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    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Fort Rhobars Wacht, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    „Ihr wollt was?“ Hätte Sweers einen Schluck aus seinem Krug im Mund gehabt, er hätte sich gewaltig verschluckt.
    Yared blieb nüchtern. „Dass Ihre Truppen das Lager räumen. Ziehen Sie sich zum Feuerclan zurück.“ Nachdem Halfgar von ihnen gegangen war, gab er nun den Wortführer ihrer Abordnung.
    „Mit Verlaub, das kann nicht Euer ernst sein. Wir haben eine Grenze zu sichern.“
    „Eine Grenze, die derzeit kein lebender Ork überqueren wird.“, warf Isegrim ungefragt ein. Yared hatte ihn nicht von seinem Plan überzeugen müssen. Vielleicht war er doch besseres Soldatenmaterial, als der Nordmarer sich selbst je eingestehen würde.
    „Das ist doch nur das Geschwätz Eures Knappen, den der Nekromant kontrolliert.“, keifte der königliche Beamte Virgil.
    „Nicht mehr, und ich zweifle kein Bisschen an seiner Einschätzung. Der Nekromant ist ein untoter Ork. Er manipuliert den Tod und den Geist. Beides hat Magister Callum hier bestätigt. Und wir haben mehr als einen Bericht, dass die Orks selbst mehrfach Ziel des Nekromanten waren“, entgegnete Yared.
    Der feiste Magier war weit weniger feist als noch zu ihrer Ankunft im Lager. Die Arbeit mit Halfgar hatte ihn sichtlich gezeichnet und so hielt er sich zurück, was Widerspruch anbelangte. Er hatte das Werk des Nekromanten persönlich erleben dürfen. Nein, das Problem stand diesmal auf der anderen Flanke der gegenüberliegenden Tischseite.
    „Wisst Ihr, was es kostet ein befestigtes Lager, wie Rhobars Wacht aufzubauen? Wenn das Lager geräumt wird, wird es uns später tausende Myrtanische Gulden kosten, es wieder in Betrieb zu nehmen.“
    „Herr Virgil, bei allem Respekt, dieses Lager ist keinen Pfifferling mehr wert. Die Grenze steht bloß. Der Nekromant hat da draußen wer weiß wie viele der orkischen Vorposten übernommen und sammelt vermutlich gerade seine Kräfte um Rhobars Wacht früher oder später mit untoten Orkkriegern zu überrennen.“ Yared wandte sich von dem Beamten zum Garnisonskommandanten. „Major Sweers, Eure Soldaten haben gegen Untote keine Chance. Im besten Fall verlieren wir zwei Drittel der Besatzung dabei, den übrigen die Flucht in den Süden zu ermöglichen. Das sind unnötige Verluste, die, was das Lager angeht, zum gleichen Ergebnis führen.“
    Major Rickert Sweers nickte wissend. Hinter Virgil von Bragas Augen ratterten die Zahlen. Dann sah man regelrecht, wie er zur Erkenntnis gelangte. Sein Mundwinkel verzogen sich hämisch. Gerade als er sein Gegenargument aussprechen wollte - das einzig denkbare und ein dazu ziemlich menschenverachtendes - traf ihn der harte Blick des Majors.
    Niemand der Anwesend wollte es hören, niemand würde es berücksichtigen, selbst wenn er es aussprach. Virgil von Braga machten einen zweiten Versuch anzusetzen, schluckte ihn dann jedoch hinunter, als er Kaldrin grimmig und demonstrativ auf den Boden spucken sah.
    „Dann sind wir uns ja einig.“, meinte Zarah zufrieden.
    Yared nahm von ihr mehrere versiegelte Briefe entgegen und reichte sie an Major Sweers weiter. „Das ist der Untersuchungsbericht. Übergebt dies an den Generalquartiermeister der Grenztruppen im Hammerclan. Er soll es an den Stab weiterleiten.“
    „Des Weiteren ordne ich für Euch, Isegrim, Fronturlaub an.“ Yared übergab dem etwas verdutzt dreinschauenden Isegrim einen weiteren versiegelten Umschlag. Darin würde er Anweisungen, eine Kopie des Berichts und eine Legitimation finden für den Fall, dass er sich höherer Stelle gegenüber würde ausweisen müssen. „Nach den Strapazen der letzten Wochen habt Ihr Euch das mehr als verdient, Isegrim. Ihr werdet Magister Callum, Major Sweers und Herrn Virgil von Braga begleiten.“ Der Paladin traute den drei Lagerverantwortlichen nicht genug, um sich nicht doppelt abzusichern.
    "Ihr werdet im Morgengrauen aufbrechen und nur das nötigste mitnehmen. Wenn möglich brecht die Schneebretter in den Pässen hinter Euch ab. Falls der Nekromant schneller reagiert, als wir denken, möchte ich, dass ihm jeder Stein im Weg liegt, dessen Ihr habhaft werden könnt!"

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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline

    Vengard - Heilige Mutterkirche Innos'

    Seitdem der Rat der Sieben Shakuras gefordert und über seine Position im Gefüge der Kirche neu entschieden hatte, war der Hohe Feuermagier damit beschäftigt sich ein genaueres Bild über das geprägte Glaubensleben und seine Brüder und Schwestern in persona zu verschaffen. Die Lehren der Götter und die ihres Herren und Schöpfers Innos waren die der Unendlichkeit und unverrückbar. Ihre Worte und Seine Taten waren das Heilsversprechen an die Menschheit, seinen Avatar. Es aber jenen nahe zu bringen, den Starken wie den Schwachen, es so aufzubereiten und zu sprechen, damit sie alle es begreifen, verstehen und den heiligen Geist sich einverleiben konnten, dass es ihnen Richtung gab, das war die Wesensaufgabe der Kirche und seiner Erwählten, und die war nicht immer einfach und unterschied sich. Unterschiede, denen Shakuras nur zu gerne nachging.
    Sie verdeutlichten zumeist die Befindung und die Glaubensstärke der Bevölkerung und gaben einen Eindruck vom Charakter der Stadt, der waltenden Kirche und nicht zuletzt vom Prediger selbst. So machte sich der Alte still bekannt und zog Vergleiche zu den Häusern, die er kannte und welche, die er miterleben durfte wie der Tempel im Minental oder das einstmals strikt verkündende Kloster auf Khorinis. In seiner grauen Robe ließ Shakuras kein Gebet aus, keine Messe und Predigt und wohnte ihr bei als Zuhörer oder half beim Ministrieren. Letzteres um ein Signal zu senden, da das Ministrieren der unteren Ränge zuzuordnen war, 'Er war wie sie, nicht zu fein und eine Aufgabe eine Aufgabe'.
    Die Nachsorge und Seelsorge nahm er wie kein Zweiter wahr. Das Leid anderer zu erfahren, war schon immer eine Herzensangelegenheit von ihm.
    Er nutzte die Zeit und machte sich vertraut mit der gewaltigsten und hiesigen Gottesgemeinde. Nicht alles was er auffnahm, stimmte ihn zufrieden.
    Auch hier nicht im Hauptsitz in Vengard der Heiligen Mutterkirche Innos'.
    Es spielten Einflüsse eine Rolle, die er überdenken musste.

  3. Beiträge anzeigen #143
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    Isegrim ist offline

    Nordmar, weit südlich der Nordgrenze

    Der Zug erstreckte sich über einige hundert Meter. In geordneten Zweierreihen marschierten die Soldaten dahin, während die Offiziere auf den wenigen Kaltblütern ritten, die das Fort zur Verfügung hatte. Isegrim, der vom Reiten so wenig Ahnung hatte wie von Ausdruckstanz, marschierte knapp dahinter, hüllte sich jedoch neben warmen Fell und Pelz auch noch in düsterstes Schweigen. Jegliche Versuche der Menschen die in seiner Nähe marschierten, ein Gespräch zu beginnen, ignorierte er komplett. Vielmehr war der Mund nicht mehr als eine schmale Linie im Gesicht, die Augen loderten hingegen vor unterdrückter Wut. Als Yared der Lagerführung sein weiteres Vorgehen erklärt hatte, war Isegrim noch klar auf seiner Seite gewesen. Eine Notbesatzung die zurück bliebe und gegebenenfalls nach einer Möglichkeit suchen würde, dem Nekromanten ins Handwerk zu pfuschen. Zu dem Zeitpunkt war der Soldat aber davon ausgegangen, Teil dieser Besatzung zu sein. Erst mitten im Disput mit Virgil von Braga und Rickert Sweers hatte der Paladin ihn jedoch mit dem Befehl überrascht, ebenfalls nach Süden zurückzukehren. Fronturlaub hatte er es genannt. Für Isegrim hatte es sich wie eine Verbannung angefühlt. Als wollte der Kapitän ihm damit deutlich machen: An unserer Seite ist kein Platz für dich.
    »Isegrim« Rickert Sweers war abgestiegen und hatte einem Adjutanten die Zügel des Pferdes gereicht. »Auf ein Wort.«
    »Bitte«, knurrte er.
    »Pfeift drauf, was Virgil sagt. Er ist ein Beamter, ein Funktionär. Jongleur von Zahlen und Statistiken. Der himmelschreiende Beweis dafür, dass das Großreich ein Bürokratiemonster werden wird, wenn am Arsch des Schneewüste ein Kaufmann halb adeliger Herkunft einen gewissen Ton angibt.«
    Der Offizier spuckte aus und schüttelte den Kopf. »Ihr habt Euch verdammt gut geschlagen und ja, ich weiß, das am Pass war eine Katastrophe. Zum Teil aber auch mein Fehler. Hätte Euch nicht Brabant zumuten dürfen. Guter Lagerunteroffizier, klasse in der Ausbildung ... im Einsatz aber überheblich und vorschnell. Ich entschuldige mich für diese Wahl.«
    Er kratzte sich die ergrauende Halbglatze. »Ich will damit sagen: Ihr hättet in meiner Kompanie in Trelis durchaus einen Platz, so Ihr wollt. Der Orden wird dies sicherlich unterstützen. Trelis ist kein schlechter Ort und dort gibt es mehr als genug Ritter, die einen Mann wie Euch in ihren Dienst stellen würden.«
    Aber der Soldat nickte nur, antwortete nicht. Sweers schritt noch einige Minuten neben ihm her, wartete vergebens auf eine Antwort.
    »Überlegt es Euch«, verabschiedete er sich nur und kehrte an die Spitze zurück.
    Isegrim hatte es sich schon überlegt. Der Eisenwolf hatte sich entschieden.

