Aber die Anderen (also "wir") sind nunmal schuld, und das ist ein unumstößlicher Fakt.
Das heißt nicht, dass "wir"
allein schuld seien. Es heißt aber, dass wir uns die Schuld teilen. Und natürlich kann man es in West-Europa auch als Mehmet schaffen (in Ost-Europa eher unmöglich).
Man hat es aber
deutlich schwerer (siehe hunderte Studien, die zu eindeutigen Ergebnissen kommen), und daran ist man dann eben nicht selbst Schuld, sondern der Rassismus der Mehrheitsgesellschaft.
Ganz allgemein kotzt mich diese "wir" und "die" Rethorik aber gehörig an. Mit dieser machst du dich zum nützlichen Idioten der Scharfmacher auf beiden Seiten, ob Islamisten oder Rechtsradikale. Am meisten Angst kann man beiden machen, wenn man mit "wir" auch hier lebende Muslime meint, statt eine imaginäre Grenze herbeizufabulieren, die nichts tut außer die Gesellschaft zu spalten.
Immer unangenehm, wenn man weiß das gleich Argumente kommen, die dem eigenen Weltbild komplett widersprechen, aber man auch keine vernünftigen Gegenargumente hat.
Aber gut, here we go:
* Mehr Sozialarbeiter in den Vierteln, statt überall Sozialarbeiter zu entlassen und Jugendzentren zu schließen.
* Faireres Schulsystem, bei dem Menschen weniger nach ihrem ethnischen Hintergrund ausgesiebt werden.
* Anonymisierte Bewerbungen, um das Problem auch im Berufsleben zu entschärfen (hilft nebenbei auch gegen Sexismus).
* Mehr Personen mit Migrationshintergrund und entsprechenden Sprachkenntnissen bei den Ermittlungsbehörden. Das würde auch eine bessere Überwachung evtl. radikaler Moscheen erlauben.
* Wenn es um neue Einwanderer bzw. Flüchtlinge geht, diesen mehr Integrationsangebote machen, und diese weniger als Erpressung verkaufen: "Du machst mit, oder du kriegst nix!" Kanada wird von eher Rechten ja gern als Vorbild für Einwanderungspolitik genannt. Dort bekommt jeder Einwanderer viel mehr Unterstützung und vor allem Beratung und Orientierung vom Staat als hier. Dafür braucht es natürlich auch jede Menge neues Personal.
* (Rück-) Ausbau des sozialen Wohnungmarktes, der in den letzten Jahrzehnten kaputtgespart wurde. Dies würde es ärmeren Familien erlauben nicht ganz so viel vom Einkommen als Miete auszugeben, wodurch am Ende mehr bliebe, um z.B. einen integrativen Kino- oder Schwimmbad-Besuch zu erlauben. Außerdem könnte man die Zusammensetzung von Vierteln besser kontrollieren als auf dem privaten Markt.
* Erweiterung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Ausbildungen.
* Anerkennung von ein paar Fakten innerhalb der realitätsfremden Mehrheitsgesellschaft:
Islam gehört zu Deutschland, "den" Islam gibt es nicht, Deutschland ist ein Einwanderungsland, Muslime sind auch nur Menschen (und entsprechend vielfältig)
* Stärkere Förderung des Vereinswesens in Problemvierteln, so dass junge Menschen auch was zu tun haben statt perspektivlos auf der Straße rumzulungern.
* Etc. (bestimmt die Hälfte vergessen)
Viele dieser Punkte beziehen sich natürlich konkret auf Deutschland. In Großbritannien kenne ich mich zu wenig aus. Allerdings hätte es sicher geholfen, wenn die Behörden eher auf Warnungen aus der muslimischen Community gehört hätten. Die Behörden wurden nämlich bereits vor 2 Jahren vor diesem Kerl gewarnt, und zwar mehrfach,
direkt aus der muslimischen Community.
Aber natürlich wird es auch hier wieder heißen:
"Die Muslime haben nix gemacht. Warum distanzieren die sich nicht!?!"
Und wo wir grade bei den Behörden sind:
Eine bessere parlamentarische und öffentliche Kontrolle der Geheimdienste und Polizeibehörden wäre extrem sinnvoll. Die Schaffung einer Behörde außerhalb der Polizei, die das Versagen und Kriminalität innerhalb der Polizei ermittelt, wäre ebenfalls wünschenswert (und ist nebenbei europäischer Standard...), nicht nur auf dieses Themenfeld bezogen.