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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Vengard

    Die schweren Türen des Ratssaals öffneten sich und heraus trat ein mürrisch drein blickender Mann. An beiden Seite war er flankiert von je einem Milizsoldaten, die ihn geradewegs aus dem Tempel eskortierten. Im Ratssaal selbst erhoben sich die sieben Feuermagier von ihren Sitzen und machten Anstalten zu gehen. Jener Mann, der gerade abgeführt wurde, hatte gerade von ihnen seinen Urteilsspruch zu hören bekommen. Der Urkundenfälschung und des Betrugs war er angeklagt gewesen, denn er hatte Anteilspapiere für angeblich ertragreiche Minen gefälscht und in Umlauf gebracht. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis die Inquisition ihn ausfindig gemacht hatte und es würde mindestens genauso lange dauern, all die wertlosen Papiere aus dem Verkehr zu ziehen.
    Weil diese Anteilspapiere im Namen der Krone ausgestellt worden waren, lag der Fall außerhalb der Jurisdiktion der bürgerlichen Richter und wurde deshalb von den Feuermagiern selbst verhandelt. Entsprechend hart fiel der Urteilsspruch am Ende aus. Statt von Minen zu profitieren, würde der Fälscher nun selbst für Jahre in den Schächten arbeiten müssen.
    Zusammen mit den anderen Priestern verließ Françoise den Rundsaal und verabschiedete sich dann von ihren Ordensbrüdern. Auf dem Weg zu ihrer Kammer machte sich die Priesterin darüber Gedanken, wie relativ Ereignislos sich das Leben auf dem Festland gestaltete. Das Gerichtsverfahren war seit Wochen das ungewöhnlichste an dem sie Teil hatte. Verglichen mit den südlichen Inseln, wo sich das Auftreten von Seuchen und Drachen überschlug, gab es hier in der Hauptstadt kaum etwas zu tun. Doch was sollte man im Herzen der Ordnung auch anderes erwarten?!
    Als die oberste Feuermagierin ihre Kammer erreichte und die Tür öffnete, empfing sie ein wohlriechender Duft von frischem Tee und einer warmen Mahlzeit.
    »Es ist alles vorbereitet!«, begrüßte Mary die Priesterin.
    Offensichtlich hatte die Novizin ein Auge auf den Verlauf der Verhandlung gehabt, damit sie alles punktgenau arrangiert haben konnte. Françoise schätzte sich glücklich, einen solch eifrigen Protegé unterrichten zu dürfen.
    »Vielen Dank, Mary.«, antwortete die Priesterin mit einem sanften Lächeln. Sie setzte sich an den Tisch und begann ihre Mahlzeit.
    »Eine Nachricht aus dem Hafen kam vor einer Weile an.«, sagte die Novizin, während sie der obersten Feuermagierin Tee eingoß. »Kapitän Grant kam heute aus Varant zurück und steht für eine Überfahrt zu den Inseln zur Verfügung.«
    »Gute Neuigkeiten! Bitte gib Leonard, Jeffrey und Samuel Bescheid, dass wir in Bälde an Bord gehen. Und du natürlich auch, Mary.«
    »Wird gemacht!«
    Für Françoise selbst gab es nur wenig vor der Abfahrt vorzubereiten. Nach dem Richtspruch standen vorerst keine weiteren Ratsdebatten mehr auf dem Plan und die meisten Angelegenheiten auf dem Festland bedurften nicht der persönlichen Aufmerksamkeit der obersten Feuermagierin. Zwar kamen glücklicherweise auch keine Hilferufe von den Inseln, doch erschien Françoise ein Höflichkeitsbesuch in Thorniara für angebracht.
    Damit es ihr auf der Reise an nichts mangelte, hatte die Priesterin in ihrer freien Zeit an einer magischen Truhe gearbeitet. Inspiriert von dem magischen Armreif, den Drake vor Jahren für sie angefertigt hatte, verfügte das Innere der Truhe über weit mehr Platz als das Äußere vermuten ließ. Auf diese Weise konnte Françoise all ihre Habseligkeiten immer an ihrer Seite wissen, ganz gleich ob sie sich in Vengard, Thorniara oder anderswo aufhielt. Woran sie allerdings noch tüftelte, war das Gewicht der beladenen Truhe. Denn auch wenn die Anzahl ihrer Besitztümer recht überschaubar war, läpperte es sich am Ende. Zu viel für Françoise zu tragen, doch zum Glück konnte sie auf Samuel zählen. Und ein zweiter kräftiger Mann ließ sich gewiss auch noch finden.

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    Abenteurer Avatar von Azaved
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    Thingstätte im Kiefernhain, Freies Beria, Myrtana

    Er hatte ihn in Bedrängnis gebracht. Auch wenn dies bloß ein Übungskampf war, so fühlte Azaved sich bekräftigt. Es war doch nicht alles verloren, er hatte tatsächlich etwas gelernt. Doch er durfte auch nicht zu übermütig werden.
    Sein Lehrer hatte sich nun dazu entschlossen die Wendigkeit der Verteidigung vorzuziehen und deshalb den Schild abgestreift. Gleichzeitig hatte er es auch geschafft wieder Abstand zwischen sie beide zu bringen, weshalb der Speer in seinen Händen nun umso gefährlicher war.
    Diesmal würde der Varanter nicht den ersten Schritt machen. Nahezu regungslos stand er in Verteidigungsposition und beäugte seinen Gegner.
    Mit einem Mal schnellte der Speer nach vorne. Instinktiv ließ er das Schwert von oben herunterfahren und traf die Spitze tatsächlich auch. Die Wucht des Aufpralls ließ beide einen Schritt nach hinten tun. Die Gunst des Momentes nutzend sprang er nun wieder nach vorn und schlug zu, jedoch lenkte Tayon den Schlag mit einer geschickten Parierbewegung mit der Stange ab. Ein weiterer Schlag folgte, beide verkeilten sich in der Bewegung.
    Azaved merkte so natürlich ziemlich schnell dass er kräftemäßig dank seines fehlenden Arms im klaren Nachteil war, also improvisierte er und gab seinem Lehrer einen kräftigen Tritt in den Brustbereich. Sie stoben auseinander.
    Nun jedoch war auch wieder der Abstand zwischen beiden. Er begann wieder Kreise um Tayon zu ziehen.

