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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Am Eingang zum Hafen

    Es war ungewöhnlich kalt, als Hierodius Lex einmal mehr seine Schicht am Hafentor antrat. Noch immer hatten die Soldaten der Stadtwache den Befehl auszuführen, den Zugang zum Hafenviertel zu sperren und jedweden Austausch mit den dortigen Bewohnern zu verhindern. "Habt ihr auch schon mitbekommen, dass sie immer weniger Brot rausgeben?" fragte einer der Stadtwachen. Es war ein beliebtes aber weniger tiefgründiges Thema unter den Soldaten. Durch den anhaltenden Aufstand und den schwierigeren Anbaubedingungen der hiesigen Bauernhöfe, wurden die Lebensmittelrationen für die Angehörigen des Ordens und den Soldaten der Stadtwache immer weiter rationiert. Dass aus den Notreserven der Stadt auch die Bürgerinnen und Bürger über die Armenspeisung versorgt werden mussten, sorgte ebenfalls für eine weitere Reduzierung der Mahlzeiten. "Brot? Hattest du welches? Ich habe heute gar keins bekommen!" stellte ein anderer fest.

    "Achtung!" stieß Hierodius Lex aus, als er eine Gruppe von Ordenskriegern auf sie zukommen sah. "Die Stadtwache wird auf ausdrücklichen Befehl des Ordens und mit sofortiger Wirkung von ihren Pflichten am Hafentor entbunden." sagte einer der Ordensritter mit fester Stimme. Offenbar hatten die Feuermagier beschlossen, dem Treiben im Hafenviertel ein Ende zu setzen. Dass die Stadtwache die Bemühungen des Ordens aber nicht unterstützen sollte, machte den breitgebauten Weibel stutzig. Er wusste allerdings auch, welchen Platz er in der Hierarchie einnahm. Als einfacher Weibel, noch dazu ohne jegliche Zugehörigkeit zum Orden, hatte er dem ranghohen Ordensritter keine Widerworte zu geben. "Zu Befehl!" erwiderte Hierodius Lex und signalisierte seinen Soldaten den sofortigen Abzug.

    "Wunderbar! Dann können wir uns jetzt in der Bastion etwas aufwärmen." freute sich einer der Stadtwachen. "Natürlich nicht!" erwiderte Hierodius Lex. "Wir nutzen die Gelegenheit und werden die Präsenz im Reichenviertel erhöhen. Die Bürger haben sich bereits zu Recht darüber beschwert, dass die Stadtwache dort nicht mehr zugegen ist. Also Abmarsch!"

  2. Beiträge anzeigen #82
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline

    Das Tempelviertel

    Wie es die oberste Feuermagierin entschieden hatte, hatte Kalthar das Mittel gegen den roten Wahnsinn soweit zerstäubt, als das es über die betroffenen Viertel ausgebracht werden konnte. Dafür hatte der hochgewachsene Alchimist bereits drei geeignete Positionen ermitteln können, an denen die kleinen Holzschatullen mit dem wertvollen Pulver geöffnet und unter Manipulation des Wetters verteilt werden sollten. Weil der Zerstäubungsprozess die volle Konzentration des Magiers abverlangte, hatte Kalthar noch keine Gelegenheit gefunden, sich über die in seinen Augen engstirnige Entscheidung der obersten Feuermagierin zu ärgern.

    Es waren solche kurzsichtigen Impulsentscheidungen, welche nicht nur die Mitglieder des Ordens, sondern auch die Bewohner der Stadt schon einmal in Gefahr gebracht hatten. Noch immer war Feuermagier Kalthar davon überzeugt gewesen, dass nicht zuletzt auch die Duldung einer Schwarzmagierin hinter den Mauern dieser Hafenstadt dafür gesorgt hatte, die Entwicklung und Verbreitung des roten Sumpfkrautes zu beschleunigen. Nicht weniger fragwürdig fand der hochgewachsene Magier außerdem, dass ihm die weiterführende Untersuchung der Droge massiv erschwert wurde. Indem das Gegenmittel auf Entscheidung der obersten Feuermagierin großflächig über die betroffenen Viertel ausgebracht werden sollte, war es für die Alchemisten des Ordens unmöglich, die Anzahl der durch die neuartige Droge betroffenen Bewohner zu ermitteln, noch mögliche Ausbreitungsverläufe zu erkennen.

    "Die Ordenskrieger sind in Position!" sagte Sir Roderic und riss den Feuermagier aus seinen Gedanken. "Davon gehe ich aus. Wohl an denn, gehen wir." erwiderte Kalthar. Er hatte einige weitere Ordenskrieger in die Nähe des Hafenviertels verlegen lassen, als es die übrigen Magier vorgesehen hatten. Kalthar wusste, dass mit Heilung des roten Sumpfkrautes nicht auch der Aufstand gebrochen wurde. Dass viele der Erwählten Innos' aber scheinbar davon ausgingen, dass der Widerstand gegen ihrer selbst nur das Werk eines Schwarzmagiers sein kann, bekräftigte Kalthar nur darin, den Orden als Konstrukt zu hinterfragen.

    "Ich grüße Euch, Kalthar. Auf dass Euer Gegenmittel wirkt!" sagte Feuermagier Daron, der sich ebenfalls zum Hafenviertel aufmachte. "Das wird es." entgegnete Kalthar trocken. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Feuermagier in Begleitung der Ordenskrieger den Eingang zum Hafenviertel und damit die übrigen Soldaten erreichten. Kalthar zog währenddessen ein kleines Pergament aus seiner Robe, auf welchem er die drei errechneten Standorte eingetragen hatte. "Ich werde diese Position einnehmen." sagte er und zeigte auf eine eingekreiste Stelle. "Vestos wird sich hier aufhalten und die oberste Feuermagierin wird von hier aus das Wetter beeinflussen. Die Positionen sind allesamt außerhalb des Hafenviertels. Die Ordenskrieger sorgen nur für unsere Sicherheit."

    Während die Soldaten ihre Stellung bezogen, schaute Feuermagier Daron skeptisch auf das Pergament. "Mhmm... und was mache ich?" fragte er. Kalthar hingegen seufzte genervt und antwortete: "Der Orden soll massive Präsenz zeigen. Deswegen seid Ihr hier."

    Maximus
    Geändert von Maximus (20.02.2018 um 18:38 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #83
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Maximus ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    "Persönliche Einladung..." las Maximus mit sarkastischem Ton vor. Es war bedauerlich, dass der Gildenmeister noch nicht einmal seinen ersten Sekretär entsandte, um dem Grafen diese Einladung persönlich auszusprechen. Stattdessen schickte er einen namenlosen Boten, der das versiegelte Pergament einfach unter dem Türspalt durchschob. Als Maximus die wenigen Zeilen der Einladung gelesen hatte, warf er sie in das Feuer seines Kamins. Statt ihm die geforderten Söldner zum eigenen Schutz zur Verfügung zu stellen, wollte der Gildenmeister wohl zunächst einige Formalitäten geklärt wissen.

