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  1. #41
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    "Ti amo...", flüsterte Zora durch die Leitung und legte ohne ein weiteres Wort auf. Dass sie den Wünschen ihres Ehemannes folgte, erklärte sich von selbst. Nicht weil die Blonde sich grundsätzlich Folgsamkeit auf die Fahne schrieb, sonder weil sie die Situation überforderte und Luceija immerhin zur Familie gehörte. So wie sie jetzt. Ihre Ehe war vielleicht von Absurditäten, Streitigkeiten und der Frage geprägt, wer den Teller weiter werfen konnte (sie warf die Teller, Gil lehnte sich lediglich rücklings gegen die Küchenzeile und zündete sich eine Zigarette an, weil es ihn offenkundig unterforderte nur ab und zu zu antworten oder einem Teil ihres Geschirrs auszuweichen), aber es schwang auch Loyalität mit. Liebe. Mehr als alles andere, so wusste Zora und deswegen tat sie ihm den Gefallen, ganz genau hinzuhören, wenn sie gleich mit Jade sprach. Sie fand sie wenige Schritte - durch das Wohnzimmer - entfernt auf der Terrasse.
    "Passt es gerade?", fragte sie und trommelte leicht mit den Fingern gegen die Scheiben der Glasfront.

    "Ja, komm nur und setz dich!" Jade schenkte der blonden ein Glas Wasser ein und deutete auf den gegenüberstehen, gepolsterten Stuhl.
    Die Amerikanerin überlegte einen Moment, suchte nach Worten, wie sie am besten zum eigentlichen Thema kommen sollte, weshalb ihre Besucherin hier war.
    "Ich fürchte, mein Kontaktmann, der uns quasi zusammen geführt hat, war was die Informationen angeht nicht besonders detailliert.." begann die schwarzhaarige. "Ich weiß nur, dass es um ein Allianz Projekt auf Proteus geht, irgendwelche dubiosen Machenschaften und irgendwelche Investoren!" Sie betrachtete die Britin von der Seite, irgendwie zweifelte sie daran, dass dies alles war....

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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  2. #42
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    Craigs Arbeitszeit war noch nicht vorbei gewesen. Mühseligst richtete sich der Terranovaner auf, als er sicher war, dass das angefahrene Shuttle für ihn bereitstand und setzte sich auf den Fahrersitz, ohne, dass es einen Fahrer für diese Fahrt gebraucht haette. Mehrere Minuten lang sass er perplex auf dem vorgewärmten Sitz, hätte sich irgendwie wohlfühlen müssen, aber tat es nicht. Er kaute auf dem Inneren seiner Unterlippe bis sie wund wurde und wurde erst aus seiner Stasis geweckt, als das Shuttle "Bitte geben Sie ein Reiseziel an" forderte. Er lies sich zur C-Sec, zurück an seinen Arbeitsplatz, navigieren und presste seinen ausgelaugten Körper tief in das warme, falsche Leder. Er presste die Augen schmerzlich zusammen. Versuchte um jeden Preis herauszufinden welchen Fehler er begangen hatte - ausser dem offensichtlichsten, Hanna im Stich zu lassen.
    Er begriff nicht, warum ihn das so mitnahm. Er begriff nicht, warum ihre Reaktion so stark auf ihn abfärbte. Er war ein naiver Idiot, so redete er sich selbst ein, ein egoistischer, vollkommener Idiot...und er wollte irgendetwas finden, womit er diesen Fehler wieder ausbügeln konnte.

    "Wo waren Sie, Gillespie?", reagierte sein Vorgesetzter just in dem Moment, in welchem Craig zurück ins Gebäude und in die Nähe seines Schreibtisches trat. "Ich hatte mit einer Kollegin gesprochen", hob dieser abweisend die Hände und machte schon wieder einen getretenen Eindruck. Wie immer. "Haben Sie dafür in der Pause nicht genug Zeit? Während Sie weg waren stapeln sich hier ihre Berichte. Wir brauchen dringend ihre Einschätzung im Fall Stanley - 73p-2B. Schauen Sie sich die Akte durch - ich will Ihren Bericht auf meinem Schreibtisch, bevor Sie daran denken wieder zu gehen!"
    Mit unbewusst eingezogenem Kopf schob der Weisshaarige seinen Stuhl vom Schreibtisch um sich zu setzen, loggte sich im bereits eingeschaltenen Terminal an und gab direkt zu aller Erst das Kürzel ein, welches ihm sein Vorgesetzter gerade gegeben hatte.

    Craig hatte mehrere Stunden an diesem einen Fall verbracht und dennoch konnte er die vielen, einzelnen Gedanken nicht um die Situation fassen, in welcher er sich befand. Zwar tippte er leb- und lieblos einige Kommentare zu jeder Zeile, die mit den Tatortbildern in Verbindung standen und füllte sie mit seinen Erkenntnissen - dennoch hätte diese Aufgabe für gewöhnlich niemals so lange gedauert. Es schien, als brauche er für jeden einzelnen Kommentar die doppelt-übliche Zeit. Dieser Annahme schlossen sich sowohl sein knurrender Magen an, als auch die Putzfrau, die bereits mit einem breiten Wagen hereintrottete, die Mülleimer leerte und jeweils einen Putzroboter aus ihrem Wagen griff, ihn aktivierte und wie ein Frisbee nach und nach in jeden Gang warf. Nur noch an Craigs Tisch war ein Lichtkegel zu sehen, der mehr oder minder direkt auf die Holotastatur des Laptops schien und es so nur noch weiter erschwerte, einen sinnvollen Text zu verfassen. Abgesehen von seinen brennenden Augen, die sich auf die Details zu fokussieren versuchten.

    Nachdem das Geraeusch von Saugern abgeklugen war, konzentrierte sich Craig schon laengst nichtmehr auf irgendein vor ihm befindliches Thema. Er war unlängst auf seinem Schreibtisch eingeschlafen. Eingerollt und mit der Wange die holografische Tastatur durchdrungen machte er einen sehr zermürbten Eindruck. Selbst benannte Putzfrauen hatten ihn ignoriert und dem Drang widerstanden, ihm ein paar Creditchips zu entnehmen.
    Erst, als er viele Stunden später aufwachte und um ihn herum sich schon leichtes Treiben in Form weniger, angekommener Mitarbeiter auftat, stand er auf und ging zur Kaffeemaschine...


    Die grosse Erkenntnis die Craig gebraucht hatte lies nur zweieinhalb Tassen ekelhaften Kaffees auf sich warten. Der fahle Geschmack des eines zu lang benutzten Filters klebte ihm am ohnehin schmierigen Gaumen, den er mangels eines hygienebesuches in einem Badezimmer nicht vermeiden konnte. Dennoch weckte die lieblos ausgequetschte Bohne wenigstens teilweise wieder seinen Geist und damit auch den überfälligen Verstand, den er bei seit seiner Rückkehr zur Arbeit wie abgeschalten hatte. Wahrscheinlich sah er gerade furchtbar aus. Der Blick auf sein duerftiges Spiegelbild, dass sich auf der Maschine erkennen lies, lies keine Zweifel zu, dass er wohl auf einem seiner Stifte gelegen haben musste, der ihm einen roten Striemen vom Ohr bis zum Mund hinterlies. Als er genau hinsah und den kleinen Überrest seines schmutzigen Verstandes ankurbelte, wurde ihm nun auch klar, warum die wenigen Kollegen die schon im Büro waren ihm einen so eigenartigen Blick zugeworfen hatten.
    Er rieb sich besagte Wange, hatte damit aber keinen Erfolg den Abdruck so leicht abklingen zu lassen.

    Wenig später, als der Terranovaner zurück an seinen Schreibtisch gegangen und sich gesetzt hatte und dabei ein paar unwichtige Gespräche seiner Kollegen überhörte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Alles, was der Weisshaarige machen musste, war es zu versuchen. Er musste, nein KONNTE nichts anderes tun, als es zu versuchen und sich genau jetzt ungefragt nützlich machen. Und wenn es bedeuten würde, dass er sich ein weiteres Mal zu weit aus dem Fenster lehnte, dass er sich ein weiteres Mal in Dinge einmischte, die ihn nichts mehr angingen oder ihm Schwierigkeiten bereiten wuerden...er musste es versuchen. Nur dieses eine Mal.


