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    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Südlich der Nordgrenze, Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Wie Geister bewegten sich die Soldaten durch den Posten der Orks am Ende des Passes. So mutig der Anführer des Orktrupps auch gewesen war, so arrogant war er auch gewesen. Er hatte niemanden zurück gelassen sondern war davon ausgegangen, dass der zu erwartende Feind schwach und unterlegen sein würde. Diese Arroganz hatte seinen Untergang besiegelt. Und schritt der Feind durch das leere Lager und bekam einen kurzen Eindruck einer nichtmenschlichen Kultur. Felle in einer vom Wind geschützten Felsnische zeugten von der Schlafstätte der Orks. Als Isegrim sie näher in Augenschein nahm, erblickte er eine Vielzahl persönlicher Gegenstände. Verzierte Knochen, Talismane und andere kleine Schätze, die die orkischen Krieger ihr Eigen genannt hatten.
    "Seltsam, oder?", fragte Ferwick, der neben ihn trat.
    "Was?"
    Der Unteroffizier lachte. "Na, das sie uns doch irgendwie ähneln.", erklärte er und deutete auf die Knochen, "So wie wir persönliche Schätze bei uns tragen, tun sie es auch. Sie erinnerten sie wohl, nun ja, an die Heimat."
    Isegrim nickte langsam. "Das stimmt.", murmelte er und schritt weiter.
    Sie fanden ein großes Lagerfeuer, die von Wildtieren verspeisten Reste irgendeiner erjagten Mahlzeit. Ein paar Trommeln zeugten davon, dass die Orks in dieser Stellung durchaus einen Begriff von Freizeit und Entspannung kannten. Beide Eingänge des Lagers waren von hölzernen Barrikaden gedeckt. Isegrim sammelte drei Männer sowie Ferwick und schritt zum hinteren Ausgang des Lagers.
    "Wir werden ein Stück gehen, vorsichtig und geduckt.", erklärte er seinen Soldaten, "Ich will sehen, ob wir eine gute Position finden, um zu beobachten."
    Vorsichtig bewegten sie sich weiter. Alle bis auf Isegrim hatten ihre Armbrüste im Anschlag und warteten nur darauf, dass um die nächste Biegung eine Horde Grünfelle strömen würde wie ein todbringender Wasserfall aus Barbarei und Berserkerwut. Aber die Flut blieb aus. Gut elfhundert Meter machten sie, ehe sich der Pass öffnete und den Blick auf einen Talkessel freigab.
    "Bei Innos.", hauchte einer der Soldaten und senkte die Waffe.
    In dem öden Talkessel befand sich ein befestigtes Lager, das auf seltsame Art und Weise Rhobars Wacht glich, nur wesentlich orkischer war. Dort unten tummelten sich die Kreaturen Beliars wie riesige waffenstarrende Ameisen. Bleich blickte Isegrim Ferwick an.
    "Wie viele, schätzt du?", fragte er heiser.
    "Hundert. Mindestens."
    Der Ordensbruder schluckte. "Schätze ich auch." Er spuckte aus. "Innos, was ist das? Eine Splittergruppe, ein eigener kleiner Stamm oder ... ein Regiment einer Armee."
    Einer der älteren Soldaten schlug das Zeichen Innos' vor der Brust. "Herr Isegrim ..."

    "Ja? Sprich, Mann."
    "Die flammende Faust."
    , hauchte er, "Damals ... im Krieg ... das Zeichen des Urkma-Stammes."
    "Was? Urkma?", fragte Isegrim verwirrt. "Soldat, ich bin nicht bewandert mit den ganzen Stämmen."
    Der Mann schluckte kurz. "Ich war damals noch Bauer, habe aber so gut es ging die Rebellen versorgt", erklärte er, "Die Urkmas ... waren ein Stamm, ein Clan, der in Faring beheimatet war. Damals wurden sie von einem gottverdammten Bastard von Ork-Kriegsherrn geführt. Brosh dar Urkma. Niemand hat nach dem Krieg je seinen Leichnam oder die seiner Clansbrüder gefunden. Es ... es ist möglich das ..." Der Soldat schüttelte ungläubig den Kopf.
    "Bei Innos", Isegrim lachte leise, dann etwas lauter und eine Spur hysterisch. "Also stehen die Chancen sehr gut dafür, dass nicht nur die Schamanen aus Geldern sondern auch mehr als genug Veteranen irgendeines berüchtigten Stammes überlebt, zehn Jahre ihre Wunden geleckt und die Äxte gewetzt haben."
    Ein Knacken hinter ihnen. Sie wandten sich wie die Teufel um und erblickten eine einzige Gestalt, die da stand und keine Regung tat. Gekleidet war sie in eine dunkle Robe, sie wirkte groß und extrem hager, fast ghulisch dünn. Als sie den Arm hob, hörte Isegrim deutlich das Knacken von Knochen. Die Finger, die aus dem weiten schwarzen Ärmel ragten, waren mit mumifiziertem, grünlichem Fleisch bedeckt, aber nicht mehr vollständig. Knochen schimmerten weiß wie Maden hervor.
    "Was zum ...", konnte Ferwick gerade noch sagen, ehe er zu Boden ging. Schwarzer Nebel drang ihm aus Mund und Nase. Ebenso erging es den anderen Soldaten. Nur er, Isegrim, blieb stehen und starb nicht. Ein Teil von ihm wollt voranstürmen, die Klinge in die Gestalt rammen und sie zerhacken wie ein Stück Holz. Aber er konnte nicht. Da war keine Magie im Spiel, nein, nur ganz einfache Angst. Lähmende Angst.
    "Interessant", hauchte ein Grab voll Kälte, Moder und Leere. "Sehr interessant, morra. In dir schlummert Magie, das Geschenk der Götter. Bist du einer eurer ... Magier?"
    Aber Isegrim konnte sich nicht rühren. Die Gestalt lachte, ein Geräusch wie das Rasseln eines alten, löchrigen Blasebalgs.
    "Nein. Eure in Stahl gekleideten lug lassen eure varrag nie ohne Schutz oder zumindest mit einer solch armseligen Bande morras ziehen. Nein, nein ... in dir mag zwar Magie ruhen, Mensch, aber nutzen kannst du sie nicht." Langsam kam die Kreatur näher und Isegrim bemerkte erst jetzt, dass sie, nun, schwebte. Er hörte oder sah keine Füße. Im Dunkel der Kapuze glimmten zwei eisblaue Flammen auf. "Komm, gehen wir ein Stück. Nein, nicht in Richtung meiner ehrenwerten grash, eher in die andere Richtung, zurück zu deinen Freunden."
    Der Blick Isegrims ging von der Gestalt ins Tal. Das leer war. Völlig leer, unbewohnt, öde. Hier und da wuchsen dürre Büsche aber der Rest des Kessels war so lebendig wie der Mond. "Was?", brachte er nur hervor.
    "Das Geschenk des Schöpfers", flüsterte die Gestalt, "Eure varrag nannten sie Illusionsmagie, ein unwürdiger Name für solch eine Macht. In besseren Tagen, morra, war ich ein grash-varrag, ein Schamanenmeister. In mir fließt die Kraft des Schöpfers, auch wenn ich kein lebendiger Diener mehr bin." Sie hob die Arme und die Ärmel der Robe rutschten herab, gaben den Blick frei auf dünne, fast fleischlose Knochen. "Er schenkte mir aber eine weitere Macht im Austausch für mein Leben. Seine Echsendiener nahmen es und er gab mir in unserer Heimat, in unseren Landen ein neues Leben. Ein besseres Leben. Ich vermag den Geist ebenso zu beeinflussen, wie ich ... nun, die Toten beeinflusse."
    Eine schrille Stimme in Isegrims Kopf schrie auf: Der Nekromant, es ist der verdammte Nekromant.
    "Und nun komm, morra. Gehen wir zurück."
    Die Welt sah anders aus. Freundlicher. Isegrim lächelte, als sein alter Freund in brauner Mönchskutte seinen kräftigen Arm um ihn legte. Sie hatten sich lange Jahre nicht gesehen und es gab so viel zu erzählen! Und wie hatte er es nur vergessen können, ihn den anderen vorzustellen? Das würde er gleich nachholen müssen!
    Und während Isegrim einem Schwachsinnigen gleich grinsend hinter dem Nekromanten hertorkelte, bemerkte er gar nicht, wie sich die Leiber seiner Soldaten erhoben, strahlendes Licht in den Augen. Ächzend und stöhnend, ewig leidend, schlurften sie hinterher, eine unheilige Prozession.

  2. Beiträge anzeigen #122
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Südlich der Nordgrenze, Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    "Angriff, Männer!"
    "Für Innos!"
    "Achtung, sie haben Herrn Isegrim!"
    "Nicht feuern!"
    "Oh Götter, was ist das für ein Zauber? Seht ... oh Innos, das sind Ferwick und die anderen!"


