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    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Post [Story]Die 4 Freunde

    Hallo liebe Leser. Viel Spaß mit meiner Gothic Fangeschichte. Die Geschichte ist offline längst fertig gestellt, aber ich habe es noch nicht geschafft, alles zu digitalisieren. Das werde ich so schnell wie möglich nachholen.



    Die 4 Freunde

    Der neue Tag kündigte sich durch schwache Sonnenstrahlen am Horizont an. Irgendwo in der Ferne schrie ein Scavanger. Dieses nervtötende Geräusch weckte Gorn auf. Müde stand er auf und beschloss sich im Lager umzusehen. Vielleicht gab es schon etwas interessantes zu sehen.
    'Alles wie immer.' dachte er, als er aus seiner Steinhütte heraustrat.
    Der Wassermagier Cronos stand in der Nähe des riesigen Erzhaufens, der unter einem eisernen Gitter verborgen lag. Wolf saß vor seinem Haus und bearbeitete eine Rüstung. In der Nähe von Wolf brannte ein großes Feuer, neben dem zwei Banditen standen und die Flasche schwangen. Auf der gegenüberliegenden Seite standen zwei Söldner vor den Eingängen zu Lee und den Wassermagiern wache.
    Ein Geräusch von Stahl auf Stein ertönte. Torlof war heute der erste, der den Schleifstein benutzte. Vor dem Eingang zur Höhle standen Lares und Mordrag und tauschten Neuigkeiten aus. Vor Gorn brannte ein Lagerfeuer vor dem zwei Söldner saßen und sich unterhielten.
    „Die vom Alten Lager leben wie die Fliegen im Scheißhaufen.“ sagte der eine. „Die haben doch alles. Die denken doch nicht mal an die Möglichkeit, die Barriere zu zerstören und die vom Sektenlager können uns auch nicht helfen. Mal ehrlich, die sind doch verrückt, aber von mir aus können sie weiter zu ihrem Götzen beten, bis jetzt hat das ja eh nichts gebracht.“
    „Och, wenigstens handeln sie mit Sumpfkraut. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie mag ich den Stoff.“ sagte der Andere.
    Gorn hatte keine Lust sich an der Unterhaltung zu beteiligen. Stattdessen überlegte er, ob er einfach mal wieder auf die Jagd gehen könnte. Er sah sich noch einmal im Neuen Lager um und dann machte er sich auf den Weg.

    Dasselbe hatte sich Diego auch gedacht, denn zu eben dieser Zeit war er auf der Jagd. Das Ziel war ein ziemlich großer und grimmig dreinblickender Waran. Das dumme war nur, dass er nicht allein war. Er gehörte einer Gruppe von fünf Waranen an, die abwechselnd nach Beute oder noch viel gefährlicheren Bestien ausschau hielten.
    Diego hatte sich in einiger Entfernung hinter ein paar Büschen versteckt. Er wartete darauf, dass sich der Waran von der Gruppe entfernen würde. Er würde nicht das unnötige Risiko eingehen und alle Warane auf einmal angreifen. Solange der erwählte Waran sich nicht weiter von seinen Artgenossen entfernen würde, würde er auch nicht mit Pfeil und Bogen auf ihn schießen. Die anderen Reptilien würden das als Provokation auffassen und den Menschen angreifen. Manchmal hielt auch Diego nach anderen Gefahren ausschau. Andere Tiere, die selbst auf der Jagd waren und dieselbe Diego verderben oder ihn selbst als willkommene Beute ansehen könnten. Eine frische Brise wehte dem Schatten ins Gesicht.
    'Gut,' dachte er, 'sie können mich nicht wittern.'
    Er hockte dort nun schon eine ganze Weile, als er für seine Geduld belohnt wurde. Die Beute ging zum nahen Fluss, offenbar wollte die Riesenechse etwas trinken.
    Das war Diegos Chance. Leise und geschickt kroch er dem Waran hinterher, der sich nun immer weiter von seiner Gruppe entfernte. Der Waran hatte jetzt zu trinken begonnen. Diego war nur noch wenige Meter von ihm entfernt.
    Der Jäger nahm seinen Bogen, legte einen Pfeil an, zielte und schoss. Gerade in diesem Moment hatte sich der Waran angeschickt den Fluss zu verlassen, weshalb der Pfeil das Ziel, den Kopf des Warans, verfehlte und ihn stattdessen in die Rippen traf. Der Waran hatte kaum begriffen was los war, da lief ihm auch schon heißes Blut über die Seite. Wütend stürmte das Kriechtier auf seinen Angreifer los um ihm zu zeigen wer hier der Boss war. Doch Diego war vorbereitet. Er hatte schon den nächsten Pfeil angelegt. Er schoss und diesmal traf er den Waran genau zwischen den Augen. Mit einem letzten Zischen brach der Waran zusammen.
    „Ich habs immer noch drauf.“ freute sich Diego.
    Er stand jetzt über seinem Opfer, um ihm die Zähne und Krallen zu entfernen und ihm die Haut abzuziehen. Damit konnte immer gut gehandelt werden. Kaum war er fertig, da näherten sich auch schon zwei Lurker, die das frische Fleisch gewittert hatten. Kaum hatte sich Diego in Richtung Altes Lager aufgemacht, da fraßen die Lurker auch schon von dem Kadaver.
    Da es noch früh am Morgen war, standen die meisten erst auf, als Diego ins Lager kam. Alles war wie immer. Das unterstrich der Buddler Guy indem er verkündete: „Ein neuer Tag und nichts hat sich geändert.“
    Dann schlenderte er zum Tümpel des Lagers, um sich zu waschen. Ein verdächtiges Rohr mit Eisengitter ragte aus der Burg über das Gewässer.
    „Dem könnte auch mal ein neuer Spruch einfallen.“ sagte Grim, der am Feuer stand, als Diego an ihm vorbei zu seiner Hütte ging und sich auf seine Bank setzte, um sich einen Augenblick auszuruhen.
    In der Mitte des Lagers, der Burg, waren die meisten noch in ihren Betten. Viele der Gardisten, die Magier des Feuers und vor allem Gomez und seine engsten Vertrauten konnten es sich leisten sehr lange zu schlafen.
    Milten war aber schon wach und blickte über den ziemlich leeren Innenhof.
    Zwei Gardisten standen vor dem Eingang zu Gomez Thronsaal wache und Stone war bereits mit Schmieden beschäftigt.
    Milten stutzte kurz, als er zum Eingang des Innenhofs blickte. Da kam doch tatsächlich Lester auf ihn zugelaufen.
    „Hi, wie geht’s?“ fragte er beiläufig, als er bei Milten ankam.
    „Wie bist du denn an der Wache vorbeigekommen?“ fragte der junge Magier verblüfft.
    „Ach, ich hab Thorus gesagt, dass ich eine Lieferung Sumpfkraut für die Erzbarone dabeihabe, da hat er mich sofort durchgelassen. Da staunst du was?“ sagte Lester.
    „Sprich doch bitte etwas leiser, wenn einer der Magier uns hört krieg ich ziemlichen Ärger. Du weißt doch, dass ich mich nicht mehr mit euch treffen sollte und für Diego, Gorn und dich ist es auch nicht unbedingt gut. Wenn die anderen aus euren Lagern merken, dass wir alle befreundet sind, wird uns bald niemand mehr trauen und ...“ „Milten, Meister Corristo wünscht dich zu sprechen.“ sagte der Feuermagier Torrez, der aus dem Gebäude kam.
    „Ich bin gleich da.“ antwortete Milten und ließ sich nicht anmerken, dass er genervt war.
    Torrez war seine Antwort offenbar egal. Er ging an ihm vorbei auf den Hof.
    „Hoffentlich hat er nicht bemerkt, dass du da bist.“ sagte Milten leise und sah sich besorgt um.
    „Hör mal, wir treffen uns heute Nachmittag an der Steilküste in der Nähe des Sumpflagers. Gib das hier Diego und das Gorn!“
    Milten gab Lester zwei Briefe, einen mit einem D und einem mit einem G.
    Lester nahm sie und fragte: „Wie soll ich denn ins Neue Lager kommen?“
    „Na überlegen wir mal!“ sagte Milten in gespielt überlegtem Ton. „Wie bist du denn hier rein gekommen?“
    Dann ging der Magier zu Corristo.
    Milten trat in Corristo's Zimmer, schloss die Tür und bemerkte, dass der greise Magier in ein Buch vertieft war.
    Milten war sich jetzt sicher, dass es wohl kaum Ärger wegen Lester geben würde, aber...
    „Ich dachte, wir hätten besprochen, dass du dich nicht mehr mit deinen sogenannten „Freunden“ triffst. Es beschmutzt unser Ansehen, wenn du dich mit dem gemeinen Volk oder noch schlimmer mit Leuten aus anderen Lagern triffst. Ich hoffe, dass du diesem Sektenspinner da draußen gesagt hast, dass er verschwinden soll.“
    „Ja, das habe ich.“ sagte Milten, wobei er nicht einmal Lügen musste.
    Milten bemühte sich ungemein seine aufbrodelnde Wut zu verbergen.
    'Woher zum Geier weiß er, dass Lester dagewesen war? Solange war er doch gar nicht hier. Der alte Magier muss ja aufpassen wie ein Schießhund. Hat der denn keine eigenen Probleme um die er sich kümmern kann?' fragte sich Milten mürrisch.
    „Ich will nicht, dass das wieder vorkommt! Ich hoffe wir haben uns verstanden?!“
    Milten wusste das dies keine Frage gewesen war und sagte gehorsam: „Ja, Meister.“
    „Geh jetzt! Ich möchte mich wieder meinen Studien widmen.“
    Schnellen Fußes verließ Milten den Raum und schloss die Tür doch etwas lauter als er eigentlich vorgehabt hatte.

