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    Abenteurer Avatar von Azaved
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    Azaved ist offline

    Wohnhöhle, Freies Beria, Myrtana

    "Ungh....."
    Schmerzhaft griff Azaved sich an die Seite. Widerwillig setzte er sich auf. Lyka, welcher eben noch zu seinen Füßen am Boden zusammengerollt gelegen hatte, richtete sich auf und stupste ihn mit der feuchten Nase an, sah fragend zu ihm.
    "Ist schon gut." erwiderte der Varanter. "Brauch nur ein paar Momente......"
    Das Training am gestrigen Tag hatte ihm alles abverlangt. Und bei all den Treffern die er eingesteckt hatte, war es nun kein Wunder dass ihm alles weh tat.
    Doch damit hatte er gerechnet als er es begonnen hatte und somit war es nun auch keine Ausrede dafür, morgendliche Pflichten nicht zu erledigen.
    Danach würde er sich dann eine Waffe aussuchen, wie Tayon es vorgeschlagen hatte. Er hatte ihm einige wertvolle Dinge beigebracht. Nicht nur rein körperlich. Nein, er hatte ihm auch gezeigt dass es wichtig war, seine Grenzen zu kennen. Nicht blindlings in einen Kampf den man nicht gewinnen konnte zu stürmen.
    Geändert von Azaved (13.02.2021 um 22:26 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #362
    Krieger Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    In den Bergen, nordwestliches Nordmar, Königreich Myrtana

    „Verflucht nochmal, Goblin“
    Kiyans Stimme ging in dem Wind unter, der den Schneefall zu einem wahren Schauer machte, gespickt mit Eis. Das Prasseln stach so lange, bis das Gesicht, welches unter den Fell- und Lederschichten noch zu sehen war, taub wurde. Goblins Tatendrang hatte einem wahren Fanatismus Platz gemacht. Vielleicht war es auch mehr, eine Todessehnsucht wie sie nur ein Wahnsinniger besitzen konnte. Und was bin ich dann, wenn ich ihm folge?, fragte sich Kiyan in Gedanken, ehe ein neuerlicher Windstoß eisige Kälte brachte.
    Die letzte Spur lag gut und gerne eine Meile zurück, gleichwohl hier in den Bergen, in diesem Schneegestöber, die Länge einer Spur und ihr Alter schnell verwischt war und ihr zu folgen eher dem Schießen eines Bogens mit verbundenen Augen glich. Einzig ein Schrei – tief und kehlig – hatte die Aufmerksamkeit des Gortharers aus der kalten Monotonie gerissen und einen Moment daran glauben lassen, dass dort etwas Düsteres und Dunkles war.
    „Wir sind nahe.“, die Stimme des Einsiedlers war über den Wind fast nicht zu hören. Kiyan blickte ihn an, das ebenfalls halb verhüllte Gesicht, das Eis in den buschigen Augenbrauen. Der Blick darunter fiebrig und manisch.
    „Nahe woran?“, rief Kiyan heiser, „dem sicheren Tod, oder was?“
    „Nein“, der Mann deutete voraus, „ihnen.“
    Aus dem dichten Schneegestöber schälte sich eine Felswand. Hatten sie das Ende eines Passes erreicht, der in eine Sackgasse führte? Eine Höhle klaffte darin wie eine offene Wunde, doch obwohl Kiyans gesunder Menschenverstand ihn anschrie, umzukehren und lieber durch den Schnee zurück zu stopfen als dort hinein zu gehen, versprach die Höhle den geschundenen Körpern zumindest etwas Wärme und das wunderbare Fehlen des Schneesturms.
    „Wir gehen rein.“
    Kiyan zögerte einen Sekundenbruchteil, haderte wirklich mit dem Gedanken, kehrt zu machen und Goblin alleine das Ziel seiner wahnsinnigen Spurensuche finden zu lassen. Doch obwohl sein Körper taub war vor Kälte, regte sich darin die Flamme seines Gewissens. Also folgte er dem Einsiedler.
    Tod ist Tod. Ob im Schnee oder in der Höhle.

  3. Beiträge anzeigen #363
    Krieger Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    In den Bergen, nordwestliches Nordmar, Königreich Myrtana

    Man konnte im Dunkel sehen. Im ersten Moment, nachdem sie aus der weißen Hölle ins wärmere Innere der Höhle getreten waren, hatte Kiyan gedacht, er wäre blind, vielleicht gar tot, von etwas getötet, das Leben nahm, ohne das der Sterbende es merkte. Dann aber schien es, als würde die Dunkelheit glühen. Bald erkannte er, dass dies von den Wänden der Höhle kam. Leicht bläulich fluoreszierend, strahlte es genug Licht aus, um sehen zu können. Und was Kiyan und Goblin sahen, ließen sie im ersten Augenblick vor Furcht erstarren. Ihnen zu Füßen lag eine große, haarige Kreatur. Zumindest ihre Reste. Gekleidet in barbarische Felle und mit Knochen und Steinchen behangen, tränkte ihr Blut den Boden der Höhle unter sich schwarzrot. Die wunde Nase des Gortharers nahm die Gerüche des Blutes und von Fäkalien auf. Goblin kniete sich ungelenk nieder, drehte den Kopf der Kreatur und zuckte zurück. Kiyan wandte sich würgend ab. Da war kein Gesicht. Nur ein Loch.
    „Götter“, hauchte er und blickte zu der ebenso blau leuchtenden Decke hinauf. „Was tut so etwas … was kann dies anrichten?“
    Goblin brachte keine Antwort hervor, erhob sich nur und blickte tiefer in die Höhle, dorthin, wo ein Gang nach einigen Windungen tiefer hineinführte in den Berg.
    „Goblin …“, versuchte es Kiyan fast flehend. „Bitte …“
    Aber der Mann stolperte bereits vorwärts. Der Gortharer fluchte verzweifelt und folgte ihm.
    Minuten vergingen. Vielleicht Stunden. Tage, Wochen, Jahre? Nein, Minuten. Einzig Kiyans Geist spielte fürchterlich verrückt. Furcht, Erschöpfung, die Schmerzen durch die Wärme, die seinen Körper wieder flutete, all dies sägte vehement an den Grundfesten seines Verstandes. Immer wieder sah Kiyan im Blaudunkel Dinge auf dem Boden liegen. Blutige Dinge. Vielleicht bildete er sich das ein, vielleicht waren dies schlicht Äste, die ein Tier hierhergeschafft hatte, um sich ein Nest zu bauen, vielleicht lediglich Knochen einer größeren Beute. Es erklärte aber nicht die matschigen Geräusche und den bestialischen Gestank. Es erklärte nicht die Aura des Todes, die die Höhle wie eine Sturzwelle flutete.
    Der Gang, dem sie folgten, wurde höher und breiter, machte einer Höhle Raum. Kiyan und Goblin erstarrten abermals, nun aber vor Erfurcht. Tanzende Lichter an der Decke, irrlichternd und zauberhaft, füllten den natürlichen Steinsaal mit fast blendender Helligkeit.
    Am Ende der großen Höhle stand eine Gestalt, die sich zitternd zu ihnen drehte. Ein Ork. Groß, primitiv wirkend. Eine Robe aus Wolfsfell tragend, gleichwohl sie versengt war, blutgetränkt und nur noch ein Schatten des wilden Stolzes, den sie ausgestrahlt und ihr Besitzer besessen hatte. Das haarige, breite Gesicht des Orks war eine Maske frischen und getrockneten Blutes, das Weiß von Knochen sichtbar.
    Morras … grash-vrykkudi“ Er deutete lachend an die Decke, einen zerfetzten Finger hochhaltend. Die Lichter tanzten weiter munter herum. Kiyan und Goblin rührten sich nicht, was den Ork schnauben ließ.
    „Wintergeister … Morras“, sprach er kehlig in der Zunge der Menschen, die er so liebevoll Sklaven nannte. „Ich … wollte binden Winterlichter mit Schöpfermagie.“ Er lachte erneut, spuckte eine beachtliche Menge Blut aus. „Hätte … sie schlafen … lassen sollen.“
    Der sterbende Ork hob eine Pranke, murmelte guttural einige Silben. Dunkler Rauch schoss hervor, in Richtung der Decke. Ein Angriff? Jedenfalls reagierten die eben noch friedlich wirkenden Lichter aggressiv. Das kühle Blau machte einem blutigen Rot Platz. Der Anblick, der beinahe traumhaft gewirkt hatte, gewann nun alle Facetten eines leibhaftigen Alptraums. Die Lichter zischten, gingen nieder und reagierten auf die magische Attacke des Orks.
    Dunkelheit. Als hätten die Lichter gleichzeitig beschlossen, zu verlöschen, war da nur noch Dunkelheit. In einem Bruchteil einer Sekunde erkannte der Gortharer, dass er ohnmächtig geworden war.
    Oder ich bin gestorben, überlegte er, ehe warme, wohlige Schwärze ihn umfing.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    In den Bergen, nordwestliches Nordmar, Königreich Myrtana