    Seven Nation Army - The White Stripes
    [Video]


    Gillespies Computer lies sich anstandslos reaktivieren. Da waren noch immer die offenen Akten, die er erarbeiten musste. Die schickte er seinem Vorgesetzten, bevor es zu irgendwelchen Missverständnissen kommen würde. Dann öffnete er die Suchleiste des internen Programmes und gab mehrere Namen ein: Frederick McDougal. Henderson. Cameron. Vasquez. Miller. Bei letzteren hängte er jeweils den Term *Joab* als Suchfilter an und verbrachte dann die nächsten ein-einhalb Stunden damit, alles mögliche auf einen Stapel Einweg-Datapads zu knallen, was er ueber jede Person finden konnte. Über den verstorbenen McDougal waren es viele Details zu seinem Mord, die Hanna vermutlich schon kannte. Doch das war ihm an dieser Stelle egal. Wie oft kam es vor, dass insbesondere die wichtigen Details einfach unter gingen? Genau, viel zu oft. Über die anderen gab es jeweils mehrere Treffer. Insbesondere bei Miller auf Joab gleich fünf, wovon er jedoch auch alle fünf Versionen auf jeweils ein Datapad lud und dabei keine Informationsdatein auslies. Keine - einzige.
    Die benannten, ein einhalb Stunden später musste Craig jegliche Stealth-Skills spielen lassen, die er jemals in allen möglichen Blasto-Teilen hätte aufschnappen können. Wirklich jede. Denn der Weg vom Archiv bis zu seiner Tasche war, mit etwa dreissig Datapads im Arm, nicht gerade das, was man unter einem subtilen, unauffälligen Abgang verstehen konnte. An einer Stelle musste er stehen bleiben, grinste einen Kollegen verschmitzt an, der ihn fragte, was er da tat und reagierte mit einem pseudo-lockeren "Ach, Archivarbeit. Du weisst ja, bleibt immer an den Jüngsten hängen!". Gerettet - gerade so.
    Einem Zweiter, der ihm in die Quere kam, schob er gerade im richtigen Moment einen Putzwagen zwischen ihm und sein Sichtfeld, auf welchem diverse Kleinteile zur Säuberung des WCs gelagert waren. "Guten Morgen Wilson!", tönte er besonders freundlich über das Hindernis hinweg, schaffte es sogar, kurz eine Hand von dem riesen Stapel zu nehmen um ihm zuzuwinken, und hatte dann auch ihn weit genug abgelenkt um fast schon bei seinem Platz angekommen zu sein.
    Das letzte Hindernis sah er dabei jedoch nicht - er musste ein paar Schritte rückwärts gehen - und verhakte seinen Fuss an einem Kabel der IT, wobei der Weisshaarige stolperte und drei Datapads aus seinem wackeligen Stapel rutschten. Den Rest - gerade so im Anlauf auf seinen Platz und damit auch auf seine Tasche - konnte er gerade so aus seinem Arm auf den Schreibtisch ergiessen.
    Um das Risiko zu maximieren, rutschte eines der Datapads selbstverständlich so weit aus seiner Reichweite, dass es sich nicht einfach danach bücken konnte, sondern erstmal ein grösseres Lineal suchen musste (ein Dekoartikel, gebrauchen konnte das Teil keiner mehr) um auf allen Vieren die Daten von 'McDougal' zurück zu holen. Natürlich aus dem minimalen Spalt, der sich unter dem Schreibtisch eines Kollegen auftat.
    "Suchen Sie was, Gillespie?", fragte die Kollegin, die den Schreibtisch sonst zu besetzen wusste. Craig schreckte auf, gerade, als er das Tablet erreicht hatte, griff es, zuckte nach oben, schlug sich obligatorisch den Kopf an der Tischplatte an und kroch entschuldigend darunter hervor. "Hier..hab...hab ich verloren. Nichts weiter. Sorry."

    Der restliche Weg war zum Glück ein nicht ganz so extremer Spiessrutenlauf. Kaum, dass er zurück bei den Tablets war, machte er nämlich kurzen Prozess, stopfte den Stapel in seine Tasche, zog den Reissverschluss zu, deaktivierte sein Terminal und ging dann, schnellen Schrittes, nach draussen in Richtung seines Parkplatzes, auf welchem das schrottreife Shuttle bereits mit dem wohlig-zufriedenstellenden Geruch von Marihuana auf ihn wartete.

    Eine Tüte Gras später war der Terranovaner für einen Zwischenhalt zurück in sein eigenes Apartment gegangen. Eine Dusche war nötig, ebenso wie die Zähne zu putzen und sich endlich - ENDLICH aus der C-Sec-Uniform zu schälen, ehe er in ein ziemlich schlichtes, schwarzes T-Shirt schlüpfte, nur verziert von 4 Namen, verbunden mit &-Symbolen: Crosby, Stills, Nash & Young. Eine graue, ausgewaschene Hose trug er dazu und band sich seine Sneaker im Anschluss an die Füsse. Eine Keycard in der einen Hosentasche, ein paar Tütchen für Unterwegs in einem Etui in der anderen. Und einen geringen Creditchip, den er im Gehen mitnahm und sich direkt in sein Shuttle setzte um weiter zu fliegen.

    Station zwei war schnell angeflogen. Die selbe Reihe Apartments, die er gestern schon besucht hatte. Schnell war ein Parkplatz gefunden und die Reisetasche geschultert (erst jetzt fiel ihm auf, welch eigenartigen Eindruck sein Auftreten machen würde), da erinnerte er sich an den Stand, der unweit des angepeilten Häuserblockes stand. Für einen Moment zögerte der Weisshaarige. Wirklich. Er wusste nicht, ob das nicht zu kitschig war. Und ob er nicht direkt eine gewisse Faust in seinem Gesicht haben würde. Aber letztlich entschloss er sich doch dafuer und stand dann, viele Stufen später, vor einer Haustüre, vor die er erst gestern gesetzt worden war. Und nicht alleine - nein. Mit kitschigen, in Seidenpapier eingewickelten, blauen Rosen. Jetzt, quasi mit Torschlusspanik, war er sich nicht sicher, ob das so eine gute Idee war, als er die Tasche öffnete, die Blumen vor der Tür abgelegt hatte und damit begann jedes einzelne Tablet gestapelt vor Hanna Ilias' Türe zu legen. Versucht leise - natuerlich. Aber dennoch...irgendwie wie ein hoffnungsloser Idiot. Ohne die leiseste Ahnung, wie er reagieren würde, wenn sich die Türe nun öffnen würde.
    Luceija ist offline

