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  1. Beiträge anzeigen #141
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Nur langsam wich das Chaos der Ordnung. Trotz der vielen fleißigen Hände der Novizen und Adlati würde es zweifellos Tage oder sogar Wochen dauern, bis sich der Zustand im Hafen normalisiert hätte. Von der Moral im Viertel einmal ganz abgesehen. Die hatten die Ordenskrieger zusammen mit dem letzten Rest des Vertrauens in den Orden nun endgültig gebrochen. Françoise spekulierte, was als nächstes geschehe. Sie bezweifelte, dass sich nach diesem Vorfall noch einmal ein größerer Protest formieren würde. Im Gegenteil. Selbst der letzte müsste inzwischen eingesehen haben, dass Widerstand in der Tat zwecklos war.
    Ein Sieg für den Orden also. Von einem Erfolg ließ sich trotzdem nicht sprechen. Viel mehr waren sie an einem Punkt angelangt, wo der einzige Hoffnungsschimmer darin bestand, nicht noch tiefer sinken zu können. Einmal mehr fühlte sich Françoise an Eriks Worte erinnert.
    Gedankenverloren beobachtete die oberste Feuermagierin, wie das Lagerhaus allmählich in ein behelfsmäßiges Lazarett verwandelt wurde. Nach und nach füllte sich der Raum mit Verwundeten. Das Rot des Blutes ging über in das Rot der Roben. Die Priesterin setzte sich wieder in Bewegung und begab sich zu den Schwerverletzten. Es gab eine Menge zu tun.

  2. Beiträge anzeigen #142
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Die Hand um den Knauf der Krücke zitterte. Mit gemischten Gefühlen und der fürchterlich erdrückenden Last der Tatenlosigkeit und Nutzlosigkeit blickte Redlef auf das Hafentor. Seit gefühlten Ewigkeiten stand es wieder einmal offen. Doch dahinter war noch lange keine Normalität eingekehrt. Er sah in die grimmigen Gesichter seiner Ordensbrüder, die dafür sorgten, dass keine Schaulustigen oder Querulanten die Arbeit des Ordens störten.
    Schaulustige so wie er. Die Finger um seinen Stock schlossen sich immer fester, bis die Knöchel weiß hervortraten. Er wollte verzweifeln. So lange hatten sie um den Hafen gekämpft, hatten das Sumpfkraut vernichtet, den Schuldigen gefunden und ein Heilmittel gefunden, doch nun schien alles vergebens. Das verfluchte Kraut hatte zu viel Schaden angerichtet. Die sowieso schon gebeutelten Menschen mussten nun in ihrem Wahn umso mehr leiden. Red wusste um das Kampfgeschick seiner Brüder, hatten sie doch an Aufständischen, Rebellen und zuletzt auch Echsen ausreichend Erfahrung und Kraft sammeln können. Ein paar halbverhungerte Fischer hatten zu keinem Zeitpunkt den Hauch einer Chance gehabt.
    Er bemitleidete sie. War es doch der Wahn, der sie dazu trieb und sie so kurz vor ihrer Erlösung doch noch in das Verderben trieb. Er atmete tief durch.
    Es war endlich an der Zeit ein paar Fragen zu klären. Genug mit Kuschelkurs…

    Er warf seinen Kameraden ein stummes Nicken als Gruß zu, dann wandte er sich an und machte sich auf den Weg zu seinem Haus, in dem sich nach wie vor in den kleinen, dunklen Zellen seine Gefangenen befanden. Die Schwarzmagier, das Gewürm, welches an all diesem Elend die Schuld trugen!

  3. Beiträge anzeigen #143
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Erschöpft setzte sich Françoise auf eine Kiste außerhalb des Lagerhauses. Ihre schwere Robe hatte sie in der Zwischenzeit abgelegt. Der Schnitt war viel zu unpraktisch für die Arbeit eines Heilers. Was blieb war das einfache Unterkleid und die roten Schuhe. Im Inneren des Lagerhauses und beschäftigt mit der Versorgung der Verwundeten war es ihr nicht aufgefallen. Jetzt an der frischen Luft hingegen schon. Es war ausgesprochen kühl, insbesondere für jemanden wie Françoise. Zu allem Überfluss setzte nun auch noch leichter Nieselregen ein.
    Mit verschränkten Armen das Unterkleid enger ziehend, blieb die Priesterin noch einige Minuten sitzen. Auch wenn es unangenehm war, sie musste einmal durchatmen. Im Lagerhaus stand die Luft und der Gestank war unerträglich. Françoise konnte das Blut in der Luft förmlich schmecken. Unter diesen Vorraussetzungen ausreichend Hygiene einzuhalten wie es die Profession verlangte, war eine immense Herausforderung.
    Weitere Hafenbewohner wurden von Novizen zum Lagerhaus eskortiert. In ihren Gesichtern zeigte sich Enttäuschung und Verzweifelung. Verübeln konnte es die oberste Feuermagierin ihnen nicht. Alles was diese Menschen forderten, war ein ordentliches Leben zu führen. Nicht gerade eine große Hürde, die es zu nehmen galt, sollte man meinen. Doch im Angesicht der vielen Schicksalsschläge, die die Stadt erlitten hatte, viel leichter gesagt als getan. Es müsste sich grundlegend etwas ändern, anderfalls würde Thorniara verenden.
    Der Regen wurde heftiger. Zeit wieder an die Arbeit zu gehen, dachte sich die Priesterin und begab sich wieder in das Lagerhaus.

  4. Beiträge anzeigen #144
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Tempelviertel

    Isegrim hockte im Schatten eines Hauses und blickte verstohlen zum Himmel. Die Tage wurden wärmer, weniger bewölkt. Aber die Nächte? Feind der Diebe! Abnehmender Mond, aber dennoch hell genug, um schleichende Schemen zu entdecken. Ein aufmerksamer, ausgeschlafener und mit an die Dunkelheit gewöhnten Augen ausgestatteter Tempelwächter würde ihn spielerisch einfach entdecken. Er seufzte, tippte nervös mit den Fingern der rechten Hand auf dem Knauf des Stahldolches. Hoffentlich hatte der Straßenjunge Slicer erreicht und die Nachricht überbracht, nämlich jene, sich zu dieser späten - oder frühen - Stunde zu treffen, um in den Lagerkeller auf der anderen Straßenseite einzubrechen. Der Meisterdieb hatte die vergangenen zwei Stunden damit zugebracht, sich die Gestalten der Wachen zu merken, ihren Gang und die Zeit, die sie für eine Ronde brauchten. Fluchend hatte er bemerkt, dass sie immer wieder vor dem Keller hielten. Unweigerlich fragte Isegrim sich, ob die Althoffs Freunde bei der Wache hatten. Wäre nicht unüblich. Ordensmiliz hin oder her, sie waren nun mal Soldaten mit Frau, Kind und Sorgen, meist finanzieller Natur. Er selbst war doch das Paradebeispiel. Wobei er eher die Tätigkeit als Soldat als Nebenerwerb sah, nicht die Diebeskunst.

