Zitat von
Juli Karen
Nun, das mag sein. Aber er kann nicht von mir erwarten, dass ich durch Kauf bei ihm mein eigenes Auskommen verschlechtere, nur damit er sein Auskommen hat.
Es erwartet wohl auch niemand, dass du dich selbst für andere in den finanziellen Ruin stürzt. Aber wer immer schön bei den großen Megakonzernen mit den ultrabilligen Preisen kauft, sägt letztlich am eigenen Ast. Denn in einer Volkswirtschaft hängt nun mal alles zusammen. Die kleinen Ladengeschäfte bei dir vor Ort tragen mit ihrer Gewerbesteuer eben auch zum Haushalt deiner Stadt bei, die davon wiederum die Straßen, öffentliche Einrichtungen (Schwimmbäder, Parks etc.) und Sozialprogramme unterhält. Fallen diese Einnahmen weg, muss die Stadt entweder die Ausgaben kürzen, was die allgemeine Lebensqualität (und damit wiederum die Attraktivität für Firmen, sich dort anzusiedeln) senkt. Oder sie muss sich das Geld woanders her holen und dann zahlst du es eben doch. Zum Beispiel über die Grundsteuer, die du entweder direkt bezahlst oder über den Mietpreis indirekt.
Und auf nationaler Ebene das gleiche. Sehr schön zusammen gefasst in diesem Cartoon-Video, das den hier prototypischen Walmart zum Ziel hat (im Video als "Big Box Mart" kaschiert).
Ebensowenig kann ich etwas dafür, dass der Händler keine Kunden hat, weil derzeit keinen neuen PCs benötigt werden. Gerade er als Händler sollte ja um die Verhältnisse am Markt Bescheid wissen und entsprechend reagieren.
Man kann allerdings was dafür, wenn man sich erst kostenlos Angebote machen lässt und damit dann im Internet auf Shoppingtour geht. Davon abgesehen: Nein, du persönlich bist dafür nicht direkt verantwortlich. Deswegen nennt man das auch Gemeinkosten (nicht im Sinne "fies", sondern von "Gemeinschaft"). Im Gegensatz zu der einen Grafikkarte oder Tastatur, die man konkret dem einzelnen Kunden zurechnen kann, gibt es eben auch eine Menge Betriebskosten, die nicht direkt dir als Kunden voll zuzurechnen sind. Und die werden dann halt mit der Gießkanne gleichmäßig auf alle Kunden verteilt. Geht ja nicht anders. Und je mehr Kunden es gibt, umso niedriger ist der Anteil des Einzelnen.
Und so groß scheint mir die "Einkommensssicherheit" bei Angestellten auch nicht mehr zu sein, wenn man die letzten Jahre gesehen hat, wie oft bspw. Kurzarbeit in ansonsten unüblichen Branchen eingeführt wurde oder - schlimmer noch - Betriebe "unerwartet" pleite gingen.
Und rate mal, wo das her kommt. Es sind die kleinen Betriebe, die heutzutage noch Arbeitsplätze schaffen. Die kleine Firma mit nur einer Handvoll Angestellten, für die lohnt es sich nämlich i.d.R. nicht, ihre Fertigung zu automatisieren oder nach China auszulagern. Die muss dafür tatsächlich Personal unterhalten, weil das in der Größenordnung meist die ökonomischere Alternative ist. Für Großkonzerne rentiert es sich dagegen eher, mal eben ein Werk zuzumachen und nach Übersee zu verfrachten. Oder gleich Roboter einzusetzen. Und da sind dann auch schnell 5000 Arbeitsplätze am Stück weg. Macht sich gut in der Bilanz und gibt einen fetten Bonus für den Vorstand. Das gleiche gilt übrigens für Steuerflucht, legale wie illegale. Ich kann meine Gewinne nicht vor dem Staat in einem komplizierten Geflecht multinationaler Konzernstrukturen verstecken, selbst wenn ich wollte. Für den Großkonzern wie auch dessen überbezahlten Vorstand ist das dagegen ein Klacks. Und rate mal, wer für diese Steuerausfälle letztlich die Zeche zahlen darf?
Also nur weil die Großen ihre Produkte vielleicht billiger anbieten können, heißt das nicht, dass sie nicht dennoch ihren Preis haben, den du und ich und wir alle dann eben doch zu zahlen haben.
Ist aber eh OT und jetzt nur mal so allgemein. Geiz ist halt nicht immer geil, sondern manchmal einfach nur dumm.