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  1. Beiträge anzeigen #41
    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Und jetzt auch noch dieses auf ahnungslos tun, das ist ja noch besser als Schreibfeder damals mit seinem "Ach DIESES Eragon meint ihr".
    Den Post musste ich jetzt gleich nochmal raussuchen und will ihn auch direkt mal hier verlinken, was aber natürlich rein gar nichts mit deinem herrlichen "Fishing for compliments"-Post gleich danach zu tun hat.

    Jedenfalls werde ich dich von deiner festgefahrenen Meinung wohl kaum abbringen können, zumindest nicht bevor die nächste Geschichte hier präsentiert wird, die du dann natürlich auch direkt wieder mir zuschreiben wirst. Das kennen wir ja schon!

  2. Beiträge anzeigen #42
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Ich hab absolut keine Ahnung wer diese Geschichte geschrieben hat. Vom Schreibstiel der Geschichte her könnte es Angela aus Eragon sein.

    Vermutlich werde ich das auswürfeln, wenn das keinen stört ...

  3. Beiträge anzeigen #43
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Den Post musste ich jetzt gleich nochmal raussuchen und will ihn auch direkt mal hier verlinken, was aber natürlich rein gar nichts mit deinem herrlichen "Fishing for compliments"-Post gleich danach zu tun hat.
    Richtig gut find ich das ja auch ein paar Posts danach, wie Schreibfeder meint, dass er Eragon erst nach Beginn seiner Story gelesen habe oder so und dann nicht schlecht gestaunt habe.

    Und das meine Posts von damals peinlich sind, das ist ja auch kein großes Geheimnis mehr.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich hab absolut keine Ahnung wer diese Geschichte geschrieben hat. Vom Schreibstiel der Geschichte her könnte es Angela aus Eragon sein.

    Vermutlich werde ich das auswürfeln, wenn das keinen stört ...
    Aha, vielleicht warst es also du selbst!

  4. Beiträge anzeigen #44
    Irenicus-Bezwinger  Avatar von MiMo
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    MiMo ist offline
    Also Laido macht sich mit seinem "scheinbar (!)" wirklich ungewöhnlich verdächtig! Allerdings hätte er wohl darauf verzichtet, ein gewisses Nyha in die Geschichte einzubauen. (Obwohl gerade das natürlich eine bewusst platzierte Finte sein könnte!) Nicht nur wegen Nyha würde ich die neueren User Eispfötchen und Rohten aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen. Und nach Laido sieht das auch nicht aus, da muss ich John mal ganz frech in die Parade fahren.
    Tareloms wirre Aussagen erinnern ein bisschen an DGDM.
    Aber ansonsten kann ich mich John vorerst nur anschließen und abwarten, was das Ausschlussverfahren noch so hergeben wird...

  5. Beiträge anzeigen #45

  6. Beiträge anzeigen #46

  7. Beiträge anzeigen #47
    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Tja, wo bleiben wohl die ganzen Geschichten? Müssten doch noch drei weitere in Umlauf sein, oder? Jetzt könnte ich jedenfalls mal allmählich Nachschub vertragen!

    Zitat Zitat von MiMo Beitrag anzeigen
    Also Laido macht sich mit seinem "scheinbar (!)" wirklich ungewöhnlich verdächtig! Allerdings hätte er wohl darauf verzichtet, ein gewisses Nyha in die Geschichte einzubauen. (Obwohl gerade das natürlich eine bewusst platzierte Finte sein könnte!)
    Nee, also das wäre mir keine Finte wert. Ich würde mich auch ganz bestimmt nicht selber in die Geschichte einbauen und John nochmal meine kreativen vegetarischen Speiseplaneinfälle aufs Auge drücken!

    Zitat Zitat von MiMo Beitrag anzeigen
    Dann bin ich ja beruhigt, dass dir bei mir nicht mal mehr eine an den Haaren herbeigezogene Begründung einfällt.
    Also ich wüsste da was: Stichwort "Kleingeschriebene Sie-Anrede"...

    Ich bin mir jetzt jedenfalls schon relativ sicher, von wem die Geschichte sein muss. Aber ich behalte es mal lieber für mich, um mir gleich mal einen wertvollen Vorteil beim Tippen herauszuarbeiten.

  8. Beiträge anzeigen #48
    Kleiner als drei  Avatar von Lady Xrystal
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    Lady Xrystal ist offline
    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Tja, wo bleiben wohl die ganzen Geschichten? Müssten doch noch drei weitere in Umlauf sein, oder? Jetzt könnte ich jedenfalls mal allmählich Nachschub vertragen!
    Sind sie auch. Also an der Weihnachtsmannfrau liegt es nicht, dass hier Postflaute herrscht.

  9. Beiträge anzeigen #49

  10. Beiträge anzeigen #50
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Bestimmt sind die Leute, die was in der Post haben alle im Vorweihnachtsstress und kommen gar nicht dazu in ihren Briefkasten zu sehen.
    *Schnell noch Geschenk holen*

    Man kanns natürlich auch wie mein Vater machen ... 24. Dezember: "Mensch heute ist ja Weihnachten, da brauch ich ja noch Geschenke. Komm! Las uns losfahren..."

  11. Beiträge anzeigen #51
    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Zitat Zitat von Lady Xrystal Beitrag anzeigen
    Sind sie auch. Also an der Weihnachtsmannfrau liegt es nicht, dass hier Postflaute herrscht.
    Davon bin ich auch nicht ausgegangen, die Weihnachtsmannfrau scheint mir ja sehr aktiv bei der Sache zu sein.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ja, wo bleibt denn jetzt Laidos 300-Seiten-Epos?
    Ziemlich durchschaubar, wie du hier schon im Voraus versuchst, mir deine monumentale "Lord Hagen stattet der Reihe nach allen 1294 Gothic-Figuren einen Weihnachtsbesuch ab"-Geschichte unterzuschieben.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Man kanns natürlich auch wie mein Vater machen ... 24. Dezember: "Mensch heute ist ja Weihnachten, da brauch ich ja noch Geschenke. Komm! Las uns losfahren..."
    Tja gut, kann man sehen wie man will, wenigstens hatte er dann vermutlich eine entspannte Vorweihnachtszeit.

  12. Beiträge anzeigen #52
    Held Avatar von Lord Regonas
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    Lord Regonas ist offline

    Post

    Wer lässst sich denn 111 Seiten für mich einfallen?

    Ich fühle mich furchtbar geehrt, wirklich... aber dagegen kann ich mit meinen rund siebzig Seiten gar nicht gegen anstinken!

    Der Link

  13. Beiträge anzeigen #53
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    111 Seiten, "rund 70 Seiten" ... was ist mit euch schon wieder los!

    Im Übrigen: Schonmal vollkommen klar, dass dieser 111-Seiten-Brecher nur von Laido kommen kann. Also, vorausgesetzt, es kommt nicht noch ein 1111-Seiten-Ding.

  14. Beiträge anzeigen #54
    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Johns Geschichte ist da!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Im Übrigen: Schonmal vollkommen klar, dass dieser 111-Seiten-Brecher nur von Laido kommen kann. Also, vorausgesetzt, es kommt nicht noch ein 1111-Seiten-Ding.
    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Jedenfalls werde ich dich von deiner festgefahrenen Meinung wohl kaum abbringen können, zumindest nicht bevor die nächste Geschichte hier präsentiert wird, die du dann natürlich auch direkt wieder mir zuschreiben wirst. Das kennen wir ja schon!
    Wer hätte das gedacht! Hab ich mich dann also mit dem "scheinbar (!)" doch nicht so ganz peinlich verplappert oder wie soll ich das verstehen?

  15. Beiträge anzeigen #55

  16. Beiträge anzeigen #56
    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Wenn du dir da so sicher bist, dann spricht ja sicher nichts dagegen, wenn die Weihnachtsmannfrau sich deinen Tipp schon mal ganz fest und unwiderruflich notiert, oder?

  17. Beiträge anzeigen #57

  18. Beiträge anzeigen #58
    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Super. Bitte notieren, Weihnachtsmannfrau!

