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  1. Beiträge anzeigen #101
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline

    Am Eingang zum Hafenviertel

    Die Lage war unübersichtlich. Während einige der Ordenskrieger damit beschäftigt waren, die übrigen Feuermagier außer Reichweite der Schützen zu bringen, brachten sich andere Soldaten in Stellung und warteten auf ihren Einsatzbefehl. Der hochgewachsene Magier Kalthar seufzte genervt, als er den vor Schock erstatten Isgaroth auf dem Boden sitzen sah. Der Angriff auf einen Erwählten Innos' machte deutlich, dass die Kontrolle über das Hafenviertel nicht durch Worte zurückgewonnen werden konnte.

    Das wusste Feuermagier Kalthar bereits vor vielen Wochen und doch wollte sich der Orden auf die effektvolle Verabreichung des Heilmittels beschränken, statt gleichzeitig auch den Widerstand zu brechen. Nun, wo die Bewohner des Hafens ihre Waffen mehr als deutlich erhoben hatten, war eine angemessene Reaktion des Ordens unvermeidbar. Zumindest dann, wenn er seine Autorität nicht hinterfragen lassen wollte. Es war einer dieser Momente, in denen Kalthar eine Entscheidung treffen musste. Er wusste, dass die oberste Feuermagierin die Soldaten des Ordens nicht in das Hafenviertel befehligen würde. Sie würde stattdessen bei einer heißen Tasse Tee über mehrere Tage darüber nachdenken, welche wohlgefeilten Worte die aufgebrachten Bewohner wohl besänftigten könnten. Tage, in denen sich der Widerstand weiter formieren würde. Tage, in denen die Herrschaft des Ordens auch von den übrigen Bewohnern zu Recht in Frage gestellt werden würde. Feuermagier Kalthar wusste aber auch, dass weitere Disziplinarmaßnahmen drohen, wenn er die Ordenskrieger ins Hafenviertel befehligte und bei Niederschlagung des Widerstandes zahllose Bewohner getötet werden würden.

    Bruchteile einer Sekunde vergingen, in denen der hochgewachsene Magier die Konsequenzen abwägen und seine Entscheidung treffen wusste. "Vorrücken!" rief er den Soldaten zu, die sodann mit Schild und Schwert bewaffnet auf die spärlichen Barrikaden der Bewohner zumarschierten und allerhand Wurfgeschosse abwehren mussten.

    "Sie kommen! Verteidigt euch!" hallte es durch die Gassen des Hafenviertels. Provisorisch gerüstete Männer, mit Schwert oder Axt bewaffnet, rannten entschlossen auf die Formation der Ordenskrieger zu, die sichtlich an dem Gewicht ihrer schweren Panzerung zu tragen hatten. Stahl traf aufeinander, als die ersten Zweikämpfe ausgetragen wurden. Zweifelsohne waren die aufständischen Bewohner unterlegen. Doch wochenlange Indoktrinierung hatte ihnen jede Angst vor dem Tod genommen.

    Maximus

  2. Beiträge anzeigen #102
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    Isegrim ist offline
    Isegrim hatte sich fürs Erste von Slicer getrennt, um unabhängig von ihm Nachforschungen anzustellen. Zwar verband ihn eine gewisse charakterliche Ähnlichkeit mit dem Schurken, doch war der Eisenwolf niemand, der blind vertraute. Selbst für Verbündete und Kameraden musste er stets eine Lösung besitzen, sollten sie ihm gefährlich werden oder ihn hintergehen. Grimmig sah er über die Dächer hin zu Hafenviertel, wo gerade Lärm und Chaos herrschte. Er schüttelte den Kopf. Scheinbar war das Heilmittel, von dem die Rede war, obwohl hilfreich, nicht unbedingt gut bei den Bürgern angekommen. Ganz im Gegenteil, so die Gerüchte, man verdächtigte die Magier gar, die Einwohner der beiden armen, dunklen Viertel als Versuchsobjekte zu nutzen. Innerlich war er froh, als ihm ein Hauptmann erklärt hatte, dass er und seine Männer dort nicht eingesetzt werden würden, da man sich auf die Ritter verlassen wollte, nicht auf die Miliz des Ordens. Ihm war es recht gewesen, da dem Wolf sein Pelz selbstverständlich lieb ist. Sollen andere ihren verlieren, er würde seinen behalten.
    »Die Althoffs ...«, murmelte der Meisterdieb zu sich selbst, »Was wissen wir ...«
    Nicht viel. Nicht mehr als das, was Slicer zu berichten wusste. Hatten ihre Hände in vielerlei Unternehmungen in der Stadt, mal offensichtlicher, mal subtiler. Angeblich hatten sie auch im Armenviertel sowie am Hafen zu tun und hatten wenig dagegen, die Stimmung gegen den Orden anzuheizen. Natürlich nicht so stark, dass man es ihnen nachweisen konnte, aber immerhin genug, um zu bestätigen, dass ihr Fehlen sicherlich zu einer gewissen Beruhigung der Lage beitragen würde.
    Erneut schüttelte der Dieb den Kopf. Vielleicht sollte er sich nochmal mit Slicer treffen. Ihm einige Tricks beibringen, mit denen er selber verdeckter auf Spurensuche gehen konnte, als auf die derzeitige Schurkenart, mit Türeneintreten, Leute bedrohen und somit jedermann auf sich aufmerksam machen.

  3. Beiträge anzeigen #103
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Das Treffen mit Slicer sollte noch warten. Der Dieb hatte sich dafür entschieden, doch noch etwas intensiver nachzuforschen. Etwas direkter und auch brachialer als es eigentlich seine Art war. Er kannte da noch einen gewissen Kredithai, den es zu besuchen galt. Isegrim zog sich die Kapuze über und bewegte sich schnell durch die Straßen. Wenige Blicke galten ihm. Warum auch? Lieber einen kleinen, potenziellen Dieb ziehen lassen als Kräfte darauf zu verschwenden, ihn zu zu überprüfen, während im Hafenviertel alles drunter und drüber ging. Ein breites Grinsen zierte die Züge des Eisenwolfs. Obwohl er wusste, dass er schnell von einem Soldaten seines Zuges entdeckt werden konnte und dann seine ganze Karriere ein schnelles Ende haben würde, liebte er es, so auf schmalem Grat zu tanzen und Pirouetten zu drehen. Wie als Kind, wenn er mit einer Kerzenflamme gespielt hatte. Wann wurde es schmerzhaft, wie nah konnte der Finger ans Flämmchen, ehe er sich verbrannte? So war es wohl auch mit der Diebeskunst. Wie weit konnte er es treiben, was erreichen ... ehe er den brennenden Schmerz fühlen würde.

