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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline

    Im Hafenviertel

    Die hölzerne Tür zerbarst mit einem gequälten Knarren, woraufhin sich das Sonnenlicht bündelweise durch den aufgewirbelten Staub bohrte und schließlich zerstreute. Kjarl und Jakub hoben die Hände und pressten sich an die kratzige Bretterwand. Ein schwer gerüsteter Kämpfer trat herein und sah die beiden Männer abschätzig an. "Herkommen!", brüllte er Jakub an und durchsuchte ihn grob nach Waffen. Kjarl erging es genauso. Er ließ es schweigend über sich ergehen und gab den stumpfen Dolch bereitwillig her. Sie hatten das Vorgehen der Stadtwächter durch die Schlitze der Holzwand beobachtet und alles Wichtige versteckt und nur zwei alte Dolche angelegt. Außerdem lag noch ein halbstupfes Brotmesser auf dem hölzernen Esstisch und selbst dieses wurde konfisziert. Bevor der Soldat wieder verschwand, wandte er sich im bellenden Befehlston an Jakub.

    "Habt ihr hier Waffen versteckt?" "Nein Herr, man hat uns nichts gelassen, als nur die Dolche. Und irgendwie muss man sich doch seiner Haut erwehren. Heutzutage ist es hier ja nicht mehr sicher." "Schnauze. Wir werden schon dafür sorgen, dass es wieder sicher wird und solcher Abschaum wie ihr verschwindet." "Gewiß, Herr."

    Die Soldaten stampften weiter. Kjarl schloss die Tür, so gut es eben noch ging, und nahm dann am Tisch platz. "Es ist traurig, was ein bisschen Macht und dieser verblendete Fanatismus aus den Menschen machen.", meinte er schließlich und sah Jakub an. "Danke, dass ich bei dir unterkommen konnte." "Ehrensache.", meinte der Buckelige. "Was machst du jetzt?" "Ich warte noch ein bisschen. Wenn dann die größte Aufregung vergangen ist, dann verschwinde ich." Kjarl schwieg eine Weile. "Je öfter ich hier bin, desto mehr widert mich die Stadt an.", meinte er schließlich halblaut. Dann schwiegen die Männer. Von draußen hörten sich immer noch Rufe und Schreie, das Klirren von Uniformen und das Krachen von Türen. Der Orden ließ die Muskeln spielen.

  2. Beiträge anzeigen #122
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Der Aufstand war niedergeschlagen. Trotz ihrer Bemühungen hatte Françoise schließlich mitansehen müssen, wie diese Episode der Geschichte ein ausgesprochen blutiges Ende genommen hatte. Sie machte sich deshalb keine Vorwürfe. Ihre Weisungen waren unmissverständlich gewesen und waren dennoch ignoriert worden. Wenn sie sich einen Vorwurf machte, dann nur, dass sie Widerspruch erlaubt hatte.
    Während die Soldaten in das Hafenviertel strömten und den letzten Widerstand eliminierten, begab sich die Priesterin ebenfalls hinab. Dort wo zuvor Barrikaden gestanden hatten, fand sich jetzt nur noch Blut und zersplittertes Holz. Aus jeder Richtung drang schmerzerfülltes Stöhnen und Geschrei. Für einen Moment fühlte sich die oberste Feuermagierin in die Belagerung Vengards zurückversetzt. Bloß befand sie sich diesmal auf der Seite der Aggressoren.
    Nicht weit vom Eingang des Viertels entfernt hatten die Ordenskrieger mehr als ein Dutzend Hafenbewohner zusammengetrieben. Die Mehrzahl davon schwer verwundet und einige bereits tot. Andere krümmten sich aufgrund der Schmerzen des Heilmittels. Unbeachtet der Warnungen durch die anwesenden Soldaten, ging die Priesterin unter die Verletzten. Die meisten von ihnen waren zu sehr durch den eigenen Schmerz eingenommen oder hockten teilnahmslos neben den Leichen ihrer Nächsten. Beim Vorbeigehen wurde dann eine Frau auf die Priesterin aufmerksam. In ihren Armen hielt sie einen blutüberströmten Mann.
    »Ihr verfluchten Mörder!«, schrie die Frau mit schriller Stimme und stierte Françoise mit tränenerfüllten Augen an. Noch ehe die Priesterin etwas sagen konnte, spuckte die Bürgerin auf die schwere Feuerrobe. Wuterfüllt, sich aber gleichzeitig bewusst werdend, was sie gerade getan hatte, wandte die Hafenbewohnerin ihren Blick von der obersten Feuermagierin ab. Françoise ignorierte indes was passiert war und kniete sich ebenfalls neben den Mann nieder.
    Er lebte noch, allerdings waren seine Verletztungen schwerwiegend. Eine Wunde zog sich quer über seinen Bauch und klaffte weit offen, so dass seine Innereien zum Vorschein traten. Verzweifelt versuchte die Bürgerin mit ihren blutverschmierten Händen das Schlimmste zu verhindern. Es war ein grausiger Anblick, doch nicht völlig hoffnungslos. Der Umstand, dass es der präzise Hieb eines Ordenskriegers gewesen war, konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Hätte ein Ork den Mann attackiert, wäre er längst tot.
    Ohne weiter auf die Frau zu achten, presste Françoise ihre zierlichen Hände fest auf die Wunde. Vorsichtig tastete sie, ob der Hieb auch innere Verletzungen verursacht hatte. Wie sich herausstellte, war das leider der Fall. Es verkomplizierte die Angelegenheit und setzte die oberste Feuermagierin unter großen Zeitdruck.
    Während sie mit einer Hand auf den Bauch drückte, legte Françoise ihre andere Hand auf das verletzte Gewebe. Ein goldgelber Schein breitete sich darunter in konzentrischen Kreisen aus. Erstarrt vor Schreck beobachtete die Bürgerin, wie sich vor ihren Augen der Schlitz entlang der Bauchdecke langsam verschloss. Es dauerte eine Weile, doch dann zeugte nur noch die zerschlissene Kleidung und das viele Blut von der einstigen Verletzung. Françoise hörte jedoch nicht auf und führte nun beide Hände über den Bauch des Mannes. Was das bezweckte, war für das bloße Auge nicht sichtbar.
    Als sie schließlich ihr Hände wegnahm, atmete die Priesterin tief durch. Der Mann war immer noch bewusstlos und hatte viel Blut verloren. Doch er würde überleben.
    »Er darf für die nächsten Stunden nicht bewegt werden!«, erklärte Françoise der immer noch perplex dreinblickenden Frau. »Ist das klar!?«
    »J... ja...«, antwortete die Hafenbewohnerin schluchzend.
    Die oberste Feuermagierin erhob sich. Sie war immer noch umringt von Verletzten. Zu viele für sie allein, doch die anderen Feuermagier kamen nun ebenfalls heran.
    »Hol Mary her.«, orderte Françoise ihren Leibwächter. »Und so viele Novizen wie du findest. Sie sollen sauberes Wasser, Verbände und Decken herbeischaffen!«
    Während sich der Paladin auf den Weg machte, wendete sich die Priesterin dem nächsten Verwundeten zu. In seinem Fall blieben die Bemühungen der obersten Feuermagierin leider vergebens. Sein Atem ging flach und seine Augen zuckten ziellos umher. Mit einem letzten Stöhnen erlag dieser Mann seinen Wunden. Françoise rezitierte ein kurze Gebet an Innos, um dem Verstorbenen den Weg in das Nachleben zu ebnen. Ohne Zeit zu verlieren begab sie sich dann zum nächsten Patienten.