    Draußen vor dem Tor des Innenhofs ging Lester herum und sprach ein paar Leute an, ob sie vielleicht etwas Sumpfkraut kaufen wollten. Das diente natürlich nur dem Vorwand Diego unbemerkt den Brief zu geben, obwohl einige Leute tatsächlich am Kauf des Krauts Interesse zeigten. Dann ging Lester scheinbar beiläufig zu Diego, der immer noch auf seiner Bank saß und fragte laut genug, damit andere ihn hören konnten: „Willst du etwas Sumpfkraut? Nur zehn Erz das Stück.“
    „Gut, gib her! Hier zehn Erz.“
    Lester gab Diego zusammen mit dem Sumpfkrautstengel den Brief und bekam die zehn Erz von Diego.
    Dann machte sich Lester auf dem Weg zum Sumpflager.


    Ich werde mich bemühen, die Geschichte so schnell wie möglich weiter hochzuladen.
    Geändert von DerGroßeDummeMann (01.09.2017 um 01:29 Uhr) Grund: Sig aus

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    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Eispfötchen ist offline
    Gerade aus dem Urlaub zurück, lade ich den nächsten Schwung, digitalisiertes Material hoch.


    Da Lester sich gut in der Gegend auskannte, wusste er welche Wege er nehmen musste, um so gefahrlos wie möglich von einem Lager zum nächsten zu gelangen. Deshalb kam er bald im Lager der Sekte an und machte sich auf den Weg zu Cor Kalom, um ihn zu fragen, ob er Sumpfkraut im Neuen Lager verteilen konnte. Lester war sich einer für ihn positiven Antwort schon sicher, denn viele Söldner und Banditen tauschten gerne Erz für Sumpfkraut. Die Geschäfte gingen gut.
    Lester kletterte die Leiter zu Cor Kaloms auf Stegen gebautem Haus hoch, lief an der Wache des Alchemisten vorbei und fragte Cor Kalom, der gerade ein Elixier zusammenbraute, nachdem er ihn begrüßt hatte: „Kann ich etwas Sumpfkraut haben, um es gewinnbringend für die Bruderschaft des Schläfers im neuen Lager zu verkaufen?“
    Cor Kalom blickte zuerst skeptisch, dann sagte er aber: „Von mir aus. Gib diese Liste Fortuno, er wird dir das nötige Sumpfkraut zum Verkauf geben und jetzt störe mich nicht länger bei meinen wichtigen Experimenten!“
    Lester nahm die Liste, bedankte sich respektvoll, ging aus dem Haus, die knarzende Leiter hinunter und zu dem Novizen Fortuno, der seinen windschiefen Stand unter Cor Kaloms Hütte hatte.
    „He Fortuno, ich brauche Sumpfkraut zum Verkaufen.“ sagte Lester kurz angebunden.
    Fortuno sah die Liste kurz durch und gab ihm dann ein Päckchen.
    „Hier drin befinden sich 12 x grüner Novize, 7x Traumruf und 14 x schwarzer Weiser.“
    Lester wollte schon gehen, doch der andere Novize hielt ihn zurück, indem er sagte: „Ach, noch etwas. Kannst du diesem Novizen dort drüben mal sagen, dass er zu mir kommen soll und mir etwas Sumpfkraut von Balor und Viran aus dem Sumpf holen muss? Mein Vorrat geht zur Neige.“ erklärte Fortuno.
    „Mach ich“ sagte Lester, nahm heute wieder einmal einen Botenjungen Auftrag an und ging zu dem Novizen, der auf der Gegenüberliegenden Seite an einem Baum lehnte.
    ‚Bin ich heute der Laufbursche, oder was?‘ dachte sich Lester etwas verärgert.
    „Na, wie geht’s?“ sprach er den Novizen an.
    Er musste warten, bis der seinen Stengel Sumpfkraut aufgeraucht hatte, ehe er seine Antwort bekam.
    „Ich bin total High Mann.“
    Lester verkniff sich ein Glucksen.
    ‚Und der soll Fortuno helfen? Der kann ja kaum klar sehen.‘ dachte er, sagte aber dennoch: „Geh mal kurz zu Fortuno! Er hat was zu tun für dich.“
    „Meinst du, er gibt mir etwas Sumpfkraut, wenn ich die Arbeit erledigt habe?“ fragte der Novize mit vernebeltem Blick.
    „Vielleicht“ antwortete Lester und ging davon, damit er heute noch ins Neue Lager kam und nicht noch mehr Aufträge aufgehalst bekam.
    Um zum neuen Lager zu kommen, nutzte er sichere Wege, auf denen es kaum streunende Tiere gab, auch wenn das bedeutete, dass er kleine Umwege in Kauf nehmen musste. Er erreichte das äußere Tor des Neuen Lagers, vor dem einige Banditen Wache schoben.
    „Ich will ins Lager“ erklärte Lester frei heraus.
    „So“ sagte einer der beiden Banditen. „Und was willst du da?“
    „Ich will Sumpfkraut verkaufen“ meinte der Novize.
    „Machen wir es so: Du verkaufst mir auch einen Stängel Sumpfkraut und du darfst ins Lager. Abgemacht?“
    „Abgemacht.“
    So tauschten Erz und Kraut ihre Besitzer. Da Lester auch wirklich Sumpfkraut loswerden musste, um Cor Kalom den Erlös zu geben, ging er zu zwei anderen Banditen, die zwischen dem Tor und dem See standen.
    „Wollt ihr etwas Sumpfkraut?“ fragte Lester, obwohl er die Antwort schon kannte.
    „Klar hier sind 20 Erz. Gib her! Wenn du mal wieder was hast, komm vorbei!“
    Der Handel wurde schnell erledigt und gleich darauf ging der Novirze zwischen den Reisfeldern entlang, die kleine Anhöhe hinauf und zum Inneren Tor, das von zwei Söldnern bewacht wurde.
    „Ich will im Lager mit Sumpfkraut handeln“ sagte Lester geschäftsmäßig.
    „Ok, aber mach keinen Ärger!“ erinnerte ihn Jarvis und ließ ihn passieren.
    Als Lester an der Taverne am See vorbeikam, traf er auf einen weiteren Banditen. Lester nutze die Gelegenheit.
    „Ich hab ein bisschen Sumpfkraut dabei, willst du was?“
    Der Bandit war anscheinend positiv überrascht und gab sogleich Antwort: „Ich geb dir zehn Erz dafür, wenn du mal wieder was loswerden willst, komm zu mir.“
    Nach dem Handle gingen beide ihrer Wege. Lester grinste. Wieder ein bisschen Erz mehr. In der großen Höhle des Neuen Lagers angelangt, in der sich die Behausungen befanden, gab es genug Interessenten, denen der Novize das Kraut andrehen konnte. Da war schon einer! Ein breitschultriger grob aussehender Söldner, der sofort gefragt wurde: „Willst du etwas Sumpfkraut?“
    Die Antwort folgte auf dem Fuße: „Gib her! Hier zehn Erz. Wenn du mal wieder was hast, du weißt Bescheid.“
    Und schon stand der nächste Söldner, der noch kein Sumpfkraut abbekommen hatte, in Lesters Blickfeld.
    „Ich hab ein bisschen Sumpfkraut dabei. Willst du was?“
    „Warum nicht? Gib mir was für 10 Erz. Frag mal ein paar von den anderen Jungs, die wollen sicher auch was.“
    Lester war richtig im Verkaufsrausch. Da am Feuer neben Wolf standen schon die Nächsten.
    ‚Ha, der hat eben seinen Krautstengel aufgeraucht. Nachschub! dachte Lester und sagte gleich Hilfsbereit: „Du siehst aus, als wenn du etwas Sumpfkraut haben wolltest.“
    „Hast du was? Ich nehme einen Stengel für 10 Erz. Kannst jederzeit wiederkommen Bruder.“
    Und nach diesem Käufer kamen der Nächste, und der Nächste. Bald war Lester durch das ganze Lager gelaufen und hatte fast alle im Lager angesprochen, da fiel ihm wieder ein, warum er eigentlich hergekommen war. Er ging zu Gorn und fragte ihn, was jetzt, da er so gut wie alle im Lager gefragt hatte, sehr unauffällig war: „Ich hab Sumpfkraut dabei. Willst du was?“
    Gorn grinste, er wusste was los war.
    „Klar, ich geb dir zehn Erz dafür.“
    Gorn tauschte das Erz gegen das Sumpfkraut und den Brief. Lester machte sich dann sofort wieder auf den Weg das letzte Sumpfkraut zu verteilen und zurück zum Sektenlager zu laufen, wo er Cor Kalom den Erlös geben musste.
    Am späten Nachmittag ging Lester dann zur Steilküste in der Nähe des Sumpflagers, wie Milten es ihm gesagt hatte. Diego, Gorn und Milten waren auch frisch eingetrudelt.
    „Na, hast du eine Belohnung gekriegt für den Verkauf des vielen Sumpfkrauts?“ fragte Gorn grinsend.
    „Ein bisschen Erz. Jedenfalls nicht viel, dafür, dass ich mir die Hacken abgelaufen habe.“ meinte Lester.
    Die anderen lachten.
    „Hört mal, wir müssten uns mal einen festen Treffpunkt überlegen, oder wollen wir diese Aktion jedes Mal machen?“ fragte Diego.
    „Bloß nicht, ich will nicht jedes Mal durch die halbe Kolonie laufen“ sagte Lester gleich.
    „Ihr habt Recht, aber es müsste ein Ort sein, der leicht zu erreichen ist und wo doch niemand hinkommt“, erklärte Milten.
    „Wie wärs mit hier?“ fragte Lester. „Hier kommt kaum jemand her und es gibt nur wenige gefährliche Viecher in der Nähe.“
    „Und hier sitzen wir wie auf dem Präsentierteller“ gab Gorn zu bedenken. „Eine weite offene Ebene.“