    Schritte auf einer hölzernen Treppe. Unter ihm Musik, gespielt von einer Gruppe. Menschen plaudern, speisen, tanzen. Das elterliche Haus, gelegen im Händlerviertel von Gorthar, im Vergleich zu anderen Häusern noch recht neu und frisch wirkend, dadurch lebendig und froh. Sein Vater hat den Arm um die Schulter seines Bruders gelegt, der schüchtern lächelnd die Kaufleute ansieht, denen er gerade überschwänglich vorgestellt wird. Die Mutter lacht und tratscht mit anderen Ehefrauen, garniert ihre scheinbar oberflächlichen Aussagen jedoch immer wieder mit Stolperfallen aus trockenem Humor, der sie zeitlebens begleiten wird.
    Kiyan erreicht den Fuß der Treppe. Er ist betrunken. Wie stets und ständig eigentlich. Sein Bruder ackert, er feiert. Der Inbegriff von Fairness, Leid und Glück von Erst- und Zweitgeborenen. Der Erbe muss arbeiten, der Nichterbe kann das Geld verprassen und ein leichtes Leben in Saus und Braus führen. Lallend schäkert Kiyan mit jungen Damen, jedoch auch der einen oder anderen Kaufmannsfrau. Die Blicke, die sein Vater verschießt, bemerkt er nicht. Erst als er seinen Erben wie einen Köder, eine Ablenkung bei den Kaufleuten stehen lässt, bemerkt Kiyan sein Näherkommen.
    Das Gesicht ein Sinnbild mühsam unterdrückter Wut und Enttäuschung, öffnet sein Vater den Mund … und ein Schwall dunklen Rauchs, der gleiche Rauch, den der Ork beschworen hatte, ergießt sich wie Blut durch die zusammen gebissenen Zähne. Die Augen pulsieren mit dem roten Schein der tanzenden Irrlichter aus der Höhle. Der Rauch hüllt ihn ein, packt ihn wie die Hand eines Giganten und versucht, öffnet mit unvorstellbarer Macht seinen Kiefer und stürzt sich seine Kehle hinab. Kiyan schreit tonlos und Finsternis legt sich über die Szene wie ein Bühnenvorhang.


    Kiyans Bewusstsein kehrte zurück, langsam und vorsichtig, als würde es nach Gefahr Ausschau halten und bei der kleinsten Bewegung sofort wieder verschwinden. Andere Sinneseindrücke hielten ebenfalls wieder Einzug. Der Geruch von Erde und Wärme, etwas feucht und modrig, aber auf eine Art angenehm. Die Augen öffneten sich langsam, erblickten die Formen der Höhle im Halbdunkel, die felsige Decke. Wind wehte, kalt und eisig. Zuletzt gesellte sich das Gehör dazu.
    „He, Mann!“, Schritte auf dem Höhlenboden. „Lebst du noch?“
    „Kjetil, das ist eine verflucht nochmal bescheuerte Frage“, knurrte eine ebenso tiefe, heisere Stimme. „Der blinzelt. Also lebt er noch.“ Ein kurzer Fluch. „Dann hilf mir ihn einzupacken, der ist kalt wie eine Leiche, bei den Ahnen! Wir sind den Spuren so weit gefolgt, Kjetil, und haben ihn hier gefunden. Ich will Antworten.“
    Aber Kiyan versank schon wieder in Ohnmacht.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    In den Bergen, nordwestliches Nordmar, Königreich Myrtana

    Ein kleines Lagerfeuer prasselte im steinernen Saal der Höhle, in der Kiyan von den beiden Nordmännern gefunden worden war. Die Krieger – denn das waren sie ganz offensichtlich, wenn man sich ihre Ausrüstung besah – besaßen einen Schlitten, auf dem sie ihre Vorräte verstauten. Darunter auch trocken gelagertes Holz. Auch Trockenfleisch und etwas alter aber nichtdestotrotz schmackhafter Käse hatten sie mit sich geführt und ihm etwas davon gegeben. Der Gortharer spürte die Wärme zurückkehren und lehnte sich etwas zurück, zufrieden und heilfroh, vor dem sicheren Tod bewahrt worden zu sein.
    „Also“, begann derjenige, der scheinbar der Anführer des Trupps aus zwei Männern war. „Beginnen wir mit der ersten Frage, Midländer: Wie heißt du?“
    Kiyan blickte auf, legte den Kopf schief. „Kiyan. Aber ich stamme nicht vom Festland“, erklärte er und lächelte leicht, „Gorthar.“
    Der andere Mann – Kjetil – lachte auf. „Ha, wusste doch, dass ich den Akzent kenne!“
    Sein Gefährte blickte ihn kurz an, hieß ihn wortlos zu schweigen. „Also, Kiyan aus Gorthar, wir sind einer Spur gefolgt. Ungefähr vom Feuerclan aus. Haben Kadaver gefunden, die zwar schon einige Tage alt waren … aber übel zugerichtet.“ Er schüttelte den Kopf. „Kein nordmarisches Raubtier tut so etwas. Sie jagen um zu überleben. Nicht … zum Spaß.“ Er fuhr sich durch den blonden Bart. „Am Ende treffen wir auf diese natürliche Sackgasse mit der Höhle. Vor … zwei Tagen haben wir Gebrüll gehört. Vielstimmig. Orkisch. Dann … auch klar menschliche Schreie.“
    Kiyans Blick wanderte während der Worte des Nordmannes über die beiden Krieger. Der namens Kjetil hatte eine Wurfaxt griffbereit zu Füßen. Und über den Knien des sitzenden Anführers lag eine doppelschneidige, einhändig zu führende Axt. Instinktiv griff der Gortharer an seinen Gürtel, um den Griff seines Schwertes zu fassen, einfach der Sicherheit wegen … aber es war nicht da. Seltsam, dachte er, ehe er bemerkte, dass der Nordmann weitergesprochen hatte.
    „Du wirkst abwesend, Kiyan aus Gorthar“, knurrte er, „Ich fragte, wie du es unbewaffnet und scheinbar ohne Ausrüstung bis hier hingeschafft hast. Dies hier ist … abgeschiedenes, gefährliches Gebiet. Hinter diesen Bergen befinden sich die Nordlande der Orks.“
    Kiyan schluckte. Orks? „Nun, ich …“, begann er seine Erklärung, ehe er abrupt wieder verstummte. Bei den Göttern, er hatte keine Erklärung. Nichts. Er erinnerte sich daran, dass er in Geldern aufgebrochen war um eine Nachricht zu überbringen … danach war nichts mehr da. „Ich weiß es nicht.“, schloss er leise.
    Kjetils Blick war mitfühlend. „Jorgen, vielleicht ist er … naja …“
    „Irre?“, beendete der Anführer den Satz. „Niemals. Der plappert nicht wie ein Wahnsinniger. Entweder er weiß tatsächlich nicht, wie er hierhergekommen ist, oder er lügt und tut nur so. Vielleicht“, fuhr Jorgen fort, aufgebrachter als zuvor, „ist er ein verfluchter Magier, der die Tiere geopfert hat um Macht zu gewinnen. Das würde erklären, warum er bis jetzt überlebt hat.“
    Der Griff um die Axt schloss sich so fest, dass die Knöchel des Kriegers weiß hervortraten. Kiyan keuchte auf. „Götter, nein! Ich … ich …“, stammelte er, versuchte sich zu erinnern. „Da … da war Licht. Dunkler Rauch.“ Die einzigen Eindrücke, die sich irgendwo in seinem Geist regten, verschlafen wie ein Bär im Winterschlaf. „Ihr müsst mir glauben!“
    Jorgen erhob sich langsam. „Glauben? Ihr Magier treibt stets und ständig eure Spiele, verflucht. Ich habe eine bessere Idee, zu beweisen, ob du lügst oder nicht.“ Ein finsteres Grinsen teilte sein Gesicht. „Etwas Folter …“
    „Bei den Ahnen!“, unterbrach ihn Kjetil aufgebracht, sprang auf, legte die kurze Entfernung zwischen sich und Kiyan zurück und drosch dem Gortharer mit der Kraft eines Schmiedehammers ins Gesicht. Mit einem nicht wirklich männlichen Aufschrei und Tränen in den Augen stürzte er zur Seite, wimmerte und fluchte halblaut.
    „Siehst du, Jorgen? Magier sind stolz, stolzer noch als wir Nordmänner. Meinst du einer dieser arroganten Zauberer würde sich so schlagen lassen?“, knurrte er, „Der ist harmlos. Verwirrt und verirrt. Wahrscheinlich ist er gestürzt und hat sein Gedächtnis verloren. Ist herumgeirrt und hier gelandet. Und siehst du hier, Jorgen? Nichts. Eine völlig leere Höhle, kein Magierversteck. Und jetzt, verflucht, lass ihn uns mit zum Clan nehmen. Der wird Heim wollen, der Gortharer.“

