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  1. Beiträge anzeigen #101
    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
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    Salazar Kagan ist offline
    Was hatte Salazar erwartet?
    Einen gewaltigen, von dunklen Kerzen gesäumten Eingang der eines Heiligtums Beliars würdig war?
    Steinerne Gargylen, die ihre stummen Schreie von den Zinnen des Bollwerks hinabstießen?
    Diener, Priester, Knechte des dunklen Herren die den Aufgang bewachten?
    Was ihn stattdessen erwartete, war ein großes, einfaches Tor, an das man zwei bemitleidenswerte Menschen genagelt hatte. Verwittert und gebleicht von den Elementen hingen sie dort... und lachten sie aus?
    Zugegeben, nachdem Narzuhl einen steinernen Golem aus dem Sumpfboden gezaubert hatte, hätte ihn dies eigentlich weder überraschen noch beeindrucken sollen. Doch die Skelette jagten ihn tatsächlich enormen Respekt ein. Blutrünstige, mörderische Kreaturen. So schien es. Narzuhl löste die Scharade auf, offenbarte diese Wesen als kleine Ärgernisse, deren Sinn sich Salazar immer weniger erschloss. Ihre letzten Aussagen konnte man beinahe als 'witzig' bezeichnen. Doch Narzuhl war keineswegs Amüsiert. Je näher der dunkle Priester dem Kastell gekommen war, desto herrschaftlicher und stärker war er Salazar vorgekommen. Hier, am Eingang, legte er ein energisches Auftreten an den Tag, dass Salazar im Vergleich wie einen getretenen Schosshund wirken lassen musste; Trotzdem der Varanter sich um ein respektvolles Auftreten bemühe. Vermutlich lag hier der Unterschied. Narzuhl trat ein wie ein König. Salazar wie ein demütiger Diener. Doch konnte man es ihm verübeln?
    Als das gewaltige Tor hinter ihnen zufiel, umfing den Varanter eine merkwürdige Stille. Plötzlich, nach all den Wochen der Strapazen waren die Klänge der Natur ausgesperrt. Wind, Vögel, all das gab es hier drin nicht. Stattdessen umfing sie eine kühle, beinahe Tot anmutende Luft. Trotz der großén Korridore die sich zu den Seiten hin abzweigten, schien sie kaum in Bewegung.
    Narzuhl wartete mittig des Raumes, als hätte er das Gebäude nie verlassen. Neben ihm stand ein weiterer Priester... nein, es war kein Mensch, eine Statue! Salazar staunte nicht schlecht über dieses Kunstwerk. Obwohl im Vergleich mit dem Golem winzig, strahlte diese menschengroße Statue Authorität aus. Aus dunklem Stein gehauen stand diese Wächterstatue genau in der Mitte der Eingangshalle, eine Art Teller in Händen. Die strengen Gesichtszüge des Hüters waren akurat nachgebildet, jede Falte der steinernen Robe perfekt... kein Wunder, dass Salazar zuerst gedacht hatte, es hätte sich um einen wirklichen Menschen gehandelt.
    "Ein Opfer..." Wiederholte Salazar. Er sprach leise, kaum hörbar. Er blickte die Statue an, als könnte das stilisierte Gesicht ihm verraten, was genau Beliar für ein Opfer von ihm verlangte. Doch Salazar musste nicht lange überlegen. Nur ein Gegenstand hatte diese Reise überlebt. Sein einzig wertvoller Besitz.
    Salazar zögerte keine Sekunde. Nicht nach all dem. Seine Finger umschlossen das Amulett seines Gottes, rissen es grob von seinem Hals. Sorgfälltig legte er das Amulett auf dem Teller der Statue ab, zog die Kettenenden ein wenig ordentlich und trat dann rückwärts zurück.
    Die Frustration, die Reise umsonst gemacht zu haben, blieb ihm erspart. Ein dunkelroter, fast violetter Nebel legte sich um das Amulett. Das Schmuckstück verblasste und verschwand schließlich zusammen mit dem Nebel ins Nichts. Beliar hatte seine Gabe akzeptiert.
    Stiller Stolz bemächtige sich Salazar. Er reckte den geschwundenen Rücken etwas auf. Jetzt hatte er es wirklich geschafft. Es war endlich angekommen.
    "Wir haben es geschafft, Joe. Wir haben es wirklich geschafft." Sagte er leise zu sich, ein ungläubigs Lächeln auf den Lippen und mit geschlossenen Augen leicht den Kopf schütteln. Er öffnete die Augen und sah Narzuhl an. Der Priester schien nicht überrascht, das Salazars Gabe angenommen worden war.
    "Ich könnte etwas Ruhe wirklich gut gebrauchen. Aber bevor ich mich als Gast in Beliars heiligen Hallen faul einquartiere, will ich das Leben meines Kameraden in guten Händen wissen. Wer kann ihm hier Helfen? Wieviele Priester Beliars leben überhaupt hier?"

  2. Beiträge anzeigen #102
    Ehrengarde Avatar von Narzuhl
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    Narzuhl ist offline
    Der Hüter nickte anerkennend. Die aufrichtige Sorge Salazars um seinen verletzten Gefährten sollte nicht unbeachtet abgetan werden. Folgt mir einfach, ich zeige euch eure Unterkunft und auch wohin ich Joe bringe. Bedachten Schrittes wandte sich Narzuhl in der Eingangshalle nach links und ließ den Golem voran schreiten. Wie viele Priester und Magier derzeit im Kastell leben kann ich euch nicht mit Sicherheit sagen, manche sind auf Reisen, manche wurden schon seit Jahren nicht mehr gesehen und niemand weiß so recht ob sie noch im Kastell verweilen. Ich werden mich selbst erst erkundigen müssen wer zurzeit anwesend. Sie passierte gerade das Refektorium und Narzuhl warf einen kurzen Blick hinein, doch fand er den Saal verlassen vor. Falls ihr euch bei Speis und und Trank stärken wollt, so könnt ihr das im Übrigen hier tun. Weiter ging es den Korridor entlang. Was Joe betrifft, so kann ich euch jedoch beruhigen, ich werde mich persönlich darum kümmern, dass er die medizinischer Versorgung bekommt, die er benötigt. Der kleine Tross hatte den Schlafsaal erreicht. Hier könnt ihr euch eines der freien Betten aussuchen und euch ausruhen, doch zunächst möchte ich euch noch einen weiteren Raum zeigen. Nur wenige Schritte um die nächste Ecke lagen die Krankenzimmer. Kurzerhand öffnete der Magier die Tür zum ersten Zimmer und fand es frei vor. So sanft es dem steinernem Diener eben möglich war verfrachtete er den Patienten auf das Bett. Ein wenig der Sorge um Joe ließ von dem Hüter ab als er ihn endlich nicht nur in Sicherheit wusste, aber noch war der Krieger nicht über dem Berg. Narzuhl glaubte zwar in den Zügen des Verletzten etwas weniger Verkrampfung und Schmerz zu sehen seit sie im Kastell angekommen waren, aber wahrscheinlich war dies mehr Einbildung und Wunschdenken. So, nun wisst ihr wo euer Gefährte untergebracht ist. Der Hüter trat wieder aus dem Zimmer heraus und überließ es Salazar ob er noch bei Joe verweilen wollte oder nicht. Wenn ihr für den Moment keine weiteren Fragen habt, würde ich mich nun zurückziehen und um Joes Versorgung kümmern...

  3. Beiträge anzeigen #103
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline

    Auf dem Hof

    Der Wind wehte kräftig vom Meer hinaus, so wie es zu dieser Zeit üblich war und wirbelte um das vernarbte Gesicht des Kriegers, spielte mit seinen klebrigen Strähnen und ließ ihn den salzigen Geschmack der See erahnen. Adson stand unbewegt und blickte hinunter auf die Fluten. Das Meer hatte ihn schon immer fasziniert. Er erinnerte sich an die Zeit, als er in Setarrif die Wellen bestaunt hatte und wie er gern in den wogenden Fluten geschwommen war. Dort hatte das Wasser eine stolze Wildheit vermittelt, stark und frei, nicht zu greifen oder zu bezwingen. Der See, im Zentrum der Insel, dagegen hatte sich immer ruhig und unbeeindruckt gezeigt. Als würde er all die Kämpfe und Streitereien an seinen Ufer gleichmütig überdauern. Hier dagegen wirkte das Wasser bedrohlich und tückisch. Fordernd warfen sich die Wellen gegen die steinerne Küste, als würden sie die Steine und alles was auf ihnen stand verschlingen wollen.

    Adson hob den Kopf und blickte in die Ferne. Dort sah das Meer wieder ruhig aus. Nur dann und wann sah man eine etwas größere Welle durch das klare Antlitz des Meeres laufen. Adson schloss die Augen und atmete geräuschvoll aus. Während sich das Meer unten ständig bewegte und arbeitete, schien die Welt zwischen den Mauern des Kastells still zu stehen. Der Narbige wusste nicht mehr, wie lange er schon hier war, einzig der unterschwellige Kopfschmerz erinnerte ihn daran, dass er schon zu lange gelesen und geschrieben hatte. Und die "Gespräche" mit den Dämonen, wenn Adson Wasser oder etwas Essbares brauchte, verbesserten die Lage nicht. Zwar konnte er durchaus zufrieden mit seiner Ausbeute sein, er hatte ein kleines Bündel mit Abschriften und Notizen angefertigt, doch in letzter Zeit wuchs seine Unruhe merklich und es drängte ihn das Kastell zu verlassen. Adson warf einen letzten Blick auf die tosenden Fluten weit unter ihm, dann wandte er sich ab und verließ den Hof. Er musste seine beiden Gefährtinnen finden.