    „Und der Wald dahinten? Wäre doch besser…“
    Lester sah aber, dass die anderen nicht überzeugt waren.
    „Gerade für Gorn wäre es sehr weit, wenn er immer hierher kommen müsste“ meinte Milten und überlegte, wo sie sich sonst treffen könnten.
    „He, ich bin heute auch zum neuen Lager gelatscht, war das etwa nicht weit?“ grummelte Lester, aber er wusste, dass er die anderen nicht mehr überzeugen konnte.
    Sie überlegten angestrengt, ihnen fiel aber nichts weiter ein. Die Orte, die ihnen in den Sinn kamen, waren entweder viel zu abgelegen, oder es waren solche an denen hin und wieder Bewohner der Barriere vorbeikamen.
    „Gehen wir doch einfach los und suchen einen geeigneten Ort“ brach Gorn die Stille.
    Die anderen stimmten ihm zu.
    „Gut, dann treffen wir uns morgen um dieselbe Zeit wieder hier!“ entschied Diego.
    Kaum hatte er das gesagt, machten sich alle vier auf die Suche nach einem geeigneten Treffpunkt.
    Diego lief an der Küste entlang. Vielleicht gab es ja hier einen geeigneten Ort für ihre Treffen. Bald kam er zum zerstörten Wachturm an der Klippe.
    ‚Vielleicht hier?‘ dachte Diego und lief auf ihn zu.
    Die Tür war verschlossen, aber es gab kaum ein Schloss, das er nicht aufbekam, so lange er einen Dietrich in der Tasche hatte. Tatsächlich dauerte es kaum eine halbe Minute, da war die Tür auch schon offen. Es gab im Inneren des Turms eine Leiter, die nach oben führte. Diego stieg sie hoch, aber oben angelangt, gab es außer der schönen Aussicht nicht viel zu sehen. Der Eingang zu einem unterirdischen Gang war da schon interessanter. Der Schatten war dabei ihn hinabzugehen, als er hörte wie jemand oder etwas sein Schwert zog. Dieses Geräusch ertönte nur Sekunden später noch einmal. Diego zögerte. Was war hier los? Still und leise kamen da drei Skelette den Gang hinauf, ihre verrosteten Zweihänder gezückt. Wo diese drei waren, gab es sicher noch mehr von denen. Diego stürmte aus dem Turm und knallte, gerade noch rechtzeitig, die Tür hinter sich zu.
    ‚Ich glaube auf ein Versteck mit Untermietern können wir verzichten. ‘ dachte Diego bei sich.
    Auch Gorn war auf der Suche nach einem passenden Ort. Er hatte eine Höhle gefunden, in der bis vor kurzem, besser gesagt, bis er die Höhle betreten hatte, zwei Molerats gelebt hatten. Er war gerade dabei etwas Fleisch zum Braten von ihren toten Körpern abzutrennen, als er vor der Höhle zwei Leute reden hörte.
    „Was war das für ein nerv tötendes Geräusch?“ fragte der eine Gardist seinen Kameraden.
    „Ach in dem Loch da leben ein paar Molerats“ antwortete der Andere.
    Dann stapften sie davon.
    ‚Tja, wenn hier Leute vorbeitrampeln, ist das anscheinend kein geeigneter Treffpunkt.‘ dachte Gorn sich.
    Vorsichtig lugte er aus der Höhle hinaus. Kein Gardist mehr zu sehen. Vor ihm ragte das alte Lager auf. Der Fluss in der Nähe plätscherte und glitzerte im Licht der untergehenden Sonne. Links von dem Söldner reckte sich eine Felswand empor. Gorn kam eine fixe Idee.
    ‚Im Orkgebiet laufen bestimmt nicht so viele Menschen rum.‘
    Also lenkte er seine Schritte zu dem nahen Durchgang zwischen dem Berg und dem Hügel, der im Schatten der Burgruine lag, die auf dem Berg stand. Er war noch nicht weit gegangen, da sah er zwei Orkhunde. Sie hatten ihn bereits bemerkt und liefen laut knurrend auf ihn zu.
    „Ich liebe diese ganze Scheiße“ sagte Gorn grimmig, als er seine Axt in seine Hände nahm.
    Der erste Warg setzte zum Sprung an, da hatte Gorn ihn schon mit seiner Waffe erwischt. Blut spritzte auf und ein markerschütterndes Heulen gellte durch den felsigen Durchgang. Während Gorn mit der einen Bestie beschäftigt war, stürzte sich die andere von hinten auf ihn und warf ihn fast um. Keuchend drehte sich Gorn um, wich zurück und gab dem Tier ein paar Hiebe auf den Pelz. Mit einem Jaulen brach der Orkhund zusammen. Das erste Tier hatte sich aber wieder berappelt und griff den Söldner wieder an, doch Gorn wich aus und ließ seine schwere Axt auf den Schädel des Wargs niedersausen.
    „Das war‘s für dich, du Mistvieh!“ sagte Gorn mit grimmigem Stolz und steckte seine Waffe weg.
    Doch so wie sie waren, ließ Gorn die toten Tiere nicht zurück. Zuvor entnahm er ihnen noch alles was sich gut verkaufen ließ. Jetzt sah er sich seine Verletzungen an. Seine Rüstung hatte ihn zum Glück vor dem größten Schaden bewahrt. Er nahm einen Heiltrank, der letzte, den er hatte, und die schlimmsten Wunden heilten bald. Er ging weiter, wobei er unentwegt seine Umgebung beobachtete. Das hier war Orkgebiet. Die Orks würden zwar die Lager nicht angreifen, weil es ihnen nicht viel bringen würde und sie viele von ihresgleichen verlieren würden, aber einzelne Menschen töteten sie gern, wenn sich ihnen die Möglichkeit bot. Wachsam sah sich Gorn um. Es waren keine Orks oder Orkhunde in der Nähe, dafür aber eine kleine Höhle. Neugierig lief Gorn auf sie zu. Als er näher kam, stellte er fest, dass es in der Höhle eine Tür gab.
    ‚Hm, das ist aber ungewöhnlich.‘ dachte sich der Söldner.
    Anscheinend hatte hier jemand versucht zu leben, abgeschieden von all den Lagern. Den Beweis erbrachte ein Skelett, das an der Tür lehnte und einen Schlüssel in der rechten Hand fest umklammert hielt. Offenbar hatte dieser Mensch, kurz vor seinem Tod, verzweifelt versucht die Tür aufzuschließen. Vielleicht war er auf der Flucht vor jemandem, oder etwas gewesen. Vielleicht Orks oder Warge.
    „Armer Kerl“ murmelte Gorn.
    Er nahm dem Skelett den Schlüssel ab und schloss die Tür auf. Innen sah es aus wie in einem Haus. Einige Truhen standen herum, ein altes wackliges Regal stand an einer Wand. Gorn sah sich um und ein Lächeln flog über sein Gesicht.
    ‚Eigentlich ein gutes Versteck. Nicht sehr abgelegen und doch kommt nie jemand her, da es im Orkgebiet ist. Dieser jemand müsste schon einen guten Grund haben.‘ dachte sich Gorn grinsend.
    Am nächsten Nachmittag trafen sich die vier Freunde wie vereinbart wieder auf der Steilküste.
    „Ich hab nichts gefunden“ sagte Diego, kaum, dass er die anderen erreicht hatte.
    „Aber ich“, sagte Gorn gleich darauf und erzählte von der Höhle, die er am Vortag entdeckt hatte.
    „Hört sich ganz gut an“, meinte Milten. „Da sie sich etwa in der Mitte der Kolonie befindet, werden wir alle recht leicht hinkommen.“
    „Natürlich haben Diego und Milten den kürzesten Weg, aber das macht nichts, für Lester und mich wird es auch nicht schwer sein. Hauptsache wir laufen dort keinen Orks über den Weg“ sagte Gorn und Lester fragte in die Runde: „Könnt ihr alle unauffällig aus euren Lagern verschwinden, wenn wir uns treffen wollen?“
    „Klar“, sagten Diego und Gorn gleichzeitig.
    Milten überlegte noch und sagte dann langsam: „Also … vielleicht … wenn mir irgendwelche Vorwände einfallen, um den Tempel zu verlassen. Die anderen Magier verlassen ihn so gut wie nie. Wenn wir unsere Treffen mitten in der Nacht oder am frühen Morgen ansetzen würden, könnte ich leicht unbemerkt von meinen Kollegen hinaus.“
    „Und was ist mit den Wachen vor den Toren? Wenn ein Magier in tiefster Nacht aus dem Lager läuft ist das doch irgendwie ungewöhnlich“, gab Diego zu bedenken.
    „Ich bin ein Magier, schon vergessen? Die meisten Gardisten und Schatten haben genug Respekt um keine Fragen zu stellen“, erinnerte ihn Milten grinsend, als würde das alle Bedenken beiseite wischen.
    „Wann sollen wir uns das erste Mal dort treffen?“ fragte Lester.
    „Ich würde sagen wir treffen uns übermorgen, kurz nach Mitternacht. Wir können uns dann immer noch sagen, wann das nächste Treffen sein wird“, schlug Diego vor.
    Alle stimmten zu.
    „Und was machen wir mit dem Schlüssel? Wer soll ihn nehmen?“ wollte Gorn wissen und hielt ihn in die Höhe.
    „Ich will den Schlüssel nehmen“, sagte Lester sofort.
    Die anderen hatten nichts dagegen, doch Gorn erinnerte ihn daran, dass er dann auch immer der Erste bei der Höhle sein musste, damit die anderen nicht draußen rumstehen mussten. Lester nickte.

