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    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Der Held vermutete, dass die Menschen dort wieder viele Probleme hatten, um die er sich kümmern könnte, aber das würde ihn von seinem eigentlichen Ziel ablenken. Wenn er mal wieder alleine unterwegs wäre, könnte er sich immer noch damit befassen, sagte er sich.
    Neben der Sache mit der Klaue Beliars ist das ja so die zweite Sucht des Helden: Wenn er nicht irgendwelche Aufträge erledigen kann, dann geht’s ihm ja anscheinend einfach nicht gut!
    Schlimmer noch, wenn ihm langweilig ist, kommt er auf dumme Ideen.
    Die Leute, denen sie begegneten, wirkten ausgezehrt und geschafft, aber fast alle grüßten den Helden, den sie wiedererkannten, und wollten Neuigkeiten austauschen.
    Sprachlich und inhaltlich nicht so schön, weil redundant: Dieser eingeschobene Relativsatz „den sie wiedererkannten“ - das geht ja zwanglos schon daraus hervor, dass sie ihn überhaupt grüßen.
    Also ich grüße auch Leute, die ich nicht kenne, einfach, weil sie in der gleichen Straße wohnen, oder zusammen mit mir auf Arbeit sind.

    Hin und wieder kam es wohl vor, dass sich ein angeblicher Verwandter oder Freund das Haus unter den Nagel riss. Die Miliz und die wenigen verbliebenen Ritter hatten anderes zu tun, als dem nachzugehen.
    Da habe ich mich zunächst gefragt: Was denn eigentlich? Dann habe ich aber überlegt: Das ist wohl der Codesatz dafür, dass Miliz und Ritter schlicht keinen Bock haben, sich darum zu kümmern.
    Naja, was machen die wohl? Da waren bis vor kurzem noch viele Orks, welche die Bürger abmetzeln wollten, was haben die also gemacht? Die Leute beschützt, oder es zumindest versucht.

    „Vermutlich kein guter Zeitpunkt um mein Zeug zu verkaufen. Die Menschen decken sich jetzt hauptsächlich mit dem Nötigsten ein, da haben sie keinen Kopf für anderes“ sinnierte Diego, der einfach nur daran dachte wie er den meisten Profit rausschlagen konnte.
    Auch da am Ende wieder so ein Relativsatz, den ich für unnötig halte, weil er Informationen enthält, die man als Leser vorher schon ganz zwanglos herauslesen konnte: Dass Diego einfach nur daran denkt, wie er den meisten Profit rausschlagen kann, das hat er ja doch schon vielsagend erkennen lassen! El Toro meinte früher mal zu mir, ich müsse meinen Lesern mehr zutrauen, und das war für mich ein guter Tipp. Das heißt dann, dass man in so einer Erzählung manche Dinge, insbesondere Dialogzeilen, auch einfach mal für sich sprechen lassen kann – das verstärkt ihren Effekt dann auch nochmal, finde ich.
    Das hatte ich ja schon im letzten Beitrag angesprochen. Ja, für dich, ist das vollkommen offensichtlich, aber ich bin mir ganz sicher es gibt Leute auf dieser Welt, die das nicht checken. So wie es eben Leute gibt, die nicht wissen, dass der Dämon aus Gotha ein Feuerschwert schwingt und durch die Gegend latscht und eben anders aussieht, als die aus den anderen Gothic Spielen.
    „He, was erwartest du? Seit wann bin ich ein Altruist?“ konterte Diego.
    Milten grollte. Lester fand die Situation lustig und witzelte: „So viele Jahre hast du doch gar nicht auf dem Buckel, vielleicht bist du ja auch nur ein Ruist.“
    Diego seufzte. Womit hatte er solche Witze verdient?
    Das ist natürlich schon gewagt, so einen ultraplatten Witz in der Story zu bringen, aber da Diego das immerhin selbst thematisiert, wie schlimm der Witz ist … [IMG]file:///C:\Users\Josi\AppData\Local\Temp\msohtmlclip1\01\clip_image002.png[/IMG] Wobei man auf ernsthafterer Ebene aber schon in Frage stellen kann, ob „Altruist“ eigentlich ein Wort ist, was überhaupt unter den Freunden geläufig ist. Aber naja … ohne hätte der Witz ja nicht funktioniert, was?
    Ohja, da hab ich mich auch gefragt: Lester, musste das jetzt sein?
    Ich vermute, er wollte einfach die Stimmung auflockern, weil es schon wieder so ernst wurde. Ich glaube Lester geht es besser, wenn um ihn herum nicht alle so negativ sind, was vielleicht auch ein Grund ist, warum er den Helden mag. Der ist oft so optimistisch.

    „Nein danke, ich bleib lieber in meinem eigenen Körper“, wehrte Gorn dankend ab.
    „Kannst du denn zaubern?“ fragte Lester neugierig.
    Gorn zog die Brauen zusammen.
    „Nein, natürlich nicht, aber ich meine … wenn ich es könnte, würde ich es vermutlich trotzdem nicht machen.“
    Da musste ich ja ein bisschen aufhorchen. Immerhin hat Gorn ja damals im alten Kloster recherchiert und wird da ja sicher etwas über Verwandlungsmagie erfahren haben … klingt hier auch so ein bisschen, als würde er mit eventuell vorhandenen Magiekenntnissen bewusst hinterm Berg halten!
    Eben darum, weil er im Kloster war und sich da vermutlich einiges über Verwandlungen durchgelesen hast. Kennst du das von den Medizinstudenten, die dann auf einmal alle Krankheiten haben, die sie sich da durchlesen? ;-)
    Ja, genau kann ich mir das bei Gorn vorstellen, der da von verpatzten Verwandlungen liest, zumal er ja, jedenfalls laut den Spielen, keine Magischen Fähigkeiten hat. Ich könnte mir vorstellen, dass ihn das interessiert hat, weil er gerne über seine Gegner Bescheid weiß und es nicht leiden kann, wenn ihn dann auf einmal was hinterrücks überraschend angreift. „Ist das Schaf dort wirklich ein Schaf, oder nicht vielleicht doch ein verwandelter feindlicher Krieger? Wie kann ich das erkennen?“

    Auf dem weiteren Weg nach Vengard sahen sie keine Banditen mehr. Als die Stadt schließlich vor ihnen lag, stellten sie fest, dass diese Arbeiter, die Lee eingestellt hatte, um die Stadt wieder aufzubauen, noch nicht weit gekommen waren. Um die Burg herum hatte sich noch gar nichts getan, so dass sie durch die verwaisten Ruinen der einstigen Hauptstadt gingen und als sie die Burgmauer erreichten, sahen sie lediglich ein paar ausgebesserte Mauern, mancherorts eingerüstet, um schwer zugängliche Stellen zu bearbeiten. Die Arbeiter waren aber nicht faul, sie waren so eifrig bei der Sache, dass sie nur einen flüchtigen Blick für die Neuankömmlinge übrig hatten. Es lag eher daran, dass sie nur zu neunt waren. Was konnte man da groß erwarten? Abgesehen von den Arbeitern gab es nur noch eine Handvoll anderer Menschen, die geschäftig herum eilten und vermutlich Versorgungsarbeiten nachgingen. An der Schmiede entdeckte er Bennet, der angestrengt versuchte neue Werkzeuge herzustellen. Und dann gab es da noch eine Wache vor dem Thronsaal.
    Diesen Abschnitt fand ich rein sprachlich nicht schön formuliert, insbesondere der Teil ab „Um die Burg herum hatte sich noch gar nichts getan …“ Und bei „An der Schmiede entdeckte er Bennet“ wechselt auf einmal das Pronomen – vorher ging es immer um „sie“, also die Freunde.
    Merke ich mir, bzw. kann ich hier nachlesen, wenn ich die Story korrigiere, wenn ich Zeit finde.
    Lee stand vor dem Thron. Er trug eine schwere silbergraue Rüstung, die mit Wolfsfell unterfüttert war, damit er in kälteren Gegenden nicht erfror. Neben ihm stand ein Mann, der in hochwertige adlige Kleidung gehüllt war. Sie begutachteten eine Pergamentrolle und redeten angeregt über dessen Inhalt. Offenbar war es eine Zusammenfassung von Neuigkeiten aus seinem Reich.
    Da war ich beim Lesen ja etwas irritiert … ist das nicht total umständlich? Warum werden die Neuigkeiten denn so zusammengefasst und dann per Pergamentrolle übergeben? Also, dass man so etwas wie eine Chronik schreiben will, das kann ich ja gut verstehen, damit man das festhält, aber das fand ich ein bisschen merkwürdig, dass auch tatsächliche Neuigkeiten anhand so eines Schriebs besprochen werden.
    O.o Wie machst du das denn? Ich kenn das eigentlich nur so, dass man sich über Briefe oder „Depeschen“ verständigt im Militärwesen. Wäre zwar sinnvoller sich zu teleportieren, aber auch wenn das vielleicht den Anschein hat, dass das viele können, nur weil das in der „Heldentruppe“ ein paar können, so verbreitet ist das nicht. Würde sagen, die Magier können das und der eine oder andere Abenteuer, aber abgesehen davon niemand. Wie sollten sie also sonst die Nachrichten austauschen? Die Anführer der Städte schreiben Briefchen und schicken dann einen Boten los, der die nach Vengard bringt. Der Held als König hätte es da natürlich leichter. Überallhin teleportieren und nach dem Rechten sehen, fertig. Aber Lee ist eben nicht der Held.
    „Vielleicht seht ihr das alles einfach nur zu negativ“, behauptete der Held optimistisch.
    „Zu negativ?“ brauste Lee auf.
    Sein Berater wich einige Schritte vor ihm zurück, rollte schnell das Pergament ein, bevor es vielleicht noch in Mitleidenschaft gezogen wurde und brachte es eilig aus dem Saal.
    Das fand ich ja interessant, wie der Berater da wirklich sofort abhaut. Das scheint wohl häufiger vorzukommen, dass Lee so aufbraust, und der Berater weiß schon, was nun blüht?
    Ich denke es ist ziemlich klar, dass Lee derzeit sehr angespannt ist. Er versucht alles, um Myrtana noch irgendwie zusammenzuhalten. Die Nerven liegen blank. Und dann kommt da der Held daher und meint auf seine lockere Art: Ist doch alles gut.
    Klar, dass er da austickt, oder? Und ich kann mir gut vorstellen, dass Lee derzeit öfter mal aus der Haut fährt, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das so denkt und er sich immer wieder eingestehen muss für diesen Job nicht zu genügen. Das muss wahnsinnig frustrierend sein, das eigene Volk so langsam dahinsterben zu sehen und zu wissen, dass man nicht die Fähigkeiten hat das Abzuwenden. Deswegen auch so diese Fixierung auf den Helden, der ja ANSCHEINEND ;-) alles schafft.

    Und wo ich grade dabei bin, geht es gleich weiter.

    Das entsprechende Gespräch mit Diego ist dann ja auch recht offenherzig, und das passt, wie ich finde, auch: Ich habe das im Spiel jedenfalls auch immer so gesehen, dass der Held zu Diego, verglichen mit den anderen Freunden, dann noch eine einen Tick engere Beziehung hat – immerhin lernt er Diego ja als erstes kennen, und lange ist er der einzige der vier, den er kennt. Dass der Held sich hier mit Diego unter vier Augen zu so einem gewichtigen Thema beratschlagt, ist die logische Fortführung dieser Beziehung, in der Diego ja teils auch so ein bisschen was Mentorhaftes hat (finde ich).
    Ich fand auch, dass er noch am ehesten mit Diego über sowas reden kann. Mentor ist vielleicht zu viel gesagt, aber immerhin ein erfahrener Freund, der ihn auch objektiv berät. Gerade bei Milten und Gorn hab ich eher das Gefühl, dass sie schon auch sehen was für Myrtana das Beste ist. Diego hat da eine eher egoistische Denkweise und deswegen ist es bei ihm anders. Ich denke bei Diego hat der Held auch mal das Gefühl über so etwas reden zu können, ohne gleich als „Schwächling“ dazustehen. Für uns ist das vielleicht kein großes Ding, aber das ist ja eine ganz andere Zeit, eine andere Welt.
    „He ihr Landratten, die Segel müssen neu angepasst werden! An die Arbeit!“ brüllte Torloff zu ihnen herüber, der seinen Job als Kapitän sichtlich genoss.
    Na, dann kann Torlof danach doch direkt noch König werden!
    Mit den anderen Freunden spricht der Held dann natürlich auch noch darüber, wobei das dann schon wieder ein Stück „witziger“ ist, weil ja auch der Held herumscherzt, während die anderen nach mehr oder minder guten Argumenten suchen, warum es auch der Held schaffen könnte, König zu sein.
    Ich fand diese beiden Gespräche, erst mit Diego, dann mit allen, als einen guten Kontrast. Bei Diego ist er ernster und versucht auch wirklich nach einer Lösung zu suchen, wirklich zu überlegen was zu tun ist, bei allen zusammen, da versucht er eher mit Späßen den ernst der Lage zu überdecken. Diese bissigen oder spaßigen Auswüchse, die er manchmal so bringt sind bestimmt auch irgendwie psychologisch zu erklären. Ich denke, weil er zum einen vom ernst der Lage ablenken will, die Moral heben möchte und zum anderen keine Lust hat sich mit dem Thema zu beschäftigen. Gibt bestimmt noch andere Gründe …

    Milten sah auch erstaunt aus. Er hielt zwar nichts davon Menschen in Massen niederzumetzeln, aber immerhin waren es Diener Beliars, vermutlich hatten sie es also verdient.
    [IMG]file:///C:\Users\Josi\AppData\Local\Temp\msohtmlclip1\01\clip_image004.png[/IMG] Also sowas hätte ich von Milten ja nicht gedacht, dass er so denkt!
    So hab ich auch geguckt. Hätte ich auch nie gedacht. Ist so untypisch. Ich hatte wirklich überlegt, ob ich das so schreibe, aber es ist eben so passiert und ich hätte es verfälscht, hätte ich es nicht so aufgeschrieben. Vielleicht ist da irgendwas das ich nur noch nicht konkret weiß. Wer weiß was Milten für Hintergründe hat. Vielleicht gibt es da irgendwelche miesen Erfahrungen mit schwarzen Magiern … hm… wer weiß was da noch kommt.

    Mitten in der Nacht wurden sie durch ein lautes Poltern geweckt. Gorn war aus seiner Hängematte gefallen. Fluchend rappelte er sich wieder auf und legte sich wieder schlafen
    .
    Gleicher Grund. Es war so. Wäre unvollständig gewesen, hätte ich es dann weggelassen.

    So das wars erstmal wieder

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Dass die Orks da auftauchen ist gar nicht so verwunderlich. Immerhin hatte Gorn in der vorherigen Nacht noch gesagt, dass die Orks ihren riesen Spektakel sicher gehört haben. Hast du bestimmt vergessen ;-)
    Stimmt, das hatte ich wirklich vergessen.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich möchte eben nicht immer „der Ork“, „der Held“ schreiben. Ein bisschen muss man als Leser schon mitdenken. Ich halte das schon so klein für den Leser wie möglich, in dem ich viele Sachen mehrfach nenne und es unmissverständlich ausdrücke, was du später glaube ich, auch noch bemängelt hast.
    Ja klar, das ist schon schwierig, da eine Balance zu finden, denn einfach immer "der Ork" und "der Held" und sowas schreiben, das ist natürlich erst recht nicht gut. Aber wenn das gleiche oder ähnliche Pronomen im selben Satz in kurzer Folge mal den einen, mal den anderen Akteur beschreibt, dann ist das schon nicht so schön. Wahrscheinlich ist es auch Geschmacksfrage, wo man da die Balance so setzt bzw. sieht - denn das Verständnis als solches ist ja noch möglich gewesen an den Stellen, ich musste dann eben nur nochmal "nachfassen", um mir sicher zu sein, wer jetzt gerade am Boden liegt und wer nicht.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Das ist ein gutes Beispiel für etwas was ich dir noch schreiben wollte. Später schreibst du, dass ich vieles zu viel oder zu oft beschreibe, was der Leser sich ja eigentlich selbst denken kann. Nun … offenbar nicht?
    Wie gesagt, es geht um die Balance. Bei den genannten Stellen würde ich aber einen Unterschied ziehen: Es ist das eine, ob im Satz Klarheit herrscht, wer was macht, das sollte man, wenn man nicht absichtlich Unklarheit schaffen will, dann ja schon möglichst präzise tun (aber eben ohne, dass es mechanisch oder so wirkt, Stichwort Balance). Das betrifft dann sowas wie zwei Leute in einem Satz, von dem der eine "er" und der andere "ihm" ist und das wechselt. Und es ist etwas anderes, den Leser aus geschilderten Verhaltensweisen und Dialogen etc. eigene Schlüsse ziehen, eine eigene Bewertung vornehmen zu lassen. Und bei letzterem finde ich eben, dass man schnell mal auch zu viel erklären, deuten und vorwegnehmen kann.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Es ist so … jeder Leser hat eben andere Fähigkeiten sich etwas vorzustellen, oder sich in jemanden hineinzuversetzen. Ich hatte schon Leser, die Gefühle, die einem aus einer Geschichte geradezu entgegenspringen nicht kommen sehen, oder eben welche die sich eine Landschaft oder eine Situation nicht vorstellen können. Meine Aufgabe als Autor ist es so viel wie möglich gleichzeitig abzudecken, ohne dass es zu viel von allem wird. Das ist nicht immer einfach und deswegen ist es normal, dass jemand sagt, „hier hätte noch mehr beschrieben werden müssen“ oder eben auch „Das war zu viel Beschreibung“. Hatte es sogar schon, dass beides an der gleichen Stelle kommentiert wurde, was ich dann sehr lustig fand. Es ist oft einfach subjektive Anschauung.
    Ja, dass das vor allem auch von subjektivem Geschmack und einfach der Ausrichtung eines Schreibstils abhängt, was da "richtig" ist, das ist auf alle Fälle so!

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Hier ein Video zu dem Golem, das mir auf Youtube ins Auge gesprungen ist: https://www.youtube.com/watch?v=0C8H3qdI0is

    Mir war auch so, als hätte ich das Flammenschwert in der Geschichte erwähnt. Das haben die anderen Dämonen ja nicht. Die hab ich meistens als „Feuerdämonen“ beschrieben, weil das bei den ersten Gothic Spielen so da steht, wenn man gegen die kämpft.
    Ah, okay, das hatte ich gar nicht mehr so im Kopf, wie der aussieht. Hm, da weiß ich schon, warum ich Gothic 3 nicht so mag, diese Gummistelzen, auf denen er läuft ... ich behalte mir mal vor, mir kommende Dämonen dieser Art in der Story jedenfalls "untenrum" einfach ein bisschen anders vorzustellen.

    Ja stimmt, in Gothic 1 haben die ja noch verschiedene Namen, Flammendämon, niederer Dämon ... in Gothic II heißt das Wesen aber einfach nur noch "Dämon". Da sind sie sich bei PB wohl auch nicht einig geworden - oder aber es sollen tatsächlich alles unterschiedliche Arten sein.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich finde es eigentlich recht offensichtlich, deswegen hab ich da nicht weiter etwas dazu geschrieben, aber es ist schwer zu erklären, warum das so ist, weil es in unserer Welt ja etwas anders funktioniert. Haben ja keine Heiltränke und so …
    Also … nehmen wir an, ich schneide mir in die Hand. Ein tiefer Schnitt. Jetzt kann ich das entweder einfach verbinden und von sich aus abheilen lassen, oder ich gehe ins Krankenhaus, wo es dann genäht wird.
    Fall 1. Es bildet sich eine dicke, hässliche Wulst, möglicherweise ist die Bewegung der Hand leicht eingeschränkt.
    Fall 2. Die Narbe ist wesentlich dünner und nicht so auffällig, keine weitere Einschränkung.
    Es kommt also darauf an WIE etwas behandelt wird und wenn es einmal geheilt ist, dann heilt es auch nicht weiter, es sei denn man öffnet die Wunde wieder. Deswegen stelle ich es mir auch so vor, dass Heilzauber oder Heiltränke noch nicht verheilte Wunden heilen. Was schon „geheilt“ ist, wird nicht weiter als Wunde erkannt. Ich stelle es mir so vor, dass die Heiltränke und Heilzauber die Regeneration des Körpers bloß enorm beschleunigen. Irgendwo muss diese Regeneration ja herkommen. Der Held könnte diese Narben tatsächlich loswerden, wäre aber sehr unschön. Er könnte sich die obersten Hautschichten runterschneiden und es dann mit einem Heiltrank oder einem Heilzauber heilen lassen. Dann wäre die stümperhafte Heilung ausradiert. Aber … würdest du sowas machen wollen?
    Eben. Und den Helden schätze ich jetzt nicht unbedingt als Masochisten ein. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann muss man durch die Schmerzen durch, aber muss ja nicht sein. Vielleicht ergibt sich ja mal was, wenn er mal wieder am Arm verletzt wird und dann zum Heiltrank greift wäre da vielleicht was zu machen. Ich denke aber, dass der Held jetzt nicht so weinerlich ist, dass er mit solchen Narben nicht leben könnte.
    Okay, das für mich jetzt alles nicht so offensichtlich. Also, man kann es sich zusammenreimen, aber die Zusammenhänge bleiben an der Stelle recht verborgen. Übrigens: So psychopathisch wie der Held drauf ist, könnte ich mir ja schon vorstellen, dass er sich selber verletzt, damit die Heiltränke an der Stelle wieder Wirkung zeigen. Das wäre ja auch gar kein Masochismus, sondern einfach Mittel zum Zweck.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ja, zum einen Versagensängste, die sich meiner Meinung nach daraus bilden, weil andere Leute „Erwartungen“ an ihn haben. Die Drachen töten zum Beispiel. „Was ist, wenn ich es nicht schaffe?“
    Es ist ja was anderes, hätten sie gesagt: Jemand muss die Drachen töten. Das wäre dann viel angenehmer für den Helden gewesen. Er hätte sich wohl auch in das Abenteuer gestürzt, aber wäre innerlich anders damit umgegangen. „Wenn ich es nicht schaffe, kann das ja noch wer anders machen“. Aber durch diese Erwartungshaltung und dieses „Wenn du es nicht schaffst, sind wir alle verloren“ kommt eben schon ziemlicher Druck auf und ich könnte mir vorstellen, dass das dem Helden gar nicht passt. Ich denke er mag es lieber unbeschwert herumzuziehen und einfach Abenteuer zu erleben, ohne dass die Leute ihn da unbedingt zum Helden machen wollen. Meine Meinung. ;-)
    Zum anderen ist doch aber diese Angst auch voll verständlich, oder? Sehen wir nur mal all diese Challanges bei der Gothic Disskussion. Man muss es schaffen ohne zu sterben und sieh mal wie viele es nicht geschafft haben? Stell dir vor du hast nur eine Chance, wie im echten Leben auch, dann würdest du doch auch den Weg gehen bei dem du nicht stirbst, oder? Und die Klaue Beliar macht viel aus, auch im Spiel. Die Chance zu sterben erhöht sich dramatisch, wenn man sich gegen sie entscheidet.
    Da passt sich diese Erwartungshaltung der anderen, der Held (und NUR er!) müsse König werden, ja prima ein. Da kann einem der Held wirklich leid tun.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Also ich grüße auch Leute, die ich nicht kenne, einfach, weil sie in der gleichen Straße wohnen, oder zusammen mit mir auf Arbeit sind.
    Ja gut, aber bei Leuten, die mit dir in der gleichen Straße wohnen, ist es ja auch so, dass du sie offenbar wiedererkennst oder zumindest zuordnen kannst, dass sie dort wohnen. Aber ich verstehe das Beispiel trotzdem, ich grüße zum Beispiel wenn ich im Wald bin die Leute auch kurz, obwohl ich sie nicht kenne, einfach, weil man sozusagen "gemeinsam im Wald" ist. Andererseits hatte ich da in der Szene eben sofort nicht das Gefühl, dass das so ein Unverbindliches grüßen ist - immerhin steht da ja auch nur, dass der Held gegrüßt wird und nicht etwa auch die anderen, stattdessen liegt die Aufmerksamkeit ja sofort auf dem Helden und das ist aus sich heraus ja schon naheliegenderweise deshalb so, weil er eben wiedererkannt wird.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Das hatte ich ja schon im letzten Beitrag angesprochen. Ja, für dich, ist das vollkommen offensichtlich, aber ich bin mir ganz sicher es gibt Leute auf dieser Welt, die das nicht checken. So wie es eben Leute gibt, die nicht wissen, dass der Dämon aus Gotha ein Feuerschwert schwingt und durch die Gegend latscht und eben anders aussieht, als die aus den anderen Gothic Spielen.
    Ja, aber hier sehe ich eben auch einen Unterschied. Dass der Dämon aus Gotha ein Feuerschwert schwingt und anders aussieht, als andere Dämonen, das ist eben reine Faktenkenntnis, die man entweder hat, oder nicht hat, und wo die Fakten ja auch außerhalb der Story angelegt sind, ganz objektiv. Dagegen ist das, was Diego denkt oder meint oder beabsichtigt, ja etwas, was sich erst aus der Geschichte und der Handlung und seinen Worten ergibt, aber eben auch daraus geschlossen werden kann (oder eben nicht). Aber möglich ist der Schluss an der Stelle eben auch schon ohne Vorkenntnisse, selbst wenn man hier von Diego zum ersten Mal lesen würde, da würde man zumindest denken: Hm, der will da jetzt gerade wohl vor allem Geld verdienen. Und ja, vielleicht würden manche das auch nicht denken, aber da liegt der Schluss eben so nahe, dass man ihn meiner Meinung nach eben auch unausgesprochen hätte wirken lassen können.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Eben darum, weil er im Kloster war und sich da vermutlich einiges über Verwandlungen durchgelesen hast. Kennst du das von den Medizinstudenten, die dann auf einmal alle Krankheiten haben, die sie sich da durchlesen? ;-)
    Spezifisch von Medizinstudenten kenne ich das jetzt nicht, aber ich habe manchmal das Gefühl, ich bin auch selber so ein bisschen am Rande so einer Persönlichkeit - jedenfalls habe ich mir selbst für Krankheitsfälle Wikipedia-Verbot erteilt, um dem vorzubeugen.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ja, genau kann ich mir das bei Gorn vorstellen, der da von verpatzten Verwandlungen liest, zumal er ja, jedenfalls laut den Spielen, keine Magischen Fähigkeiten hat. Ich könnte mir vorstellen, dass ihn das interessiert hat, weil er gerne über seine Gegner Bescheid weiß und es nicht leiden kann, wenn ihn dann auf einmal was hinterrücks überraschend angreift. „Ist das Schaf dort wirklich ein Schaf, oder nicht vielleicht doch ein verwandelter feindlicher Krieger? Wie kann ich das erkennen?“
    Ja, ich finde auch, dass das insbesondere zu Gorn gut passt.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    O.o Wie machst du das denn? Ich kenn das eigentlich nur so, dass man sich über Briefe oder „Depeschen“ verständigt im Militärwesen. Wäre zwar sinnvoller sich zu teleportieren, aber auch wenn das vielleicht den Anschein hat, dass das viele können, nur weil das in der „Heldentruppe“ ein paar können, so verbreitet ist das nicht. Würde sagen, die Magier können das und der eine oder andere Abenteuer, aber abgesehen davon niemand. Wie sollten sie also sonst die Nachrichten austauschen? Die Anführer der Städte schreiben Briefchen und schicken dann einen Boten los, der die nach Vengard bringt. Der Held als König hätte es da natürlich leichter. Überallhin teleportieren und nach dem Rechten sehen, fertig. Aber Lee ist eben nicht der Held.
    Dass die Informationen als solche irgendwie schriftlich dorthin gelangen müssen, das ist mir schon klar. Aber das mit der "Zusammenfassung" liest sich so, als seien die Informationen dann eben noch einmal weiter verarbeitet worden, und das noch einmal schriftlich. Das liest sich da jedenfalls nicht so, als würden die da die einzelnen Briefe aus den einzelnen Städten der Reihe nach durchgehen, sondern eben ein zusammenfassendes Dokument. Also, ich halte das jetzt nicht für total unglaubwürdig, dass da dann alles noch einmal schriftlich zusammengetragen wird, aber ein bisschen gewundert habe ich mich an der Stelle eben doch. Im Übrigen wäre es vielleicht aber auch gar nicht so ungewöhnlich, dass Boten tatsächlich auch mit einer mündlichen Nachricht losgeschickt würden - dann fände ich es sogar noch einen Tick zwingender, dass diese mündlich überbrachten Botschaften dann noch einmal alle gemeinsam verschriftlicht würden.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich denke es ist ziemlich klar, dass Lee derzeit sehr angespannt ist. Er versucht alles, um Myrtana noch irgendwie zusammenzuhalten. Die Nerven liegen blank. Und dann kommt da der Held daher und meint auf seine lockere Art: Ist doch alles gut.
    Klar, dass er da austickt, oder? Und ich kann mir gut vorstellen, dass Lee derzeit öfter mal aus der Haut fährt, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das so denkt und er sich immer wieder eingestehen muss für diesen Job nicht zu genügen. Das muss wahnsinnig frustrierend sein, das eigene Volk so langsam dahinsterben zu sehen und zu wissen, dass man nicht die Fähigkeiten hat das Abzuwenden. Deswegen auch so diese Fixierung auf den Helden, der ja ANSCHEINEND ;-) alles schafft.
    Naja, klar, dass er da austickt, finde ich nicht (zumal Lee ja auch in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er Situationen großer Anspannung oder gar Not ohne Ausraster übersteht). Aber nachvollziehbar finde ich es schon, gerade auch, wie du sagst, auf den Kommentar des Helden hin. Oder anders formuliert: Wäre Lee dort nicht aufbrausend geworden und wäre er es in der Vergangenheit auch nicht gewesen, ich hätte das vermutlich also genauso passend empfunden.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich fand auch, dass er noch am ehesten mit Diego über sowas reden kann. Mentor ist vielleicht zu viel gesagt, aber immerhin ein erfahrener Freund, der ihn auch objektiv berät. Gerade bei Milten und Gorn hab ich eher das Gefühl, dass sie schon auch sehen was für Myrtana das Beste ist. Diego hat da eine eher egoistische Denkweise und deswegen ist es bei ihm anders. Ich denke bei Diego hat der Held auch mal das Gefühl über so etwas reden zu können, ohne gleich als „Schwächling“ dazustehen. Für uns ist das vielleicht kein großes Ding, aber das ist ja eine ganz andere Zeit, eine andere Welt.
    Ja, und aus dem, was du sagst, kann man auch ableiten: Der Held wird bei Diego eher das Gefühl haben, dass dieser nicht direkt mit Erwartungen à la "Aber du musst Myrtana retten" um die Ecke kommt.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    So hab ich auch geguckt. Hätte ich auch nie gedacht. Ist so untypisch. Ich hatte wirklich überlegt, ob ich das so schreibe, aber es ist eben so passiert und ich hätte es verfälscht, hätte ich es nicht so aufgeschrieben. Vielleicht ist da irgendwas das ich nur noch nicht konkret weiß. Wer weiß was Milten für Hintergründe hat. Vielleicht gibt es da irgendwelche miesen Erfahrungen mit schwarzen Magiern … hm… wer weiß was da noch kommt.
    Interessant ist es auf jeden Fall, und dass Milten jetzt nicht immer so als "der Liebe" dasteht, ist auch nicht schlecht.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Gleicher Grund. Es war so. Wäre unvollständig gewesen, hätte ich es dann weggelassen.
    Gut, dass es so war, akzeptiere ich natürlich. Aber rein logisch betrachtet, müssen in der Story ja noch ganz andere Sachen passieren, die du (aus gutem Grund) aber auch nicht (immer) einzeln beschreibst: Jemand muss sich mal kratzen oder muss pinkeln, jemand verspricht sich bei einem Dialog, jemand trinkt zwischendurch mal einen Schluck Wasser oder rückt sein Schwert zurecht ... das taucht ja so alles nicht im Erzähltext auf, jedenfalls nicht kontinuierlich, und trotzdem ist bei den meisten Sachen klar, dass sie früher oder später mal passieren müssen. Beim Erzählen wählt man also immer einen Ausschnitt aus der ganzen Geschichte, die man erzählen will, einen Ausschnitt aus dem Verhalten der gesamten Charaktere und den Geschehnissen. Das ist ja ein bisschen, wie wenn man ein Bild malt oder auch nur ein Foto schießt: Da muss man ja auch entscheiden, was soll der Betrachter hinterher zu sehen bekommen, und was ist vielleicht verzichtbar. Und bei dieser Gorn-Sache da habe ich mich jetzt eben deshalb gewundert, weil ich das auch so bewertet hätte, dass das ein Geschehnis ist, was jedenfalls an dieser Stelle, zumal es (Stand jetzt) keine weiteren Konsequenzen nach sich zieht und deshalb auch nicht weiter wichtig ist, nicht beschrieben werden muss - mag es auch tatsächlich passiert sein. Ein bloßes "Es war so" ist da also nicht immer ein Argument, weil wie gesagt ja auch andere Sachen gewesen und passiert sein müssen, von denen man ja aber auch nichts liest.