  3. Beiträge anzeigen #123
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    Angewidert und zugleich erzürnt vom kirchlichen Verfehlen im Hafenviertel wandte Shakuras seinen Blick ab.
    "Holt uns die Reserve, Bruder Ibrim. Wie besprochen." Der verängstigte Adlat in seinem Rücken nickte hastig und rannte davon. Das Holz in seinen Händen knirschte.
    So viele Jahre der Arbeit im Armen- wie im Hafenviertel im Nu zerschlagen. Die ärmsten Bezirke einer Stadt galten schon ohnehin als schwierig und für den Glauben als umso schwieriger zu erreichen.
    Nur ihrer tiefsten Dankbarkeit und reinen Demut, wenn denn einmal errungen, waren es seit jeher zu verdanken, dass die Kirche und ihre Diener sich dieser Bürde immer wieder aufs Neue annahmen.
    Eine Brüde, die nur mit harter Arbeit und Verzicht getragen werden konnte. Eine Arbeit, die meist von den niederen Dienern des Ordens ausgeführt wurde.
    Shakuras sah sich vor seinem inneren Auge wie er Male um Male durch den Dreck und Unrat Vengards und Thorniaras trat, um den Ärmsten Speis und Trank, ein offenes Ohr und kleine Gaben wie ein Gebet, ein Wort oder etwas mehr zum Anziehen zu geben. Nur wenige Diener waren aus freien Stücken für solch unliebsame Aufgaben bereit genug und kehrten stattdessen lieber den sauberen Hof oder lasen wichtige Bücher.
    Was Shakuras abstieß war nicht die Arbeit und Bürde, die jetzt umso größer waren, sondern das der Orden diese nicht als eine solche erkannt und respektiert hatte. Und das der Orden zweifelhaft schwach geworden war.
    Daron hatte nicht den Mut oder vielmehr die Demut besessen deeskalierend zum Volk zu sprechen. Sein Freund Isgaroth hatte es zwar versucht, aber war damit zu spät und dabei kläglich gescheitert und schlimmeres.
    Bruder Vitkar war gar nicht erst zugegen und die Oberste hatte nicht reagiert. Kalthar... Kalthar versuchte sodann auf seine Weise vorzugehen. Enttäuschend war das alles und mehr als eine Ohrfeige hätten sie verdient...
    Die Soldaten erledigten auf Geheiß ihre Aufgabe und auch die hohen Diener des Feuers fanden wieder schließlich zu einer Tat, nachdem die Schreie der Geheilten und Toten im Hafen sie letztlich betroffen gemacht hatten.
    - "Und so viele Novizen wie du findest. Sie sollen sauberes Wasser, Verbände und Decken herbeischaffen!", rief die Feuermagierin eben noch. "Nicht nötig. Wir sind schon da.", kam es gefasst und direkt zur schnellen Antwort. Mit einem knappen Nicken und "Oberste." schaute der Primus auf die knieende Francoise herab. Im Hintergrund mobilisierten sich Adlaten und Novizen - die Reserve, die auf Shakuras und die Verletzten zuhielten. Sie alle trugen Taschen mit schweren Flüssigkeiten, Kräutern, Besteck, Mull, Leinen und Verbänden mit sich. Andere Eimer mit Wasser und auch Decken. Wie vorbereitet, wie wenn sie damit gerechnet hätten. Oder auch nur Shakuras als ihr Sprachrohr und Wortgeber.
    "Teilt euch auf und helft den Meistern!" Und die Novizen gehorchten, ordneten sich schleunigst ihren Meistern einzelnd oder zu Zweit zu und handelten auf Geheiß.
    Sie wuschen vorsichtig und oberflächlich das anhaftende Blut ab, dass die Feuermagier die geschlagenen Wunden besser visitieren konnten. Sie rieben Salben, die die Schmerzen lindern sollten und trugen sie mit auf. Sie gaben den noch Wachen Schlucke schweren Tranks, damit sie reizloser und widerständiger wurden. Sie reichten Besteck an. Sie lagen Wickel auf und schlugen unter den Augen der Hohen einfache Verbände um. Mit den Decken stützten sie die Schwachen dort, wo sie oder ihr Fleisch sich nicht mehr halten konnte oder sie mummten die Wolle um die die Frierten. Shakuras widmete sich nach einem ersten Überblick und dem Tun der Novizen wieder der Obersten zu. Sie steckte gerade in der Versorgung einer Patientin. "Benötigt Ihr Hilfe, Oberste?" Der Alte wartete nicht ab und hockte sich zu der Leidtragenden und strich ihr behutsam über die Stirn.
    Geändert von Shakuras (21.03.2018 um 23:46 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #124
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline

    Das Hafenviertel

    "Töricht!" stieß Feuermagier Kalthar aus, als er die dutzenden Adlaten und Novizen erblickte, die auf Geheiß der obersten Feuermagierin zur Unterstützung angefordert wurden. "Sir Roderic! Wie weit sind Eure Männer mit der Überprüfung der restlichen Bewohner?" fragte er genervt und deutete dabei auf einige Novizen, die sich um Verletzte kümmerten. "Ich möchte nicht, dass die Schüler den Leichtsinn unserer geistigen Führerin mit dem Leben bezahlen." Der Ordensritter nickte und erwiderte: "Die Barrikaden in den Gassen des Viertels behindern unsere Durchsuchungen. Binnen einer Stunde sollten wir jeden Bewohner und jede Hütte überprüft haben."

    Wenngleich die Antwort für den hochgewachsenen Magier nicht zufriedenstellen war, wusste er jedoch, dass die Ordenskrieger bereits an der Grenze ihrer Kapazität angekommen waren. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als die Gefahr zu akzeptieren, denen die Adlaten und Novizen vorsätzlich ausgesetzt wurden. Gerade als sich Kalthar mit Feuermagier Daron austauschen wollte, machte ein anderer Ordenskrieger auf sich aufmerksam. "Verzeiht aber wir haben etwas gefunden, dass Ihr Euch ansehen solltet." sagte der Soldat mit aufgeregter Stimme und deutete dabei auf eine unscheinbare Hütte.

    "Ich will für dich hoffen, dass es wirklich wichtig ist." erwiderte Kalthar und begleitete den Soldaten. In der kleinen Hütte angekommen, verstand der hochgewachsene Magier, was den Ordenskrieger so aufgeregt hatte. Denn auf dem Holzfußboden waren okkulte Symbole aufgemalt worden und die in einer Truhe gefundenen Zeremoniendolche ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass die Hütte von einem Schwarzmagier genutzt wurde. "Interessant." murmelte der Feuermagier, als er ein kleines Buch durchblätterte, dass in einem weniger geschickt zusammengehämmerten Bücherregal lag. "Ein seltenes Werk über Nekromantie..." stellte Kalthar fest und schaute danach in die fragenden Augen des Soldaten. "Sperrt diese Hütte ab. Sie soll rund um die Uhr bewacht werden, bis ich Zeit habe, mich mit diesem Fund zu beschäftigen."

    Maximus

  5. Beiträge anzeigen #125
    Lehrling Avatar von Thelyron
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    Thelyron ist offline

    Das Hafenviertel

    Es war ein verstörendes Bild, dass sich den Adlaten und Novizen offenbarte. Es war der Höhepunkt eines Aufstandes, der die Stadt seit Wochen gelähmt hatte. Was zunächst als offener Protest gegen die opulenten Feste der Feuermagier begann, entwickelte sich schnell zu einem gewaltbereiten Widerstand gegen den Orden und seiner Herrschaft. In der Folge legten die Bewohner des Hafenviertels nicht nur ihre Arbeit nieder. Sie griffen auch einen jeden an, der sich in den Dienst des Ordens gestellt hatte. So wurden die Novizen bei der Verteilung von Lebensmitteln ebenso angegriffen, wie die Erwählten Innos', die mit schlichtenden Worten auf die Bewohner einwirken wollten.

    Grund für den gewaltsamen Widerstand glaubten die Feuermagier in einer neuartigen und unberechenbaren Droge zu finden. Man entsandte einige Adlaten und Novizen, um fehlende Ingredienzien zu sammeln, aus denen ein Heilmittel gegen den sogenannten roten Wahnsinn hergestellt werden sollte.

    Der schmalgebaute Adlat, der bei der Suche beteiligt war, wusste nicht, mit welchen Problemen sich die Feuermagier konfrontiert sahen oder welche weitreichenden Entscheidungen sie in ihren Versammlungen trafen. Das verstörende Bild ließ ihn nur vermuten, dass die Bestrebungen der Erwählten gewiss nicht die Früchte trugen, die man sich erhofft hatte. Zwar waren die wutentbrannten Schreie und die wortgewaltigen Hasspredigten verstummt. Doch an ihrer Stelle waren nun schmerzverzerrtes Stöhnen und klagendes Jammern zu hören.

    Der Orden hatte für die Beendigung des Aufstandes und für den Sieg über das rote Sumpfkraut einen hohen Preis bezahlt. Dutzende Leichen hatte man im Hafenviertel zu beklagen und die Adlaten und Novizen mussten die Wunden unzähliger Verletzte versorgen. Thelyron wagte es nicht, die Entscheidungen der Feuermagier in Frage zu stellen. Doch zweifelsohne werden sich wieder Stimmen gegen den Orden erheben. Möglicherweise nicht dieselben, die einst im Hafenviertel zu hören waren. Sondern andere, die von dem Vorgehen des Ordens verunsichert wurden.

    Der schmalgebaute Adlat schüttelte den Kopf. Er musste sich konzentrieren, wenn er die Wunden der Männer und Frauen versorgen wollte. Eine sichtlich verängstigte Frau saß ihm gegenüber und ließ sich bereitwillig ihre Schnittverletzung am Arm verbinden. "So! Das wäre geschafft. Der Verband muss nach vier Tagen gewechselt werden." sagte Thelyron mit freundlicher Stimme. Als die junge Frau in den Gassen des Viertels verschwunden war, tupfte sich der schmalgebaute Adlat den Schweiß von der Stirn. Wie die Bewohner, stand auch er unter ständiger Anspannung. Noch immer überprüften Ordenskrieger die Bewohner des Hafens oder durchsuchten ihre Häuser. Die Gefahr schien keineswegs gebannt zu sein, auch wenn der Kampf auf offener Straße wohl gewonnen wurde.

    Gerade als Thelyron die Anzahl der Leinenverbände und Kräuter zählen wollte, die er aus dem Tempelviertel mitgenommen hatte, sah er einen Mann auf ihn zulaufen. Sein Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er keineswegs die Absicht hatte, sich von dem schmalgebauten Adlaten versorgen zu lassen. "Tod dem Orden und seinem Gesindel!" schrie der Mann und zog einen Dolch hervor. Thelyron sprang auf und lief nach hinten, als er über die Reste einer Barrikade stolperte und zu Boden fiel.

    Ein schepperndes Geräusch ertönte, als der Angreifer von einer metallischen Schüssel am Kopf getroffen wurde. "Nicht so voreilig, Holzkopf!" Es war Lucan, der seinem Freund zur Hilfe eilte und den Angreifer so lange ablenkte, damit Thelyron wieder aufstehen und fliehen konnte. "Hilfe!" rief der schmalgebaute Adlat durch die Gassen des Viertels und machte damit endlich die Ordenskrieger auf sich aufmerksam. Doch noch ehe die Soldaten eintrafen, hatte Lucan den Angreifer bereits zu Boden gerungen und hielt ihm den Dolch direkt an seine Kehle. "Eine falsche Bewegung und ich befördere DICH in das Reich der Toten!" sagte er mit erstaunlich gefasster Stimme. "Das reicht!" sagte einer der heran eilenden Ordenskrieger. "Gute Arbeit! Bringen wir ihn zur Bastion."

