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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Grelle Flammen loderten aus dem Schmelzofen und ließen die Temperatur in der Werkstatt weiter steigen. Was für andere unerträglich heiß war, empfand Françoise als angenehm. Weniger hatte das damit zu tun, dass sie eine Feuermagierin war, sondern viel mehr mit ihrer Herkunft. In Valis herrschte tropisches Klima. Schwül in den Wäldern und trockene Hitze in der Wüste.
    Ein erfahrener Schmelzer würde sich mehr darüber wundern, weshalb ein kleiner Ofen wie dieser überhaupt so heiß brennen konnte. Verglichen mit den Hochöfen von Nordmar war dieser lächerlich klein. Für die Ansprüche der Priesterin reichte es vollkommen aus. Der Trick dabei war buchstäblich magisch. Françoise vermochte die Temperatur des Feuers mit absoluter Präzision zu kontrollieren. Ein Prozess, den sie über die Jahre hinweg perfektioniert hatte, und an dessen Ende der magische Seidenstahl stand. Nicht einmal ihre Meisterschülerin Mary kannte die Geheimnisse seiner Herstellung.
    Françoise gab sich damit allerdings nicht zufrieden. Sie wollte dem Seidenstahl eine weitere Komponente hinzufügen: Mondlicht. Das Wandelgestirn hatte seit jeher eine große Faszination auf die oberste Feuermagierin ausgeübt. Während Laien den Mond aus Unwissenheit mit Beliar in Verbindung brachten, wusste Françoise um seine wahre Natur. Es war Innos' Licht, das Beliar zum Trotz in die Schwärze der Nacht vordrang.
    Es hatte der Priesterin viel Kopfzerbrechen bereitet, wie sie Mondlicht einfangen könnte. In der Vergangenheit hatte sie zu diesem Zweck allerlei Linsen und Kristalle aus verschiedensten Materialien geschliffen. Der große Durchbruch blieb bisher jedoch aus. Dieses Mal war sie sich sicher, dass es gelang, und der Vollmond würde liefern was sie brauchte. Sollte es funktionieren, plante Françoise es auch während der anderen Mondphasen zu probieren. Bis jetzt war sie sich nicht sicher, ob es überhaupt einen Einfluss auf das Ergebnis hätte.
    Bis es dämmerte und der Mond aufging, bereitete sie indes noch mehr Seidenstahl für ihr Experiment auf. Das einzige, worauf Françoise bei der ganzen Angelegenheit weniger erpicht war, das war die Kälte der Nacht.

  2. Beiträge anzeigen #102
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline

    Vengard - Tempelviertel

    "Hochwürden, mit Eurem Einverständnis, Euer Gemach." Die Stifte des massiven Schlosses wurden beiseite geschoben, die Tür schwang leichtgängig auf.
    Der Raum war nicht besonders groß gemessen für einen Mann seines Standes, aber er enthielt alle Notwendigkeiten wie eine eigene kleine Nasszelle mit Abzug, einen auf den ersten Blick funktionalen Arbeitsbereich und einen Ruheort. Er war groß genug, dass Shakuras nicht den Kopf einziehen musste. Und auch teilte er sich den Raum nicht länger mehr mit anderen Novizen. Es war ein Fortschritt. Bleiben wollte er nur übergangsweise. Seine Gedanken gingen schon in andere Richtungen.
    "Es ist in Ordnung. Ich habe schon weitaus schlechter gehaust.", schmunzelte er. Der Novize überreichte dem Hohen den Schüssel und verneigte sich tief. "Ihr dürft gehen. Danke."

    Allein im Raum und bei schwachem Sonnenlicht, welches durch die offene Tür hineinfiel, maß der Alte geistesabwesend seine neuen vier Wände.
    Er strich beiläufig über das weiche Kirschholz der Arbeitsplatte, während sein Blick verhangen an dem Bücherregal haftete.
    Ein Jahrzehnt der Schuld und länger von ihm genommen. Man hatte ihn frei gesprochen, das Sündenmal entkräftet, die Verbannung aufgehoben.
    Er hatte nach all den Jahren gedacht, dass es sich anders anfühlen musste, wenn er siegte. Aber das tat es nicht. Man hatte ihm nichts wiedergeben können von dem was sie glaubten, dass er es verloren hätte. Wenn er ehrlich zu sich war, hatte er auch nichts anderes erwartet. Die Zeit und Schmach, die er erdulden musste, war nicht zu ersetzen. Nicht einmal so etwas wie Genugtuung wollte recht in seinem Herzen widerhallen. Es galt endlich seinen Frieden damit zu schließen…

    „Wie gefällt es Dir, Bruder?“ Eine Gestalt brach sich im Türrahmen.
    „Parlan.“ Ein Nicken.
    „Shakuras.“ Ein Weiteres.
    „Ich hoffe es stört dich nicht, dass dir ein Novize das Zimmer…“
    „Nein, sicher nicht.“, unterbrach der Ältere den Tempelvorsteher. „Du hast viel zu tun.“
    Shakuras löste seinen Blick vom halbleeren Bücherregal und wandte sich dem Priester zu.
    „Komm nur herein! Ich würde Dir ja etwas anbieten, aber ich habe momentan nichts da.“, lächelte er weg.
    Grinsend trat seine Exzellenz in den Raum hinein und schaute sich flüchtig um, ehe er sachlicher wurde.
    „Ein kleines Zimmer.. zu klein. Ich werde das ändern lassen, bitte entschuldige.“
    „Lass nur, Parlan. Ich habe alles was ich brauche. Die Kräfte einer Exzellenz werden woanders dringender gebraucht. Ich denke, ich werde auch nicht lange in Vengard bleiben.“ Der Priester brummte verstehend und musterte sein Gegenüber.
    „Du trägst noch immer deine graue Kutte?“
    „Hochwürden Zaidi ist noch nicht soweit. Er muss erst noch die neue Arbeit beginnen und benötigt mehr Zeit zur Herstellung der Robe. Solange nehme ich weiter vorlieb mit der grauen Kutte. Ich trage sie schon so lange… Ich weiß gar nicht, ob ich sie endgültig ablegen werde.“ „Das hoffe ich doch, Bruder. Deine Kutte ist für einen hochrangigen Magier unseres Glaubens sehr.. unpassend. - Zaidi der Varanter. Es heißt, Zaidi ist der Beste seines Fachs.“, unterstrich Parlan. „Ich bin stolz ihn und seine Fähigkeiten in unserer Gemeinde zu wissen. Es muss schon eine außergewöhnliche Robe sein, wenn Zaidi nicht auf seinen Bestand zurückgreifen kann.“ Shakuras wägte schwach ab, lächelte, bemerkte den interessierten Blick des Vorstehers. „Er beherrscht auch die altmagische Weberei.“
    „Ja, ich hörte davon. Das ist gut. Soweit. Gut.“ Parlan schien unruhiger zu werden in dem leeren Raum, überbrückte seine Gedanken und sein Zurückhalten. Einige Momente, in denen nichts gesagt wurde, bedeutete die Stille, die Parlan nun für sich nutzte.
    „Und?... Wie verhielt es sich vor den Sieben?“, erkundigte er sich jetzt und leiser.
    „Spannend, Bruder Parlan. Spannend.“
    Dass der Priester und Tempelvorsteher des Hauptsitzes einstmals und seinerseits Befürworter und auf Seiten Pyrokars gestanden hatte, wusste der Alte noch.

  3. Beiträge anzeigen #103
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Heiligtum des Innos, Kloster des Heiligen Feuers, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Stille herrschte im Heiligtum des Klosters. Während die letzten der wenigen, die an der Zeremonie teilnehmen würden, eintrafen, wartete Yared vor dem Altar und sammelte seine Gedanken.
    Es hatte lange gedauert, bis er sich durchgerungen hatte. Aber waren es nicht die schnellen Entscheidungen, die man meist hinterher bereute, von denen man sich zu distanzieren suchte? Es war eine Frage der Freiheit. Gab er seine Freiheit durch den Eintritt in den Orden auf? Oder gewann er eine neue Freiheit indem er sich frei machte von etwaigen weltlichen Ambitionen, deren Verfolgung er sich im innersten immer offen gehalten hatte? Nur eines war gewiss: Seine Zukunft lag weiterhin im Ungewissen und es war an ihm, sie zu gestalten. diese Freiheit konnte ihm niemand nehmen, denn sie kam von den Göttern.
    Durch die Felsspalte betraten Magister Altus und Lord Olivier Seite an Seite gefolgt von einem Adlaten das Heiligtum. Letzterer schlug beim Eintreten einen am Eingang befindlichen Gong. Der tiefe wallende Ton füllte den Raum und das gute Dutzend, das Yareds Paladinweihe beiwohnen würde, erhob sich in den Bänken.
    Seine Exzellenz war in ein einfaches rotes Ordenspriestergewand gekleidet, der Paladin neben ihm trug einen ebenso einfachen aber offenbar makellosen Wappenrock der Streiter des Feuergottes.
    Angesichts der neuen Informationen war Eile geboten, also wurde auf all den sonst üblichen Pomp verzichtet und das Aufnahmeritual auf das Notwendigste reduziert.
    Yared war das nur recht. So musste er sich keine Ausrede einfallen lassen, warum er in seinem eher schlichten aber hochfunktionellen hellgrauen Offiziersmantel und nicht im wesentlich schmuckeren schwarzen Uniformrock - den er auf diese Reise sowieso nicht mitgenommen hatte - vor die anwesenden Würdenträger trat, um ihnen stellvertretend für die Kirchen- und Ordensführung gegenüber die Gelübde abzulegen.
    Ohnehin, so schien es dem Kapitän und Reichsritter, waren weder Seine Exzellenz Altus, noch Lord Olivier sonderlich an überbordendem Prunk und Symbolismus interessiert. Das ganze Heiligtum selbst setzte auf Schlichtheit mit seinen rauen unbehauenen Wänden, die den reinen unverfälschten und ehrlichen Glanz des Feuers widerspiegelten, und so taten es offenbar auch seine Hüter.
    Beide traten sie nun vor den Altar und verbeugten sich tief. Dann diente der Adlat Magister Altus ein Weihrauchschiffchen, ein güldenes Gefäß geformt wie ein flacher ovaler Kelch mit Deckel, an. Der Klostervorsteher legte den Deckel um, nahm den kleinen güldenen Löffel und gab Weihrauchkörner direkt in die Flammenschale. Dichte Schwaden wohlriechenden Rauches stiegen von der heiligen Flamme auf. Wo es in den großen Tempeln des Reiches üblich war, dass der Priester den Altar vor der Verwendung mit dem harzigen Brandopfer in einem Weihrauchfass reinigte, inzensierte hier Innos selbst seine Kultstätte. Seine drei Altardiener und der Reichsritter verneigten sich abermals vor Altar und Flamme.
    Anschließend stimmte der Klostervorsteher einen bekannten Choral an, in den einfiel, wer ihn auswendig konnte, was nicht wenige im Heiligtum waren. Selbst Yared kannte den Gesang aus Kindertage, aus seinem Unterricht bei Magister Marius.

    "Gepriesen sei Innos, gepriesen bis ans Ende aller Tage.
    Gepriesen sei sein großer Name, seine Gnade,
    in der er uns führte aus der Finsternis,
    in der uns hielt die Angst umfangen,
    und uns den Willen gab aus den Ruinen zu erstehen.