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    Eispfötchen ist offline
    @John Irenicus

    Dass die Informationen als solche irgendwie schriftlich dorthin gelangen müssen, das ist mir schon klar. Aber das mit der "Zusammenfassung" liest sich so, als seien die Informationen dann eben noch einmal weiter verarbeitet worden, und das noch einmal schriftlich. Das liest sich da jedenfalls nicht so, als würden die da die einzelnen Briefe aus den einzelnen Städten der Reihe nach durchgehen, sondern eben ein zusammenfassendes Dokument. Also, ich halte das jetzt nicht für total unglaubwürdig, dass da dann alles noch einmal schriftlich zusammengetragen wird, aber ein bisschen gewundert habe ich mich an der Stelle eben doch. Im Übrigen wäre es vielleicht aber auch gar nicht so ungewöhnlich, dass Boten tatsächlich auch mit einer mündlichen Nachricht losgeschickt würden - dann fände ich es sogar noch einen Tick zwingender, dass diese mündlich überbrachten Botschaften dann noch einmal alle gemeinsam verschriftlicht würden.

    Ich hab mir so gedacht, dass der Berater alle Briefe durchgeht und dann einen zusammenfassenden Bericht erstellt. Hätte ich vermutlich dazu schreiben sollen, aber andererseits ist das ja auch nur eine Randbemerkung und wäre vielleicht störend gewesen, wenn ich es über mehrere Zeilen erklärt hätte. Weiß nicht ... kann es ja noch ändern.


    Naja, klar, dass er da austickt, finde ich nicht (zumal Lee ja auch in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er Situationen großer Anspannung oder gar Not ohne Ausraster übersteht). Aber nachvollziehbar finde ich es schon, gerade auch, wie du sagst, auf den Kommentar des Helden hin. Oder anders formuliert: Wäre Lee dort nicht aufbrausend geworden und wäre er es in der Vergangenheit auch nicht gewesen, ich hätte das vermutlich also genauso passend empfunden.
    Ja stimmt. Er war immer so der ruhige Typ, der alles genau durchdenkt. Das hat der Held sogar in meiner Geschichte selbst gesagt, als sie bei Diego im Haus waren. Ich fand aber, verglichen mit Lees bisherigen Herausforderung ist das Regieren des Königreichs noch mal von einem ganz anderen Kaliber, gerade weil es um das Überleben des gesamten Volkes geht. Vorher musste er sich "nur" um ein paar Söldner (und Wassermagier) kümmern.


    Ja, und aus dem, was du sagst, kann man auch ableiten: Der Held wird bei Diego eher das Gefühl haben, dass dieser nicht direkt mit Erwartungen à la "Aber du musst Myrtana retten" um die Ecke kommt.
    Genau


    Interessant ist es auf jeden Fall, und dass Milten jetzt nicht immer so als "der Liebe" dasteht, ist auch nicht schlecht.
    Ja, naja ... ich sag mal ... im Vergleich. Das finde ich ganz wichtig. Im Vergleich zu seinen Kumpels ist Milten meiner Meinung nach eindeutig der mit dem vorbildlichsten Moralsystem. Im Vergleich zu einem Durchschnittsbürger hier könnte man ihn dagegen vermutlich als Unruhestifter bezeichnen. Kokelt Untote in Krypten an. Da hat er doch bestimmt gegen das Betreten von Privateigentum verstoßen und dann noch verletzung der (Un)Totenruhe. Und vielleicht hat er sogar den einen oder anderen Banditen angekokelt, der ihn ausrauben wollte. Ich kann ja aber, denke ich mal, schon verraten, dass Milten ganz entscheidend für die Truppe ist. Wer weiß was (gerade der Held) noch alles für dummes Zeug anstellen würden, wenn ihnen langweilig ist. Milten versucht immerhin alles daran zu setzen, damit nicht alles im Chaos ausbricht und versucht, mal sacht, mal etwas beharrlicher seine Freunde in die richtige Richtung zu schieben. Gerade beim Helden hab ich so das Gefühl, dass es ganz entscheidend ist in welcher Umgebung er sich aufhält. Im Spiel kommt er ja sowohl mit den Mafiaähnlichen Zuständen im Alten Lager, als auch im größtenteils geordneten System in Khorinis zurecht. Mir kommt es so vor, als würde ihm da ... so ein bisschen der moralische Kompass fehlen. Er macht das was andere möchten, dass es getan werden soll und gut und nur wenn es ganz krass gegen seine eigenen Vorstellungen verstößt, lehnt er es ab. Man könnte sagen, der Held ist moralisch sehr tolerant.


    Gut, dass es so war, akzeptiere ich natürlich. Aber rein logisch betrachtet, müssen in der Story ja noch ganz andere Sachen passieren, die du (aus gutem Grund) aber auch nicht (immer) einzeln beschreibst: Jemand muss sich mal kratzen oder muss pinkeln, jemand verspricht sich bei einem Dialog, jemand trinkt zwischendurch mal einen Schluck Wasser oder rückt sein Schwert zurecht ... das taucht ja so alles nicht im Erzähltext auf, jedenfalls nicht kontinuierlich, und trotzdem ist bei den meisten Sachen klar, dass sie früher oder später mal passieren müssen.
    Stimmt. Die müssen bestimmt mal aufs Klo, aber eigentlich sehe ich davon ab, dabei zuzusehen. Muss ja nicht sein. Das mit dem Kratzen, zurechtrücken, Trinken etc. schreibe ich manchmal aber auch auf. Hm... also ich hab ganz deutlich das Gefühl, dass es für mich nicht so immersiv ist, wenn ich am Computer schreibe. Beim schreiben auf Papier läuft es deutlich besser, aber es dauert eben auch länger, auch weil ich es ja dann noch mal abschreiben und meinen eigenen "Kopierschutz" entschlüsseln muss. Muss ich mal weiter beobachten.

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    Habe gelesen bis "Eine schicksalhafte Begegnung"
    Literarisch finde ich deine Geschichte sehr gut formuliert und das macht dann auch den Spaß am Lesen aus. Für mich der ganz große Grund weiter zu lesen. Die vielen Umgebungs- und Situationsbeschreibungen gefallen mir sehr und es macht Spaß deine schönen ausformulierten Sätze zu lesen. Hier hab ich richtig gemerkt wie viel Arbeit du dir mit deiner Geschichte gemacht hast, immer wieder und wieder drüber gelesen hast, um es bestmöglich zu schreiben. Toll. Die Story baut sich langsam auf und der Schreibstil passt wunderbar dazu. Schön, dass du dir für deine Story Zeit nimmst, damit sie sich richtig entwickelt. Bisher hatte ich zumindest den Eindruck, dass es eine ruhige, ganz entspannte Geschichte ist und es war wunderbar, einfach dazusitzen, zu lesen und zu entspannen. Manchmal allerdings hätte ich mir dann doch gewünscht, dass irgendetwas Interessantes passiert, denn leider ist die Story bisher nicht sehr spannend. Bauernjunge zieht in die große Stadt, um mal "Die Welt" zu sehen.
    Das gab es schon sehr oft. Zumindest bisher fehlt der Story eine gewisse Einzigartigkeit. Etwas das hervorsticht, wo man als Leser sagt: Ja DIESE Story war das. Und man ganz aufgeregt seinen Freunden und Bekannten davon erzählt, damit sie die Geschichte auch lesen, weil sie so interessant ist.
    Ich hoffe, das kommt noch, ich bin ja auch erst am Anfang und ich habe große Hoffnungen. Ich mag es, wenn ich unbedingt wissen will wie die Geschichte weitergeht, ich wie auf heißen Kohlen sitze und richtig mitfiebere. Bisher finde ich Will als Charakter leider eher langweilig, aber ich merke, dass er sich so ganz langsam weiterentwickelt. Richtig gut fand ich, wie du Einblick in die Gedanken von Will gibst, weil ich gerne mitverfolge was die Protagonisten in Geschichten denken. Das ist in diesem Fall zwar nicht unbedingt interessant, ABER allein die Möglichkeit, die du deinen Lesern so bietest finde ich richtig toll.

    Ich hätte gerne in deiner Vorrede einen kleinen Hinweis gehabt, wann die Story spielt. Erst als der Name Corristo fiel, konnte ich die Geschichte ganz grob zeitlich einordnen.
    Du hattest ja schon am Anfang geschrieben, dass du dich von der Vorgabe der Gothic Spiele etwas entfernst, aber ich hätte nicht gedacht, dass deswegen kein richtiges Gothicfeeling bei mir aufkommen würde. Es kommen zwar bekannte Gothic (Orts)namen vor und es werden auch ein paar typische Gothic Kreaturen genannt, aber das war es dann auch schon. Du schreibst viel Hintergrundwissen zu deiner Story auf, was sehr informativ und immersiv ist, die Geschichte dann aber auch weiter von der ursprünglichen Gothic Welt wegrückt. Oft hatte ich einfach das Gefühl: Ist das wirklich noch Gothic? Könnte auch eine ganz andere Fantasywelt sein, wo einfach ein paar Gothicnamen eingestreut sind. Das fand ich sehr schade.


    Ich hab noch ein paar Fragen:
    Im Kapitel "Das hölzerne Schwert":
    „Du bist ein sehr guter Kämpfer, Will. Nicht nur für einen Morra – selbst die meisten meiner Krieger würden es nicht mit dir aufnehmen. Deine Siege ehren dich. Und dein junges Alter… Ein Ork lernt das Kämpfen vom dritten Lebensjahr an, doch bei euch Morras sieht das anders aus. Ich habe selten einen solchen Kämpfer aus den Reihen eures Volks gesehen. Wer hat dich das Kämpfen gelehrt?“ „Ich mich selbst.“
    So viel Lobhuddelei wäre wirklich nicht nötig gewesen, gerade da der Schwertkampf bisher keine entscheidende Rolle in der Geschichte einnimmt. Auch das mit dem Selbstanlernen des Schwertkampfes fand ich schon ... nicht sehr glücklich gewählt. Warum war es entscheidend, dass er sich das selbst beibringt? Hat das einen tieferen Hintergrund?


    Im Kapitel "Hoher Besuch":
    So ging es nun schon ein knappes Jahr, auch wenn Will es kaum glauben konnte, dass er so lange schon von zuhause weg war.
    Will wollte doch eigentlich die Welt sehen, warum sitzt er dann so lange in Geldern herum? Da hätte ich mir noch eine Erklärung gewünscht, gerade weil er seiner Liebsten ja versprochen hatte nach ein paar Jahren wieder zurück zu kommen. Da bleibt ihm ja nicht mehr viel Zeit, wenn er in diesem Tempo weitermacht. Ich kann mir den entrüsteten Gesichtsausdruck der Freundin so richtig vorstellen, wenn sie hören würde, dass er ein Jahr weg war, um Lesen zu lernen, obwohl er sich ja seinen Traum die Welt zu sehen wahr machen wollte. Du schreibst, dass er sich bilden möchte, aber ich hätte gerne gewusst was aus seinem ursprünglichen Plan mit dem herumreisen geworden ist. Das hätte doch gut in dieses Kapitel gepasst. Einfach so als Nebensatz, hätte gereicht. Und was ist mit Wills Schwertkampffähigkeiten? Übt er weiterhin? Oder verkümmern seine Fähigkeiten, weil er einfach nur in der Mine herumsteht, ohne was zu tun zu bekommen?


    Im Kapitel "Eine schicksalhafte Begegnung":
    Warum kommt Xardas ausgerechnet zu Will an den Tisch und fängt dann an ihn über die Welt aufzuklären? Das ist ja schon ein sehr merkwürdiges Verhalten, immerhin kannten sich die Beiden bisher überhaupt nicht.

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich hab mir so gedacht, dass der Berater alle Briefe durchgeht und dann einen zusammenfassenden Bericht erstellt. Hätte ich vermutlich dazu schreiben sollen, aber andererseits ist das ja auch nur eine Randbemerkung und wäre vielleicht störend gewesen, wenn ich es über mehrere Zeilen erklärt hätte. Weiß nicht ... kann es ja noch ändern.
    Jetzt nach der Diskussion kommt mir das alles schon plausibler vor. Ich würde auch nicht unbedingt sagen, dass das da groß erklärt werden müsste, weil eigentlich geht es ja thematisch gar nicht darum, das ist ja mehr so "Beiwerk", um ein bisschen die Situation zu erklären, in der Lee sich gerade befindet bzw. in der der Held dann hineinkommt.

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    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Zweiter Teil meines Erfahrungsberichts mit der Geschichte.
    Die zweite Hälfte hat mir von der Story besser gefallen, weil jetzt die Reise endlich weiterging. Es ist nicht so die typische Reisegeschichte, es geht ja eher um feste Punkte auf der Karte. Die Zeit im Palast des Sultans nimmt viel Platz ein und fand ich noch am interessantesten. Immerhin war mal was los, mit Verschwörungen und Intriegen und so, hatte schon was Game of Thrones mäßiges an sich.
    Die Umgebung und die Kultur hast du auch wunderbar plastisch dargestellt und daher war es sehr leicht sich die Orte und Szenen ganz genau vorzustellen.
    Wirkliches Gothic Feeling kam immer noch nicht auf. Ich habe die Geschichte eher als Mix zwischen Fantasy und einem Märchen aus 1001 Nacht empfunden, was ja nicht schlecht sein muss (hatte nur eben auf Gothic Feeling gehofft).
    Von der Schreibe her wieder an sich sehr qualitativ. Es weckt große Lust am Lesen, selbst wenn, oder auch gerade wenn gar keine Dialoge stattfinden. Im krassen Gegensatz dazu stehen aber die Charaktere, die eigentlich alle recht eindiminsional wirken. Es kann ja gut sein, dass das gar nicht so, nur wird das dem Leser nicht vermittelt. Scheherazade fand ich noch am besten ausgearbeitet. Nun ... vielleicht war die Geschichte zu kurz, damit einige der Charaktere ihr volles Potential entfalten konnten, aber ich denke doch, dass da deutlich mehr möglich gewesen wäre. Gerade bei Will. Die Geschichte ist doch an sich so toll geschrieben, da hätte sie doch mehr verdient als einen Gary Stu als Protagonisten. Das führte dann leider auch dazu, dass von mitfiebern und mitfühlen nicht wirklich die Rede war und das ist ja eingentlich der Grund warum ich überhaupt Geschichten lese. Ich will ja unbedingt mit den Charakteren mitfiebern, mich freuen, lachen, traurig sein und so weiter, am liebsten die ganze Gefühlspalette, aber hier konnte ich das nur im Ansatz spüren, etwa als Will Marie verließ, weil die Szene an sich gut ausgearbeitet war, oder ... hmm... eigentlich war es das schon ...

    Fazit: Alles in allem eine sehr schön geschriebene Geschichte, an die ich mich aber wohl aufgrund der einfachen Story und der Charaktere nicht lange erinnern werde.

  7. Beiträge anzeigen #227
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    Und weiter geht es mit meinen längst überfälligen Bemerkungen zu „Eine Sommergeschichte“ von Eispfötchen, denn noch sind meine Notizen nicht aufgebraucht. Es geht weiter mit Abschnitt 11.

    Der Held konnte sich schon denken wer das sein könnte. Es gab damals nur drei Kapitäne auf Khorinis, soweit er wusste. Jack, der Leuchtturmwärter wäre nicht so verzweifelt auf so einem klapprigen Kahn mitzufahren, doch Jorgen würde alles tun, um endlich wieder Planken unter den Füßen zu haben. Deswegen wollte der Held einen kleinen Abstecher in den „Einbeinigen Klabauter“ machen. Vorher hatte er aber hier noch etwas zu erledigen. Aufgrund seiner neuen Informationen war er sich aber nicht mehr sicher, ob das tatsächlich eine gute Idee war. Egal. Schließlich waren sie die einzigen in Khorinis, die sich mit Schiffsbau zumindest etwas auskannten.
    Die Stelle fand ich etwas wirr und auch insgesamt nicht so schön formuliert – so habe ich es mir beim ersten Lesen als Notiz am Rand vermerkt. Ein bisschen würde ich das jetzt relativieren, weil es vielleicht auch einfach so eine Sprunghaftigkeit im Denken des Helden darstellt und deshalb in der Art, wie es geschrieben ist, passt. Aber so richtig schön liest es sich dann eben doch nicht, dieses Hin und Her.

    Der Held war kurz verwundert, bis ihm aufging, dass es in hohen Kreisen vermutlich nicht nur wichtig war, was in einem Brief stand, sondern auch wer geschickt wurde, um den Brief zu überbringen. Vielleicht drückte man so seinen Respekt an die Person aus? Lee war wirklich ein Fuchs, das musste er einfach zugeben.
    Das ist wirklich ein guter Gedanke (und trifft ja wohl auch zu). Die Stelle hat mir gefallen.

    Kurzerhand hatte der Held den Teleporterstein zum Pass gegriffen und sich teleportiert. Von einem Moment auf den Anderen war er verschwunden und am Pass zum Mienental wieder aufgetaucht.
    Zum Pass gab es ja ursprünglich keinen Teleporterstein, sondern nur eine Teleportrune.

    Diego kam nun endlich auch zu ihnen. Wozu sollte er sich auch beeilen?
    Den zweiten Satz fand ich ein bisschen unnötig bzw. ein bisschen in der Luft stehend. Das auch, weil nicht so ganz klar ist, aus wessen Perspektive dieser Kommentar nun stammt – aus einer neutralen Erzählperspektive ja eher weniger, mehr vielleicht aus Diegos Sicht, aber das kommt dann ein wenig unvermittelt. Ich hätte an der Stelle vielleicht einfach ein bisschen mehr geschrieben, um die Gemütslage Diegos herüberzubringen bzw. es auch in anderen Worten getan – oder diese Bemerkung eben einfach ganz weggelassen.

    Das soweit zu den Einzelstellen! Insgesamt habe ich zu dem Abschnitt gar nicht so viel zu sagen. Das liegt vielleicht auch daran, dass so viel erst einmal nicht passiert und dass das eher ein Übergangskapitel ist. Sowas kommt in so langen Geschichten ja immer wieder mal vor. Hier fand ich aber irgendwie schon, dass die Story zu sehr an „Drive“ verliert, weil jetzt eben auch (noch) nicht wirklich unvorhergesehene Dinge passieren und ja erst einmal alles eher so läuft, wie vorher von langer Hand geplant. Ich hatte also schon Lust, zu erfahren, wie es weitergeht, aber die große Spannung kam nicht auf. Aber wie gesagt: Manche Kapitel sind eben auch einfach so.

    So richtig Nostalgiegefühle kamen bei mir allerdings auch nicht auf, trotz dem Auftritt auch von Nebenpersonen wie Garvell oder der Erwähnung von Fester und Dar. Vielleicht war/bin ich beim Lesen da aber auch einfach nicht in der Stimmung für gewesen.

    Interessanter fand ich da, dass auch Pyrokar der Meinung ist, dass der Held König werden sollte. Das fand ich vor allem gut, weil es dieses Thema einfach immer weiter verfestigt: Der Held scheint dem ja gar nicht entkommen zu können. Und ein bisschen, habe ich das Gefühl, fühlt er sich da ja auch von Milten bevormundet, der diese Königsidee dann ja einfach mal gegenüber Pyrokar ausgeplaudert hat. Man merkt auch schon, wie das so eine selbsterfüllende Prophezeiung werden könnte: Wenn nur genug Leute davon wissen, daran glauben und es wollen, dass der Held König wird, dann kann er sich dem einfach nicht mehr entziehen. Und ich glaube, der Held sieht diese Gefahr eben auch.

    Insgesamt für mich also ein Kapitel mit gemischten Gefühlen – mir gefiel wie gesagt dann vor allem noch der Teil am Schluss, wo wieder das Königsthema aufkommt, was für mich eben so eines der großen übergeordneten Themen der Story ist, während ich den Rest des Kapitels eher so als Beiwerk begriffen habe.

    Fehler in diesem Abschnitt:
    die wir später im Mienental vielleicht noch gebrauchen können.
    Kommt auch wieder mehrfach vor, der Minental-Fehler
    Das Schiff mit dem ich kam ist nicht gerade in bestem Zustand.
    Da würde ich Kommas nach Schiff und nach kam setzen
    „Gut, sagen wir du lässt Tausend Goldstücke springen und wir sind im Geschäft.“
    „tausend“ muss dort kleingeschrieben werden, und ein Koma nach dem ersten wir wäre vielleicht auch gut
    Endlich, ich hatte schon geglaubt ich würde hier festwachsen.
    Koma nach geglaubt
    Vielleicht war er es Leid von all den Ehemännern verprügelt zu werden.
    Das leid muss klein, und ob danach ein Komma hinmuss oder nur kann, das weiß ich gerade nicht
    Als er eintrat begrüßte ihn der Paladin Albrecht mit einem:
    Komma nach eintrat
    Im Vergleich dazu war ihre letzte Überfahrt vermutlich geradezu beschaulich.
    Hier müsste es heißen: beschaulich gewesen
    der in seinem Büro stand und in einem Buch las, auf ein Pult gebettet war.
    Da fehlt wohl noch ein „das“ nach dem Komma
    sondern gab ihm einfach nur das für ihn bestimmte Schreiben und sagte Knapp:
    knapp
    „Lee sagte etwas davon, dass du der neue Stadthalter von Khorinis werden sollst.“
    Beliebter Fehler: Es ist der Statthalter, nicht der Stadthalter
    dass es in hohen Kreisen vermutlich nicht nur wichtig war, was in einem Brief stand, sondern auch wer geschickt wurde, um den Brief zu überbringen.
    Da würde ich ein Komma nach dem auch setzen
    Wie er feststellte hätte er sich gar nicht so sehr beeilen brauchen, denn bisher war nur Lester da, der entspannt an einem Baum saß und Sumpfkraut rauchte.
    Komma nach feststellte; und um die Umgangssprache zu vermeiden, würde ich noch ein „zu“ vor das „beeilen“ hineinschießen
    Serpentes meint Beliar könnte dich beeinflussen
    Komma nach meint
    Uthar meint
    Wenn tatsächlich das Ratsmitglied gemeint ist, dann heißt er Ulthar.
    „Los! Brechen wir lieber ins Miental auf.“
    Minental
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  8. Beiträge anzeigen #228
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    Ein Kommentar zum zwölften Abschnitt von Eispfötchens „Eine Sommergeschichte“.

    Was mir positiv zu Beginn aufgefallen ist: Die Rückkehr ins Minental spielt natürlich ein bisschen mit Nostalgie, aber es schlachtet sie nicht einfach nur und vollkommen aus. Stattdessen wird das Minental als sich erholende Flora und Fauna beschrieben, es haben also auch Veränderungen stattgefunden. Das hat mir gut gefallen. Ich bin zwar absoluter Fan des verbrannten und in Ödnis verfallenen Minentals, und die dementsprechende Rückkehr in Gothic II hat mir dann auch gut gefallen. Aber es ist eben auch mal spannend, das anders zu lesen, und ich finde es lobenswert, dass du da nicht dem Automatismus verfallen bist, das Minental so zu beschreiben, wie wir es eh schon alle kennen (ich selbst hätte das dagegen wohl getan). Gut so!