  19. Beiträge anzeigen #59
    Deus Avatar von Sir Ewek Emelot
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    Sir Ewek Emelot ist offline
    Ich wurde beschenkt:

    Eine Weihnachtsgeschichte


    In Myrtana war ein neuer König an der Macht. Volksnah versuchte er stets die Wünsche und Probleme seiner Bürger herauszufinden. Dazu reiste der König durch sein Reich und hörte sich die Probleme der Menschen an und versuchte Lösungen zu finden. Da es sich um ein dünn besiedeltes Königreich handelte, bei der letzten Volkszählung waren es eintausendvierhundertdreizehn Einwohner, lag das auch im Bereich des Möglichen. Zuerst waren die Menschen skeptisch. König Rhobar der II. hatte sich nie in diesem Ausmaß um seine Bürger gekümmert. Er hatte Gesetze erlassen, Steuern erhoben und war sonst nur bei Paraden und Festlichkeiten gesehen wurden. Bei Letzterem selbstredend nur von den Adligen. Sicher, König Rhobar der II. hatte einige Heldentaten vollbracht und doch war das Verhältnis zum neuen König ein ganz anderes. Die Menschen begrüßten ihn wie einen alten Bekannten, wenn er wieder in ihr Dorf oder ihre Stadt reiste und kamen schnell zum Kern des Problems das sie plagte: Der Dorfbrunnen war versiegt, eine rätselhafte Krankheit ausgebrochen, randalierende Wildschweine verwüsteten die Felder. Für dergleichen und mehr hatte der neue König meist schnell eine Lösung parat und das gefiel dem Volk außerordentlich gut. Sind wir doch mal alle ehrlich. Das Volk erwartet von seinem König doch, dass er ihre Probleme löst und nicht, dass er noch welche hinzufügt. So gesehen waren die Bürger sehr zufrieden. Der König selbst musste sich allerdings einiges von seinem Staatsberater anhören, der auch schon unter dem vorherigen Regenten tätig war. Er sei zu Bodenständig, das Volk würde ihn nicht genug achten. Doch dem König war es egal. Er zog weiterhin in regelmäßigen Abständen durch das Land und versuchte die Last des kleinen Mannes, oder der kleinen Frau, zu erleichtern.
    In Montera war es eines Tages so weit, dass ein Mann, mit Namen Bengerd, nicht mehr darauf warten wollte, dass der König seine Runde drehte. Er war Jäger und demzufolge oft gerade dann nicht da, wenn der König zu Besuch kam. Deswegen schrieb er eine Nachricht, nagelte sie an die Linde, die vor dem Stadttor stand und benachrichtigte seine Nachbarn, der König möge doch seine Nachricht am Baum lesen, wenn er vorbeikäme. Sie taten es und etwas verwundert ging der König zu besagten Baum, als er das nächste Mal in Montera vorbeikam. Auch Bengerds Problem wurde gelöst, genau wie all die anderen. Monteras Bewohner berieten sich und kamen überein, dass dieses Prinzip Zukunft hatte. Deswegen befestigten sie einen hölzernen Kasten an der Linde und ab sofort warf jeder, der ein Problem hatte, eine Nachricht hinein. Wenn der König dann nach Montera kam, brauchte er nur noch zu der Linde mit dem Kasten zu gehen und nicht mehr die ganze Stadt abklappern. Das sparte Zeit. Die Bürger bekamen ihren König auch trotzdem noch oft zu sehen und zwar dann, wenn der verlorene Gegenstand gefunden, der Dieb gefasst oder das Untier erschlagen war. Ein weiterer Nebeneffekt war auch, dass die Bürger sich nun eher trauten private Probleme anzusprechen. War vormals immer noch die Gefahr, dass ungeliebte Nachbarn mit gespitzten Ohren zuhörten, wurden ihre Probleme jetzt weitgehend anonym behandelt. Ein Angehöriger der Miliz oder eine Wache stand sowieso am Stadttor, so dass man sich nicht darum sorgen musste, jemand Unbefugtes könnte die Briefe lesen. Die Bürger waren begeistert und der Baum bekam den Namen „Die Bittlinde“. Dieses Phänomen war bald auch in den anderen Städten Myrtanas bekannt und auch dort beschlossen die Menschen es den Leuten aus Montera gleichzutun und eine Bittlinde zu benennen. Nur Trelis und Faring hatten keine Linden in oder vor der Stadt. In Faring behalf man sich, indem man eine junge Linde in die Stadtmitte pflanzte und den Kasten für die Bitten daneben stellte. Die Leute aus Trelis benannten kurzerhand einen Ahornbaum als neuen Bittbaum, was ihnen viel Spott von den Bürgern aus anderen Städten einbrachte. Doch den Leuten aus Trelis war es egal, sie waren eben etwas Besonderes, das hatten sie doch schon immer gewusst. In Varant setzte sich diese Art der Nachrichtenübermittlung nicht durch. Die Assassinen hatten immer noch leichte Ressentiments gegenüber dem König. Die Bewohner von Nordmar standen indes vor anderen Problemen. Es war so kalt, dass es keine Linden gab und würde man welche pflanzen, würden sie noch am gleichen Tag eingehen. Deswegen wurde beschlossen es den Bürgern aus Trelis gleichzutun und einen anderen Baum zu benennen. Zugegeben „Bitttanne“ hörte sich mindestens genauso beknackt an wie „Bittahorn“, aber diese Bäume wuchsen überall in Nordmar und so konnte jeder Klan einen vorweisen. Die Häufigkeit der Tannen wurde aber auch zu einem Problem. Es gab sie wirklich überall und wie sollte der König herausfinden welcher der Bäume in den Klans nun der Baum mit dem Bittkasten war? Doch auch für dieses Problem fand sich eine Lösung. Die Bürger begannen einfach ihren Bittbaum zu schmücken und zwar mit allem was gerade so da war: Krallen, Zähne, Hörner und Knochen von Tieren, geschnitztes aus Holz oder Stein, Erzsplitter, Bergkristalle und Gestecke. Oben an der Spitze wurde ein eingefasster leuchtender Erzbrocken angebracht, so dass der Baum schon von weit her zu sehen war.
    Jedes Mal wenn der König in die Klans kam, liefen einige der Bewohner auf ihn zu und fragten nach Neuigkeiten, oder ob er ihr Problem vom letzten Mal hatte lösen können. Gerne gaben die Bürger dann im Austausch auch etwas Gold für die Staatskasse her. Sie freuten sich, wenn der König eine nette Bemerkung über ihre Bitttannenbäume machte, denn das konnte keiner abstreiten, die Bittbäume aus Nordmar waren wirklich die Ausgefallensten von allen mit ihrem Baumschmuck. Bald entbrannte ein Wettbewerb unter den Klans, wer den prächtigsten Baum hatte. Die Schmiede vom Hammerklan fertigten prachtvollen Schmuck aus Gold und anderem Edelmetall, der vorsichtshalber weit oben am Baum angebracht wurde. Die Leute aus dem Feuerklan fertigten Windlichter, die sie an ihren Baum hängten und die lange brannten, so dass der Baum immer schön beleuchtete war. Nur der Bittbaum des Wolfsklans sah etwas kläglich aus. Noch mehr als die anderen Klans betätigten sich die Leute hier an der Jagd. An so einem schönen Geweih war sicher nichts auszusetzen und auch Säbelzahntigerzähne hatten ihren Reiz, doch gegen Feuer und Geschmeide kam ihr Baumschmuck einfach nicht an, da konnte ihr Erzbrocken an der Spitze noch so schön leuchten.
    Es war schon dunkel. Sir Ewek Emelot stand vor der Bitttanne und dachte nach. Allerdings nicht über den Baumschmuck, sondern, ob er seine Nachricht wirklich in den Bittkasten werfen sollte. Es war weder ein konkretes Problem, noch wusste er, ob der König in der Lage war es zu lösen. In seiner Nachricht stand einfach nur: „Ich wünsche mir hier oben in Nordmar einen Freund. Gezeichnet Sir Ewek Emelot“.
    Sir Ewek Emelot war noch nicht sehr lange hier oben in der Kälte und die Menschen hier hatten eine raue Schale. War sie erstmal durchbrochen konnte man sich kaum loyalere und bessere Freunde wünschen, doch dieses durchbrechen war gar nicht so einfach. Er hatte einige Bekanntschaften im Wolfsklan geschlossen, aber mehr war bisher nicht draus geworden. Er seufzte und steckte die Nachricht in einen Umschlag und diesen in den Kasten. Dann drehte er sich um und ging zurück nach Hause, um zu schlafen.
    Am nächsten Morgen stand er früh auf, schulterte seinen Bogen und brach zur Jagd auf. Er ging den Berg hinunter, auf dem die Hütten des Klans gebaut waren, vorbei an den Eiswölfen, die dem Klan seinen Namen gegeben hatten und die darauf trainiert waren ihren Befehlen zu folgen. Im Verhalten waren sie ihren Herren verblüffend ähnlich. Schwer zu ihnen durchzubrechen, doch einmal geschafft waren sie loyal bis in den Tod und die besten Freunde der Menschen. Sir Ewek Emelot bog nach links ab in den Nadelwald hinein und suchte nach Spuren. Die Luft war klar und kalt, sein Atem stieg in weißen Wolken auf. In der Nacht hatte es wieder geschneit. Der frische Schnee war noch nicht fest genug um darauf zu laufen. Ständig sank er bis zu den Knien in die nasskalte Masse ein. So würde es sehr schwer werden sich an Wild anzuschleichen, aber der Vorteil war, dass auch die Tiere deutliche Spuren hinterließen. Bald fand er die Fährte eines Hirsches und verfolgte sie. Er kletterte über einige Felsen und stieg über einen umgestürzten alten Baum und dann sah er ihn. Es war ein prachtvoller Hirsch mit einem riesigen Geweih. Das Tier fraß die Rinde von einem Nadelbaum und stand mit dem Rücken zu ihm. Eine bessere Gelegenheit würde Sir Ewek Emelot nicht bekommen. Er spannte die Bogensehne und zielte, dabei verlagerte er sein Gewicht, um einen besseren Stand zu bekommen. Unter seinen Füßen knirschte der Schnee verräterisch. Das Wild sah sich erschrocken zu ihm um und sprang durch das Unterholz davon. Sir Ewek Emelot schimpfte enttäuscht.