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Hammerclan, Nordmar, Königreich Myrtana

    Der Geruch gebratenen Fleisches weckte Kiyan aus seinem traumlosen, dabei aber nicht wirklich erholsamen Schlaf. Er richtete sich auf, während leichte Kopfschmerzen wie die Gezeiten Schmerz an die geplagte Küste seines Geistes warfen. Ein Räuspern war zu hören, Schritte und das Gefühl im Innern des Gortharers, dass jemand Großes neben ihm stand. So war es auch.
    „Du bist also der, den sie in der Höhle gefunden haben“, brummte die tiefe Stimme und klang dabei für ihn, als würden Felsen aneinander reiben. „Der … mh, Weißfuchs.“
    Weißfuchs? Kiyans Geist arbeitete mühsam, konnte sich den Namen aber nicht erklären. Er versuchte sich aufzusetzen, seine Umgebung zu verarbeiten. Er scheiterte kläglich. Ein nicht gerade männliches Ächzen kam über seine Lippen, was den Riesen kichern ließ.
    „Du bist noch schwach“, erklärte er das Offensichtliche, „Stark unterkühlt, sei froh, dass du noch alle Finger und Zehen hast. Arme und Beine natürlich eingeschlossen“, ein erneutes Auflachen, „Dazu noch der Schaden … da oben. Du warst eine Zeit lang apathisch, wie in Trance. Lebendig, aber nicht ganz. Tot, aber nicht so richtig.“
    Schweigen folgte den Worten. Kiyans Sicht klarte auf. Neben dem Bett, in dem er lag, hockte in leicht gebeugter Haltung ein wahrer Riese von einem Mann. Einarmig zwar, aber nichtsdestotrotz gefährlich wirkend. Sein Gesicht war vom Alter und vergangenen Mühen geprägt, dabei wohnte seinen Augen aber eine gewisse … Wärme inne. Immer wieder blieb Kiyans Blick an dem Ärmel hängen, den der Mann umgeschlagen und festgenäht hatte.
    „Ich war mal ein Krieger“, erklärte er, „Ein ziemlich guter sogar. Dann hat mir das Schicksal mehrmals mit Anlauf zwischen die Beine getreten.“ Er zuckte die Schulter, an der sein linker Arm endete. „Nein, nicht von einem schwarzen Troll ausgerissen. Wundbrand. So fallen die Großen, mein Freund, nämlich durch die ganz Kleinen.“
    Der Gortharer verstand nicht so recht, was der Nordmann da sprach.
    „Wieso“, begann er leise und heiser, mehr ein Krächzen als Worte. Ein schwaches Räuspern. „Wieso … Weißfuchs?“
    Einen Moment sah ihn der Hüne an, als würde er sich fragen, warum Kiyan gerade an diesem Punkt einhakte. „Jorgen und Kjetil.“, erklärte er. „Ihr Einfall. Meinten, sie haben dich da wie einen erschöpften, in den Bau gejagten Fuchs gefunden. Und du warst angeblich weiß wie Kalk, kurz vorm Tode. Daher … Weißfuchs.“
    Kiyan sah ihn wieder an. Verständnislos, verzweifelt.
    „Wichtig ist, dass du lebst, mein Freund.“, beruhigte er den Liegenden. „Du musst zu Kräften kommmen, Kiyan … aus Gorthar. Der Weg in deine Heimat ist weit, auch wenn nur die Ahnen wissen, wie du dort oben gelandet bist.“ Etwas Prüfendes lag wieder in seinem Blick. „Aber das Schicksal geht so seine Wege und führt uns Menschen in den meisten Fällen nahezu blind darauf.“
    Er hob die Schultern, stand auf und ging. „Schlaf“, rief er noch. Kiyans Kopf schwirrte wieder, Schmerz kehrte zurück und bot endlich die gnädige Dunkelheit weiteren Schlafes.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Hammerclan, Nordmar, Königreich Myrtana

    Kiyan erwachte aus einem unruhigen Schlaf voller wirrer Träume und Alpträume. Mal war er wieder im heimatlichen Handelshaus und sah eine Feier zu Ehren seines Bruders, der seine Lehre abgeschlossen hatte und damit als vollwertiger Kaufmann galt, nur dass aus den Mündern der Gäste dunkler Rauch schoss, dass blendendes Licht in Karaffen, Weingläsern und dem etwas übertriebenen Springbrunnen im Garten der Familie floss. Dann wieder stolperte Kiyan durch die Finsternis, die einen seltsamen Beigeschmack trug, wie feuchte Erde, moschusartig und mit einer leichten Note von Verfall. Panik machte sich breit wie bei jedem Menschen, der davon träumt, lebendig begraben zu sein. Also grub und grub und grub Kiyan, ehe er an die Oberfläche kam. Doch es war keine Erde, aus der er den Kopf hervorsteckte und sich mühsam herauszog, sondern ein Berg toter, grünfelliger Kreaturen. Sein Blick fiel auf eine menschliche Gestalt mit dem Gesicht eines Goblins.
    Er erwachte, als die Kreatur die Augen öffnete und schwarzer Rauch daraus hervorquoll.

    „Bei den Ahnen, Bursche“, knurrte der einarmige Riese und half ihm umständlich ins Bett zurück. Kiyan hatte sich auf dem hölzernen Boden wiedergefunden. „Für komplizierte körperliche Betätigung bist du noch etwas zu schwach.“
    Kiyan murmelte einen Dank und wischte sich Schweiß vom Gesicht. Seine Haare klebten am Kopf, als hätte er den Kopf in ein Wasserfass gesteckt. Der Hüne zog seinen Stuhl heran, legte die Pranke an die Stirn des Gortharers und wartete einen Augenblick.
    „Fieber hast du nicht, das ist gut.“, schloss er, „Hatte die Befürchtung, dass du dir was eingefangen hast. Also hast du wohl“, ein kurzer, prüfender Blick, „nur schlecht geträumt, nicht wahr?“
    Der jüngere Mann seufzte, lehnte sich zurück. „Ja“, presste er hervor. „sehr schlecht. Und sehr wirr.“
    „Erzähl mir davon.“, der Hüne drängte nicht, sondern sprach die Worte, als würde er Kiyan darum bitten, ihm das schöne Sommerwetter zu beschreiben. „Manchmal steckt in Träumen … die Wahrheit.“
    Der Gortharer nickte und erzählte ihm, voran er sich erinnern konnte. Nachdem er geendet hatte, saß der Nordmann einige Augenblicke schweigend da.
    „Ein Mensch mit Goblingesicht, sagst du?“
    „Ja. Irgendwas daran kam mir bekannt vor, aber … wahrscheinlich hat der Traumweber in meinem Kopf einfach einen Alptraum schaffen wollen.“
    Der Hüne wirkte nicht überzeugt, ging aber zum nächsten Punkt weiter. „Sehr präsent, finde ich, ist dieses schwarze Rauch. Hast du mal eine Feuersbrunst miterlebt? Jemanden darin verloren? Gerade eine Metropole wie Gorthar …“ Kiyans Kopfschütteln unterbrach ihn und ließ ihn finster schweigen.
    „Ein Berg aus toten Orks.“, versuchte er es, „Hast du vor elf Jahren im Krieg gedient? Ich kann mich an viele Abenteurer aus der Ferne erinnern. Bei den Ahnen, wir hier in Nordmar hatten mehr als genug Ex-Söldner und Verbrecher von Khorinis, die sich als standhafte Verbündete erwiesen.“
    „Nein“, flüsterte Kiyan, „Vor elf Jahren führte ich noch ein etwas anderes Leben. Zu der Zeit war mir alles egal. Familie, ferne Kriege, Menschen gegen Orks. Ich verprasste Gold wie ein Wahnsinniger.“
    Der Nordmann nickte nur. „Leider bin ich ein schlechter Traumdeuter, mein Freund. Früher … kannte ich Leute aus Silden, die hätten helfen können, aber da gibt’s nur noch grimmige Fischer und Jäger. Die würden Leute mit sonderbaren Träumen eher davonjagen als ihnen zu helfen.“
    Er seufzte. „Aber ich überlege mir was. Vielleicht an ein paar alten Fäden ziehen und sehen, wer darauf reagiert. Schlaf, Kiyan.“