  3. Beiträge anzeigen #343
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Vengard

    Gemächlich fuhr die Kutsche durch die Straßen der Hauptstadt in Richtung des Hafens. Der Tag der Abreise war gekommen. Gerade hatte sich Françoise noch von den anderen Priestern des hohen Rates verabschiedet und gleich wäre sie bereits auf hoher See.
    Während sie aus dem Fenster der Kutsche schaute und die Gesichter der Menschen vorbeihuschen sah, dachte sie darüber nach, was sie auf den Inseln erwarten würde. Seit sie auf dem Festland gelandet war, hatte es keine dringlichen Nachrichten aus Thorniara gegeben. Es kam der Priesterin seltsam vor, nach all dem, was sie dort erlebt hatte. War das die Ruhe vor einem neuen Sturm?
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Mary, die ihr gegenüber saß.
    Françoise blickte auf und lächelte.
    »Alles in Ordnung.«
    Wohnhäuser wichen Lagerhallen und bald schon kam die Kutsche am Hafen zum Stehen. Samuel sprang von der Rückseite des Wagens ab und öffnete Françoise und Mary die Tür.
    »Vielen Dank!«, sagte die oberste Feuermagierin und trat auf den Hafenkai. Eine steife Brise trug salzige Seeluft heran.
    Während sich Matrosen darum kümmerten, die Reisetruhe der Priesterin von der Kutsche zu hieven, blickte sich Françoise noch ein wenig um. Ein Stück weiter entlang des Kais lag das imposante Flaggschiff des Königreiches, die Victoria vertäut. Auf ihr hatte die oberste Feuermagierin ihre erste Reise Richtung der südlichen Inseln angetreten. So viele Jahre war das inzwischen her. Auch seinerzeit hatte sich Françoise die Frage gestellt, was sie dort erwarten würde. Heute hoffte sie nur, dass es etwas besseres wäre als damals. Eines konnte sie dabei jedoch nicht aus ihren Gedanken vertreiben; die Worte Eriks. Vielleicht wäre es tatsächlich besser, nicht nach Argaan zurückzukehren. Ihrer Pflicht als oberste Feuermagierin wollte sich Françoise aber nicht entziehen.
    Ein weiteres Mal wurde sie aus den Gedanken gerissen. Dieses Mal war es ihr Leibwächter Samuel.
    »Françoise? Das Gepäck ist an Bord.«
    »Gut.«, antwortete die Priesterin. »Gut.«
    Gemeinsam mit dem Paladin ging Françoise um die Rückseite der Kutsche zur anderen Seite des Kais. Dort lag ein wesentlich kleineres Schiff an einer Pier. Es war die Sophia. Sie unterstand dem Kommando von Kapitän Grant, welcher die Priesterin bereits einige Male befördert hatte. Offenbar hatte er das zum Anlass genommen, neben der myrtanischen Flagge noch eine weitere zu hissen. Sie trug das rote Symbol der Kirche auf weißem Grund. Doch zwischen den erhobenen Händen befand sich ein weiteres Symbol. Es war eine Lotusblüte, Françoises persönliches Wappen.
    »Ich bitte an Bord kommen zu dürfen.«, rief die Priesterin zum Schiff herauf. Ein Mann mit einem Dreispitz drehte sich zu ihr um und lächelte.
    »Erlaubnis erteilt, Eminenz. Willkommen an Bord.«, erwiderte Kapitän Grant. »Wir werden unverzüglich in See stechen, wenn ihr nichts dagegen habt.«
    »Sind die Ritter bereits an Bord?«
    »Vierundzwanzig und zwei Feuermagier. Alle unter Deck. Ich hoffe, dass sie alle gesunde Mägen besitzen. Am Horizont zieht nämlich ein kräftiger Sturm auf.«
    »Ist es denn sicher auszulaufen?«, fragte die Priesterin.
    »Gewiss. Mein Schiff und Crew haben etliche schwere Stürme auf See überstanden. Wir könnten natürlich einige Tage warten, dass der Sturm sich verzieht. Wenn das euch lieber ist.«
    »Nein. Die Vorbereitungen sind alle getroffen. Ich möchte jetzt abreisen. Und sollte es medizinische Notfälle geben, werde ich mich darum kümmern.«
    »Wunderbar. Dann befehle ich zur Abfahrt.«, sagte Grant, »Eine Sache noch. Ihr könnt die gleiche Kajüte wie auf der letzten Reise verwenden. Leider gibt es keinen Platz für die Novizin, denn unter Deck ist bereits alles von den Rittern und meiner Crew belegt. Wäre es möglich, wenn sie für die Dauer der Reise bei euch in der Kajüte unterkommen könnte?«
    »Natürlich. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir eine Kammer mit einer Ordensschwester teilen muss.«
    »Vielen Dank für euer Verständnis.«, erwiderte Grant und salutierte. »Eminenz!«
    Der Kapitän machte sich auf den Weg nach achtern und rief seinen Matrosen Befehle zu. Bald schon waren die Taue gelöst und das Schiff schob sich langsam von der Pier ab. Françoise begab sich zum Vorschiff und warf einen Blick gen Horizont. Grant hatte nicht übertrieben. Tiefschwarze Wolken hingen dort tief über der See. Als die Priesterin zum Hafen blickte, entdeckte sie einige Kinder, die auf der Pier standen und dem ablegenden Schiff zuwinkten. Françoise winkte zurück und entschied sich, das Unwetter nicht als schlechtes Omen auszulegen.

  4. Beiträge anzeigen #344
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Thingstätte im Kiefernhain, Freies Beria, Myrtana

    Tayon brauchte nicht viel Zeit, um um Luft zu ringen, nachdem ihm Azaved das Bein gegen den Leib gestoßen hatte. Das war unkonventionell - und der Waldläufer war beeindruckt von der Beweglichkeit des Einsiedlers, der sonst nicht unbedingt akrobatisch begabt schien -, aber nicht kraftvoll genug, um ihn außer Puste zu bringen, dafür fehlte seinem Gegenüber das Körperliche Training. Vermutlich hatte er alle Kraft aufwenden müssen, um das Bein überhaupt so hoch zu bekommen. Nichtsdestotrotz war das wirklich schlau und wirkungsvoll gewesen. Genau solche Beinarbeit wollte Tayon von seinem Sparringspartner sehen.
    Doch jetzt schien er übermütig zu werden, umkreiste Azaved ihn doch und meinte trotz seiner fehlenden Reichweite in die Rolle des Angreifers wechseln zu können.
    Tayon ließ ihm nicht die Initiative. Er nahm den Speer und preschte die Spitze voraus vor, zwang Azaved zum Ausweichen und setzte ihm nach. Der Waldläufer stach unerbittlich auf seinen Kontrahenten ein, während er gleichzeitig ihn links, dann rechts, dann wieder links zu umgehen und an Rücken und Seite zu kommen suchte. Es ging nicht darum, zu treffen. Im besten Fall trafen Schwert und Speer aufeinander und das möglichst hart und nach kraftraubenden Bewegungen. Es ging darum seinen Gegner müde zu machen, seinen Arm überzustrapazieren und Azaved in echte Bedrängnis zu bringen.
    Das hier war ein Test, ob der Varanter schon soweit war, das Tayon Porgan mitteilen konnte, dass er dort draußen allein überleben konnte, aber das sagte Tayon seinem Gegenüber nicht.

    Yared

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Verirrt, In den Waldgebieten nördlich von Geldern, Königreich Myrtana

    Verirrt. Der Kurier, der Nachrichtenüberbringer, der die Welt durchstreifte und auch an entlegene Orte Informationen und Briefe brachte, der nahezu ein Kompass und eine Landkarte in menschlichem Gewand war, hatte sich verirrt. Und nicht irgendwo in der öden Wüste Varant oder den schneebedeckten Gebirgen Nordmars, nein, er hatte sich wie ein kleines Mädchen beim Beerenpflücken im Wald von Midland verlaufen.
    Die letzten Tage hatte er in des florierenden Geldern verbracht, der wachsenden Stadt zwischen zwei Höhenzügen und umgeben von genug Minen und Gruben, um Wohlstand und Fortschritt in den Ort zu bringen und gar voranzutreiben. Ein großer Tempel Innos‘, der sogar eine Nische besaß, in der den heldenhaften Befreiern, den Sklaven und Rebellen, die die Waffen erhoben hatten, gedacht wurde. Sie hätten die Stadt befreit vom Joch der grünfelligen Dämonenanbeter. Skeptischere, jedoch leisere Stimmen sprachen hingegen davon, dass die Orks die Stadt friedlich übergeben hatten und das wenig Blut bei der Einnahme vergossen worden war. Aber letztlich schreibt der Sieger die Geschichte.
    In diesem Ort also hatte Kiyan einige Tage in einer Gastwirtschaft verbracht, mitten im Händler- und Alchemistenviertel, und nach Arbeit gesucht. Alsbald war jemand an ihn herangetreten, ein Händler, der sich auf Felle und Trophäen von Tieren spezialisiert hatte. Er musste dringend eine Nachricht an einen seiner Zulieferer überstellen, einem Febald in Silden, der Ortschaft nördlich von hier. Kiyan hatte den Auftrag angenommen, gleichwohl die Bezahlung nicht unbedingt überragend war. Dies hatte der Kurier angemerkt und dem Händler mitgeteilt, er würde dann wohl noch ein, zwei Tage auf eine Reisegruppe Richtung Silden warten, statt alleine loszuziehen, der allgemeinen und persönlichen Sicherheit wegen. Nach einigem Meckern und Murren hatte der Auftraggeber zugestimmt, die Bezahlung deutlich zu erhöhen, wenn Kiyan im Gegenzug sofort losziehen würde. Dabei hatte er ihn noch einen ‚verdammten gortharischen Schratbastard‘ genannt, was den weltgewandten, zivilisierten Gortharer natürlich gar nicht gestört hatte, sah er sich doch einer wesentlich besseren Bezahlung entgegen.
    Die Gier hatte ihn nun in diese Situation geführt. Verirrt. Mitten im riesigen Waldgebiet, welches, laut der Männer und Frauen im Gasthaus in Geldern, wirklich immens groß war und Silden umschloss. Abgegrenzt wurde es nur im Nordwesten von gigantischen Wasserfällen, ansonsten konnte sich der Forst gut und gerne nach Westen bis zu den mittleren Lagen des Massivs, welches Midland von … irgendetwas Unbekanntem trennte, und nach Norden und Osten bis Nordmar oder die Waldgebiet rund um Montera erstrecken.
    Er war – vornehm ausgedrückt – am Arsch. Der Kurier konnte hier verhungern, den Hunger einer Wolfsmeute oder etwas Größerem stillen oder wusste der Beliar wem oder was zum Opfer fallen.
    Tja, dahin bringt dich deine Gier, Kiyan, mitten ins verdammte Grab!