    Insgeheim wusste der Graf natürlich, dass Gildenmeister Trevorius mit der Einladung ein anderes Interesse verfolgte. Wie Maximus erfahren hatte, ließ der Edelmann Sir Patrick durch seine rechte Hand Logarius Scato ausrichten, dass er die finanzielle Unterstützung des Expansionsvorhaben auf Argaan aufhob. Neben dem Edelmann Sir Dante, der in Stewark alles andere als gute Geschäfte machte, war der Graf das einzige Mitglied, welches über genügend Gold verfügte, um diesen Verlust auszugleichen. "Eine gute Position..." dachte sich Maximus. Die Händlergilde musste liquide bleiben und brauchte weiteres Gold, um die bevorstehenden Investitionen zu tätigen. Natürlich würde der Graf die fehlenden Mittel zur Verfügung stellen. Er würde dafür aber auch weitere Sonderrechte innerhalb der Händlergilde verlangen.

    "Adalbert! Meinen Mantel!" befahl Maximus und erhob sich aus dem Kaminsessel. Wenige Augenblicke später verließ er in Begleitung seines Leibwächters das Anwesen und lief zielgerichtet in Richtung der Gildenhalle der Händlergilde. Aus dem Blickwinkel entdeckte er einen kleinen Trupp von vier Soldaten der Stadtwachen und glaubte dort auch denjenigen Mann zu erkennen, der ihn vor wenigen Tagen unberechtigter Weise festnahm. Mit einem Kopfnickten und einem arroganten Lächeln begrüßte der Graf den breitgebauten Soldaten aus der Ferne und setzte seinen Weg weiter fort.

  4. Beiträge anzeigen #84
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Das Essen war verspeist, der Wein getrunken und die Frage, was Isegrims Mithilfe an Wert besaß, stand nun zwischen dem Dieb und dem Ganoven im Raum. Ein Seufzer kam über die Lippen des Nordmannes, während seine Finger über das lädierte Holz des Tisches trippelten. Dann schüttelte er den Kopf und hob die Schultern.
    "Ich mag es selber kaum glauben", sprach er und sah Slicer an, "Aber ich verlange keine Gegenleistung. Ich bin zwar ein Dieb, besitze aber ein gewisses Ehrgefühl, vielleicht das Einzige, was von der Erziehung meines Vaters hängen geblieben ist. Und sei es nur die Ehre unter Verbrechern wie uns. Als wir uns damals in der Wildnis am Lagerfeuer trafen, hat unser Gespräch mir den Schubs in Richtung 'Heimat' gegeben. Zwar lief am Silbersee nicht alles glatt, aber letztlich führte mich dieser Anstoß hier hin. Und nun ... geht es mir nicht unbedingt schlecht. Dach über dem Kopf, keinen Hunger und oft trockene Klamotten. Mehr als ich lange in meinem Leben hatte." Er grinste nun wirklich. "Heißt, ich werde dir helfen, nicht weil ich auf Gold aus bin, sondern vielleicht auf ein Paar Augen im Schatten, einen Dolch im Dunkeln ... der mir vielleicht irgendwann, wenn ich am Boden bin und die Ratten sich um mich sammeln, ebenso wenig nach Belohnung und Reichtum fragt, sondern hilft, weil er helfen will."
    Nun lachte Isegrim wirklich auf. "Etwas Frommes ist wohl doch hängen geblieben", murmelte er, "Aber du weißt, denke ich, wenn du die pathetische Verpackung um die Worte nimmst, was ich meine. Ich kann mich mit dem Türsteher hinsichtlich der Urkunde in Verbindung setzen und dann mal im Kerker horchen, wer denn etwas über die Althoffs sagen kann. Manche dort sind - bei der Aussicht auf Belohnung oder Schmerz - ziemlich redselig."
    Isegrim bedeutete der Schankmaid, dass er noch zwei Gläser Wein wollte. Als sie am Tisch waren, prostete er Slicer zu.
    "Natürlich nehme ich mir das Recht, guter Slicer, nebenbei auftauchende Goldmünzen einzusacken. Ich muss ja auch von etwas mehr als dem einfachen Sold leben, wenn du verstehst."

  5. Beiträge anzeigen #85
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Das Hafenviertel

    "Bemerkenswert." murmelte Tingalf, als er die vielen Soldaten und zwei Magier des Ordens erblickte. Scheinbar hatte die Stadt endlich erkannt, dass sich der Widerstand nicht durch bloßes Warten auflöste. Möglicherweise wollte der Orden aber auch nur seine Macht demonstrieren und die aufgebrachten Bewohner des Hafenviertels durch schwere Rüstungen und prachtvolle Zweihänder einschüchtern. Für Tingalf war das alles ohne Bedeutung. Er hatte genaue Instruktionen erhalten. Im Falle eines Zugriffes durch die Soldaten des Ordens sollte sich mit Waffengewalt zur Wehr gesetzt werden. Dafür waren einige Waffenverstecke angelegt worden, die zumindest für ein dutzend der wehrfähigen Männer ausreichten. Es war auch gar nicht das Ziel, die Kontrolle über den Hafen zu erhalten. Das Blutvergießen sollte nur der Höhepunkt und gleichzeitig auch das Ende des Widerstandes bedeuten.

    Die Männer, die sich dem Orden mit gezogener Waffe entschlossen entgegen stellen werden, sollten getötet werden. Die Stadt sollte die Ordnung im Hafenviertel wieder herstellen können und über die einfältigen Bewohner triumphieren. Dass sich die Magier gerade zu diesem Zeitpunkt entschlossen hatten, den Aufstand zu brechen, kam für Tingalf und den anderen Drahtziehern nur recht. Denn die Lebensmittelvorräte neigten sich dem Ende. "Sie kommen! Sie kommen, uns zu töten!" schrie ein Mann durch die Gassen des Hafenviertels. Tingalf hingegen verhielt sich unauffällig und versuchte die Szenerie einzuschätzen. Er hatte in den vergangenen Wochen als Rädelsführer fungiert und wollte die Aufmerksamkeit nun an andere Bewohner abgeben. Denn zweifelsohne beobachteten die Ordenskrieger nun sehr genau, wer die übrigen Männer und Frauen weiter aufwiegelte.

    Durch die wochenlange Indoktrinierung hatte sich der Widerstand gegen die Obrigkeit ohnehin verselbstständigt. Ohne dass Tingalf oder die anderen Drahtzieher aktiv werden mussten, würden sich die Bewohner zur Wehr setzen. Diejenigen, die mit Waffen ausgerüstet wurden, sollten die Speerspitze bilden und an vorderster Front gegen die hoffnungslos überlegenen Ritter kämpfen und sterben. Der Tod dieser Männer sollte für die übrigen Bewohner Signal genug sein, den Widerstand zu beenden und sich kampflos zu ergeben.