  4. Beiträge anzeigen #104
    Waldläufer Avatar von niederer Dämon
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    niederer Dämon ist offline
    Einst ein treuer Diener aus der Dunkelheit
    Entschlossen auf dem Pfad der Unbeirrbarkeit
    Verloren und verwirrt in die Welt entschwunden
    Nun so zerbrechlich kämpft mit seinen Wunden

    Eine Möglichkeit sich zu erneuern
    Seinen Glauben zu beteueren
    Die Kraft von mir gegeben
    Lässt ihn wieder aufleben

    Doch wehe er wird versagen
    Zweifeln, zögern und verzagen
    Kann er sich nicht vor mir verstecken
    Werde ich den Schmerz in ihm erwecken


    -Narzuhl-

  5. Beiträge anzeigen #105
    Ehrengarde Avatar von Narzuhl
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    Narzuhl ist offline
    Sanft glitt der schwarze Stoff über die Flure des Kastells, ein sanftes Rascheln ertönte bei jeder Biegung ehe abrupt die Leblosigkeit in die lange Robe Einzug hielt. Der Hüter verharrte für einen kurzen Moment in seiner Bewegung, die Hand bereits auf dem Türknauf. Ein ungutes Gefühl kündigte ihm an was er zu erwarten hatte. Angestrengt hatte Narzuhl nach einer Lösung gesucht, doch das Problem hatte sich soeben verändert. Energisch öffnete der Magier die Tür zu dem Krankenzimmer in dem Joe lag und seit ihrer Rückkehr ins Kastell um sein Leben gekämpft hatte. Nur hatte sich jetzt ein dunkler Schleier über den Raum gelegt.


    Was hast du getan? donnerte der Hüter und doch war kein Wort zu hören, waren sie auch nicht an einen Menschen gerichtet.
    Keinerlei Begrüßung? Wie unhöflich. -
    Antworte! -
    Ich habe getan wofür du viel zu lange gebraucht hättest. Und noch dazu habe ich sicher gestellt, dass er in Zukunft nicht wieder scheitern wird. -
    Deine Hilfe hatte schon immer ihren makaberen Preis. -
    Und er wird ihn bezahlen wenn er uns enttäuschen sollte. -
    Uns? -
    Das Kastell und seine Bewohner sind mir ebenso wichtig wie dir, auch wenn sich unsere Methoden unterscheiden. Das solltest du inzwischen wissen. -
    Deine Methoden haben einst dazu geführt, dass man dich weggesperrt hat. -
    Und du hast mich freundlicherweise befreit wenn ich dich daran erinnern darf. -


    Der unförmige schwarze Nebel der das Krankenbett mit dem verletzten Krieger umhüllt hatte lichtete sich. Unheilvoll manifestierte sich daraus der Schemen des Nachtdämons. Mit wenigen Schritten war Narzuhl bei dem Patienten und untersuchte ihn. Die Atmung ging ruhig, kein Schweiß auf der Stirn, kein Fieber, überhaupt wirkte es ganz als ob Joe nur schlafen würde. Seine Wunde jedoch hatte ein sichtliche Veränderung erfahren. Wie ein schwarzes Spinnennetz hatte sich neues Gewebe an der Stelle gebildet und die Wunde komplett verschlossen. Wäre nicht die unnatürliche Farbe gewesen hätte man es auch für eine gewöhnliche Narbe halten können.


    Was genau hast du getan? -
    Ich habe seine Wunde behandelt. In ein paar Tagen sollte er wieder vollkommen bei Kräften sein. -
    Und deine...Absicherung? -
    Wird ihn nicht weiter beeinflussen. Sie soll ihn nur daran erinnern wem er zu Dank verpfichtet ist, sollte er es jemals vergessen. -


    Nach einigen Augenblicken nickte der Hüter. Er wusste, dass der Nachtdämon sich damit nicht selbst gemeint hatte und doch hätte er diese ganze Situation lieber anderweitig gelöst.
    Wie ich sehe verstehst du meinen Standpunkt. -
    Das heißt nicht, dass ich ihn unterstütze. Doch lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Er wird damit leben müssen...und du kannst nun gehen.


    Die Umrisse des Schemens wurden undeutlich bis sie schließlich ganz verschwanden und Narzuhl spürte wie die dämonische Präsenz sich entfernte. Einer irrationalen Sorge folgend, zog er einen Stuhl an das Bett heran und ließ sich darauf nieder. Er wusste, dass Joe wieder genesen würde, und doch würde er zur Sicherheit hier verweilen bis der Krieger wieder erwachte...

  6. Beiträge anzeigen #106
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline

    Krankenzimmer

    Das Atmen viel ihm schwer, so schwer. Sein Mund war trocken, die Lippen leicht rissig. Seine müden Augen wagten es nicht sich zu öffnen. Er spürte wie sich seine Muskeln leicht verhärteten, ganz so als ob das Leben erst jetzt wieder in sie einkehren würde. Das Atmen viel ihm leichter, seine Lungen fühlten sich mit Luft.
    In seinem Kopf herrschte Chaos. Allerdings war es ein geordnetes Chaos, nicht zu vergleichen mit den undurchsichtigen Wirren die ihn über Monate an Unwissenheit gekettet hatten.
    Er war auf der Rückreise ins geliebte Kastell gewesen. Er hatte einen Jünger dabei, einen Rekruten…einen Erwählten. Aber er war blind gewesen. Erblindet um den Wahn zu vergessen, welcher ihn in der Unterwelt geisselte als er für seinen Herrn in dessen Scharr gegen die abtrünnige Hexe Merideth kämpfte. Ein Geschenk der Dämonen um seiner Seele Zeit für die Genesung zu geben. Doch nun lichteten sich die Schleier. Erneut war er kurz davor gewesen in die Unterwelt zu gehen, und erneut war es ein Dämon der ihn in die Welt zurückführte und zusätzlich die Barrieren aus seinem Kopf löste.
    Der ehemalige Assassine kicherte in sich. An einer Krankheit zu sterben, übertragen von einer verfluchten Blutfliege, wäre wahrlich Grund genug in den schwarzen Feuern der Vergessenen zu brennen….

    Etwas regte sich in dem Zimmer in dem er lag. Er hatte die Präsenz erst nicht wahrgenommen, doch nun da er sich geregt hatte, schien auch die Präsenz sich zu regen. Black öffnete die Augen. Das Licht im Krankenzimmer war angenehm gedämpft. Er drehte den Kopf, langsamer als gewünscht, zur Seite. Da erblickte er ihn. Lange ist es her seit sich ihre Wege zuletzt gekreuzt hatten.
    «Hüter….» röchelte er aus trockenem Halse. «Dann habe ich diesen exquisiten Service wohl euch zu verdanken.» Er hustete kurz und wischte sich dann Speichel aus dem ungepflegten Bart. Mürrisch grunzend sowie etwas unbeholfen setzte sich der ehemalige Assassine auf seinem Krankenbett auf.
    Er sass dem Hüter, welcher ihn noch immer schweigend eingehend betrachtete, nun direkt gegenüber. Narzuhl war nun schon seit einer Weile der neue Hüter des Kastells. Noch immer war der Mann mit einer unnatürlichen Blässe ausgestattet, welche im harten Kontrast der pechschwarzen Haare beinahe weiss erschien. Und noch immer war sein Blick forschend und tief. Beinahe so, als könnte er einem in die Seele blicken. Joe grinste verwegen als ihm auffiel, dass auch die Präsenz des Narzuhl sich durch das Amt der Hüterschaft verändert hatte. Die Kinder Beliars waren alles dunkle Gestalten denen, je höher sie in den Rängen aufstiegen, dies auch immer mehr anzusehen war. Doch das Amt des Hüters umwob den Träger des Titels mit einer unnatürlichen kalten Aura. Er wusste nicht, ob dies für alle spürbar war, oder nur für die Kinder der Dunkelheit selbst.

    Joe rümpfte die Nase und feixte den Hüter schelmisch entgegen:
    «Warum sehe ich Sorge in eurem Blick Hüter? Frohlocket, der verlorene Sohn ist zurückgekehrt!«

  7. Beiträge anzeigen #107
    Ehrengarde Avatar von Narzuhl
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    Narzuhl ist offline
    Der Nachtdämon hatte ganze Arbeit geleistet und offenkundig sein Wort gehalten. Joe Black war aus seinem langen Schlaf erwacht und es war auch tatsächlich Joe Black. Von kaum jemanden sonst hätte der Hüter eine solch scherzende Bemerkung erwartet. Ihr seht beschissen aus. konterte Narzuhl kalt ohne den Blick von dem Krieger zu nehmen. Doch nur wenige Augenblicke später huschte sichtlich ein Anflug von Erleichterung und Belustigung über die blassen Züge. Wie mir scheint jedoch nichts was ein heißer Zuber und ein Rasiermesser nicht richten könnten. Und Fragen nach eurem geistigen Zustand erübrigen sich wohl auch, euer Gedächtnis funktioniert jedenfalls. Der Schwarzmagier erhob sich von dem Stuhl auf dem er die ganze Nacht gesessen und gewacht hatte. Willkommen zurück im Kastell Joe. Es freut mich wirklich euch nach all den Jahren wieder zu sehen.