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    Abenteurer Avatar von Azaved
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    Azaved ist offline

    Thingstätte im Kiefernhain, Freies Beria, Myrtana

    Es mutete beinahe schon an einen Tanz an. Nur dass dieser hier nicht zur Freude geschah. Eher bereitete er ihn darauf vor, was ihn womöglich dort draußen erwarten würde.
    Azaved hatte seit Jahren versucht dem Kämpfen so weit es ging aus dem Weg zu gehen. Doch nun erst spürte er, dass es etwas belebendes an sich hatte.
    Er konnte nicht sein Leben lang weglaufen. Irgendwann musste er lernen sich seinen Ängsten zu stellen. Für sich selbst einstehen. Oder eben auch nicht bloß für sich selbst, denn nun gehörte er einer Gemeinschaft an.
    Links und rechts entging er den unerbittlichen Stößen seines Lehrmeisters. Keine Sekunde Atempause ließ er ihm.
    Schließlich hatte der Varanter genug. Mit voller Kraft ließ er seine Waffe auf die Spitze des Speers krachen. Dieser wurde durch die Kraft des Schlags zur Seite gedreht und gab die Deckung frei.
    Ohne zu zögern nutzte er den Moment und traf Tayon direkt an die Schulter. Doch ehe er weiter nachsetzen konnte traf ihn der Speer von der Seite auf das Handgelenke. Er versuchte die Hand fest umschlossen zu halten, doch der plötzliche Schmerz war zu groß und die Waffe entglitt ihm.
    "Grrhg...!"
    Schon wieder so nah dran gewesen und wieder knapp gescheitert. Ohne nachzudenken und weiter im Rausch des Kampfes preschte er nun waffenlos nach vorne, rammte seinen Lehrmeister mit seinem vollen Körpergewicht und fand sich einen Moment später dennoch wieder auf dem Waldboden wieder.
    "Verdammt......"
    Tief ein- und ausatmend drehte er sich auf den Rücken und atmete tief ein und aus.

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    Veteran Avatar von Kiyan
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    Verirrt, In den Waldgebieten nördlich von Geldern, Königreich Myrtana

    „Götter und Geister haben sich gegen mich verschworen.“
    Die Worte dramatischen Selbstmitleids wurden von einer nebligen Wolke aus dem Mund begleitet, ein Indiz für die späte Jahreszeit, für die aufziehende Kälte und den Fingerzeig der Natur, vielleicht etwas Zivilisation und ein gemütliches, warmes, trockenes Örtchen zu finden, bevor es noch ungemütlicher, kälter und feuchter werden würde.
    Der verirrte Kurier irrte durch die Wälder und wunderte sich nur einen Moment darüber, dass das Gelände anstieg. Welche Erhebungen würden folgen? Die in Richtung unbekannter Lande im Westen, die höchstwahrscheinlich brach und unbewohnt (weil unbekannt) sein würden, oder die in Richtung Norden, die zwar ins besiedelte aber dafür extrem kalte und extrem tödliche Nordmar führen würden. Letztlich bedeutete eine Steigung des Umlandes nichts Gutes.
    Natürlich waren Kiyan die ganzen alten Tricks und Kniffe eingefallen, die er als Kind aufgeschnappt hatte. Moos an Bäumen, das nach Norden wächst. Vögel, die Richtung Süden fliegen. Der Lauf der Sonne am Himmel. In der Theorie wahnsinnig hilfreich, in der Praxis unbrauchbar. Moos wuchs in diesem Forst förmlich überall, Vögel flogen in verflucht nochmal jede Richtung und die Sonne war zumeist hinter einer dichten, regenschweren Wolkendecke versteckt. Der weltgewandte Mann, der aus einer Stadt stammte, die der Archetyp dessen war, was man den Sieg des Fortschritts und der Zivilisation über die Wildnis und die Natur nennen konnte, war plötzlich gar nicht mehr so stolz auf den Sieg von steinerne Mauern und Häusern, die ein gefühltes halbes Weltenrund entfernt lagen.
    Etwas rauschte. War das ein Bach? Der Wind? Regen?
    Kiyans Gehör war im Bezug auf die Klänge der Natur so verlässlich wie eine Sonnenuhr bei Nacht. So konzentriert hockte er da, dass er gar nicht bemerkte, dass sich jemand neben ihn hockte.
    „Wind.“, knarzte eine Stimme in sein Ohr. Kiyan, der sich sonst eigentlich als relativ mutigen Menschen sah, spürte einen Augenblick das Verlangen, den spärlichen Inhalt seiner Blase in seine schmutzige Hose zu entleeren. Sein erschöpfter Körper erhielt ihm aber genug Würde, um einfach nur mit einem leisen Quietschlaut ohnmächtig zu werden und mit der Nase voran im Dreck zu landen.

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    Verirrt in den Waldgebieten, Königreich Myrtana

    „Für einen Überlebenskünstler bist du sehr schreckhaft.“
    Die Worte lichteten den dunklen Schleier, der sich über Kiyans Bewusstsein gelegt hatte wie eine schwere, warme Decke. Der ehemalige Kurier ächzte vor Schmerzen auf, die sich allen voran im Bereich seiner Nase fixierten. Ein Kichern sorgte dafür, dass er daran dachte, sich zu wundern, wer da mit ihm gesprochen hatte. Mühsam kämpfte er aufsteigende Angst nieder und richtete sich langsam auf. Ein Fehler, fühlte er nun stählerne Dornen, die seinen Kopf durchbohrten.
    „Ruhig, Freund, ruhig“, die knarzende Stimme, die ihn hatte ohnmächtig werden lassen. Kiyan öffnete vorsichtig die Augen und sah sich einem fast kleinwüchsigen, goblingesichtigen Mann gegenüber, der Kleidung in den Farben des herbstlichen Waldes trug. Sein lückenhaftes Grinsen und der Schalk in seinen Augen passten nicht zum tiefen Brummton seiner Stimme.
    „Du hast dir glatt die Nase ausgerenkt.“ Er hob die Schultern. „Halt still.“
    Ehe Kiyan etwas sagen konnte, packte der Goblin sein Gesicht, legte die Hände zu Seiten seiner Nase. Er störte sich nicht ob des Blutes und Drecks, ebenso wenig des Ausrufes seines Patienten. Ein Rucken mit den Händen und die Nase war wieder in gerade Position, wenn auch dick wie eine Knolle und frisch blutend. Der Mann aus Gorthar zischte schmerzerfüllt auf und unterdrückte mit titanischer Anstrengung den Drang, dem Goblin den eigenen Zinken zu brechen.
    „Siehst du, zurück ist der Schönling.“
    „Du mich auch …“, knurrte Kiyan, berührte vorsichtig die Nase und zischte erneut vor Schmerzen.
    „Ein ‚Danke‘ reicht völlig, Freund.“ Der Goblin sprang aus der Hocke auf und reichte ihm die Hände, in denen überraschend viel Kraft lag. Kiyan ließ sich nach kurzem Zögern aufhelfen. Der Schädel pochte zwar, aber mehr auch nicht. „Sehr gut. Du kippst nicht um und kotzt mir nicht auf die Latschen, also ist hier oben“ – er tippte ihm auf die Stirn – „alles im Lot.“
    Der ehemalige Kurier fuhr sich mit dem dreckigen Ärmel über die Nase, verwischte Blut und Schlamm. Seine Meinung zum allgemeinen Zustand unterschied sich zu der des Goblins, aber das behielt er für sich.
    „Danke.“, knurrte er und seufzte. Dann blickte er sich um. „Wo sind wir?“
    „Nahe meines Unterschlupfs. Schau nicht so, du bist größer als ich und damit nicht gerade einfach zu schleppen.“
    „Und dein Unterschlupf liegt … wo?“, fragte Kiyan vorsichtig.
    „In den Wäldern nördlich von Montera.“
    Der ehemalige Kurier zog sein kartographisches Gedächtnis zurate und wunderte sich still darüber, dass er sich entweder ‚sehr‘ verlaufen hatte oder der Goblin über eine nicht zu verachtende Portion Kraft und Ausdauer gebot. Etwas, das er für unwahrscheinlich hielt. Aber sein Vater hatte Kiyan gelehrt, dankbar zu sein, wenn Dankbarkeit angebracht ist. Oder wenn Profit winkt. Letztlich hatte der Goblin ihm das Leben gerettet, das zählte. Ächzend erhob sich Kiyan.
    „Dann geh vor, ich folge.“
    Der goblingesichtige Mann kicherte, sprang in den Stand und marschierte ohne ein weiteres Wort los. Einen Augenblick zögerte der Gortharer, ehe er ein stummes Gebet an die Götter schickte und seinem Retter folgte.

