicht aus in der Stadt! Sollte er sich vielleicht an die Fischerin wenden, die das kleine Mädchen gerettet hatte? Er verwarf den Gedanken schnell wieder. Die hatte schon fünf Kinder und wollte wohl nicht noch zwanzig weitere.
    Aber… halt!
    Sein Blick blieb auf einem hölzernen Schild hängen, das über dem Eingang eines Gebäudes am anderen Ende des Piers im Wind schaukelte. Zum Klabautermann stand darauf. Natürlich! Die Hafenschenke! Er war zwar noch nie drin gewesen, aber in einer Schänke gab es ein Dach über dem Kopf, Tische und Bänke und etwas zu Trinken und vielleicht sogar anständiges Essen! Jacques strahlte übers ganze Gesicht, diesmal ernsthaft. Einen besseren Ort als die Hafenkneipe konnte man sich für die Kinder gar nicht wünschen!

    Er klatschte in die Hände und sah zu, dass die Kinder ihm alle zuhörten.
    „Also, wir gehen jetzt in ein schönes Haus, wo wir erst einmal ordentlich essen werden! Wer möchte etwas zu essen? Ja, genau, ich will auch was zu essen! Gut, schön zusammenbleiben, damit wir uns nicht verlieren! Am besten, ihr nehmt euch bei den Händen, immer zu zweit, und dann stellen wir uns alle in einer Reihe auf… Genau so! Oh, du hast keinen Partner mehr? Okay, dann kommst du mit mir mit. So, sind wir fertig? Na, dann los! Vorwärts!“
    Wie ein Feldherr stieß Jacques die Faust in den Himmel und deutete dann mit viel Pathos auf den Klabautermann, als handele es sich dabei um eine feindliche Festung, die gestürmt werden müsse. Mit dem kleinen Mädchen, das er aus dem Hafenbecken gezogen hatte, an der Hand setzte er sich an der Spitze seiner Legion in Bewegung.
    ***

    Erinc spuckte einen dicken, gelben Batzen in den Bierkrug und polierte ihn anschließend gründlich mit seinem fleckigen Lederlappen. Seine Stimmung war am Tiefpunkt.
    „Drei Wochen…“, grummelte er vor sich hin, „Drei scheiß Wochen!“
    Und warum? Weil er zu besoffen gewesen war, um zu merken, dass die Würfel gezinkt waren. Jetzt, im Nachhinein, war es ihm vollkommen klar. Aber im Suff hatte er es einfach nicht kapiert. Sie hatten so getan, als wären sie seine besten Freunde, und ihn ausgenommen wie eine beschissene Weihnachtsgans. Er hatte praktisch den ganzen Abend die Getränke bezahlt… nur, dass er überhaupt nicht das Geld dafür gehabt hatte! Und als es dann an die Begleichung der Rechnung gegangen war, waren diese Arschlöcher lachend und grölend von dannen gezogen und hatten ihn mit dem ziemlich mies gelaunten Wirt allein gelassen. Es hatte Erinc all seine bescheidenen Überredungskünste gekostet, den ehemaligen Seemann davon zu überzeugen, ihn nicht erst nach Strich und Faden zu verprügeln und ihn dann der Stadtwache zu überantworten. Jetzt musste er, um seine Schulden abzuarbeiten, noch drei Wochen lang hinter der verkackten Theke stehen und ausschenken, ohne auch nur eine müde Kupfermünze dafür zu sehen.
    Immerhin war gerade nicht viel los. Irgendetwas war im Hafen passiert, es hatte ziemlichen Lärm gegeben, und die meisten der Gäste waren neugierig nach draußen gelaufen. Nur die wirklich hartnäckigen Trinker saßen noch an ihren Tischen (oder lagen bereits darunter). Erinc selbst ging es gehörig am Arsch vorbei, was dort draußen passierte. Er hatte auch so schon genug Probleme, und wenn es dafür sorgte, dass er weniger Stress hatte, kam ihm das gerade Recht.

    Plötzlich flog die Tür auf und ein breit gebauter Blondschopf trat mit einem kleinen Mädchen an der Hand die Taverne. Er sah sich um, rümpfte kurz angewidert die Nase, machte dann aber einen Schritt zur Seite und winkte nach draußen, woraufhin eine Horde von Kindern in ordentlichen Zweierreihen in die Schankstube marschierte.
    Erinc merkte erst, dass er mit offenem Mund auf das Schauspiel starrte, als ihm der Becher, den er gerade poliert hatte, aus der Hand rutschte und polternd auf dem Boden landete. Inzwischen war der Blondschopf an die Theke getreten und lächelte ihn dermaßen beschissen freundlich an, dass Erinc sich wunderte, wie er es schaffte, dem Kerl nicht direkt eine reinzuhauen.
    „Wir hätten gern frisches Wasser und etwas zu Essen für alle“, verkündete der Blonde mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit. Erinc schüttelte überrumpelt den Kopf und kniff ein paar Mal die Augen zusammen. Passiert das gerade wirklich?
    „Sag mal… hast du nicht alle Tassen im Schrank?“, erwiderte er schließlich, noch immer völlig perplex, „Siehst du… was glaubst du, was das hier ist? Du bist in einer scheiß Kneipe, Mann!“
    „Habt ihr nicht etwas zu essen?“, unterbrach ihn der Blondschopf, „Ich erinnere mich, dass es hier sowas wie Eintopf geben soll.“
    „Äh… ja, aber…“
    „Na dann, Eintopf für alle!“, rief der Blonde und wandte sich an die Kinder, „Hab‘ ich recht?“
    Die kleinen stießen wie auf Kommando ein zustimmendes Triumphgeschrei aus. Erinc stand nur wortlos mit offenem Mund da.
    „Ich glaube, ich habe mich nicht klar…“, wollte er anfangen. Plötzlich schnellte der Arm des Blondschopfs vor, er packte Erinc am Kragen und zog ihn halb über die Theke, als würde er kaum mehr wiegen als eines dieser kleinen Kinder, mit denen der Kerl unterwegs war. Der überrumpelte Aushilfswirt versuchte, sich aus dem Griff des Anderen zu winden, aber die Faust des Blondschopfs war wie aus Stahl. Sein Leinenhemd spannte sich sichtbar über einem massiven Bizeps und Erinc, obwohl selbst kein Schwächling, musste schnell einsehen, dass er hier den Kürzeren ziehen würde.
    „Eintopf. Für. Alle.“, schärfte der Blondschopf ihm ein, dabei noch immer scheiß freundlich lächelnd.
    „Ist ja gut! Ist ja gut! Ich hol‘ dir deine scheiß Suppe!“, keuchte Erinc, „Lass mich los, verdammt!“

    Die Zeit, die der etwas begriffsstutzige Wirt brauchte, um die Suppe zuzubereiten, nutzte Jacques, um in der Schankstube Ordnung zu schaffen. Zwei Kerle, die zu betrunken waren, um noch allein laufen zu können, trug er rücksichtsvoll nach draußen und platzierte sie sanft in der Gasse neben der Kneipe, den Rest überzeugte er mit freundlichen Worten und der einen oder anderen nicht ganz so freundlichen Faust, dass es wohl an der Zeit wäre, zu gehen. Anschließend rückten er und die Kinder die Tische zu einer großen Tafel zusammen, an der sie alle rundherum Platz nehmen konnten.
    Schließlich kam das Essen. Jacques schnupperte kurz an seiner Suppe, was schon ausreichte, dass ihm beinahe übel wurde.
    „Was bei Beliar soll das bitte sein?“, fragte er den Wirt vorwurfsvoll, „Willst du uns vergiften?“
    Der Wirt verdrehte genervt die Augen: „Wenn’s Euer Hochwohlgeboren nicht schmeckt, kann Er sich ja im Oberviertel nach einem besseren Gasthaus umsehen…“
    Jacques schüttelte den Kopf: „Mit sowas hätte ich zu Hause nicht einmal die Schweine gefüttert! Wo ist die Küche?“
    „Du kannst nicht einfach…“
    „Und ob ich kann! Ich habe geschworen, diesen Auftrag zu erfüllen, und bei Innos, ich werde ihn erfüllen! Wo ist die Küche?“
    Resignierend warf der Wirt die Hände in die Luft und bedeutete Jacques, ihm zu folgen.