  3. #43
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen

    Er stützte seinen Kopf mit der rechten Hand, während seine Finger gegen seine Schläfe trommelten und er auf der anderen Seite Ward's Berichte las. Alles was er davon sinnvoll übersetzten konnte, waren die üblichen Fachbegriffe, Werte, eben alles was ihm schon einmal begegnet war. Jede weitere, von dem Neurologen als dramatisch verkaufte Note dieser Lektüre, überstieg seinen Horizont. Weder konnte noch wollte er glauben was Julian ihm erzählte, aber er begab sich nicht auf so dünnes Eis um irgendwem hier etwas vorzumachen. Die Gefahr hinter seinen Behauptungen hatte er immerhin längst begriffen.
    "Wir müssen MacDarragh nichts erklären.", sagte Leif wie aus dem Nichts, nachdem er die Seiten dreimal durchgelesen hatte.
    "Seine Befugnisse existieren nur auf dem schönen Scheinvertrag, den man ihm untergejubelt hat und solange die Situation als normal zu bezeichnen ist. Er weiß nicht dass die Allianz noch immer an den Ausbrüchen seiner labilen Psyche zu nagen hat. Deswegen sitzen Sie vor dem Richtigen, wenn Sie wollen dass Entscheidungen getroffen werden, aber-...", er richtete sich in seinem Stuhl wieder auf und legte die Stirn in Falten, "Diese Berichte sind der Wahnsinn. Ich kann keinen Patienten festhalten, ihn seiner Freiheit berauben, wenn ich nichts habe außer Ihrem Wort oder einiger alter Forschungsarbeiten von Ihnen die ich nicht zu meiner Verteidigung benutzen kann. Ich brauche mehr. Wurde der Pilot der mich angegriffen hat schon untersucht? Wenn die Befunde dieselben sind, kann ich mich vielleicht noch rechtfertigen, aber nicht so, Ward. Tut mir leid.", bedauerte Leif seine Entscheidung, die ihm aufgrund seines Unglaubens leicht fiel. Was er gelesen hatte war verrückt und beängstigend, aber wie jeder glaubte er an das "Es-passiert-immer-nur-dem-Nachbarn-Prinzip".
    Trotzdem schwoll ein ungutes Gefühl in ihm heran. In einem kurzen Moment, in dem er glaubte eben Julian wahrhaftig Glauben schenken zu können, fragte er offen, den Blick am Briten vorbei auf das weiße Nichts der Wand gerichtet: "Was denken Sie kann passieren?"


    Nach dem kurzen Aufflammen der Hoffnung, das Julian bis eben noch verspürte, setzte nun wieder eine gewisse Resignation in seiner Mimik ein. Statt eines aufgewühlten Blickkontakts starrte er nun auf die Schreibtischplatte und nickte hin und wieder mit zusammengepressten Lippen. Natürlich waren Leif ohne jegliche Beweislage die Hände gebunden, doch schon aus Resthoffnung war es unerlässlich gewesen, ihn zumindest in Kenntnis zu setzen. Vielleicht würde dies im Falle einer tatsächlichen Katastrophe wenigstens zu einer schnelleren Reaktionszeit führen. Dennoch schenkte er Leifs Worten nur die halbe Aufmerksamkeit, wusste er doch bereits, was dieser ihm sagen musste. Auch die Aussicht, den Piloten, der Leif im Wrack angegriffen hatte, zu untersuchen, war keine wirkliche Option. Nicht nur, dass Sumpfwasser das Cockpit geflutet hatte, Jane Cohen hatte die Tür auch noch absolut bombensicher zugeschweißt. An dieses Beweismittel war nicht heranzukommen. Ohnehin war damit zu rechnen, dass der Frachter während sie sprachen immer tiefer in den Sumpfboden sank und bald unerreichbar würde. Es folgte angesichts der Ratlosigkeit eine etwas unangenehme Stille im Praxisraum, die erst nach einer halben Ewigkeit von Leif unterbrochen wurde.
    "Was denken Sie kann passieren?", interessierte sich dieser plötzlich doch für Julians wahnsinnige Theorien. Er blickte auf. Restzweifel waren das einzige, worauf er hier noch bauen konnte.
    "Im besten Fall drehen einer oder zwei durch, wir fixieren sie und bringen sie aus Not heraus vom Planeten in eine psychische Anstalt, wo sie hoffentlich ohne größeren Schaden anzurichten dahinvegetieren und schließlich sterben werden. Am wahrscheinlichsten drehen uns ein paar schon hier durch und richten größeren Schaden an. Spionage, Sabotage, Geiselnahmen... Verrückte sind zu allem fähig. Das haben wir schon bei Iiyama gesehen. Erinnern Sie mich übrigens daran, auch dessen Blut auf Naniten zu prüfen... Im schlimmsten Fall bleiben die meisten unauffällig und säen ihre Saat im Stillen weiter. Vielleicht infiltrieren sie jemanden aus der Leitung. Ein Sprungbrett zur Allianz. Vielleicht senden sie auch unsere Position und strukturelle Schwachstellen an die Geth. Es wäre nicht der erste Angriff auf diese Anlage, wie ich gehört habe. Es ist schwer, über Intentionen zu mutmaßen, wenn man nicht genau weiß, wer dahintersteckt. Ich gehe aber davon aus, dass meine Forschung und die hier befindlichen Technologien interessant sein würden. Prothesentechnik, biotische Implantate, Allianzbewaffnung... Wir sind sicher keine Schlüsselposition der Allianz, aber schwach genug bewaffnet, dass sich der Angriff dennoch lohnen würde. Ein paar Kanonen und eine handvoll Männer werden uns vor einem gut geplanten Überraschungsangriff der Geth nicht schützen."
    Kurz sah Julian von der Tischplatte auf und gab Leif dabei einen düsteren Blick, bei dem er das Kinn auf seine Faust stützte. Dann stand er auf, schaltete die Hologramme und Computer ab und bereitete sich mit einem Datapad mental auf die Behandlung der weniger akuten Fälle vor, als er zum Ausgang seiner Praxis schritt.
    "Gehen Sie einfach vorsichtig mit den neuen Patienten um Leif. Um mehr kann ich Sie im Moment nicht bitten, bis wir Beweise haben", schlussfolgerte Julian resignierend, während er die Tür öffnete und wartete, bis Leif mit hinaus kam.
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  4. #44
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    Es war in den frühen Morgenstunden, als die beiden Mädels angetrunken in Sahenia's Apartment an kamen. Nach der Shoppingtour waren die beiden noch was trinken, bevor sie die Clubs der Citadel unsicher machten.

    Müde und erschöpft fiel Yelyna auf die Couch und schlief sofort ein.
    Sahenia verzog sich ins Schlafzimmer, schaltete ihren Kommunikator an und entdeckte 2 Nachrichten, von Beyo und ihrer Mutter. Sie legte sich auf ihr Bett und tippte ein paar Zeilen...

    "Hi Beyo,
    Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde! War den ganzen Tag mit einer guten Freundin unterwegs... außerdem werde ich mich jetzt auch wieder mehr meinem Studium und der Forschung widmen, daher nicht böse sein, wenn ich mich nicht jeden Tag melden kann.
    Wünsche dir einen stressfreien Tag.
    Sahenia"

    .....

    "Hi Mum,
    Habe Yelyna heute auf der Citadel getroffen und war mit ihr den ganzen Tag unterwegs. Wegen den Daten.... ich rufe dich später an! Gute Nacht.
    Liebe Grüße deine Tochter
    Sahenia"

    Dann schaltete sie das Gerät aus, legte es auf die Seite und schlief total erledigt ein....

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  5. #45
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    "Ja, komm nur und setz dich!" Jade schenkte der blonden ein Glas Wasser ein und deutete auf den gegenüberstehen, gepolsterten Stuhl.
    Die Amerikanerin überlegte einen Moment, suchte nach Worten, wie sie am besten zum eigentlichen Thema kommen sollte, weshalb ihre Besucherin hier war.
    "Ich fürchte, mein Kontaktmann, der uns quasi zusammen geführt hat, war was die Informationen angeht nicht besonders detailliert.." begann die schwarzhaarige. "Ich weiß nur, dass es um ein Allianz Projekt auf Proteus geht, irgendwelche dubiosen Machenschaften und irgendwelche Investoren!" Sie betrachtete die Britin von der Seite, irgendwie zweifelte sie daran, dass dies alles war....