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Hammerclan, Nordmar, Königreich Myrtana

    Langsam kehrte die Kraft zurück, das Leben in den Gliedmaßen, angefacht wie ein Feuer in einem Ofen, der lange Zeit geruht hatte. Dabei musste Kiyan ein bitteres Auflachen verkneifen. Vor seinem … Erwachen in der Höhle im Norden, war er doch ein recht sportlicher Mann gewesen, zwar kein Athlet, aber zumindest wehrhaft und beweglich. Nun jedoch fühlte er sich, als wären Körper und Seele um ein Jahrhundert gealtert, als hätte man ihn umgestülpt, zerrissen und notdürftig zusammengeflickt. Ein Seufzer begleitete seine Bewegung mit der Krücke, die ihm der Hüne gegeben hatte und mit deren Hilfe sich Kiyan bewegen konnte.
    So hatte er zum ersten Mal den Blick auf den Ort seiner Genesung werfen können. Der Hammerclan, der größte der drei Clans in Nordmar. Eine Ansammlung von Hütten im nordmarischen Stil, die sich an einem Berg klammerten, in dessen Herzen Adern magischen Erzes den Fels durchdrangen. Hier, so hatte ihm der Hüne erklärt, sei der Einfluss der Midländer am deutlichsten zu spüren. Die Männer und Frauen des Hammerclans waren konservativer und weltoffener, während die Leute vom Wolfs- und Feuerclan eher für sich und menschenscheu waren, zumindest wenn diese Menschen von außerhalb kamen. So wunderte es Kiyan nicht, dass das größte Gebäude, neben dem Sitz des Clanführers des Hammers, jenes des Statthalters war, dem die Aufsicht über die nordmarischen Gebiete oblag. Rauch aus Hochöfen lag in der kalten Winterluft und das Hämmern aus den Schmieden drang bis an Kiyans Ohren.
    Während er also auf der Veranda der Hütte stand und seinen Blick über den Clan und die nordmarischen Berge schweifen ließ, hörte Kiyan die Schritte des einarmigen Hünen, der gerade vom Marktplatz zurückkehrte.
    „So“, begann er, „ich habe einen Bekannten in Montera kontaktiert.“
    Der Gortharer blickte ihn fragend an. Der Nordmann seufzte, setzte sich und fuhr fort: „Einen Trapper, der Felle aus dem Midland hier verkauft.“
    Kiyan lachte kurz auf. „Felle? Habt ihr hier oben nicht genug Beute, die ihr jagen könnt?“
    Ein Grinsen teile die Züge seines Gegenübers. „Die Biester in Myrtana sind einfacher zu erlegen, als die Fellträger, die wir hier so haben.“ Dann wurde er wieder ernster. „Jener Trapper ist jedenfalls ein Mann, der oft mit den Waldläufern zu tun hatte. Nicht irgendwelchen stinknormalen Jägern, sondern durchaus auch den einen oder anderen … richtigen Waldhütern. Vielleicht wird er jemanden auftreiben können, um dein Rätsel zu entwirren. Hoffen wir’s. Denn ganz geheuer ist mir dabei nicht. Nicht wegen dir, Kiyan, sondern vielmehr die Befürchtung, dass du gegen deinen Willen in etwas verstrickt bist, dass dir am Ende … naja“ Er machte eine eindeutige Handbewegung an der Kehle.
    Entmutigt nickte der Gortharer. „Die Angst habe ich auch“, gestand er leise. Sein Blick glitt wieder zum Rauch der Öfen. Ihm wurde anders, Kopfschmerz und Übelkeit traten als Duo auf die Bühne.
    „Ich leg mich wieder hin“
    Geändert von Kiyan (04.02.2021 um 10:36 Uhr)

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    Hammerclan, Nordmar, Königreich Myrtana

    Zeit war ins Land gegangen, Schnee und Eis und Kälte im Schlepptau. Wo andere Menschen in diesen Tagen die warme Nähe des Feuers suchten, trieb es Kiyan nach draußen. Er hatte sich soweit wieder von seiner Entkräftung erholt, etwas Gewicht gewonnen und sich mit Elan daran gemacht, dem einarmigen Hünen die Pflege mit ehrlicher Arbeit zu entgelten. Dies imponierte dem Veteranen, der sich als Thore vorstellte, und sorgte auch dafür, dass die Nordleute im Hammerclan, die ihn anfangs misstrauisch beobachtet hatten, ein besseres Bild von ihm bekamen.
    Gleichwohl der freundliche Schein in ihren Augen wie zu dünn aufgebrachte Tünche auf einer schimmelnden Wand ist, dachte Kiyan bei sich, als er grüßend an zwei Nordmarerinnen vorbei ging, außerordentlich schönen aber auch außerordentlich großen Damen, die ihn gut und gerne um zehn, fünfzehn Zentimeter überragten. Die Myrtaner hingegen ignorierten ihn oder belächelten ihn vielmehr, wo die Einheimischen unauffällig Zeichen gegen das Böse machten. Die zivilisierten ‚Herren‘ aus dem Süden standen scheinbar über den Dingen, obwohl sie ein waschechter Gottesstaat waren, mit einem König, der sich angeblich für Innos auf Erden hielt und eine Kirche, die gnadenlos predigte und eroberte. Kriege der Myrtaner wurden im Namen Innos‘ geführt, für Seine Sache und Sein Gelingen. Nicht für die einfachen Menschen. Das hatte sein heimatliches Herzogtum Gorthar dem Großreich voraus. Dort konnte jeder etwas erreichen, der dafür arbeitete.
    Zumindest wenn die, die die Macht besaßen, einen gewähren ließen.

    „Eine Nachricht von deinem Trapper, Thore?“, fragte Kiyan, als er in das Langhaus des Veteranen zurückkehrte. Der Hüne saß am Tisch und las einen Brief. Er nickte langsam.
    „Hat mir aus Trelis geschrieben“, antwortete er, „An der Grenze zu Varant. Früher … lebte dort in der nähe eine … nun, nennen wir es eine Familie. Oder Sippe, wie man hier im Norden sagt. Sind zur See gefahren. Deswegen hat sich der Trapper erhofft, dort Informationen zu erlangen.“
    Thore seufzte und blickte nun auf. „Argaan. Dort mag es … Leute geben, die dir helfen können.“
    Kiyan setzte sich dem Hünen gegenüber und lehnte sich an. „Puh. Argaan. Da war ich mal. Gibt schönere und vor allem sicherere Orte auf der Welt.“
    „Aber dort findest du sicher niemanden, der dir helfen kann. Magier werden dich für verrückt erklären und ins Sanatorium stecken. Aber jemand, der sich mit der Geisterwelt auskennt, mit Visionen und Träumen, der mag dir helfen. Und laut meinem Bekannten hast du das Glück, so jemanden auf Argaan zu finden.“
    Nachdenklich klopfte Kiyan auf den Tisch. „Na dann, Thore, Argaan eben. Habe ja keine andere Wahl.“
    Der Hüne lächelte schmal. „Die hast du. Die einfachere Entscheidung wäre: Hier bleiben und neu beginnen. Die schwierigere ist: Den Nebel der Vergangenheit lichten und erfahren, was passiert ist. Das erfordert Mut. Hast du ihn?“