    Trotz all der Freude über die Genesung des Patienten kam Narzuhl nicht umhin einen abschließenden untersuchenden Blick auf ihn zu werfen. Die Wunde schien exzellent geheilt zu sein. Rein äußerlich fiel nur die seltsame Form der zurückgebliebenen Narbe ins Auge. Auch die anfängliche schwarze Färbung war weitestgehend verschwunden. Narzuhl spürte Joes Blick während seiner knappen Untersuchung auf sich ruhen. Mit einem kurzen Nicken befand der Magier den Befund für zufriedenstellend und er beschloss das Thema zu wechseln. Was haltet ihr von einem kurzen Spaziergang zum Refektorium? Ich schätze etwas Bewegung würde euren müden Knochen und Muskeln ganz gut tun nachdem ihr euch durch den halben Sumpf hierher habt tragen lassen. Und etwas zur Stärkung aus der Küche des Kastells ist gewiss nicht verkehrt. Bei der Gelegenheit könnt ihr mir auch erzählen was euch widerfahren ist und wie ihr an euren Gefährten geraten seid. Mit einer einladenden Geste wandte sich der Hüter zur Tür und hoffte, dass sich Joe sich ihm anschließen würde. Sicherlich wollte er gerne seine Neugier befriedigt wissen und erfahren was der 'verlorene Sohn' in den letzten Jahren getrieben hatte. Doch zum anderen wollte der Hüter ihn noch ein wenig im Auge behalten, ob noch irgendwelche unmittelbaren Nebenwirkungen der dämonischen Behandlung auftreten würden. Grundsätzlich gab es keinen rationalen Grund für solche Komplikationen, jedoch wäre es gelogen wenn Narzuhl behauptete hätte er würde dem Nachtdämon uneingeschränkt vertrauen...

  8. Beiträge anzeigen #108
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Redsonja war noch immer vollkommen gedankenverloren wegen der seltsamen Nachricht und brütete über Madlens Worten, sodass sie beinahe in jemanden hinein wanderte, den sie komplett übersehen hatte.

    "Pass doch,..." wollte sie gerade auf brausen, besann sich mitten drin aber eines Besseren und erkannte dann ihren Gefährten. "Ah Adson." Sprach sie also überrascht und dann stellte sich heraus, dass er ebenso auf der Suche nach ihnen, wie sie nach ihm waren. Schnell hatten sie sich darauf geeinigt, dass es Zeit war diesen düster-schönen Ort wieder zu verlassen. Sie verabredeten sich also vor der Pforte, sodass jede Person noch ihren Sack packen konnte.

    Redsonja war schnell fertig. Sie hatte nicht viel und ihr war danach noch etwas alleine draussen zu stehen. Sie liebte das Spiel der Brandung und das Tösen des Meers. Nirgendwo fühlte sie sich so sicher wie wenn sie in das grosse Dunkel hinunter blickte, während über ihr eine dünne Mondsichel leuchtete. Es war gerade so als würde sie hinein springen können und sie wollte. Damit wäre alles vorbei. Die ganzen Qualen, die Verantwortung auf ihren Schultern, das schlechte Gewissen, alles auf ein einziges Mal weggefegt. Für immer vergessen. In ihrer Hand zerknüllte sie die Notiz in plötzlicher Entschlossenheit. Nein dafür war es noch zu früh. Sie hatte noch eine Rechnung zu begleichen. Oder zwei. Grimmig-entschlossen blickte sie vor sich hin und hörte plötzlich das Geklapper und Gelächter zweier ach so lustiger Gesellen hinter sich. Sie zwinkerte ihnen zu. Nicht mal die beiden konnten ihre Entschlossenheit mindern. Nun fehlten nur noch Madlen und Adson. Dann würde es los gehen. Aber bis dahin schloss sie die Augen und genoss den Moment, während die Hände beruhigend auf den beiden düsteren Klingen ruhten.

  9. Beiträge anzeigen #109
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Der Aufbruch stand bevor. Adson hatte nicht viel, hatte er sich doch darauf eingerichtet, alles nötige bei sich zu tragen. Lediglich das kleine Bündel mit Notizen musste noch sorgfältig verstaut werden. Der Narbige schlug es in ein weiches Leder ein, um es vor Nässe zu schützen, schulterte dann sein kleines Bündel und machte sich auf den Weg zur Pforte. Es war ein gutes Gefühl, die dunklen Gänge endlich zu verlassen, auch wenn Adsons Faszination für diesen Ort immer mehr zunahm. Ständig spürte er das leichte Kribbeln, welches er zuerst am Portal zur Bibliothek gefühlt hatte und die Bibliothek hatte ihn stundenlang staunen lassen.

    Als Adson aus dem Tor trat, kicherten die Skelette und machte ihre Witzchen, doch der Narbige beachtete sie nicht. Er sog die frische Luft tief in die Lungen und erfreute sich am Wind, der ihm ums Gesicht wehte. Ja, es war Zeit für den Aufbruch. Er hatte lange genug hinter dicken Steinmauern verbracht. Adson verharrte einen Moment, dann ging er auf die Rothaarige zu und stellt sich wortlos neben sie. Sein Blick suchte das rauschende Meer und folgte den Bewegungen der Wellen. Rau aber frei, so liefen die Wassermassen unter ihnen gegen den schwarzen Stein und schickten tosend ihr Rauschen zu den beiden kleinen Menschen, die es schweigend betrachteten.

  10. Beiträge anzeigen #110
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Und dann war der Moment endlich gekommen. Sie verließen diesen Ort wieder. Sie hatte das gefunden, weshalb sie diese Mauern aufgesucht hatte. Madlen konnte ihre Freiheit wiedererlangen und sie wusste, dass sie Ata jederzeit besuchen konnte. Es gab einen Weg, ihn möglicherweise wieder ins Leben zurück zu holen. Er war nicht wirklich tot, sondern lediglich weg. Sein Körper war verstorben, aber sein Geist lebte weiter. Nicht in dieser Welt, aber in einer anderen. Und so musste es eine Lösung geben, ein Tor zu öffnen, dass ihr Mann durchschreiten konnte. Schlussendlich seufzte die junge Frau. Diese düsteren Gänge förderten schwieriges Denken. Und davon hatte sie fürs Erste endgültig genug.

    Also packte sie ihren wenigen Habseligkeiten, legte ihre dunkle Reisekleidung an und schritt ein letztes Mal – zumindest vorerst – in Richtung des Speisesaals. Sie wollte sich von Nicolei verabschieden, konnte ihn jedoch nicht finden. Madlen zuckte unschlüssig mit den Schultern und verließ dann zögerlich den Raum in Richtung der großen Eingangstore, um das Kastell zu verlassen. Vor den Toren warteten bereits ihre beiden Reisegefährten und blickten gedankenverloren auf das weite Meer. „Nun, wisst ihr was hinter dem Horizont auf euch wartet?“, fragte sie lächelnd. „Solltet ihr jemals Zeit und Lust auf ein Abenteuer haben, dann zeige ich es euch. Wenn ihr genau hinhört, dann könnt ihr das Flüstern ferner Winde hören. Sie geben euch einen Vorgeschmack auf das, was das tiefe Wasser zu erzählen hat!“ Während die Fürstin sprach, bereitete sie ihr Pferd vor und schwang sich, einer plötzlichen Eingebung gleich, auf dessen Rücken. Oie Dhubar zappelte nur kurz etwas, ließ es aber dann geschehen. „Und jetzt verlassen wir diesen Ort. Ich kann euch nicht genug dafür danken, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt. Es war gefährlich und es wartet ein letzter Abschnitt auf uns. Auch diesen bringen wir noch in einem Stück hinter uns und im Anschluss genehmigen wir uns am Silbersee einen ordentlichen Schluck Met und vielleicht danach noch einen!“ Dann gab sie ihrem Tier mit leichtem Druck in die Flanken zu verstehen, dass es jetzt losgehen konnte...

  11. Beiträge anzeigen #111
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Black hatte die Einladung des Hüters, mit ihm ein wenig durch das Kastell zu spazieren, gerne angenommen. Vorsichtig erhob er sich aus dem Krankenbett und stellte einen Fuss neben den anderen. Die Berührung der nackten Fusssohle auf dem kühlen Parkett war angenehm. Ein leichtes Kribbeln durchzog seine Waden, als ob hunderte Ameisen sich daran empor hangeln würden. Der ehemalige Assassine grinste den Hüter schelmisch an ehe er ruckartig den ganzen Körper aufrichtete. Für einen kurzen Moment kam er, unter den prüfenden Blicken Narzuhls, ins Schwanken. Doch sein geschulter Körper erlangte rasch die Kontrolle und die Muskeln begangen damit Stabilität in seine Haltung zu bringen. Bereits nach einigen Probeschritten konnte Joe mit Sicherheit sagen, dass er, solange sie langsam gingen, keine Probleme haben würde. Doch auch sein Blick verharrte eine kurze Weile auf der neuen Narbe, welche seinen Körper zierte. Der Dämon hatte ganze Arbeit geleistet, auch wenn Black selbst nur einen Teil seiner Arbeit, als dieser in seinen Geist eingedrungen war, mitbekommen hatte.
    Darauf würde er mit Narzuhl noch zu sprechen kommen.

    Der Hüter öffnete die schwere Eichentüre und liess seinen Patienten in den gekachelten Gang hinaustreten. Erneut trat ein Grinsen in Blacks Gesicht. Das Kastell, trautes Heim… Es war nicht nur die Optik des Vertrauten, welche ihn erfreute, sondern auch die Präsenz des magischen Gefildes selbst. Als Anhänger des Zirkels war es stets ein erfüllendes Gefühl wieder im Schosse des Kastells zu verweilen. Und so spazierten die beiden Zirkelmitglieder, der eine in seiner prächtigen Robe gehüllt, der andre lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet, durch die wirren Korridore, beäugt von Gestalten in alten Ölgemälden deren Blicke ihnen folgten.