    Heute hatte er kein Glück mehr. Schlecht gelaunt kehrte er zum Wolfsklan zurück.
    „Gut, dass du kommst. Ein Schneesturm zieht auf“, sagte Garik und warf einen kundigen Blick zum Himmel.
    „Ist irgendwas passiert, seitdem ich weg bin?“ fragte Sir Ewek Emelot mehr aus Gewohnheit, als dass er etwas bestimmtes erwartete.
    „Der König war da. Er war wie immer an unserer Bitttanne, hat noch mit ein paar Leuten gesprochen und ist dann wieder gegangen.“
    „Hast du ihm auch gesagt, dass ein Schneesturm im Anmarsch ist?“
    „Ja natürlich, aber es sah aus, als sei ihm das egal“, sagte Garik achselzuckend.
    Sir Ewek Emelot seufzte. Wusste der König denn nicht wie gefährlich Schneestürme in Nordmar sein konnten? Die Winde wurden noch eisiger als üblich und fühlten sich wie kalte Messerklingen an, die einem durch den Leib fuhren. Außerdem wurde das Schneetreiben so dicht, dass ein Reisender schnell die Orientierung verlieren konnte. Sir Ewek Emelot machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück in den Wald.
    „He, wo willst du hin?“ rief Garik ihm nach. „Verrückter Hund“, murmelte er mehr zu sich selbst, als zu jemand Bestimmten.
    Sein Eiswolf neben ihm jaulte.
    Sir Ewek Emelot hatte den menschlichen Spuren im Schnee vormals keine große Beachtung geschenkt, immerhin gingen öfters Leute aus dem Klan in den Wald, doch jetzt konzentrierte er sich auf sie. Er meinte die Spuren des Königs auszumachen und folgte ihnen. Da der König wie er selbst mit dem Tiefschnee zu kämpfen hatte, fiel es ihm leicht seinen Fußabdrücken zu folgen. Ein leichter Wind begann zu wehen und die ersten Schneeflocken rieselten still und leise zu Boden. Es war ganz ruhig im Wald. Aufmerksam beobachtete Sir Ewek Emelot die Umgebung, bereit beim Angriff eines Säbelzahntigers sofort zur Waffe zu greifen. Doch es blieb alles ruhig. Die Bäume lagen still da und nichts regte sich im Unterholz. Offenbar war der König auf dem Weg zum Hammerklan. Sir Ewek Emelot wusste, dass sich der Pfad in wenigen hundert Metern teilen würde, doch so weit kam er gar nicht. Etwas lag da vorne auf dem Boden. Sir Ewek Emelot zog sein Schwert und ging langsam und vorsichtig näher heran. Er kniff die Augen zusammen. Jetzt konnte er erkennen, dass es sich um zwei Eiswölfe handelte. Leblos lagen sie im blutgetränkten Schnee. Die Spuren um die toten Tiere herum deuteten auf einen Kampf hin. Unschlüssig stand Sir Ewek Emelot da und betrachtete die Szenerie. Ein leises Winseln wurde vom Wind an seine Ohren geweht. Wäre er nicht so angespannt gewesen, hätte er es bestimmt nicht gehört. Verwundert wandte er den Kopf, um herauszufinden woher das Geräusch kam. Neugierig stapfte er in die Richtung, aus der das Winseln kam und fand kurze Zeit später eine eisige Höhle, in der die Wölfe offenbar gelebt hatten. Dort, in einer Ecke, lag ein kleines Knäul aus Fell. Als er sich weiter näherte, konnte er erkennen, dass es sich um aneinander gekauerte Welpen handelte. Vorsichtig trat er näher und betrachtete die Tiere. Sie hatten sich eng aneinander gekuschelt. Normalerweise blieb ein Eiswolf beim Nachwuchs, um die Kleinen zu wärmen. Nur bei einem Notfall sprang eins der Tiere seinem Partner bei. Dieser Notfall war offenbar der König gewesen, der einem der Wölfe begegnet war. Ohne ihre Eltern waren die kleinen Welpen hilflos. Eins nach dem anderen war in der erbarmungslosen Kälte Nordmars erfroren, nur eine kleine Wölfin lebte noch. Sie lag in der Mitte und ohne es genau zu wissen hatten die Welpen ihr Geschwisterchen gerettet. Sie winselte, weil sie fror. Sir Ewek Emelot bekam Mitleid mit dem kleinen Tier. Er packte es am Schlafittchen und hob es hoch. Der Welpe heulte jetzt laut und zitterte furchtsam.
    „He, keine Angst, ich tu dir nichts“, sagte Sir Ewek Emelot und streichelte sanft über das weiche Fell des Wolfs.
    Der kleine Körper war eiskalt. Sir Ewek Emelot steckte den Welpen in seinen Mantel, um ihn zu wärmen. Er warf noch einen Blick auf die toten Geschwister und drehte sich dann um. Als er die Höhle verließ traf ihn der Wind des Schneesturms wie ein Hammerschlag. Böen fegten ihm entgegen und der Schnee fiel in dicken Flocken. Zum Glück wusste er noch wo er hergekommen war und stapfte entschlossen durch den Schnee den Weg zurück. Der König war sicher bereits im Hammerklan angekommen, um ihn musste er sich nicht sorgen. Viel wichtiger war jetzt, dass er selbst wieder zurück zu seinem Klan kam. Angestrengt spähte er nach gefährlichen Tieren, die ihn im Sturm überraschen und töten könnten, doch es waren keine zu sehen. Auch die gefährlichsten Raubtiere suchten sich jetzt einen geschützten Platz und harrten dort aus, bis sich das Wetter besserte. Erleichtert sah Sir Ewek Emelot den Berg, auf dem er nur schemenhaft die vertrauten Hütten seines Klans sehen konnte. Mühsam kämpfte er sich weiter durch den Sturm und war froh, als er Garik sehen konnte, der sich an den Berg drückte, um möglichst wenig vom Wind abzubekommen.
    „Da bist du ja“, rief er ihm durch den Wind zu.
    Mit klappernden Zähnen stiefelte Sir Ewek Emelot zu ihm.
    „Was hast du denn da?“ fragte der Wachmann interessiert.
    Mit kalten Fingern lüftete Sir Ewek Emelot eine Mantelfalte und der kleine Welpe kam zum Vorschein. Er wimmerte. Garik’s Eiswolf legte den Kopf schräg, stellte sich dann auf die Hinterbeine und legte seine Vorderpfoten auf Sir Ewek Emelots rechten Arm, mit dem er den Welpen schützend an sich presste. Der große Eiswolf schnupperte interessiert, aber ohne Anzeichen von Aggression. Der kleine Wolf erschreckte sich trotzdem und heulte ängstlich.
    „Süßes kleines Fellknäul“ kam es von Garik und er lachte. „Na bring das schnell ins Warme, bevor’s erfriert.“
    „Das hab ich vor“, stimmte sein Gegenüber zu.
    Er stapfte weiter den Berg hinauf auf seine Hütte zu. An der Tür klopfte er sich den Schnee notdürftig ab und trat dann hinein. Innen war es nicht viel wärmer als draußen, aber das Holz hielt den Wind ab. Sir Ewek Emelot legte den Welpen vor den Kamin auf das weiche Säbelzahntigerfell, das dort lag. Der Kopf desselbigen hing an der Wand darüber. Eilig raffte der Mensch Holz zusammen, nahm Zunder und Feuerstein zur Hand und kurze Zeit später entzündete sich eine Flamme. Er pustete, um das Feuer weiter in Gang zu bekommen. Zitternd hielt er die eisigen Hände über die Flammen und seufzte erleichtert. Endlich raus aus dieser Kälte. Die kleine Wölfin krabbelte auf schwachen Pfoten auf die Wärmequelle zu. Sir Ewek Emelot hob sie wieder hoch, drückte sie erneut an sich, um sie zu wärmen und rückte noch etwas näher ans Feuer. Das kleine Wesen winselte noch ein kurzes letztes Mal, dann stieß es ein behagliches Grollen aus. Zufrieden saßen sie da und hörten dem Knacken des wohlig wärmenden Feuers zu. Der warme orangene Lichtschein, den die Flammen warfen ließ eine gemütliche Atmosphäre entstehen.
    Nachdem sie einige Zeit so dagesessen hatten, setzte Sir Ewek Emelot die Wölfin auf dem Säbelzahntigerfell ab und stand auf. Er lief zu einem Schrank, in dem er seine Lebensmittel lagerte. Dort holte er eine Flasche mit dicker fettreicher Milch hervor und öffnete sie. Dann goss er einen großen Schluck in eine Schale und stellte sie dem kleinen Eiswolf hin. Der guckte skeptisch, aber der Hunger war wohl größer als jede Vorsicht und bald schon schleckerte er genüsslich die Milch auf. Sir Ewek Emelot setzte sich neben den Wolf vor den Kamin und starrte in die Flammen. Als es dunkel wurde, legte er sich erschöpft in sein Bett. Die Wölfin schlummerte auf dem Säbelzahntigerfell vor den glimmenden Kohlen des Kamins ein.