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    Krieger Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Hammerclan, Nordmar, Königreich Myrtana

    Die Vorbereitungen für den Aufbruch gen Süden gingen recht schnell von statten, da Kiyans Besitz doch eher überschaubar war. Nordmarische Kleidung, ein Geschenk seiner Retter, ein benutzt aussehender Rucksack, der auf Kiyans Reise wahrscheinlich seinen Dienst einstellen würde, und Proviant und etwas Ausrüstung für den Weg.
    „Warte“, der Hüne hob die Hand, „ich hole noch etwas.“
    Kiyan wartete am Feuer und spürte, wie die Wärme jene Flamme in seinem Innern anfachte. Endlich wieder einen Weg vor Augen, ein Ziel am Horizont. Argaan. Was in dem halben Jahr seit seiner ‚Flucht‘ passiert war? Thores Rückkehr riss ihn aus den Gedanken. Er trug etwas bei sich. Eine mitgenommen wirkende Schwertscheide, in der sich eine Klinge befand. Etwas umständlich und mit Kiyans Hilfe, zog der Einarmige sie und hielt sie ins Licht des Feuers in der Mitte des Langhauses.
    „Ein nordmarisches Breitschwert.“, verkündete Thore stolz. „Ein Prachtstück. Das ist noch gute Handwerkskunst, nicht diese elende Massenware aus dem Süden. Echter Nordstahl. Kein magisches Erz aber gut genug, bis du mal sowas in die Hände bekommst.“ Er lächelte breit, ehe ihn wohl eine Erinnerung aus jüngeren Jahren einholte. „Gehörte meinem Bruder vor mir. Er starb. Ich kämpfte damit gegen die Orks, aber … nun ja. Alles hat seinen Preis.“
    Kiyan schluckte schwer. Vorsichtig, ja fast penibel, nahm er die Klinge entgegen. Sie war teuflisch schwer, sodass er sie besser mit zwei als mit einer Hand hielt. Nordmarische Runen waren darin eingraviert.
    „Was steht da?“
    Thore antwortete in der alten Sprache des Nordmarvolkes, welches sich vom Alten Volk des Festlandes losgesagt und sich im Norden niedergelassen hatte. Fragend blickte der Gortharer seinen Retter an.
    Tod den Orkärschen.“
    Kiyan brach ungewollt in Gelächter aus, ebenso wie Thore. „Ernsthaft?“
    „Die Clans besaßen schon immer einen Sinn für Humor. Selbst wenn es um Legenden und Artefakte und sowas geht.“ Er hob die Schultern. „Hoffen wir, dass du damit keinen Ork erschlagen musst. Aber wenn, dann taugt sie wenigstens dafür.“ Ein letztes, freundliches Lächeln huschte über die wettergegerbten Züge Thores. „Alles Gute auf deiner Reise, Kiyan aus Gorthar.“
    Der Genesene verstaute die Klinge, legte den Waffengurt an und reichte dem Einarmigen die Hand zum festen Abschiedsgruß. „Danke für alles, Thore vom Hammerclan.“

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    Mit einem gewissen Stolz blickte Jodas auf die Speerspitze, die vor seinem Gesicht zu stehen gekommen war. Nicht nur hatte Larah die Situation erkannt, sie hatte sie mit der nötigen Schnelligkeit und Intuition ausgewertet, hatte ihre Entscheidung getroffen und darauf gehandelt. Die Bewegungen gingen ihr in Fleisch und Blut über, sie lernte, worauf sie achten musste und dass auf jede Aktion eine Reaktion folgte.
    Und nicht nur das, sie hatte gelernt mit ihrem Speer derart zielsicher umzugehen, dass die Spitze vor seinem Gesicht zu stoppen kam, anstatt in seinem Gesicht – wofür Jodas sehr dankbar war.

    Der Waldläufer tat einen Schritt zurück um sein Sichtfeld abseits des Übungsspeers zu erweitern und ließ seinen eigenen Speerschaft auf dem Boden ruhen.
    „Nicht schlecht. Ganz und gar nicht schlecht.“ ließ er sich vernehmen und lächelte schief. „Ich hab dich schon auf dem Rücken liegen sehen wie einen Käfer. Stattdessen stichst du zu wie eine Wespe. Ich seh schon kommen, bald kann ich dir nichts mehr beibringen. Aber bevor es so weit ist...“
    Er lehnte seinen Speer an die Steinwand, bückte sich, hob seinen Wasserschlauch auf und entkorkte ihn. „stehen noch ein paar Dinge an. Der Kampf gegen andere Waffen zum Beispiel. Äxte oder Schwerter. Und eine Jagd. Ohne eine erfolgreiche Jagd kann niemand von sich behaupten, wirklich mit dem Speer umgehen zu können. Wie siehts aus, was willst morgen machen?“
    Er nahm einen tiefen Schluck Wasser und wartete auf die Antwort seiner Schülerin.

    Calan

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    Richtung Trelis, Midland, Königreich Myrtana

    Langsam aber sicher hielt der Frühling Einzug im Midland. Auf seiner Reise gen Süden sah Kiyan immer wieder schlanke, grüne Hälse, die scheinbar schwer an Krokussen, Schneeglöckchen und anderen Frühblühern trugen, die aus dem Laub des vorigen Herbstes ragten und im Schein der Sonne badeten. Der besaß zwar noch nicht die angenehme Wärme, um die Kälte des Windes zu vertreiben, versprach aber einen baldigen Frühling und darauffolgenden Sommer.
    Das Midland hatte der Wanderer nach einigen Tagen erreicht, war das Reisen in Nordmar mitunter nicht nur gefährlich, sondern auch umständlich, da die Nordleute nicht viel von langen, geraden und gepflasterten Straßen hielten. Oft waren es nicht mehr als breite Wege, die existierten, weil sie genutzt und nicht, weil sie geplant und angelegt worden waren. Als er dann den Seewind gerochen und geschmeckt hatte und in der Ferne die Türme und Dächer Vengards entdeckt hatte, waren seine Schritte schneller und entschlossener geworden. Endlich wieder ein warmes Bett und gutes Essen, vielleicht ein Bier und ein, zwei Tage im Griff der Zivilisation, nicht der Wildnis. Vor Ort hatte Kiyan dann seine Vorräte aufgestockt und sich nach einer Seeverbindung nach Argaan umgehört. Hier hatte die monströse Bürokratie des Großreiches wieder ihre Fratze gezeigt: Keine Fahrten in die Ordensstadt Thorniara für Nichtbürger. Nur Reichsbürger durften übersetzen. Ihm wurde von einem hochnäsigen Hafenbeamten erklärt, dass Argaan offiziell immer noch Kriegsschauplatz sei und Reichsbürger vertrauenswürdig waren. ‚Fremde‘, wie er abfällig bemerkte, als Kiyan sich als Gortharer bezeichnete, ‚sind eine Gefahr für die Sicherheit.‘
    Also war Kiyan weiter gen Süden gezogen, nach Trelis, der Stadt, aus der der Trapper seinen Brief geschickt hatte. In der Vengarder Hafenschenke hatte er gehört, dass die Hafenbehörden in der Grenzstadt etwas … zuvorkommender waren als in der Hauptstadt des Myrtanischen Großreiches. Inständig hoffte Kiyan, dass dies der Wahrheit entsprach.