  6. Beiträge anzeigen #126
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    Redlef hatte sich einen Stock besorgt. Auf dieses gestützt humpelte er durch die Straßen der Stadt. Es war spät geworden, bevor er die Zeit gefunden hatte, den Grafen zu besuchen. Einerseits war dies seinen anfallenden Aufgaben geschuldet, andererseits weil er wenig Lust verspürte den Grafen in dieser Angelegenheit aufzusuchen. Nun kamen auch noch die Schmerzen in seinem Bein dazu, die ihn immer wieder auf dem Weg innehielten ließen, um auszuruhen.
    Seine Faust um den Knauf zitterte. Schon sah er die imposante Eingangstür des Anwesens in dem der Graf nun residierte. Als Red das erste Mal bei Ihm vorsprach, da wohnte er noch in einem vergleichsweise einfachen Haus im Handwerker- und Händlerviertel. Hier nun im Reichenviertel wusste das Haus schon alleine durch seine Größe zu beeindrucken. Auch gab es eine schöne Eingangstreppe. Dies leis das Gebäude noch erhabener aussehen, doch für Red war es eine Horroraufgabe.
    Stöhnend und seine Krücke nutzend kämpfte er sich die Stufen hinauf. Oben angekommen, klopfte er an die Tür. Sein Mund verzog sich zu einer grimmigen Grimasse, als er auf den Hausdiener wartete, der wohl hoffentlich bald die Tür öffnen würde.
    Der eisige Wind pfiff auch hier durch das Reichenviertel. Die Böen krochen durch seine Kleidung, die er so sauber und edel wie möglich gewählt hatte, um trotz der beschissenen Situation zu mindestens ein bisschen Eindruck zu schinden. Das Wams, das er gewählt hatte, trug er zuletzt, als er in den Orden aufgenommen wurde. Damals war ein guter, glücklicher Tag gewesen, vielleicht hing noch etwas von diesem Glück daran. Er konnte es gebrauchen. Doch verlassen wollte er sich nicht darauf.
    Doch was konnte er dem Grafen dann anbieten? Sicherlich ließ er sich nicht von harschen Worten abschrecken. Der Graf war ein harter Hund. Hinter der anständig erscheinenden Fassade des gealterten Mannes steckte ein eiskalter Geschäftsmann. Dies war bereits klar geworden, als er mit Rupert bei ihm gewesen war. Doch damals wollte Red nicht auf sein Bachgefühl hören. Nun saß er wie ein Kaninchen vor der Schlange und musste sich darauf hoffen, dass sie nicht zu hungrig war.

    Ob er das Haus verlieren würde? Den Kerker im Keller und den Zugriff auf die Gefangenen?

  7. Beiträge anzeigen #127
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Die hohen aber schmalen Fenster des Anwesens wirkten zwar durchaus imposant, ließen aber wenig Licht hindurch. Sobald die Dämmerung einsetzte, musste Adalbert unzählige Kerzen anzünden, um die Räumlichkeiten zu erhellen. Glücklicherweise wurde er dabei durch das kürzlich angestellte Dienstmädchen unterstützt. Maria war ein durchaus tüchtiges Mädchen, dass nur aufgrund der horrenden Verschuldung ihres Vaters für den Grafen arbeiten musste.

    "Endlich!" stöhnte Adalbert erleichtert, als er die letzte Kerze anzündete. Gerade als er die Streichhölzer weggesteckt hatte, klopfte es an der schweren Eingangstür. Bedauerlicherweise war der Leibwächter in den Privatgemächern des Grafen, statt vor dem Anwesen einen jeden abzuschrecken, der zu dieser späten Stunde noch den Grafen aufsuchen wollte.

    Adalbert überprüfte den Sitz seiner Kleidung und öffnete wenig später die Eingangstür. Zu dieser späten Stunde hatte er eigentlich Dregas oder zumindest oder irgendeine zwielichtige Gestalt erwartet, die der Graf nur allzu für sich arbeiten ließ. Stattdessen blickte der Kammerdiener aber in die Augen eines rothaarigen Mannes, der auch angemessen gekleidet war. Zumindest angemessen genug, um beim Grafen höchstselbst vorsprechen zu dürfen. "Was wollt Ihr?" fragte Adalbert. "Ich bin Redlef Cast und wünsche den Grafen in einer Kreditangelegenheit zu sprechen." antwortete der unerwartete Besucher. Erneut musterte Adalbert den Mann und erwiderte: "Wartet hier!"

    Nachdem der Kammerdiener die schwere Eingangstür wieder verschlossen hatte, lief er nach oben in die Privatgemächer des Grafen. Es war ein durchaus beschwerlicher Weg für den alten Mann, musste er doch schon wieder zwei Stockwerke überwinden. Als er in den Privatgemächern angekommen war und vor der Tür des Arbeitszimmers stand, klopfte er behutsam an. Es dauerte einen Moment, ehe er die genervte Stimme des Grafen hörte: "Was!?" fragte er. "Verzeiht mein Herr. Ein Redlef Cast wünscht Euch zu sprechen. Soll ich ihn fortschicken?" erwiderte der Kammerdiener. Wieder dauerte es, ehe die Stimme des Grafen ertönte. "Gehe nach unten und durchsuche diesen Krüppel von einem Hauptmann. Wenn er sauber ist, bringe ihn her."

    Auch Adalbert hatte das Verlangen des Grafen vernommen, das ganz offensichtlich dem Leibwächter galt und verließ die Privatgemächer wieder. Bragan folgte ihm wenig später und lief entschlossen zur schweren Eingangstür. Als Bragan den rothaarigen Mann durchsucht hatte, der alleine durch seinen Krückstock schon wenig gefährlich aussah, begleitete ihn der Leibwächter zu den Privatgemächern des Grafen.

    Maximus
    Geändert von Maximus (22.03.2018 um 22:08 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #128
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Maximus ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Das zurückliegende Gespräch mit dem Gildenmeister verlief durchaus zufriedenstellend. Maximus ging davon aus, dass Trevorius seine Bedingungen akzeptieren würde und er so von der unsäglichen Regelung zur Geschäftsbeschränkung befreit werden würde. Es lag gewiss nicht im Interesse des Grafen, gegen die Händlergilde zu arbeiten. Aber Maximus wollte weitere Geschäftsfelder erschließen ohne durch den Kodex der Händlergilde behindert zu werden. In jedem Falle hatte der Gildenmeister bereits weitere Söldner versprochen, die sich dem Schutz des Grafen annehmen sollten.

    "In den nächsten Tagen werden mir durch die Händlergilde weitere Söldner zugeteilt. Ich verlange, dass du sie unterweist und ihnen die Wichtigkeit ihrer Aufgabe bewusst machst." mahnte der Graf seinen Leibwächter. Plötzlich unterbrach ein Klopfen den geführten Monolog. "Was!?" fragte Maximus mit genervter Stimme. "Verzeiht mein Herr. Ein Redlef Cast wünscht Euch zu sprechen. Soll ich ihn fortschicken?" erwiderte Adalbert. Maximus hingegen schaute zunächst in seine Unterlagen, in denen die aktuelle Kreditschuld des Hauptmannes eingetragen war und wandte sich danach zu seinem Leibwächter: "Gehe nach unten und durchsuche diesen Krüppel von einem Hauptmann. Wenn er sauber ist, bringe ihn her."

    Unterdessen rieb sich Maximus die Augen. Scheinbar hatte Dregas keinen Erfolg damit gehabt, die rückständigen Raten beim Hauptmann der Stadtwache einzufordern. Das war für den Grafen wenig überraschend. Schließlich konnten angesichts des Aufstandes viele Bewohner ihre Schulden nicht mehr bezahlen. Überraschend war hingegen, dass ihn Dregas noch nicht darüber informiert hatte.