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    Veteran Avatar von Kiyan
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    Wälder nördlich von Montera, Königreich Myrtana

    Der Unterschlupf des Goblins entpuppte sich als eine verlassene Mine, die kurze Zeit nach dem Erschließen wohl auch schon wieder aufgegeben worden war. Hölzerne Stützbalken, die nicht mehr vertrauenswürdig wirkten und modernde Kisten sowie rostiges Werkzeug sprachen von einem kurzen, jedoch regen Betrieb. An einen Balken hatte jemand zwei Buchstaben und ein Herz geritzt, sicherlich irgendeine romantische Seele.
    „R und K“, Kiyan rieb sich den Stoppelbart. „Wofür steht das?“
    Der Goblin saß an seiner Feuerstelle und bereitete Stockbrot zu, was für einen knurrenden Magen besser als nichts war. Sein Retter blickte von seiner Backkunst auf und kicherte.
    „Früher gab es mal eine Gruppierung, die der Hoffnung war, dass es zum Wohle der Menschen und Orks zwischen Rhobar und Kan Frieden geben könne.“ Er nickte in Richtung des Balkens. „Daher R und K. Die Geschichte zeigt natürlich, dass die naiven Träume einfach nicht in Erfüllung gehen. Jetzt haben wir Frieden, aber den Rhobars des Dritten. Alles zum Wohle der Menschen. Orks gibt es ganz, ganz vereinzelt und selten in irgendwelchen abgelegenen Käffern als ‚Leibeigene‘ oder in entlegenen Gebieten.“
    „Frieden durch Gewalt hat immer einen faden Beigeschmack“, stimmte Kiyan dem Goblin zu, „Aber derjenige, dem der Friede aufgezwungen wird, schreibt ja nicht an der Geschichte mit. Er ist nur eine Nebenhandlung, eine Randnotiz.“ Er hob die Schultern, wandte sich um und setzte sich dem Mann gegenüber ans Feuer. Der prüfte das Brot, nickte zufrieden und brach es durch, ehe er die verbrannte Hand durch die Luft wedelte.
    „Bitte, au.“
    „Danke“, antwortete Kiyan, „autsch“, setzte er hinzu, als er sich ebenfalls die Pfoten an dem heißen Brot verbrannte.
    Schweigend aßen die beiden Männer, ehe der ehemalige Kurier das Wort ergriff.
    „Wie heißt du?“
    Der Goblin sah auf und musterte ihn, als wäre das Thema seines Namens so beiläufig wie ein Gruß auf der Straße zwischen Fremden.
    „Mh, ich muss ehrlich zugeben, dass ich meinen Namen … lange nicht mehr gehört und gebraucht habe. Ich bin ja, wie du siehst, Einsiedler. Eremit. Einzelgänger. Da redet man mit wenigen und stellt sich noch viel wenigeren vor.“ Er kicherte. „Nenn mich, wie du willst.“
    „Goblin.“, antwortete Kiyan sofort. „Äh … ich dachte erst, du wärst ein Goblin. Beim Erwachen, nach der Ohnmacht.“
    Erneut kicherte der Goblin und zuckte die Schultern. „Dann nenn mich ruhig Goblin. Es stört mich nicht. Wie heißt du?“
    „Kiyan“ Er zögerte kurz. „Ich danke dir für die Rettung. Wirklich, ohne dich … wäre ich tot. Oder alsbald tot.“
    Goblin nickte ohne zu lächeln. „Das wärst du oder würdest es bald sein. Ich denke, ich zeige dir, wie du ein wenig … in der Natur klar kommst. Außer du willst wieder zurück in die Zivilisation, vielleicht zu deinen Leuten.“
    Kiyan lächelte ohne Freude. „Da wartet niemand. Zeit habe ich mehr als genug.“

  10. Beiträge anzeigen #350
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    „Ich bin zu spät“ sagte Jodas knapp, als in die Höhle trat. Zu spät war höflich ausgedrückt, aber dem Waldläufer würde es nicht einfallen, sich dafür zu entschuldigen. Immerhin hatte er eine gewisse Autorität zu wahren. Dennoch musste er auch er still zugeben, dass er die Grenzen des Höflichen fast überschritten hatte. Sei's drum. Nun waren sie beide hier, bereit das Angefangene weiterzuführen. Und nicht ohne Stolz sah Jodas, dass Larah den Speer schon in der Hand hatte und ihre Treffsicherheit trainierte. Ihre Fortschritte waren selbst für einen Laien sichtbar. Wo ihr vor ein paar Wochen noch der Speer aus der Hand rutschte, war ihr Griff nun sicher. Ihre Körperhaltung war sicherer, dynamisch und doch fest, wie eine Feder die sich jeden Moment entspannen konnte und nach vorne schnellen.

    Jodas trat ein paar Schritte vor, seine geübte Hand schnappte sich einen der Übungsspeere, die an der Wand lehnten und fuhr kurz am Schaft, erspürte die Unebenheiten und die Balance des Speeres, ehe er mit dem hölzernen Ende auf den Felsboden pochte. Es hallte, echote nach und zog die Aufmerksamkeit der jungen Frau vollends auf sich.
    Der Waldläufer grinste schelmisch und brachte sich in Position.
    „Bereit für deinen ersten Übungskampf?“

    Calan

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    Provinzheld Avatar von Arvideon
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    Vengard - Ein Brandopfer im Sanktuarium