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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Vengard / Sankt Dominique

    Schritte. Eine Tür, die behutsam ins Schloss fiel.
    "Wie geht es ihm?"
    "Gleichbleibend. Schlecht, will ich meinen. Keine Veränderung. Er ist noch immer stuporös."
    "Nur, dass er nicht bei wachem Bewusstsein ist. Sein Zustand erinnert eher an eine Rigor Mortis."
    "Ja, Meister. Aber der Tod hat ihn auch nicht."
    "Nein, nicht wirklich. Seine Lebensadern sind zwar nicht palpabel, aber das Blut fließt in ihm. Wenn auch sehr, sehr langsam. Wie ist seine Atemfrequenz?"
    "Weiterhin ein Mal die Stunde. Meister, ich weiss nicht wie, aber das widerspricht allem Natürlichen."
    "Da hast Du recht, Novize. Nur handelt es sich bei dem Patienten um einen Hochmagier und soweit wir von unserer Obersten wissen, kam es während einer magischen Abhandlung zu diesem Phänomen. Und davor stehen wir jetzt und rätseln. Das Verständnis der Naturalis Medica greift hier also nur bedingt und wir können nur beobachten und ihn begleiten. Gut ist, wenn man das so sagen darf: Seitdem er hier ist, zeigt er sich auf seine Weise stabil."
    "Es ist nur so verstörend."
    "Fällt es dir schwer? Soll ich dich ersetzen lassen und Dir einen anderen Patienten zuteilen?"
    "So war das nicht gemeint, Meister."
    "Gut. Dann beobachte und sorge für ihn. Wer weiss schon, ob Shakuras uns sieht, hört oder fühlt. Versuche auch ihn mit Heilkräutern versetzte Bolusgaben zu bringen, das er nicht versiecht. Wähle dir die Wurzeln aus, die nahrhaft sind und die, die Ausdauer und Konzentration fördern. Ich werde derweil eine Nachricht ins Asylum schicken und Direktor Würden Voldo um konsiliarischen Rat bitten. Seine unschätzbaren Erfahrungen auf dem Gebiet der Geistes- und Seelenerkrankungen könnten uns vielleicht von Nutzen sein."

  14. Beiträge anzeigen #374
    Fischjägerin  Avatar von Larah
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    Höhle der Rattensippe, westliche Wälder Sildens, Myrtana

    Larah schloss ihre Augen, atmete einmal tief ein, dann aus, während sie den Speer senkte. Ihre Glieder entspannten sich langsam, aber das Fieber des Kampfes brannte immer noch in ihrer Brust. Sie brauchte eine ganze Weile bevor sie den Mund auf bekam.
    Währenddessen rasten ihre Gedanken. Freude war das vorherrschende Gefühl, doch sie hielt sich nicht lange damit auf, sondern stürzte ihre Hirnwindungen auf die Auswahl, die Jodas ihr darbot.
    Sie kam schnell zu einer Entscheidung, schneller, als sie ihr Körper sie äußern lassen wollte. Sie war es leid, ständig nur die Werfthöhle von Innen zu sehen, auch wenn sie dankbar war nicht in der eisigen Kälte des myrtanisch-nordmarischen Grenzlandes schlafen, essen und trainieren zu müssen.
    „Nun?“, kam die Erinnerung, dass eine Frage im Raum stand, von Jodas, der seine Trinkpause beendet hatte.
    „Jagd!“, presste sie zwischen ihren ausgetrockneten Lippen hervor.

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    Provinzheld Avatar von Arvideon
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    Kloster des Heiligen Feuers - Eine gar Türen öffnende Schnapsidee

    „Ich komm ja schon, ich komm ja schon!“, schnaubte der Torwächter mürrisch, während er sich durch die klirrende Kälte der Nacht quälte.
    Sichtlich genervt von dem späten Gast, der zu dieser uninnos’schen Stunde noch Einlass begehrte, hatte er die heimelige Wärme der Stube verlassen, um ans Tor zu treten.
    Er öffnete die Klappe des Sichtschlitzes und späte nach draußen. Dort war kein Mensch zu sehen.
    Verärgert zog er die Stirn in kraus und schloss die Klappe wieder.
    Da wummerte es abermals gegen das Holz.
    Seufzend öffnete er die Klappe wieder. Wieder keine Menschenseele.
    „Zeigt Euch!“
    Draußen regte sich scheinbar nichts - weder Mensch, noch Ork. Wie mochte das sein? Der Aufstieg war nicht breit genug, um gänzlich unsichtbar zu bleiben.
    Wieder klopfte es.
    „Bei Beliar hört mit dem Krach auf!“
    Ihm riss der Geduldsfaden. Nun schnaubend vor Wut wuchtete er die schweren Riegel beiseite, öffnete den kleinen Durchlass im Tor und streckte erst eine Fackel dann seine knollige Nase in die einsame Finsternis Westnordmars.
    Draußen war niemand zu sehen.
    Nur am vereisten Ring des Türbeschlags baumelte an einem Bindfaden nur eine halb volle fellgepolsterte Feldflasche, deren Inhalt sie - einmal in Schwung geraten und getragen von der eigenen Trägheit - schon eine ganze Weile durch die kalte Nachtluft zerrte und in unregelmäßigen Abständen gegen das Tor prallen ließ.
    Der Torhüter griff danach. Sie war offen und verströmte - plötzlich in seiner Nähe - den Geruch von Schnaps.
    „Betrachtet ihn als Willkommensgabe, oh gewissenhafter Hüter des Heiligtums.“, kam es vorwitzig unter der Überdachung des Wachhauses hervor.
    Der Torhüter fuhr herum. An dem freistehenden Pfahl, der das Vordach zum Torhaus trug lehnte eine kleinwüchsige Gestalt, eingemummelt in dichten Pelz unter dem das Rot der Roben des Innosordens hervorlugte und grinste ihn keck an.
    "Guten Abend."

  16. Beiträge anzeigen #376
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Irgendwo in Myrtana

    Jodas schlug seinen Umhang etwas um sich und blickte aus der Höhle hinaus auf die Umgebung. Der Regen prasselte in dicken Tropfen auf die Erde und die Bäume. Die dunklen Wolken am Himmel entzogen dem schwindenden Tag den letzten Rest des Sonnenlichts, lediglich der Schein ihres Feuers erhellte ihre Gesichter und einen Teil der Höhle, die sie glücklicherweise nach einer Weile gefunden hatte. Der Waldläufer konnte recht schnell sicherstellen, dass sie unbewohnt war und sie nicht von einem wütenden Bären geweckt werden würden. Keine Haare, kein Geruch, keine Knochen – hier waren sie sicher vor dem Unbill, die die Natur ihnen entgegenschleuderte.
    Seit Tagen, so schien es ihm, stromerten sie nun schon durchs Unterholz, ohne ein Tier zu sehen, dass die Jagd wert gewesen wäre. Ein paar Hasen, die durch die Lichtungen jagten, ein paar Eichhörnchen, die rasch vor ihnen flohen und die ständig anwesenden Vögel, die im Laubdach sangen und zwitscherten. Doch keine größeren Tiere und kein Anzeichen von ihnen. Es war wie verwunschen. Normalerweise musste man in diesen Teilen Myrtanas nicht weit reisen, um die Suhle einer Wildschweinrotte zu finden, oder die frische Spur von ein paar Rehen – doch nicht diesmal.
    Leise grummelte Jodas und legte ein paar Äste nach. Sie waren noch leicht feucht und das Feuer beschwerte sich zischend und rauchend, ehe es die Gabe annahm.
    „Scheißwetter!“ fluchte er und blickte hinaus. Inzwischen konnte er nur noch die Umrisse der Baumwipfel erkennen, die im Wind schwankten. Die Symphonie der Regentropfen schwoll an und verschluckte sogar den leise in der Distanz rauschenden Bach.
    „Morgen sobald sich der Regen verzogen hat schauen wir, ob wir endlich was finden können.“ brummte er zu Larah, die die Misere stoisch ertrug – zumindest im Vergleich zu Jodas. „Solange der Boden aufgeweicht ist, finden wir vielleicht frische Spuren.“

    Calan

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    General Avatar von Yared
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    An Bord der Santorija, Vor Vengard, Hauptstadt des Großreichs Rhobars III.