    Schritte hinter ihm. Ein Zischen. Slicer.
    »Ah, schau an, der Lehrling!«, flüsterte Grim grinsend, »Ich mache es kurz. Dort vorne ist ein Keller, da genau gegenüber. Lagerräume, relativ alt. In einem ist aber an dessen Ende eine neue Tür eingebaut worden, wohinter sich angeblich Dokumente der Althoffs befinden. Was immer du brauchst, Slicer, - oder eher dein Auftraggeber - wirst du dort finden, versprochen.« Er hob die Schultern. »Klar, hätte da selber einsteigen können ... aber ich will sehen, wie du dich machst. Knack die Schlösser, sei vorsichtig. Ich folge dir unauffällig.«

  5. Beiträge anzeigen #145
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline

    Tempelviertel

    Die Althoffs und das Tempelviertel.
    Passte ungefähr so gut zusammen wie sein alter Partner Lukar und ein enthaltsamer Mönchsorden. Andererseits, stand direkt neben ihm ein hartgesottener Gauner, der sich einige Zeit mit moralischen Gewissensbissen in Kapellen und staubigen Novizenkammern verkrochen hatte. Bei den Göttern, war den Slicer der einzige ehrliche Verbrecher in diesen Tagen, der sich nicht in kruder Gegensätzlichkeit suhlte?
    "Wie fragwürdig ihre neuen Geschäfte auch sein mögen.... sie scheinen ordentlich daran zu verdienen."
    Lautete seine völlig nüchterne Feststellung. Sein Blick ging zum Mond, zu Isegrim, zum Mond... es war klar, dass sie ähnlich dachten. Dieser Ort war gut gewählt als Versteck. Der Mond erhellte die Szenarie und jede Wache, die nicht völlig blind war, würde sie entdecken können. Vermutlich hätten sie genau so gut am helllichten Tage einbrechen können. Auch machbar, bei schwer beschäftigten Naturen sogar die beste Zeit.
    Slicer streifte die Kapuze nach hinten. Er gab sich wenig Mühe, sich im Schatten zu halten, was in ihrer Lage ohnehin überflüssig war. Hier kam es auf Schnelligkeit an. Wer weis, wenn er schnell und selbstbewusst genug hantierte, würde vielleicht nicht einmal eine vorsichtige Wache Verdacht schöpfen. Doch er wollte es lieber garnicht erst soweit kommen lassen.
    Isegrim teilte ihm mit, in welchen Abständen die Wachen vor der Tür Wache hielten. Slicer glaubte erst, sich verhört zu haben. Doch als Isegrim grimmig nickte, konnte der Dieb sich ein grinsen nicht verkneifen. Natürlich waren einige der Wachen gekauft. Oder bestochen. Vielleicht sogar beides. Die Althoffs wussten wie das Geschäft funktionierte.
    Sie warteten also ab. Bis zu dem Augenblick, wo die offenkundig bestochene Wache vorbeischlenderte. Selbst im Schatten war seine große Gestalt zu erkennen. Ein ordentlicher Krieger, dem sich Slicer ungerne im Kampf gestellt hätte. Er wartete bis zum besten Augenblick, dann trat er auf den Lagerraum zu, schnell und gewohnt leise, die Hand am Dietrichbund als handle es sich um einen einfachen Schlüssel.
    Slicers Komplizen sollten neben Isegrim die Schlange und der Spanner sein. Ja, natürlich wäre ein anderer Dietrich sicherer gewesen. Aber eben auch langsamer. Und sie hatten nicht die Zeit, die Außentür mit Samthandschuhen zu betatschen. Slicer hielt die Luft an, konzentrierte sich auf seine Finger und überlies es dem Eisenwolf, rechtzeitig Alarm zu schlagen, sollte einer der Wächter seinen Rundgang plötzlich verändern.
    Ihn dem bärtigen Dieb stieg das Gefühl auf, für das er lebte. Nervosität. Angst. Er rang die aufkommenden Emotionen nieder, suhlte sich jedoch zugleich in dem Nervenkitzel. Seine Finger arbeiteten indes Mechanisch. Er brauchte deutlich länger als vermutet, das Schloss war offenbar ein neueres Modell. Doch grade schon als Isegrim hinter ihm leise die Luft ausstieß, wand sich der Spanner im Schloss. Slicer brauchte einen Moment, seinen Erfolg zu realisieren. Dann zog er die Türe ein Stück weit auf, eilte hinein und schloss sie wieder sobald der Isenwolf hinter ihm stand. Dunkelheit umfing sie beide. Doch kaum die Hand vor Augen zu sehen war besser, als im Blickwinkel irgendwelcher Wachen zu stehen.
    "Scheint so, als hätten sich dein Stäbchenspiel und Jahre der Messerarbeit bezahlt gemacht." Sagte er mit einem Grinsen, das man nicht sah, aber hörte. Er kramte hörbar in seinen Taschen, drückte Isegrim unvermittelt etwas festes, harziges in die Hand und hantierte dann mit einem eckigen Gegenstand herum. Es dauerte eine Weile, bis die Kerze zu Isegrims Händen durch den Zunder Feuer fing, aber dann erhellte ihnen ein kleines, feines Licht den Weg zu ihren finsteren Taten. Slicer beließ es an Grim, die Kerze vor sich herzutragen wie ein junger Adept. Er hatte immerhin Erfahrung damit.
    Nach einer Weile erkannten sie Fackeln, die um sie herum an der Wand eingelassen waren. Doch sie sahen davon ab, sie zu benutzen. Der Lichtschein konnte durch den Türspalt fallen und sie verraten. So tippelten sie mit ihrem kleinen Licht los, untersuchten die Türen und blieben schließlich vor einer stehen, die sich ziemlich deutlich von den anderen Unterschied. Zu deutlich. Slicer hätte eine Falle gewittert, wenn er isegrim und seinen Quellen nicht vertrauen würde.
    Diesmal ging Slicer auf Nummer sicher. Er lies sich ordentlich Zeit, wobei dies nicht nur seiner Geduld geschuldet war. Er versuchte, so leise wie möglich zu hantierte. Außerdem war das Schloss wirklich übel. Nicht zu vergleichen mit den erbärmlichen Truhen aus dem Armenviertel, an denen er ein wenig geübt hatte. Doch letztlich musste sich auf dieses Schloss seinen Fingerspitzengefühl ergeben. Slicer erwartete schon einen Nachtwächter, der aus dem Gang auf sie zu torkelte, doch der Raum der sich ihnen offenbarte, war leer. Truhen gab es hier keine. Jedoch haufenweise Fässer. Er und Isegrim schwärmten aus, kehrten alles um was nicht niet und Nagelfest war. Sie fanden die Dokumente schließlich unter einem der Fässer, verborgen hinter einer kleinen Falltür, kaum breit genug das ein Mensch hindurchgepasst hätte.
    Slicer erbat sich die Kerze und wühlte in der Holzschatulle, die die Geschäftsdokumente der Althoffs enthielt, herum. Er staunte nicht schlecht. Alles war natürlich im Diebeskauderwesch verfasst. Schwer zu entziffern für Außenstehende. Doch die Althoffs hatten offenbar nicht damit gerechnet, dass ein alter Geschäftspartner ihre Ausdrucksweise gegen sie verwenden konnte.
    Slicer bekam den Hauch eines Gewissensbisses. Die Althoffs hatten ihm und Lukar vertraut. Wenn sich Isegrims Quellen als Unzuverlässlich erwiesen, bestahl er hier verlässliche Partner. Doch Isegrims Quellen sollten recht behalten. Dokumente über den Verkauf von 'Dingen' an Bordelle und irgendwelche Minenunternehmungen. Verträge mit ausländischen Händlern. Letztlich sogar ein Schreiben von Rheinhard Lehner. Der Dreckkerl und Erzfeind von Lukar hatte natürlich nicht mit seinem Namen unterschrieben. Doch Slicer kannte Rheinhards Schrift vom Vertrag, den Lukar mit ihm und den Verbrecherbossen nach Reyns Tod geschlossen hatte.
    Missbilligend lies Slicer einige der ganz heißen Dokumente in seinem Mantel verschwinden. Auch ein Schreiben aus Varant erregte noch seine Aufmerksamkeit, bevor er die Schatulle wieder in dem Erdloch versenkte und das Fass über der Falltüre platzierte. Sein Gesicht war gezeichnet von Verachtung.
    Geändert von Slicer (07.04.2018 um 12:55 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #146
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Tempelviertel