    Die Küche war nicht sonderlich geräumig. Über einer Feuerstelle hing ein großer, verbeulter Eisenkessel, in dem die wässrige Brühe vor sich hin blubberte, die man ihnen als ‚Eintopf‘ hatte andrehen wollen. Jacques sah sich um. Da hingen zwei Schinken an einer Stange, es gab Knoblauch und einige Kräuter und ein paar Gewürze… nicht viel, aber es ließ sich etwas damit machen. Die dünne, geschmacklose Brühe brauchte einfach nur ein bisschen Substanz! Die Proteste des Wirts ignorierend, würfelte Jacques einen der Schinken in die Suppe, verfeinerte das Ganze mit all den Kräutern und Gewürzen, die er in der schlecht ausgestatteten Küche auftreiben konnte, ließ es noch ein wenig vor sich hin köcheln und voilá! Es war vielleicht kein Essen für Könige, aber es schmeckte durchaus nicht übel und würde die Kleinen hoffentlich satt machen.

    Jacques sorgte persönlich dafür, dass jedes der Kinder eine randvolle Schüssel vor sich stehen hatte. Und während sie den Eintopf in sich hinein schaufelten, hielt er den Platz neben sich frei in der Hoffnung, dass die junge Schönheit, die ihm den Auftrag erteilt hatte, bald dazustoßen würde.
    Geändert von Jacques Percheval (20.06.2023 um 21:39 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #385
    Ritter Avatar von Nienor
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Nienor ist offline
    Stattdessen wurde die Tür von Nienor aufgestoßen. Die Ordendsmaid - sie hasste diesen Rang - stand im Durchgang, schaute sich um und machte dann Platz für drei, vier, sechs weitere Kinder.
    Sie hatte sie mit Hilfe einiger Milizionäre aus dem Hafenbecken gefischt und nun war sie dabei, sie hier abzugeben. Sie hatte gesehen, wie einer der Rekruten des Ordens mit anderen Kindern hier verschwunden war.
    »He, ich glaube, hier gibt es etwas zu essen«, rief sie und alle ihre Kinder jubelten laut.
    »Schaut mal, die anderen hier bekommen auch gerade etwas. Was wollt ihr?«, fragte sie.
    »Nudeln!«
    »Fleisch!«
    »Honigplätzchen!«
    »Dicke Suppe!«
    »Was mit Augen.«
    Der letzte Wunsch machte Nienor stutzig.
    »Augen?«
    »Na Fettaugen!«, erklärte der Junge, der den Wunsch geäußerst hatte.
    »Achso, richtig gute Suppe also«, bestätigte Nienor.
    »Schauen wir mal. Setzt euch. Es gibt gleich etwas.«

  6. Beiträge anzeigen #386
    Kämpfer Avatar von Sunder
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sunder ist offline
    Sunder war nicht nicht erfreut als plötzlich eine Meute lärmender Kinder die Kneipe bevölkerte, ran geschleppt von Milizen, die offensichtlich nicht wussten was die da taten. Auch wenn der alte Seebär selbst nie Kinder hatte und eigentlich auch nichts mit Kindern anfangen konnte, so wusste er doch das dies nicht der richtige Ort für sie war. Andererseits wüsste er auf die Schnelle auch nicht wo die Kinder besser untergebracht wären, also fand er sich vorerst mit der Situation ab.

    Die Miliz nahm die ganze Kneipe in Beschlag und wollte sogar Sunder seinen Stammplatz streitig machen, aber es gelang ihm seinen Sitzplatz erfolgreich zu verteidigen. Das brachte dem Seebären nur nicht viel, die Hektik und das Geschrei der Kinder wurde ihm bald zu viel, davon bekam er nur Kopfschmerzen. Irgendwann war Sunder so entnervt das er freiwillig seinen Platz räumte und die Kneipe verließ, er musste unbedingt frische Luft schnappen.

    „Hör mal Sunder“ sprach ihn eine ältere Frau an, „ja, wat is?“, „ich hab hier ein paar Decken und was zum anziehen, für die Kinder.“ Sunder zuckte die Schultern, „ja schön, wat hab isch damit zu tun?“, die Frau stutzte kurz, „du hast doch früher immer für Leute gesammelt die Hilfe brauchen, hilfst du jetzt nicht mehr?“ „Öhm, doch“ stammelte der Seebär verlegen, es war ihm peinlich das er die Kinder nur als lärmende Blagen wahrgenommen hatte und nicht als Hilfebedürftige in Not.

    „Jib mal her, isch bring dat direkt zum Klabautermann, und frag mal rum ob noch wer wat hat, die sollen dat dann zur Kneipe bringen.“ Die Frau drückte dem Seebären ein großes Bündel in die Hand, „mach ich, ich weiß schon wen ich fragen kann.“ Sunder ging wie angekündigt gleich zur Hafenkneipe und legte das Bündel auf den erst besten Tisch. „Dat is ne Spende, von den Leuten hier, könnt ihr bestimmt jebrauchen“ brummte Sunder bevor er sich am Tresen niederließ und sein wohlverdientes Bier bestellte.

  7. Beiträge anzeigen #387
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Wenig begeistert rieb der Braunhaarige sich sein schmerzendes Kinn, während er zu gleichen Teilen ziel-, lust- und orientierungslos durch den Hafenbereich stolperte. Das pochende Schmerzgefühl in seinem Schädel war mittlerweile fast gänzlich verschwunden, musste er feststellen. Zu nicht unerheblichen Teilen durch die ausnüchternde Wirkung der kleinen Lady, vermutlich größtenteils aber deswegen, weil ihm der vermeintliche Bösewicht dabei ein wenig zur Hand gegangen war. Dieser hatte vollkommen unverständlicherweise nur wenig Begeisterung dafür empfunden, von einem Wildfremden aus heiterem Himmel als Sklavenhändler betitelt zu werden, nachdem er die letzten Minuten im Wasser schwimmend damit zugebracht hatte, wildfremden Kindern das Leben zu retten. Da hatte der kleine, dafür aber umso lauter hervorgebrachte Zusatz widerlich bei der unrühmlichen Krönung zum Sklavenhändler die Freude vermutlich nicht gerade erhöht. Als Gegenleistung dafür, dass wahrscheinlich die nächsten Wochen einige wilde Gerüchte über ihn in der Stadt kursieren würden, hatte der vermeintliche Sklavenhändler Griffin mit einem kräftigen Faustschlag kurzerhand eine kleine Auszeit auf dem harten Hafenboden verschafft. Irgendwo zwischen dem Augenblick, als Griffin den Hafenarbeiter am Kragen gepackt hatte und dem Augenblick, in dem er unsanft auf dem Boden aufgeschlagen war, hatte der vermeintliche Fiesling es fertiggebracht, ihm noch einen zweiten Schlag mitten ins Gesicht zu verpassen. Zumindest vermutete der Braunhaarige das - denn anders konnte er sich den stetigen Blutfluss aus der Nase nicht erklären. Wirklich mitbekommen hatte er das allerdings nicht. Um seinem Zorn noch weiter Ausdruck zu verleihen - grundsätzlich hätten Griffin die beiden Schläge dafür bereits gereicht, der Hafenarbeiter wollte aber anscheinend auf Nummer sicher gehen - hatte der fälschlicherweise als Sklavenhändler betitelte Mann seine mit Stiefel beschwerten Füße noch zweimal in die Rippen des ehemaligen Hüters gejagt, bevor er sich mit einem liebevoll hervorgewürgten Schleimbrocken verabschiedet hatte, der auf Griffins Haupt gelandet war. Eine insgesamt recht eindrucksvolle Zurschaustellung kämpferischen Geschicks, das in der Folge zwar die Kopfschmerzen des ehemaligen Hüters hatten verschwinden lassen, dafür aber Laune, Ego, Haare, Rippen, Kinn und Nase in einem - um es höflich auszudrücken - lädierten Zustand zurückgelassen hatten.

