„Du bist eine Schwätzerin, Ylva!“ rief ihr ein fetthaariger Mann über das Feuer zu, auf dem eine Suppe langsam kochte und verführerisch duftete. Einige Karotten, etwas vom unlängst gefangenen Hasen, ein bisschen Lauch und eine Prise der hiesigen Kräuter war alles, was sie hier brauchten um ein vernünftiges, deftiges Mahl zuzubereiten.
„Und du bist ein Säufer, Stig, und im Gegensatz zu dir weiß ich was ich gesehen hab!“
Einige der umstehenden Zuhörer kicherten nervös. Zwar war Stig dafür bekannt, dem Met und Bier mehr zugetan zu sein, als es ihm gut tat, doch ihre Geschichte wollten sie dennoch nicht wahrhaben.
„Menschliche Füße, die sich in Bisonspuren verwandeln?“ höhte Ylva weiter über die Geschichte, die ihr Gegenüber letzten Winter verbreitet hatte. Jeder der Anwesenden wusste, wovon sie sprach. Aufgeregt war Stig nach einer durchzechten Nacht zurück in den Wolfsclan zurück gestolpert und hatte aufgeregt alle Einwohner zusammengerufen. Er wäre den Spuren eines Fremden gefolgt, der die letzte Nacht im Clan verbracht hatte und dann, inmitten eines Schneesturms gegangen war. Die Spuren bogen vom Weg ab und verliefen in der Wildnis und gingen in die Stapfen eines Bisons über, als ob der Mann sich verwandelt hätte. Als sie Stig gefolgt waren und er ihnen die Spuren zeigen wollten, war unter dem Neuschnee natürlich nichts mehr zu sehen gewesen. Als ob es überhaupt etwas zu sehen gab! Der Spott folgte dem Unglücklichen seitdem auf Schritt und Tritt. Selbst die Kinder zeigten hinter seinem Rücken auf ihn und machten Bisongeräusche.

„Aber Orkspuren? So weit südlich?“ konterte Stig. „So etwas verrücktes hab ja noch nicht mal ich gesehen. Wir haben die Orks verjagt!“
Murren regte sich in der Menschenmenge, und zustimmendes Murmeln. Einige kicherten nun gegen Ylva. Die Jägerin warf ihnen einen bösen Blick zu.
„Halt den Rand, du holzköpfiges Rindvieh!“ fuhr sie Stig wütend an. „Du hast doch keine Ahnung wovon du redest. Sitzt dir hier den Arsch wund und tust so, als ob du nützlich wärst. Wenn ich morgen wieder auf Jagd geh, kommst du mit und wirst sehen, was ich meine. Oder hast du Angst in ein Bison verwandelt zu werden?“
Stig schluckte. Ylva konnte sehen, wie die Gedanken in seinem Kopf kreisten. Auf der einen Seite konnte er sich nicht als Feigling bloßstellen. Auf der anderen Seite hatte er Angst, dass sie doch Recht haben könnte.
„Ich komm mit.“ sagte er schließlich mit falscher Zuversicht. „Wahrscheinlich hast du nur einen großen Wolf gesehen.“ versuchte er einen müden Witz, der ebenso hoffnungslos war wie Stig selbst.