    Joe erzählte seinem Retter so einiges. Von seinem Auszug zum Königreich Argaan, mit der Idee dort einen beliarischen Kriegerzweig zu initiieren. Von den Kämpfen mit der Echsenbrut, der Verbindung zu neuen Gefährten welche mit ihren Ideen seinen ursprünglichen Plan auf eine neue Ebene hoben. Von der Flucht zur Silberseeburg… und vor allem von Merideth der Hexe, welche ihn über Monate aus ihrem Verliess manipulierte und dazu bewegte ihre Ketten mit etlichen Questen zu sprengen. Bitterkeit stiess in Black auf, als er diese Schmach erneut in Gedanken durchlebte. Wie blind war er gewesen…voller Tatendrang weiter in der Gunst Beliars zu steigen hatte er ihren süssen Versprechungen gelauscht und ihren Anweisungen gefolgt. Auch die Tatsache, dass sie ihn zweifeln liess, wie viele des Zirkels Beliar wirklich treu ergeben waren oder doch nur auf dessen Macht und Wissen aus waren liess er nicht aus. Er hätte den Zirkel um Rat oder gar um Hilfe beten müssen…. Doch Merideth, trickreich wie sie war, hatte ihn gemahnt den Drang nicht zu folgen. Dann erzählte er ihm von dem Portal welches sich eines Tages vor ihm beim Silbersee öffnete und in die Unterwelt verschlang und somit für Monate von dieser Welt tilgte. Immer wieder tauschte er Blicke mit Narzuhl aus, doch der Hüter verfügte schon wie der Hüter zuvor, über die Gabe seiner Mimik keiner Gefühlsregung zu gestatten. Doch er war der Hüter und somit genoss er das volle Vertrauen Joes.
    Über die Kriege in der Unterwelt konnte er nicht viel berichten. Beinahe alles im Kampf gegen die Herrscharen Merideths wurde von den Dämonen für immer aus seinem Kopf gebrannt um seine Seele vor dem Wahnsinn zu retten. Also erzählte er wie er, in einem alten Tempel in Varant mit einem löcherigen Erinnerungsvermögen, ausgespuckt worden war und gen Bakaresh zog.
    Er berichtete von Salazar, seinem treuen Begleiter und in seinen Augen Erwählten Beliars. Seine Worte waren hier voller Stolz und Respekt, hatte Salazar doch dutzende Male Mut, Loyalität, Ausdauer und Vertrauen bewiesen. Seine Erzählungen endeten mit etlichen kleinen Geschichten die sie seit ihrer Überfahrt auf diesem Kontinent erlebt haben. Von ihrer List aus Thorniara zu entkommen, von dem knappen entweichen aus den Fängen eines elitären Paladins und dem «Konkubinat» welches sie mit einem Ork eingegangen waren.
    Geendet hatte er in seinem Sprechfluss, als er das letzte Mal, irgendwo im Sumpf, bei Bewusstsein war.

    Sie hatten das Refektorium erreicht. Joes Magen knurrte bereits energisch als sie an einem der Tische Platz nahmen und ihre Speisen orderten. Während der heimgekehrte mit Messer und Gabel seinen wohlriechenden Kochschinken mit Rosenkohl und Karotten zerteilte, erkundigte er sich nun bei Narzuhl nach dessen Teil der Geschichte:

    «Nun da ihr wisst wie mein Leben so verlaufen ist, würde ich gerne erfahren wie ihr die Zeit erlebt habt und natürlich wie ich in eure Obhut gekommen bin. Auch frage ich mich was aus meinem Gefährten geworden ist? Ich nehme an er ist vom Kastell wohlwollend aufgenommen worden? Ebenfalls wüsste ich gerne was der Dämon der mich behandelte genau mit mir gemacht hat...ich fühle mich...grossartig.. «

  12. Beiträge anzeigen #112
    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
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    Salazar Kagan ist offline
    Die Macht dieses Ortes war überwältigend.
    Salazar konnte nicht mehr sagen, wie oft und lang er durch die endlosen Gänge gewandelt war, bis er sich endlich dazu überredet hatte, seinem Körper den verdienten Schlaf zu gönnen. Widerwillig wie ein trotziges Kind hatte er sich in den Gästeraum geschleppt. Um dann noch etliche Stunden wachzuliegen, aufgeregt und voller Ehrfurcht. Selbst in den schlicht eingerichteten Zimmern der Gäste war Beliars Macht nicht zu leugnen. Salazar kannte sie gut. In Varant konnte man Beliars Anwesenheit spüren wenn man genau in sich hörte. Eine wohlige Kälte, die durch den Körper floss wie die rauschende Brandung des Meeres. Doch die finstere Aura von Varant und sogar des alten Tempels von Bakaresh war schwach gewesen. Dünn und hohl wie eine alte Erinnerung, geschändet von den Dienern Innos. Mit der Macht des Kastells war es nicht zu vergleichen, und somit war dies hier für Salazar beinahe schon zu viel.

    Letztlich waren es dann doch die Erschöpfung und permanente Aufregung, die seinen Leib in die Ruhe gezwungen hatten. Der Schlaf, traumlos aber erholsam. Als er erwachte, wusste Salazar Instinktiv dass es Tag sein musste, obwohl um ihn herum nur das Licht der immer brennenden Fackeln den Raum erhellte. Es war noch dazu beängstigend Still. Salazar blieb einen Moment in seinem Bett liegen, lauschte in die Stille hinein. Je mehr sich sein verschlafener Geist in diese Welt zurückkämpfte, desto mehr meinte er tatsächlich etwas zu hören. Ein Zischen. Summen. Rauschen? Salazar lauschte angestrengt indes er sich langsam aufsetzte und seine schwarzen Haare über den Kopf nach hinten strich. Das Geräusch lies sich nun nicht mehr leugnen. Doch so sehr er auch rätselte, der Ursprung blieb ihm Ungewiss. Erst als er sich langsam erhob und zur Tür stapfte, prallte er mit der Ursache des Geräusches regelrecht zusammen. Ein Besen. Umklammert von den bleichen, dürren Fingern einer Leiche, die unermüdlich ihren ewigen Frohn leistete.

    Salazar starrte in zwei schwarze Löcher in einem grinsenden Schädel und stolperte mit einem entsetzen keuchen zurück. Das Skelett schwang seinen Besen wie eine Waffe, kämpfe jedoch nur gegen den Staub und nicht gegen den müden Pilgerer, der den Staub über die ganze Insel mitgeschleift hatte. Der Wüstenfuchs konnte seinen Blick nicht von dem Geschöpf lassen. Es war kleiner als ein erwachsener Mann, seine Bewegungen fahrig und hölzern. Die Gelenke knirschten hier und da, meist jedoch gaben sie nur ein ungesundes Schaben von sich als Knochen auf Knochen rieb. Der Untote trat wischend einmal durch den Raum, wobei der Besen den Staub in sich aufnehmen zu schien. Zumindest schob das Skelett kein Dreckhäufchen vor sich her. Es verichtete seine Arbeit sogar, ohne auch nur den Kopf gen Boden zu richten.
    Der Knöcherich fegte einmal um Salazar herum, umrundete ihn wie eine starre Säule und nicht wie den neugierigen Menschen der er war. Erst als das Skelett seine schaurige Runde durch das Gästequartier vollendet hatte und an Salazar vorbei zur Tür wanderte, blieb es plötzlich stehen. Seine Wirbel knackten. Der Kopf wand sich. Weit über die Möglichkeit eines Sterbenlichen hinaus. Schließlich warf ihm der Knochenmann einen dunklen Blick zu, obwohl er ihm zugleich noch den Rücke zugewandt hatte. Und verharrte.

    Salazar erwiderte das Starren der Kreatur. Unsicher was es von ihm wollen konnte, machte er einen Schritt. Das Skelett tat ebenfalls einen. Nun ging Salazar ebenfalls auf die Türe zu, womit das Skelett zufrieden schien. Er drehte seinen Kopf wieder schabend in die Ursprungsposition und stapfte dann wischend aus dem Raum. Salazar eilte ihm nach so schnell ihn seine sterblichen Beine tragen konnte, doch als er den Raum verlassen hatte, war das Skelett bereits am anderen Ende des Ganges! Ein Fluch stieg Salazar in die Kehle, doch er überlegte es sich im letzten Moment anders. Beliars Schergen in seinem eigenen Haus beleidigen? Besser nicht in seiner bittstellerigen Lage. Murrend stapfte er dem Skelett nach, welches grade wischend um die Ecke verschwand. Als Salazar ebenfalls um die Ecke trat, erwartete er es auch diesmal am Ende des Korridors. Doch der Gang war Leer. Gespenstige Bilder starrten ihn von gegenüberliegenden Wänden an und schienen nicht erbaut über seine Anwesenheit.

    Unsicher, ob er nicht einem finsteren Scherz aufgesessen war, überlegte Salazar ob er wieder umkehren sollte. Doch erneut hörte er ein Geräusch. Diesmal war es kein Feger, sondern eindeutig das Gemurmel von Stimmen.
    Salazars Gesicht hellte sich auf. Als er am Vortag durch das Gemäuer gewandelt war, hatte er keine Menschenseele angetroffen. Das Kastell schien verlassen. Doch das Flüstern das ihm entgegenhallte, deutete auf Adepten dieses finsteren Zirkels hin. Der Varanter spürte wie sein Herz einen Takt höher ansetzte. Mit eiligen Schritten marschierte er los, den Stimmen nach. Mal schienen sie näher zu kommen, mal sich zu entfernen. Doch sollange er sie hörte, wähnte er sich auf der richtigen Spur. Bald konnte er ausmachen, dass es zwei Stimmen sein mussten. Grade, als er glaubte, den Klang einer der beiden wiederzuerkennen, bogen vor ihm zwei dunkle Gestalten durch eine große Tür. Salazar folgte ihnen.

