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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Shakuras ist offline
    Die Zeit stand nicht still und weitere Tage zogen ins Land.
    Der Aufstand im Hafenviertel war endgültig niedergeschlagen und die kirchliche Dominanz in der Stadt wiederhergestellt. Möglich gewesen war dies nur unter einem Großaufgebot der Kräfte des Ordens. Zwar lag noch immer der Zwist über den Elendsvierteln in der Luft, aber die armen Leute hatten eingesehen sich den Dienern ihres Schöpfers besser zu fügen. Der Hafen war für die Bürger nicht länger mehr geschlossen, wenn auch aufs strengste bewacht und kontrolliert. Die offenen Klingen mancher Ordensmänner waren nicht ohne Grund mit alten Blut benetzt und signalisierten den Anwohnern ihre anhaltende Pflichtbereitschaft.
    Shakuras indess hat bis hierhin die Spanne genutzt, um mit seinen Brüdern und den verbliebenden Meistern auch die letzten Kranken zu versorgen. Zwei intensivpflichtig zu Betreuende hat er unter Geleit sicher in die Heilkammern des Tempels transportieren lassen. Dort und bei adäquater medizinischer Umgebung würden die Magier auch diesen zwei Seelen noch helfen können. Das behilfsmäßige Lazarett jedenfalls war nun geschlossen und den Einfachen mitgeteilt, sich bei Wundheilungsstörungen und nachhaltigen Komplikationen im Tempelhof einzufinden. Zudem ordnete Shakuras an das Lagerhaus gründlich lüften und reinigen zu lassen, bestenfalls mit der Hilfe und unter zügiger Anstellung und gerechter Entlohnung von ortsansässigen Bürgern des Viertels. Der Lagerraum wurde überdacht als festes Spital zu sehen und es zu errichten.

  2. Beiträge anzeigen #182
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Shakuras ist offline
    Der Graue hatte wie üblich noch vor den ersten Sonnenstrahlen die Augen aufgeschlagen und sein Tagwerk im Dienste seines Herrn begonnen. Sein um Jahrzente jüngerer Zimmergenosse Gabriel hatte sich mitlerweile damit abgefunden, dass der Alte bis spät in die Nacht arbeitete, nur um dann wenige Stunden später wieder auf zu sein. "Alte Geister haben keine Ruhe.", witzelte Shakuras noch anfangs, wenn sein Bruder sich dann und wann mal doch vom Treiben des Weisshaarigen gestört fühlte. Aber der ehemalige Priester Innos' hatte eine andere Einstellung zum Leben und der Zeit, wann und wie er seinen Dienst lebte. Ohne Unterlass. Seine Schule im Kloster war eine andere gewesen und sehr traditionell geprägt. Dort begann und endeten die Worte nicht mit einer einzigen Freitagspredigt und die sieben Gebete des göttlichen Dienstes waren auferlegt. Das Glaubensleben des Ordens war ein anderes geworden. Die Kirche hatte sich in den vergangenen Jahren und unter dem orkischen Krieg und der Erwählung von einigen Eminenzen zu einer gewissen Freimütigkeit bekehrt. Etwas, das Shakuras nicht gut hieß. Die Anfänge dieser Entwicklung ahnte er bereits zu Zeiten der Allianz. Ein Anlass, der ihn damals in die Verbannung treiben sollte.
    Shakuras' Invitatorium hallte einsam in dem Tempel nach, während sein Blick auf der Statur seines einzigen Herren Innos lag. Nachdem die Worte versiegten und stumm im Raum schwebten, erhob sich der Alte vom Boden und verließ die heilige Stätte. Er musste mit den Meistern sprechen. Die Adlaten und Novizen, die noch bis vor Kurzem im Hafenviertel waren und ihren unermüdlichen Dienst an den Verletzten vollrichteten, bedurften zwei Tage der vollkommenen Ruhe und Entlastung. Auch sie mussten das Geschehene und Fremde verarbeiten. Ersatz für jene Kräfte, um in etwa der wichtigen Armenspeisung nachzukommen, schöpfte der Primus bei der Präsenz an wachhabenden Soldaten aus der Ordo der Ersten Wache und der Aufgabenumverteilung in den Gärten des Tempels, sowie der stättischen Instandhaltung.

  3. Beiträge anzeigen #183
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    Contardo ist offline
    Contardo fand gute Aufnahme im Armenhaus des Armenviertels. Der verantwortliche Feuermagier gehörte zur ersten Sorte dieses Standes. Er schwatzte, ungebeten, viel über Innos, seine Wohltaten und den eifrigen Kampf gegen den Beliar in uns allen. Aber nachdem er eine beträchtliche Zeit redete, drückte er Contardo auch ein Stück altes Brot und eine Schüssel heiße Fischsuppe in die Hand. Nach dem Essen wies ein Adlat des Ordens Contardo einen Strohsack im Schlafraum zu und ein müder Reisender warf sich direkt hinein. Er war überraschend sauber und trocken, nur wenige Läuse krabbelten auf ihm herum. Bald schlief Contardo ein. Am nächsten Morgen stellte Contardo betrübt fest, dass er krank war. Er kannte diese Krankheit von früher, vor sieben Jahren litt er schon einmal an ihr. Damals, wie jetzt auch, juckten und tränten ihm die Augen und die Nase lief ihm förmlich davon. Heftiges Niesen rundete diese Erkrankung ab. Damals schaute ein Feuermagier nach ihm, doch war er ziemlich ratlos. So klopfte er Contardo auf den Rücken und sprach:“Kopf hoch.“ Diese Behandlung ließ er sich mit Contardos gesamten Monatslohn bezahlen und verschwand. Einige Wochen später verschwand diese lästige, aber nicht gefährliche Krankheit von selbst. Der Feuermagier hingegen kam zurück und kassierte einen weiteren Monatslohn, da ja seine aufrichtigen Gebete an Innos sicherlich die Heilung bewirkt hatten. Mit einer schlimmen Rotznase wollte Contardo seinem, hoffentlich, künftigen Arbeitgeber nicht unter die Augen treten und so hoffte er auf Regen. Regen hatte diese Krankheit stets sehr gemildert. Er schöpfte Hoffnung, als er sah, dass sich die Wolken bereits immer weiter zuzogen. Der Regen würde sicherlich nicht mehr lange auf sich warten lassen. Contardo nutzte die Zeit, um sich auszuruhen und über die Begebenheiten in der Stadt und auf der Insel zu informieren, so, wie seine Kumpane im Armenhaus sie ihm erzählten.