    Der Tod kam schnell über die restlichen Soldaten. Der Nekromant nutzte seine Illusionsmagie, um ihnen den Willen zur Flucht zu rauben. Er gaukelte ihnen vor, dass ihre Beine aus Granit fahren, unbeweglich und fest. Schrill schreiend wurden sie Opfer ihrer wiedergekehrten Brüder, die zähnefletschend über sie herfielen wie ausgehungerte Straßenhunde. Und Isegrim? Der sah eine völlig andere Szenerie. Alte Kameraden und Freunde, die sich nach langer Zeit der Abwesenheit wieder sahen, die sich in die Arme fielen, weinten und lachten vor Freude. Er sah rührende Momente, da Geschichten von Abenteuern ausgetauscht wurden. Und all die Zeit stand er da, lächelnd und Tränen verströmend, während der alte Mönch neben ihm aufragte, ihm die Schulter drückte und freudig lachend alles wahrnahm.
    Von einer Sekunde auf die andere war das Bild dahin, die Realität kehrte mit der Kraft eines Rammbocks zurück, dass Isegrim in die Knie ging wie von einem Streithammer getroffen. Er atmete keuchend ein und aus, denn ihm war, als hätte er den Gestank von Blut, Innereien, Fäkalien und Tod in Nase und Mund. Und da erst verarbeitete sein Geist das Bild, welches sich ihm bot. Ferwick und seine drei Kameraden hockten und kauerten über dem Rest des Trupps, schlugen die Zähne in sie wie in saftig gebratenes Fleisch, rissen daran wie Verhungernde. Der schmale Pass, in dem das Lager des Orktrupps lag, hallte wieder von feuchtem Schmatzen und hungerndem Stöhnen. Das heisere Grabesgelächter des Nekromanten überdeckte jedoch die verstörenden Geräusche.
    "Köstlich, morra, nicht wahr?" Seine mumifizierte Klauenhand deutete auf das Bild aus einem Albtraum. "Deine Brüder fallen wie Tiere übereinander her. Vor Kurzem habt ihr noch an Lagerfeuern gesessen und euch im Glanz eures Sieges gesonnt und nun ... seid ihr meine Puppen, die ich mühelos spiele wie ich möchte."
    Der Soldat brachte kein Wort heraus, vielmehr beugte er sich vor und erbrach die magere Kost der letzten Tage. Hustend richtete er sich langsam wieder auf, wischte sich über den Mund, verschmierte Galle und Speichel. Der Nekromant schlug die Kapuze zurück, als würde er diesen Moment nutzen wollen, um sich vorzustellen.
    "Ich bin Lugdrub gro-Ogdum", sprach der Tod aus dem Grab, "Der Wolf, der Schamane von Faring, Schüler des Panthers. Hätte der Schöpfer seinen Einsatz nicht auf Narren wie Zuben oder Kan gesetzt, hätte ich dein Volk in die Knie gezwungen. Morras und Orks wären vor mir nieder gekniet wie vor einem Gott. Krushak? Drachen? ICH bin dazu auserkoren, des Schöpfers Wille auf Erden zu sein! Und aus diesem Grund bin ich zurückgekehrt, habe ich den Segen des Untodes vom Schöpfer erhalten. Ich werde das Imperium im Norden ebenso stürzen wie ich euer jämmerliches morra-Reich in den Staub treten werde."
    Angst erfüllte nach wie vor Isegrims ganzes Bewusstsein. Aber für einen Augenblick kam er durch: Der unbeugsame Eisenwolf.
    "Schamanen, Panther, Kan und Zuben", keuchte er, "Du nennst die Toten, Dämon. Du bist die Reserve eines Gottes, der gescheitert ist ..."
    Ameisen krochen über seine Arme, fingernagelgroße Insekten mit riesigen Beißwerkzeugen. Sie versprühten Säure auf seiner Haut, dass er aufschrie wie ein Brennender.
    "Arroganz war schon einmal der Niedergang deines Volkes, morra", flüsterte der Nekromant, "Und er wird es wieder sein. Eure Schwäche ist eure Hybris."
    Isegrim ging zu Boden, sich vor Schmerzen windend. Er spürte, wie seine Blase sich entleerte, lachte aber trotzdem, obwohl es eine wahrhaft titanische Anstrengung war.
    "Starke ... starke Worte für ... für einen Wilden aus dem Norden ... zwei Mal ... schlugen wir euch zurück. Kommt erneut, ob du oder deine Brüder, Ork ... ihr werdet wieder fallen, so wollen es die Götter. Für ... für Beliar seid ihr lediglich Schachfiguren auf einem Brett. Ein ... ein Zeitvertreib ..."
    Die Ameisen verwandelten sich, wurden erst größer und größer, ehe sie aufplatzten und Myriaden Schlangen aus ihrem Innern hervorkamen, die Isegrim einhüllten wie ein Wirbelwind. Sie zerdrückten ihn, schlugen die Zähne in sein Fleisch und pumpten ihr Gift in ihn. Er würde hier sterben, aber wenigstens würde er nicht wehklagend und bettelnd zugrunde gehen, nein, nicht er, der Eisenwolf.
    "Deine Arroganz übertrifft die deines Volkes bei Weitem, junger morra", sprach der Nekromant weiter, "Du sollst als schrecklicher Beweis meiner Macht gelten. Aber ich werde dich am Leben lassen. Mein Geschenk der Gnade an dich. Damit du eines Tages meinen Triumph erlebst. Aber, oh weh, natürlich darfst du hiervon nicht sprechen, morra." Er hob eine Knochenhand. Drei der untoten Diener erhoben sich von ihrem Mahl. Einer war Brabant, das Gesicht grauenerregend zerbissen. Der andere Ferwick. Beide schlurften sie auf ihn zu. Brabant, größer und kräftiger, packte seine Arme, zog ihn vom Boden hoch und in eine eiserne Umarmung. Ferwick hingegen zog ungelenk einen Dolch an seinem Gürtel. Der dritte Untote griff nach Isegrims Kopf, packte danach als würde er einen Kürbis zerquetschen wollen. Er öffnete langsam die Kiefer, sperrte sie auf und griff nach der Zunge.
    Die nackte Angst flutete jeden Bereich in Isegrims Geist, riss jede mentale Barriere nieder, katapultierte ihn Äonen zurück, da Menschen nicht mehr waren als nackte Tiere. Der Fluchtinstinkt übernahm die Kontrolle, verhärtete die Muskeln, die aber von untotem Fleisch an Ort und Stelle gehalten wurden.
    "Ich hoffe, morra, dass du nie so redselig wie deine Brüder warst, sonst wird das hier eine Umstellung für dich ..."
    Wie ein Brandzeichen brannte sich dieser Moment in sein Hirn ein, hinterließ dort Spuren so tief wie eine bodenlose Schlucht. Der Stahl der die Zunge durchschnitt, Blut und gurgelndes Schreien. Und über all dem thronend: Das Grabesgelächter des Nekromanten.
    Das letzte Bild, das Isegrim sah, war ein weiteres Trugbild: Ein Wolf und seine Meute, die heulten - spöttisch, hämisch - und ihn hetzten, einen Pass hinab, an Leichen vorbei, in einen Wald hinein. Hin zu dem einzigen Stück Zivilisation an der Grenze, Rhobars Wacht. Dort würde man ihm helfen können, dort wäre er vor den Raubtieren geschützt! Seine Zunge, irgendwie hatte er seine Zunge verloren. Er schmeckte zwar Blut, spürte aber nicht das welches floss. Er konnte sie bewegen ... aber es fehlte etwas, ein Großteil des Muskels fehlte einfach, wie von Götterhand abgetrennt.
    "Achtung! Kontakt!"
    "Aufmachen, aufmachen, verdammt!" Kaldrins tönende Stimme, "Es ist Isegrim, bei Innos! Aufmachen, sofort!"
    Geändert von Isegrim (11.04.2019 um 07:13 Uhr)

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    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Stumm saß der Soldat da und blickte mit den Augen eines Wilden um sich, beobachtete hastig und misstrauisch alle Gesichter um sich herum. Major Sweers seufzte halblaut und nahm Callum zur Seite, der mit schweißnasser Stirn und rotem Gesicht ebenso am Bett des Soldaten namens Isegrim gestanden hatte, dem scheinbar einzigen Überlebenden der Truppe, die unter seinem Kommando losgezogen war.
    "Meister Callum", begann er langsam, "Der Feldscher ... der Feldscher hat mir gesagt, dass diesem Mann die Zunge fehlt."
    Der Feuermagier schüttelte bestürzt den Kopf. "Oh, diese widerlichen Kreaturen Beliars!"
    "Das ist es ja, Meister. Der Feldscher sagte mir, dass sie sauber abgetrennt wurde und die Wunde ... nun ja, verheilt ist. Als wäre sie sauber abgeschnitten und verarztet worden. Er brachte die Fähigkeit von Euch Magiern ins Spiel, Verwundungen heilen zu können." Der Soldat räusperte sich, es war offensichtlich das er das Thema Magie verabscheute, ja am liebsten meilenweit meiden wollte. "Ihr müsst das Rätsel lösen, Callum."
    Der feiste Magier nickte, trat durch den Kreis an Leuten und scheuchte die meisten fort. Am Ende standen nur Yared, Kaldrin, der Feldscher sowie Sweers am Bett Isegrims, der die Umstehenden immer noch argwöhnisch musterte. "Bringe mir jemand Saft. Irgendetwas Süßes. Und hol mir jemand Bruder Halfgar, verflucht. Immerhin behandel ich hier seinen jüngeren Bruder."
    Der Feldscher winkte einen Soldaten heran, gab ihm den Auftrag und wandte sich wieder dem Patienten zu.
    "Schürfwunden, hier und da einige tiefere Kratzer, mehr aber nicht, Herr Magier", erklärte er, "Würdet Ihr mich fragen, würde ich sagen, dass er einige harte Tage hinter sich hatte, mehr jedoch nicht. Und, so seltsam es klingt, dass er schon mit einer viertel Zunge geboren wurde. Denn so, Meister, sieht es aus." Er schüttelte ratlos den Kopf. "Oder zumindest das die Wunde, die beim Abtrennen entstanden ist, schon gut ein Jahrzehnt zurück liegt und sauber verheilt ist. Sehr sauber."
    Callum beugte sich vor, die Ärmel zurück geschoben. Als Isegrim im Bett zurückwich, seufzte der Magier genervt.
    "Beruhige dich!", befahl er magisch verstärkt, die Gabe der Feuermagier nutzend. Und tatsächlich, der Mann beruhigte sich, öffnete gehorsam den Mund und ließ den Feuermagier auf das seltsame Wunder blicken. "Tatsächlich", sagte er langsam, "Sie wurde magisch geheilt."
    "Warum ist er dann so ... wahnsinnig?", fragte Kaldrin verständnislos.
    "Zum einen natürlich der Schock", erklärte Callum, "Zum anderen ... mh, ich werde selber schauen müssen. Ruhe, ich muss mich konzentrieren."
    Niemand störte ihn. So ließ er die Fühler seiner Magie ihren Weg zum Geist des Mannes im Bett zurücklegen, wie er es schon oft im Vengarder Tempel bei Geisteskranken versucht hatte. Mal half die Magie, mal nicht. Schemenhafte Erinnerungen, seltsame Eindrücke, ein Gefühl von Schwindel, da der Geist des Magiers den Geist des Patienten schnitt. Und da spürte er es. Eine Art Barriere, ein ... "Innos ...", hauchte Callum und wurde blass. Er untersuchte die Barriere, fand ihre Schwachpunkte und riss sie ein. Einen Moment spürte er einen Mahlstrom von Trugbildern, Illusionen und Schattenspielen, fühlte die Essenz der verdorbenen Schamanenmagie, der Magie der Illusionen. Er wankte, hielt sich am Bett fest. Ein Schütteln ging durch den Soldaten auf dem Bett, als die Barriere brach und die Erinnerungen zurückkehrten. Callum stolperte zur Seite, griff sich einen Eimer und erbrach sich darin. Alamiert blickten die Männer ihn an.
    "Was?", fragte Kaldrin.
    "Isegrim hatte Kontakt mit einem Schamanen", keuchte der Magier, "Das ... das mit der Zunge war ein Schamane gewesen. Er hatte ihm auch ein Trugbild in den Geist gepflanzt, hat versucht die Geschehnisse zu überdecken mit einer Wolfshatz. Nur scheinbar ... so gut der Schamane auch ist, ein Meister der Illusionsmagie ist er nicht. Ich konnte den Zauber recht einfach brechen."
    Die Tür des Lazaretts ging auf. Halfgar stürmte hinein wie von Zorn erfüllt.
    "Raus", befahl er mit grollender Stimme eines Sohnes von Fyresgrim, "Ich will mit meinem Bruder und Callum alleine sein."