    »Hallo, Großer«, grüßte Isegrim den Türsteher. Der nickte ihm wohlwollend zu, reichte ihm die Hand. Man respektierte einander.
    »Ist dein Geldgeber da?«, fragte der Dieb. Der Schläger deutete nur auf die Tür, er möge doch eintreten und sehen. Er tippte seinen imaginären Hut und öffnete die Tür ohne zu klopfen. Der Kredithai fuhr aus dem Sessel beim Feuer hoch, verschüttete Tee und Gebäck. Hastig hob Isegrim die Hände, beruhigte den überraschten, aufgebrachten Mann. Ohne Eile trat er näher, bückte sich nach einem Gebäckstück, das auf dem Boden lag, dachte kurz über die Scherze seiner Kameraden über Essen, das auf den Boden fiel und ab dem Punkt noch fünf Sekunden genießbar war, und verspeiste es.
    »Aus Vengard? Lecker. Darf ich mich setzen? Ach, säubere dich erst einmal. Ich setz mich solange.«
    Der Kredithai schüttelte den Kopf, reinigte so gut es ging seine Kleidung und setzte sich ebenfalls. Die Schultern sackten zusammen.
    »Warum das Unvergnügen? Ich habe deine letzte ... Botschaft durchaus verstanden.«
    »Es geht nicht darum. Ich benötige dein Wissen. Du bist ja nicht unbedingt neu in unserem ... verbrecherischen Metier.«, erklärte Isegrim, beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie, »Du kennst Leute. Darum geht es mir. Deine Bekanntschaften.«
    »Damit du sie beklauen kannst?«, knurrte der Geldgeber. Isegrim seufzte.
    »Nein. Also ... nun, nicht alle. Nur die, um die es mir jetzt geht. Althoff. Der Name sagt dir was?«
    Der Kredithai schluckte, wurde blass. »Ja. Kenne ich. Und fürchte ich. Ich bin ein Mann, der sonst eigentlich ziemlich hart im Nehmen ist. Aber die Gebrüder sind ... gnadenlos. Früher waren es die einfachen, fast tugendhaften Verbrechen. Sumpfkrauthandel, hatten hier und da im Untergrund ihre Spielhöllen und finanzierten auch das eine oder andere Bordell mit. Aber in letzter Zeit, mit dieser ganzen Rotkrautscheiße ... Innos, sind die Jungs etwas abgedriftet. Man sagt, sie haben eine geringe Dosis davon genommen. Sind nicht durchgedreht, aber es hat sie ... verändert. Geistig. Haben sich Untaten verschrieben, die man von den Varantinern in ihrer schlimmsten Zeit kennt. Haben Kinder geraubt und verkauft. Überall hin. An ... an Freudenhäuser, an irgendwelche Bergbaugruppen, die die Knirpse in besonders unzugänglichen Stollen einsetzen und ... teilweise nach Gorthar. Als Soldaten der übelsten Söldnerarmeen. Kinder, die von Kleinauf zum gnadenlosen Morden trainiert werden. Widerlich. Dann noch dutzende andere Dinge, die kein rechtschaffener Schurke mit Ehre und Anstand tun würde.«
    Die Züge des Eisenwolfs wurden hart. Hatte er den Geldgeber vorher für einen Vollidioten gehalten, eine Null, änderte sich die Ansicht etwas. Der Mann hatte sein Herz am rechten Fleck. Auch für Isegrim gab es ethische Grenzen, einen Diebeskodex, dem er folgte und an den er sich hielt. Kinder und Frauen galt darin ein außerordentlicher Schutz. Er nickte langsam.
    »Namen. Bekanntschaften. Irgendwas.«
    »Sebial. Organisiert die Transporte mit den Schiffen nach Gorthar. Der müsste sie persönlich kennen. Du findest ihn im Handwerkerviertel. Gibt sich als Schmiedemeister aus. Ist er natürlich nicht. Er ist eine verfluchte, schmierige Ratte. Ein Hurensohn ohnegleichen.«
    »Danke dir. Dein Name?«
    Der Kredithai lachte bitter. »Jetzt fragt unser Dieb?« Er seufzte. »Harolf.«
    »Gut, Harolf. Ich bin Eisenwolf. Von nun an arbeiten wir zusammen. Nicht der eine für den anderen. Zusammen. Ich merke, dass dir die Gebrüder ein Dorn im Auge sind, ebenso wie dem Rest der Unterwelt. Ich ... wir werden diesen Dorn entfernen. Versprochen.«
    Lange blickte ihn Harolf an, ehe er sich erhob. Auch Isegrim stand auf. Der Kredithai wirkte mit einem Mal doch etwas grimmiger als sonst. Er spuckte in die rechte Hand, reichte sie dem Dieb. Der grinste nur, spuckte sich ebenfalls in die Rechte und reichte sie dem Mann.
    »Warum Feinde ... wenn man sich auch Freunde machen kann.«

  4. Beiträge anzeigen #104
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Man kennt jemanden, der jemand kennt, der jemand kennt... Die Dinge ändern sich wirklich nie...
    Slicer grinste Zynisch. Er hatte sich einmal sagen lassen, die Assassinen von Varant konnten über sechs Ecken jeden Mann auf der Welt, vom ärmlichen Bettler hin bis zu König Rhobar persönlich ausfindig machen und ermorden. Sicherlich eine gehörige Übertreibung, und doch war der Wert von Kontakten nicht zu unterschätzen. Kontakte und Vertrauen... der teuerste Kredit, den man als Gauner aufnehmen konnte. Riskant noch dazu. Man musste nie, was der Gläubige gegen einen in der Hand hielt oder im ungünstigsten Moment forderte. Slicer wusste das, er war oft genug derjenige gewesen, der die Schuld eintrieb.
    Und während er so scheinbar lässig auf der Bank vom Marktplatz saß wie abgesprochen, und auf den verspäteten Isegrim warte, fragte er sich mit leicht zerfurschter Stirn, ob er dem dürren Nordman wirklich voll vertrauen konnte. Vom Dieb zum Novizen zum Milizsoldaten zum eiskalten Kriminellen... Isegrim war eine launische Natur. Leidenschaftlich und mit ganzer Energie bei der Sache, aber unberechenbar. Mit seiner Doppelrolle spielte der Kerl ein riskantes Spiel, und Slicer ebenso, indem er einen guten Teil seines Vertrauens in ihn hineinlegte.
    Zumindest war der Treffpunkt gut gewählt. Der Marktplatz war zu allen Seiten hin offen. Niemand konnte ihn betreten ohne nicht in Slicers Blickfeld zu geraten. Selbst eine Falle der Miliz war auszuschließen. Die hatte Momentan wichtigeres zu tun. Wie die Niederschlagung des Aufstandes, und andere alltägliche Kleinigkeiten in diesem Kaff am Ende der Welt.
    Slicers Hand fuhr an die Stelle seines Umhangs, wo das Fischermesser unter den schweren Stoff ruhrte. Als müsste er sich vergewissern, dass es noch dort war.
    Am Besten wäre es gewesen, andere Männer aus seinen Kreisen um sich zu haben. Selbst der mit unsäglicher Gier geschlagene Luktor wäre eine Bereichung gewesen. Doch von niemanden gab es mehr etwas zu hören. Die Männer, die Gath beschäftigt hatte, weg. Borans Leute, tot oder im Hafen verschollen. Selbst Lukar lies nicht mehr von sich hören. Besonders letzteres gab Slicer zu denken. Der Händler hatte auf die letzten Schreiben nicht reagiert... wohlmöglich hatte Lukar die schwere seiner Krankheit unterschätzt? Slicer verwarf den Gedanken. Wenn Isegrims Kontakte gut waren und die Geschäfte mit den Gebrüdern sich als Lukrativ erwiesen, würde er zur Not auch alleine über die Runden kommen. Slicer grinste vorfreudig in sich hinein. Da stand eine interessante Zeit bevor.