  4. Beiträge anzeigen #184
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Shakuras ist offline
    "Ihr könnt offen mit mir reden, Nana. - Innos sei Ihr gnädig; Mutter Elisabetha hat es nicht anders gehalten. Also.. wie steht's um das Haus und die Kleinen?" Der Novize saß auf einem einfachen Schemel, in der Hand haltend einen abgegriffenen Holzbecher, gefüllt mit Minzwasser und schaute der neuen Mutter des Waisenhauses aufmunternd in die Augen. Nana, eine junge Frau mit großen braunen Augen, Südländerin und aus Argaan stammend, druckste merklich. Sie hatte die Aufgabe der Mutter nach Elisabethas Verscheiden noch nicht allzu lange inne. Ihr schien es schwer zu fallen, sich einem Mann der Kirche und nachdem was im Hafen passiert war anzuvertrauen. Sie fürchtete zuviel zu verlangen und wohlmöglich Konsequenzen. Das spürte auch der Alte und das sie Zeit benötigte. "Wisst ihr eigentlich wie ich Eure Mutter Elisabetha kennen gelernt habe?.. Nein? Das Waisenhaus war nach der schlimmen Pest noch nicht mal fertig gebaut - es stand gerade das Fundament, der Grund und Boden, und zwei oder drei Wände vielleicht -, da hörte ich eine dicke Fettel ganz in der Nähe wettern. "Was soll das für ein Ding sein? Eine neue Hundehütte? Wie könnt ihr nur so schräg bauen und das mit dem Modderholz? Ist ja klar, ein neuer Tempel wird das nicht." Und so weiter..", lachte Shakuras auf. "Ich war verwundert und habe sie dann direkt gefragt, was Ihr nicht gefiele und sie gleich so zetert, wo das Haus erst fertig gebaut werden muss. Sie sagte einfach "Alles." und dann ging sie. Am nächsten Tag war sie wieder da und beschwerte sich ununterbrochen lauthals. Die Nägel seien nicht richtig eingeschlagen, die Pfosten kaum verankert, das Haus kippe eh bald und die Arbeiter trödelten nur herum. Sie kam Tag für Tag, auch am Wochenende und wurde nicht müde. Die alte Fettel." Nana schüttelte den Kopf. "Das muss grauenhaft gewesen sein für Euch und die Arbeiter..." Der Novize gluckste und nickte. "Grauenhaft, ja. Das trifft's! Vorallem für die Handwerker. Es mussten während des Baus mehr Arbeiter eingestellt werden, um das Haus schneller errichten zu können und damit sie sich häufiger Ablösen konnten. Die Beschallung war unerträglich. Zweimal musste die Frau auch vertrieben und des Platzes verwiesen werden. Sie hörte aber nicht auf. Naja... Irgendwann und schneller als gedacht, war es dann soweit und das Waisenhaus stand. Die Fettel war natürlich auch da, das durfte sie sich nicht entgehen lassen. Aber sie war seltsamerweise still. Ungläubig darüber ging ich dann auf sie zu, wieder einmal und fragte, warum sie denn nichts mehr sagt und wie sie das Haus befindet. Wisst Ihr Nana, was sie mir entgegnete?" Die neue Mutter schüttelte nur den Kopf, hörte angespannt zu. "Sie sagte ruhig und mit Tränen in den Augen:"Das Waisenhaus ist wirklich prima geworden. Es ist groß genug für die Kinder, das Holz ist solide, die Wände stehen gerade, die Pfoster sind stabil und verankert, die Nägel gut gesetzt und auch die Werker haben fleißig gearbeitet." - Da hatte sie mich und ich verstand für kurze Zeit die Welt nicht mehr." Beide blickten sich lachend verblüfft an. "Und ehe ich etwas ansetzen konnte, verriet sie mir, wieso sie Tag ein und Tag aus lästernd und beleidigend am Hause war. Sie hat versucht den Bau so zu überwachen und mit dieser Art sicherstellen wollen, dass auch richtig gearbeitet wird. Das die Arbeiter verdoppelt wurden und das Haus schneller erbaut. Die Nägel waren nicht falsch eingeschlagen oder die Pfosten schlecht aufgestellt, aber indem Sie es lauthals bemängelte und das in Voraussicht, wurde es von uns eben immermalwieder überprüft. Sie hat uns damit geholfen.", fand Shakuras zu einem Abschluss und nahm einen Schluck aus dem Becher. Er erinnerte sich gerne zurück an die Zeit. Nana wirkte jetzt nachdenklich, aber durch die Geschichte an etwas angemerkt... "Und Mutter Elisabetha?" "Die dicke Fettel. Das war Elisabetha." Das Lachen schallte aus den Fenstern des Waisenhauses und vermischte sich mit dem bunten Treiben auf den Straßen.


    "Also, Nana. Die gute Mutter Eli hat Dich nicht umsonst als ihre Nachfolgerin erzogen. Sag mir bitte, wie kann ich Dir und den Kleinen helfen. Was braucht ihr? Und glaube nicht, ich kann nicht schreien..."

  5. Beiträge anzeigen #185
    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Thorniara
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Hierodius Lex ist offline

    Die Bastion

    Ein langer und anstrengender Tag neigte sich dem Ende und so auch die Schicht des breitgebauten Weibels der Stadtwache. Unzählige Stunden war Hierodius Lex zusammen mit den Soldaten der Stadtwache durch Thorniara patrouilliert. Immer wieder durchsuchten sie vermeintlich verstächtige Personen und ließen sich die neu eingeführten Passierscheine vorzeigen. Nach der neuen Sicherheitspolitik des Ordens galten bereits solche Personen als verdächtig, die sich scheinbar ohne Begründung für längere Zeit an einem und denselben Ort aufhielten. Die Einschätzung oblag hierbei vornehmlich den Soldaten auf Patrouilliengang. Sie konnten entscheiden, wann sich ein Bewohner der Stadt verdächtig verhielt.

    "Endlich!" dachte sich Hierodius Lex. Er freute sich schon auf den Moment, an dem er die praktischen aber weniger bequemen Stiefel ausziehen konnte. Als er die Bastion betreten hatte und sein persönliches Quartier aufsuchen wollte, wurde er von einem Ordenskrieger aufgehalten. "Hierodius Lex? Folgt mir!" stieß der Angehörige des Ordens aus, der nach dessen Rüstung wohl den Rang eines Rittern innehatte. Der breitgebaute Soldat folgte dem Ritter in die Arbeitskammer des Hauptmannes und nahm vor dem eigentlich viel zu kleinen Schreibtisch platz. "Hat Hauptmann Redlef neue Befehle erhalten?" fragte Hierodius Lex, doch der Ordensritter schwieg und wartete ab. Als sich die Tür der Arbeitskammer wieder öffnete, drehte sich der breitgebaute Soldat in der Erwartung um, Redlef begrüßen zu können. Doch es trat ein weiterer Ordensritter in das Amtszimmers des Hauptmannes ein und setzte sich auf den mit Leder bespannten Stuhl, der eigentlich dem Hauptmann der Stadtwache vorbehalten war. "Hierodius Lex?" fragte der Ordensritter seinen Kameraden, der lediglich kurz mit dem Kopf nickte. "Hierodius Lex, wir degradieren Euch mit sofortiger Wirkung zum Fähnrich der Stadtwache. Ihr habt das Euch übertragene Amtszeichen abzugeben und das Quartier zu räumen." Der breitgebaute Soldat war sichtlich überrascht und erwiderte: "Warum werde ich degradiert? Hat der Hauptmann dieser Degradierung zugestimmt?" Der Ordensritter legte ein Pergament auf dem Tisch, auf dem die Degradierung offiziell verkündet wurde und antwortete: "Redlef Cast ist nicht länger der Hauptmann der Stadtwache. Von nun an bin ich - Sir Theoderich - Euer neuer Befehlshaber."

    Der breitgebaute Soldat nahm das Pergament in die Hand und überflog die wenigen Zeilen. Am Ende folgten die Unterschriften des Oberst und die eines Beamten der Zitadelle. Damit war es amtlich. Hierodius Lex verlierte seine Stellung als Weibel der Stadtwache und wurde zum Fähnrich degradiert. Doch Degradierung wurde ohne Begründung ausgesprochen und auch der neue Hauptmann wollte keine Angaben machen. "Ich... Verstanden, Hauptmann!" stieß der breitgebaute Soldat aus, ehe er sich mit dem Pergament in der Hand erhob und wenige Augenblicke später die Arbeitskammer verließ.

  6. Beiträge anzeigen #186
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline

    Das Tempelviertel, Alchemielabor

    Mühselig trug Feuermagier Kalthar seine Aufzeichnungen zusammen, um daraus ein Dossier zu fertigen. Er war fest davon überzeugt, dass keiner der anderen Magier die Fähigkeiten besaß, die Künste der schwarzen Magie derart umfangreich zu untersuchen und zu erkennen, wie er selbst. Bruder Neoras war seit jeher in seine eigenen Experimente vertieft und hatte sich noch nicht einmal an der Erforschung des roten Sumpfkrautes beteiligt, als weite Teile des Hafenviertels davon betroffen waren. Bruder Ventros hingegen verstand die Künste der Alchemie zwar mindestens ebenso gut, wie Kalthar. Seine Kenntnisse über schwarze Magie konnte man aber bestenfalls als grundlegend bezeichnen. In jedem Falle war auch er nicht dafür geeignet, die Forschungen fortzuführen.