    Er konnte einige der großen flugunfähigen Vögel weiter entfernt zwischen Bäumen schlafen sehen. Sie wären leichte Beute, aber sie hatten anderes zu tun.
    Ich hielt das erst für einen Fehler, aber das zweite „sie“ scheint sich dann wohl wieder auf die Helden und seine Freunde zu beziehen? Ich würde das trotzdem umformulieren und daraus ein „aber er hatte anderes zu tun“ machen, immerhin leitet die Beobachtung ja auch mit „Er“, also der einzelnen Heldenperspektive, ein. So mit dem zweimal „sie“ ist es ja eher verwirrend, finde ich.

    Die Paladine und Ritter würden ihn vermutlich nicht gerade willkommen heißen, nachdem das letzte Mal irgendwie das Tor aufging und er im Verdacht stand es gewesen zu sein.
    Im Prinzip mag ich diesen lockeren Tonfall an der Stelle, denn er bringt einen – trotz der ja eigentlich ungeheuerlichen (und irgendwo auch unerklärlichen) Tat des Helden zum Schmunzeln, oder gerade deswegen. Formulierungsmäßig gefällt mir aber das Ende nicht - „es gewesen zu sein“. Das ist wieder so ein bisschen unpräzise, und auch wenn man weiß, was mit „es“ gemeint ist, ist es sprachlich einfach unschön – zumal das „es“ so grammatisch oder syntaktisch oder wie auch immer gar keinen engen Bezug zum Satzteil vorher hat, denn was das „es“ der Umstand sein soll, dass das Tor aufging, dann kann der Held das nicht gewesen sein, er könnte es höchstens gewesen sein, der das Tor aufgemacht hat bzw. schuld daran war, dass das Tor aufging. Deshalb wäre eine Formulierung der Marke „daran schuld gewesen zu sein“ stilistisch besser und auch sprachlich korrekter.

    „Es ist nicht bewiesen, dass er es war, der das Tor geöffnet hat“, donnerte Garond, der unbedingt einen Lynchmord vermeiden wollte.
    Der Nachsatz gibt ja Einblick in die Innenansicht Garonds, ist also eine Schilderung aus Garonds Perspektive. Damit bin ich nicht so recht einverstanden. Die Geschichte geht ja recht frei mit Perspektiven und ihren Wechseln um, sodass nicht immer nur aus der Sicht des Helden geschildert wird, sondern eben auch direkt die Wahrnehmung anderer Charaktere. Ich finde aber, das sollte auf einen bestimmten Kreis beschränkt werden, eben auf die Vertrauten des Helden – die dann auch die Vetrauten des Leser sind, irgendwo, und wo es dann gerechtfertigt erscheint, dass man auch Einblick in ihr Inneleben bekommt: Gorn, Diego, Milten, Lester, auch Lee. Aber Garond wäre da für mich ganz klar eine Person, der man nur „von außen“ begegnet, weil der einfach nicht zur Gruppe der Protagonisten dieser Geschichte gehört. Deshalb finde ich das ein bisschen brüchig und auch „zu viel“, das da jetzt quasi sofort bei seinem ersten Auftritt direkt in seine Perspektive gesprungen wird.

    Die Auseinandersetzung des Helden mit Garond erinnert mich übrigens an die Auseinandersetzung des Helden mit Saturas, die dieser in die Nacht des Raben schon hat: Gemeinsam erinnert man sich an eine ziemlich miese Aktion von damals, und der Gegenpart ist sauer. Die wesentlichen Unterschiede: Erstens ging es bei der Toröffnung um richtiggehenden Hochverrat mit Gefahr für Leib und Leben; zweitens hat der Held Glück, dass Garond nicht herausfindet, dass der Held wirklich schuld an der Sache ist.

    Der Held log Lord Garond mitten ins Gesicht, indem er einfach ein paar wichtige Punkte wegließ. Von Torlof musste Garond ja nichts wissen. Wie sollte er es sonst mit ihm auf einem Schiff aushalten? Der Paladin glaubte ihm, weil der Held viel mehr für die Sicherheit seiner Männer getan hatte, als irgendjemand sonst. Es ergab für ihn keinen Sinn, warum er dann auf einmal das Tor öffnen sollte.
    Die These, dass der Held (und nicht nur der) psychopathische Züge hat, habe ich ja schon längst aufgestellt, und dieses Verhalten könnte man, auch wenn es nicht spezifisch psychopathisch ist, natürlich auch gut dieser These unterordnen: Das kalte Anlügen ohne Gewissensbisse und allein zum Mittel zum Zweck, damit der Held sich Garond und seine Männer sozusagen weiter nutzbar machen kann, das ist schon ein starkes Stück!

    Insgesamt fand ich das Kapitel jetzt auch nicht so sehr mitreißend, aber positive Aspekte habe ich hier und da ja gefunden und schon genannt. Die Beschreibung des langsam wieder aufblühenden Minentals hat mir gefallen, die Begegnung mit Garond war in Ordnung, aber eben auch ein wenig unspektakulär, denn die Bedrängnis für den Helden war nicht groß. Und auch die Reaktion der Leute, nachdem sie erfahren, dass es „nach Hause“ geht, ist zwar zusammenfassend als „Begeisterung“ beschrieben, aber sie ist nicht weiter detailliert oder ausdifferenziert, und damit hat es dann schlicht sein Bewenden. Insgesamt läuft die Geschichte da also sehr glatt, da hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle vielleicht doch einen gewissen Widerhaken gewünscht. Stattdessen gehen bis jetzt eigentlich alle Pläne auf, was okay ist, damit es in der Story vorangeht, was ihr aber auch etwas Spannung nimmt. Und so kann man das Kapitel wahrscheinlich am besten mit einem Dialogteil aus dem Abschnitt selbst zusammenfassen:
    „Und wie ist es gelaufen?“ wollte Lester wissen.
    „Alles in Ordnung“, wiegelte der Held schnell ab. „Und hier?“
    „Auch“, kam es von Diego.




    Fehler in diesem Abschnitt:
    „Wir sollten durch die Miene gehen, das ist sicherer“, empfahl Diego.
    Mine (kommt mehrmals vor und auch wieder mehrmals als Mienental/Minental-Fehler)
    Während sie den steinigen kahlen Weg entlanggingen senkte sich die Nacht über sie herab.
    entlanggingen, senkte
    als fürchtete er jemand könnte sie hören und angreifen.
    er, jemand
    „Komisch nach all unseren Erlebnissen wieder hier zu stehen …“ sagte Gorn.
    Komisch, nach (und ein Komma nach Ende der wörtlichen Rede wäre vielleicht auch gut)
    Der Held sagte nichts, aber er verstand wie Diego sich fühlte.
    verstand, wie
    Alles in allem war es eine sehr aufregende Zeit und damals hatte auch noch keiner irgendwelche Erwartungen an ihn. Er war einfach nur ein weiterer Gefangener der Strafkolonie, niemand der Verantwortung zu schultern hatte, niemand von dem man mal glauben würde, dass er später als neuer König von Myrtana vorgeschlagen werden würde.
    Da muss wieder die richtige Zeit, also das Plusquamperfekt eingehalten werden: war … gewesen; hatte … gehabt; war … gewesen
    Der Held erinnerte sich wie er hier Ratford und Drax das erste Mal getroffen und wie sie ihm ein paar Takte zur Scavengerjagd erzählt hatten.
    erinnerte sich, wie er
    der auf Gomez altem Thron saß.
    Gomez’
    Zu tief saß die Verbitterung keine Unterstützung von Garond beim Kampf gegen die Drachen erhalten zu haben.
    Da wäre glaube ich ein Komma gut, nach „Verbitterung“
    Die Stimmung war viel zu überschwänglich, als das sich im Moment jemand mit Rachefeldzügen beschäftigen würde
    als dass
    Alle Spuren der Orks wurden mittlerweile beseitigt und er musste die Mauer hinunterklettern, um die Burg zu verlassen.
    Da muss es wohl „waren beseitigt“ heißen (oder „waren beseitigt worden“, wenn man den vergangenen Prozess und nicht das Ergebnis beschreiben will), denn die Beseitigung der Spuren dauert da ja nicht mehr an, sondern ist bereits geschehen, sie liegt in der (Vor-)Vergangenheit.
    wegen der Orks und Gomez Gardisten
    Gomez’ Gardisten
    ------------------------------------------------------------------------------

  9. Beiträge anzeigen #229
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    Ich bekomme den Eindruck, dass du viel größere Erwartungen an die Geschichte hast, als ich.
    Ich schreibe die Geschichte in erster Linie, weil sie mich unterhalten hat und im Prinzip durch das Schreiben immer noch unterhält und mich aufmuntert, wenn ich traurig bin. Sie ist kein Thriller oder Drama und schockierende, nervenzerfetztende Aktion ist von mir in dieser Geschichte auch gar nicht gewollt. Dafür habe ich dann andere Geschichten. Ich könnte sagen, diese Geschichte ist für mich sowas wie Urlaub


    Der Held konnte sich schon denken wer das sein könnte. Es gab damals nur drei Kapitäne auf Khorinis, soweit er wusste. Jack, der Leuchtturmwärter wäre nicht so verzweifelt auf so einem klapprigen Kahn mitzufahren, doch Jorgen würde alles tun, um endlich wieder Planken unter den Füßen zu haben. Deswegen wollte der Held einen kleinen Abstecher in den „Einbeinigen Klabauter“ machen. Vorher hatte er aber hier noch etwas zu erledigen. Aufgrund seiner neuen Informationen war er sich aber nicht mehr sicher, ob das tatsächlich eine gute Idee war. Egal. Schließlich waren sie die einzigen in Khorinis, die sich mit Schiffsbau zumindest etwas auskannten.
    Die Stelle fand ich etwas wirr und auch insgesamt nicht so schön formuliert – so habe ich es mir beim ersten Lesen als Notiz am Rand vermerkt. Ein bisschen würde ich das jetzt relativieren, weil es vielleicht auch einfach so eine Sprunghaftigkeit im Denken des Helden darstellt und deshalb in der Art, wie es geschrieben ist, passt. Aber so richtig schön liest es sich dann eben doch nicht, dieses Hin und Her.
    Hu? Ich finde, es sind ganz normale Überlegungen, die man so hat, wenn man sich viele Aufträge vorgenommen hat. Auf Arbeit bin ich täglich mit sowas konfrontiert und meine Gedanken sind noch viel sprunghafter, als die vom Helden.

    Zum Pass gab es ja ursprünglich keinen Teleporterstein, sondern nur eine Teleportrune.
    Naja, die Rune ist ja auch so eine Art Stein.
    Diego kam nun endlich auch zu ihnen. Wozu sollte er sich auch beeilen?
    Den zweiten Satz fand ich ein bisschen unnötig bzw. ein bisschen in der Luft stehend. Das auch, weil nicht so ganz klar ist, aus wessen Perspektive dieser Kommentar nun stammt – aus einer neutralen Erzählperspektive ja eher weniger, mehr vielleicht aus Diegos Sicht, aber das kommt dann ein wenig unvermittelt. Ich hätte an der Stelle vielleicht einfach ein bisschen mehr geschrieben, um die Gemütslage Diegos herüberzubringen bzw. es auch in anderen Worten getan – oder diese Bemerkung eben einfach ganz weggelassen.
    Das ist die bei humoristischen Geschichten vorhandene Stimme aus dem Off, die dazu dient etwas lustig darzustellen.

    Was mir positiv zu Beginn aufgefallen ist: Die Rückkehr ins Minental spielt natürlich ein bisschen mit Nostalgie, aber es schlachtet sie nicht einfach nur und vollkommen aus. Stattdessen wird das Minental als sich erholende Flora und Fauna beschrieben, es haben also auch Veränderungen stattgefunden. Das hat mir gut gefallen. Ich bin zwar absoluter Fan des verbrannten und in Ödnis verfallenen Minentals, und die dementsprechende Rückkehr in Gothic II hat mir dann auch gut gefallen. Aber es ist eben auch mal spannend, das anders zu lesen, und ich finde es lobenswert, dass du da nicht dem Automatismus verfallen bist, das Minental so zu beschreiben, wie wir es eh schon alle kennen (ich selbst hätte das dagegen wohl getan). Gut so!
    Naja, fand es ganz normal, dass sich die Natur da erholt. Wundert mich, wenn andere es so lassen.



    Er konnte einige der großen flugunfähigen Vögel weiter entfernt zwischen Bäumen schlafen sehen. Sie wären leichte Beute, aber sie hatten anderes zu tun.
    Ich hielt das erst für einen Fehler, aber das zweite „sie“ scheint sich dann wohl wieder auf die Helden und seine Freunde zu beziehen? Ich würde das trotzdem umformulieren und daraus ein „aber er hatte anderes zu tun“ machen, immerhin leitet die Beobachtung ja auch mit „Er“, also der einzelnen Heldenperspektive, ein. So mit dem zweimal „sie“ ist es ja eher verwirrend, finde ich.
    Du hast vollkommen Recht. Er ... ganz klar.


    Die Paladine und Ritter würden ihn vermutlich nicht gerade willkommen heißen, nachdem das letzte Mal irgendwie das Tor aufging und er im Verdacht stand es gewesen zu sein.
    Im Prinzip mag ich diesen lockeren Tonfall an der Stelle, denn er bringt einen – trotz der ja eigentlich ungeheuerlichen (und irgendwo auch unerklärlichen) Tat des Helden zum Schmunzeln, oder gerade deswegen. Formulierungsmäßig gefällt mir aber das Ende nicht - „es gewesen zu sein“. Das ist wieder so ein bisschen unpräzise, und auch wenn man weiß, was mit „es“ gemeint ist, ist es sprachlich einfach unschön – zumal das „es“ so grammatisch oder syntaktisch oder wie auch immer gar keinen engen Bezug zum Satzteil vorher hat, denn was das „es“ der Umstand sein soll, dass das Tor aufging, dann kann der Held das nicht gewesen sein, er könnte es höchstens gewesen sein, der das Tor aufgemacht hat bzw. schuld daran war, dass das Tor aufging. Deshalb wäre eine Formulierung der Marke „daran schuld gewesen zu sein“ stilistisch besser und auch sprachlich korrekter.
    Gut, werde bei der nächsten Überarbeitung so machen, dann heißt es: Die Paladine und Ritter würden ihn vermutlich nicht gerade willkommen heißen, nachdem das letzte Mal irgendwie das Tor aufging und er im Verdacht stand, daran schuld gewesen zu sein.


    „Es ist nicht bewiesen, dass er es war, der das Tor geöffnet hat“, donnerte Garond, der unbedingt einen Lynchmord vermeiden wollte.
    Der Nachsatz gibt ja Einblick in die Innenansicht Garonds, ist also eine Schilderung aus Garonds Perspektive. Damit bin ich nicht so recht einverstanden. Die Geschichte geht ja recht frei mit Perspektiven und ihren Wechseln um, sodass nicht immer nur aus der Sicht des Helden geschildert wird, sondern eben auch direkt die Wahrnehmung anderer Charaktere.
    Ich seh das nicht gleich als Innenansicht. Ist doch frei ersichtlich, dass er nicht damit einverstanden ist. Im Satz vorher setzt er sich ja für den Helden ein, daraus schließt der Held, dass er nicht möchte, dass sie ihn lynchen (was ja so allgemeine Stimmung unter Garonds Leuten ist).


    Die These, dass der Held (und nicht nur der) psychopathische Züge hat, habe ich ja schon längst aufgestellt, und dieses Verhalten könnte man, auch wenn es nicht spezifisch psychopathisch ist, natürlich auch gut dieser These unterordnen: Das kalte Anlügen ohne Gewissensbisse und allein zum Mittel zum Zweck, damit der Held sich Garond und seine Männer sozusagen weiter nutzbar machen kann, das ist schon ein starkes Stück!
    Ja, nachdem wir letztens darüber geschrieben hatten, hab ich mal ganz genau darauf geachtet, was ich diesbezüglich eigentlich da schreibe und tatsächlich. Der Held weist klare Anzeichen von Psychopathie auf. In besagtem Abschnitt ging er sogar so weit seine Freunde zu manipulieren, um seinen Willen durchzusetzen. War zwar nichts weltbewegendes, aber trotzdem...

  10. Beiträge anzeigen #230
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich bekomme den Eindruck, dass du viel größere Erwartungen an die Geschichte hast, als ich.
    Ich schreibe die Geschichte in erster Linie, weil sie mich unterhalten hat und im Prinzip durch das Schreiben immer noch unterhält und mich aufmuntert, wenn ich traurig bin. Sie ist kein Thriller oder Drama und schockierende, nervenzerfetztende Aktion ist von mir in dieser Geschichte auch gar nicht gewollt. Dafür habe ich dann andere Geschichten. Ich könnte sagen, diese Geschichte ist für mich sowas wie Urlaub
    Ja, aber mir fällt es halt schwer, so etwas in einen Kommentar einzupreisen - zumal ja jede Geschichte Verbesserungspotential hat, egal welchen Anspruch sie nun genau verfolgt.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Hu? Ich finde, es sind ganz normale Überlegungen, die man so hat, wenn man sich viele Aufträge vorgenommen hat. Auf Arbeit bin ich täglich mit sowas konfrontiert und meine Gedanken sind noch viel sprunghafter, als die vom Helden.
    So unnormal finde ich es ja auch nicht. Ich finde nur, dass es sich da nicht schön liest - und dass es vielleicht auch nicht "konsequent" genug gemacht wird. Das ist ja jetzt eher so eine Einzelstelle, wo man in dieser Art und Weise die Gedanken des Helden vorgeführt bekommt, in diesem Sprunghaften ... jedenfalls habe ich das vorher nicht als übliches stilistisches Element wahrgenommen, vielmehr waren die Gedanken des Helden ja meist eher geraderaus, zumindest, wenn es um die nächsten Taten und Abenteuer geht. Die Stelle hier kam mir also auch ein bisschen wie ein Fremdkörper im Vergleich zur bisherigen Erzählung vor. Aber das kann ja auch wirklich einfach nur an mir liegen.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Naja, die Rune ist ja auch so eine Art Stein.
    Ja, da hast du eigentlich auch recht. Im Grunde ist die Rune ja auch nur das, was auf den Stein draufgemalt ist. Das Trägermedium ist in beiden Fällen ein Stein und im Fall der sogenannten Rune im Grunde auch einfach nur ein unförmiger Klotz, und vom "Runenstein" wird im Spiel ja auch gesprochen.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Das ist die bei humoristischen Geschichten vorhandene Stimme aus dem Off, die dazu dient etwas lustig darzustellen.
    Hat bei mir dann wohl nicht so gezündet! Ich fand, es klang auch gar nicht danach, und da würde ich mich auch fragen, ob sich das in den bisherigen Stil so gut einfügt. Nicht, dass der sich nicht in Laufe der Geschichte ändern dürfte, aber sowas fällt dann natürlich auf, wenn dann auf einmal so ein Erzählelement auftaucht. Meiner Auffassung nach (kann mich ja auch täuschen) waren solche humorigen Dinge ja eher von den Charakteren und deren Wahrnehmung, oder von den Formulierungen an sich getragen, aber nicht davon, dass plötzlich "Die Stimme aus dem Off" in Erscheinung tritt und kommentiert.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Naja, fand es ganz normal, dass sich die Natur da erholt. Wundert mich, wenn andere es so lassen.
    Ich finde eigentlich beide Varianten plausibel. Und es kommt wohl auch immer darauf an, wie stark man die "Verödung" des Landes interpretiert und wie viel Zeit man sich so als vergangen vorstellt. Die Vision eines Minentals, dass sich nie wieder erholt, ließe sich sicher auch gut begründen. Eher karg ist das Minental ja eigentlich sowieso.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich seh das nicht gleich als Innenansicht. Ist doch frei ersichtlich, dass er nicht damit einverstanden ist. Im Satz vorher setzt er sich ja für den Helden ein, daraus schließt der Held, dass er nicht möchte, dass sie ihn lynchen (was ja so allgemeine Stimmung unter Garonds Leuten ist).
    Also, dass Garond jetzt erstmal einen Lynchmord verhindern will, das ist in der Tat frei ersichtlich und deshalb auch nicht zwingend eine Innenansicht Garonds, die preisgegeben wird - da gebe ich dir recht. Aber es wird im Erzähltext ja formuliert "der unbedingt einen Lynchmord vermeiden wollte", und das mit dem "unbedingt" ist, finde ich, ja schon eine Wertung oder eine Absicht, die jedenfalls zu diesem Zeitpunkt anhand der objektiven Gegebenheiten nur Garond selbst so zweifelsfrei kennen kann. Garonds Worte zu diesem Zeitpunkt lassen zwar erkennen, dass er zunächst keinen Lynchmord will, aber es könnte ja sein, dass er durchaus einem Lynchmord nicht abgeneigt ist - dann aber erst zu einem anderen Zeitpunkt oder wenn doch noch Beweise auftauchen. Im Text wird es aber so geschildert, dass es sicher bzw. objektiv gegeben sei, dass Garond das unbedingt nicht will, was man dann ja nur aus einen Einblick in Garonds Absichten selbst herleiten könnte. Deshalb würde ich schon sagen, dass das hier wie eine kleine Innenansicht formuliert ist (auch wenn es sicherlich ein Grenzfall ist). Ich selber hätte mich an der Stelle dann vielleicht mit Wörtern wie "anscheinend" oder "offenbar" oder meinethalben auch "erkennbar" beholfen, um vielleicht einfach darauf zu verweisen, dass Garonds gesamtes, an dieser Stelle nicht notwendig in allen Einzelheiten beschriebenes Verhalten, das auch für einen Betrachter oder Zuhörer von außen erkennen lässt, dass er einen Lynchmord auf jeden Fall verhindern will.

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ja, nachdem wir letztens darüber geschrieben hatten, hab ich mal ganz genau darauf geachtet, was ich diesbezüglich eigentlich da schreibe und tatsächlich. Der Held weist klare Anzeichen von Psychopathie auf. In besagtem Abschnitt ging er sogar so weit seine Freunde zu manipulieren, um seinen Willen durchzusetzen. War zwar nichts weltbewegendes, aber trotzdem...
    Ja, das sehe ich auch so, wie du sagst. Dieses Lügen vor Garond oder die Manipulation seiner Freunde, das sind nun Sachen, die eigentlich eher unspezifisches Verhalten sind und jedem Menschen ohne Weiteres zuzutrauen sind, ohne dass sie psychopathische Züge tragen müssten. Aber wenn man vorher schon die These mit der Psychopathie des Helden im Kopf hat, ordnet man diese kleineren Vorfälle natürlich auch direkt diesem Gedanken unter - oder kann das zumindest tun.

  11. Beiträge anzeigen #231
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Ja, aber mir fällt es halt schwer, so etwas in einen Kommentar einzupreisen - zumal ja jede Geschichte Verbesserungspotential hat, egal welchen Anspruch sie nun genau verfolgt.

    Stimmt, nach oben hin ist immer Luft. Wäre sonst auch langweilig, wenn man weiß, man kann nicht mehr besser werden.

    So unnormal finde ich es ja auch nicht. Ich finde nur, dass es sich da nicht schön liest - und dass es vielleicht auch nicht "konsequent" genug gemacht wird. Das ist ja jetzt eher so eine Einzelstelle, wo man in dieser Art und Weise die Gedanken des Helden vorgeführt bekommt, in diesem Sprunghaften ... jedenfalls habe ich das vorher nicht als übliches stilistisches Element wahrgenommen, vielmehr waren die Gedanken des Helden ja meist eher geraderaus, zumindest, wenn es um die nächsten Taten und Abenteuer geht. Die Stelle hier kam mir also auch ein bisschen wie ein Fremdkörper im Vergleich zur bisherigen Erzählung vor. Aber das kann ja auch wirklich einfach nur an mir liegen.
    Hm... bestimmt hast du Recht.


    Hat bei mir dann wohl nicht so gezündet! Ich fand, es klang auch gar nicht danach, und da würde ich mich auch fragen, ob sich das in den bisherigen Stil so gut einfügt. Nicht, dass der sich nicht in Laufe der Geschichte ändern dürfte, aber sowas fällt dann natürlich auf, wenn dann auf einmal so ein Erzählelement auftaucht. Meiner Auffassung nach (kann mich ja auch täuschen) waren solche humorigen Dinge ja eher von den Charakteren und deren Wahrnehmung, oder von den Formulierungen an sich getragen, aber nicht davon, dass plötzlich "Die Stimme aus dem Off" in Erscheinung tritt und kommentiert.
    Ich wollte mal was neues Ausprobieren. Hat wohl nicht so gut geklappt.


    Also, dass Garond jetzt erstmal einen Lynchmord verhindern will, das ist in der Tat frei ersichtlich und deshalb auch nicht zwingend eine Innenansicht Garonds, die preisgegeben wird - da gebe ich dir recht. Aber es wird im Erzähltext ja formuliert "der unbedingt einen Lynchmord vermeiden wollte", und das mit dem "unbedingt" ist, finde ich, ja schon eine Wertung oder eine Absicht, die jedenfalls zu diesem Zeitpunkt anhand der objektiven Gegebenheiten nur Garond selbst so zweifelsfrei kennen kann. Garonds Worte zu diesem Zeitpunkt lassen zwar erkennen, dass er zunächst keinen Lynchmord will, aber es könnte ja sein, dass er durchaus einem Lynchmord nicht abgeneigt ist - dann aber erst zu einem anderen Zeitpunkt oder wenn doch noch Beweise auftauchen. Im Text wird es aber so geschildert, dass es sicher bzw. objektiv gegeben sei, dass Garond das unbedingt nicht will, was man dann ja nur aus einen Einblick in Garonds Absichten selbst herleiten könnte. Deshalb würde ich schon sagen, dass das hier wie eine kleine Innenansicht formuliert ist (auch wenn es sicherlich ein Grenzfall ist). Ich selber hätte mich an der Stelle dann vielleicht mit Wörtern wie "anscheinend" oder "offenbar" oder meinethalben auch "erkennbar" beholfen, um vielleicht einfach darauf zu verweisen, dass Garonds gesamtes, an dieser Stelle nicht notwendig in allen Einzelheiten beschriebenes Verhalten, das auch für einen Betrachter oder Zuhörer von außen erkennen lässt, dass er einen Lynchmord auf jeden Fall verhindern will.
    Wenn ich das mit dem "unbedingt" rausnehme, findest du es dann in Ordnung?

  12. Beiträge anzeigen #232
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Ich wollte mal was neues Ausprobieren. Hat wohl nicht so gut geklappt.
    Naja, ist ja aber auch erstmal nur eine Einzelmeinung von mir!

    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Wenn ich das mit dem "unbedingt" rausnehme, findest du es dann in Ordnung?
    Dann würde das für mich jedenfalls deutlich weniger nach Innenansicht aussehen, ja.

