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    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
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    Salazar Kagan ist offline

    Das Festland #6

    Varant - Bakaresh

    Indes ein schwülwarmer Abend über die Tempelstadt hereinbrach und das geschäftige Umhereilen der Bewohner dem geruhsameren, aber nicht weniger aktivem Nachtleben wich, herrschte in Salazars behaglicher Kammer eine zunehmend erfreuliche Stimmung. Zwischen den beiden Varantern war längst kein Platz mehr für höfliches Schmunzeln und verhaltenes Lachen. Herzliches und ehrliches Männergelächter erfüllte das Zimmer und war bis auf die Straße hinab zu hören.
    Salazar genoss die Stimmung sichtlich. Sie stand seinem Gast besser zu Gesicht, als der verwirrte und niedergeschlagene Anblick zu Beginn des Gesprächs. Schon jetzt war klar: Was auch immer Joe erlebt haben musste, es hatte ihn nicht völlig zerschmettert. Vielleicht würde er sich nicht mehr an alles erinnern können, aber das was ihn ausmachte, war noch da. Salazar hatte bereits jetzt schon das Gefühl, einen völlig intakten Menschen vor sich sitzen zu haben.
    Trotzdem. Salazar hoffte natürlich, dass Joe ihm letztlich doch bei seiner Aufgabe würde helfen können. Informationen waren dazu Entscheidend. Wenn er sich nicht erinnerte, war das zwar schlecht, aber vielleicht war Joe selbst ja daran interessiert, bei der Angelegenheit mitzumischen. Abdullah konnte bekanntlich jeden kräftigen Schwertarm gebrauchen.
    Salazar schob diese Angelegenheit erst mal beiseite. Für Geschäfte war immer noch später Zeit.

    "Der einzige Weg, um in einer verrückten Welt über die Runden zu kommen." Prustete Salazar noch mitten in seinem letzten Lachanfall, wobei er die Pausen zwischen den Worten nutzte um wieder zu Atem zu kommen.
    Das Angebot Joes war interessant. Ohne es zu wollen hatte er Salazar jedoch wieder einen stimmungsmässigen Dämpfer verpasst, als er die Geschichte der Stadt ansprach. Welch Segen, dass Joe sich nicht mehr an diese schreckliche Zeit errinnern konnte, als die Banner Varants in Flammen standen. Das waren Erinnerungen, die sich in das Herz jedes Varants bohrten wie ein glühender Dolch. Apropos...
    "Hah, dann weis ich zumindest, durch wessen Hand ich sterbe. Immer noch besser, als durch die Klinge eines Nordmannes."
    Ein leicht grimmiges Lachen suchte sich den Weg aus seiner Kehle. Salazar kühlte sie sogleich mit dem letzten Schluck Wasser und stellte den Becher dann ruhig auf der polierten Ablage ab.
    "Den Gefallen tue ich euch gerne. Es gibt viel zu sehen und noch mehr zu erzählen. Die Stadt ist sicher nicht mehr das, was sie einst war, aber für einen angenehmen und anregenden Abend sollten sie und ihre Geschichte noch reichen. Außerdem, dass muss man den Nordmännern lassen: Sie haben einen guten Tropfen aus ihrem Land zu uns gebracht, und ich kenne eine gute Lokalität wo man eben diesen Tropfen bekommt. An etwas Hochprozentigem soll es euch also nicht Mangeln. Ich bin dem einen oder anderen Trunk selbst nicht abgeneigt."
    Er klatschte in die Hände und warf sich sogar seine kostbare, gemütliche Robe über die leichte Kleidung. Einen gewissen Stil wollte er schließlich wahren und wie es schien, schlug auch bald das Wetter um. Joe, der sich ohnehin bereits angekleidet hatte, nahm sich den leichteren, schwarzen Kapuzenmantel den Salazar für ihn bereitgestellt hatte. Es war nicht die beste Ware die er seinem Gast angeboten hatte, aber immer noch mehr als er jedem anderen Bettler zugestanden hätte. Black sah in der Robe beinahe ein wenig unheimlich aus. Die ausgemärgelte Gestalt strahlte eine kriegerisch anmutende Wildheit aus. Einen sekundenbruchteil verharrte Salazar und fragte sich, ob er nicht doch etwas mehr Vorsicht hätte walten lassen müssen. Doch wieder wurde das Misstrauen, welches er jedem anderen Menschen entgegen gebracht hätte, durch dieses merkwürdig vertraute Gefühl geblockt, dass er aus seinem Gebeten her kannte.

    Gemeinsam traten sie hinaus auf die Straße, wo mittlerweile deutlich weniger Menschen umherwanderten. Die Händler hatten ihre Waren größtenteils beiseite geschafft. Eine Patroulie von drei Mann marschierte scheppernd und klirrend an ihnen Vorbei. Der Wind der durch die Straße fegte war deutlich kühler und stärker geworfen, Sandkörner prasselten gegen ihre Roben und die Palmblätter flatterten mittlerweile regelrecht. Eine hübsche Dirne spazierte auf halbem Wege an ihnen vorbei und Salazar kam nicht umhin, wölfisch zu grinsen als er Joes Blick bemerkte, der ziemlich lange an der jungen Frau hängen blieb. Dennoch führte Salazar seinen Gast zunächst aus dem dichteren Teil der Stadt hinaus, in die Nähe des großen Ruinenfeldes mit dem Blick auf die Lagune von Bakaresh. Früher hatten Horden von Sklaven sich hier durch den Sand und die verfallenen Steine gebuddelt, heute waren die Ruinen wieder verlassen, wie jahrhunderte zuvor. Die Besatzer verboten den Handel mit den Artefakten rigoros.

    Zusammen mit Joe begab er sich zu einem Teil des Ruinenfeldes, wo man sowohl die größten Gebäude der Stadt, als auch den Tempel gut im Blick hatte. Hier schnauften sie einige Zeit lang durch. Salazar lies den Wind des Meeres und des aufziehendes Gewitters durch sein Gesicht wehen, schloss kurz genieserisch die Augen und atmete mehrmals tief durch.
    "Beeindruckend, nicht wahr?" Fragte er beinahe erfürchtig. Obwohl weit und breit keine Menschenseele zu erblicken war und nur der Wind mit seinem sanften Rauschen die Stelle unterbrach, flüsterte er.
    "Generationen unseres Volkes pilgerten hierher, zu diesem Tempel, um unserem Gott Beliar zu huldigen und ihren Tribut zu entrichten. Männer wie ihr kamen aus allen Städten der Wüste, um sich in der großen Kashba als Krieger Beliars zu beweisen. Magier von großer Macht wachten über den heiigen Schrein und die Opfergaben."
    Er seufzte, wand seinen Blick widerwillig von dem finsteren Tempel ab und sah Joe Ernst in die Augen.
    "Das war früher." Raunte er finster. Er machte eine ausladende Geste und legte Joe eine Hand auf die Schulter, um ihn zum weitergehen zu bewegen. Die beiden wanderten am Ruinenfeld entlang, ohne jedoch zu nah an die Stadt zu kommen.
    "Ihr wolltet meine Geschichte, und die der Stadt wissen. Das eine existiert nicht ohne das andere für mich, den ich bin ein Sohn Bakareshs. Dies ist meine alte Heimat. Ich wuchs hier auf, lernte die gebräuche des Handels, der Wüste, und den Ruin kennen. Ich lernte durch die Hand Bakareshs auch, was Verlustet bedeutet, als meine Eltern von habgierigen Ausländern ermordet wurden. Wie euch spuckte auch mich das Leben nach einer glanzvollen Zeit auf die Straße und Beliar verlangte von mir eine beschwerliche Prüfung. Ich meisterte sie und kam wieder zu Reichtum, wie einst mein Vater. Dies war die wertvollste aller Lektionen die mich Beliar lehrte. Am Boden sind wir noch nicht am Ende. Erst der Tod ist Entgültig."

    Salazar schmunzelte. Innerlich hoffte er selbstredent, dass sich Joe diese Botschaft zu Herzen nehmen würde. Er freute sich, als er Joes unverändert ernste und doch gelassene Miene sah.
    "Ich versuchte Beliar nicht nur mit meinem Tribut zu dienen. Ich griff zum Schwert und kämpfte und wachte in der Garde der Stadt. Dies reichte mir nicht, wie ihr wollte ich in die Kashba eintreten. Doch es blieb mir versagt. Heute sehe ich die Angelegenheit etwas Gelassener, damals versetzte es mir einen schweren Schlag. Ich legte das Schwert nieder und gab mich dem Handel in der Stadt Mora Sul hin. Erinnert ihr euch an Mora Sul? Wo Bakaresh ein Zentrum des Glaubens war, war und ist Mora Sul das des Handels. Sklaven, Artefakte, Edelsteine, sogar Wettkämpfe. Alles fand man in Mora Sul. Bis Rhobar der III kam.
    Seine Armee walze durch unser Land wie ein aufhaltsamer Sandsturm. Die Assassinen und Magier konnten sie nicht aufhalten. Bakaresh fiel in diesen Tagen zuerst, und danach ging alles sehr schnell. Sogar die Bevölkerung wand sich teilweise gegen die Diener Beliars, aus Habgier und um sich bei der Besatzung anzubiedern. Die meisten Assassinen versteckten sich oder flohen, die Magier verschwanden."
    Erste Regentropfen suchten sich ihren Weg aus dem wolkenverhangenen Himmel. Dumpfes Donnern aus der ferne kündigte das baldige Gewitter an. Salazar blick kurz stehen, blickte zum Himmel und zog dann seine Kapuze etwas über den Kopf. Er blickte zu Joe, der zunehmend nachdenklich wirkte. Er lies dem ehemaligen Assassinen Zeit, das gesagte zu verarbeiten. Er wollte ihn nicht mit zu vielem auf einmal belasten. Salazar lenkte ihre Schritte wieder Richtung Stadt, damit sie die angesprochene Taverne erreichen konnten, bevor sie noch zu nass wurden. Gleichzeitig blieb aber noch viel Zeit für Gespräche...

  2. Beiträge anzeigen #2
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    Varant- Bakaresh

    Während die beiden Männer, in Gesprächen versunken, die Kasbah passierten und gemächlich wieder gen Stadt spazierten, hatte sich die Sonne gänzlich verabschiedet und dem Mond mit seinem Gefolge aus etlichen leuchtenden Sternen Platz gemacht, welche jedoch ihre Schönheit hinter den dicken Gewitterwolken verbargen. Sicherlich bot Bakaresh mit seiner mystisch und doch prunkvollen Architektur, seinen verwinkelten Gassen und seiner Ehrfurcht gebietenden Ausstrahlung generell ein schönes Bild. Doch gerade bei Nächten wie diesen, spürten die Gläubigen warum dies die erwählte Stadt Beliars war, besonders stark. Für die Dinner Innos musste diese Atmosphäre der eine Messe in einer prunkvollen Kathedrale ähneln. Kagan hatte sich zum Schutz vor dem Regen die Kapuze über den Kopf geworfen. Joe tat es ihm gleich und war erneut dankbar über die Kleiderspende die er von seinem neuen Freund erhalten hatte. Während die beiden einige Momente schweigend nebeneinander her liefen, flimmerten Dutzende neue Fragmente alter Erinnerungen vor Joes innerem Auge, ausgelöst durch die Worte Salazars.

    „Langsam scheint sich das verschwommene Bild wieder zusammenzufügen. Die Konturen kommen wieder, auch wenn die Farben ausbleiben…“

    Er blickte Salazar eingehend und prüfend an ehe er ihm wohlwollend zunickte und die beiden eine der Haupstrassen Bakareshs betraten.

    „Ich spüre, dass ich euren Verlust nicht der Kasbah beitreten zu können nachvollziehen kann. Es war die grösste Ehre die mir selbst je wiederfahren war….Ich war…voller Stolz als sie mir die Eisen in den Arm brennten….“

    Er rieb sich beiläufig über das Schädeltattoo und schloss dabei die Augen. Er roch das verbrannte Fleisch, spürte die Hitze, aber auch das Anschwellen der Brust voll Stolz.

    „Der Dienst an unseren Herrn fordert Tribute Salazar…Je grösser dein Dienst umso grösser die Tribute…“

    Bilder aus der Unterwelt, Fratzen von Dämonen, Schlachten in denen die Seelen der Verdammten um ihre Erlösung Kämpften blitzten auf. Joe wankte und nahm dankend die stützende Hand des rasch reagierenden Salazars an.

    „Ich war…nein ich bin ein grosser Diener unseres Herrn….ich glaube ich habe viel in seinem Namen geleistet….habe ihn immer gepriesen und alles für ihn geopfert….“

    Wieder Fratzen alter Gefährten, die sich verloren im Wirbel aus Geschrei, Anschuldigungen und den bestimmenden Befehlen der Priester des Zirkels…
    Joe sackte leicht zusammen und ging dabei auf die Knie. Kagan, das Gesicht sichtlich in Sorge gelegt, wich ihm nicht von der Seite.
    Dankend liess sich Black von ihm wieder auf die Beide helfen. Dann marschierten sie weiter gen Taverne.