    "Naja, das ist nur zum Teil richtig-...", gab Zora zu.
    Sie setzte sich neben Jade auf die aus Holz geflochtene Garnitur und deutete in Richtung eines der Getränke, die auf dem Tisch standen.
    "Darf ich?", fragte sie, wartete die Zustimmung der Schwarzhaarigen ab und nahm einen angebracht großen Schluck.
    "Ich bin hier weil ich in Erfahrung bringen konnte, dass du früher für die Allianz gearbeitet hast. Als Analystin hast du mit sensiblen Personal- und Einsatzdaten Kontakt gehabt. Du erinnerst dich vielleicht an jemandem, dem ich helfen kann, aus einer wirklich schwierigen Sache wieder rauszukommen. Zumindest wenn er unschuldig ist."
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  6. #46
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Nach dem kurzen Aufflammen der Hoffnung, das Julian bis eben noch verspürte, setzte nun wieder eine gewisse Resignation in seiner Mimik ein. Statt eines aufgewühlten Blickkontakts starrte er nun auf die Schreibtischplatte und nickte hin und wieder mit zusammengepressten Lippen. Natürlich waren Leif ohne jegliche Beweislage die Hände gebunden, doch schon aus Resthoffnung war es unerlässlich gewesen, ihn zumindest in Kenntnis zu setzen. Vielleicht würde dies im Falle einer tatsächlichen Katastrophe wenigstens zu einer schnelleren Reaktionszeit führen. Dennoch schenkte er Leifs Worten nur die halbe Aufmerksamkeit, wusste er doch bereits, was dieser ihm sagen musste. Auch die Aussicht, den Piloten, der Leif im Wrack angegriffen hatte, zu untersuchen, war keine wirkliche Option. Nicht nur, dass Sumpfwasser das Cockpit geflutet hatte, Jane Cohen hatte die Tür auch noch absolut bombensicher zugeschweißt. An dieses Beweismittel war nicht heranzukommen. Ohnehin war damit zu rechnen, dass der Frachter während sie sprachen immer tiefer in den Sumpfboden sank und bald unerreichbar würde. Es folgte angesichts der Ratlosigkeit eine etwas unangenehme Stille im Praxisraum, die erst nach einer halben Ewigkeit von Leif unterbrochen wurde.
    "Was denken Sie kann passieren?", interessierte sich dieser plötzlich doch für Julians wahnsinnige Theorien. Er blickte auf. Restzweifel waren das einzige, worauf er hier noch bauen konnte.
    "Im besten Fall drehen einer oder zwei durch, wir fixieren sie und bringen sie aus Not heraus vom Planeten in eine psychische Anstalt, wo sie hoffentlich ohne größeren Schaden anzurichten dahinvegetieren und schließlich sterben werden. Am wahrscheinlichsten drehen uns ein paar schon hier durch und richten größeren Schaden an. Spionage, Sabotage, Geiselnahmen... Verrückte sind zu allem fähig. Das haben wir schon bei Iiyama gesehen. Erinnern Sie mich übrigens daran, auch dessen Blut auf Naniten zu prüfen... Im schlimmsten Fall bleiben die meisten unauffällig und säen ihre Saat im Stillen weiter. Vielleicht infiltrieren sie jemanden aus der Leitung. Ein Sprungbrett zur Allianz. Vielleicht senden sie auch unsere Position und strukturelle Schwachstellen an die Geth. Es wäre nicht der erste Angriff auf diese Anlage, wie ich gehört habe. Es ist schwer, über Intentionen zu mutmaßen, wenn man nicht genau weiß, wer dahintersteckt. Ich gehe aber davon aus, dass meine Forschung und die hier befindlichen Technologien interessant sein würden. Prothesentechnik, biotische Implantate, Allianzbewaffnung... Wir sind sicher keine Schlüsselposition der Allianz, aber schwach genug bewaffnet, dass sich der Angriff dennoch lohnen würde. Ein paar Kanonen und eine handvoll Männer werden uns vor einem gut geplanten Überraschungsangriff der Geth nicht schützen."
    Kurz sah Julian von der Tischplatte auf und gab Leif dabei einen düsteren Blick, bei dem er das Kinn auf seine Faust stützte. Dann stand er auf, schaltete die Hologramme und Computer ab und bereitete sich mit einem Datapad mental auf die Behandlung der weniger akuten Fälle vor, als er zum Ausgang seiner Praxis schritt.
    "Gehen Sie einfach vorsichtig mit den neuen Patienten um Leif. Um mehr kann ich Sie im Moment nicht bitten, bis wir Beweise haben", schlussfolgerte Julian resignierend, während er die Tür öffnete und wartete, bis Leif mit hinaus kam.


    Geth. Ein Wort das Leifs Blut schneller durch seine Gefäße schießen ließ als ohnehin schon. Er hatte Mühe nicht zuzugeben, wie sehr er Julians "Geschwätz" schon Gehör schenkte. Aber es war Unsinn. Die lächerliche Theorie irgendwelcher Overlords wurde auf diversen Sender propagiert und zahllose Reportagen über den "unbekannten Feind" liefen auf allen Kanälen, kurz nachdem er selbst den Angriff auf die Raumstation überlebt hatte. Er war dort gewesen. Nichts weiter als die schon früher erwartete Zukunftsvision von den sich erhebenden Maschinen war eingetreten. Doch bedeutete das nicht dass auch Ward jetzt recht haben könnte?
    Leif stand zögerlich auf, folgte aber Julians offensichtlichem Wunsch, jetzt zu gehen und verließ den Raum an ihm vorbei. Zumindest fast. Auf Höhe des Briten blieb er stehen, streckte die Hand aus und nickte.
    "Danke dass Sie zu mir gekommen sind. Keiner wird etwas über Ihre frühere Arbeit erfahren. Versprochen."
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  7. #47
    #16  Avatar von Forenperser
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    Es war in den frühen Morgenstunden, als die beiden Mädels angetrunken in Sahenia's Apartment an kamen. Nach der Shoppingtour waren die beiden noch was trinken, bevor sie die Clubs der Citadel unsicher machten.

    Müde und erschöpft fiel Yelyna auf die Couch und schlief sofort ein.
    Sahenia verzog sich ins Schlafzimmer, schaltete ihren Kommunikator an und entdeckte 2 Nachrichten, von Beyo und ihrer Mutter. Sie legte sich auf ihr Bett und tippte ein paar Zeilen...

    "Hi Beyo,
    Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde! War den ganzen Tag mit einer guten Freundin unterwegs... außerdem werde ich mich jetzt auch wieder mehr meinem Studium und der Forschung widmen, daher nicht böse sein, wenn ich mich nicht jeden Tag melden kann.
    Wünsche dir einen stressfreien Tag.
    Sahenia"

    .....

    "Hi Mum,
    Habe Yelyna heute auf der Citadel getroffen und war mit ihr den ganzen Tag unterwegs. Wegen den Daten.... ich rufe dich später an! Gute Nacht.
    Liebe Grüße deine Tochter
    Sahenia"

    Dann schaltete sie das Gerät aus, legte es auf die Seite und schlief total erledigt ein....

    "Das ist überhaupt kein Problem, ich denke ich werde mich bis Ende der Woche sowieso auf meine Arbeit konzentrieren müssen. Wir sehen uns dann zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort. Und ja keine Ausreden

    Beyo"


