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    Post [Story]Uns ward ein Irrlicht geboren.

    Da kommt sie also, meine erste Kurzgeschichte, die ich auch zum Wettbewerb anmelden werde.

    Bevor ihr mit dem Lesen beginnt, möchte ich nur klarstellen, dass es sich bei Jens nicht um den Jäger aus Gothic 3 handelt. Ist halt einfach ein beliebiger Jäger – Jens ist halt einfach ein Jägername für mich, weswegen ich ihn so benannt habe.

    Wünsche euch allen noch viel Spaß beim Lesen.


    Edit: Die PDF gibt es hier!
    Geändert von Söldner Zu Befehl! (18.09.2017 um 23:12 Uhr) Grund: Sig aus

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    Uns ward ein Irrlicht geboren

    Das leichte Knistern eines Feuers hat heilende Wirkungen – besonders in der Nacht. Daran glaubt zumindest Jens, ein Jäger aus Khorinis, der sich derzeit an seinem Feuer wärmt. Sein Lager befindet sich im Südosten Khorinis – nicht weit vom Söldnerhof entfernt. Hauptsächlich jagt er Wölfe, ab und zu auch Keiler, jedoch haben ihm seine Jagdfähigkeiten schon oft bessere Beute beschert. Das ging aber nur, bevor er sich entschieden hat, nur noch nachts zu jagen. Im Dunkeln kann er leichtere Beute besser jagen – vor allem, da er sich in der Nähe seines Feuers geborgen fühlt. Dieses Gefühl der Sicherheit hat er tagsüber nicht, was sicherlich auch daran liegen kann, dass er sich zu dieser Tageszeit oft an schwere Beute herangetraut hat, wie etwa Schattenläufer – wenn er sich bloß der Jagd hingab und somit seine ganze Aufmerksamkeit nur seinem Jagdwerkzeug und seiner Beute schenkte. Den Versuch ein Feuer schon tagsüber zu zünden, hat er schon gewagt, jedoch konnte er kein Geborgenheitsgefühl feststellen, welches ihm bei seiner Jagd helfen könnte. Außerdem sah es ziemlich absonderlich aus.

    Seine Jagd war für den heutigen Tag beendet. Fünf Wölfe und drei Keiler hat er erlegt, und das, während sie noch schliefen – keiner ist auch nur für einen Moment erwacht. Solche Arbeit erfordert höchste Präzision – schwere Beute sollte also selbst nachts keine Probleme für ihn darstellen, würde er nur nicht so fest an seinem Prinzip hängen.

    Vor dem Gang zur Schlafstätte entschied er sich noch, seinen Magen zu füllen, welcher mittlerweile schon so laut knurrte, dass er schlafende Beute wecken und anlocken könnte. Das Ausnehmen eines seiner drei Keiler hatte er jedoch durch ein Wiedersehen mit einem vertrautem Wesen gestoppt. Es war ein Irrlicht, welches ihn beim Vorbeiflug für einen Moment geblendet hat. Das letzte Mal, dass er ein Irrlicht zu Gesicht bekam, war in seiner Kindheit und die ist schon Jahrzehnte her. Jedoch war das Aufeinandertreffen dieses Mal grundverschieden, es war mehr ein schicksalhaftes Treffen, als ein zufälliges. Das Irrlicht stoppte nämlich, kurz nachdem es an Jens vorbeiflog. Es war, als ob das Irrlicht ihm etwas mitteilen wollte. Für einen Moment fing das Irrlicht an, in einer Kreisbewegung rumzufliegen, um die Aufmerksamkeit des Jägers auf sich zu ziehen. Nachdem es wieder auf der Stelle schwebte, fragte sich Jens, was die Intention des Irrlichtes war.
    „Soll ich dir folgen?“, fragte Jens das kleine Lichtlein und ersuchte sich eine klare Antwort darauf.
    Das Irrlicht reagierte schnell, in dem es in nördliche Richtung flog, nachdem Jens die Frage gestellt hat. Es flog nicht schnell, machte aber trotzdem noch regelmäßige Pausen, um sicherzustellen, dass Jens ihm folgte. Er hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache, immerhin distanzierte er sich immer stärker von seinem Feuer, welches die Funktion hat, ihm bei der Jagd Sicherheit zu bieten – jedoch konnte er seiner Neugier nicht widerstehen, da er mit Irrlichtern bloß in seiner Kindheit Bekanntschaft gemacht hat, die jedoch keine direkte war. Zur Sicherheit hatte er jedoch seinen Bogen mitgenommen, mitsamt seinen restlichen 7 Pfeilen im Köcher, die ihm nach der Jagd noch blieben. Sollte er unterwegs also auf nachtaktive Tiere treffen, so hat er die Möglichkeit sich zu schützen und unter Umständen auch sein Beutegut zu erhöhen, vorausgesetzt seine alte Beute befindet sich noch in seinem Lager und endet nicht als Lockspeise.
    Er ahnte schon, wo das Irrlicht ihn hinführte. Das erste Mal, dass Jens ein Irrlicht zu Gesicht bekam, war an einem See im Nordosten von Khorinis – ein Paradies für die Lurkerjagd. Seine Kindheit verbrachte er oftmals mit dem Beobachten von Tieren, vor allem in der Nähe dieses Sees. Durch seine Beobachtungen lernte er nicht nur nützliches über die Verhaltensweise von Lurkern und Scavengern, was ihm bei der Jagd oft geholfen hat, sondern auch, dass der Ort eine Art Sammelstelle für Irrlichter war. Er traf schon auf regelrechte Gruppen von Irrlichtern, die im Freien rumschwebten, konnte aber nie herausfinden, warum dieser Ort für die Irrlichter so besonders war – geschweige denn, wo die Irrlichter überhaupt herkommen.