    Isegrim

  4. Beiträge anzeigen #124
    Kämpfer
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    Ein weiteres Mal war die Realität wie ein Meteor in seinem Geist eingeschlagen und hatte die verzauberten Sinne wieder zurück in das Hier und Jetzt geholt, die echte, nicht illusorische Welt. Aufgewacht war Isegrim im Lazarett von Rhobars Wacht, einem größeren, schmucklosen Holzgebäude. Um sein Bett herum standen nur zwei Menschen, gekleidet in die Roben der Feuermagier. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus, als er das Scharlachrot der Inquisitoren bemerkte und ebenso lächelnd sah er Halfgar ins Gesicht, der gleichermaßen besorgt wie erbost wirkte.
    "Hrrrää", kam es nur über Isegrims Lippen, da ein essenzieller Bestandteil der Artikulation fehlte. Ein Teil der Zunge. Einen Augenblick verschwand das Lazarett, die Magier, und er fand sich wieder in der Umklammerung der Untoten, während der Nekromant schallend lachte. "Hrrää", machte er wieder und sank zurück auf das Kissen, nachdem er sich hochgestemmt hatte, als könnte die Kraftanstrengung seine Stimme zurückbringen.
    "Bei Innos, dann stimmt es", flüsterte Halfgar bestürzt, "Dir ... dir wurde die Zunge genommen."
    Das langsame Nicken eines Verlierers, der die Tragweite der Niederlage begriff.
    "War es ...", begann Callum, der kräftige Magier, ehe er errötend verstummte. Er sah sich um, suchte verzweifelt nach etwas. "Bin gleich wieder da ..."
    Er ließ die beiden Brüder zurück. Halfgar streckte die Hand aus, ergriff die seines Bruders, drückte fest zu.
    "Orks?", fragte er direkt.
    Isegrim hob die Schultern, bewegte den Kopf hin und her, drückte damit Unsicherheit aus. Callum kehrte jedoch direkt zurück, in der Hand eine Tafel sowie Kreide und einen Lappen. Isegrims Gesicht hellte sich auf, als er fast krampfhaft nach den Dingen packte und anfing, in kleiner, enger Schrift zu schreiben.
    Haben Orkstellung erobert, vier Mann verloren. Orkstellung gehalten, Trupp geteilt und mit mir aufgeklärt. Erst Orklager gesehen, dann weg, Illusion. Nekromant hat Soldaten getötet, schwarze Magie. Hat mich verzaubert, Illusion. Danach zurück zu Stellung, restliche Soldaten getötet. Zunge weg.
    Callum und Halfgar lasen schnell, ehe Isegrim die Worte wegwischte und erneut schrieb.
    Illusion, Wolfsrudel, Flucht zu Lager. Kenne nicht Plan des Nekromanten, steht aber auf keiner Seite. Gegen Orks und gegen Menschen.
    "Ist das ganz sicher?", fragte Halfgar langsam.
    Isegrim schrieb: Seine Worte.
    "Gut. Das beweist nicht viel, Bruder.", sprach er weiter, "Du bist der einzige Überlebende. Bei Innos, ich glaube dir, da ich weiß, dass du einen scharfen Verstand hast und dir so etwas ... nicht ausdenken würdest. Aber das Problem wird sein, das alles zu beweisen. Ich werde Sweers anordnen, dass er die Leichen herschafft. Offiziell um sie zu begraben, inoffiziell damit ich sie untersuchen kann. Schwarzmagie hinterlässt ihre Spuren, sie zu finden ist meine Aufgabe." Er lächelte grimmig.
    Bei den Göttern, Halfgar, dann hoffe ich das du recht hast. Ich will meine Zunge und fast meinen Verstand nicht deshalb verloren haben, um am Ende mit leeren Händen dazustehen, ganz im Sinne von: Hey, wisst ihr noch die Massaker da im Norden? Falscher Alarm. Wir haben hier nur einen Stummen, der einen Knacks weg hat und der schreibt, ein Nekromant habe ihn gefoltert.
    Oh Innos, ist das meine Zukunft? Selbstgespräche führen? Dann hätte mir der Nekromant lieber das Hören nehmen sollen ...

  5. Beiträge anzeigen #125
    General Avatar von Yared
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    „Er hat sich zurückgezogen. Meinte, er müsse meditieren.“, hörte die Stimme Kaldrins von draußen.
    Yared wusste nicht, mit wem sein Waffenmeister vor der Tür der Blockhütte sprach. Es interessierte ihn auch nur bedingt.
    Der Paladin starrte ins flackernde Feuer.
    Ein schöner Paladin war er. Schickte ein Dutzend Männer in den Tod und konnte nicht mal dem von der Dunkelheit Beliars verwirrten Isegrim helfen. Nutzlos hatte er an der Bettkante gestanden.
    Innos, wo war deine Macht? Wo war sie, als ich sie brauchte, um anderen zu helfen? Oder bin ich es? Bin ich zu zögerlich, ist mein Glaube zu schwach?
    Geändert von Yared (11.02.2020 um 01:39 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #126
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    Isegrim schüttelte den Kopf, als der Feldscher ihn aufhalten wollte.
    "Du bleibst schön liegen, Soldat", knurrte er und versuchte ihn zurück Richtung Bett zu schieben. Ohne die Möglichkeit sich verständlich zu machen, war Isegrims Geduldsfaden sehr kurz gesponnen. Erneut schüttelte er vehement den Kopf und drängte sich an dem Feldarzt vorbei. Dieser rief ihm noch etwas zu, was vom Ordensbruder nur mit einer ziemlich rüden Geste beantwortet wurde. Körperlich war er in gleicher Form wie vor dem Zungenverlust und der Begegnung mit dem Nekromanten, geistig war zwar eine Kerbe rein geschlagen worden, die aber von Entschlossenheit und Tatendrang gefüllt wurde. Er stapfte vom Lazarett aus durch den Schnee des Lagers in Richtung der Blockhütte von Sir Yared. Kaldrin lümmelte davor an einer Feuerstelle herum und sprang auf, als er den Soldaten näher kommen sah.
    "Isegrim, ich gehe nicht davon aus, das der Feldscher dich gehen lassen will."
    Ein Schulterzucken zur Antwort, eine wegwerfende Handbewegung über die Schulter.
    "Willst du zu Yared?", fragte der Veteran vorsichtig.
    Isegrim nickte, lächelte jedoch schief als der Krieger sichtlich mit sich rang.
    Bei Innos, du sturer Esel, jetzt lass mich doch einfach durch. Ich merke doch was für Gewissensbisse der Mann hat, und nur mir scheint es möglich zu sein, sie zumindest zu schmälern.
    Offensichtlich verstand Kaldrin Isegrims Intuition. Der Veteran seufzte, ging zur Tür und klopfte an. Yared antwortete leise.
    "Isegrim ist hier, er will mit dir, nun ja, reden."
    Eine antrieblose Antwort bat den Soldaten herein. Am Feuer saß der Paladin und blickte herein, Zweifel und Unsicherheit standen ihm ins Gesicht geschrieben. Der Ordensbruder seufzte, als der Kapitän aufschaute, suchte nach einer Möglichkeit sich verständlich zu machen und fand sie alsbald bei einem Stapel Blättern und einem Kohlestift. Schnell und eng gefasst schrieb er etwas auf.
    Nicht Eure Schuld, Yared. Unteroffizier war schlecht, Zusammenhalt der Truppe gefährdet. Meine Entscheidung tiefer ins Gebiet vorzudringen, nicht Eure. Hätte nach Einnahme von Stellung zurückkehren und berichten müssen. Mein Hochmut hat getötet. Müssen Gräberfeld ausfindig machen, Unterschlupf von Nekromant. Mithilfe Halfgar und Callum und Euch vernichten. Große Gefahr für Lager. Wenn wir nichts tun, wird Beliar seine Arbeit langsam aber sicher vorantreiben. Müssen handeln, Ihr und ich. Unsere Pflicht im Orden.
    Der Kapitän las, blickte auf. Isegrims Gesicht war frei jeglichen bekannten Grinsens. Eher wirkte es grimmig entschlossen.
    Ihr Götter, dich trifft keine Schuld, Mann. Meine eigene Dummheit war es. Dummheit und Arroganz, eine gefährliche Mischung. Brabants, Salims und auch Ferwicks und das Blut der anderen klebt an meinen Händen. Du hast mich losgeschickt, hast dein Vertrauen in mich gesetzt und ich habe dich enttäuscht. Dein Knappe ist ein Versager und das Dasein als Stummer ist die richtige Strafe der Götter dafür. Bei Innos, Yared, du darfst jetzt nicht zweifeln!

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    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Mani ist gerade online

    Taverne im Hammerclan, Nordmar

    "Nun, erzähl mir doch nochmals die Geschichte, warum du zurück aufs Festland kamst", sprach ein junger Nordmann und wartete gespannt auf die Worte des ehemaligen Söldnerführers.
    Wie viele Jahre sind inzwischen vergangen? 5, 6 oder gar schon 7? Mani konnte sich garnicht mehr daran erinnern und wollte sich eigentlich auch garnicht mehr daran erinnern. Seine Geschichte war eine der üblen Sorte. Sumpfkrauthandel und illegales Schnapsbrennen. Das hat damals auf Argaan nicht wirklich wem geschmeckt. Vorallem nicht den ganzen hohen Tieren von Setarrif.
    Der Nordmann nahm einen Zug von seinem Bier und schaute seinem gegenüber ins Gesicht. Gespannt wartete der Knabe auf die Geschichte, die er Wort für Wort in sich aufsaugen würde.