    „Ich spüre Euren Glauben Salazar Kagan. Jedoch nicht so wie es ein Nachbar tun würde. Ich spüre es viel tiefer und eindringlicher. Ich glaube dies war schon immer ein Teil meiner Aufgabe.“

    Salazar blickte ihn fragend an, öffnete mit der freien Hand die grosse hölzerne Schanktüre und gebot mit der anderen Hand Joe einzutreten. Der Bärtige nickte ihm dankend zu und trat ein. Innert kürzester Zeit wurden die beiden an einen kleinen runden Tisch mit zwei Hockern geführt und orderten dort zwei Bier um die trockenen Kehlen zu befeuchten. Während die beiden warteten führte Black seinen Dialog fort:

    „Kagan….ich weiss nicht was mir wiederfahren ist. Doch weiss ich nun wieder wer oder was ich bin. Zumindest zum Teil…denke ich. Ich bin ein Werkzeug unseres Herrn Beliar. Nicht mehr und nicht weniger. Meine Seele ist dem dunklen Lord verschrieben und es gibt keinen anderen Dienst für mich, als den Dienst in seinem Namen.“

    Die Worte sprudelten aus seinem Mund hervor. Es war, als lagen sie ihm schon immer auf der Zunge. Sie kamen von Herzen, auch wenn er sich selbst nicht sicher war, wirklich zu verstehen was er da sagte. Doch dies waren die Worte die ihm auf der Seele brannten. Und noch während er sprach, wusste er, dass sie wahr waren.

    „Die Kasbah ist nicht mehr, der Bund der Assassinen ist nur noch eine Legende. Doch der Dienst endet nie, nicht einmal mit dem Tod. Nicht wenn ihr bereit seit soweit für euren Dienst zu gehen.“

    Er hielt inne und blickte leer auf seine Handflächen welche vor ihm nach oben gewandt auf der Tischfläche verharrten.

    „Und ich glaube auch mein Dienst ist noch lange nicht getan. Ich wurde….bereinigt… Bereinigt um nochmals von vorne zu beginnen. Ich sehe es als eine Art von Wiedergeburt…ja genau… Wiedergeboren ohne das unnötige Wissen alter bindende Freundschaften, Eide und Verpflichtungen. Ein Mann für eine Aufgabe. Zu dienen….“

    Ein starkes Gefühl von Wertigkeit und Bestimmung machte sich in Joe breit. Seine Glieder spannten sich an und sein Körper streckte sich. Es war als falle die Last des verwirrten Mannes, einem Bettler gleich vollends von ihm ab.

    „Und aus der Asche trat ein Krieger. Ein Bote des Todes um zu folgen den Weisungen seines Herrn Beliar“

    Die letzten Worte waren ein Zitat welches es aus seiner Zeit bei der Kasbah hatte. Die Biere hatten mittlerweile ihren Platz auf dem Tisch gefunden. Joe blickte Salazar mit hoffnungsvollen Augen an.

    „Meine Worte scheinen euch vielleicht wirr vorzukommen. Ich meine…ich will nicht sagen, dass ich nicht etwas irre klinge. Und doch… Ich glaube Salazar. Ich glaube an die Bestimmung die diese Worte zu stützen vermögen.. und ich glaube an das Schicksal. Wie steht es um euch Salazar Kagan? Glaubt ihr, dass es Schicksal ist, dass ihr es seit der mich in diesem zerstreuten Zustand aufgefunden hat um mich zu nähren im Fleische sowie im Geiste? Der Mann der mit den richtig gewählten Worten die Nebelschwaden meiner Erinnerungen zu lichten vermag?
    Scheisse nochmal nein….. Das ist kein Zufall. Es ist Schicksal mein Freund….“


    Joe prostete seinem gegenüber welcher ihn mit einem undefinierbaren, fast starren Blick traktierte zu. Dann hob er den Krug an seine Lippen und trank.

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    Varant- Bakaresh

    "Ich glaube nicht an das Schicksal, Joe." Salazar griff langsam nach dem Bierkrug, ohne den starren Blick von Joe abzuwenden. Er hob den Krug an und stieß ihn in Joes Richtung.
    "Ich glaube an Beliar, seinen Willen, und seine Herrschaft. Es kann einfach kein Zufall gewesen sein, dass dieser Tag uns beide zusammenführte. Offenbar hat Beliar noch etwas vor. Mit uns beiden versteht sich."
    Ein großzügiger Schluck des köstlichen Bieres aus dem Norden verschwand in seiner Kehle. Zufrieden schmatzend stellte er den Krug wieder ab und legte beide Hände um diesen herum. Obwohl sie so ernst und tiefsinnig miteinander gesprochen hatten, war seine Stimmung großartig. Joe begann sich tatsächlich an mehr und mehr Details zu erinnern. Aber es ging längst nicht mehr nur um Joes Vergangenheit, um sein Schicksal. Diese Angelegenheit baute auf zwei Schicksalen, dem Joes, und seinem Eigenen. Beliar hatte seinen unerschütterlichen Glauben vernommen und ihn in seinen undurchsichtigen, für Mensch vielleicht ungreifbaren Plan verwoben.
    Wie zur untermalung seiner Gedanken zerbarst ein erster Donner das gedämpfte Murmeln der Taverne. Regentropfen groß wie Perlen klatschten mit den Windböhen gegen die Fensterläden, die im Wind zwar wackelten und knarzten, jedoch fest verschlossen blieben. Im inneren der Taverne blieben sie geschützt vor den Wassermassen, nicht jedoch von der bedrohlichen Stimmung. Salazar musste unvermittelt lächeln, trank seinen Bierkrug dann aus und schob ihn beiseite.

    "Wenn es ist wie ihr sagt, ihr bereinigt wurdet... was habt ihr wohl die letzten Jahre getrieben?" Sinnierte Salazar. Es klang weniger wie eine Frage, mehr wie ein ausgesprochener Gedanke. Noch ehe Joe etwas dazu sagen konnte, gab Salazar einen unmissverständlichen Wink nach dem Schankmann. Er drückte ihm seinen Krug in die Hand und forderte diesmal eine einheimische Spezialität. Varantischer Rotwein. Salazar erinnerte sich gut daran, wie sich die myrtanischen Händler um dieses Zeug gerissen hatten. Nicht ohne Grund. Er bestellte selbstredend genug für sie beide. Der Schankmann wusselte davon und Salazar lehnte sich ein Stück weit zu Joe vor.
    "Vielleicht ist es ohne Bedeutung, was euch wiederfahren ist und was ihr getan habt. Eine Schlange trauert ihrer alten Haut auch nicht nach. Aber ich würde Lügen, täte ich behaupten, es interessiere mich nicht. Verdammt, es interessiert mich sogar sehr. Und ich glaube es steckt sogar noch in euch."
    Salazar schaute gespielt verschwörerisch drein, was seinem Gegenüber jedoch ein wölfisches Grinsen abverlangte.
    "Man sagt ja, Männer die einen Sonnenstich erleiden reden allerlei Schwachsinn. Trauern alten Liebschaften nach und dergleichen. Ein Kern Wahrheit ist aber immer mit dabei. Was wenn ich euch sage, dass ihr ebenfalls gesprochen habt, mein lieber Joe? Aber keinen harmlosen Schwachsinn. Das passt wohl nicht zu euch. Auch wenn ich euch viele alte Liebschaften durchaus zutrauen würde."

    Die beiden Männer lachten das sich die Balken bogen, als der verwirrt dreinblickende Schankmann mit einer kostbaren Flasche Wein zurückkehrte. Er stellte ihn wortlos auf dem Tisch ab und verschwand. Joe und Salazar ignorierten das hochprozentige Gesöff allerdings vorerst. Salazar schob eine Haarsträhne beiseite, die bei dem Lachanfall in sein Gesicht gefallen war. Noch immer lachend sprach er weiter.
    "Als ihr benommen da im Sand lagt und mit euren halbtoten Augen in die Sonne gestarrt habt, habt ihr Sachen in euren Bart gemurmelt, die mir das Blut in den Adern gefrieren liesen."
    Mit dem glucksenden Unterton klang es beinahe etwas sarkastisch. Aber als Joe bei diesen Worten sein Lachen quasie verschluckte, erkannte Salazar dass ihre Wirkung durchaus angekommen war.
    "Wollt ihr es wissen? Oder ist es euch lieber, die Vergangenheit ruhen zu lassen?"

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    Varant- Bakaresh

    "Ruhen lassen?" Der ehemalige Assassine schüttelte ungläubig den Kopf.
    "Bei allem was mir lieb ist Salazar. Ich glaube ich bin dahingehend genau so neugierig wie ihr es seid..."
    Sein Blick schweifte hinab zur Tischplatten, dann zur edlen Weinflasche deren Etikett den Wert des Inhalts gut zu vermitteln vermochte, und schliesslich wieder zu Salazar der ihn noch immer mit stechendem Blick traktierte.

    "Ich kann nur vermuten was mir widerfahren ist. Ich glaube mir wurden die Erinnerungen genommen damit mein Geist wieder auf das kommende fokussiert werden kann. Wenn man zuviel sieht, zuviel weiss, kann dies Wunden hinterlassen. Wunden die einem daran hindern, dass zu tun und zu sein, was von einem Verlangt wird."

    Er seufzte tief und rief sich nochmals in Erinnerung wie er nach Bakaresh gekommen war. Woher war er nochmal gekommen? Aus der Wüste...ja...aber woher genau? Er wusste es nicht mehr...Er wusste nur noch wie er neben dem Brunnen erwachte und Salazar sich um ihn gekümmert hatte.
    So gesehen war es Salazar Kagan, der mehr zu wissen schien als er selbst. Vielleicht hatte er genügend gehört um fehlende Puzzleteile in das wirre Gespinst ins Joes Kopf einzufügen.
    Der Bärtige nickte seinem Gegenüber zustimmend zu und entgegnete auf dessen abschliessende Frage:

    "Dann lasst mal hören was einem Streiter wie Euch mit dem scharfen Verstand eines Wüstenfuchses das Blut in den Adern gefrieren lässt Salazar!"
    Er lehnte sich gespannt zurück und verzog das Gesicht zu einer Nachdenklichen Fratze während er gespannt den Worten seines neuen Freundes lauschte.
    Die Taverne selbst hatte sich anhand des starken Regens des donnerten Gewitters draussen mittlerweile gefüllt. Stühle wurden hin und her gerückt und volle Krüge unter lautem Johlen gegeneinander gehämmert. Ein Barde stimmte an der Feuerstelle seine Laute während sich einige müde Arbeiter neben ihm auf Hocker oder dem nackten Boden nieder liessen.

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    "Ja, manche Wunden prägen uns ein Leben lang. Eben darum mache ich mir beinahe ein wenig Sorgen, ob es nicht zu früh für euch ist... aber bitte, ihr habt entschieden, mein Freund."

    Die majestätischen Klänge des tobenden Unwetters vermischten sich mittlerweile mit dem betont ausgelassenem Gejohle im inneren des Schankraums. Die Stimmung ging Salazar auf die Brust, sein Herz wollte im Takt der Lieder singen und auch sonst war grade kaum die Atmosphäre für düstere Gespenstergeschichten. Er musste sich einen Moment bemühen, die übrigen Gäste für eine Weile auszublenden, ehe er sich seufzend vorlehnte.

    "Gut möglich das ihr nun mich für Verrückt haltet, Joe. Aber... scheiße, ich kann das selbst kaum glauben, aber... glaubt ihr an Drachen? Man sagt ja, so mancher reicher Händler hat ein paar Knochen, Zähne oder andere Teile von solchen Wesen irgendwo in seinem Keller, irgendwo aus dem heisen Sand der Wüste ausgebuddelt... ich weis nicht was ich von diesen Gerüchten glauben soll, aber selbst wenn sie wahr sind... sind die Viecher zumindest tot. Dachte ich.
    Als ihr halb verdurstet an dem Brunne da lagt, habt ihr von Drachen gesprochen. Gesprochen ist gut gesagt, ihr habt gebrüllt als währt ihr mitten in einer Schlacht gewesen. Ihr habt Namen gerufen... Stephan? Nazgul? Keine Ahnung, aber ihr habt auf jeden Fall versucht, irgendeinen König vor dem Drachen und anderen Kreaturen zu warnen. Eine Stadt oder eine Festung stand kurz vor dem Fall."

    Salazar hielt inne. Er zählte das hier so lakonisch auf als ginge es um eine stinknormale Belagerung. Aber als er diese Worte selbst aussprach, kam er sich beinahe wie ein Irrer vor. Wären da nicht die Gerüchte aus Übersee gewesen...