    Es war noch ein Stückchen bis zum Ziel und zu bekämpfen hatte er bisher, bis auf zwei Blutfliegen, nicht viel. Die Beute wird er jedoch fürs Erste liegen lassen – Trophäen von Blutfliegen verkaufen sich derzeit sowieso nicht sehr gut.
    Von seinem Feuer war er nun schon so weit entfernt, dass es ihm an seinem bekannten Geborgenheitsgefühl fehlte – dennoch hatte er den Mut dem Irrlicht zu folgen. Wohlmöglich liegt es an den vielen schönen Erinnerungen an seiner Kindheit, die ihm dank dem Aufeinandertreffen mit dem Irrlicht durch den Kopf schwirren. Vielleicht aber auch daran, dass das Irrlicht für ihn eine Art laufendes Lagerfeuer war. Ja, sein ihm bekanntes Geborgenheitsgefühl war weg – ersetzt durch ein neues Gefühl der Sicherheit. Ausgelöst durch das Irrlicht und seine Kindheitserinnerungen. Das Irrlicht hatte alles, was sein Lagerfeuer hatte und mehr. Es bat ihm Licht – an einem Ort, welcher von der Schwärze der Nacht nur so umgeben war. Es bat ihm Wärme, damit er den kalten Augen der Finsternis, die ihn aus allen Seiten beobachten, standhalten konnte. Dazu konnte es sich noch frei in der Luft bewegen, was sein Lagerfeuer nicht konnte. Irrlichter sind wahrhaft besondere Wesen, dachte sich Jens in dem Moment.

    Bis zum See war es nicht mehr weit und mit jedem weiteren Schritt zum See, auf einem Pfad beleuchtet von einem Irrlicht, wurde ihm wärmer ums Herz. Ihn erwartete etwas großartiges, redete er sich auf dem Weg ein. Die Entscheidung, sich von seinem Feuer zu entfernen und seiner neuen Lichtquelle zu folgen, war für ihn die richtige Entscheidung. Was genau ihn aber am See erwartet, wusste Jens nicht und er wollte es auch noch nicht wissen. Schon in seiner Kindheit hat er Überraschungen überaus gemocht – auch diesmal sollte es eine Überraschung für ihn bleiben.