    Maximus

  6. Beiträge anzeigen #86
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Der Ganove lauschte Isegrim durchaus mit ernstem Gesicht. Die ehrliche Direktheit Isegrims beeindruckte Slicer schwer. Sicher, sie waren beide Kriminelle. Nach außen hin wussten sie eine Maskerade zu wahren, doch im tiefsten Inneren waren sie von der Gesellschaft verhasst, verachtet. Und doch... war es genau jener Schlag an finsteren Seelen, die Slicer schätze. Menschen denen man vertrauen konnte. Unzuverlässlige Diebe gab es zuhauf. Dreckige Bastarde wie Warrick Maurice oder Reinhard Lehner, die für eine Goldmünze alles und jeden riskiert hätten. Doch die Männer, die erfolgreich waren, waren es deshalb, weil sie zusammehielten. Echte Kerle mit Ehre in den Knochen. Slicer nahm den Wein dankbar an. Im Gedanken war er bei jenen, die im Laufe der Jahre seinen Weg gekreuzt hatten. Noctal und Lukar, beide zähe Hunde und gute Freunde. Und nun, Isegrim, der nordische Teufel.
    "Ich sehe, Isegrim, wir sind vom selben schlag. Habe ich mich an dem Lagerfeuer doch nicht in dir getäuscht als ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich halte viel von deinem Angebot und werde es in Ehren halten. Männer wie wir überleben, in dem sie sich in den Rücken freihalten. Darauf kannst du dich bei mir verlassen."
    Ebenso wie Isegrim sich darauf verlassen konnte, einen schmerzvollen Tod zu sterben, sollte er es sich irgendwann anders überlegen und erneut die Seite wechseln. Doch Slicer glaubte nicht daran. Isegrim hatte etwas, das niedere Schmalspurganoven wie Mehrus und Warrick niemals gehabt hatten. Dankbarkeit. Ehre. Und eine schmerzvolle Vergangenheit, die ihn in beiden Werten bestärkt hatte.
    "Klingt, als hättest du Erfahrung damit, Leute zum Reden zu bringen." Der Schrei eines alternden Mannes verhallte in Slicers Gedanken, sein rechtes Auge zuckte. Er verscheuchte den Gedanken mit einer Geste, als würde er eine Fliege davonjagen.
    "Bedauerlich das ich das selbst nicht übernehmen kann. Nun, sagen wir, nicht in dieser Aufmachung. Da müsstest du mich schon als Mitgefangenen in die Zelle schmuggeln. Eingesperrt für zwei Tage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses."
    Slicer kicherte.
    "Ich kann gut verstehen, dass dir der karge Sold und die Rationen nicht unbedingt einen Wohlstandsbauch bescheren. Das, oder du isst und trinkst in der Taverne, weil du deine Kameraden auf Beliar komm raus nicht ausstehen kannst. Wie hast du den Orden überhaupt dazu bekommen, dir einen solchen Posten zukommen zu lassen? Mich würden sie bei der blossen Anfrage wohl in den Kerker sperren."
    Mit diesen Worten erwiderte er den Trost und lies sich die freundliche Geste seines neuen Partners ordentlich munden. Der leicht saure Wein lag ihm schwer auf der Zunge, spühlte die malzige Bitterkeit des Bieres davon.
    "Solltest du des Dienens doch irgendwann Müde werden, kann ich dir den Wiedereinstieg bei Ethorn sicherlich erleichtern. Diesmal nicht in der Kutte eines albernen Novizen. Ich kenne einige aufrechte Leute, die ebenso ungerne den Buckel krumm machen wie wir. Sie sind ganz in Ordnung, und mit deiner neuen Einstellung.... du würdest dich bei ihnen wohlfühlen. Überleg' es dir." Mit diesen Worten lies Slicer sich den Rest des Weines schmecken. Das Angebot für die Zukunft war durchaus ernst gemeint. Ironischerweise zog es Slicer aber selbst nicht mehr stark nach Silbersee zurück. Die Geschäfte dort liefen gut. Seine Aufgaben waren müder routinekram, die Wirtschaft eh noch in den Kinderschuhen. Thorniara dagegen... hier gab es die fette Beute. Der Drache hatte noch nicht alles verwüstet, was man mitgehen lassen und zur Not irgendwo am anderen Ende der Welt zu Gold machen konnte.

  7. Beiträge anzeigen #87
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    Isegrim ist offline
    "Ich bin Soldat", antwortete Isegrim schlicht, "Meine Grundausbildung war anstrengend, aber ich habe bewiesen, dass ich zumindest in Uniform nicht völlig talentlos bin, was das Führen angeht. Auch war ich älter als ein Großteil der anderen Rekruten. Zur Armee kam ich aufgrund meines Bruders ... nicht weiter wichtig, konnte zwischen dem Tod in Nordmar oder dem Dienst im Orden wählen. Und du weißt, dass mir mein Hals doch einiges wert ist." Ein breites Grinsen. "Aber auf dein Angebot komme ich vielleicht zurück. Wir sollten beizeiten mal ... Kontakt mit diesen deinen aufrechten Leuten suchen."
    Dann schwand das Grinsen, als er an den Kerker dachte. An die Effizienz der dortigen Wachen. "Ich schmuggle dich dort nicht rein. Die Jungs dort sind Profis, was ihre Arbeit angeht. Es wird schon ein Ritt auf Messers Schneide, direkt am Abgrund, wenn ich dort nur hingehe und denen erzähle, dass ich mit den Häftlingen sprechen will. Und du weißt ... zuviel Aufmerksamkeit und mein Doppelspiel fliegt auf. Und dann ist mir der verdammte Galgen sicher." Er schüttelte den Kopf. "Wir müssen wohl in eine andere Richtung gehen. Die Althoffs werden doch sicherlich Besitz haben. Lager vielleicht. Irgendwas, wo sie vielleicht was Schriftliches liegen haben. Beweise. Informationen, lieber Slicer, sind heutzutage wertvoller als jeder materielle Besitz. Wissen, das du anderen voraus hast, kann mehr Menschen töten als jede Waffe."
    Isegrim wusste das. Er hatte oft genug denunziert und spioniert. Spione waren in Kriegen oftmals siegreicher als tausend Mann starke Armeen.
    "Aber da ranzukommen, das wird schwierig. Wie siehts mit denen ... mh, Fertigkeiten aus? Kriegst du Schlösser geknackt? Flinke Hände, die was aus Taschen ziehen können?"

  8. Beiträge anzeigen #88
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    "Das Führen hm? Gebe zu, dieses Talent habe ich nicht in dir gesehen. Sah in dir mehr den einzelgängerischen Tunichtgut. Erstaunlich, was manchmal ins uns steckt. Wer weis, vielleicht hätte ich ja einen ganz passablen Barbier oder Heiler abgegeben." Slicer sprach dies nur halb im Spaß aus. Er wusste nur zu gut, das ein Heiler mindestens ebenso viel aushalten können musste wie ein hartgesottener krieger. Klaffende Wunden, Schreie um Gnade, der Tod im Auge des Mannes der vor einem lag. Wieviele harte Seelen ihre Existenz wohl als unterbezahlter Heiler verschwendeten, wo doch das schnelle Geld wartete?
    Abwehrend hob Slicer die Hände. "Keine Sorge, ich hatte nicht vor, Vorzeitig in den Knast zu kommen. Weder freiwillig noch unfreiwillig. Vorallem nicht in den Kerker von Thorniara. Nicht sollange Redlef dort das sagen hat." Slicer schauderte. Unter den Kriminellen galten Redlef und seine Untergebenen als eine Art bedrohlicher Todesengel. Niemand wollte zu ihnen hinter die eisernen Gardinen müssen.
    "Was auch immer sie besitzen, es befindet sich nicht in den 'gutbetuchten Gegenden'." Slicer hob beide Finger einer Hand und wippte sie zwei mal auf und ab. "Ihr Gebiet ist der Dreck, die Armut. Statt Häusern und Gold besitzen sie Menschen. Informationen. Ironie des Schicksals. Sie sind eigentlich diejenigen, die man fragt, wenn man jemanden finden will."
    Slicer grinste als Isegrim eine bedeutende Wahrheit aussprach.
    "Recht hast du. Wissen ist Tödlich in diesen.... nein, eigentlich in allen Tagen. Allerdings, tote Menschen sind wertlos. Menschen die Angst haben dagegen.... die sind das wirklich kostbare Gut. Aber auch an ihre Furcht kommt man erst heran, wenn man weis wie man ihnen ihre geliebte Sicherheit zerschlagen kann." Slicer schnippte gegen den Weinbecher, so das dieser bedrohlich nah an der Tischkante wippte. Als er zu kippen drohte, fing er ihn geschickt auf und stellte ihn Kopfüber wieder auf das zerkratze Holz. Er beugte den Kopf nach unten und flüsterte: "Und wenn sie sich schon im freien Fall wähnen, kommen wir und bieten ihnen heldenvolle Errettung von ihrem Leiden. Wie gesagt, ich laufe nicht rum und meuchle wahllos. Selbst ein beendetes Leben soll gut investiert sein."
    Er hob Kopf und Schultern wieder an. Interessiert verschränkte er die Arme, brach jedoch in einem überraschten Lachen aus, als Isegrim seine Fähigkeiten ansprach.
    "Ein paar geklaute Goldmünzen oder ein wichtiges Dokument waren nie das Problem. Nicht das ich das zuletzt noch nötig gehabt hätte. Aber was Schlösser angeht.... mein Weg in ein Haus führte mich bisher meist durch eine freiwillig geöffene Tür. Wenn nicht... hatte ich kompetente Hilfe. Entweder von fähigen Männern oder einem kräftigen Stiefel."
    Er zwinkerte.
    "Zusammenfassend gesagt: Ausbaufähig. Ich nehme an, du hast mehr Erfahrung? Schon die eine oder andere Asservatentruhe geöffnet?"

