Nachdem der Stuhlkreis jetzt schon mal aufgestellt ist: Ich war Online-Spielsüchtig. Was du beschreibst, ist meiner Erfahrung nach schon bedenklich.
Es ist nicht schlimm, den ganzen Tag, 7 Tage die Woche zu spielen. Das hat noch nichts "süchtiges". Das ist eher ein "Es macht mir extremen Spaß" oder ein "Ich habe sowieso nichts Besseres zu tun." Über seinen extremen Spiele-Konsum zu lügen ist meiner Erfahrung auch noch kein stichhaltiges Sucht-Anzeichen. Weil dieses Hobby einfach auch peinlich sein kann. "Woa, was werden meine Leute nur denken, wenn die wissen, dass ich so viel Zeit mit so was verplempere?" Ich schreibe bewusst "verplempere", weil Gaming bei vielen Leuten noch so eine Art
Stigma bedeutet. Wer dagegen den ganzen Tag musizieren würde, würde wahrscheinlich eher bewundert werden.
Verkorksen und "verplempern" kann man sein Leben eigentlich nicht, wenn man etwas tut, was man liebt, egal was andere sagen. Dann das ist eben das, was dir Lebensqualität gibt. Man sollte eh nicht die Erwartungen anderer erfüllen wollen (bau ein Haus, pflanz einen Baum, Zeug 'nen Sohn
). Und was zur Hölle will man denn erreichen? Den Weltfrieden einführen? Bleib dir selbst und deinen eigenen Zielen treu, und wenn du keine großen Ziele hast, dann ist das eben so.
Ernst wird es erst, wenn du - wie du schreibst - deinen Bekanntenkreis vernachlässigst. Ich meine: Gehst du mit deinen Leuten auch noch mal weg, oder sagst du ab, weil du lieber am PC sitzt? Ist wirklich alles andere unwichtiger geworden? Und wenn du mal nicht dransitzt, bekommst du dann einen "Schmacht" danach? Gepaart mit Nervösität, und deine Gedanken kreisen da ständig drumrum? Ist das Spielen der erste Gedanke beim Aufstehen und der Letzte beim Schlafengehen? Ich habe festgestellt, dass dieser Zustand dann auch keinen richtigen Spaß mehr macht. Das ist eben dieser völlig paradoxe Zwang, der einen vor den PC drängt. Und etwas, das keinen Spaß macht, dient ja auch nicht der Lebensqualität.
Versuch einfach mal zwei Wochen lang, drauf zu verzichten. Einfach mal radikal nicht spielen. Wenn du bereits diesen Vorschlag rigoros ablehnen willst (evtl. sogar Begründungen fürs "Ich muss aber Spielen" parat hast) dann wäre das bereits eine Antwort auf deine Frage. Aber beobachte auch mal deine Reaktionen und Gefühle während der Abstinenz. Dies könnte dir auch Aufschluss über dich geben.