    "Vor ein paar Monaten noch hätte ich es als Spinnerei abgetan. Drachen, Humbug." Schnaubte Salazar.
    "Aber es gab Gerüchte, Joe... Gerüchte aus Südosten, fernab der Meere. Überseehändler erzählen von marodierenden Echsenmenschen, von einem fliegenden Ungeheuer das irgendwo in den südlichen Meeren sein Unwesen treibt. Das Monster soll eine ganze Stadt mit einem einzigen Atemzug vernichtet haben. Einige haben behauptet, es selbst gesehen zu haben. Die meisten hier halten es für Spinnerei, für schleichende Propaganda der Nordmänner, aber ich glaube daran. Ich kenne sogar den Namen der Stadt. Setariff... ich hatte grade versucht, Kontakte dorthin aufzubauen, als ich hörte das die Stadt nicht mehr ist. Der Handel dorthin ist völlig zusammengebrochen. Das und die Geschichten können kein Zufall sein."

    Der alte Wüstenfuchs nagte an seiner Unterlippe. Joe saß wie gelähmt, beinahe Verkrampf auf seinem Hocker und hatte sich unmerklich mit jedem Wort nach vorne gelehnt. So wie er da saß, ging Salazar ein unheimliches Licht auf. Bis vor kurzem hatte er sich gefragt, woher sein Gast gekommen sein mochte. Aber als er es selbst ausgesprochen hatte... nein, unmöglich. Das konnte nicht sein... oder?

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    Varant- Bakaresh

    Das Treiben im Schankraum hatte seinen Höhepunkt erreicht. Kein Platz war mehr frei, ob für stehende oder sitzende Gäste. Die Arbeiterschaft johlte dem wohlverdienten Feierabend mit Bieren entgegen, während Händler die letzten Geschäfte des Tages bei einem feinen Gläschen Wein abschlossen. Reisende unterhielten sich mit neugierigen Damen die wiederum auf der Suche nach dem Mann des Lebens waren. Diebe mit flinken Fingern und scharfen Messern gierten nach den Goldbeutel abgelenkter Besitzer und Taschenspieler verdienten sich ein paar Extramünzen mit gezinkten Karten. Dies alles zeichnete, so dachte sich Black, wohl das typische Bild des Taverne hier in Bakaresh. Doch der Makel der sogleich damit einherging, war offensichtlich. Milizen des Königs Rhobar, mit achtsamen Blicken und in Bier eingesauten Bärten blickten vom Tresen in die Menge. Sie suchten Widerstand. Widerstand welcher vor noch etwa zwei Sommern überall entflammt, heute aber nur noch selten anzufinden war.
    Sie gierten nach den Männern und Frauen die es wagten den Namen Beliars in aller Öffentlichkeit zu preisen oder noch besser, nach denen die sich nach den alten Assassinen und Zikrelmagier sehnten um Gerechtigkeit gegen die Unterjochung zu erlangen.

    Black hatte den Worten seines neuen Gefährten aufmerksam gelauscht. Je mehr dieser zu Erzählen hatte, desto mehr beugte sich der ehemalige Assassine mit halb zusammengekniffenen Augen nach vorne. Was er da hörte, löste erneute, leider nicht gut zuordenbare Bilder in seinem Kopf aus. Er kannte diesen Ort Namens Setariff! er kannte sogar deren König und dessen Leibgarde...zumindest glaubte er Schemen mit Namen in seinem Erinnerungsbrei ausfindig machen zu können. Auch die Kreatur des Drachens materialisierte sich. Allerdings sah er dabei auch etliche Fratzen die Dämonen zu gleichen schienen die aus einem Riss im Himmel strömten und den Tod brachten...dies wiederum schien lächerlich und vom Wahnsinn geschwängert zu sein. Was er allerdings ganz klar ausmachen konnte, waren Echsenmenschen! er hatte sie bekämpft. Mehr als ein paar Dutzend Male! Auch, so glaubte er, dass er an der Verteidigung der besagten zerstörten Stadt teilgehabt hatte.
    Vorsichtig begann er, Kagan Salazar mit möglichst klaren Worten in die Bilderfetzen seines Kopfes miteinzubeziehen.
    Dieses Mal war es Salazar der sich mehr und mehr nach vorne beugte, die Augen ungläubig starrend jedoch mit dem Glanz unverhohlener Vorfreude versehen.

    Als Black alles erzählt hatte was ihm dazu eingefallen war, sassen sich die beiden einen Moment lang schweigend gegenüber. Ihre Köpfe arbeiteten wie wild. Immer mehr schien das Treffen dieser beiden Individuen auf einen gemeinsamen Pfad zu führen. Einem Pfad der beiden Optionen zu eröffnen schien, die die Dienerschaft gegenüber Ihres Herrn erneut auf die Probe stellte. Doch der Moment liess nicht zu dies weiter zu vertiefen. Wache und gierige Ohren hatten die beiden belauscht. Und wissend, dass solche Worte gesprochen in der Stadt Bakaresh stets ärger bedeuteten, wuselten diese Ohren direkt zur anwesenden Miliz und berichteten.

    Es war Salazar, der über Joes Schulter blickend, realisierte, dass fünf Milizen sich vom Tresen abgewandt hatten und auf die beiden zumarschierten.

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    "Beim Barte des Propheten... wir kriegen Gesellschaft..."

    Das Geplänkel der zahlreichen der Tavernengaste, das wütende Toben des Sturmes, die wilden Gedankenfetzten um Joes Vergangenheit... all das schob sich in den Hintergrund, wurde völlig unwichtig angesichts der vier grimmigen Gesichter, die sich aus der Masse an Varantern herauschälten. Die bleichen Masken der Krieger waren zorngetränkt und versprachen vorallem eines: Ärger. Salazar vermutete, dass sie irgendetwas spitzgekriegt haben mussten. Waren die beiden finsteren Seelen in ihrer Suche nach der Wahrheit so unachtsam geworden, dass man ihre Worte vernommen hatte? Oder waren sie geziehlt ausgehorscht worden? Unzählige Möglichkeiten sprangen Salazar in den Kopf, doch sein Blick huschte hinüber zur Tür, die hinaus in das rettende Unwetter führte. Der Weg war jedoch zu weit und die Milizen waren keine Dummköpfe. Sie näherten sich aus zwei Richtungen, die Hände demonstrativ an den Griffen ihrer Waffen. Instinktiv griff Salazar an seinen Gürtel. Er trug jedoch nichts weiter als seinen wertvollen Dolch, und Joe... der hatte seine auszehrten Muskeln und seinen grimmigen Überlebenswillen. Keine besonders guten Chancen.

    Salazar wechselte einen Blick mit Joe. Der alte Krieger lies sich nichts anmerken. Sein Gesicht war das eines einsamen Wolfes, der wachsam durch sein Territorium streifte. Allzeit bereit sich zu verteidigen, aber nicht grundlegend feindselig. Lediglich das schalkhafte Funkeln in seinen Augen signalierte das es hinter seiner Stirn arbeitete. Der Varanter musste unvermittelt grinsen. So als hätte er die Wachen nicht bemerkt, öffnete in einer feierlich anmutenden Geste die Flasche mit dem kostbaren Wein und füllte sich und Joe jeweils ein Glas voll. Er lächelte, doch ein leichtes Zittern in seinen Händen war nicht zu vermeiden. Es war weniger Angst, viel mehr Anspannung, Nervenkitzel, Unsicherheit... aber trotzdem für das geübte Auge auffällig. Salazar war eben doch lange kein abgebrühter Kerl wie Joe. Nichts desto trotz ergriff Salazar sein Glas und prostete Joe Black freundschaftlich zu.

    "Auf was auch immer noch kommen mag." Sprach er, nahm einen winzigen Schluck und hämmerte das Glas auf den Tisch. Erst jetzt blickte er absichtlich zu den Milizen, die sich um sie positionierten. Sein Griff um das Glas mit dem hochprozentigen Wein wurde fester.
    "Streiter Myrtanas." Grüßte er sie abschätzig.
    "Was wollt ihr?" Fragte er sogleich und gab sich keine Mühe, dabei freundlich zu klingen. Die Kerle wussten, wie beliebt sie hier in Varant waren. Freundlichkeit war da eher ein Grund zum Misstrauen.
    "Ihr seid entweder mutig, oder dumm." Lautete die nicht minder höffliche Antwort. Der Anführer trat ein Stück weit vor. Eine bedrohliche Geste, doch er machte keine Anstalten, zur Waffe zu greifen. Dennoch erstarrte Salazar als er in das Gesicht des Wachmannes blickte. Er kannte das Gesicht. Es war bestimmt schon ein Jahr oder länger her, aber dieser Mann... er hatte seinen alten Freund Rasul aus dem Gefängnis entlassen. Gegen eine ungeheure Summe Gold verstand sich. Er war sich jedoch nicht sicher, ob der Kerl ihn auch wiedererkannte. Vielleicht war er für ihn nur einer von vielen Varantern, die ihm ein Dorn im Auge waren.
    "Ihr seid Salazar Kagan aus Mora Sul." Die schnarrenden Worte machten die Illussion Salazars schnell zunichte. "Ich sah euch diesen Aufständischen befreien. Und heute flüsterte man mir ins Ohr, dass ihr dreist und in aller Öffentlichkeit dem Gott der Boshaftigkeit huldigt."
    Der Wachmann spuckte verächtlich aus.
    "Ich würde euch mit einer horrenden Geldstrafe davonkommen lassen, die eurer Dummheit entspricht. Aber da ihr zugleich Sympatie und Kontakt zum Widerstand der Mazamier bewiesen habt... Männer, festnehmen. Auch diesen komischen Fatzke da."

    Erst jetzt zogen der Anführer und zwei der Wachen ihre Waffen. Der mörderische Klang des kalten Stahls, der aus den Schwertscheiden glitt, erfüllte den Schankraum. Zwei weitere Wachen nährten sich dem Duo, um sie in Gewahrsam zu nehmen, während die drei anderen mit ihren Waffen zeigten wollten, dass Widerstand nur in einem Blutbad enden würde. Salazars Atem setzte für eine Sekunde aus, als dreckige Hände nach ihm und Joe griffen. Seine Instinke nahmen die Oberhand, und ehe seine Vernunft oder Joe ihn vielleicht hätten stoppen können, zuckte sein rechter Arm. Kostbarer Wein schwappte aus seinem Glas, schlug dem Mann, der nach ihm Griff, ins Gesicht, brannte dessen blassblaue Augen. Das überraschte Brüllen des Hühnen lies Kagans Ohren klingeln und richtete die gesamte Aufmerksam der Taverne auf ihren Tisch...
    Geändert von Salazar Kagan (09.08.2017 um 16:19 Uhr)

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    Varant- Bakaresh

    Manchmal passieren die Dinge ganz schnell. Es ist nicht so, dass sie zwingend absehbar wären.
    Auch nicht so, als ob das reine Chaos herrschen würde. Es passiert einfach, was passieren muss. Eine wollig chaotische Ordnung.

    Eben noch schien die Welt in Ordnung zu sein. Sie waren zwei Männer die sich an einem kleinen Tischchen in Weingetränkte düstere Gespräche hingaben.
    Natürlich, die Themen waren zur heutigen Zeit kaum tolerierbar. Zumindest nicht für die Vertreter der gegnerischen Seite. Jedoch wirkte das schroffe Auftreten der Wachen etwas gar rüpelhaft und auf den reinen Eigennutzen ausgelegt. Anstelle eines klärendes Dialoges wurde unterschwellig mit Gewalt und Gefangenschaft gedroht.
    Gold hätte die Gemüter abgekühlt. Doch erstens besass Joe kein Gold und zweitens hätte er es kaum über sich gebracht diese Flachzangen damit auszubezahlen.
    Zu seiner grossen Freude schien Salazar aus dem gleichen Holz geschnitzt zu sein wie er.
    Der Wiedererstand brannte in dessen wachen Augen! Seine Muskeln hatten sich binnen eines Wimpernschlages angespannt und seine ganze Körperhaltung war von friedlich entspannt in reaktionsbereit aggressiv gewechselt. Bei Beliar, die Ausbilder der Kasbah hätten ihre wahre Freude an dem jungen Mann gefunden.
    Noch ehe der Hauch einer Lösung ertastbar gewesen wäre, hatte einer der Wachen Salazars Rückhand im Gesicht.