    Da waren sie also nun, am See im Nordosten Khorinis. Nicht weit von hier haust ein schwarzer Troll – daran kann sich Jens noch gut erinnern. Ob dieser noch da ist, weiß er nicht – es war schon eine Weile her, seit dem er dieser Ortschaft einen Besuch abgestattet hat. Das letzte Mal bloß für eine Lurkerjagd. Viel hat sich jedoch nicht verändert – der See ist derselbe, es lungern immer noch dieselben Viecher hier rum und die Luft ist auch noch dieselbe. Umso leichter kann er sich noch an seine jungen Jahre als Jäger erinnern – selbst Erinnerungen an seine Kindheit, die er liebend gern in dieser Ortschaft verbrach, schwirren ihn immer häufiger durch den Kopf. Nun war er schon so weit in seinen Erinnerungen gefangen, dass er nicht einmal Veränderungen in seinem Umfeld wahrnehmen konnte. Aus allen Seiten tauchten plötzlich neue Irrlichter auf – einer nach dem anderen –, so dass sich die finstere Nacht immer weiter von Jens entfernte. Durch die vielen Lichter verspürte er eine immer stärker werdende Wärme, die ihn wieder zu Sinnen kommen lassen hat. Er war verblüfft – so viele Irrlichter hat er noch nie gesehen und alle haben sich um ihn versammelt.
    Jens hatte schon immer eine starke Bindung zu diesem Ort, immerhin hat er einen großen Teil seiner Zeit hier verbracht – nicht nur seine Kindheit. Durch das derzeitige Geschehnis wurden seine Gefühle zum Ort sogar so stark, dass er sich wünscht, es würde fortwähren – stärker noch, es würde nie enden. Für immer will er an der Seite der Irrlichter stehen – für immer der Mittelpunkt einer hellen, warmen Welt bleiben. Gewiss haben die Irrlichter eine wichtige Rolle in das Leben des Jägers eingenommen – er war verzaubert von diesen märchenhaften Wesen.
    Trotz dieses schönen Erlebnisses, verzweifelte Jens an einer noch offen stehenden Frage, die er sich schon seit dem schicksalshaften Treffen mit dem ersten Irrlicht in der heutigen Nacht stellte. Er konnte nicht ganz verstehen, warum ihm das Ganze passierte. Direkten Kontakt hat er mit Irrlichtern nie gehabt – auch hat er nie gesehen, dass Irrlichter überhaupt Kontakt zu Menschen aufnehmen. Er sah sie bisher immer bloß als scheue Wesen, wie kommt es also dazu, dass er nun von so vielen Irrlichtern umgeben war?
    Während er sich dazu Gedanken machte, fingen die Irrlichter plötzlich an, sich zu bewegen. Sie flogen frei umher, in allen Richtungen, kreuz und quer – blieben aber letztlich doch an seiner Stelle. Es war eine wundervolle Darstellung eines Tanzes von Licht und Dunkelheit – so sah es für den Jäger aus. Mit jeder neuen Bewegung der Irrlichter wurde ein neuer Punkt erleuchtet, ein anderer wurde wiederum von Schwärze gefressen. Im Mittelpunkt des Tanzes befand sich Jens, welcher nun so begeistert war, dass er all seine Aufmerksamkeit in diese magische Darstellung steckte. Von Bogen und Pfeil befreit, war er in dem Moment kein Jäger mehr, er war nun Teil eines magischen Spiels, welches ohne ihn nicht hätte stattfinden können – man könnte ihn als das Herzstück des Tanzes sehen, auch wenn er nicht aktiv an diesem teilnahm. Doch die Irrlichter brachten den Jäger hier her – sie brauchten ihn, nur mit ihm konnten sie diesen Tanz ausführen, welcher eine starke rituelle Bedeutung hatte, die dem Jäger noch nicht klar war.

    Der freie Flug der Irrlichter war nun beendet – einer nach dem anderen begann nun damit, den Jäger zu umkreisen. Sie waren dabei ihren Tanz zu beenden, in dem sie von der chaotischen Bewegung zu einer geordneten wechselten. Jens, der noch weiterhin fixiert auf die magische Darstellung der Irrlichter war, wunderte sich, warum es nun zu diesem Übergang kam. Ihm wurde jedoch klar, nun da er von den Irrlichtern umkreist wurde, dass er ein wichtiges Stück in dieser Darstellung spielt. Doch wollte er nicht herausfinden, was ihm zu dem wichtigen Stück macht – er wollte seine Augen weiterhin auf das schöne Spektakel richten und es genießen. Für alles andere, hat er noch im Nachhinein Zeit.