  9. Beiträge anzeigen #89
    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline

    Im Hafenviertel

    Kjarl verzog das Gesicht, während er durch die Ritzen des Holzverschlages am Fenster der kleinen Hütte schaute. Warum war er nochmal hergekommen? Er hätte längst weg sein können. Er wandte sich ab und setzte sich neben den buckeligen Jakub ans die abgedeckte Feuerstelle. Die Männer schwiegen eine Weile und aßen etwas Brot und Wurst, die Kjarl mitgebracht hatte. "War schon immer Scheiße hier.", brummte Jakub schließlich, zwischen zwei großen Bissen, "Aber in letzter Zeit ist es noch schlimmer geworden. Früher wusstest du wem du aus dem Weg gehen musstest und wann du besser nicht an verschiedenen Ecken aufkreuzen solltest. Dann kamen diese Pisser aus dem Wald und haben hier die Unterwelt aufgemischt und seither geht alles den Bach runter. Wenn du jetzt nicht aufpasst, dann wirst du plötzlich von deinem Kumpel abgestochen, weil er das falsche Zeug geraucht hat." Kjarl hörte der Geschichte schweigend zu und nickte ab und an. Er hatte die Geschichte so oder ähnlich schon von anderen gehört. Und doch hatte er sich in der letzten Nacht durch die Kanalisation geschlichen, um Jakub aufzusuchen. Er war stets ein verlässlicher Informant und Geschäftspartner gewesen.

    "Was machen die Burschen?", fragte der Bucklige schließlich. Kjarl zuckte mit den Schultern und reichte Jakub noch etwas Brot, welches der Bucklige gierig ergriff. "Sie kämpfen sich durch. Essen fehlt und warme Kleidung. Und die Stadtwächter waren in letzter Zeit ein paar Mal unter der Stadt." Kjarl machte eine Pause. "Ich glaube, sie haben Angst." Der Jäger beobachtete das kleine Feuer und ließ seine Gedanken streifen. Die Enge der Stadt schien die Leute verrückt zu machen. Kein Wunder, das es irgendwann zu Mord und Totschlag kommen musste.

    "Wann verschwindest du?", fragte Jakub nach einer Weile und goß sich einen Schluck billigen Schnapses in die Kehle. "Bald.", antwortete Kjarl leise. "Ich will hier nicht mehr sein." "Kommst du raus?", fragte der Bucklige. "Irgendwie.", brummte Kjarl. Er würde einen Weg finden.

  10. Beiträge anzeigen #90
    Ritter Avatar von Falko
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    Falko ist offline
    Als wäre Beliar oder Innos höchstpersönlich hinter ihm her rannte Falko durch die Straßen. Obwohl er sein bestes tat rannte Falko einige über den Haufen, die ihm wütend hinterher schrien. Er hörte nicht zu, denn es gab größere Probleme. Er schaute nach hinten, wo eine Gruppe sich an seine Fersen hefteten. „Bei Beliars Arsch.“ Fluchte Falko. Die Typen waren ihm näher gekommen, trotz aller Versuche sie abzuhängen. Anders als Falko versuchten sie nicht einmal Passanten aus den Weg zu gehen. Gleich einen Oger stießen die Kerle einfach alles um. Der vorderste Mann sah sogar ein wenig aus wie ein kleinerer Oger, groß und hässlich wie der war. Vielleicht sollte er ihnen die Geldbörse wiedergeben. Dann hätten die Typen keinen Grund mehr, ihm zu verfolgen, richtig? Dieser Gedanke wurde richtig attraktiv, bis er wieder in die wütenden Fratzen sah. Das war keine gute Idee. Plötzlich teilte sich die Gruppe, vermutlich um ihn den Weg zu versperren. Beinahe hätte Falko gelächelt. Endlich hatte er einmal Glück an diesen verfluchten Tag!

    Wieder warf Falko jemanden um, bevor er in einen der vielen Gassen der Stadt rannte.Nach einiger Entfernung machte Falko abrupt kehrt und rannte zurück.Direkt zum Ogergesicht, welcher gerade die Gasse betrat, zu überrumpelt um zu bremsen. Kopf? Bauch? Nein, tiefer. Mit voller Kraft schlug Falko duckend mit den Ellbogen zwischen den Beinen. Der Aufprall gegen seinen Ellbogen war enorm und er fiel rücklings auf den Rücken. Ogergesicht flog über ihn hinweg und lag stöhnend auf den Boden. Falko rieb sich den Ellbogen und rappelte sich auf, während er betont auf den Oberkörper des Mannes schaute. Er wollte nicht wissen ob „etwas“ den Aufprall überlebt hatte oder nicht. Während Falko Luft holte, betrachtete den Ogergesicht der keinen Anstalt machte aufzustehen. Für so einen großen Mann nach nur einen Schlag auf auf den Boden zu liegen war irgendwie Armselig,selbst wenn es gegen eine empfindliche Stelle war. Kurz überlegte Falko ob er Ogergesicht nach Wertvollen durchsuchen sollte oder den anderen Verfolgern auflauern sollte, verwarf diese Idee aber sofort. Er wollte sein Glück nicht herausfordern und verschwand in den Gassen und Menschenmengen.
    Geändert von Falko (28.02.2018 um 01:22 Uhr)