    Der nächste Tag begann mit einem Niesen. Sir Ewek Emelot hatte sich erkältet. Der kleine Wolf fuhr erschrocken zusammen und versteckte sich in einer Ecke neben dem Kamin. Nochmal ein Nieser. Verdammt! Sir Ewek Emelot fühlte sich schrecklich, kreutzkrummelahm stand er langsam auf und schlich zu seinem Vorratsschrank hinüber. Dort holte er einen Topf und einen Teebeutel heraus und versuchte das Feuer im Kamin wieder in Gang zu bekommen. Bald prasselte es wieder und er hängte den Topf gefüllt mit Wasser über den Flammen auf. Als der Tee fertig war, gab er einige Tropfen von einem Stärkungstrank hinein und nahm einen Schluck. Dann holte er ein Stück Fleisch von seinem letzten Jagderfolg aus dem Schrank. Der kleine Wolf beobachtete alles sehr genau aus seinem Versteck. Sir Ewek Emelot trennte ein Stück vom Fleisch ab und warf es dem Wolf hin. Zuerst geschah gar nichts, dann ganz plötzlich, kam die kleine Wölfin mit tapsenden Schritten aus ihrem sicheren Bereich hervor, schnappte sich das Fleisch und verschwand eilig wieder in der Ecke. Vielleicht dachte sie, das Fleisch sei aus Versehen herunter gefallen und wohlmöglich wollte er es ihr wieder wegnehmen. Soweit wollte sie es nicht kommen lassen. Eilig schlang sie das Futter hinunter. Sir Ewek Emelot gluckste amüsiert, dann kitzelte es in seiner Nase und er nieste laut, genau auf das Fleisch vor ihm. Na was soll‘s, jetzt kam es ja eh ins Feuer. Die Hitze würde es schon richten, sagte er sich, nahm eine Pfanne zur Hand und gab etwas Fett hinein, dann setzte er sich vor den Kamin und briet das Fleisch. Bald schon stiegen leckere Gerüche in seine Nase und auch in die des kleinen Wolfs, der hoffnungsvoll schnupperte und bald anfing wieder besonders mitleiderregend zu winseln. Sir Ewek Emelot sah wie magnetisiert ins Feuer. Das war sein Fleisch, sie hatte ihren Anteil schon gehabt, sollte sie doch rumjammern. Das Winseln wurde höher und lauter. Sir Ewek Emelot grollte. Sie kroch aus ihrem Versteck hervor und sah ihn aus ihren hellblauen großen Augen flehentlich an und greinte weiter. Nein, er würde hart bleiben. Wenn er jetzt nachgab, dann würde sie sich das sicher merken. Das Winseln wurde noch lauter und erreichte einen ganz besonders hohen Ton, so dass es einem förmlich das Herz zerriss. Er verdrehte die Augen und seufzte. Wer konnte sich das anhören? Er holte das Fleisch aus der Pfanne und trennte noch ein Stück ab. Abrupt endete das Jammern und die kleine Eiswölfin kam zu ihm getapst, um gebannt dabei zuzusehen was er da trieb. Er hielt das Fleischstück hoch und sie folgte mit den Augen.
    „Ausnahmsweise, klar?“
    Sie wedelte mit dem Schwanz und stellte sich auf sein Knie, um an das Fleischstück heranzukommen. Er ließ es fallen und sie schnappte eifrig danach. Mit ihrer Beute legte sie sich neben das Säbelzahntigerfell und schnabulierte genüsslich. Sir Ewek Emelot beschloss es ihr nachzutun und sein eigenes Fleischstück aufzuessen, bevor sie merkte, dass da ja noch was übrig war und wieder anfing zu jammern. Danach verließ er mal kurz seine Hütte und kam wenig später zurück, um sich wieder ins Bett zu schleppen. Doch lange konnte er nicht liegen bleiben. Ein Kratzen und Jaulen ließ ihn bald wieder aufhorchen. Er stöhnte. Was denn jetzt schon wieder? Er sah sich um und bemerkte, dass die Wölfin nicht mehr im Haus war. Offenbar war sie ihm hinterhergesprungen, als er die Hütte verließ und er hatte sie ausversehen ausgesperrt. Jetzt kratzte sie mit ihren Krallen an der Tür herum, damit er sie einließ. Grummelnd stand Sir Ewek Emelot wieder auf und öffnete die Tür.
    „Na komm herein“, brummte er.
    Die Wölfin sah ihn schief und etwas ängstlich an und tippelte dann wieder an ihren Platz vor dem Kamin. Dort rollte sie sich zusammen und schlief schnell ein. Der Mensch brauchte etwas länger um Ruhe zu finden. Hin und wieder drehte er sich im Bett herum, bevor er doch noch einschlief. Es war ein langer, erholsamer Schlaf bis die Eiswölfin am nächsten Morgen wieder Hunger bekam und zu ihm ans Bett lief. Zuerst kratzte sie am Bettpfosten, doch als das ungehört blieb, sprang sie aufs Bett und tapste dort über den schlafenden Sir Ewek Emelot. Ihre kalten Pfötchen ließen ihn frösteln. Grummelnd drehte er sich um und warf sie unbeabsichtigt herunter. Sie heulte und fiel zu Boden. Grollend sprang sie abermals aufs Bett und visierte nun seinen großen Zeh an, der unvorsichtigerweise aus der Decke hervorlugte. Ein beherzter Biss und Sir Ewek Emelot war wach. Der Mann fluchte und stieß den Eiswolf, der sich so vorwitzig in sein Bett gewagt hatte, rüde zur Seite. Dann setzte er sich auf, vergrub kurz das Gesicht in den Händen und seufzte. Naja, jetzt wo er eh schon mal wach war, konnte er auch aufstehen. Immerhin fühlte er sich schon besser. Der Stärkungstrank hatte geholfen. Er war noch leicht verschnupft, aber das sollte nicht weiter schlimm sein. Sir Ewek Emelot beschloss beim Schmied Larson neue Pfeile zu kaufen. Vielleicht konnte er auch noch Milch auftreiben. Er war kaum eine Stunde weg, doch als er zurückkam, sah es so aus, als wäre ein ganzes Zeitalter vergangen, denn wie sonst konnte so ein Chaos entstanden sein? Bücher, Gold, Pfeile, Krallen, Briefe und anderer Krempel lag verstreut überall herum. Auf dem Boden waren blaue Pfotenabdrücke zu sehen. Anscheinend war der kleine Eiswolf mit einem Tintenfass aneinandergeraten. Die Spur führte kreuz und quer durch die Hütte. Offenbar hatte sich die Wölfin mal so richtig ausgetobt. Als könne sie kein Wässerchen trüben fläzte sie sich, überall mit Tinte bespritzt, in seinem Bett und hatte sich so richtig breit gemacht.
    „Was soll das? So geht das nicht!“ sagte Sir Ewek Emelot streng.
    Sie drehte den Kopf schräg und sah ihn mit einem Blick an, der wohl sagen sollte: „Du siehst doch, dass es geht.“
    Er nahm sie vom Bett und setzte sie auf dem Boden ab.
    „Soll ich es bereuen dich gefunden zu haben? Böser Eiswolf, sieh dir doch mal dieses Chaos an!“
    Sie tat beschämt, doch als er sich abwandte und anfing aufzuräumen, wedelte sie sorglos mit dem Schwanz und schaute ihm bei der Arbeit zu. Als er das sah, jagte er sie aus seiner Hütte. Verwirrt blickte sie ihn erschrocken an und sprang dann nach draußen. Er grummelte vor sich hin und packte wieder alles an seinen angestammten Platz. Es dauerte Stunden, bis alles wieder so war, bevor dieses kleine Fellknäul alles durcheinandergebracht hatte. Endlich war es vollbracht. Er seufzte und blickte sich zufrieden in seiner Hütte um. Alles aufgeräumt. Herrlich. Er nahm sich etwas zu essen aus seinem Schrank, dessen Tür glücklicherweise zu schwer war, als dass der kleine Wolf ihn öffnen könnte und genehmigte sich erstmal ein ausgiebiges Mittagessen. Dann stand er auf und öffnete seine Haustür, um zu sehen wo sich diese vermaledeite Eiswölfin jetzt wieder herumtrieb. Doch sie war nicht zu sehen. Ein leichter Anflug von Schuldgefühl und Sorge überkam ihn. Hatte er sie jetzt fortgejagt? So klein wie sie war würde sie alleine wohl nicht durchkommen. Er begann sie im Klan zu suchen und fragte bei seinen Nachbarn.
    „Habt ihr einen kleinen Eiswolf gesehen?“
    „Ähm…“ Larson dachte angestrengt nach. „Die Eiswölfin von Grim hat geworfen. Meinst du die?"
    „Nein, ein einzelner Eiswolf.“
    „Keine Ahnung, ich war mit Arbeit beschäftigt“, sagte Larson und wandte sich ab.
    Sir Ewek Emelot suchte zwischen den Hütten und fragte noch andere Bewohner der Anhöhe, doch ein Eiswolf war hier nichts ungewöhnliches, so dass sich kaum einer erinnerte welcher Wolf wo langgegangen war. Doch der Jäger Mort wusste etwas.
    „Kleiner Eiswolf? Den hab ich da hoch laufen sehen.“
    Er zeigte rüber zum Bittbaum, an dessen Spitze der blaue Erzbrocken hell leuchtete. Tatsächlich fand Sir Ewek Emelot die kleine Wölfin dort. Sie hatte es auf die Knochen abgesehen, die an Bändern um die Äste des Baumes hangen. Immer wieder sprang sie hoch, um einen zu erhaschen, doch sie sprang nicht weit genug. Noch einmal, jetzt hatte sie den Rippenknochen eines Hirsches erwischt. Sie landete mit ihrer Beute zurück auf dem Boden, doch dann fiel ihr auf, dass sie ein Problem hatte. Der Knochen war irgendwie weiterhin mit dem Baum verbunden. Hexenwerk! Sie zog und zerrte an der Rippe und der Ast, der mittels Band noch mit dem Knochen befestigt war, bog sich unter ihren Anstrengungen, gab aber nicht nach. Wütend knurrte sie den Baum an und zerrte weiter, doch bald verließen sie ihre Kräfte und kaum hatte sie nachgelassen, da schnäppste das Seil zurück und sie konnte den Knochen nicht mehr im Maul behalten. Wütend knurrte sie ihren Feind an, der ihr ihre Beute so feige wieder entrissen hatte. Sir Ewek Emelot lachte. Sie hörte es, drehte sich um und wedelte bei seinem Anblick mit dem Schwanz.
    „Du bist vielleicht ein kleiner Unruhestifter.“
    Wedel, wedel.
    Sein Blick blieb auf dem Kasten hängen, der am Bitttannenbaum befestigt war. Sir Ewek Emelot dachte wieder an seinen Brief, dann fiel sein Blick auf das kleine Eiswölfchen vor ihm.
    „Hm… na mal sehen, vielleicht gebe ich dir eine Chance.“
    Er fuhr ihr ruppig durch das Fell und sie wedelte noch mehr mit dem Schwanz, so dass der Schnee nur so um sie herum stob. Dann stellte sie sich auf die Hinterbeine und bettelte nach Leckerchen.