    In besagter Nacht trafen sich alle vier bei der Höhle. Lester, der sich Gorns Worte gut gemerkt hatte, war der Erste am Treffpunkt.
    „Na, das klappt doch gut. Hatte irgendwer Schwierigkeiten hier her zu gelangen?“ fragte Gorn.
    Die anderen drei schüttelten die Köpfe.
    „Hm… eigentlich könnten wir unser Zeug auch hier lagern. Ich meine, es gibt immer irgendwelche listigen Diebe, die versuchen könnten uns unseren Kram zu klauen“, sagte Diego und wies auf die alten Kisten im Haus.
    „Diego, rede nicht immer von dir selbst“, sagte Milten grinsend, die anderen lachten.
    „Aber eigentlich gar keine schlechte Idee“, gab Gorn zu. „Hier ist es noch am sichersten. Die Orks haben kein Interesse an diesem Ort, sonst wären sie schon längst hergekommen und mal abgesehen von uns, treiben sich hier keine Menschen herum. Und falls sich doch mal einer hierher verirren sollte, ist abgeschlossen und Lester hat den Schlüssel. Ich wäre aber dafür, wenn wir sichergehen, dass auch wirklich niemand hier ohne den Schlüssel reinkommt, damit unser Zeug sicher ist. Wir könnten die Tür verstärken und das Schloss sichern.“
    Die anderen stimmten zu und so wurde ganz spontan entschieden ihre Habseligkeiten, die sie nicht immer mit sich herumtragen wollten, oder konnten, hier zu verstauen.
    Als es schon fast dämmerte, liefen sie eilig in ihre Lager zurück. Die ganze Sache lief ausgezeichnet. Sie konnten sich oft treffen, hatten keine größeren Schwierigkeiten zum Treffpunkt zu gelangen und keiner ihrer Kollegen glaubte mehr, dass die vier irgendetwas miteinander zu tun hatten. So konnten Lester, Milten, Diego und Gorn sich immer alles mitteilen was bei ihnen im Lager gerade los war und deshalb behielten sie immer den Überblick was das Geschehen innerhalb der Barriere anging.


    Ahja, es kommt natürlich noch mehr. Das mir hier keiner glaubt es wäre schon zu Ende. ;-)
    Geändert von Eispfötchen (11.09.2017 um 20:47 Uhr)