    Miesgelaunt, angespuckt und noch ein bisschen nüchterner als zuvor stapfte er nun durch den Hafenbereich. Jegliche Motivation dafür, den vermutlich horrend gut bezahlten Auftrag der kleinen Lady zu erfüllen, war dem ehemaligen Hüter ausgetrieben worden. Stattdessen kreisten seine Gedanken darum, die ihm aufgezwungene Nüchternheit möglichst effektiv zu beenden.
    Das wilde Treiben der vergangenen Minuten hatte sich schon etwas gelegt, denn die Schiffbrüchigen waren größtenteils bereits aus dem Wasser gefischt worden. Nur vereinzelt hasteten noch Leute umher, räumten die Reste des mittlerweile ansonsten fast vollständig gesunkenen Schiffes auf, die der Aufprall an Land geschleudert hatten.
    Die Hafenkneipe wäre der logische erste Anlaufpunkt gewesen, um zumindest möglichst schnell wieder betrunken zu werden. Die Vorstellung, dabei von Milizionären und drei Dutzend Kindern umringt zu sein, machte diese Variante aber äußerst unattraktiv. Besonders viel Geld hatte der Braunhaarige allerdings auch nicht, sodass die meisten anderen Kneipen in der Stadt ebenfalls flachfielen. Einzige Chance war also vorerst eine gute Seele am Hafen. Da im Aufprallbereich des Schiffes die Verbliebenen ihm zu schnell von A nach B rannten, schlurfte er langsam in Richtung des Piers. Dort lagen anscheinend andere Verwundete und ausgemergelte Sklaven rum. Vielleicht hatte irgendjemand von denen ja von irgendjemandem ein edles Tröpfchen bekommen, um die Strapazen des Skalvendaseins zu verdrängen.

    »Bitte haut mir nicht auch noch auf's Maul...«, brummte er etwas missmutig und ließ sich resigniert und begleitet von einem angestrengten Ächzen auf dem unter seinem Körpergewicht ebenfalls angestrengt ächzendem Holz in der Nähe von einigen anderen nieder. »aber ihr seid zufällig so richtig fiese Bösewichte oder?«, fragte er, konnte sich beim besten Willen aber ein müdes Lachen nicht verkneifen.
    »Wisst ihr, es gibt da vermutlich einen Haufen Knete, wenn man nur die richtige Person finden kann.«, erzählte der ehemalige Hüter und hielt sich die Hand vor's Gesicht, während er gähnend die vorbeiziehenden Wolken betrachtete. »Ich verschon euch mal mit den Details: Adlig. Weiblich. Nicht hässlich. Viel Geld. Bösewicht. Soll wohl hier in der Nähe sein.« Zufrieden spürte der Braunhaarige, wie die Nennung von Geld, einer jungen Frau, einem Bösewicht der einer nicht näher zu definierenden Mischung aus mindestens zwei der genannten Dingen, das Interesse einiger in der Nähe liegender Herren und Damen weckte. Einer von ihnen war sogar von so viel Tatendrang gepackt worden, dass er das Blatt, welches er eben noch in der Hand gehalten hatte, ohne Zögern zerknüllte und in die etwas zu großen, abgewetzten Stiefel stopfte.

    »Ich könnte euch ja mehr dazu erzählen, aber meine Kehle ist so furchtbar trocken.«

  8. Beiträge anzeigen #388
    Hexenmeister Avatar von Trilo
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    Trilo ist offline
    Er war ratlos. Was sollte er nun tun? Aus der Stadt kam er irgendwie nicht. Zumindest nicht ohne, dass es jemand bemerken würde. Wegschwimmen war so aussichtslos wie das Kraulen eines Schattenläufers. Und er war einfach zu markant, um einem Milizen die Uniform zu klauen und sich als der Ihren auszugeben. 15000 Goldstücke. Scheiße, was hab ich denn getan für diese horrende Summe?! Davon kann man ein Haus Kaufen! Hab ich die Tochter Rhobars geschwängert oder was? Er faltete seinen Steckbrief einmal zusammen und starrte in die Wolken. Regen wäre jetzt eine tolle Sache. Wenn alle in ihre Häuser rannten, würde er einfach bei irgendjemanden mit ins Haus gehen. Die fliegenden Schaafe am Himmel deuteten jedoch eher auf noch mehr Sonnenschein.

    "Wisst ihr, es gibt da vermutlich einen Haufen Knete, wenn man nur die richtige Person finden kann."
    Ruckartig war Trilo wieder im hier und jetzt. Der betrunkene Kerl hatten allen Ernstes die Nerven jetzt, ausgerechnet jetzt, was von Kopfgeld zu faseln?! Eilig stopfte der weißhaarige den Fratzenbrief in seine Stiefel. Genug Platz gab es ja darin.

    „Ich könnte euch ja mehr dazu erzählen, aber meine Kehle ist so furchtbar trocken.“
    „Pablo! Da bist du ja! Wir wollten uns doch im Klabautermann treffen! Ich muss doch meine Wettschulden noch begleichen. Oder willst du keinen Kirschschnaps mehr?“

    Pablo? Als ob der Typ aussieht wie Pablo! Egal, erstmal weg mit dem!
    Kaum war Trilo von seiner Holzmatratze, auch Pier genannt, aufgesprungen, hastete er zu dem Geschwätzigen und half ihm auf. Er war deutlich schwerer als er aussah. Und er sah schon gewichtig aus. Vermutlich war da noch einiges an Muskulatur unter dem Speckring. Als sich die Blicke der beiden trafen, wurde Trilo jedoch ruckartig verdammt flau im Magen und sein Schädel schien zu explodieren…

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    All die Erinnerungen, die er hatte und all diejenigen, der er nicht mehr hatte, flossen in einem einzelnen, unaufhörlichen Strom aus Bildern, Gerüchen, Gefühlen und Eindrücken an ihm vorbei. Nein. Aus ihm heraus. Ohne jegliche Gewalt, ohne Wucht und ohne irgendjemandes zutun. Es fühlte sich nicht schmerzlich an, nicht unnatürlich oder grob. Es fühlte sich an wie Wasser, das über dann Rand eines Staudamms stieg. Er selbst war das Tal und der Staudamm zugleich. Und er beobachtete, wie die Dinge ihm verlorengingen. Doch er empfang keine Trauer darüber. Es geschah einfach. Es war Teil eines Kreislaufs. Teil des natürlichen Weges. Mit jeder weiteren Erinnerung, die sich auf diese Weise über die Ränder seines Seins ergoss, verschnellerte sich der Strom. Und doch wurde er selbst immer ruhiger. Wer war er schon, sich gegen diesen Strom zu wehren. Er ließ es geschehen.

    Dunkelheit. Kälte. Leere. Als der Strom abrupt abriss, nachdem all sein Sein ins Nichts geflossen war , fühlte er nichts mehr. Er dachte nichts mehr. Er spürte nichts mehr. Er wusste nichts mehr. Er tat nichts mehr. Er... existierte. Nicht mehr. Nicht weniger. Wer er war, was er tat, wen er kannte und was er wusste. All das war in dieser schier endlosen Sekunde irrelevant. Alles war weg. Und das war egal. Denn es war egal. Dunkelheit umhüllte ihn und das Nichts des Dunkels strahlte für ihn so hell, dass er im alles um sich herum wahrzunehmen schien. Die Kälte, die ihn umgab, in ihn drang und aus ihm heraus strahlte, erfüllte ihn mit einem wohligen Gefühl, das sich anfühlte wie die Umarmung einer liebenden Mutter. Die Leere erfüllte ihn, füllte ihn vollständig aus und ließ ihn beinahe fürchten, zu zerbersten. Beinahe. Denn er dachte nicht mehr. Es war, als habe der Tod selbst einen Mantel der Finsternis über seine Existenz geworfen. Und es war das schönste Gefühl der Welt. Sein Gesamtes sein schien sich aufzulösen. Er schien in diesem einen, winzigen Moment zu zerfließen.

    Und doch war da etwas, das ihn daran hinderte, sich ganz zu verlieren.