  13. Beiträge anzeigen #233
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
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    Jünger des Xardas ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Der Junge aus Silden von Jünger des Xardas
    Oha! Ich erwarte bei meiner eingeschlafenen Produktivität eigentlich nicht mehr, einen Kommentar zu einer meiner Storys vorzufinden, wenn ich mal in den Kommentarthread blicke. Umso erfreulicher ist die Überraschung, wenn dann doch noch jemand, der es bisher nicht getan hat, einen der alten Schinken ausgräbt [Bild: rotes_laecheln.gif]
    Habe gelesen bis "Eine schicksalhafte Begegnung"
    Literarisch finde ich deine Geschichte sehr gut formuliert und das macht dann auch den Spaß am Lesen aus. Für mich der ganz große Grund weiter zu lesen. Die vielen Umgebungs- und Situationsbeschreibungen gefallen mir sehr und es macht Spaß deine schönen ausformulierten Sätze zu lesen. Hier hab ich richtig gemerkt wie viel Arbeit du dir mit deiner Geschichte gemacht hast, immer wieder und wieder drüber gelesen hast, um es bestmöglich zu schreiben. Ja, die Geschichte gehört wohl zu denjenigen von meinen Geschichten hier im Forum, die mir immer am meisten am Herzen gelegen haben und in die auch die meiste Arbeit geflossen ist (war ja auch meine erste eigenständige, nachdem ich mit den Nacherzählungen angefangen hatte). Toll. Die Story baut sich langsam auf und der Schreibstil passt wunderbar dazu. Schön, dass du dir für deine Story Zeit nimmst, damit sie sich richtig entwickelt. Bisher hatte ich zumindest den Eindruck, dass es eine ruhige, ganz entspannte Geschichte ist und es war wunderbar, einfach dazusitzen, zu lesen und zu entspannen. Manchmal allerdings hätte ich mir dann doch gewünscht, dass irgendetwas Interessantes passiert, denn leider ist die Story bisher nicht sehr spannend. Bauernjunge zieht in die große Stadt, um mal "Die Welt" zu sehen.
    Das gab es schon sehr oft. Zumindest bisher fehlt der Story eine gewisse Einzigartigkeit. Etwas das hervorsticht, wo man als Leser sagt: Ja DIESE Story war das. Und man ganz aufgeregt seinen Freunden und Bekannten davon erzählt, damit sie die Geschichte auch lesen, weil sie so interessant ist. Also manches (dieser ganze Abschied von Marie z.B. und dann noch dieser Anhänger, der natürlich noch ein Erbstück ihrer Mutter sein muss) ist, gerade zu Anfang, wirklich etwas abgeschmackt und klischeehaft. Das würde ich heute sicher anders schreiben. Ich habe die Geschichte ja begonnen, da war ich vierzehn oder so. Allerdings ist es durchaus auch so gewollt, dass die Story sich gerade anfangs erst mal in gewohnten Bahnen bewegt, dass alles irgendwie schon mal dagewesen ist und dass man meint, zu wissen, wohin das alles führt - das macht ja den Schock umso größer, wenn es dann doch ganz anders kommt. Und ich meine eigentlich - ganz neutral formuliert, denn das für sich muss ja kein Qualitätsmerkmal sein; man kann sich ja auch an Storys erinnern, weil sie herausragend schlecht waren oder so -, dass die Story schon recht einzigartig und denen, die sie bis zum Ende gelesen haben, auch ziemlich im Gedächtnis geblieben ist. So habe ich die früheren Kommentare meistens aufgefasst. Was aber das Thema Spannung angeht: Na ja, wenn du gerade solche im klassischen Sinne suchst, dann bist du hier sicherlich falsch; es ist keine Story, bei der Ation und Abenteuer im Vordergrund stehen, wenn sie vorkommen, dann eher als Mittel, die Handlung voranzubringen, und dann werden sie eher schnell abgehandelt. Ich finde aber sowieso, dass nicht nur Spannung interessant sein kann, ja ich persönlich finde anderes viel interessanter.
    Ich hoffe, das kommt noch, ich bin ja auch erst am Anfang und ich habe große Hoffnungen. Ich mag es, wenn ich unbedingt wissen will wie die Geschichte weitergeht, ich wie auf heißen Kohlen sitze und richtig mitfiebere. Bisher finde ich Will als Charakter leider eher langweilig, aber ich merke, dass er sich so ganz langsam weiterentwickelt. Richtig gut fand ich, wie du Einblick in die Gedanken von Will gibst, weil ich gerne mitverfolge was die Protagonisten in Geschichten denken. Das ist in diesem Fall zwar nicht unbedingt interessant, ABER allein die Möglichkeit, die du deinen Lesern so bietest finde ich richtig toll.

    Ich hätte gerne in deiner Vorrede einen kleinen Hinweis gehabt, wann die Story spielt. So ungefähr achtzig Jahre vor den Spielen. Daher sind Leute wie Xardas oder Corristo oder später Vatras ja noch jung, legendäre Figuren wie Barthos von Laran oder Lord Dominique sind noch am Leben usw. Klar, hätte ich gleich am Anfang sagen können. Hätte auch weniger Verwirrung gestiftet: Ich weiß noch, dass viele erst mal vom Naheliegendsten ausgingen, als sie am Anfang von Orks lasen, die Silden beherrschen, und dachten, das spiele eben zu Zeiten von Gothic 3. Aber dass da was nicht zusammenpasst, merkt man ja, sobald es nach Geldern geht, wo Menschen und nicht Orks das Sagen haben. Und ich wollte lieber, dass der Leser da erst mit der Zeit dahinterkommt. Ich hatte auch, weil ich anfangs die Gothic 3-Lore-Kenntnisse hier ziemlich überschätzt habe, Sorge, dass es schon zu viel spoilern könnte, wenn ich gleich betone, zu welcher Zeit das alles spielt. Erst als der Name Corristo fiel, konnte ich die Geschichte ganz grob zeitlich einordnen.
    Du hattest ja schon am Anfang geschrieben, dass du dich von der Vorgabe der Gothic Spiele etwas entfernst, aber ich hätte nicht gedacht, dass deswegen kein richtiges Gothicfeeling bei mir aufkommen würde. Es kommen zwar bekannte Gothic (Orts)namen vor und es werden auch ein paar typische Gothic Kreaturen genannt, aber das war es dann auch schon. Du schreibst viel Hintergrundwissen zu deiner Story auf, was sehr informativ und immersiv ist, die Geschichte dann aber auch weiter von der ursprünglichen Gothic Welt wegrückt. Oft hatte ich einfach das Gefühl: Ist das wirklich noch Gothic? Könnte auch eine ganz andere Fantasywelt sein, wo einfach ein paar Gothicnamen eingestreut sind. Das fand ich sehr schade. Na ja, seien wir mal ehrlich: Gothic ist ein großartiges Spiel, aber letztlich halt doch nur ein Spiel (noch dazu von einem kleinen Ruhrpottteam mit der Professionalität von Hobbybastlern). Wenn jetzt die Vorgabe wäre, in allem vollständig beim Spiel und selbst der Spielmechanik zu bleiben, dann müsste eine Story sowohl völlig unrealistisch sein - die Welt wäre z.B. lächerlich klein mit bloß zwei Dutzend Siedlungen, von denen jede so zehn Häuser oder so hat und vielleicht insgesamt fünfhundert Bewohnern, dazu fast ohne Frauen und ganz ohne Kinder, auch ohne eine nachvollziehbare Wirtschaft, da es viel zu wenige Bauernhöfe zur Nahrungsversorgung und viele Berufe, deren Erzeugnisse man sieht (Maurer, die die Häuser bauen, Winzer, von denen der Wein kommt, Schneider, die die Kleidung machen, usw.), fehlen usw. usf. - als auch ziemlich oberflächlich bleiben - denn PB hat sich ja kaum Gedanken über diese Welt gemacht, die über die unmittelbare Spielstory hinausgehen, die Welt hat keine Geschichte, geschweige denn Kultur, die Religionen haben keine Dogmen, die Reiche keine Struktur oder Verwaltung etc. Wenn jetzt eine etwas realistischere und tiefere und lebendigere Welt automatisch heißt, dass es kein Gothicfeeling mehr gibt, weil man damit natürlich notwendig von den Spielen abweicht, na ja, dann ist das halt so und dann nehme ich das gerne inkauf. Ansonsten aber würde ich doch eher widersprechen: Klar habe ich mir mit meinen Storys über die Zeit meine eigene Gothic-Welt geschaffen, die teilweise deutlich von den Spielen abweicht. Aber es ist keineswegs irgendeine beliebige Fantasywelt, sondern schon ganz klar die Gothicwelt, wenn auch freilich in meiner eigenen Interpretation. Die Hintergründe aus den Spielen sind da sehr genau eingeflossen und nirgends wird ihnen direkt widersprochen (ich ignoriere z.B. nicht, dass laut Gothic 3 die Wassermagier eben zu den Nomaden gehören, oder ich gebe Zuben keine gänzlich frei erfundene Hintergrundgeschichte, ich fülle lediglich Lücken aus und erweitere natürlich, wie oben gesagt, die Welt über die Grenzen dessen, was in einem Spiel möglich ist, hinaus). Und all meine Storys drehen sich auch um Figuren oder Ereignisse, von denen man aus den Spielen weiß, und sind wirklicher Teil dieser Gothic-Spielwelt. Da gibt's doch nun wirklich ganz Anderes hier im Forum. Seien es die ganzen Storys, die Gothic 3 nicht wirklich beachten und auf eine diesem widersprechende Weise an Gothic 2 anknüpfen. Sei es Ewek, der mit seinen ganzen Goblins und griechischen Göttern nun wirklich den Rahmen von Gothic sprengt und im Prinzip tatsächlich eine ganz eigene Fantasywelt geschaffen hat, in der ein paar an Gothic angelehnte Orte und Figuren existieren. Seien es viele andere hier, die in der Regel Gothic nur noch als Vehikel bzw. den schwachen Gothic-Bezug als Alibi nutzen, um ihre Storys eben hier rein stellen zu können, während es nun wirklich um Handlungen geht, die ebenso gut in jede andere Fantasywelt eingebettet werden könnten oder die gar so ziemlich alles aus Gothic über den Haufen werfen. - Was übrigens auch alles legitim ist; wie gesagt, ich finde es gar nicht nötig, dass eine Story hier unbedingt "Gothicfeeling" haben muss, ja ich glaube, wenn wir hier ganz eng an die Spielvorgaben gebunden wären, dann wäre die Luft ziemlich schnell raus gewesen, ganz zu schweigen davon, dass es einige der großartigsten Geschichten hier im Forum nie gegeben hätte.


    Ich hab noch ein paar Fragen:
    Im Kapitel "Das hölzerne Schwert":

    So viel Lobhuddelei wäre wirklich nicht nötig gewesen, gerade da der Schwertkampf bisher keine entscheidende Rolle in der Geschichte einnimmt. Na ja, das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Wills Schwertkünste stehen nicht im Fokus der Story, aber sie sind eben trotzdem vorhanden. Und hier musst du ja auch weniger die ganze Story, sondern die konkrete Situation vor Augen haben: Hier nimmt der Schertkampf sehr wohl eine entscheidende Rolle in der Geschichte ein, immerhin lassen ihn die Orks wegen seiner Schwertkünste frei, was die ganze folgende Handlung erst ermöglicht. Auch das mit dem Selbstanlernen des Schwertkampfes fand ich schon ... nicht sehr glücklich gewählt. Warum war es entscheidend, dass er sich das selbst beibringt? Hat das einen tieferen Hintergrund? Na ja, Gegenfrage: Wer hätte es ihm denn sonst beibringen sollen? Er ist immerhin Sklave der Orks. Also das war eigentlich sowieso schon eine Notwendigkeit, die sich aus seinem Hintergrund ergab. Aber ja, man könnte schon sagen, dass es noch einen tieferen Hintergrund hat: Dass Will Autodidakt ist, macht es vielleicht auch nachvollziehbarer, wenn er später im Leben ebenso autodidaktisch einen ganz neuen Kampfstil entwickelt.


    Im Kapitel "Hoher Besuch":

    Will wollte doch eigentlich die Welt sehen, warum sitzt er dann so lange in Geldern herum? Da hätte ich mir noch eine Erklärung gewünscht, gerade weil er seiner Liebsten ja versprochen hatte nach ein paar Jahren wieder zurück zu kommen. Da bleibt ihm ja nicht mehr viel Zeit, wenn er in diesem Tempo weitermacht. Ich kann mir den entrüsteten Gesichtsausdruck der Freundin so richtig vorstellen, wenn sie hören würde, dass er ein Jahr weg war, um Lesen zu lernen, obwohl er sich ja seinen Traum die Welt zu sehen wahr machen wollte. Du schreibst, dass er sich bilden möchte, aber ich hätte gerne gewusst was aus seinem ursprünglichen Plan mit dem herumreisen geworden ist. Das hätte doch gut in dieses Kapitel gepasst. Einfach so als Nebensatz, hätte gereicht. Nun ja, zunächst mal so als allgemeinen und persönlichen Einwurf: Durch bloßes Herumreisen und Glotzen wird man wahrscheinlich auch nicht viel von der Welt sehen. Ist natürlich gerade heutzutage in, dass man ständig mal für ein oder zwei Wochen Urlaub in irgendeinem Land macht, "interessante Erfahrungen" sammelt oder so was und dann meint, man hätte was von der Welt gesehen. Dabei kann man in so kurzer Zeit meist eben nur glotzen und ganz oberflächlich hingucken, während echte Erfahrung voraussetzen würde, dass man da länger bleibt. Ich würde behaupten, der, der sein Leben lang in einer einzigen Stadt gelebt und sich da wirklich umgeschaut hat, der weiß mehr von der Welt, als einer, der jeden Monat in eine neue Stadt oder gar ein neues Land zieht und dabei nie die Zeit hat, irgendeinen Ort näher kennenzulernen. Aber dann mal allgemeiner zu Will, der sich an dieser Stelle kaum die eben geäußerten Gedanken machen wird, wie ich zugebe: Der hat doch einfach keinen Plan. Das wird ja durchaus auch zwischendurch thematisiert in der Story. Was wäre besser daran oder wo wäre das für Marie weniger Grund zur Entrüstung, wenn er jetzt ein Jahr sinnlos durch Myrtana streifte? Ein Problem Wills ist doch, dass er einfach nur aus Silden weg, aber nirgens so genau hin wollte. Der wusste doch selbst von Anfang an nicht, was sein Ziel ist, wieso genau er überhaupt von zu Hause weggeht. Und weil er eh kein Ziel oder keinen Plan hatte, weicht er von diesem auch nicht ab, wenn er jetzt in Geldern bleibt, statt weiterzuziehen. Aber ja, vielleicht hätte ich da in diesem Kapitel noch irgendwie einen Nebensatz zu einstreuen können. Und was ist mit Wills Schwertkampffähigkeiten? Übt er weiterhin? Oder verkümmern seine Fähigkeiten, weil er einfach nur in der Mine herumsteht, ohne was zu tun zu bekommen? Der kann schon weiterhin kämpfen, wie ja auch später deutlich wird. So ewig lange ist er ja auch nicht in Geldern, dass er das da komplett verlernen könnte.


    Im Kapitel "Eine schicksalhafte Begegnung":
    Warum kommt Xardas ausgerechnet zu Will an den Tisch und fängt dann an ihn über die Welt aufzuklären? Das ist ja schon ein sehr merkwürdiges Verhalten, immerhin kannten sich die Beiden bisher überhaupt nicht. Xardas hat halt gerade nichts zu tun, streift durch die Bibliothek und entdeckt da eben einen Kerl, der ein ihm gut bekanntes Buch liest, worauf er ihn dann anspricht und woraus sich ein Gespräch entspinnt. Und Xardas merkt sehr schnell bzw. spürt, dass Will etwas Besonderes ist, dass er ein gewisses Potential zur Größe, aber eben gerade deshalb auch zum großen Fall hat. Das spricht sozusagen Xardas' Kuriosität an und es bringt ihn auch dazu, seine Warnung an Will auszusprechen. Vor allem ist das eben auch Xardas und nicht irgendein Durchschnittsmensch. Ich finde den Dialog heute nicht unbedingt ganz gelungen, habe mich wohl schon damals schwer damit getan und meine, dass ich das mittlerweile wahrscheinlich deutlich besser rüberbringen könnte, worum es mir an dieser sehr wichtigen Stelle ging, aber so vom grundsätzlichen Geschehen her finde ich da nach wie vor nichts unpassend.
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Der Junge aus Silden von Jünger des Xardas
    Zweiter Teil meines Erfahrungsberichts mit der Geschichte.
    Die zweite Hälfte hat mir von der Story besser gefallen, weil jetzt die Reise endlich weiterging. Es ist nicht so die typische Reisegeschichte, es geht ja eher um feste Punkte auf der Karte. Die Zeit im Palast des Sultans nimmt viel Platz ein und fand ich noch am interessantesten. Immerhin war mal was los, mit Verschwörungen und Intriegen und so, hatte schon was Game of Thrones mäßiges an sich. Ja, es ist wohl kaum zu übersehen, welche Lektüre mich da beeinflusst hat [Bild: 5gmaIahCNSmIlJ1Ekrotes_grinsen.gif] Auch wenn ich für gute Intriegen nicht wirklich Talent habe; ich bin da wohl zu ehrlich und geradlienig für. Aber die Intriegen oder das Schicksal des Mehmedanengeschlechts und des Sultanats sind ja wiederum nicht, worum es in der Story geht, sondern dienen wieder nur Wills Entwicklung.
    Die Umgebung und die Kultur hast du auch wunderbar plastisch dargestellt und daher war es sehr leicht sich die Orte und Szenen ganz genau vorzustellen.
    Wirkliches Gothic Feeling kam immer noch nicht auf. Ich habe die Geschichte eher als Mix zwischen Fantasy und einem Märchen aus 1001 Nacht empfunden, was ja nicht schlecht sein muss (hatte nur eben auf Gothic Feeling gehofft). Es sollte auch was von 1001 Nacht haben. Gerade bei Scheherazade wird das ja sicher ziemlich deutlich. Zum Gothicfeeling hatte ich mich ja oben schon geäußert. Aber vielleicht noch in Ergänzung dazu: Man hört ja immer wieder von diesem ominösen "Gothicfeeling", aber so ganz weiß ich nicht, was du darunter verstehst und was du hier gerne gehabt hättest. Wenn es jetzt um mehr Treue zum Buchstaben des Spiels geht, kann ich nur an das Obige verweisen: das hätte ja eine oberflächliche und hölzerne Welt bedeutet. Geht es um Treue gegenüber dem Geist, so meine ich weiterhin, dass ich die durchaus bewahre. Wenn man jetzt aber unter Gothicfeeling nur diesen sogenannten Ruhrpottcharme, die Knastatmosphäre, das Flapsige des Helden, die coolen Sprüche und den rauen Umgangston versteht, dann möchte ich einwenden: Nicht jeder in dieser Welt ist eben drauf wie der namenlose Held und nicht jeder Teil dieser Welt ist eben ein großer Freiluftknast. Ich behaupte, dass es schon in den Spielen selbst andere Aspekte der Welt gibt; bei den Feuermagiern im Kloster gibt's ja z.B. auch nicht ständig volles Pfund aufs Maul. Die mögen da nicht so im Vordergrund stehen und gerade Gothic 1 spielt eben im Gefängnis, aber daraus folgt ja nicht, dass die ganze Welt so sein muss, und dieses Feeling hätte ja wohl kaum z.B. an den Hof eines Sultans oder zu einer Universitätsstadt gepasst (na ja, wenn man mal pöbelnde Burschenschaftler außen vor lässt). Wir haben in den Spielen nur einen kleinen Teil der Welt gesehen, das muss ja nicht heißen, dass die ganze Welt so aussehen muss. Wenn ich aus dem Ghetto in Johannesburg in eine feine pariser Gesellschaft komme, beschwere ich mich ja auch nicht unbedingt, dass das nicht in dieselbe Welt passt, weil das Feeling zu anders sei. Ansonsten muss ich aber auch einfach sagen: Das ist eine Story zu gewissen historischen Ereignissen und Figuren in der Gothicwelt, nicht zu Gothic selbst, Gothicfeeling war da gar nicht mein Ziel. Wenn jetzt bei meinen Nacherzählungen jemand urteilen würde, dass kein Gothicfeeling aufkommt, würde ich mir das vielleicht eher zu Herzen nehmen (und ich halte das Urteil schon für gut möglich, ich bin auch da durchaus vom Spiel abgewichen), aber bei meinen anderen Storys sehe ich das gar nicht als Mangel, wenn die kein Gothicfeeling aufweisen.
    Von der Schreibe her wieder an sich sehr qualitativ. Es weckt große Lust am Lesen, selbst wenn, oder auch gerade wenn gar keine Dialoge stattfinden. Im krassen Gegensatz dazu stehen aber die Charaktere, die eigentlich alle recht eindiminsional wirken. Es kann ja gut sein, dass das gar nicht so, nur wird das dem Leser nicht vermittelt. Scheherazade fand ich noch am besten ausgearbeitet. Das kann ich nun schwer nachvollziehen, denn gerade die ist doch ein recht eindimensionales Klischee. Du hast aber sicher Recht, dass die meisten Figuren nicht sehr komplex sind. Insgesamt liegt das daran, worum es in der Story geht: Es geht einzig und allein um Will und seine Entwicklung. Alles Drumherum, auch alle anderen Menschen, ist da zweitrangig und Will lässt sich ja auch gar nicht auf andere ein, baut zu niemandem Nähe auf (läuft ja vielmehr vor denen davon, die ihm hätten nah sein können, vor seinem Freund und seiner Geliebten). Die Figuren mögen ihre eigenen Geschichten und ihre eigene Vielschichtigkeit haben, aber diese sind nicht wichtig, diese werden von Will gar nicht wahrgenommen, sondern in dieser, in seiner Story, erfüllen sie eben den Zweck, seine Entwicklung voranzutreiben. Dennoch hätte ich manche, gerade Fatima z.B., gerne etwas lebendiger gestaltet und gebe sofort zu: Damals habe ich Figuren wohl noch stärker aus Klischees heraus entworfen, ohne groß über diese hinauszugehen. Nun ... vielleicht war die Geschichte zu kurz, damit einige der Charaktere ihr volles Potential entfalten konnten, aber ich denke doch, dass da deutlich mehr möglich gewesen wäre. Gerade bei Will. Die Geschichte ist doch an sich so toll geschrieben, da hätte sie doch mehr verdient als einen Gary Stu als Protagonisten. Hier bei WIll will ich aber einhaken und widersprechen: Man kann von der Figur halten, was man will, aber ein Gary Stu ist er nicht. Das mag so erscheinen, solange man einen oberflächlichen Begriff davon anlegt, was ein Gary Stu ist, und gleich jeden für einen solchen hält, der viel kann. Ja, Will ist von Anfang an ein großartiger Schwertkämpfer, später wird er auch noch Magier. Auch Ronsen z.B. hatte früher in seinen Kommentaren kritisiert, dass Will zu viel drauf habe bzw. ihm alles zu leicht gelinge usw. Nun, einerseits, und das habe ich damals auch Ronsen geantwortet, bin ich da natürlich ein wenig an die Vorgaben PBs gebunden. Hätte ich gänzlich freie Hand gehabt, hätte ich z.B. vielleicht auf den Schwertkampf komplett verzichtet. Aber der Charakter musste eben kämpfen und zaubern können, das habe ich mir ja nicht ausgesucht. Zum anderen aber geht es doch bei einem Gary Stu nicht nur um Äußerlichkeiten, also darum, dass der viele Talente hat oder ihm viele Dinge leicht fallen oder so. Sondern er hat eben auch sonst keine Persönlichkeit, macht keine Entwicklungen durch, muss nicht wirklich die Konsequenzen seiner Handlungen tragen und bekommt vor allem auch immer ein Happy End spendiert. Er ist gar kein Charakter, sondern nur eine Schablone bzw. ein vehikel, das zur Wunscherfüllung genutzt werden kann: er kriegt das Mädchen, den Schatz, das Königreich usw. Und all das kann man von Will ja nun wirklich nicht behaupten. Ich bin keineswegs der Ansicht, dass eine Geschichte sich immer um einen Durchschnittstypen oder Loser drehen muss, um einen, der nicht viel drauf hat und erst mühsam alles erlernen muss oder der sich irgendwie anders durchschlägt, und dass alles, was hiervon abweicht, automatisch ein Gary Stu ist. Im Gegenteil, ich halte es für hoch interessant, auch mal einen Menschen als Protgonisten zu haben, der's eben drauf hat und der viele Talente besitzt (solche gibt's halt nun einmal auch), aber dann zu sehen, dass das eben nicht alles ist, dass man trotzdem (oder vielleicht in gewissem Sinne gerade deswegen) versagen, Fehler machen, unglücklich sein kann. Es geht hier in der Story eben nie, nicht einmal, wenn Will sich damit abplagt, die Magie zu erlernen, um das Äußerliche, sondern immer um sein Inneres. Das ist eben nicht die Story eines armen Bauernjungen, der zwar erst einmal nicht kämpfen oder Zaubern kann und das mühsam und durch viele Rückschläge hindurch erlernen muss, der aber direkt von Anfang an ein super Typ und toller Kerl ist, sondern es ist im Gegenteil die Geschichte von jemandem, der von Anfang an ein großartiger Kämpfer ist, der auch gewaltiges magisches Talent und überhaupt einen scharfen Intellekt und ein waches Auge hat, der aber ziemlich unsortiert ist, seine Wünsche gar nicht kennt, weder zu sich noch zu anderen Nähe aufbaut und mit dem Bösen in der Welt, das anderen gar nicht auffallen würde, das seinem wachen Blick aber überall ins Auge springt, nicht umzugehen weiß, womit seine Talente dann vielleicht mehr Segen als Fluch werden. Gary Stu ist was ganz anderes. Das führte dann leider auch dazu, dass von mitfiebern und mitfühlen nicht wirklich die Rede war und das ist ja eingentlich der Grund warum ich überhaupt Geschichten lese. Ich will ja unbedingt mit den Charakteren mitfiebern, mich freuen, lachen, traurig sein und so weiter, am liebsten die ganze Gefühlspalette, aber hier konnte ich das nur im Ansatz spüren, etwa als Will Marie verließ, weil die Szene an sich gut ausgearbeitet war, oder ... hmm... eigentlich war es das schon ... Ja gut, da dürftest du bei mir tatsächlich eher falsch sein, da kann ich jetzt auch nicht unbedingt behaupten, dass du mit einer anderen Story von mir viel besser beraten wärst. So was kümmert mich einfach nicht groß. Sicher auch, weil ich selbst dazu recht unfähig bin: Ich ruhe so fest in meinem primären Lebensgefühl und räume Sekundärgefühlen und Befindlichkeiten so wenig Platz ein, da lässt mich auf der Ebene meist relativ kalt, was nun gerade irgendwelchen fiktiven Figuren passiert, dieser ganze Kram von wegen "mitfiebern", "mich mit irgendwem identifizieren", "dem Alltag entfliehen" oder wie entsprechende Gemeinplätze lauten, ist nichts, womit ich viel anfangen könnte. Auch Spannung im herkömmlichen Sinne kommt deswegen bei mir selten groß auf. Deswegen bin ich auch recht indifferent gegenüber Spoilern. Wieso sollten die mir den Spaß an einer guten Geschichte nehmen? Wenn schon interessiert mich mehr als das Was sowieso das Wie, einen guten Roman lese ich da lieber mehrmals, und ich habe beim zweiten Mal, wenn ich schon weiß, dass Person X stirbt, viel mehr Genuss dabei, weil viel besser als dieser Schock "oha, jetzt hat der Autor den einfach getötet!" doch ist, all die kleinen Details nachvollziehen zu können, die mir beim ersten Mal vielleicht entgangen sind, von denen ich aber nun entdecke, dass sie eben zwangsläufig zu diesem Tod führen müssen. Irgendwelches "spannendes" Geschehen im äußeren Sinne finde ich daher auch meist ziemlich belanglos: Ist es z.B. wichtig, ob Scheherazade den älteren Sohn des Sultans töten und am Ende ihren eigenen auf den Thron setzen kann? Also klar, da wird ein Kind ermordet, schlimm. Aber so im Großen und Ganzen: Who cares? Selbst wenn der eine jetzt ein besserer Herrscher gewesen wäre, selbst wenn der andere jetzt ein fürchterlicher Tyrann sein und das Volk unter ihm leiden wird: Na ja, dann geht das halt ein paar Jährchen oder Jahrzehnte so. Tausend Jahre später sind die so oder so alle tot und kein Hahn kräht danach. Das einzig interessante Thema ist Aufklärung (oder eben Verfinsterung): Wie geht ein Mensch mit dem Leben um? Welche Entscheidungen trifft er und welche möglichen Entscheidungen trifft er nicht? Für welches Fühlen entscheidet er sich? Wie belügt er sich selbst? Der Weg ist dabei spannender als das Ende. Man nehme so was wie Harry Potter: Voldemort ist halt der fiese Böse, was juckt der mich? Der gewinnt eh nicht, weil es natürlich ein Happy End geben muss. Und selbst wenn er gewinnen würde: Dann wäre das jetzt für den Moment scheiße, aber in hundert Jahren oder so würde wer anders ihn stürzen. Aber dass Draco ein rassistisches Arschloch ist, was man seiner Familie und Erziehung anlasten könnte, Sirius Black aber nicht, obwohl er eine ähnliche Familie und Erziehung hatte, das ist doch spannend. Oder man nehme A Song of Ice and Fire: Wieso sollen mich die Weißen Wanderer jucken? Ist doch eh klar, dass die irgendwie besiegt und nicht am Ende alles Leben auslöschen werden. Oder wieso sollte mich kümmern, ob am Ende auf dem Thron ein Targaryen oder ein Lannister oder ein Tyrell oder so sitzt? In hundert Jahren ist wieder Krieg und eine neue Dynastie kommt. Aber dass Tyrion mehr und mehr verbittert und sich einredet, sein Vater achte ihn nicht, weil er ein Zwerg ist, ohne zu sehen, dass er Jaime oder Cercei ebenso wenig achtet oder wertschätzt, oder sich einredet, keiner liebe oder anerkenne ihn, wo es doch von Jaime bis Garlan Tyrell genug gibt, die ihn schätzen oder auch loben, das ist doch spannend. Oder um George R. R. Martin bei der Gelegenheit gleich mal zu zitieren: The only thing worth writing about is the human heart at war with itself.