    Wieder klopfte es an der Tür des Arbeitszimmers, ehe der Leibwächter des Grafen in Begleitung mit dem rothaarigen Hauptmann den Raum betrat. "Ich grüße Euch, Redlef." erhob Maximus seine Stimme. "Es freut mich, dass Ihr Euren Rückstand persönlich begleichen wollt. Es wäre doch äußerst bedauerlich, wenn ich Eurer Anwesen pfänden müsste, nicht wahr?"
    Geändert von Maximus (26.03.2018 um 09:52 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #129
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    Nachdem die Tür wieder ins Schloss gefallen war, stand Red wieder alleine auf dem Platz im Reichenviertel. Ein weiterer kalter Windstoß ließ ihn zittern. Gelangweilt sah er über den Platz. Unwillkürlich blieb sein Blick am Haus der Rabenweils hängen. Die dunkle Fassade thronte dunkel am Ende des Platzes. Deutlich hob es sich von den anderen Häusern ab, da es im Gegenteil zu den von Kerzen erleuchteten Fensternder anderen Gebäude sich in komplette Dunkelheit hüllte. Als ob ein Schatten Beliars höchst selbst darüber hing. Er erinnerte sich an den Tag des Zugriffs. Den Kampf in der Kanalisation und wie er hilflos in den Fängen des Dämons gehangen hatte. Er schluckte trocken. Diese hässliche Fratze verfolgte ihn in seinen Träumen. Es gab nicht eine Nacht in der er seither friedlich durch geschlafen hatte. Förmlich konnte er die Pranke immer noch um seine Kehle spüren.
    Redlef schüttelte den Kopf, um die düsteren Gedanken loszuwerden. Überhaupt wünschte er sich nichts mehr als zu vergessen. Den Kopf wieder frei zu bekommen, um wieder nach vorne sehen zu können, um weiter machen zu können. Doch zurzeit fühlte er sich wie blockiert. Es fiel ihm schwer morgens aufzustehen. Vielleicht beschäftigte er sich auch deswegen so viel mit Rabenweil in seinem Kerker. Er hoffte mit der Sache abschließen zu können, wenn er aus Rabenweil nur herausfinden konnte warum das alles passiert war. Zu gerne hätte er seine ganze Wut an dem kleinen Mann ausgelassen, hätte ihn gerne schreien lassen, doch dann stand er ihm im Verhörsaal alleine gegenüber und sah ihm ins Gesicht. Die Augen dieses Varanters waren völlig ruhig. Er hatte abgeschlossen und Red auf eine traurige Weise angelächelt. Doch nicht traurig um sein eigenes Leben, sondern um des Willens Redlefs. Er hatte Worte gefunden die all den Zorn hatten verpuffen lassen.
    Es war skurril. Er hätte Abstand nehmen sollen. Hätte sich die Nüchternheit bewahren sollen, die er sonst mit Delinquenten an den Tag legte, doch das alles funktionierte nicht. War das ein Zauber? Redlef kam ins Grübeln, vergaß die Kälte. Eine Bezauberung musste er ausschließen. Ununterbrochen hatte Rabenweil die Handschellen getragen. Also…

    Die Tür wurde hinter ihm aufgerissen und der Leibwächter des Grafen erschien als dunkle Silhouette im Türrahmen. »Guten Abend Herr Cast…«
    Hauptmann Cast, dachte Red verärgert. Was nahm sich dieser Kerl heraus?
    Doch von seinem grimmigen Gesicht ließ sich dieser Leibwächter nicht einschüchtern. »…der Graf empfängt Euch gleich, aber vorher werde ich Euch nach Waffen durchsuchen.«
    »Was?«, platzte es aus Redlef heraus. Das hier musste doch ein Witz sein? Einen, den er in keinem Sinne lustig finden konnte. »Beliebt Ihr zu scherzen? Ich bin der Hauptmann der Wache!«
    »Seht ihr mich lächeln?« Das Gesicht des Wächters war beneidenswert emotionslos. »Wenn Ihr den Grafen sehen wollt, dann gebt mir Euer Schwert und streckt die Hände aus.«
    Völlig entgeistert starrte Red den Kerl einen Moment lang an. Schnell begriff er, dass er das Spiel mitspielen musste, wenn er sein Anliegen klären wollte. Seinen Zorn herunter schluckend gürtete er das Schwert ab und gab es dem Leibwächter, der es hinter der Tür im Haus verschwinden ließ, ohne dabei seinen Gast aus den Augen zu lassen. Dann klopfte er Redlef mit kräftigen Schlägen ab. Als er das rechte Bein kontrollierte, zog Red scharf die Luft ein. Zweimal schlug er auf das Knie, wahrscheinlich weil er in der dicken Schwellung ein Versteck für was auch immer vermutete oder einfach weil er es liebe Schmerzen zu verursachen. Red traute ihm beides zu.
    Schließlich nickte er und ließ Redlef eintreten.

    Immer noch den Stock als Stütze nutzend trat er in die Diele des Hauses und ließ sich den Weg zum Grafen weisen. Erschreckender Weise wurde ihm der Weg nach oben gezeigt. Schon wieder Stufen.
    Mit zusammen gebissenen Zähnen quälte er sich die Treppe hinauf und stand schließlich vor der Schreibstube des Grafen. Diese war geräumig und hell erleuchtet. Ganz im Gegensatz zu seiner eigenen. Hinter einem imposanten Schreibtisch saß Graf Maximus. Redlef trat durch die geöffnete Tür, die hinter ihm vom Leibwächter geschlossen wurde, der sich dann davor aufbaute.
    »Guten Abend Herr Graf, entschuldigt meine späte Störung. Ich bin hier, um mit Euch über die Tilgung meines Kredits zu sprechen. Ich bin im Rückstand, wie Euer Diener nicht müde war mich zu erinnern. Nun möchte ich mit Euch gerne eine Lösung finden, in der Hoffnung, dass Ihr Verständnis für die besondere Situation der Stadt und die damit verbundenen Schwierigkeiten für mich aufbringt.«
    Geändert von Redlef (22.03.2018 um 22:50 Uhr)

  10. Beiträge anzeigen #130
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Maximus ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Maximus tippte gelangweilt mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Wie es zu erwarten war, hatte sich der Hauptmann in die Reihe derjenigen gestellt, die ihren Kredit nicht mehr bedienen konnten. Bei den Bewohnern des Hafenviertels gehörte dies zum Kalkül der Händlergilde. Der Aufstand - ein Mittel zum Zweck, um möglichst viele Kreditausfälle zu provozieren und die Männer und Frauen in die Schuldknechtschaft zu treiben. Dass aber auch die rechtschaffenen Bürger und sogar die Angehörigen des Ordens ihre Schulden nicht mehr begleichen konnten, war ein Ärgernis.

    Nicht etwa, weil der Fortbestand des Adelshauses von der Rückzahlung dieser Kredite abhing. Sondern eher, weil die Durchsetzung des Anspruches mit größeren Hürden verbunden war. Im Hafenviertel genügten einige Schläger, um das Gesindel an ihre Verpflichtungen zu erinnern. Bei angesehenen Bürgern der Stadt und noch mehr bei denen, die für den Orden arbeiteten, musste sich auch der Graf an die Gesetze halten. Er konnte nicht einfach seine zwielichtigen Vollstrecker entsenden, um ausständige Raten einzutreiben. Um seine Zahlungsansprüche durchzusetzen, musste er sich an die Beamten der Zitadelle wenden und die Mühlen der unsäglichen Bürokratie für sich arbeiten lassen.

    Der Graf versuchte seine Möglichkeiten abzuwägen und den Hauptmann einzuschätzen. Der rothaarige Mann, der vor vielen Monaten noch vor Selbstbewusstsein strotzte, schien angesichts kürzlicher Ereignisse gebrochen worden zu sein. Es galt nur die Frage zu klären, wie weit der einst so stolze Hauptmann gehen würde, um die Pfändung seines Hauses, den Verlust seines Rufes und schlussendlich auch die Zweifel seiner Vorgesetzten zu vermeiden. Maximus lehnte sich zurück und wartete, ehe er erwiderte: "Wisst Ihr, im Herzogtum Rivellon gibt es eine einfache Regel: Männer, die ihre Schulden zurückzahlen, sind gern gesehen. Alle anderen landen ohne Wiederkehr in den Armenvierteln. Nun... Ihr habt Glück im Unglück. Wir sind nicht im Herzogtum. Aber Ihr habt Euch Geld von einem Mann geliehen, der keineswegs dafür Verständnis zeigt, wenn jemand seine Verpflichtungen nicht einhalten kann. Ihr strebt eine Lösung an. Nun gut, ich will Euch entgegenkommen. Schließlich stehe ich dem Orden und seinen Dienern mit Wohlwollen gegenüber. Also... bietet mir etwas an. Bietet mir etwas an, das für einen Mann meines Standes von Interesse ist. Möglicherweise werde ich so von einer Pfändung Eures Anwesens absehen. Möglicherweise."

