Folgendes Thema treibt mich die letzten Tage um und ich würde es gerne hier als Diskussion anstoßen.
Eine der Probleme, die zum momentanen Koalitionsfiasko beitragen, ist, dass im Bundestag zwei Parteien sitzen, mit denen sonst niemand spielen will. Diese Parteien besetzen zusammen rund 20% der Sitze.
Zur Bildung einer Koalition sind damit noch ungefähr 80% des Bundestages theoretisch verfügbar, wobei aber weiterhin mindestens 50% für eine Nicht-Minderheitsregierung vonnöten sind. Das Ergebnis sind so abstruse Konstruktionen wie die "Jamaika"-Koalition, die allein deswegen zustande kommen, weil es unter solchen Umständen extrem schwierig wird, die nötigen Sitze zusammenzubringen. Auch die Großen Koalitionen der letzten Jahrzehnte sind dem geschuldet, entspringen sie doch der Weigerung der SPD, eine Koalition mit den gehassten Linken anzustreben.
Die Frage, bei der ich mir hier unschlüssig bin: Wer handelt hier eigentlich fahrlässig? Die Wähler der "ausgeschlossenen" Parteien, die damit diesen Zustand fördern? Oder doch die Parteien, die sich weigern, eine Zusammenarbeit überhaupt in Erwägung zu ziehen? Der Gedanke, extremes Gedankengut nicht legitimieren zu wollen, ist sicher nicht ungerechtfertigt. Aber gleichzeitig werden damit auch nicht unwesentliche Bevölkerungsgruppen weiter in die Mentalität gedrängt, die etablierten Parteien seien gegen sie.
In den späten Jahren der Weimarer Republik hatten NSDAP und KPD zusammen eine Sperrmajorität von über 50% und konnten damit die Bildung einer jeglichen Regierung blockieren. Von derartigen Verhältnissen sind wir natürlich - zum Glück - weit entfernt. Aber es zeigt meiner Meinung nach, warum es wichtig ist, sich mit dieser Frage zu beschäftigen.