Zitat von
Matteo
Aber wie gut würden die Einwohner dieses Landstriches ohne einen Staat auskommen?
Es ist nicht der Staat, mit dem ich ein Problem habe, auch wenn ich auf lange Sicht die Auflösung des Nationalstaates als Konzept für wünschenswert halte. Womit ich ein Problem habe ist die Betrachtung des Nationalstaates nicht als rein organisatorisches Gebilde sondern als maßgebenden Aspekt der persönlichen Identität und die Tatsache, dass diese Einstellung von Politik und Medien noch unterstützt wird.
Wir werden davon abgehalten uns kritisch damit ausseinander zu setzen, was Staatsbürgerschaft bedeutet und was es bedeutet, dass nationale Herkunft bei Definition mit gewissen Privilegien oder, gegebenenfalls, Einschränkungen verbunden ist. Die Leute sehen eine wehende Flagge und identifizieren sich mit dem, was sie symbolisiert. Aber was symbolisiert sie? Ein politisches Konstrukt, das so abstrakt ist, dass man ihm keine eigene, grundlegende Bedeutung zusprechen kann. Und wir können durchaus glücklich darüber und dankbar dafür sein, dass dieses politische Konstrukt uns sehr viele Privilegien gibt und uns, vergleichsweise, sehr wenige Einschränkungen aufbürdet. Aber was wir nicht sein wollten, ist stolz auf den Nationalstaat selbst und was wir nicht tun sollten ist es unsere Identität durch die Angehörigkeit zu diesem Nationalstaat zu definieren. Ich glaube, es war John F. Kennedy, der gesagt hat "Frag nicht, was euer Land für euch tun kann, sondern was ihr für euer Land tun kann." aber das halte ich für grundlegend falsch. Natürlich sollte man sich fragen, was das Land für seine Bürger tut, wenn es nämlich nichts mehr für sie tut, verdient es auch nicht ihre Loyalität. Der einzige Zweck des Staates ist es, den Menschen zu dienen, die in ihm leben. Wenn er das nicht tut, wenn er mehr verlangt als er gibt, hat er jedes Existenzrecht verloren. Jetzt sagen aber die Nationalisten "Ihr seid eurem Land verpflichtet, wenn ihr in ihm lebt und diese Verpflichtung ist bedingungslos."
Das halte ich für eine Lüge. Nicht nur eine Lüge, eine Falle. Wer das sagt, will eine Schuld einfordern und es so darstellen, als sei diese Schuld keiner Erklärung wert. Man schuldet dem Staat seine Arbeit. Seine Hingabe. Sein Blut, wenn man es so weit kommen lässt. Und wer nach einer Gegenleistung fragt, ist ein Parasit und wer sich verweigert, ist ein Staatsfeind. Darum halte ich Nationalismus für gefährlich und darum werfe ich denjenige, die ihn propagieren im besten Falle Ignoranz und in allen anderen böswillige Absicht vor.
Und dann haben wir den Ethnonationalismus, der einen Zusammenhang zwischen der Nation und der Abstammung herstellt um aus der Schuldigkeit vor der Nation eine Blutschuld zu machen. "Du bist genetisch an diese Nation gebunden und diese Nation ist ein Teil von der und du bist ihr verpflichtet und du bist verpflichtet sievor der Beschmutzung der reinen Anwesenheit Menschen mit anderer Abstammung zu schützen" und wir kommen zu Ideologien, denen man nicht nur mit Ablehnung begegnen sollte sondern muss.