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    Die Pfändung des Hauses? Redlefs Herz begann schneller zu schlagen. Das war sein Haus, er mochte es und es zu verlassen kam nicht in Frage. Das bedeutete er musste zurück in die Bastion ziehen, in eines der kleinen Zimmer…
    Von seiner inneren Aufgewühltheit ließ er sich jedoch nichts anmerken. Mit ein paar weiteren Schritten nährte er sich dem Schreibtisch. Es verhandelte sich so schlecht, wenn man durch den großen Raum rufen musste. Redlef war zu seinem Leidwesen nicht entgangen, dass der Graf es jedoch bisher vermissen ließ ihm einen Platz anzubieten. Mangelnde Manieren Wollte Red ihm nicht einmal vorwerfen. Vielmehr kaltes Kalkül. Für die Versäumnisse gegenüber diesem Geldverleiher wurde er nun subtil bestraft.
    Doch so war dieser Mann, der in einem fernen Reich aufgewachsen war. Andre Länder andere Sitten. Auch von Lex, der aus einer ähnlichen Ecke kam, wenn Reds Geographiekenntnisse ihn nicht täuschten, hatte er schon die eine oder andere Geschichte gehört. Dort wo Lex herkam war es an der Tagesordnung hart durchzugreifen.
    Darum Glaube Red auch nicht, dass diese Verhandlungen in irgendeiner Art und Weise einfach werden konnten. Besonders, da er nichts anzubieten hatte. Sein Guthaben reichte nicht, um die ausgefallene Rate auf einen Schlag zu ersetzen. Wenn er glück hatte und keine weiteren ungeplanten Ausgaben auf ihn zukamen, dann würde er es die nächste Zeit gerade so eben schaffen über die Runden zu kommen. Und das wohl auch nur, wenn es dem Orden und der Stadt bald wieder gut ging und Steuern eingetrieben werden konnten, wie vor der Not.
    »ich habe keine weiteren Besitztümer, die für Euch von Interesse sein könnten.« Überhaupt besaß er bis auf Möhre nicht einmal etwas, das einen besonderen Wert hatte. Die Waffen, die er trug waren vom Orden und das er sein Schlachtross aufgab war ausgeschlossen. Außerdem, was sollte der Mann mit einem solchen Tier?
    »Ihr kennt mein Haus, nach wie vor habe ich die besonders gesicherte Kammer, die Ich Euch zur Aufbewahrung von Wertvollem anbieten kann.« Doch er wollte sie nicht. Er wollte sie auch schon damals nicht, als er mit Rupert beim Grafen gewesen war. Da hatten die beiden auf Granit gebissen und Graf Maximus hatte mehr als deutlich getan, dass er ein anständiger Geschäftsmann war, der sich nicht auf irgendwelchen krummen Dinge einließ. Auch bestechen oder übers Ohr hauen konnte nicht funktionieren.
    »Doch das meintet Ihr nicht…« Redlef sah ihn fest an, versuchte es mit einem kleinen, unverbindlichen Lächeln. »Helft mir, was kann ich Euch anbieten Herr, sodass wir beide, besonders Ihr, davon profitiert. Am Ende geht es ja bisher nur um diese eine Rate. Ist es nicht das einfachste, wenn wir diese einfach hinten dranhängen?«
    Red verlagerter das Gewicht auf seinem Gehstock, um etwas das Bein zu entlasten. Das Licht der Kerzen hatte auf Maximus Gesicht immer noch keine Reaktion preisgegeben, welche dem ehemaligen Kerkermeister, der durchaus darin geübt gewesen war Gesichter zu lesen, endlich ein Einverständnis oder Interesse verraten hatte.
    »Oder welche Art von Gegenleistung erwartet ihr? Meine Dienste?« Er betonte die letzten Worte wie einen Scherz, als ob er implizieren wollte, dass sich ein anständiger Geschäftsmann in seinen Augen niemals darauf einlassen würde. Doch ehrlich gesagt, war Red am Ende mit seinen Ideen, was der Graf gemeint haben könnte und so versuchte er über dieses vielleicht ungeschickte Vortasten endlich eine Reaktion zu provozieren.
    Und da war es, ein Zucken der der Augenbrauen. Er hatte des Grafen Aufmerksamkeit geweckt. Für einen Augenblick starrte er ihn nur an. War dieses nun die Antwort, die er sich erhofft hatte?
    Natürlich, was sonst sollte einen Mann seines Standes denn schon interessieren. Eben noch war er Verdächtiger im Fall Rabenweil gewesen nun wollte er den Hauptmann der Wache kaufen.
    Red starrte zu Boden. Ein unangenehmes Schweigen entstand.
    Doch welche Alternativen hatte er? Zurück in die Bastion ziehen, all seinen so hart erkämpften Besitz verlieren?
    »Als Händler habt Ihr natürlich ein gesteigertes Interesse daran, Euren Besitz und vor allem Eure Lagerhallen zu schützen«, begann Red vorsichtig und langsam, weil er jedes Wort abwägte und versuchte den unverfänglichsten Weg zu finden weiterzureden. »Ich bin mir sicher, ich kann nun, nach den jüngsten Ereignissen, einen besseren Schutz der Hallen veranlassen und generell unsere... Zusammenarbeit verbessern.« Red sah immer noch zu Boden. Dies hier war doch Scheiße. Doch er verkaufte hier nicht gerade seine Seele, redete Red sich ein. Jeder Bürger hatte das Recht mit der Wache zu reden, Informationen auszutauschen und ihren Schutz zu erbitten... Scheiße, das hier stank doch zum Himmel. Er musste in Zukunft einfach doppelt aufpassen. Und Niemand zwang ihn, dem Grafen mehr zu geben als er wollte, als angemessen war. Er sah wieder auf und Maximus von Verdistis in die Augen. »In einem zu rechtfertigenden Rahmen versteht sich.
    Geändert von Redlef (25.03.2018 um 11:16 Uhr)

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Françoise ist offline
    Überrascht musste Françoise feststellen, dass das die Unterstützung bereits zur Stelle war und sogleich ans Werk ging. Dort zeigte sich der wahre Wert ihres Gemeinwesens. Wie die Zahnräder in einer Uhr griffen die Einzelteile ineinander und erreichten ihr Ziel. Konsens statt Widerspruch. Ordnung statt Konflikt.
    Die oberste Feuermagierin kümmerte sich indes um eine ältere Frau, als Shakuras zu ihr kam. Im Fall dieser Bürgerin sah es schlimmer aus, als es tatsächlich war. Offenbar hatte sie einen Hieb abbekommen, der nicht ihr gegolten hatte. Ihr fehlten zwei Finger an der linken Hand und ein Schnitt zog sich über den linken Oberschenkel. Er hatte die Hauptschlagader getroffen und in Folge dessen hatte die Frau einiges an Blut verloren. Geistesgegenwärtig hatte die Bürgerin ein Tuch auf die Wunde gepresst, so dass sich der Blutverlust in Maßen hielt. Dennoch war der blutverschmierte Oberschenkel kein schöner Anblick.
    Um ihre Kräfte zu schonen, legte die Priesterin einen Druckverband an die Verletzung an, statt ihn mittels Magie zu verschließen.
    »Sie ist außer Lebensgefahr.«, erklärte Françoise dem Novizen. Als sie sich erhob, wischte sich die Priesterin das Blut an ihrer schweren Robe ab. Ihre Hände klebten bereits davon.
    »Wir müssen die kritischen Fälle von den leicht Verletzten separieren. Die schwer Verletzten haben oberste Priorität und müssen um jeden Preis stabilisiert werden. Das Lagerhaus dort auf der Ecke wird unser Lazarett. Alle transportfähigen Verwundeten sollen dorthin gebracht und versorgt werden. Ich wünsche, dass es von Ordenskriegern bewacht wird.«
    Mit einer Geste holte Françoise einen Adlatus mit einem Wassereimer heran. Die Priesterin wusch sich die Hände sauber und wandte sich dann im Gehen wieder an Shakuras.
    »Sorg dafür, dass die Novizen und Adlati den Ordenskriegern nicht ins Viertel vorauseilen. Ich möchte keine Missverständnisse erleben.«
    Nur wenige Schritte weiter kniete sich die oberste Feuermagierin neben einen röchelnden Mann. Sein Gesicht war aschfahl und sein Atmen kam stoßweise. Als die Priesterin ihn untersuchte, starrte er sie mit ängstlichen Blick an. Schnell erkannte Françoise, dass in seinem Fall jede Hilfe zu spät kam. Er hatte keine Verletzungen durch Waffen davongetragen, allerdings war offenbar sein Schädel gebrochen. Françoise spekulierte, dass er im Tumult gestürzt sein musste.
    Behutsam strich sie dem Mann über das Haar. Es war feucht und klebte an ihren Fingern. Am Hinterkopf fühlte sich der Schädel unregelmäßig an und ging über in eine schlüpfrige Masse. Françoise lächelte dem Bürger sanft zu, doch schon einen Moment später stierte er nur noch ins Leere. Vorsichtig zog die oberste Feuermagierin ihre Hand fort und sprach ein kurzes Gebet.
    »Die Toten müssen vom Rest getrennt werden, Novize.«, sagte Françoise als sie sich erhob.

  13. Beiträge anzeigen #133
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    »Ruhe und Geduld«, antwortete Isegrim auf Slicers Flüche, »Beides sind die Schlüssel zum Erfolg. Das zeichnet unsereins, die Diebe, doch aus. Das wir selbst wenn es brenzlig, der Druck unerträglich wird, die dumpfen Schritte der Stiefel der Stadtwache näher kommen, einen kühlen Kopf behalten. Die größten Diebe der Geschichte sind keine Choleriker, keine jähzornigen Idioten, sondern zumeist unauffällige, fast ausgeglichene Personen. Eigne dir das an. Ich weiß, es ist schwer. Ich weiß, es erfordert einiges ... aber am Ende steht dafür der Erfolg. Oder in unserem Metier: Reichtum, Wohlstand. Alles was du willst.«
    Der Dieb lehnte sich zurück, sah zur Decke hinauf und hing einem Moment seinen Gedanken nach, die die höchsten Höhen erreichten. Was konnte er mit seinen Fähigkeiten alles erreichen? Er dachte an die Krähe, dieses Phantom des Festlandes. Wenn es sich wirklich nur um eine einzige Person handelte, war diese vielleicht auch nichts weiter als jemand, der als Dieb angefangen hatte. Was sollte man schon mit Magie oder den Fähigkeiten eines Kriegers? Ein Schwert Ethorns, ein Paladin oder ein Zauberer ... sie alle mussten der Macht unterliegen. Macht, die durch Gold entstand. Macht, die durch Informationen erwuchs. Macht, die aus Verbündeten bestand, die durch jenes Gold und jenes Wissen erworben wurden. Er grinste wölfisch. Ränkespiele, all jene Sachen ... konnten ihn selbst auf einen Thron bringen. Für einen Augenblick hing er diesem fast blasphemischen Gedanken nach. Der gekrönte Eisenwolf. Isegrim der I. Isegrim der Gerissene.
    Leichtes Kopfschütteln. Er trank den Rest seines Bieres.
    »Übe weiter. Wir sehen uns die Tage, ich informiere dich, wenn ich weiteres weiß. Übe, besorge dir bei einem Hehler deines Vertrauens einige Dietriche und dann werden wir uns mal daran machen, deine Fähigkeiten an echten Schlössern zu proben.«

  14. Beiträge anzeigen #134
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Thorniara
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    Maximus ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    ​Der Hauptmann der Stadtwache wählte seine Worte mit Bedacht, als er dem Grafen sein Angebot unterbreitete. Dennoch war die Botschaft unmissverständlich. Würde Maximus von der Eintreibung rückständiger Raten absehen, wäre ihm eine gewisse Vorzugsbehandlung durch die Soldaten der Stadtwache sicher. Zwar verfügte die Händlergilde über eigene Söldner, die für die Sicherheit der Mitglieder und ihres Eigentums verantwortlich waren. Aber nur wenige dieser Männer genossen eine militärische Ausbildung im Herzogtum Rivellon. Viele Söldner waren Einheimische von Argaan, die mangels Alternativen durch die Händlergilde angestellt wurden. Geringe Fähigkeiten und im Zweifel auch mangelnde Loyalität wurde ihnen nachgesagt. Die Stadtwache von Thorniara würde sich zwar ebenso wenig loyal gegenüber den Mitgliedern der Händlergilde zeigen. Schließlich waren sie alleine dem Orden verpflichtet. Aber die Bewachung durch Soldaten der Stadtwache sendete zumindest an den Pöbel ein eindeutiges Signal. Nämlich dass Maximus die Unterstützung der Stadt genoss.