    Er fand sich wieder in einer Art Speisesaal. Große, altmodische und blankpolierte Esstische standen herum. Die Wände waren auch hier Dunkel, sogar noch dunkler als im restlichen Kastell, da nicht Fackeln sondern fettige Kerzen den Saal erhellten. Das Refektorium von dem Narzuhl berichtet hatte. Und zu Salazars Glück hatte er nicht nur diesen Raum entdeckt, sondern auch die zwei redelustigen Wanderer. Sie hatten sich nicht wie das Skelett einfach in Luft aufgelöst. Und mehr noch als diese Tatsache erfreute Salazar sich, als er aus der Ferne in die ernsten Gesichter blickte. Joe Black und Narzuhl, der dunkle Hüter. Aufgrund seiner weichen Sohlen hatten sie ihn noch nicht bemerkt.

    So gelassen wie es ihm wie finsteren Wände ermöglichten, und so erhaben wie es sich für einen Mann des Südens gehörte trat Salazar als Schatten aus dem Türrahmen und näherte sich dem Tisch. Die Aufregung von vorhin war jetzt wieder sehr deutlich zu spüren. Narzuhl blickte ihn emotionslos an, indes Joe ihm noch immer den Rücken zugedreht hatte und sich grade um das Wohlergehen des Kameraden erkundigte, der sich grade näherte. Salazar schmunzelte, auch wenn er bei der Erwähnung von Dämonen kurz innehielt. Die Hand, die er grade locker auf Joes Schulter hatte legen wollen, schwebte in der Luft. Salazar schluckte den Dämonenkloß hinab und vollendete die Bewegung.

    "Wie die Alten von Varant hat das Kastell ein Opfer von mir verlangt und mich dann wie einen Pilgerer aufgenommen." Sagte Salazar mit einem ausgelassenen Tonfall, der so garnicht zu den ausladenden Worten passen wollte und ihnen damit ein wenig den tödlichen Ernst nahm. Lächelnd trat er um den Tisch herum und blickte zwischen dem kühlen Narzuhl und dem sichtlich gesundeten Joe hin und her. So abgekämpft und fast unbekleidet bot der Assassine im Vergleich zum erhabenen Narzuhl einen merkwürdigen Anblick. Doch Salazar reichte es, dass sein Fleisch nicht tot und seine Augen voller Leben waren.
    "Das ich dich noch mal mit Farbe im Gesicht sehen würde. Ich hatte schon befürchtet, deinen Körper in kalter Sumpferde begraben zu müssen. Ich danke Beliar... oder seinen Dämonen... für das was er getan hat." Ein kurzer, nachdenklicher Blick zu Narzuhl hinüber. Erst jetzt schien Salazar zu bemerken, dass er mitten in ihre Unterhaltung geplatzt war. Er lachte leise.
    "Ich hoffe doch, ich habe euch nicht gestört? Nach all dem jedoch... endlich das Kastell... und du bist fit wie am ersten Tag unserer Reise. Und offenbar hungrig." Erneut musste er lachen. Der Anblick von warmen Essen auf einem Teller erschien ihm nach all den Strapazen der vergangenen Wochen absurd. Doch ehe er den Gedanken, selbst etwas zwischen die Zähne gebrauchen zu können, vollendet hatte, stand auch vor ihm ein köstliches Mahl. Das Kastell war wirklich ein überwältigender Ort...
    Geändert von Salazar Kagan (18.07.2018 um 11:10 Uhr)

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    Mit jedem Schritt in Richtung des Refektoriums waren in Joes Erzählung unzählige Tag vergangen. Ereignis reihte sich an Ereignis bis sie am heutigen Tag angekommen waren und nun die Vorzüge dämonischen Küche und des berühmten Weinkellers genossen. Der abgehalfterte Krieger kam mit jedem Bissen sichtlich wieder zu Kräften und seine Einschätzung konnte Narzuhl nur teilen. Großartig war rein äußerlich vielleicht etwas übertrieben, doch gravierende Nebenwirkungen waren nicht zu erkennen. Beruhigt griff der Magier zur vor ihm erschienenen Karaffe und goss sich einen großen Schluck Wein in seinen Becher. Nachdem er den Rebsaft ausgiebig verkostet hatte, hätte der Hüter gerne noch einige Worte mit Joe gewechselt. Seine Fragen bezüglich der dämonischen Behandlung waren berechtigt und besonders der Teil über die Hexe Merideth hatte das Interesse des Hohepriesters geweckt, doch mussten sie dieses Gespräch verschieben, da sie Gesellschaft bekommen hatten. 'Wir reden später ausführlich über eure Verletzung.' gab der Hüter unmissverständlich doch unhörbar zu verstehen. Joe ließ sich keinerlei Regung anmerken, die Art und Weise wie Dämonen kommunizierten war ihm keineswegs fremd, auch wenn es vielleicht etwas ungewohnt war eine menschliche Stimme in seinem Kopf zu hören. Narzuhl konnte es Salazar derweil nicht verübeln, dass er sich zu ihnen gesellte. Seine Freud Joe wohlauf zu sehen war unverkennbar. Der Hüter beließ es also auch dabei, die Gelegenheit zu einem Vieraugengespräch würde sich schon ergeben. Außerdem gab es ja noch andere Fragen zu beantworten und Geschichten zu erzählen.

    Wie ihr sehen könnt geht es eurem Gefährten wieder ausgezeichnet. wandte sich Narzuhl an den Neuankömmling und beobachtete wie sich Salazar nach anfänglicher Überraschung ebenfalls über sein wie von Geisterhand erschienenes Mahl hermachte. Joe hat mir soeben von eurer gemeinsamen Reise nach Argaan berichtet und euch in den höchsten Tönen gelobt. Ich bin gespannt ob ihr die in euch gesteckten Erwartungen erfüllen könnt und sofern dies euer gewählter Pfad sein wird auch das Kastell selbst von euch überzeugen könnt. Der Hüter beobachtete Salazar eindringlich. Er hatte mit ihm bei weitem nicht so viel Zeit verbracht wie Joe, doch was er gesehen hatte war vielversprechend. Ehe sich Salazar durch die ihm zuteil gewordene Aufmerksamkeit zu unwohl fühlte, setzte Narzuhl fort.

    Doch kommen wir für den Moment zurück zur Geschichtsstunde. Die Echsenbrut hatte sich beinahe auf der gesamten Insel breit gemacht... Der Magier begann mit seiner Erzählung etwa zu dem gleichen Zeitpunkt wie Joe die seine. Narzuhl erinnerte sich noch gut an die Kämpfe vor den Toren Setarrifs um die letzten Bewohner der Stadt zu retten ehe sich der Drache dort niedergelassen hatte. Vor drei Jahren schließlich hatten die Kämpfe den Schwarzmagier nach Tooshoo geführt. Auch die Sumpfbewohner hatten sich aus ihrer einstigen Heimat zurückgezogen und die Echsen hatten nahezu den kompletten Wald unter ihrer Kontrolle. Bis zu jenem Tag vor etwa drei Jahren an dem die Mächte Beliars eingriffen. Erneut erwähnte Narzuhl mit keinem Wort worin der Weltenriss seinen Ursprung hatte, sondern berichtete stattdessen ausführlich über die Schlacht zwischen Dämonen, Echsen und sämtlichen Wesen die der Sumpf hervorgebracht hatte. Seit dem hat der Landstrich rund um Tooshoo eine bemerkenswerte Veränderung durchlaufen. Die Vermischung dämonischer Essenz mit der bereits vielfältigen Flora und Fauna des Sumpfes hatte mein Interesse geweckt. Während meinen Studien bin ich nahe Schwarzwasser schließlich auf Salazar hier getroffen und zu meiner Überraschung hatte er euch im Gepäck.

    Die Erzählung über die Reise zurück zum Kastell hingegen war weniger ereignisreich verlaufen als man es zunächst vielleicht vermutet hätte. Doch mit dieser glücklichen Fügen hatte Beliars es gut mit seinen Anhängern gemeint. Narzuhl war am Ende seiner Geschichte und seines Bechers angelangt. Während er letzteren einfach wieder auffüllte, mussten neue Geschichten jedoch erst geschrieben werden. Diese Etappe haben also alle mehr oder weniger gut überstanden. Mich würde interessieren wohin euch euer Weg als nächstes führt. Verweilt ihr im Kastell? Oder hatte eure Reise noch ein anderes Ziel? Die Frage war durchaus an beide Anwesenden gerichtet und der Hüter war neugierig ob der Antwort...

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    Refektorium

    Die etlichen Kerzen im Refektorium hatten sich inzwischen von selbst entzündet und schenkten dem prunkvollen Saal, der durch die Dämmerung stetig mehr abdunkelte, einen warmen und einladenden Ausdruck.

    Black war mittlerweile an seinem dritten Teller der Nahrungsaufnahme angelangt. Grillierte Dorade an Süsskartoffeln und gebratenen Steckrüben. Lecker! Sein Hunger schien schier endlos zu sein und bei jedem Bissen erlangte sein geschundener Leib wieder mehr an Kraft.