    Dann verlief alles in Zeitlupe...
    Das Weinglas, nun nicht mehr in der Hand Kagans, flog sich stetig entleerend im hohen Bogen über den Kopf der Wache, welche durch Salazars Handschlag mit dem Gesicht vor Schreck und Schmerz verzogen nach links zog. Kagan wartete keine Sekunde. Wie ein Tiger warf er sich mutig gegen den Mann, rammte ihn mit den Schultern gegen die Brust und hievte ihn so über den breiten Tisch der neben ihm stand. Der Mann konnte nicht anders und knickte über die Tischplatte hinweg, blieb aber mit den Beinen unterhalb davon hängen und verdrehte sich unnatürlich. Dies wurde zusätzlich von einem lauten Knacken untermalt.
    Und noch während der besagte Wächter unter noch grösseren Schmerzen aus seinem Beckenwirbelbereich zu Boden ging, war es Salazar der sich, nun vollends der inneren Aggression verfallen, bereits auf die nächste Wache stürzte.
    Die Überraschung die die anderen Wachen bis dato gelähmt hatte, wich gerechtem Zorn. Doch waren die Wachen nicht so dumm ihre Schwerter in einer vollen Taverne zu ziehen. Ein Massaker mit Unbeteiligten konnten sie, ausgelöst durch ihre Gier kombiniert mit nur ein wenig wirklicher Aufgabe, schlecht erklären.
    Allerdings waren die meisten von ihnen mit Knüppeln bewaffnet, welche sich für eine solche Situation bestens anboten.

    Ein eiserner Griff umfasste Blacks Schulter als sich einer der Wachen hinter ihn geschoben hatte. Ein zweiter erschien vor ihm und traktierte seine Magengegend gekonnt mit Faustschlägen.Black blieb die Luft weg und Tränen pumpten sich in seine Augen. Etwas in ihm brüllte auf und fast jeder Nerv in ihm schien zu signalisieren, dass er sehr wohl in der Lage war sich dem zu erwehren. Doch der traurige Fakt war, dass er nicht wusste was er zu tun hatte. Instinkte schrien ihm das Gegenteil entgegen, doch welche Befehle wollte er seinem Körper schon entgegenbrüllen? Welches Wissen alter Zeiten abrufen und wie?
    Seine Beine gaben nach, er prustete seinem Wiedersache etwas Blut ins Gesicht und ächzte.
    Salazar lag noch immer wie ein wilder Wolf auf der Wache, welche er als zweites zu Boden riss und zermatschte dessen Gesicht mit gerechtem Zorn zu Brei.
    Allerdings konnte auch sein Zorn den Knüppel nicht ignorieren, welcher vom herbeigeeilten Wachmann über seinen Kopf gezogen wurde.

    Sehr wahrscheinlich gingen beiden Streiter Beliars , etwa zur gleichen Zeit das Licht aus.....

    "Owww Verammd...meime Zähme!!! Butsch! Butsch! Eh ham meime Zähme ausgeschlaggn!!"

    "Halts Maul Harold! Und Ihr! Ja Ihr alle, dreht euch um und trinkt weiter euer Pisswasser! Hier gibt es nichts zu sehen!
    Harold, sammle deine Zähne aufverdammt! Und ihr, schnappt die beiden und bringt sie nach draussen runter zum Hafen. Wir haben Salazar Kagan!"

    "Soll ich Meldung machen Butch?"

    "Hab ich verdammt nochmal was von Meldung machen gesagt? Das hier ist ein düsterer Ort... Helden wie wir werden nicht genügend für unseren Eifer entlohnt....Daran werden wir heute was ändern. Der Kerl da kommt aus gutem Hause. Wir werden uns ein wenig mit ihm und seinem Kumpel vergnügen und am Schluss werden sie darum flehen uns gebührend bezahlen zu dürfen.
    Und jetzt los!"

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    Varant- Bakaresh

    Ein dumpfes Rauschen und Blubbern drängte sich unaufhaltsam seinen Weg durch den bewusstlosen Geist des jungen Varanters. Einer fetten Schlange gleich wälzte es sich inform verwaschener Bilder und undefinierbarer Geräusche seinen Weg durch seine betäubten Windungen, durchbrach mit einem triumphalen Schrei den Schleier der Ohnmacht und brachten Salazar zurück in das düstere hier und jetzt.
    Salazar stöhnte. Seine Augen sahen, aber doch erkannten sie nichts. Jemand sagte etwas, doch nur das dröhnende Blubbern in seinem Kopf war zu vernehmen, so das Salazar nicht ein Wort von dem verstand was gesagt wurde. Ächzend versuchte er, den schmerzenden Kopf anzuheben. Die blubbernde Stimme wurde lauter, und als Salazar nicht antwortete, erwartete ihn ein dumpfer Schmerz an der Schläfe, gefolgt von einem brennenden Nass das sich seinen Weg in seine Augen und seine Wangen hinab suchte.
    ":.. na also. Gut geschlafen, Kagan?"
    Butch verzog keine Miene und füllte den Becher, den er grade in Salazars Gesicht entleert hatte, erneut mit billigem Wacholderschnaps aus dem hohen Norden. Gönnerhaft hielt er ihn Salazar unter die Nase. Instinktiv griff der Händler danach, doch Butch zog den Becher weg, hob ihn stattdessen über den Kopf einer weiteren lädierten Gestalt und schüttete den Inhalt über dessen verfilztem Haar. Butch lies den leeren Becher einfach am Boden zerschellen während der andere husten und spuckend aus seiner Ohnmacht erwachte. Salazar brachte einen Moment, bis er den Typen erkannte. Jay? Ray? Joey... Black?
    "Joe!" Stieß er aus und erntete dafür einen Schlag gegen den Hinterkopf. Wie bei Joe musste jemand hinter ihm stehen, der trotz der Fesseln darauf aufpasste das er keinen Unfug anstellte.
    Salazar unterdrückte den Schmerzensschrei, wobei er sich beinahe auf die Zunge biss. Grobe Erinnerungen an das vergangene zuckten durch seine Schläfe, aber mit dem Betreten der Taverne wurden die Erinnerungen wirr. Das wichtigste lies sich aber schnell zusammenreimen. Diese Kerle mussten sie aufgegriffen haben. Ein Kampf? Salazar vermutete es, da seine Glieder allesamt unangenehm schmerzten, vorallem seine rechte Hand. Aber genau so gut konnten sie auch ohne Gegenwehr überwältigt worden sein.
    Butch nahm seinerseits einen tiefen Zug aus der Flasche und reichte sie an einen seiner Männer weiter. Er kniete neben Joe und musterte ihn sichtlich interessiert.
    "Joe also. Erspare ich mir schon mal die nervige Fragerei." Murmelte er süffisant und blickte in die Augen des ehemaligen Assassinen. Der wilde Blick Joe Blacks lies ihn kurz verharren, doch in dieser Situation erschien der Mann nicht weiter bedrohlich, weshalb er den Kopf schüttelte und sich wieder erhob.
    "Du sieht nicht aus als wäre bei euch viel zu holen, hm? Andererseits kann ich mir aber nicht vorstellen, dass unser feiner Pinkel hier sich mit einfachen Landstreichern abgibt. Habt ihr eurer Gold versteckt?"
    Joe Black grinste dem Kerl einfach nur ins Gesicht. Ob er sich nicht fürchtete oder es einfach nur ein bitterer Instinkt war, lies sich schwer vermuten.
    "Er hat nichts." Brummte Salazar. "Wenn es euch nach Gold verlangt, haltet euch an mich. Lasst ihn aus dem Spiel."
    "Wir halten uns noch früh genug an dich, wünsch dir meine Aufmerksamkeit nicht zu früh, Kagan."
    Irgendwo hinter Salazar lachte jemand dumpf und verhallten.
    "Also. Joe." Butch kniete sich wieder vor Joe Black und zwang sich, in diese grimmigen Augen zu blicken.
    "Dein Freund hier, steckt mit den verbrecherischen Mördern und Aufrührern der Mazamir unter einer Decke. Eine üble Angelegenheit. Und ihr steck mit drin. Ihr sehr verwundert aus? Wusstet wohl nicht das euer Freund ein Rebell ist, was? Tja, ihr steckt mächtig in der Scheiße. Es liegt am Gericht, zu entscheiden, ob ihr ebenfalls mit diesen Schlächtern unter einer Decke steckt oder nicht, und ob ihr den Rest eures kümmerlichen Lebens in einem finsteren Kerker schmachtet. Oder, um ganz genau zu sein, entscheide ICH das. Hier. Jetzt."
    Das amüsierte, beinahe höfliche Lächeln verschwand aus Butchs Gesicht, machte tödlichem Ernst Platz. Seine gespielte Distanz brach wie ein Schild aus Glas.
    "Wenn ich ehrlich sein soll, interessiert du mich einen Dreck. Er ist der Mann, den ich will." Er musste nicht auf Salazar deuten um klar zu machen wenn er meinte.
    "Es liegt also an dir, ob du gleich ein freier Mann bist, oder ob du uns dabei zusehen darfst, wie wir ein wenig Spaß mit ihm haben, bevor..."
    Butch lies den Satz verführerisch ins Nichts verklingen.
    "Ich denke ich muss nicht ins Detail gehen was wir mit einem Niemand wie dir anstellen würden. Ich hoffe einfach, du handelst wie ein vernünftiger Mann. Ein vernünftiger Mann würde mir jetzt vermutlich etwas anbieten, um seine Freiheit zu erkaufen... Gold, versteckte Reichtümer, seine Schlampe die Zuhause auf ihn wartet... wie sieht‘s also aus? Überzeugt mich das du ein solcher vernünftiger Mann bist, Joe."

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    Varant- Bakaresh

    Ein Berggipfel, optisch wie aus schwarzem Marmor gehauen, erhob sich aus dunkelgrauen dicken Wolken, umgeben von endlosem Nichts.
    Darauf liegend, im Wirbel der Bewusstlosigkeit davonfliegend, wand sich Black gegen eine Kraft welche sich hartnäckig in seine Schädeldecke bohrte.

    "Lass nach alter Freund, du willst und du brauchst mich!"

    "Wer bist du? Wo bin ich? Wo ist Kagan?"


    Kichern hallte durch die Endlosigkeit.

    "Was interessiert dich dieser Wicht? Scharrst du schon wieder Gleichgesinnte um dich? Menschen denen du Vertrauen schenkst um den Dienst an unseren Herrn zu verrichten?
    Gnihihi, du solltest es besser wissen, Narr!"


    Black fasste sich mit beiden Händen an den dröhnenden Kopf. Er schien schier zu platzen, seine Augen tränten blutige Tränen. Und doch, schlagartig wurde im bewusst, dies hier war nicht die Wirklichkeit. Er war verrückt. Anders konnte er sich das stete abdriften in solch düstere Phantasiegebilde nicht erklären.

    "Nein Joe.... Du bist nicht verrückt. Dein Geist ist lediert. Aber Beliar liebt seine Werkzeuge. Vor allem wenn sie so gut funktionieren wie du, hrhrhrhr.
    Du kannst dich an Nichts erinnern nicht wahr? Sein Geschenk mein Freund. Nach allem was du in der Unterwelt erlebt und gesehen hast wäre der Wahnsinn deine kleinste Sorge gewesen. Aber gut funktionierende Werkzeuge werden nicht beiseite gelegt. Darum bist du wieder hier. Du hast noch viele Jahre der Knechtschaft vor dir...."

    "Du hast mir noch immer nicht gesagt wer du bist Kreatur......"

    "Hrhrhr, beleidigend.... dabei bin ich doch dein ältester Freund! Deine ganze Kindheit habe ich dich begleitet. Dich auf deinen Pfad geführt und dir immer beigestanden. Naja, zumindest bis du dich diesem Priester des Zirkels Ardescion unterworfen hast...Argh...das Verbannen aus deinen Geist hat mir ziemlich zugesetzt. Und in der Unterwelt seinen Platz zu finden wenn man so lange unter euch Sterblichen gelebt hat... naja ein jeder von uns geht einen schweren Pfad, gnihihihihi....."

    "Ardescion....der Hohepriester....."

    "Ah schön, du erinnerst dich an ihn. Natürlich... du hast ja auch ein paar Tage intensiev mit ihm verbracht..pffff und wir hatten Jahre miteinander....."

    "Ich.... ich weiss nicht..."

    "Ich nehms dir auch nicht Übel Blacky... wie gesagt, haufenweise Barrikaden in deinem Hirn. Wichtig ist ja nur, dass ich nun wieder bei dir bin. Dieses Mal sogar Hochoffiziell. Ich bin dein Aufpasser mein Lieber. Dein persönlicher Hausdämon der sich in einem Hirn breit macht und darauf achtet, dass du auch schön tust, was du tun solltest. Klar...früher wollte ich deinen Körper übernehmen und dich auslöschen...aber der grosse Chef will dass nicht, daher gebe ich mich mit weniger zufrieden..."


    "Dämon in meinem Kopf?"

    "Jup, oder aber du bist einfach nur komplett durchgedreht, harr harr harr!"

    "WER BIST DUUUU?"