    Aber es galt auch gewisse Risiken abzuwägen. Denn Soldaten der Stadtwache im direkten Umfeld des Grafen waren angesichts einiger brisanter Geschäfte auch nicht ungefährlich. Schließlich wurden die Lagerhäuser im Hafenviertel in der Vergangenheit auch dafür genutzt, um vorhandene Lebensmittel dem Markt vorzuenthalten. Maximus schaute den rothaarigen Hauptmann in die Augen und überlegte einen Moment. Trotz möglicher Gefahren, die das Angebot mit sich brachte, schien es lukrativ zu sein. Nicht nur aufgrund der Kostenersparnis. Die Soldaten der Stadtwache litten unter mangelnder Versorgung und beklagten sich über den in Anbetracht ihrer Leistung eher geringen Sold. Wie im Herzogtum Rivellon, galt die Korruption gewiss auch im Königreich Myrtana als beständiges Problem. So glaubte der Graf, würden sich möglicherweise weitere Wege offenbaren, um den eigenen Einfluss auszubauen.

    "Wie ich sehe, seid Ihr vernünftig, verehrter Hauptmann. Ich bin mir sicher, dass es auch im Interesse dieser Stadt ist, wenn die Lagerhäuser besser bewacht werden und möglicherweise die Präsenz im Reichenviertel erhöht wird. Ich werde es Euch wissen lassen, wenn ich die Dienste der Stadtwache benötige..." antwortete Maximus, als er sich einige Notizen machte. "Mein Rang und Name gebietet es, dass ich auf die ausständige Rate verzichten werde. Ich freue mich, dass wir den Kreditvertrag aufrecht erhalten konnten und sehe Euren zukünftigen Zahlungen ebenso freudig entgegen."

    Selbstgefällig lächelte der Graf, als er die Anmerkung zum Zahlungsverzug aus seinem Schuldenbuch strich. "Bragan!" rief er plötzlich. "Der Hauptmann wird uns nun verlassen. Zeige ihm den Ausgang."

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    »Vater?«
    Olivias Stimme war ein schwaches Wispern. Keinen falls wollte sie riskieren, dass einer der Wachmänner sie hörte.
    Eng stand sie an die hölzerne Zellentür gepresst und klammerte ihre Finger um die Gitterstäbe. Ihr Gesicht hatte sie so weit wie möglich dazwischen gepresst, in der Hoffnung ein wenig mehr des Kerkergangs einsehen zu können. Doch allein schon, weil die Fackel in der Halterung auf dem niedrigen Gang vor einiger Zeit zischend verlosch, war dies ein sinnloses Unterfangen.
    Vielleicht war es die Hoffnung, die sie dennoch dazu trieb. Die Hoffnung darauf etwas von ihrem Vater zu sehen. Als der Weibel ihren Vater aus der Folterkammer geholt hatte, kauerte Olivia hinter der Tür. Sie hatte sich nicht getraut durch das kleine Fenster zu sehen, aus Angst davor was ihr eventuell offenbart worden wäre. Doch nun plagte sie die Unwissenheit. Noch einmal presste sie ihre Wangen so gut es ging zwischen die rostigen Stäbe und flüsterte nach ihrem Vater.
    Gespannt lauschte sie in die Dunkelheit. Auf eine Antwort wartete sie aber vergeblich.
    Sie schluckte. Die Angst hatte ihre Kehle trocken werden lassen. »Vater!« Dieses Mal war ihre Stimme lauter. Ein leichtes Zittern schwang in dem Wort mit. »Vater, sag doch etwas! Hörst du mich?« Die letzten Worte waren laut genug um zwischen den feuchten Mauersteinen im Kerker ein Echo zu erzeugen.
    Als sie es hörte zuckte Olivia zusammen. Angestrengt lauschte sie erneut in die Finsternis, ob unerwünschte Ohren sie gehört hatten. Doch es blieb still.
    Voller Verzweiflung lies die den Kopf sinken. Es hatte wohl keinen Zweck. Dieser verfluchte Redlef hatte ihren Vater so schwer verletz, dass er wohl schon Tot oder dem Tode nahe war. Entmutigt ließ sie ihren Kopf gehen das Gitter sinken. Die Kälte des Eisens störte sie im Moment nicht. Nun hatten Ihr die Innosler alles genommen. Sie schloss die Augen. Nun war sie ihm so nah und doch so fern.
    Nie hatte sie jemandem Beliars Zorn gewünscht, doch nun betete sie aus tiefstem Herzen, das sein rotes Auge sich auf diesen Menschenschinder legte. Wenn es Jemand verdient hatte, die geballte Wut der Unterwelt zu spüren, dann dieser Mann, dann die rothaarige Feuerwurst namens Redlef.
    Ein langer, kehliger Schrei brach aus ihr heraus, der ihre Zelle, den ganzen Kerker erfüllte. Sie musste einfach all ihre Verzweiflung, den Zorn und Hass aus sich herausbrüllen. Sie rüttelte an den Gittern, als ob sie die Tür aus den Angeln reißen wollte, doch die Scharniere hielten stand. Schluchzend warf sie sich gegen das unnachgiebige Holz und rutschte dann langsam daran hernieder.
    Schluchzend die Knie umklammernd bemerkte sie die leisen Geräusche erst überhaupt nicht, doch als ein metallenes Geräusch ertönte horchte sie auf. Da war das leise Klingen erneut. Als ob gegen die Eisenstäbe geschlagen wurde. »Olisha?«
    Olivia stockte der Atem. Die Stimme ihres Vaters. Er lebte.
    »Vater! Vater!«, sofort stand sie wieder an der Tür und spähte in den Gang. Sehen konnte sie immer noch nichts, doch die Stimme ihres Vaters vernahm sie nun viel deutlicher. »Vater, geht es dir gut! Bist du verletzt?«
    »Mein Kind, jetzt wo ich deine Stimme höre, geht es mir schon wieder viel besser.« Seine Stimme strafte seine Worte Lügen. Olivia hörte ihm deutlich an, dass er sehr schwach war. Er sprach langsam und holte zwischen den Worten immer wieder rasselnd Luft. »Aber sag mir, mein Kind, wie geht es dir? So lange bist du hier schon eingesperrt. Hat man dir etwas angetan?«
    »Nein Vater, Niemand hat mich angerührt. Ich wurde gut behandelt.« Olivia lächelte schwach. Natürlich hatte sie Niemand angefasst, doch die Einsamkeit und die Dunkelheit machten hatten sie bereits halb wahnsinnig gemacht. Olivia konnte den Himmel von ihrer Zelle aus nicht sehen. Sie wusste nie, wann es Tag oder Nacht war, vegetierte jeden Tag vor sich hin und war dankbar für jeden Moment, den sie im Dämmerzustand verbringen konnte.
    Doch erzählen würde sie das ihrem Vater nie. Er hatte genügend eigene Probleme.
    »Vater, ich habe dich so vermisst!«
    »Ich dich auch mein Kind, viel zu lange warst du fort. Jeden Tag habe ich an dich gedacht. Wo bist du nur gewesen…«

    Dicke Tränen rannen über Olivias Wangen. Still vergrub sie das Gesicht in ihren Händen. Vater, wenn du doch nur wüsstest…