  5. Beiträge anzeigen #105
    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    Seit Olivia wusste, dass sie nicht mehr alleine in diesem schimmeligen Verließ saß, hatte sie es kaum einen Moment unterlassen von ihrem Gitterfenster aus, die Tür auf der gegenüberliegenden Gangseite zu beobachten. Doch die Pforte war seit der junge Kerkermeister den Raum verlassen hatte, verschlossen geblieben.
    Olivias dünnen Finger klammerten sich um die Gitterstäbe. Musste dieser Hauptmann denn nie Schlafen? Oder Austreten? Was machte er mit ihrem armen Vater? Bereitete ihm das Leid eines wehrlosen Mannes so viel Freude, dass er alle menschlichen Bedürfnisse ignorieren konnte? Waren der Spaß an Schmerzen und das Ignorieren des Schlafes nicht Eigenschaften, die den Beliaranhängern von den Myrtanern nachgesagt wurde? Die Besatzer hätten jemanden wie ihn in Varant dafür verbrannt. Doch hier könnte er frei walten wie er es beliebte. Olivia zog sich der Magen zusammen.
    Doch es war still hinter der Tür. Kein Schrei, kein Fluch, kein Schlag drang durch das Holz. Doch was mochte das bedeuten? War das etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Was musste ihr Vater erleiden, was ließ sich Cast einfallen? Vielleicht hatte er es auch irgendwie geschafft sich zu befreien und den Rotrock zu überwältigen?
    Olivia malte sich aus wie der verhasste Rotrock in seinen eigenen Säften am Boden lag und ihr Vater triumphierte. Er musste nur einen kleinen Moment verschnaufen. Dann würde er die Tür aufsprengen und sie aus ihrer Zelle holen. Nach der Wiedervereinigung auf dem Gang wäre es ein Leichtes diese stinkende Stadt endlich gänzlich hinter sich zu lassen und zurück zum Kastell zu reisen. So lange war sie schon nicht mehr dort gewesen. Sicherlich hatte sich alles verändert und doch wäre alles beim Alten. Sie lächelte unwillkürlich bei der Ambivalenz dieses Bildes. So war die Natur des Kastells und sie vermisste es schrecklich. Wie konnte man nur je einen Fuß vor die Tür setzten, wenn man es je betreten hatte. Im Angesicht ihrer schrecklichen, derzeitigen Behausung wurde diese Frage umso wichtiger.
    Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ertönte und Olivia sah die weit aufschwingenden Torflügel des alten, erhabenen Kastells. Der Hauch aus seinem Innen wehte ihr fast schon um die Nase, als sie bemerkte, dass es bloß die Gittertür am Ende des Kerkerganges gewesen war. Olivia zog sich ein wenig in den Schatten der Tür zurück und beobachtete mit gebotener Vorsicht, wer nun dieses verließ betrat. Es war Pons, der junge Kerkermeister, der mit langen schnellen Schritten den Gang herunter kam. In seiner Hand hielt er ein Schreiben. Ungewohnt energisch klopfte er an die Tür zur Folterkammer.
    Es dauerte einen Moment, bis der schwere Riegel zur Seite geschoben wurde und geöffnet wurde. Olivia wagte sich wieder ein bisschen näher an das Gitterfenster in ihrer Zellentür. Im schwachen Licht der Fackel auf dem Gang war nicht viel zu erkennen, doch Olivia war sich sicher Blut in Cast Gesicht zu erkennen. Ihr eigenes sackte ihr in die Beine und sie musste sich setzten, um nicht umzufallen. So könnte sie das folgende Gespräch lediglich hören, ohne die Männer dabei zu beobachten.
    »Was? Ich bin beschäftigt.«
    »Ich weiß, Hauptmann«, Pons Ton klang ungewöhnlich unterkühlt. Billigte er nicht, was sein Hauptmann gerade tat, oder etwas, dass er tun sollte oder etwas, das er getan hatte? Olivia blieb sitzen, wollte sie doch auf keinen Fall riskieren, dass die beiden Männer mitbekamen wie sie lauschte. »Doch dieses Schreiben wurde für Euch abgegeben und ich dachte es sei Wichtig. Es trägt die Siegel der Zitadelle und der Bote sagte ich solle es Euch persönlich bringen.« Das Rascheln von Pergament war zu hören. Dann folgte Stille.
    »Was machst du überhaupt in der Bastion, sodass dir irgendwelche Boten was für mich geben?«, nuschelte Cast, der anscheinend gerade las.
    »Ich habe Euch gesucht. Denn da war auch wieder dieser Schlägertyp, der Euch wegen einer wichtigen Angelegenheit sprechen wollte…«
    »Der Geldeintreiber des Grafen… scheiße!« Wieder herrschte kurz Stille. »Scheiße! So ein verfluchter… Scheiß!«, wüten donnerte die Stimme des Hauptmanns durch die Enge des Kellerverließ. Sein wütender Ausruf kam so überraschend, dass Olivia kurz zusammenzuckte. Auch Pons musste sich erschreckt haben, denn das Licht flackerte heftig.
    »Diese verfluchte aufgeblähte Bagage! Alles Hurensöhne!«
    Olivia hörte wie Pergament zerknüllt wurde und Pons scharf die Luft einzog. Olivia schlug sich die Hand vor das Gesicht, um kein Ton von sich zu geben. So hatte sie den Hauptmann noch nie ausrasten hören, nicht einmal als Noxus auf seinem Rücken gesessen und seinen Namen in die Haut geschnitten hatte. Irgendetwas musste bei ihm mehr als im Argen liegen. Zu gerne hätte sie gewusst, was auf dem Pergament gestanden hat.
    Als nächstes waren das stapfende Humpeln Casts zu hören. Er ging und brummte noch im Fortgehen: »Bring ihn zurück in seine Zelle.«
    Geändert von Olivia Rabenweil (19.03.2018 um 18:57 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #106
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    Isegrim ist offline
    Die beiden Verbrecher trafen sich in der Marktschenke. Man reichte sich die Hand, tauschte Höflichkeitsfloskeln aus, ehe man diebisch grinste und Bier bestellte. Isegrim setzte sich, Slicer tat es ebenso. Im dunkleren Bereich der Taverne, da wo ihr Stammtisch stand. Abseits ungewollter Aufmerksamkeit, aber durch die gewollte Abgrenzung dann wohl doch wieder diese erwirkend. Mit kurzen Sätzen teilte der Meisterdieb dem Schurken mit, was er von den Althoffs wusste.
    »Fieses Pack, ganz ehrlich. Wir reden hier von den niedersten Vertretern unserer Zunft. Kinderhandel und -raub, Geschäfte mit den finstersten Gesellen aller Weltengegenden. Das sind keine kleinen Untaten, sondern richtig harter Toback. Mir juckt es in den Fingern, denen zu zeigen, was Diebesehre bedeutet. Wird vielleicht Zeit, dass ich aktiver werde, mir einen Namen im Untergrund mache und Geschmeiß wie die tilge.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Die verkaufen entführte Kinder von Bauern und aus dem Armenviertel an irgendwelche Söldner, an Freudenhäuser und an Arbeitslager. Ich bin zwar - Innos weiß! - kein frommer Mann, aber bei den beiden hoffe ich, dass der Gott des Lichts sein brennendes Urteil über sie spricht.« Der Dieb spuckte auf den mit Heu bedeckten Boden aus. »Immer noch daran interessiert, von mir zu lernen, Slicer?«, fragte er, das Thema wechselnd.

  7. Beiträge anzeigen #107
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Die behandschuhten Hände ruhten zusammengefaltet vor Slicers geschlossenen Lippen. Selbst ohne diese Geste, die seine starren Mundwinkel zufällig verbarg, konnte man sehen das ihm sein ansonsten lebhaftes Grinsen gründlich vergangen war. Kaum das Isegrim zuende gesprochen hatte, streckte Slicer den Rücken durch, sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und legte die gefalteten Hände langsam, fast behutsam, vor sich auf den Tisch.
    "Ich habe schon viele Dinge gesehen und getan, wie viele von uns." Murmelte er monoton, sachlich. "Für manche ist dieses Leben zuviel. Sie haben sich nicht mehr im Griff, überschreiten Grenzen, werden unberechenbar... frühstens dann sind die meisten keine verlässlichen Geschäftspartner mehr. Man muss sich um sie kümmern, wie um Reyn damals. Hast du von Reyn gehört?"
    Slicer sah auf sein Bier, das noch recht unangetastet neben ihm stand. Der Schaum auf der Oberfläche war fast gänzlich in sich zusammengefallen.
    "Er war vor einigen Jahren der Boss. Ist ihm leider zu Kopf gestiegen. Seine Unternehmungen wurden auffällig und als die Miliz hart durchgriff, hatte er befohlen, ein Massaker anzurichten. Wir konnten ihn grade soeben beseitigen, bevor der ganze Untergrund zusammenbrach."
    Er schüttelte den Kopf, nicht traurig, eher abschätzig.
    "Ich stimme dir zu, Grim." Sagte er endlih, diemal mit kräftiger Stimme.
    "Wenn die Althoffs das geworden sind, was dein Mann behauptet, sind sie eine Gefahr für jeden ehrbaren Gauner. Aber du siehst, dass hier ein Interessenkonflikt herrscht? Mein.... Auftrag ist... war es, die beiden Lebend nach Silbersee zu bringen. Wenn ich nur ihr Köpfe abliefere, könnte ich Probleme bekommen."
    Dieser Gedanke lies ihn flüchtig kichern, doch er schluckte den Humor runter wie einen Schluck heiße Suppe.
    "Mein Partner bei den Rebellen ist ein ehrbarer Mann. Fast schon zu Ehrbar. Ein Geschäftsmann der alten Schule, gewissermaßen. Wenn wir beweisen können, dass die Brüder unzuverlässig geworden sind, wird er uns nicht im Wege stehen. Aber, nur dann! Ich möchte nicht, dass du sie in einem Anflug von Wut zu schnell um die Ecke bringst."
    Slicers Gesicht war streng, strenger als man es sonst zu sehen bekam. Ihm war es mit dieser Sache durchaus ernst und er würde nicht zulassen, dass jemand in seinem Auftrag herumpfuschte aufgrund persönlicher Befangenheiten. Selbst wenn er davor Verständnis hatte.
    "Innos, he? Ich glaube, um Menschen wie uns kümmert sich eher ein anderer Gott."
    Slicers ernst brach von einer Sekunde auf die Andere zusammen. Er lachte Zynisch. In den Augen der Götter waren sie alle doch alle Verdammt. Scheiße, im Grunde war ihre Moral, ihr Gelaber von irgendwelchen Grenzen pure Heuchelei. Er machte sich da keine Illusionen. Aber selbst kriminelle Organisationen brauchten gewisse Richtlinien, wenn man nicht wollte, das Perverse und Psychopathen das Ruder an sich rissen.
    "Na aber sicher doch. Du zeigst mir, wie man ein Schloss öffnet ohne den Besitzer aufzuwecken und ich dir im Gegenzug, wie du an den Gebrüdern ein ordentliches Exampel statuieren kannst. Ganz im Ernst. Ich bin dabei."