  4. Beiträge anzeigen #144
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Nordmar, zwischen Feuerclan und Hammerclan

    »Herhören, Männer!«
    Vor seinem Zelt sprach Major Sweers zu seinen Offizieren. Aus irgendeinem Grund hatte sich Isegrim unter sie gemischt, was zu verschiedenen Reaktionen geführt hatte. Anerkennendes Grinsen von Sweers, der Isegrims Anwesenheit natürlich als Bestätigung seines Angebotes verstand und halblautes, wütendes Murren der Offiziere, dass der Mann, der für den Tod zehn guter Männer verantwortlich war sowie für den schwarzmagischen Mord an einem Inquisitor, an ihrer Seite stand. Isegrim tat, was er gut konnte: Er ignorierte es. Er wollte nur am Sprachrohr der Entscheidungen stehen, Informationen als einer der Ersten erhalten. Denn sein Plan für sein weiteres Vorgehen stand fest. Ganz ohne Frage.

    »Also, herhören, Offiziere: Meine Absicht ist es, die Kolonne aufzuteilen. Der Feuerclan ist näher an unserer derzeitigen Position, weshalb schweres Gerät und Ausrüstung dorthin kommen. Ebenso wie die restlichen Teile. Herr Virgil, Ihr und Callum werdet dort ebenfalls mitgehen. Meldet Euch zügigst im Kloster. Mein Stab und ich werden uns ebenfalls im Feuerclan einrichten und auf Nachricht von Sir Yared von Geldern warten.« Der Blick des Majors fiel auf Isegrim, ein leichtes Grinsen auf den Zügen. »Ihr, Bruder Isegrim vom Orden, werdet die Berichte, eine Nachricht von mir und Grüße an den Verbindungsoffizier im Hammerclan, Hauptmann Barthon, weitergeben.« Der Major wandte sich wieder allen zu: »Leutnant Zadwik?«
    Ein junger, schlanker Offizier in Reiteruniform trat vor. »Hier, Herr Major!«
    Der Major nickte. »Ihr habt das stärkste und ausdauerndste Pferd. Ihr werdet Bruder Isegrim in den Hammerclan bringen. Verstanden?«
    »Mit Verlaub, Herr Major, aber ...« Der Blick Zadwiks ging zu Isegrim, der ihn herausfordernd ansah und sehr böse grinste. »Jawohl, Herr Major, verstanden, Herr Major.«
    Sweers nickte zufrieden. »Dann los, Ausführung! Ich will noch vor Mittag im Feuerclan sein!«

    Der Leutnant trat zu Isegrim. »Pass auf, Kumpel, das sage ich dir nur einmal ...«
    Der Meisterdieb hob die Hand. »Gemach. Bruder Isegrim für Euch, Herr Leutnant. Eine gewisse Distanz ist wohl zu wahren, nicht wahr?«
    Zadwik errötete, war in die Falle getappt. Isegrim als mahnendes Beispiel aller Disziplin tadelte einen Offizier, der vor nicht allzu vielen Monden noch in der Ausbildung gewesen war. Etwas, das ihn diebisch freute. »Spart Euch Eure Drohungen und Verwünschungen. Oder stellt Euch zumindest hinten an und wartet einige Stunden. Brechen wir auf, ich will endlich aus dieser verfluchten Ödnis raus.«
    Der Offizier schnaubte arrogant und wandte sich ab. Der Eisenwolf zeigte die Zähne. Lauernd, abwartend.
    Geändert von Isegrim (04.05.2019 um 20:45 Uhr)

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    Isegrim ist offline

    Nordmar, zwischen Feuerclan und Hammerclan

    Eine seltsame Angelegenheit als zweiter Mann auf einem Pferd zu reiten. Und Bewunderung für die Kraft und Ausdauer des Tieres weckte es ebenso in dem Soldaten, der sich an dem Leutnant festhielt und sich dabei unwohl fühlte, da der Kerl ihn grundsätzlich einfach nicht leiden konnte, nein, ganz im Gegenteil, es war klare Verachtung, die Zadwik ihm entgegen brachte. Brabant war mein Vetter, hatte der Offizier ihm vor dem Aufsitzen gesagt, du hast das Blut meiner Familie vergossen, Isegrim. Danach waren keine weiteren Worte mehr gefallen, die Meilen waren an ihnen vorbei gezogen. Nordmar im späten Frühling war eine wunderbare Erfahrung. Der Schnee war dahin, was blühen konnte blühte und die Tannen kleideten sich in frischeres, gesünderes Grün als in der dunklen Winterzeit. Im Vergleich zur Nordgrenze war es hier lebendig und angenehm. Angenehm zumindest bis Zadwik das Pferd zügelte, anhielt und Isegrim mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, dass sie absitzen würden. Isegrim bemerkte die blasse, verhärtete Miene des Reiters und machte sich innerlich schon bereit. Bereit zum Kampf, bereit zur Entscheidung über Leben und Tod.
    Schweigend stand Isegrim da, während der Reiter das Pferd einige Meter entfernt anband. Dann kehrte er zurück, zog den Säbel.
    »Los«, waren nur seine Worte.
    »Du willst einen Mann des Ordens erschlagen?«, fragte der Soldat und hob eine Augenbraue, »Der Bestandteil deines Befehls vom Major ist? Offizieren der Myrtanischen Armee scheint ja wenig heilig zu sein.«
    »Spotte nicht, Isegrim. Du bist so wenig ein Mann des Ordens wie mein Gaul da hinten ein reinblütiger Varantiner ist.« Er spuckte aus. »Zieh blank, es entscheidet sich hier. Ich komme aus einem Hause, wo Blut noch etwas wert ist, wo vergossenes Blut gesühnt werden muss.«
    Isegrim schüttelte lachend den Kopf. »Bist du zufällig ein Sohn vom großen Fyresgrimson?«, fragte er, »Das hätten nämlich seine Worte sein können.«
    Der Ordensbruder zog die Klinge, hielt sie fast schon locker in der Hand. Zadwik nickte bestätigend und sprang dann vor, schlug zu. Isegrim ging zuerst in die Defensive, wenngleich das sein Plan war. Er ließ sich scheinbar zurücktreiben, wählte jedoch so das Gelände seiner Wahl, drehte Zadwik so, dass dieser auf wesentlich lockererem Boden stand als Isegrim. Dann parierte er, ging zum Gegenangriff über. Schnelle, wilde Schläge, wie Yared sie zwar nicht gemocht hatte, aber ihm dennoch ein gewisses Talent attestiert hatte. Nur das der Meisterdieb diesmal weit vorsichtiger vorging. Er ließ seinen Zorn in den Kampf mit einfließen. Die Trauer über Halfgars Verlust, die irgendwo in ihm saß, der Hass auf den Nekromanten, die Enttäuschung über Yared. All dies stärkte ihn. Schlag um Schlag trieb er gegen Zadwik, sodass dessen anfängliche Sicherheit schnell große Brüche bekam. Als die Klingen einmal besonders laut gegeneinander schlugen, hörten die Kämpfenden wie ein Seil riss, ein Pferd wieherte und lautstark davon galoppierte.
    Den Moment ungläubiger Überraschung nutzte Isegrim für eine widerwärtige Taktik. Er schlug dem Offizier mit Wucht die Stahlklinge ins linke Bein, oberhalb des Knies. Tief drang sie ein, Blut spritzte. Zadwik ging schreiend zu Boden, ließ die Waffe fallen.
    Einen Augenblick stand der Eisenwolf da, überlegte der Beute Gnade zu erweisen. Dann spuckte er jedoch nur aus.
    »Da, Zadwik«, knurrte er und deutete in die Richtung, nach Südosten, »ist der Hammerclan.«
    »Da«, er deutete nach Norden, »ist dein Gaul mit deiner Ausrüstung hin. Auch mit Verbandsmaterial.«
    Dann wandte Isegrim sich Richtung Hammerclan ab und ließ den blutenden und schreienden Mann zurück.

  6. Beiträge anzeigen #146
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Hammerclan

    Noch vor einigen Wochen hätte sich vielleicht eine mahnende Stimme des Gewissens gemeldet, hätte die Tat verurteilt und den Dieb gezwungen, kehrt zu machen und Zadwik zu versorgen und dann zum Hammerclan zu bringen. Aber vor einigen Wochen war Isegrim auch noch hoffnungsvoller gewesen, hatte ernsthaft in Betracht gezogen, dem Orden dienen zu können trotz seiner Verfehlungen in der Vergangenheit. Dann war der Nekromant gekommen, dann die Zweifel und Yareds persönlicher Verrat, zumindest sah der Meisterdieb die Entscheidung des Paladins als einen solchen an. Im Hammerclan kam der Soldat wie ein Abenteurer an. Den Wappenrock des Ordens hatte er abgelegt und irgendwo ins Gebüsch geworfen, mit einer Mischung aus Wut und Scham. Dann hatte er die restlichen Meter zurückgelegt und sich bei den Brückenwächtern gemeldet als Söldner. Die Wächter - Orkjäger mit dem myrtanischen Überwurf - hatten ihn mit düsteren Blicken belegt, ehe sie ihn durchließen.