    Fazit: Alles in allem eine sehr schön geschriebene Geschichte, an die ich mich aber wohl aufgrund der einfachen Story und der Charaktere nicht lange erinnern werde. Ich muss jetzt noch mal nachfragen: Hast du die Story jetzt eigentlich zu Ende gelesen oder folgt da noch ein dritter Kommentar? Das liest sich jetzt wie so ein abschließendes Gesamtfazit, aber andererseits hast du dich zu allem, was nach Bakaresh kommt, nicht mehr geäußert, sodass ich unsicher bin, ob du das schon gelesen hast. Deswegen habe ich jetzt sicherheitshalber auch nichts allzu Direktes zum Ende gesagt, weil ich eben nicht ganz sicher bin, ob du das schon gelesen hast oder nicht. In Anbetracht des Endes würde mich dieses Fazit nämlich schon ein bisschen überraschen. Wenn einen die Story nicht von den Socken haut oder so, kann ich das nachvollziehen, sie hat definitiv auch große Schwächen und einiges würde ich inzwischen ganz anders schreiben. Aber dass das Ende jetzt so gar nicht in Erinnerung bleiben soll, das würde mich dann schon interessieren, woran das liegt. Wenn ich an die vielen Kommentare zurückdenke, die ich da früher bekommen habe, wärst du auch irgendwie die erste, deren Blick auf die Geschichte sich nicht durch das Ende noch mal stark (in welche Richtung auch immer) gewandelt hätte.
    Ich danke fürs Lesen und die netten Kommentare [Bild: rotes_bluemchen.gif] Wie gesagt, das ist eine nette Überraschung, wenn ich heutzutage, wo ich hier nicht mehr regelmäßig irgendwas Neues poste, plötzlich trotzdem mal wieder einen Kommentar bekomme [Bild: rotes_laecheln.gif]

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    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Oha! Ich erwarte bei meiner eingeschlafenen Produktivität eigentlich nicht mehr, einen Kommentar zu einer meiner Storys vorzufinden, wenn ich mal in den Kommentarthread blicke. Umso erfreulicher ist die Überraschung, wenn dann doch noch jemand, der es bisher nicht getan hat, einen der alten Schinken ausgräbt
    Schön, mal wieder einen unerwarteten Kommentar zu einer alten Geschichte zu bekommen, oder? Ich muss sagen, ich war mir nicht sicher, ob ich dir eine persönliche Nachricht senden sollte, eben weil die Geschichte schon etwas älter ist. Anfangs hatte ich das beim kommentieren immer noch gemacht, dann aber schnell mitbekommen, dass das hier eher nicht so üblich ist. Weiß nicht, ob es aufdringlich wirkt, so nach dem Motto: "Ey, ich hab deine Geschichte kommentiert, sieh es dir an!"
    Bei Websiten, die auch richtig für Geschichten gemacht wurden, bekommt man ja immer automatisch eine Nachricht, wenn jemand kommentiert hat. Weiß nicht, ob das hier irgendwie auch geht.
    Ja, die Geschichte gehört wohl zu denjenigen von meinen Geschichten hier im Forum, die mir immer am meisten am Herzen gelegen haben und in die auch die meiste Arbeit geflossen ist (war ja auch meine erste eigenständige, nachdem ich mit den Nacherzählungen angefangen hatte).
    Ja, das hab ich auch gemerkt. Hier hast du richtig viel Arbeit und Liebe zum Detail reingesteckt.


    Also manches (dieser ganze Abschied von Marie z.B. und dann noch dieser Anhänger, der natürlich noch ein Erbstück ihrer Mutter sein muss) ist, gerade zu Anfang, wirklich etwas abgeschmackt und klischeehaft. Das würde ich heute sicher anders schreiben. Ich habe die Geschichte ja begonnen, da war ich vierzehn oder so. Allerdings ist es durchaus auch so gewollt, dass die Story sich gerade anfangs erst mal in gewohnten Bahnen bewegt, dass alles irgendwie schon mal dagewesen ist und dass man meint, zu wissen, wohin das alles führt - das macht ja den Schock umso größer, wenn es dann doch ganz anders kommt. Und ich meine eigentlich - ganz neutral formuliert, denn das für sich muss ja kein Qualitätsmerkmal sein; man kann sich ja auch an Storys erinnern, weil sie herausragend schlecht waren oder so -, dass die Story schon recht einzigartig und denen, die sie bis zum Ende gelesen haben, auch ziemlich im Gedächtnis geblieben ist. So habe ich die früheren Kommentare meistens aufgefasst. Was aber das Thema Spannung angeht: Na ja, wenn du gerade solche im klassischen Sinne suchst, dann bist du hier sicherlich falsch; es ist keine Story, bei der Ation und Abenteuer im Vordergrund stehen, wenn sie vorkommen, dann eher als Mittel, die Handlung voranzubringen, und dann werden sie eher schnell abgehandelt. Ich finde aber sowieso, dass nicht nur Spannung interessant sein kann, ja ich persönlich finde anderes viel interessanter.
    Stimmt, es muss nicht immer spannend sein. Gerade bei dieser Geschichte hab ich es auch sehr genossen, einfach nur zu lesen um des lesens willen, gerade weil deine Sätze so schön sind. Umso beachtlicher, wenn du sagst, dass du diese Geschichte mit 14 geschrieben hast.


    ...die Welt wäre z.B. lächerlich klein mit bloß zwei Dutzend Siedlungen...
    Lächerlich, ja das ist genau das richtige Wort. Hm ... ja, tatsächlich macht es ja auch Spaß mit so einer unvollständigen Welt zu hantieren. Vielleicht war mir das Gothic Feeling zu wichtig. Deine Geschichte passt ja so wie sie ist sehr gut und hat natürlich auch Bezüge zur Gothic Welt. Ich bin wohl einfach mit falschen Erwartungen heran gegangen und das macht viel aus, so eine Erwartungshaltung ... Zum anderen habe ich vielleicht noch nicht genügend Geschichten hier im Forum gelesen, um einschätzen zu können wie viel Gothic Bezug die Geschichten für gewöhnlich haben. Ich muss sagen, mir sind auch schon einige (mitunter gute) Geschichten untergekommen, die mir zwar gefallen haben, ich mich aber schon gefragt habe, wo das jetzt was mit Gothic zu tun hat.


    Na ja, Gegenfrage: Wer hätte es ihm denn sonst beibringen sollen? Er ist immerhin Sklave der Orks. Also das war eigentlich sowieso schon eine Notwendigkeit, die sich aus seinem Hintergrund ergab. Aber ja, man könnte schon sagen, dass es noch einen tieferen Hintergrund hat: Dass Will Autodidakt ist, macht es vielleicht auch nachvollziehbarer, wenn er später im Leben ebenso autodidaktisch einen ganz neuen Kampfstil entwickelt.
    Andere Sklaven und Arenakämpfer hätten ihm den Schwertkampf beibringen können. So ganz allein, das würde ich mir so vorstellen, der Junge nimmt ein Schwert in die Hand und übt dann selbst wie er da hauen und stechen und parrieren soll. Zumindest die Grundlagen lernt doch eigentlich jeder von irgendwem, oder? Und selbst wenn nicht, gibt es doch immer noch etwas was man von anderen lernen kann, um Feinheiten zu verbessern.

    Durch bloßes Herumreisen und Glotzen wird man wahrscheinlich auch nicht viel von der Welt sehen.
    Aber ich hatte zumindest den Eindruck, dass Will genau das vorhat. Wie oberflächlich oder auch nicht man die Welt dabei sieht ... nun, ich dachte zumindest nicht, dass sich Will mit dieser Frage auseinandersetzt. Gerade die ersten Kapitel hatten ja so eine abenteuerliche Aufbruchsstimmung von ihm vermittelt. Abenteuerlust, ohne das er sich groß darüber Gedanken gemacht hätte, wie er nun genau die Welt am besten kennen lernt.


    Es sollte auch was von 1001 Nacht haben. Gerade bei Scheherazade wird das ja sicher ziemlich deutlich. Zum Gothicfeeling hatte ich mich ja oben schon geäußert.
    Ja, fand ich sehr schön. Gerade Scheherazade fand ich sehr gelungen. Zu den Gothicfeeling: Lag wohl einfach an meiner übertriebenen Erwartungshaltung. So wie deine Geschichte ist, passt es sehr gut zueinander.


    Das kann ich nun schwer nachvollziehen, denn gerade die ist doch ein recht eindimensionales Klischee. Du hast aber sicher Recht, dass die meisten Figuren nicht sehr komplex sind. Insgesamt liegt das daran, worum es in der Story geht: Es geht einzig und allein um Will und seine Entwicklung. Alles Drumherum, auch alle anderen Menschen, ist da zweitrangig und Will lässt sich ja auch gar nicht auf andere ein, baut zu niemandem Nähe auf (läuft ja vielmehr vor denen davon, die ihm hätten nah sein können, vor seinem Freund und seiner Geliebten). Die Figuren mögen ihre eigenen Geschichten und ihre eigene Vielschichtigkeit haben, aber diese sind nicht wichtig, diese werden von Will gar nicht wahrgenommen, sondern in dieser, in seiner Story, erfüllen sie eben den Zweck, seine Entwicklung voranzutreiben. Dennoch hätte ich manche, gerade Fatima z.B., gerne etwas lebendiger gestaltet und gebe sofort zu: Damals habe ich Figuren wohl noch stärker aus Klischees heraus entworfen, ohne groß über diese hinauszugehen.
    Hm... so wie du das jetzt erklärst, verstehe ich auch, warum du das so gemacht hast. Will interessiert sich also einfach nicht für die anderen Leute ... hm... interessant.
    Hier bei WIll will ich aber einhaken und widersprechen: Man kann von der Figur halten, was man will, aber ein Gary Stu ist er nicht. Das mag so erscheinen, solange man einen oberflächlichen Begriff davon anlegt, was ein Gary Stu ist, und gleich jeden für einen solchen hält, der viel kann. Ja, Will ist von Anfang an ein großartiger Schwertkämpfer, später wird er auch noch Magier. Auch Ronsen z.B. hatte früher in seinen Kommentaren kritisiert, dass Will zu viel drauf habe bzw. ihm alles zu leicht gelinge usw. Nun, einerseits, und das habe ich damals auch Ronsen geantwortet, bin ich da natürlich ein wenig an die Vorgaben PBs gebunden. Hätte ich gänzlich freie Hand gehabt, hätte ich z.B. vielleicht auf den Schwertkampf komplett verzichtet. Aber der Charakter musste eben kämpfen und zaubern können, das habe ich mir ja nicht ausgesucht. Zum anderen aber geht es doch bei einem Gary Stu nicht nur um Äußerlichkeiten, also darum, dass der viele Talente hat oder ihm viele Dinge leicht fallen oder so. Sondern er hat eben auch sonst keine Persönlichkeit, macht keine Entwicklungen durch, muss nicht wirklich die Konsequenzen seiner Handlungen tragen und bekommt vor allem auch immer ein Happy End spendiert. Er ist gar kein Charakter, sondern nur eine Schablone bzw. ein vehikel, das zur Wunscherfüllung genutzt werden kann: er kriegt das Mädchen, den Schatz, das Königreich usw. Und all das kann man von Will ja nun wirklich nicht behaupten. Ich bin keineswegs der Ansicht, dass eine Geschichte sich immer um einen Durchschnittstypen oder Loser drehen muss, um einen, der nicht viel drauf hat und erst mühsam alles erlernen muss oder der sich irgendwie anders durchschlägt, und dass alles, was hiervon abweicht, automatisch ein Gary Stu ist. Im Gegenteil, ich halte es für hoch interessant, auch mal einen Menschen als Protgonisten zu haben, der's eben drauf hat und der viele Talente besitzt (solche gibt's halt nun einmal auch), aber dann zu sehen, dass das eben nicht alles ist, dass man trotzdem (oder vielleicht in gewissem Sinne gerade deswegen) versagen, Fehler machen, unglücklich sein kann. Es geht hier in der Story eben nie, nicht einmal, wenn Will sich damit abplagt, die Magie zu erlernen, um das Äußerliche, sondern immer um sein Inneres. Das ist eben nicht die Story eines armen Bauernjungen, der zwar erst einmal nicht kämpfen oder Zaubern kann und das mühsam und durch viele Rückschläge hindurch erlernen muss, der aber direkt von Anfang an ein super Typ und toller Kerl ist, sondern es ist im Gegenteil die Geschichte von jemandem, der von Anfang an ein großartiger Kämpfer ist, der auch gewaltiges magisches Talent und überhaupt einen scharfen Intellekt und ein waches Auge hat, der aber ziemlich unsortiert ist, seine Wünsche gar nicht kennt, weder zu sich noch zu anderen Nähe aufbaut und mit dem Bösen in der Welt, das anderen gar nicht auffallen würde, das seinem wachen Blick aber überall ins Auge springt, nicht umzugehen weiß, womit seine Talente dann vielleicht mehr Segen als Fluch werden. Gary Stu ist was ganz anderes.
    Hm... ja. Die Charaktereigenschaften von Will treten in der Geschichte schon stark hervor. Gerade das Innere hast du ja auch gut hinbekommen. Gary Stu hab ich geschrieben weil Will eben tatsächlich sehr überlegene Fähigkeiten hat, ohne dass genau erklärt wird woher. Er ist ein starker Schwertkämpfer? Warum aber eigentlich? Er hat es sich selbst beigebracht. Ein Wunderkind also, das heißt zwar nicht gleich Gary Stu, geht aber schon mal in diese Richtung. Wäre doch ganz einfach behoben gewesen, wenn es da einen sehr erfahrenen älteren Arenakämpfer gegeben hätte, der ihn in der Kunst des Schwertkampfes unterwiesen hätte. Ich will jetzt nicht sagen, dass ein Charakter eine Fähigkeit fast allein nicht zur Meisterschaft bringen kann, aber in gewissen Aspekten können ihm andere dann doch überlegen sein. Was dann gleich zum nächsten führt ... Dominique... er ist ja (noch) auch nur ein einfacher Bauer, schlägt aber selbst Will (der ja angeblich überdurchschnittlich gut im Schwertkampf ist). Wie geht denn das? Bis zu dem Zeitpunkt bringt es sogar noch nicht mal Unstimmigkeit in die Story. Denn Will hatte gar nicht weiter mit seinem Schwert kämpfen müssen im letzten Jahr (oder zumindest wurde es nicht beschrieben). Es wäre also sogar nicht allzuweit her, dass er verliert, ABER DANN mäht er in Varant einfach mal zahlreiche Nomaden nieder. Die kämpfen vermutlich aber auch sehr oft und würden gar nicht lange überleben, wenn sie nicht kämpfen könnten. Die sollten also schon was drauf haben. Für mich als Leser schließe ich daraus: Die Nomaden sind durchschnittliche starke Kämpfer -> Will ist noch VIEL besser -> und der Bauer Dominque ist noch mal um VIELES VIELES besser. Da stimmt doch was nicht. Ich hab auch nicht einmal gelesen, dass Will irgendwie trainiert. Meistens geht es ja ums Bücher lesen was natürlich seine Bildung voran bringt und seinen Geist trainiert, was bestimmt auch für seine magischen Fähigkeiten gut ist, aber vom körperlichen Training steht da einfach nichts und wenn er ein guter Schwertkämpfer bleiben will, dann ist das wirklich wichtig, weil sonst der Körper ganz einfach abschlafft. Du hast geschrieben, dass mit dem Schwertkampf war eine Vorgabe von PB, aber das heißt ja nicht, dass er das von Anfang an so gut können musste. Hätte ja auch sein können, er hat angefangen wie alle anderen, sein Talent entdeckt und über viele Jahre weiter entwickelt. Aber Will ist in der Geschichte ja noch sehr jung und übertrifft mit seinen Fähigkeiten schon fast alle im Land.
    Was da noch zum Gary Stu passt: Will geht nie wirklich auf andere ein, aber trotzdem mögen ihn viele. Warum eigentlich? Mir kam er jetzt nicht unbedingt sympathisch vor, was zwar nicht viel heißen muss, aber irgendwie müsste doch ersichtlich sein, warum ihn die Leute mögen. Fatima sagt einmal, dass sie diesen fröhlichen Jungen aus Silden vermisse. So richtig bekommt man als Leser aber gar nichts von diesem fröhnlichen Jungen aus Silden mit, weder in seinen Äußerungen noch in seinem Handeln. Wenn dann könnte man beides manchmal als naiv beschreiben, aber fröhlich ist es nun nicht wirklich. Bei Wills Charakter hatte ich auch erwartet, dass er sich mit schlauem Handeln aus Engpässen herausmanövriert, aber entweder er wird von anderen gerettet: Domique, der ihn im Schnee findet und so vermutlich vor dem Erfrieren rettet, Fatima, die dem Sultan erklärt, Will möchte gerne Zaubern lernen, weil er selbst nicht so recht weiß, was er im Moment eigentlich möchte und Mezir, der Will vor dem verdursten in der Wüste und dem Gift des Crawlers rettet. Wenn er von niemand anderem gerettet wird, dann von überraschend auftretenden neuen Fähigkeiten, die sich ganz plötzlich zeigen. Das wäre an sich nicht schlimm, wenn dem Leser denn vermittelt wird warum Will das kann. Wird aber nicht. Er kann es eben einfach. Er hat diese überragenden magischen Fähigkeiten eben einfach so. Klar, muss er auch erst lernen mit ihnen umzugehen, aber er hat ja von Anfang an, wirklich überragende Macht, diese Ausbrüche sind viel zu übermachtig, als dass man als Leser einfach so darüber hinwegesehen könnte.
    Das ist jetzt natürlich sehr viel Kritik und ich weiß nicht, ob das überhaupt etwas bringt, denn ich vermute (eben weil die Story schon so alt ist), dass du es jetzt viel besser kannst. Ich wollte nur einfach veranschaulichen, warum ich das mit dem Gary Stu geschrieben habe. Gary Stu ist nicht unbedingt wer viel und gut kann, sondern der das kann und dem Leser nicht vermittelt wird, warum das eigentlich so ist. Die Innenansichten von Will sind dagegen wirklich glaubhaft und auch, dass er eine Entwicklung macht ist gegeben.
    Ja gut, da dürftest du bei mir tatsächlich eher falsch sein, da kann ich jetzt auch nicht unbedingt behaupten, dass du mit einer anderen Story von mir viel besser beraten wärst. So was kümmert mich einfach nicht groß. Sicher auch, weil ich selbst dazu recht unfähig bin: Ich ruhe so fest in meinem primären Lebensgefühl und räume Sekundärgefühlen und Befindlichkeiten so wenig Platz ein, da lässt mich auf der Ebene meist relativ kalt, was nun gerade irgendwelchen fiktiven Figuren passiert, dieser ganze Kram von wegen "mitfiebern", "mich mit irgendwem identifizieren", "dem Alltag entfliehen" oder wie entsprechende Gemeinplätze lauten, ist nichts, womit ich viel anfangen könnte.
    Wie machst du das? Wenn bei mir ein Charakter stirbt, dann nimmt mich das meistens fast genauso mit, wie wenn ein Familienmitglied stirbt. Als würde ein Teil von mir selbst sterben. Das kann mitunter sehr belastend sein. Bei gewissen Liedern hab ich Trigger, die mich dann sofort runterziehen, weil ich an sehr negative Begebenheiten von Charakteren denke, ganz automatisch. Heißt jetzt aber nicht, dass es immer schlecht ist, andersrum funktioniert es ja auch, wenn ich an schöne Dinge "erinnert" werde. Trotzdem wäre es vielleicht ganz praktisch gerade die negativen Dinge ausblenden zu können, wenn ich sie nicht gerade brauche, um eine Story zu schreiben.


    Ist es z.B. wichtig, ob Scheherazade den älteren Sohn des Sultans töten und am Ende ihren eigenen auf den Thron setzen kann?
    Naja, das sagt etwas zu ihrem Charakter aus.
    Tausend Jahre später sind die so oder so alle tot und kein Hahn kräht danach.
    Ja, global gesehen ist das so. So gesehen ist sowieso alles schnurz, weil alles mal irgendwann stirbt.
    Voldemort ist halt der fiese Böse, was juckt der mich?
    Nun, aber gerade in den späteren Büchern wurde doch auch erklärt, warum der so geworden ist. Also der Weg zu seinem Selbst wurde dann doch auch erklärt.


    Hm... nun alles in allem kann ich deinem Absatz entnehmen, dass dich manche Charaktere einfach mehr interessieren als andere. Manche möchten sich aber vielleicht gerne mit Voldemort oder Arya, oder wen auch immer auseinandersetzen. Das heißt ja nicht gleich, dass die von Grund auf uninteressant sind. Ich denke, da gibt es ganz einfach unterschiedliche Präferenzen.


    Ich muss jetzt noch mal nachfragen: Hast du die Story jetzt eigentlich zu Ende gelesen oder folgt da noch ein dritter Kommentar?
    Nein, ist durch. ^^
    Tut mir Leid, dass ich zu dem Ende nicht noch was geschrieben habe ... hm... kann ich ja jetzt noch nachholen.
    Also Mezir fand ich als Charakter schon irgendwie wunderlich (im lustigen Sinne). Hat zwar Spaß gemacht über ihn zu lesen, aber da Will sich ja auch mit ihm nicht intensiver außeinandersetzt, bleibt auch der Charakter zum großen Teil im Dunkeln. Hier fand aber auch gut, dass du geschrieben hast, warum das so ist, eben weil Will nicht möchte, dass Mezir nachfragt.
    Etwas merkwürdig fand ich Wills Schluss warum die Frauen jetzt alle gegen ihn wären. Marie kann doch nichts dafür, dass er nicht zurückkam. Er hat doch erst ewig, bis kurz vor seinem Weggehen gewartet, bis er eine Beziehung mit ihr anfängt und ist dann abgehauen. Wieso gibt er ihr dann die Schuld, dass sie sich lange Jahre nach seinem Fernbleiben jemand anderen nimmt? In dem Moment hätte er sich ja immer noch für sie entscheiden können und zurück nach Silden gehen können. Die Vision zeigte ja die Zukunft, oder? Hier hätte ich mir gewünscht, das hättest du noch näher beleuchtet, gerade weil Marie ihm ja mal so viel bedeutet hat. Das mit Fatima war auch nicht ganz klar. ER war doch bekifft. Was kann sie da jetzt dafür? Wenn er so schlau ist, hätte er doch von selbst drauf kommen können, dass es sich um Drogen handelt. Das mit Scheherazade war dagegen sehr klar und verständlich, allerdings auch etwas merkwürdig, wie ein angeblich so intelligenter Mann aufgrund einer Person gleich auf alle Frauen schließt. Kam mir alles sehr wie "beleidigter Mann" vor, der allen anderen die Schuld gibt, weil er selbst etwas nicht auf die Reihe bekommen hat. Ich vermute zwar, dass sich dieses Verhalten aus den Grundcharakterzügen von Will herausbildet, hätte es aber gerne noch mal ganz genau gewusst.
    Wills Wunsch den Stab des ewigen Wanderers zu finden, fand ich jetzt eigentlich naheliegend. Wenn man schon weiß wo sich dieses heilige Artefakt befindet, warum dann nicht hingehen? Sicher Mezir erklärt ausdrücklich, warum man es nicht tun sollte, andererseits ist Will ein junger, sehr von sich selbst überzeugter Mann, der gerade psychisch instabil ist und jetzt selbst Macht erlangen möchte. Ergibt absolut Sinn.
    Die Szene mit den Tempelwächtern fand ich dann wieder etwas merkwürdig. Warum tötet er die alle mit dem Schwert bzw. den Schwertern, wenn er sie doch auch einfach mit Magie hätte töten können? Immerhin hat er die vielen Nomaden damals auch einfach mit seiner Magie umgebracht und jetzt war er ja noch viel mächtiger. Hm... aber dann wäre es vermutlich langweilig gewesen. Den letzten Absatz vom Kapitel "Dunkelheit" fand ich sehr schön geschrieben. Hat sehr viel Spaß gemacht und würde ich schon als hohe Schriftkunst bezeichnen. Sehr bildlich, nachvollziehbar und fast schon lyrisch, aber dennoch perfekt in die Geschichte eingewoben.
    Dass Will mal Zuben wird war jetzt nicht übermäßig überraschend. Erste Anzeichen dafür hast du ja schon in Geldern durchblicken lassen. Die Art wie Will über die Feuermagier und ihre Religon denkt ist da bezeichnend und ... es kann natürlich eine falsche Erinnerung sein, aber mir war so, als hätten sich Zuben und Xardas wirklich mal getroffen und darauf hättest du mit dem Absatz in der Bibliothek bezug genommen. Stand vielleicht mal in irgendeinem Buch, oder hatte Xardas dem Helden mal erzählt? Hm... keine Ahnung, vielleicht nur ein Trugschluss.
    Zurück zum Thema: War also schnell klar, dass Will kein Feuermagier werden würde. Nächste Anahltspunkte waren, wie er über Beliar sprach, als es um Götter und die Magie ging. Renwik hatte da ja schon bemerkt, dass sein Gerede blasphemisch sei, Will aber weiterhin sympathien zum "Beliar Weg" zeigte. Nun, natürlich hätte er trotzdem auch den Adanos Weg gehen können, aber ich begann deswegen zu grübeln was es denn für Beliarmagier in Gothic gab. Zuben kam mir zuerst in den Sinn, weil er so mächtig ist und ich deswegen noch seinen Namen wusste, aber war nur eine Ahnung, hätte ja auch irgendwer anders sein können oder halt einfach nicht weiter in Gothic vorkommen können. Dann kam er nach Varant und es wurde schnell klar, dass er mit den Wassermagieren, gelinde gesagt, auch nicht viel zu tun haben wollte. Blieb also nur die Beliar Magie und als das dann mit dem Stab des ewigen Wanderers kam war es offensichtlich, deswegen hat es mich dann vermutlich nicht ganz so vom Hocker gerissen, wie es beabsichtigt war. Den Weg von Will zu Zuben hast du aber sehr schön beschrieben. Es ist absolut nachvollziehbar.

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Schön, mal wieder einen unerwarteten Kommentar zu einer alten Geschichte zu bekommen, oder? Ich muss sagen, ich war mir nicht sicher, ob ich dir eine persönliche Nachricht senden sollte, eben weil die Geschichte schon etwas älter ist. Anfangs hatte ich das beim kommentieren immer noch gemacht, dann aber schnell mitbekommen, dass das hier eher nicht so üblich ist. Weiß nicht, ob es aufdringlich wirkt, so nach dem Motto: "Ey, ich hab deine Geschichte kommentiert, sieh es dir an!"
    Bei Websiten, die auch richtig für Geschichten gemacht wurden, bekommt man ja immer automatisch eine Nachricht, wenn jemand kommentiert hat. Weiß nicht, ob das hier irgendwie auch geht.
    Also ich teile das Leuten ganz selten mal per PN mit, aber dann sind das entweder Leute, die nicht ständig hier sind und so gut wie nie reinschauen, oder ganz neue Leute, bei denen ich das Gefühl habe, dass das mit dem Kommentarthread noch nicht so durchschaut haben.