    Tief in sich regte sich etwas, dass er seit Monaten nicht gespürt hatte. Weggesperrt im hintersten, dunkelsten, vergessensten Eckchen seiner Existenz erwachte etwas. Es war kein sanftes Erwachen. Kein sanftes Streicheln einer Liebenden, die den schlafenden Partner wecken wollte. Kein warmer Lichtstrahl, der sanft einen Teil des Gesichts wärmte und einen ganz vorsichtig aus dem Schlaf lockte. Es war wie das Schiff, das gegen die Kaimauer gedonnert war. Laut. Grob. Zerstörerisch. Voller Wucht. Voller Wut über das Erwachen. Etwas in ihm Schrie auf. Tobte. Wütete. Wärme kehrte zurück in seinen Körper. Binnen eines Herzschlages glühte sein Körper förmlich. Eindrücke prasselten auf ihn ein wie Hagelkörner auf die Baumdächer eines Waldes. Er spürte den Wind und die Kleidung auf seiner schmutzigen Haut. Roch den Alkohol, das Kraut, das Erbrochene, seinen Schweiß. Er hörte Menschen, Lachen, Schnarchen, Weinen, Schluchzen. Licht drang wieder an seine Augen. Durchschlug jegliche Dunkelheit. Erhellte seine Gedanken mit einer solchen Wucht, das er von der Fülle der Gedanken nicht wusste, was er zuerst denken sollte. Es ließ ihn sich erinnern. Ließ ihn wissen. Ließ ihn wieder er sein. Er erinnerte sich an seinen Namen, ohne ihn zu denken. Er erinnerte sich vieles und er vergaß vieles erneut. All das, was sanft und unaufhörlich aus ihm herausgeflossen war wurde mit einem gewaltigen Kraftakt zurück in ihn gerissen. So stark, dass er diesmal wirklich fürchtete, zu zerbersten. Nicht von ihm. Aber von etwas.

    Er beobachtete sich selbst dabei, wie er sich von dem Fremden losriss, der ihm aufgeholfen hatte. Er spürte, wie sich sein Körper mit einem einzigen Satz sechs, sieben Fuß von dem Mann entfernte. Die Haare an seinem ganzen Leib stellten sich gleichzeitig auf und er bemerkte, wie er unbewusst die Zähne fletschte. Ein lautes, kehliges Schreien hallte über den Pier. Er sah sich selbst dabei zu, wie er in der Hocke befindlich die Hände zu Fäusten ballte und unaufhörlich auf den Boden schlug.

    Oh scheiße., war das einzige, was er denken konnte, während er langsam darum rang, die Kontrolle über seinen Körper wiederzuerlangen. Das Hämmern auf den Pier stoppte, seine Gesichtszüge lockerten sich und langsam richtete er sich wieder auf.
    Er versuchte die Blicke der umstehenden zu ignorieren und richtete seinen Blick auf die Person, die ihm aufgeholfen hatte. Mit schmerzerfülltem Gesicht hielt er sich den Schädel und Blut lief ihm aus der Nase.

    »Wer zur Hölle bist du?«

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    Hexenmeister Avatar von Trilo
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    Es dauerte nur einen Moment, oder vielleicht auch eine Ewigkeit bis er vollständig zerfloss. Nicht er als körperliches Wesen, sondern viel mehr seine Seele war es, welche jeglichen Halt verlor. Doch es war nicht wie Wasser, dass von einem Baum herabfloß und im Boden versickerte. War nicht wie Sand, der durch die Finger rieselte und eins mit der Wüste wurde. Auch nicht der heiße Atem, der vom eisigen Nordwind verschlungen wurde. Nein. Es war eher wie das Sichtbare, dass sich verbarg, wenn man die Tür eines Raumes schloss. Allein mit sich selbst, jedoch mit dem Drang fliehen zu wollen. Es fühlte sich nicht so an als wäre er allein. Viel mehr spürte der Weißhaarige, dass etwas an ihm zerrte. Vielleicht war es auch doch ganz anders und es glich eher Ketten, die ihn hinderten er selbst zu sein. Es war schwierig auszumachen wo sein Ich begann und endete. Hatte es überhaupt soetwas ein Anfang? Ein Ende?

    Immer dichter wurde die Leere. Bis er sich zu einem kleinen Punkt aus Nichts gebündelt hatte und doch mehr war als alles was er sich jemals vorstellen konnte. Es war lang her, doch Trilo erkannte, dass er dieses Gefühl kannte. Seelenfunken hatte er genannt. Der Ursprung. Von hier aus streckte sich sein Bewusstsein explosionsartig aus, über Raum und Zeit. Immer mehr und schneller zog es ihn aus sich selbst heraus. Er durchbrach die Barriere aus Dunkelheit und drang ein in einen Sog aus roher Gewalt und sengender Hitze. Es riss ihn mit. Alles brannte in ihm. Zumindest hoffte er, dass er… noch er war. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus, verzweigte sich, vermengte sich mit anderen Gewalten und durchströmte schon bald jede Pore seines Körpers.

    Blut…

    Es war nur ein Wort, nur ein flüchtiger Gedanke. Doch es war der erste seiner Art und brachte diese neue Welt zum Beben. Er war Blut. Blut war er. Noch bevor er einen weiteren Gedanken fassen konnte, explodierte er aus sich heraus. Er konnte sich nun selbst sehen. Ganz nah wie ein Windzug an den Haaren und zugleich ganz fern wie aus dem Blick eines Vogels. Blut floß aus ihm heraus. Aus der Nase, den Ohren, selbst aus den Augen. Diese waren nicht mehr in Milch schwimmende Bernsteine, sondern viel mehr Fleischklumpen in einem See aus Blut. Der Geruch und Geschmack von Metall lag in der Luft.

    Hunger…

    Ein weiterer Gedanke. Und er galt ganz und gar dem genau in diesem Moment wegspringenden Tier in Menschengestalt. Es hatte gute Instinkte, denn nur einen halben Atemzug später und die wie Krallen oder Klauen wirkenden Hände Trilos hätte ihn erwischt. Nur ein kleiner Kratzer würde genügen. Das Blut würde seinen Weg schon finden. Zu Ihm. Ein geisterhaftes Grinsen umspannte das zur Fratze verunstaltete Gesicht des ehemaligen Ritters. Erst jetzt wich die absolute Schwärze zurück aus den Händen. Ein Rasseln betäubte seine Ohren, welche nicht nur die Seinen waren. Die Ketten waren zurück. Sie spannten, doch hielten stand. Güldene und silberne Ketten, dünn wie Spinnenfäden und doch fester als alles was ein selbst ein Gott jemals zu erschaffen imstande gewesen wäre.

    Noch nicht…

    Der Gedanke dröhnte mit seiner eigenen, jedoch kaum erkennbaren Stimme durch diese neue Welt. Doch es bebte erneut. Das vermeidlich weiße Hemd Trilos färbte sich schnell dunkel. Metall. Wieder schmeckte die Welt metallisch, doch legte sich nun ein Nebel über sein Ich. Es bebte wieder. Tropfen sprangen von seinen Ellenbögen. Eine kleine Pfütze bildete sich unter ihm.

    Und dann barst die erste Kette…
    Es riss ich erbarmungslos zurück in seinen Körper. Das Bild eines schwarzen Orks mit einem weißen Stab schoss an ihm vorbei. Dieser sackte regungslos in sich zusammen. Wieder zurück in seiner fleischlichen Hülle spürte er es. Spürte sich selbst. Fühlte die Erschöpfung, den Schmerz.

    „Wer ich bin? Ich bin Trilo ya Torese!“

    Mit diesen Worten war er es nun der in sich zusammen sackte. Wie eine Strohpuppe faltete er sich selbst und lag in einer kleinen Lache aus Blut. Es hatte versucht aus jeder seiner Poren zu entweichen. Er hatte Blut geweint, ja sogar ausgeschwitzt. Nun umfing ihn jedoch nur noch Kälte.