    Götter, ist das schon wieder länger her. Zehn Jahre, denke ich. Bevor ich Vater tötete. Hier besorgte ich das Fell und die Tünche und machte aus einem Bärenfell das eines Eisbären. Der Meisterdieb lächelte fast versonnen. In den Jahren hatte sich der Clan natürlich verändert. Viele der großen Krieger hatten es nicht ertragen können, unter Rhobar und der Garde zu dienen. Also hatten sie sich aufgemacht um einen Rebellenkönig zu unterstützen, der nun über eine zerstörte Stadt, eine Burg und das verdammte Stewark herrschte. Die Entscheidung war also ziemlich dämlich gewesen, die die Krieger damals getroffen hatten. Vom Regen in die drachenverheerte Traufe.

    Seine Schritte lenkten ihn zum Gebäude, in dem die örtliche Kommandantur untergebracht war. Am Eingang gab Isegrim die Berichte und Briefe ab, erklärte dem Soldaten, wohin sie mussten ... und verschwand. Richtung Taverne. Trinken, er wollte endlich wieder richtig und viel trinken. Und dann würde er weiter sehen. Vielleicht etwas klauen, mal wieder tun, was ein Meisterdieb so tat.

    Der Eisenwolf ist wieder im Spiel. Vielleicht ... vielleicht kann ich endlich die Krähe ausfindig machen und sie rupfen wie eine Gans.

  7. Beiträge anzeigen #147
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Das Spiel der Farben, wenn das Anlitz Innos' steigt, die Nacht und Dunkelheit vertreibt, sich langsam grellt von Ost nach West, gut Ding und Schöpfung bald erhellt.
    Das Invitatorium noch auf den Lippen, die Wache schon gehalten, das täglich Lob gepriesen, die Gebete noch folgend derer Drei.
    Das Wort und die Schrift sollen unser Mana sein. Der Saft aus dem das Leben ist. Es gibt uns Feuer. Gerechtigkeit. Und Wahrheit.

    Sacht schien die Sonne durch die Arkaden des Tempels. Warm waren ihre Strahlen. Der Alte in Grau saß mit übergeschlagenen Beinen auf einer Holzbank, die qualmende Pfeife mit würzigen Tabak im Mundwinkel, den knorrigen Hirtenstab an der rechten Schulterbeuge angelehnt - in der Linken, ein kleines und welkes Buch aufgeschlagen. Keine fünfzehn Schritt geradewegs von ihm entfernt Brüder und Schwestern im Glauben, die sich im Stabkampf maßen. Krachend schlugen mal um mal die Novizenstäbe aufeinander, einer Schulroutine von Angriff und Abwehr folgend. Interessiert schaute Shakuras zu und erkannte die Lerneinheiten wieder. Sie bildeten ein solides System. Eins, das sein damaliger Lehrer und der Baal schon immer gemieden hatte. Seine Basis und Stärke, in die er auch Shakuras unterwies, war die der Individualität bei gleichzeitiger Effektivität. Täuschung und beherrschte Spielerei gepaart mit Wirkungstreffern. Lächelnd und unter dem Gedröhne aufeinander hämmernder Starkhölzer erinnerte sich der Greis an seine Lehrzeit im alten funkelnden Sumpf.

    "Du erregst Aufsehen, Lehrling." Corristo! Augenblicklich war Shakuras wieder im Hier und Jetzt. Der Existenz der Stimme Lüge strafend, guckte sich Shakuras verwundert nach ihr um. "Bei Innos! Du bist es wirklich.." Ein breites Grinsen und herzhaft lachend fielen sie sich in die Arme. Ihre Verbundenheit zueinander, die prägende Zeit in der Barriere; Sie hatte nach allem kein Schaden genommen. Es war ein Moment der Ewigkeit und Brüderlichkeit, der von beiden nicht losgelassen werden wollte.

    "Wie lange schon, Meister?"
    Der ältere Hochmagier und Ratsherr wog ab, und bedauerte.
    "Zu lange schon, Shakuras."
    Es wurde ruhig um sie, als sie sich eindringlich in die Augen blickten...

    Das letzte Lebenszeichen von Corristo und seinen Brüdern hatte Shakuras auf Papier in den Händen gehalten. Neben der Audienz, in der Corristos Anwesenheit ihn gänzlich verwirrt zurückließ.
    Shakuras sah sie vor seinem geistigen Auge vor dem Haupttor des Alten Lagers stehen. Und wie sie fortgegangen waren. Ins Ungewisse und nicht Wiederkehrend.

    "Gehen wir eine Weile. Ich will es Dir erklären."

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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline

    Vengard

    Ihr Weg führte sie quer durch die ganze Stadt. Das Tempelviertel, das Handwerker- und Händlerviertel, der Markt, die Gegenden von Arm und Reich. Der Hafen. Der Ratsherr wusste dabei immer die Ecken und Winkel der Bezirke zu nehmen, die ruhig und weniger umtriebig waren. Abseits der großen Straßen gingen sie, meist in zweiter oder dritter Reihe zu den pulsierenden Schlagadern von Vengard, und unterhielten sich. Das Tagewerk, die Geschäfte und die Ausrufe, die eine Hauptstadt zu bieten hatte, das Aufstöhnen von Menschen unter schweren Lasten harter Arbeit, das Poltern knarzender Holzräder auf unebenem Pflaster und Grund - all das hörten sie nicht weiter und beschäftigte sie auch nicht. Es waren ihre Worte und Geschichten, die für sie nun Bedeutung trugen.

    Das Abendrot zeichnete sich schon ab, als sie wieder für einen seltenen Moment Halt machten und inne hielten. Der Wind wurde rauer.
    Flach ruhten Shakuras' Hände auf den steinernden Zinnen der Burgwacht, während er nachdenklich etwas weit Draußen von dieser Stadt und Lande anvisierte.
    "Rodriguez, Torrez, Damarok und Drago."
    "Sie leben, ja. Sie haben ihre ganz eigene Aufgabe gefunden und sind berufen. Eine Aufgabe, die auch Dir ähnlich sieht, Shakuras. Sie wandern und leben und sind in allen vier Himmelsrichtungen des Reiches verteilt."
    "Wann hast Du zuletzt von ihnen gehört?"
    "Erst vor Kurzem, noch vor eurer Abreise aus Thorniara muss es gewesen sein, das Bruder Damarok schrieb. Ihm geht es gut, aber er sorgt sich derzeit um den Norden."
    "Der Norden?" Shakuras runzelte die Stirn und wandte sich zum Priester. "Was ist mit dem Norden?"
    "Das weiß ich nicht genau, noch nicht. Aber er schrieb von Unsicherheiten." Corristo wirkte ernster. "Aber ich bin mir sicher, er wird dem auf den Grund gehen und es richten.", fügte er vertrauensvoll an. Ohne an Haltung zu verlieren, lehnte sich der einstige Anführer der Feuermagier gegen die Schützenmauer und machte das zentrale und beschienene Fenster der Burg aus, hinter diesem sich der Thronsaal des Königs erstreckte. Der Graue folgte dem Blick seines alten Meisters und raunte tief.
    "Wann bist Du IHN das letzte Mal begegnet?" Der Priester meinte den König, wen sonst. Shakuras überlegte.
    "Hmmm... Im Schläfertempel auf Khorinis. Unsere Wege trennten sich nach der Verbannung des Erzdämons Krushak und als die Steine von der Decke regneten..." Ein Schatten, der sich bei aufflackernden Kerzenschein im Fenster abbildete und wieder verschwand. "Der Mann mit Schwert und Erzrüstung, jetzt unser aller König." Shakuras lachte erheitert auf und schüttelte den Kopf. Wie wirr die Geschichten doch manches Mal waren und wohin sie führten.
    "Innos' Wege." Sie schauten sich vielsagend an und waren insgeheim froh darum, dass es so kam wie es gekommen ist.
    "Wollen wir weiter, alter Freund?", eröffnete der Ratsherr und wies in unbestimmte Richtung.
    "Immer doch - und wenn Du schon dabei bist, erzähle mir bitte nochmal das Erlebnis mit dem Dämon, der sie gefangen hielt. Er war also in weiblicher Gestalt und hauste in diesem Berg?..."

  9. Beiträge anzeigen #149
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Hammerclan

    Der Hammerclan war schon immer Isegrims liebster Ort in Nordmar gewesen. Zum einen war es die schiere Fülle an Waren und Menschen gewesen, etwas das ihm auch vor Jahren schon zu Beginn seiner Zeit als Straßendieb und Bettler im wahrsten Sinne des Sprichwortes in die Hände gespielt hatte. Im Wolfsclan waren die Leute zu geschickt und vorsichtig gewesen, im Feuerclan zu stolz und zu gefährlich. Im Hammerclan hingegen hatten sich damals nur Schürfer und Bergarbeiter getummelt, hier und da ein paar Orkjäger, mehr nicht. Dazu eine Taverne, geführt von einer hübschen Dame und genug trinkfreudige Idioten, die man hatte ausnehmen können. Fast wurde Isegrim nostalgisch, als er so durch den Clan wanderte. Der Sitz des nordmarischen Statthalters war natürlich hier, in einem Langhaus nahe dem prächtigen Bau des Clanlords. Das war eine Bedingung gewesen. Nicht größer als die Halle des gewählten Führers des Clans. Die Nordmarer waren sture und stolze Untertanen und so, wie die "Südlinge" hier behandelt wurden, war auch abzusehen, dass es wohl noch Generationen dauern würde, ehe Nordmar, Myrtana und Varant sich selbst und gegenseitig als gleichbedeutend betrachten würden.