  8. Beiträge anzeigen #108
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    Isegrim ist offline
    Einen kurzen Moment zögerte Isegrim. Zögerte und wünschte sich, er könne die Krüge vom Tisch fegen, aufspringen, Slicer ein Messer in den Hals rammen, die Althoffs aufspüren und ihnen die Haut mit glühenden Zangen abziehen. Dieser sekundenschnelle Wunsch, gleich dem unerwarteten Aufflackern einer Kerze in der Nacht, war so präsent, dass der Meisterdieb das Blut an den Händen und die Genugtuung in der Seele spürte, die Gebrüder zu töten. Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken wieder frei zu bekommen. Zwang sich zu einem professionellen Lächeln.
    »Gut, dann werde ich mein Messer zurückhalten, wenn wir diese Hurensöhne treffen. Wir haben eine Vereinbarung getroffen und ich pflege meinen Teil davon zu erfüllen, so wie du deinen erfüllen wirst, Slicer.« Er hob den Bierkrug, prostete dem Verbrecher zu. »Auf diesen deinen Kontakt in der Silberseeburg. Rebellen, scheiße nochmal, das ist ein Tanz am Abgrund, der wilde Reigen auf dem Vulkan. Ich kann mir dabei tierisch den Arsch verbrennen und tief und tödlich fallen, vergiss das nicht. Ich betone dies nochmals: Ich nehme einiges in Kauf, um dir und deinem Auftraggeber zu helfen. Auch wenn ich das Gefühl habe, das so etwas wie eine Kameradschaft zwischen uns entsteht, Innos, vielleicht gar Freundschaft, rate ich dir sehr, mich nicht zu hintergehen. Wenn ich aufgrund deiner Machenschaften oder irgendeines Doppelspiels deinerseits meine Möglichkeiten hier verliere, vor den Trümmern der Dinge stehe, die ich mir hier aufgebaut habe ... dann kann dich niemand vor mir schützen. Kein Bund von Verbrechern, kein Gönner am Silbersee und selbst der beschissene König Ethorn persönlich nicht. Dann spüre ich dich auf, reiß dir die Gedärme raus und präsentiere sie dir Stück für Stück.« Der Meisterdieb beugte sich vor, die Augen kalt wie die der eisige Norden seiner Heimat. Slicer dies nochmals klar zu machen, war ihm wichtig. »Ich habe nämlich vor, hier ... etwas aufzuräumen, was die Unterwelt Thorniaras angeht. Meinetwegen auch in Zusammenarbeit mit dem Gönner am Silbersee. Ich bin Nordmarer, ich habe ein Gefühl für eine gewisse Ehre. Diebesehre. Diese Ansicht werde ich hier verbreiten. Und solche wie die Althoffs. Nun, Slicer, die werden anschaulich für jeden Nachahmer erledigt. Kennst du die Gerüchte über die Krähe? Diesen nebulösen Mistkerl auf dem Festland? Ich werde die Krähe der Südlichen Inseln. Ach, scheiß auf Krähen. Eisenwolf, Blutwolf, der graue Wolf. Das Alphatier der verdammten Diebeswelt des Südens.«
    Das breite Wolfsgrinsen stahl sich auf Isegrims Züge, ehe er erneut prostete und kräftig trank.
    »Wie auch immer, Slicer, was weißt du über Schlösser? Außer dass sie an Türen und Truhen sind. Nein, ich meine, kennst du die Arbeitsweise wie sie funktionieren? Vielleicht ihren Aufbau? Schau nicht so, was weiß ich ob du in deinem Leben vor der Schurkerei mal Schlosser warst oder so. Also, schieß los!«

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    Slicer ist offline
    Der Dieb lehnte sich angespannt zurück. Sein Gesicht blieb reglos, doch hob er die Schultern und nahm die Hände langsam auseinander, bereit, auf jede Vorschnelle Bewegung Isegrims zu reagieren. Doch das Feuer, welches die kalten Augen zum glühen gebracht hatte, verlosch ebenso schnell wieder, wie es gezündelt hallte. Dennoch blieb Slicer in seiner Position, wurde sich der Anwesenheit des Messers an seiner üblichen Stelle bewusst. Er hatte wirklich gedacht, Isegrim würde einfach hier und jetzt aufspringen und seinen Zorn an ihm auslassen. Er hielt Grim nicht für so wahnsinnig, in einer Taverne eine Messerstecherei anzuzetteln. Daher war sein Vehalten reine Vorsicht. Routine. Vielleicht hätte Slicer anders gedacht, wenn er um das Schicksal Weylands gewusst hätte...
    "Sie werden bekommen, was ihnen zusteht. Da hast du mein Wort drauf." Erwiderte Slicer, packte den Bierkrug und prostete Isegrim ebenfalls zu. Natürlich würden sie das. Aber um die Lage einschätzen zu können, musste er sich zuerst selbst ein Bild machen. Und wenn das Bild fragwürdig genug war, sich genug ihrer Unternehmung unter den Nagel reißen, damit ihr Ableben wenigstens nicht umsonst war.
    Slicer lächelte dunn, ein verhaltenes Lachen hallte in seiner Kehle. Isegrim der leidenschaftliche Eisenwolf spaarte nicht mit seinen Drohungen. Als ob Slicer ihm noch die Gelegenheit gelassen hätte, den Trümmerhaufen seiner Existenz zu begreifen wenn das hier ein doppeltes Spiel gewesen wäre. Doch er behielt seine Gedanken für sich, machte sich stille Notizen über den Eisenwolf, die in ferner Zukunft vielleicht nützlich sein würden.
    Als Isegrim dann jedoch völlig zur Höchstform aufging, hatte Slicer wirklich Mühe, nicht laut loszulassen. Das Lächeln stahl sich dennoch auf sein Gesicht. Der Dieb aus Nordmar hatte Ambitionen, die eines alten Clanführers gerecht geworden wären. Scheiße, am Ende steckte in ihnen beiden wohl mehr aus ihrer heimischen Kultur als sie sich vielleicht selbst bewusst waren. Mehr noch steckte aber eine wichtige Information hinter dem ganzen. Isegrim plante, der neue Verbrecherfürst zu werden. Slicer fielen auf Anhieb ein halbes Dutzend Leute ein, die Isegrim offenherzig in dieser Ambition glichen und mit denen er unweigerlich in Konflikt geraten würde. Vorallem aber war ihm nun klar, wie Isegrim zu ihm stand. Die Leute rechnten doch immer damit, dass er sich als williger Vollstrecker unterordnete... was er offen nur zu gerne tat.
    "Du hast... hochgesteckte Ziele." Stellte Slicer lediglich nach außen hin sachlich fest.
    "Das haben in den letzten Jahren schon eine Menge Männer versucht. Dein Glück, dass sie sich dabei fast alle gegenseitig umgebracht haben." Er lachte zufrieden. Hier in Thorniara war er an den Eisenwolf gebunden, an seine Kontakte und Fähigkeiten. Doch außerhalb der Mauer war Slicer ihm im Vorteil, hatte Kontakte bei den Rebellen und dem Waldvolk... dieses Spiel würde wahrlich interessant werden.
    "Ich weis dass sie eine nutzlose Erfindung sind, den einfachen Leuten das Gefühl zu geben ihr Eigentum wäre in Sicherheit." Meinte Slicer aalglatt. Dann überlegte er, legte die Hände dabei hinter den kopf, reckte die Füße unter dem Tisch.
    "Es gibt mehrere Schlösser, die nicht alle gleich funktionieren, so viel ist mir bekannt. Einige sind so billig, dass sie mit ein bisschen Gewalt kein Problem darstellen. Spröde Vorhängeschlösser und all dieser Ramsch den sich die Armen grade so eben leisten können- wenn überhaupt."