    Doch Kalthar wollte die oberste Feuermagierin nicht davon abhalten, weitere Fehlentscheidungen zu treffen, die letztlich dem Erfolg des Ordens entgegenstanden. Indem man im puren Aktionismus die Auswirkungen des roten Sumpfkrautes bekämpfte und damit auch einen Einsatz der Ordenskrieger führen musste, zog man sich nicht nur das Misstrauen der übrigen Bevölkerung zu. Man verhinderte auch, dass eine genaue Statistik darüber geführt werden konnte, wie viele Bürgerinnen und Bürger tatsächlich unter dem Einfluss des roten Sumpfkrautes standen und wie der Heilungsprozess im Detail ablief. Möglicherweise waren sehr viel weniger Menschen betroffen, als der Orden angenommen hatte. Es wäre jedenfalls nicht unwahrscheinlich gewesen. Schließlich glaubten noch immer einige der Feuermagier, der Aufstand im Hafenviertel sei alleine das Resultat des roten Sumpfkrautes gewesen.

    "Wenn die oberste Feuermagierin auf meine Fähigkeiten als Alchimist verzichtet, um ein Hospital aufzubauen, muss sie die übrigen Ordensbrüder ja für ziemlich unfähig halten..." murmelte Kalthar verärgert, als er mit der Abschrift seiner Aufzeichnungen begann.

    Maximus

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    Ritter Avatar von Jun
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Jun ist offline

    Bei Hagen

    "Das alles klingt doch nach einem üblen Scherz?", sagte Jun und blickte aus einem der Fenster in Richtung Stadt. Er war zusammen mit Giran zu Hagen geladen worden und schien mit der Nachricht doch ein wenig mehr überrascht.
    "Stewark ist also an Ethorns Truppen gefallen. Bei Innos. Das kann doch nur durch Verrat geschehen sein.", meinte Giran und trank im Gegensatz zu Jun aus dem Silberkelch, den Hagen ihnen gefüllt hatte.
    "Mehr als das. Wir ziehen ab und Ethorns Leute spazieren hinein. Niemand ausser den engeren Kreis von Albrechts Leuten hätte das kurzfristig wissen können. Selbst dann aber war es sehr kurzfristig. So schnell bekommt Ethorn seinen Söldnerhaufen nicht spontan mobilisiert. Er hielt sich bereit. Zudem hatten unsere Späher und Spione gar nichts bemerkt - oder wollten nichts merken. - Hagen! Ich habe das Gefühl, dass wir Verräter nicht nur in Stewarks Bevölkerung hatten, sondern auch welche in unseren Reihen.", meinte der Paladin. Hagen nickte nachdenklich und rieb sich die faltige Stirn.
    "Erzähl mir mehr vom Streit mit Lord Albrecht. War es so zwingend, dass ihr abziehen musstet? - Versteh mich nicht falsch, Jun. Aber so wie du andeutest, dass Albrecht oder seine Leute irgendwie drin stecken könnten. Könnten genau so gut manche hier meinen, dass dein Orden bescheid wusste und deshalb abzog."

    "Daran hab ich auch gedacht. Schaut doch zu schön für manch Person aus. Wir ziehen nach einem Streit ab und Ethorn kommt. Am Ende ritten wir noch mit dem Kerl um die Wette.", fügte Giran an.
    "Der Streit mit Albrecht war keiner, der zwischen ihm und mir auflebte. Es war mehr zwischen meinem Orden, der Garnison und der Bevölkerung dort. Das sie es nicht mochten wie wir den Glauben und das Militär vertraten war kein Geheimnis. Immerhin haben wir einige Ketzer damals hingerichtet. Albrecht wollte wohl mehr Ruhe schaffen und nannte die Probleme bei Namen. Ehrliche Worte unter innosgefälligen Männern. An Albrechts Loyalität ist nicht zu zweifeln. Aber an seinem Gefolge, an den Wachen und den namhaften Bürgern in Stewark. Allen voran jener der aus politischen Gründen geschont wurde...", brachte Jun an.
    "Stimmt. Der Baron hätte am selben Tag hingerichtet werden müssen, wie der Rest dieser Kultisten. Nun hat es sich gerächt.", meinte Giran und klang doch etwas vorwurfsvoll.
    "Man richtet keine Barone hin. Nicht, wenn die Bevölkerung einen als Besatzer statt Befreier sieht. Wir haben damals das kleinere Übel gewählt. Aufstände wären fatal gewesen.", sagte Hagen.
    "Wahrscheinlich... - sollte Stewark wieder an uns fallen, wird man viele Köpfe rollen lassen. Das wird dann das kleinere Übel werden. - Was machen wir aber nun? Wenn du mich fragst, müssen wir erst einmal vor unserer Haustür kehren. Spione und Verräter könnten auch Thorniara sabotieren und am Ende Ethorn die Tore öffnen. Wir müssen beginnen jeden Stein umzudrehen. Vom Stallburschen und Truppenkoch, bis hin zum Offizier. Beginnen sollten wir mit jenen die in Stewark stationiert waren oder in den letzten Wochen dort auf Besuch.", war Juns Vorschlag.
    "Und wer dreht die Steine um? Du und deine Leute?"
    "Wer drehte in Stewark die Steine um und beendete das Treiben dieses Beliarkults?"
    "Das waren deine Leute. Ich gehe aber ein Risiko ein, wenn dein Orden die Garnison hier verhört. Ich würde allen verkünden, dass ich ihnen und selbst den Feuermagierin - die die Wahrheit und Gerechtigkeit vertreten - nicht traue.", sagte Hagen nachdenklich. Jun stimmte zu.
    "Wenn wir aber sagen, dass wir unter Verdacht stehen und die Stadt nicht verlassen dürfen. Wenn wir darauf hinarbeiten, dass man uns wirklich vorwerfen kann an Stewarks Schicksal gedreht zu haben? Wenn man erfährt, dass Jun und ihr ein...Zerwürfnis untereinander habt. Und letztlich einer der berühmtesten Paladine des Reiches bekundet, nicht dem myrtanischen Reich zu dienen und euch offen auffordert ihn ziehen zu lassen - würden nicht dann manch Ratten hervor kommen? Würde Ethorn diesen Konflikt nicht befeuern oder den Kontakt suchen?", brachte Giran an.

    "Ein Köder... - könnte funktionieren. Könnte aber auch zu Problemen führen. - Hagen überlege es dir. Das können wir nicht einfach so jetzt beschließen. Wir müssen zwei oder drei Schritte voraus planen und denken. Vielleicht weiß auch die Oberste Feuermagierin um Rat. Es wäre nicht falsch sie zu informieren. Bis dahin werden dir meine Leute und auch ich zu Verfügung stehen.", schlug Jun vor, woraufhin Hagen bejahend nickte. Sowas plante man nicht nach einem Kelch Wein und einer schlechten Botschaft.

    Es klopfte und kurz darauf trat ein Bote ein. Seine Reiterstiefel waren dreckig und sein Erscheinungsbild war gehetzt, wie als wäre er vor Beliar davon geritten.

    "Im Bluttal gab es einen Angriff auf das Fort."
    "Ethorns Leute?", fragte Hagen laut und stand auf.
    "Orks... - wir haben einen Überlebenden gefunden. Vor Ort haben sie alles niedergebrannt und die Schädel aufgestapelt.", berichtete der Bote. Hagen schlug so zornig auf den Tisch, dass sein Weinkelch umkippte.
    "Jetzt auch noch diese Bestien. - Ob sie Ethorn dienen?"
    "Nein. Orks sind vieles - aber sie dienen nicht einem Menschen. Ausserdem sind unter Ethorns Söldnern zu viele, die gegen sie gekämpft haben. Zu viele von ihnen gehören zu seinen wichtigsten Leuten. Er würde es nicht wagen.", meinte Giran.
    "Ich lasse meine Leute zusammen rufen. Wir werden uns das im Bluttal mal anschauen. Woher sie kamen und wohin sie verschwanden.", sagte Jun und verließ kurz darauf mit Giran den Raum. Es waren also zwei schlechte Nachrichten die die Stadt erreichten.