    Gepriesen sei Innos, gepriesen bis in alle Ewigkeit.
    Gepriesen sei sein großer Name, seine Herrlichkeit,
    denn er hat den Menschen erwählt,
    er allein gab uns Kraft,
    gab uns Verstand,
    die Ordnung in die Welt zu tragen.“


    Während alle weiter sangen umrundeten Magister Altus, Lord Olivier und Yared den Altar mit der heiligen Flamme und traten unter die Augen der riesigen in den Fels gehauenen Statue des Gottes der Ordnung.

    „Gepriesen sei Innos, gepriesen durch unser aller Tat.
    Gepriesen sei sein großer Name, durch seine Macht,
    in der er erstrahlen lässt sein Werk,
    durch das er uns den Weg weist und uns staunen macht,
    hell und standhaft wie ein Leuchtfeuer.

    Gepriesen sei Innos, gepriesen durch unser aller Mund.
    Gepriesen sei sein großer Name, durch sein Wort,
    das uns seine ewige Gegenwart verspricht.
    Niemals sind wir allein, stets unter seinem Schutz und Schirm
    und kein Unheil vermag uns seiner Hand entreißen."


    Als der Choral geendet hatte, erhob der Lord Olivier seine Stimme, laut genug, dass ihn alle in der Felshöhle hören konnten: "Sir Yared aus Geldern, Wir sind heute hier zusammengekommen, um Euren Eid zu hören und zu bezeugen, dass Ihr Euer Leben, Sinnen und Handeln in den Dienst Unseres Herrn und Gottes Innos und seiner Kirche stellt. So frage ich, Lord Olivier, Komtur in Nordmar und Vertreter der Streiter Innos’ am heiligsten Heiligtum des Herrn, Euch im Namen des Ordens der Streiter Innos' und im Namen der Kirche, des sichtbaren und lebendigen Zeichens Innos’ in der Welt: Seid Ihr bereit den Eid zu leisten und die Weihe zu empfangen?"
    „Ich bin bereit.“, antworte Yared und kniete sich auf die Stufen zu Füßen der riesigen Innosstatue.
    Magister Altus ließ einen Adlaten vortreten. Der junge Ordensbruder trug ein einfaches Lektionar, welches der Klostervorsteher aufschlug, bevor der Adlat zu seiner Linken an Yared trat und ihm das offene Buch auf einem mit seinen Händen geformten Pult auf Augenhöhe entgegen hielt.
    Der Reichsritter schluckte den vor Anspannung zusammengelaufenen Speichel herunter, räusperte sich. Jetzt galt es. Er begann:

    „Feierlich spreche ich die Worte des Schwures
    vor Innos, dem Gott der ewigen Flamme,
    und vor meinen Brüdern, den Paladinen und Priestern,
    den irdischen Vertretern seiner göttlichen Taten.

    Ich schwöre,
    mein Leben in den Dienst Innos' und seiner Kirche zu stellen,
    sein Gesetz als oberste Maxime meines Handelns anzunehmen
    und nach außen hin zu verkörpern,
    sowie sein Wort anzuhören und zu achten.

    Weiterhin schwöre ich,
    den Orden Innos’ und seine Heiligtümer,
    meine Brüder, die Magier des Feuers,
    und alles, das Innos' Schöpfung hervorgebracht hat,
    zu ehren, zu respektieren und, wenn nötig, zu verteidigen,
    besonders aber jene, die schwächer sind, als ich selbst es bin,
    und Milde zu üben gegenüber den Fehlgeleiteten,
    jene aber,
    die sich wider besseren Wissens von Innos abgewandt haben,
    seiner Gerechtigkeit zuzuführen.

    Fortan und in alle Zeit.
    Für Innos!“
    Geändert von Yared (20.03.2019 um 00:30 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #104
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Heiligtum des Innos, Kloster des Heiligen Feuers, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    „Erhebt Euch, Bruder Yared.“, forderte Lord Olivier in die kurze Stille nach Yareds Schwur.
    Der Ordensritter erhob sich von den Stufen und gesellte sich zu Magister Altus und Lord Olivier. Gemeinsam gingen die drei um den Altar und traten in den Mittelgang des Heiligtums.
    „Wählt Euren Kelch.“, forderte ihn Magister Altus auf, nachdem dieser und der Komtur sich links und rechts des Altars aufgestellt hatten.
    Yareds Blick wanderte über die zwölf Podeste und die auf ihnen stehenden Kelche. In jedem einzelnen spiegelte sich die heilige Flamme des Altars. Welchen sollte er wählen?

    "In der Finsternis ...", intonierte währenddessen Lord Olivier den Antwortgesang der Streiter Innos’.
    Und die Versammelten antworteten: "Oh, Innos stehe uns bei."

    Der Ordensritter blickte hinter sich zu der großen Statue seines Gottes auf. Ein Flackern spiegelte sich in der goldenen Waage, die die Statue hielt. Fast schien es als springe ein Funke von der rechten zur linken Waagschale über.
    Yared drehte sich wieder den Kelchen zu. War das ein Zeichen gewesen? Stand sein Kelch zu seiner Linken?
    Er betrachtete die Gefäße, eines nach dem anderen. Dann machte er den ersten schritt. Es fühlte sich richtig an, als er sich nach links wandte. Einzeln schritt er die sechs Kelche ab. Als er den vorletzten in der reihe gerade erreicht hatte, meinte er ein Aufblitzen im Augenwinkel zu bemerken. Eilig machte er einen schritt zurück und betrachtete den vierten Kelch und da sah er es. Im Sockel war wie bei den meisten anderen auch eine Inschrift eingraviert. Yared konnte die alte Sprache, vermutlich ein früher Vorläufer des Altmyrtanäischen, kaum entziffern. Doch ein Wort sprang ihm regelrecht entgegen: alKas alNaar. Die Bedeutung der Worte war nicht der Rede wert, aber geschrieben waren sie auf Varantinisch, der Sprache seiner Mutter.
    Yared ergriff den Kelch.

    " ... in die er uns schickt ..."
    "Oh, Innos stehe uns bei."

    Der Ordensritter ging zum Altar und reichte den Kelch, den er mit der Rechten um den Schaft, die Linke unter dem Fuß vor sich her trug, an Magister Altus. Seine Exzellenz verbeugte sich feierlich, nahm den Kelch entgegen und tauchte ihn würdevoll, aber doch so, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, in die heilige Flamme. Die Flamme versengte weder sein Gewand noch seine Finger.
    Als der Kelch auf die Flamme traf leuchtete er auf, als sei er aus Glas und nicht aus geschmiedetem Erz und Gold und die Flamme sprang über als würde sie vom Docht einer Kerze an den Docht einer anderen, daneben gehaltenen übergehen.
    Mit einem Lächeln überreichte der Klostervorsteher den Kelch, der nun eine eigene kleine Flamme enthielt, an Yared. Der zuvor kalte Kelch war jetzt angenehm warm. Die Flamme in ihm loderte fröhlich, wobei sie wie ihr großer Bruder in der Flammenschale des Altars nur von Luft und Liebe zehrte.
    Für einen kurzen Moment stach Angst in Yareds Herz und sein Blick wanderte zu den verblassenden Narben an seinem Unterarm, den Markierungen, die ihn als Hüter des Waldes kennzeichneten. Würde es so sein, wie damals als die Essenzen I nadhors und der Nymphe Aktaia in seiner Seele gekämpft hatten? Porgan hatte gesagt, dass die Seele heilte. Aber war die Wunde immer noch da? Und was, wenn Aktaia noch in ihm war? Wenn sie ihn nie verlassen hatte, auch wenn er sie nach der Erschaffung des Rattensteins nicht mehr hatte spüren können? Wie würde Innos darauf reagieren, wenn er seine Seele bereits besetzt vorfände? Würde er die Wunde oder gar Aktaia mit seiner Macht ausbrennen? Aber es war Innos. Innos würde wissen, wie es um sein Innerstes Stand und Innos wollte dass er aus dem Feuerkelch trank. Yared musste vertrauen in seinen Gott haben. So zögerte er nicht länger.
    Der Kapitän und Ordensritter setzte das Gefäß an seine Lippen und trank.

    "... selbst sind wir von Angst gefangen..."
    "Oh, Innos stehe uns bei."

    Die Flamme zog wie ein warmer Schatten durch seine Mundhöhle. Yared schluckte ohne einen Widerstand zu spüren. Dann war sie plötzlich verschwunden. Keine innere Wärme füllte ihn aus. Kein Feuersturm durchtoste seinen Leib. Keine Glut brannte sich durch seine Eingeweiden.
    Yared wartete.
    Nichts.
    Doch dann viel ihm etwas ein. Wie hatte Arvideon ihm gegenüber einmal aus den heiligen Schriften zitiert?
    Als Rhobar einst von Innos an genau diesen Ort geführt worden war, wartete er darauf, dass der Gott herbei käme, wie ER es angekündigt hatte. Als ER lange nicht kam, ging Rhobar zum Eingang der Höhle und sah hinaus. Da kam ein starker, heftiger Sturm, der Berge zerriss und Felsen zerbrach. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Rhobar dies hörte, trat er hinaus und kniete sich nieder vor dem Herrn.
    Yared tat es dem König aus der alten Erzählung gleich und kniete ab.
    Augenblicklich kroch ein Kältegefühl in ihm herauf. Er fröstelte regelrecht.
    Kurz darauf und ebenso unerwartet fiel etwas von ihm ab und wärme breitete sich aus.
    Was war da los?
    Da hörte er es tief in sich und gleichzeitig hoch über sich. Es war Aktaias glockenhelle Stimme.
    ‚Yared, Sohn der Wüste, Sohn Gelderns, Sohn der Mutter, Sohn des Feuers.
    Bauer großer Schiffe, Läufer der Meere.
    Hab Dank, denn Innos hat die Ketten I nadhors zerrissen.
    Nun kehre ich Heim zur Mutter, denn ich wurde neu geboren.
    Bis wir uns wiedersehen, Círdan, Geliebter.’

    Dann stieg ein Kloß voll Trauer und Freude zugleich in seinem Hals auf und verging.
    ‚Leb wohl, treueste Freundin’, schickte Yared in Gedanken dem Geist der Nymphe hinterher.

    "... und sind wir dem Tode nah ..."
    "Oh, Innos stehe uns bei."

    Die Wärme floss weiter aus seiner Körpermitte hinaus in seine Gliedmaßen.
    Es war nicht das Feuer das verzehrte, das Feuer das alles verschlang und nur Asche übrig ließ. Es war das Feuer das verschmolz, das heilte, das altes mit neuem ineinander übergehen ließ und dazwischen ein festes Band erschuf, eine stählerne Brücke zwischen gestern und morgen, belastbar und dennoch flexibel, glänzend und scharf wie ein varantisches Schwert in der gleißenden Sonne.
    Ein Kribbeln erreichte seinen Unterarm. Die Zeichen schwanden nicht, sie brannten nicht aus, nein, sie hatten sich verändert. Deutlich aber unaufdringlich stand dort nun ringförmig: Círdan, Megil Arvadhor afael, Sadar Uinarthan, Ûrchebor.*
    Innos hatte den Bund nicht ausgebrannt. Nein, er hatte ihn übernommen, ihn erneuert, ihn gestärkt. Yared war nicht vom Hüter zum Paladin geworden, wie man einen Beruf wechselt. Er war Hüter geblieben, nun ein Hüter der Ordnung. Die Berufung war die gleiche, nur die Livree eine andere.

    "... denn sind wir in deiner Hand geborgen ..."

    "Oh, Innos stehe uns bei."
    "... trittst stets du für uns ein."