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    Lester lehnte an einem Baum im Sektenlager und rauchte Sumpfkraut.
    ‚Mist, das war der Letzte, den mir Fortuno gegeben hat,‘ dachte sich der Novize, als er den aufgerauchten Stengel auf den Boden warf.
    Es war schon spät in der Nacht und fast alle im Lager hatten sich in ihre Hütten zurückgezogen.
    ‚Irgendwas war heute …‘ erinnerte sich Lester dunkel. ‚ Irgendetwas Wichtiges …‘
    Das Sumpfkraut und die späte Stunde behinderten ihn etwas beim Nachdenken. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    ‚Oh Nein! Heute ist ein Treffen und ich hab’s vergessen.‘
    Er schlug sich vor den Kopf und rannte los, die anderen warteten sicher schon auf ihn und den Schlüssel. Die Templer am Tor sahen ihm nur verwundert nach, als er an ihnen vorbeiflitzte. Am Waldrand ging Lester die Puste aus und er musste kurz stehen bleiben, um Luft zu schnappen. Plötzlich wurde er von hinten gepackt und von den Füßen gerissen. Erschrocken schrie er auf. Ein Ork hatte sich an ihn herangeschlichen. Nun hing der Novize kopfüber in der Luft.
    „Lass mich los!“ rief Lester verzweifelt und versuchte freizukommen, aber der Ork hielt ihn nur noch fester, so dass Lesters Beine taub wurden. Wie sollte er sich aus diesem Schlamassel nur wieder befreien? Der Ork schien aber auch nicht so recht zu wissen was er mit ihm anfangen sollte. Vielleicht war er noch nie einem Menschen begegnet. Unschlüssig schüttelte er ihn erst einmal durch.
    „He! Lass das!“ schrie Lester angsterfüllt.
    Klimpernd fiel ihm einiges von seinem Gerümpel auf die Erde: ein bisschen Erz, Scavenger Fleisch, ein Becher und der Schlüssel. Der Ork fand den schimmernden Schlüssel und das magische Erz offenbar hochinteressant. Viel interessanter als Lester, der da eigentlich nur herumzappelte, schrie und die Nerven des Orks strapazierte. Also entschied sich der Ork für den Krempel und gegen den Menschen und warf den Novizen erst einmal im hohen Bogen von sich. Stöhnend rappelte sich Lester auf. Alles tat ihm weh. Als er sich umblickte, sah er wie ein zweiter Ork hinzukam, der kurz die Situation überschaute, dem anderen Ork einen Schlag auf den Hinterkopf gab, seine Waffe zog und mit lautem Gebrüll auf Lester zu rannte.
    „Bloß weg hier“, sagte Lester zu sich selbst und nahm die Beine in die Hand.
    Nach einer kurzen Verfolgungsjagd blieb der Ork stehen, brüllte ein letztes Mal demonstrativ und steckte seine Orkaxt weg.
    ‚Puh, das war knapp.‘ dachte Lester und lief das letzte Stück zum Treffpunkt im Dauerlauf.
    „Wo warst du so lang?“ fragten die Anderen, als er ankam.
    „Ein Ork hat mir den Schlüssel abgenommen“, erklärte Lester etwas außer Puste.
    „Was?“ fragten seine Freunde ungläubig.
    „Ja, da hinten am Waldrand in der Nähe des Orkfriedhofs“, sagte Lester aufgeregt und zeigte hinter sich.
    „Schnell, vielleicht können wir ihm den Schlüssel wieder abjagen“, sagte Diego und die vier Freunde spurteten los.
    Doch als sie bei der Stelle ankamen wo Lester überrumpelt wurde, waren keine Orks mehr zu sehen.
    „Die sind bestimmt über die Brücke zum Orkfriedhof gegangen“, meinte Diego und suchte nach Spuren.
    „Da können wir nicht hin, da wimmelt es bestimmt nur so von Orks“, vermutete Milten.
    „Wie konnte diese ganze Sache eigentlich passieren?“ fragte Gorn Lester und der Novize erzählte alles was kurz zuvor geschehen war, während sie zurück zum Versteck gingen.
    „Wenn du besser aufpassen würdest, wäre das nicht passiert. Wie sollen wir denn jetzt die Tür aufkriegen?“ fragte Diego verärgert.
    „He, immer geschmeidig bleiben!“ sagte Lester locker. „Du kriegst diese Tür doch bestimmt im Handumdrehen auf. Ich dachte Schlösser wären für dich kein Problem?“
    „Es wär auch keins, wenn wir nicht ein extra gesichertes Schloss eingebaut hätten“, gab Diego zurück.
    „Dann … dann schlagen wir eben die Tür ein!“ sagte Lester entschieden, der die Möglichkeiten die Tür zu öffnen schwinden sah und wer wäre dann daran schuld?
    „Machen wir uns nichts vor, ohne den Schlüssel kriegen wir die Tür nicht auf, dafür haben wir gesorgt“, sagte Milten.
    „Nur gut, dass wir da nicht unser ganzes Zeug drin haben“, sagte Gorn sarkastisch.
    „Irgendwie muss der Schlüssel doch wieder zu beschaffen sein“, sagte Lester leicht nervös, weil er fürchtete seine Freunde könnten auf ihn sauer sein.
    „Dazu müssten wir erst einmal wissen wo dieser Ork das Zeug aufbewahrt, das er findet“, überlegte Gorn laut.
    „Vielleicht weiß ja einer in den Lagern was darüber, hören wir uns doch einfach mal um“, schlug Milten vor.
    Damit war die Sache beschlossen und alle vier gingen zurück in ihre Lager. Es dauerte fast eine Woche, bis sie sich wieder trafen.
    „Irgendwas rausgefunden?“ fragte Milten, kaum dass er bei Gorn, Lester und Diego war.
    Diego und Lester schüttelten betrübt die Köpfe.
    Gorn grinste aber.
    „Butch hat vor allen anderen im Lager damit angegeben, dass er schon öfters im Orkgebiet war. Da dachte ich mir, vielleicht weiß er auch was über das Zeug, das die Orks so dabeihaben. Butch geht oft in Silas Kneipe und kippt sich einen hinter die Binde. Ich hab den nächsten Abend abgepasst und hab mich mal dazugesellt und ordentlich einen mit ihm gesoffen, in der Hoffnung, er wäre dann irgendwann so besoffen, dass ich ihn problemlos aushorchen könnte.“
    „Und?“ wollten die anderen gespannt wissen wie es weiterging.
    „Naja …“
    Gorn wirkte verdrossen.
    „Er konnte zwar kaum noch klar sehen, aber als ich ihn fragte, ob er wisse wo die Orks ihre Fundsachen lagern, sagte er mir ohne Umschweife, dass ich für diese Information tausend Erz springen lassen solle. So leicht lässt sich Butch wohl nicht austricksen.“
    „Vielleicht war er nicht betrunken genug?“ fragte Milten nach.
    Gorn schüttelte den Kopf.
    „Mehr ging nicht mehr. Kurz darauf ist er mit dem Kopf auf der Theke im Stehen eingepennt.“
    „Es muss doch eine Möglichkeit geben an diese Information heranzukommen.“ dachte Diego laut nach. „Vielleicht könntest du dich weiter umhören. Möglicherweise hat er es jemand anderem erzählt.“
    Gorn wirkte skeptisch.
    „Glaub ich nicht. Umsonst gibt Butch nichts preis.“
    Schweigend überlegten sie eine Weile.
    Es war eine pechschwarze Nacht. Wolken verhingen den Himmel. Irgendwo in der Ferne heulte ein Wolf.
    „Hm… ich hab mal von einem seltenen Trank gelesen. Wer ihn trinkt plaudert frei von der Leber weg. Soll die Zunge noch viel besser lösen als jeder Alkohol. Angeblich muss man dann alle Fragen, die einem gestellt werden wahrheitsgemäß beantworten“, sagte Milten nach einer Weile.
    „Hört sich für mich nicht sehr überzeugend an“, sagte Gorn zweifelnd.
    „He, immerhin ist mir was eingefallen. Ich höre gerne Alternativen.“
    Der Feuermagier sah in die Runde. Die anderen wussten aber auch nicht weiter.
    „Schön … und wo kriegen wir einen solchen Trank her? Ich glaube nicht, dass irgendein Händler innerhalb der Barriere dieses Gesöff besitzt“, sagte Lester und sah Milten dabei fragend an.
    „Wir müssen ihn selbst herstellen. Die Zutatenliste muss sich in irgendeinem Buch im Besitz der Feuermagier befinden.“
    „Macht Sinn, wo solltest du auch sonst davon gelesen haben?“ murmelte Diego.
    Milten ging nicht weiter darauf ein.
    „Da müsste ich leicht rankommen.“
    „Gut, dann treffen wir uns in zwei Tagen, ein paar Stunden vor Sonnenaufgang wieder hier“, entschied Gorn.
    Gleich am nächsten Morgen suchte Milten in den alten vergilbten Büchern der Feuermagier nach dem Rezept. Doch es war schwerer diese Zutatenliste zu finden als er angenommen hatte. Die meisten Alchemie- und Kräuterbücher hatte er schon durchgesehen, aber er konnte sich einfach nicht erinnern, in welchem Buch er zufällig davon gelesen haben könnte und die Feuermagier hatten viele Schriften in ihrem Besitz.
    „Mist, hier ist auch nichts darüber drin“, sagte Milten enttäuscht, als er wieder einmal ein Buch wegstellte, in dem er nachgesehen hatte.
    Es war ein schöner Tag und die Sonne schien hell durch das Fenster. Vom Hof her konnte er das Klirren von Schwertern hören. Offenbar trainierten die Gardisten draußen ihre Kampffertigkeiten.
    Stunden vergingen.
    Milten hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als er die Anleitung zum Brauen des Trankes in einem alten, halb auseinandergefallen Buch zum Thema Folter und Verhöre fand.
    ‚Zwei Sumpfkräuter, vier Steinwurzeln, ein Snapperei und eine Sonnenaloe‘, las der Magier in Gedanken. ‚Hm… von einer Sonnenaloe hab ich ja noch nie was gehört. Wo soll die denn wachsen?‘ fragte er sich, holte schnell ein Stück Pergament hervor und schrieb die Zutatenliste und die Anleitung zum Brauen des Trankes ab.
    Er hatte das Buch gerade wieder an seinen angestammten Platz verstaut, als der Feuermagier Corristo zur Tür hereinkam.
    „Oh, Milten, ich wusste gar nicht, dass du hier bist. Ich suche schon seit gestern ein Buch, dass ich offenbar verlegt habe.“
    Der alte Magier überflog die Bücher, wirkte dann aber enttäuscht.
    „Nein, hier ist es auch nicht. Schade. Hast du es vielleicht irgendwo gesehen? Es heißt: Die Macht der Elemente.“
    „Nein, ich kann mich nicht erinnern es irgendwo gesehen zu haben, Meister Corristo“, sagte Milten wahrheitsgemäß.
    „Da fällt mir ein …“ fing der ältere Feuermagier an. „ich wollte dich eigentlich schon gestern Nacht danach fragen, aber du warst nicht im Tempel. Hattest du noch etwas Wichtiges zu tun? Wo warst du denn?“
    Milten wurde kurz nervös. Was sollte er nur sagen? Er entschied sich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    „Ich versuche etwas mehr über Alchemie zu lernen. In einem dieser Bücher …“ Milten wies auf die Bücher, die er durchforscht hatte. „stieß ich auf eine Pflanze, die ich noch nie gesehen und von der ich noch nichts gehört habe. Da beschloss ich sie zu suchen. Ich war so neugierig, dass ich nicht bis zum nächsten Morgen warten wollte, aber gefunden habe ich sie trotzdem nicht.“
    Er legte eine enttäuschte Miene auf, um seine Geschichte glaubhafter wirken zu lassen.
    „So? Wie heißt diese Pflanze denn?“ fragte Corristo interessiert.
    „Sonnenaloe“, sagte der junge Magier, gespannt darauf was der Meister der Feuermagier sagen würde.
    „So?“ sagte Corristo und ein leises Glucksen entrann sich seiner Kehle. „Na dann wundert es mich nicht, dass du sie nicht gefunden hast. Diese Pflanze ist sehr selten und wächst ausschließlich auf den Exkrementen eines Trolls.“
    Milten schluckte und fragte sich wie sie da ran kommen sollten.
    In diesem Moment betrat der Magier Torrez das Zimmer und Corristo fragte ihn gleich nach dem Buch, nach dem er suchte.