    Isegrim hatte nur einen kurzen Augenblick gehabt, um die Dokumente und Papiere einzusehen. Innerlich fluchend hatte er bemerkt, dass sie in einer Geheimsprache verfasst waren. Zwar kannte er die Wörter, jedoch waren sie so zusammenhanglos aufgereiht und angeordnet, dass er ohne Kenntnis des Schlüssels nichts entziffern konnte. Ein Blick in Slicers Gesicht hatte jedoch dafür gesorgt, dass er gar nicht mehr wissen musste, was da stand. Jedenfalls nichts Gutes, wenn es nach dem Meisterdieb ging. »Gut, verschwinden wir. Schnell und unauffällig.«, murrte er. Sie löschten die Kerze bevor sie die Tür erreichten, lugten hinaus und sahen niemanden. Geschwind verschwanden sie wieder im Schatten der gegenüberliegenden Gasse, wo sich Isegrim gegen die Wand lehnte und zufrieden grinste. Ja, da war sogar eine Spur Stolz in dem Grinsen.
    »Sehr gut, Slicer, mein Respekt. Scheinbar haben sowohl das Stäbchenspiel als auch deine vorige Erfahrung im Umgang mit ... nun, Klingen ... dafür gesorgt, dass du ruhig und konzentriert geblieben bist. Auch die Wahl des Werkzeugs war richtig und gut, der Situation angepasst, die keine lange Zeitspanne zum Schlossknacken bot.« Der Meisterdieb rieb sich übers bärtige Kinn, ehe er die Hand ausstreckte und Slicer anerkennend reichte. »Du hast die Grundlagen gelernt, das Wichtigste für die Diebeskunst gelernt. Der Rest wäre ... schmückendes Beiwerk mit dem du dich später als Meisterdieb brüsten dürftest. Die Anfänge sind getan, mein Freund. Was hingegen die 'Bezahlung' angeht, nun, da musst du deine ... meuchelmörderischen Fertigkeiten bemühen. Es gibt da einen Mann, einen Soldaten und Kameraden von mir. Narbe heißt er. Wird er genannt. Richtiger Name? Keine Ahnung. Der Kerl weiß, dass ich ein doppeltes Spiel treibe. Ich will das er verschwindet. Werde mich bemühen, ihn und mich für eine Patrouille hinten am Friedhof einzuteilen. Da ... da wirst du ihn kalt machen? Schau nicht, ich könnte es natürlich auch, aber nun ja, du hast einen Gefallen oder Sold versprochen. Bezahl mit Narbes Blut, dann sind wir quitt. In Ordnung?«

  7. Beiträge anzeigen #147
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline

    Tempelviertel

    Nun wo sie außer Reichweite der Wachen waren, fiel die innerliche, wohltuende Anspannung von Slicer langsam ab. Er zog Gewohnheitsmässig wieder die Kapuze ein Stück weit über sein widerspenstiges, schwarzes Haar. Die Dokumente der Althoffs ruhten wie schwere Steine in seinen Taschen, wobei das Gewicht natürlich nur im Gedanken lastete. Vorallem das Schreiben von Reinhard war ein erschreckender Fund, über den Lukar schnell aufgeklärt werden musste.
    Slicer nahm die Hand dankend an und die beiden Diebe leisteten sich ein freundschaftlies Kräftemessen, indes Isegrim ihm sogleich seinen Gefallen präsentierte. Es war ungewöhnlich, den Gefallen direkt zu tätigen. Slicer kannte es anders. Die meisten behielten ihre Gefallen für sich. Eine unsichtbare, dünne Leine, die einen dennoch in eine gewisse Abhängigkeit von der jeweiligen Person band. Mit der Zeit konnte so ein dünnes Band zu einer wahren Fessel werden. Die Tatsache, das Isegrim auf eine solche Schuld in Abhängigkeit verzichtete, sprach dafür, dass er einiges von ihm hielt.
    "Heh, Slicer der Meisterdieb. Dennik würde im Wald rotieren, wenn er wüsste wie viele ihm zuletzt seinen Titel streitig machen könnten." Sagte er mehr zu sich selbst als zu Isegrim. Sein Blick wurde nur ein wenig ernster, als Isegrim von ihm einen kalten Meuchelmord verlangte. An einem Milizsoldaten.
    "Narbe hat dich noch nicht verpfiffen oder dir einen Handel angeboten? Gefährliches Spiel." Slicer stieß nachdenklich die Luft aus. "Er wird ahnen, dass du etwas planst. Oder zumindest achtsam sein, wenn er merkt dass du zusammen mit ihm am selben Ort dienst hast. Du könntest durchscheinen lassen, dass du ihm ein Geschäft vorschlagen willst, um ihn in Sicherheit zu wiegen." Warf Slicer grübelnd ein.
    "Bis wann kriegst du die Sache mit dem Friedhof geregelt? Ich werde entsprechend dort sein, Handwerklich ist die Sache auch kein Problem. Ich werde dafür Sorgen, dass wir ihn schnell verwinden lassen können."
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, das Viertel zu verlassen. Innerhalb hackte Slicer den Mord an Narbe bereits als 'so gut wie erledigt' ab. Viel mehr beschäftigten ihn die Dokumente, die er bei sich trug.
    "Die Althoffs stecken echt in einem gewaltigen Scheißhaufen." Sagte er unvermittelt und blickte Isegrim an. "Ich gebe zu.... ich habe bis zuletzt meine Zweifel gehabt. Mit den Kerlen machen wir... ich und mein Partner schon lange Geschäfte. Aber diese Informationen hier lassen sich schwer leugnen. Scheiße, sie haben sogar mit dem Drecksack Lehner Geschäfte gemacht. Sagt dir der Name was?"