    Das Forum bietet im Prinzip ja die Funktion, Threads zu abonnieren und dann eine E-Mail-Benachrichtigung bei neuen Posts in diesem Thread zu bekommen. Man könnte dann also den jweils aktuellen Kommentarthread abonnieren, aber da bekommt man dann natürlich bei allen Posts eine Benachrichtigung, egal, ob sie sich um die eigene Story drehen oder nicht. Wenn man jetzt hier die Unsitte praktizieren würde, Kommentare direkt in den jeweiligen Storythread zu posten, dann würde das natürlich hinhauen, wenn man dann eben den eigenen Storythread abonniert - aber sowas machen wir hier natürlich aus gutem Grund nicht.

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    ------------------------------------------------------------------------------
    Ein Kommentar zum dreizehnten Abschnitt von Eispfötchens „Eine Sommergeschichte“.

    Ich finde das Kapitel direkt zu Beginn ziemlich interessant, weil die Begegnung mit Ur-Shak doch recht bedeutsam ist. Und zwar bedeutsam in dem Sinne, dass jetzt mal wirklich diskutiert wird, wie man sich als Menschen denn gegenüber Orks allgemein zu verhalten hat. Und natürlich auch, wie die Orks sich gegenüber einem Menschen zu verhalten hat, der mal ein ganzes Dorf von ihnen abgeschlachtet hat (offenbar hilft es, dass die Klaue Beliars eine ähnliche „Standartenwirkung“ entfaltet wie seinerzeit das Ulu-Mulu). Von den menschlichen Gefährten ist der Held, wohl wegen seiner freundschaftlichen Beziehung zu Ur-Shak, an der Stelle dann am besonnensten. Allerdings bemerkt man da bei ihm auch ein klares Freund-Feind-Denken, denn feindliche Orks hat er bisher ja nur als „Schlachtvieh“ wahrgenommen oder zumindest diesen Eindruck erweckt. Hier ist er dann also auch ein bisschen unerwartet milde und verständnisvoll – und setzt sich damit auch in Widerspruch zu den Freunden, wobei ja vor allem Gorn es nicht fassen kann, dass er da irgendwelche Orks wie Freunde behandelt. Das ist wirklich ein interessantes Thema.

    Auch das Geschehen im Sumpflager gefiel mir ganz gut. Da kommen ja auch wieder die einzelnen Charaktere mit ihren Eigenarten bzw. Marotten sehr gut zur Geltung: Der Held und Gorn veranstalten ein Herr-der-Ringe-mäßiges „Wer schlachtet mehr ab?“, Diego sucht nach Wertsachen, Lester sammelt Sumpfkraut und Milten gibt den Verantwortungsvollen, indem er ihrer eigentlichen Aufgabe nachgeht. Das ist eine schöne Aufteilung. Ein bisschen Nostalgie ist auch dabei, wobei ich sogar finde, dass man das hier – zum Beispiel mit der ein oder anderen Anekdote von Lester – noch deutlich mehr hätte ausreizen können. Aber so, wie sie jetzt ist, ist die Szene ja auch ganz launig.

    Ohne weiter etwas zu sagen lief der Held ohne eine Waffe gezogen zu haben auf die Orks zu.
    Dieser Satz ist eindeutig überfrachtet mit dem Vorspann „ohne weiter etwas zu sagen“ und dem zusätzlichen gestelzten Einschub „ohne eine Waffe gezogen zu haben“. Ich glaube aber, man kann den Satz durch Umformulieren recht einfach retten. Eine Variante, die mir eingefallen ist: „Ohne weiter etwas zu sagen und ohne seine Waffe zu ziehen lief der Held auf die Orks zu.“ Aber vielleicht fällt dir auch noch was Besseres ein.

    Auf der anderen Seite sprangen sie vom Stamm herunter und waren erstaunt von den Veränderungen der einstmals vertrauten Umgebung.
    Hm, „erstaunt von“ klingt ein bisschen schief, man ist ja eher erstaunt „über“ etwas.

    „Wirklich Diego, reicht es nicht, dass er fast deine gesamte Habe mit sich herumschleppt?“ fragte Milten anklagend.
    Dieser Satz ist ja insbesondere innerhalb dieser Story witzig. Wäre „fast deine gesamte Habe“ in anderen Zusammenhängen eine bewusste Übertreibung, so stimmt es hier ja einfach.

    Insgesamt habe ich inhaltlich an diesem Kapitel also nichts zu bemängeln, ich finde, es „verarbeitet“ die typischen Themen dieser Story recht gut: Den Konflikt Menschen gegen Orks, eine gewisse Gothic-Nostalgie, die verschiedenen Charaktere in der Freundetruppe. Lies sich so also ganz launig lesen.

    Die Fehlerliste (sie ist deutlich zu lang):
    über den damals eine Brücke zum Orkdorf führte
    geführt hatte
    Davor spielte sich dramatisches ab.
    Da würde ich „Dramatisches“ wohl groß schreiben
    Der Held fand, dass er dem Ork etwas schuldete, immerhin hatte er ihm gesagt wie man ein Ulu-Mulu anfertigte und er hatte seinem Freund damit nur Kummer bereitet.
    gesagt, wie; und ein Komma nach „anfertigte“ würde ich auch setzen
    Hier nimm erst mal die
    Hier, nimm
    Das ist Ur-Shak, er war es, der mir damals erzählte wie der Schläfer in unsere Welt gerufen wurde und er war es auch, der mir sagte wie ich in den Tempel komme.
    erzählte, wie; und ein Komma nach „wurde“ würde ich auch setzen
    der mir sagte wie ich in den Tempel komme.
    sagte, wie
    Ich dachte du wüsstest das von Xardas …
    dachte, du
    um zu überlegen was er darauf erwidern sollte
    überlegen, was
    Sie verließen gerade das Orkgebiet durch den schmalen Durchgang den der Gardist Pacho früher bewachte.
    bewacht hatte
    Ich denke, die Orks hier im Mienental sehen den Dienst an Beliar als bloßes Mittel zum Zweck.
    Der Minental-Fehler … again!
    Dass du einen Kampf mit Orks scheust ist ja ganz was neues
    scheust, ist; und „Neues“ groß
    Wenn wir in den Schläfer Tempel gehen
    Am besten: Schläfertempel; so hattest du es vorher nämlich auch einmal geschrieben
    und konnte es im ersten Moment gar nicht fassen wie er das alles unter einen Hut bekommen hatte.
    fassen, wie
    „He, hat einer eine Ahnung wie wir da rüber kommen sollen?“
    Ahnung, wie
    Wenn nicht schaffen wir uns eins
    nicht, schaffen
    Wo früher überall Bäume standen war jetzt eine weite offene Fläche wo frisches Gras wuchs.
    standen, war; und ein Komma nach „Fläche“ wäre sicherlich auch nicht falsch
    Sämtliche Bäume waren wohl für die Palisade gefällt wurden
    worden
    Der Wall verhinderte, dass viele Samen hierhergewagt wurden.
    Tja, hm … „hergewagt“?!
    Sie versuchten nicht unnötig in einen Kampf zu geraten
    versuchten, nicht
    Wenn du jetzt auf große Wertsachen hoffst muss ich dich enttäuschen.
    hoffst, muss
    außer das was sie bei sich trugen.
    das, was
    Diego willst du jetzt wirklich das ganze Lager ausräumen?
    Diego, willst
    „Es dauert vermutlich ein Jahrhundert bis du das aufgeraucht hast“
    Jahrhundert, bis
    er sich offenbar nichts Schlimmeres vorstellen konnte, als das all seine Mühen umsonst waren
    als dass
    Es dauerte Stunden bis sie alle Pflanzen zusammengerafft hatten und als es endlich vollbracht war, glaubte der Held kein Sumpfkraut mehr sehen zu können.
    Stunden, bis; und nach dem „hatten“ hätte ich auch ein Komma gesetzt; und dann noch eins nach „Held“
    Auf dem Weg aus dem Sumpf kamen sie an Milten vorbei, der vor sich hingedöst hatte und gingen dann zu dritt los um Gorn und Diego zu suchen.
    Bei so etwas bin ich mir immer sehr unsicher, ich aber jedenfalls hätte „der vor sich hin gedöst hatte“ geschrieben … glaube ich? Und nach „hatte“ würde ich ein Komma setzen.
    „He, ich hab ihn überredet immerhin einiges von dem Zeug, das er gefunden hat zurückzulassen“, mischte sich Gorn ein.
    überredet, immerhin; hat, zurückzulassen
    wenn wir verletzt sind könnt ihr nicht darauf zählen
    sind, könnt
    ------------------------------------------------------------------------------

  17. Beiträge anzeigen #237
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Ich finde das Kapitel direkt zu Beginn ziemlich interessant, weil die Begegnung mit Ur-Shak doch recht bedeutsam ist. Und zwar bedeutsam in dem Sinne, dass jetzt mal wirklich diskutiert wird, wie man sich als Menschen denn gegenüber Orks allgemein zu verhalten hat. Und natürlich auch, wie die Orks sich gegenüber einem Menschen zu verhalten hat, der mal ein ganzes Dorf von ihnen abgeschlachtet hat (offenbar hilft es, dass die Klaue Beliars eine ähnliche „Standartenwirkung“ entfaltet wie seinerzeit das Ulu-Mulu). Von den menschlichen Gefährten ist der Held, wohl wegen seiner freundschaftlichen Beziehung zu Ur-Shak, an der Stelle dann am besonnensten. Allerdings bemerkt man da bei ihm auch ein klares Freund-Feind-Denken, denn feindliche Orks hat er bisher ja nur als „Schlachtvieh“ wahrgenommen oder zumindest diesen Eindruck erweckt. Hier ist er dann also auch ein bisschen unerwartet milde und verständnisvoll – und setzt sich damit auch in Widerspruch zu den Freunden, wobei ja vor allem Gorn es nicht fassen kann, dass er da irgendwelche Orks wie Freunde behandelt. Das ist wirklich ein interessantes Thema.
    Das mit den Orks interessiert dich brennend, oder?
    Ist nur leider kein Hauptaugenmerk der Geschichte. Geht ja eher um den Helden und seine Kumpels die kleine Abenteuer erleben und ich weiß wirklich nicht, ob es gerade in der Welt von Gothic viele Leute gibt, die sich mit Ethik befassen. Vielleicht die Magier und die Leute, die noch sowas wie einen geregelten Alltag kennen. Die meisten anderen sind vermutlich durch ein Leben voller Auseinandersetzung derart verroht, dass sie sehr "tolerante" ethische und moralische Vorstellungen haben.
    Was die Klaue angeht ... eine Standarte ist das nicht, aber Respekt oder vielleicht auch einfach nur Angst flößt sie eben doch ein, wenn man weiß, dass durch die einige Drachen und viele Orkbrüder gestorben sind.
    Unerwartet milde und verständnisvoll? Ur-Shak ist immerhin ein alter Bekannter und schon damals war ja ein klarer Unterschied zwischen ihm und den anderen Orks, weil er ihn noch brauchte. Und im Moment würde es doch auch keinen Grund geben Ur-Shak zu schaden. Vielleicht auch wirklich, dass er tatsächlich anfängt darüber nachzudenken was er da eigentlich angerichtet hat.

    Und wie immer vielen Dank für deine Rechtschreib- und Grammatiküberprüfung.

  18. Beiträge anzeigen #238
    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Kochkunst von John Irenicus

    Für den Anfang hätte ich mir gewünscht, dass es einen Hinweis gegeben hätte, wo und wann man sich befindet.
    Das wo, kann man sich dann irgendwann denken, vermutlich irgendwo im oberen Viertel von Khorinis, wo genau bleibt im Dunkeln. Das Wann erschließt sich erst nach und nach, oder der Leser geht einfach davon aus, dass es vor dem Einwurf in die Barriere stattfand. Alle Zweifel hätten leicht beiseite geräumt werden können, mit nur einer kleinen Änderung: „Ja, (der junge) Snaf hatte es mal wieder geschafft."
    Zur Geschichte an sich: Sehr interessant, dass Snafs Gekoches tatsächlich mal jemandem geschmeckt hat. Er war wohl ein großer Meisterkoch, bevor er so tief stürzte und das auch einfach nur wegen Pech. Jedenfalls gehe ich wegen dem Feuer einfach mal davon aus… Aber vielleicht wurde es auch von Neidern gelegt? Hm...
    Dann der erste Fall zum Aushilfskoch bei der Miliz. Erst kürzlich hab ich erfahren, dass es heute auch nicht anders ist. Das SOLL gar nicht unbedingt schmecken. Hauptsache es wird nach Vorschrift gekocht. Viel Wahres an deiner Geschichte dran.
    Snafs Charakter hast du schnell dargestellt: Fühlt sich zu höherem Bestimmt, sehr selbstbewusst, aber auch naiv und vom Pech verfolgt. Eine ungünstige Kombination.
    Jerome fällt gleich als schleimiger Blender auf. Das mit diesem Einkaufsgutschein … *kopfschüttel*, also es passt gut, aber das ist einfach so hinterhältig. Weiß zwar nicht, ob der König das so angeordnet hat, aber wenn nicht, dann eine seiner Hofschranzen. Hauptsache das Volk übers Ohr hauen und es sich gut gehen lassen.
    Die Einkaufszene ist toll beschrieben. Wie Snaf da händeringend versucht gute Zutaten zu bekommen, das war schon irgendwie lustig. Gab es damals auch schon Nahrungsmittelknappheit auf Khorinis? Kann mir gar nicht vorstellen, dass es so schwer ist. Ja, Kühlschränke gab es selbstredend noch nicht, aber was spricht denn dagegen direkt zum Jäger oder Fischer zu gehen und sich die Ware da frisch zu holen? Das hat mich etwas verwundert, aber sonst wäre es ja langweilig. Dass Zuben sich diesen Einkaufsgutschein nicht unterjubeln lässt und misstrauisch ist, fand ich sehr passend. Der ist eben nicht auf den Kopf gefallen, während Baltram ja wohl eher etwas einfach gestrickt ist.
    Das verstreuen des Tränenpfeffers und die leeren Klappmuscheln warenwieder ein wunderbarer Beleg für das Pech von Snaf. Sehr schön in die Geschichte „eingestreut“
    Die Szene mit den Fleischwanzen … auch wenn Snaf sehr von sich überzeugt ist und seine Meisterkreation testen will, das ist schon gewagt … ich kann natürlich nachvollziehen, er ist verzweifelt… dennoch, was hat ihn denn geritten? Naivität und totale Selbstüberschätzung vermute ich mal.
    Der Gag mit dem Einkaufsgutschein kommt auch immer wieder. Schon fast etwas traurig, wie die Wachen Snaf denn nicht endlich aufklären. Vermutlich ist ihnen das verboten.
    Der Einzug mit Jerome im Gebüsch hat mich etwas aus der Spannung gerissen. Es ging ja gerade um die heiße Phase, wie Snafs Meisterwerk ankommen würde und dann dieser Einschub, der so gar nichts mit Kochen zu tun hat. Fand ich überflüssig, aber er ist eben da …
    Richtig interessant dagegen wurde es ja dann erwartungsgemäß, als Snaf auf den König zuging. Die Szene hast du wunderbar beschrieben, wie er alles um sich herum ausblendet und nur noch an sein Meisterwerk und seinen kommenden Erfolg denkt. Hat gewirkt wie im Film. Und dann das üble Erwachen. Es musste ja so kommen.
    Wirklich sehr gut umgesetzt. So in der Art könnte es wirklich gewesen sein.

    Beim letzten Kapitel hat mich gewundert, dass der Held einen Auftrag einfach so abgewiesen hat.

    Die Geschichte hat mir gut gefallen. Kurz aber unterhaltsam und ohne Längen. Den Sprachstil der Charaktere fand ich passend. Snaf hast du wirklich sehr nachvollziehbar beleuchtet. Ein Mysterium weniger.

  19. Beiträge anzeigen #239
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
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    Jünger des Xardas ist offline
    Zitat Zitat von Eispfötchen Beitrag anzeigen
    Schön, mal wieder einen unerwarteten Kommentar zu einer alten Geschichte zu bekommen, oder? Ich muss sagen, ich war mir nicht sicher, ob ich dir eine persönliche Nachricht senden sollte, eben weil die Geschichte schon etwas älter ist. Anfangs hatte ich das beim kommentieren immer noch gemacht, dann aber schnell mitbekommen, dass das hier eher nicht so üblich ist. Weiß nicht, ob es aufdringlich wirkt, so nach dem Motto: "Ey, ich hab deine Geschichte kommentiert, sieh es dir an!"
    Bei Websiten, die auch richtig für Geschichten gemacht wurden, bekommt man ja immer automatisch eine Nachricht, wenn jemand kommentiert hat. Weiß nicht, ob das hier irgendwie auch geht.
    Hat John ja jetzt im Prinzip schon beantwortet. Ich selber würde wohl erst mal keine PN schreiben - wie du sagst, da käme ich mir vielleicht etwas aufdringlich vor - und abwarten. Wenn derjenige generell selten hier reinschaute oder nach längerer Zeit noch nicht auf den Kommentar reagiert hätte, würde ich ihn vielleicht mal ansprechen. Aber umgekehrt hätte ich kein Problem damit, wenn mir jemand gleich eine Hinweis-PN schreiben würde. Ist aber bei mir auch kaum nötig, denke ich. Ich rechne zwar nicht täglich mit einem neuen Kommentar, aber ich schaue schon ab und zu durch den Kommentarthread und sollte dann meistens schon drauf stoßen, wenn doch mal jemand was von mir kommentiert hat.
    Stimmt, es muss nicht immer spannend sein. Gerade bei dieser Geschichte hab ich es auch sehr genossen, einfach nur zu lesen um des lesens willen, gerade weil deine Sätze so schön sind. Umso beachtlicher, wenn du sagst, dass du diese Geschichte mit 14 geschrieben hast.
    Nee, nicht die ganze Geschichte. Das bezog sich auf den Anfang. Wenn du dir mal die Daten der Posts anschaust (und ich habe die Kapitel immer recht zeitnah nach dem Schreiben gepostet), wirst du feststellen, dass da teils große Abstände zwischen lagen. Als ich die Geschichte anfing, war ich 15 (doch nicht 14, gerade noch mal nachgeschaut), aber beendet habe ich sie mit 19. Merkt man, denke ich, teils auch. Schon an ganz äußerlichen Sachen (in den ersten Posts mache ich z.B. noch keinen Absatz, wenn jemand Neues spricht), aber eben auch am Stil oder den Klischees: Der Anfang in Silden ist schon enorm klischeehaft; später am Sultanshof nutze ich zwar auch diverse Klischees, aber nicht mehr unbedingt, weil ich mir das anders gar nicht denken kann, sondern schon recht bewusst und absichtlich und sie sind nicht mehr gar so ernst gemeint wie am Anfang der Geschichte, wo ich Marie Will noch das Medaillon ihrer Mutter (von wem sonst?) geben lasse oder erwähne, dass Wills Vater von einem Paladin getötet wurde (was den Hass auf die Innoskirche nachvollziehbarer machen sollte, aber auch ziemlich billig ist und ja auch nie wieder aufgegriffen wird). Aber auch 19 ist natürlich jetzt schon eine Weile zurück. Also klar, heute würde ich vieles anders schreiben. Und ich hoffe doch, besser.
    Lächerlich, ja das ist genau das richtige Wort. Hm ... ja, tatsächlich macht es ja auch Spaß mit so einer unvollständigen Welt zu hantieren. Vielleicht war mir das Gothic Feeling zu wichtig. Deine Geschichte passt ja so wie sie ist sehr gut und hat natürlich auch Bezüge zur Gothic Welt. Ich bin wohl einfach mit falschen Erwartungen heran gegangen und das macht viel aus, so eine Erwartungshaltung ... Zum anderen habe ich vielleicht noch nicht genügend Geschichten hier im Forum gelesen, um einschätzen zu können wie viel Gothic Bezug die Geschichten für gewöhnlich haben. Ich muss sagen, mir sind auch schon einige (mitunter gute) Geschichten untergekommen, die mir zwar gefallen haben, ich mich aber schon gefragt habe, wo das jetzt was mit Gothic zu tun hat.
    Einerseits hast du Recht: Ich denke, du hast einfach noch nicht genug im Forum gelesen, um da so richtig einen Überblick zu haben, wie viel Gothic in einer Geschichte hier so gang und gäbe ist. Wenn du Werke wie Johns Irrelevanzen oder Laidos Wracks oder Durch einen Spiegel ein dunkles Bild von El Toro oder von Ewek der Graf von Sulden lesen würdest (allesamt Storys, die ich dir auf jeden Fall ans Herz legen kann, übrigens), dann wirst du feststellen, dass meine Storys doch vergleichsweise dicht an Gothic bleiben und wirst sicherlich den genannten Storys von El Toro oder Ewek viel eher bescheiden, dass sie auch gut in einer beliebigen anderen Fantasywelt spielen könnten, als jetzt meiner (während du bei den beiden genannten Storys von John oder Laido wahrscheinlich sowieso völlig geflasht sein und wohl selbst mit ganz viel Wohlwollen nicht viel Gothic finden wirst [Bild: 5gmaIahCNSmIlJ1Ekrotes_grinsen.gif]) Aber selbst wenn du jetzt mal an manche Geschichten denkst, die du schon gelesen hast, z.B. beim letzten Storywettbewerb Heilung oder so, wirst du wohl konstatieren müssen, dass hier der Gothicbezug nicht immer sonderlich groß und dass mein Geschreibe da noch vergleichsweise bodenständig und dicht am Original ist.
    Andererseits aber ist das doch gar nicht wichtig. Es ist ja nicht die Norm im Forum, die bestimmt, was du nun gut zu finden oder kritisch zu sehen hast oder so. Wenn du persönlich dir bei einer Gothicfanfiction mehr Gothicfeeling wünschst, ist das ja völlig in Ordnung (und ja auch durchaus nachvollziehbar), und der Wunsch wird ja jetzt nicht weniger legitim dadurch, dass nicht nur eine Story nicht viel Gothicfeeling hat, sondern dass das alle so machen.