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    Abenteurer Avatar von Rohten
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    Rohten ist offline
    Gab bei mir ja auch gestern schon Bescherung (und zum Glück keine 111 Seiten )

    Fauler Zauber

    Mortis lachte sein dreckiges Tavernenlachen, das langsam in einen Husten überging, dessen Klang ahnen ließ, dass er nicht mehr nachlassen würde. Ruga klopfte ihm auf den Rücken.
    "Wird's denn gehen, alter Mann?"
    Der altgediente Schmied nickte und wischte sich den Mund mit einem fleckigen Tuch ab, wobei es ihm gründlich misslang, den Blutanteil in seinem Speichel zu verbergen. Das Taschentuch verschwand in seinem speckigen Tornister und an seiner statt kamen zwei krumme Krautstengel daraus zum Vorschein.
    Der Schmied setzte sein spitzbübisches, immer zahnloser werdendes Grinsen auf und reichte Ruga den kleineren, krummeren der beiden Stengel. Der Soldat zögerte, zuckte dann mit den Schultern und nahm das Angebot an.
    "Wo sind denn nur ..." murmelte er und tastete nacheinander die Taschen und Beutel an seinem Gürtel ab, während er nachdenklich auf den Wachsfleck starrte, der erst zwei Bier früher noch eine brennende Kerze gewesen war.
    "Ich habe" sagte Mortis, griff wieder in den Tornister und zog eine kleine Holzschachtel hervor, aus der er ein Schwefelholz hervorzauberte und seinem früheren Kameraden reichte. Ruga riss es an der rauen Rückseite de Schachtel an und entzündete dann unter leisem Knistern erst seinen, dann den Krautstengel des Schmieds. Beide nahmen einen ersten, tiefen Zug und stießen dann Wolken des dichten, grünen Rauches aus, der sich zum Dunst der Hafentaverne gesellte und zu dem beitrug, das Mortis gemeinhin als Atmosphäre bezeichnete.
    "Also nochmal, was hast du dir für Andre ausgedacht?"
    Mortis atmete durch die Nase aus und vollbrachte einmal mehr das Kunststück, gerade dann nicht zu husten, wenn seine Lungen voll mit Rauch waren.
    "Die Neuen taugen nichts" krächzte er, räusperte sich und sah Ruga schief an. "War immer schon so. Du hast auch nichts getaugt. Aber du hast schnell gelernt. Warst immer bereitwillig. Und warst ein schlauer Kopf. Und gerade das fehlt den Neuen."
    Ruga nickte und nahm sowohl die Schelte als auch das Lob unbeeindruckt zur Kenntnis. Er kannte Mortis' Kritik aller Neulinge, die sich mit jedem Jahr zu verschlimmern schien und gerade um die Winterzeit hin nahtlos in die immer desolatere Stimmung des gealterten Schmieds hineinspielte. Dass Mortis sich dieses Mal darüber zu freuen schien, den Rekruten der Miliz eins Lektion erteilen zu können ließ Ruga überlegen, ob er sich auf Mitleid oder Schadenfreude vorbereiten sollte. Mortis war, seit die Barriere gefallen und Innos erst Stadt und dann Insel in die Hand der Paladine gegeben hatte, in der Truppe für zunehmend derbe Späße und etwas unkonventionelle Arten der Lehre bekannt geworden. Erst hatte man ihm die Kauzigkeit des Alters durchgehen lassen, dann hatte Andre ihn scharf ermahnt und der Alte hatte seine Scherze aufgegeben.
    Zumindest bis zu diesem Winterabend.
    "Wen soll's denn treffen?" fragte Ruga, schnippte Asche vom Krautstengel und sah Mortis durch den Dunst hinweg an. Der schien kurz verwirrt, winkte dann aber ab.
    "Nein, nein, diesmal wird's kein Unsinn. Diesmal ist es ernst."
    Er verteilte die Asche seines Stengels halb auf dem Tisch und halb auf dem Boden, ehe er fortfuhr.
    "Hab' mit Andre geredet. Wie gesagt, die Neuen haben nichts im Kopf. Keiner von denen kann anständig nachforschen, Zusammenhänge erkennen oder auch nur ein halbwegs ertragreiches Gespräch führen."
    Er blickte einen Moment schweigend, mit offenem Mund und scheinbar halb im angefangenen Wort, an Ruga vorbei.
    "Naja, Atjom vielleicht, der kann ganz gut reden" widersprach er sich selbst halblaut. "Wie dem auch sei, der Rest der Meute kann mit der Klinge draufkloppen und hat Muskeln in den Beinen, um Diebe zu fangen. Mehr nicht. Obendrein keinen Schimmer vom Umgang mit den Bürgern. Aber das müssen sie lernen. Ich hab' mich ja damals im Hafen rumgetrieben und hatte da meine Kontakte. Ist nicht verkehrt, sowas."
    Er nahm einen weiteren tiefen Zug und schien seine kratzige Stimme damit noch ein wenig mehr zu beruhigen.
    "Andre will also, dass die Jungs lernen, wie sowas wirklich läuft, und dass sie jemanden finden. Er und ich, wir haben Hinweise gestreut und ein paar Bürger gewonnen, die uns zum Wohl der Miliz und damit der Stadt assistieren wollen. Zusammen mit jemandem aus der Oberstadt."
    "Der gewisse Jemand, um den es geht?"
    Mortis nickte.
    "Dieser Jemand ist in den Handel mit magischen Gütern verwickelt. Handel mit dem Festland. Aber vorbei an den Hafenmeistern des Königs und dessen Steuereintreibern. Schwarze Ware."
    "Schwarze Magie?" versuchte Ruga sich an einem Wortwitz und sank einen Fingerbreit in sich zusammen, als er sah, wie Mortis mit halb geschlossenen Augen den Kopf schüttelte.
    "Und wer ist dieser ominöse Jemand?" fragte er rasch, um das Gespräch voran und fort vom misslungenen Witz zu treiben.
    Der Schmied hob entschuldigend die Hände.
    "Nimm's mir nicht übel, aber einem von der Miliz sag' ich kein Sterbenswort!"
    Ruga grinste, ließ den übrig gebliebenen Stummel seines Krautstengels fallen und trat ihn mit dem Absatz seines Stiefels aus.
    "Alter Verbrecher."