  8. Beiträge anzeigen #188
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Shakuras ist offline
    Im Schein einer Kerze kratzte eine Feder übers Papier und hinterließ bald einen Namen 'Shakuras, Novize des Feuers und Primus von Thorniara'.
    Dürre Finger streuten feinen Sand über die Lettern und rollten routiniert das Schriftstück zusammen. Heißes Wachs in Rot versiegelte die Rolle und das kirchliche Wahrzeichen drückte sich schmatzend auf. Dieser unsicheren Tage hatte der alte Glaubensmann einiges mehr zu schreiben und mit seinem Namen zu unterzeichnen. Diese Nachricht galt seinem Prior Icarion. Nach dem Gespräch mit der Mutter Nana waren einige und nicht nur finanzielle Mißstände bekannt geworden. Mißstände, die ihren Weg finden und geklärt werden mussten. Seit Monaten blieben die Spenden aus. Selbst jene aus kirchlicher Hand. Eine Untat. Es war Shakuras' Bitte um Kenntnisnahme und Bereinigung des problematischen Verhalts im Waisenhaus.

    Shakuras blickte aus der kleinen Nische, die sein Zimmer ihm bot. Die Fackeln im Hof und in den Säulengängen brannten schon länger und erhellten die Nacht. Bald würden sie nichts mehr zum Zehren haben und erlöschen. Schwester Rana wäre heute Nacht mit dem Dienst beauftragt, hätte der Primus bei den Meistern nicht die zweitägige Auszeit für innere Contemplatio erwirkt. So war der Gang nun der Seine und kümmerte ihn nicht. Im Gegenteil, er genoss diese Aufgabe, das Feuer an Brennen zu halten, immer wieder aufs Neue. Mit einer Wischbewegung flog der Hirtenstab durch den Raum und in des Grauen Hand, nur um zu Gehen.

    Leise entsprangen alte Gebete den trockenen Lippen und hallten sanft von den Wänden wider, während Feuer neu sich nährte.
    Geändert von Shakuras (04.06.2018 um 00:45 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #189
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline

    Das Tempelviertel

    Wie erwartet hatte es einige Tage in Anspruch genommen, ehe Feuermagier Kalthar das Dossier fertigstellen konnte. Es beinhaltete nun ausführliche Informationen zu seinen bisherigen Studien des roten Sumpfkrautes und der Zusammensetzung des Heilmittels. doch so umfangreich und detailgenau das Dossier auch war. Der ergraute Alchimist erwartete nicht, dass einer der anderen Alchimisten in der Lage wäre, seine Studien angemessen fortzuführen. Bruder Neoras war stets in seinen eigenen Forschungen vertieft und hatte sich noch nicht einmal an der Herstellung eines Gegenmittels beteiligt, als weite Teile des Hafenviertels von der neuartigen Droge betroffen waren. Bruder Ventros hatte dagegen keine ausreichende Erfahrung auf diesem Gebiet und war bestenfalls für die Herstellung einfacher Tränke zu gebrauchen. Doch Feuermagier Kalthar war es einerlei. Er sollte auf Geheiß der obersten Feuermagierin seine Fähigkeiten an dem Aufbau eines marginalen Hospitals verschwenden.

    "Ihr habt nach mir verlangt, Meister?" fragte ein Novize des Feuers mit behutsamer Stimme. "Ja, das habe ich. Bringe dieses Dossier auf dem direkten Weg zur obersten Feuermagierin. Sie wird schon wissen, wie sie damit zu verfahren hat. Möglicherweise." erwiderte Kalthar. Als der Novize das Dossier an sich genommen hatte und das Alchemielabor verließ, rieb sich der hochgewachsene Magier die Augen. Fortan sollten seine Fähigkeiten für den Aufbau eines marginalen Hospitals verschwenden, statt die wesentlich wichtigeren Studien der schwarzen Magie fortzuführen. Ein weiterer Stein im Mossaik der Fehlentscheidungen.

    Maximus

  10. Beiträge anzeigen #190
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Shakuras ist offline
    "Innos mit Euch."
    An diesem sonnigen Mittag herrschte großer Andrang und die Reihen im Hafenviertel bildeten sich rasch. Wo ein Gemeiner ging, nahm ein Anderer seine Position ein.
    Der Primus war mit Isgaroth und einigen der Zöglinge, darunter Bruder Thelyron, Lucan, Karim, Theodorus und Schwester Selena, ausgezogen, dem gepeinigten Volk Speis und Trank zu bieten. Sie alle waren an dem gewaltigen Tag mit dabei gewesen, als die Kirche die Ordo in ihrer Domäne wieder neu hergestellt hatte. Die Zeit der inneren Contemplatio war vorüber und dem Alten war es nun wichtig, im Sinne seiner Kirche dort anzuknüpfen wo sie aufgehört hatten. Nämlich in der Annahme der Niederen und Schwachen, ihrer Sorgen und Mühen. Alte Furcht und Angst mussten überwunden werden, das galt auch für seine Glaubensgeschwister, die ihre Schrecken davongetragen hatten, damit für das Licht und die Liebe ihres Herren wieder Platz im Herzen war.

    Ob Kind, Frau oder Mann; Sie alle bekamen die ehrliche Aufmerksamkeit der Diener zu spüren und einjeder zwei volle Kellen guten Fleischeintopfs. Unter ihnen sahen sie auch bekannte Gesichter wieder, auf denen sie noch vor Tagen am Boden liegend geblickt hatten. Damals waren die Gesichter schmerzverzerrt gewesen. Jetzt erzählten sie von einer gewissen Erleichterung. Dankende Worte und aufmunternde Gesten wurden ausgetauscht. Die Menschen fanden vorsichtig zueinander. "Einen schönen Tag noch, die Dame.", verabschiedete Shakuras wohlwollend und mit noch etwas Brot dazu eine ausgemergelte Frau mittleren Alters. Isgaroth trennte sich gerade von einem Gespräch mit einem ärmlichen Mann und wandte sich dem Primus bei der Ausgabe zu. "Gut, dass wir hier sind, Shakuras. Der erste große Schmerz scheint sich bei den meisten zu legen." Der in einer grauen und einfachen Robe Bekleidete nickte stumm hierzu und verteilte freundlich weiter die vollen Schalen und Tassen. "Wir hören wieder einander zu, lieber Freund. Das ist das wichtigste. Wie sollen wir uns um jene kümmern von denen wir nicht wissen, welch Zweifel und Ängste sie plagen. Und die haben sie gewiss. So wie auch wir.", entgegnete der ehemalige Priester seinem langjährigen Mitbruder und winkte nebenbei Thelyron heran, damit er ihn ablösen konnte. "Wir müssen einander verzeihen, Isgaroth. Hast du ihnen schon verziehen? Den Schuss mit der Armbrust...?" Lange und mit hochgezogenen Brauen musterte er seinen Freund, der nun nachdenklicher, ja glasiger wirkte. Thelyron kam und bezog Shakuras Position in der Ausgabe, nachdem zwei drei Worte gewechselt wurden. Ein kurzer Überblick der Situation und der Arbeit. Wo war Lucan wieder hin? Zwei Wachen zogen eben vorbei... "Bruder Theodorus. Habt die Leibe im Kopf, wir müssen bald Nachschub bringen lassen." Dieser nickte schnell und reichte eine Schale an Selena weiter. Isgaroth grübelte noch, schien aber nicht mehr so befangen, als die Frage aufgeworfen ward. "Wir sind jetzt hier, Isgaroth, und es geht seinen Weg. Thelyron wurde damals auch hart angegangen. Wir alle gemeinsam mit den Armen stellen uns heute unserem Innersten und prüfen uns. Morgen ist die große Freitagspredigt. Vielleicht möchtest Du auch das Wort dazu führen?"