  8. Beiträge anzeigen #148
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Ein weiterer Tag zog ins Land und endlich zeigte sich ein Silberstreif am Himmel. Durch die tatkräftige Unterstützung der Novizen und Adlati hatten die Feuermagier sich der Verwundeten annehmen können. Zwar kam die Hilfe leider nicht für jeden rechtzeitig, doch die überwiegende Mehrheit der verletzten Hafenbewohner hatte es überstanden. Was nicht so schnell verarztet werden konnte, war das Zerwürfnis zwischen den Bürgern und dem Orden. Um dem entgegen zu wirken, ordnete die oberste Feuermagierin an, Nahrungsvorräte ins Viertel zu schaffen. Der erste von vielen Schritten, die sie jetzt gehen mussten.
    In einer ruhigen Ecke des notdürftig eingerichteten Lazaretts schlug Françoise die Augen auf. Um wieder zu Kräften zu kommen, hatte sie eine Weile meditiert. Es stand für sie außer Frage, vor Ort zu bleiben. Nach allem was vorgefallen war, verlangte das der Anstand. Die Priesterin zog ihre Robe über und knöpfte sie zu. Trotz des teuren Stoffen, bot das Kleidungsstück keinen besonders schönen Anblick. So wie ihr Unterkleid war auch die Robe der obersten Feuermagierin von verkrusteten Blutflecken übersät. Doch sie war hier, um Menschen zu helfen, und nicht des Aussehens wegen.
    Françoise machte ihre Runde bei den Schwerstverletzten. Viele leere Flakons und Schalen lagen umher. Ebenso allerhand benutztes Verbandszeug. Ein süßlicher Geruch lag in der Luft, der von Ölen herrührte. Ohne das Öl wäre die Vielzahl von Gerüchen in der Luft absolut unerträglich.
    Niemand hier befand sich in akuter Gefahr und so begab sich die Priesterin in den nächsten Abschnitt. Hier wurden Verletzungen geringeren Grades behandelt, Verbände ausgewechselt und neue Salben aufgetragen. Das Treiben war geschäftig, aber keineswegs hektisch. Das Chaos wich der Ordnung.

  9. Beiträge anzeigen #149
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    »Ein, zwei Tage werde ich schon dafür brauchen. Ich weiß nicht, was Narbe so hinter vorgehaltener Hand mit unseren Vorgesetzten quatscht. Er wird zweifelsohne für seine Geradlinigkeit geschätzt und respektiert. Ganz der gesetzestreue Diener Innos', das vom König, dem Avatar des Feuergottes, niedergeschriebene Vorschriftenwerk, das das Gesetzesbuch des Reiches ist, ist unumstößlich, da über fünf Ecken von Innos selbst verfasst. Verstehst du, wie schwierig so ein Mensch ist? Gerade im Bezug auf illegale Machenschaften seiner Kameraden, die ja per se makellose, ordnungsliebende Soldaten des Guten sein müssen.« Der Eisenwolf seufzte entnervt. »Ja, zwei Tage sollten reichen.«
    Dann überlegte Isegrim ernsthaft, ob er den Namen Lehner schon gehört hatte. Klar, in der Unterwelt ein paar Mal geflüstert und die abfällig, meist eher so, als würde er gleich aus dem Schatten springen und wie ein Dämon über den Narren herfallen, der ihn herbeigerufen hat. Aber er wusste, dass wenn er mit den Althoffs Geschäfte machte und die, so klang Slicer zumindest, wirklich den Dreck am Stecken hatten, wie Harolf ihm schon bestätigte, dann war Lehner ein Mann, der den Tod ebenso verdient hatte. Jemand wie er passte einfach nicht in die Diebeswelt des Eisenwolfs. Da gab es Prinzipien, einen Kodex. Eine gewisse Ordnung, der kleine Schein Innos' in diesem Metier, das so beliargefällig war.
    Isegrim schüttelte den Kopf. »Nichts Handfestes, Slicer. Den Namen hab ich hier und da mal aufgeschnappt, aber wirkliche Informationen, irgendwas Verlässliches ... puh, nee, nichts. Aber wenn der mit diesen ... Hundesöhnen paktiert, kann ich mir denken, was Lehner für ein Aas ist.«
    Der Meisterdieb spuckte aus und verzog das Gesicht.