  11. Beiträge anzeigen #391
    Abenteurerin Avatar von Val
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    Endlich waren alle Kinder aus dem Wasser gezogen und sicher in eine Taverne gebracht worden. Auch die acht Erwachsenen auf dem Schiff, welche sich selbst retten durften, da jeder nur an die Kinder dachte, waren gerade als Kleingruppe durch die Türen der Gaststube getreten. Val hatte Ihre Schuldigkeit getan. Nun war Sie wirklich, endlich frei. Keine Kinder oder Mitgefangene mehr um sie herum. Keine Angst vor dem nächsten Tag. Keine Lasten der Vergangenheit mehr.

    „Wer ich bin? Ich bin Trilo ya Torese!“

    Jeder Fetzen Ihres Körpers verkrampfte sich. Sie bekam keine Luft mehr. Die Welt begann sich für einen viel zu langen Augenblick zu drehen. Sie hatte etwas gehört, dass einfach nicht sein konnte. Es war nun acht Jahre her, dass sie diesen Namen zuletzt gehört hatte. Ihr halbes Leben hatte sie Ruhe vor der Wurzel ihres Elends.
    Sie konnte nicht einfach weiter gehen. Ruckartig drehte Sie ihren nun zitternden Körper in die Richtung der Stimme, die sie schon seit Wochen nervte. Ihr war nun klar, weshalb sie diese natürliche Abscheu gegenüber diesem Mann hatte. Ihr Körper rächte sich gerade an ihr für die unüberlegte Kehrtwende, obwohl Sie immernoch nicht atmen konnte. Sie stolperte und ging wie ein ihr früheres Ich, das kleine sechsjährige Mädchen, zu Boden und saß auf Ihren Knien im Dreck. Endlich floss wieder Luft in den zierlichen Körper und kaum hörbar entwich ein Teil davon auch direkt wieder.

    „Vater…?“

  12. Beiträge anzeigen #392
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    Er hatte nur ein Bier gewollt. Oder einen Met. Eigentlich wäre sogar Wein in Ordnung gewesen - aber nur der weiße. Roten mochte er nicht. Da blieb immer so ein pelziger Geschmack auf der Zunge zurück. Alkohol als Oberbegriff für beinahe alles, was darunter fiel - den hatte er gewollt. Schnöden, billigen, schnellen Alkohol, vorzugsweise an einem warmen Fleckchen serviert. Idealerweise trocken und wenn möglich begleitet von einer ebenfalls warmen Speise.

    Stattdessen verlor er im wahrsten Sinne des Wortes die Kontrolle über sich selbst, ein wildfremder Kerl fing an aus allen sichtbaren Körperöffnungen zu bluten wie ein abgestochenes Schwein und irgendwo in all dem Chaos hatte die kleine Lady auch noch eine Kopfverletzung davongetragen, die sie glauben ließ, Griffin sei ihr Vater.

    »Später«, warf er der Brünetten entgegen, die ein wenig abseits des Geschehens war. Zögerlich setzte er ein unbeholfenes »mein Schatz.« hinterher. Es fühlte sich ungewohnt an, die kleine Lady so anzusprechen, aber man hatte ihm einmal erklärt, dass man Wahnsinnige und Träumende nicht aus deren Illusion reißen solle. Manchmal sei es schlicht besser, mitzuspielen. »Der Papa muss erstmal diesen fremden Mann hier verarzten.« Vorwurfsvoll warf er den eilig davonhumpelnden Verletzten noch ein »Macht ja hier sonst keiner!«, hinterher. Ganz konnte er den Leuten aber nicht verdenken, dass sie sich lieber schnell von einem aus so gut wie allen Körperöffnungen blutenden Fremden entfernen wollten, der im Anschluss lautstark seinen durchaus fremdartig anmutenden Namen am Hafen herumschrie.

    Laut ächzend kniete er sich neben den Verwundeten. Er atmete noch. Flach. Aber er atmete. Auch die Blutungen hatten vorerst gestoppt.

    »Komm mal her... Prinzessin.«, er richtete seine Aufmerksamkeit jetzt auf die kleine Lady, die noch immer halb in sich zusammengesackt auf dem Boden hockte und entgeistert auf den mit Blut verschmierten Fremden starrte. »Der Papa und Du, wir müssen den Mann jetzt erstmal zu jemandem bringen, der ihm helfen kann.«, erklärte er ruhig und begann angestrengt, den schlaffen Körper anzuheben. Alleine würde das ein Kraftakt werden. »Wenn Du mir hilfst, dann lese ich Dir heute Nacht auch eine Gutenachtgeschichte vor. Versprochen, mein kleines Zauberhörnchen. Los, wir bringen denn Mann da drüben in die Kneipe - irgendwer da wird uns schon helfen können... Ehm. Mein. Zuckerpupsi.«

  13. Beiträge anzeigen #393
    Abenteurerin Avatar von Val
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    Es bestand einfach keine Chance, dass sie wirklich mitbekam was der dicke Kerl mit der super Sprungkraft da zu ihr sagte. Musste sie auch nicht. Schließlich war er, ebenso wie alle anderen Leute um sie herum auch, absolut unwichtig. Er hätte tot umfallen können und sie hätte es vermutlich nicht einmal bemerkt. Wie in Trance raffte sie sich mit immer weiter schwindenden Kräften auf und taumelte auf die zwei Männer vor ihr zu.

    Nein, du wirst mein Leben nicht noch einmal zerstören...

    Es war beinahe schon ironisch, dass die einzige Waffe an Ihrem Leib, ein altes, verrostetes Messer in einer völlig morschen Holzscheide war, welches ausgerechnet das Familienwappen der ya Torese
    Ұ trug. Sie würde also ihren Vater gleich mit dem einzigen Gegenstand loswerden, der die beiden verband. Doch das Schicksal liebte es wohl mit dem Stammbaum der ya Torese Spielchen zu spielen. Auf dem letzten Meter verließen sie Ihre Kräfte und ging bewusstlos zu Boden. Das Messer verfehlte Trilo jedoch nicht gänzlich sondern steckte wie ein Mahnmal in seinem Oberschenkel.

  14. Beiträge anzeigen #394
    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Wer hätte gedacht, dass man so einfach zum allgemein akzeptierten Betreiber einer Taverne werden konnte?
    Niemand hinterfragte die Tatsache, dass Jacques im Klabautermann den Ton angab. Nicht einmal der eigentliche Wirt, der sich damit abgefunden hatte, seinem Job hinter der Theke und in der Küche nachzugehen, während Jacques dirigierte. Das Feuer der Rechtschaffenheit, das den jungen Mann beseelte, stellte ihn förmlich außerhalb jeglicher Jurisdiktion… zumindest war das Jacques eigene Überzeugung (nur ohne das viel zu schlaue Wort „Jurisdiktion“ natürlich).
    Zuerst kam eine Ritterin mit einer weiteren Gruppe Kinder herein, die lautstark etwas zu Essen forderten. Mit Augen! Jacques kam der Bitte natürlich nach, indem er Eintopf verteilte, von dem glücklicherweise genug da war. Er versuchte dabei, der Ritterin begeistert mitzuteilen, dass er auch Ritter werden würde und sie dann gemeinsam für Recht und Ordnung kämpfen würden, war sich aber nicht sicher, ob sie ihn über den Lärm der Kinder hinweg und während er ein halbes Dutzend randvolle Suppenschüsseln auf einmal balancierte, überhaupt verstehen konnte. Nunja… Die Gelegenheit, mit ihr zu reden, würde sich sicherlich später noch einmal ergeben.
    Wenig später kamen auch noch ein paar zerlumpt und durchnässt aussehende Erwachsene in den Schankraum geschlurft, die sich ebenfalls als Opfer des Schiffsunglücks herausstellten – und als ehemalige Sklaven, wie Jacques mittlerweile sicher wusste. Irgendwelche Schweine hatten wirklich einen Haufen Kinder in die Sklaverei verkaufen wollen! Es war widerlich… Und genau deswegen brauchte die Welt rechtschaffene Männer wie ihn, die den Pfad der Tugend einschlugen und derartige Geschwüre mit Stumpf und Stiel ausrotten würden!
    Aber die Welt war nicht nur schlecht. Den Beweis dafür erbrachte ausgerechnet ein grimmig dreinschauender alter Seebär, der nicht lang zuvor vor den Kindern aus der Kneipe geflohen war, jetzt aber mit einem Stapel Decken und trockener Kleidung zurückkam – einer Spende für die Schiffbrüchigen! Jacques dankte ihm herzlich und versprach ihm für den Rest des Abends Freibier (ohne den eigentlichen Wirt zu konsultieren, natürlich), ein Angebot, dass der Seemann wie zu erwarten nicht ausschlug.