    "Cherubael ist der Name Black. Cherubael! Und es freut mich so, wieder bei dir zu sein.
    Aber nun wirst du aufwachen müssen. Du und dein Kumpel, ihr steckt in Schwierigkeiten. Nichts weiter, vier Schläger, durchschnittliches Niveau. Nichts was einem Eliteassassinen und Veteranen wie dir Probleme bereiten würde. Natürlich musst du erst wieder wissen wie es geht. Glücklicherweise kann ich die Barrikaden in deinem Hirn kontrollieren, gnihihihi, viel Spass!"


    Black erwachte, der Kopf dröhnte noch immer. Er blickte durch einen spärlich beleuchteten Raum in die Fratze des Mannes, welcher die Männer in der Taverne angeführt hatte. Seine Hände waren hinter den Rücken gebunden, er war auf den Knien. Kagan war zu seiner rechten, brabbelte etwas in Richtung des Anführers. Er setzte sich für ihn ein, versuchte den Typen zu überreden von ihm abzulassen. Der Mann war loyal.
    Dann huschte ein wölfisches Grinsen über Blacks Gesicht. Da war es wieder.... Ein jede Kampfsituation die er durchlebt hatte. Jedes Training, jede Schlacht, jedes verdammte Gemetzel.

    "Ich denke ich muss nicht ins Detail gehen was wir mit einem Niemand wie dir anstellen würden. Ich hoffe einfach, du handelst wie ein vernünftiger Mann. Ein vernünftiger Mann würde mir jetzt vermutlich etwas anbieten, um seine Freiheit zu erkaufen... Gold, versteckte Reichtümer, seine Schlampe die Zuhause auf ihn wartet... wie sieht‘s also aus? Überzeugt mich das du ein solcher vernünftiger Mann bist, Joe."

    Die Stimme Butchs war so voller Selbstsicherheit. Er war sich seiner so sicher, dass Joe als Antwort nur ein bellendes und leicht Wahnsinniges Lachen übrig hatte. Seine Augen leuchteten vor Mordlust. Die Bestie in seinem inneren war erwacht. Das brennende Verlangen nach dem Tanz des Todes, ein Gefühl was ihm immer vertraut war, war endlich wiedergekehrt.
    Er nahm einen Satz nach vorne. Dabei riss er die überraschte Wache hinter sich, die sich an seinen Handfesseln festhielt, ebenfalls mit nach vorne. Seine Stirn knallte in Butchs überraschtes Gesicht, zertrümmerte seine Nase und lies ihn jaulend auf den Rücken purzeln. Black ging in die Hocke, drehte sich auf dem linken Bein um einhunderachtzig Grad und fegte den Wachmann hinter sich mit dem rechten Bein vom Boden. Er nahm einen Satz und landete mit seinen Schienbeinen auf dessen Brustkorb. Unter dem Kettenhemd knackte es laut und der Mann röchelte nach Luft während sich seine Lungen mit Blut füllten.
    Der zweite Wachmann der die Türe bewachte drehte sich zu ihnen und griff nach seinem Schwert.
    Der dritte und letzte Wachmann versuchte Kagan unter Kontrolle zu bringen der sich wie wild wand um Joe zu Hilfe zu eilen.
    Binnen eines Wimpernschlages hatte Joe die Lage analysiert, Von seinen neu erwachten Instinkten geleitet nahm er einen Satz gen Kagan. Dieser reagierte in weiser Voraussicht und ging auf die Knie, den Rücken durchgestreckt. Joe nahm einen erneuten Satz und sprang mit dem linken Fuss auf Kagans Rücken, nutzte den Schwung und flog mit dem rechten Knie treffsicher is Gesicht der Wache. Zähne flogen aus den flatternden Backen des Bärtigen, während er der Ohmacht nahe durch den Raum flog.
    Black landete elegant hinter Kagan der sich ebenfalls umgedreht hatte.
    Die beiden Streiter nickten sich zustimmend zu. Joe sah in Salazars Augen das selbe Feuer welches in einem jeden Assassinen der Kasbah zu sehen war...
    Butch versuchte sich wimmernd aufzurichten, aber es strömte zu viel Blut aus seiner Nase als dass er seine verschwommene Sicht klären könnte.
    Die Wache an der Türe stand auf wackeligen Beinen da und hob zitternd das Schwert in ihre Richtung. Die anderen beiden Männer lagen wimmernd auf dem Boden.

    In Joes Kopf hallte ein dunkles und düsteres Kichern.....

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    Zwei gefesselte Varanter gegen einen bewaffneten Soldaten der königlichen Miliz.
    Man hätte erwarten dürfen dass der Soldat sie mit links hätte in Streifen schneiden können, wäre nicht das Schauspiel zuvor gewesen. Joe Black, explodiert in einem Tanz der Gewalt, hatte im Alleingang die meisten Wachen zu Boden befördert. Das Feuer das in seinen Augen brannte war furchterregend. Salazar wusste nicht woher der ehemalige Assassine seine plötzliche Kraft nahm, war er doch zuvor irgendwie von den Mistkerlen überwältig worden. Aber das wie und warum spielte keine Rolle mehr, wo doch der Schlüssel zur Freiheit so zum greifen nahe lag. Der Soldat blickte sich unruhig um, seine Blicke gingen zu den am Boden liegenden Kameraden. Zwei öhnmächtig und vor schmerzen stöhnen, der dritte gurgelte und hustete, erstickte an seinem eigenen Blut das er stoßweise aus der Lunge hustete. Salazar fing unvermittelt bei diesem Anblick an zu lachen. Er hätte niemanden zugetraut, mit solcher Gewalt und Schnelligkeit und dem Hingernis der Fesseln die Soldaten zu erledigen. Aber in Joe Black steckten wohl einige Überraschungen. Das Lachen des Händlers vermischte sich mit dem des Assassinen und kurz schien es, als würde sich sogar der noch stehende Soldat davon anstecken lassen. Der Kerl war jedoch nicht dumm. Er hätte den Versuch wagen und angreifen können, aber nach dem was er gesehen hatte, drehte er lieber ab und verschwand in der Finsternis der Nacht. Wohlmöglich holte er Verstärkung.
    Salazar schüttelte den Kopf, dass lachen verebte.
    "Tod und Teufel, Black, wo waren eure Fähigkeiten in der Taverne? Etwas vergleichbares habe ich noch nie zuvor gesehen. Ihr kämpft wie ein Dämon in Menschengestalt."
    Während er sprach ging er neben Butch auf die Knie. Er lies sich auf das Gesäss fallen und streckte den Rücken nach hinten, mit den gefesselten Händen nach dem Griff des Schwertes fingernd. Er packte er mit beiden Händen und Black kam dazu, um sich vorsichtig der Fesseln zu entledigen. Dieser nahm schließlich das Schwert entgegen und durchtrennte Salazars Seile mit Leichtigkeit.
    Salazar warf das durchtrennte Seil auf Butch, der blütüberströmt am Boden log, blind für die Männer über ihm. Der zweite Soldat hatte mittlerweile aufgehört zu Husten, sein glassiger Blick ging zur Decke während weiterhin Blut und Speichel aus seinem Mundwinkel sickerten. Der händler hatte kein Mitleid mit diesem Kerl, allerdings verlangte es ihn auch nicht danach, Butch den Tod zu bringen. Salazar hatte zwar gedient, aber er war kein Meuchelmörder. Er durchsuchte jedoch die Taschen des halb bewusstlosen, um sich wieder seines Geldbeutels zu bemächtigen. Er band ihn sich an den Gürtel und ging zu Joe, der beinahe nachdenklich das Schwert in Händen hielt. Es war eine billige Waffe, ein Breitschwert der Armee. Doch die Art und Weise wie Black die Waffe hielt, zeugte von Erfahrung und Raffiniesse.
    "Ihr solltet es behalten, nur für den Fall. Aber wir sollten hier verschwinden. Ich bezweifle das der Kerl mit Verstärkung zurückkehrt, doch möchte ich die Gunst unseres Gottes nur ungerne über die Maßen ausreizen."
    Nein, mit Verstärkung würde der Feigling nicht zurückkehren. Nicht hier her, das war Salazar klar. Aber seine Unterkunft... wie viel Mühe bedurfte es für die Stadtwache, sein Zimmer ausfindig zu machen und ihn dort zu stellen? Gut möglich dass sich die Zuflucht als Todesfalle erweisen konnte, sollte der Kerl doch mit einer größeren Truppe anrücken.
    "Ich befürchte ungutes was unsere Zuflucht angeht, Joe. Was haltet ihr von einem Abstecher zu den Ruinen, oder einem der Handelsschiffe? Letztere könnten durchsucht werden, aber ich habe noch Beziehungen zu machen Kauffahrern, die nicht nur für mein Gold schweigen, sondern auch meine Freundschaft. Wir können die Nacht unterdeck verbringen."

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    Sein Puls raste, die Muskeln waren bis kurz vor dem zerreissen gespannt. Was sein Körper hergegeben hatte, war weit mehr als er ins einem geschwächten Zustand hätte leisten können. Doch die Flut an Informationen, die geballte Kraft der Instinkte und beinahe über zwei Jahrzehnte hartes Training hatten ihn komplett übermannt. Und es hatte sich verdammt nochmals gut und richtig angefühlt. Mehr noch, es weckte den Durst danach Leben zu vertilgen der tief in seiner verdorbenen Seele begraben war.
    Noch immer hörte er leise das Kichern des Dämons in seinen Hirnwindungen, auch wenn dies immer mehr verhallte.
    Er hielt das Schwert des Wachmanns in der Hand. Es lag seltsam vertraut in seiner Handfläche und fühlte sich beinahe wie eine Verlängerung seines Armes an, auch wenn der Feinschliff fehlte. Black schluckte schwer als er den Drang unterdrückte die Klinge in Butchs Brust zu stossen. Salazar hatte recht, sie mussten gehen, sofort!
    Der ehemalige Elite-Assassine war sehr froh um die Gesellschaft Kagans. Der Mann hatte Überblick, einen eisernen Willen und liess sich nicht so schnell einschüchtern. Ausserdem drang ihm mehr und mehr der Gedanke auf, dass Salazar Kagan von Beliar selbst gesendet worden war. Verloren war er als er seine alte Heimat Bakaresh betreten hatte. Doch seit er auf diesen charismatischen Mann getroffen war, öffneten sich immer mehr Türen seiner Seele und gaben vergessenes frei.

    Joe nickte dem Mann anerkennend und zustimmend zu.

    "Aye, wir müssen hier weg."

    Er ächzte. Seine Muskeln zitterten, die Spannung hatte nachgelassen, das Adrenalin flaute ab und Müdigkeit trat ein.
    Das hier war nicht der richtige Ort, dies spürte er deutlich. Er musste auf ein Schiff.... Er musste nach Argaan!
    Doch würde ihn Salazar begleiten? Eine Überfahrt wagen um einem Ziel entgegenzusteuern welches Joe nicht einmal genau definieren konnte?
    Darüber liess sich später diskutieren. Jetzt galt es aus der Sichtlinie der Wache zu entfliehen.
    Druassen tobte noch immer das Gewitter. Es regnete in Strömen und grelle Blitze dekorierten einen pechschwarzen Himmel.
    Joe versuchte den schnellen und geschickten Schritten Salazars, der bemerkenswert gewissenhaft jeden Schatten nutzte, zu folgen.

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    Varant- Bakaresh

    Der Rausch war vorbei, die Entschlossenheit geblieben.
    Black zweifelte keine Sekunde daran, dass eine schnelle Flucht die beste Alternative war, diese Nacht lebend zu überstehen. Diese Wachen hatte er überwältigt, doch der Kampf forderte seinen Tribut. Salazar, zwar nicht dieser Perfektion im Zweikampf mächtig, kannte den Absturz, der einen geistig wie körperlich selbst nach einem kurzen Scharmützel überfiel. Der Körper hatte für Sekunden und Minuten alles gegeben, die Sinne jedes Detail der Umgebung genaustes aufgenommen, um so ein Crescendo der Gewalt hinauf zu beschwören. Viele Krieger fielen, weil sie nach diesem kurzen Augenblick der Leistung bereits am Ende waren. Nur ein wahrer Meister hielt länger durch. Salazar traute Black zu, diese Leistungen erreichen zu können. Doch der Mann war ausgezehrt und gezeichnet von unmenschlichen Anstrengungen.
    Dennoch, durften sie darauf keine Rücksicht nehmen. Gemeinsam huschten sie hinaus in das tosende Gewitter, welches über Bakaresh wütete. Der Regen durchnässte ihre Klamotten innerhalb von Sekunden, Windböen schlugen ihnen mit ihren eigenen Haaren in die Augen und erschwerten die Sicht, doch gereichte ihnen dieses Chaos zum Vorteil. Wo sie Schwierigkeiten hatten, würden etwaige Verfolger sie ebenfalls nur schwer entdecken können. Black hielt hervorragend mit, dennoch verharrte Salazar in jedem Schatten für mehrere Sekunden, um seinem Begleiter Zeit zu geben sich zu sammeln, aber auch um die Umgebung knapp zu sondieren.
    Der Hafenkai begrüßte sie mit dem lauten Donnern der Wellen. Gischt und Meerwasser schlugen ihnen zusätzlich entgegen, brannten in den Augen. Drei kleinere Handelsschiffe schwankten an den Docks, hielten dem Wetter trotzig stand. An den Docks stand keiner mehr, aber für Salazar war dies kein Grund zum Verzagen. Er hielt auf einen kleineren Unterstand neben einem der Schiffe zu, in dem ein Mann einsam wachte. Er war ebenso wie sie durchnässt, der Unterstand schütze ihn vor dem Regen der von Oben auf ihn herabfiel, jedoch nicht vor dem der durch den offenen Eingang geweht wurde. Der Mann war verdutzt als sie bei ihm einfach einplatzen und laut schreiend zu verständigen suchten. Salazar brauchte lediglich einen Namen zu nennen. Kapitän Ruffalo. Umgehend rannten sie, nunmehr in Begleitung des Dockwächters, auf das mittlere der Schiffe zu, kämpften sich über die schwankenden Planken bis zur Kajüte des Kapitäns durch, wo sie nach dreimaligem Klopfen widerwillig empfangen wurden...