  10. Beiträge anzeigen #150
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Slicer schmunzelte vor sich hin. Ja, das klang ganz so nach den Milizen, die er von damals noch kannte. Aber die Zeiten hatten sich auch geändert. Vor einigen Jahren noch wäre es fast undenkbar gewesen, dass so viele korrupte Elemente in der Miliz oder der Stadt generell so aktiv agierten. Die Kriesen der Stadt nährten die Unterwelt, wie ein Krebsgeschwür sich an einem verfallenen, alten Körper gütig tat.
    "Die Frage ist... wieso er dich nicht schon längst an seine Vorgesetzten verkauft hat. Könnte mehr dahinter stecken. Die scharfsinnigsten Verbrecher unter uns tarnen sich manchmal hinter den großzügigsten Taten. Denk nur an diese beschissene Händlergilde..."
    Slicer verzog das Gesicht nur unmerklich. Er dachte an das Treffen mit diesem Graf Maximus. Das Sinnbild der Arroganz. Männer wie er hatten diese Stadt im Würgegriff mit ihren Handelsmonopolen und Schuldsystemen. Nicht, dass Slicer diese Methoden nicht gewürdigt hätte. Doch die Hochnäsigkeit der Händlergilde hatte ihm jede Aussicht auf Zusammenarbeit gründlich vermiest. Vielleicht sah Lukar das ja anders...
    "Es wundert mich nicht. Er ist niemand, von dem man hier auf Argaan groß hören würde. Lehner ist vom Festland... Dennoch, er ist ein Ärgernis. Es gibt offene Rechnungen auf beiden Seiten. Mein Partner und die Althoffs haben sich gegen ihn Verbündet. Das die Althoffs nun mit ihm zusammenarbeiten... verrat, mein Freund. Es gibt nichts, was ich weniger gutheisen kann. Genaueres können wir später mal besprechen. Sollten die Althoffs Geschichte sein.... dürfte mein Partner sehr interessiert sein, von dir zu hören. Je nach dem, welche Geschäfte du vorhast, zu übernehmen versteht sich."

  11. Beiträge anzeigen #151
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Tempelviertel

    »Oder Narbe ist einfach nur ein riesiges Arschloch und versucht mich wie die Ratte im Kochtopf verrückt werden zu lassen.«
    Der Meisterdieb spuckte aus und schüttelte den Kopf. »Hinter dem steckt nichts. Mach ihn kalt, wenn ich ihn zum Friedhof bringe. Wie du's machst, ist mir einerlei. Schau nicht so süffisant, sonst spiele ich den Moralapostel, aber in diesem Falle muss es sein. Erledige den Typen und unsere Partnerschaft bleibt bestehen, so gewinnbringend wie bisher.«
    Dann dachte Isegrim über das Angebot nach: »Ja, wenn die Althoffs erledigt sind ... sollte ich mal Kontakt zu deinem Partner aufnehmen. Etwas Unterstützung kann bei meinen Plänen in der Stadt, die schon durchaus idealistisch sind, nicht schaden.«
    Und mit etwas Glück, dachte Isegrim bei sich, ganz der Wolf der er war, kann ich zu gegebener Zeit deinen Partner erledigen und übernehmen, was er aufgebaut hat. Krähe auf dem Festland? Alsbald wirst du Konkurrenz bekommen. Ich plane nicht weniger. Isegrim der Eisenwolf, König der Diebe. Wunderbar!
    »Trennen wir uns erstmal, Slicer. Ich melde mich, wenn ich alles in die Wege geleitet habe für Narbes Ableben. Lass dich nicht erwischen, Verbrecher.«, verabschiedete er sich lachend und verschwand.

  12. Beiträge anzeigen #152
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    Isegrim ist offline
    Leise fluchte der Nordmann und blinzelte verzweifelt in Richtung einer schattigen Gasse in seiner Nähe. Patrouille laufen war ja nicht das Problem, nur die ständigen Halte an bestimmten Punkten zehrten ordentlich an seiner Geduld. Im Winter fror man sich in den Minuten, da man Stellung bezog, das Gemächt ab, im Sommer schwitzt man sich zu Tode. Und da Ersterer vorbei war und Letzterer an die Tür klopfte, wünschte sich der gebürtige Nordmarer nichts sehnlicher als das schöne, milde Sommerwetter seiner Heimat. Wenn man dann noch den die Rüstung trug, die innen gut gefuttert war, war man gefühlt nur noch einen Augenblick vom Kreislaufzusammenbruch entfernt. Er nutzte diese Halte jedoch - Wetter hin oder her - für seine Gedanken, schmiedete Pläne und Ränke. Dieses Mal betrafen sie Narbe und Isegrims nahezu idiotischen Plan, ihn auf einer gemeinsamen Ronde ermorden zu lassen. Nein, absolut nicht suspekt. Da würden zwei Soldaten Patrouille laufen, die sich bis aufs Blut hassten. Sie würden an einen entlegenen Ort der Stadt gehen, frei von beobachtenden Augen. Einer würde ermordet werden, der andere aufgelöst und aufgeregt zurückkommen und Meldung machen, dass sie überfallen wurden. Vielleicht würde man gar Slicer auf die Schliche kommen, seinen Verbindungen zu Isegrim und damit dem ganzen Rest an Verbrechertum, das er selbst darstellte.
    »Götter«, murmelte er in seinen Bart, »ich sollte mir einen besseren Plan überlegen. Nicht so einen Haufen Schafscheiße ...«
    Geändert von Isegrim (20.04.2018 um 14:38 Uhr)