    Tatsächlich hatte der Turianer kaujm wirklich Zeit an weiteres Texten zu denken. Die Arbeit stapelte sich in dieser Woche haufenweise auf seinem Schreibtisch. Sein Clan war beschäftigter denn je gute Beziehungen zu allerlei Organisationen aufzubauen. Es schien fast so als wolle sein Vater überall in der Galaxis irgendwo eine Zweigstelle aufbauen. In jedem Fall flossen viele Ressourcen nach außen. Beyo fragte sich ob das jetzt so klug war und ob auch genügend wieder reinkommen würde um die Verluste auszugleichen. Aber was wusste er schon davon. Er würde jedenfalls den Teufel tun seinen Vater darauf anzusprechen. Und so unangenehm er auch sein konnte, von Geschäften verstand kaum jemand mehr als er.
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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen
    "Das ist kein Unsinn", flüsterte er in die Leitung ohne sich darüber bewusst zu sein, dass er flüsterte. Vigilios Gedanken drehten sich in einem Karussell aus Möglichkeiten, aus Situationen, die er in Erwägung ziehen musste ob sie ihm gefielen oder nicht. Zora hatte die Statistiken nicht gesehen. Hatte nicht gesehen, wie tief Lucis Werte abgefallen waren und vorallem nicht die Anmerkung des Alten gelesen, die knallrot in einem kleinen Kasten 'Herzstillstand' angezeigt hatte. Mehrere Möglichkeiten waren dabei erdenklich. Von der Utopie, Leif habe ihr tatsächlich körperlich etwas angetan, dass sie in diesen Zustand gebracht haben musste, bis hin zu der naheliegendsten Erklärung, die durch den Bericht von Dr. Ward unterstützt wurde, dass Luceijas Implantat einen Kurzschluss verursacht hatte.. . Oder lag die Wahrheit irgendwo dazwischen?
    "Ja, halt mich auf dem Laufenden. Wenn du mich nicht erreichst, ruf auf Dons Frequenz an. Es kann sein, dass die Leitung die nächste Zeit blockiert bleibt."
    Die Wut packte ihn ob er wollte oder nicht. Gil musste alles geben um sich dieser nicht hinzugeben und ruhig zu bleiben. Seine freie Hand bildete unkontrolliert eine Faust und öffnete sie wieder.
    "Schick mir eine Kopie von dem was du herausfindest, bevor du irgendwas an deine Arbeitgeber schickst - wenn Svensson auch nur den kleinsten Diebstahl auf der Liste hat, will ich es wissen.", es sprach der ausbrechende Beschützerinstinkt eines Bruders.
    "Ti amo tesoro mio."


    Donal tat zunächst so als würde er ganz konzentriert seine Brille putzen, hauchte sie noch einmal an und setzte sie sich wieder auf. "Nicht dass ich jetzt zu viel davon ohne Kontext verstanden hätte..." warf er in einem ganz lockerem Ton in die Stille ein welche nach dem Auflegen herrschte. "...aber das was ich aufgeschnappt habe klang - big surprise - mal wieder nach jeder Menge Ärger. Habt ihr Ascaiath's da eigentlich ein Abo drauf?" Er musste kurz über seinen eigene, eher mäßig gelungene Bemerkung lachen, räusperte sich dann aber und wurde wieder etwas ernster. "Was ist los, was hat sie gesagt?"
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  8. #48
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Geth. Ein Wort das Leifs Blut schneller durch seine Gefäße schießen ließ als ohnehin schon. Er hatte Mühe nicht zuzugeben, wie sehr er Julians "Geschwätz" schon Gehör schenkte. Aber es war Unsinn. Die lächerliche Theorie irgendwelcher Overlords wurde auf diversen Sender propagiert und zahllose Reportagen über den "unbekannten Feind" liefen auf allen Kanälen, kurz nachdem er selbst den Angriff auf die Raumstation überlebt hatte. Er war dort gewesen. Nichts weiter als die schon früher erwartete Zukunftsvision von den sich erhebenden Maschinen war eingetreten. Doch bedeutete das nicht dass auch Ward jetzt recht haben könnte?
    Leif stand zögerlich auf, folgte aber Julians offensichtlichem Wunsch, jetzt zu gehen und verließ den Raum an ihm vorbei. Zumindest fast. Auf Höhe des Briten blieb er stehen, streckte die Hand aus und nickte.
    "Danke dass Sie zu mir gekommen sind. Keiner wird etwas über Ihre frühere Arbeit erfahren. Versprochen."


    Sein Kollege schüttelte ihm die Hand herzlich und mit einem anerkennenden Blickkontakt. Obwohl er nicht viel gewonnen hatte, war es dennoch mehr, als er eigentlich erwarten durfte angesichts der Absurdität der Situation. Sollte Leif sein Wort halten und von Julians Beteiligung an dubiose Experimenten Stillschweigen bewahren, so hätte er zumindest durch dieses Gespräch keinen Nachteil erlitten.
    "Das ist mehr, als ich erwarten kann. Sie wissen ja gar nicht, wo diese Leute überall ihre Finger im Spiel haben", betonte er erneut, schloss dann die Tür hinter beiden ab und trennte sich mit einem kurzen Heben der Hand von seinem Vorgesetzten. Noch immer mit einem Ausdruck von angestrengtem Grübeln im Gesicht ging er die befestigten Wege der Außenanlage entlang in Richtung der Patientenzimmer, wo man laut seiner Unterlagen bereits die weniger schwer Verletzten untergebracht hatte. Es war nicht seine Aufgabe, diese Leute zu verhören, aber dennoch legte er sich in Gedanken bereits einige Fragen zu recht, die er dem Maschinisten stellen wollte, den er halb verkohlt im Maschinenraum des Wracks gefunden hatte. Hauptsächlich würden dabei aber natürlich die Proben und Analysen für sich sprechen. Zwar würde ohne Leifs direkte Anweisung kein Laborant diese Probe übernehmen, aber im Grunde war es Julian ohnehin viel lieber, eine so wichtige Untersuchung selbst vorzunehmen. Ein letztes Mal ging er die neusten Patientendaten noch durch, dann legte er die Hand zum auf die Steuerungskonsole der Tür zum Behandlungszimmer, atmete durch und trat ein.
    Tjordas ist offline Geändert von Luceija (23.05.2017 um 22:48 Uhr)

  9. #49
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen

    "Naja, das ist nur zum Teil richtig-...", gab Zora zu.
    Sie setzte sich neben Jade auf die aus Holz geflochtene Garnitur und deutete in Richtung eines der Getränke, die auf dem Tisch standen.
    "Darf ich?", fragte sie, wartete die Zustimmung der Schwarzhaarigen ab und nahm einen angebracht großen Schluck.
    "Ich bin hier weil ich in Erfahrung bringen konnte, dass du früher für die Allianz gearbeitet hast. Als Analystin hast du mit sensiblen Personal- und Einsatzdaten Kontakt gehabt. Du erinnerst dich vielleicht an jemandem, dem ich helfen kann, aus einer wirklich schwierigen Sache wieder rauszukommen. Zumindest wenn er unschuldig ist."

    "Ja klar, bedien dich ruhig!" antwortete die schwarzhaarige mehr beiläufig und lauschte aufmerksam Zoras Worten.
    Beeindruckt sah sie zur blonden rüber, sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht und wusste über ihre Tätigkeit bei der Allianz bescheid, was sie von anderen Geschäftspartner garnicht gewohnt war und ihr jetzt die Sache doch auch erleichterte.
    Dann überlegte sie kurz.
    "Also, helfen kann ich dir mit Sicherheit.." begann sie ruhig. "In welchem Umfang, hängt jetzt davon ab, um wen es bei dieser ganzen Sache geht?!"

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
    eis engel ist offline

  10. #50
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen

    "Das ist kein Unsinn", flüsterte er in die Leitung ohne sich darüber bewusst zu sein, dass er flüsterte. Vigilios Gedanken drehten sich in einem Karussell aus Möglichkeiten, aus Situationen, die er in Erwägung ziehen musste ob sie ihm gefielen oder nicht. Zora hatte die Statistiken nicht gesehen. Hatte nicht gesehen, wie tief Lucis Werte abgefallen waren und vorallem nicht die Anmerkung des Alten gelesen, die knallrot in einem kleinen Kasten 'Herzstillstand' angezeigt hatte. Mehrere Möglichkeiten waren dabei erdenklich. Von der Utopie, Leif habe ihr tatsächlich körperlich etwas angetan, dass sie in diesen Zustand gebracht haben musste, bis hin zu der naheliegendsten Erklärung, die durch den Bericht von Dr. Ward unterstützt wurde, dass Luceijas Implantat einen Kurzschluss verursacht hatte.. . Oder lag die Wahrheit irgendwo dazwischen?
    "Ja, halt mich auf dem Laufenden. Wenn du mich nicht erreichst, ruf auf Dons Frequenz an. Es kann sein, dass die Leitung die nächste Zeit blockiert bleibt."
    Die Wut packte ihn ob er wollte oder nicht. Gil musste alles geben um sich dieser nicht hinzugeben und ruhig zu bleiben. Seine freie Hand bildete unkontrolliert eine Faust und öffnete sie wieder.
    "Schick mir eine Kopie von dem was du herausfindest, bevor du irgendwas an deine Arbeitgeber schickst - wenn Svensson auch nur den kleinsten Diebstahl auf der Liste hat, will ich es wissen.", es sprach der ausbrechende Beschützerinstinkt eines Bruders.
    "Ti amo tesoro mio."