  16. Beiträge anzeigen #136
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    »Wir dürfen zusätzliche Schichten auf den Mauern schieben. Die brauchen die ganzen ausgebildeten Truppen am Hafen!«, informierte einer der Kameraden, als Isegrim in Uniform, geschniegelt und gestriegelt, in den Wachraum trat. Gelangweilte Grüße, hier und da ein Humpen der gehoben wurde. Ihm hingehaltene, volle Krüge lehnte er dankend ab und verwies auf seine Pflicht als geschätzter Soldat, im Falle eines plötzlichen Drachenangriffes oder einer unterirdischen Attacke durch Ethorns Rebellen als einziger einen klaren Verstand haben zu müssen. Alle lachten. Nur einer nicht. Narbe blickte ihn weiterhin an, wie er es jedes Mal tat. Berechnend, lauernd, wissend. Isegrim fluchte innerlich. Er sollte anfangen, während nächtlicher Unternehmungen einen Blick über die Schulter zu werfen. Er würde seinen Dienstgrad darauf verwetten, dass der Kerl ihm folgte. Warum hatte er nicht schon längst gesungen? Sich einen Platz als Fähnrich gesichert. So machte man sich schließlich beliebt im Orden und der Armee - durchs Denunzieren, Knüppel zwischen die Beine werfen und die gute, alte Furcht. Warum nutzte Narbe also seine Trümpfe nicht?
    Ich pfeif drauf. Ich hoffe man wird ihn und mich für eine Patrouille melden, während der er versehentlich das Zeitliche segnet. Oder ich lasse ihn ermorden. Innos weiß, dass es in dieser unserer schönen Ordensstadt mehr als genug Menschen gibt, die für etwas Gold und Schnaps ihre eigene Mutter ans Messer liefern.
    Ein wölfisches Grinsen verzerrte die Züge des Soldaten. Er nickte Narbe zu und begab sich in die Waschzellen, um sich halbwegs zu rasieren. Gerade als er das Messer ansetzte, hörte er schwere Schritte. Sein Gehör enttäuschte ihn nie. Das war Narbe, darauf verwettete Isegrim seine rechte Hand, die gerade die Klinge hielt.
    »Grim ...«
    »Isegrim, Narbe. Für ein herzliches Grim kennen wir uns schlicht zu wenig.«
    Das Zähneknirschen hörte der Eisenwolf überdeutlich. Er lächelte wieder gefährlich. Er drehte sich um, halb bekleidet, das Messer in der Rechten und ein Stofftuch in der Linken. »Was immer du willst, hat das Zeit bis, na ja, nach der Rasur?«, fragte der Soldat.
    Kopfschütteln. Narbe griff in das Innenfutter seiner Uniform, zog etwas hervor, öffnete die Hand und präsentierte das Objekt in der Handfläche. Eine Brosche. Wolfskopf. Eisern. Das Geschenk der Heilerin in Stewark. Seine Soldaten kannten es zu gut, hatte er es doch immer bei sich getragen. Es war ein schönes Erinnerungsstück, weshalb er es auch trug, wenn er weniger beruflich unterwegs war.
    »Fand ich beim Anwesen eines Herrn ... ach, mir ist der Name entfallen. War tot. Und ausgeraubt. Unsere Truppe war nicht da, ich wollte mir den Ort des Verbrechens aber einfach mal anschauen. Fand das da. Seltsam, nicht? Sieht aus wie deins, Isegrim. Kann es aber nicht sein, da du deins hast ... oder nicht?«
    Narbe hob die Schultern, warf die Brosche Isegrim zu, der sie aus der Luft fischte. Er schenkte ihr keinen Blick, sondern fixierte den Soldaten mit Augen kalt wie Eisen. Im Innern hatte er in diesem Moment entschieden.
    Narbe wird sterben.
    Geändert von Isegrim (31.03.2018 um 05:52 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #137
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Der Wind wehte dem Dieb ins Gesicht, zerrte an der Kapuze und seinen Nerven. Der Blick war in die Ferne gerichtet, zum Horizont hin. Er dachte nach. Angestrengt, ja fast fieberhaft, suchte er nach einer Lösung des Problems mit dem einfachen aber deutlichen Namen Narbe. Jenem Kameraden, der mehr oder weniger hinter sein Doppelleben gekommen war. Ein leiser Fluch wurde vom Wind fortgetragen, während die Hände des Eisenwolfes auf den Zinnen lagen. Welche Möglichkeiten hatte er? Was war der sicherste Weg, was der schnellste und einfachste? Ein Dolch im Dunkeln? Gift in der Ration? Garrottieren, wenn er auf dem Abort saß?
    Innos, du bist Dieb, kein Assassine! Du hast zwar eine überschaubare Menge Skrupel, aber immer noch genug, um nicht auf solch fachmännische, mechanische und kalte Weise jemanden umzubringen! Das soll jemand anders für dich erledigen. Innos wird dir das zwar nicht gerade als Tapferkeitsbonus anrechnen, wenn's soweit ist, aber Verrat an Kameraden, wie ihn Narbe begeht, schätzt er auch nicht.
    Der Dieb schüttelte den Kopf. Innos würde ihn zu gegebener Zeit mit einem kräftigen Arschtritt direkt in Beliars dunkelstes Loch befördern. Sein Glaube war recht übersichtlich geworden, bewegte sich am Rande der Nichtexistenz. Was interessierte ihn, wie Innos oder Beliar oder der Löwenköpfige Tintenfischgott mit dem Spinnenkörper (wenn es ihn gab ...) seine Taten sehen würden? Fakt war, dass er ein Gewissen hatte. Kein starkes, aber immer noch präsent genug, um kalten, eigenhändigen Meuchelmord zu verabscheuen. Es musste also entweder jemand anderes das Messer schwingen oder er brauchte einen anderen Lösungsansatz.
    Ich muss ihn loswerden. Irgendwie. Hier und da einige gut gesetzte Worte, einige Goldmünzen und dann schaffen wir ihn auf irgendein Gefängnisschiff Richtung Nirgendwo.
    Erneutes Kopfschütteln. Simpler Plan, schlecht umsetzbar. Narbe war immerhin Soldat der Wache. Sein Fehlen würde bemerkt werden. Isegrim musste ihm lassen, dass er kein übler Soldat war. Obwohl unausstehlich, schätzten ihn seine Kameraden.
    »Vielleicht ... vielleicht weiß Slicer einen Weg.«, murmelte er und wandte sich von den Zinnen ab, »Vielleicht ist das die Gegenleistung, die er erbringen darf. Mord, damit mein Falschspiel unentdeckt bleibt.«

  18. Beiträge anzeigen #138
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Slicers Finger trommelten über das Regal seines dickbäuchigen Gastgebers. Obwohl einige Stühle in der kleinen Kammer vorhanden waren, stand Slicer dort, an das schäbige Möbelstück gelehnt und blickte mit eisernen Augen zu dem kleinen Raum hinüber, in dem der Dicke verschwunden war. Seine herablassende Pose, der nervenzerreißende Rythmus von Nagel auf Holz... all das lies Ungeduld vermuten. Die Ungeduld eines Kunden, der schnellere Bedienung gewöhnt war. Slicer war schnelle Bedienung gewöhnt, vorallem in ihrem Metier, doch von Ungeduld konnte nicht die Rede sein. Vielmehr spannte er absichtlich die Nerven des Hehlers auf die Folter, prüfte dessen Reaktion. Der Kerl hielt sich tapfer.
    Als der Hehler mit einem kleinen Packet aus seinem Hinterstübchen zurückkehrte, zeigte sein Gesicht völligen Gleichmut. Slier lächelte zufrieden, sah zu wie der Dicke das Päkchen auf dem Tisch ablegte und mit seinen Wurstfingern aufdrösselte. Dietriche kamen zum Vorschein. Große, kleine, dicke, dünne. Perverse Spanner und glänzende Diamenten. Das Handwerkzeug eines Einbrechers. Scheinbar fachmännlich lies Slicer von dem Regal ab und stütze sich über den niedrigen Tisch, wählte nach und nach jenes Werkzeug aus, zu dem Isegrim ihm geraten hatte. Nach und nach wanderten die von ihm ausgesuchten Modelle an einem Lederbund, den Slier schließlich im Tausch gegen eine angemessene Summe Gold in die Hand gedrückt bekam. Slicer lies den Bund Dietriche sorgsam in seiner Manteltasche verschwinden.
    "Tja, Slicer..." Der Hehler lächelte dünn und streckte ihm die Hand aus. "Wie sagt man so schön? Es war mir eine Freude..."
    "Eine Freude, die ich so schnell nicht stören will, Olfeys."
    Slicer sah auf die dicke Hand hinab, die sich zögerlich wieder senke.
    "Na schön. Was kann ich noch für dich tun?"
    Wortlos griff Slicer unter seinen Mantel und krammte das Fischermesser hinaus. Er legte es flach auf den Tisch, schob es dem Hehler entgegen. Verwirrt griff dieser zu, inspizierte das Messer im Schein der herabbrennenden Kerze.
    "Was soll ich mit diesem Schrott?!"
    "Exakt. Es ist Schrott." Slicer lächelte, zog mit einer Hand einen Stuhl zu sich heran und setzte sich verkehrt herum darauf, die Arme locker über die Lehne gebäugt.
    "Ich brauche ein besseres." Er machte eine umfassende Geste mit den Händen. "Nicht eins, Mehrere. Klein. Unauffällig."
    "Hmmmm." Olfeys nickte langsam, das Fischermesser noch in Händen. "Hast du eine Urkunde, die dich zum Tragen der Waffen innerhalb der Mauern befähigt?"
    "Sagen wir mal, sie ist unterwegs."
    "Das ist Riskant, Slicer. Riskant für mich. Wenn demnächst noch so ein altreicher Sack tot in seinem Gemach aufgefunden wird, und ihm steckt eines von meinen Messern im Wanst..."
    Noch während er sprach, schleppte er sich zurück in den Raum, um diesmal mit einem halben Dutzend kleinen Messern wiederzukommen.
    "200." Sagte er knapp. "Oder du kannst weiter mit deinem Brotmesser hier auf Fischzug gehen."
    Slicer pfiff beeindruckt. "Das ist ein Haufen Geld."
    "Es sind ja auch beschissene Zeiten. Sollange du nicht vorhast, die Klingen einem von der Händlergilde unter die Nase zu halten und mir mein tägliches Brot wieder erschwinglich zu machen... bleibt es dabei."
    "War das ein Angebot?" Slicers Augen funkelten. Er wusste nur zu gut, wie gefährlich diese beschissene Gilde von Großhändlern, Bankieren und lauter Mitläufern war. Jetzt, wo der Hafen wieder frei und unter Kontrolle war, musste der Schotter dieser verdammten Geschäftsleute nur so fließen.
    "Hm... sagen wir, ich könnte in einigen Tagen darauf zurückkommen."
    "Ich werde es mir merken." Slicer nickte zufrieden und zählte dem Händler seinen Betrag in Gold ab. Die Vorräte, die Lukar ihm mitgegeben hatte, schmälerten sich zusehenst. Es wurde Zeit, dass die Suche nach den Gebrüdern Althoff endlich Ergebnisse abwarf. Jetzt, wo der Zugang zu ihrem Reich wieder offenstand, hoffte er das Isegrim bereits entsprechende Fäden gezupft hatte. Der Gauner lächelte Vorfreudig, lies nach und nach die Messer innerhalb seiner Robe verschwinden und erhob sich dann aus der lässigen Position.
    "In einer Woche schaue ich noch mal vorbei." Verkündete er ausgelassen und wand sich zum gehen. Er sah nicht mehr, wie Olfeys grinsend den Kopf schüttelte...