    Als innerhalb der Taverne alles seine Gänge lief, die Kinder und auch die erwachsenen ehemaligen Sklaven mit Essen und Getränken versorgt waren und die trockenen Sachen unter sich aufteilten, ging draußen schon wieder Geschrei los. Es klang, als würde ein riesiges Tier herumbrüllen, gefolgt von den krächzenden Schreien eines Mannes, der es für ungeheuer wichtig zu halten schien, der Welt mitzuteilen, wie er hieß.
    Jacques schaute nach draußen, und sah, wie das zauberhafte Mädchen, das ihm den Auftrag erteilt hatte, die Kinder zu retten, wie betäubt auf die Knie ging. Ohne auch nur einen Augenblick nachzudenken, rannte Jacques los. Er war jedoch nicht schnell genug, um zu verhindern, dass sie ein Messer zog und dem Kerl, der vor ihr ohnehin schon in einer riesigen Blutlache lag, ein Messer ins Bein stach, während der Dicke, den Jacques bereits flüchtig kannte – scheinbar ihr Vater (so abgerissen, wie er aussah, kam er auch vom Sklavenschiff, das ergab Sinn) – versuchte, sie zu beruhigen. Ohne Erfolg, außer, man verbuchte die Tatsache, dass sie in Ohnmacht fiel, als Erfolg…

    Jacques verdoppelte seine Geschwindigkeit und kam endlich fast schlitternd neben dem Mädchen zum Stehen. Vorsichtig hob er die Dame seines Herzens vom Boden auf, während der Dicke versuchte, sich um den blutverschmierten Kerl mit dem Messer im Bein zu kümmern. Jacques zog verächtlich die Mundwinkel nach unten.
    „Lasst den da lieber für die Wache“, wandte er sich an den Dicken, „wenn das Mädchen ihn umbringen wollte, dann hatte sie garantiert einen sehr, sehr guten Grund dafür! Wahrscheinlich gehörte er zu den Sklavenhändlern… Müsstet Ihr das nicht auch wissen? Ihr wart doch mit ihr auf dem Schiff, so wie Ihr aussieht? Und seid Ihr nicht ihr Vater? Wie heißt sie denn? Ich würde gern um ihre Hand anhalten!“

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    »Du willst was Langsam aber sicher, kam er nicht mehr mit. Die Adlige hielt ihn für seinen Vater, versuchte dann anscheinend diesen Timo Mayonnaise hier aus unerfindlichen Gründen umzubringen. Klappte wie das Opfer das Anschlages selbst urplötzlich einfach zusammen und jetzt tauchte dieser urplötzlich dieser Knilch hier auf, begrabbelte die kleine Lady und wollte dann um ihre Hand anhalten. Waren alle diese Leute verrückt geworden? War er der einzig Vernünftige? Er war jedenfalls viel zu nüchtern, um sich mit so einer Situation auseinanderzusetzen.

    »Und wer bist du überhaupt? Ich weiß ja nicht mal, wie du heißt. Das heißt - eigentlich schon. Aber das hast du nur ihr gesagt, nicht mir. Deswegen zählt das nicht. Hier heiratet keiner irgendjemanden. Basta. Und schon gar nicht sie, brummte der ehemalige Hüter etwas missmutig und deutete beim letzten Wort auf die ohnmächtige kleine Lady.
    »Und überhaupt - was ist das für eine Einstellung? Lass den fremden Mann hier verbluten, nur weil irgendjemand versucht hat, ihn umzubringen? Junge, hast du mal darüber nachgedacht, was du da von dir gibst? Stell dir doch mal vor, ausgerechnet dieser Typ hier wäre der Vater. Würdest du dann genauso denken? Dann hättest du deinen zukünftigen Schwiegervater hier liegen lassen. Tolle Grundlage für die nächste Familienfeier!«, keifte er den Blondschopf an und näherte sich ihm mit jedem Schritt.

    »Und beim Schläfer, wenn du nicht aufhörst, an ihren Haaren zu riechen, dann wird eine Hochzeit das letzte sein, an das du denken kannst.« Missmutig über den jugendlichen Leichtsinn nahm er die kleine Lady aus den Armen des Verrückten - etwas, das leichter aussah, als es war. Der Blonde ließ die junge Frau nur widerwillig los und entgegen der Leichtigkeit, mit der der Heiratswillige sie getragen hatte, musste Griffin sich ganz schön abkämpfen, sie zu tragen. Er hätte Timo niemals alleine irgendwohin verfrachten müssen.
    »Du nimmst den da. Wir warten, bis sie wieder wach sind. Dann klären wir, wer hier Sklavenhändler ist, wer wen wieso umbringen wollte und wenn du Glück hast, klären wir auch, wer heiratsfähig ist. Bis jetzt jedenfalls machst du keinen tollen Eindruck, mein Freund.«

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    „Und beim Schläfer, wenn du nicht aufhörst, an ihren Haaren zu riechen…“
    Jacques nahm peinlich berührt die Nase aus dem Haar des Mädchens, das so betörend nach Meersalz und Rauch und Schiffskielraum und wochenaltem Schweiß und einer Spur von Ausscheidungen unterschiedlicher Art und überhaupt ungewaschen, aber trotzdem ganz wunderbar duftete! Aber der Dickte hatte Recht, das war nicht gerade die ritterliche Art… Er musste sich zusammenreißen. Er war wohl etwas vorschnell gewesen und hatte sich dazu hinreißen lassen, mit der Tür ins Haus zu fallen, was bei ihrem Vater nicht so gut angekommen war. Betreten ließ Jacques die Standpauke über sich ergehen und leistete auch keinen (okay, nicht allzu viel) Widerstand, als der Dicke ihm das Mädchen abnahm und ihm auftrug, stattdessen den blutverschmierten Sklavenhändler mitzunehmen.
    „Ich bitte um Vergebung, werter Herr, ich habe mich wohl etwas hinreißen lassen von der Schönheit Eurer liebreizenden Tochter“, entschuldigte er sich, „Mein Name ist Jacques, Jacques Percheval, und ich bin hier, um dereinst Ritter zu werden. Ich gebe zu, mein Verhalten gerade war wohl alles andere als ritterlich und gelobe, dies wiedergutzumachen.“
    Eifrig, sich zu beweisen, packte Jacques den blutenden Kerl und warf ihn sich über die Schulter. Das Messer ließ er stecken und achtete darauf, es nicht zu berühren – nicht, dass er mehr kaputt machte, als ohnehin schon kaputt war an diesem Typen. Das musste sich jemand anschauen, der Ahnung von Heilkunde hatte.
    „Also gut… Schaffen wir sie in die Taverne zu den anderen Schiffbrüchigen, und dann sehen wir weiter. Vielleicht ist die Ritterin noch da, die wird sich bestimmt dieses Sklavenhändlers annehmen.“
    Denn natürlich war der Kerl ein Sklavenhändler! Oder zumindest steckte er da irgendwie mit drin. Der Vater der Kleinen war er jedenfalls mit Sicherheit nicht. Dafür war er viel zu hässlich. Okay, der Dicke war jetzt auch keine Augenweide… Manchmal fiel der Apfel eben etwas weiter vom Pferd.
    Aber sicher nicht so weit, dass dieser weißhaarige, bösartig aussehende Knilch irgendetwas mit diesem wunderschönen Mädchen zu tun haben konnte!
    Geändert von Jacques Percheval (24.06.2023 um 21:04 Uhr)

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    »Schaffen wir sie in die Taverne zu den anderen Schiffbrüchigen, und dann sehen wir weiter. Vielleicht ist die Ritterin noch da, die wird sich bestimmt dieses Sklavenhändlers annehmen.«, verkündete der angehende Ritter und schien sich innerlich noch immer noch von dem Gedanken lösen zu können, dass es sich bei dem Ohnmächtigen um einen Sklavenhändler handeln musste. Er selbst war da bedeutend skeptischer. Keiner der anderen Sklaven hatte in der Form auf den Weißhaarigen reagiert. Daher lag die Vermutung nahe, dass die kleine Lady vielleicht eben einfach nur eine kleine, verrückte Lady war.