    Und übrigens finde ich, dass es auch nette Storys ergeben kann, wenn man sich direkter an die Spielwelt hält. Aber ab einem gewissen Grade kann ich das dann nur noch ganz ernst nehmen, wenn es dann eben wirklich als Spielwelt präseniert wird. So was gibt's ja hier durchaus auch: Meinetwegen eine Story, wo jemand beim Gothicspielen in das Spiel gesaugt wird und sich plötzlich ingame zurechtfinden muss. Da ist es dann ja völlig okay, dass die Welt nicht realistisch ist oder in der Wirklichkeit niemals überlebensfähig wäre oder so, weil es eben tatsächlich eine Spielwelt ist. Genauso kann eine Story diese Spielmechaniken ja nehmen, um das irgendwie humorig oder satirisch zu verarbeiten. So was macht John ja z.B. in Sein größter Kampf, wo eben auch auf die Schippe genommen wird, dass der Held alle möglichen bekloppten Quests macht oder es keine Frauen gibt. Aber bei einer ernsten Story, die die Gothicwelt als wirkliche Welt behandelt, erwarte ich dann irgendwie schon, dass es z.B. nicht drei Klimazonen auf dem Gebiet einer Kleinstadt gibt, sondern dass der Kontinent Midland viel größer dargestellt wird oder so was.
    Andere Sklaven und Arenakämpfer hätten ihm den Schwertkampf beibringen können. So ganz allein, das würde ich mir so vorstellen, der Junge nimmt ein Schwert in die Hand und übt dann selbst wie er da hauen und stechen und parrieren soll. Zumindest die Grundlagen lernt doch eigentlich jeder von irgendwem, oder? Und selbst wenn nicht, gibt es doch immer noch etwas was man von anderen lernen kann, um Feinheiten zu verbessern.
    Na ja, es geht ja nicht darum, dass Will nie mit irgendjemandem trainiert oder sich nicht vielleicht auch von seinen Gegnern beim Kämpfen etwas abgeguckt hat (eben das ist ja vielmehr eine Stärke von ihm; so kommt er ja durch Dominique letztlich auf den Kampf mit zwei Schwertern). Aber er hatte halt keinen direkten Kampflehrer, sondern hat halt irgendwann angefangen, selber zu kämpfen, sicher auch oft genug auf die Fresse bekommen erst mal, aber sich mit der Zeit eben verfeinert.
    Aber ich hatte zumindest den Eindruck, dass Will genau das vorhat. Wie oberflächlich oder auch nicht man die Welt dabei sieht ... nun, ich dachte zumindest nicht, dass sich Will mit dieser Frage auseinandersetzt. Gerade die ersten Kapitel hatten ja so eine abenteuerliche Aufbruchsstimmung von ihm vermittelt. Abenteuerlust, ohne das er sich groß darüber Gedanken gemacht hätte, wie er nun genau die Welt am besten kennen lernt.
    Da hast du auch völlig Recht. Sagte ich ja auch, dass das erst mal allgemeine Ausführungen, nicht Wills bewusste Gedanken oder Begründungen sind. Ja, erst mal hat er einfach Abenteuerlust oder ein unbestimmtes Gefühl, aus Silden raus zu wollen, ohne genau zu wissen, was genau er vorhat. Aber eben deswegen kann ja das Erstbeste, was ihm begegnet, ihn schon von seinem Weg abbringen. Geldern ist eine große, reiche Stadt, da gibt es für jemanden aus so einem Kuhkaff viel zu sehen. Und mit dem Lesen und dann der Magie hat er erst mal ein konkretes Ziel vor Augen und daher keinen Grund, unmittelbar weiterzuziehen.
    Hm... so wie du das jetzt erklärst, verstehe ich auch, warum du das so gemacht hast. Will interessiert sich also einfach nicht für die anderen Leute ... hm... interessant.
    Ich würde vielleicht nicht einfach sagen, dass er sich für andere gar nicht interessiert. Das wäre zu simpel. Ihm liegt schon etwas an seinem Freund Tom, er fühlt tatsächlich etwas für Marie, ihm sind auch andere Leute nicht einfach egal, im Gegenteil, er hat ja auch durchaus so was wie moralisches oder soziales Empfinden, selbst ganz Fremden gegenüber, ist etwa entrüstet, wenn da einfach eine Hexe verbrannt werden soll. Also er ist nicht einfach kalt und völlig desinteressiert. Aber wirkliche echte Nähe baut er eben nie zu jemandem auf, obwohl er genug Möglichkeiten hätte. Er bleibt verschlossen gegenüber jemandem wie Mezir oder teilweise auch schon Fatima und er läfut immer wieder vor Leuten davon, die ihm irgendwie nahe sind, anstatt dieses Angebot zur Nähe zu nutzen und die jeweilige Beziehung zu vertiefen. Ich meine, er kommt frisch mit seiner ersten großen Liebe zusammen, könnte das jetzt eigentlich genießen, haut aber ab. Er trifft später ein anderes nettes Mädel und hätte ja vielleicht auch anfangen können, deren Liebe zu erwidern (Marie hatte er ja, wenn er sich das auch nicht bewusst gemacht hatte, eigentlich schon lange verlassen, nur noch wenig an sie gedacht, und wohl auch gar nicht mehr wirklich vor, je zu ihr zurückzukehren), macht da aber wieder nichts draus. Usw. Aus dieser mangelnden Nähe zu anderen resultiert natürlich auch mangelnde Nähe zu sich selbst (denn ohne Du kann eben niemand ein Ich entwickeln), was dann ja auch sein Untergang ist. Ich denke, er hat etwas narzisstisches. Nicht in dem Sinne, wie man das im Alltag gerne oberflächlich und verkürzt verwendet: Er findet sich nicht super toll und ist nicht in sein eigenes Spiegelbild verliebt oder so. Aber zwischen ihm und anderen ist eine Art Barriere. Er kann zu anderen keine wirkliche Nähe aufbauen. Und am Ende ist er eben immer ganz auf sich selbst und auf seine Pläne fixiert, etwa die Welt zu sehen oder die Magie zu erlernen, und dabei bleiben andere, auch die, die ihm irgendwie wichtig sind, dann einfach auf der Strecke, werden zurückgelassen, ohne dass sie groß nach ihren Gefühlen gefragt werden oder so.
    Hm... ja. Die Charaktereigenschaften von Will treten in der Geschichte schon stark hervor. Gerade das Innere hast du ja auch gut hinbekommen. Gary Stu hab ich geschrieben weil Will eben tatsächlich sehr überlegene Fähigkeiten hat, ohne dass genau erklärt wird woher. Er ist ein starker Schwertkämpfer? Warum aber eigentlich? Er hat es sich selbst beigebracht. Ein Wunderkind also, das heißt zwar nicht gleich Gary Stu, geht aber schon mal in diese Richtung. Wäre doch ganz einfach behoben gewesen, wenn es da einen sehr erfahrenen älteren Arenakämpfer gegeben hätte, der ihn in der Kunst des Schwertkampfes unterwiesen hätte. Na ja, hätte man machen können. Meine Gründe habe ich ja schon genannt: Ich war eben nicht der Meinung, dass Sklavenjungs in Silden groß Zugang zu einer Kampfausbildung erhalten, und es sollte auch nachvollziehbarer sein, dass er später allein einen ganz eigenen Kampfstil entwickelt. Zu deinem Vorschlag könnte ich noch hinzufügen, dass ich ja nicht groß seine Vergangenheit in Silden beschreiben, sondern ihn sogleich da raus haben wollte (aber das wurde auch in anderen Aspekten schon kritisiert, Ronsen etwa, meine ich, hatte sich damals beklagt, dass er einfach so mit Marie zusammenkommt; was da all die Jahre vorher gelaufen ist, wie sich das zwischen denen angebahnt hat, das kann man sich vielleicht überlegen, wird ja aber nicht dargestellt). Aber ehrlich gesagt sehe ich das eben auch nicht so wild wie du: Autodidakten gibt's eben auch. Manche bringen sich selbst was bei und werden da sehr gut drin. (Zumal es ja auch nur die eine Fähigkeit ist. Das Lesen oder Zaubern erlernt Will ja nicht allein, sondern hat Lehrer.) Umgekehrt denke ich nicht, dass die kurze Erwähnung irgendeines Schwertmeisters das mit dem Gary Stu jetzt groß abgeschwächt hätte. Ich könnte trotzdem fragen, warum eigentlich? Wird ja auch mit Lehrer nicht jeder zum Schwertmeister. Es bliebe so oder so dabei, dass er eben sehr gut wäre. Und was will man da groß mehr erklären außer, er hat eben Talent und viel trainiert, ob nun mit oder ohne Lehrer? Ich will jetzt nicht sagen, dass ein Charakter eine Fähigkeit fast allein nicht zur Meisterschaft bringen kann, aber in gewissen Aspekten können ihm andere dann doch überlegen sein. Was dann gleich zum nächsten führt ... Dominique... er ist ja (noch) auch nur ein einfacher Bauer, schlägt aber selbst Will (der ja angeblich überdurchschnittlich gut im Schwertkampf ist). Wie geht denn das? Bis zu dem Zeitpunkt bringt es sogar noch nicht mal Unstimmigkeit in die Story. Denn Will hatte gar nicht weiter mit seinem Schwert kämpfen müssen im letzten Jahr (oder zumindest wurde es nicht beschrieben). Es wäre also sogar nicht allzuweit her, dass er verliert, ABER DANN mäht er in Varant einfach mal zahlreiche Nomaden nieder. Die kämpfen vermutlich aber auch sehr oft und würden gar nicht lange überleben, wenn sie nicht kämpfen könnten. Die sollten also schon was drauf haben. Für mich als Leser schließe ich daraus: Die Nomaden sind durchschnittliche starke Kämpfer -> Will ist noch VIEL besser -> und der Bauer Dominque ist noch mal um VIELES VIELES besser. Da stimmt doch was nicht. Na ja, jetzt siehst du das ein bisschen zu schematisch, würde ich sagen. Echter Kampf ist kein Spiel, wo jeder ein bestimmtes Level oder einen bestimmten Stärkewert hat und man ganz mathematisch sagen kann: Der ist stärker als der da. Du kannst ja in der Realität z.B. auch nicht immer sagen: Fußballmannschaft X hat Mannschaft Y besiegt, Y hat zuvor Z besiegt, wenn X nun gegen Mannschaft Z spielt, MÜSSEN die haushoch gewinnen. Fand ich immer beim Witcher und dessen Hintergrundgeschichte nett, dass der große Schwertmeister Geralt mit den übermenschlichen Reflexen mal von einem Bauern mit Mistgabel niedergestochen wurde. Mein Vater hat jahrelang Aikido gemacht und da hat Meister Noro (der nun wirklich kein Niemand in der Kampfkunst war) auch gelehrt: man kann als Meister auch jederzeit von einem Vierzehnjährigen auf dem nächsten öffentlichen Klo abgestochen werden. Dominique z.B. hat ja mit einem Trick gewonnen, den Will nicht kommen sah, quasi durch Schummeln. Wer weiß, vielleicht wäre das in einem richtigen Kampf anders abgelaufen und Will hätte besser reagiert, in diesem Übungskampf dachte er eben, sie würden fair kämpfen, und war auf so was nicht eingestellt. Es ist ja auch nicht gesagt, dass Dominique jedes Mal gewonnen hätte. Zwei Leute können ja auch mehrmals gegeneinander kämpfen, ohne dass ausnahmslos immer derselbe gewinnt und derselbe verliert. Ansonsten: Nun ja, hier stehen sich ausgerechnet der künftige Begründer der Assassinenkaste und ihres Kampfstils und der künftige Großmeister des Paladinordens gegenüber. Die können halt beide was! Ich hab auch nicht einmal gelesen, dass Will irgendwie trainiert. Meistens geht es ja ums Bücher lesen was natürlich seine Bildung voran bringt und seinen Geist trainiert, was bestimmt auch für seine magischen Fähigkeiten gut ist, aber vom körperlichen Training steht da einfach nichts und wenn er ein guter Schwertkämpfer bleiben will, dann ist das wirklich wichtig, weil sonst der Körper ganz einfach abschlafft. Du hast geschrieben, dass mit dem Schwertkampf war eine Vorgabe von PB, aber das heißt ja nicht, dass er das von Anfang an so gut können musste. Hätte ja auch sein können, er hat angefangen wie alle anderen, sein Talent entdeckt und über viele Jahre weiter entwickelt. Aber Will ist in der Geschichte ja noch sehr jung und übertrifft mit seinen Fähigkeiten schon fast alle im Land. So war's ja auch: Er hat Jahre lang trainiert und ständig in der Arena gekämpft, das hat man nur nicht miterlebt. Dass er fast alle im Land übertrifft, stimmt auch nicht, auch wenn es an mir liegen mag, dass das so rüberkommt. Er sollte gut sein, kein unbesiegbarer Superkrieger. So viele Kämpfe gibt's in der Story ja nicht. Will bekommt es ja in seiner Zeit in Myrtana nie auch nur mit einem durchschnittlichen Paladin zu tun; die werden sicher auch mehr können als so eine Gelderner Minenwache, die er mit seinen Arenakünsten umhauen kann. Ansonsten aber: Doch, so halbwegs war das die Vorgabe von PB. Klar, nirgends hieß es explizit, dass der sehr jung schon sehr gut gewesen sein muss. Aber mit folgenden Eckdaten musste ich arbeiten: Zuben hat sein Reich vor siebzig Jahren gegründet, kann also, wenn wir ihm eine realistische Lebenszeit einräumen, nicht viel älter als zwanzig oder dreißig oder so gewesen sein. Und schon davor war er ein sehr fähiger Schwertkämpfer, der sich als Gladiator der Orks die Freiheit erkämpft hat. Dass Will jung und gut im Schwertkampf sein musste, war also schon irgendwie vorgegeben, auch wenn ich das vielleicht noch etwas nuancierter hätte darstellen können.
    Was da noch zum Gary Stu passt: Will geht nie wirklich auf andere ein, aber trotzdem mögen ihn viele. Warum eigentlich? Mir kam er jetzt nicht unbedingt sympathisch vor, was zwar nicht viel heißen muss, aber irgendwie müsste doch ersichtlich sein, warum ihn die Leute mögen. Fatima sagt einmal, dass sie diesen fröhlichen Jungen aus Silden vermisse. So richtig bekommt man als Leser aber gar nichts von diesem fröhnlichen Jungen aus Silden mit, weder in seinen Äußerungen noch in seinem Handeln. Wenn dann könnte man beides manchmal als naiv beschreiben, aber fröhlich ist es nun nicht wirklich. Na ja, was heißt viele mögen ihn? Die Leute in Silden, Tom oder Marie, würde ich mal rausrechnen; mit denen ist er aufgewachsen, die kennen ihn seit Jahren, das hat man als Leser halt nur nicht miterlebt. Aber sonst? Es gibt Leute wie Xardas oder Dominique, die Interesse an seinen Fähigkeiten haben oder mal einige Zeit mit ihm auskommen, aber da wird ja nun nichts Tieferes draus. Auf der anderen Seite gibt es auch genug Leute, die ihn nicht leiden können oder denen er recht gleichgültig ist und die ihn dann für ihre Zwecke gebrauchen wollen oder so. Klar gibt es Leute wie Renwik, Fatima, Mezir, die ihn auf der einen oder anderen Ebene gern haben, aber warum auch nicht? Irgendwelche Freunde finden doch die meisten Menschen. Und es ist ja nun auch wirklich nicht so, dass Will ein Arschloch oder unsympathisch wäre. Die Leute erleben ihn als hilfsbereit (denk dran, wie er und Fatima sich kennenlernen), freundlich, mit dem Herz am rechten Fleck, als intelligent und talentiert und somit vielleicht auch interessanten Gesprächspartner und nicht zuletzt als offen und unvoreingenommen: Fatima z.B. ist eine Sklavin, er ein Freier, noch dazu bald mit einer recht wichtigen Stelle am Hof, dennoch begegnet er ihr scheinbar auf Augenhöhe, das wird aus ihrer Sicht schon einiges wert sein. Du hast Recht, Will ist nicht direkt eine große Frohnatur oder ein Spaßmacher. Naiv trifft es wirklich eher: Er ist erst mal vor allem ziemlich unbedarft und gutwillig, kann aber diverse Erfahrungen wie die Hexenverbrennung bzw. generell die religiöse Heuchelei in Geldern, den Überfall der Nomaden, die Intrigen am Sultanshof nicht besonders gut verarbeiten und wird damit statt schlicht naiv mehr und mehr verbittert (und radikalisiert sich zugleich in seinen Ansichten, dass die Welt dringend eine Veränderung braucht). Das ist es, was Fatima, eben speziell nach der Episode mit den Nomaden, bemerkt. Sie kleidet das halt in die Worte, die ihr da kommen; das muss ja nun keine perfekt gelungene Charakterbeschreibung sein. Wenn sie von fröhlich spricht, meint sie sicher nicht, dass er furchtbar lustig, aber eben dass er vergleichsweise guter Dinge und unbeschwert und noch nicht so desillusioniert war. Bei Wills Charakter hatte ich auch erwartet, dass er sich mit schlauem Handeln aus Engpässen herausmanövriert, aber entweder er wird von anderen gerettet: Domique, der ihn im Schnee findet und so vermutlich vor dem Erfrieren rettet, Fatima, die dem Sultan erklärt, Will möchte gerne Zaubern lernen, weil er selbst nicht so recht weiß, was er im Moment eigentlich möchte und Mezir, der Will vor dem verdursten in der Wüste und dem Gift des Crawlers rettet. Wenn er von niemand anderem gerettet wird, dann von überraschend auftretenden neuen Fähigkeiten, die sich ganz plötzlich zeigen. Das wäre an sich nicht schlimm, wenn dem Leser denn vermittelt wird warum Will das kann. Wird aber nicht. Er kann es eben einfach. Er hat diese überragenden magischen Fähigkeiten eben einfach so. Klar, muss er auch erst lernen mit ihnen umzugehen, aber er hat ja von Anfang an, wirklich überragende Macht, diese Ausbrüche sind viel zu übermachtig, als dass man als Leser einfach so darüber hinwegesehen könnte. Ja, das stimmt, das ist gewiss nicht immer glücklich. Liegt daran, dass die Magie hier vor allem ein Plotdevice ist. Ich hatte die Stationen der Handlung von Anfang an im Kopf: Erst mal nach Geldern, dann an den Sultanshof, später zu Mezir, der ja immerhin in Gothic 3 erwähnt, Zuben vor siebzig Jahren gekannt und einige gute Visionen von dem erlebt zu haben. Was ich nicht direkt geplant hatte, sondern mir dann im Verlaufe des Schreibens überlegen musste und was mich auch mehrmals einiges Kopfzerbrechen gekostet hat, war: Wie kommt Will von A nach B? Bei Bakaresh stellte sich z.B. die Frage: Wieso sollte der Sultan ihn beachten? Wieso sollte man ihn überhaupt in den Palast lassen und ihm dann dort noch eine Stellung geben, in der er sich recht frei bewegen kann und wo jemand wie Scheherazade auf ihn aufmerksam wird? – Weil er eben die Karawane gerettet und dabei seine magischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat, war die Lösung. Möglich, dass ich heute versuchen würde, diese Sachen teils anders zu konstruieren. So wie’s ist, kann ich halt nur sagen: Will hat eben großes Talent, das durch seine ersten magischen Übungen quasi aufgeweckt wurde und jetzt, weil er es noch nicht kontrollieren kann, in Extremsituationen immer mal wieder hervorbrechen kann, wie man das etwa aus Harry Potter oder so kennt; auch wenn das ein wenig unbefriedigend sein mag.
    Das ist jetzt natürlich sehr viel Kritik und ich weiß nicht, ob das überhaupt etwas bringt, denn ich vermute (eben weil die Story schon so alt ist), dass du es jetzt viel besser kannst. Man muss ja nicht immer auf dieser unmittelbaren Nutzensebene denken! Klar würde ich inzwischen vieles anders schreiben bzw. die Story bleibt jetzt, wie sie ist, und wird nicht wegen irgendeiner Kritik umgeschrieben werden. Aber das heißt ja nicht, dass ich nicht trotzdem gerne höre, wie dieses oder jenes auf verschiedene Leser wirkt, und davon nicht trotzdem auf die eine oder andere Art profitieren kann. Ich wollte nur einfach veranschaulichen, warum ich das mit dem Gary Stu geschrieben habe. Gary Stu ist nicht unbedingt wer viel und gut kann, sondern der das kann und dem Leser nicht vermittelt wird, warum das eigentlich so ist. Die Innenansichten von Will sind dagegen wirklich glaubhaft und auch, dass er eine Entwicklung macht ist gegeben. Das stimmt natürlich. Nur würde ich eben einwenden: Dass Will gut kämpfen kann, liegt daran, dass er seit seiner Kindheit übt und schon zigmal in der Arena gekämpft hat. Das wird also vermittelt, nur war man eben nicht dabei. Ansonsten mag er talentiert sein, muss ja aber auch viel üben und sich anstrengen, um etwa lesen oder zaubern zu lernen (auch wenn ich letzteres teils genutzt habe, um die Handlung voranzubringen, und das natürlich Spuren hinterlassen hat). Dass da nicht der Fokus drauf liegt (das eigentliche Magiertraining bei Mezir wird ja quasi übersprungen), liegt halt auch daran, dass es in der Story letztlich um anderes geht.
    Und wie gesagt: Ich kann schon nachvollziehen, woher diese Gary Stu-Einschätzung kommt. Aber ich würde halt dabei bleiben, dass zu einem Gary Stu noch deutlich mehr gehört als überragende oder nicht ausreichend erklärte Fähigkeiten. So einer ist eben eine Schablone. Er ist eigentlich gar kein Charakter, sondern eine Wunscherfüllungsmaschine für den Autor bzw. den Leser. Darum hat er lauter coole Fähigkeiten, darum geht nichts, was er macht, wirklich schief und er muss nie wirklich negative Konsequenzen tragen und darum gibt’s für ihn natürlich auch ein Happy End mit allem Drum und Dran. Der Gary Stu ist eigentlich kein Teil der Welt, die Welt existiert um ihn herum und alles entwickelt sich in ihr irgendwie so, dass es für ihn am Ende super ist, aber er als Person entwickelt sich nicht und das Ende ist nicht das Ergebnis seiner Leistungen oder Fehler oder so. (Man denke an Twilight oder die Fünfzig Grauschattierungen als dessen Ableger: Irgendeine Hauptfigur, die keinerlei Qualitäten hat, schafft es, man weiß nicht wie, dass sich dieser Traummann von Vampir bzw. Millionär in sie verliebt, ohne je irgendetwas dafür tun zu müssen, und irgendwie regelt sich dann alles schon zum Guten.) Und das eben ist bei Will wirklich nicht gegeben. Er ist eine Figur, die vielleicht erst einmal wie ein typischer Gary Stu erscheint – teils wegen PBs Vorgaben, teils weil ich es mit meinen jungen Jahren noch nicht besser konnte, teils aber auch ganz bewusst und gewollt –, aber am Ende halt auch mit all ihren Talenten auf die Fresse fliegt. Für Will gibt’s kein Happy End (na ja, er wird der Kalif von Varant, aber das ist höchstens äußerlich eine gute Sache) und er entwickelt sich sehr stark im Laufe der Handlung (nur eben nicht in eine gute Richtung), er trifft Entscheidungen und die haben eben auch sehr klare und sowohl für ihn als auch für die meisten anderen, an denen ihm irgendwie etwas lag, nicht unbedingt positive Konsequenzen.
    Wie machst du das? Wenn bei mir ein Charakter stirbt, dann nimmt mich das meistens fast genauso mit, wie wenn ein Familienmitglied stirbt. Als würde ein Teil von mir selbst sterben. Das kann mitunter sehr belastend sein. Bei gewissen Liedern hab ich Trigger, die mich dann sofort runterziehen, weil ich an sehr negative Begebenheiten von Charakteren denke, ganz automatisch. Heißt jetzt aber nicht, dass es immer schlecht ist, andersrum funktioniert es ja auch, wenn ich an schöne Dinge "erinnert" werde. Trotzdem wäre es vielleicht ganz praktisch gerade die negativen Dinge ausblenden zu können, wenn ich sie nicht gerade brauche, um eine Story zu schreiben.
    Wie gesagt: Starke Rückbindung an mein Primärfühlen.
    Der Mensch hat Primärgefühle: Die sind innerlich, dauerhaft und stets selbsterzeugt. Und er hat Sekundärgefühle, die an der Oberfläche und oft durch Äußeres ausgelöst sind, aber gerade deshalb auch schnell wieder verfliegen und mit anderem wechseln können. Z.B. kann jemand primär großen Lebensmut und ein tiefes Ja zum Leben haben, womit es ihm dann gut geht. Nun stirbt ihm sein geliebtes Haustier. Klar mag er traurig sein, weinen usw., aber das ist sekundär und geht eben darum auch wieder vorüber, in seinem Inneren bleibt er doch glücklich und er würde vielleicht selbst jetzt sagen, dass er insgesamt ein tolles Leben führt. Umgekehrt kann aber ebenso gut jemand primär ein depressiver Mensch sein, und an seiner melancholischen Grundstimmung ändert es auch nichts, wenn er mal an einem Tag oberflächlich gute Laune hat oder über einen Witz lacht. Oder sagen wir, du bist in einer Beziehung: Dein Primärgefühl ist die Liebe zu deinem Partner. Nun mag es sein, dass ihr euch an einem Tag mal übel zofft, euch anschreit usw. und dass du sauer auf ihn bist. Das ist aber nur sekundär. Es ändert nichts daran, dass du ihn eigentlich, in deinem Innern, weiterhin liebst, weshalb du z.B. auch jetzt, wo du gerade wütend auf ihn bist, sicher ziemlich traurig wärst, wenn er plötzlich einen Unfall hätte und sterben würde oder so.
    Nun ist es aber so, dass viele Menschen keine besonders starke Rückbindung an ihre Primärgefühle haben, sondern sehr an ihren Sekundärgefühlen orientiert sind. Das kann, je nach Stärke, große Launenhaftigkeit bedeuten. Das können dann Befindlichkeitsmenschen sein, die leicht in alle Richtungen reizbar sind. Und es kann auch bedeuten, dass ich, weil ich keine Rückbindung an mein Primärfühlen bzw. ein solches halt wirklich kaum habe, mich leicht von meinen äußeren Stimmungen, Befindlichkeiten und Launen übernehmen lasse: Dann streite ich mich vielleicht mit meinem Partner und, mangels Rückbindung an die Liebe, die ich doch eigentlich dennoch empfinde, führt das dann zur Trennung; oder mir stirbt jemand Wichtiges und ich bin nicht nur vorrübergehend traurig, sondern lasse mich davon in ein Loch reißen, aus dem ich nicht mehr rauskomme. Bei mir dagegen ist es eigentlich nicht so, dass ich diese Sekundärgefühle nicht habe, ich spüre die durchaus, aber die bestimmen halt mein Fühlen nicht groß, sondern das ist von meinem Primärfühlen bestimmt. Ja, das ist vielen Menschen reichlich unverständlich: Ein Mitschüler hat sich mal regelrecht über mich aufgeregt und mich angeschrien, „lak, freu dich doch!!!“, als ich für eine Arbeit eine 1 erhielt und das recht ruhig zur Kenntnis nahm; klar, er wäre schon bei einer 2 unter Freudenschreien in die Luft gesprungen, aber ebenso hätte er bei einer 5 oder 6 wütend Flüche gegen den Lehrer ausgestoßen oder so, während ich dabei genauso ruhig geblieben wäre wie bei der 1. Ich hatte ja neulich erst in der Taverne Jack Terry verlinkt. Warum konnte der denn als Jugendlicher das KZ überleben und seine gesamte Familie verlieren, ohne traumatisiert oder in seiner Lebensfreude groß beeinträchtigt zu sein, ganz im Gegensatz zu vielen anderen? Sicher nicht, weil ihn das äußerlich weniger berührt hätte als andere deren Leid, aber eben weil bei ihm diese Berührung äußerlich war und nicht sein innerliches Ja zum Leben angegriffen hat, während die meisten anderen sich gänzlich von diesen negativen äußeren Gefühlen übermannen ließen.
    Kurz gesagt: Ich bin einfach zutiefst lebensfroh. Und wenn ich nun von Freud und Leid irgendeines Charakters lese, dann mag mich das interessieren und ansprechen usw., aber dessen Leid z.B. hat kaum Auswirkungen auf meine innere Lebensfreude. So wie ein Wind äußerlich schon etwas an einem Baum zerren und auch seine Äste ein wenig zittern lassen mag, aber erst mal keinen Einfluss darauf hat, dass der Stamm eben fest und gerade in die Höhe ragt.


    Naja, das sagt etwas zu ihrem Charakter aus.
    Ja, sicher, aber das war ja nicht der Punkt. Innerhalb der Geschichte ist das natürlich sehr bedeutsam, unter anderem als Charakterisierung. Aber auf der übergeordneten historischen Ebene innerhalb der Gothicwelt und noch mehr auf der Metaebene (wie das so schön hochtrabend genannt wird), ist’s eben völlig Jacke.

    Ja, global gesehen ist das so. So gesehen ist sowieso alles schnurz, weil alles mal irgendwann stirbt.
    Kleine Korrektur: So gesehen ist eben alles Materielle schnurz. Das Übersinnliche, nämlich eben die Freiheit und die Entscheidungen eines Menschen, bleiben übrig als das einzige, was von echtem Interesse ist. Darum ging’s mir.
    Nun, aber gerade in den späteren Büchern wurde doch auch erklärt, warum der so geworden ist. Also der Weg zu seinem Selbst wurde dann doch auch erklärt.
    Na ja, nicht wirklich. Man hat natürlich einiges über seine Hintergrundgeschichte, seine Herkunft usw. erfahren. Aber Voldemort ist einfach böse. Das blieb relativ unangetastet. Er hat ja schon als kleines Kind im Waisenhaus die anderen Kinder gequält und geängstigt und derlei. Er hat sich eben nicht wie Will von einem Naiven und Gutmeinenden, weil er mit der Schlechtigkeit der Welt nicht umzugehen wusste oder so, zu einem Bösewicht entwickelt, sondern war schon immer böse. Deswegen wäre Harry Potter auch furchtbar langweilig, wenn es nur um Voldemort und den Kampf gegen diesen ginge. Ein tolles Buch ist es deshalb, weil es um so vieles anderes geht und weil Voldemort in gewisse Hinsicht mehr eine Naturgewalt ist als ein eigener Charakter: Ein Plotdevice, das die Figuren in gewisse Situationen zwingt, das dafür sorgt, dass es überhaupt einen Konflikt gibt, aber das selbst nun nicht sonderlich interessant ist. (Falls man Voldemorts Bosheit irgendwie erklären wollte, müsste man im Äußersten, weil er eben schon als junges Kind böse war, wohl behaupten, ihm hätte halt Liebe gefehlt, weil er als Waise aufwuchs usw. Aber die Erklärung greift nicht, denn nach dieser Logik müsste auch Harry böse sein. Womit wir wieder bei dem wären, was ich an Harry Potter lobte: Wenn man drauf achtet, wird man zu jeder wichtigen Figur einen oder sogar mehrere Spiegel finden: Andere Figuren, die einen ähnlichen Hintergrund haben und doch ganz andere Entscheidungen treffen – und damit eben beweisen, dass sie kein Opfer dieses Hintergrundes sind.)