  11. Beiträge anzeigen #191
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Aufmerksam blätterte Françoise durch das Dossier, welches ihr von einem Boten gebracht worden war. Es enthielt die gesammelten Aufzeichnungen von Kalthar. Wie die Priesterin nicht anders erwartet hatte, handelte es sich um sehr detailierte und umfangreiche Dokumente. Das Dossier zu studieren dürfte einiges an Zeit beanspruchen und wie von Kalthar so scharfsinnig bemerkt, fundiertes Wissen erfordern. Sie würde sich selbst damit auseinander setzen, doch diesen Luxus konnte sich die oberste Feuermagierin nicht leisten. Statt dessen würde sie sich in Politik und Wirtschaft einmischen müssen. Nicht unbedingt Themen, die die arkane Welt berühren. Wie ihr Mentor Spike es einmal sagte, waren die Novizen zu beneiden. Keine Verantwortung und das Abenteuer der Magie noch vor sich.
    Françoise warf einen letzten Blick auf die Dokumente und schob sie dann beiseite.
    »Mary, komm bitte her.«, sprach die Priesterin. Ihr Protegé stand am Lesepult am anderen Ende des Zimmers. Sie studierte inzwischen höhere Magie und interessierte sich sehr für die Wechselwirkungen der verschiedenen Magieformen zueinander. Wenn die Zeit käme, würde sie eine hervorragende Feuermagierin abgeben.
    »Kann ich dir etwas bringen?«, fragte die Novizin höflich.
    »Nicht etwas, sondern jemanden. Ich möchte, dass du nach dem Novizen Shakuras suchst und ihn zu mir bestellst. Außerdem such bitte Leonard auf. Sag ihm, dass ich mit ihm vor meiner Abreise noch reden muss.«
    »Wird gemacht. Ich beeile mich!«
    Mit diesen Worten lief Mary los und ließ die Priesterin allein zurück. Zeit zu packen, dachte sich Françoise und verschwand ihrerseits in ihrem Schlafgemach.

  12. Beiträge anzeigen #192
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline
    Die Reihe wurde immer länger. Kinder schoben sich zwischen die Erwachsenen, schlängelten sich weiter nach vorn, um dem Hunger schneller Einhalt zu gebieten. Dabei rempelten sie nicht selten die anstehenden Leute an.
    "HEY! Vorgedrängelt wird hier nicht", tönte plötzlich eine tiefe, harsche Stimme gefolgt von dem hohen Aufschrei eines Kindes.
    Ein wild aussehender, bulliger Kerl hatte eines der Straßenkinder am Kragen seines zerschlissenen Hemdes gepackt und zurückgerissen. Scheinbar war es mit dem brutalen Obdachlosen zusammengestoßen. Der Aufruhr brachte einen der Stadtwächter auf den Plan. Die Worte, welche gewechselt wurden, konnten den erbosten Bittsteller nur schwerlich beruhigen, doch senkte er die Lautstärke, während der Soldat das Kind in Richtung Ende der Reihe schob. Tränen kullerten über die verdreckten Wangen des Mädchens und hinterließen eine blassrosa Schneise.
    Als das Kind auf ihrer Höhe war, zog Chala sie vor sich, was einen überraschten Laut zur Folge hatte. Kurz wehrte sich das abgemagerte Straßenkind, ehe es feststellte, dass die Frau, welche sie gepackt hatte, ihr nur Gutes wollte. Die dunkle Haut mochte ihr fremd vorkommen, doch ansonsten ließ der Anblick kein Zweifel zu, dass auch sie eine Vagabundin war und ihr helfen wollte, schneller an einen sättigenden Eintopf zu gelangen.
    Aus großen Augen schaute das Mädchen zu ihr auf, während Vereds Hände auf den Schultern ihres kurzerhand erkorenen Schützlings ruhten. Wie jeder hier sah sie kränklich, schwach und dreckig aus, doch schaffte sie es dennoch ein Lächeln aufzusetzen. Vor einigen Wochen, ehe die Armenspeisungen angefangen hatten, wäre ihr das noch nicht gelungen.
    "Vordrängeln gibt's hier nicht!", grummelte der Mann hinter der Dunkelhäutigen mit einem Mal, so als hätte er erst den Mut finden müssen, sich gegen diese kleine Ungerechtigkeit auszusprechen.
    Chala ignorierte ihn.

    Nachdem etwa ein halbes Dutzend weiterer Leute verköstigt worden waren, fand er weitere Worte des Missmuts.
    "Hörst du nicht? Das Kind muss sich hinten anstellen!", forderte er, doch bekam er weiterhin keine Reaktion der Schwarzhaarigen.
    Ärger stieg in ihm auf, sodass er der Frau vor sich an den Oberarm griff, damit sie ihn zumindest ansah, wenn er mit ihr sprach. Doch rechnete er nicht mit einer reflexartigen Bewegung, mit dem sie seine Hand abschüttelte und kurzerhand ihren Ellbogen in sein Gesicht rammte. Vor Schmerz aufheulend griff er sich an die gebrochene Nase und stolperte zurück gegen den Mann, der hinter ihm wartete. Dieser und zwei weitere fielen zu Boden, was natürlich die Aufmerksamkeit der Wache auf sich zog. Die berobten Priester, welche den Eintopf verteilten, waren allerdings noch zu weit entfernt, um den Tumult von selbst zu bemerken.
    Noch während die zu Boden gegangenen Gemeinen zu realisieren versuchten, was gerade geschehen war, hatte die Aranisaani ihren Platz in der Schlange verlassen. Auch das Mädchen war verschwunden, wäre dem aufmerksamken Beobachter jedoch einige Plätze weiter vorn aufgefallen, wo sich eine kümmernde Mutter ihrer angenommen hatte - zumindest bis sie an der Essensausgabe waren.
    Die Dunkelhäutige hingegen war nirgends auszumachen, war sie doch schleunigst geflüchtet, um einem weiteren Aufeinandertreffen mit der Stadtwache zu entgehen. Beim letzten Mal hatte sie sich nur knapp herausreden können. Ein weiteres Mal wäre dies sicher nicht möglich.

    In einer Gasse, die sich zwei Barrackenreihen von dem Platz der Armenspeisung befand, war die Vagabundin zu Boden gesunken, erschöpft von der überhasteten Flucht. Der Mangel an Essen - das war das zweite Mal, dass sie nichts von den Rationen abbekommen hatte - und das Leben in heruntergekommenen Bretterbuden oder aber der verdreckten Straße zerrten an ihren Kräften. Dazu noch diese immerwährende Ungewissheit brachten sie an den Rand ihr körperlichen und mentalen Stärke. Warum bei Beliar war sie in dieser Stadt, wieso war sie mittellos und wie war es überhaupt dazu gekommen, dass sie ihre Heimat Aranisa verlassen hatte? Ihre letzte Erinnerung, bevor sie in dieser Traufe aufgewacht war, bestand aus unsicherer Vorfreude, milder Verwirrtheit und hungriger Neugierde auf den Mann, den sie heiraten sollte. Er würde mit einem Schlag zum Stammesoberhaupt ernannt, sie hätten viele Kinder gehabt und ihr Leben glücklich leben können. So jedenfalls war es in den Vorstellungen der Häuptlingstochter gewesen. Doch die Schwärze, welche die Lücke zwischen damals und jetzt ausfüllte war gewaltig. Allein ihr Körper war wie verwandelt gewesen. Zunächst hatte sie sich stark gefühlt, agil und flink, doch war dies mit den Jahren verschwunden, war dem gewichen, was sie heute war: Ein abgemagertes Stück Fleisch, dessen Haare verfilzt und verknotet aneinanderklebten, unfähig einen Zopf zu formen. Fahle Haut, die nichts mehr von dem Glanz hatte, dass sie bekam, wenn sie in der Sonne wandelte und so wenig auf den Rippen, dass man eben diese ohne weiteres zählen konnte, wenn sie ihre Lederkluft auszog, die ebenfalls schon bessere Zeiten erlebt hatte. Ihr fehlte Öl und eine Bürste, um das Leder ordentlich zu pflegen und Utensilien, um sie an gerissenen Nähten auszubessern waren ihr ebenfalls so fern wie ihr altes Leben.