    »Jaja. Sehr erfreut, Jacques. Ich bin Griffin.«

    Bereits nach wenigen Schritten zitterten die Arme des ehemaligen Hüters und er keuchte lautstark unter der Last der ohnmächtigen kleinen Lady. Sein armer, geschundener Körper hatte an einem guten Tag schon ausreichend damit zu kämpfen, das eigene Körpergewicht von A nach B zu bewegen, das Zusatzgewicht des ohnmächtigen Kindes, egal wie leicht es auch sein mochte, war da definitiv zu viel. Trotzdem wollte Griffin sich gegenüber des jungen Ritterleins keine Blöße geben. Schließlich war er auch mal jung gewesen und hatte Träume gehabt. Daher kämpfte er sich mühsam und laut schnaubend Schritt für Schritt auf die Hafenschenke zu, aus deren Inneren noch immer die Laute von geschäftigem Treiben nach Außen drangen.

    Mit dem Rücken zur Tür gewandt rammte der dickliche Mann schließlich seinen Hintern so stark gegen ebendiese, dass sie schwungvoll aufgestoßen wurde, ehe er rückwärts ins Innere trat. Die kleine, verrückte Lady hielt er noch immer in den immer stärker zitternden Armen. Erst als er sich sicher war, genug Platz zu haben, drehte er sich in den Raum, um nicht mit dem Körper des Mädchens gegen den Türrahmen zu stoßen. Der angehende Ritter folgte eng hinter ihm.

    »Ich fürchte«, sagte er halblaut und versuchte einige der laut plärrenden Kinder zu übertönen, die zumindest teilweise durch den Innenraum der Kneipe flitzten und sich augenscheinlich schon von den aufregenden Geschehnissen erholt hatten. »dass wir hier noch ein paar Verletzte haben. Sie hier« Er hob angestrengt die kleine, verrückte Lady ein Stückchen an und hielt ob des Kraftakts die Luft an. »ist einfach ohnmächtig geworden. Und der da hat ein klitzekleines Messerchen im Bein stecken.«

    Spätestens nach dem letzten Satz hatte das ungleiche Vierergespann die Aufmerksamkeit der meisten Kinder auf sich. Einige näherten sich vorsichtig dem Mann mit dem Messer im Bein, ein besonders mutiger Junge wollte sogar an das Messer greifen. Ein paar weniger Mutige riefen leise »Iiiiih.«, während wieder andere ihre Aufmerksamkeit auf die verrückte Lady richteten, die Griffin kurzerhand mitten auf den zusammengeschobenen Tischen platzierte.

    »Leg ihn am besten gleich daneben. Wobei.. Lieber doch auf den Tisch da hinten in der Ecke.«, empfahl der Bärtige und wandte sich dann an die wenigen Erwachsenen im Schankraum. »Kann hier irgendjemand dabei helfen, die beiden am Sterben zu hindern?«

  18. Beiträge anzeigen #398
    Veteran Avatar von Die Stadtwache
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    Und schon wieder flog die Tür der Taverne krachend auf. Diesmal, um einem bulligen Mann mit buschigem Backenbart, einer platten Nase und Blumenkohlohren im Waffenrock eines Hauptmannes der Stadtwache Einlass zu gewähren, gefolgt von einem Trupp Soldaten und einem rundlichen Kerl mit Knollennase.
    „Der da! Der nimmt einfach meine Kneipe in Beschlag und macht einen beschissenen Kindergarten daraus! Und ein Lazarett! Verdammt nochmal, und er schenkt ohne meine Erlaubnis Freibier aus und plündert meine Speisekammer! Ein verdammter Bandit ist das, ein Bandit! Nehmt ihn fest, Hauptmann Tretzkow, ich verlange, dass er festgenommen wird!“, keifte Knollennase und deutete mit hochrotem Kopf auf Jacques.
    Hauptmann Tretzkow baute sich in der Tür auf und ließ die chaotische Szenerie auf sich wirken. In seiner mittlerweile fast dreißigjährigen Dienstzeit hatte er ja schon einiges erlebt, aber dass jemand eine Hafenkneipe mit einem Haufen Kinder in Beschlag nahm, war selbst ihm neu.
    Jacques stemmte indessen die Hände in die Hüften und begann, dem Tavernenbesitzer (dem richtigen, nicht seiner zwangsverpflichteten Ausschankhilfe) einen Vortrag über Rechtschaffenheit und Hilfe am Nächsten zu halten, während Griffin versuchte, die neugierigen Kinder davon abzuhalten, den vor sich hin blutenden Trilo zu betatschen, Sunder lautstark ein neues Bier forderte und die Kinder, inzwischen satt und endlich einem wochenlangen Albtraum entronnen, völlig aufgedreht durch die ganze Taverne sprangen. Niemand achtete groß auf den Hauptmann der Stadtwache.
    Bis…
    „Bei Innos‘ angesengten Sackhaaren, was ist hier eigentlich los? Sind denn jetzt wirklich alle verrückt geworden? SCHNAUZE HALTEN, ALLE!“
    Das Donnern der beeindruckenden Kasernenhofstimme, seit jeher Tretzkows Markenzeichen, ließ den Klabautermann in seinen Grundfesten erzittern, übertönte mühelos selbst dreißig Kinder und sorgte für das augenblickliche Eintreten völliger Stille. Sämtliche Aktivitäten erstarben, aller Augen, Kinder- und Erwachsenenaugen gleichermaßen, waren mit einem Mal auf den Hauptmann gerichtet, der missmutig das Gesicht verzog und einen Schritt in den Schankraum hinein machte.
    „Gut, habe ich jetzt eure beschissene Aufmerksamkeit? Vielen Dank auch! Du da“ – er deutete auf Jacques – „bist der Anstifter dieses ganzen… Radaus?“
    „Ich habe–“
    „Das war eine rhetorische Frage, Arschloch! Mit deinen Rechtfertigungen kannst du den Richter vollsabbeln, aber verschon mich mit dem Scheiß. Festnehmen, den Kerl! Und… Moment mal, wen haben wir denn hier?“
    Der Blick des Hauptmannes fiel auf den bewusstlosen Trilo. Der alte Soldat zog nachdenklich die buschigen Augenbrauen zusammen und ging zu ihm. Er packte Trilo am Kinn und drehte seinen Kopf mal nach links, mal nach rechts.
    „Die Hackfresse kenn‘ ich doch…“
    „Er heißt Timo Mayonnaise!“, half Jacques aus, aber der Hauptmann warf ihm nur einen Blick zu, der ihn augenblicklich getötet hätte, wäre Tretzkow nur annähernd magiebegabt. Dann wandte er sich wieder dem Bewusstlosen zu und verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen: „Aber natürlich doch! Die Schnute von dem Kerl hängt seit Jahren am Brett für die Gesuchten Verbrecher! An einem Ehrenplatz! Und es gibt ‘ne wirklich hübsche Summe für ihn… Was ist das da? Wer hat den Kerl angestochen?“
    „Die kleine Lady hier…“, beantwortete Griffin die Frage.
    Der Hauptmann wedelte mit der Hand in Vals Richtung: „Mitnehmen.“
    „Moment mal!“, protestierte Griffin, worauf Tretzkow auch in seine Richtung gestikulierte:
    „Und den auch gleich mitnehmen. Offenbar hat er was zu erzählen! Und natürlich diesen Prachtkerl hier!“
    Er klopfte Trilo kurz auf die Brust, packte dann das Messer, das noch immer aus Trilos Bein ragte, und riss es ohne viel Federlesens heraus. Als Griffin ihn darauf hinwies, dass der Mann verbluten könnte, wenn man einen in ihm steckenden spitzen Gegenstand derart unsachgemäß entfernte, zuckte Tretzkow nur mit den Schultern:
    „Und? Ich verrat dir mal, was auf dem Steckbrief steht: ‚Tot oder lebendig!‘ Wenn er also einen Sinn für Anstand hat, dann verreckt er einfach und spart uns die Kosten, ihn durchzufüttern, den Henker und all das Brimborium. So, hat sonst noch jemand was zu sagen? Nein? Gut. Dann Abmarsch. Und du da, Ordensmaid, mach‘ dich auch mal nützlich und schaff diese verdammten Kinder ins verdammte Waisenhaus, wo sie verdammt nochmal hingehören! Und Sunder – das Freibier ist aus für heute! So, das wars erstmal! Die Fete ist vorbei!“