    Wie es seine Art war, hatte Isegrim natürlich gleich Kontakt zu Hehlern und Schmugglern gesucht, hatte geschaut, wo es was zu holen gab, wer gute oder nicht ganz so gute Schlösser und Wachen besaß. Im Allgemeinen hatten es die Nordmarer nicht so mit Hauswachen. Die war der Besitzer meist selbst, bewaffnet mit einer Langaxt oder einem Breitschwert. Hier kannte man keine Keller, keine Dachböden, keine unterirdischen Lagerräume. Will sagen: Hier war die Diebeskunst nur durch einen Meister wirklich gewinnbringend auszuführen. Aber nun, zufällig war Isegrim ja gerade das.

    Das etwaige schlechte Gewissen über seine kurzfristige Abkehr von den Dingen, die ihm vor Kurzem noch wichtig gewesen waren, störte ihn nur marginal. Er war nun mal der Verratene, nicht der Verräter. Ihn hatte man wie ein altes Weib weggeschickt, zum Urlaub im Süden, fernab der wichtigen Vorgänge. Sein Lord hatte ihn verstoßen, weil er nicht taugte. Also taugte er nicht für den Orden. Ragnars Einschätzung war falsch gewesen. Ein Narr war sein älterer Bruder, zu glauben das man einem bissigen Wolf einen Wappenrock überwerfen und so zum Haushund machen konnte.

    Grinsend und kopfschüttelnd trank Isegrim sein Bier. Ein Ziel hatte er sich gesetzt. Erz. Magisches Erz. Erzielte auf einigen Märkten im Osten - Khorinis oder Argaan - gute Preise, da sonst nur über den strengen nordmarischen Verkauf gehandelt wurde. Und die Konditionen waren - in den meisten Fällen - nahezu drakonisch. Aber zum Glück gab es ja Diebe wie ihn, die ehrliche und unehrliche Preise umgingen.

  10. Beiträge anzeigen #150
    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Mani ist offline

    Nordmar, irgendwo außerhalb des Hammerclans

    Die Umgebung rund um den Hammerclan war immer schon ein gefährliches Plaster gewesen. Mit dem Frühling war der Schnee zwar verschwunden. Eine Gefahr weniger. Dennoch wurden deshalb die Biester nicht weniger. Früher war Mani öfters mit seinem Vater auf der Jagd gewesen. Der Alte hielt sich ja immerhin für den besten Jäger in ganz Nordmar, was den beiden nicht nur einmal zum Verhängnis wurde. Seitdem war der Nordmann in der freien Wildnis doppelt so wachsam. Ein Rudel aggressiver Wölfe konnten auch den gewiefesten Schwertkämpfer gefährlich werden.

    Da bin ich ja mal gespannt was mich da erwartet. Andarus meinte, dass er nicht weit von hier überfallen wurde. Der Kerl macht mich sowas von stutzig, dachte sich der Rotschopf als er eine Hügel überquerte. Nordmar im Frühling war wirklich ein herrlicher Anblick. Grüne Felder, blühende Blumen und das entspannente Vogelgezwitscher. Einen beträchtlichen Nachteile war dennoch nicht zu verachten. Die verdammten Halsabschneider konnte er natürlich nicht so leicht aufspüren. Wie auch. Ohne Schnee, keine Schneespuren. Da musste das Glück schon auf seiner Seite sein. Laut seinem Auftraggeber würden sich die Banditen nicht weit weg von hier in einer dunklen Höhle verstecken.
    Typisch, Leute vom Untergrund findet man immer in irgendwelche stinkenden und feuchten Höhlen. Damals auf Argaan hatte der ehemalige Söldnerführer auch mit solchen Gaunern zu tun gehabt. Ein Deal konnte ja nicht einfach so auf offener Straße abgeschlossen werden. In den Gassen Setarrifs wurde sein Trieb zur dunklen Seite immer größer, was sich oft nicht als Erschwärnis herausstellte.

    Fast als der Rotschopf schon einen anderen Weg einschlagen wollte hörte er in der Ferne Stimmen. Der Lautstärke nach war eine heftige Diskussion im Gange. Der Nordmann folgte so leise wie möglich der Stimmen nach. Ein Meister des Schleichens war Mani noch nie. Zumindest wurde er durch seine schwarze Lederrüstung nicht eingeschränkt. Er konnte sowieso nie verstehen, wie man eine schwere und plumpe Eisenrüstung einer leichten und praktischen Lederrüstung vorziehen konnte. Nach einigen Meter versteckte sich der Nordmann hinter einem Busch und spähte durch diesen hindurch. In der Öffnung einer Höhle saßen 3 Männer bei einem Lagerfeuer und unterhielten sich lautstark. Na sieh mal einer an. Wenn des nicht die Typen sind die ich suche. Jetzt muss ein Plan her. Hinstürmen und alle drei einfach abmetzeln wird schwierig werden.

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    Kämpfer
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    Hammerclan

    »Vergiss es, das Lager der Mine ist besser geschützt als der Abort Seiner Majestät!« Der nordmarische Hehler blickte sich vorsichtig um, ehe er fortfuhr. Er und der Eisenwolf hatten sich etwas fernab des Clanlebens getroffen, diskutierend und sich gegenseitig enttäuschend. »Und selbst der würde sein Scheißhaus freiwillig räumen, bräuchten die Schürfer Platz für ihr magisches Erz, so wichtig ist es!«
    Isegrim seufzte und schüttelte den Kopf. »Etwas Risikobereitschaft verlangt die Aufgabe sicherlich«, gab er zu, »Aber die braucht es auch, wenn man sich sturzbesoffen bei einem Orkan entscheidet, sein Dach neu decken zu wollen. Und bei den Göttern, mein Freund, wenn wir an das Erz rankommen, dann können wir unsere Dächer alsbald mit purem Gold decken.«
    »Erstens wäre das zu schwer um als Dach zu dienen, zweitens wird es nicht geschehen, weil du wahnsinnig bist.« Der Hehler lachte und wandte sich zum Gehen. Isegrim machte sich nicht die Mühe, den Feigling aufzuhalten und einen weiteren sinnlosen Versuch zu unternehmen, ihn umzustimmen. Irgendwie hatte der Kerl ja auch recht, die Idee war nicht nur fix sondern auch völlig realitätsfern. Eine Ork-Armee musste damals herbe Verluste hinnehmen, um diese Mine einzunehmen und noch herbere einstecken, um sie wieder zu verlieren. Den Nordmännern und gerade dem König in Vengard war die Ressource zu wichtig, um sie wie eine beschissene Schatulle offen zugänglich für jeden daher gelaufenen Dieb sein zu lassen. Nein, er würde sich wohl einfach eher erreichbaren Zielen zuwenden müssen. Die Erz-Idee war ihm aus Langeweile und Tatendrang gekommen, nicht weil er lang und breit darüber nachgedacht hatte.
    Aber was gibt es sonst Großes auf der Welt?, fragte er sich in Gedanken, Feuerkelche? Unklaubar. Blutkelche? Wären eine nette Idee. Das Auge Innos'? Wurde schon mal geklaut. Die Krone, das Szepter von Varant ... zu nahe am König. Götter, irgendwas muss es doch geben!

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    Der Skalde in der Taverne räusperte sich, nahm dann einen kräftigen Schluck Met und begann dann mit seiner Geschichte, einer Saga wie sie so oft in den Hütten Nordmars an den Feuern gesungen oder erzählt wurden. Isegrim saß im Publikum, alleine an einem Tisch, schweigend und sein Starkbier genießend.
    "Dereinst lebte ein Mann in diesen Landen, der in den Feuern geboren wurde, in den Feuern der unzähligen Scharmützel und Gefechte, die wir Nordmänner vor den Tagen der Einigung gegeneinander führten wie zankende Kinder vor der gerechtfertigten Schelte ihrer Eltern. Dieser Mann war ein Wolf, der an der Seite des heiligen Rotbarts stand, einer in seiner Schar von Kriegern, die ihm beistanden, als es galt die Bestie zu bezwingen, das Wesen des dunklen Gottes auf Erden. Kann mir einer sagen, wie sein Name war? Der Name dieses feuergeborenen Wolfes?"
    Die Männer und Frauen rätselten, nur Isegrim konnte sich mühsam ein Lachen verkneifen, ehe er den Humpen hob.
    "Fyresgrim!", rief er, "Barbar des Feuerclans!"
    Der Skalde blickte ihn an, nickte wohlwollend. "Fyresgrim, der Flammenwolf, der Rote Wolf, der Henker von Harren Hügeltod und Yarpen dem Gefleckten, den halbmenschlichen Kriegern aus den Eiswüsten. Während andere dem Rotbart in den Süden folgten, um dort ein Königreich zu gründen, verblieb Fyresgrim im Norden und Feuerclan und legte dort den Grundstein für seinen Ruhm, seine zahlreichen Söhne! Wer kennt nicht Sir Ragnar Orkschlächter, der Paladin Seiner Majestät König Rhobars des Dritten ist. Gjalvil der Mutige, einer der härtesten Männer dieser Lande, der immer wieder die Grenze der Orks aufsucht, um diese grünen Bastarde zu erschlagen wo er sie auch nur findet. Bali und Fjali, die Schlächter von Ungeheuern auf dieser Welt. Vangald der Märtyrer, der für die Ahnen und unser Land starb, als die Orks vertrieben wurden, während er alleine eine Brücke hielt. Halfgar der Magier, der Inquisitor. Der Beweis für die Flachländer, das ein Nordmann nicht nur das Schwert sondern auch die Zauberkräfte meistern kann. Floki der Schiffsbauer, der an der Ostküste lebt und die besten Schiffe baut. Kandi, ein Bruder meiner Zunft, einer der besten Skalden dieser Lande! Und Huni, der mutige, junge Huni, der für den Ruhm seines Vaters den Tod fand, das Paradebeispiel eines jeden guten Sohns."
    Isegrims Gesicht verzog sich und Worte, die er fast ausgesprochen hätte, ertränkte er in einem Schwall Starkbier. Er wartete.
    "Und der Schwarze Sohn. Der Mörder des großen Fyresgrim. Eine Ratte, ein widerlicher Mensch, vom Makel der Schwäche befallen. Er floh wie ein Feigling und lebt nun wie ein Ungeziefer im Süden, angeblich an der Titte des Königreiches saugend wie ein unfähiger Säugling. Auf so viele großartige, mutige, heldenhafte Söhne, die Adler gleichen, kommt stets ein Kuckuck, ein missratener Wurf. Aber genug von ihm, ich erzähle euch von dem Kampf Fyresgrims mit dem Hügeltod im schlimmsten Schneesturm der Geschichte ..."
    Isegrim erhob sich. Er hatte die Geschichte oft genug gehört und keine große Lust, sie erneut zu hören. Er kannte die wahre Geschichte, nicht die Fantasie des Skalden. Harren Hügeltod war ein überwüchsiger Bastard gewesen mit der Intelligenz eines Kindes, ein zurückgebliebener Mann, eine tragische Gestalt. Fyresgrim hatte ihn irgendwo im Norden erschlagen, in einer Höhle an einem Lagerfeuer, wo Harren wie ein Kleinkind heulend und schreiend nach seiner Mutter gerufen hatte. Ja, auch der hochheilige Fyresgrim war ein einfacher Mörder gewesen.
    Der Meisterdieb trat aus der Taverne und begab sich in Richtung des Trainingsplatzes. Es galt seine Schwertkampffertigkeiten weiter zu verbessern.