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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    Donal tat zunächst so als würde er ganz konzentriert seine Brille putzen, hauchte sie noch einmal an und setzte sie sich wieder auf. "Nicht dass ich jetzt zu viel davon ohne Kontext verstanden hätte..." warf er in einem ganz lockerem Ton in die Stille ein welche nach dem Auflegen herrschte. "...aber das was ich aufgeschnappt habe klang - big surprise - mal wieder nach jeder Menge Ärger. Habt ihr Ascaiath's da eigentlich ein Abo drauf?" Er musste kurz über seinen eigene, eher mäßig gelungene Bemerkung lachen, räusperte sich dann aber und wurde wieder etwas ernster. "Was ist los, was hat sie gesagt?"

    Sie schmunzelte wegen Donals Kommentar und dachte sofort an das erste Zusammentreffen mit den beiden in London, wo aus einem ursprünglich harmlosen Familientreffen, ein pures Disaster wurde, dass mit einer wilden Verfolgungsjagd durch London und für Liz mit einem Sprung aus einem fahrenden Auto endete....

    "Ich gebe Donal recht!" begann die Spanierin ruhig und trank ihren Espresso aus. "Wäre wohl nicht verkehrt, wenn du uns sagen würdest, was los ist und was du vor hast.."

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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  11. #51
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Sein Kollege schüttelte ihm die Hand herzlich und mit einem anerkennenden Blickkontakt. Obwohl er nicht viel gewonnen hatte, war es dennoch mehr, als er eigentlich erwarten durfte angesichts der Absurdität der Situation. Sollte Leif sein Wort halten und von Julians Beteiligung an dubiose Experimenten Stillschweigen bewahren, so hätte er zumindest durch dieses Gespräch keinen Nachteil erlitten.
    "Das ist mehr, als ich erwarten kann. Sie wissen ja gar nicht, wo diese Leute überall ihre Finger im Spiel haben", betonte er erneut, schloss dann die Tür hinter beiden ab und trennte sich mit einem kurzen Heben der Hand von seinem Vorgesetzten. Noch immer mit einem Ausdruck von angestrengtem Grübeln im Gesicht ging er die befestigten Wege der Außenanlage entlang in Richtung der Patientenzimmer, wo man laut seiner Unterlagen bereits die weniger schwer Verletzten untergebracht hatte. Es war nicht seine Aufgabe, diese Leute zu verhören, aber dennoch legte er sich in Gedanken bereits einige Fragen zu recht, die er dem Maschinisten stellen wollte, den er halb verkohlt im Maschinenraum des Wracks gefunden hatte. Hauptsächlich würden dabei aber natürlich die Proben und Analysen für sich sprechen. Zwar würde ohne Leifs direkte Anweisung kein Laborant diese Probe übernehmen, aber im Grunde war es Julian ohnehin viel lieber, eine so wichtige Untersuchung selbst vorzunehmen. Ein letztes Mal ging er die neusten Patientendaten noch durch, dann legte er die Hand zum auf die Steuerungskonsole der Tür zum Behandlungszimmer, atmete durch und trat ein.


    Es endete da wo es angefangen hatte. Zumindest fast. Leif war zurück in seinem Apartment, dieses Mal nicht das Bett hütend. Vielmehr stand er seit einer gefühlten Ewigkeit unter dem Wasserstrahl der Dusche. Sie prasselte so konsequent auf seine Schultern ein, dass sie vor Taubheit zu kribbeln begannen. Der Kopf des Schweden war randvoll. Kein ganzer Ozean könnte seine Sorgen - allem voran das, wovon Julian gesprochen hatte - ertränken. Es konnte kein Zufall sein, dass ein Schiff voller Menschen in fragwürdigem geistigen Zustand nur knapp ihre Anlage verfehlte, hatte Ward ihm erklärt. Hatte er recht? Der Arzt hielt schützend eine Hand über seine rasch versorgte Wunde nahe des Schlüsselbeins. Ganz als wolle er das Geschehene für einen Moment vor der Welt und sich selbst verbergen. Proteus war ein irres Pflaster. Mindestens zwei seiner Narben hatte er sich auf diesem Planeten eingefangen und irgendwie-...Zog es ihn wieder und wieder hierher. Nicht zuletzt gab es jetzt auch noch einen Grund zu bleiben. Er seufzte. Schweden fehlte, die Müslischleuder fehlte. Er wünschte sich beides zurück, das Mindeste wäre seine schwarzhaarige Schönheit auf der anderen Seite seines Bettes, das er jetzt nach dem abtrocknen für eine sehr, sehr lange Zeit hüten würde. Mittlerweile war er Grey dankbar dass sie ihn rausgeworfen hatte, aber zu müde um Luceija irgendein Lebenszeichen von sich zu übermitteln. Wie schon zuvor warf er sich achtlos, wie ein Burrito in sein Handtuch gewickelt, auf die Matratze und fiel in einen unruhigen und wohl auch kurzen Schlaf.
    AeiaCarol ist offline

  12. #52
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von Tjordas Beitrag anzeigen

    "Gar nicht mal soo lang"
    , kam ein wenig verzögert von etwas weiter weg die Antwort. Zwar war in der Simulation die Sonne noch immer an exakt der gleichen Stelle wie zuvor, doch irritierenderweise war Eszra nicht nur zehn Meter weiter auf einer Strandliege (wo auch immer er diese aufgetrieben hatte) anzutreffen, sondern er war zudem statt in seine Barkeeperkleidung in einen weißen Frotteemantel gehüllt. Das Mysterium ließ sich leicht aufklären: In typischer Allianzmanier war auf alles der Herkunftsort angebracht, um es diebischen Patienten schwer zu machen und so stand auch auf der Brust und dem Rückenteil des Bademantels mit gestickten Buchstaben "Saunabereich" geschrieben. Offensichtlich hatte Luceija so lange geschlafen, dass er in der Zwischenzeit zum Saunabereich gehen und sich umziehen konnte - und wer weiß, ob er inzwischen nicht sogar eine kleine Saunarunde eingelegt hatte, nach der er es sich jetzt wieder wie ein echter Lebemann am Strand bequem machte.
    "Allerdings sollten wir es trotzdem nicht auf die Spitze treiben", sagte ironischerweise der Mann im Bademantel, "sondern möglichst bald auch mal wieder an die Oberfläche kommen, bevor jemand misstrauisch wird. Sind sicher schon zwei Stunden vergangen, seit die Verletzten angerollt sind. Bin sicher, deine Bekanntschaft aus Schweden hat jetzt wieder Zeit für dich", zwinkerte er ihr zu, während er sich aufrichtete und einen Kleidungsbeutel mit der alten, nassen Kleidung darin aufhob.
    "Also... Sag vorerst auf Wiedersehen zum Strandfeeling", kündigte er mit einem Seufzen an, während er über sein Omnitool die Simulation stoppte, die mit nicht einmal vier Sekunden Verzögerung den Raum wieder in einen leeren Saal verwandelte und der sandige Boden wieder zu seiner harten Struktur zurückkehrte.
    "Vorerst", wiederholte er dann und zog aus dem Kleidungsbeutel die versprochene Reservekeycard, die er Luceija zuwarf, ehe er den Sack schulterte und barfuß in Richtung Ausgang schlenderte wie ein Urlaubsgast nach seinem Spa Day.
    "Revanchieren kannst du dich wann immer du Zeit findest", hängte er noch an und ging dann voraus durch die orange Flurbeleuchtung in Richtung des Aufzugs.