    Der Tanz war nun fast beendet. Ein Irrlicht nach dem anderen flog in den See rein – sie verschwanden nicht, dessen war sich Jens bewusst, immerhin fing der See an, immer stärker bläulich zu schimmern, nachdem ein neues Irrlicht in den See flog. Sie waren nun alle Teil des Sees, wessen Farbe nun unbeschreiblich schön war, durch die Leuchtkraft der Irrlichter in ihm – Jens war wahrlich froh, noch so früh ein solch schönes Spektakel zu Gesicht zu bekommen. Doch hat es noch an etwas gefehlt, was den Tanz der Irrlichter beenden sollte. Dem Jäger wurde nun bewusst, dass er das Herzstück der Darstellung ist – dass nur er diesen Tanz beenden kann. Er wusste sofort, was er in dieser Situation tun musste.
    Während er dem schillernden See noch einen Teil seiner Beachtung schenkte, machte er sich bereit, in den See zu steigen. Er fing damit an, erst einmal seine Jagdbekleidung zu entfernen, da man nicht mit Kleidung ins Wasser steigt. Jens gehörte zu der Gruppe von Jägern, die gerne mal oberkörperfrei jagen geht. Das tat er vor allem nachts, da er glaubte, so eine spirituelle Bindung zu seinen Jagdzielen aufzubauen – während er die freie Brust seines Jagdzieles mit seinen Pfeilen durchbohrte, wurde ihm warm an seiner freien Brust. Eben dieses warme Gefühl ist es, was er bei seiner Jagd suchte.
    Nachdem er sich von seinem Hut, welcher mit Schattenläuferohren an beiden Seiten beschmückt war, seiner Snapperlederhose und seinen Schuhen verabschiedete, die auch aus Snapperleder bestanden, wagte er die ersten Schritte in das Wasser des Sees. Mit jedem weiteren Schritt, verspürte er eine immer stärker werdende Wärme an seinem Körper, die mit großer Wahrscheinlichkeit von den Irrlichtern ausging. Er war froh darüber, den Irrlichtern seinen Körper zu widmen, in dem er in das Wasser stieg, welches von ihnen bewohnt wurde. Er war bereit, Teil des Sees – besser gesagt, Teil des Ganzen, auch der Irrlichter zu werden, indem er den gemeinsamen Akt vollendet.
    Je tiefer er in das Wasser tauchte, desto wärmer wurde sein Körper. Verschlungen von der Leuchtkraft der Irrlichter und befreit von jeglicher Finsternis, die zu seinen Jagdzeiten noch ein großer Teil seines Lebens war, fühlte er sich nun vollständig.
    Die große Frage, die er sich als Kind oft stellte – wie Irrlichter geboren werden – war für ihn beantwortet. Er wusste, dass er auf dem Weg war, sich immer weiter von seinem Leben als Jäger zu entfernen – es gar zu beenden –, und ein neues Leben anzufangen, geboren als Irrlicht. Ihm war nun klar, warum er dieses schicksalhafte Treffen mit den Irrlichtern hatte – es war sein tiefster Wunsch, schon als Kind, ein Teil dieser magischen Wesen zu sein. Und nun war er kurz davor, diesen Traum zu erfüllen. Je weiter er schwamm, umso stärker wurde das Licht – bis zu der Intensität, an der er sein Augenlicht verlor. Je weiter er schwamm, umso wärmer wurde sein Körper – bis zu dem Grad, an dem er jegliches Gefühl in seinem Körper verlor. Je weiter er schwamm, desto stärker trennte er sich von seinem alten Leben, von seinem Körper, von Jens. All dies ließ er hinter sich und was heraustrat, war etwas Einzigartiges. Er selbst war nun Teil von etwas, von dem er schon immer geträumt hat. Sein Leben lang suchte er nach Licht und nach Wärme, die seinen Körper schützen. Nun war er selbst dieses Licht, dass er suchte. Nun war er derjenige, der die Pfade anderer erleuchtet und denen Wärme schenkt, die genau wie Jens, nach Wärme suchen.
    Nachdem er als neues Wesen aus dem See trat, war eines klar.
    Ein Irrlicht ward uns geboren.
    Geändert von DerGroßeDummeMann (01.09.2017 um 03:25 Uhr) Grund: Sig aus

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