    Der Mond war noch nicht aufgegangen. Die am Mittag noch vorherrschende dichte Wolkendecke hatte dem klaren harten Schwarz des Nachthimmels Platz gemacht. Klirrende Kälte beherrschte die Luft über der Steilküste Myrtanas und den gleichmäßig wogenden dunklen Wassern darunter. Der eisige Wind schien selbst das warmen Funkeln der Sterne vertrieben zu haben, deren Blässe die Finsternis nicht zu erweichen vermochten.
    Yared stand, den Zweispitz tief ins Gesicht gezogen, an der Reling des Achterdecks der Santorija. Über ihm knatterte das Segeltuch in den eisigen Böen. Vor dem Bug des Pinaßschiffs öffnete sich die Steilküste gerade zur Bucht von Vengard hin. Die Hauptstadt lag wie eine von Menschenhand erschaffene Erweiterung der steilen Felshänge zu beiden Seiten der Bucht in ihrer Mitte – ein Bollwerk der Zivilisation, das der Finsternis trotzte – Türme und Häuser, Fachwerk und massiver Stein, Leuchtfeuer, Fenster, hell und fahl erleuchtete. Rauchschwaden entsprangen über allem den Dächern. Auf ihrer wohl für immer vergeblich bleibenden Mission, suchten sie mal sich mit anderen vereinigend, mal als Einzelkämpfer die Nacht zu erwärmen. Doch selbst die starken und sich gegenseitig aufrechthaltenden unter ihnen mussten ihr Vorhaben letztlich aufgeben und wurden, all ihrer Kraft beraubt, vom schneidenden Nachtwind zerstreut.
    Es war eine Rückkehr, die lange auf sich hatte warten lassen und es war keine frohe Kunde, die der Kapitän und seine Mannschaft nach zwei entbehrungsreichen Wintern der Suche mit zurück an den Ausgangspunkt ihrer Reise brachten. Doch die Suche war zu einem Ende gekommen. Es lag nicht mehr im Rahmen von Yareds Möglichkeiten zu finden, was man ihm aufgetragen hatte. Wenn es noch Hoffnung gab – und die gab es immer – ruhte sie allein auf Innos.

    ---

    Drei Winter zuvor ...

    Grenzwälder, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Eilig zog Yared mit der Rechten sein Falchion. Sie würden nicht ausweichen können. Der Schattenläufer kam zu schnell heran. Die Höhle war zu eng und den Ausgang würde er auch nicht rechtzeitig erreichen. Er musste etwas unternehmen, bevor das auf ihn und seine beiden Gefährten zurasende Monstrum sie einfach über den Haufen rannte. Yared riss abwehrend beide Hände nach oben. Sein Falchion kam ihm im Angesicht des untoten Schattenläufers wie ein zu groß geratener Zahnstocher vor. Seine Waffe würde ihm keinen Schutz bieten, aber es war alles, was er zur Hand hatte. Sein Schild lag mit dem übrigen Marschgepäck näher am Höhleneingang, wo er es abgelegt hatte, als sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Nun versuchte er dem kalten Stahl wenigstens den Rückhalt beider Arme aufzubieten.
    Das monströse Untier schien sich nicht im Geringsten um sein eigenes Wohlergehen zu scheren – bei einem besessenen Kadaver kein Wunder. Mit voller Wucht prallte es in die Klinge des Kapitäns. Yared wurde das Falchion aus den Händen geschleudert. Der Schattenläufer riss ihn um und noch einige Mannlängen mit sich und kam schließlich, ihn unter sich begrabend, zum Stehen. Glücklicherweise war der Höhlenboden nicht zu scharfkantig und er hatte immer noch seinen dicken Mantel an, der ihn vor dem ärgsten bewahrte.
    Bevor er sich aufrappeln konnte, drückte ihn das Monstrum mit seinen schweren Vorderpranken zu Boden.
    Eiskalter schwarzer Geifer tropfte dem Biest aus dem Maul, während sich der halb zerfetze Kiefer unter den hohlen, leblosen Augen auf ihn herab senkte. Yared drehte hastig den Kopf weg und schloss angewidert die Augen. Herz und Gedanken rasten, während sein ganzer Körper vor Anspannung, Angst und Übelkeit schlotterte. Über sich hörte er das pfeifende Prusten zerfressener Lungenflügel, die sich funktionslos in einer rein wahnhaften Erinnerung ihres ursprünglichen Zwecks blähten und zusammenzogen. Nur am Rande und wie durch einen Nebel nahm er wahr, wie Kaldrin und Zarah im Akkord ihre Armbrüste nachluden und einen Bolzen nach dem anderen durch den davon völlig unbeeindruckten untoten Schattenläufer jagten, während sie hitzig und nicht wenig lautstark, zunehmend verzweifelt miteinander beratschlagten, wie sie ihm helfen konnten.
    Hatte Innos ihn verlassen, wie ihn einst die Ratte verlassen hatte? Was war mit der Verheißung von göttlichem Beistand, wie er einem Paladin zukam? Würde sein kleines Licht hier und jetzt erlöschen? Welch‘ Ironie…
    Nein, das konnte nicht sein. Sein Gott war bei ihm. Sein Gott beschützte ihn. Sein Glaube musste jetzt sein Schild sein. Wenn Licht alles war, was er hatte, was er sein konnte, dann war es jetzt noch einmal Zeit ein letztes Mal aufzuleuchten. Etwas anderes hatte er gerade nicht zur Hand.
    Er zwang sich die Augen wieder zu öffnen, dem über ihm thronenden Biest in die leeren Augen zu starren. Wenn es das letzte war, was er tat, bevor er vor Innos trat und anschließend im Totenreich seine letzte Ruhe fand, so würde er doch seine Begleiter retten.
    „Flieht! Ich lenke ihn ab!“, schrie er ihnen zu.
    Dann reckte er die Hände vor. Gleißendes Licht formte sich aus seinen Handflächen. Yared spürte nicht, was es tat, ob er etwas tat. Er spürte nur die Kälte, die aus dem Schnee, dem Permafrost, dem eisigen Wind und der nasskalten besessenen Leiche auf ihm in seine Glieder einsickerte. Und er spürte die Wärme, nein Hitze, die einer Flammenexplosion gleich in seinem Brustkorb entflammte und seine Sehnen entlang fuhr. Innos. Innos war bei ihm. Innos erhörte ihn. Dieses Licht, war nicht von ihm und auch nicht für ihn. Sein Auftrag war es einzig, es weiterzugeben.
    Yared hob die Hände, drückte sie gegen das verrottende Fell der Bestie über ihm. Er streckte ihm das Licht entgegen. Die Wärme breitete sich über seine Schulterblätter aus, floss in seine Arme, hinauf und hinein durch deine Glieder in den nur von dunkler Macht und Eiseskälte zusammengehaltenen Kadaver.
    Im Versuch eines Aufbäumens – mutmaßlich mehr aus Unglauben, denn aus Verzweiflung heraus – bäumte sich der Schattenläufer auf, hob seinen Brustkorb. Yared lächelte grimmig und grub Nägel und Finger zwischen die Rippen des verfaulenden Brustkorbs. Mit letzter Kraft klammerte er seine vom Lichte Innos‘ gleißenden Hände um bleiche Knochen und zerfallende Muskelfasern. Das Licht sammelte sich in den Eingeweiden der Bestie, ballte sich erst wie eine Kugel in dem offenen Korpus. Dann explodierte das Gleißen, zerriss nicht Fleisch, nicht Knochen, einzig die dickflüssige Dunkelheit, von der alles an der Abscheulichkeit triefte, die es in seinem Innersten zusammenhielt. Das Licht fraß die Finsternis, jagte sie durch den toten Kadaver, durch die eisige Luft, hinaus und hinauf in die nächtlichen Höhen vor der Höhle. Es gab für sie kein Entrinnen vor der Macht des Feuergottes.
    Während der tote und seelenlos zurückgelassene Kadaver über ihm zusammenbrach und ihn unter sich begrub, schloss der Kapitän entkräftet die Augen und versank in schwarzer Bewusstlosigkeit. In einem letzten Gedanken jubilierte Yareds Herz und dankte seinem Gott für seine Größe.
    Geändert von Yared (15.07.2023 um 11:31 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #378
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Françoise ist offline
    Inmitten des großen Saals formte sich begleitet von einem Sturmgleichen Tosen eine dunkle Sphäre reiner magischer Energie. Blitze brachen gewaltsam aus ihrer Oberfläche und entluden sich entlang der Wände. Dort wo sie einschlugen hinterließen sie geschwärzte Ziegel. Einer der Blitze traf ein langes Banner und steckte es sogleich in Flammen. Von einem Moment auf den nächsten wechselte die Sphäre von einem tiefen Schwarz in ein gleißendes Weiß und einen weiteren Moment später explodierte sie in einem grellen Licht. Was zurück blieb waren wahllos verteilte Spruchrollen und das brennende Banner. Und noch etwas.
    Dort, wo die Sphäre einen Krater in den Boden gebrannt hatte, erhob sich Françoise. Ein enormes Schwindelgefühl überkam sie und ihre Sicht war verschwommen. Um sich hörte sie mehrere Stimmen, die wahllos durcheinander sprachen. Dann traten Männer an sie heran und Françoise spürte, wie sie von beiden Seiten gestützt wurde.
    »Françoise! Hörst du mich?«, fragte eine Stimme. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Übelkeit nachließ und ihre Sicht aufklarte. Ihr Ring half ihr sich zu erinnern und sie erkannte, wer dort sprach. Doch sie wollte es kaum glauben.
    »Pyrokar...«, antwortete sie schwach. »Wo bin ich?«
    »Im Tempel. In Vengard.«
    »Was!?« Verzweifelt versuchte sich Françoise aufzurichten. Ohne die Unterstützung an ihren Armen hätte sie es nicht geschafft.
    »Das ist völlig unmöglich!«, sprach sie und ein zorniger Unterton lag in ihrer Stimme. »Welches Jahr ist es?«
    Sie spürte förmlich die fragenden Blicke um sich herum.
    »Wie lange war ich verschwunden? Antworte!«
    »Über zwei Jahre. Wir hatten Paladine in alle Himmelsrichtungen ausgesandt, konnten dich...«
    Sie hörte nicht weiter zu. Zwei Jahre? Wie sollte das möglich sein? Solch ein Eingriff in die Zeit konnte nicht geschehen; durfte nicht geschehen.
    Mit all ihrer verbliebenen Kraft richtete sich Françoise endgültig auf und schüttelte die beiden Männer an ihren Seiten ab. Corristo und Karrypto waren es. Auch die anderen Priester des Rates standen dort.
    Françoise hatte sich augenscheinlich nicht verändert. Die gleichen edlen Gesichtszüge wie früher und nicht eine einzige Falte, die ihr Alter hätte verraten können. Einzig einige weiße Strähnen befanden sich jetzt in ihrem ansonsten pechschwarzem Haar. Es war Zeit vergangen. Sehr viel Zeit. Viel mehr als nur ein Jahr oder ein Jahrzehnt oder ein Jahrhundert.
    Ihre Kleidung war das einzige, was etwas über die Welt verriet, aus der Françoise gerissen worden war. Eine lange Robe, die Ähnlichkeit mit der eines Feuermagiers besaß. Doch der Stoff, aus dem sie gewebt worden war, stammte aus keiner Tuchmacherei. So fein der Faden, so weich das Gewebe. Nichts vermochte sie zu beschmutzen oder zu zerstören. Nichts aus dieser Welt.
    »Ihr Narren!«, lamentierte Françoise. »Wer gab euch das Recht?!«
    Mehr Verwirrung machte sich unter den Priestern breit. Natürlich konnten sie nicht verstehen. Ihr Verständnis von Zeit und Raum war so primitiv. Sie hatten mit Dingen gespielt, die niemand in dieser Zeit oder auch in den nächsten Jahrhunderten hätte anrühren dürfen. Ein Gefühl von Panik stieg in Françoise auf. Selbst sie konnte die Auswirkungen nicht einschätzen.
    Ihre Hand griff hektisch nach dem Amulett um ihren Hals. Das Drachenauge. Eingefasst in einem unbekannten Material. Womöglich lag darin ihre Rettung.
    »Ihr habt einen schweren Fehler begangen, mich zu rufen!«
    Geändert von Françoise (03.07.2023 um 00:12 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #379
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    Stufe um Stufe stieg die oberste Feuermagierin den höchsten Turm des Palasts empor. Nur die im nördlichen Faring ragten noch weiter gen Himmel als dieser. Als Françoise an seiner Spitze anlangte, richtete sie ihren Blick nicht zum Land oder zur See, sondern hinauf zu den Sternen und eine große Wehmut überkam sie. Nicht einmal die Sternbilder waren noch dieselben. Nichts war ihr geblieben außer den Erinnerungen an ein anderes Leben und der Sehnsucht dorthin zurückzukehren. Ein tiefes Seufzen kam über ihre Lippen und Françoise kämpfte nicht länger dagegen an die Tränen zu unterdrücken. Der Schmerz überwältigte sie.
    Françoise setzte sich auf den kalten Boden und umschlang sich mit den eigenen Armen. Eine ganze Zeit lang herrschte Stille um sie. Dann hörte sie Schritte die Stufen des Turms empor kommen.
    »Mein Mundschenk hatte also Recht. Du bist tatsächlich hier.«, sagte ein Mann mit einer weichen Stimme. Françoise wusste, um wen es sich handelte, ohne hinüberblicken zu müssen.
    »Majestät.«, erwiderte sie tonlos.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Rhobar und trat näher. Françoise drehte ihren Kopf zu ihm; die Tränen in ihren Augen glitzerten im Sternenlicht.
    »Nein. Aber nichts in dieser Welt kann das ändern.«
    Sie legte sich der Länge nach auf den Boden, die Hände über der Brust gefaltet, und stierte zum Himmelszelt. Einen bestimmten Stern suchte sie, aber die Priesterin konnte ihn nicht finden.
    »Was ist passiert, Françoise?«, fragte der König und setzte sich neben die oberste Feuermagierin auf den Boden. »Wo bist du gewesen?«
    »Es tut mir Leid. Das kann ich niemandem verraten. Nicht einmal dir, mein Freund.«
    »Nicht einmal deinem König?«
    »Ich fürchte nicht.«
    Abermals kehrte Stille auf der Turmspitze ein. Dann legte Rhobar seine Hand auf die Schulter der Priesterin. Sie wandte ihr Gesicht von den Sternen ab und blickte zu ihm hinauf. Ein sanftes Lächeln formte sich auf ihren Lippen; die Tränen blieben jedoch.