    Als sich Salazar Kagan zu ihnen gesellt hatte, grinste der ehemalige Assassine breit und begrüsste ihn wohlwollend in der Runde. Der Varanter strahlte ebenfalls sichtlich erfreut und gab seiner Freude auch mit Worten Ausdruck. Trotz des Vertrauens, welches Salazar bei Joe sowie Narzuhl bereits genoss, waren gewisse Themen des Gesprächs nicht für seine Ohren bestimmt. Dem wiederum gab Narzuhl mit seinen Kräften der unausgesprochenen Kommunikation Nachdruck. Black war sichtlich irritiert über die Gabe des Hüters, kannte er dies doch bisher nur von den Dämonen. Doch der Mann in der Priesterrobe war Narzuhl und somit kein unbeschriebenes Blatt in den Reihen des Zirkels. Und er war verdammt nochmal der Hüter des Kastells. Welche Mächte und Fähigkeiten in seinem Körper schlummerten wagte sich Black kaum vorzustellen…

    Zu dritt am Tisch sitzend, die einen essend die anderen Wein verköstigend, lauschten Joe und Salazar nun den Erzählungen des Hüters. Was für Salazar wie eine unglaubliche Geschichte voller Abenteuer und mystischen Kreaturen klingen musste, war für Joe als weit realer empfunden. Nichts desto trotz empfand er vieles des gehörten als schmerzlich. Er war nie ein grosser Freund des Sumpfes gewesen. Er pflegte keinen besonderen Umgang mit ihnen und hatte dort bis auf Pete, keinerlei feste Kontakte. Doch war der Ort schon immer faszinierend gewesen. Und die Mächte der Druiden und des Baumes eine Thematik, der er sich in ruhigeren Zeiten sicherlich gerne gewidmet hätte. Nun jedoch war Toshoo ein anderer Ort. Mutiert durch Mächte die dort nicht hingehörten. Ein wölfisches Grinsen blitze über Blacks Gesicht als ihm bewusst wurde, welche Abenteuer und glorreichen Kämpfe einen Streiter dort nun erwarteten. Rasch fokussierte er sich jedoch wieder auf die ruhigen Worte des Hüters. Dieser teilte ihm gerade mit, dass ein Golem ihn den ganzen Weg bis ins Kastell geschleppt hatte und dass weder der Hüter noch Kagan sicher waren, dass er wirklich überleben würde. Der Nachtdämon, für Black nach wie vor eine unbekanntes Geschöpf des Kastells, hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.

    «Diese Etappe haben also alle mehr oder weniger gut überstanden. Mich würde interessieren wohin euch euer Weg als nächstes führt. Verweilt ihr im Kastell? Oder hatte eure Reise noch ein anderes Ziel?»

    Der Hüter hatte in seiner Erzählung geendet und wandte sich nun mit einer offenen Frage an seine Tischgefährten. Black tauschte einen verstohlenen Blick mit Kagan aus und antwortete dann grinsend:

    «Ich für meinen Teil will meinen Platz im Zirkel wieder einnehmen und würde mich freuen, wenn dies von dir und somit vom Kastell gutgeheissen wird. Weiter hat mich mein falscher Pfad auch von den magischen Lehren die ich erlernt habe fortgeführt. Das Wissen ist da, doch scheine ich eine Art Blockade in mir zu tragen. Ich kann keine Magie kanalisieren…. Eventuell könnte Don Esteban mir hier helfen, sollte er aktuell im Kastell verweilen.»

    Joe lehnte sich in seinem reich verzierten hölzernen Stuhl zurück und nickte gelassen zu Salazar.

    «Nun mein Freund, ich masse mir nicht an für euch zu sprechen, auch wenn ich mir denken kann, was euer Begehr ist. Hier ist der Hüter mit offenem Ohr, äussert euren Wunsch aus freien Stücken und ich bürge für euch. «
    Geändert von Joe Black (25.07.2018 um 10:57 Uhr)

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    Salazar war kein Mann weniger Worte.
    Dennoch schwieg er. Er schwieg voller Erstaunen und Neugierde, den Joe und Narzuhl wussten sich über Dinge zu unterhalten, die selbst die aufregenden Erlebnisse ihres Pilgermarsches über Argaan in den Schatten stelten. Er schwieg voller Dankbarkeit, den Joe, sein Weggefährte für viele Monate, lies den Schwarzmagier, diesen Hüter der Dunklen Mauern alles wissen was sie erlebt hatten- und lobte Salazar dabei in nicht geringen Tönen.
    Letztlich schwieg Salazar aber auch, weil es gute Sitte war, den Mund zu halten während man sich über ein dampfendes Mahl hermachte wie ein hungriger Scavenger. Beliar, der Gott des Todes, der Finsternis... und der guten Küche. Offenbar war die ausladende Gastfreundschaft des Südens nicht einfach nur eine uralte Varantische Tradition, sondern Teil des wesentlich älteren Beliarglaubens. Welch genüssliche Zwietracht!

    Salazar bemerkte trotz seiner Aufmerksamkeit natürlich nicht, dass es eine weit höhere Ebene der Kommunikation an diesem Tisch gab. Auch Schwarzmagier blieben gerne unter sich- doch von der Notwendigkeit einer räumlichen Trennung war garnicht erst die Rede. So wähnte Salazar sich recht ausgelassen im offenen Kreis, lauschte den Berichten dieses ‚Hüters‘ und versuchte sich vorzustellen, wie Dämonen, Sumpfbewohner und allerlei Kroppzeug sich eine epische Schlacht im matschigen Sumpf von Tooshoo lieferten. Im wahr ja an diesem stinkenden Drecksloch so rein garnichts episch oder erhaben vorgekommen. Joe dagegen grinste vor Vorfreude. Ganz so als ob der Assassine erneut von einem Vieh niedergestreckt und mit dem Tode ringen wollte. Ob das mit seiner Natur als Diener Beliars Zusammenhing? Eine selbstzerstörerische Neigung dazu, sich in die Nähe von hitzigem Ärger, fanatischen Paladinen und einem eitrigen Tod zu wagen? Salazar konnte nach all dem nicht anders- er schloss sich dem Grinsen kopfschüttelnd an, ehe er das letzte Fleisch von einem dicken, weißen Knochen nagte und letztlich das Schlachtfeld auf dem Teller gesättigt von sich schob.

    „Ich wusste nicht, dass du mit der Magie vertraut warst... mehr als ein Assassine also? Ein Schwarzmagier? Ein Priester Beliars?“ Salazar blinzelte ungläubig. Sein Mund klappte auf als wollte er noch etwas sagen, doch es fiel ihm nichts zu dieser überraschenden Neuigkeit ein. Ein Teil von ihm fühlte sich überumpelt. Er wollte es nicht so recht wahrhaben. Doch je länger er sich diesem Gedanken einfach nur hingab, desto mehr machte es Sinn. Joe hatte ein schlimmes Schicksal getroffen. Eines, mit dem man nicht schlagen wurde, weil man eine gute Klinge schwang. Götter, joe war natürlich erlesenes Mitglied dieses Hexenzirkels gewesen und natürlich hatten sie ihn in ihre dunklen Kräfte eingeweiht! Und nun hatte Beliar sie ihm geraubt... weswegen? Ein Frevel? Ein Unfall? Und wie es sich wohl anfühlte, seiner Magie beraubt zu werden? Konnte er das als Nichtmagier überhaupt nachspüren? Quasi als gebohrener Blinder erahnen, wie es sich anfühlte, das sehende Auge einzubüßen? Da diese Sache sich jedoch in ihren Urgründen Salazars Verständnis verschloss, schwieg er auch dazu vorerst.

    Nun richteten sich jedoch zwei neugierige Augenpaare direkt auf ihn. Ihr Blick war wissend. Es war klar wieso er hier war. Wieso er all diese Strapazen auf sich genommen hatte.

    „Muss ich es wirklich laut aussprechen? Nun, auf das Risiko hin das ich mir zu viel heraus nehmen... Ich denke, Joe, Beliar hat uns Beide aus einem bestimmten Grund zusammengeführt, unsere Wege zum Kastell verwoben. Du bist als verlorener Gläubiger zu den deinen zurückgekehrt... und mich hat er als Pilgerer in seinen Hallen aufgenommen.“ Sein Tonfall war ebenso ausladend wie seine Worte. Konnte man es ihm verübeln? Angesichts der majestätischen Wände? Der düsteren Kerzen und Fackeln die schauriges Licht spendeten?
    Salazar lächelte und musste sogar kurz leise lachen.
    „Natürlich könnte es sein, dass ich nur der Bauer war, der dich ans Ziel bringen sollte und nun von der feindlichen Dame rausgestoßen wird. Aber so pessimistisch mag ich nicht sein. Stattdessen... Narzuhl, es wäre mir eine Ehre, wenn ich von euch die Chance erhalte, mich eurer Gemeinschaft anzuschließen. Was auch immer ihr von mir verlangt um mich als würdig zu erweisen, ich will es versuchen und mein Bestes geben.“
    Narzuhl schwieg nachdenklich und emotionslos, indes Joe ihm so kräftig auf die Schulter klopfte, dass Salazar sich Sorgen um den kurz zuvor verspeisten Braten in seinen Eingeweiden machte.
    "Wie auch immer Beliar und eure Gemeinde entscheiden mögen... ich würde gerne nach Varant zurückkehren. Sobald die Zeit dafür gekommen ist. Das kann Morgen sein, in einem Jahr... aber es schmerzt mich bis heute, dass Innos flammendes Banner über dem Land weht. Ich mache mir keine Illusionen. Alleine kann ich kein Heer vertreiben... aber meinem Volk fehlt der Glaube. Ich... kann dem nicht tatenlos zusehen. Nicht ewig jedenfalls."
    Schloss er seine noch recht wagen Zukunftspläne. Natürlich konnte alles anders kommen. Doch selbst hier, fern vom heisen Wüstensand, verging kaum ein Tag da er seine Heimat nicht vermisste.