  11. Beiträge anzeigen #91
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Françoise ist offline
    Am Rande des Hafenviertels positionierte sich Françoise, in ihren Händen die kleine Schatuelle von Kalthar. Darin befand sich das präparierte Gegenmittel, welches hoffentlich dem Wahn ein Ende bereitete. Die Priesterin war sich bewusst, dass dies erst der Anfang wäre. Was wesentlich länger dauern würde, war die Wiederherstellung des Vertrauens. Dort half kein Gegenmittel und auch kein Zauber. Doch je weniger Menschen jetzt zu Schaden kämen, desto besser standen die Chancen für Frieden und Ordnung.
    An der Seite der obersten Feuermagierin befanden sich Leonard und Jeffrey. Die beiden Magier sollten helfen, die unberechenbaren Küstenwinde unter Kontrolle zu bekommen. Es war essentiell für den Erfolg ihres Unterfangens. Ebenso wichtig war die Sicherheit der Magier während des Rituals. Zu diesem Zweck befand sich Samuel gemeinsam mit mehreren Ordenskriegern in ihrer Nähe.
    Françoise hatte ihnen strikte Anweisung gegeben, sich zurückzunehmen und nach Möglichkeit keine tödliche Gewalt einzusetzen. Zwar waren die Soldaten diszipliniert, doch machte sich die Priesterin nichts vor. Die Lage im Hafenviertel war zu chaotisch, als dass Blutvergießen komplett vermieden werden könnte. Dennoch blieb Françoise davon überzeugt, dass ihr Weg der richtige war.
    »Möge Innos uns beistehen.«, sagte die oberste Feuermagierin und blickte noch einmal über das Hafenviertel. Dann stellte sie die Schatuelle ab und öffnete sie. Im Inneren befand sich das Pulver. Françoise sah abschätzend zum Himmel und hob die Arme. Zuerst schien nichts zu passieren. Der Wind pfiff vom Meer über die Stadt, ohne die geringsten Anstalten zu machen sich irgendjemandem zu unterwerfen. Zuerst kaum spürbar, doch mit der Zeit immer deutlicher, nahm der Luftstrom schließlich nach und nach ab. Wimpel und Flaggen hingen bald regungslos von den Masten herab und ein seltsames Gefühl stellte sich bei den Anwesenden ein, als die Luft um sie herum stillstand.
    Nicht für lang hielt dieser Zustand. Mit sanften Gesten setzten Françoise und ihre Begleiter die Luft wieder in Bewegung. Jetzt aber zirkulierte der Wind über dem Viertel wie eine riesige, unsichtbare Gebetsmühle, angestoßen von den Feuermagiern. Es verging eine Weile, bis sich Françoise vollkommen sicher war, die Kontrolle zu besitzen. Erst dann fügte sie das Gegenmittel dem Luftstrom bei und sättigte damit langsam das Gebiet über dem Hafen. Während das geschah, durften sie den Windzauber nicht unterbrechen. Selbst für die oberste Feuermagierin stellte es eine Herausforderung dar, einen solchen Zauber über längere Zeit zu wirken. Blieb zu hoffen, dass Kalthars Gegenmittel schnell den gewünschten Effekt erzielte.

  12. Beiträge anzeigen #92
    General Avatar von Yared
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    Badehaus, Tempelviertel

    Der Bote kam, als Yared gerade dabei war, seine Stiefel anzuziehen. Es waren nagelneue Stiefel, die er sich beim Quartiermeister der Garnison besorgt hatte, nachdem die alten zuerst ein tiefes Bad in Unrat genommen und anschließend gemeinsam mit seinen Untergewändern zu einem ziemlich grässlich stinkenden Brandopfer des Dankes an Innos geworden waren. Für etwas anderes waren sie nicht mehr zu gebrauchen gewesen.
    Der Bote war ein Page aus der Zitadelle. Er trug das Wappen der Ordensprovinz auf der Livree, darüber einen halblangen Überwurf, denn die Nächte waren dieser Tage frostig selbst im sonnigen Thorniara
    "Verzeiht, Herr, ich suche Sir Yared.", waren seine ersten Worte nachdem er den Umkleideraum betreten hatte.
    Yared zog den zweiten Stiefel zurecht, dann richtete er sich auf. "Dann hat deine Suche ein Ende. Du stehst vor ihm."
    Der Junge nickte, "Lord Hagen schickt mich. Das von Euch gewünschte Fuhrwerk wird morgen früh am Westtor für Euch bereit stehen. Lord Hagen lässt Euch des Weiteren mitteilen, dass Lord Kastor angekündigt hat, Euch mit seinen Mannen zu begleiten. Lord Kastor hat beschlossen, dass seine Anwesenheit in Thorniara, jetzt, wo die Krise im Hafenviertel beendet werden wird, nicht mehr länger von Nöten ist und er sich endlich seiner eigentlichen Aufgabe in Stewark widmen kann. Lord Hagen lässt Euch darüber hinaus diese Dokumente überstellen." Der Junge strecke ihm eine verschlossene, flache hölzerne Schatulle und einen eisernen Schlüssel entgegen, die er bislang unter dem Arm eingeklemmt hatte. "Ihr sollt sie Lord Albrecht in Stewark übergeben. Lord Hagen lässt Euch darüber hinaus seinen Dank ausrichten und wünscht Euch Innos Segen auf Eurer Reise."
    Der Kapitän nahm die Schatulle und den darauf liegenden Schlüssel entgegen.
    "Richtet Lord Hagen meinen Dank für seine Gastfreundschaft aus. Ich werde morgen früh Lord Kastor am Tor erwarten." Mit einem Nicken entließ er den Pagen, der mit den knappen Andeutung einer Verbeugung kehrt machte und das Badehaus verließ.
    Yared selbst ging an den Durchgang zur Badehalle und sah hindurch. Die Fundamente des Bades von Thorniara, eines der größeren Gebäude im Tempelviertel, stammte dem Baustil nach aus der frühen Hochkultur der Südlichen Inseln. Damals hatte man heiße Gase, die durch eine Ritze unter dem Gebäude aus dem vulkanisch aktiven Erdreich der Insel nach oben strömten, genutzt, um den Boden und damit das darin eingelassene Wasserbecken zu heizen. Unter Lord Dominique schließlich hatte man das Bad durch Gelehrte der Kirche rekonstruieren und als Zeichen der Überlegenheit Innos' über die Elemente seines Bruders Adanos wiederaufbauen lassen. Yared sah darin weniger die Überlegenheit Innos', als viel mehr die Überlegenheit von konstruktiver Zusammenarbeit.
    Drinnen entspannten sich immer noch seine Männer und Zarah bei Schwitzbädern oder Schwimmzügen im Kaltwasserbecken von den Strapazen des Kampfes in der Kanalisation.
    "Kalle, wir haben unsere Mitfahrgelegenheit. Sag allen, sie sollen sich morgen in der Früh am Westtor einfinden."
    "Aye, Sir.", kam es tiefenentspannt vom Beckenrand.
    Der Kaptiän drehte sich um und verließ das Bad. Er wollte noch das frische Urnengrab aufsuchen, in dem man die verbrannten Überreste der beiden im Kampf gegen Rabenweil und seine Schergen gefallenen Seesoldaten beerdigt hatte. Er dankte den Göttern, dass es nur von seinen Leuten nur zwei gewesen waren. Targon hatte nach der Verwundung und dem Fall in die Kloake das Fieber heimgesucht. Lange hatte es so ausgesehen, als würde auch er bald unter Beliars Banner in die Schlacht ziehen. Glücklicherweise hatte Thorniara ein Hospital und die Ordensheiler mehr als genug Praxis mit Wundbrand und eiternden Entzündungen. Targon würde überleben, auch wenn er immer noch schwach und ans Bett gefesselt war.
    Morgen würden sie nur zu sechst die Zweitagesreise nach Stewark antreten - zu sechst zuzüglich Lord Kastor und dessen Begleitern.
    Geändert von Yared (09.07.2018 um 23:51 Uhr)