  13. Beiträge anzeigen #153
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    Isegrim ist offline
    »Harolf«
    »Eisenwolf, was gibt es?«
    Der Geschäftsmann sah auf, als der Meisterdieb in den Raum trat und ihn ansprach. Wie immer saß er im Sessel, wie immer vertieft in irgendwelche Bücher, deren Seiten von oben bis unten, von links nach rechts vollgeschrieben war mit Zahlen, Rechnungen und Summen. Schon früh hatte Isegrim gelernt, dass jene Zahlen dort auf dem Papier oft mehr Macht besaßen als Armeen. Reiche waren an diesen Ziffern gescheitert, unter dem Gewicht von Schulden zusammengebrochen und heute nur noch Ruinen, die fantasievolle Geister dazu anregen, sich auszumalen, was ihnen Schreckliches widerfahren ist. »Eine Unterredung, ich habe ein Problem.«, erklärte der Dieb kurz angebunden. Harolf nickte, bot wie immer den Platz im zweiten Sessel vor dem Kamin an. Dankend setzte sich Isegrim, ganz in seiner undienstlichen Tracht gekleidet, und streckte die Beine aus. Er schloss kurz die Augen, genoss das bequeme Polster. Der Kredithai räusperte sich.
    »Entschuldige. In der Kaserne schaut's mit bequemen Sitzen eher mau aus«, erklärte Isegrim entschuldigend, »Und bei der Kaserne sind wir auch schon fast am Kern des Problems. Ich habe einen Kameraden, sein Name ist ... äh, nun, er wird halt von allen Narbe genannt. Irgendwas hat ihm mal die Visage zerhackt, deswegen.« Er hob die Schultern. »Jedenfalls ... kommt er langsam hinter meine Machenschaften.«
    Harolf grinste böse. »Dein Balanceakt ist nun mal von der gefährlichen Sorte, Eisenwolf.«, kommentierte er, »Und das weißt du. Eigentlich hätte ich schon viel früher damit gerechnet, dass man dich erwischt. Das Glück ist mit ...«
    »Spar's dir, Harolf«, unterbrach ihn Grim trocken und ohne eine Spur Wut. »Ich muss einige Hebel in Bewegung setzen. Erst dachte ich daran, ihn von einem mir bekannten Mörder umbringen zu lassen. Auf Patrouille, ganz zufällig. Dann dachte ich mir? Er und ich auf einer Ronde, er stirbt ... und ich komme unversehrt davon? Verdächtig. Nun kam ich zu dem Schluss, das was besseres her muss.«
    Der Kredithai lachte. »Ach, wirklich?«
    »Ja, wirklich. Ich möchte ihm was unterjubeln, ihm Verbindungen anheften, die er ja gar nicht besitzt.« Isegrim nickte zu dem Buch in Harolfs Händen hin. »Das da, mein Freund, besitzt Kräfte, die alles zerstören können. Wir dichten Narbe gewisse, hm, verbrecherische Tätigkeiten und Kontakte an. Kurz gesagt: Wir erschaffen ihm ein Doppelleben als Schurke. Obwohl er keines hat, aber nun, die Beweise werden gegen ihn sprechen. Und verflucht, wenn ein Übeltäter erwischt wird, versucht er sich immer rauszureden. Das da jedoch, schwarz auf weiß, wird ihn zu Fall bringen.«
    Harolf nickte langsam. »Und warum sollte ich dich unterstützen? Was springt für mich dabei raus?«
    Der Eisenwolf grinste widerwärtig. »Dein Wohlergehen. Das es erhalten bleibt. Wenn ich falle, ziehe ich dich mit mir, Harolf, verlass dich darauf. Gehe ich zugrunde, tust du es auch.«, erklärte er kalt, »Also arbeiten wir zusammen, wie immer. Bei den Althoffs hat's ja auch geklappt, nicht wahr? Ich werde mir was überlegen und dir Bescheid geben. Glaub mir, wir dichten Narbe genug Scheiße an die Hacken, dass man ihn auf direktem Wege in das nächste Arbeitslager schaffen wird. Irgendwo auf dem Festland, irgendein verdammter Steinbruch. Da gehört er hin, ganz einfach. Harolf, danke für das Gespräch. Wir sehen uns.«

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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Argwöhnische blickte Kjarl durch ein Astloch in der hölzernen Wand auf die Straße. Der Jäger kratzte sich den strubbigen Bart und brummte unverständliche Worte vor sich hin. Er war jetzt schon lange hier, viel zu lange. Wie es wohl seinen Kameraden draußen in den Wäldern ging? Seit er im Hafenviertel festgesessen hatte, hatte er nichts mehr von ihnen gehört. Tonlos verwünschte er den Orden und dessen hirnverbrannte Ideen. Durch den längeren Verbleib in der Stadt hatte Kjarl den Großteil seiner Erlöse wieder ausgeben müssen, so dass sich der Besuch in Thorniara letztendlich kaum gelohnt hatte. Kjarl brummte noch ein bisschen vor sich und trat schließlich zurück, als er den buckeligen Jakub auf der Straße entdeckt hatte.

    Mit einem leisen Knarren der Tür trat dieser ein und reichte dem Bärtigen einen halben Apfel, um anschließend noch mehr Vorräte unter ein paar losen Brettern zu verbergen. "Sie teilen jetzt Essen aus.", meinte Jakub und Kjarl nickte stumm, während er genüßlich in den Apfel biss. Der aromatische Duft der Frucht umströmte ihn und ließ ihn den Ärger kurz vergessen. "Es funktioniert. Die Leute beruhigen sich langsam.", sprach Jakub weiter aß schmatzend von seiner Apfelhälfte. "Kein beißt in die Hand, die ihn füttert.", erwiderte Kjarl unbeeindruckt. "Das lernen sogar Hunde." Dieses lächerliche Schauspiel beeindruckte den Jäger nicht. "Es ist einfach. Gib den Leuten etwas zu Essen, genug zum Saufen und ein paar Münzen für die Huren und sie sind zufrieden." "Du sagst es, mein Freund.", stimmte Jakub zu, dann folgte eine Pause. "Wann gehst du?", durchbrach der Bucklige irgendwann das Schweigen. "Jetzt.", antwortete Kjarl knapp und griff nach seinem Bündel. Das Meiste hatte er auf anderem Weg aus der Stadt schleusen lassen. Die beiden Männer reichten sich die Hand, dann schulterte Kjarl sein Bündel und trat auf die Straße. Die letzten Tage waren warm gewesen und so roch es im Hafen nach brackigem Wasser und Unrat. Ein leichter Wind trug den salzigen Duft des Meeres in die Stadt hinein und stemmte sich gegen den Gestank. Kjarl verzog das Gesicht und machte sich auf den Weg zum Tor. An einer Straßenecke entdeckte er den dreckigen Schopf eines Betteljungen. Kjarl ließ ein paar Münzen in die dürre Hand des Jungen fallen. Der schmutzige Bursche warf einen Blick auf den Ring mit den schwarzen Vogel, dann nickte er dem Jäger zweimal stumm zu und Kjarl ging weiter. Ein verstecktes Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Bald würde er die Stadt hinter sich haben.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Dampfschwaden stiegen aus dem Zuber auf. Endlich hatten die Unruhen in der Stadt ein Ende gefunden und Françoise ihrerseits etwas Ruhe beschert. Sie genoß nun ein ausgiebiges Bad in heißem Wasser, nachdem sie ununterbrochen für viele Tage im Hafenviertel die medizinische Versorgung geleitet hatte. Sie waren längst nicht am Ende der Misere, allerdings hatten sie einen großen Schritt in die richtige Richtung getan.
    Während die meisten Hafenbewohner bereits entlassen waren, überwachte das Lazarett im Hafen noch immer einige wenige kritische Fälle. Bereits jetzt überlegte die oberste Feuermagierin, die Heilstätte fest im Hafen zu etablieren. Nicht nur, um Krankheit und Seuchen entgegen zu wirken, sondern vor allem, um eine Brücke zu den dortigen Menschen zu schlagen. Sie waren ebenso wie die Wohlhabenden, die Händler und Handwerker Bürger der Stadt. Wenn der Orden eine Lehre aus den vergangenen Monaten ziehen musste, dann, dass Nachlässigkeit ihnen gegenüber fatale Folgen mit sich brachte.
    In Folge dessen bedeutete das, dass sich der Orden auch an anderer Stelle einmischen musste. Der Missstände könnten sie andernfalls nicht mehr Herr werden. Unter normalen Umständen war es in Françoises Augen das Beste, wenn die Wirtschaft der Stadt auf eigenen Füßen stünde. In Thorniara wäre das in absehbarer Zeit aber kaum möglich. Die Preise für einfachste Vorräte flogen geradezu über den Markt. Gleichzeitig bot die Stadt kaum profitable Beschäftigung. Wie auch, wo doch eine Katastrophe die nächste jagte. Es musste Hilfe vom Festland herbeigeschafft werden. Das stand fest. Diese Aufgabe fiel der obersten Feuermagierin zu. Doch bevor sich die Priesterin auf die lange Reise machte, würde sie noch einige Dinge in Thorniara zu erledigen haben. Eines davon war Kalthar.