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    Refektorium

    Salazar hatte gut gesprochen und Joe wusste, dass jedes seiner Worte mit Bedacht gesprochen und wahr war.
    In der Tat musste es Beliars Wunsch gewesen sein, dass die beiden zueinander gefunden hatten. Es war nicht das erste Mal, dass Black auf seinen Reisen eine Seele erspähte, deren tiefe Schatten den dunklen Glanz seines Gottes innewohnte. Doch viele der wahrlich passenden Rekruten hatten einen anderen Weg eingeschlagen. Und wieder andere hatten sich in den Jahren aus den Augen des Zirkels oder des Assassinen Bundes entfernt oder starben den endgültigen Tod.

    Black hielt kurz inne und blickte leer auf die polierte Tischfläche, auf der selbst Saucenflecken keine Daseinsberechtigung hatten und sich somit in Nichts auflösten. Jetzt wo all seine Erinnerungen wieder da waren, blitzten die Gesichter alter Gefährten durch seine Gedanken.
    Der Zirkel hätte weit mächtiger und grösser sein können, wären diese Vertreter heute noch hier. Und auch auf Sheila Schattenlied sowie Chala Vered hatte er insgeheim immer gehofft. Was war wohl aus Estefania der mürrischen Diebin geworden? Wie ist es Lukar mit der Planung und Ausarbeitung des dunklen Bundes ergangen? Lebte Pete der alte Haudegen noch? Was war wohl aus Günar dem Hünen geworden?
    Der Bärtige horchte auf, es war still am Tisch geworden.
    Salazar blickte neugierig und auch etwas nervös zum Hüter. Dessen Miene, eingerahmt von langem, fast schon seidigem und pechschwarzem Haar, teilte keinerlei Empfinden mit. Doch Black war sich sicher, Narzuhl erkannte den Wert des Mannes der hier an ihrem Tisch sass und um Einlass bat. Doch der Wert eines Mannes alleine reichte manchmal nicht aus. Der Glaube, auch wenn diese Tatsache Black noch heute ärgerte, war nicht einmal ein Hauptfaktor, wenn es um die Aufnahme im Zirkel ging. So manch ein Zirkelmitglied strebt nur nach eigener Macht und dem Wissen, welches das Kastell und der Zirkel darboten. Die wenigsten waren treue und ergebene Werkzeuge Beliars, so wie Black.
    Doch eines war gewiss, das Kastell selektierte stets hochsensibel. Und ein jedes Mitglied des Zirkels war ein Talent für sich. Sie alle wuchsen zu mächtigen Mitgliedern heran… manche waren sogar so mächtig, dass die Könige dieses Kontinents des Wahnsinns bezichtigt werden mussten, wenn sie dachten das Drachen und Echsenmenschen die grösste Gefahr waren.

    Per Gedankenschlag orderte Black sich ein Glas Wein der selben Art wie der Hüter ihn genoss.
    Das Glas erschien, der Inhalt verzögert hinterher. Er nahm es in seine linke Hand und schwenkte gekonnt den Wein darin, während sein Blick nun ebenfalls gespannt beim Hüter verharrte.

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    Vermutungen und Hoffnungen die bereits auf der Rückreise zum Kastell präsent waren bestätigten sich nun hier im Refektorium. Narzuhl hatte gehofft, dass Joe zum Zirkel zurück kehren würde und vermutet, dass Salazar sich ihrer Gemeinschaft anschließen wollen würde. Doch Vermutungen und Hoffnungen waren das eine, etwas anderes war es, dass diejenigen auch tatsächlich ihre Entscheidung getroffen und geäußert hatten und nun ihrem Pfad voller Überzeugung und Hingabe folgen würden. Ihr habt euren Irrweg selbst erkannt und habt aus freien Stücken entschieden zum Kastell zurückzukehren. Ich sehe daher keinen Grund euch eure Rückkehr in unsere Reihen zu verwehren. Doch seid euch gewiss, dass ich in nächste Zeit ein Auge auf euch haben werde. Der Hüter sah Joe eindringlich an. Er war sich sicher, dass sein Gegenüber seine Lektion gelernt hatte, doch sollte der Krieger die Situation auch nicht auf die leichte Schulter nehmen.

    Wer sich zur Zeit im Kastell aufhält kann ich euch nicht mit Gewissheit sagen. Auch die Auskunft der Kastelldämonen dazu kann hin und wieder sehr irreführend sein. Wer weiß schon wie viele Gestalten zum Beispiel in den Katakomben umher irren oder in einem magischen Raum eingesperrt sind und somit im Kastell verweilen aber nicht wirklich zugänglich sind. Aber ich bin mir sicher, dass sich jemand finden wird, der euch helfen kann eure magischen Fertigkeiten wieder richtig zu beherrschen.


    Was euch hingegen betrifft... Der Hohepriester wandte sich zu Salazar und seine tiefe Stimme wurde etwas sanfter und bliebt doch weitestgehend emotionslos Ich sehe den Eifer und den Willen, euer Gefährte bürgt für euch und ich konnte eure Überzeugung auf der Reise zum Kastell erleben. Der Wunsch nach Taten brennt in euch, doch hütet euch diesem Verlangen blind zu folgen. Euer Ziel den Schergen Innos entgegen zu treten ist mir wohl vertraut. Der Hüter hielt für einen Bruchteil inne. Doch ehe seine Gedanken drohten ihn in die Vergangenheit zu zerren, setzte er fort. Das Kastell ist nicht nur ein Ort des Wissens an dem ihr Antworten auf eure Fragen finden könnt, sondern auch ein Ort, der euch selbst prägen und verändern wird. Wenn ihr wirklich gewillt seid diesem Pfad zu folgen, so sollt ihr eure Chance erhalten. Allerdings reicht meine Zustimmung alleine nicht aus. Das Kastell selbst wird euch prüfen, jedoch vermag nicht einmal ich zu sagen wie diese Prüfung aussehen wird. Vielsagend nahm der Hüter einen Schluck aus seinem Weinbecher ehe er die nächsten Schritte erläuterte.

    Ich werde euch heute Abend in die oberen Geschosse begleiten und euch die Räume der Kastellbewohner zeigen. Dort könnt ihr eins der freien Zimmer beziehen und euch zur Ruhe begeben. Solltet ihr am nächsten Morgen wieder im Kastell erwachen, dann wurdet ihr für würdig befunden. Was ihr jedoch in dieser Nacht erleben werdet ist für euch bestimmt. Es kann sein, dass ihr keinerlei Erinnerung an die Geschehnisse haben werdet, dass Träume oder Visionen euch heimsuchen, oder andere wundersame Dinge geschehen. Narzuhl trank den letzten Schluck Wein ehe die Karaffe und sein Becher verschwanden. Ich bin gespannt, ob wir euch ab morgen in neuen Roben durch das Kastell schreiten sehen...

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    Refektorium

    Der Hüter hatte gesprochen. Seine Worte hallten kalt durch das Refektorium obwohl der Inhalt des Gesprochenen beiden Zuhörenden ein lächeln schenkte. Allerdings war das lächeln Blacks deutlich selbstbewusster als dass seines Gefährten Salazars. Diesem musste anhand des Gehörten doch noch etwas mulmig zumute gewesen sein. Joe war zu diesem Zeitpunkt froh, dass Kagan sich nicht einmal annähernd vorstellen konnte welche Gefahren und Ängste das Kastell bereit war zu schenken…. Doch der Streiter Beliars war sich sicher, dass der Varanter der ihm seit ihrem ersten Treffen treu zur Seite stand, jegliche Prüfungen bestehen würde.

    Für Black selbst waren die mahnenden Worte des Hüters eine Selbstverständlichkeit. Er hatte den Zirkel verlassen, wenn er auch nicht Beliar verlassen hatte. Doch Narzuhl wusste nichts von dem Weg, den er damals bestritten hatte. Für ihn war er vom Pfade abgekommen und als Hüter durfte er dies nicht auf die leichte Schulter nehmen. Noch während der Hohepriester in seiner prächtigen Robe die Worte sprach, welche Joe Black wieder in den Zirkel aufnahmen, verspürte dieser einen Impuls. Ein leichtes Knistern unter seiner Haut, ganz so wie damals, als er die Lehren der Magie studierte und erlernte, die Ströme der Magie zu kanalisieren. Das Knistern wanderte durch seinen Körper und liess seine Körperbehaarung elektrisiert aufleben. Er atmete tief ein und dann wieder aus. Dann nickte er dem Hüter dankend zu. Es war vollzogen. Das Kastell hatte den verlorenen Sohn zurückerlangt und ihn wieder in seinem Schosse aufgenommen.

    Als der Hüter in seinen Erklärungen endete, endete auch das Treffen welches die drei unabgesprochen geführt hatten. Joe wusste, dass er bei den folgenden Abläufen nun nichts zu suchen hatte. Er konnte und durfte seinem neu gewonnenen Freund nicht helfen. Und wenn er ehrlich war, wollte er dies auch nicht. Salazar musste sich als würdig erweisen. Auch wenn die Prüfung hart werden und ihn an seine Grenzen bringen würde, er musste sie bestehen und seinen Wert vor Beliar beweisen. Sollte er versagen…. Nun, dann hätte Black sich in ihm getäuscht und müsste auf einen weiteren Streiter an seiner Seite verzichten.