    "Pff, ich bin doch kein alter Greis, der zu nichts anderm mehr im Stande ist als alte Geschichten zu erzählen. Also zisch ab", gab der Rotschopf mit einem scharfen Ton von sich.

    Mit einer gewissen Enttäuschung verließ der Junge den Tisch und begab sich wieder in die Küche. Naja, ich kanns dem Kleinen nicht ganz übel nehmen. Meine Flucht von Argaan ist wirklich Stoff für Baladen. Wie sind den die Barden, wen man sie mal braucht? Ich hätte Stoff für sie, dachte sich Mani nach einem weiteren Schluck Bier.
    Die Flucht vom Festland war wirklich spektakulär. Der Nordmann baute sich im düsteren Wald vor Setariff eine kleine Sumpfkrautfarm auf, samt Schnapsbrennerei und all dem Schnickschnack. Es war von Anfang an ein gewagtes Unterfangen, doch der Profit der nach einiger Zeit rausschaute, ließ den Nordmann immer gieriger und gieriger werden. Bald schon belieferte er eine beträchtliche Anzahl von Hehlern mit Sumpfkraut und Schnaps. Sein Einfluss im Untergrund nahm stetig zu. Das nicht ganz so legale Geschäft florierte, bis eines Tages die Stadtsoldaten von Setarrif angetanzt kamen. Natürlich fanden sie in seiner Unterkunft keinen Hinweis auf die Krautplantagen. Der Nordmann war in dieser Hinsicht mehr als vorsichtig. Dennoch fand er sein kleines Reich bald in Flammen aufgehen. Alles wurde vernichtet. Er hört heute noch ihre Stimmen: "Findet diesen Hundesohn, der hängt am nächsten Baum, das garantier ich euch".
    Sein größter Fehler war, dass er seiner damaligen rechten Hand Llorente zu viel Spielraum gab und dieser aufmöpfig wurde. Mani hatte es inzwischen, abseits seiner Geschäfte, auch in Setariff selber zu etwas gebracht. Deshalb konnte er auch nicht ständig anwesend sein. Es war genau gesagt dieser Llorente der ihn verraten hat. Dem Nordmann blieb nichts anderes über als zu fliehen, doch wohin? In Thorniara würden ihn die Rotröcke aufknöpfen, in Tooshoo hat er sich auch eher wenig Freunde gemacht. Stewark war im noch ganz fremd, also blieb nurnoch das Festland über. Zurück nach Nordmar, wo er aufwuchs und damals mit Taeris, Drakk und vielen weiteren gen Süden zog.

    "Somit schließt sich der Kreis, nicht war Wirt?", brüllte der Nordmann quer durch die Taverne. Dieser verzog keine Miene und machte auch keine Anstalt zu antworten. Ich muss hier weg, weg vom Hammerclan. Ich brauch wieder eine Beschäftigung. Ich brauch wieder mal...... für meine Klinge, sinnierte der ehemalige Söldnerführer vor sich hin und war sich nicht im Klaren, dass ihm bald seine Vergangenheit einholen würde.

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    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Langsam schlenderte Mani zwischen den Holzhütten des Hammerclans hindurch. Seine Stimmung hat sich in den letzten Tagen nicht wirklich verbessert. Immernoch wartete der Rotschopf auf einen Auftrag. Schließlich war er in Setarrif für einige Zeit der Anführer der ansässigen Söldner. Da gab es immer was zu tun. Dies hat sich nun allerdings geändert. Seit die Clanlords mit der myrtanischen Krone ein Bündnis ausgehandelt haben, ging es allgemein ruhiger her. Die Zeiten der Feindseligkeiten schienen vorbei zu sein.
    Verdammt nochmal. Wie heißt es doch so schön? Einmal Söldner, immer Söldner. Ich brauche einen Auftrag, irgendwas. Mir egal. Und wenn ich nur irgendwelche lausigen Banditen aufmischen muss, sagte sich der Nordmann, als er wiedermal die Taverne betrat.

    Die örtliche Schenke bot, wie jeden Tag, das gleiche Bild an. Etliche Männer befanden sich schon im Reich der Träume, umgeben von einer Lache von ausgeschütteten Bier. Wieder andere waren kurz vor dem Stadium. Langweilig, dachte sich Mani als er dem Wirt ein paar Goldmünzen rüberwarf.

    "Wirt wir machen das heute wieder so: Du bringst mir einen Humpen. Wenn dieser leer ist, soll auch schon wieder der nächste da stehen. Das machen wir solange, bis hier was interessante passiert. Alles klar?", raunte er dem Schänkenbesitzer zu.

    Dieser stimmte mit einem kurzen Kopfnicken zu und brachte ohne lange Fragen auch schon den ersten Humpen. War ja nicht das erste Mal, dass er den Nordmann mit Bier versorgte. So wurd Krug für Krug geleert. Nichts passierte. Als Mani den Tag schon abgeschlossen hätte, betrat eine ihm fremde Person die Taverne. Der Fremde bestellte was zum Gurgeln und setzte sich an einen Einzeltisch in die Ecke. Zu Manis Verwunderung blickte er dauernd rüber, als wollte er damit sagen, dass er sich zu ihm setzen soll. Gelangweilt von den restlichen Stammtischsitzern ging der ehemalige Söldnerführer nun tatsächlich zum Fremden rüber.

    "Guten Abend. Du siehst so aus, als würdest du ein wenig Gesellschaft brauchen", gab Mani von sich als er sich gegenüber hinsetzte.

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    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Hammerclan, Nordmar

    Mani musterte den Unbekannten, der ihm gegenüber saß. Seine Kleidung war ganz vom Sturm der draußen wütete durchnässt. Da konnte der wohl minderwertige Regenumhang auch nicht mehr dagegen ankämpfen. Das wohl markanteste Merkmal des Fremden war die große Narbe, die sich einmal von links quer nach rechts übers Gesicht zog und somit die ganze Fresse verunstaltete. Die stark gebräunte Haut ließ ihn auch vermuten, das der Fremde den Süden, eventuell Varant sein zuhause nennt.
    Puh, der Kerl hat auch sicher auch schon bessere Tage miterlebt. Die Wunde sieht ja noch verdammt frisch aus. Dürfte wohl noch nicht lange her sein, dachte sich der Nordmann.

    "Jaja, ich weiß. Die Wunde. Ein schöner Anblick was? Oh, ich hab mich garnicht vorgestellt. Mein Name ist Andarus. Die Wüste Varants ist mein zuhause. Hab mich als fahrender Händler selbstständig gemacht und komme so weiterumher. Mit wem hab ich den das Vergnügen?", wollte der geheimnisvolle Fremde wissen.
    "Man nennt mich Mani. Söldner im Ruhestand, derzeit zumindest. Bin hier im Norden groß geworden und auch schon weit umhergereist. Nun sagt schon, Herr Andarus. Ihr sehr ziemlich mitgenommen aus. Ist euch was passiert?", gab der ehemalige Söldnerführer von sich.

    "Söldner also,.... so so", murmelte Andarus. "Wie bereits angemerkte bin ich fahrender Händler. Bin immer gut über die Runden gekommen. Nun, ich bin eben Händler und kein Krieger und das wurde mir vor einer Woche zum Verhängnis", sprach er weiter.
    Der Nordmann fiel dem Fremden sofort ins Wort. "Lass mich raten. Du wurdest von Banditen überfallen, die haben dich ausgeraubt, irgendwo liegen gelassen und zusätzlich ein schönes Andenken verpasst", sprach Mani. Andarus stimmte ihm mit einem Nicken zu.
    "Na dann hattest du wohl noch großes Glück. Normalerweise knüpfen sie so jemanden wie dich gleich am nächsten Baum auf oder schneiden dir die Kehl durch. Nichts für ungut", fuhr Mani fort. Komisch, das machen diese Banditen doch immer. Da stimmt doch was nicht, fragte sich der Söldner.

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    Vengard - Auf dem Markt der besitzfremden Eigenbesitzer

    Es herrschte der allabendliche Trubel in den Gassen von Vengard.
    Zielgerichtet steuerte die alte Vettel auf den Marktstand des Varanters zu, bahnte sich ihren Weg zwischen den Gespannen, den Tagelöhnern und Mägden, die nach getanem Tagwerk einen Abstecher auf die Marktplätze der Stadt machten, Besorgungen erledigten und für das Nachtmahl einkauften, bevor sie sich in ihre Häuser und Stuben zurückzogen. Er hatte den Stand noch nicht lange. Er hatte ihn geerbt - unter gewissen Umständen, so hieß es.
    „Bin ich hier richtig bei Ananas?“
    Der junge gutaussehende Kerl stellte die üppige Korbflasche zur Seite. Die Hand lauerte in den Schatten der bemitleidenswerten und sehr erdigen Auslagen. Er fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund.
    „Ich heiße Amanamas.“
    Das Mütterchen verzog kaum eine Miene trotz der Fahne. Doch selbst wenn, man hätte es nicht gesehen, so tief wie das Kopftuch in ihr Gesicht gezogen war. Die Augen in den Schatten ahnten, was sich darunter verbarg.
    „Sehr erfreut Herr Ananas.“
    „Amanamas!“
    „Sag ich doch.“ Sie lächelte ihn freundlich an.
    Der Händler gab vorerst seufzend auf, atmete tief durch, um sich zu beruhigen, fragte dann jedoch doch noch ziemlich entnervt: „Was möchten Sie haben? Wie wäre es mit frischem Grünkohl oder Steckrüben?“
    „Verkaufen Sie auch Südfrüchte?“
    „Nein.“
    „Auch keine Ananas?“
    „Nein, nur Gemüse.“ Die gleich einem erregten Ochsen geblähten Nüstern straften seine bemüht, aber erfolglos herausgepresste Geduld Lügen.
    „Aber Sie heißen doch Ananas!“ Sie verzog immer noch keine Miene.
    „Amanamas.“
    „Was ist das für ein Laden, der Ananas heißt und keine Ananas hat?“
    „Jetzt hören Sie mir mal zu.“ Er stützte sich geräuschvoll auf. Die Wut trieb seine auf der leichten Schräge abgleitenden Fäuste in den Kohl. „Ich heiße Amanamas, nicht Ananas und ich verkaufe Kohl und Rüben!“
    „Jaja, Kohl und Rüben von Ananas.“
    „Amanamas! Sagen Sie, wollen Sie mich beleidigen? Da oben sehen Sie das Schild? Da steht mein Name, Amanamas.“ Er deutete auf das hölzerne Schild über ihm, welches die, seinen Stand überspannende Plane schmückte.
    „Nein, da steht Ananas.“
    Erst jetzt drehte sich der Händler um, sah nach oben und wurde rot vor Zorn.
    „Nicht schon wieder. Diese verflixten Bälger, wenn ich die erwische!“
    Gelächter erscholl um eine Häuserecke. Zwei kleine Schatten flitzten von dannen. Der Varanter ließ seinen Stand, seinen unansehnlichen Kohl und seine etwas ansehnlicheren Rüben stehen und rannte hinterdrein. Er war so dicht, dass er schon die erste Kurve nicht bekam, auf Unrat ausglitt und in einige Körbe Fässer und Kisten am Straßenrand krachte. Hühner flatterten aus geborstenen Käfigen auf. Es blieb wohl für immer unklar, ob sie bereits vor der Kollision derart gerupft ausgesehen hatten.
    Die Augen in den Schatten hätten den Varanter bewundert, dass er sich seinen Zustand die ganze Zeit im Gespräch mit der alten Frau nicht hatte anmerken lassen. Doch die Augen im Schatten hatten sich geschlossen. Und als die Schatten länger wurden, war der Schatten, der im Schatten gelauert hatte, längst untergetaucht und trat andernorts ins Licht.
    Die halbvolle Korbflasche hatte er mitgenommen.