    Als Yared aufsah, erblickte er Magister Altus der immer noch strahlend nun vor ihm stand. Der Klostervorsteher hatte die Hände in einer Segensgeste kelchförmig geformt, nach oben dem offenen Dach der Höhle zu und sprach: "Innos lasse sein Angesicht fürderhin über dir leuchten und schenke dir Kraft und sein Heil. Er stärke deine Treue im Glauben und entflamme dein Herz durch seine Botschaft, so du sie verkünden mögest in Wort, Tat und Waffengang. So segne dich, Yared aus Geldern, Bruder im Glauben, der Gott des Feuers und der Ordnung, der Schöpfer und Beschützer der Menschen, Innos."
    Dann erhob sich der Paladin.

    ________________
    * Schwert des höchsten gerechten Richters, Gefolgsmann des ewigen Leuchtfeuers, Feuerhüter.
    Geändert von Yared (20.03.2019 um 03:33 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #105
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Hof, Kloster des Heiligen Feuers, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Schnaubend schüttete sich der Soldat zwei Handvoll kalten Wassers ins Gesicht, nachdem er die letzte Übungseinheit durchgeführt hatte. Die Tage des Wartens im Kloster hatten irgendwo doch ihre Vorteile und erinnerten ihn an jene Zeit der Grundausbildung und des Dienstes in Thorniara, eine Periode die so weit entfernt schien obwohl sie nur mehrere Monde zurück lag und keine Ewigkeit. Sein Umgang mit der Waffe besserte sich von Tag und Tag und er konnte mit Fug und Recht behaupten, dass er die gelernten Grundlagen und -züge des einhändigen Waffenkampfes durchaus gefestigt hatte und sie beherrschte. Hin und wieder hatte er den Kampf mit dem Veteran Kaldrin oder auch mit Yareds Verwandter Zarah gesucht, um möglichst gegen verschiedene Kampfarten üben zu können. Auf der einen Seite der große Krieger, auf der anderen die flinke Agentin. Selbst Halfgar hatte sich ab und an außerhalb der Bibliothek des Klosters gezeigt, in welche er sich zurück gezogen hatte, um so viel wie möglich über Totenbeschwörung zu lesen sowie vermerkte Geschehnisse durch Orks, die Nekromantie betrieben. Von denen es so gut wie gar keine gab. Doch selbst der Inquisitor hatte sich mit einer Waffe auf dem Hof gezeigt. Zu Isegrims Verwunderung.

    »Was zum Teufel ist das denn?«, hatte der Soldat gefragt und dabei auf die filigrane Waffe seines Bruders gedeutet. Der Magier hatte nur gelacht und ihm die Klinge gereicht. Sie war leicht gewesen, dennoch scharf wie die Hölle und hart wie Granit. Verwundert hatte Isegrim sie zurück gegeben. »Also?«, hatte er nachgehakt.
    »Einige Zeit nachdem unser König die letzte Schlacht auf dem Festland geschlagen hatte, war ihm und seinen Beratern die Idee gekommen, eine Einheit von Kampfmagiern zu bilden, Feuermagier die Seite an Seite mit den Paladinen ins schwerste Schlachtgetümmel vorstoßen sollten.«, Halfgar hatte innegehalten und einen Moment überlegt. »Denk beispielsweise an die Hofmagier dieses Rebellenkönigs auf Argaan. Etwas in die Richtung. Leider war die Idee beim Heiligen Rat wie auch bei den Magiern sowie den Paladinen nicht gut angekommen. Doch leider hatte der König in einem Anflug, mh, königlichen Übermutes schon ein Dutzend Klingen für Magier anfertigen lassen.«
    Isegrim hatte nur verwirrt geschaut. »Hätte aber ein Degen oder Rapier nicht gereicht?«, hatte er gefragt, aber Halfgar hatte nur die Schultern gehoben.
    »Im Grunde genommen, ja. Man hatte aber auf Erzklingen gepocht, da man zumindest in der Theorie der Meinung war, die Klinge würde wie ein Stab die Magie kanalisieren ... war aber nicht der Fall. Letztlich behindert dergleichen den Magier eher beim Wirken. Aber ich bin ja nicht dumm: Die Klinge ist im Norden Gold wert. Denn wenn meine magischen Kräfte aufgebraucht sind, mag es notwendig sein, mir die Orks oder sonstiges Getier mit dem Schwert vom Leib zu halten.«
    Dagegen hatte Isegrim nichts einwenden können.

    »Seht, wer zurückgekehrt ist.«, Kaldrins spöttische Stimme ließ den Soldaten sich umdrehen und auf den Zurückgekehrten sehen. Es war Yared, der vom Heiligtum herab kam, zu welchem er gestern gegangen war, »Erkennst du uns noch, Bruder?«
    Doch der Veteran verstummte, als der Reichsritter näher kam, einfach gekleidet in einen Offiziersmantel. Noch vor einigen Tagen hätte Isegrim jedem gesagt, dass der Kapitän ungefähr so sehr einem Ritter glich wie ein Ork einem Akrobaten. Was nicht unbedingt böse gemeint gewesen wäre, da er selbst wenig von einem Ordensbruder hatte und mehr von einem Verbrecher. Jetzt jedoch, wie der Ritter in ihren Kreis trat, hatte es sich geändert. Yared strahlte etwas aus, was als gutmütige Wärme bezeichnet werden konnte. Ein Gefühl von Verlässlichkeit und Standhaftigkeit. Halfgar war der erste, der den Kopf neigte, dann vortrat und dem Kapitän beide Hände reichte.
    »Innos mit dir, Paladin. Yared von Geldern, nun bist du Schwert und Schild Unseres Herrn.«, sprach der Inquisitor, »Vor Kurzem noch habe ich wenig von dir gehalten, aber da Unser Herr Innos dir sein Geschenk hat zukommen lassen, ist es mir eine Ehre und eine Freude an deiner Seite in Richtung Dunkelheit zu schreiten. Für Innos!«
    Schweigend, aber schief lächelnd nahm der Mann das hin. Zarah umarmte ihren Cousin und flüsterte ihm etwas ins Ohr, Kaldrin schwieg, doch meinte Isegrim Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen. Eine kräftige Umarmung zweier langjähriger Waffenbrüder folgte. Als Letztes trat Isegrim vor, dem Überraschung und Verwunderung ins Gesicht geschrieben standen.
    »Sir Yared, Glückwunsch ... zur Beförderung?«, fragte er bemüht humorvoll, ehe jedoch Respekt und eine Spur Ehrfurcht die Oberhand gewannen. Der Ordensbruder räusperte sich und sprach dann mit fast unmerklich belegter Stimme fort: »Es ist mir eine Ehre als Euer Knappe zu dienen, Sir Yared von Geldern. Mein Schwert gehört Euch im Frieden wie im Kriege. Wohin Ihr geht, werde ich folgen. Wenn Ihr wankt, werde ich Euch stützen. Ich schwöre im Namen Innos' ... und beim Blute Nordmars in meinen Adern, dass ich Euch dienen werde, bis Unser Herr Innos' anderes wünscht.« Respektvoll neigte er den Kopf. Ihm war als würde sich etwas in seinem Innern lösen, als hätte ein Knoten seine Spannung verloren. Ihm war, als würde der Berg aus Zweifeln in seinem Geiste zerfallen wie Staub.
    Ein erneutes Räuspern. »Und nun lasst uns endlich aufbrechen«, knurrte der Soldat und grinste wölfisch in die Runde, »Es gilt Licht ins Dunkel zu bringen. Und bei Innos, wenn wir noch länger hier bleiben, muss ich Meister Altus noch monatlich Miete zahlen!«

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Nebeneinander aufgereiht lagen eine Mehrzahl von fahl leuchtenden Kristallen auf der Werkbank. An beiden Enden spitz zulaufend und mit sechs geschliffenen Seiten. Um die Taille jedes Kristalls saß ein Reif aus Seidenstahl. Dessen Aufgabe bestand darin, das kostbare und ausgesprochen flüchtige Innere zu bewahren. Denn das Experiment hatte Früchte getragen. Françoise hatte es inzwischen zum zweiten Mal geschafft, Mondlicht in ihre Kristalle zu bannen. Bisher gelang dies der Priesterin nur bei Vollmond, doch sie verfeinerte den iterativen Prozess bei jedem Versuch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn meisterte. Jetzt blieb nur noch ein Punkt offen; wozu ließ sich Mondlicht gebrauchen? Noch ließ eine sinnvolle Anwendung auf sich warten. Und in der nächsten Zeit würde die oberste Feuermagierin keine freie Minute darauf verwenden können. Der König hatte endlich sein Versprechen eingelöst und zwei Dutzend Ritter für die Priesterin freigestellt. Es hatte Françoise gewundert, weshalb es so lange in Anspruch nahm. Immerhin wimmelte Vengard von Soldaten. Aber natürlich war jeder einzelne von denen absolut unentbehrlich. Statt dessen hatte Rhobar aus einer anderen Provinz Truppen abgezogen. Zweifellos zum Verdruss der dortigen Befehlshaber. Doch damit konnte Françoise leben. Sie hatte ihren Leibwächter Samuel damit beauftragt, die vierundzwanzig Ritter zu inspizieren und ihre Tauglichkeit zu testen. Rhobar hatte sich nicht lumpen lassen und hatte der obersten Feuermagierin eine disziplinierte Truppe zu Verfügung gestellt. Das ließ die lange Wartezeit verschmerzen. Gefolgt von Mary ging Françoise durch die Gänge des Tempelgebäudes und bog ab zum großen Haupttor. Eine Reise stand an. Ihr erstes Ziel sollte Montera sein. Die Priesterin hatte mit ihrer Abreise bis zum Eintreffen der Ritter gewartet. Sie sollten sie begleiten. Nicht als Eskorte, sondern um eine Vertrautheit zwischen ihr und den Soldaten zu erschaffen. Als die Priesterin ans Tageslicht trat, warteten vor dem Tempel zwei Karren und eine Kutsche auf sie. Die Ritter hatten bereits auf den Karren Platz genommen und Samuel lehnte gegen die Seite der Kutsche. »Seit gegrüßt!«, sagte Françoise und winkte den Rittern zu. »Du natürlich auch. Ist alles bereit?« »Alles bereit für eine angenehme Reise in den Frühling.«, erwiderte der Leibwächter der obersten Feuermagierin mit einem Schmunzeln. »Ausgezeichnet!«, sagte Françoise und stieg behände in die Kutsche bevor Samuel seine helfende Hand anbieten konnte. Dafür half er Mary die Stufe zur Kutsche hinauf. »Danke.«, lächelte sie dem Paladin zu. Dieser schloss die Tür und schwang sich dann neben den Fuhrmann auf den Kutschbock. Ein Ruck ging durch das Gefährt als die Fahrt losging. Vorbei an den Tempelgebäuden, durch das breite Eingangstor zum Viertel, vorbei an Wohnhäusern und Werkstätten und schließlich durch das Stadttor. Die Landschaft schien vorbei zu fliegen. Erst Wiesen und Felder und bald darauf die Ausläufer des großen myrtanischen Waldes. Ein Wandel der Perspektive.