    Arvideon setzte den Schemel auf der obersten Stufe ab und schob ihn dann im fahlen Kerzenschein ganz an den Altar heran. Während draußen die nächste Böe den Schneeregen gegen die schmalen hohen Buntglasfenster warf, ging er zurück zur ersten Bankreihe und schleppte nacheinander die benötigten und dort bereit gelegten Utensilien heran. Für jede einzelne ging er bedächtig zwischen Altar und Bank hin und her ohne Eile stets mit einem halben Gedanken bei Innos. Es war wichtig das die Vorbereitung des Messopfers mit der angemessenen Würde vollzogen wurde.
    Als erste brachte er den güldenen Kelch aus dem Tempel zu Geldern, den er zu Kriegsende den Orks abgenommen hatte. andächtig trug er ihn zum Hochaltar, reckte ihn in den kleine Händen hoch über seinen Kopf und bugsierte ihn auf den Zehenspitzen Stehend über die Kante de steinernen Tisches auf das weiße frische Altartuch. Als nächstes schleppte er eine lange goldene Zange aus dem Zeremonienbesteck der Obersten Feuermagiern, die er sich vorübergehend geborgt hatte, und eine lange sehr dünne Bienenwachskerze an. Zuletzt kam die halbvolle Korbflasche, das Trankopfer für diesen hohen Abend, freundlicherweise gespendet von Amanamas, einem varantischen Gemüsehändler.
    Arvideon blickte noch einmal zurück auf die nun leere Kirchenbank, dann kletterte er auf den Schemel, der hoch genug war, dass ihm der Altar nur noch bis zum Bauchnabel reichte.
    Oben glühte ihm die hinter rotem Glas geborgene Flamme des stets gut gehüteten ewigen Lichts entgegen. Der kleine Wandermönch kontrollierte noch einmal, ob er in seiner jetzigen Position auch die Brandschale erreichen konnte, die zentral auf die Mitte des Altars herunter hing. Dann nahm er die dünne lange Kerze und entzündete sie am ewigen Licht. Anschließend schürte er damit die Glut der Kohlen in der Brandschale, während er lautlos seine Lippen zu den uralten Gebeten bewegte, die Innos um seinen Segen und seine Führung anriefen.
    Normalerweise war es zwar üblich diese Gebete laut zu intonieren, doch Arvideon wollte niemanden darauf aufmerksam machen, was er hier in der seit Wochen verwaisten Kapelle ihrer Eminenz tat. Auch wenn ihre eminente Zuvorkommenheit sicher nichts dagegen gehabt hätte, wollte er doch die zurückgebliebenen Wächter der Gemächer Ihrer abwesenden eminenten Bauernschläue nicht aus ihrer wohlgehüteten Weltenferne Schlummer aufschrecken und das natürlich unglaublich kleine, aber dann doch sich irgendwo feige hinter dem hintersten Staubkorn versteckende Risiko heraufbeschwören, in Erklärungsnöte zu geraten. Er war sich sicher, dass selbst sein geflüstertes Gemurmel ausreichen würde, um das Ohr des Feuergottes zu erreichen, sich in seine Brust zu schleichen und sein Herz zu rühren. Innos war im Sturm, aber auch im leisen Säuseln.
    Die Kohlen glommen nun tiefrot. Hitze stieg von der Brandopferschale gen Kreuzgewölbe. Arvideon hielt einen Moment inne und wärmte sich die eiskalten Hände. Die Kapelle wurde natürlich nicht beheizt - schon gar nicht, wenn Francoise nicht in Vengard weilte.
    Während er einen kräftigen Schluck des scharfen Brandes aus der Korbflasche in den Kelch goss, formten seine Lippen die Dankesworte um Innos den edlen Spender des heutigen Opfers mitzuteilen. Mochte der Gott sich seiner erbarmen und ihn zu einem glücklicheren Schicksal führen. Arvideon stellte die Flasche wieder beiseite, umfing den Kelch mit beiden Händen und hielt ihn über die Brandschale. Langsam aber stetig erwärmte sich der Kelch und das hochprozentige Destillat zwischen seinen Händen und über den Wärme abstrahlenden Kohlen.
    Arvideon wartete geduldig die Gebete des Feuerkranzes rezitierend ab, bis die Temperatur des Kelches über die seines Körper gestiegen war und ihm der Geruch des flüchtigen Alkohols in die Nase zu steigen begann. Dann setzte er den Kelch wieder auf das Altartuch und entzündete feierlich das Trankopfer mit der Flamme des ewigen Lichts. Die orangegelbe Flammenzunge der Kerze wechselte in zartes Blau, als sie die Dämpfe der ausgasenden Flüssigkeit erreichte.
    Arvideon reckte den Kelch mit der klaren blauen Flamme in beiden Händen nach oben und präsentierte sein Opfer der stoisch über dem Altar aufragenden Statue des Feuergottes in klassischer Darstellung mit Strahlenkranz, goldenem Helm, die drei Kettenstränge der Brandschale in der Rechten und das Schwert in der Linken.
    Nach einem Kurzen Innehalten stürzte er den Kelch, so dass sich der Inhalt in die Brandschale ergoss. In diesem Moment loderten die Flammen ein letztes Mal grell auf. Arvideon schreckte zurück in sorge um Bart und Koteletten. Trotzdem hielt der den Blick starr auf das feurige Schauspiel gerichtet und meinte für einen Sekundenbruchteil ein Gesicht, nein zwei, in den Flammen zu sehen - Zunächst die jugendliche Schönheit ihrer Eminenz, dann das wettergegerbte Antlitz des Kapitäns.
    Jeder andere wäre womöglich verstört gewesen. Nicht so Arvideon. Der Wandermönch wusste, sein Gott hatte ihm aufgetragen, auf die Suche zu gehen, auf die Suche nach Yared und auf die Suche nach seiner höchsten Dienerin.
    Arvideon stellte den Kelch an die Altarkante, damit er später von unten besser herankam. Dann kletterte er vom Schemel. Monate des Studiums und der Kontemplation hatten ihr Ende gefunden. Nun musste er noch hier aufräumen, dann packen. Innos hatte ihn entsandt.
    Geändert von Arvideon (06.12.2020 um 23:11 Uhr)

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Thingstätte im Kiefernhain, Freies Beria, Myrtana

    Tayon streckte Azaved die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen.
    Der Sippenführer war beeindruckt. Azaved hatte gezeigt, dass er sich behaupten konnte.
    Obwohl er nur mit einer Hand auskommen musste, wurde deutlich: Azaved hatte die Fähigkeiten. Er beherrschte seine Waffe. Ihm fehlte nur noch die Erfahrung, die man sich nur in der Begegnung mit unterschiedlichen Waffen und Kampfstilen aneignen konnte, um den Umgang damit letztendlich zu meistern. Und er musst einsehen, dass er sich auch beherrschen musste.
    „Es gibt noch eine wichtige Sache, Azaved: Du musst wissen, wann du aufhören musst.“
    Tayon hob das Übungsschwert auf und hielt es dem immer noch etwas atemlosen Einarmigen hin, der sich den Schmutz von der Hose klopfte.
    „Dich zu verausgaben, bringt in der Regel nichts. Du verlierst dadurch nur die Kontrolle. Wenn man klar unterlegen ist, muss man den Mut haben, den Rückzug ernsthaft in Erwägung zu ziehen.“
    Während er weiter sprach, klaubte er sein eigenes Holzschwert und den Schild vom Boden auf.
    „Ich denke, du bist jetzt bereit eine echte Waffe zu führen. Ich werde Porgan informieren. Hast du schon ein richtiges Schwert? Wenn nicht können wir morgen früh zum Lagermeister gehen, dann kannst du dir dort eine Waffe aus dem Fundus der Wächter aussuchen.“

    Yared

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    Höhle der Rattensippe, westliche Wälder Sildens, Myrtana

    Larahs Spätsommer war ausgefüllt gewesen. Tagsüber hatten sie und die meisten Angehörigen der Rattensippe, die das Höhlensystem unter den Sildener Wasserfällen bewohnten, auf den Feldern der Sildener Bauern geholfen, die Ernte einzufahren. Im Gegenzug hatten sie einen Teil der Ernte behalten dürfen, um selbst Getreide für den Winter einzulagern. Abends schließlich hatte sie jeden freien Moment genutzt um zu schwimmen und mit dem Holzstab zu trainieren, der irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft einer richtigen Stangenwaffe weichen sollte. Nur an Samhain hatte sie eine Pause gemacht und war allein in das kleine Tal oberhalb der Wasserfälle hinauf gestiegen, nachdem die Rattensippe dort zuvor ihren Toten, die teilweise dort oben begraben lagen, gedacht hatten. Dort hatte sie dann unter dem blauen Mond gesessen und an ihre Verwandten in Gorthar gedacht, bis sie das Heimweh nicht mehr ausgehalten hatte und zurück zu den anderen gegangen war, um ihre Einsamkeit in Gastfreundschaft zu ertränken.
    Nun war Jodas zurückgekehrt, nach einer doch auch für ihn eher unüblich langen Periode der Abwesenheit. Larah trug es ihm nicht nach, dass der Waldläuferveteran manchmal tagelang verschwand, um seinen zahlreichen Aufgaben in und um Silden herum nachzugehen, die er offenbar immer noch hatte, obgleich das Waldvolk, das Dorf bereits vor Jahren verlassen hatte. Er war nach wie vor für sie da, wenn sie ihn brauchte.
    „Natürlich! Ich habe nur noch auf dich gewartet.“, erklärte sie mit einem herausfordernden Lächeln.
    Larah ließ, wie schon Jodas vor ihr das untere Ende des Stabes klangvoll auf dem Boden aufschlagen. Sobald der Stab, den sie dazu locker durch ihre Rechte hatte gleiten lassen, zurück sprang, zog sie ihn mit der Linken zugreifend lange vor sich, schwenkte ihn auf ihre rechte Körperseite und stürzte sich mit der Spitze voran, auf den lauernden Waldläuferhauptmann.
    Stich um Schlag um Stich um Schlag wogten die Übungsspeere zwischen Meister und Schülerin. Auch, wenn sie merkte, dass Jodas ihre Schläge noch immer beinahe mühelos abwehren konnte, fühlte Larah den Stolz in sich aufblühen, über jede einzelne der mühsam antrainierten Bewegungen, die sich mittlerweile flüssig, teilweise schon elegant aus ihren Gliedern auf ihren Gegner ergossen.
    Nach und nach jedoch beschlich sie das Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmte. Schwer atmend löste sie sich aus den Schlag- und Stichkombinationen, die sie mit Jodas austauschte, zog sich mit federnden Knien und Füßen aus seiner Reichweite. Dann richtete sie sich aus ihrer leicht gedrungenen Haltung, die ihr den fließenden Wechsel zwischen Attacke und Defensive erlauben sollte, auf und sah ihr gegenüber unverwandt an.
    „Sag schon: Was mache ich falsch?“