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    Am Eingang zum Hafenviertel

    Noch immer herrschte im Hafenviertel eine erhöhte Präsenz der Ordenskrieger. Grund waren nicht nur die Bemühungen der dortigen Feuermagier, sich um die Verletzten zu kümmern, sondern auch die nach wie vor angespannte Situation. Die gewaltsame Beendigung des Aufstandes führte letztlich nur dazu, dass der Orden die Kontrolle über das Viertel wiedererlangte. Nicht aber das Vertrauen der Bewohner. Indem die Ordenskrieger eine jede Gasse kontrollierten, wollten sie weitere Widerstände im Keim ersticken.

    Zwar wurde die Sperrung des Hafenviertels aufgehoben und das Hafentor konnte wieder passiert werden. Doch auf Verlangen des Oberst wurde jeder Bürger eingehend überprüft, der das Viertel verlassen oder betreten wollte. So sollte verhindert werden, dass Waffen oder Drogen ihren Weg in dorthin fanden und wohlmöglich neuer Nährboden für Widerstand gegen die Angehörigen des Ordens entstand.

    Sir Esbern, der eigentlich zur Unterstützung der Stadtwache am Südtor eingesetzt wurde, hatte zusammen mit zwei anderen Ordenskriegern eben jene Aufgaben erhalten. Besonders einfach gestaltete sich die Durchsuchung der Bürgerinnen und Bürger nicht. Denn nicht jeder wollte verstehen, warum das Tragen von Waffen im Hafenviertel derzeit verboten sei. Gerade die Händler, die sich nach dem Zustand ihrer Lagerhäuser erkunden wollten, wollten das Hafenviertel nicht ohne Bewaffnung oder bewaffneter Begleitung betreten. Entsprechende Diskussionen waren vorprogrammiert. Doch Sir Esbern hatte klare Befehle. Das Tragen von Waffen sei im Hafenviertel bis auf weiteres verboten. Schließlich musste der Orden nicht nur das Vertrauen wieder aufbauen, dass ihm entgegen gebracht werden sollte. Der Orden musste auch selbst das Vertrauen in seine Bürgerinnen und Bürger wiedererlangen, um ihnen das Tragen von Waffen zu erlauben. Zumindest im Hafenviertel.

    Mit angestrengtem Blick sah der Ordenritter einen Mann auf ihn zukommen, der das verwüstete Viertel offensichtlich verlassen wollte. "Halt!" stieß Sir Esbern aus. "Dieses Tor darf nicht ohne vorherige Überprüfung passiert werden." Der ihm gegenüberstehende Mann machte zwar einen eher friedlich gesinnten Eindruck. Doch zu ihrem eigenen Schutz gingen die Ordenskrieger davon aus, dass von jedem Bewohner des Hafenviertels eine Bedrohung ausging.

    Maximus

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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Das Reichenviertel

    Es herrschte eine merkwürdige Stille in der Stadt. Die Gassen im Händler- und Handwerkerviertel waren deutlich leerer und selbst auf dem Marktplatz tummelten sich nicht mehr unzählige Bürger, die mit den Händlern um den besten Preis feilschten. Besonders auffallend war es allerdings im Reichelviertel, wo Hierodius Lex seit der Beendigung des Aufstandes eingesetzt wurde.

    Außer den Soldaten der Stadtwachen und zwei Arbeitern, die die ausgebauten Straßen des Viertels säuberten, war keine Menschenseele anzutreffen. Aus den bisweilen prunkvollen Anwesen drang kein Geräusch und so schien es fast, als sei das Reichenviertel vollständig verlassen worden. Das dem nicht so war, wusste der breitgebaute Soldat natürlich. Denn der Eingang zum Reichenviertel wurde mittlerweile genauso schwer bewacht, wie der zum Tempelvierte. Soweit Hierodius Lex mitbekommen hatte, erteilte Lord Oric entsprechende Befehle und ließ sowohl die Ordenskrieger, als auch die Soldaten der Stadtwache an ihren Kapazitätsgrenzen arbeiten.

    Während man noch vor vielen Wochen glauben konnte, das Orden die Verwaltung seiner Hafenstadt vernachlässigte und so zur Entwicklung des Aufstandes beitrug, ließ die Führung nun keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sie die vollständige Kontrolle über die Hafenstadt wiedererlangen wollte. Hierodius Lex begrüßte das harte und konsequente Vorgehen des Ordens, auch wenn das bedeutete, dass es für die Soldaten der Stadtwache noch weniger Freizeit gab, als es ohnehin schon der Fall war. In schweren Zeiten - so glaubte Hierodius Lex - waren aber auch die einfachen Soldaten bereit, sich für den Orden und seiner Hauptstadt auf Argaan aufzuopfern.

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    Lehrling Avatar von Thelyron
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    Das Hafenviertel

    Erschöpft ließ sich Thelyron auf einer Holzbank nieder, als er einen weiteren Leinenverband eines der verletzten Bewohner wechselte. Der schmalgebaute Adlat hatte mittlerweile vergessen, wie viele Stunden er bereits im Hafenviertel gearbeitet hatte ohne eine Pause zu machen. Doch so wenig sich die Feuermagier selbst eine Pause gönnten, so wenig konnten sie sich die Adlaten und Novizen gönnen.

    Das als Lazarett umfunktionierte Lagerhaus war überbelegt. Die einfachen Betten, die die Adlaten aus den Überresten unzähliger Barrikaden zusammengezimmert hatten, standen dicht an dicht. Doch trotz aller Widrigkeiten beruhigte sich die Stimmung im Hafenviertel immer mehr. Das lag wohl nicht nur an den Bemühungen des Ordens, die Verletzten zu versorgen und an die Bedürftigen genügend Lebensmittel zu verteilen. Sondern vor Allem lag es wohl an den Ordenskriegern, die in einer jeden Gasse anzutreffen waren. Wer seine Hütte verließ und sich im Hafenviertel frei bewegen wollte, musste damit rechnen, mehrere Male entlang seines Weges durchsucht zu werden. Alles, was den Bewohnern als Waffe dienen konnte, wurde beschlagnahmt und jedes kleine Vergehen wurde mit der sofortigen Verhaftung bestraft.