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    Nordmar, gen Nordgrenze

    Neue Energie durchströmte die Gruppe, die den beschwerlichen Weg in Richtung Nordgrenze auf sich nahm, um den Ursprung für wahrhaft düstere Gerüchte und Geschichten zu überprüfen, in der Hoffnung, dass es nur Schauermärchen sein würden und keine bittere, kalte Wahrheit, die schärfer und gnadenloser schneiden würde als jedes Schwert dieser Welt. Nach dem sie aufgebrochen war, hatte die Gruppe den Weg vom Berg hinab genommen und war Meile für Meile in ein frühlingshafteres Land geschritten. Natürlich so frühlingshaft wie es Nordmar sein konnte,als eine dünne, meist matschige Schneeschicht und Regen oder Graupelschauer. Im Sommer würde das Wetter stabil werden, aber nie die angenehmen Temperaturen des Midlandes erreichen. Und keiner der Reisenden machte sich etwas vor: Mit jedem Tag, den es Richtung Grenze ging, würde es wieder kälter und eisiger werden, denn das Land der Orks war nicht für sommerliche Temperaturen und einen milden Wind bekannt, ganz im Gegenteil. Ein Land das solche Scheußlichkeiten hervorbrachte, konnte nur lebensfeindlich und öde sein. Anfangs erzählten sich die Männer und die Frau noch Geschichten, teilten Erfahrungen von Einsätzen oder Abenteuern, ehe alsbald mit jedem Meter gen Norden eine gewisse Schweigsamkeit die Runde machte wie ein warmer Grog in kalter Nacht. Die einzige regelmäßige Konstante war die abendliche Schwertübung Isegrims,der mit neuer, entschlossener Verbissenheit an die Sache heranging und stoisch darauf hin arbeitete, alte Fehler zu vermeiden und auszumerzen, jene Dinge, die Yared beim letzten gemeinsamen Übungskampf bemängelt hatte. Denn eines war sicher: Der Norden würde nur noch wenig Übungssituationen bieten, vielmehr würde es an der Grenze wohl ums nackte Überleben gehen, im schlimmsten Falle gegen Gegner, die größer und stärker waren als der Soldat.Fehltritte und Unaufmerksamkeiten würden ihn dort schlicht das Leben kosten.


    „Kannst du diese Grünfelle nicht einfach in Flammen aufgehen lassen, Bruder?“, hatte Isegrim eines Tages gefragt, was den Inquisitor jedoch nur zu einem trockenen Lachen verführt hatte.
    „Es wäre schön und einfach, wenn Magie so funktionieren würde“, hatte der Magier geantwortet, „Und unsere Oberste Magierin beherrscht so etwas sicher, aber jeder andere muss ein Meistermagier für so etwas sein.“ Ein schiefes Lächeln.„Und na ja, Bruder: Wir Söhne von Fyresgrim sind nicht gerade dafür bekannt, die besten unseres Fachs zu sein. Du bist das Paradebeispiel.“
    Kaldrin hatte gelacht und selbst Zarah und Yared hatten sich ein Grinsen nicht verkneifen können. Isegrim hatte nur schicksalsergeben geseufzt.
    „Sag, warum haben wir dich nochmal mitgenommen?“

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    Gebirgspfad, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Yareds Atem gefror, während seine Füße ob der Bewegung und der dicken Fellschichten, die jeder von ihnen gegen die Kälte um die Stiefel gewickelt trug, schwitzten.
    Es war ein anstrengender, ein einsamer Marsch. Anstrengend, wegen der Kälte, des teils hüfthohen Schnees und den Steigungen, die sie zu überwinden hatten. Einsam trotz seiner vier Weggefährten, weil der Pfad kein Nebeneinanderlaufen zuließ, die Kälte sie zwang, ihre Gesichter weitgehend zu verhüllen, und der anstrengenden Marsch selbst einem die Kraft zum Disputieren raubte.
    Dem Paladin war das nicht ganz unrecht, wenn er es recht bedachte - und zum Nachdenken hatte er gerade viel Zeit.
    Es war seltsam gewesen, wie vor allem Isegrim und sein Bruder, der Inquisitor ihn nach direkt der Weihe behandelt hatten. Dabei fühlte er selbst sich danach nicht anders als zuvor. Yared spürte nichts von einer göttlichen Erleuchtung, nichts von einem inneren Feuer, dass stetig in ihm brannte. Auch wenn er wusste, dass während der Weihe etwas mit ihm geschehen war und zumindest Aktaia nicht mehr bei ihm war, er fühlte nichts außergewöhnliches. Hätte er nicht durch das für ihn deutlich vernehmbare Zeugnis der Nymphe gewusst, dass die Weihe tatsächlich etwas in ihm bewirkt hatte, hätte man ihn leicht davon überzeugen können, dass alles, was er gefühlt hatte, nur auf die sich entladende angestaute Aufregung zurückzuführen war.
    Auch, wenn er jetzt das Prädikat Paladin trug, er fühlte sich kein bisschen wie einer. Da war nichts mit der andauernden Gegenwart des Herrn. Keine göttliche Magie, die er theoretisch durch den Trunk aus dem Feuerkelch erhalten hatte. Stattdessen nur Hunger und Müdigkeit von der Reise, die sie gerade unternahmen.
    Der Kapitän hoffte, dass sie die Mission innerhalb weniger Tage würden abschließen können, doch man wusste nie, was einem hier in den hohen Tälern Westnordmars alles zustieß - vor allem nicht, bevor es einem zustieß.
    Besonders die Schneeabgänge in diesem Teil der Hochlande konnten die Täler von jetzt auf gleich von der Außenwelt abschneiden. Falls ihnen der Rückweg versperrt war, wollte er mehrere Wochen durchhalten können. Daher hatten sie sich drei Maultiere aus den Ställen des Feuerclans mitgenommen und mit Nahrungsmitteln, Planen und Zeltstangen beladen.
    Yared hob den Blick von seinen im Schnee versinkenden Schritten und sah an ihrer kleinen Karawane entlang. Ganz vorne ging Isegrim, der sie als Ortskundiger führte.

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    Gebirgspfad, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    All die Jahre, die der Soldat dem Norden ferngeblieben war, hatten sich nicht gerade wohlwollend auf seine Wegfindung in dieser Gegend ausgewirkt. Ganz im Gegenteil, mehr als einmal hatte er die Gruppe anhalten lassen, um eine Karte zu studieren, die er sich im Kloster besorgt hatte und die die Standorte einzelner Garnisonen und Forts an der Nordgrenze aufführte. Das Problem waren aber die Berge. Schneebedeckte, wolkenumwobene Spitzen die sich nur marginal voneinander unterschieden. Zum Glück jedoch hatten findige Kundschafter des Wolfclans im Dienste der Armee dafür gesorgt, dass die Wege zu den Lagern gekennzeichnet waren. Alle paar Meilen fanden sich tief in die Erde geschlagene Pfähle, sofern sie nicht von einer Schneewehe verdeckt wurden. Aber Isegrim kannte die Gegend noch, war hier anfangs entlang gewandert auf der Suche nach dem Eisbärenfell, ehe die Vernunft das Ruder übernommen und ihn Richtung Wolfclan geführt hatte.
    »Wir müssen um diese Bergkette herum«, rief er während des Marsches gegen den eisigen Wind. Vom milderen Wetter am Fuße des Berges auf dem das Kloster lag sowie nahe des Feuerclans war nicht mehr viel übrig geblieben. Hier herrschte nun mit jeder Meile, die es gen Norden ging, eisiger und windiger und verschneiter. Alsbald waren sie alle wieder dick angezogen gewesen, mit Pelz und Fell behangen wie Urmenschen. »Diese gezackte Reihe dort!«, rief er weiter und deutete auf die Bergspitzen.
    »Die Reißzähne der Bestie, so nennt man sie im Feuerclan«, warf Halfgar sein Wissen hinzu, »Dort stammt angeblich die Bestie her, die der Heilige Rhobar im Namen Innos' erschlagen hat!«
    Ein trockenes Lachen. »Allen voran, Leute, ist die Gegend eine verdammt unwegsame Todesfalle. Viele Schluchten und Sackgassen. Wir hätten ohne Esel eine Überquerung wagen können, aber mit den Tieren ist es ratsamer, wenn wir sie umgehen. Danach sollten wir durch eine Senke kommen, die meilenweit mit Tannen bewachsen ist und an deren Ende die ersten Garnisonen liegen müssten. Dahinter ...« Isegrim schluckte. »Dahinter folgt nur noch ein langgezogenes Gebirgsmassiv, das unsere Welt von jener der Orks trennt.«
    Kaldrin lachte vom hintersten Platz in der Reihe. »Wunderbar! Da möchte ich mir hier ja fast ein Haus bauen, so angenehm ist es hier!«

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    Fort 'Rhobars Wacht', Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Das Fort erblickte die Gemeinschaft nach einer meilenweiten Reise durch den Tannenwald hinter den Reißzähnen der Bestie, dem Gebirge welches sie tags zuvor umgangen hatten. Alles in allem waren es wahrscheinlich dreißig Meilen gewesen, die sie in strammen Tempo hinter sich gebracht hatten. Dementsprechend war auch ihre Laune gewesen, nachdem sie nach Stunden unter dichten dunklen Tannen endlich auf eine weitläufige Freifläche getreten waren, auf der mittig das Fort lag. Kein beeindruckender Anblick. Die Palisaden waren roh gezimmert, mehrere Reihen gespitzter Baumstämme, die die künstliche Lichtung erklärten. Das Lager war von einem Graben von einer doppelten Manntiefe umgeben und ebenfalls mit gekürzten, jedoch spitzen Baumstämmen gespickt, die einen Sturz tödlich machten. Es gab einen, wahrscheinlich aber eher zwei Eingänge, die über grob gezimmerte Brücken erreicht werden konnten. Die Brücken konnte man wahrscheinlich demontieren und einziehen, sodass aus dem Lager eine Insel wurde. Dies vereinfachte jedoch die Möglichkeit zur Belagerung enorm. Auch Kaldrin schien nicht begeistert, zumindest spottete er durchgehend, während sie durch den Schnee stapften.