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    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Nordmar, irgendwo außerhalb des Hammerclans

    "Nun meine Herren, wem haben wir den da?", gab Mani von sich als er lässig in Richtung der drei diskutierenden Männern ging. Schon eine Weile hatte er die Strauchdiebe beobachtet. Sie waren in einer hitzigen Debatte verstrickt, Alkohol war natürlich im Spiel. Literweise goßen sie sich das kühle Nass in deren Rachen runter. Man konnte sehr gut erkennen, wie sie mit jedem Krug noch betrunkener wurden. Die Chance musste der Nordmann ergreifen, in diesem Zustand war es ein leichtes sie zu überwältigen.

    "Haaaaaalt stop. Wer bischt du....*hicks*.... verzieh dich oder wir.....hugh.....ziehnnnh dier das Fell über die Ohren", lallte einer der Banditen undeutlich. Dem ehemaligen Söldnerführer war diese leere Drohung natürlich egal, hatte er doch selber im Suff oft selber den gleichen Blödsinn von sich gegeben. Mit jedem weiteren Schritt Richtung der Höhle wurden die Männer noch nervöser als zuvor. Ein Bandit, der auf den Namen Randolf hörte, verlor letztenendes die Nerven, zog sein Kurzschwert und sprintete im Zick Zack auf Mani zu. Nicht aus Taktik, sondern weil er schlicht und ergreifend nicht mir gerade laufen konnte.

    Na endlich. Diese Bastarde werden ihr blaues Wunder erleben. Dies waren die letzte Worte in seinem Kopf, bevor er sein edles Langschwert Frost aus der Scheide zog. Schon zu lange hatte er das Schwert nicht mehr geschwongen, es bot sich auch nie wirklich eine Gelegenheit. Die Klinge schimmerte noch kurz in einem leichten Blau, als er den ersten Schwerthieb des Banditen gekonnt auswich und den Schaft seines Schwertes mit all seiner Kraft ins Gesicht seines Gegner dreschte. Ein unheimliches Geräusch erfüllte die Luft, das Geräusch von gebrochnen Knochen, gefolgt von einem lauten, schmerzerfüllten Schrei. Blut und einige Zähne schwebten durch die Luft. Mit einer gekonnten Bewegung hebte Mani wieder Frostwind und rammte es mit einem schnellen und platzierten Hieb in den Rücken des nach vorne gebeugten Unglücksraben. Nummer Eins erledigt.

    Der Tod ihres Kumpanen dürfte eine Art Weckruf gewesen sein, denn die beiden übrigen waren sich nun im klaren, dass sie nicht irgendeinen hilflosen Umherstreuner vor sich hatten. Mani zog seine Klinge aus dem Rücken seines Feindes. Vom blauen Schimmer der Erzklinge war nicht mehr viel zu sehen. Sie war nun getränkt im dunklen Blut. Das Töten fiel dem Nordmann von mal zu mal leichter, er kannte keinen Skrupel mehr. Der Untergrund Setarrifs hatte ihn abgestumpft. Sie sind nicht schwer bewaffnet, deren Waffe ist nicht mehr wie ein Zahnstocher.
    Mit gesenkter Klinge und starren Blick voraus stürmte Mani in Richtung des Banditen Nummer Zwei. Mit einem lauten Knall prallten die beiden Schwert auf einander. Natürlich hatte ein stinknormales Eisenschwert einer Erzklinge nichts auszusetzen, aber Manis Gegner verstand sein Handwerk. Dieser gab der Klinge ein wenig Spielraum, machte eine Satz nach hinten und stürmte wieder nach vorne. Abermals knallte Stahl auf magisches Erz. Diesemal war der Nordmann allerdings vorbereitet. Er erinnerte sich an seine Lehre mit der hübschen Diebin Estefania. Was nutzte ein ehrenhafter Kampf, wenn man danach einen Kopf kürzer ist? Dieses Motto hatte sich der Rotschopft verinnerlicht. Mit einem unerwarteten Tritt in die Weichteile ging der Bandit in die Knie, nur um einen Augenblick später mit einem Schwert im Wanst zu Boden zu fallen. Die Aktion war für den letzten der drei Harlunken zu viel, mit schnellen Schrittes flüchtete er in die Dunkelheit.
    "Hehe. Ich habs immer noch drauf", grinste Mani als er seine Klinge vom klebrigen Blut seiner Gegner befreite. So, irgendwo muss jetzt der besagte Dolch des Südländer sein.

  14. Beiträge anzeigen #154
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    Die Hand schoss vor und schloss sich um das dürre Handgelenk des Burschen wie eine eiserne Kralle. Erschrocken schrie der Junge auf. Die Nordleute, die in der Nähe standen, blickten nur einen Moment überrascht auf, ehe ihnen die Szenerie klar wurde. Irgendein Beutelschneider hatte sein Glück bei einem Söldner versucht und war erwischt worden. Vielleicht würde der Junge noch vor Morgengrauen tot sein oder im besten Fall in der Mine zur Arbeit landen.
    "Lasst mich los ...", der Bursche wand sich in dem Griff wie Wild in der Falle. Der Eisenwolf lächelte betrübt.
    "Ich denke nicht, Junge, das ich das machen werde.", erklärte er, "Ganz im Gegenteil."
    Die linke, freie Hand schoss vor und verpasste ihm eine ordentliche Backpfeife. Der Bursche keuchte auf, ehe der Mann ihn mit sich zerrte, hinter ein Gebäude, nahe des Abgrundes. Hier würde sie niemand vom Hauptweg des Clans aus sehen. Der Eisenwolf stieß ihn gegen einen Holzstall, in dem Feuerholz lagerte. Er ließ ihn los, zückte jedoch blitzschnell den Stahldolch als der Junge fliehen wollte.
    "Bleib einen Moment, mein Freund. Bitte." Er wedelte mit dem Dolch. "Ich möchte reden."
    "Ich hab einen großen Bruder, der wird dir die Innereien rausreißen."
    "Du hast keinen großen Bruder. Du hast niemanden. Kein Nordmann der Familie, einen Clan, besitzt, würde sich als Dieb durchschlagen.", erklärte Isegrim und setzte sich auf einen Baumstumpf, der als Hackblock diente. "Vertrau mir, in dieser einen Hinsicht kann ich mit überwältigender Erfahrung auftrumpfen."
    "Wer bist du?"
    "Eisenwolf."
    "Das ist kein Name."
    "Na, wie lautet deiner denn?"
    "Yorgen."
    "Yorgen? Wie Yorgen Gezeitenrufer, der wahnsinnige Ahnenkrieger der das Meer herausfordern wollte, nachdem eine Flutwelle sein Dorf zerstört hat?"
    "Äh ..."
    "Bei Innos, Junge, das ist Heimatgeschichte. Etwas Interesse schadet nicht."
    Der Junge schwieg, nickte nur betrübt. Isegrim seufzte.
    "Wie alt bist du?"
    "Sechzehn, Meister Eisenwolf."
    "Und du bist ein Dieb, so? Ein guter?"
    Der Bursche warf sich in seine dürre Brust. "Der Beste der jemals in Nordmar gelebt hat."
    Isegrim unterdrückte ein Lachen, wahrte eine beeindruckte Miene. "Nicht schlecht. Aber wie kommt es dann, dass ich dich erwischt habe? So, na ja, einfach und ohne Probleme?"
    "Ich hatte einen schlechten Tag, und ..."
    "Und?"
    "Nichts und! Ich bin nur ein Laie, ein Lehrling in der Diebeskunst."
    "Nicht mal das, Yorgen. Na, ich will nicht so sein. Anderen Leuten hättest du wohl den Beutel abschneiden können. Aber nicht mir. Schau mal." Isegrim löste seinen Beutel, öffnete die Schnur und zeigte dem erstaunten Yorgen eine Vielzahl flacher, länglicher Steine. Dann klopfte er auf seine Rüstung, nahe am Brustbein. "Da trage ich das Gold. Der Beutel ist eine Attrappe."
    "Bei den Ahnen, das ist ... unfair. Aber brillant."
    "Weißt du aber, was der eigentliche Grund ist, warum du versagt hast? Weil du einen Meisterdieb beklauen wolltest. Das ist als würdest du einen Assassinen erdolchen wollen. Oder einen Ork mit einer Axt erschlagen. Einen Feuermagier mit einem Feuerball rösten. Das geht einfach nicht." Er lächelte. "Nicht immer."
    "Könntet Ihr mir ..."
    Isegrim beugte sich vor, tat als höre er schwer. "Ja, Yorgen? Was?"
    "Darf ich Euer Lehrling werden? Euer Schüler?"
    Der Meisterdieb besah sich den Anwärter eingehend. Dünn wie er seinerzeit. Aber in den Augen lag der gleiche Ehrgeiz, die gleiche Portion Schalk, aber auch eine gewisse Härte. Isegrim vertiefte sich in seine Gedanken. Nur die Götter wussten, was die Zukunft bringen würde. Vielleicht würde sein Weg wieder in den Orden führen, vielleicht sogar als Ritter. Und dann würde Innos einen Diener brauchen, der in den Schatten agiert, der das Licht im Dunkeln verteidigt, im Dreck und Schlamm und Unrat. Und dafür würde er Menschen seines Schlages brauchen. Diebe, ehrlose Männer, die aber für die ehrenvolle Sache arbeiteten.
    "Einverstanden, Yorgen. Ich werde dich ausbilden."