    Andre ging vor den fünf strammstehenden Neulingen entlang und betrachtete sie. Haltung korrekt, Uniform und Umhang sauber, Bärte in Form gestutzt, sofern überhaupt vorhanden. Wenigstens das Auftreten der Rekruten war korrekt. Und auch die Ergebnisse waren nicht immer verkehrt.
    "Sebolt."
    "Jawohl!"
    Der Angesprochene vollbrachte das Wunder, noch eine Idee strammer zu stehen, als Andre das Wort an ihn richtete.
    "Gute Arbeit gestern auf dem Markt. Der Kerl klaut hier nicht mehr, der geht mit dem nächsten Schiff zurück in die Hauptstadt."
    Sebolt nahm das Lob schweigend an. Andre nickte ihm zu. Der Rekrut war einer der schnelleren. Flinke Beine, harte Fäuste, aber die Kenntnis, sie einzusetzen. Dem Taschendieb, den er zufällig bemerkt hatte, war der Kiefer nur geprellt worden, nicht gebrochen.
    "Alan."
    "Jawohl!"
    "Wie ist der Stand bei der Suche nach dem Schwarzbrenner?"
    "Nichts neues dazu" gab der junge Soldat kleinlaut zu. Erneut nickte Andre.
    "Wir haben eine neue Aufgabe für euch. Der Rest der Truppe muss Wache halten, mit dem Handel kommt das Gesindel. Ihr seid aber noch nicht zugeteilt und könnt euch freier bewegen, das macht euch hierbei wertvoll. Es ist eine ernste Sache."
    Er ging die kurze Reihe entlang bis zur Mitte zurück, blieb vor den Jungen und Männern stehen und sah einen nach dem anderen an.
    "Wie das Kloster uns mitteilt, stellt jemand in der Stadt Spruchrollen her. Jemand, dem das nicht erlaubt ist. Jemand, der nicht dem Orden angehört. Er stellt sie her und verkauft sie."
    Der Paladin sah seine Rekruten scharf an.
    "Ein Verbot der Kirche, das gebrochen wird. Die Fälschungen ..."
    Es trat der seltene Fall ein, dass sich Andre selbst ins Wort fiel.
    "Von Fälschungen kann die Rede eigentlich kaum sein. Es sind ideale Spruchrollen. Vollkommen einwandfrei. Sie wären nicht einmal aufgefallen, wären die Waren des Klosters nicht abgezählt und wäre der Hafenmeister von Vengard nicht so aufmerksam."
    Zwei der Rekruten wechselten kurze Seitenblicke. Ihnen schien nicht zu behagen, mit einer derart ernsten Sache betraut zu werden. Die drei übrigen lauschten aufmerksam.
    "Die Tore sind streng bewacht, ans unseren Leuten geht nichts vorbei. Nicht in diesen Mengen, wir sprechen hier von mehreren Kisten. Und ich kenne inzwischen alle gut genug, um jedem einzelnen in diesen Angelegenheiten trauen zu können. In der Stadt allerdings kann sich jeder frei bewegen, und eine Spruchrolle ist schnell unter dem Wams versteckt und in den Hafen geschmuggelt."
    Der Paladin suchte den Blickkontakt zu jedem einzelnen der Rekruten.
    "Das Rat des Klosters hat den Orden der Paladine gebeten, sich der Sache anzunehmen. Ich gebe die Aufgabe an euch weiter. Arbeitet gemeinsam, nicht gegeneinander. Das ist kein Wettbewerb. Ich will, dass der Fälscher gefunden und mir gemeldet wird. Der Arrest wird nur durch den Orden erfolgen, nicht durch euch!"
    Die Rekruten antworteten mit einem weiteren zackigen "Jawohl". Andre lächelte.
    "Also dann, Männer. Beeilt euch. Innos und der Orden vertrauen auf euch."
    Andre zog sich in die von warmem Kaminfeuer wohlig beheizte Wachstube zurück, während die Rekruten die Wollumhänge über ihren Rüstungen enger zogen und sich berieten.

    Die Jungen und Männer hatten sich aufgeteilt. Ceran und Wenzel hörten sich auf dem Markt um, Alan ging mit offenen Augen und Ohren durch die Oberstadt, Atjom und Sebolt peilten den Hafen an, erfragten dort den Hafenmeister und fanden ihn an einem der Kräne.
    Der Hafenmeister war ein stattlicher Kerl in feinem Wams, an der linken Hand ein Siegelring des Königs und einen Ring der Händlergilde Araxos, der er weniger neutral gegenüberstand, als man von ihm erwarten mochte. Er hielt eine Schiefertafel, auf der er mit einem metallenen Griffel Dinge vermerkte, die er währenddessen einem jüngeren Burschen erklärte, der ihm aufmerksam folgte. Sein Sohn, wie Atjom wusste.
    Die Männer in der Familie des Hafenmeisters wurden früh kahl. Vater und Sohn war der Haaransatz bereits deutlich aus der Stirn geflohen, worunter vor allem der Junge leiden musste, der kaum zwanzig Lenze erlebt haben dürfte.
    "Mach hier mal weiter" bat der ältere, als er die Rekruten auf ihn zustapfen sah, drückte seinem Sohn die Schiefertafel und den Griffel in die Hand und schob ihn auf die gestapelten Kisten zu.
    "Herr Andre hat euch geschickt, nehme ich an?"
    Die Milizionäre nickten.
    "Der Brief aus Vengard kam erst gestern mit dem Schiff hier an. Die Waren, um die es geht, sind auf den Namen eines Herrn Hernot gebucht worden, stand darin. Händler in der großen Gilde. Aber keiner hier kennt ihn."
    Er deutete auf die Lagerhäuser am nördlichen Ende des Hafens, vor denen gerade der Kran dabei war, einige Kisten auf Karren zu laden, um sie südwärts zum Hochseehafen schaffen zu können.
    "Die Arbeiter sollten mehr wissen, ich hatte selbst noch keine Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen. Fragt sie mal nach Hernot. Wird sie schön überraschen."
    Mit einem kehligen Lachen drehte der Hafenmeister sich um und widmete sich wieder seiner Arbeit. Die Rekruten stapften auf knirschendem Schnee vorbei an der Hafentaverne und hin zu den Lagerhäusern.