    Als sich Milten, Diego, Gorn und Lester wieder einmal vor ihrem Versteck trafen, verkündete der Magier, dass er die Zutatenliste gefunden hatte.
    „Wir brauchen zwei Sumpfkräuter, vier Steinwurzeln, ein Snapperei und eine Sonnenaloe.“
    „Was ist denn eine Sonnenaloe?“ meldete sich Lester gleich zu Wort.
    „Das ist eine Pflanze, die auf Trollkacke wächst“, klärte ihn Milten auf.
    „Wie sollen wir die denn kriegen?“ fragte Diego nach.
    „Also, wenn wir keine tausend Erz rausrücken wollen, müssen wir uns was einfallen lassen“, meinte Milten.
    „Ein Troll? Du meinst diese haarigen Riesenbiester, die dich zertrampeln und auseinanderreißen?“ fragte Lester, ohne eine Antwort zu erwarten.
    „Da haben wir ja tief in die Scheiße gegriffen“, murrte Gorn.
    Einen Moment wurde es still, dann sagte Diego: „Also die Sumpfkräuter und die Steinwurzeln werden wohl kaum ein Problem, aber das Snapperei …“
    Er runzelte die Stirn, fuhr dann aber fort: „Ich glaube, ich habe ein Snapperrudel in der Nähe der alten Miene gesehen. Würde mich nicht wundern, wenn die ein paar Eier haben.“
    „Am besten wir teilen uns auf. Diego und ich, wir kümmern uns um die Snapper und ihr beiden sucht die Steinwurzeln. Sumpfkraut müsstest du ja da haben, oder?“ fragte Gorn Lester.
    „Äh, ja, drei oder so.“ antwortete Lester schnell und sah nach, ob das auch stimmte, oder ob er die Kräuter schon zu Stengeln gedreht hatte.
    Er wurde fündig.
    „Na dann los!“ sagte Milten und wollte losgehen.
    „Was? Jetzt? Mitten in der Nacht?“ fragte Lester überrascht.
    „Ja, jetzt, deshalb müssen wir auch auf Schattenläufer achten. Um diese Zeit sind sie besonders aktiv“, erklärte Diego.
    „Du hast doch keine Angst, oder Lester?“ fragte Milten verschmitzt.
    „Nein, natürlich nicht. Ich hab nur keine Lust wieder von irgendeinem Ork überrumpelt zu werden.“
    „Deshalb seid ihr ja auch zu zweit“, sagte Gorn.
    Sie teilten sich auf. Wenig später standen Diego und Gorn dann am Rand des Waldes, der sich nahe der alten Miene befand.
    „Da sind sie“, flüsterte Diego Gorn zu.
    Fünf Snapper standen vor der Höhle in der sie hoffentlich auch ihre Eier abgelegt hatten.
    Der Söldner und der Schatten hockten am Waldrand hinter ein paar Felsen und beobachteten die Reptilien.
    „Wenn wir ihren Anführer zuerst ausschalten, werden die anderen Snapper vermutlich einige Sekunden orientierungslos sein. Das müssen wir dann ausnutzen!“ erklärte Diego den Plan.
    Er wies auf den Snapper, der in der Mitte der anderen stand und der größte und kräftigste von allen war.
    Gorn zog seine schwere Axt, bereit loszuschlagen.
    Diego nahm seinen Bogen zur Hand, legte einen Pfeil an, spannte die Sehne, zielte und schoss. Sirrend flog der Pfeil durch die Luft und er verfehlte sein Ziel nicht.
    Kaum, dass er geschossen hatte, legte Diego weitere Pfeile an und schoss kurz hintereinander noch viermal. Die Snapper hatten sofort geschaltet und stürmten auf die beiden zu. Doch noch bevor sie die Menschen erreichen konnten, war ihr Anführer tot und ein zweiter Snapper verwundet.
    „Kommt nur her! Meine Axt wartet auf euch“, brüllte Gorn und schwang seine Waffe behände durch die Luft.
    Damit hatte der erste Snapper, der Gorn angriff, wohl nicht gerechnet und das war sein Ende. Voller Wut stürzten sich die anderen auf den Söldner. Diego hatte jetzt sein Schwert gezogen und kam seinem Kumpel zu Hilfe. Blut spritzte auf. Zähne und Krallen bohrten sich in die Körper der Angreifer und die Stahlwaffen der Menschen durchschnitten Muskeln, Sehnen und Fleisch der Tiere. Es gab ein wildes Getümmel, jeder versuchte den Angriffen der Gegner auszuweichen und damit zugleich in eine gute Angriffsposition zu kommen.
    Mit einem heftigen Schlag streckte Gorn den letzten Snapper nieder.
    „Ein paar Mistviecher weniger“, sagte er grimmig.
    Die Snapper hatten ihnen ganz schön zugesetzt. An vielen Stellen sickerte Blut aus ihren Wunden und einige Fleischwunden hatten sie auch davongetragen. Aber es war nichts, was einige Heiltränke nicht wieder hinbekamen. Zum Glück hatte Diego welche dabei. Nachdem sie sich etwas ausgeruht hatten, nahmen sie den Snappern ihre Zähne und Krallen ab.
    „Dann sehen wir uns doch mal die Höhle an“, sagte Diego und die zwei Männer traten in die Snapperhöhle. Sie hatten Glück. Da lagen tatsächlich zwei große Eier, bedeckt von Laub und Zweigen in ihren Nesthügeln.
    „Na dann hat sich das ja gelohnt.“
    Als die beiden aus der Höhle traten, sahen sie Lester und Milten, die auf sie zugelaufen kamen.
    „Mann, hier war ja richtig was los“, sagte Lester und sah sich um.
    „Wir haben die Steinwurzeln“, beantwortete Milten die unausgesprochene Frage von Gorn und Diego und hielt die Wurzeln hoch.
    „Wir haben da drin zwei Snappereier gefunden“, erklärte Gorn und er wies hinter sich in die Höhle.
    „Gab es bei euch irgendwelche Zwischenfälle?“ fragte Diego.
    „Nur ein paar Molerats und Wölfe. Wollen wir dann die Sonnenaloe suchen?“ wollte Milten wissen.
    „Klar. Weiß einer von euch wo hier Trolle leben?“ erkundigte sich Gorn.
    „Irgendwo in den Bergen“, antwortete Diego.
    „Ah ja, sehr präzise.“
    So gingen sie ohne ein genaues Ziel los und suchten nach einem Haufen Trollmist.
    Es war eine wolkenlose Nacht, die Sterne leuchteten strahlend hell am Firmament und der Mond beleuchtete den Weg der vier Freunde. Als sie in den Bergen ankamen, hörten sie ein tiefes Rumpeln und als sie um die nächste Ecke bogen, sahen sie auch den Verursacher. Einen drei Tonnen schweren Troll, der schnarchte, dass die kleinen Steine um ihn herum kurzzeitig durch die Luft flogen.
    „Ist das ein fettes Vieh“, murmelte Gorn.
    „Da!“ Diego zeigte auf eine Stelle, einige Meter vom Troll entfernt. „Trollmist“
    „Kannst du sehen, ob da etwas drauf wächst?“ fragte Milten flüsternd.
    „Nein, es ist zu dunkel“, antwortete Diego leise.
    „Wir müssen es riskieren! Am besten einer von uns schleicht sich da hin und holt eine Sonnenaloe. Hm… aber wer?“ Lester sah die anderen fragend an.
    Gorn grinste.
    „Am besten der, der so dumm fragt.“
    „Ich? Aber wenn er aufwacht?“ fragte Lester nervös.
    „Dann werden wir ihn beschäftigen. Natürlich können wir auch tauschen, wenn du gerne gegen den Troll kämpfen willst …“ flüsterte Milten.
    „Nein, nein. Ich mach das schon“, sagte Lester rasch.
    Er schluckte vernehmlich und schlich dann los. Seine Augen wanderten abwechselnd vom Troll zu seinem übelriechenden Ziel. Angestrengt versuchte Lester keinen Laut zu verursachen. Obwohl er aufgeregt war, versuchte er möglichst ruhig zu atmen. Er hatte schon den halben Weg geschafft, als Lester über einen großen Stein stolperte. Lester fing sich zwar noch rechtzeitig, aber er konnte nicht verhindern, dass der Stein geräuschvoll über den Boden kullerte. Der Troll ließ einen Schnarcher aus, Milten, Diego und Gorn tauschten erschrockene Blicke, dann schnarchte er weiter. Lester fiel ein Stein vom Herzen.
    „Puh“, machte er und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn.
    Zu spät fiel ihm wieder ein, dass es ein Fehler war in der Nähe eines schlafenden muskelbepackten, drei Tonnen schweren Ungetüms irgendwelche Geräusche zu verursachen. Der Troll wachte grummelnd auf und war stinksauer, weil er mitten in der Nacht unvermittelt aus dem Schlaf gerissen wurde.
    „Oh, oh“ sagte Lester, doch noch bevor der Troll ihn angreifen konnte, waren Lesters Freunde zur Stelle und versuchten ihn mittels Axt, Schwert und Feuerzauber von Lester fern zu halten.
    Lester sprintete jetzt zum Trollhaufen und riss die Pflanze, die darauf wuchs, heraus, dann rannte er zurück zu den anderen, die sich ihm anschlossen. Sie wollten so schnell wie möglich von hier verschwinden, denn der Troll war gar nicht begeistert, dass Leute mit Waffen vor ihm herumtänzelten und in seiner Kacke wühlten. Er brüllte ihnen zornig nach und verfolgte sie mit donnernden Schritten. Erst als sie die Berge verlassen hatten, blieben sie stehen. Sie atmeten schwer, versuchten aber zu hören, ob sie noch verfolgt wurden. Es war alles ruhig.
    „War das ein Abenteuer“, schnaufte Gorn.
    „Ha! Jetzt haben wir alle Zutaten zusammen.“
    Lester hielt die Sonnenaloe triumphierend in die Höhe. Ein wenig eingetrocknete Trollkacke fiel ab und rieselte still zu Boden.
    „Jetzt muss der Trank nur noch gebraut werden“, sagte Diego und er und Lester drückten Milten, das Snapperei, die Sonnenaloe und das Sumpfkraut in die Hände.
    „Ich soll den Trank brauen?“ fragte Milten.
    „Na wer sonst? Siehst du hier noch jemanden der viel von Alchemie versteht?“ fragte Gorn und zwinkerte ihm zu.
    „Hm … na gut, ich denke ich werde einen Tag Zeit brauchen“ sagte der Feuermagier nachdenklich.
    Im Osten verfärbte sich der Himmel orange.
    „Ich mach mich besser auf den Weg“ sagte er und lief los.