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    Die Grüne Krähe, Silden, Myrtana

    Erst dumpf, dann gewaltig dröhnte der Donner von den Pässen im Nordwesten herab. Blitze zuckten über den finsteren Nachthimmel Spinnennetzen gleich und erhellten für den Bruchteil eines Lidschlags den sildener Dorfplatz. Regen prasselte in dicken Tropfen auf ausgedünntes grobes Pflaster und festgestampfte staubtrockene Erde, stob in dampfenden Schwaden wieder auf und durcheinander, bevor er sich zu Pfützen sammelte, die im Blitzschlag silbrig widerschienen, und in eiligen Kaskaden die Böschung gen Seeufer herabrollte. Dort schlug er sich durch das Schilfröhricht, vereinte sich schließlich mit seinen Geschwistern, die die Seeoberfläche erzittern und sich kräuseln ließen.
    Aus den ins Dunkel getauchten dichten Regenfäden schälten sich zwei Gestalten, die im Laufschritt auf die Trockenheit verheißende Veranda des Gasthauses zuhielten – eine großgewachsene und eine kleinwüchsige. Larah hörte für einen Moment auf, mit ihrem Stuhl zu kippeln. Instinktiv griff ihre Rechte zum Schaft ihres Speers, der quer über ihrem Schoß lag. Sie verharrte in dieser Form entspannter Habachtstellung, jederzeit bereit von ihrem Sitz aufzuspringen, das spitze Ende ihrer langen Waffe voran, während die beiden Ankömmlinge näher kamen. Ihre Augen ließen nicht ab von den beiden, die sich ihr näherten
    Schließlich durchbrachen die beiden Gestalten den Vorhang aus Regenwasser, der in Strömen von der Kante des Verandadachs rann. Der großgewachsene nahm den schlichten Dreispitz ab und entleerte das Wasser, das sich darin gesammelt hatte auf die bislang weitgehend trocken gebliebenen hölzernen Dielen. Ein müdes, aber bekanntes Grinsen zeichnete sich im flackernden Schein, der durch die grünlichen, goldenen und bräunlichen Butzenscheiben aus dem Gastraum der Grünen Krähe hinausdrangen, ab. Auch die kleine Gestalt entledigte sich behände ihrer Kapuze und legte von Weisheit, wie von unbeugsamem Schalk glitzernde Augen frei.
    Larah entspannte sich und erhob sich, die beiden nächtlichen Gäste begrüßend: „Bewahret und Willkommen in der Grünen Krähe. Ihr wart lange nicht mehr hier, Kapitän.“
    In der unweiten Ferne von den Pässen im Nordwesten herab dröhnte der Donner, erst gewaltig, dann dumpf.

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