  15. Beiträge anzeigen #155
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    Isegrim ist offline

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    Nun hatte Isegrim also einen Jüngling am Rockzipfel hängen wie eine Gouvernante ihre Schützlinge. Seufzend nahm er an einem Tisch in der Taverne Platz, während sich Yorgen dazu setzte, die Hand hob und das Mädchen heran rief, das die Bestellungen aufnahm. Dabei legte er eine Selbstsicherheit und Arroganz an den Tag, als wäre er jetzt schon der größte Dieb und der reichste Mann der Welt. Isegrim ließ ihn gewähren, ließ ihn ein ordentliches Mahl bestellen und dazu einen Humpen Bier, der so groß war wie sein Kopf. Er hatte eher Interesse an einem Becher Wein.
    "Also, Meister Eisenwolf", brachte Yorgen hervor, während er mampfte und mit den Zähnen Fleisch von einem Hühnerknochen riss als wäre er gerade noch so dem Hungertod entgangen. Einen Moment überlegte Isegrim, ihn zurecht zu weisen, ehe er sich an seine Zeit als Straßenköter erinnerte. An das Gefühl des Hungers, dieses andauernde Stechen im leeren Magen.
    "Was könnt Ihr mir beibringen?", fragte er und spülte das Essen mit einem mächtigen Schluck Bier herunter. Der Meisterdieb bedankte sich bei der Schankmaid und trank einen Schluck Wein.
    "Die Frage ist, was du lernen willst. Was du mit dem Wissen anfangen willst." Eindringlich blickte er den Jungen an. Dieser setzte den Humpen ab, rieb sich das Kinn.
    "Diebeskunst ...", kam die unsichere Antwort.
    Isegrim schnaubte. "Junge, wenn man auf dem Abtritt sitzt und vor der Tür alles wartet, hat man zwei Möglichkeiten: Scheißen oder den Platz frei machen. Also: Sag was du willst oder verschwinde. Ich bilde dich nur aus, Yorgen, wenn du mir eine klare Antwort geben kannst, verstanden?"
    Der Bursche schluckte schwer und nickte, überlegte mehrere Minuten. Isegrim indes trank seinen Wein und besah sich die zu dieser Zeit fast leere Taverne. In ein paar Stunden, zum späten Abend hin, würde es sich hier füllen, dann wäre dieses Gespräch fast unmöglich. Diebe waren in den Clans nicht gerne gesehen.
    "Ich will das lernen, was Ihr beherrscht. Ich will Euer Wissen, Eure Erfahrungen verinnerlichen. Ein Meisterdieb werden.", sprach der Junge fast schon flüsternd. "Ihr wirkt auf Eure Art ebenso stark wie die Männer des Clanlords, wirkt ebenso gefährlich, gleich wohl ihr weder Axt noch Schild tragt." Er blickte den Meisterdieb unsicher an. "Und Ihr sagtet, dass Ihr meine Situation, mein Dasein kennt."
    Der Eisenwolf schaute Yorgen lange Zeit an, ehe er langsam nickte. Er hatte sich nicht geirrt, was er in dem Burschen erkannt hatte, war richtig. Und dann erzählte Isegrim Yorgen die wahre Geschichte von den Söhnen Fyresgrims, nicht die Fantasie der Skalden sondern die schonungslose, harte und kalte Wahrheit.

  16. Beiträge anzeigen #156
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Montera

    Gemächlich fuhren die Wagen über die lange Straße, rechts und links flankiert von weiten Feldern. Von ihrem Fenster aus sah Françoise dort Arbeiter den Boden aufbereiten. Da und dort schienen sie auch schon die erste Saat auszubringen. Soweit zumindest die Vermutung der obersten Feuermagierin. Denn von Landwirtschaft besaß sie nur wenig Kenntnis. Als Adeptin und Novizin hatte sie sehr viel Zeit in der Bibliothek des Klosters verbracht und unzählige Bücher über die verschiedensten Themen gelesen. Selbst jene, die für angehende Magier wenig von Belang erschienen. Und dennoch hatte die einfache Landarbeit niemals große Faszination auf Françoise ausgeübt.
    Zur Linken endete plötzlich der Acker und an seine Stelle trat eine hohe Mauer. Das letzte Stück der Reise wäre bald geschafft. Die Mauer gehörte nämlich zu den Wehranlagen von Montera, dem Ziel der obersten Feuermagierin.
    »Wenn wir angekommen sind, möchte ich, dass du den Tempelvorsteher aufsuchst.«, sagte die Priesterin zu Mary, die neben ihr saß.»Ich bitte um eine Audienz bei ihm.«
    »Verstanden. Ich werde mich gleich auf den Weg machen.«
    Zwar befand sich die oberste Feuermagierin wesentlich höher in der Hierarchie des Ordens und benötigte keine formelle Anmeldung für einen Besuch. Trotzdem sah sie es als eine Geste von Höflichkeit und Respekt gegenüber dem hiesigen Prior. Es dauerte nicht mehr lange und die Wagen verlangsamten ihre Fahrt. Françoise lehnte sich aus dem Fenster und sah, wie der Kutscher sich zu einer Wache mit Hellebarde herabbeugte. Nach einem kurzen Gespräch trat der Soldat zurück und winkte die Kolonne durch. Das Stadttor lag unmittelbar vor ihnen.
    Menschen kamen und gingen. Viele von ihnen trugen Werkzeug für die Feldarbeit bei sich. Obwohl der erste Wagen bereits halb durch den Torbogen gefahren war und an den Seiten kaum Platz ließ, machten die Leute keinerlei Anstalten zu warten.
    »Ganz schön unvernünftig.«, bemerkte die Novizin. Françoise nickte zustimmend. Einmal nicht aufgepasst und eines der Räder würde einen Fuß zerquetschen. Solche Gedanken schienen den Leuten aber fremd. Die Aussicht auf ein Bier oder eine deftige Mahlzeit nach der Arbeit war vermutlich vorherrschend in ihren Köpfen. Oder vielleicht war es auch einfach die übertriebene Vorsicht eines Heilers, welcher in allen Dingen eine potentielle Verletzungsgefahr erkannte.

  17. Beiträge anzeigen #157
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    Hammerclan

    Yorgen war zu Isegrims Schatten geworden, zu einem festen Gefährten, gleichwohl er den Meisterdieb erst wenige Tage kannte. Vielleicht besaß eine gewisse Führungsfähigkeit, wie Ragnar behaupten mochte, einen unterschwelligen Charme, der Menschen dazu bringt ihm zu folgen und zu vertrauen. Selbst an der Nordgrenze war das der Fall gewesen, abgesehen von diesem Narren namens Brabant, der die Mission vielleicht letztlich mit seinem Handeln in Richtung des Scheiterns bewegt hatte. Der Rest der Soldaten war ihm aber recht diszipliniert gefolgt. Vielleicht sah Innos doch mit einem Funken Wohlgefallen auf ihn hinab, selbst wenn er es nicht wirklich fühlte. Der junge Yorgen war ein gelehriger, pfiffiger Bursche, der zwar weder lesen und schreiben konnte, aber auch das schnell lernen würde. Ein Jahr und der Nordling würde sich problemlos selbst durchschlagen können, egal in welcher Umgebung. Derzeit rannte er mit nicht mehr als einer Münze neben dem Meisterdieb her, die er versuchen sollte von der einen Seite der Hand zur anderen zu bewegen, stets über den Rücken der Finger. Eine Übung die Geschick erforderte, jedoch auch die Fingerfertigkeit verbesserte. Denn eine ruhige, schnelle und flinke Hand war das beste Werkzeug des Diebes, egal wie groß oder klein, dick oder dünn er auch war.