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    »Ich war selber überrascht«, antwortete Isegrim langsam, »dass es mir in der Hinsicht so einfach von der Hand lief, Menschen zu führen. Klar, ich bin nicht der strahlende Ritter, der an vorderster Front die Truppen in die Schlacht gegen die Dunkelheit führt, aber immerhin hören Leute auf mich, wenn ich so tue, als hätte ich Ahnung von dem, was ich mache.« Er lachte auf. »Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit, das ist mein Motto, scheint es.«
    Die Schankmaid kam heran, nahm den leeren Teller mit, brachte eine weitere Flasche Wein. Isegrim seufzte. Wenn sie hier länger sitzen würden, wäre ein ordentlicher Kater der Preis dafür. Die Worte über Redlef ließ er unkommentiert. Was gab es da noch zu sagen? Nicht viel. Der Kerker war für Isegrim und Slicer keinen weiteren Gedanken wert, was die Suche nach Lakaien der Althoffs anging. Dreckige, von Armut geprägte Orte waren aber ebenso gefährlich in diesen Tagen.
    »Am Hafen brauchen wir noch nicht suchen. Man sagt zwar, dass die Magier ein Heilmittel gegen diese rote Wut haben, aber nun, so langsam wie diese Robenträger arbeiten, kann das sicherlich noch Tage oder Wochen dauern, ehe man dort wieder unbeschadet durch die Straßen gehen kann. Das Armenviertel ... das wäre vielleicht ein guter Beginn für die Suche.« Er fuhr sich über das unrasierte Kinn. »Die Leute dort sind lethargischer, einfacher zugänglich. Würde mich nicht wundern, wenn die Althoffs dort operieren. Dort werden wir beginnen. Währenddessen kann ich das Defizit deinerseits ausgleichen, dass Schlösser sich nicht öffnen lassen. Wir werden genug Zeit haben, dir zumindest das beizubringen.«

  14. Beiträge anzeigen #94
    Neuling Avatar von Die Garde
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    Das Westtor

    Die Bewohner des Hafenviertels leisteten noch immer Widerstand gegen die Herrschaft des Ordens, während das durch die Hand eines Schwarzmagiers manipulierte Sumpfkraut einen Teil der Bevölkerung fest im Griff hatte. Zumindest blieb der Orden nicht untätig und hatte den im Reichenviertel unter der Identität eines varantischen Händlers lebenden Schwarzmagier gefangen nehmen können.

    Derweil unternahmen die Feuermagier große Anstrengungen, um auch sein Machwerk zu vernichten. Soweit es Lord Kastor zugetragen wurde, hatten die Alchimisten ein Heilmittel entwickelt, dass die Wirkung des manipulierten Sumpfkrautes aufheben sollte. Die Lage war zwar noch immer angespannt und angesichts vieler Fehlentscheidungen zeigte sich der Orden auch alles andere als ruhmreich. Doch Lord Kastor hatte nicht den Eindruck, dass ein Niedergang der Hafenstadt kurz bevorstehen würde.

    Es war die Zeit gekommen, nach Stewark aufzubrechen und von dort aus über die Provinzgarde zu befehlen. Ziel war es, durch strategische und militärische Entscheidungen den Fortbestand der wichtigen Hafenstadt zu sichern und die vollständige Eroberung der subtropischen Insel vorzubereiten. Das Edikt des Königs erteilte dem Ritter dazu die Befehlsgewalt über die Stadtwache und Provinzgarde von Stewark.

    Lord Kastor wartete zusammen mit ihm treu ergebenen Soldaten auf einen Kapitän der königlichen Flotte, der ebenfalls nach Stewark reisen wollte. Es war angesichts der Gefahren außerhalb schützender Stadtmauern nicht unklug, sich in größeren Gruppen fortzubewegen. Noch immer streiften nicht nur Echsenmenschen durch die Wälder. Auch Banditen waren agile und ernstzunehmende Gegner für schwergepanzerte Ritter im unwegsamen Gelände. Dass der Orden es nach Jahren seiner Herrschaft noch immer nicht geschafft hatte, die Wege zwischen Städten und strategischen Außenposten zu sichern, war nur eines der Versäumnisse, die Lord Kastor in Zukunft beheben wollte.

    Maximus

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    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Am Eingang zum Hafenviertel

    Es dauerte eine ganze Weile, bis die oberste Feuermagierin den im Hafenviertel herrschenden Wind soweit kontrollierte, um das zuvor zerstäubte Heilmittel gegen den roten Wahnsinn zielgerichtet zu verteilen. Gemeinsam mit ihr öffneten Feuermagier Vestos und Kalthar die kleinen Holzschatullen, in denen sich das feine Pulver befand und fügten es den unzähligen Luftströmen hinzu. Während man am Anfang noch gut erkennen konnte, welche Wege das kostbare Heilmittel nahm, war es durch die Bewegungen der Luftströme alsbald so weit verteilt worden, dass die feinen Partikel nahezu unsichtbar erschienen.

    Der Einsatz der Feuermagier blieb natürlich nicht unbemerkt. Immer lauter wurden die Stimmen, die aus den Gassen des Hafenviertels hallten. "Die Wirkung des Heilmittels setzt wohl etwas später ein..." stellte der Feuermagier Icarion fest, der dem kurzweiligen Ritual ebenfalls beigewohnt hatte. Der hochgewachsene Alchimist Kalthar schüttelte mit dem Kopf und erwiderte genervt: "Ihr solltet den Worten Eurer Ordensbrüder folgen, wenn Ihr einer Versammlung beiwohnt. Der Aufstand ist nicht das Resultat des roten Sumpfkrautes. Unsere starke Präsenz provoziert die Bewohner."

    "Woher wissen wir dann, wann das Heilmittel wirkt!?" fragte Icarion skeptisch. "Erinnert Ihr Euch: Ich wollte zunächst die Ordnung des Hafenviertels wiederherstellen und erst dann das Heilmittel an die Bewohner verteilen. Auf diese Weise hätten wir nicht nur feststellen können, wie viele der Bewohner tatsächlich unter dem Einfluss der Droge stehen, sondern auch, wie der Heilungsprozess verläuft. Doch die oberste Feuermagierin hat eine ihrer vielen kurzsichtigen Entscheidungen getroffen und die hörigen Magier wagten keine Widerworte. Wie dem auch sei... nach meinen Berechnungen sollte das Heilmittel seine Wirkung in weniger als einer Stunde entfaltet haben."

    "Hütet Eure Zunge, Kalthar! Wir haben unter Abwägung der Möglichkeiten entschieden, dass dies der beste Weg ist, um das Vertrauen in den Orden und seine Fähigkeiten zu stärken. Eure Vorgehensweise hätte nur Tod und Verderben in das Hafenviertel gebracht." erwiderte Icarion. Der hochgewachsene Magier hingegen lachte und deutete in die Richtung, aus der die wutentbrannten Rufe der Bewohner zu vernehmen waren. "Hört Ihr das, Bruder Icarion? Auch dieser vermeintlich beste Weg führt zu Tod und Verderben. Magier, wie Ihr es seid, wollt nicht erkennen, dass sich die Bewohner aus voller Überzeugung gegen den Orden stellen. Ihr glaubt noch immer, dass dieser Widerstand das Werk eines Schwarzmagiers sei. Es ist die Überheblichkeit des Ordens, die diese Menschen aufbegehren lässt." Erzürnt wandte sich Feuermagier Icarion ab und blickte stumm auf die maroden Dächer der Hafenstadt. Für ihn war das Gespräch mit Kalthar beendet aber es sollte gewiss nicht folgenlos bleiben.