    Rufallo betrachtete sie mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen. Der Kerl war alt und erfahren, wie nicht nur die zahlreichen Narben und sein schlohweißes Haar, sondern auch seine fehlenden zwei Finger an der rechten Hand bewiesen. Seine Stimme war jedoch brummig und stark wie die See, die gedämpft um sie wütete. Salazar stand mit dem Mann seit einigen Jahren in Kontakt. Der Handelsfahrer für ein Syndikat aus dem Norden, im Dienste eines gewissen Lehner. Sowohl mit mit diesem Herrn Lehner, als auch Ruffalo hatte Salazar bisher gute Geschäfte gemacht. Mit ernster, fast schon grimmiger Miene lauschte der Kapitän der knappen Geschichte, die Salazar und Joe ihm auftischten.
    "...ich verstehe. Ja, es gibt gute Gründe wieso ich niemals länger als nötig hier Anlege. Die Mistkerle haben es nicht nur auf varantisches Gesindel abgesehen, sondern auch meine Leute schon schikaniert. Schutzgeld wollten sie. Hah. So dreist war nicht mal der alte Nafalem. Die schwarzen Priester wussten ein gutes Geschäft noch zu würdigen."
    Rufallo kratze sich mit den verbliebenen Fingern seiner Hand unter der wettergegerbten Nase.
    "Ich werde euch allerdings nicht über Morgen Unterschlupf gewähren können. Es sei den, Salazar, du kannst mich für die Verspätung bei meinem Arbeitgeber entschädigen. Der verdammte Sturm hält mich schon lange genug auf. Hab heise Ware an Bord, falls du verstehst."
    Sein Blick ging auf Joe. Sein Gesichtsausdruck machte keinen Hehl daraus, dass er ihm nicht traute.
    "Seht also zu, dass ihr bis nach Sonnenaufgang verschwunden seid. Sonst könntet ihr euch auf hoher See wiederfinden, auf direktem Kurs ans Ende der Welt, wa-hr-hr-hr-h."

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    Waldläufer
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    Lago; Varant

    Ein Messer zielte auf Weylands Kehle. Die Klinge zitterte, die Hand, die sie führte, war unruhig.
    "Du bist hier nicht erwünscht.", zischte die Stimme einer Frau, triefend vor Abscheu.
    "Wieso nicht?", fragte er, bereute es jedoch direkt. Die Klinge ritzte seine Haut, ein dünnes Rinnsal Blut floss seinen Hals hinab, wurde vom durchweichten Stoff aufgefangen. Er seufzte langsam, ehe er einen vorsichtigen Schritt rückwärts tauchte. Er musterte die Frau vor ihm von oben bis unten. Klein, etwas stämmig. Dunkle Haare, dunkler Teint, braune Augen voller Wut. Ein Gesicht, schön auf seine Art, gezeichnet von den Jahren.
    "Soraya", begann der Schmuggler langsam, "Entschuldige mein plötzliches Erscheinen ..."
    "Entschuldigung? Entschuldigung?! Du bist vor Jahren abgehauen, hast uns hier zurückgelassen. Weißt du, wie es uns erging? Ein Junge, der seinen Vater verliert. Eine Frau, die ihren Mann verliert. Wie wir behandelt wurden nachdem du weg warst ... Die Hure eines Orksöldners nannten sie mich! Ich wurde geschlagen und bespuckt, musste mir meinen Platz im Dorf wieder erkämpfen. Selbst jetzt, sieben Jahre später, begegnen mir die meisten mit unverhohlener Verachtung." Sie spuckte ihm vor die Füße. "Ich verzichte auf deine Entschuldigung, du Bastard."
    Schritte hinter Weyland. Jemand räusperte sich. "Mutter? Alles in Ordnung? Ist das ... ein Freund?"
    Soraya lächelte bitter. "Nein, ganz sicher nicht."
    "Gut", meinte die Stimme eines jungen Mannes hinter Wey. "Dann, mein Freund, der du ganz sicher keiner bist, bitte ich dich höflich zu verschwinden. Schnell, dass es staubt." Eine Hand packte seine Schulter, riss ihn herum. Löste sich, da ihr Besitzer einen Schritt zurück machte. Taro. Groß, sehnig. Grüne Augen, der Teint zwischen dem eines Varantiners und eines Midländers. Weylands Sohn. Ganz offensichtlich hatte er jedoch - die Götter seien Dank! - das Aussehen der Mutter geerbt. Wey schätzte ihn auf siebzehn Lenzen. Ein junger Mann. Sein Sohn ...
    "Taro ..."
    "Vater.", murmelte sein Sohn langsam. "Nach all den Jahren. Du hast Nerven, wieder aufzutauchen."
    "Ich ..." Weiter kam er nicht, da hatte Taro ihm schon die Faust ins Gesicht gedroschen. Ein guter, überraschender Schlag. Götter, die Kraft hatte er von Weyland geerbt, ganz klar. Der Schmuggler fiel auf den Hintern, wirbelte Staub auf. Er sah überrascht zu Soraya, die stolz lächelte. Sie spuckte erneut, traf diesmal seine Tunika.
    "Du Hund bist dumm, dass du hier wieder auftauchst. Eigentlich verlangt es die Ehre, dir die Kehle aufzuschneiden und dich lebendig in der Wüste an einen Pfahl zu nageln, damit die Geier und Schakale sich an dir laben." Taro schüttelte den Kopf. "Aber Recht und Gesetz des Königs stehen dagegen. Leider. Also gebe ich dir den Rat, zu verschwinden. Sehr schnell sogar. Sonst" - er beugte sich vor - "scheiß' ich auf das Gesetz und steche dich ab wie einen Straßenköter."
    Weyland schwieg, sah von der hasserfüllten Miene seines Sohnes zu der spöttischen dessen Mutter. "Deine Meinung?"
    Sie hob die Schultern. "Mein Sohn ist ein ehrbarer Mann, der sein Leben mit dem Mord eines Wurms wie dir nicht wegschmeißen soll." Sie beugte sich vor. "Also hau ab. Für immer."
    Der Schmuggler erhob sich, spielte einen kurzen Augenblick ernsthaft mit dem Gedanken, seinem Sohn zur Revanche ebenfalls in die Fresse zu hauen. Aber der Vater in ihm, der so lange Jahre still in einer Kammer geschwiegen hatte, meldete sich zu Wort und bändigte den Jähzorn. Nichts als ein Seufzer kam über seine Lippen.
    "Nun gut ...", murmelte er nur und klopfte sich den Staub und Sand von der nassen Kleidung. "Ich gehe."
    Innerlich fluchte der Schmuggler. Was hatte er sich erhofft? Hilfe und freudiges Wiedersehen? Götter, was war er für ein Idiot. Er würde verschwinden, ja. Nur wohin? Norden oder Süden? Trelis war ein gefährlicher Ort für ihn. Da kannte man ihn zu gut. Die Wüste? Nun, auch dort hatte er sich einen Namen gemacht, doch das war lange her. Wohin ...

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    Ruine des Hof Sweers; nahe Trelis

    "Wer bist du? He, runter von diesem Land!"
    "Hier wohnt niemand mehr. Schau dir das Haupthaus an, völlig verfallen."
    Ein verächtliches Schnauben. "Na und? Ich wohne darin, nur kann ich mir eine Instandsetzung nicht leisten. Schau nicht so herablassend, du siehst auch nicht wie der Ausbund an Wohlstand aus, Fremder. Ganz im Gegenteil, du stinkst wie eine Herde Wollhörner aus Nordmar und siehst auch fast so aus. Beliar, dein Gesicht hat aber auch Ähnlichkeit mit einer abgrundtief hässlichen Bulldogge."
    Weyland widerstand dem treibenden Drang, dem abgerissenen, dünnen Kerl die Nase zu brechen. Warum sollte er? Was hätte er davon, außer vielleicht ein kurzzeitiges Hochgefühl. Nein, seitdem er in Lago angekommen und so abgewatscht worden war, fühlte er sich platt und fast depressiv. Aber was hatte er ernsthaft erwartet? Eintracht und Familienleben? War auch gar nicht sein Ziel gewesen, Frau und Sohn wären nur Mittel auf dem Wege zur Rache gewesen. Denn die wollte er nach wie vor. Das war ein wahrer Drang, ein brennender und lodernder. Rache an der Krähe. Den Kopf der Krähe auf einem Spieß. Nicht mehr und nicht minder. Diesen Hof hier nahe Trelis hatte er jedoch aus weit anderen Gründen besucht. Persönlicheren, man mag sagen nostalgischeren. Denn hier war er geboren und aufgewachsen. Und nun endlich erkannte er auch den Streuner vor sich und musste herzhaft lachen.
    "Percival."
    "Was? Du kennst meinen Namen?", er schluckte, "Wer schickt dich? Tamon, der Wirt aus Trelis? Verfluchter Geizhals ..."
    Weyland schüttelte erheitert den Kopf. "Weyland Sweers. Klingelt da was?", fragte er und deutete auf den linken Arm des Mannes, der etwas kürzer und falscher als der rechte schien. Percival spuckte ihm saftig vor die Füße.
    "Ja", knurrte er, "Nur zu gut."
    "Ach komm, ich war jung damals ..."
    Mit zitternden Händen zückte der einstige Knecht der Sweers ein schartiges Messer. "Ach ja? Jung? Das ist deine Entschuldigung ..."
    "Entschuldigung? Nein. Dafür entschuldige ich mich nicht. Du warst Knecht auf dem Hof, mehr oder weniger ein Leibeigener. Wir haben dich durchgefüttert, dir einen warmen Platz zum Schlafen angeboten. Und du hast den Hals, uns zu beleidigen, hinter unserem Rücken zu lästern?", Wey schüttelte den Kopf, "Pfui, Perc, schäm dich."
    "Ich soll mich schämen?", stammelte Percival ungläubig, "Ich?! Mich schämen?! Ich habe deiner Familie nicht gut gedient?! Deinen Vater habe ich hoch geachtet, auch deine Mutter, Innos hab beide selig, aber dich, du missratener Bastard, dich habe ich gehasst! Ich habe dir ein einziges Mal ein entschiedenes Widerwort gegeben und du hast mir dafür den Arm gebrochen! Also leg dir keine Ausreden zurecht, forme die Wahrheit nicht nach deiner Meinung. Du bist und bleibst ein falsches, jähzorniges Stück Dreck, viel zu schlecht für den alten und ehrwürdigen Namen Sweers!"
    Einen kurzen Moment spielte Weyland ernsthaft mit dem Gedanken, Percival den Schädel einzuschlagen, das wenige an Inhalt darin über die Vorderwand des Haupthauses zu verteilen und für einen Augenblick wieder das Wonnegefühl verspüren, das der in den eigenen Augen gerechte Totschlag mit sich brachte. Oh, wie oft hatte er es gespürt in den früheren Tagen? Wenn er Rebellen erschlug, Banditen oder später Orksöldner. Er erinnerte sich an die Monate als Arenakämpfer in Trelis, zur Belustigung der Orks. Der Jagdhund war er für seine Feinde gewesen, für die grünfelligen Invasoren hingegen der Kampfhund. Sho'gra. Das war das Wort für eine mutige, treue, gnadenlose Bestie. Er seufzte. Manchmal wünschte er sich, das Schicksal hätte anders entschieden, die Orks gewinnen lassen. Vielleicht hätte Weyland dann diesen Hof hier als Geschenk für seine Dienste erhalten ...
    "Na, keine Antwort?", fragte der ehemalige Knecht schneidend.
    Weyland schüttelte den Kopf, als müsse er sich selbst wecken. Dann besah er lange das Haus, die Reste des Hofes und Percival. So und nicht anders war die Realität. Erneut seufzte er fast wehmütig und winkte ab. "Lass stecken, Percival. Ich verschwinde. Schönes Leben oder schönen Tod, mir einerlei. Hast meinen Segen, das Haus zu bewohnen. Ach ja, verrätst du irgendwem, das ich hier war, beispielsweise einem rothaarigen, brandnarbigen Nordmann, finde und erledige ich dich. Dann ist es nicht mit einem gebrochenen Arm getan, Freund, eher mit einem Rückgrat. Wir verstehen uns? Ja? Gut, adé."