    "Meister Eisenwolf?", die Münze fiel auf den Boden. Isegrim grinste kurz, ehe er sich wieder dem Ausblick vom Berg, auf dem der Hammerclan lag, zu wandte.
    "Ja, Yorgen?"
    "Also ... Ihr seid ... im Orden Innos' und Ihr seid Dieb."
    "So habe ich es dir erklärt, Junge, nur die Götter wissen warum ..."
    Der Bursche zögerte. "Sind Diebe aber nicht Jünger Beliars? Wegen Chaos und Dunkelheit und Bosheit."
    "Diebe, Yorgen, Diebe müssen nicht ... per Definition böse sein. Kennst du die jüngeren Legenden des Midlandes?"
    "Nicht wirklich."
    "Also, vor zehn Jahren oder so gab es da die so genannten Grünen Teufel. Waldläufer, Pirscher, solche Leute. Die waren im Grunde auch Diebe. Die beklauten die Orks und manchmal die Rebellen. Was meinst du, haben sie den Kram behalten? Nahrung, Kleidung, Waffen?", fragte er Yorgen und blickte ihn dabei ernst an.
    "Nicht alles, denke ich ..."
    "Genau. Sie haben damit Silden versorgt, das Fischerdorf. Sie haben also mitunter gestohlen, ja, aber mit guten Absichten. Der Mensch macht den Dieb aus, nicht der Dieb den Menschen. Natürlich sind Diebe nicht unbedingt die Verfechter von Innos' Ordnung, aber die existiert ja nicht. Noch nicht. Vielleicht nie. Aber um Innos' Sache zu dienen, müssen manche seiner Kinder manchmal ... dunklere Pfade beschreiten. An Orten, wo sein Licht nicht scheint. Mit Methoden, die seinen Sohn an sich und seinem Glauben zweifeln lassen, vielleicht sogar die schwerste Prüfung." Seine Stimme fuhr fort, wobei der Blick abdriftete, nachdenklich wurde, als würde sie nun eher den eigenen Gedanken folgen. "Und auch seine Brüder werden an ihm zweifeln, werden ihn vielleicht Verräter schimpfen, wenngleich er um ihretwillen diesen Pfad geht, damit sie rein und rechtschaffen bleiben, im Licht stehen können ..."
    "Meister? Ist alles in Ordnung?"
    Der Meisterdieb blickte auf, lächelte ironisch. "Ja, Yorgen, es ist alles in bester Ordnung. Du, mein junger Schüler, hast mich nur vielleicht gerade ... auf den richtigen Pfad gebracht, mir eine Lektion erteilt."
    Das freute den Jungen natürlich diebisch, während er mit seiner Übung fortfuhr.

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    Hammerclan (Des Eisenwolfs Herkunft I)

    Jemand packte Isegrim am Arm. Gleichwohl die Hand nicht groß war, wohnte ihr eine Kraft inne, die ihn dazu drängte, sich umzudrehen. Erst wirkte er erbost, ehe er bemerkte, dass eine ältere Frau vor ihm stand, klein und dürr. Ihre Augen waren violett und glühten nahezu in dem von Wetter und Jahren gezeichneten und gebräunten Gesicht, das das einer Südländerin war, vielleicht Varant oder irgendeine von den Südlichen Inseln. Vielleicht sogar noch südlicher, so es da unten außer unendlichen Meilen See noch etwas anderes gab. Nachdem der alten Frau mit dem dunkelgrauen Haar klar war, dass er nicht die Flucht ergreifen würde, setzte er seinen Weg zu seinem Stammplatz fort, während sie ihm folgte. Mit einer beiläufigen Handbewegung bat er sie, sich zu ihm zu setzen.
    Der Meisterdieb nahm einen Schluck von dem Starkbier. "Guten Abend, Frau Wer-auch-immer."
    Schweigen war die Antwort. Isegrim seufzte und blickte sich um. Niemand schien der alten Frau in ihrer farblosen Klamotte viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Für die Nordmänner war sie wohl nur eine verwirrte, alte, südländische Vettel. Sie sah Isegrim aufmerksam an, beobachtend, ja geradezu abschätzend.
    "Gefällt Euch, was Ihr seht?", fragte er und grinste, "Leider bin ich nicht wirklich an betagten Damen interessiert, verzeiht mir."
    Das Grinsen, dieses Mal eine Spur nervöser als zuvor, wurde in einem weiteren Schwall Bier ertränkt. Wer war die Alte? Warum saß sie hier und musterte ihn, beobachtete ihn, als würde sie versuchen nach einer Erinnerung zu greifen, die düster im Nebel der Jahre verborgen liegt.
    "Du bist groß geworden."
    "Offensichtlich. Ich bin ein Nordmann."
    Ein kurzes, süffisantes Lächeln. "Oh, sicherlich. Der Sohn des Feuerwolfes, nicht wahr? Ganz und gar vom Blute Nordmars, dem Land das riesenhafte Goldene und Rote hervorbringt."
    Ihre Stimme trug einen seltsamen Akzent mit sich, der nun Isegrim seinerseits nach etwas in ferner, ferner Vergangenheit greifen ließ. Aber er konnte es in keinster Weise benennen.
    "Ich bin der schwarze Wolf in einem Rudel Eiswölfe, wenn Ihr so möchtet. Fyresgrims verkommener, letzter Spross. Scheint wohl als hätte ihm am Ende Elan gefehlt.", antwortete er und lächelte. Nun aber nicht mehr freundlich und höflich, sondern lauernd, abwartend, gefährlich.
    Nun lachte die Alte. Wiehernd wie ein Pferd, während sie mit der Hand auf den Tisch schlug. Irgendwer im Hintergrund murrte etwas. "Du bist auf jeden Fall dumm wie ein Nordmann, das ist nicht von der Hand zu weisen. Ich habe eigentlich mehr erwartet."
    "Wovon? Mir?"
    "Nein, von dem Wetter hier oben. Ich bin all die Meilen gereist, Eisenwolf, nur um den Sonnenschein über dieser armseligen Ödnis zu sehen." Sie beugte sich vor. "Natürlich wegen dir, du Spatzenhirn."
    Nun war jegliche Freundlichkeit von Isegrim abgefallen. Sein Lächeln wurde kalt.
    "In Ordnung, Verrückte, sag was du willst und dann verschwinde. Ich habe keinen Nerv für das Gebrabbel irgendwelcher Wahnsinnigen, kapiert?", zischte er, "Und es wäre schlau von dir, dann das Weite zu suchen."
    Würde er einer Frau Leid antun? Natürlich nicht. Aber Drohungen würden ihm diese Vettel vom Hals schaffen, diese wirr dahin schwafelnde Alte.
    "Du bist wohl nicht nur das schwarze Schaf deines eingebildeten Blutes, Eisenwolf ..."
    "Eingebildetes Blut? Vergieße ich Blut, Alte, so ist es das der Ahnenreihe Fyresgrims. Ich bin ein Fyresgrimson, so die Ahnen und die Götter es wollten. Ich durfte nicht wählen ..."
    Die Alte beugte sich zur Seite, spuckte aus. "Die Wahl wurde für dich getroffen. Aber nicht von Ahnen und Göttern sondern von Menschen." Sie lächelte wissend. "Von dem Mann, den du deinen Vater nennst. Den Mann, den du erdolcht hast. Zumindest eine Sünde hat dich nicht eingeholt, Eisenwolf: Der Vatermord."
    Er schluckte, Schweiß lief ihm über die Stirn. "Vorsichtig, Weib, ehe ich wirklich ungemütlich werde. Fyresgrim war mein Vater, ich bin sein jüngster und letzter Sohn. Und ... ich habe ihn getötet. Das wissen die Götter und Ahnen. Aber Innos hat mir vergeben."
    Erneutes Lachen. "Innos vergibt dem Sippenmörder nicht, Junge. Das weiß jeder. Du hast deinen Vater nicht getötet. Er ist schon seit Jahren tot. Seit achtundzwanzig Jahren, um genau zu sein. Ebenso wie deine Mutter, Eisenwolf. Du bist ein Waise. Und Waisen stehen unter Innos' Schutz, da er sich den Schwachen annimmt um sie vor Beliars Chaos und Zerstörung zu wahren."
    "Du redest wirr, Alte ..."
    "Die Antwort liegt im flüsternden Sand begraben, Eisenwolf."
    Isegrim war als hätte ihm ein Troll mit voller Wucht in den Magen geschlagen, ihm stockte der Atem. Die Augen weit aufgerissen, sah er die alternde Frau an.
    "Wie ..."
    Sie lächelte triumphierend. "Ich bin Ashara. Ich bin deine Tante, Isegrim."

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    Hammerclan (Des Eisenwolfs Herkunft II)