  10. Beiträge anzeigen #110
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Wie es von der obersten Feuermagierin nicht anders erwartet wurde, hatte Françoise den Bärenanteil des Rituals mit ihren Kräften getragen. Erschöpft stützte sie sich nun auf ihren Stab. Im Grunde hätte das kein Problem dargestellt, denn die Priesterin hatte nicht geplant nach dem Ritual offensiv vorzugehen. Zwar zeigten sich die Hafenbewohner gewaltbereit und machten Anstalten sich gegen ihre vermeindlichen Peiniger zu erheben. Doch das hatte die oberste Feuermagierin einkalkuliert.
    Die Größe des Hafenviertels verhinderte, dass die Bürger ihre zahlenmäßige Überlegenheit wirkungsvoll ausspielen konnten. Sie waren im Viertel verstreut, während sich die disziplinierten Ordenstruppen auf die wenigen Ausgänge konzentrierten. Jeder Ausbruchsversuch könnte mit geringem Einsatz zurückgeschlagen werden. Zeit war hierbei die entscheidene Komponente. Denn die Wut der Hafenbewohner konnte nicht ewig anhalten, noch konnten es ihre Vorräte. Früher oder später mussten sie sich fügen.
    Doch Kalthar setzte sich über die Entscheidung der Priesterin hinweg und riskierte damit eine völlige Eskalation der Lage. Eine Intrige in den eigenen Reihen hatte Françoise nicht vorhergesehen. Was jetzt kommen sollte, konnte auch die oberste Feuermagierin nur erahnen.
    Erboßt beobachtete Françoise, wie sich die Truppen allmählich ihren Weg in das Hafenviertel bahnten. Sie jetzt zurückzurufen würde lediglich zu noch größerem Chaos führen. Und ein Chaos war es in der Tat. Statt einen Angriff von vorne abwehren zu müssen, sahen sich die Ordenskrieger jetzt von allen Seiten bedroht. Zweifellos könnten sie sich dessen erwehren, doch nur durch den Einsatz roher Gewalt. Einen Vorwurf konnte Françoise ihnen nicht machen. Genauso wie die Hafenbewohner klammerten sich die Soldaten an ihr Leben. Zu Recht!
    Ohne den Blick vom Geschehen abzuwenden, wies die Priesterin einen der Ordenskrieger mit einer Geste zurück. Er machte Anstalten sie an einen sicheren Ort zu eskortieren, wie er es zuvor mit Isgaroth getan hatte. Doch Françoise hatte nicht die Absicht jetzt das Weite zu suchen. Ganz im Gegenteil. Sie würde dieser Katastrophe von Anfang bis Ende als Augenzeuge beiwohnen. Samuel, der weiterhin an ihrer Seite stand, wusste, dass es keinen Sinn ergab mit Françoise darüber zu diskutieren. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann blieb die oberste Feuermagierin konsequent.
    Ein metallisches Klingen ertönte, als die Priesterin plötzlich ihren Stab auf das Pflaster stieß. Um sie herum spannte sich eine bläulich glitzernde Barriere auf und schloss die nahestehenden Personen in sich ein. Nicht einen Moment zu früh. Der Blitzschild knisterte, als er eine Salve heranfliegender Steinen abwehrte.

  11. Beiträge anzeigen #111
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    »Lassen wir Ziele und Ambitionen beiseite, ebenso erst einmal das Schicksal der Althoffs.«, kommentierte Isegrim nur und sah sein Gegenüber an, zuckte die Schultern und machte eine wegwerfende Handbewegung. Er hatte Slicers Reaktion auf seine Wort wohl registriert. Er wusste, dass auch sein Gegenüber nicht mit verdeckt getragenen Waffen geizte. Ganz im Gegenteil, eigentlich hatte er damit gerechnet, dass der Verbrecher ein oder zwei Klingen wohlüberlegt und ganz zufällig präsentieren würde. Am Ende besannen sich aber alle eines besseren.
    »Im Grunde hast du Recht, es gibt viele Unterschiede bei Schlössern. Wir haben die einfachen, schwachen Ausfertigungen und wir haben komplexere Versionen. Wichtig sind dabei im Grunde zwei Dinge: Der Schlüssel, also das Profil, welches er besitzt, und der Aufbau des Zylinders, in das der Schlüssel gesteckt wird.« Isegrim beugte sich vor. »Betrachten wir einen Schlüssel. Jeder hat ein unterschiedliches Profil, außer es sind Kopien, dann sind sie logischerweise identisch, hast also für den passenden Schlosszylinder zwei Schlüssel. Sonst gleichen sich Schlüssel nicht. Fast jeder ist ein Unikat. Das ist das Wichtige, was du begreifen musst. Theoretisch jedes Schloss auf das du triffst, ist völlig unbekannt. Völlig fremd. Es kann komplex oder einfach sein. Abhängig von dem Schlüssel. Und da du diesen in einem Großteil der Fälle nicht besitzt, mein Guter, musst du mit deinem Dietrich nachhelfen.«
    Der Dieb löste den Bund von seinem Gürtel, an dem die Dietriche hingen. Slicer sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, worauf er nur grinste.
    »Was denn? Dachtest du es gibt nur den einen Dietrich? Falsch gedacht, aber für Außenstehende scheint es so. Nein, es gibt verschiedene Varianten, davon drei gängige. Dieser ist der Halbdiamant. Durch seine Form - entweder mit dem flachen oder steilen Winkel - eignet er sich ausgesprochen gut, um mehrere Stifte, die sich im Schlosszylinder befinden, zu bewegen. Diese Stifte sind ans Profil des Schlüssels angepasst, deshalb die genannte Einzigartigkeit. Durch seine Härte und spitze Form jedoch hat man beim Halbdiamanten das Problem, dass bei zu langem - wie mein Lehrer sagte - Rumgeeiere die Stifte abgenutzt und -geschliffen werden und ich so das Schloss im schlimmsten Falle beschädige. Dann hilft nur noch das Eintreten der Tür. Dafür ist die Schlange gut. Woher der Name kommt, muss ich dir nicht sagen.« - Isegrim deutete auf den Dietrich, dessen Spitze eine S-Form besaß - »Auch gut, um mehrere Stifte zu bewegen, nur sanfter, ohne den Abrieb des Halbdiamanten. Das verlässlichste Werkzeug für dich jedoch, mein Freund, ist der sogenannte Haken. Ja, der wo die Spitze nach oben geht, wie ein Haken. Der ist dafür gut, um präzise einzelne Stifte zu bewegen. Das dauert länger, aber ist sicherer.«
    Er holte den Spanner hervor, von denen er verschiedene Ausfertigungen besaß, für kleine wie große Schlösser.
    »Das Ding ist das Goldstück, dein ständiger Begleiter. Der Spanner. Grins nicht so dämlich, der heißt halt so. Damit bringst du Rotation in den Schlosszylinder. Schlüssel werden im Schloss gedreht. Du drehst also den Spanner langsam, bewegst ihn im Schloss und tastest mit den genannten Dietrichen die Zylinderstifte ab. Du hörst meist sanftes Klicken, wenn die Stifte arretieren. Dann drehst du den Spanner weiter wie einen Schlüssel ... und das Schloss ist offen.«
    Grinsend sah Isegrim den Verbrecher an. »Geduld und ein gewisses Fingerspitzengefühl für diese Fummelarbeit, das ist wichtig. Nichts anderes. Mein Lehrer gab mir da ein Geschicklichkeitsspiel vom Östlichen Archipel zum Üben.« Er holtes es hervor. Die bunt gefärbten Holzstäbchen, zusammengebunden mit einer gold-rot-verzierten Schnur. Elegant löste er die Schnur und mit einer Hand hielt er das Stäbchenbündel zusammen, ehe er sie wegnahm und am Ende chaotisch verteilt einundvierzig Stäbe lagen.
    »Der blau gestreifte Stab da. Ja, der unter dem ganzen Chaos, ist der Wichtige. Um den geht es mir. Du siehst, er liegt ganz unten. Du darfst mit nur einer Hand immer einen Stab bewegen und wegnehmen. Die alten Regeln besagen, dass du dabei keinen anderen Stab bewegen darfst. Tust du das, bist du gescheitert. Heißt, du fängst von vorne an. Was ich damit bezwecken will? Fingerfertigkeit, Feingefühl. Geduld. Viel Spaß!«
    Grinsend winkte er die Bardame heran. »Bier! Ich habe verfluchten Durst, Süße. Schau nicht auf meinen Freund hier, der wird noch ins Schwitzen geraten, auch ohne dein Zutun.«