    Chala lehnte mit dem Kopf an einer rauen Bretterwand, versuchte den Schwindel zu überwinden, der sich nach ihrer Flucht eingestellt hatte, als sie plötzlich vorsichtige Schritte am Ende der Gasse zu hören glaubte. Die kümmerlichen Reste ihrer Muskeln spannten sich reflexartig an und ihr Kopf zuckte in die entsprechende Richtung.
    Es war das junge Mädchen, welche sie zunächst vor sich gezogen und später der Mutter zugeschoben hatte. Sie wirkte verschüchtert, kam jedoch auf die Aranisaani zu, in der Hand eine Schüssel. Diese sollten nach Verzehr der Speise gewöhnliche zurückgegeben werden. Wachsam beobachteten sie sich gegenseitig, beide angespannt und bereit zu fliehen, wie sie es gewohnt waren. Zögerlich hielt das Mädchen ihr die Holzschale entgegen, nachdem sie vor ihr zum stehen gekommen war. Nicht weniger langsam nahm Vered die angebotene Speise entgegen.
    "Willst du das nicht essen?", fragte sie das Kind, denn scheinbar war die Speise unberührt.
    Diese schüttelte nur den Kopf, setzte sich mit einem Anflug von Mut neben die Dunkelhäutige und schaute sie erneut aus diesen großen Augen an.
    Geändert von Chala Vered (25.06.2018 um 17:40 Uhr)

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Nachdem sie alle Gespräche geführt hatte, die vor ihrer Abreise nötig waren, machte sich die Priesterin an das Packen. Viel musste sie nicht mitnehmen. Immerhin konnte sie auf ihre Garderobe in Vengard zurückgreifen, sobald sie angekommen wäre. Deshalb reichte eine kleine Reisetruhe, in welcher Françoise neben den Papieren für den hohen Rat noch einige Kleidung und andere Kleinigkeiten unterbrachte.
    Für die Zeit ihrer Abwesenheit hatte die oberste Feuermagierin indes Jeffrey beauftragt als ihre Vertretung zu fungieren. Dabei handelte es sich viel mehr um eine Formalität, denn alle Belange die hiesige Diözese betreffend fielen ohnehin in den Aufgabenbereich Icarions. Es erinnerte Françoise vielmehr daran, dass sie bereits viel zu lange auf der Insel verweilte. Kaum etwas konnte wohl deutlicher machen, was für ein Problemfall Argaan war.
    Was jetzt noch zu tun blieb, war, eine Überfahrt zu arrangieren. Selbstverständlich erinnerte sich die Priesterin an den Kosaren, den Vengard ihr nach Setarrif hinter hergejagt hatte. Keine sonderlich dankbare Mission. Und jetzt müsste er wieder als ihre persönliche Reisebegleitung herhalten. Das hieß, sofern er sich noch auf der Insel befände. Wie so oft in diesen Fällen, beauftragte die Priesterin Mary damit, Yared zu suchen. Gewiss war das ebenso keine besonders dankbare Aufgabe, doch die Novizin besaß nun mal ein Talent zum Auffinden von Leuten.

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    In der abendlichen Diesigkeit lief Chala durch die schmalen Gassen des Armenviertels, wich gewohnt den Bettlern aus, die wenigstens genauso viel besaßen wie sie selbst, jedoch jegliche Hoffnung aufgegeben hatten. Woher sie selbst jedoch ihre Hoffnung nahm, konnte sie nicht bestimmen.
    An ihrer Seite lief das kleine Mädchen vom Vortag. Ihr Name war Irida und ihre Familie ist vor einigen Jahren bei einer Pestwelle ums Leben gekommen. Seitdem lebte sie auf der Straße und kämpfte Tag um Tag ums Überleben. Die regelmäßigen Hilfen des Ordens von Innos unterstützten sie dabei.
    Der Eintopf, den sie Chala gebracht hatte, war ihre zweite Schüssel gewesen, die sie sich mit einer Art schauspielerischen Leistung ergattert hatte, die das Mitgefühl des Novizen erregt hatte, der für die Ausgabe der Armenspeisung verantwortlich gewesen war. Normalerweise waren die Rationen strickt auf eine Schale pro Person beschränkt.
    "Wie bist du hier gelandet?", fragte das zumeist sehr ruhige Kind, welches die Aranisaani auf etwa elf Jahre schätzte.
    "Ehrlich gesagt weiß ich das nicht", antwortete die Frau nach einer kurzen Weile.
    "Dein Art zu Reden ist lustig", meinte Irida und stellte dann fest, "du bist nicht von Argaan."
    "Das stimmt", gab die Dunkelhäutige zu, "meine Heimat ist weiter südlich auf einer Insel namens Aranisa. Dort haben alle die gleiche Hautfarbe wie ich und wir sind ein unabhängiges Volk."
    Diese Informationen brachten das Mädchen zunächst wieder zum Schweigen, so als müsste sie nachdenken, was sie damit anfangen sollte.

    Sie waren beide auf dem Weg zum Pier, wo Irida gelegentlich den Fischern beim Flicken ihrer Netze half, um sich ein wenig zusätzliches Essen zu verdienen. Meist war es eine dünne Fischsuppe und etwas altes, trockenes Brot. Karg, aber es wärmte den Körper.
    "Aber wieso lebst du jetzt auf der Straße in Thorniara anstatt auf deiner Insel?", hakte die Waise nach, nachdem der Salzgeruch des Meeres ihnen in die Nase gestiegen war.
    "Ich kann mich nicht mehr erinnern", gab Vered zu und wirkte dabei sehr beklommen, so als schäme sie sich dafür - musste sie sich denn dafür schämen?
    "Es war sicher schön, über 's Meer zu fahren. Das würde ich auch gern mal machen", träumte Irida laut.
    "Kann schon sein", murmelte Chala, die auch daran keinerlei Erinnerung hegte.
    Wenige Schritte weiter, sie ließen gerade die Hafenkneipe hinter sich, trafen sie auf einen alten Mann, der seine Fischernetze begutachtete.
    "Hallo Tom!", rief das Mädchen und der Fischer wandte sich ihr zu, wobei sich seine Miene erhellte, insofern das auf der wettergegerbten Haut möglich war.
    "Da bist du ja wieder, Kleines!", begrüßte Tom das Mädchen, ehe er Chala bemerkte und sie mit weniger Freude zu mustern begann. "Wen hast du mir da mitgebracht, Schätzchen?"
    "Das ist Chala, meine neue Freundin", erklärte das Kind knapp.
    "Haben wir uns nicht schonmal irgendwo gesehen?", fragte Tom der Fischer misstrauisch und verengte dabei die Augen.
    "Nicht, dass ich mich daran erinnern könnte", gab die Aranisaani zurück, wobei sie die Wahrheit sagte, allerdings unsicher war, ob sie sich nicht vielleicht doch schon einmal begegnet waren.

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    Letzte Nacht

    "So, das reicht für heute", ließ Tom der Fischer nach einer ganzen Stunde verlauten und legte das Netz, was er soeben fertig geflickt hatte, zur Seite.
    Auch Chala und Irida beendeten die Flickerei und schauten erschöpft auf. Sie hatten bis spät in die Nacht dabei geholfen, die Fischernetze zu reparieren und dass nur für eine warme Mahlzeit, zu der es nun hoffentlich kommen würde.
    "Setzt euch schonmal an den Tisch, ich wärme schnell die Fischsuppe auf", meinte Tom und fachte die Feuerstelle an, über der ein eiserner Topf hing.
    Das junge Mädchen setzte sich auf einen der bemerkenswert soliden Holzstühle und zog die Beine an. Ihr gegenüber ließ sich die Dunkelhäutige nieder, erschöpft vom Abend. Ihre Finger brannten und waren wund von den rauen Fäden der Netze.
    "Und das machst du jeden Abend?", fragte Vered ihre Gegenüber, welche stumm den Kopf schüttelte.
    "Irida hilft mir nur ab und an", schaltete sich Tom in das Gespräch ein, "wann immer die Armenspeisung ihren Hunger nicht stillen konnte", fügte er noch wissentlich grinsend hinzu.
    "Das stimmt so nicht!", protestierte das Mädchen, "ich helfe dir immer gern, egal ob ich hungrig bin, oder nicht."
    "Dann ist ja gut", meinte der Fischer nur leichthin und widmete sich wieder dem Umrühren der Suppe, deren salziger Geruch nicht vom übrigen Odor der Hütte zu unterscheiden war.
    "Manchmal ist etwas Gesellschaft sehr schön", erklärte sich Irida achselzuckend gegenüber Chala.
    "Das ist wahr", bestätigte diese nur und hing den Erinnerungen an ihre Heimat und ihren Stamm nach.