    Jacques Percheval/Tak
    Geändert von Die Stadtwache (25.06.2023 um 01:18 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Sunder
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    Der Tag hatte sich für Sunder zum Guten gewendet, irgendwer hatte ihn zum Freibier bis zum abwinken eingeladen. Der Seebär kannte den Typen zwar nicht und wusste auch nicht so genau wieso er zu dieser Ehre kam, vermutlich war es wegen den Klamotten die er angeschleppt hatte. So genau wollte er es auch gar nicht wissen, Hauptsache war doch, das der unfähige Wirt es nun schaffte ihn ständig mit frischem Bier zu versorgen. Und notfalls würde er sich selbst hinter die Theke stellen und gleich die Quelle anzapfen, dachte Sunder und brummte zufrieden als er den ersten Krug in Händen hielt.

    Einige Biere später fing es an gemütlich zu werden, zumindest für Sunder, mit jedem Schluck des Gerstengebräus wurde er gelassener, der Lärm der Kinder immer leiser. Mit den Ellbogen auf der Theke aufgestützt, seinen Krug fest umklammert, wurde Sunder immer zuversichtlicher, das er diese Krise heil überstehen würde. Schließlich war er mal Oberhaupt der Bürgerwehr von Vengard, da musste er Schlimmeres durchmachen als das hier und manchmal Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit er Menschen in Not helfen konnte. „Und wieso machste du dann jetzt nix“ sagte seine innere Stimme plötzlich und so laut, das kein Kinderlärm der Welt sie übertönen könnte.

    „Isch weiß et nit“ murmelte Sunder, während er mit einem Handzeichen das nächste Bier bestellte. Der Seebär musste sich eingestehen, das er mal wieder die Kontrolle über sein Leben verloren hatte. Was war nur aus ihm geworden?, war das schon alles was das Leben ihm zu bieten hatte? Sunder wurde aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich irgendwer lauthals herumschrie und das waren definitiv nicht die Kinder. Es waren mal wieder irgendwelche Deppen von der Stadtwache die meinten das sie im Hafenviertel irgendwas zu sagen hätten. Der Seebär beobachtete das Geschehen und musste ausnahmsweise feststellen, das es gar nicht so verkehrt war, was der Hauptknilch da von sich gab. Er war ja selbst der Meinung das dies kein Ort für Kinder war und ein Lazarett schon gar nicht. Beim Freibierverbot war der mittlerweile stark angetrunkenen Seebär allerdings anderer Meinung und schaute den Hauptknilch grimmig an, das Gesicht wollte er sich unbedingt merken. „Lass deine Griffel von meinem Bier“ schnauzte Sunder den Wirt an, „dat is noch Freibier.“

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    »Ja wunderbar!«, brummte der Hauptmann lautstark und gab seinen Mannen mit einer kurzen Kopfbewegung seinen Männern das einzig notwendige Zeichen. »Der Rotschopf will auch noch mit. Tun wir ihm den Gefallen!«, setzte er nach und untermalte damit lautstark das, was seine stumme Kopfbewegung den Milizionären bereits zu verstehen gegeben hatte. Sogleich kümmerten diese sich darum, den zeternden Seebären abzuführen, der sich verzweifelt an seinem Bierkrug festhielt und mit weit aufgerissenen Augen versuchte, den letzten Schluck des Gebräus einzuverleiben. Erfolglos. Denn nach nur wenigen Schritten landete der Krug samt Inhalt laut scheppernd auf dem Boden der Schänke. Eine Schande war es, das fand nicht nur Griffin, sondern ganz offensichtlich auch der Rotschopf, der die beiden Milizionäre wüst dafür beschimpfte, sein Bier verschüttet zu haben.

    So zog das ungleiche Gespann an Männern und Frauen unter den wachsamen Blicken von mehr als einem Dutzend bewaffneter Bediensteter der Stadt sowie einem zufrieden glucksenden Hauptmann durch Straßen, in denen der ehemalige Hüter bisher noch nicht gewesen war. Wohin es gehen sollte, hatte der Hauptmann mehrfach lautstark zu verstehen gegeben. Man hatte sich allerdings jegliche Form der Fesseln gespart. Zwei der fünf Verhafteten waren aufgrund ihrer Ohnmacht schlicht nicht in der Lage zu fliehen. Der Blondschopf trottete mit hängenden Schultern den anderen hinterher und versuchte immer mal wieder kleinlaut die Situation zu erklären, war meist aber damit beschäftigt, sich bei den Milizionären und dem Hauptmann zu entschuldigen. Ein Fluchtversuch des Blonden war daher eher unwahrscheinlich. Insbesondere auch, weil er sich in regelmäßigen Abständen bei den Leuten für ihren unaufhörlichen und höchst ehrenvollen Dienst am Volk und dem Königreich bedankte, die ihn ins Gefängnis verwerfen wollten. Bei den verbliebenen zwei ging man ob ihrer Körperfülle schlicht davon aus, dass man jeden Fluchtversuch recht einfach unterbinden konnte.
    Und auch wenn Griffin in seinem tiefsten Inneren wusste, dass genau das stimmte, er vermutlich keine fünfzig Schritte weit gekommen wäre, ehe selbst der langsamste der Milizionäre ihn mühelos eingeholt hatte, kratze diese Einschätzung der Stadtdiener an dem kümmerlichen Überrest von dem, was eins sein Ego gewesen war. Wenn er schon ins Gefängnis geworfen wurde, dann doch bitte mit allem drum und dran! Man hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, ihm ordentlich auf's Maul zu hauen. Selbst regelmäßige Schubser von hinten und ein »Beweg dich, du Arschloch.«, blieben vollkommen aus.
    Er nahm sich fest vor, sich über diese humane Behandlung von Gefangenen zu beschweren!

    Es verging nicht viel Zeit, ehe die fünf Gefangenen zu den Zellen geführt wurden. Und selbst, als man die Zellentüren aufsperrte und die vier Männer eine Zelle sperrte, blieb jegliche Form der körperlichen Gewalt vollkommen aus. Kein Tritt in den Rücken, kein lautstarkes »Rein da, ihr Penner!« oder ein »Ich hoffe, ihr widerliches Gesindel werdet nie wieder das Licht des Tages sehen.«, nichts! Man geleitete sei einfach schweigend in die neue Unterkunft, einer der Milizen hielt sogar die Gittertür auf, während sie die Zelle betraten! Und die ließ wirklich sehr zu wünschen übrig. Sicher, sie mussten sich zu viert eine Zelle teilen, wenigstens das, aber die Zelle war sogar irgendwie... geräumig. Keine Handschellen, mit denen sie an den Wänden festgekettet wurden, keine Ratten, die quiekend über den Boden rannten, es roch nicht mal nach Exkrementen! Das einzige, was zumindest halbwegs einer anständigen Knast-Behandlung entgegenkam war die Tatsache, dass sowohl die verrückte Lady in ihrer Einzelzelle direkt gegenüber, als auch Timo in der Unterkunft der Herren mit einem Wassereimer übergossen wurden, um sie aus ihrer Ohnmacht zu wecken. Aber selbst da kam kein hämisches »Aufwachen, Prinzessin.« oder ein »Wach endlich auf, du Saftsack!«. Nichts. Im Gegenteil, man war den beiden im Anschluss sogar eine Decke in die Zelle, damit sie nicht frieren mussten.

    Unzufrieden setzte der ehemalige Hüter sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt. »Aufwachen, Prinzessin!«, murrte er laut und missmutig, während er den Weißhaarigen mit dem Fuß anstupste.

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