    Maximus
    Geändert von Die Feuermagier (25.02.2018 um 16:30 Uhr)

  16. Beiträge anzeigen #96
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Das Hafenviertel

    Chaotisch war das Wort, dass die Lage im Hafenviertel am ehesten beschrieb. Es war nicht nur die deutlich erhöhte Präsenz der Ordenskrieger, die die Bewohner beunruhigte. Auch dass die Feuermagier den Wind manipulierten und ein seltsam schimmerndes Pulver in der Luft verteilten, schreckte die aufständischen Männer und Frauen auf. Hektisch liefen sie durch die Gassen und stabilisierten die bereits vor Wochen aufgebauten Barrikaden. Wehrfähige Männer legten sich aus Eisenplatten improvisierte Brustpanzer an und bewaffneten sich mit Äxten und Schwertern. Der Erstürmung des Hafenkommandantur war es zu verdanken, dass auch zwei Armbrüste zur Bewaffnung der Bewohner bereitstanden.

    "Sie wollen uns vergiften!" rief ein alter Mann, der geradezu panisch durch das Hafenviertel rannte und damit die Bewohner zusätzlich verunsicherte. Denn niemand wusste, was das für ein Pulver war, welches die Feuermagier über das Viertel verteilt hatten. Die ersten Männer und Frauen nahmen ihre Position hinter den verstärkten Barrikaden ein und beobachteten angespannt den Eingang zum Hafenviertel. Dort standen schwergepanzerte Ordensritter, die ihrerseits wiederum die aufständischen Bürger beobachteten. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Soldaten einmarschierten und das Blut derjenigen vergoßen, die sich ihnen entgegenstellten.

    Martin, ein einfacher Fischer, der sich dem Widerstand bereitwillig angeschlossen hatte, hockte ebenfalls hinter einer Barrikade. Schweiß lief ihn über die Stirn, als er sein grobes Schwert fest in den Händen hielt. Plötzlich ertönte ein markerschütternder Schrei aus einer der einfachen und von den rauen Winden schon fast zerfallenen Hütten. Ein Mann lief verstört auf die Straße, hielt sich den Kopf und schrie vor Schmerzen. Wenige Augenblicke später fiel er zu Boden. Krämpfe überkamen seinen Körper. Schockiert schaute Martin zu dem hilflosen Mann, als auch aus anderen Richtungen Schreie zu hören waren. Immer mehr Menschen erlitten Schmerzen oder kauerten sich am Boden, als sie von Krämpfen heimgesucht wurden.

    Den anderen Bewohnern, die diese schrecklichen Bilder mitansehen mussten, überkam die schiere Angst. Ungläubig blickte Martin zu den Ordensrittern, die regungslos am Tor des Hafens verweilten. "Die Magier... sie haben uns vergiftet?" stotterte der einfache Fischer.

    Maximus
    Geändert von Maximus (20.03.2018 um 13:55 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #97
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Das Ritual zehrte merklich an den Kräften der Feuermagier je länger es sich hinzog. Selbst Françoise spürte das. Sie zweifelte zwar nicht daran, dass das Unternehmen am Ende erfolgreich wäre. Allerdings würden sich die beteiligten Magier anschließend vollkommen auf den Schutz durch die Soldaten verlassen müssen. Ein beunruhigender Gedanke. Der Grund dafür machte sich lautstark im Hafenviertel bemerkbar.
    In den Gassen fluchten und zeterten die Bürger lauthals, denn die Machenschaften der Magier waren natürlich nicht unbemerkt geblieben. Wenngleich sie nicht alles verstand, konnte sich Françoise ausmalen, was in den Wutreden gerufen wurde. Ein Teil von ihr brachte Verständnis dafür auf. Wären die Plätze vertauscht, sie würde vermutlich ähnlich reagieren.
    Doch es mangelte diesen Menschen an Weitsicht. Was der Orden hier unternahm diente dem Gesamtwohl. Wenn sie nur verstünden. Zumindest fühlte sich Françoise erneut in ihrer Entscheidung bestätigt. Es war kaum auszudenken was geschehen wäre, hätten sie Kalthars Plan befolgt und die Bürger gewaltsam aus ihren Hütten gezerrt. Die Hafenbewohner hätten sich nur weiter verschanzt, noch bevor das erste Dutzend behandelt worden wäre. Jetzt erreichte das Heilmittel hingegen alle von ihnen, egal ob sie sich hinter Barrikarden verstecken oder nicht.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Françoise ihren Leibwächter Samuel, der gemeinsam mit den anderen Ordenskriegern den Perimeter bewachte. Normalerweise war der Paladin ausgesprochen locker, selbst in brenzligen Situationen. Jetzt sah die Priesterin ihn jedoch sehr beunruhigt. Das ihm typische Lächeln war verschwunden und er selbst war angespannt wie eine Katze vor dem Sprung auf ihre Beute. Françoise konzentrierte sich wieder auf den Zauber. Das hatte jetzt Priorität. Nur noch eine Weile, dann wäre es vorüber.

  18. Beiträge anzeigen #98
    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline
    Schreie tönten durch das Hafenviertel. Einzelne Worte erreichten das Ohr des Jägers. "Vergiften", "Orden" und wilde Flüche. Kjarl zog das dicke Tuch vor seinem Gesicht fester und entfernte sich vom Fenster. Schweigend kauerte er sich neben Jakub in die Ecke und rückte die Fackel zurecht, so dass sie wieder von den glimmenden Holzscheiten umgeben waren. Was auch immer von den Magiern in das Viertel geleitet worden war; vielleicht würde Feuer es unschädlich machen.

    "Glaubst du wirklich, sie vergiften alle?", Kjarl Stimme klang dumpf durch die Stoffschichten, er atmete flach. Jakub zuckte mit den Schultern. "Für die sind wir doch nur Dreck. Erst sperren sie uns ein, dann löschen sie uns aus, dann werfen sie uns ins Meer." "Wie eine Rattenplage.", fügte Kjarl leise an und blickte traurig zu Boden. Wie konnte es sein, dass hier Menschen wie Ungeziefer entfernt wurden. Woher nahmen die Magier das Recht? Er hatte schon viele Schauergeschichten von der schrecklichen Macht der Zauberkünstler gehört, doch dies schien alles zu überbieten. Hier kämpfte man nicht gegen erbitterte Feinde, sondern gegen das eigene Volk, das man über Wochen geschunden hatte.

    Die beiden Männer schwiegen wieder und lauschten. Sie lauschten in sich hinein, suchten nach Anzeichen des Giftes. Sie lauschten den Geräuschen von jenseits der hölzernen Wand. Der gleichmäßige Hauch des Windes, die hastigen Schritte der Menschen, die Schreie der Angst. Kjarl hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich voll und ganz auf sein Gehör, während der muffige Geruch des Tuches sein Nase drangsalierte. Er sehnte sich nach den Wohlgerüchen des Waldes, nach dem Rascheln des Windes in den Bäumen, nach den Rufen der Tiere. Hier hörte er sie nicht. Nur Schreie der Menschen und hastige Schritte. Schritte, die langsamer wurden. Langsamer und ruhiger. Schreie die verklangen und irgendwann nicht mehr neu erschallten. Kjarl öffnete die Augen. Der panische Tumult ließ sich nicht mehr erlauschen. "Ob alle tot sind?", fragte Jakub leise. Kjarl antwortete nicht. Er ging zu einem Spalt nahe der Tür und spähte hinaus.