    "Bye Eszra!" Sie antwortete ihm viel zu spät. Sah ihm nur dabei zu, wie er aus dem Komplex verschwand - mit dem Kleiderbeutel über seiner Schulter und dem 'Saunabereich'-Bademantel, der eben jene Schultern bedeckte. Sie war sich unsicher, ob er es eilig gehabt hatte oder nicht, aber mit der neugewonnenen Universalkeycard in ihrer Hand, die eigentlich nur Mitarbeitern zustand, war sie nicht daran interessiert, Fragen zu stellen. Luci winkte Eszra rhetorisch nach, ehe ihr klar wurde, dass sie mutterseelenallein in einem riesigen, unterirdischen Kubus stand, der ausgekleidet wie eine Badewanne nicht nur einen unfreundlichen, sondern sogar irgendwie beängstigenden Eindruck machte, wenn er nicht gerade mit einer Simulation ausgefüllt wurde.
    Luci klemmte sich die Keycard hinter den Bund ihrer Hose, sodass das Plastik der Karte unangenehm an ihrem, noch leicht feuchten, Bauch klebte. Dann, mit einem letzten Blick zurück in den sich langsam abdunkelnden Trainingsbereich, verschwand auch sie aus dem Raum, lies die automatische Türe hinter ihr zugleiten und machte sich, nun, da die Sicherheitsbeleuchtung vorerst das Ende der Ausgangssperre einleitete, zurück auf den Weg nach oben. In ihrem Falle mit der Treppe.

    Oberhalb der Anlage waren sie noch immer unter der geschlossenen Kuppel eingeschlossen und ausschließlich die künstliche Luftversorgung hielt den Sauerstoff am zirkulieren. Selbst hier war die Notfallbeleuchtung nicht länger eingeschalten. Die Makos waren unterdessen wieder in der Garage und nurnoch die tiefen Dreckspuren auf dem ordentlichen Rasen deuteten an, dass hier erst vor Kurzem ein reges Chaos herrschte. Luceija begutachtete die Hinterlassenschaften des Einsatzes mit einer gewissen Gleichgültigkeit, nutzte selbst dieses Mal die langen, geschlängelten Asphaltwege, die das sanft blühende Grün zerschnitten, lies den künstlichen See hinter sich und erblickte auf ihrer Reise zurück in den Patiententrakt, dass in der Ferne auch wieder erste Personen ihren Kopf an die 'frische Luft' streckten. Insgesamt machte alles noch einen sehr beklemmenden Eindruck und sie hatte auch nicht das Gefühl, dass sich dieser Zustand über kurz oder lang ändern würde. Dieser Angriff hatte etwas verändert - in jedem von Ihnen. Dass verriet nicht nur ihr unsteter Magen, der permanente Klimmzüge mit ihren Innereien versuchte. Das verrieten ratlose Gesichter, die ungewohnte Ruhe...das verriet vorallem das Verhalten der lästigen Allianzbastarde, die vorher in der Bar aufgemuckt hatten.

    Luceija hatte, kaum, dass sie in Zimmer 17, ihrem eigenen, angekommen war, die Keycard von Eszra an selbiger Stelle hinterlassen, an welcher sie auch die zweite Karte in ihrem Besitz, die, die zu Leifs Apartment führte, untergebracht hatte. Man konnte Luci nicht als Abergläubisch betiteln, aber bei allem was ihr bereits wiederfahren war, konnte es doch kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet in Zimmer 17 gelandet war. Einer Zahl, die unter Italienern nur zu gerne gemieden wurde, weil sie Unglück bringen solle.. . Niemals machte sie sich was aus diesen dämlichen Bauerngeschichten - doch die Ironie der Sache war nicht wegzudenken. Sie schmunzelte bitter.
    Auch wenn die Sizilianerin dieses Zimmer so gut wie nie wirklich benutzt hatte, war sie manches Mal ganz froh darum - wie auch jetzt, als sie etwas Privatsphäre wirklich zu genießen wusste, sich die nassen Klamotten auszog und neue aus dem Schrank holte, die einmal mehr von eindeutigen C-Darwin-Logos bestickt waren und die thematisch passenden Farben des Projektes trugen. NOCH zog sie sie nicht an, sondern griff sich ein großes Handtuch, wickelte sich damit ein und ging dann mit einem standarisierten Beutel mit ihren frischen Klamotten, dem Comm-Armband und der eigenen, sowie der Keycard bewaffnet, die zu Leifs Wohnung führte, in Richtung der Gemeinschaftsduschen.

    Neunzehn Minuten lang stand Luceija unter der Dusche. Hatte den Strahl auf eine viel zu heiße Temperatur gestellt, sich berieseln lassen und das künstlich aufbereitete Wasser aus dem Simulator aus ihren Haaren gewaschen. Vierzehn Minuten lang hatte sie die Haare gewaschen, ihre Haut geschrubbt, dass es schien als wolle sie die erste Schicht davon komplett herunterbürsten und die restlichen Minuten die blieben stand sie nahezu regungslos da. Starrte auf die Armaturen, lies den Druck des Riebes auf ihrer Haut abklingen und...starrte einfach nur.

    Erst das vehemente Piepen ihres Armbandes, welches sie im Beutel an einem Haken hatte hängen lassen, riss sie aus der vollkommenen Starre. Sie stellte das Wasser ab. Durchbrach die ablaufenden Rinnsale Wasser mit ihren nackten Füßen, als sie sie überschritt. Öffnete die Türe der Kabine und trocknete sich rasch ab.
    Das Armband piepte erneut. Flink schlüpfte sie in ihre Kleidung, kramte das Band hervor, legte es um ihr schmales Handgelenk und nahm den Anruf, der zum dritten Mal mit seinem Klingelton beginnen wollte, endlich an..
    Luceija ist offline

  13. #53
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von eis engel Beitrag anzeigen


    Sie schmunzelte wegen Donals Kommentar und dachte sofort an das erste Zusammentreffen mit den beiden in London, wo aus einem ursprünglich harmlosen Familientreffen, ein pures Disaster wurde, dass mit einer wilden Verfolgungsjagd durch London und für Liz mit einem Sprung aus einem fahrenden Auto endete....

    "Ich gebe Donal recht!" begann die Spanierin ruhig und trank ihren Espresso aus. "Wäre wohl nicht verkehrt, wenn du uns sagen würdest, was los ist und was du vor hast.."


    Für den Moment fragte sich Vigilio, wann er seinen Leibwächtern eine eigene Meinung gestattet hatte. Erst blickte er dabei Liz in die Augen - überaus neutral, aber mit einem standhaften Blick - und beobachtete sie dabei, wie sie die kleine Tasse Espresso so rasch austrank, wie es das Heissgetränk verlangte. Dann, ohne ihr ein Wort zu widmen, sah er zu Donal und blickte hier auch diesem ausdruckslos in die Augen. Mehrere Minuten durchbohrte er seinen alten Freund bis an den Rand des Gruseligen. Doch im vermutlich richtigen Moment lies er den Kontakt abbrechen und gleichzeitig alle Fragen danach, was es sie anginge oder, an Liz, seit wann sie dazu übergegangen war, Vigilio bei seinem Vornamen zu nennen, fallen und für den Moment verstummen.
    "Wir sollten gehen.", war alles was er zu den Aufforderungen erwiderte. Er griff nach seiner Tasche, spielte das Datapad hervor, auf welches er zuvor noch Luceijas Daten geladen hatte um es sich unter seinen Arm zu klemmen, zog die Sonnenbrille über seine grellgrünen Augen und machte sich bereit, die Business Lounge zu verlassen.
    Zwei Einstellungen stritten hier mit ihm: Die eine war die, die diesen Fall mit Svensson in eine private Kategorie schob, in der kein anderer Zugriff haben sollte, weil alles, was darin behandelt werden würde, zu intim war. So sehr, dass er ernsthaft überlegte, ob selbst Donal viel davon erfahren sollte.
    Die andere Einstellung schob diesen Fall eher in die Richtung aus welcher die Werte Luceijas kamen - insbesondere aber der Einbruch. Denn auch, wenn man es hätte vermuten können, war ihr Fall auf dieser Ebene eben eigentlich nichts rein persönliches mehr, sondern etwas geschäftliches. Folglich würde es auch ratsam sein, zumindest eine grobe Übersicht über die Verhältnisse zu geben, die sich hinter ihrer Rücken abspielte.