    »Halt, im Namen König Rhobars! Wer seid ihr?«, rief mit heiserer Stimme einer der Wachen auf der Palisade am Tor. Zwei Armbrustschützen standen an seiner Seite und Isegrim machte sich nicht vor, dass dies die beiden einzigen waren. Wahrscheinlich hockten die anderen geduckt auf dem Wehrgang. Halfgar trat vor, hob die Hände, sprach murmelnd einige Worte und beschwor ein Licht zwischen den behandschuhten Händen, das die Form des Zeichen Innos' annahm.
    »Wir sind Gesandte aus dem Kloster und im Auftrag des Orden Innos' unterwegs, Soldat. Ich bin Inquisitor Halfgar, dies hier ist der ehrenwerte Paladin Sir Yared von Geldern, Frau Zarah sowie die Soldaten Kaldrin und Isegrim.«, rief er mit offenbar magisch verstärkter Stimme zurück, »Die Esel stelle ich nicht vor, falls das kein Problem darstellt, Soldat!«
    Isegrim sah, wie der Soldat sich umwandte, etwas in den Innenhof des Lagers rief, wohl eine Antwort erhielt, da er kurz salutierte und dann den Reisenden bedeutete, zum Tor zu kommen. Während sie näher kamen, öffnete man das Tor. Die Armbrustschützen wirkten dabei sehr aufmerksam, während sie der Gruppe den Rücken freihielten. Erst als das Tor hinter ihnen geschlossen war, schienen sich alle wieder zu entspannen. Das Lager besaß einen Durchmesser von etwa hundertfünfzig Metern und war damit beeindruckend groß. Es gab mehrere Blockhütten und grob gezimmerte Hallen, in denen wahrscheinlich die Soldaten schliefen. Das Lager tobte vor Leben. Mannschaften schaufelten und schippten Schnee oder waren scheinbar durchgehend damit beschäftigt, das Lager zu warten. In einer Schmiede nahe einer der beiden Hallen arbeitete mit freiem Oberkörper ein hünenhafter Nordmann, unterstützt von mehreren jungen Soldaten und einem Jüngling, der völlig aus dem Bild stach. Andere Soldaten übten unter der Aufsicht ihrer Offiziere den Waffengang oder vertrieben sich die Zeit, während sie Dienstunterbrechung hatten.
    Alsbald kam aus einer der Hütten ein Mann spaziert, eskortiert von einem dickleibigen Magier und einem Kerl, der auf zehn Meilen nach Bürokrat stank. Der Mann in ihrer Mitte trug eine schmucklose Uniform, an der nur die Abzeichen klar machten, dass es sich bei ihm um den Kommandanten des Lagers und einen Major handelte.
    »Sir Yared von Geldern«, der hagere Mann mit grauen, schütteren Haaren und einer steinharten Miene salutierte zackig. Jede Bewegung an ihm sprach vom Krieg, vom Leben als Soldat. Wahrscheinlich war er stets eine schwere Rüstung gewöhnt. »Major Rickert Sweers, ich melde Euch das Lager Rhobars Wacht. Willkommen am Ende der Welt.«
    Der Paladin nickte, nahm die Meldung ab. Isegrim verzog bei der Nennung des Nachnamens keine Miene, war ihm doch bewusst, dass er vor nicht allzu langer Zeit einem anderen Sweers in Thorniara ein Messer in den Leib gestoßen und damit wohl getötet hatte.
    »Dies hier ist der Erwählte Callum sowie der hohe Herr Virgil von Braga, Verwandter des Statthalters jener Stadt sowie Abgesandter des Hofes. Er hilft uns ... sehr.«
    Was heißt, dass er Euch nur behindert und versucht, hier am Arsch der Welt Bürokratie zu etablieren, sprach Isegrim in Gedanken für sich weiter. Nun stellte Yared seine Begleitung vor. Es wurde genickt und gegrüßt; Isegrim salutierte ordentlich und nahm das zufriedene Nicken des Majors wahr. Ein Mann von Form und Ordnung. Ein Berufssoldat durch und durch.
    »Bruder, kümmere dich mit Kaldrin um die Esel und die Unterbringung. Wir besprechen uns in dem Haus des Kommandaten.«, befahl ihm Halfgar. Der Soldat nickte, unterdrückte ein Grinsen und machte sich dann mit dem Veteran daran, die Esel in die kleine Stallung zu bringen.
    »Was denkst du, Kalle?«, fragte Isegrim.
    »Der Major wirkt wie ein harter Hund. Wie Eisen. Der bricht eher als das er sich verbiegt. Aber so einen braucht man hier, in dieser hoffnungslosen Scheißgegend. Ich würde mich mal gerne im Kampf mit ihm messen, aber da reicht ihm vielleicht Yared gerade mal das Wasser.«
    »Und die anderen beiden?«
    Der Veteran lachte hämisch. »Ein fetter Magier und ein Beamter, der mir sehr nach Steuereintreiber aussieht. Der Magier wird hier fressen wie ein Schwein und sich wenig bewegen, aber in den Briefen nach Vengard wohl davon schreiben, dass ohne ihn alles zusammenbrechen würde. Der Bürokrat schreibt sicherlich auch viele Briefe, aber meist eher mit Beschwerden und Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen.« Er seufzte. »Aber so etwas braucht man. Dieses Triumvirat sorgt dafür, dass der Laden einigermaßen läuft, wie es scheint. Wollen wir hoffen, dass das auch noch lange so bleibt.«
    Geändert von Isegrim (26.03.2019 um 21:19 Uhr)

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    Fort 'Rhobars Wacht', Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Der Soldat stand auf der Palisade und dankte Innos im Stillen dafür, dass kein Wind ging. Die Kälte war nahezu greifbar und drang selbst durch mehrere Schichten Stoff und Pelz. Sein Blick hing seit mehreren Minuten an dem Gebirgsmassiv nördlich des Forts, jener natürlichen Grenze, die Orkland von Menschenland trennte. Die Dunkelheit und das Licht. Einem Gedanken folgend sah er nach Süden, erblickte dort aber nur den dunklen Wald und die Reißzähne der Bestie, die sich vorm sternenklaren Nachthimmel abzeichneten. Dunkelheit. Und hinter den Bergen im Norden, so schien es ihm, pulsierte Licht, rot und gefährlich.
    Bei Innos, was wenn sie ein Bollwerk direkt auf der anderen Seite haben? Wenn sich diese Kreaturen wirklich in Geduld üben und einen Vierten Krieg vorbereiten, verheerender als alles, was bis jetzt war, rasten die Gedanken des Soldaten, dagegen ist dieser kleinliche Streit mit Ethorn nichts, eine Bagatelle!
    Schritte neben ihm auf dem Wehrgang. Ein in Pelze gekleidetes, hageres Etwas mit graumelierten, unordentlichen Haaren. Kaldrin. Er reichte seinem Gefährten wortlos eine Flasche Nebelgeist.
    »Trink.«
    Isegrim trank, unterdrückte ein Keuchen und nahm dankend die sich ausbreitende Wärme in seinem Innern wahr. Er reichte die Flasche zurück, der Veteran nahm einen Schluck und schmatzte zufrieden.
    »Meinst du, dass des Rätsels Lösung dort liegt?«, fragte Isegrim heiser und nickte in Richtung der Nordgrenze. Der Veteran hob die Schultern.
    »Weiß der Beliar«, antwortete er, »Ich hoffe es aber nicht. Gehen wir mal unsere Informationen durch, Bursche. In diesem Wald hier, der uns umgibt, wurden die Knochen des Schattenläufers gefunden, frei jeglichen Fleisches. Irgendwo im oder hinter dem Wald nach Norden hin, muss der Zugang oder Pass liegen, an dem ein Übergang möglich. Dort haben die Grünhäute ihr kleines Lager befestigt und ebenso ein Friedhof in einiger Entfernung, um dort ihre Toten zu begraben. Dort haben Larah und ihr Begleiter die offenen Gräber entdeckt. Ebenso die Spuren.« Ein weiterer Schluck Nebelgeist. »Das Lager liegt höher, da auch die Kundschafter der Armee berichten, dass die bisher gesichteten Grünhäute meist wieder im Gebirge verschwinden, wenn sie auch nur merken, dass sie entdeckt wurden. Letztlich sind wir wohl gezwungen, uns auf den Weg Richtung Gräberfeld zu machen. Vielleicht müssen wir uns dort auf die Lauer legen und warten, dass das ... was ... auch immer sein schwarzes Werk dort tut, wieder zuschlägt. Die Gefahr daran ist natürlich die Nähe zum Orklager.«
    Isegrim seufzte und nahm dem Veteran die Flasche ab, trank einen kräftigen Schluck.
    »Und was machen wir, wenn wir auf ... na ja, einen Nekromanten stoßen? Einen götterverdammten Totenbeschwörer?«, fragte er langsam.
    »Dann hoffen wir, dass dein Bruder und Yared reichen, um ihn zu vertreiben. Sie sind ja schließlich beide von Innos erwählt.« Er lachte trocken. »Irgendwas Gutes muss ja auch daran sein.«

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    Fort 'Rhobars Wacht', Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    "Was soll es im Norden geben?", das Doppelkinn bewegte sich belustigt, "Ein Totenbeschwörer? Bruder Halfgar, bei allem Respekt, aber mutet Ihr Beliar da nicht zu viel zu? Nördlich der Berge hausen nur die Orks, die wir hier und im Süden siegreich geschlagen haben. Mit eingezogenem Schwanz sind sie abgehauen wie die Feiglinge, die Beliars Diener nun einmal sind."
    Der feiste Magier griff nach dem Weinkelch und trank einen heftigen Schluck. Angewidert beobachtete der Soldat, wie dem Fettsack die rote Flüssigkeit Blut gleich über das Kinn schwappte, als hätte man ihm eine Klinge in den Wanst gestoßen. Ebenso wenig erfreut wirkte auch Major Sweers, der mit leichtem Kopfschütteln den Erwählten ansah. Halfgar verzog keine Miene.
    "Wir", prustete der Magier, "Wir sind die Sieger! Haushoch, ganz klar!"
    Isegrim war es zu viel. "Nicht wirklich, Meister Callum", warf er höflich ein, "Die Schamanen der Orks kapitulierten vor der Obersten Feuermagierin. Sie tauschten Geldern gegen eine freie Passage nach Norden, wie allgemein bekannt ist. Und ein Blick in die jüngere Militärgeschichte zeigt, dass der Krieg wesentlich anders verlaufen wäre, hätten die orkischen Kriegsherren nicht angefangen, sich gegenseitig zu bekämpfen." Er lächelte schief. "Denn dann, verehrter Meister, wären wir alle nicht hier."
    Das breite Gesicht Callums nahm fast die Farbe seiner Robe an. "Unerhört!", schnatterte er, "Ich verlange, dass dieser Soldat bestraft wird."
    Yared war nicht anwesend, ebenso wenig wie Zarah oder Kaldrin. Nur Sweers, Callum, Halfgar und Isegrim.
    "Ist mir nicht unterstellt, Callum", erklärte der Major. "Gehört zum Trupp des Paladins. Und ich werde mich hüten, den Knappen eines Paladins zu bestrafen. Ich werde den unhöflichen Aussetzer des Soldaten gerne an Sir Yared von Geldern weitergeben, aber ich werde mich nicht anmaßen, Disziplinarmaßnahmen gegen seine Männer - und die Frau - zu unternehmen." Der Blick des Offiziers war frostig. Callum murmelte etwas, blickte zu Halfgar. Der seufzte nur, beugte sich zu Isegrim hin.
    "Kleiner Bruder, belehre bitte nicht einen Feuermagier. Selbst wenn du recht hast und Bruder Callums Sicht ... blauäugig ist."
    Isegrim unterdrückte ein Lachen, wahrte eine steinerne Miene und nickte. Sweers fuhr sich mit der Hand über Mund und Kinn, als würde er sich ein Grinsen wegwischen wollen.
    "Unerhört, Halfgar! Ich verlange Respekt, ich bin der hiesige Magier, beauftragt vom Heiligen Rat höchstselbst ..."
    Halfgars Blick ließ den Magier schweigen. Er erhob sich, blickte kalt auf den Fettwanst herab.
    "Und ICH, Callum, bin Inquisitor der Inquisition unserer Kirche, eingesetzt auf Geheiß von Meister Talamon sowie hier im Auftrag des Heiligen Rates im Wissen unseres Königs, Rhobar dem Dritten." Die Miene Halfgars verfinsterte sich. "Wir haben berechtigte Gründe zur Annahme, dass nördlich von hier Orks in bedenklicher Zahl aktiv sind. Ebenso gibt es die erschreckenden Hinweise, dass ein Totenbeschwörer am Werk ist. Und beileibe kein menschlicher, sondern allen Anschein nach ein orkischer. Versuche dies in dein Hirn zu kriegen, Bruder Callum, ein Schamane, der diese widerwärtige Illusionsmagie beherrscht, die für so viel Schaden im Krieg verantwortlich war, sowie die Totenbeschwörung und Schwarzmagie dieser unheiligen Dämonenbeschwörer. Solche Gerüchte MÜSSEN geprüft werden. Ich sage dir dies: Behindere meine Arbeit und ich werde umgehend an den Rat schreiben ... bei Innos, im schlimmsten Fall teleportiere ich mich nach Vengard und berichte den Hohemagiern persönlich von deiner Inkompetenz und Tatenlosigkeit."
    Callum war blass geworden. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er nickte nur, erhob sich, deutete eine schwerfällige Verbeugung an und verschwand. Halfgar wandte sich an Sweers.
    "Ihr, Herr Major, stellt einen zehn Mann starken Trupp zusammen. Gute Soldaten, Kundschafter. Schickt einen Unteroffizier mit, der Isegrims Stellvertreter wird. Ich will das dieser Trupp spätestens heute Abend aufbricht in Richtung Nordgrenze. Dort werden sie geschützt unterziehen und Aufklärung in Feindnähe betreiben. Verstanden?"
    Der Major salutierte und verschwand. Der Magier wandte sich an seinen Bruder.
    "Bereite alles vor. Du hast einen verdammt guten Überlebensinstinkt, Bruder, und kannst im rechten Moment gnadenlos und entschlossen sein. Gegen unseren Feind brauchen wir dies. Findet das Gräberfeld, sucht es ab nach Hinweisen auf den Totenbeschwörer." Ein Lächeln trat auf Halfgars Züge. "Ich vertraue dir, Bruder. Innos mit dir."
    Geändert von Isegrim (07.04.2019 um 20:49 Uhr)