    Das Vorgehen der Ordenskrieger wirkte bisweilen unverhältnismäßig. Selbst einfachste Widerworte konnten bereits zu einer Verhaftung führen. Doch es war wohl letztlich dem Umstand geschuldet, dass die Ordenskrieger vor noch wenigen Tagen von aufständischen Bewohnern angegriffen wurden und sie sich selbst vor Armbrüstschützen inmitten des Hafenviertels verteidigen mussten. Die Härte der Ordenskrieger sorgte aber vor Allem für eines: Für Sicherheit. Die Angehörigen des Ordens konnten ihre Arbeit verrichten ohne mit einem wachsamen Auge darauf zu achten, nicht von einem noch immer aufgebrachten Bewohner angegriffen zu werden. Letztlich kam dies auch dem Hafenviertel zu Gute. Insbesondere aber den verletzten Männern und Frauen, auf die sich die Adlaten und Novizen nun vollständig konzentrieren konnten.

    Es war gewiss keine leichte Zeit. Weder für die Bewohner des Hafenviertels, noch für die Angehörigen des Ordens. Thelyron glaubte aber fest daran, dass man gestärkt aus dieser Zeit hervorging.

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    Waldläufer Avatar von Die Ordenskrieger
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    Die Zitadelle, Amtszimmer des Lord Oric

    Der Orden hatte die Kontrolle über die Stadt zurückerlangt, nachdem er den Aufstand im Hafenviertel beendet hatte. Dass dies auch in Zukunft so bleiben würde, dafür hatte Lord Oric die Verantwortung. Eigentlich hätte er diese gerne abgegeben. Er war ein Mann der Taten, nicht der Worte. Statt also unzählige Befehle zu erteilen, die Dank der Bürokratie der Zitadelle auch allesamt in Schriftform zu erfolgen hatten, hätte er lieber mit seiner Anwesenheit für Schutz und Ordnung gesorgt.

    Doch als Paladin des Ordens in der Position des Oberst, hatte er sein Schwert wohl schon lange gegen eine Schreibfeder ausgetauscht. So saß er nun seit vielen Stunden an dem Schreibtisch seines Amtszimmers, um die mit Lord Hagen besprochenen Befehle zu formulieren. Einige Befehle hatte Lord Oric bereits erteilt. So wurde die Präsenz der Ordenskrieger im Hafenviertel derart erhöht, dass man glauben konnte, es gäbe dort mehr Soldaten als Zivilisten. Auch die Wachposten in allen übrigen Vierteln war das Resultat der neuen Strategie des Ordens.

    Noch vor der Entwicklung des Aufstandes, ließ der Orden seinen Bürgerinnen und Bürger viele Freiheiten. So war es auch im schon immer kritischen Hafenviertel gestattet, Waffen zum eigenen Schutz zu tragen. Selbst der Konsum von Sumpfkraut, der zwar auch dort offiziell verboten war, wurde geduldet. Er wurde zumindest nur selten verfolgt. Hauptsächlich lag das wohl aber auch an der geringen Präsenz der Stadtwache im Hafenviertel.

    Für Lord Oric war klar, dass der Orden die Bewohner der Stadt auch in Zukunft nicht auf Schritt und Tritt überwachen würde. Absolute Sicherheit konnte ohnehin nicht garantiert werden und die unzähligen Soldaten würden wohl eher für ein Unbehagen unter den Bürgerinnen und Bürgern sorgen. Doch Lord Oric hielt es zur Wiederherstellung der Ordnung für notwendig, die Präsenz seiner Soldaten und die Anzahl der durchgeführten Kontrollen derart zu erhöhen, dass keinem Bürger die Möglichkeit gegeben wurde, weiteren Widerstand zu formieren.

    Die neue Strategie des Ordens hatte nicht nur Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger des Hafenviertels. Jeder, der das von ihm bewohnte Viertel verlassen wollte, wurde durchsucht. Die Soldaten des Ordens, wie auch die der Stadtwache, hatten ausdrücklichen Befehl erhalten, auf jeden Verstoß gegen die Gesetze der Stadt mit sofortiger Verhaftung zu reagieren. Denn eine mögliche Gefahr für die Integrität der Stadt ging mitnichten nur den den Bewohnern des Hafenviertels aus. Auch die sich über dem Gesetz fühlenden Bürger der Reichenviertels trugen nicht gerade ihren Teil dazu bei, dass der Orden auch als Obrigkeit wahrgenommen wurde. Das sollte sich nun endgültig ändern.

    Maximus
    Geändert von Maximus (28.04.2018 um 20:44 Uhr)

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    Veteran Avatar von Die Stadtwache
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    Das Westtor

    Argwöhnisch schaute Lennard zu den Ordensrittern in strahlender Rüstung. Er fragte sich nicht, warum er als Soldat der Stadtwache nicht auch eine derart eindrucksvolle Rüstung erhielt. Er fragte sich, warum er angesichts der Ordensritter überhaupt noch am Westtor eingesetzt wurde. Denn wer die Stadt verlassen oder betreten wollte, wurde von den Rittern überprüft und durchsucht. Die Angehörigen der Stadtwache standen hingegen nur daneben ohne einen Teil der Aufgaben erledigen zu dürfen.

    "Warum lassen sie mich nicht wenigstens den Passierschein ausfüllen!?" fragte sich Lennard, als er einen der Ordensritter dabei beobachtete, wie er das kürzlich eingeführte Pergament ausfüllte und mit einem Stempel versah. Es war eine neue Anordnung des Lord Oric gewesen, an alle ankommenden Besucher der Stadt einen Passierschein auszugeben. Er sollte Zeugnis darüber sein, eines der beiden Tore passiert zu haben und nicht etwa über Umwege in die Stadt gelangt zu sein. Der Träger des Scheines hatte davon aber keinen Nutzen. An jedem Eingangstor der Stadtviertel wurde er erneut überprüft. Genauso, wie dieser Tage auch ein jeder Träger einer Reichsbürgerurkunde überprüft wurde.

    Dass man den Bürgern der Stadt misstraute, war angesichts der kürzlichen Ereignisse nur nachvollziehbar. Dass man aber scheinbar auch den Soldaten der Stadtwache misstraute, indem man ihnen keine offizielle Aufgabe mehr zu Teil werden ließ, außer in den Viertel eigene Präsenz zu zeigen, fand Lennard alles andere als förderlich. Doch er hatte die Entscheidungen des Ordens nicht in Frage zu stellen.

    Maximus

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