    Hm... nun alles in allem kann ich deinem Absatz entnehmen, dass dich manche Charaktere einfach mehr interessieren als andere. Manche möchten sich aber vielleicht gerne mit Voldemort oder Arya, oder wen auch immer auseinandersetzen. Das heißt ja nicht gleich, dass die von Grund auf uninteressant sind. Ich denke, da gibt es ganz einfach unterschiedliche Präferenzen.
    Dann hast du meinem Absatz aber etwas ganz anderes entnommen, als worum es mir ging: Ich schrieb hier nicht davon, von wem man nun besonders gerne liest, weil es der persönliche Lieblingscharakter ist oder so. Sondern es ging darum, was mich an einem Buch ganz grundsätzlich interessiert, ob ich es nun lese oder selber schreibe:
    Es gibt zwei mögliche Perspektiven auf den Menschen. Die materialistische verleugnet alle Freiheit und macht ihn zum Opfer. Hier wird das Handeln, das Fühlen, das Denken usw. eines Menschen durch irgendwelche äußeren Gegebenheiten erklärt; sehr populär dieser Tage und in den letzten zwei Jahrhunderten gab es da in den verschiedensten Wissenschaften Angebote, je nachdem, was man so für Präferenzen hat, den Menschen zum Opfer dieser oder jener äußeren Gegebenheiten zu machen: Der Biologe mag ihn zum Opfer seiner Gene, der Psychologe zum Opfer seiner Triebe, der Soziologe zum Opfer seiner Sozialisation erklären usw. Ich kann, wenn ich so materialistisch eingestellt bin, z.B. sagen: Na ist doch klar, dass Malfoy so ein Rassist ist, der wurde halt so erzogen. Oder eben: Tyrion muss ja ganz einfach Minderwertigkeitskomplexe haben, sein Vater hat ihn ja immer abgelehnt, nur weil er ein Zwerg ist.
    Die idealistische Perspektive erkennt die Freiheit des Menschen. Sie erkennt, dass dieser ein Täter ist und eben entscheidet, wie er mit äußeren Gegebenheiten umgeht, wie er auf diese antwortet, was er aus diesen macht. Ein gutes Buch ist eben eines, das diese idealistische Perspektive einnimmt, verdeutlicht und ihre Wahrheit aufzeigt. Sprich: Es geht in ihm nicht um die äußere Handlung, darum wer am Ende auf dem Thron sitzt oder wer mit wem zusammenkommt oder so was. Diese Handlung existiert darin entweder vornehmlich als Bühne, auf der die Figuren auftreten können, bzw. damit diese überhaupt etwas haben, womit sie sich beschäftigen und wozu sie Entscheidungen treffen können, oder es braucht nicht einmal groß eine klare äußere Handlung (man denke an viele große Bücher der Weltliteratur wie Sternes Tristram Shandy, Prousts Recherche, Dostojewskis Idioten oder so was, wo rein äußerlich nicht sonderlich viel passiert). Sondern es geht um Entscheidungen. Es geht darum, dass jeder Mensch frei und eben nicht von außen bestimmt ist, dass es immer Wahlmöglichkeiten und verschiedene Optionen gibt, wie ich mit dem Äußeren umgehe. Wäre Harry Potter ein schlechtes Buch, wie es sie zu Hauf gibt, ja, dann wäre Malfoy wirklich ein Rassist, weil er so aufgewachsen ist, und alle aus alten Reinblüterfamilien wären solche Rassisten. Nun ist Harry Potter aber ein gutes Buch, und deshalb könnte ich jedem, der so argumentierte, sagen: Sirius ist genauso aufgewachsen und hat sich entschieden, da nicht mitzuspielen. Genauso wie ich eben auch bemerken kann: Voldemort ist als Waise und ohne liebende Familie aufgewachsen, aber Harry auch. Oder wenn jemand urteilte, Harry könne erst mal keine Ahnung von der Zaubererwelt haben, weil er ja gerade erst von dieser erfahren habe. Tja, hat Hermine auch, aber sie hat sich sofort hingesetzt und den Monat bis zur Einschulung genutzt, um zig Bücher zu wälzen; niemand hat Harry gehindert, dasselbe zu tun. Usw. usf. Es geht hier, wie gesagt, gar nicht darum, welchen Charakter man jetzt besonders mag, ich hatte nur willkürlich einige als Beispiele rausgepickt. Um zu A Song of Ice and Fire zu kommen: Klar kann man sich ebenso Arya vornehmen. Dann würde ich eben konstatieren: Arya ist der Beweis, dass man Sansas zickiges Prinzessinengehabe nicht damit entschuldigen kann, dass sie nun mal als Tochter eines Adelshauses aufgewachsen ist; Arya ist genauso aufgewachsen und war nicht in Joffrey verschossen, als sei der Justin Bieber.
    Und da kämen wir eben dahin, was eine wirkliche interessante Handlung für mich ausmacht: Nicht möglichst viel „Drama“. Auch nicht überraschende Wendungen oder Schockmomente (Game of Thrones hat ja viel mehr als A Song of Ice and Fire, ist aber um vieles schlechter als die Bücher). Eine interessante Handlung ist eine solche, die von den Entscheidungen der Figuren getragen wird und die immer wieder deutlich macht: Nichts ist in Stein gemeißelt, nichts ist „Schicksal“, sondern die Figuren hätten sich auch anders entscheiden können, wenn sie nur gewollt hätten. Man nehme Harry und erinnere sich dann daran, dass Malfoy eben nicht dessen Erzfeind in der Schule werden musste, sondern ihm sogar die Freundschaft angeboten hat, weil es natürlich cool gewesen wäre, mit dem Jungen, der überlebte, befreundet zu sein. Ja, Harry hat sich gegen Malfoy und für Ron entschieden. Aber das war eben eine Entscheidung. Er hätte Ron auch den Stinkefinger zeigen und mit Malfoy gehen und er hätte dem Hut, als der schwankte, auch sagen können, dass er nach Slytherin wolle (der Hut erwähnt ja sogar, dass man dort einen wahren Freund finden könnte, also wer weiß, was sich daraus ergeben hätte). Oder eben Tyrion: Er selber redet sich ein, dass er zwar eigentlich furchtbar klug und ein toller Spieler des game of thrones sei, dass aber leider, nur weil er ein Zwerg sei, niemand ihn je anerkennen oder achten werde und deswegen ja doch keine Möglichkeit bestehe, sich je irgendwie beliebt zu machen oder irgendwelche Unterstützung zu gewinnen. Aber wer die Bücher aufmerksam liest, der wird feststellen: Nur dadurch, dass Tyrion hierauf so fixiert ist und sich dies einredet, wird es auch wahr, weil er deshalb nämlich gar nicht erst versucht, sich bei Leuten beliebt zu machen. Dabei gibt es eben genug, die ihn lieben (Jaime, Tysha) oder für seine Fähigkeiten anerkennen (Varys, Garlan, Oberyn), ja sogar beim Volk kann er Loyalität hervorrufen: Am Ende folgen die Goldmäntel nicht dem feige geflohenen Joffrey in die Schlacht, der äußerlich wie der perfekte König aussieht, sondern ihm und rufen begeistert „Halfman!“ Das hätte er für sich nutzen und ausbauen können, hätte mehr auf PR setzen und gerade das einfache Volk für sich gewinnen können. Stattdessen aber fühlt er sich in seinem Selbstbild, dass ihn wegen seiner Gestalt eh keiner schätzen könne, bestätigt, sobald er einmal hört, dass er in der Stadt als „evil monkey demon“ verschrien ist, und begeht den schweren politischen Fehler, sich einfach verbittert von den Leuten abzuwenden und die denken zu lassen, was sie denken wollen, statt bei denen Unterstützung zu gewinnen. Und so eben schließlich auch Will: Dessen Weg ist voller Entscheidungen. Vielleicht hätte er in Geldern eine gute Karriere in der Wache machen oder es sogar an die Universität schaffen können, sofern ihm Magie liegt, hätte er vielleicht zu den Feuermagiern gekonnt, immerhin hätte er an Xardas und Barthos sehen können, dass es in der Kirche auch durchaus Raum für Freigeister gibt. Dann bietet ihm Dominique an, mit ihm zu kommen und Söldner des Herzogs von Montera zu werden; nun, wenige Jahre später wird Dominique Rhobar I. darin unterstützen, diesen Herzog zu stürzen und dann Myrtana unter seiner Herrschaft zu vereinen – wer weiß, eine andere Entscheidung und aus Will wäre vielleicht nicht der Erwählte Beliars, sondern ein Paladin des Erwählten Innos‘ geworden. Will hatte in Varant, auch am Sultanshof, allerhand Optionen, er hätte beispielsweise Fatimas Liebe erwidern und vielleicht mit dieser glücklich werden können. Und selbst wenn man in den Intrigen dort eine höhere Gewalt sieht, die ihm diese Optionen versperrt hat: Er hätte bei Mezir bleiben, mit dem zusammen die Magie und die alten Artefakte erforschen können; Mezir lebt immerhin noch siebzig Jahre später als Artefaktsucher in den Ruinen. Und natürlich hätte er stets umkehren, zu Marie zurückgehen und mit dieser sein Leben verbringen können. Hat er eben nicht. Will hat seine Entscheidungen getroffen. Und im Nachhinein ist es leicht, zurückzublicken und diesen Weg als notwendig anzusehen: Sich zu sagen, er musste sich ja Beliar zuwenden, nachdem er früh von der Innoskirche enttäuscht wurde, er musste Fatimas Liebe ja ablehnen, nachdem er ganz auf Marie fixiert war, usw. usf. Aber all so etwas lässt sich erst hinterher urteilen. In den jeweiligen Momenten stand eben nichts fest, sondern Will hatte immer eine Wahl. Und das ist, was mich an so einer Geschichte interessiert, nicht was der Charakter alles durchmacht, wovon ich mich irgendwie in ein Gefühlswirrwar mitreißen lassen kann.
    Wirklich gute und interessante Geschichten, die ich gerne lese oder selber schreiben mag, sind in der Regel solche, in denen ein Unaufgeklärter mit der Zeit aufgeklärter wird und dadurch eben seine Probleme löst (das ist etwa, worum es bei Harry Potter geht), oder solche, in denen jemand unaufgeklärt bleibt oder gar noch unaufgeklärter wird und sich damit letztlich seinen eigenen Untergang bereitet (darum geht es hier beim Jungen aus Silden).



    Nein, ist durch. ^^
    Tut mir Leid, dass ich zu dem Ende nicht noch was geschrieben habe ... hm... kann ich ja jetzt noch nachholen. Muss dir ja nicht leid tun! Man schreibt halt immer zu den Stellen was, zu denen man was zu sagen hat, zu anderen sagt man nichts. Das darf ja auch das Ende sein. Ich war jetzt nur, wie gesagt, unsicher, ob du schon durch warst.
    Also Mezir fand ich als Charakter schon irgendwie wunderlich (im lustigen Sinne). Hat zwar Spaß gemacht über ihn zu lesen, aber da Will sich ja auch mit ihm nicht intensiver außeinandersetzt, bleibt auch der Charakter zum großen Teil im Dunkeln. Hier fand aber auch gut, dass du geschrieben hast, warum das so ist, eben weil Will nicht möchte, dass Mezir nachfragt. Wobei Mezir natürlich auch so ein bisschen im Dunkeln bleiben sollte. Er ist eben dieser mysteriöse Eremit in den Ruinen, auch in Gothic 3. Wie alt ist er? Woher kennt er sich mit der Magie aus? Wo kommt er her? Das sollte gar nicht näher beleuchtet werden.
    Etwas merkwürdig fand ich Wills Schluss warum die Frauen jetzt alle gegen ihn wären. Marie kann doch nichts dafür, dass er nicht zurückkam. Er hat doch erst ewig, bis kurz vor seinem Weggehen gewartet, bis er eine Beziehung mit ihr anfängt und ist dann abgehauen. Wieso gibt er ihr dann die Schuld, dass sie sich lange Jahre nach seinem Fernbleiben jemand anderen nimmt? In dem Moment hätte er sich ja immer noch für sie entscheiden können und zurück nach Silden gehen können. Die Vision zeigte ja die Zukunft, oder? Ja, das erklärt Mezir ja sogar. Solche Visionen zeigen, was passieren wird, wenn der derzeitig eingeschlagene Weg fortgeführt wird. Die gezeigte Zukunft ist aber nicht in Stein gemeißelt, sondern sobald andere Entscheidungen getroffen und andere Wege eingeschlagen wird, gibt es auch eine neue Zukunft. (Und vielleicht sind die Visionen ja sogar dafür gedacht, vor der Zukunft der jetzigen Entscheidungen zu warnen und zu einer neuen Entscheidung einzuladen. Das ist ja auch die Rolle der Prophetie, wie sie etwa in der Geschichte von Jonas oder im Koran in jeder zweiten Sure dargestellt wird.) Hier hätte ich mir gewünscht, das hättest du noch näher beleuchtet, gerade weil Marie ihm ja mal so viel bedeutet hat. Das mit Fatima war auch nicht ganz klar. ER war doch bekifft. Was kann sie da jetzt dafür? Wenn er so schlau ist, hätte er doch von selbst drauf kommen können, dass es sich um Drogen handelt. Das mit Scheherazade war dagegen sehr klar und verständlich, allerdings auch etwas merkwürdig, wie ein angeblich so intelligenter Mann aufgrund einer Person gleich auf alle Frauen schließt. Kam mir alles sehr wie "beleidigter Mann" vor, der allen anderen die Schuld gibt, weil er selbst etwas nicht auf die Reihe bekommen hat. Ich vermute zwar, dass sich dieses Verhalten aus den Grundcharakterzügen von Will herausbildet, hätte es aber gerne noch mal ganz genau gewusst. Na ja, du suchst da vielleicht etwas zu viel Schlüssigkeit hinter. Du hast ja völlig Recht: Selbst aus dem, was er mit Scheherazade erlebt hat, folgt nicht, dass alle Frauen böse sind, und aus dem, was er mit Fatima oder Marie erlebt hat, sowieso nicht. Aber es ist ja gerade gegen Ende der Story auch keineswegs so, dass alles, was Will so von sich gibt oder denkt, richtig sein oder die Zustimmung des Lesers gewinnen soll, eher im Gegenteil. Also wie gesagt: Schlüssig ist das alles nicht, schlüssig werde ich das jetzt auch sicherlich nicht durch irgendwelche Erklärungen machen. Aber ich denke, nachvollziehbar kann es schon sein. Und da sehe ich auch kein Problem in Wills Intelligenz. Intelligenz bewahrt einen nicht vor Selbsttäuschungen, dämlichen Fehlschlüssen oder vor allem menschenfeindlichen Ansichten. Es gibt auch in der Realität genug ziemlich kluge Menschen, die ziemlich eklige Meinungen über Frauen – oder Ausländer oder Schwule oder keine Ahnung was – haben, die auch allesamt ziemlich schlecht begründet und ziemlich leicht zu zerpflücken sind. (Umso bedauerlicher halt, dass wir so wenig Wert auf Weisheit legen, ja diese sogar wie den lieben Gott für einen alten Aberglauben und für gar nicht existent halten, denn die wäre mit Rassismen und Unsittlichkeit aller Art im Gegensatz zur Klugheit nicht vereinbar.) Will hat halt einiges mitgemacht, einige Enttäuschungen erlitten und sucht nun Schuldige. Dass Scheherazade nicht so super ist, ist klar, aber es ist sicher einfacher, in ihr die böse manipulative femme fatale zu sehen, die den Sultan mit ihren Reizen um den Finger gewickelt und eben auch den armen, armen Will manipuliert und ausgenutzt hat, als sich selbst mal kritisch zu hinterfragen, wie man darauf eigentlich reinfallen konnte. Ähnlich bei Fatima: Will hat Schuldgefühle, weil er Marie betrogen hat, mag aber die Schuld lieber nicht bei sich suchen, sondern anderen in die Schuhe schieben; hinzu kommt, dass er sich gerade von ihr, die ja seine einzige richtige Freundin bei Hof war, verlassen und im Stich gelassen fühlt, weil sie ihn nicht vor der Katastrophe bewahrt hat, in der das alles endete, was aber natürlich auch wiederum ein ganz absurder Vorwurf ist. Was schließlich Marie angeht, so ist das besonders verlogen, denn eigentlich hatte Will sie ja verlassen, eigentlich war er ja schon Jahre weg gewesen, ohne dass sie noch eine große Rolle in seinem Leben gespielt hätte, und eigentlich hatte er schon lange nicht mehr vor, je zu ihr zurückzukehren. Das konnte er sich aber eben nicht offen eingestehen und einfach mit der Sache abschließen, stattdessen hat er eben unbewusst Schuldgefühle, dass er sie erst verlassen hat und ihr dann auch nicht treu geblieben ist. Wenn sie ihm nun auch „untreu“ wird (wieder ein blödsinniger Vorwurf, denn er ist ja gegangen und nie wiedergekommen, er könnte sie längst vergessen haben oder gar tot sein, wenn man mal ihre Perspektive einnimmt, und es ist ziemlich mies, zu erwarten, dass sie jetzt ihr Leben lang sehnsüchtig wartet, weil er vielleicht irgendwann einmal wiederkommen könnte), ist das eine willkommene Gelegenheit, die eigenen Schuldgefühle damit zu bekämpfen, dass er nun sie anklagt. Und dass Menschen sehr gerne aus Selbstkritik, die sie eben nicht üben wollen, Fremdkritik machen, also anderen (ob gerechtfertigt oder nicht) das vorwerfen, was sie eigentlich unbewusst sich selbst vorwerfen, ist doch nun wirklich ein ganz alter Hut. Also wie gesagt, ich finde, das sollte eigentlich alles psychologisch nachvollziehbar sein. Wobei ich gestehe, dass ich selbst mit der Stelle nicht ganz glücklich bin und die in der Form ein wenig gezwungen finde. Eigentlich standen da ganz praktische Überlegungen dahinter: Zuben hat keine Erben (das Reich soll ja später dem nächsten Erwählten Beliars übergeben werden), er sollte auch keine Frau haben, überhaupt haben Frauen unter ihm in Varant keine sonderlich gute Stellung – dafür wollte ich eben eine Erklärung schaffen. (Sowieso war es eine Schwierigkeit, Zubens spätere Ansichten bzw. seine Politik zu erklären. Will war einmal selbst Sklave, Will setzt sich zudem zunächst für die Geknechteten und Unterdrückten ein und scheint erst mal recht unvoreingenommen. Zuben später bekämpft die Anhänger Innos‘, lässt die Nomaden verfolgen, der Sklavenhandel floriert unter ihm und die Frauen haben nichts zu melden. Ich musste irgendwie erklären, wieso Will kein aufgeklärter Herrscher wird, der allgemeine Gleichheit und Freiheit einführt oder so, und so sind viele seiner „negativen“ Erfahrungen auch ganz konkret zu diesem Zweck in die Geschichte eingefügt worden: Die Geschehnisse in Geldern, der Nomadenüberfall, die Ereignisse am Sultanshof, all das nutzt er halt, um Ressentiments gegen die Innosreligion, gegen die Nomaden, gegen Frauen zu entwickeln.) Das waren Überlegungen, die ich schon ganz zu Anfang meiner Arbeit an der Story angestellt hatte. Jahre später hätte ich das eigentlich schon anders gehandhabt, als ich die Story beendete, aber da saßen mir diese Überlegungen so fest im Kopf drin, dass ich das stumpf wie geplant umgesetzt habe, obwohl es mittlerweile gar nicht mehr ganz gepasst hat.
    Wills Wunsch den Stab des ewigen Wanderers zu finden, fand ich jetzt eigentlich naheliegend. Wenn man schon weiß wo sich dieses heilige Artefakt befindet, warum dann nicht hingehen? Sicher Mezir erklärt ausdrücklich, warum man es nicht tun sollte, andererseits ist Will ein junger, sehr von sich selbst überzeugter Mann, der gerade psychisch instabil ist und jetzt selbst Macht erlangen möchte. Ergibt absolut Sinn.
    Die Szene mit den Tempelwächtern fand ich dann wieder etwas merkwürdig. Warum tötet er die alle mit dem Schwert bzw. den Schwertern, wenn er sie doch auch einfach mit Magie hätte töten können? Immerhin hat er die vielen Nomaden damals auch einfach mit seiner Magie umgebracht und jetzt war er ja noch viel mächtiger. Hm... aber dann wäre es vermutlich langweilig gewesen. Und er wäre nicht auf den Zwei-Schwerter-Stil gekommen, also wieder ganz praktische Überlegungen! Aber zur Erklärung könnte ich noch anfügen, dass das bei den Nomaden eben ein unkontrollierter Ausbruch war. Will ist, ehe er den Stab findet und Zuben wird, zwar mächtig, er kann dank Mezir mit der Alten Magie jetzt mehr anstellen, als der Durchschnittsmagier in Varant, der höchstens einige Taschenspielertricks beherrscht, aber er ist nun kein Supermagier. Irgendwelche gewaltigen Zauber würden am Ende auch all seine magische Kraft verbrauchen. Den letzten Absatz vom Kapitel "Dunkelheit" fand ich sehr schön geschrieben. Hat sehr viel Spaß gemacht und würde ich schon als hohe Schriftkunst bezeichnen. Sehr bildlich, nachvollziehbar und fast schon lyrisch, aber dennoch perfekt in die Geschichte eingewoben.
    Dass Will mal Zuben wird war jetzt nicht übermäßig überraschend. Erste Anzeichen dafür hast du ja schon in Geldern durchblicken lassen. Die Art wie Will über die Feuermagier und ihre Religon denkt ist da bezeichnend und ... es kann natürlich eine falsche Erinnerung sein, aber mir war so, als hätten sich Zuben und Xardas wirklich mal getroffen und darauf hättest du mit dem Absatz in der Bibliothek bezug genommen. Stand vielleicht mal in irgendeinem Buch, oder hatte Xardas dem Helden mal erzählt? Hm... keine Ahnung, vielleicht nur ein Trugschluss. Nee, von solch einem Treffen wird nie was gesagt. Das Äußerste in die Richtung ist, dass Xardas, wenn man mit dem Stab des Ewigen Wanderers ankommt, meint, der käme ihm bekannt vor, was immer PB damit sagen wollte – vielleicht, dass er Zuben mal mit dem Stab getroffen hat, wäre möglich, ja, aber andererseits hätte Xardas dann wohl nicht überlegen müssen, woher er den kennt. Naheliegender ist da dann vielleicht schon, wie manche Fans vermuteten, dass der Satz eine Anspielung darauf ist, dass PB bei dem Stab einfach den von Gandalf kopiert hat.
    Zurück zum Thema: War also schnell klar, dass Will kein Feuermagier werden würde. Nächste Anahltspunkte waren, wie er über Beliar sprach, als es um Götter und die Magie ging. Renwik hatte da ja schon bemerkt, dass sein Gerede blasphemisch sei, Will aber weiterhin sympathien zum "Beliar Weg" zeigte. Nun, natürlich hätte er trotzdem auch den Adanos Weg gehen können, aber ich begann deswegen zu grübeln was es denn für Beliarmagier in Gothic gab. Zuben kam mir zuerst in den Sinn, weil er so mächtig ist und ich deswegen noch seinen Namen wusste, aber war nur eine Ahnung, hätte ja auch irgendwer anders sein können oder halt einfach nicht weiter in Gothic vorkommen können. Dann kam er nach Varant und es wurde schnell klar, dass er mit den Wassermagieren, gelinde gesagt, auch nicht viel zu tun haben wollte. Blieb also nur die Beliar Magie und als das dann mit dem Stab des ewigen Wanderers kam war es offensichtlich, deswegen hat es mich dann vermutlich nicht ganz so vom Hocker gerissen, wie es beabsichtigt war. Ach na ja, beabsichtigt. Klar ist das der große Twist der Geschichte und klar war es auch jedes Mal irgendwie spaßig, wenn ich da wen bis zuletzt im Ungewissen halten konnte. Andererseits bin ich selbst ja aber, wie gesagt, gar nicht so auf solche überraschenden Wendungen aus, sondern interessiere mich für die Handlungen der Figuren, habe deshalb auch keine großen Probleme mit Spoilern usw. Also es ist gar nicht weiter schlimm, wenn jemand hinter diese Wendung schon früher kommt (und gerade in den letzten Passagen davor mache ich es dann auch immer deutlicher, sodass es eigentlich gar nicht unbedingt beabsichtigt ist, dass man es wirklich erst im Epilog rafft; spätestens, wenn Will loszieht, um den Stab des Ewigen Wanderers zu suchen, sollte es recht offensichtlich werden) – im Gegenteil, ist ja auch ‘ne Leistung! Ich weiß gerade gar nicht, ob es vor dir schon mal einen Leser gab, der da so leicht drauf kam. Deine Schlüsse sind ja völlig nachvollziehbar und von einer gewissen Warte her ist es tatsächlich schon früh recht offensichtlich, aber ich denke, hier kam dir dann vielleicht auch zugute, dass du mit dem Forum noch nicht so vertraut bist und irgendwie mehr Gothic von der Geschichte erwartet hast: andere, die eh dran gewöhnt waren, dass hier jeder irgendwas ganz Eigenes aus der Gothicwelt macht, haben vielleicht gar nicht in diesen naheliegenden Bahnen gedacht, dass Will jemand Bekanntes sein oder dass er sich unbedingt einem der drei Götter verschreiben muss und daher nach Innos und Adanos nur Beliar bleibt. Ganz offensichtlich wäre es ansonsten wohl auch schon früh gewesen, wenn man die entsprechende Schrift aus Gothic 3 gekannt hätte, die mir damals zur Inspiration für die Geschichte gedient hat: Nach dem ersten großen Krieg herrschten die Orks im Reiche Myrtana
    und die Menschen waren ihre Sklaven
    aber die Kämpfer waren ihre Gladiatoren
    einer unter ihnen war Zuben
    er kämpfte gut, denn er teilte den Glauben der Orks
    und die Orks schenkten ihm die Freiheit
    und Zuben wanderte in den Süden
    aber auf seiner Reise fand er den Stab des ewigen Wanderers
    und er nahm ihn an sich
    und Beliar sprach zu ihm:
    "Nun geh, bis du in das Land der Nomaden kommst und errichte ein Reich für mich."
    Und Zuben ging in die Wüste
    und dort rammte er seinen Stab in die Erde und sprach:
    "Hier errichte ich mein Reich für dich."
    Und der Glaube der Orks wurde der Glaube der Menschen.
    Aber da konnte ich mich zum Glück ein wenig drauf verlassen, dass ich hier im Storyforum so ziemlich der einzige bin, der sich wirklich mit Gothic 3 auskennt [Bild: rote_zunge.gif]
    Den Weg von Will zu Zuben hast du aber sehr schön beschrieben. Es ist absolut nachvollziehbar. Das freut mich, denn darum ging es mir ja letztendlich. Anderes sind teils einfach Geschmacksfragen: Wenn du dir von einer Gothicstory mehr Gothicfeeling wünschst, ist das sicher legitim, aber dann könnte ich dich wohl höchstens an meine Nacherzählungen verweisen, ansonsten bist du bei mir und auch sonst den meisten Storys hier im Forum wohl nicht so gut aufgehoben. Und wenn du mehr „Spannung“ oder Drama zum Mitfiebern möchtest, dann werden Geschichten von mir halt in der Regel eher nichts für dich sein. Aber hier ging es mir eben, wie gesagt, ganz um Will und um seine Entscheidungen und seinen Weg zu Zuben. Es sollte die Geschichte eines Falls sein, also thematisch ein wenig wie die ersten drei Star Wars-Episoden, die sich mit dem Thema ja auch schwergetan haben; es ist aber auch kein leichtes Thema. Man könnte mit einer Figur anfangen, die direkt völlig aufgeklärt ist, aber da wäre dann kein Fall möglich. Man könnte auch mit einem anfangen, der von Anfang an ein völliges Arschloch ist, aber das wäre dann recht langweilig und ja im Grunde auch kein Fall: wer schon unten ist, kann nicht mehr fallen. Aber es ist sehr schwer, darzustellen, wie jemand mit guten Anlagen, der klug und gegen anderer Leid auch nicht gerade gleichgültig ist, wie so jemand zugrundegehen kann (und wohl auch deswegen hat es so viele Jahre gedauert, die Geschichte zu vollenden). Xardas spricht diese Problematik ja ziemlich direkt an, nimmt Inubis als Beispiel und warnt Will. Das war ein Thema, was mich selbst in meiner Jugend ein wenig umgetrieben hat: die Nähe von Weisheit und Wahnsinn, diese die Allschau, jener das sich selbst Verlieren in alledem, was man sieht; der Umstand, dass nur die Großen auch tief fallen können. Auch deswegen ist das eine sehr persönliche Story, die mir immer großes Anliegen gewesen ist, weil das für mich halt wirklich ein Problem im tieferen Sinne war; ich weiß nicht, inwiefern man mit dem Thema der Geschichte überhaupt etwas anfangen kann oder ob es einen nicht viel kälter lassen muss, sofern man sich nicht selbst auch zu diesen Großen zählt. Nun ja, mittlerweile ist das Thema für mich ein, ich will nicht sagen, abgeschlossenes, aber doch eines, was keine solch große Rolle mehr für mich spielt, sicher weil mein Ja zum Leben immer stärker geworden ist und ich damit das Interesse am Nein mehr und mehr verloren habe. Aber das ist und bleibt eben Thema dieser Story: Die Schwierigkeit, in dieser Welt ja zu sagen, bzw. wie leicht es doch ist, sich zum Nein verleiten zu lassen, wenn man jemand ist, der von der Welt viel sieht. Sollte ich der Story ein Motto voranstellen, wäre es wohl Nietzsches: „wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ Und deswegen bin ich insoweit mit der Story zufrieden, wie es mir gelungen ist, eben diesen Blick in den Abgrund und dieses Zurückstarren darzustellen (und gerade ersteres ist mir nicht so gelungen, wie ich es gerne gehabt hätte; ich würde sagen, dass ich an der Darstellung dieses Abgrunds noch heute feile).
    Abermals herzlichen Dank fürs Kommentieren! [Bild: rotes_bluemchen.gif]

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    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    @Jünger des Xardas
    Ich finde es interessant die Hintergründe einer Geschichte vom Autor ein bisschen erklärt zu bekommen. Fand auch nett zu lesen wie du beim schreiben vorgeht. So wurde mir einiges verständlicher.
    An die Schrift aus Gothic 3 konnte ich mich noch vom inhaltlichen her erinnern, aber nicht mehr vom Wortlaut. Gut, das noch mal zu lesen.
    Vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen.

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