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    General Avatar von Yared
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    Fort Rhobars Wacht, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Gesten und Worte.
    Gesten der Segnung.
    Worte der Bannung.
    Die Bereitschaft ein Werkzeug des Herrn zu sein.
    Kein unbelebtes, kein starres Werkzeug. Kein sklavischer Dienst. Nein, freiwillig und aus dem Glauben heraus, darauf vertrauend, dass es das richtige war, dass es im Sinne seines Gottes war. Ein Zusammenwirken war notwendig. Gemeinsam mussten sie stehen, Herr und Knecht.
    Das waren die notwendigen Voraussetzungen, die es brauchte, um die einem Paladin innewohnenden Kräfte seines Gottes zu kanalisieren.
    Yared ging die Notizen durch, die er sich während der Gespräche mit dem Inquisitor gemacht hatte, nachdem er seine Selbstvorwürfe, dank Isegrim, abgestreift hatte. Auch ein Paladin hatte seine Grenzen, das hatte er sich eingestehen müssen.
    Er legte die Notizen beiseite und streckte die Rechte aus und konzentrierte sich.
    Herr, gib deinem kleingläubigen Knecht ein winziges Zeichen.
    Yared hob die Hand über seinen Kopf.
    Nichts.

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    Fort 'Rhobars Wacht', Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Isegrim brodelte vor Zorn. Einem Zorn, der aus vielen kleinen Quellen gespeist wurde. Eine der größten war natürlich der fast allgemeine Tenor, er als Anführer des Spähtrupps wäre verantwortlich für den Tod aller Männer gewesen, die ihn begleitet hatten. Natürlich, rein faktisch betrachtet war er dafür verantwortlich und die Fixpunkte, an denen er gewisse Entscheidungen getroffen hatte, waren von ihm bestimmt worden. Aber dennoch hatte es drumherum so viele unvorhersehbare Einflüsse gegeben, dass kein Offizier auch nur einen Ausgang hätte vorausahnen können. So etwas interessierte natürlich niemanden. Vielmehr ließen die Soldaten ihn ihren Zorn spüren, meist natürlich nur über hämische und spöttische Bemerkungen, zumeist auf die Zunge bezogen, die er nicht mehr besaß. Körperlich ging niemand gegen ihn vor. Einerseits, weil er der Knappe eines Paladins war und andererseits, weil er einem Unteroffizier, der meinte er müsse ihn verdreschen wollen, die Nase gebrochen und mehrere Zähne aus dem Gebiss geschlagen hatte. Nur das Eingreifen Kaldrins hatte verhindert, dass Isegrim den Mann geradewegs in die Dienstunfähigkeit beförderte.
    Eine weitere Quelle war natürlich sein Lehnsherr, der großartige Yared von Geldern, dieser von Zweifeln gerittene Paladin. Er sollte die Stütze des Glaubens in diesem Lager sein, mehr noch als die Feuermagier. Er war die Verkörperung des Lichts und der Ordnung vor Ort, trug das Feuer Innos' im Herzen. Aber davon merkte man nichts. Absolut nichts. Isegrims geschriebene Worte hatte er fast teilnahmslos aufgenommen und ihn wieder entlassen. Da hatte ein Feuer in Isegrims Innerem gelodert, genährt durch Zweifel an Innos' und milder Verachtung für den Paladin. Diese Wut hatte er in seine Übungen gesteckt und dabei einen Kampfstil gefunden, der ihm mehr und mehr gefiel. Brutal, gnadenlos. Ohne Rücksicht auf den Feind, dem ehrenvollen Schwertkampf so nah wie ein Eisbär der Wüste. Nach und nach fanden sich nicht mehr allzu viele willige Übungspartner für den Kampf, da Isegrim dem einen oder anderen durchaus das Holzschwert ins Gesicht gezimmert hatte, ohne danach allzu viel Reue zu verspüren. Ganz im Gegenteil, eine gewisse Befriedigung hatte sich breit gemacht.
    Die letzte Quelle des Zorns war Halfgar. Immer und immer wieder bat er Isegrim zu sich und untersuchte ihn und nie, nein, niemals erklärte er die Gründe. Sah er in den Augen des Inquisitors etwa auch Schuldzuweisung? Stand hier denn niemand auf seiner Seite? War das etwa der Orden Innos? Brüderlich, wenn niemand einen Fehler macht und verachtend, wenn jemand falsch liegt?
    Vielleicht liegen alle falsch. Ragnar, Halfgar, die Ausbilder in Thorniara, diese ganze beschissene Führung des Ordens. Ich als Knappe eines Paladins, der selbst Beliars dunklem Furz nichts entgegen setzen kann als schmollende Isolation? Vielleicht muss ich wirklich über andere Wege nachdenken, vielleicht ist der Plan, den ich früher für den Dienst im Orden hatte, doch nicht richtig. Leg einem Wolf einen goldenen Wappenrock um ... und er bleibt dennoch ein listiges, gemeines Tier. Nur eben glänzend und prächtig anzuschauen.
    Die Hand klammerte sich krampfhaft um den Griff des Holzschwertes. Wütend blinzelte der Soldat auf die Holzpuppe, die zu Übungszwecken da stand.
    Scheiß drauf. Scheiß auf alles.
    Beseelt von neuer Wut prügelte er auf die Puppe ein, bis das Holzschwert krachend zersplitterte.

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    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Fort 'Rhobars Wacht', Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    »Callum, auf ein Wort.«
    Der feiste Feuermagier blickte dem Inquisitor in die blasse, arrogante Visage. Sie hatten sich nie wirklich gemocht, gleichwohl sie sich schon seit ihrer Zeit als Novizen kannten. Callum hatte stets die Vorzüge des Daseins als Magier genossen. Wein, gute Speisen, ein weiches Bett und einen persönlichen Schüler, der ihm alles brachte was er wollte. Natürlich hatte er sich einen Adlatus gesucht, der wenig Selbstvertrauen besaß und auf jedes seiner Worte hörte wie ein Hund auf einem Wettbewerb. Halfgar hingegen war schon immer anders gewesen. Grimmig, fast düster. Probleme hatte er immer bis ins kleinste Detail entziffern wollen. Da war es nur klar gewesen, dass Meister Talamon ihn in die Reihen der Inquisition aufgenommen hatte. Callum hingegen hatte es nach Norden verschlagen, in dieses verlauste, dreckige, beschissene Lager. Als Kaplan. Ein Witz göttlichen Ausmaßes!
    »Ja, Bruder?«, säuselte er, als er zu Halfgar trat. Sie befanden sich am Eingang der Blockhütte, die als kleiner Schrein Innos' diente.
    »Spar dir den Ton, Callum. Erkläre mir noch einmal genau, wie der Heilungsprozess bei meinem Bruder ablief.«, forderte der Inquisitor.
    Callum lächelte boshaft. »Stimmt, Halfgar. Die Heilungsmagie ist ja nicht dein Gebiet, mh? Hättest du deine Studien eher in diese Richtung ausgeweitet ...«
    Der Nordmann trat vor, funkelte böse mit den Augen. »Wir reden von meinem Bruder, Callum. Ich frage dich noch einmal höflich: Wie lief der Prozess ab?«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Der geistigen Hinsicht natürlich. Du sagtest, dass du diese ... Illusion gelöst hast. In seinem Geist. Richtig?«

    Der Kaplan nickte langsam. »Ja, richtig. Es war ähnlich einer Erkrankung des Geistes, etwas das in den höheren Lehren der Heilung studiert wird. Es gibt gewisse ... Dinge im Kopf, auf die der Heiler einwirken kann. Natürlich nicht alles. Ein Wahnsinniger bleibt wahnsinnig, ein dementer Tattergreis bleibt dement. Aber ... alles, was nicht derart tief ins Hirn greift, ist für uns durchaus, mh, heilbar.«, erklärte er.
    Der Inquisitor nickte entschlossen. »Wie war die Heilung ... oder sagen wir eher, Bannung der Illusion?«
    »Nun, eine Illusion hinterlässt eine Spur der Magie des Wirkers. Und ... diese Magie, die deinen Bruder verhext hat. Bei Innos, als wäre ich in einem Grab meilenweit unter der Erde eingesperrt, um mich herum nur modernde Erde und verfaulendes Fleisch.«
    Er schüttelte sich. »So stelle ich mir die Magie Beliars vor.«
    »Und danach waren jegliche Spuren getilgt? Nichts mehr da von der Magie des Nekromanten?«, fragte Halfgar langsam.
    Callum blickte ihn verwirrt an. »Wenn das wieder ein Versuch ist, mir zu unterstellen, ich sei kein guter Heiler ...«
    »Bei Innos, Callum, halt's Maul. Wärst du ein beschissener Heiler, hätte ich dich nicht an Isegrim heran gelassen. Ganz einfach. Nur beschleicht mich ein gewisser Verdacht, nämlich, dass der Zauber nicht ... ganz gebrochen wurde. Oder anders: Dass die Illusion vielleicht tiefer geht, als wir vermutet haben.«
    »Wie meinst du das, Halfgar?«
    Der Inquisitor seufzte. »Wann immer ich Isegrim sehe, gerade wenn er den Mund öffnet oder dergleichen, meine ich ... ich als Magier, einen gewissen Druck auf den Schläfen zu spüren. Weißt du, was ich meine? Wir Magier, egal welcher Schule, haben ja ein rudimentäre Talent dazu, Magie zu erfühlen. Und ... nun, an Isegrim haftet noch etwas. Verstehst du?«
    Ernst nickte Callum. »Was sollen wir machen?«
    »Du beherrscht die höhere Heilungsmagie?«
    »Ja.«
    »Sehr gut. Ich bin ... recht versiert in der Magie Innos', beherrsche den Telepathie genannten Zauber. Wir werden Isegrim Geist durchforsten wie zwei Baumeister, die Schäden einer Burg feststellen und schließen nach einer Schlacht. Verstanden?«