    Ashara. Seine Tante. Eine wirr plappernde Alte, die ihn hier im Hammerclan aufsuchte, ihn verspottete und versuchte seine Weltsicht durcheinander zu bringen. Nein, nicht durcheinander zu bringen sondern umzuwerfen. In Ordnung, sie kannte die Worte, die Isegrims Mutter ihm dereinst zugeflüstert hatte, als er grün und blau geschlagen von seinem Vater auf seiner Bettstatt gelegen hatte. Aber hatte Ashara nicht gesagt, dass Isegrims Mutter ebenfalls vor achtundzwanzig Jahren gestorben war? Nein, sie musste ihn mit jemandem verwechseln, mit jemand völlig anderem.
    "Das ist unmöglich."
    Die Alte lachte trocken. "Dann haben wir wohl die Grenzen des Unmöglichen überwunden."
    "Meine Mutter ist vor zwanzig Jahren gestorben, nachdem ... Vater sie ... halb tot geprügelt hat. Sie ... sie nahm sich das Leben, wollte vor seiner ungezügelten Wut fliehen.", erklärte er mit belegter Stimme, "Sie sprang von einer Klippe, als ich gerade acht Jahre alt war. Danach war ich Vaters Zorn fast ... gänzlich ausgeliefert."
    Asharas Blick wurde eine Spur mitfühlender. "Das war nicht deine Mutter, auch wenn sie sich als diese ausgab, Isegrim", sprach sie langsam, "Sie ... sie sah es als ihre Pflicht gegenüber unserer Familie."
    Der Eisenwolf schüttelte den Kopf und fuhr sich durchs Haar. Er brauchte mehr Bier um das Gerede zu ertragen. Ashara seufzte.
    "Wie hieß deine Mutter?"
    "Bryda."
    "Das war der Name den dein Vater ihr gab. Ihr wahrer Name lautete Sarella und sie war eine Verschworene unseres Hauses, Isegrim."
    "Das ergibt keinen Sinn, verflucht ..."
    "... nannte sie dich und sich selbst den Besitz von Fyresgrim?"
    Erneut folgte Schweigen. Der Meisterdieb blickte die alte Frau nur an. Langsam nickte er.
    "Sarella war früher eine junge, lebensfrohe Frau gewesen."
    "Mutter war melancholisch, ihre Augen waren traurig vom ersten Tag an."
    Ashara lächelte wieder triumphierend. "Weil dies nicht ihr Leben und ihre Welt war. Pflicht hielt sie am Leben, bis ... es wohl zu viel wurde."
    Wieder schüttelte er den Kopf. Erste Risse waren zu spüren, das Fundament seiner Welt schien langsam aber sicher zu kippen. Er bestellte sich ein Bier, während Ashara geduldig da saß. Er trank, während Ashara sich in die Hand gähnte.
    "Fertig?"
    Der Meisterdieb schnaubte. "Bitte? Du trittst in mein Leben und erzählst mir, dass alles was ich kannte, nun ja, nichts als Einbildung und Lügen sind. Was erwartest du? Freudentränen? Und - bei allen Göttern - warum gerade jetzt? Wieso? Erkläre dich, Ashara!"
    Nun wurde das Gesicht der Frau ernst, vielleicht zum ersten Mal seit sie sich zu ihm gesetzt hatte. Sie räusperte sich und begann zu erzählen: "Ich sprach von unserem Haus, Isegrim. Es wurde zerschlagen nachdem nordmarische Piraten und Seeräuber an unserer Küste landeten und ... Feuer und Tod mit sich brachten. Ihre Langschiffe kamen vor fast dreißig Jahren, als unserem Haus ein junger Spross geboren worden war. Angeführt wurden sie von einem hoch gewachsenen Barbaren mittleren Alters, der einen Überwurf mit einem in Flammen stehenden Wolf zeigte. Ihn begleitete ein jüngerer Mann, fast noch ein Jugendlicher, der dem älteren sehr ähnlich sah. Das waren Fyresgrim und sein ältester Sohn, der große Sir Ragnar Fyresgrimson, der strahlende Paladin. Der Feuerwolf erschlug jeden Mann, egal ob jung oder alt und badete im Blut der Gefallenen. Sie ... sie schändeten die Frauen und machten Beute. Irgendwann drangen sie in unseren Sitz ein. Sie zerhackten deinen Vater, einen gortharnischen Edelmann und seine Frau, deine Mutter, eine Schönheit des Südens. Dich fanden sie bei deiner Tante. Mir. Sie stachen mich nieder, als ich mich vor dein Bett warf. Ich wurde zum Sterben zurück gelassen. Fyresgrim wollte deinen kleinen Schädel zerschmettern, doch Ragnar hielt ihn zurück. Sie würden doch einen Sklaven und Leibeigenen daheim brauchen, jemanden der den Weibern mit dem Feuer, dem Essen und dem Holz helfen könnte. Und so nahmen sie dich mit."
    "Aber ... mein Name ..."
    "In meiner Heimat ist es Brauch, dass Kinder erst bei ihrem zweiten Geburtstag einen Namen bekommen. Die Nordmänner brachen mit dieser Tradition, warum auch nicht, sie kannten sie nicht. Du warst ein kleiner Kämpfer, Junge, da du Ragnar in die Hand gebissen hast, gleichwohl du nur ein Säugling warst. Er scherzte mit den anderen Nordmännern, sagte, dass seist ein kleiner Wolf mit eisernem Gebiss. Isegrim. Eisenwolf. Dein Name hat seinen Ursprung im Spott des Mannes, der half deine Familie zu töten."
    Isegrim schloss die Augen, da die Welt sich drehte. Er dachte an all die Gespräche mit Ragnar in den letzten Monden, nachdem er sich dem Orden angeschlossen hatte, den Streitkräften Innos'. Hatte er ihn all die Jahre belogen, ihm nur vorgespielt der große Bruder zu sein? Sicherlich, sein Verhalten in den jüngsten Jahren war meist abweisend gewesen, aber nicht feindselig. Später - nachdem sie wieder aufeinander getroffen waren - wohlwollend und vertraut. War dies alles nur Schauspiel? Von diesem Standpunkt aus betrachtet wirkte Halfgars langjähriger Hass geradezu verständlich.
    "Aber wieso ... wieso bist du hier?", fragte er langsam, fast verzweifelt.
    "Ich hörte das du im Norden bist. An der Nordgrenze. Unser Haus mag zwar vergangen sein, aber dennoch habe ich mir ein Netzwerk aus Informanten gebaut, aus Spitzeln und Spionen. Du bist aus der Gosse aufgestiegen in der du so lange gehaust hast. Nachdem du deinen Vater, deine Mutter, unser Haus, mich ... gerächt hast. Und nun werden wir unsere Rache fortführen. Die Söhne von Fyresgrim, diese ganze barbarische Sippe gehört in den Staub getreten und vom Antlitz der Welt getilgt. Und du wirst derjenige sein, der dafür sorgt, dass die Toten in Frieden ruhen können. Der geraubte Junge, der, nachdem das dunkle Wolfsrudel ausgerottet wurde, sein Haus wieder errichtet und größer und mächtiger erbaut als seine Vorfahren. Deswegen habe ich dich gesucht."
    Isegrim saß da und starrte sie lange an. Dann erhob er sich plötzlich.
    "Ich brauche Zeit. Wo finde ich dich? Du wirst doch sicher nicht hier bleiben ..."
    "Vengard. Frage in dem dortigen Armenhaus nach der Harpyie."
    Ein kurzes, freudloses Lächeln. "Warum muss jeder einen verdammten Spitznamen tragen? Wir sehen uns."

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    Isegrim ist offline

    Hammerclan

    Nachdem der Meisterdieb die Taverne des Hammerclans verließ, stieß er natürlich direkt auf seinen jungen Adlatus, seinen Novizen der Diebeskunst, den dürren Yorgen. Der sah die Miene seines Meisters, verwechselte sie aber mit etwas völlig Falschem, nämlich Zorn auf ihn selbst. Mit langen Schritten eilte er hinter Isegrim her und entschuldigte sich lautstark für seine Verfehlungen und für seine Nachlässigkeit und Faulheit. Irgendwann, als schon eine Bande herumlungernder Kinder ihnen folgten und Yorgen auslachten und mit Spottnamen bedachten, fuhr Isegrim herum, verscheuchte die Rasselbande und packte Yorgen an den Schultern und sah ihm durchdringend in die Augen.
    "Bei Innos, Junge", rief er aus, "Ich bin nicht sauer auf dich. Wieso denn auch? Du bist in dieser Welt offenbar der götterverdammt einzige Mensch auf den ich mich verlassen kann und das, lieber Yorgen, ist ein Kompliment ohnegleichen von meiner Seite aus. Solange du mir schwörst, dass du mich nicht hintergehst und verrätst, werde ich nie einen Moment zornig auf dich sein oder dich einfach zurücklassen. Nicht ... hier bei diesen verdammten Nordlingen!
    Yorgen blickte verdutzt. "Aber Ihr, Meister Eisenwolf, seid ... doch auch einer von uns."
    "Ja ... nein. Vielleicht. Oh, weiß Innos woher ich komme und was ich bin! Wir müssen aufbrechen, Bursche, ich muss nach Vengard. In die Hauptstadt. Begleitest du mich?", fragte er. Der Junge nickte energisch und legte die Hand auf das Messer welches Isegrim ihm gekauft hatte, warf sich in eine fast schon ritterliche Pose, die witzig gewirkt hätte, wäre da nicht der ernste, stoische Gesichtsausdruck gewesen.
    "Überall hin, Meister!"
    Der Dieb lachte wirklich erheitert auf. Yorgen verzog das Gesicht.
    "Ach, Yorgen. Du bist wirklich in Ordnung. Willst du gar nicht wissen, warum wir dorthin reisen?"
    Der Bursche kratzte sich am Kopf. "Fettere Beute?"
    Isegrim grinste kurz. "Theoretisch, ja. Aber ich habe dir auch gesagt, was ich eigentlich bin, oder?"
    "Ein ... Ordensbruder Innos'."
    "Ein Ordensbruder Innos', in der Tat. Auch wenn in mir die Seele eines Diebes und die eines rechtschaffenen Mannes miteinander ringen, so neige ich doch eher in letztere Richtung. Meine Tage hier waren ... eine Farce, der versuch der Realität zu entfliehen. Diebesträume träumend habe ich die Probleme der echten Welt verkannt. Das war mein Fehler, aber du und ... ein unerwarteter Besuch haben mich geweckt. Wir werden nach Vengard reisen um mit meinem ... um mit Sir Ragnar Fyresgrimson zu sprechen. Ich muss für eine Tat, für meine Feigheit, gerade stehen und etwas in Erfahrung bringen, das er weiß. Es liegt zwar zurück, aber wenn wahr ist was mir erzählt wurde, dann ist er der letzte lebende Mensch, der Licht ins Dunkel meiner Unwissenheit bringen kann."
    "Ihr redet aber pathetisch ..."
    "Weil ich verflucht nochmal selber nicht weiß was ich denken oder sagen soll, Junge! Eigentlich solltest du Quatschkopf Pergament und Stift zücken und alles mitschreiben, was ich von mir gebe, um Lehren und dergleichen daraus zu ziehen!" Der Meisterdieb schüttelte den Kopf. "Bleibe an meiner Seite, junger Yorgen, und auch du wirst dorthin kommen, wo ich stehe. Ich werde bei Sir Ragnar für dich bürgen, werde dein Fürsprecher sein. Der Orden kann pfiffige Kerle wie dich gebrauchen!"
    Die Augen des Jugendlichen glitzerten. "Wirklich?"
    Erneut packte ihn Isegrim und sah ihn an, dieses Mal ehrlich, offen und wohlwollend.
    "Ich schwöre es bei Innos, Yorgen. Bei Innos und meinem Blute, dass ich dich in den Orden bringen werde. Und nun los, Junge, pack deine Sachen. Wir brechen auf!"

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