  19. Beiträge anzeigen #139
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Shakuras ist offline
    "Wie ihr wünscht." Der Alte richtete sich zu voller Größe auf.
    Ein nachdenklicher Ausdruck wich einer versteinerten Mimik, in der zwei kalte Augenpaare loderten.
    Die Ordenritter waren weiter ausgerückt, entschwanden in den Gassen und Hütten des von Leid ruinierten Viertels und durchkämmten es nach Waffen und Übeltätern.
    Der Orden des Feuers und seine Diener indess kämpften um jede arme Seele und Heilung, derer die auf den Weg der Gerechtigkeit Gefallenen.
    Ein Blick über die Schulter verriet, dass ein Schildwall aus Ordensbrüdern am Eingang noch immer Stellung bezog.
    "Adlati! Novizen! Zu mir!", donnerte die kehlige Stimme des Primus über Plätze hinweg und ließ kein Zögern zu.
    Es dauerte auch nicht lang, da sammelten sich Schafe um einen Hirten und hörten angespannt zu.
    "Brüder, wir haben weitere Ordo.
    Ihr, Bruder Ibrim, nehmt Euch zwei Adlati und kehrt zurück zum Tempel. Berichtet dem Novizen Gabriel in Kürze wie es sich hier verhält und holt sodann die Krankentragen her. Wir werden sie brauchen. - Los jetzt." Bewegung geriet in die Dienerschaft. Anstrengung und Angst standen den meisten ins Gesicht geschrieben. Verständlich.
    "Einige unter uns erblicken heute zum ersten Mal den Tod… Oder sehen so viel Blut, Aggression und Gewalt… Manche haben auch noch nie einen Verband legen und Salben mischen müssen…" … "Fragt euch nicht, ob ihr richtig handelt. Zweifelt nicht an euch. Ihr macht eure Sache sehr gut und ihr seid noch hier.“ Shakuras trat durch die Reihen seiner Brüder und deutete mit einem Fingerzeig auf ein nahegelegenes Lagerhaus. Es stand unweit des Hafenzugangs und damit zu ihnen und den meisten Verletzten und Toten, um die sie sich schon kümmerten. „Das Haus dort an der Ecke wird unser provisorisches Lazarett sein. Ich werde es gleich mit Wachen erschließen. Eure Aufgabe und die der Meister wird es sein, den Schweregrad der Verletzungen eines jeden Einzelnen und Leidenden zu beurteilen. Informiert die Meister darüber und sprecht euch mit ihnen ab! Auch wenn es schwer fällt: Kategorisiert die Menschen und ihr Leiden und lasst euch nicht aufhalten. Sorgt euch dann zu allererst um jene, um die es sehr schlecht steht und die sich in einer lebensbedrohlichen Lage befinden. Legt diese armen Menschen wenn möglich beieinander, um störende Wege zu meiden. Ihnen widmen wir unsere höchste Aufmerksamkeit und Kraft!“ Eindringlich schaute er seine Geschwister an ob sie verstanden hatten.
    „Geht nach diesem Schema auch mit denen um, die der Meinung nur leichte oder aber mittelschwere Wunden davongetragen haben. Entscheidet mit den Meistern zusammen wie dringlich ihre Behandlung ist. Sie sollen und müssen sonst warten… Habt ihr das verstanden?“ Seine Brüder und Schwester wirkten wieder geordneter. Sie nickten einhellig und bestätigten es ihm mit einem klaren „Ja, Primus!“. „Es wird auch so sein, wo unsere und jede andere Hilfe zu spät kommen wird. Wo der Tod sich nimmt was Sein ist. Bleibt dann weiter stark und separiert die Leichnamen von den Lebenden.“ Stumme Zeugen, die die Bilder vom Hafenviertel sahen und still davon sprachen…
    „Liebe Geschwister, ein letztes Wort noch. Das Wichtigste. Bleibt zusammen!
    Mir ist nicht entgangen, dass ein Bruder aus unserer Mitte gefährlich angegriffen wurde. Innos sei Dank und ein Bruder kam ihm rechtzeitig zu Hilf‘, sodass nichts Schlimmeres passiert ist. Aber gebt auf euch Acht! Geht nicht allein oder in Gebiete und Straßen dieses Viertels, die nicht zuvor von den Streitern gesichert worden sind. Tut dies unter keinen Umständen und haltet euch hier und im Hintergrund nahe des Schildwalls auf – selbst wenn ihr fern Schreie der Erbarmung hört und euch eure Barmherzigkeit treibt. Bleibt zusammen und konzentriert euch auf eure unmittelbare Aufgabe.“ Shakuras‘ strenger Blick fiel während der letzten Anweisungen immer wieder mal auf Bruder Thelyron. Man konnte dem Jungen nichts vorwerfen, darum ging es auch nicht. Er und die anderen Brüder und Schwestern sollten sich nur der Lage bewusst werden in der sie alle waren. Und die war nunmal gefährlich und nicht unbedingt leicht zu nehmen. „ Meine Brüder.. Meine Schwestern … Ihr wisst was zu tun ist. Innos mit uns!“

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    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Der kleine Straßenjunge zupfte an dem Umhang des Meisterdiebes. Der Blick aus den hellen Augen war im ersten Moment kalt und abweisend, ehe der Bursche flüsternd erklärte, dass er für Harolf den Kreditgeber arbeite. Schon wurde Isegrims Gesicht wohlwollender, ja fast sanft. Er beugte sich hinab zu dem Kind und hob fragend eine Augenbraue.
    »Meister Harolf entbietet seine Grüße«, rezitierte es erneut, »Und hat Informationen bezüglich der Gebrüder Althoff. Genaue Informationen, wie der Meister mir aufgetragen hat, nochmals deutlich zu erwähnen. Er hat erfahren, dass sie im Tempelviertel einen Lagerkeller besitzen, der an der Südwand eine neue Tür, frisch vom Schreiner, besitzt. Dahinter, so meint der Meister, haben sie ihre Dokumente versteckt.«
    Isegrim blickte ihn weiter fragend an. »Woher weiß Harolf das?«
    »Der Besitzer des Kellers arbeitet für die Althoffs. Gleichwohl hat er aber auch Schulden bei Meister Harolf, weswegen er in einer ganz offensichtlichen Zwickmühle sitzt. Der Meister besuchte ihn gestern um zu schauen, wie der Zustand des Kellers ist, wie viel Raum er bietet und was sich darin so befindet, um es zu pfänden.«, erklärte der Junge. Pfiffiger Bursche, sich all das zu merken. »Dabei viel ihm die Tür auf, die wesentlich jünger als der Rest des Kellers war.«
    Der Dieb schüttelte den Kopf. »Also stehen wir am Ende wieder hinter einer Vermutung, da Harolf ja nicht durch Türen und Truhen sehen kann.«
    Der Bursche hob die schmalen Schultern. »Die Chancen stehen gut, sagt der Meister.«
    Isegrim seufzte, grub in der Tasche nach drei Goldmünzen und drückte sie dem Jungen in die Hand. »Für dich. Wenn Harolf oder sonstwer dir sie abnehmen will, sag ihnen, dass dies die Bezahlung von Eisenwolf ist. Wenn sie schlau sind, lassen sie dich in Frieden, wenn nicht, frisst sie der Wolf. So einfach ist das Leben nun hier in Thorniara, nicht wahr? Kluger Bursche. Wenn du weiter so gewissenhaft arbeitest, kann aus dir noch einer der ganz Großen werden.«
    Das hörte der Junge gar nicht mehr, war sein Blick doch gefesselt von dem Gold. Isegrim gab ihm einen Klaps auf die Schulter, erhob sich und ging seiner Wege. Nun war es Zeit, sich mit Slicer zu besprechen. Tempelviertel, verflucht. Gute Wachen, viele Wachen. Zauberergegend. Es hielt sich in den Reichen Myrtanas immer noch die jüngere Legende, dass in der alten Kolonie von Khorinis mal ein Schurke versucht hat, dem Obersten Magier ins Handwerk zu pfuschen. Oder ihn zu erdolchen. Letztlich war der Verbrecher in Einzelteilen im Lager gelandet. Ein Ziel das Isegrim nicht erreichen wollte. Aber die Türen und Kisten im Lager wären zumindest für Slicer eine gute Prüfung seiner bisherigen Fertigkeiten. Wenn er das schaffen würde, könnte er sich zumindest als ausgebildeter Schlossknacker bezeichnen.

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