Beginnen wir mit den Fakten: Death Note war ein Manga, den ich nicht gelesen habe, der in Form einer Animeserie adaptiert wurde, die ich nicht gesehen habe, die als japanischer Spielfilm verfilmt wurde, den ich nicht gesehen habe, der dieses Jahr ein amerikanisches Remake bekommen hat... das ich gesehen habe. Regisseur dieses Remakes ist Adam Wingard, verantwortlich auch für You're Next, über den ich schon einmal gesprochen habe und The Guest. Produziert wurde er von dem Streaming Service Netflix als einer seiner unendlichen Zahl an Eigenproduktionen. Sowohl Wingard als auch Netflix haben eine Reihe guter Filme und Serie produziert. Death Nothe gehört mit Sicherheit nicht dazu. Es lässt sich kaum anders ausdrücken, Death Note ist ein schlechter Film. Was ich Death Note allerdings zugestehe, ist, dass er auf eine interessante Weise schlecht ist und darüber würde ich sehr gerne sprechen.
Hauptfigur von Death Note ist... Light Turner (Nat Wolff. Aus Paper Towns.). Und falls ihr es wissen wollt: Ja, "Light" scheint sein tatsächlicher Vorname zu sein. Eines Tages fällt Light ein magisches Notizbuch in die Hände. Wie? Indem es buchstäblich vor ihm vom Himmel fällt. Das ist das erzählerische Niveau, auf dem wir uns hier bewegen. Der Dämon Ryuk (Willem DaFoe) erklärt ihm, dass er mit diesem Notizbuch jeden töten kann, dessen Namen er hineinscheibt. Light, zusammen mit seiner Freundin Mia Sutton (Margaret Qualley. Sowas wie Kristen Stewart für Arme), nutzt es, um Verbrecher und Terroristen zu Strecke zu bringen. Aus Gründen, die ich mir beim besten Willen nicht erklären kann, nutzt er ausserdem seine Macht, die letzten Momente seiner Opfer zu kontrollieren um sich selbst einen Namen als Racheengel "Kira" zu machen, der von manchen als eine Art Gott verehrt wird.
Das ruft einen Detektiv mit dem Initial L (Lakeith Stanfield) auf den Plan, der gegen ihn ermittelt. Es stellt sich später im Film heraus, das L in einem Waisenhaus aufwuchs, wo er Opfer eines Experimentes wurde, das den Zweck hatte, eine Gruppe aus Waisenkindern zu perfekten Detektiven zu trainieren. Der Film behandelt diese Information als Spoiler aber es ist so unfassbar dumm, dass ich ihm nicht den Gefallen tun werde, es ebenfalls zu tun.
Death Note ist ein Film, der unfassbar schwer ernst zu nehmen ist und nicht nur wegen seiner Handlung. Ich habe keine Ahnung, was Wolff mit seiner Darstellung von Light bezwecken wollte aber sie ist, ganz ehrlich, zum totlachen. Ich habe buchstäblich keine Ahnung, wie ich diesen Charakter beschreiben soll ausser "als wenn Michael Cera eine Mischung aus Harry Potter und Jesse Eisenberg's Lex Luthor spielen würde." Es ist eine absolut surreale Performance und es hilft ihr wenig, dass die einzige Referenz die der Drehbuchautor zu echten Teenagern hat die erste Episode von Life is Strange zu sein scheint. Stanfield als L schlägt sich ein wenig besser, nicht, dass das Writing für ihn besser wäre aber er versucht wenigstens, seine Figur ernst zu nehmen.
Die Handlung des Filmes, an den Haaren herbeigezogen wie sie ist, könnte potenziell interessant sein, wenn ihr Pacing mehr Sinn egeben würde. Er hat theoretisch all die einzelnen Momente, und proportional gesehen sind sie sogar halbwegs an der richtigen Stelle aber es gibt absolut nichts, das sie verbindet. Narrativ ist Death Note ein bizarres Frankenstein Monster von einem Film, ein hilflos herumtaumelnder Untoter der zwar theoretisch all die Einzelteile einer in sich geschlossenen Geschichte hätte aber beim besten Willen nicht lebensfähig ist Es fühlt sich an, als hätte man eine Checkliste mit den einzelnen Szenen abgearbeitet, die die Handlung braucht, um Sinn zu ergeben und hätte sie dann ohne jeden Sinn für Dramaturgie aneinandergereiht.
Einer von Death Note's unerklärlichsten Aspekten ist seine Musik. Was zur Hölle war mit seiner Musik? Sie fällt meistens nicht weiter auf aber er hat eine Reihe dieser extrem schmalzigen 80er Jahre Rockballaden, von denen eine in der Szene spielt, die offensichtlich der emotionale Höhepunkt des Filmes hätte sein sollen und sie machte daraus eine absolute Farce. Das war der Punkt an dem ich begann in Erwägung zu ziehen, ob der Film vielleicht eine Art Parodie sein sollte, die ich nicht verstehe, weil ich das Material auf dem es basiert nicht kenne. Denn lasst mich euch eines sagen, es würde eine Reihe von Fragen zu Wingard's geistiger Gesundheit aufwerfen, wenn er ernsthaft von seinem Zuschauer erwartet, es ernst zu nehmen.
Was ich Wingard hingegen zugestehe ist, dass der Film relativ gut aussieht. Er hat eine klare visuelle Identität, eine schummrige, regnerische Melancholie, die durch farbiges Neonlicht durchbrochen wird, die ihm zumindest dabei hilft, wie ein richtiger Film auszusehen.
Es gibt sehr wenig positives, das ich über Death Note sagen kann, abgesehen vielleicht davon, dass er einige kreative Methoden fand um schlecht zu sein. Er ist was Ton, Handlung und Schauspielerei angeht ein absolutes Fiasko. Ich kann euch nicht sagen, wie viel davon die Schuld des Filmes und wie viel davon die Schuld des ursprünglichen Materials ist aber diese Form von Death Note ist eine mittelmäßige Geschichte, interpretiert von einem schrecklichen Erzähler.
Death Note ist, was ich ihm zugestehe, mitunter ziemlich lustig, wenn auch mit großer Sicherheit nicht freiwillig. Ich habe nicht die geringste Idee, was Wolff mit seiner Performance in der Hauptrolle erreichen wollte aber ich werde mit Sicherheit noch einige Nächte wach liegen und darüber nachdenken. Death Note ist, schlicht und ergreifend, ein Film, an dem so gut wie nichts funktioniert und an dem so gut wie alles planlos und lieblos zusammengeschustert wirkt. Ein inkohärentes Flickwerk aus einzelnen Ideen und Ansätzen aus denen sich absolut nichts von irgendeinem Wert ergibt. Wingard sollte es eigentlich besser wissen.