    Der feiste Magier nickte. »Brillant. Du suchst den Zauber, ich banne ihn. Das sollte funktionieren.«
    »Bei Innos, ich hoffe es. Sonst bleibt uns nichts anderes, als den Nekromanten zu vernichten, um eine Hoffnung darauf zu haben, die Illusion zu lösen.«

    Isegrim

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    »Isegrim, bitte begleite uns.«
    Callum und Halfgar standen da, hielten einen gewissen Abstand zu ihm ein, wie er da noch immer von Wut erfüllt schon zwei Holzschwerter zerlegt hatte, wohl ganz zum Leidwesen des Quartiermeisters vor Ort. Der Soldat sah die beiden Feuermagier an und hob die Hände kurz an, eine Geste wie 'Warum?'. Halfgar seufzte, packte seinen Bruder an der Schulter.
    »Wir werden dir helfen, Isegrim. Mit dieser ganzen beschissenen Situation hier«, knurrte der Inquisitor, »nur dafür musst du aufhören dich zu benehmen wie ein kleines, wütendes Schneeflöckchen, kapiert?«
    Einen Moment funkelte Isegrim seinen Bruder an, ehe er fast ergeben nickte und den beiden Magiern auf dem Fuße folgte. In Begleitung eines Inquisitors und des Kaplans wagte natürlich kein Soldat irgendeine Beleidigung zu rufen. Nein, eher wurden fast respektvoll die Köpfe gesenkt, während darin der Wunsch tobte, das man den stummen Knappen in den Flammen hinrichten sollte. Dieser Wunsch würde sich aber nicht erfüllen. Sie bewegten sich zum Schrein Innos' im Fort. Die drei Männer traten ein. Die Magier schlugen das Zeichen Innos' vor der Brust, während Isegrim einfach nur teilnahmslos den Raum musterte. Er hatte ihn bisher nicht betreten. Wieso auch? Sein Glaube war nicht stark, ganz im Gegenteil. Halfgar fiel das auf, ließ ihn aber nur abermals seufzen. Er bat Isegrim mit einer Geste, sich auf eine der Bänke zu setzen.
    »Bruder, wir haben eine Vermutung«, sprach er und deutete auf sich und Callum. Als wäre Isegrim auch noch taub und dumm. »Der Nekromant hatte dir eine Illusion eingepflanzt, die Callum beseitigt hat. Soweit bist du noch im Bilde?«
    Nein, du Penner, das ist 'ne verdammte Neuigkeit. Natürlich weiß ich das!
    - Dann reiß dich zusammen, Bruder -

    Isegrim riss die Augen auf, schaute seinen Bruder lange an.
    Was zur Hölle, dachte er sich.
    - Keine Hölle, Isegrim. Ich beherrsche die höchste Klasse der Magie Innos', mich trennen nur noch Jahre des Studiums und der Übung von der Meistermagie. Wir Feuermagier können ab einem gewissen Grad die Telepathie anwenden. -
    Danke, Bruder, das du erst so spät auf die Idee kommst. Warum nicht früher? Warum hast du mich mit meiner Wut und meinen Zweifeln alleine gelassen?
    - Zum einen weil ich unsicher war, inwieweit du nicht vielleicht eine Marionette des Nekromanten bist. Und ... weil du selbst gegen deine Emotionen ankämpfen und sie meistern musst. -

    Wie auch immer, Halfgar. Also, was habt ihr vor?
    - Das sage ich dir laut, aus Höflichkeit gegenüber Callum. -
    »Also Bruder, wir haben vor, deinen Geist erneut zu untersuchen. Wir gehen davon aus, dass der Nekromant nicht nur diese Illusion in deinen Kopf gepflanzt hat, sondern das tiefer gelegen noch ein dichteres Netz aus Täuschung besteht. Das auch ... uns andere betrifft.«
    , erklärte der Inquisitor. Callum nickte, nahm den Faden auf.
    »Ja«, bestätigte er und fuhr fort, »Dein Bruder wird mithilfe der Telepathie deinen Geist ausloten, wie ein unbekanntes Gewässer. Ich werde die Untiefen ausfüllen, ergründen was darin ist und es vernichten.«
    Isegrim sah von dem fetten Feuermagier zu dem hageren Inquisitor. Seine Gedankenwelt raste, wurde plötzlich von unverhofftem Optimismus erfüllt. Weswegen wusste er nicht, aber Hoffnung war da.
    Tut es, Bruder. Helft mir!

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    Halfgar blickte seinen kleinen Bruder einen Moment an, ehe er nickte. Dann schaute er zu Callum, dem der Schweiß auf der Stirn stand. In diesem Moment besaß er gewissen Respekt vor dem fetten Magier, da dieser direkt ans Werk gegangen war. Halfgar konnte spüren, wie Callums Magie nach dem Geist seines Bruders griff. Er atmete aus, schloss die Augen und hob die Hände. Dies würde mehr erfordern als nur das Sprechen in den Gedanken Isegrims. Nein, das hier wäre fast schon ein Lauf durch die Erinnerung des Soldaten, der so viel erlitten hatte in den letzten Wochen. Als er den Geist ertastet hatte, öffnete er die Kanäle seiner Magie und ließ sie fließen.
    Sofort spürte er mehrere Anwesenheiten in dem Geist. Isegrim natürlich, der wie ein unbeteiligter Zuschauer da stand. Callums Heilungsmagie, die einen frischen, lebendigen Eindruck machte. Seine eigene Präsenz ... und einen düsteren Schatten, der irgendwo stets am Rande des Sichtfelds lag, egal wo hin er auch schaute.
    - Isegrim, vielleicht wird es wehtun. Ich spüre auf jeden Fall noch etwas. Du auch? -
    Weiß der Teufel, Bruder. Ja ... vielleicht, fast unmerklich, als würde es immer wieder entfliehen, bevor man es greifen kann.
    - Exakt. Gut erkannt. -

    Halfgar drang tiefer in den Geist vor, während schemenhafte Bilder aufflackerten wie eine Kerzenflamme im Wind. Ein großer Talkessel, gefüllt mit einem Lager der Orks, befestigt wie eine kleine Fest. Unzählige gerüstete Kreaturen tummelten sich darin. Krieger, Schamanen, riesige beharrte Tiere mit meterlangen Stoßzähnen und ganze Meuten von Wargen. Aber das Bild zerfloss, nicht mehr als eine Fata Morgana in der Wüste Varants. Die Rufe der Soldaten, als sie das sahen, der Unglauben. Wie konnte eine Festung nur so nah am Fort Rhobar existieren? Wieso hatten die Orks dann mit ihrer klaren Überlegenheit nicht angegriffen?
    - Eine Illusion, Bruder. Mehr nicht. Aber eine gute Magie, fast hätte ich geglaubt, was du gesehen hast. -
    Ich merkte selber, das es eine war, Bruder. Aber nur ... nur weil Er es so wollte.
    - Er? -

    Plötzlich wurde Isegrims Geist erfüllt von einer riesenhaften Figur. Eine dreckige, lange und löchrige Robe bedeckte breite, jedoch knöchige Schultern. Die Kapuze verdeckte nur leidlich das breite, orkische Gesicht, halb verwest, mumifiziert und knöchern. Darin leuchteten Augen, voll des Hasses auf das Leben. Dies hier war keine Kreatur Beliars, die das Chaos brachte. Dies hier war ein Todbringer. Ein Vernichter.
    Ich sehe dich, varrag-morra. Ich sehe und spüre dich in diesem lug. Und ich spüre deinen orak-varrag, den Heiler. Dieser hier gehört mir, morra. Ihr alle werdet mir gehören, im Namen des Schöpfers!
    Da war sie! Das, was Halfgar suchte. Bilder brandeten über ihn herein wie eine Sturmflut. Untote Soldaten, die ihre Kameraden niedermachten und verspeisten. Das Lachen des Nekromanten, das Weinen Isegrims, ob vor Trauer oder Freude. Dann die Untoten, wie sie ihn packen, ihm das Messer an die Zunge setzen und sie durchschneiden. Der Geschmack von Blut, die wilde, animalische und instinktive Panik. Schwärze.
    - JETZT! Callum, jetzt! -
    Die wiederherstellende Magie des Kaplans stürzte sich auf die Schwärze, vertrieb sie mit dem heilenden Licht Innos' Es war als würden die Bilder ausradiert, getilgt vom Pergament das Isegrims Geist war. Ein Schrei zerriss die Luft des Schreins, während es Halfgar schien, das in weiter Ferne eine ganz und gar unmenschliche Stimme aufschrie. Halfgar ging in die Knie, atmete schwer und keuchte. Seine Magie wurde aus Isegrims Geist zurückgeworfen, hing jedoch in der Luft, als würde eine Kraft sie daran hindern, zurückzukehren.
    Ich nehme dich mit mir, varrag. Wenn ich den morra nicht haben kann, dann zerstöre ich wenigstens deinen Geist!
    Der Impuls des Auflösens der Illusion, die Isegrim befallen hatte, griff auf Halfgars Geist über. Der Inquisitor schrie auf, ehe seine fiebrigen Augen von Dunkelheit erfüllt wurden, als würde ein schwarzer Schatten an trüben Fenstern vorbeiziehen. Als er verschwand, schauten sie zur Decke. Leblos. Tot.
    Callum hockte mit dem Rücken an der hölzernen Statue Innos', das Gesicht vor Grauen verzerrt. All die Anstrengung war vergangen, während er den Leichnam des Inquisitor vor sich liegen sah.
    Isegrim stürzte von der Bank, blickte panisch wimmernd um sich, ehe auch sein Blick auf Halfgar fiel.
    »Bruder«, hauchte er sanft, leise, als hätte er Angst Halfgar zu wecken, der gerade friedlich schlief. »Bruder, bitte ... bitte wach auf.«
    Aber er würde nicht aufwachen. Halfgar Fyresgrimson, einziger Erwählter unter den Söhnen des alten Feuerwolfs war tot.