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    Burgherrin Avatar von Eispfötchen
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    Als Milten beim Tempel der Feuermagier ankam, war zum Glück noch keiner der Magier wach, um ihn mit Fragen über seinen nächtlichen Aufenthaltsort zu löchern. Die meisten Magier bevorzugten es lange zu schlafen. Durch die Abenteuer in der Nacht war Milten totmüde, weshalb er es nicht wagte jetzt den Trank zu brauen, denn er befürchtete ihn zu verpfuschen wenn er konzentrationslos versuchen sollte ihn herzustellen. Also ließ er sich erschöpft auf sein Lager fallen.
    Als er wieder aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel und Milten wollte sofort zum Alchemietisch. Doch der Feuermagier Torrez benutzte ihn gerade. Milten fluchte leise. Wohl oder übel würde er warten müssen, bis der Magier fertig war. Es war ein recht bedeutungsloser Tag. Er blätterte gelangweilt durch einige Bücher und ab und zu schaute er in dem Raum vorbei, in dem der Alchemietisch stand. Aber immer wurde er von einem der Feuermagier belegt.
    ‚Es ist zum Verrücktwerden‘, dachte Milten.
    Am Abend dann war der Alchemietisch endlich frei. Die meisten Feuermagier meditierten zu dieser Tageszeit. Es erwies sich als sehr schwer den Trank herzustellen. Mehr als einmal hätte der junge Magier ihn fast vergeigt. Es war schon sehr dunkel draußen, als er endlich fertig war.
    ‚Geschafft‘ dachte Milten stolz und besah sich das Fläschchen. Der Trank war klar und hatte die Farbe von Bernstein. Sogleich machte er sich auf den Weg zu Diego, Lester und Gorn.
    „Hier ist der Trank“, rief er ihnen freudestrahlend zu.
    „Gut gemacht. Jetzt brauchen wir nur noch eine Gelegenheit ihn Butch unterzujubeln“ sagte Diego nachdenklich.
    „Er geht oft zur Taverne im See. Es wär bestimmt nicht schwer ihn Butch ins Bier zu kippen, wenn er dicht ist“, meinte Gorn zuversichtlich.
    „Dann wär das Problem ja gelöst“, sagte Diego.
    „Gut Milten, dann gib den Trank mal her!“ sagte Gorn voller Tatendrang.
    Milten zögerte.
    „Ich wäre eher dafür, dass Lester das macht. Du könntest dir ziemliche Probleme einhandeln, wenn irgendetwas schief läuft, aber falls Lester ärger kriegt, ist das nicht so schlimm, weil er ja nicht zum Neuen Lager gehört. Abgesehen davon kann nur Lester Butch mit einem Vergessenszauber belegen, damit er nachher nichts mehr von Lesters Fragen weiß.“
    „Ein Vergessenszauber? Hast du sowas denn?“ fragte der Schatten den Novizen.
    „Sicher. Hier“, Lester zog eine Spruchrolle hervor. „Immer ganz nützlich einen zu haben.“
    „Ich glaube, dass wir den nicht brauchen. Butch betrinkt sich oft bis zur Besinnungslosigkeit. Ich glaube nicht, dass er sich dann noch daran erinnert“, warf Gorn ein.
    „Nö, der Vergessenzauber ist sicherer“, sagte Lester ungezwungen.
    „Na schön, dann vergiss aber nicht, dass du mit Butch allein sein musst, wenn du den Zauber benutzen willst“, gab sich Gorn geschlagen.
    Milten überreichte Lester den Trank.
    „Und wann soll ich das machen?“ fragte Lester die anderen.
    „Jetzt wäre passend“, antwortete Gorn.
    „Wie spät ist es denn?“ mischte sich Diego ein.
    „So gegen Mitternacht“, sagte Milten beiläufig.
    „Na dann …Wir sehen uns später.“
    Lester brach in Richtung Neues Lager auf.
    Als er vor dem Außentor anlangte, fragte er sich, ob zu dieser Zeit überhaupt noch Fremde in das Lager gelassen wurden. Er war noch nie so spät im Neuen Lager gewesen, aber Gorn hätte doch sicher was gesagt, falls es Probleme geben könnte, oder? Eine der Wachen am Tor hatte ihn bemerkt und kam auf ihn zu.
    ‚Der wird mich bestimmt wegschicken und mir sagen, ich soll morgen wiederkommen‘, dachte der Novize.
    Der Bandit war nur noch einige Schritte entfernt und wollte was sagen.
    ‚Und wenn ich mich weigere zu gehen, wird er dann Gewalt anwenden?‘ fragte sich Lester besorgt.
    „He! Hast du wieder etwas Sumpfkraut dabei?“ fragte der Bandit.
    Erleichterung breitete sich in Lesters Körper aus und jetzt fiel ihm auch wieder ein, dass es der Bandit war, dem er zuerst Sumpfkraut verkauft hatte.
    „Klar, nur zehn Erz. Ist guter Stoff.“
    Rasch war der Handel abgeschlossen und nur fünf Minuten später stand der Anhänger des Sektenlagers in der Taverne auf dem See. Kaum das er drinnen war, hatte er auch schon Butch erspäht. Der stand mit zwei anderen Banditen an der Theke und kippte eifrig Reisschnaps in sich hinein. Silas kam kaum mit dem Nachschenken hinterher. Lester blickte sich aufmerksam um, damit er sehen konnte, wer noch so da war. Einige Banditen und Schürfer, deren Namen der Novize nicht kannte, standen herum, rauchten Sumpfkraut oder tranken Bier oder den billigen Reisschnaps. Cipher war auch da. Er rauchte einen Stengel Sumpfkraut und schien nicht mehr ganz so wach zu sein. Mordrag und Sharky standen an der Bar und diskutierten darüber was denn nun eigentlich der Unterschied zwischen einem Snapper und einem Razor war.
    Lester lehnte sich an die Wand und holte einen Stengel Sumpfkraut hervor. Das würde eine lange Nacht werden.
    Viele Stunden später waren die meisten gegangen und der Eigentümer der Taverne schien sehnsüchtig darauf zu warten, dass auch der Letzte ging, damit er sich ins Bett hauen konnte. Butch war jetzt allein, seine Trinkkumpane waren eben gegangen, abgesehen vom Wirt und von Sharky und Mordrag, die jetzt hitzig darüber stritten, ob Bluthunde genauso gefährlich waren wie Razor.
    „He du“, sprach Lester Butch an.
    „Ich hab etwas Sumpfkraut dabei, willst du was?“
    „Hä, was ist?“
    Butch sah sehr benebelt aus.
    „Ich hab dich gefragt, ob du etwas Sumpfkraut willst“, wiederholte Lester etwas lauter.
    „Hier *hicks*, ich geb dir etwas *hicks* Erz dafür.“
    ‚Oh Mann, mit dem werde ich wohl keine Probleme haben‘, dachte sich Lester vergnügt.
    Nachdem er ihm den Stengel gegeben hatte, fragte er: „Willst du noch ein Bier? Ich geb dir eins aus, weil du mein Stammkunde bist.“
    „Klar“, war die Antwort von Butch, der kaum noch auf seinen Beinen stehen konnte und etwas wankte, obwohl er sich eigentlich nicht viel bewegte.
    Nachdem er das Bier hinstellte, hatte Silas die Nase voll und ging schlafen.
    „Ok, Mordrag, ich glaub dir das Razor gefährlicher sind, wenn du endlich aufhörst mich voll zu labern“ kam es von Sharky und kurz darauf verließen auch sie die Taverne.
    Jetzt war Lester mit Butch allein. Der hatte sein Freibier schon ausgeschlürft.
    „Willst du noch eins? Silas ist zwar weg, aber ich denke, wenn ich ihm etwas Erz dalasse hat er nichts dagegen, wenn ich dir noch eins gebe.“
    Butch schien angestrengt nachzudenken. In seinem Zustand sah es nach Schwerstarbeit aus. Schließlich schüttelte er den Kopf, als würde es nichts bringen darüber zu grübeln und sagte: „Klar, mach ruhig.“
    Lester ging um den Tresen herum. Butch wollte ihm folgen, aber er taumelte und verlor für einen Moment das Gleichgewicht. Geschwind nutzte Lester den Moment und kippte den Trank ins nächste Bier. Er hoffte, dass sein Opfer nicht merken würde, dass die Flasche fast überlief. Butch schöpfte keinerlei Verdacht, langte nach der Flasche und kippte den Inhalt mit einem Zug hinunter. Als er ausgetrunken hatte, lallte er: „He, selten, dass einem jemand ein Bier ausgibt. Du bist schwer in Ordnung.“
    Lester beschloss mit einer harmlosen Frage zu prüfen, ob der Trank schon wirkte.
    „Sag mal wie lange bist du schon hier?“
    „Seit Einbruch der Dämmerung“, sagte Butch, ein Hickser folgte seinen Worten.
    Lester fragte sich, ob das als Test reichte. Doch er hatte keine Lust noch lange hier herumzustehen und kam schnell zum Punkt.
    „Ich hab gehört du bist richtig mutig, sollst sogar schon mal im Orkgebiet gewesen sein. Stimmt das denn?“
    „Na klar, was denkst du denn? *hicks* Denkst du, ich bin bloß ein Aufschneider?“ fragte Butch und seine Stimme wurde lauter.
    Wirkte der Trank nun, oder nicht? Lester war sich da nicht sicher. Vielleicht hatte Milten ihn vermasselt? Lester versuchte die Kurve zu bekommen, damit der Bandit nicht aggressiver wurde.
    „Hm… ich weiß nicht was ich glauben soll. Gibt es denn einen Beweis, dass du schon mal im Orkgebiet warst?“
    „Beweis?“
    Butch sah ihn aus trüben Augen an.
    „Wenn du schon mal im Orkgebiet warst, dann weißt du auch bestimmt, wo die Orks vom Orkfriedhof ihr Zeug lagern, oder?“
    Butch hickste kurz und sah Lester nur an. Der Novize befürchtete, dass der Trank nicht wirkte und Butch demnächst einfach nur bewusstlos umfallen würde, doch dann sagte Butch mit schwerer Zunge: „Hab es zufällig rausgekriegt, alles was die …, die … na die Dingsbums vom … dingens finden, schleppen sie in eine Höhle. *hicks*, die is … *hicks* bei der Felsenburg *hicks*, wenn man zwischen ihr und *hicks* dem alten Kastell unterwegs ist.“
    Lester war erstaunt, dass Butch noch so viele Wörter fehlerfrei rausbrachte. Der Trank wirkte also vermutlich doch, oder der Bandit war noch trinkfester als er gedacht hatte. Er glaubte ihm.
    ‚Dort wäre tatsächlich ein ideales Versteck und gar nicht weit vom Orkfriedhof entfernt‘, dachte Lester.
    Butchs Kopf sank auf die Theke und er fing laut an zu schnarchen. Eigentlich war Lester jetzt ebenfalls Gorns Meinung. Butch würde am Morgen sicher nicht mehr wissen was passiert war, aber besser, er ging auf Nummer sicher, als dass er sich dann später mit Ärger herumschlagen musste. Er sprach den Vergessenszauber über Butch aus und fragte sich, ob der Trank nun etwas gebracht hatte oder nicht. Hätte Butch ihm auch so davon erzählt? Nach Gorns Erzählung vielleicht nicht … Lester zweifelte … aber er würde davon sicher nichts den anderen sagen.
    Wieder vor dem Versteck, klärte Lester die andern über den Platz auf, an dem die Orks die Habseligkeiten aufbewahrten, die sie gefunden oder gestohlen hatten.
    „Na dann hindert uns ja nichts mehr daran den Schlüssel zurückzuholen“, sagte Diego.
    „Jetzt gleich?“ fragte Lester und er gähnte ausgiebig.
    Die Warterei in der Taverne hatte ihn ermüdet.
    „Klar, wir ärgern uns jetzt schon lang genug damit herum“, meinte Gorn genervt.
    „Keine Sorge Lester, die Müdigkeit verschwindet sofort, wenn du die Orks siehst“, sagte Milten grinsend zu Lester, der wieder gähnte und mittendrin fragte: „Orks?“
    „Natürlich, die werden ihren Kram sicher bewachen“, erklärte Gorn.
    Damit schien die Sache beschlossen und Diego, Milten, Gorn und Lester machten sich im Schein des Mondlichts auf den Weg zu der Höhle der Orks. Sie war wirklich genau da, wo Butch gesagt hatte. Den Hang gegenüber dem Orkfriedhof hinauf, wenn man dann die Brücke, die zur Felsenburg sieht, nach rechts geht, dort wo der Weg zum alten Kastell führt. Dort lauerten die Vier jetzt. Um die Ecke, neben einem Baum, der keine Blätter mehr trug, stand ein großer Ork, der wachsam die Umgebung überblickte.
    „Wie sollen wir nur an dem vorbei?“ fragte Diego die Anderen.
    „Ist doch ganz klar“, meinte Gorn und zog seine Axt.
    „Nein, warte!“ hielt Milten ihn zurück.
    „Da sind bestimmt noch mehr Orks. Wenn du mit ihm kämpfst, werden sie dich hören und sich alle auf dich stürzen. Hm… am besten ich locke ihn von der Höhle weg, dann könnt ihr rein.“
    Gesagt, getan. Kaum hatte der Ork Milten gesehen, da zog er auch schon seine Waffe und rannte brüllend hinter ihm her.
    „Dann los!“ rief Diego und sie rannten in die Höhle. Milten sollte recht behalten: Es waren noch einige andere Orks da. Zwei standen um die nächste Ecke, an einem großen Haufen Krempel.
    „Wir locken sie in einen Hinterhalt“, sagte Diego.
    Er lief los und Lester und Gorn bereiteten sich vor, die Orks mit gebührendem Respekt zu empfangen. Wenig später kam Diego zurück, die Orks waren ihm dicht auf den Fersen. Gorn und Lester sprangen aus ihren Verstecken und ehe die Orks begriffen was los war, lagen sie bereits tot im Staub.
    „Hol den Schlüssel! Wir halten dir den Rücken frei“, rief Gorn dem Schatten zu.
    Diego rannte zum Krempel der Orks und suchte eilig den Schlüssel. Er fand ihn unter einem Haufen Erz, den er auch gleich mitnahm. Als er aus der Höhle trat, sah er Lester und Gorn mit zwei weiteren Orks kämpfen, die anscheinend gerade erst dazu gestoßen waren. Diego zückte sein Schwert und stürzte sich mit in den Kampf.
    Gorn hieb seinem Gegner seine Axt in den Bauch und der Ork ging stöhnend zu Boden.
    „Der hat gesessen“ sagte Gorn und er bemerkte nicht wie ein Schrank von einem Ork sich hinter ihn gestellt hatte und dem Söldner einen tödlichen Stoß versetzen wollte, da fing dieser plötzlich an zu brennen. Milten hatte ihm mit einem Feuerzauber eingeheizt und der Magier zögerte nicht das zu wiederholen. Der Ork heulte laut auf und brach schließlich zusammen. Diego und Lester streckten den letzten Ork gerade zu Boden. Dann war es still, abgesehen von dem Keuchen der vier Freunde. Große Blutlachen bedeckten den Boden.
    „Hast du den Schlüssel?“ fragte Gorn.
    „Hier ist er.“
    Diego hielt ihn in die Luft.
    „Etwas Erz war auch dabei, aber sonst … nur Krempel.“
    Zurück an ihrem Versteck konnte die Tür nun endlich geöffnet werden.
    „Ich glaub ich kann jetzt keine verschlossenen Türen mehr sehen“ gab Gorn zu.
    „Mir reicht‘s auch mit diesem Mistding!“
    Diego feuerte den Schlüssel in die nächste Ecke.
    „Leute, ich denke wir haben alles zu kompliziert gemacht“, sagte Milten nachdenklich.
    „Sollen wir uns etwa einen neuen Treffpunkt suchen, oder was? Dann wäre doch alles umsonst …“
    Lester war enttäuscht.
    „Ich kann diesen Ort nicht mehr ausstehen und ich hab auch keine Lust demnächst wieder Orks über den Weg zu laufen. Außerdem gucken diese beiden Gardisten langsam komisch, weil ich so oft an ihrem Wachposten zum Orkgebiet vorbeilaufe“, sagte Gorn, der gehörig die Nase voll hatte.
    „Wenigstens haben wir jetzt unser Zeug zurück und wir sind um ein paar Erfahrungen reicher“, versuchte Milten zu beschwichtigen.
    „Dann kann die Suche ja wieder anfangen“, sagte Lester resigniert.