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    In der Wildnis, Königreich Myrtana

    Wochen zogen dahin, in denen Kiyan und der Eremit in der Wildnis des Midlandes lebten. Für Letztgenannten keine große Veränderung der Lebensumstände, abgesehen davon, dass er nun einen Adepten hatte, den es auszubilden galt. Einen Novizen, der einer Großstadt entstammte, die selbst Vengard kleiner und unscheinbarer wirken ließ. Der Schüler kannte zwar die Welt, hatte sie bereist, viel gesehen und dokumentiert, aber das Leben im Wald, weitab von Pflastersteinen und warmen Tavernen, war etwas völlig Neues für ihn.
    Goblin, der Eremit, zeigte Kiyan allerlei Dinge, die nicht nur interessant, sondern auch überlebenswichtig waren. Welche Pflanzen und Pilze, Beeren und Früchte genießbar waren und welche für Nebenwirkungen sorgen würden, von Magenkrämpfen bis hin zu dem kurzfristigen Dasein als blutendes, stammelndes, sterbendes Etwas. Ebenso lehrte Goblin ihn das Lesen von Wind und Wetter, das Zurechtfinden im Gelände anhand von allerlei Marken und Hilfsmitteln, das Erkennen der Himmelsrichtung und das leise Bewegen im Unterholz. Kein Schleichen, nein, aber zumindest das vorsichtige Vorankommen zwischen Ästen, Büschen und trockenem Laub. Für den Erhalt der eigenen Gesundheit ebenso wichtig war auch das Lesen der Spuren gewisser Tiere. Beute in Form von Rehen, wenngleich Kiyan keine Möglichkeit besaß, sie auch wirklich zu Beute zu machen. Füchse, Dachse, Luchse und ähnliches, aber auch Prädatoren wie Wölfe, Pumas und auch Bären. Auch Snapper-Spuren waren interessant, wenngleich Goblin ihm ans Herz legte, bei nahezu allen Spuren, in die er seinen eigenen Fußabdruck bekäme, schnellstmöglich das Weite zu suchen. Urviecher, eine Herde Ripper, aber auch Trolle und Schattenläufer kannten gegenüber Stadtmenschen keine Gnade.
    Mit den Wochen hatte sich auch Kiyans Bekleidung und Auftreten geändert. Vorher noch eher der forsche Städter, der als Kurier die Lande bereiste, wirkte er nun wesentlich ruhiger, verhaltener und vorsichtiger. Die erstklassig gefertigte Lederrüstung aus Stewark hatte ihren Besitzer gegen einige Felle und Leder gewechselt. Daraus hatte Goblin ihm winter- und wetterfeste Kleidung gemacht, die durchaus einen gewissen Schutz vor Krallen und Unwettern bot. Sie stank zwar anfangs fürchterlich, aber das war etwas, was Kiyan bald nicht mehr bemerkte. Am Ende roch er auch nicht mehr ganz so frisch und lieblich.
    Fragen über sich selber beantwortete der Goblin hingegen ungern. Das merkte der Gortharer ihm durchaus an. Woher er stammte, was er vor seinem Einsiedlertum tat, all dies blieb weitgehend unbeantwortet. Vielmehr gefiel sich der Eremit sichtbar in der Rolle des verkorksten Mentors.
    „Wir ziehen gen Norden“, verkündete er eines Abends am Feuer in ihrer Höhle, der verlassenen Mine.
    „Wieso?“, fragte Kiyan und biss ein ordentliches Stück aus der Gänsekeule heraus.
    „Na, weil die Vögel dies nicht tun. Die ziehen nach Süden. Also haben wir dort oben logischerweise unsere wohlverdiente Ruhe. Ich dachte so viel hast du schon verstanden, Kiyan.“
    Irgendwie mutmaßte Kiyan, dass mehr dahintersteckte, schwieg aber und nickte nur.
    „Dann nach Norden.“
    Geändert von Kiyan (18.12.2020 um 12:08 Uhr)

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    Es war wie ein Tanz. Kein Hoftanz wie man ihn im Dunstkreis des Königs und der hohen Herren finden würde. Es gab keine Rüschen, kein Taft und Seide und keine Musik ertönte außer dem Klacken der Speere und dem Schnaufen der beiden 'Tänzer'. Und Jodas war froh, dass es nicht so war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine der bepuderten Herrschaften sich bei ihren Tänzen auch nur halb so lebendig fühlte oder dass ihre Perücken auch nur halb so nützlich waren wie das Wissen um den Speerkampf.
    Doch der Vergleich mit einem Tanz tat ihrem Übungskampf keinen Gefallen. Zwar gab es einstudierte Abläufe und Reaktionen, doch sprengten sie das starre Korsett eines Tanzes, waren wilder und anarchischer. Es war ein ständiges Agieren und Reagieren mit tausenden Möglichkeiten und tausenden Ausgängen. Ein Schlag von links, ein geblockter Hieb, ein flinkes Ausweichen, ein geschickter Gegenangriff. Und wer wusste schon wie sich Larah schlagen würde? Zwar war er der erfahrenere und geschicktere Kämpfer mit dem Speer, doch dies war das wirkliche Leben. Er konnte jederzeit auf einem losen Stein ausrutschen, Larah jederzeit einen glücklichen Treffer landen. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit können Jahre der Erfahrung zunichte machen. Und mit einem echten Speer bräuchte es nur eine solche Gelegenheit und der Frischling könnte den Veteranen zu Beliar schicken.
    Umso erfreuter war der Waldläufer, dass es nicht dazu kommen musste. Nicht, weil er seiner Schülerin den Sieg nicht gönnte, sondern weil sie noch viel zu lernen hatte, nicht übermütig werden durfte und – nun, zugegeben: Auch weil es ein bisschen seinen Stolz verletzt hätte. Jedoch hätte er sich lieber die Zunge abgebissen, als das zuzugeben.
    Jodas lächelte. „ Wer sagt, dass du etwas falsch machst? Manchmal macht man alles richtig und verliert trotzdem. Manchmal gewinnt man weil man ausrutscht und dir dabei aus Versehen der Speer aus der Hand fällt. Und deinem Gegner in die Gurgel.“
    Kurz hielt er inne. Es grenzte wirklich an ein Wunder, dass er aus dieser Situation heil herausgekommen ist.
    „Aber wenn ich dir trotzdem einen Tipp geben soll: Achte mehr auf deinen Gegner. Lerne, wie er reagiert, bevor du blindlings nach vorne stürzt. Teste ihn aus. Was denkst du, sind meine Schwächen? Wie kommst du am besten an mich ran?“