    Isegrim

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    »Bei Innos, Halfgar hatte recht ...«
    Callums Murmeln durchbrach die Stille nach Isegrims Rütteln am Leichnam seines Bruders. Der feiste Magier war totenblass und schwitzte stark, fast als würde er ein Fieber durchstehen. Isegrim blickte mit leeren, tränennassen Augen auf. Verwirrung machte sich in seinem Gesicht breit.
    »Recht? Womit ...«, fragte er langsam, ehe der Funke übersprang. Er sprach. Nicht in Gedanken sondern richtig. Mit einer Zunge. Diesem elenden Ding, leicht wie eine Feder und scharf wie ein Schwert. »Oh.«, sagte er nur, »Damit.«
    Männer, angeführt von Kaldrin stürmten herein. Der Veteran schaute sich hektisch um, ehe sein Blick auf Halfgar fiel.
    »Bei den Göttern«, flüsterte er, »... ist er ... tot?«
    Callum nickte wortlos, sah zu Isegrim. Der erhob sich und blickte Kaldrin in die Augen.
    »Er ist tot«, bestätigte er heiser, »Der Nekromant. Halfgar und Callum ... haben mich entflucht. Die Sache mit der Zunge war ebenfalls eine Illusion, aber bei Innos, hätte ich gewusst das dies Halfgars Leben kostet, ich wäre lieber bis in alle Ewigkeit verstummt.« Er schüttelte fast wie benommen den Kopf. »Wir sind von Innos verlassen, anders kann man es nicht nennen. Diese ganze Mission, die vergeudeten Leben ... alles umsonst.«
    Der Veteran wirkte gleichermaßen überrascht wie bestürzt. »Isegrim, was redest du?«
    »Die Wahrheit, verdammt. Wir sind hier ans Ende der Welt gezogen ... wofür? Damit Yared grübelnd und betend in seiner Hütte sitzt während direkt unter seiner Nase der Nekromant eines der höchsten Opfer fordert, die er hier bekommen kann. Und Ihr, Callum? Nennt Euch Heiler in Innos' Namen ... warum ist mein Bruder dann tot? Warum standet Ihr nicht an seiner Stelle? Denn Ihr wärt wahrlich kein Verlust für die Menschheit!«
    Noch ehe Kaldrin etwas sagen konnte, packte sich Isegrim einen der Soldaten.
    »Du bist eine der Ratten, die über mich gelacht haben. Die meinte, ich hätte verdient, was bekommen habe. Siehst du das immer noch so? Gut, dann pack dir ein paar Kameraden und bringt meinen Bruder fort. In Leinen einwickeln. Dann bewegt eure Ärsche und hackt Feuerholz. Mein Bruder wird nicht begraben, wo ihn Beliar ausgraben kann. Er geht zu Innos durch das Feuer, welches er verehrte. Verstanden? Dann los!«
    Die zornige Entschlossenheit erlaubte keine Widerrede. Kurz blickten sich Kaldrin und Isegrim noch in die Augen, ehe der Knappe schnaubend an dem Veteran vorbeiging. Es galt noch mehr Holzschwerter zu zerlegen.

  17. Beiträge anzeigen #137
    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Mani ist gerade online

    Hammerclan, Nordmar

    "Nun hör mir zu."
    Der Fremde zog sich die Kapuze weiter ins Gesicht und begann zu flüstern.
    "Ich weiß nicht, warum sie mich am Leben gelassen haben. Ich weiß es wirklich nicht. Was ich aber weiß, dass du ein kräftiger Bursche bist", sprach Andarus.
    Dabei hatte er nicht so unrecht. Kräftig war der Nordmann allemal und in seiner Lage war er zu vieles bereit. Hauptsache Gold fließt wieder in Manis Taschen.

    "Dann kommen wir doch gleich mal zur Sache. Ich will meine kostbare Zeit nicht mit irgendwelchen sinnlosen Gespräche vergeuden". Kostbar war seine Zeit allerdings nicht, das musste aber auch niemand wissen.
    "Die Banditen haben mir was gestohlen. Mein wichtigster Besitz, ein wertvoller Dolch. Dieser bedeutet mir mehr, als alles andere zusammen. Ich muss ihn wieder bekommen. Da kommst du ins Spiel."

    "Kann mir schon denken was jetzt kommt", fiel ihm der ehemalige Söldnerführer ins Wort. "Ich soll die bösen Jungs aufsuchen, denen alle die Kehle durchschneiden und dir deinen Dolch wieder besorgen was".
    Der Fremde stimmte durch schnelles Kopfnicken zu. Mit einer gekonnten Handbewegung holte er einen Lederbeutel hervor, der sich an seinem Gürtel befand. Geld hat er wenigstens. Ist ja schonmal ein Anfang, urteilte Mani.
    "Also, nicht weit weg vom Hammerclan befindet sich eine Höhle. Dort müssen die Arschlöcher ihren Unterschlupf haben. Als Belohnung winkt Gold, der ganze Sack". Der Anblick des Goldes ließ die Gier des Nordmanns wieder aufkochen. Natürlich würde er an paar Banditen für Geld aufknöpfen. Einmal Söldner, immer Söldner. Dem Motto blieb der Rotschopf treu.

  18. Beiträge anzeigen #138
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Unweit der Straße hatte die Kolonne Rast eingelegt. Während die Pferde sich am Hafer labten und die Fuhrmänner die Füße hochlegten, hatte sich Françoise mit einem Klappstuhl an das Ufer eines nahe gelegenen Flusses gesetzt. Das Plätschern des Wassers war ein willkommener Kontrast zum Poltern der Räder auf der Straße. »Bitte sehr.«, sagte plötzlich eine Stimme hinter der Priesterin. Als sie sich umdrehte, stand Mary neben ihr. In den Händen hatte sie etwas zu Essen für Françoise. »Danke.«, erwiderte die oberste Feuermagierin und nahm die Mahlzeit entgegen. »Wenn du mich brauchst, ich bin bei der Kutsche.« »Verstehe.«, sagte die Priesterin mit einem Lächeln. Ein kurzer Blick hinüber bestätigte ihre Vermutung. Samuel hatte sich neben der Kutsche ins Gras gesetzt und kaute auf einem Grashalm. Auf einen Außenstehenden mochte das den Anschein haben, dass der Paladin pflichtvergessen war. Doch er würde jeden Banditen eines Besseren belehren, der ihn zu überrumpeln versuchte. Käme es drauf an, hätte Samuel sein Schwert schneller gezogen, als eine in Alarm versetzte Palastwache. Die restlichen Ritter hatten sich indes hinter die anderen beiden Wagen zurückgezogen. Françoise vermutete, um ihr ein wenig Privatsphäre zu gönnen. Nicht alle ließen sich dazu verleiten herumzudösen. Statt dessen drang das Klirren von aufeinander treffenden Klingen zur obersten Feuermagierin herüber. Was Françoise erst während der Fahrt auffiel war, dass die gesamte Truppe aus sehr jungen Rittern bestand. Keiner von ihnen schien über dreißig zu sein und selbst davon war die Mehrzahl noch weit entfernt. Gewiss hatte Rhobar ihr nicht die schlechtesten Ritter zur Seite gestellt. Laut Samuel handelte es sich um eine vielversprechende Schar. Dennoch stellte sich der obersten Feuermagierin die Frage, weshalb sich keine altgedienten Veteranen unter ihnen befanden. Sie kam erst später auf die ernüchternde Wahrheit. Das Königreich hatte während des Orkkriegs viel Blut lassen müssen und die Reihen der Ritter und Paladine waren stark ausgedünnt worden. Eine neue Generation musste jetzt die Lücken füllen. Da wunderte es wenig, dass Thorniara in den Jahren so sehr vernachlässigt worden war. Hierin sah die Priesterin allerdings eine Chance. Abgesehen von einigen Ausnahmen besaßen viele altgediente Ritter eine gewisse Borniertheit. In Glaubensangelegenheiten mochte das von Vorteil sein, jedoch bevorzugte es Françoise, wenn ihre Gefährten ihren eigenen Kopf besaßen und dazu in der Lage waren, kritisch zu hinterfragen. Einer der Gründe, weshalb die oberste Feuermagierin dem ein oder anderen unorthodox in ihren Entscheidungen erschien. »Erwählte! Verzeiht die Störung.«, sagte eine Stimme von links. Françoise drehte sich um und entdeckte einen Ritter, der neben ihr im Gras kniete. »Eine Entschuldigung ist nicht nötig.«, antwortete sie. »Hast du eine Frage?« »Ja, Erwählte.«, sagte der Ritter und hielt inne. »Dann heraus damit!« »Erwartet ihr einen Angriff auf dem Wege?« »Einen Angriff?« Françoise stutzte. In einiger Entfernung blickte Samuel neugierig auf. »Nein, ich erwarte keinen Angriff.«, erwiderte die Priesterin schließlich. »Vermutlich wird es sich jede Banditenbande zweimal überlegen uns anzugreifen, wenn sie euch Ritter sehen.« Françoise lachte vergnügt. Erst dann erkannte sie den wahren Hintergrund der Frage. Der Streiter hätte sich denken können, dass mitten im Herzland des Reiches wenig Gefahr für sie bestünde. Viel mehr zielte seine Frage darauf ab, welchen Sinn diese große Eskorte überhaupt besaß. Seine Art zu fragen, ließ die oberste Feuermagierin ihr Gesicht wahren - und schützte ihn womöglich vor einem schmerzhaften Tadel. »Erheb dich bitte.«, sagte Françoise zum Ritter. Stehend ragte er hoch über sie hinaus. Er war gewiss zwei Köpfe größer als die Priesterin und obendrein ausgesprochen muskulös gebaut. Vermutlich könnte er sogar alleine eine Bande von Banditen in die Flucht schlagen. »Ich nahm dich und deine Kameraden mit auf diese Reise, um mit euch vertraut zu werden. Um zu erkennen, wer ihr seid. Ihr werdet in Thorniara einen wichtigen Dienst leisten müssen. Nicht nur für Innos. Oder für mich. Auch für die Bevölkerung. Die Bürger der Stadt durchlebten sehr turbulente Zeiten und ihr Glaube wurde auf die Probe gestellt. Ich möchte sicherstellen, dass nicht nur ich blind auf euch vertrauen kann, sondern dass jeder Bürger in jedem einzelnen von euch etwas gutes sieht.« Nur allzu deutlich erinnerte sich die oberste Feuermagierin an die Aufstände in der Stadt und die gewaltsame Antwort darauf seitens des Ordens. Françoise sah darin einen tiefgreifenden Vertrauensbruch, den sie reparieren müsste.