  12. Beiträge anzeigen #112
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Slicer saß dort, lies das Fachgesimpel des Herrn Eisenwolf über sich ergehen und begutachtete dabei die Dietriche mit einem äußerst interessierten Blick. Nie im Leben hätte er gedacht, dass es tatsächlich mehrere Varianten dieses kleines, im Grunde leicht zu erwerbenden Werkzeuges gab. Scheiße, mit ein wenig Übung wäre wohl jeder Bauerntöpfel in der Lage, ein halbwegs einfaches Schloss mit einem Stück draht aufzudrösseln. Nur das Slicer nie die Geduld für diese Kleinigkeit hatte aufbringen können: Bis jetzt. Zugeben, seine Zusammenarbeit mit vielen Leuten hatte ihn bisher vor so viel Fingerspitzengefühl bewahrt. Dennoch wäre es gelacht, wenn er sich von einem dämlichen Stück Metal würde besiegen lassen.
    Das Grinsen über das Drehwerkzeug, den niedlichen, kleinen Spanner für das eigentliche Öffnen der Tür, hing ihm noch im Gesicht, als Isegrim etwas vom östlichen Archipel fasselte und dann einen Haufen bunter Stäbchen auf den Tisch fallen lies. Slicer grinsen wich Verwunderung. Als Isegrim ihm die Regeln erklärte und sich mit diesem wolfsähnlichen Grinsen zurücklehnte, was wohl die auffälligste Gemeinsamkeit zwischen ihnen beiden war, beugte Slicer sich Ungläubig über das gewirr von Holzstäben.
    "Die Spinnen doch, die Ostlinge." Nicht das er das östliche Archipel je besucht hätte. Doch wer sowas in seiner Freizeit spielte, hatte eindeutig zu viel davon.
    Isegrim machte es sich gemütlich, während Slicer sich seiner Handschuhe entledigte, sie grob in die Umhangstaschen stopfte und dann mit spitzen Fingern über dem Haufen Holz schwebte. Der listige Wolf bestellte Bier und flirtete mit der Schankmaid. Slicer konnte noch immer nicht glauben, vor wenigen Monaten einem verklemmten Novizen gegenübergesessen zu haben. Irgendwie hätte Slicer es amüsant gefunden, wenn die Schankmaid auf Isegrims Kommentar hin diesem eine saftige Ohrfeige verpasst hätte. Doch sie zeigte sich eher belustigt, wenn nicht sogar angetan. Dieser nordische Charmbolzen war ein Konkurrent in jeder Hinsicht, dachte Slcier sich sarkastisch und senkte dann die beiden Finger, um nach dem obersten Stäbchen zu greifen. Es lag frei, wie schön. Slicer lies es aus einiger Höhe demonstrativ auf den Tisch fallen. Ab da wurde es jedoch kompliziert. Isegrim bewachte jede seiner Bewegungen aufs schärftste. 5 Stäbe entfernte er, ehe bewegung in den Haufen kam und eine Hand voll dieser beliarverfluchten Dinger danebenrutschten. Der Stapel wurde erneut aufgebaut. Diesmal brach er schon beim zweiten Stäbchen zusammen. Das dritte Mal beim zehnten.
    "Verflucht. Verdammt. Mist." Slicer nagte auf der Unterlippe als er artig den Haufen wieder unordentlich aufschichtete.

  13. Beiträge anzeigen #113
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Mit dem zerknüllten Pergament in der Faust begab sich Red nach oben. Der Weg die Steinstiege hinauf war eine Qual. Seit dem Kampf in dem Kanal hatte sich der Zustand seines Körpers sehr verschlechtert. Das Knie schmerzte bei jedem Schritt und als er am Treppenabsatz ankam musste er einen Moment innehalten.
    Als der Schmerz abebbte setzte er den Weg fort. Die Tür lag direkt vor ihm, er konnte die Sonnenstrahlen sehen, die von der Straße her durch die Ritzen in sein Haus fielen. Seine Lust in diesen schönen, dennoch kalten Tag zu treten hielt sich jedoch stark in Grenzen. Er sollte wieder im Keller sein und diesen Schwarzmagier weichkochen. Doch nun musste er sich mit Volltrotteln, Trollköpfen und Idioten herumschlagen.
    Stöhnend griff er nach einer alten Pike, die vergessen und verstaubt an der Wand in seiner Nähe lehnte. Er stützte sich auf die und entlastete damit sein rechtes Bein. Der Stecken half das Gleichgewicht zu halten und schneller voranzukommen.
    Red stieß die Tür auf. Das Sonnenlicht blendete seine Augen. Er blinzelte.
    »Ihr habt nach mir gesucht?«, er hoffte das sein genervter Tonfall dem Geldeintreiber schnell klar machte, dass er keine Lust hatte ein ausführliches Gespräch zu führen.

  14. Beiträge anzeigen #114
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Am Eingang zum Hafenviertel

    "Vorrücken!" Es war das Signal, auf welches Feuermagier Vestos gewartet hatte. Zusammen mit weiteren Ordenskriegern hatte er unweit des Hafenviertels seine Position bezogen, um im Falle einer zu erwartenden Eskalation die notwendige Unterstützung bereitstellen zu können. Der betagte Bibliothekar des Ordens lief entschlossen und in Begleitung von Sir Roderic und weiteren Rittern in Richtung des Hafenviertels.

    In der Nähe des Tores stand regungslos die oberste Feuermagierin, die hinter einem magischen Schutzschild die Auseinandersetzung zwischen den Ordenskriegern und den aufständischen Bewohnern des Hafenviertels beobachtete. Feuermagier Vestos hatte nur einen Blick der Unverständnis für die noch immer untätige Feuermagierin übrig, als er mit weiteren Soldaten das Tor passierte, um die Kontrolle im Hafenviertel wiederherzustellen.

    Die aufständischen Bewohner hatten nur wenig Chancen gegen die schwergepanzerten Ordenskrieger. Als man die durchaus bedrohlichen Armbrustschützen ausgeschaltet hatte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Barrikaden auf den Straßen des Hafenviertels zerstört wurden. In der kurzen aber heftigen Auseinandersetzung vermochten es die aufständischen Bürger nicht, ihre Stellungen zu halten. Schmerzverzerrte wie wutentbrannte Schreie hallten durch die Gassen, als die Ordenskrieger auch die letzte der großen Barrikaden durchbrachen und die unnachgiebigen Bewohner getötet wurden.

    Danach war der Kampfgeist der übrigen Männer und Frauen gebrochen. Sich ihrer eigenen Unterlegenheit bewusst, warfen sie ihre Waffen zu Boden und ergaben sich. Der Aufstand im Hafenviertel war beendet.

    Maximus

  15. Beiträge anzeigen #115
    Waldläufer Avatar von Die Ordenskrieger
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    Das Hafenviertel

    "Durchsucht die Häuser, beschlagnahmt die Waffen und verhaftet die aufständischen Bürger!" befahl Sir Roderic seinen Männern, kurz nachdem die letzten Kampfhandlungen eingestellt wurden. Schweiß lief ihn angesichts der bedrohlichen Lage über die Stirn. Es war vermutlich dem raschen und koordinierten Vorgehen zu verdanken, dass in Folge der heftigen Auseinandersetzung keiner der Soldaten getötet wurde.