    Nachdem sie die Suppe und etwas Brot verschlungen hatten, legten sie sich auf einige zerschlissene Decken, die der Fischer für sie auf dem Boden ausgebreitet hatte. Wie alles in dieser Hütte rochen sie unangenehm fischig, doch übertraf es den harten Boden der Straßen bei weitem. Eben deshalb fiel die Aranisaani auch sehr bald in einen ruhigen Schlaf, der ihr die nötige Kraft für einen weiteren Tag schenken sollte.

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    Als Chala erwachte, war Irida bereits weg und auch von Tom war in der kleinen Hütte nichts zu sehen. Ihre Angewohnheit lange in den Tag zu schlafen war nach wie vor vorhanden und dass, obwohl sie eigentlich jeden Tag ums Überleben kämpfen musste und sich vor gierigen Gaunern in acht nehmen sollte, die sie einfach im Schlaf überfallen könnten. Doch sobald sie auch nur ein geringes Gefühl der Sicherheit und ein Dach über dem Kopf hatte, wollte und wollte sie nicht erwachen bis die Sonne bereits weit am Himmel stand.
    Nachdem sie die zerfressene Decke zusammengelegt und auf einen Stuhl gelegt hatte, trat sie ins Freie. Das grelle Tageslicht blendete sie und doch begrüßte sie es als willkommene Abwechslung zum diesigen Wetter der letzten Tage. Einige Schritte entfernt machte sich Tom an seinem kleinen Fischerboot zu schaffen, wobei er ihr einen undeutbaren Blick zuwarf, als er sie entdeckte. Vered winkte ihm gleichwohl als Begrüßung und auch als Dank für die Unterkunft, doch wendete sich der Fischer ab, ohne die Geste zu erwidern.
    Er schien mich ohnehin nicht leiden zu können, dachte die Dunkehäutige, hob gleichgültig die Schultern und wandte sich Richtung Stadt. Wo Irida wohl abgeblieben ist?, fragte sie sich und bemerkte gleichwohl, dass ihr der Magen knurrte.
    Welche Tagesstunde war es? Hatte sie die Armenspeisung verpasst oder noch eine Chance auf eine warme Mahlzeit? Dies zu überprüfen würde ein Leichtes sein, sodass die Aranisaani ausgeschlafen und hungrig auf den Platz zuhielt, an denen sich regelmäßig die Ärmsten der sozialen Hierarchie dieser Stadt einfanden.

    Wie gewohnt gab es Händlerstände mit den billigsten und minderwertigsten Waren an jeder Straßenseite, an denen sich nur eine Handvoll Leute sammelte und um die ohnehin lachhaften Preise feilschte. Die verschiedensten Gerüche von salzig frisch bis süßlich modrig waren dabei und konnten die Sinne vernebeln, wo auch das Sumpfkraut sein Übriges tat, das vermutlich in rauen Mengen unter der Hand gehandelt wurde.
    Auf dem Platz angelangt bot sich die übliche Szenerie. Einige Stadtwächter patrouillierten in Zweiergruppen aufgrund des vergangenen Aufstands, während an nahezu jeder Ecke ein Obdachloser saß und kraftlos einen Arm hob in Erwartung, oder zumindest kläglicher Hoffnung, ein paar Almosen zu ergattern. Es waren dieselben traurigen Gestalten, die sowohl vor, als auch nach Armenspeisung hier herumlungerten, hatten sie doch weder Heim noch irgendwo Obdach. Im Vergleich zu Chala waren diese Menschen dem Rand der Verzweiflung noch viele Schritte näher, auch wenn sie sich optisch kaum voneinander unterschieden. Eine junge, rotblonde Frau hatte ebenso verfilztes, ungewaschenes Haar wie die Aranisaani. Ihre Haut war dreckig und die Kleidung schien einmal das Arbeitsgewand einer Magd gewesen zu sein. Leere Augen, deren Farbe an einen getrübten Saphir erinnerten, schauten zu ihr auf, als sie vorbeilief. Der Almosenarm zuckte leicht, ehe sie wieder zu erstarren schien, als sie bemerkte, dass sie wohl keine milde Gabe erhalten würde.
    Nach einigen Schritten, die die Dunkelhäutige zwischen sich und die Bettlerin gebracht hatte, krächzte diese jedoch auf. Heiser und hoch peitschte die Stimme der Vagabundin hinter ihr her.

    "DU! Du hast mir das angetan!", kreischte sie und brachte Vered dazu, sich erschrocken umzuwenden. "Du bist schuld, dass ich hier sitze!", keifte die Rothaarige noch immer und richtete sich zitternd vor Wut und Unterernährung auf!"
    Sie tat einige wacklige Schritte auf die Häuptlingstochter zu, wobei ihr Almosenarm einer Drohgebärde gleichkam.
    Mit sichtbar zusammengepressten Zähnen humpelte sie auf Chala zu, während Zornestränen ihre Wangen benetzten.
    "Wovon redest du da?", wollte die Dunkelhäutige verwirrt wissen.
    Sie konnte mit der Situation nichts anfangen, war sie dieser Frau doch ihres Wissens nach noch niemals begegnet. Das Geschrei der Verrückten rief unweigerlich die Stadtwachen auf den Plan, wobei Vered kein besonderes Verlangen danach hatte, in deren Aufmerksamkeitsspanne zu geraten.

  17. Beiträge anzeigen #197
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Slicer begegnete den Männern kurz vor der Taverne und wusste sofort, dass er ihn Schwierigkeiten war.
    Sie waren zu viert. Stumm, ernst, irgendwie fremdartig. In Gewänder gehüllt, die man hier nicht allertage auf der Straße sah. Slicer hätte Schlägertypen aus Varant vermutet, wenn er noch die Zeit gehabt hätte, irgendwelche Vermutungen anzustellen. Die grausamen Augen der Männer begegneten ihm zielbewusst, ein kurzes Nicken wurde ausgetauscht und dann waren die humorlosen Übeltäter auch schon zur Stelle.
    Fast hätte Slicer noch sein freundlichstes Gesicht aufgesetzt und versucht sich aus dem unerwarteten Schlamassel herauszureden. Immerhin hatte er eigentlich besseres zu tun als sich mit diesen Typen hier aufzuhalten. Doch diesmal half ihm kein Grinsen, kein Lächeln, kein Feilschen. Hände erhoben sich, prasselten auf ihn ein, packten ihn, zerrten an seinen schwarzen Klamotten. Slicer stieß zischend die Luft aus, ertrug den ersten Schlag in die Magengegend mit stoischer Entschlossenheit, ebenso den eisernen Griff um seinen linken Oberarm. Seine eigene rechte zuckte vor und brach eine der hässlichen Nasen. Doch statt sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen packte der Schläger diesen Arm kurzerhand und machte Slicers Verteidiungsarsenal damit faktisch zunichte. Ein saftiger Tritt in den Schritt. Ein Knie gegen die Brust, als er sich keuchend vornüberbeugt. Der Rest ging schnell. Sie raubten ihm mit einem gekonnten Hieb gegen die Schläfe das Bewusstsein, packten ihn souverän unter den Armen und schleiften ihn in die nächstgelegene Seitengasse.
    Wenige Atemzüge später marschierte ein Milizionär vorbei. Der Mann blicke sich misstrauisch um. Hatte er nicht eben etwas gehört? Mit erhöhter Wachsamkeit und die Hand am Schwertgriff marschierte der Soldat weiter. Das Blut im Staub unter seinen Füßen bemerkt er nicht...