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    Trelis; Dorfschänke

    Trelis als Festungsstadt an der Grenze zwischen der Wüste Varant und dem Midland war zu jedweder Zeit ein Schmelztiegel für Kulturen gewesen. Nur hier fand sich allerlei Volk zusammen und ging einer der ältesten, mal ehrenvolleren, mal unehrlicheren Arbeit nach: Dem Handel. Denn nach dem Krieg gegen die Orks war Trelis durch seine Lage erblüht. Durch den Hafen kamen Waren von Übersee, über Land aus dem restlichen Myrtana, dem fernen Nordmar oder dem nahen Varant. Manchmal sah man hier gar fremdes Volk vom Östlichen Archipel, exotisch aussehende Männer und Frauen. Gortharische Fernhändler wie auch Schmuggler von den Südinseln oder Khorinis. Der Statthalter verdiente sich eine goldene Nase, die Ortschaft von Trelisburg wuchs prächtig und Wohlstand zeichnete die Leute hier aus. Mochte es auch überall sonst im Großreich brodeln, Trelis blieb davon weitestgehend verschont. Ja nun, hörte Weyland hier und da, manchmal wagen sich die Grünteufel heran und erschießen Holzfäller oder Jäger, die sich irgendwelchen Steinkreisen oder mit Runen beschriebenen Höhlen näherten, aber auch das war eher die Ausnahme. Nomadische Banditen aus dem Süden wurden meist bei Braga zurückgeschlagen, die von den Truppen in Trelis profitierten. Alles in allem lebten die Menschen im Grenzland wirklich gut und gerne. Alle, außer Weyland. Nun, der lebte hier ja auch nicht. Nicht mehr. Er war quasi auf Durchreise.
    "Was darf's sein?", fragte der Wirt der Schänke langsam und musterte den Schmuggler misstrauisch. "Siehst schwer nach Landstreicher aus."
    Wey lächelte müde und zückte einen schmalen Geldbeutel und legte ihn auf den Tisch. Hier und da besaß er einige Verstecke in der Gegend, an Orten, die nur er kannte und finden konnte. Nicht viel Gold, aber genug um nicht zu verhungern oder im Kalten schlafen zu müssen.
    "Bier, etwas Eintopf ... und Kleidung, wenn Ihr welche habt.", zählte er auf und musterte den Wirt eindringlich. "Der Jagdhund dankt."
    Dem Wirt fiel alles aus dem Gesicht, der Krug ging ihm sprichwörtlich durch die Lappen und zersprang auf dem mit Stroh bedeckten Steinboden. "Innos hilf'!"
    "Innos hilft nicht.", grinste Weyland, "Ich jedoch stets, Kudgan. Alter Freund."
    Das plötzliche Grinsen des Wirtes zeigte ein unvollständiges Gebiss, Spuren alter Kämpfe an Weylands Seite. "Götter!", rief er und packte über den Tresen, ergriff die Schultern des Schmugglers. "Schön dich zu sehen! Aber, meine Güte, du siehst aus wie in unseren beschissensten Tagen ... in Gefangenschaft, weißt du noch ... damals."
    Wey nickte langsam. "Ich weiß. Trag noch genug Narben, die mich daran erinnern.", antwortete er. "Kannst du mir helfen?"
    "Dem Mann helfen, der mir das Leben rettete? Der vielen aus der alten Garnison den Arsch aus'm Feuer geholt hat? Liebend gerne. Steck die magere Geldkatze weg, geht alles aufs Haus! Na los, Wey, wärm dich am Kamin. Ich hol dir Bier und was zu fressen."
    "Danke, Kudgan", der Schmuggler ergriff die Hand seines alten Kampfgefährten, drückte sie kräftig. Einen Moment war er von dem Gefühl der Hilfsbereitschaft überrascht und auch etwas gerührt. "Ehrlich, meinen Dank."
    "Die Bluthunde halten zusammen", antwortete Kudgan grinsend, "Haben wir schon immer."

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    Treliser Land; Schmugglerhöhle

    Das stürmische Meer trieb unerbittlich gegen die felsige Südküste Myrtanas. Möwen schrien, hier und da war das Kreischen oder Singen anderer Vögel zu hören, die in diesen Gewässern auf leichte Beute hofften. Weyland fluchte lauthals, während er mit Kudgan einen ausgetretenen Pfad zwischen den Felsen entlang beschritt, der an manchen Stellen schon so arg abgebrochen war, dass ein Sturz in das aufgewühlte, vor gezackten Felsen starrende Wasser unvermeidlich schien.
    "Müssen wir noch weit gehen?", rief der Wirt über den Wind hinweg. Wey drehte sich halb um, schüttelte den Kopf, dass die Haare wehten. Er kannte diesen Weg wie seine Westentasche. Hier hatte er sein Schmugglerhandwerk begonnen, etwa hundert Meter entfernt in einer Höhle, die auf Meereshöhe lag. Zwar gäbe es bis dahin noch eine abwärts führende Kletterpartie zu überstehen, aber am Ende würde seine alte Heimstatt warten.
    "Los, weiter, Kud!", sagte er laut, "Wir sind bald da!"

    Etwa eine Halbstunde später waren die beiden Männer schweißnass und etwas erschöpft, standen jedoch auf einem natürlichen, steinernen Steg, der in eine Höhle führte. Das Meer hatte hier so ergiebig in den Fels geschnitten, dass eine Art natürlicher Hafen für ein großes Boot oder kleines Schiff entstanden war. Man musste zwar den Segelmast einklappen können, würde dann aber einen geschützten Ort der Sicherheit haben. Weyland hatte ihn damals fast per Zufall gefunden, als er eine Gruppe Orksöldner verfolgt hatte, die den Mannen des Königs entgehen wollten. Man setzte den Jagdhund mitsamt seiner Bluthunde auf sie an. Sie fanden sie, metzelten sie nieder, obwohl eigentlich Gefangenschaft im Straflager vorgesehen war. Einer von vielen Nägeln in den Sarg von Weys Karriere bei den Königstreuen. Alsbald häufte er hier konfiszierte und - ja nun - gestohlene Waren an, Beute von Überfällen oder kleinen, verdeckten Raubzügen. Kurze Zeit später begann er Interessenten für jene Dinge zu suchen und fand sie an allen Orten der Welt. Vom gesetzlosen Khorinis über das edle Vengard bis hinunter ins verschlagene, düstere Ishtar. Selbst nach Drakia hatten seine Wege geführt, dem Küstendorf gegenüber der Weltstadt Gorthar. Auch dorthin hatte er expandieren wollen, war aber an den dortigen Wachen gescheitert. Ein guter Kontakt in Drakia hatte ihn vor der Grausamkeit der Gortharnischen Stadtwacht im Bezug auf Schmuggler und Hehler gewarnt. Manch ein besonders dreister Verbrecher fand sich dann plötzlich gefesselt an eine Boje wieder, die im Fjord zwischen Drakia und Gorthar schwamm und die Grenze der Stadt markierte. Noch Wochen und Monate später fand sich dann der Leichnam und war ein Exempel für die Effizienz der Gortharnischen.

    "Ah, da ist es.", murmelte Kudgan und wischte sich das Salzwasser aus dem Gesicht. Wey lachte auf, sonderbar erfreut darüber, dass die Tür zur hinteren Höhle, dem Wohnbereich und dem Lager noch heil war.
    "Den Göttern sei gedankt", antwortete der Schmuggler, "Dass wir damals genug Gold hatten für eine Tür aus dem Holz torgaarnischer Dschungelbäume, dem wohl härtesten Holz der Welt." Er klopfte dagegen. Zwar hatte die salzige Feuchtigkeit Spuren hinterlassen, sich jedoch nicht tiefer als vielleicht einen halben Daumenbreit eingegraben. Die eisernen Scharniere zeigten keine Spuren von Rost. Zwar fehlte ihnen ihr damaliger, fertigungsneuer Glanz, aber auch hier hatte Weys Bande mehr Gold ausgegeben, um Qualität zu bekommen. Nordmarer Stahl. Eher würde die Krone des Königs rosten und zerfallen. Der Schlüssel passte noch. Weys Version davon lag auf dem Meeresgrund, Kudgan besaß seinen logischerweise noch. Des Schmugglers Miene wurde düster. Auch Rag besaß einen. Hoffentlich war er noch nicht hier gewesen. Sie traten ein, vorsichtig und behutsam, ja fast andächtig als würden sie das Allerheiligste eines Tempels betreten. Nach der Zeit stieg ihnen noch immer der Geruch getrockneter Kräuter in die Nase. Sie hatten eine Frau in der Bande gehabt, eine Schmugglerin aus Khorinis, die den Gestank von Männern hasste. Also besorgte sie sich Weihrauch und ähnliches Zeug, damit die Höhle einen besseren Eigengeruch bekam. Kudgan ging an Wey vorbei, holte Feuerstein und Zunder aus seinem Packen und entzündete nach und nach einige der Fackeln. Bald erfüllte heimeliges Licht die Höhle. Einen Moment schwelgte der Schmuggler in dem Anblick, ehe er geradewegs Richtung Lager marschierte. Er stieß die Tür auf ... und brach in befreites, glückliches Gelächter aus.

    Etwas später stand Weyland in einer zwar etwas klammen und engen Lederrüstung da, trug Dolch und Schwert an seiner Seite und unter der Kleidung, in unzähligen Taschen, genug Gold, um auf einer gewissen Insel im Süden erst einmal über die Runden zu kommen. Den Schwertkampf würde er wieder irgendwo lernen, danach seine Kräfte sammeln ... und gegen die vermaledeite Krähe vorgehen. Und letztlich ihren und Rags Kopf auf zwei Speere spießen.
    "Los, Kud, wir trinken!"

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    Nordvarant, Lager tief im Sand - Spurensuche

    Stille lag über dem kleinen Zeltlager in den Tiefen der varantischen Wüste. Kalt und ungemütlich zog der Winterwind in eines der Zelte am Rand des Lagers, in dem sich nichts und niemand zu regen schien. Der Nomade, der sich auf dem Teppich im Innern des Zeltes mit geschlossenen Augen niedergelassen hatte, wirkte angespannt. Tiefe Falten gruben sich auf seine Stirn, und eine unergründliche Anstrengung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    "Gedulde dich, verdammt nochmal..."
    Die Mundwinkel des Wüstensohnes zuckten unwillkürlich, während er leise mit sich selbst zu sprechen schien. Etwas schien ihm nicht zu behagen.
    "Geht dir deine Macht über das Wohl deiner Art?"
    Stille kehrte wieder ein in dem Zelt. Einige Momente verharrte der Nomade derart, bevor er kopfschüttelnd die Augen öffnete und sich erhob. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    "Dieser verdammte..."
    Schnaubend trat er aus dem Zelt, just als sich die Plane einer der anderen Unterkünfte hob.
    "Maris! Omar und Wassar sind von Asaru zurück. Die Sippe hat schon länger keine Löwen mehr hier im Norden gesehen. Dafür haben einige von Asarus Männern über andere Raubkatzen berichtet, die sich weiter oben in den Bergen herumtreiben - solche mit pechschwarzem Fell, wie sie hier nicht hin gehören."
    Der Löwenkrieger nickte mit ernstem Blick und klopfte Azad, dem treuen Freund und Anführer der Sippe, die Maris vor Jahren zurückgelassen hatte, auf die Schulter.
    "Danke, mein Freund - ich habe das befürchtet. Es wird Zeit für mich, zu gehen, ganz wie wir besprochen haben. Aber ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr untersuchen könntet, ob sich diese schwarzen Raubkatzen in einem bestimmten Gebiet häufen. Ich versuche so bald wie möglich zurückzukehren, dann sehen wir weiter."
    Azad nickte lächelnd.
    "Wir helfen gern, das weißt du."
    "Ja", entgegnete Maris und lächelte ebenfalls. "Vielen Dank."