    Doch auch wenn die Bewohner ihre Waffen niedergelegt hatten, galt es den Druck aufrechtzuerhalten. Keiner der aufständischen Männer und Frauen sollte die Gelegenheit bekommen, sich im Schutze der Kapitulation neu zu formieren und möglicherweise Hinterhalte vorzubereiten. Indem die schwergepanzerten Soldaten ein jedes Haus durchsuchten und eine jede potentielle Waffe beschlagnahmten, sollte der Orden die Kontrolle über das Hafenviertel vollends zurückgewinnen.

    "Das war gute Arbeit!" stellte Feuermagier Daron fest, der nun ebenfalls die Bemühungen im Hafenviertel unterstützen wollte. "Es ist noch nicht vorbei." erwiderte Sir Roderic. "Die Bewohner mögen ihre Waffen niedergelegt haben. Ich bin mir aber sicher, dass es noch genügend Waffenverstecke gibt, die wir finden müssen." Abschätzend schaute Feuermagier Daron zu der noch immer am Hafentor verharrenden, obersten Feuermagierin und erwiderte: "Dann sollte wir uns mit der Suche beeilen. Gut möglich, dass unsere Bemühungen schon bald unterminiert werden."

    Stumm nickte Sir Roderic, als er wenig später seinen übrigen Männern befahl, ein nahestehendes Lagerhaus zu durchsuchen. Unterdessen hielten die Feuermagier Kalthar und Vestos unweit der Hafenkneipe ihre Predigten und klärten die verunsicherten Bürger darüber auf, dass der Orden große Anstrengungen unternommen hatte, um die Auswirkungen des roten Sumpfkrautes zu beseitigen.

    Maximus
    Geändert von Die Ordenskrieger (20.03.2018 um 12:44 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bastion

    Eigentlich war Dregas für die Drecksarbeit zuständig. Er war es, der im Namen des Grafen das Gesindel im Hafenviertel aufsuchte und sie notfalls mit Gewalt an die Bezahlung ihrer monatlichen Raten erinnerte. Nun sollte der Vollstrecker entgegen seiner Gewohnheit aber den Hauptmann der Stadtwache aufsuchen, der in Folge der Verwerfungen in Thorniara ebenfalls nicht daran dachte, seinen Kredit fristgerecht zu tilgen.

    Während Dregas die Schuldner im Hafenviertel meistens in kürzester Zeit ausfindig machten konnte, war es beim Soldaten im Dienste des Ordens überraschenderweise deutlich schwieriger. Das lag vor Allem daran, dass sich der Hauptmann der Stadtwache an Orten aufhielt, die für einen einfachen Bürger unzugänglich waren. So dauerte es auch eine Weile, ehe Dregas eine der Stadtwachen davon überzeugt hatte, mit dem Hauptmann sprechen zu müssen.

    Der zwielichtige Vollstrecker wartete in einem kleinen Raum der Bastion darauf, dass der Hauptmann der Stadtwache einige Minuten seiner Zeit entbehren konnte. Und so verging eine Weile, ehe sich die Tür öffnete und der rothaarige Hauptmann seine Stimme erhob: "Ihr habt nach mir gesucht?" fragte er sichtlich genervt.

    Dregas hingegen erinnerte sich an die Worte des Grafen. Bei einem Hauptmann der Stadtwache handelte es sich selbstredend nicht um einen unbedeutenden Mann, den man mit Drohungen und Gewalt zur Zahlung seiner überfälligen Raten bewegen konnte. Es galt also, die Form zu wahren ohne dabei die Dringlichkeit des Anliegens außer Acht zu lassen. "Das ist richtig." erwiderte Dregas. "Ich komme im Auftrag des Grafen. Er lässt Euch sein Bedauern darüber ausrichten, dass Ihr mit der Zahlung der vereinbarten monatlichen Raten in Verzug seid und hat mich damit beauftragt, die ausstehende Summe nunmehr von Euch persönlich einzufordern."

    Maximus

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    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichelviertel, Anwesen der Händlergilde

    "Ich freue mich, dass Ihr es so zeitnah einrichten konntet." sagte Gildenmeister Trevorius mit freundlicher Stimme, nachdem der Graf in seinem Arbeitszimmer platz genommen hatte. "Ich habe Euch eingeladen, weil wir angesichts unserer Fortschritte einige Angelegenheiten besprechen müssen. Insbesondere sollten wir unsere weitere Vorgehensweise abstimmen."

    Der Gildenmeister breitete einige Pergamente auf seinem Schreibtisch aus, ehe er erneut das Wort erhob: "Der Orden mobilisiert in diesem Augenblick seine Soldaten, um die Kontrolle im Hafenviertel wiederherzustellen. Ganz, wie wir es erwartet haben. Das bedeutet, dass wir in Kürze die säumigen Schuldner mit ihrer bevorstehenden Schuldknechtschaft konfrontieren werden. Ich gehe davon aus, dass es erneut zu Verwerfungen zwischen der Händlergilde und der Zitadelle kommen wird. Deswegen ist Euer Bericht über die zurückliegende Festnahme auch besonders besorgniserregend. Wie kam es dazu?"

    Maximus zuckte mit den Schultern, als er erwiderte: "Der Anlass dafür, war weniger ungewöhnlich. Mein Leibwächter tötete auf dem hiesigen Marktplatz einen Mann, der mich ganz offensichtlich töten wollte. Bemerkenswert ist nicht, dass mir irgendein dahergelaufener Abschaum nach dem Leben trachtet. Bemerkenswert ist, dass sich die Stadtwache nicht von meiner Immunitätserklärung beeindrucken ließ. Der Verdacht liegt nahe, dass die Zitadelle derartiges Vorgehen befohlen hat, um eine unvorteilhafte Reaktion unserer Gemeinschaft zu provozieren. Ein befreundeter Feuermagier veranlasste letztlich, dass die Untersuchungen eingestellt wurden."

    Nachdenklich nickte der Gildenmeister, als er sich einige Notizen machte. "Das Problem ist, dass wir keinen Informanten in der Zitadelle haben. Wir können also nicht mit Gewissheit sagen, dass die Zitadelle entsprechende Befehle erteilt hat. Vielleicht war es dem Übereifer eines Hauptmannes geschuldet, dass Ihr verhaftet wurdet. Wie dem auch sei. Der Vorfall ist Anlass genug, unsere Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Die von Euch verlangten Söldner werden daher bewilligt. Angesichts des Vorfalls sollten wir aber auch unsere weitere Vorgehensweise überdenken. Ich schlage vor, dass wir nicht etwa die Vollstrecker entsenden, um die säumigen Schuldner im Hafenviertel in die Schuldknechtschaft zu treiben. Ich halte es angesichts der ungewissen Lage für zielführender, zunächst unsere Absicht der Zitadelle gegenüber offenzulegen."

    "Ich verstehe." erwiderte Maximus. "Indem wir die Zitadelle darüber informieren, dass ein Großteil unserer Schuldner in Folge des Aufstandes nicht in der Lage ist, die Schulden fristgerecht zu bezahlen und somit die Schuldknechtschaft droht, geben wir ihr die Möglichkeit, gemeinsam mit uns eine Lösung für das Problem zu finden." Der Gildenmeister nickte zustimmend: "Ganz genau. Die Zitadelle soll glauben, wir sind an einer Zusammenarbeit interessiert und daran, eine für alle Seiten zufrieden stellende Lösung zu finden, ohne dass die säumigen Schuldner ihre Mündigkeit verlieren."
    Geändert von Maximus (20.03.2018 um 14:27 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Das Reichenviertel, Anwesen der Händlergilde

    "Ich gehe nicht davon aus, dass die Zitadelle über die notwendigen Finanzmittel verfügen kann, um die Schulden der Bevölkerung zu begleichen. Schließlich hat sie den von Euch unterbreiteten Vergleich bereits abgelehnt. Ich gehe auch nicht davon aus, dass sie eine ausländische Gilde mit weiteren Sonderrechten und Vergünstigungen ausstatten wird. Auch den Statthaltern wird bewusst sein, dass sie damit nur die Gleichgewicht des Marktes gefährdet. Ich bin angesichts unserer Erfahrungen in Myrtana aber auch nicht bereit, weitere Vergünstigungen zu akzeptieren, die nicht das Papier wert sind, auf dem sie verfasst werden. Denn im Falle einer für die Stadt ungünstigen Entwicklung des Marktes, würde man unsere Gemeinschaft einfach enteignen." fuhr Gildenmeister Trevorius fort. "Insofern hoffe ich, dass auch Ihr als Mitglied unserer Gemeinschaft keine Angebote akzeptieren werdet, die nicht materieller Natur sind. Wenngleich wir die Zitadelle an der vermeintlichen Problemlösung beteiligen, heißt das natürlich nicht, dass wir auch tatsächlich an einer Lösung interessiert sind. Wenn auch mit gezügelten Mitteln, verfolgt die Händlergilde auch weiterhin eine umfangreiche Schuldknechtschaft derjenigen Männer und Frauen, die ihre Schulden nicht fristgerecht zurückzahlen können."