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    „Haben sie es geschluckt?“, fragte Yared, als die beiden Nordmarer die Blockhütte betraten, die man ihnen als vorübergehendes Quartier zugewiesen hatte.
    Zarah, der Inquisitor und er waren bereits auf dem Marsch übereingekommen, dass Halfgar gegenüber den Lagergranden als ihr Anführer auftreten würde. Angesichts ihres Anliegens war das die für Außenstehende sinnvollste Erklärung der illustren Zusammensetzung ihrer Gruppe. Das eigentlich Zarah die Mission leitete, wäre nur erklärbar gewesen, wenn man ihren Status als Agentin des myrtanischen Geheimdienstes offengelegt hätte - ein unnötiges Risiko. Sicher, es wäre auch nicht ungewöhnlich gewesen, wenn Yared als Paladin beauftragt worden wäre, die Nekromantiegerüchte zu untersuchen, aber es war zumindest aufgefallen, wenn ein Magier der Inquisition als einem einfachen Paladin unterstellt aufgetreten wäre. So war das ganze eine runde Sache: Ein Inquisitor der Hinweisen auf Nekromantie nachging in Begleitung eines zu seinem Schutz abgestellten Paladins mit dessen Gefolge.
    Halfgar nickte, dann grinste er: „Es könnte allerdings sein, dass Ihr eine Beschwerde über das Betragen meines Bruders erhalten werdet.“
    „Betragen?“
    „Er hat den vom vermeintlichen Sieg über die Orks trunkenen Bruder Callum etwas ernüchtert.“
    „War er dabei unhöflich?“
    „Keineswegs.“
    Der Paladin nickte. „Mein Dank für die Vorwarnung, Magister Halfgar.“
    Callum war eine dieser Gestalten, die in beinahe allem, was ihnen nicht schmeichelte, einen persönlichen Angriff erspähten - für unglücklicherweise Untergebene nur schwer zu ertragen.
    Yared winkte die beiden heranzutreten und wandte sich selbst wieder dem Tisch zu, auf den er sich aufstützte. Vor ihm lagen dort die aktuellsten Karten der umliegenden nordwestlichen Marken des Reichs aus, die sie im Kloster und hier im Lager bekommen konnten. Zarah und der Kapitän waren seit gut zwei Glasen daran, das Material abzugleichen und ein konsolidierte Fassung zu erstellen. Kaldrin war irgendwo draußen im Lager unterwegs. Er sollte sich unter den Soldaten umhören. Es gab immer etwas, was die Kundschafter und unteren Dienstgrade nicht nach oben weitergaben - und wenn auch nur, um nicht nochmal in die eisigen Hochwälder ausrücken zu müssen, um es ein zweites mal oder in der angenehmen Begleitung des Kompaniemagiers überprüfen zu müssen.
    „Habt ihr noch etwas erfahren, das wir berücksichtigen sollten?“

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    Isegrim trat an den Paladin heran und deutete auf die Linie des Gebirges nördlich von ihnen, die sich mehr schlecht als recht gezeichnet über die Karte zog.
    "Ehrlich gesagt, Sir Yared, nicht viel mehr als vorher. Herr Virgil ist für unsere Mission ungefähr so nützlich wie ein kastrierter Esel in einem Deckstall für Rennpferde - völlig überflüssig. Er steht unser aber wenigstens wohlwollend gegenüber, da er keine großen Kosten daraus erwachsen sieht.", erklärte er, "Zumindest für seinen Bereich. Die Aufgabe im Ganzen hält er natürlich für einen Frevel an der Reichskasse ..." Isegrim schüttelte leicht grinsend den Kopf. Halfgar trat ebenfalls an den Tisch, sah Zarah und den Paladin an und begann dann mit der Unterrichtung fortzufahren.
    "Callum ist ein Dilettant allererster Güte", knurrte er finster, "Aber ich kenne ihn, auch wenn er sich nicht mehr an mich erinnert. Kommt aus einer reichen Khoriner Familie, damals als Khorinis noch Reichtum kannte. Dem wurde der Weg zur Robe des Feuermagiers mit Goldmünzen gepflastert. Sicher, er beherrscht die Magie ... aber nicht ansatzweise auf einem Niveau, mit dem sich ein Feuermagier rühmen dürfte. Innos, die meisten Novizen beherrschen sie besser ...", zischte er, räusperte sich aber, als er die erwartungsvollen Blicke der anderen sah. "Sein mickriges Gespür für die Magie reichte jedoch aus, um ... gewisse Veränderungen wahrzunehmen. Jeder der affin für Magie ist, kann sie im gewissen Grade ... spüren und zuordnen. Es hängt von der Affinität ab. Jene in denen starke Magie schlummert oder die sie zu nutzen wissen, können anhand ... na ja, des Geschmacks, des Gefühls zuordnen, welcher Art sie ist. Innos' Magie fühlt sich warm an, Adanos' Magie kühl, aber nicht kalt. Angenehm. Die der Orks ... mh. Roh, als würde man in Dornengestrüpp greifen. Und die Beliars ... falsch, tot. Unlebendig." Der Inquisitor fuhr sich übers Kinn. "Callums Gespür ist zwar nicht ausgezeichnet, aber er spürte angeblich ... es ist schwer zu sagen ... leer, kalt, stechend, finster. Als würde man zwischen den Sphären der Götter schweben, im ewigen Nichts des Universums."
    Die Nichtmagier schauten sich an. Halfgar seufzte. "Ich sage ja, es ist schwer zu erklären. Ich fühlte das Ganze in abgeschwächter Form, was bedeutet, dass ein durchaus mächtiger Zauber einige Zeit zurückliegt. Es ist ein arkanes Echo. Das heißt, dass Callum es unmittelbar spürte, als es passierte." Er sah die anderen eindringlich an. "Das ist ein klarer Beweis für das Wirken finsterer Mächte im Norden."
    Isegrim sah in die Gesichter seiner Gefährten und atmete langsam aus, beruhigte sein plötzlich schneller schlagendes Herz. Wieder überkamen ihn Zweifel, wieder fragte er sich, ob sie als einfache Menschen sich bei dieser Aufgabe übernahmen. Und ob sie nicht ins Hornissennest stachen wie dumme Kinder. Er schluckte, räusperte sich.
    "Wir fahren fort wie besprochen", sprach er weiter, "Zehn Mann die nach Norden gehen. Zur Sicherheit würde ich sagen, dass ihr anderen hier bleibt, denn falls etwas passiert, erwischt es nur mich und nicht euch." Er lächelte bitter. "Denn eine Agentin, ein Waffemeister, ein Paladin und ein Inquisitor sind wesentlich wertvoller als elf Soldaten."

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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Fort Rhobars Wacht, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Yared schnaubte hörbar, doch Zarah kam ihm zuvor.
    Vehement widersprach sie: „Isegrim, es steht niemandem zu Leben gegeneinander aufzurechnen. Wir wissen alle nicht, was wir in den vielen Tagen oder wenigen Stunden noch vollbringen werden, die wir haben. Ein kurzes Leben kann bedeutsamer sein, als ein langes. Oft ist das eines einfachen Mannes bedeutsamer, als das eines hohen Herrn. Doch ganz gewiss ist die Bedeutung eines Lebens für uns nicht erfassbar. Deshalb ist es nicht an uns darüber zu richten. Das steht allein dem Herrn zu!“
    Der Kapitän ließ die Stille nach diesem Ausbruch seiner Cousine noch etwas wirken. Sie hatte absolut recht und er machte sich Sorgen. Wenn Isegrim nicht hinter ihrem gemeinsamen Plan stand, warum hatte er dann bislang nichts gesagt? Obgleich er den Plan objektiv nachzuvollziehen schien, machte es nun den Eindruck, als stünde sein Herz diesem dennoch ablehnend gegenüber. Aber war es nicht der Nordmarer selbst gewesen, von dem der Vorschlag für die Kundschaftermission gekommen war?
    „Wenn Ihr Bedenken habt, Isegrim, äußert sie jetzt. Ihr tragt doch auch sonst Eure Gedanken auf der Zunge und haltet sie nicht zurück. Macht Eure Seele nicht zu einer Mördergrube.“
    Yared wäre selbst am liebsten mitgekommen. Es wurmte ihn ein gutes Stück weit, aber er hatte eingesehen, dass er als Paladin des Ordens und weil Paladine, die im Heer des Großreiches dienten, üblicherweise mindestens den Rang eines Obersten Feldhauptmanns bekleideten, der einzige war, der zumindest einigermaßen glaubhaft das Kommando über das Lager im Notfall an sich reißen konnte, obgleich er natürlich nie als Obrist bestallt worden war. Nicht, dass sie nicht auf Major Sweers zählten, aber angesichts des Verhaltens vor allem des Kompaniemagiers, aber auch einer etwaigen Wankelmütigkeit des Lagerverwalter schien es notwendig, sich in dieser Beziehung abzusichern. Da draußen waren einfach zu viele Orks unterwegs, als dass sie auf Unterstützung und im Ernstfall Rückendeckung durch die Garnison verzichten konnten.
    Abgesehen davon musst Yared zugeben, dass er für diesen Teil ihrer Operation nur für den Fall eine Hilfe darstellen würde, wenn die Späher unvorsichtig und entweder von den Orks oder dem Nekromanten entdeckt waren. Es war immer noch genug von einem Waldläufer in ihm, um sich durch die eisigen Wälder zu schlagen, aber er war noch nie als möglichst unauffälliger Kundschafter aufgefallen.
    „Ansonsten rate ich Euch: Sorgt dafür, dass Eure Männer lebend wieder zurück kommen. Ihr wisst genau, es geht nur darum die Lage zu erkunden. Spielt da draußen nicht den Helden und sorgt dafür, dass es auch keiner Eurer Untergebenen tut.“
    „Und wenn du ihnen erst beibringen musst, wie man ein Schwert richtig herum hält, dann mach das.“, fügte Kaldrin grinsend an.
    „Zarah?“, erinnerte Yared seine Cousine. Die brauchte einen Moment um herauszubekommen, was er von ihr wollte. Dann sah sie sich kurz suchend um, um ihm anschließend ein etwa handlanges, zylindrisches Lederfutteral zu reichen. Darin steckte ein ausziehbares Fernrohr.
    Yared nahm es entgegen und reichte es an Isegrim weiter.
    „Das könnte Euch nützlich sein.“

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    Isegrim ist offline

    Nördlich des Forts, Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Vorsichtig hatte der Soldat den Gegenstand in lederner Schutzhülle entgegen genommen, diese vorsichtig geöffnet und darin etwas erblickt, was er noch nie in Händen gehalten hatte. Für einen Moment fühlte er sich wieder in seine frühe Kindheit zurück versetzt, an jenen Tag, da ein Reisender aus dem Süden im Feuerclan eingetroffen war, ein Magier, ebenjener Mann, der Tage später Halfgars Talent für Magie erkennen und es ihrem Vater weitersagen würde. Der Feuermagier hatte ein seltsames Gerät dabei gehabt, das er gefühlt eine Stunde lang hatte aufbauen müssen. Ein meisterlich gefertigtes Dreibein, auf dem sich ein längliches Rohr befunden hatte. Die eine Seite hatte sich verjüngt, die andere verbreitert. Mehrere gläserne Linsen hatten sich nach Aussage des Magiers darin befunden, kleine und große.
    "Man kann damit ... mh ... Sachen aus der Ferne heran holen, Junge. Aber nicht tatsächlich, sondern nur ... nun, das Bild."
    Ein zahnlückiger Isegrim hatte zu dem Magier aufgeschaut mit einem Blick voller Ratlosigkeit. Das hatte den Erwählten lachen lassen.
    "Hast du mal durch eine Glasscherbe geschaut?"
    Ein heftiges Nicken.
    "Und dir war, als wäre der Blick ... verbogen?"
    Erneutes Nicken.
    "Nun, dieses Gerät - Teleskop - ist im Grunde das Gleiche. Nur das ich damit", der Magier hatte überlegt und dann hoch zum Kloster gedeutet, "da hochschauen und dir sagen könnte, ob der Novize, der auf den Zinnen steht, sich heute morgen rasiert hat oder nicht."