    Anaja, Luteros Frau, verließ eben das hintere Lagerhaus und lächelte den jungen Rekruten freundlich zu. Atjom deutete eine Verbeugung an und erwiderte das Lächeln, Sebolt nahm für einen kurzen Augenblick Haltung an und schlug die Hacken zusammen. Als die Dame sich entfernt hatte, betraten die Rekruten das Lagerhaus und sprachen den erstbesten Arbeiter an.
    "Was hat Frau Anaja hier getrieben?"
    Der Arbeiter beugte sich vor und senkte verschwörerisch die Stimme.
    "Sie hat dem Chef Wein gebracht. Macht sie öfter. Sie steht gut mit ihm" wisperte er und sah sich vorsichtig um. "Wenn ihr mich fragt, steckt da mehr hinter."
    "Was meinst du?"
    Der Arbeiter grinste.
    "Der Chef hat sich besser gehalten als Lutero."
    "Als Herr Lutero" korrigierte Atjom scharf, ohne auf die Unterstellung einzugehen. Der Arbeiter zuckte mit den Schultern.
    "Von mir wisst ihr's nicht."
    "Keinesfalls" pflichtete Atjom ihm bei.
    "Wir sind wegen was anderem hier" schaltete sich Sebolt ein und deutete auf einige Pergamentblätter, die nahe dem Eingang auf einem Tisch lagen. "Eure Aufzeichnungen. Es geht um Ware von Herrn Hernot."
    Der Arbeiter runzelte die Stirn. "Nie gehört. Fragt mal bei der Miliz, die finden jeden, wie man so hört."
    "Du solltest dein vorlautes Maul halten!" bellte Sebolt, was selbst seinen Kameraden zurückschrecken ließ.
    "Konnte er noch nie" warf eine Stimme von oben ein, und der Lagerleiter kam treppab, um sich zu den Arbeitern zu gesellen. "Mach dich weg, Jorn, geh was essen. Soviel Frechheit wird hungrig machen."
    Der Arbeiter, der wieder sein Grinsen aufgesetzt hatte, hob zwei Finger an die Stirn und trottete davon.
    "Was wollt ihr, Jungs?"
    "Waren von Herrn Hernot" war Atjoms knappe Antwort. "Wer ist das, woher kommt sie, seit wann verschifft ihr sie?"
    Der Lagerleiter blieb auf halbem Weg auf der Treppe stehen, kniff die Augen zusammen und starrte die Rekruten an.
    "Wer fragt?"
    "Der Hafenmeister von Vengard, wenn's beliebt."
    "Jorn mag ein Schätzer sein, aber er hat Recht. Wir kennen hier keinen Hernot" erklärte der Lagerleiter, machte auf dem Absatz kehrt und erklärte, er habe noch zu tun, während er wieder aufwärts ging. Sebolt erreichte ihn noch bevor er oben ankam, packte ihn im Genick und zerrte ihn grob hinab. Drei, vier, fünf Stufen weit konnte der Mann sich auf den Beinen halten, dann wurden seine Füße vom Oberkörper überholt, er entglitt dem Griff des Rekruten und ging, Hinterkopf voran, hart zu Boden. Sebolt las ihn sofort wieder auf, hielt ihn am Kragen und zerrte ihn an der Wand hoch. Zwei Arbeiter ließen fallen, was sie hielten, und wollten ihrem Vorarbeiter zu Hilfe eilen, aber Atjom hob eine Hand und bedeutete ihnen, zurückzubleiben, während er selbs sichtlich zerknirscht betrachtete, was sein Kamerad da trieb.
    "Seit wann habt ihr Kisten von Herrn Hernot hier?" knurrte er. "Antwortet mir, oder ich schleife Euch ins Kloster, mein Herr! Die bringen Euch zum Reden!"
    "Zwei, drei Monde" ächzte der Verhörte, versuchte mit einer Hand schwach, den Milizionär abzuwehren und hielt sich mit der anderen den Hinterkopf, Blut an den Fingerspitzen und Schmerzenstränen in den Augen. "Weiß nicht, wer er ist. Hab' immer andere Boten, die seine Kisten bringen. Tagelöhner von den Höfen, die er anheuert, wenn sie in der Stadt zu tun haben. Kann die nicht auseinander halten."
    "Und wer ist er?"
    "Hohes Tier aus der Oberstadt, glaube ich" antwortete der Lagerchef. Sebolt ließ von ihm ab.
    "Ist doch 'n Anfang" murmelte er, sah Atjom an und nickte in Richtung der Tür. Der verhörte Lagerleiter schaffte es, gestützt von den beiden anderen, zurück an den Tisch, bevor ihm schwarz vor Augen wurde und einer der beiden Arbeiter in die untere Etage eilte und auf dem verschneiten Weg zum Markt losschlitterte, um einen Heiltrank gegen Wunde und Schmerz zu kaufen. Sebolt wirkte zufrieden.
    "Fragt, und man wird euch antworten."
    Atjom seufzte.
    "Musste das wirklich sein?"
    "Ist eine wichtige Sache" verteidigte sich der kräftigere der beiden. "Betrug an Innos selbst, wenn du's dir genau überlegst."
    Atjom, knapp hinter Sebolt, schüttelte leicht den Kopf.
    "Gehen wir zum Markt, vielleicht haben Ceran und Wenzel schon was rausfinden können."

    Ceran und Wenzel unterhielten sich am Bierstand, jeder einen Krug in der Hand. Alan, ebenfalls mit Gerstensaft versorgt, war bereits bei ihnen.
    "Und, wie ist das Bier?"
    Ceran ließ seinen Krug eilig hinter seinem Rücken verschwinden, Wenzel hingegen prostete seinen Kameraden vergnügt zu.
    "Der Hammer, mein Freund, der Hammer! Pisswarm, aber im Winter ist das echt das Wahre."
    "Übertroffen nur von heißem Met" stimmte Alan zu und genehmigte sich ebenfalls einen Schluck.
    "Ihr habt euch also genug umgehört?" fragte Atjom, verschränkte die Arme und sah die Kameraden auffordernd an. Sebolt, der nur mit halbem Ohr lauschte, schielte zum Bierstand.
    "Auf dem Markt war nichts zu hören" fasste Wenzel zusammen. "Entweder halten die hier alle dicht, oder die Ware geht wirklich direkt über den Hafen zum Festland."
    "Ja, zu dem Schluss sind wir auch gekommen" bestätigte Atjom. "Was gab's in der Oberstadt?"
    "Nicht viel" gab Alan zu. "Keiner will was wissen, keiner hat was gehört. Und nur drei Leute sind regelmäßig selbst im Hafen."
    "Wer?"
    "Luteros Frau Anaja, der Schriftgelehrte Rohten und dieser kauzige Alchemist." Alan stellte seinen Krug ab und ordnete seine Gedanken. "Ein Alchemist aus Nordmar. Herr Nyha, wenn ich nicht irre. Wirklich komischer Kauz."
    "Wie komisch?"
    "Plappert von Eintopfrezepten und erklärt jedem, ob er's hören will oder nicht, wieviel Mühe der Aufwasch danach macht. Aber soll, wenn er mal klar ist, die tollsten Tränke brauen können."
    "Aber nicht der, den wir suchen?"
    "Mich würd's wundern. Die Verwirrung schien nicht gespielt."
    "Weiß Beliar, was der über die Jahre an Dämpfe eingeatmet hat" murmelte Ceran, der seinen Bierkrug mittlerweile wieder in der Hand hielt und daran nippte.
    "Also Lutero und Anaja oder der Schriftgelehrte" schlussfolgerte Ceran.
    "Rohten ist Gast einer Frau Krü- ... Ksü- ... also, Gast einer hohen Dame aus der Oberstadt" fuhr Alan fort. "Sie hat ihn wohl hierher eingeladen. Wie man so hört, ist er schon länger hier, aber hat sich gehörig Zeit gelassen, bis er sich mal unter die Leute mischt."
    "Geheimniskrämer, was?"
    Alan zuckte mit den Schultern. "Hängt vermutlich nur mit Federkiel und Tinte über seinen Pergamenten. Würde mich nicht wundern. Würde zumindest seinen Reichtum erklären. Fleiß und die richtige Ware, das ist heute alles."
    Der Rekrut starrte mit leerem Blick an Atjom vorbei und nestelte gedankenversunken in seinem Ziegenbart herum. Sein Kamerad verkniff sich ein Grinsen. So sah also jemand aus, der von Reichtum träumte.
    Sebolt schnippte vor seinem Gesicht und weckte ihn aus seiner Tagträumerei.
    "Was hat man dir zu Anaja gesagt?"
    Alan zögerte, überwand sich dann.
    "Sie soll was mit einem der Kerle aus dem Hafen haben. Hat zumindest jemand behauptet" warf Alan ein. Atjom horchte auf.
    "Jemand?"
    "Hab' zugesagt, ihn nicht zu nennen" entschuldigte sich der andere Rekrut.
    "Wir haben sie vorhin gesehen, hatte einen leeren Korb dabei. Angeblich Wein. Die Aussage würde dann passen. Wie lange läuft das schon?"
    "Frühling oder Sommer, wusste er so genau nicht. Vielleicht länger."
    "Interessant" murmelte Atjom. "Die Spruchrollen gehen erst seit zwei oder drei Monden ans Festland. Wenn Anaja was mit dem Kerl hat, dann war sie schon vorher unten. Glaube kaum, dass sie zu der Geheimnistuerei noch verbotenen Handel mit Magie riskieren."
    "Stimme zu" brummte Wenzel. "Außerdem ... überlegt doch mal. Wenn ihr die Buchstaben des Namen Rohten verschiebt, kommt ihr auf Hernot!"
    Sebolt kicherte. "Komm schon, das ist dann doch etwas weit hergeholt. Und überhaupt, wer Spruchrollen erschaffen kann, der würde sich mit dem falschen Namen bestimmt mehr Mühe geben,"
    Alan nickte beifällig, auch Ceran stimmte zu.
    "Trotzdem glaube ich, dass Rohten unser Mann ist" bemerkte Atjom. Die anderen stimmten ihm zu.
    "Gehen wir also zu Lord Andre."