    Calan

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    Larah war beinahe enttäuscht. Irgendwie hatte sie eine Fundamentalkritik geradezu erhofft. Stattdessen bekam sie zu hören, dass sie alles richtig machte. Sie hatte die große Offenbarung erwartet, die Prophetie, die ihr den Weg wies. Stattdessen hatte ihr Lehrer sie auf den Zufall verwiesen. War das etwa wirklich schon alles? Hatte sie ausgelernt und jetzt galt es nur noch Glück zu haben?
    Erst nach einigen Momenten des tief Durchatmens und nochmals Revue passieren Lassens von Jodas Worten erschloss ihr, was sie gefangen in ihrer gefestigten Erwartungshaltung verschlossen geblieben war.
    Bis jetzt war es ihr Körper gewesen, der das Ausschöpfen ihrer Fähigkeiten begrenzt hatte. Doch das stete Training der vergangenen Monde hatte ihn gestärkt, Bewegungsabläufe bis zur Perfektion eingeschliffen. Nur deshalb hatte sie annähernd mit Jodas mithalten können.
    Was noch fehlte war ihr Geist. Momentan kämpfte nur ihr Körper mit ihrem Lehrmeister. Mit traumwandlerischer Sicherheit hatte sie Schläge ausgeteilt und pariert. Die Automatismen funktionierten makellos, aber sie waren unbeseelt. Während sie es genossen hatte, sich selbst beim Kämpfen zuzusehen, hatte sie ihre Gedanken nicht dabei gehabt. Jodas hatte das erkannt. Er hatte es ihr gesagt, ohne es ihr zu sagen. Er hatte ihr den Weg gekennzeichnet, der weiter den steilen Pfad hinauf zum Gipfel führte, nicht indem er sie kritisiert hatte, sondern indem er sie eingeladen hatte.
    Es versteckte sich weit mehr Weisheit unter der Schale des meist eher abweisend erscheinenden Waldläufers, als sie ihm bislang zugestanden hatte. Sie hatte ihn unterschätzt, hatte sich im Stolz hinreisen lassen und ihm Unrecht getan. Larah fühlte wie ihr eine leichte Schamesröte ins Gesicht stieg. Besser, sie setzten den Reigen des Kampfes schnell fort, bevor er es bemerkte.
    „Ich werde es nur sehen können, wenn wir weitermachen.“, presste sie eilig zwischen ihren sich nur langsam beruhigenden Atemstößen hervor und hob erneut den Übungsspeer.
    Jodas nickte und hob ebenfalls seine Waffe, um ihr seine Bereitschaft zu signalisieren.
    Erneut griff sie an, wehrte ab, wehrte ab, griff an. So schnell, wie sie ihn unterbrochen hatte, so schnell fand sie sich wieder im fließenden Tanz aus Aktion und Reaktion.
    Doch während ihre Muskeln dem Rhythmus der Schläge und Stöße folgten, ihre Beine dem Hin- und Herwogen der Kräfte versuchte sie sich auf ihr gegenüber zu konzentrieren. Wo waren seine Schwächen? Wo seine Lücken? Hatte er überhaupt welche? Und woran erkannte man sie?
    Da war sie. Oder doch nicht? Larah war sich unsicher. Jodas hatte ihr eine unendliche Weite eröffnet, auf der sie sich austoben sollte, doch sie hatte Angst sich falsch zu orientieren. Wo war die Erfahrung, wenn man sie mal brauchte?
    Sie musste es wagen, musste irgendwo anfangen. Dort. Jodas hob an zum schlag, holte weiter als nötig aus. Da kam sie die Lücke in seiner Verteidigung. Larah streckte ihre Waffe der Lücke entgegen. Zu spät erkannte sie seine Finte. Jodas riss seinen Speerschaft herum, würgte ihren Angriff scheinbar mühelos bereits im Entstehen ab und berührte sie seinerseits in der rechten Seite.
    Larah erstarrte in der Bewegung. Er hatte sie nicht gestreift, nicht mit voller Wucht getroffen, auch wenn er es ohne Weiteres gekonnt hätte, - nur berührt. Ihr Versagen wurde nicht mit Schmerz vergolten. Wieder bekam ihr Stolz einen Knacks.
    Jetzt ließ sich das Blut nicht mehr verbergen, dass ihr in die Wangen schoss.

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Es war etwas gemein, wie Jodas innerlich zugeben musste, nachdem sich die beiden Kämpfenden kurz getrennt hatten und sich beäugten, zögernd als erstes zuzuschlagen. Er hatte ihr geraten seine Schwächen zu finden und sie hatte gehorcht. Doch die Lücke die sie in seiner Verteidigung fand war eine Finte, die die Schülerin zu spüren bekam - wenn auch nur sanft. „Falsch geraten.“ brummte der Waldläufer. Doch Larah würde sich davon nicht entmutigen lassen, dafür war sie nicht der Charakter. Dennoch fragte er sie, in wie weit er sie tatsächlich in die Irre geführt hatte. Konnte er verschleiern, dass seine große Schwäche tatsächlich im Angriff lag, oder hatte sie ihn durchschaut?
    Jodas wich ein paar Schritte zurück, begab sich in defensive Stellung und wartete, dass Larah angriff. Tatsächlich ging sie in die Offensive, tat einen Ausfallschritt und ließ den Speer am Unterarm hervorschnellen. Der Waldläufer sprang zur Seite. Nicht unerwartet, doch ein guter Angriff. Gegen einen langsamen oder unaufmerksamen Gegner ein gutes Mittel zum Zweck.
    Nur wenige Momente später, das Adrenalin zog es zu einer Ewigkeit, standen sie sich wieder kampfbereit gegenüber. Jodas hatte wieder eine stabile Haltung eingenommen und Larah ihren Speer wieder zu sich gezogen. Diesmal war es am Waldläufer, den Schlag zu tun. Beide Hände fest am Übungsspeer tat er einen großen Schritt nach vorne und lenkte den Stoß in Richtung Beine, mit der Hoffnung seine Schülerin aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch wie würde sie reagieren? Ausweichen? Versuchen zu parieren? Oder würde sie die Gelegenheit nutzen zurückzuschlagen?


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  18. Beiträge anzeigen #358
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    Larah sah den Stoß, bevor er kam. Jodas hatte all seine Kraft in diesen Stoß gelegt. Nur deshalb waren die Anzeichen so deutlich gewesen, dass sie ihn erfassen konnte, bevor er kam.
    Nun stand sie vor der Wahl. Ausweichen? Blocken? Ohne Rücksicht auf Verluste den Angriff unternehmen? Das kam ihr alles nicht richtig vor.
    Blocken erschien ihr keine gute Wahl. Larah war auch vor dem Training harte körperliche Arbeit gewohnt gewesen. Ohne einen großen Batzen Kraft und Ausdauer hätte sie es nie allein mit ihrer Proa von Gorthar nach Silden geschafft. Jetzt - bereits im dritten Winter, den sie mit Jodas durch die Wälder von Silden und Montera bis hinauf nach Nordmar zog und trainierte - war sie vermutlich in der besten Form, die sie jemals gehabt hatte. Auch war Larah mit ihren anderthalb usanischen Ellen und ein paar Fingerbreit durchaus hochgewachsen für eine Frau. Das änderte aber nichts daran, dass sie es an Muskelmasse nicht mit dem Waldläuferhauptmann aufnehmen konnte. Mithilfe einiger der geübten Abstütztechniken würde sie einen heranstürmenden Eber mit einer Saufeder aufhalten können, aber nicht den schmalen Schaft von Jodas Übungsspeer.
    Ausweichen brachte sie ebenfalls nicht weiter. Im besten Fall würde sie sich dadurch Zeit erkaufen, im schlechtesten eine Chance zum Gegenschlag verpassen. Und ging es nicht gerade darum? Die Schwächen des Gegners zu finden und auszunutzen?
    Aber blinder Angriff war auch keine Lösung.
    Klar, Jodas ließ durch den Stoß seine Deckung fallen. Aber sie hatte nichts davon, einen Treffer zu landen, wenn er sie auch traf.
    Larah hatte keine Lust zwischen den Alternativen zu wählen. Doch sie musste entscheiden, musste es jetzt tun - in diesem Bruchteil eines Moments.
    Sie entschied sich dagegen.
    Leichtfüßig sprang sie nach Rechts, rammte den eigenen Speerschaft hinter sich schräg auf den Boden und ließ den auf sie gerichteten Stoß nach Links von ihren Beinen weg abgleiten, sodass er ins Leere ging. In der gleichen Bewegung drehte sie sich seitlich um den Speer unmittelbar vor Jodas, riss dann erst den Speer nach und ließ die Speerspitze mit dem Schwung aus der Drehung auf seinen Kopf zuschießen. Erst kurz vor seinem Kinn kam der Übungsspeer ruckartig zum Stehen.
    Sie suchte seine Augen. War ihr das Manöver geglückt?
    Geändert von Larah (25.02.2021 um 00:39 Uhr)