    Der Soldat hatte den Kopf geschüttelt, die Erinnerung vertrieben und das Fernrohr zurück ins Lederfutteral geschoben. Danach hatte er sich seine Soldaten gesucht und war aufgebrochen. Seine Zweifel hatte er nicht weiter vertieft, hatte schweigend die Aussagen Zarahs und Yareds entgegen genommen. Auf der Reise gen Nordgrenze waren die Zweifel zeitweise verschwunden, weggeweht von Yareds Paladinweihe. Aber hier im Lager waren sie zurückgekehrt, umso stärker und gnadenloser. Vielleicht ist es die Tatenlosigkeit, hatte Kaldrin ihm eines Abends gesagt, Tatenlosigkeit lässt dich nachdenken. Und Nachdenklichkeit lässt dich zweifeln. Und Zweifel ... können dich im falschen Moment töten.

    "Meldung?"
    Der Späher trat heran, gedeckt von verschneitem Unterholz und riesigen Tannenbäumen. Etwa drei Meilen nördlich lag der Fuß des Gebirges der Nordgrenze. Feindgebiet, wenn man es so nennen wollte. Ferwick, so der Name des Spähers, war ein junger Bursche, gerade einmal achtzehn Lenzen alt. Sein größter Fehler war, dass er scheinbar zu Isegrim aufschaute, kaum das er erfahren hatte, dass dieser die Gruppe führen würde. Der Knappe eines Paladins als ihr Truppführer, das hatte natürlich bei den jüngeren Soldaten für Gesprächsstoff gesorgt. Ferwick war zwar jung, aber ein ausgezeichneter Kundschafter und Schleicher.
    "Warggebell", berichtete er, "aus östlicher Richtung kommend. Ich ... ich schätze ... ach, schon gut."
    "Junge", knurrte Isegrim, "sprich. Ich bin kein beschissener Offizier. Red offen, los." Er richtete sich kurz auf, blickte in die zehn Köpfe starke Runde. "Das gilt für jeden von euch, verstanden?" Bestätigendes Kopfnicken. "Also?", fragte der Soldat abermals den Späher.
    "Sie nutzen die Lücken zwischen den Lagern für Expeditionen in unseren rückwärtigen Raum. Die ... die Grünfelle sind nicht dumm, sie haben sicherlich bemerkt, dass wir zwar jene Lücken patrouillieren, aber sehr, nun, sehr sehr unregelmäßig."
    "Noch etwas?", fragte Isegrim.
    "Bewegung am Pass, direkt voraus. Müsste jener Pass sein, der zum einzig befestigten Lager geht. Das ist unser Weg, denn in der Nähe des Lagers ist das Gräberfeld. Vielleicht sollten wir nahe des Passes unterziehen und den Feind aufklären, damit wir etwaige Regelmäßigkeiten in den Patrouillen der Orks erkennen können. Denn ... denn wir wissen nichts über ihre Alarmposten, ihre Verbindungen zum Lager und andere Dinge."
    Isegrim spuckte aus. "Ich wünschte, die Orks wären so primitiv wie sie wirken. Aber wir müssen bedenken, dass sie uns schon einmal vernichtend geschlagen haben. Deshalb ist Aufklärung für uns das A und O. Kann man dort irgendwo gedeckt unterziehen?"
    Ferwick nickte. "Es gibt dort einen alten Steinbruch, den man wohl vor vielen Jahrzehnten genutzt hat. Der ist teilweise wieder zugewachsen und bietet damit genug Deckung. Außerdem ist der Blick von dort auf den Eingang des Passes ausgezeichnet."
    Isegrim grinste wölfisch und sah abermals in die Runde. "Gut, Männer. Dann Aufrüstung aufnehmen, lang gezogene Reihe bilden. Ferwick und, mh, du da, Varantiner ..."
    "Salim, Herr Isegrim."
    "... ja, Salim. Ihr bildet die Vorhut. Seid unsere Augen. Könnt ihr beiden einen Vogel imitieren?"
    "Nein."
    "Sehr gut, ich ebenso wenig. Entdeckt man euch, dann ruft wie die Teufel und rennt zurück, wir bilden dann einen Verteidigungsring und bekämpfen die Orks. Verstanden?"
    "Verstanden", kam es durch Pelz und Fell gedämpft zurück.
    "Dann los."

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    Isegrim ist offline

    Nördlich des Forts, Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Die Nacht wurde kalt und ungemütlich. Schneefall hatte eingesetzt und alsbald die untergezogenen, schweigenden Soldaten mit einer weißen Schicht bedeckt, die zwar höllisch kalt war aber gegen die aufmerksamen Augen vermeintlicher Späher half. Ferwick und Salim, die beiden Kundschafter, hatten keinerlei Bewegung ausmachen können, was nicht bedeutete, dass da auch keine war. Den Grünfellen war alles zuzutrauen, allen voran da sie sich fast auf ihrem Gebiet bewegten. Der Unteroffizier der Truppe - Brabant - hatte ihm erklärt, dass diese Bestien verschiedene Fellfarben besitzen konnten, oft je nach Herkunft. Die Späher waren blassfellige Wesen, die wohl am ehesten als Höhlenorks betrachtet werden konnten. Widerliche gelbäugige Bastarde, hatte der Soldat geflucht, die Niedersten der niedersten Orks, wenn Ihr mich fragt.
    Isegrim hatte ihn nicht weiter gefragt. So hatten sie sich in dem alten Steinbruch breit gemacht. Zum Glück beherrschte ein Großteil der Männer in dem Trupp die Armbrust, Brabant war zwar der einzige Bogenschütze unter ihnen, aber der allgemeinen Meinung nach einer der besten Schützen nördlich vom Wolfsclan. Was nicht mehr viel Auswahl bot, aber immerhin.
    "Salim, wie sieht es aus?", fragte der Ordensbruder, nachdem er durch den Schnee zu dem Varantiner gekrochen war, der etwas abseits mit Blick auf den Pass lag.
    "Keine Bewegungen im Nahbereich", meldete er, "Aber oben, einige hundert Meter den Pass hinauf, da ist Bewegung"
    Er deutete hinauf und für Isegrim war es im Sternenschein und bei all dem Schnee recht leicht, zu erkennen, worauf der Mann deutete. Und tatsächlich, dort bewegten sich etwas. Oder mehrere Etwasse. Die Wesen bewegten sich ohne Hast.
    "Mh", machte der Soldat. "Wie groß, schätzt du?"
    "Zwei Meter und mehr. Orks, zweifelsfrei."
    "Wie viele bisher?"
    "Nie mehr als vier. Bewegen sich dort recht regelmäßig vorbei."
    "Wie regelmäßig?"

    "Jede halbe Stunde, wenn ich richtig schätzt habe."
    "Nutz eine dieser kleinen Sanduhren. Ich brauche eine genaue Zahl." Isegrim seufzte nachdenklich. "Ansonsten: Weiter beobachten, Vorkommnisse direkt melden. Mit Ferwick gemäß dem Wachplan wechseln. Bereite dich seelisch darauf vor, dass wir morgen den Weg hinauf wagen werden. Natürlich im Schutz der Nacht. Will aber vorher noch wissen, die der Feind sich am Tage verhält." Er klopfte dem Varantiner auf den Rücken. "Gute Nacht."
    Ein trockenes Lachen. "Ha, ja, gute Nacht."

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    Isegrim ist offline

    Nördlich des Forts, Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    "Nun, wie sieht es aus?"
    Im Schutze einiger Felsen hockten Isegrim, Brabant sowie die beiden Späher Ferwick und Salim. Der Rest des Trupps sicherte und beobachtete das Umfeld.
    "Wie bereits heute morgen gemeldet, scheinen die Orks alle halbe Stunde ... oder jede Glas an dem Punkt vorbeizukommen, den wir beobachtet haben."
    "Glas?", fragte Brabant und blickte verwirrt auf. "Sind wir bei der Marine, Soldat?"
    Salim hob die Schultern. "Fragt den Truppführer."
    "Sir Yared von Geldern ist Kapitän der Marine und ich sein Knappe. Da ist es nur recht, das ich die Zeiteinheiten der Marine nutze."
    Er blickte die drei Männer an. "Reicht das? Oder wollen wir noch über die Vor- und Nachteile mechanischer Uhrwerke diskutieren, Männer? Nein? Na, dann bin ich ja froh."
    Ferwick fuhr mit dem Bericht weiter fort, während Salim schwieg. "Wir haben uns vorgewagt und den Punkt oben aufgeklärt ..."
    Der kalte Blick aus Isegrims Augen ließ den jungen Mann schweigen wie schon Salim zuvor. In diesem Moment wurde aus dem linkischen Truppführer wieder der Eisenwolf, der Verbrecher von Thorniara, der seinen Einfluss durch Einschüchterung und Brutalität ausgeweitet hat.
    "Definiere: Vorgewagt.", fragte er leise. Ferwick schluckte.
    "Wir ... wir haben zwei Kameraden unseren Posten übernehmen lassen und sind dort hoch geschlichen, als ... als Ihr ... geschlafen habt. Brabant ... er ..."
    Die Miene des Unteroffiziers war steinern. Isegrim wandte ihm das Gesicht zu.
    "Ich habe von Sweers' Leuten wesentlich mehr Professionalität erwartet, Brabant", sprach er langsam, "Das und Disziplin, die den Truppen an der Grenze nachgesagt wird. Ich habe nicht das Machtspiel eines Unteroffiziers am Arsch der Welt erwartet, der meint, nur weil ein Außenstehender die Führung übernimmt, gleich gegen diesen arbeiten zu müssen. Ich habe nicht erwartet, dass er das Wohl seiner Leute, dieser Mission und womöglich des verdammten Nordmars aufs Spiel setzt, nur um schneller und früher handeln und so dem Außenstehenden in die Suppe spucken zu können." Er beugte sich zu dem Bogenschützen vor. "Du hast verdammtes Glück, Brabant, dass ich Ordensbruder und Knappe bin und nicht mehr das, was ich davor war. Der Isegrim hätte dir jetzt den Wanst aufgeschnitten." Er spuckte aus. "Wenn wir zurück im Lager sind, melde ich euch drei und eure beiden Kumpanen, die da mitgemacht haben. Der frostige Boden eignet sich gut zum Latrinengraben, Jungs."
    Brabant spuckte Isegrim vor die Stiefel. "Am Arsch."
    "Steck's dir sonstwo hin, Brabant. Noch ein Wort und du lernst mich kennen. Also los, ihr Idioten, was habt ihr da oben aufgeklärt?"
    Ferwick war blass geworden, sprach aber klar und deutlich. "Leichte hölzerne Befestigungen und Unterstände, recht gut gedeckt, aber die Grünen rechnen wohl nicht damit, dass die Aufklärung quasi wenige Meter neben ihnen steht. Die Patrouille marschiert einen Vorsprung mit Blick auf den Wald und Rhobars Wacht entlang und macht dann kehrt."
    "Hat man euch bemerkt? Ist euch irgendwas aufgefallen?"
    Brabant schüttelte den Kopf. "Du bist die Höhe, Kerl", knurrte er, "Denkst du meine Männer sind noch grün hinter den Ohren? Ein Haufen Deppen in Uniform? Arrogantes Arschl..."
    Er verstummte kurz, da der Blick Isegrims nicht mehr auf ihm ruhte sondern auf etwas über und hinter ihm.
    "Schau mich an, du Pisser, sonst stech ich dich ..."
    "Brabant, sei so gut und halt die Klappe. Dann errichte einen Verteidigungsring. Bete zu Innos, das wir das überstehen. Und bete auch dafür, dass es mich erwischt, sonst werde ich zu deinem Albtraum auf Erden."
    "Was ist denn, Mann?!", rief der Unteroffizier aus, ehe er selbst herumwirbelte und den Pass entlang blickte. Schwere stampfende Schritte, orkische Rufe. Zehn Grünhäute, zwei davon im Mantel der Elitekrieger, der Rest wohl einfache Späher.
    "MÄNNER!", brüllte Isegrim, sprang aus der Hocke auf und zog sein Schwert. "MÄNNER! In Position!"
    "Verteidigungsstellung!", schrie Brabant.
    "NIMROK-GRASH! MORRA-KA!", brüllte der Elitekrieger der Orks mit ohrenbetäubender Stimme, der den Trupp führte.
    Alles schrie. Alles machte sich für den Kampf auf Leben und Tod bereit.
    Innos, stehe mir bei. Wenn du tatsächlich an meiner Seite stehst, mein Gott, dann brauche ich dich hier und heute!