  19. Beiträge anzeigen #99
    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    Tag dreihundertzweiundvierzigste ihrer Gefangenschaft. Nachdem Hauptmann Cast sie in diesen viel dunkleren und viel feuchteren Kerker im Keller seines eigenen Wohnhauses hatte bringen lassen, war Olivia davonausgegangen, dass sie innerhalb weniger Tage hier unten in der nahe gelegenen Folterkammer einen grausamen und schmerzvollen Tod finden sollte. Doch die Tage verstrichen und lediglich eine kleine Schale mit Essbarem und ein Krug voll Wasser wurde ihr meist schweigend von einem der Kerkerbediensteten in die Zelle gebracht. Da sie vermutete, dass diese Unterbrechungen ihrer Eintönigkeit in der Finsternis nur einmal täglich stattfanden, fing sie aus Langeweile damit an diese zu zählen. So konnte sie anhand der Ritzungen in ihrer Kerkerwand ungefähr ausmachen, wie lange sie schon hier unten saß.
    Ein ganzes Jahr war es nun fast. Für Olivia eine unvorstellbar lange Zeit. Sie hatte den Plan dieses widerwärtigen Hauptmannes inzwischen durchschaut. Er wollte sie nicht töten oder peinigen, er hatte einen viel perfideren Weg gefunden um sich an ihr zu rächen, für das was Noxus und sie ihm einst angetan hatten. Er würde sie hier verrotten lassen, bis die inzwischen eiternden Geschwüre, ausgelöst durch die klammen Feuchtigkeit in dieser Zelle oder der Wahnsinn, der immer wieder in der Dunkelheit von ihr Besitz zu ergreifen drohte, sie dahin raffte.
    Kraftlos schlug sie ihr Handgelenk gegen die Wand. Ein metallenes Geräusch ertönte und schepperte durch den kleinen Raum. Sie begann sie schelle an den nassen mürben Felsen herauf und runter zu ziehen. Es bildete sich langsam eine Furche, die dreihundertzweiundvierzigste in dieser Wand. Sie kratze an der Wand, bis die Markierung tief genug war und ihr geschwollenes Handgelenk blutete. Dann bewegte sie sich ein wenig. Sie rutschte von der Wand weg. In der Dunkelheit stieß sie mit dem Fuß gegen die Schale, die irgendwo auf der festgestampften Erde stand. Sie griff danach und würgte sich den dünnen kalten Eintopf rein. Man sollte annehmen, dass so vielen Tagen schlechten Essens, jedweder Geschmackssinn verloren gegangen sei, doch dieser Fraß schmeckte jeden Tag aufs Neue furchtbar.
    Nach dem Essen rollte sie sich auf dem einfachen Strohlager zusammen und versuchte zu schlafen bis die nächste Mahlzeit gebracht wurde und der nächste Strich in die Wand gemacht werden musste. Doch gerade als sie begann weg zu dämmern da hörte sie Schritte auf dem Gang. Olivia blieb liegen, doch ihre Sinne waren geschärft. Es kam nie Jemand nach dem Essen hier herunter. Nach den Schritten kamen nun auch Stimmen an ihr Ohr. Männliche Stimmen. Das eine war unmissverständlich der Hauptmann. Sein Knurren war unverkennbar. Doch dann waren da noch andere Stimmen, die der andere Wachen und die eines Mannes. Sie war leise, doch etwas an ihr kam Olivia bekannt vor.
    Dann wurde der dunkle, warme Ton deutlicher. Ihr Vater! Olivias Herz machte einen Hüpfer. Sie hievte ihren Körper nach oben und schleppte sich an die Tür. Es gab ein kleines Gitter, welches den Blick auf den Gang ermögliche. Es wurde eine Fackel getragen, die sah sie in Pons Hand. Der flackernde Schein beleuchtete drei Männer, den Kerkermeister, den Hauptmann und ihren Vater, der von Cast auf die Tür der Folterkammer zugestoßen wurde. Bei seinem Anblick wurden ihr die Knie weich. Er sah fürchterlich aus. Nur noch ein Schatten seiner selbst. Mager und blass.
    In völligen Gegensatz dazu brodelte der Hauptmann vor Zorn. Seine Bewegungen trieften nur vor Aggressionen und der schlechte Zustand ihres Vaters scherte ihn kein Deut. Olivia biss sich voll Angst auf die Unterlippe, als der blassnasige Pons die Tür zur Folterkammer öffnete. Die beiden Rotröcke würdigten sie keines Blickes. Ihr Vater aber wandte kurz seinen Kopf. Sie hatten nur einen Augenblick, einen einzigen Blick, des Erkennens. Dann verschwand er auch schon hinter der dicken Eichentür.

  20. Beiträge anzeigen #100
    Waldläufer Avatar von Die Ordenskrieger
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    Am Eingang zum Hafenviertel

    Der Zauber der Feuermagier war gewirkt und das Heilmittel über das Hafenviertel ausgebracht. Angespannt beobachteten die schwergepanzerten Ordenskrieger die verbarrikadierten Straßen, auf denen sich immer mehr Menschen versammelten. Durch die Schreie derjenigen aufgeschreckt, die durch den Heilungsprozess wohl unmenschliche Schmerzen erlitten hatten, wuchs Aggression und Verunsicherung unter den übrigen Bewohnern.

    Ohne Anzeichen einer Regung verharrten die Feuermagier auf ihrer Position und warteten ab. Es war der Wunsch der Erwählten, dass mit dem Sieg über den roten Wahnsinn auch der Widerstand besiegt werden würde. Doch je länger die Feuermagier abwarteten, desto deutlicher wurde auch dem einfachsten Krieger im Dienste des Ordens, dass die Wohltat der Feuermagier nur noch mehr Hass und Wut erzeugte.

    "Wir müssen die Situation aufklären!" stellte Feuermagier Isgaroth fest und eilte zum Eingang des Hafenviertels. "Die Menschen glauben, wir würden sie für ihren Widerstand bestrafen. Wir müssen uns erklären!" Als er das Hafentor erreicht hatte, blickte er zu einer entfernten Barrikade aus Kisten und Fässern, hinter der sich einige bewaffnete Männer positioniert hatten. Seiner eigenen Verletzlichkeit bewusst, wagte sich der Erwählte Innos' nicht weiter in das Hafenviertel hinein. Stattdessen breitete er seine Arme aus und rief den Männern mit lauter Stimme zu: "Wir sind gekommen, um euch vom roten Sumpfkraut zu befreien. Habt keine Angst! Die Wirkung des Heilmittels kann durchaus Schmerzen verursachen, doch die werden bald vergehen. Glaubt mir, wir sind..."

    Noch ehe der Feuermagier seinen Satz beenden konnte, wurde er von einem Ordenskrieger zur Seite gestoßen. Gerade noch rechtzeitig hatte er sein schweres Schild erhoben, um einen bedrohlichen Bolzenschuss abzuwehren. "Rückzug decken!" rief der Soldat, als er den Feuermagier an seiner Robe festhaltend nach hinten zog. Als Isgaroth hinter dem Tor und außerhalb der Schusslinie war, sackte er zusammen. Ungläubig schaute er zum Ordenskrieger auf: "Die haben auf mich geschossen!? Die hätten mich töten können!"

    "Bringt die Feuermagier hier weg!" rief einer der Ordensritter und deutete dabei vor Allem auf die oberste Feuermagierin, die noch immer nahe des Hafentores stand. "Ludwig!" rief ein anderer und blickte erschrocken zu seinem Kameraden, der gerade durch einen weiteren Bolzen getroffen wurde.

    Maximus

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