    Der Lord, der die Miliz führte, trug einen schlichten, mit dem Wappen der Stadt Khorinis bestickten Waffenrock, über den er einen ebenso schlichten Umhang der Miliz geworfen hatte, als die Rekruten ihn mit den Neuigkeiten überfielen. Zwar schwor der Paladin auf Disziplin und Form, aber in Zeiten des Friedens und vor allem im Winter sah er gern davon ab, den Tag im kalten Stahl seiner Rüstung zu verbringen. Falls er sich darüber ärgerte, nun in offizieller Angelegenheit ohne seine Rüstung handeln zu müssen, so verbarg er es geschickt. Ohnehin würde niemand seine Autorität anzweifeln, ob in Harnisch oder Waffenrock. Seine Ausstrahlung, sein Rang und nicht zuletzt die Erzklinge, die er trug, sprachen für sich.
    Aufmerksam lauschte er den Berichten der Rekruten, hakte hier und da nach und nahm sich die Zeit, Sebolt für die Gewaltanwendung, die ihm bereits zu Ohren gekommen war, ausgiebig zu maßregeln. Der kräftige, selbstbewusste Rekrut schien danach sichtlich geknickt und wird gut zwei Fingerbreit kleiner.
    "Ich kann eure Schlussfolgerungen nachvollziehen und komme zum gleichen Schluss. Der, den ihr sucht, ist Rohten. Also auf, gehen wir zu ihm."
    Angeführt von Lord Andre, der wie üblich aufrecht und stramm marschierte als gelte es, den Orkkrieg noch einmal zu gewinnen, verließen die Rekruten die Kaserne und hielten auf das obere Viertel zu, vorbei am zugefrorenen Brunnen, das Rathaus links liegen lassend.
    Andre blieb vor dem Haus stehen, in dem der Schriftgelehrte lebte, und verlangte mit hartem Pochen an der Tür und im Namen des Königs und der Gerechtigkeit Innos' Einlass. Die linke Hand lag wie beiläufig am Griff seines Schwertes.
    Die Schritte teurer, schwarer Stiefel kamen im Haus treppab, und aus der Eichentür trat der junge Schriftgelehrte, eine dicht gepackte Rolle aus drei oder mehr in einander geschobenen Spruchrollen in der Hand, und sah die Gruppe neugierig an.
    "Soso, alle fünf" murmelte er. Dann erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Ihr habt mich also gefunden."
    "Die Miliz hat Euch gefunden" stellte Andre klar und deutete auf die Rekruten. Dann hob er die Stimme.
    "Im Namen Innos' und des Königs." Er streckte die rechte Hand aus und ließ sich von Rohten die magische Rolle übergeben, dann drehte er sich sich den Rekruten zu. "Mit Bestehen eurer Prüfung habt ihr bewiesen, dass ihr doch mehr taugt, als die Truppe und ich anfangs geglaubt hatten."
    Die Rekruten sahen einander verblüfft an und maßen dann den grinsenden Schriftgelehrten und den nicht minder vergnügt wirkenden Paladin mit Blicken.
    "Ihr habt die Spuren verfolgt, die wir gelegt haben, habt die richtigen Schlüsse gezogen und euch nicht nur die Peinlichkeit erspart, niemanden zu finden oder gar einen falschen zu beschuldigen, sondern mit Bravour und in kürzester Zeit den Gesuchten aufgetrieben."
    Der Blick des Paladins wurde ernst.
    "Wenngleich eure Methoden nicht immer innosgefällig sein mögen" gab er zu bedenken und bedachte Sebolt mit einem strengen, eiskalten Schweigen.
    "Aber das Ziel zählt und aus euren Fehlern werdet ihr lernen. Als Lohn also aus den Händen von Rohten, Schriftgelehrter des Ordens der Paladine, für jeden von euch eine Rolle, die euch Heiliges Licht bescheren wird. Übergeben in der Hoffnung, dass die Dunkelheit euch nie verschlingen wird, Rekruten."
    Mit vor Stolz leuchtenden Augen und vorsichtigen Fingern nahmen die Rekruten die Spruchrollen entgegen.
    "Die Truppe wird euch als vollwertige Mitglieder anerkennen."
    Mortis und Ruga, die sich wie zufällig in der Oberstadt nahe des Rathauses aufgehalten und im Hintergrund zugesehen und gelauscht hatten, nickten beifällig.
    "Soldaten, wegtreten!"

    Mortis hielt den kleinen blank polierten Goldkelch mit dem Rotwein wie ein Mann, der sich entweder derart an Reichtum gewöhnt hatte, dass er ihn nicht mehr wahrnahm, oder der schlicht keinen Wert darauf legte. Gelegentlich nippte er an dem teuren Getränk, das Andre ausgegeben hatte, um die erfolgreiche Prüfung der doch nicht so tumben Rekruten zu begießen.
    "Ich freue mich sehr, dass wir uns beide in den Jungs geirrt haben" gestand der Paladin. Sein Gast nickte.
    "Ich sollte öfter mal solche Ideen haben" stellte der Schmied fest, trank aus und goss nach.
    "Ja, das war keine deiner schlechtesten" stimmte Andre zu, während Mortis begann, mit der freien linken Hand in seinem Tornister nach etwas zu tasten. Andre bemerkte, was Mortis vorschwebte und warf ihm einen strengen Blick zu, der den früheren Kameraden innehalten ließ. Der gealterte, kranke Mann machte gewöhnlich keinen Hehl daraus, welches Genussmittel er zu rauchen vorzog und wusste, dass man gern beide Augen zudrückte und ihn gewähren ließ, besann sich aber angesichts der Umgebung.
    Grüner Rauch aus der Wachstube würde doch ganz andere Fragen nach sich ziehen als grüner Rauch aus der Schmiede.
    "Naja" murmelte Mortis, zog die leere Hand wieder aus dem Tornister und trank den köstlichen Acholoswein in seinem Kelch zur Neige. "Mit den hellen Köpfen, die du jetzt in deiner Truppe weißt, wirst du vielleicht endlich den Lump finden, der mir dieses üble Zeug verkauft."
    Andre verbarg sein Lachen durch heftiges, rasch wiederholtes Schnauben durch die Nase, konnte aber ein Grinsen nicht vermeiden.
    "Ach, Mortis" seufzte der Paladin. "Manchmal vermisse ich dich in der Truppe, alter Haudegen."

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