    Ein neuer Tag brach an und erhellte die Kolonie. Alles war wie immer. Im Sektenlager erforschten die Gurus wie sie am besten mit dem Schläfer in Kontakt treten konnten. Fortuno verkaufte sein Sumpfkraut und vergab Gratisproben. Die Sumpfhaie verspeisten jeden, der sich in den Sumpf wagte und zu schwach war sich gegen sie zu behaupten. Alles wie immer.
    Im Neuen Lager beschäftigten sich die Wassermagier mit ihren Ausbruchsplänen und die Söldner beschützten sie. Wolf arbeitete an seinen Rüstungen und manchmal machte die Frage: „Willst du etwas Sumpfkraut?“ die Runde. Alles wie immer.
    Im Alten Lager blieb auch alles sprichwörtlich beim Alten. Snaf vergab jedem, der es haben wollte sein Fleischwanzenragout, doch da Mud oft in der Nähe des Topfes saß, kamen nicht besonders viele. Bloodwyn machte einen Buddler zur Schnecke, weil dieser keine zehn Erz Schutzgeld bezahlen konnte und Guy, der wieder einmal sagte: „Ein neuer Tag und nichts hat sich verändert.“, wanderte durch das Lager.
    Diego saß auf seiner Bank und grinste.
    ‚Doch es hat sich was verändert‘, dachte er. ‚Wir haben einen neuen Treffpunkt.‘


    Ende

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