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    Der Kampf in dem ehemaligen Steinbruch war anders als alles, was Isegrim bis dahin erlebt hatte, was abgesehen von den Übungskämpfen mit Yared und Kaldrin noch nicht viel gewesen war. Man musste dem Trupp zugute halten, dass er schnell und sicher reagierte und sich von den zehn Grünfellen nicht wirklich aus der Ruhe bringen ließ. Alles schrie und brüllte, kreischte und rief, als die Bestien auf den dünnen aber festen Schildwall trafen, den die Soldaten gebildet hatten. Salim und Ferwick dünnten die auf diese Art und Weise gestoppten Orks mit mehreren Bolzenschüssen aus. Zwei der ungepanzerten Kreaturen gingen zu Boden, zehn Zoll Holz mit Stahlspitze im Schädel.
    "Auffächern!", brüllte Isegrim und der Schildwall öffnete sich und ließ die überrumpelten Orks hindurchstolpern. Zwei Soldaten gingen zu Boden, einer davon schrecklich gespalten von dem langen gezackten Schwert eines Elitekriegers. Die Späher ließen die Armbrüste fallen und zückten die Klingen, ebenso wie Brabant, der sich bewaffnet mit einem schrecklichen Streitkolben in den Kampf warf. Er band den Elitekrieger an sich, was einem kleinen Teil in Isegrim, jenen Teil, der lautstark vor Angst schrie, beruhigte. Denn in den unmenschlichen Augen hatte er den Wunsch gelesen, den Hass gesehen, sich selbst als das Ziel ebenjener Emotionen gesehen. Der Ork erkannte in ihm den Anführer und wollte ihn entsprechend besiegen.
    Eine andere der Kreaturen warf sich ihm jedoch entgegen und da bemerkte Isegrim erst den Unterschied zwischen den Orks. Der gegen den Brabant kämpfte, war groß, aufrecht und titanisch. Er wirkte - soweit es für Orks zu traf - zivilisiert. Die anderen hingegen wirkten ungelenker, gedrungener und wilder. Sie artikulierten sich geifernd und kreischend und barbarischer. Höhlenorks, kam ihm in den Sinn, ehe die schartige Klinge der Kreatur auf sein Schwert traf. Ihm war, als würde seine Armknochen in tausende Teile zersplittern und ein Gefühl von Taubheit kämpfte darum, Kontrolle über den Arm zu erlangen. Mit einer fast schon göttlichen Anstrengung widerstand Isegrim dem und wich zur Seite aus. Parieren und Blocken war hier keine Option. Hier gewann er mit Schnelligkeit und Gerissenheit.
    Wie ein Floh sprang und tanzte er herum, nutzte den Platz gewinnbringend aus. Er zischte und lachte hysterisch, brachte den Höhlenork damit immer weiter in Rage. Immer wieder wich Isegrim geschickt aus, ehe er einen Moment nutzte, um mit der scharfen Gardeklinge die Sehnen des linken Beins des Orks zu durchtrennen. Schreiend ging die Bestie zu Boden, blickte Blut und Geifer spuckend auf, schlug um sich. Mit aller Kraft seines Körpers warf sich Isegrim mit dem Schwert voran auf den Ork und durchstieß seinen Kehlkopf, den Hals, Wirbel und den Erdboden.
    Zwei, drei Sekunden in denen der Soldat keuchend Luft holte, sich fragte, in welche Hölle er hier geraten war. Er blickte sich um, in seinen Ohren klingelte es als würde er mit dem Kopf in eintausend Glocken stecken. Der Kampf war nahezu ausgeglichen, so seltsam es wirkte. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, dass ihre Feinde, nun ja, ausgehungert wirkten. Unterernährt gerade zu.
    Sein Blick ging zur Seite, zu Brabant hin, der Mühe hatte, den Elitekrieger abzuwehren. Immer weiter trieb dieser den Unteroffizier zurück. In seinen Augen erkannte Isegrim die bittere Erkenntnis, dass es das gewesen sei. Und wirklich: Einen Moment überlegte er, den Mann sterben zu lassen ...
    "Dann mach schon, Bestie! Tu es, komm her und hol mich!", brüllte der Soldat dem Biest in das grobschlächtige Gesicht.
    "Zu gerne, Morra, es ist lange her, dass ich Menschenfleisch gegessen habe!", grollte der Elitekrieger. "Grüße deinen Lichtgott von ..."
    Vor Überraschung und Schmerz schrie die Kreatur auf, die Worte ersetzt durch etwas Unartikuliertes und Lautes. Isegrim hatte sich mit aller Macht von hinten auf ihn geworfen, die Klinge zuerst. Sie hatte problemlos Rüstung und Herz durchbohrt. Hustend rappelte sich Isegrim wieder auf, nachdem ihn das Gewicht der Kreatur mit hinab gerissen hatte. Brabant stand da, blickte ungläubig zwischen Isegrim, dem Ork und den überstandenen Kämpfen drumherum hin und her.
    "Du ... du hast mir das Leben gerettet", hauchte der Unteroffizier. Isegrim klopfte sich blutigen Schnee von der Rüstung, spuckte aus. Rötlicher Speichel. Er betastete seine Zähne mit Zunge. Ja, irgendwo hinten hatte sich was gelöst, verdammt. Er blickte auf seine Arme herab, prüfte Beine und Oberkörper. Keine Wunden. Ein ausgeschlagener Zahn, wussten die Götter wie das passiert war, war sein einziger Preis für den Kampf.
    "Weil hier jeder Mann zählt, Brabant", flüsterte Isegrim kalt, "Schau dich um. Vier Mann sind tot. Salim ist darunter. Glückwunsch, Brabant. Deine Idiotie hat uns fast das Leben gekostet." Er spuckte erneut aus. "Das nächste Mal, wenn du Todessehnsucht hast, schnapp dir nen Strick und such dir nen Baum."

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    Isegrim ist offline

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    Immer wieder hatte der Unteroffizier ein Gespräch mit Isegrim gesucht, der jedoch seine wertvolle Zeit darauf verwandt hatte, nach Orktrupps zu suchen, die sich auf die Suche nach dem einen verschwundenen gemacht hatten. Als aber Stunden später immer noch nichts darauf hindeutete, traf der Soldat eine Entscheidung und verkündete sie seinem Trupp, der vier Mann verloren hatte.
    "Herhören", sprach er in Deckung einiger Felsen, "Wir werden über den Pass vorstoßen."
    "Vorstoßen?", fragte Brabant und blickte den Ordensbruder ungläubig an. "Das kann nicht dein Ernst sein, nachdem wir vier Soldaten ..."
    "Vorsichtig, Brabant", fuhr ihm Ferwick düster dazwischen, "Du und ich tragen die Schuld daran. Also wag es nicht, andere zu belehren, wenn du selbst nicht besser bist, kapiert?"
    Brabant schüttelte nur den Kopf. "Soldat Ferwick, reiß dich zusammen und vergiss nicht, wo deine Stellung ist."
    "An meiner Seite!", ging Isegrim laut dazwischen, "Genauer als mein Unteroffizier. Du bist deiner Position in diesem Trupp enthoben und nach Beendung der Mission werde ich Major Sweers empfehlen, dass er dich degradiert. Du bist nicht in der Lage dich unterzuordnen, wenn es die Situation gefährdet. Du hast vier Mann auf dem Gewissen, ebenso wie Ferwick und ich, jeder auf unsere Art. Aber dein Beitrag, Brabant, war der ausschlaggebende. Das Blut klebt am dicksten an deinen Händen. Und jetzt Ruhe." Er wandte sich an Ferwick. "Unteroffizier, fahrt fort. Wir haben uns ja schon über meinen Plan unterhalten."
    Der junge Späher nickte. "Wir werden im Schutz der Nacht den Pass hinaufschleichen und zusehen, dass wir diese Stellung der Orks aufklären. Es besteht Grund zur Annahme, dass der Posten weit vorgelagert ist und deswegen keine Verstärkung kam. Einfach weil die Wege derart lang sein müssen." Er deutete hinauf. "Darüber hinaus können wir uns dort selber wesentlich besser verschanzen, vielleicht sogar einen Boten losschicken, der Verstärkung und Verpflegung aus Rhobars Wacht beschafft."
    Isegrim nickte zustimmend. "Gibt es Einwände?", fragte er, Brabants blasses Gesicht ignorierend. Die Männer schüttelten den Kopf, wirkten nach dem zurückliegenden Kampf entschlossener und energischer.
    "Gut, dann los, Männer. Sachen aufnehmen und in Reihe marschieren. Brabant und Ferwick vor, ich will Schützen an der Spitze haben." Der Ordensbruder blickte in die Runde, in die gleichen fast fiebrig wirkenden Augen wie die seinen. "Innos ist bei uns, Männer. Vier Brüdern hat er das Geschenk des Lichts erteilt, hat sie strahlend wie den Morgenstern ins Totenreich eingehen lassen. Innos ist bei uns."
    Glaubt er es selbst? Er wusste es nicht. Vielleicht kamen ihm die Worte auch nur so leicht aber überzeugend über die Lippen, weil er ein guter Lügner war. Er wusste es wirklich nicht ...

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