    So erhob sich der ehemalige Eliteassassine des alten Bundes und verbeugte sich leicht und mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht vor seinen Gesprächspartnern. Dann legte er seine linke Hand auf die rechte Schulter Salazars und sagte:

    «Ich wünsche dir viel Erfolg Salazar Kagan. Halte dich an deine Instinkte und deinen Glauben und du wirst nicht versagen. Und achte gut auf die Worte des Hüters. Keines davon wird willkürlich gewählt und ein jedes davon enthält Weisheit.»

    Salazar nickte ihm selbstbewusst zu und Joe kniff ihm freundschaftlich mit der Hand in die Schulter ehe er von ihm abliess. Er wandte sich zum Hüter und sagte mit dankbarem Unterton:

    « Ich danke euch für meine Wiederaufnahme im Zirkel sowie für die Heilung und Umsorgung die Ihr mir zuteil kommen liesset. Es ist schön zu sehen, dass das Kastell erneut einen solch fähigen und weitsichtigen Hüter sein eigen nennt. Ich werde nun schauen, ob es meine alten Räumlichkeiten noch gibt und mich wieder ein wenig einleben. Gerne würde ich in den kommenden Tagen unser Gespräch fortführen, wenn sich für euch wieder ein wenig Zeit findet. Die Bibliothek wäre dahingehend sicherlich ein einladender Ort oder im Innenhof der Esche lauschend…»

    Auch Narzuhl nickte ihm zustimmend zu. Und so verliess Black die beiden die heute noch einige vor sich hatten um sein altes neues Heim aufzusuchen.

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    Im Kastell

    Er hatte sich Zeit damit gelassen durch das Kastell zu flanieren. Er wollte seine Ankunft mit jeder Faser seines Körpers aufnehmen.
    Seine Blicke huschten durch dunkle Gänge ebenso wie durch prunkvolle Korridore. Er passierte Labore, deren Türen halb geöffnet, den Blick auf wahrlich abstrakte Gerätschaften offenbarte. Die Gerüche, die er wahrnahm, wechselten stetig. Mal wirkte die Luft staubig und trocken, mal lieblich süss, dann roch er die Badeöle aus den Waschräumen, dann frische Ölfarbe, dann wieder kalten Stahl oder verbranntes Holz… Auch der Tod lag hin und wieder in der Luft. Nachdem er den Innenhof besucht hatte und seinen Geist in die Berührung mit den magischen Räumen gekommen war, beschloss er, sein eigenes Heim aufzusuchen.
    Obwohl Monate vergangen waren, war er sich sicher, dass sein Raum noch da sein würde. Das Kastell war endlos in seinen Räumlichkeiten und Möglichkeiten. Selbst wenn ein Raum verloren wirkte, konnte es gut sein, dass er Jahrzehnte später an einem anderen Ort im Kastell wiedererschien.
    Manche Räume erschienen sogar nur zu speziellen Zeiten oder Anlässen.

    Und so ging er durch den altbekannten Gang mit den steinernen Wänden im zweiten Stock.
    Links und rechts feixten ihm Adelsmänner und Frauen sowie allerlei wissenschaftliche Persönlichkeiten aus Ölgemälden entgegen. Sie tuschelten über ihn. Manche erkannten ihn wieder, andere fragten sich wie so einer überhaupt Einlass im Kastell erhalten konnte. Joe ignorierte sie komplett.
    Seine nackten Füsse trugen ihn über den dicken roten Fussläufer der über den ganzen Korridor ragte. Fackeln, links und rechts angereiht, spendeten warmes Licht.
    Dann stand er da.
    Eine Steinmauer ohne jegliche Dekoration behangen, etwa eineinhalb Schritt breit befand sich da, wo eigentlich seine Türe einmal war.
    Der Eliteassassine grinste und nickte verständnisvoll. Er streckte seine rechte Hand aus und berührte mit der Handfläche die karge Steinwand. Sie war kühl, jedoch folgte, kaum hatte seine Haut den Stein berührt, ein Kribbeln. Ein kleiner Energieschub zuckte durch seinen Körper und liess diesen leicht verkrampfen. Der Streiter Beliars holte tief Luft und fokussierte seinen Geist. Mit absoluter Bestimmtheit trotzte er dem Impuls der Ablehnung des Kastells und forderte seinen Platz zurück. Etwas zerrte an seinem Inneren. Kaum merklich, dumpf und fein, doch punktuell genau gesetzt und scharf wie das Werkzeug eines Medicus. Dann löste sich die Angespanntheit und er spürte wie das Kastell sich seiner annahm. Kleine, dünne, violette Blitze stoben aus seiner Handfläche empor und kraxelten links und rechts an der Wand.
    Nach und nach zeichneten sie so die Umrisse einer grösseren Türe. Der Spass dauerte eine ganze Weile, aber Black hörte, dass hinter der Wand ebenfalls einiges passierte. Es war so, als könnte er hören, wie jemand Möbel verschob oder gar zusammen hämmerte. Dann erlosch der Funken an Energie und auch das statische Knistern. Black stand, die Handfläche nun auf poliertem Holz ruhend, vor der Türe, welche schon immer die Seine war.
    Der Messingklopfer mit Dämonenfratze grinste ihm boshaft entgegen. In grossen Lettern stand sein Name darüber ins Holz geschnitzt.
    Er öffnete die Türe und trat ein.
    Sofort blendete ihn das Licht, welches über das grosse und einzige Fenster im Raum hereinbrach.
    Die schweren roten Vorhänge waren aufgezogen und gewährten so den Blick in den Innenhof und auf die Esche.
    Der breite und bequeme bordeauxrote Stoffsessel stand mit dem Beistelltisch aus Kirschholz daneben und lud so ein, die Aussicht sitzend zu geniessen.
    Rechts daneben war der kleine Kamin gesäubert und mit Holzscheiten bestückt. Daneben wiederrum war der Schreibtisch Blacks mit dem feinen Holzstuhl.
    Darauf lagen noch immer etliche Dokumente und Notizen, welche er sich gemacht hatte, ehe er im Namen Maerideths das Kastell verlassen hatte um sich dem Königreich anzuschliessen. Joe rümpfte die Nase. Er schloss die Türe und marschierte über glatten und leicht knirschenden Holzdielenboden. Er packte den Eimer neben dem Schreibtisch und beförderte alle Unterlagen, die darauf lagen hinein. Er würde den Mist verbrennen und keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Auf der Tischkannte sitzend beäugte er die grosse Karte an der Wand zu seiner rechten. Seine Notizen darauf waren sicherlich alt und hinfällig.
    Er würde eine neue Karte brauchen und diese mit dem aktuellen Stand beschriften. Sein Blick wanderte weiter auf das grosse und bequeme Bett auf der linken Seite des Raumes, direkt gegenüber des Kleiderschrankes, der dort stand. Darauf lag seine Robe. Nicht irgendeine Robe. Seine Robe! Sie sah aus wie neu. Ungetragen, unbefleckt und perfekt verarbeitet. Aber es war die seine. Dies spürte er mit jeder Faser seines Körpers.

    Der Assassine und Schwarzmagier blickte in den Spiegel neben seinem Kleiderschrank.
    Er musste sich herrichten. Waschen, rasieren... die Haare und Nägel schneiden… Wieder etwas Farbe bekommen…
    Ein wölfisches Grinsen durchzog sein Gesicht. Er war wieder da. Er würde noch so viel zu tun haben. Darauf freute er sich.

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    Narzuhl ist offline
    Müde lehnte sich der Hüter zurück und ließ sich von der Lehne eines der Lesesessel in der Bibliothek auffangen. Die letzte Seite eines weiteren Buches war gelesen und doch hatte er nicht mehr als Bruchstücke und Andeutungen zusammentragen können. Die Magie die Dämonen verwendeten zeigte zwar gewisse Parallelen zu den ihm bekannten Zaubern, aber ob sie in irgendeiner Form adaptier- und anwendbar war, konnte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehen. Viele der Werke handelten nur von der Dämonenbeschwörung und -kontrolle und wie man sich die Macht der Dämonen auf diesem Weg zu nutze machte. Einige höchst interessante Passagen sprachen sogar davon, dass es möglich war Dämonen dazu zu bringen sich selbst zum Schutz des Magiers zu beschwören. Ein gefährlicher aber im Zweifel äußerst wirksamer Zauber und Narzuhl hatte sich bereits Notizen dazu gemacht mit dem Ziel genau diesen Zauber zu einem späteren Zeitpunkt auszuprobieren. Aber für den Moment blieb seine Frage was genau mit Joe Black passiert war unbeantwortet. Der Hüter wusste, der Nachtdämon würde ihm keinesfalls Details über seine Magie verraten und sich in nichtssagende aber wohlklingende Floskeln flüchten.


    Der Schwarzmagier war nach wie vor davon überzeugt, dass dem Krieger keine unmittelbare Gefahr durch die dämonische Heilung drohte, aber im Zweifel hätte er lieber selbst die Kontrolle über die Situation als sie einer zwielichtigen Kreatur zu überlassen. Für den Moment bliebt ihm aber nichts anderes übrig als Joe von dem zu berichten was er wusste. Der Zurückgekehrte musste wissen was mit ihm passiert war ehe er eine Unachtsamkeit beging. Narzuhl erhob sich mühselig aus dem Sessel und legte das Buch auf einen Stapel von gelesenen Wälzern. Die ganze Nacht hindurch hatte er in der Bibliothek verbracht und auch der heutige Tag war gewiss schon weit fortgeschritten. Er hatte sich eine Pause und Stärkung verdient ehe er sich auf die Suche nach Joe begab...

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