    "Das liegt auch in meinem Interesse, Trevor." erwiderte der Graf. "Doch zunächst, so glaube ich, sollten wir über eine weitaus dringendere Angelegenheit sprechen. Wie mir zugetragen wurde, hat Sir Patrick seine finanzielle Unterstützung widerrufen. Logarius Scato ist mit der Rückführung seiner Investition beauftragt worden, habe ich nicht recht?"

    Der Gildenmeister war sichtlich überrascht, dass der Graf über derart brisante Informationen verfügte. Doch er hatte keine Wahl, als die unvorteilhafte Situation zuzugeben. Schließlich hatte er den Grafen auch deswegen ins Anwesen der Händlergilde eingeladen, um ihn für eine weitere Investition zu begeistern. "Das ist richtig." erwiderte Gildenmeister Trevorius daher. "Auch das ist einer der Gründe, für meine Einladung. Entgegen unserer Bemühungen hat Sir Patrick beschlossen, das Expansionsvorhaben auf Argaan nicht länger zu unterstützen. In zehn Tagen werden wir Logarius Scato die Investitionssumme auszahlen müssen, der diese dann zurück ins Herzogtum Rivellon überführen wird. Es ist eine beträchtliche Menge Gold, die durchaus den Fortbestand unserer Gemeinschaft sicherte. Der Wegfall wäre daher auch eine beträchtliche Einschränkung in unserer Handlungsfähigkeit."

    Nachdenklich stand der Gildenmeister auf und schaute aus einem der Fenster seines Arbeitszimmer. "Ich würde Euch nicht fragen, wenn es nicht notwendig wäre. Ich kenne Eure Zahlen, Maximus. Ich weiß, dass Ihr zu den wohlhabendsten Mitgliedern unserer Gemeinschaft gehört. Sollte es Euch also möglich sein, die Investitionssumme des Sir Patrick zu übernehmen, würdet Ihr damit unseren Fortbestand auf Argaan sichern. Mir ist natürlich auch bewusst, dass ein Mann Eures Standes eine solche Investition nicht tätigt, ohne davon profitieren zu wollen. Sollten wir also übereinkommen werde ich sämtliche Handelsbeschränkungen für Euch aufheben lassen."

    Maximus
    Geändert von Maximus (05.06.2018 um 08:42 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    Redlef blieb mit der Pieke in der Hand in der Tür stehen, bis der Gesandte sein Anliegen vorgebracht hatte. Bei den letzten Worten schloss er kurz die Augen. Es hatte ja so kommen müssen, irgendwann.
    Die Antwort war ein Schweigen. Red setzte den Stiel der Pieke vor und setzte seinen Weg bis zum Schreibtisch fort. Er versuchte sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen, doch wahrscheinlich waren sie dennoch offensichtlich. Er sollte nicht einmal hier sein, dachte er verbittert. Als Hauptmann der Wache sollte er jetzt am Hafen sein. Er sollte dort für Ordnung sorgen und die Sache wieder in Ordnung bringen. Es war seine Aufgabe die Menschen zu beschützen, zur Not auch vor sich selbst. Auf dem Weg von seinem Haus zur Bastion hatte er den Tumult aus dem Hafen gehört.
    Doch in seinem jetzigen Zustand war er Niemandem eine große Hilfe im Kampf. Er konnte sich ja kaum auf den Beinen halten. Nach der Lehne seines Stuhles greifend, um sich an ihr abzustützen, lehnte er sie Pieke an die Wand neben dem kleinen Fenster in seiner Schreibstube und setzte sich dann.
    Auch hier wollte er gerade nicht sein. Im Kerker war sein Platz. Er musste so schnell wie möglich die Geheimnisse aus diesem Rabenweil herausquetschen. Die Magier, besonders die Oberste Feuermagierin, würden schon bald mehr über die ganze Sache wissen wollen und war ihm ein großes Anliegen sie, die Oberste Feuermagierin, nicht zu enttäuschen.
    Also galt es diesen Kerl schnell abzuwimmeln und seiner Arbeit weiter nachzugehen.
    »Ich bedaure es ebenfalls, doch Ihr und vor allem der verehrte Herr Graf werden sicherlich Verständnis dafür haben, dass die derzeitige Situation in der Stadt mich vollkommen eingespannt hat. Meine Aufgabe besteht vorrangig aus dem Schutz der Stadt und ihrer unschuldigen Bürger, auch der Zugereisten. Zudem sind Ausgaben angefallen, die so nicht geplant waren.« Er hatte sich einen vollkommen neuen Satz Kleidung beschaffen müssen, inklusive neuer Stiefel, die, wie alles in der derzeitigen Situation, nicht günstig gewesen waren. Der Gestank des Kanals war nicht zu vertreiben gewesen und so war verbrennen die einzige Möglichkeit geblieben. »Daher richtet dem Grafen doch bitte mein größtes Bedauern aus: Ich werde diesen Monat kein Geld bringen können. Nächsten Monat sollte es dann wieder besser laufen und ich kann meine Schulden wieder fristgerecht begleichen.«
    Er sah den Schuldeneintreiber eindringlich an.
    »Ich habe gerade auch kein Geld bei mir, also werde ich Euch leider mit leeren Händen zurückschicken müssen. Verzeiht.«
    Für Redlef war die Sache damit geklärt und er wandte sich ein paar Pergamenten zu, die er alibimäßig auf dem Schreibtisch zu ordnen begann.
    »Das war es dann, Ihr dürft wegtreten.«

  20. Beiträge anzeigen #120
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    Das Reichenviertel, Anwesen der Händlergilde

    Abschätzend nickte der Graf, als er das Angebot des Gildenmeisters vernahm. Die in der Gildensatzung festgelegte Geschäftsbeschränkung war eine umfangreiche Bestimmung, die es den Mitgliedern der Händlergilde untersagte, mit bestimmten Waren und Dienstleistungen zu handeln. Die Händlergilde versuchte stets das Bild einer wohlwollenden und rechtschaffenen Gemeinschaft zu zeichnen. Deswegen war beispielsweise der Handel mit Sklaven oder Giften strengstens untersagt. Die sogenannte Befreiung der Geschäftsbeschränkung war ein äußerst seltenes und noch immer hochbrisantes Mittel, um einigen wenigen Händlern das Privileg zu erteilen, mit eben solchen verbotenen Waren zu handeln.

    Wenngleich es äußerst attraktiv erschien, hielt es Maximus doch für unnötig. Der Graf wollte sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen und stattdessen ein Mitglied der Gilde einsetzen, welches die Geschäfte für ihn abwickeln soll. Die Aufhebung der Geschäftsbeschränkung machte also nur Sinn, wenn Maximus auch tatsächlich mit Waren handeln wollte, die dieser Beschränkung entgegenstanden. Das war jedoch nicht geplant. Dennoch konnte der Graf einen nicht unwesentlichen Teil seines Vermögens nicht ohne Gegenleistung in die Bestrebungen der Händlergilde investieren. "Nun gut... zusätzlich zur Aufhebung der Geschäftsbeschränkung verlange ich auch die Zuteilung eines angestellten Händlers. Er soll meine Interessen auf Argaan vertreten und die Geschäfte abwickeln."
    Geändert von Maximus (05.06.2018 um 08:51 Uhr)

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