  19. Beiträge anzeigen #139
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Fort 'Rhobars Wacht', Nordwestliche Region, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Rein taktische Maßnahmen zwangen Isegrim dazu, seinen Bruder am Tage zu verbrennen und nicht bei Nacht, wie es für solch eine Zeremonie würdiger gewesen wäre. Die Dunkelheit der Nacht schmeichelt den Flammen, lässt sie hoch lodernd wirken, eindrucksvoll und alles erhellend. Bei Tag verliert Feuer diesen Zauber, seine Macht. Bei Tag wirkt es klein, armselig, als würde es in wenigen Augenblicken vergehen. Der Soldat hatte seinen Bruder mithilfe Callums vorsichtig auf dem aufgeschichteten Feuerholz aufgebahrt, die Hände vor dem Bauch verschränkt, die Augen im blassen, toten Gesicht geschlossen wie während eines Gebets. Isegrim stand schweigend, düster dreinblickend vor dem Feuer, welches nach einigen gemurmelten Worten Callums aufloderte. Weiter sprach der Feuermagier ein, zwei Segnungen auf das die Seele Halfgars mit Innos' Licht ins Totenreich gehen würde, frei jeder Angst vor der Finsternis.
    »Herr Isegrim«, fragte der feiste Magier vorsichtig. Zu gut erinnerte er sich an den Ausbruch des Mannes. »Wie fühlt Ihr Euch?«
    Kurz überlegte er, dem Mann eine Beleidigung an den Kopf zu werfen, besann sich aber eines Besseren. Callum konnte wenig vor den Tod Halfgars, letztlich war es Isegrims eigene Schuld. Seine Unsicherheit, sein vorschnelles Handeln beim Pass hatten am Ende zu diesem Ergebnis, dem Tod seines älteren Bruders, geführt.
    »Miserabel. Beschissen.«, antwortete er leise, »Voller Zweifel. Ängstlich.«
    Der Magier schnaubte. »Gerne würde ich Euch irgendwelche langen Reden halten über das Licht, die Ordnung und die Wärme Innos' ... aber, ganz ehrlich ... nach dem was in meinem Schrein passiert ist ...«
    Der Soldat nickte langsam. »Ich verstehe was Ihr sagen wollt, Callum. Wie kann ein Wesen Beliars an einem Ort Innos' einen seiner Erwählten töten? Eine Frage, die wohl nur die Götter beantworten können.« Er hob die Schultern. »Es wäre wohl das Beste, wenn wir gehen. Wir alle. Ich denke nicht, dass die Orks schon wieder vor einer Invasion stehen, meines Wissens nach handelt der Nekromant unabhängig von ihnen. Es wäre wohl das Beste, den Rat zu informieren und mit einem Bataillon des Ordens zurück zu kehren, begleitet von einigen Paladinen und Feuermagiern, um jede Höhle, jeden kleinen Orkfriedhof hier auszuräuchern.«
    Callum hob nur die Schultern, verbeugte sich ein letztes Mal vor dem brennenden Leichnam, nickte Isegrim zu und ging zurück in Richtung Fort. Isegrim stand noch einige Augenblicke da, blickte auf die Überreste seines Bruders, die nun in den Flammen vergingen. Innig geliebt hatten sie sich nie. Natürlich, in den letzten Wochen hatten sie wieder zueinander gefunden, aber machte das dennoch nicht die Kindheit und Jugend im Feuerclan vergessen. Halfgar war ein Mensch ausgesuchter Gemeinheiten gewesen, sonst hätte er es nie zum Inquisitor gebracht. Ein kleiner Teil des Soldaten hatte gehofft, Seite an Seite mit ihm in einer Horde Untoter stehend kämpfend unterzugehen, aber das war kindliches Heldendenken gewesen. Die Realität war brutaler, perfider. Halfgar war dennoch als Held gestorben, nämlich bei der Rettung Isegrims. Dafür war er ihm dankbar.
    Er verneigte sich ebenso wie Callum und wandte sich ab.
    Innos hat uns hier im Norden verlassen.

  20. Beiträge anzeigen #140
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Fort Rhobars Wacht, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Yared betrachtete die glimmenden Überreste des Inquisitors.
    Er wusste nicht, warum Isegrim niemanden über die Feuerbestattung seine Bruders informiert hatte. Warum hatte er allein sein wollen? Womöglich lag es an Yareds eigenem Verhalten, aber er hatte nach Isegrims Besuch nicht gleich voller Elan aufspringen und auf Nekromantenjagd gehen können. Yared war dem Nordmarer dankbar dafür, ihn aus seinen Selbstzweifeln gerissen zu haben. Dennoch dauerte es eine Weile bis der Verstand das Herz erreichte.
    Ohne Kaldrin hätte Yared es vermutlich noch gar nicht mitbekommen, dass Halfgar tot war.
    Nun stand er hier und erwies dem Inquisitor die letzte Ehre.
    Zarahs Stimme holte ihn aus seinen Gedanken.
    „Woran liegt es?“
    „Was?“ Yared starrte weiter in die Glut.
    „Ohne dir einen Vorwurf machen zu wollen, aber du scheinst nicht recht voranzukommen.“
    Seine Cousine trat neben ihn.
    „Ist es so offensichtlich?“
    „Ist es.“
    Yared nickte resignierend.
    „Es ist schwer, etwas zu erlernen, das eigentlich einfach da sein sollte, einfach funktionieren sollte, ohne dass man großartig etwas vorbereitet.“
    „Mir ist schon klar, dass die Magie eines Paladins etwas anders funktioniert, als die eines Magiers. Aber warum versuchst du es dann überhaupt auf diese Weise?“
    „Nun, anders funktioniert es ja offenbar auch nicht.“
    Aber so konnte es auch nicht weitergehen. Er saß in einer Sackgasse, grübelte und betete. Er tat tatsächlich das was, wie ihm Kaldrin berichtete hatte, Isegrim ihm vorwarf.
    Er war schon immer so gewesen, oder? Yared hatte immer schon alles von allen Seiten betrachten wollen, ehe er sich zu einer Entscheidung durchrang. In den Wanderjahren nach seiner Fahnenflucht war das so gewesen, doch auch schon zuvor in Kindertagen hatte er sich von Magister Marius entsprechende Kritik anhören müssen. Nein, er war zwar nachdenklich gewesen, aber nicht so zögerlich wie jetzt. Das hatte erst mit Saoirses und Nurias Tod begonnen. Zuvor war er spontaner gewesen, hatte sich doch hin und wieder hinreißen lassen, hatte mehr auf sein Herz vertraut, hatte manchmal sogar einen ausgewachsenen Jähzorn gepflegt und die dazugehörige Arroganz. Gut, schlechte Angewohnheiten wurde man selten los, aber wenn, ersetzte man sie häufig nur durch andere.
    „Die Kräfte aus dem Bund mit dem Naturgeist hast du doch auch ohne Problem und sofort verwenden können.“ Zarah lenkte das Gespräch weg, von seinen trübsinnigen Gedanken über verschüttete Milch.
    Yared schüttelte den Kopf. „Der Bund mit einem Naturgeist, der Bund mit einer Gottheit ... Das ... ist nicht dasselbe.“
    „Natürlich nicht, aber vergleichbar ist es schon“, insistierte seine Cousine.
    „Nicht wirklich. Damals stand mir der Tod vor Augen!"
    „Ich glaube nicht, dass es daran lag.“
    „So?“ Er sah zu ihr.
    „Wenn du willst, können wir es ja ausprobieren.“ Sie grinste ihn breit an.
    „Lieber nicht“, schnaubte Yared und wandte sich wieder dem im einsetzenden Schneeregen dampfenden Ascheberg seines Scheiterns zu. Klar, Halfgar war aus freien Stücken das Risiko eingegangen und, wie Callum es ihm zu erklären versucht hatte, in die Falle getappt, die der Nekromant in Isegrims Geist eingenistet hatte. Dennoch wäre das vielleicht vermeidbar gewesen, wenn er nur die Kräfte beherrschte, die ihm als Paladin innewohnen sollten.
    „Woran liegt es denn deiner Meinung nach?“
    „An dir“, schoss es direkt aus ihrem Mund in sein Herz.
    „Innos, welch eine Erkenntnis.“ Yared seufzte theatralisch, um diese Wahrheit abzuschwächen, die sich auch in seinen Gedanken längst Bahn brach. Im gleichen Augenblick war er froh, dass nur seine Cousine da war, um es mitzubekommen, wenn ihm die Pferde der Frustration durchgingen.
    „Nein, ich meine das ernst. Die Nymphe gab dir ihre Kräfte zu deiner Verfügung. Jetzt denkst du, es hinge von Innos ab, ob du seine Kräfte benutzen kannst oder nicht.“
    Bei Innos, sie hatte recht.
    Der Feuergott hatte ihm die Kräfte nicht gegeben, um bei jedem einzelnen Funken, den er erzeugte sein Ja und Amen dazu zu geben. Er hatte ihn beauftragt, ihn bevollmächtigt. Das war keine Schießen-auf-mein-Kommando-Situation. Nein, der Befehl lautete, nach eigenem Ermessen zu feuern.
    Aye aye, Innos!
    Yared atmete tief ein, zog die Rechte ruckartig nach oben und drehte die Handfläche, so wie sie die Priester hielten, wenn sie das Segenszeichen machten. Gleichzeitig fasste er allen Mut zusammen, seine Frustration, seinen Zorn.
    Wie ein Rammbock brachen seine Emotionen den Weg frei für die Kraft des Feuergottes.
    Der Paladin fühlte, wie sie ihn ergriff und aus seiner Körpermitte den Arm hinauf schoss. Dann erstrahlte in einer absolut geräuschlosen Explosion ein gleißendes Licht über seiner Hand.
    Yared zog den Arm zurück, das Leuchten blieb, nicht ganz so gleißend, aber konstant und taghell.
    Das Licht des Herrn leuchtete in der Trübsal.
    Geändert von Yared (01.05.2019 um 20:32 Uhr)

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