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    In den Bergen, nordwestliches Nordmar, Königreich Myrtana

    Wieder fanden sie einen Kadaver. Nicht die Beute eines gewöhnlichen Raubtieres, des Hungers wegen gejagt und ausgeweidet, sondern massakriert, zugerichtet und verstümmelt. Das Opfer boshafter Gewalt, nicht des schlichten, urtümlichen Instinktes. Goblins hässliches Gesicht wirkte nachdenklich und finster, als würde er etwas erahnen, vielleicht nicht erkennen, aber zumindest eine Spur zu dem Grund dieser Reihe von Verbrechen gegen die Natur und Ordnung Adanos‘ ausmachen.
    „Der zehnte Kadaver, den wir so gefunden haben“, sprach Kiyan überflüssigerweise.
    „Mh“, machte Goblin nur, blickte auf die Berggipfel, nahe denen sie sich befanden. Der Nordwesten des Festlandes, Nordmars äußere Grenzen. Goblin hatte erklärt, dass es nördlich von hier nur noch das schwarze Land der Orks gab. Orks und sicherlich noch finsterer Gesellen.
    „Ich dachte der Krieg wurde von den Myrtanern gewonnen“, begann der Gortharer wieder, „Die Orks geschlagen. Wenn dies hier … etwas mit ihnen zu tun hat …“ Er schüttelte den Kopf. „Warum sind die Menschen nicht nach Norden gezogen und haben sie ausgerottet?“
    „Gleichgewicht.“
    Kiyan enthielt sich eines Kommentars. Schüttelte den Kopf, erhob sich und machte ein paar Schritte. Dann blickte er auf den Schnee.
    „Spuren, Goblin.“
    „Sicherlich Aasfresser. Wölfe, Füchse, ein hungriger Säbelzahn …“
    Kiyan schnaubte. „So gut kann ich sie schon lesen, Alter. Die hier sind größer. Anders. Sehen eher aus wie …“
    Goblin sprang auf, kam zu ihm, blickte hinab und fluchte halblaut.
    „Orks. Prankenabdrücke.“
    Kiyan packte fast instinktiv den Griff seines Schwertes. Sah sich noch genauer um. Waren die Wesen noch in der Nähe? Beobachteten sie sie? Erschöpfung, Kälte … all dies machte ihn wohl paranoid. Was, wenn Goblin sich irrte?
    „Wieso besorgt dich das? Wir gehen zu einen der Clans, berichten davon, die schicken Orkjäger und Ritter und kümmern sich um alles weitere. Am Ende sind’s nur einige Tiere, die gestorben sind. Mehr nicht. Keine Menschen.“
    Goblin seufzte und sah seinen Lehrling einige Augenblicke fast schon prüfend an.
    „Einst gab es in Myrtana ein Volk, welches sich dem Schutz der Natur verschrieben hatte. Die Umstände ... zwangen sie, zu verschwinden. In die Ferne wie auch in Gegenden, die schwer zu erreichen und ausreichend geschützt sind. Ich gehörte ihnen einst an, diene nun aber nur noch einigen von ihnen als Auge und Ohr. Oft im Norden, hier. So etwas hier ist durchaus auffällig ...“
    Naturbewahrer. Okay, Baumkuschler und Regentänzer …
    „Und was willst du berichten? Orks töten Tiere?“
    „Es … gibt und gab Gerüchte, dass manch böser Geist im Bunde mit den Schamanen der Orks steht. Geister, die ihrerseits ihren Ursprung bei den altehrwürdigen Naturgeistern haben. Sie können zur Gefahr für die Schöpfung Adanos' werden.“
    Kiyan seufzte. „Na, dann folgen wir den Spuren der Orks. Am Ende lauert wahrscheinlich der Tod, aber hey, dann ist’s wenigstens für einen guten Zweck.“
    Geändert von Kiyan (03.01.2021 um 08:32 Uhr)

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    In den Bergen, nordwestliches Nordmar, Königreich Myrtana

    Die beiden Verfolger machten Rast unter einer Tanne, die zumindest etwas Schutz vor dem Schneefall bot. Murrend hatte Kiyan Platz geschafft und versucht, irgendwie etwas mehr Wärme in seine Glieder zu bekommen, während Goblin aus einer Tasche etwas Trockenfleisch zutage förderte. Schweigend aßen sie, ehe Kiyan das Wort ergriff. Versuchte, etwas gesunden Menschenverstand in Goblin zu wecken.
    „Also“, begann er langsam, „böse Naturgeister.“
    Der Späher dieses verschwundenen Waldvolkes blickte auf. „Ja. Naturgeister, die …“ – er suchte nach Worten – „befleckt wurden von der Magie und den Mächten, mit denen die Orks hantieren. Sie beten zum Schöpfer, einer Maske, die Beliar trägt und sich ihnen so zeigt. Die Schamanen ihres Volkes pflegen jedoch auch einen ausgeprägten Geisterkult, ähnlich dem Waldvolk. Nur, dass sie eher ihre Ahnen verehren als die Geister, die die Welt beleben, seit Adanos diese Sphäre geschaffen hat.“
    Kiyan kaute auf dem Stück Trockenfleisch rum und wusste dazu wenig zu sagen. Geister waren ihm suspekt. Magie und ihr metaphysisches Wirken, okay. Aber Geister? Kobolde und Gnome in den Bäumen? Spukende Ahnen, die Gefolgschaft fordern? So viele Wälder und Dschungel hatte er gesehen, so viele alte Gräber … aber nie irgendwelche Spuren von Geistern. Eigentlich war es klar: Man stirbt und kehrt in Beliars Reich ein. Ende der Geschichte.
    „Wie man sich denken kann, ist das Zusammenspiel von Geistern, die zu Beliar Bezug haben, und Geistern, die die Natur verkörpern … gefährlich. Es besteht die Chance, dass Erstere die Letzteren verderben.“ Goblin blickte in die Ferne. „Jedenfalls erklärte mir das einst ein Weiser des Waldvolkes.“, schloss er kleinlaut. Kiyan seufzte.
    „Also … folgst du der Vermutung bezüglich einer Sache, von der dir mal ein Weiser berichtet hat.“, schlussfolgerte der Gortharer, „Weißt du, ich sprach in Gorthars Universität mal mit einem Mann namens … ich glaube, er hieß Ikarianus. Ikarus? Weiß der Beliar, jedenfalls meinte er, wenn er sich genug Federn an die Arme klebt, kann er fliegen.“
    „Und dann flog er zu Nahe an die Sonne und stürzte ab?“, rätselte Goblin, was ihm einen scheelen Blick von Kiyan einbrachte.
    „Nein, verdammt. Der Idiot hat sie sich mit Teer angeklebt. Kochend heißen Teer. Hat sich fürchterlich verbrannt und wurde von der Universität geschmissen. Aufgrund exorbitanter Blödheit. Menschen können nicht fliegen, basta. Und Geister? Bitte, Goblin, bei allem Respekt. Diese Orks, die wir verfolgen? Höchstwahrscheinlich nur ein besonders sadistisch veranlagter Schlag, der sich einen Spaß daraus macht, Tiere zu massakrieren. Wenn Orks ebenso vielfältig sind wie Menschen, dann bestehen sie zu großen Teilen letztlich auch aus riesigen Arschlöchern.“
    Der Gortharer zuckte die Schultern und verschlang den Rest.
    „Aber meinetwegen, Goblin, folgen wir der Spur weiter. Nimm mir aber nicht übel, wenn ich dir am Ende ein gehässiges ‚Ich hab’s dir doch gesagt!‘ ins Gesicht drücke.“
    Geändert von Kiyan (07.01.2021 um 07:09 Uhr)

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