  18. Beiträge anzeigen #198
    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Das Hafenviertel

    An seiner Uniform war zu erkennen, dass der breitgebaute Soldat von nun an als Fähnrich der Stadtwache diente. Noch immer wusste Hierodius Lex nicht, warum er degradiert wurde und wahrscheinlich würde man ihm darüber auch nie konkrete Auskunft erteilen. Der Soldat wollte seine ihm übertragene Pflicht trotzdem nach besten Wissen und Gewiss ausüben.

    Zusammen mit den ihm unterstellten Soldaten war der Fähnrich zum Hafenviertel befohlen worden. Er sollte dort die Anstrengungen der Ordenskrieger unterstützen, die Kontrolle über den Brennpunkt der Stadt auch weit nach Zerschlagung des Aufstandes zu behalten. Hierodius Lex hatte klare Anweisungen erhalten, jedes noch so kleine Vergehen zu Verfolgen und sogenannte Störer augenblicklich festzunehmen. Natürlich trafen die Maßnahmen nicht auf das Verständnis aller Bürgerinnen und Bürger. Doch angesichts der letzten Wochen und Monate der fortwährenden Unruhen und Auseinandersetzungen, war das konsequente Vorgehen des Ordens wohl alternativlos.

    Doch der Orden regierte nicht nur mit eiserner Hand. Neben der Armenspeisung im Händler- und Handwerkerviertel verteilten Adlaten und Novizen auch Lebensmittelrationen direkt im Armen- und im Hafenviertel. Außerdem wurde wohl der Bau eines Hospitals geplant, welches fester Bestandteil der Stadt werden sollte. Zumindest hatte der breitgebaute Soldat einige Novizen darüber sprechen hören.

    Als Hierodius Lex durch die Gassen des Hafenviertels lief und nach allerlei Ungewöhnlichem Ausschau hielt, hörte er aus unweiter Entfernung eine Frau aufschreien: "DU! Du hast mir das angetan!" Der breitgebaute Soldat seufzte, hatte er doch auf eine ruhige Frist gehofft. Mit zügigen Schritten lief Hierodius Lex in die Richtung, aus der der Schrei zu kommen schien. Auch wenn das aufgrund der dichten Bebauung im Hafenviertel nicht immer eindeutig zu erkennen war. Auch zwei weitere Soldaten trafen am Ort des Geschehen ein, als der Fähnrich seine Stimme erhob: "Was ist hier los!?" fragte er. "Sie!" stieß eine offenbar verwahrloste Frau aus und zeigte mit dem Finger auf eine andere. "Wegen ihr bin ich auf der Straße, habe alles verloren! Diese Hure, ich bring sie um!" Mit einem großen Schritt stellte sich Hierodius Lex vor die angreifende Frau und griff nach ihrer Hand, die gerade ein altes Küchenmesser ziehen wollte. "Heute wird niemand umgebracht! Im Namen Innos' verhafte ich Euch hiermit wegen des Vorwurfs der Aufruhr. Ludwig, führ die Frau zur Bastion ab, wir werden sie dort verhören."

    Nachdem die verwahrloste und vermutlich auch verwirrte Frau abgeführt wurde, wandte sich Hierodius Lex zu der anderen Frau um, die offenbar der Auslöser für die Aufruhr gewesen war. Sie sah nicht wie eine Bürgerinnen des myrtanischen Reiches und erst recht nicht wie ein Einwohner der subtropischen Insel Argaan aus. "Reichsbürgerukunde oder Passierschein, bitte!"

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Hafenviertel

    Tatsächlich hatte die Bettlerin sie umbringen wollen, dazu noch mit einem alten Küchenmesser! Glücklicherweise war die Stadtwache eingeschritten, hatte die Situation deeskaliert und damit vermutlich das Leben der Aranisaani gerettet. Nun jedoch fand sie sich in einer nicht minder brenzligen Situation wieder. Ein hartes, kantiges Gesicht, dessen Ausdruck kaum finsterer hätte sein können, schaute auf sie herab. Einen knappen Kopf höher ragte der Gardist über ihr und hielt sie mit seinem strengen Blick gefangen.
    "Reichsbürgerurkunde und Passierschein?", wiederholte die noch immer vom an ihr versuchten Mord entgeisterte Dunkelhäutige.
    Der Soldat erwiderte mit einer Miene, die das Wiederholen seiner Worte als Gesetzeswidrigkeit ihrerseits auszulegen wusste, weshalb sich Chala beeilte, eine Erklärung zu stammeln.
    "Ich..ich habe...", begann sie und tastete synchron dazu die Taschen ihrer Kluft ab, als würde sie nach etwas suchen, das eben noch dort gewesen war.
    Die Ungeduld konnte man an der Haltung des Stadtwächters ohne Probleme ablesen und die unausgesprochene Zeit, die Vered noch zur Verfügung stand, zerronn. Der Druck ließ ihr Herz rasant pulsieren und ein pochender Schmerz drückte von innen gegen ihre Schläfen.
    "Ich...", brachte sie ein weiteres Mal hervor, ehe ihr schwarz vor Augen zu werden drohte.
    Hilfesuchend griff sie nach dem Soldaten, ehe sie das Bewusstsein verlor und zu Boden sank.

  20. Beiträge anzeigen #200
    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Das Hafenviertel

    Undeguldig wartete Hierodius Lex darauf, dass sich die noch unbekannte Frau identifizieren konnte. Neben den Reichsbürgerurkunden hatte der Orden kurz nach Beendigung des Aufstandes im Hafenviertel sogenannte Passierscheine ausgegeben. Sie sollte es den Soldaten erleichtern, die Identität des Gegenübers festzustellen und nachvollziehen zu können, auf welchem Wege sie in die Stadt gelangt waren. Denn die Urkunden unterschieden sich je nach Ausgabestelle. Auf diese Weise sollte es in Zukunft auch möglich sein, etwaige Schwachstellen in den Kontrollen zu erkennen und zu beseitigen.

    Der breitgebaute Soldat seufzte, als ihm allmählich klar wurde, dass sich die junge Frau scheinbar nicht ausweisen konnte. Gerade als er zur Befragung in die Bastion bringen wollte, verlor sie ihr Bewusstsein und fiel zu Boden. Nur ihr letzter Griff nach dem Arm des Soldaten hatte sie vor Verletzungen bewahrt. Kaum hatte Hierodius Lex die Frau auf den Boden gelegt, näherte sich ein Novize des Feuers: "Ich hole Hilfe!" sagte er und war genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war.

    Unterdessen bildete sich eine Traube von Schaulustigen, die angesichts des eintönigen Alltages im Hafelviertel wohl eine Gelegenheit sahen, ihre abendlichen Geschichten an den Feuerschalen zu erweitern. "Geht weiter!" befahl der breitgebaute Soldat. Wenige Minugen später die sich für Hierodius Lex aber eher wie eine Ewigkeit angefühlt hatten, kam der Novize zusammen mit einem Feuermagier zurück. "Was ist geschehen?" fragte er. Der Fähnrich zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Ich habe sie aufgefordert, sich zu identifizieren. Sie suchte in ihrer Tasche nach einer Urkunde und fiel dann zu Boden." Der Magier tastete den Hals der jungen Frau ab und schaute sich danach die Innenseiten der Hände an. "Scheint mir kein Fall des roten Sumpfkrautes zu sein. Bringt sie zum provisorischen Hospital." Argwöhnisch schaute Hierodius Lex dabei zu, wie die Frau, mehr beholfen als gekonnt, weggetragen wurde. "Ich möchte, dass du dich ebenfalls zum Hospital begibst, Theodor. Sollte die Frau aufwachen, soll sie sich identifizieren!" befahl Hierodius Lex einer Stadtwache.

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