    Kurz darauf verabschiedete sich Maris von den wenigen Sippenbrüdern, die sich im Lager aufhielten - die meisten hatten sich auf Erkundungsmissionen begeben, um Maris bei seiner Suche nach Suzuran und den Ursachen der Vertreibung der Löwen aus den Bergen Nordvarants zu helfen. Vor Jahren hatten die Pantherfrau und Maris einen Handel geschlossen, dass der Löwendiener das Bestehen der Panther im Dschungel vor Setarrif sicherstellte, wenn sie sich um das Phänomen in Varant kümmerte, doch seitdem hatten sich die beiden nicht mehr gesehen. Maris wusste nicht, was mit Suzuran geschehen war - doch nun, da er mit der Hilfe seiner Sippe Erkundungen angestellt hatte, wusste er, dass sie keinen Erfolg gehabt hatte.
    Dennoch musste diese Suche vorerst warten, denn etwas anderes trieb ihn mit aller Macht und lenkte sein Denken nur in eine Richtung. Beinahe zwanghaft wanderte die Hand des Nomaden in die Tasche seiner Hüterkluft, als er sich auf den Weg machte. Der glatte Kristall aus dem Herzen des Drachen und seine eingeschlossene, tief verankerte Lebenskraft wirkten beruhigend und Verlangen erweckend zugleich. Der große Löwe, tief verankert in seinem Verstand, wollte diese Kraft. Er trieb ihn hin zum Tempel des Löwen, zum Steinkreis, in dem er dereinst die beiden verfeindeten Löwenfürsten beschworen hatte, um die Macht zu entfesseln, die sich im Herzen des Drachen zu diesem Juwel aufkonzentriert hatte. Mit dieser Macht wollte der Löwe zu alter Stärke zurückkehren, seinen rechtmäßigen Platz als die Große Katze wieder einnehmen und jeden vernichten, der sich ihm dabei in den Weg stellte. Es war ein Wunder, dass Maris bis zu diesem Zeitpunkt der unbändigen Kraft hatte widerstehen können, die ihn zum Tempel trieb, von dem nur Shakyor und er selbst wussten. Nun jedoch wurde es Zeit, sich seinem Schicksal zu stellen.

    Dem Ruf des Löwen konnte man nicht entkommen. Man hatte nur die Wahl, sich ihm entgegenzustellen oder ihm treu zu folgen. Und wenn man nicht über enorme Macht oder Todessehnsucht verfügte, stand man ihm besser nicht im Weg...

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    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Tempel des Löwen - Rückkehr

    Der Wind der letzten Tage hatte etwas nachgelassen. Eine kühle Ruhe lag über der Steinwüste tief im Nordwesten Varants, die dem Auge nichts als karge Ebene bot. Nur ganz entfernt am Horizont konnte der Nomade, der sich allein auf den Weg in diesen abgelegenen Teil seiner Heimat aufgemacht hatte, verschwommen einige Bergrücken ausmachen, die ihm als Wegmarken dienten. Maris war unsicher, ob er den Weg wirklich finden konnte. Sein Ziel war gebaut worden, um sich dem Auge zu entziehen, gelegen in einer Region ohne klare Anhaltspunkte, und er hatte den Weg bislang nur ein einziges Mal beschritten. Er wusste, es musste hier irgendwo sein, doch wenn er das Ziel nur um Haaresbreite verfehlte, würde er es nicht entdecken.
    War er schon zu weit gelaufen? Nein, er musste auf dem richtigen Pfad sein. Der Löwe würde ihn sicher davon abhalten, den falschen Weg einzuschlagen. Der Wille des Naturgeistes, endlich wieder zu voller Stärke aufsteigen zu können, war viel zu groß, um jedwede Irrungen seines Dieners zu dulden.
    Und tatsächlich: wie aus dem Nichts schälte sich mit einem Schlag die Kontur eines rötlichen Felsens aus der Ebenmäßigkeit der Steinwüste vor ihm. Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen des erschöpften Reisenden - die unvernünftige Eile hatte sich ausgezahlt. Er hatte den Tempel des Löwen wieder gefunden.

    Die Schritte des Nomaden verlangsamten sich, als er der unscheinbaren Felsformation näher kam, in der sich ein schmaler Spalt befand, nicht breiter als die Schultern eines kräftigen Mannes. Maris blieb ehrfürchtig vor dem Eingang in den Tempel des Löwen stehen und atmete tief durch - nichts deutete darauf hin, wie gefährlich und entscheidend für die Fauna Varants das Kommende werden würde. Al-hamza, der Große Löwe, war seinem Ziel so nah! Nun musste Maris nur noch mit Hilfe des Steinkreises die Kräfte entfesseln, die in dem Kristall verborgen lagen, den er aus dem Herz des Weißaugendrachen gerissen hatte. Der Diener des Löwen, so lästig und verachtet er auch in den Augen seines Herrn war, hatte ganze Arbeit geleistet, um an diesen Punkt zu gelangen.
    Noch einmal atmete Maris tief durch.
    "Na dann wollen wir mal."
    Dann begab er sich in den schmalen Spalt, der sich durch den Fels wand. Um mehrere Ecken schlängelte sich der Durchgang, enger, immer enger erscheinend - niemand würde sich hier hinein verirren, um einen Tempel zu suchen, und mehr als ein abruptes Ende des Durchgangs konnte man hier nicht erwarten, wenn man es nicht besser wusste. Dann spuckte die Enge den Löwenkrieger aus, und er fand sich unvermittelt auf dem felsgesäumten kleinen Platz wieder, in dessen Mitte, aus in der Nachmittagssonne rot leuchtendem Stein errichtet, der dem Löwen geweihte Steinkreis aufragte.
    Es war, als kehrte er nach Hause zurück. Dieser Ort, nur Shakyor und ihm unter den Menschen bekannt, war ein Refugium, das konzentrierte Studien und Rituale erlaubte, ohne sich Sorgen über Geheimhaltung oder die Gefahren durch irgendetwas außerhalb dieses Ortes machen zu müssen. Das hieß nicht, dass es keine Gefahren gab - wer sich in das Reich der Löwen begab, spielte geradezu mit der Gefahr.

    Behutsam legte der Wüstensohn seine Ausrüstung am Rande des Platzes ab und schritt in den Steinkreis hinein. Das Verlangen, umgehend zu beginnen, pochte unüberhörbar in seinem Verstand, doch Maris widerstand. Er kniete nieder und schloss die Augen. Bevor er sich dem stellte, was kommen mochte, musste er noch einmal seine Gedanken und Kräfte gleichermaßen sammeln...

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    Tempel des Löwen - Die Kraft des Drachen

    Schlagartig öffnete Maris die Augen. Der Ruf des Löwen erlaubte keine Sammlung, keine Rast - Al-hamza wollte die Kraft des Kristalls, und er wollte sie jetzt! Der Nomade erhob sich und schritt zielstrebig auf einen Spalt im Fels am Rande des kleinen Platzes zu, der ihn ins Innere des Tempels führte. Tief hinab ging es über die schmale Treppe, und obwohl er keine Fackel bei sich trug und die Dunkelheit sich bald schon so sehr um ihn ausdehnte, dass seine Augen nichts mehr erkennen konnten, ging er festen Schrittes weiter hinab in die Tiefe. Es war nicht seine Erinnerung an diese Stufen, die das Vorhandensein von Licht obsolet machte - nein, der Löwe führte ihn. Maris wusste genau, was er zu tun hatte, schlicht weil der Große Löwe es wollte.
    Nach einiger Zeit bedeutete ihm ein schwaches Leuchten, dass er die tiefe Kammer des Tempels erreicht hatte. Das warme, vertraute Gefühl von Heimkehr breitete sich im Innern des Löwenkriegers aus, obwohl er vor einigen Jahren nur ein einziges Mal in Begleitung von Shakyor hier gewesen war. In feinen, aus sich selbst heraus leuchtenden Linien standen in der Kammer unzählige Inschriften in der alten Sprache geschrieben, und Maris machte sich eine geistige Notiz, dass er nach seiner Reise unbedingt jemanden finden musste, der ihm diese Sprache beibringen konnte. Der Nomade folgte den Linien und Inschriften tiefer in den Tempel hinein, bis er die große Kammer erreichte, die durch und durch von den Inschriften durchdrungen war und unter dem magischen Schein erstrahlte. In der Mitte der Kammer stand der Altar mit der Aussparung für den Löwenstein, direkt unter der imposanten Kuppel, die sich direkt unter dem Steinkreis befand und in der die magischen Linien in einem Wirbel zusammenliefen. Die Antlitze der Löwenfürsten und des Großen Löwen selbst prangten an den vier Wänden des Raumes, und stumm und geheimnisvoll ragten die ebenmäßigen Kristalle in einigen Ecken des Tempel aus dem Boden auf, von denen nicht einmal Shakyor gewusst hatte, was ihre Aufgabe war. All das würde lange Zeit brauchen, um erforscht zu werden, doch dies war nicht die Zeit dafür.
    Erfüllt vom wohligen Kribbeln, das die aufgestaute Magie des Lebens an diesem Ort in ihm auslöste, schritt Maris an den Altar heran und griff in die Tasche seiner Hüterkluft.
    Langsam, fast ehrfürchtig, hob er den Kristall des Drachenherzens aus der Tasche hervor, und die glatte Oberfläche blitzte im Licht der Inschriften geheimnisvoll auf, als er dieses Artefakt in die Vertiefung des Altars legte. Es war Zeit, zu beginnen.

    Maris zog sein Erzmesser hervor und legte es neben der Vertiefung auf dem Altar nieder. Er hatte die Erzklinge seit Beginn seiner Reise mit magischer Kraft geladen und würde die Kraft dieses Fokusses nun gut gebrauchen können. Noch einmal atmete er tief durch, dann breitete er die Arme aus und ließ seine Magie fließen wie einen Schwall feiner Sandkörner, die sich über den Altar ergossen. Nach und nach entlud sich auch die Magie des Erzmessers und konzentrierte sich in der Vertiefung des Altars, die resonierte und die Kraft potenzierte, die auf den Stein eindrang. Ein tiefes Summen schwoll im Innern des Tempels mehr und mehr an, und die Inschriften strahlten in immer stärkerem Licht. Die glatte Oberfläche des Kristalls brach, und aus den Frakturen drang eine unbändige Kraft, die begierig vom Altar aufgesaugt wurde. Das Summen stieg zu einem Dröhnen an, das kaum noch zu ertragen war - und plötzlich splitterte der Kristall in zahllose Einzelteile. Das Dröhnen endete abrupt, doch im nächsten Moment schoss ein leuchtender Strom aus dem Altar hervor und suchte sich seinen Weg zur Kuppel, um dort im Zentrum des Wirbels, den die strahlenden Linien bildeten, zu verschwinden. Mit einem Schlag leuchtete die Kammer in einem rötlichen Schein - es schien, als bräche gleißendes Feuer aus den Inschriften hervor. Maris trat vom Altar zurück, während die als Fokus genutzte Erzklinge weiter an die Kristallsplitter gekoppelt war, und stolperte betäubt von der schieren Masse an magischer Energie aus der Kammer.
    Unsicheren Schrittes eilte der Löwenkrieger die Treppe hinauf, nicht mehr durch Dunkelheit, sondern durch gleißendes magisches Licht. Als er den Platz mit dem Steinkreis atemlos erreichte, schien ihm der Himmel am helllichten Tag in Schwärze gehüllt, so sehr wütete das Inferno der Magie im Innern des Kreises. Maris sprang durch den Sturm aus Licht hindurch und fand sich in einem gleißenden Wirbel wieder.
    Und dann geschah es: zum ersten Mal seit seinem Eingreifen in den Sümpfen von Tooshoo, als er vor Jahren die außer Kontrolle geratenen Erinnerungen Belshazzars vernichtete, erschien Al-hamza, der Große Löwe, der schreckliche Tyrann, in fleischlicher Form vor seinem Diener. Ein Hauch von Terror ließ Maris erzittern - diese Bestie stellte selbst die beiden Löwenfürsten in den Schatten, die er am selben Ort beschworen hatte! Mächtige Pranken gruben sich in den staubbedeckten Boden und schnitten sich mühelos in den Fels, gewaltige Muskeln spannten sich unter dem derben Fell, und mordlüsterne Augen richteten sich auf die mickrige menschliche Gestalt, an die er wohl oder übel gebunden war - mit einem Blick, der klar machte, dass diese Kreatur alles vernichtete, was sich ihm in den Weg stellte.

    Es war kein weiterer Anstoß nötig, um dem Wüstensohn zu bedeuten, was er zu tun hatte. Der Große Löwe wollte die Macht des Steins, und sein Diener würde sie auf ihn übertragen. Maris fasste sich nach diesem ersten Moment des Schwankens und bereitete sich vor. Die Entschlossenheit kehrte in seinen Blick zurück, und in der Mitte des Steinkreises stehend, streckte er eine Hand in die Höhe. Die gleißende magische Kraft strömte von allen Seiten des Wirbels zur Mitte des Kreises und sammelte sich über seinen Fingern. So viel unbändige Kraft...
    Der Moment war gekommen. Es gab kein zurück.

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