    Vigilio warf sich das Sakko um und nickte gen Ausgang. "Ich erkläre das Wichtigste.", kündigte er an, nachdem er sich entschieden hatte, dass diese Sache sowohl etwas persönliches als auch etwas geschäftliches hatte. Zügigen Schrittes setzten sie sich in Bewegung in Richtung des privaten Hangars, der bis zur Ankunft ihres Schiffes für sie reserviert war und ging auch hier den üblichen Zyklus ab, den jeder Reisende abgehen musste: Die Sicherheitskontrollen, kurze Scans, ein Ausweischeck.
    Bei allem was dem Halbitaliener im Kopf herumspukte: Er gab Zora Recht. Er wollte sich diesen Leif als alles mögliche ausmalen. Als Spinner, zynischen Arzt, meinetwegen auch als den obligatorischen Bösewicht, den er wenigstens ein bisschen dafür hassen musste, weil er sich für seine Schwester interessierte, aber bei allem was ihm lieb war, das Bild eines Perversen ging ihm nicht in den Kopf. Für den Fall, dass dies aber genau die Masche war nach der er spielte, musste er zumindest die Option offen halten, dass sich da etwas zusammenbraute, was ihm nicht gefallen würde.. .

    Im Schiff angekommen verstaute man ihr leichtes Gepäck umgehend und wartete bis zum Start, wobei der Eezoantrieb eindeutige Geräusche machte. Kaum, dass das Schiff in der Luft war, war Gil einmal mehr in einem übertrieben präzisen, emsigen Modus, der jegliches selbsternannte Organisationstalent wie einen Idioten dastehen lassen würde. Dabei wirkte er jedoch seltsamerweise nicht angespannt, sondern sogar noch ruhiger, als er zuvor in der Businesslounge war.
    Das eben noch mühselig gerichtete Jackett sprang regelrecht von seinen Schultern und wurde über die Lehne eines Stuhls geworfen. Die Sonnenbrille klappte er ein, zurrte die Krawatte von seinem Hals, legte sie über benanntes Sakko und klemmte die Brille dann in den per Knopf geöffneten Ausschnitt seines Hemdes.
    "Geben Sie mir einen Whiskey - Single Malt. On the Rocks.", pfiff der taffe Halbitaliener die einzige Bedienung im knappen Raum an - einen jungen Mann mit hellbrauenen, ordentlich frisierten Haaren - und hängte an, ehe er vergaß: "...und die Sternenkarte des Piloten. Machen Sie hinten den Raum auf. Und....spielen Sie hier ein bisschen Musik, noch ist keiner gestorben."
    Es hatte durchaus Vorteile privat zu reisen.

    Gil atmete tief ein und aus. Er wartete, bis die Bedienung verschwand und die Türe des Hinterzimmers öffnete und die Schiebetür in die andere Richtung schloss und dahinter verschwand. Dann wandte er sich, mehr oder weniger, beiden Begleitern zu. "Gut - Kurzfassung - schätze, ich habe den Flug über ohnehin noch genug zu arbeiten:", insbesondere Donal blickte er nun in die Augen, mit einer Mischung aus Gelassenheit und unterdrücktem Zorn der sehr schwer zu beschreiben war. Liz widmete er dabei kaum so viel Aufmerksamkeit, ganz einfach deshalb, weil ihr viele Details nicht bekannt waren, für die Gil aktuell keinen Bedarf sah, sie zu erläutern. Zumindest bisher schien die Situation noch nicht akut zu sein. "Zora sagt, sie haben den Arzt angeklagt, der Luci und mich operiert hat. Svensson. Wie gesagt, irgendetwas läuft - schon wieder - nicht richtig auf Proteus und nachdem die Werte meiner Schwester fast zeitgleich den Bach runtergehen, will ich wissen warum.
    Also - ihr müsst mich noch einmal entschuldigen."


    Auch hier wartete er beinahe nicht auf eine Antwort. Er lies sich lediglich den Whiskey bringen den er gefordert hatte, schnappte sich das Datapad und zog sich in die Kammer hinten zurück, wo er, kaum, dass er dort war, einen weiteren und in diesem Falle akuten Anruf tätigte, den er allem voran aber erstmal mit aller nötiger Harmlosigkeit führen musste, die nötig gewesen war.

    Er suchte Luceijas Verbindung, wählte die Nummer und es klingelte.
    Lange. Übertrieben lange.
    Luceija ist offline

  14. #54
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    Little Palaven, so nannten die Menschen diesen Bezirk, immer allzeit bereit Orte mit Begriffen aus ihrer Vergangenheit zu benennen. Hort der Erinnerungen war die Bezeichnung der Asari für diesen Ort, wie immer mit ihrer Vorliebe für Esoterik und Mystik. Den üblichen Namen der nüchternen Salarianer konnte man im „Almanach der Citadel-Bezirke“ von Prof. Arzok Solus finden: Bezirk T213.4/10. Die Turianer, die den größten Teil des Bezirks bewohnten, hatten sich in der Vergangenheit das Ziel gesetzt den Bezirk in eine Art Mini-Präsidium zu verwandeln, aber mit einer turianischen Note. Die Wahl für diesen Bezirk lag vor allem an den großen Wassertanks die in diesem Bereich zu finden waren und einen Teil der Grundwasserversorgung des Tayseri-Arms lieferten. Die Tanks wurden in drei Seen umfunktioniert und hinterher pflanzten sie Gräser, Bäume, Büsche, Blumen und allerhand andere Vegetation an, die auf Palaven heimisch war. Green Meadows kam ihnen immer in den Sinn, wenn sie diesen Bezirk betraten, weswegen er bis heute diesen Namen trägt.
    Vor zwei Jahren war es noch üblich gewesen für turianische Einwanderer die Green Meadows zu besuchen, wenn sie unter Heimweh gelitten haben. Kein Platz auf der Citadel erinnerte so sehr an Palaven wie dieser Bezirk. Dann kam aber der Geth-Angriff und die Green Meadows gehörten zu den am stärksten betroffenen Gegenden des Tayseri-Arms. Große Teile der Grünanlagen wurden Opfer der Querschläger, niedergehenden Trümmern und Feuer, das aufgrund dessen auftrat. Selbst die Statue von Lyndax Kassix, Held des Wiedervereinigungskriegs, Zentrum vieler Kulturfeste, wurde durch ein fehlgeleitetes Projektil in Stücke zerrissen.
    Der Wiederaufbau dauerte noch an. Experten schätzten, dass es noch Jahrzehnte dauern würde bis die Green Meadows wieder im alten Glanz erstrahlen würden. Desto trotz ohne für immer verlorene Kostbarkeiten: die Augen der Geister zum Beispiel, Edelsteine von alten Hochkulturen auf Palaven in Form von Tieren gehauen, gingen bei der Zerstörung des lokalen Museums verloren. Gerüchte besagten, dass die Augen nicht zerstört worden sind – da niemals Einzelteile geborgen werden konnten – sondern inmitten des Chaos von ein paar findigen Dieben gestohlen wurden. Auch wenn das Ganze nicht mehr als ein Gerücht war, gab es immer wieder vereinzelte C-Sec Beamten vor Ort, die Untersuchungen gestartet hatten – bis jetzt ohne Erfolg.
    Die dunkelblaue Limousine landete in einem entlegenden Bereich des Bezirks, geschützt durch diverse Citadel-Wände vor etwaigen neugierigen Blicken. Syren stieg als erster aus, wartete aber bis Saenia auch draußen war. Hier im künstlichen Licht des Bezirks konnte der Turianer auch Saenias eher dunkel geratene Kleidung begutachten, die mit diversen Rottönen versehen war und sehr gut zu ihrer Gesichtsmarkierung passte. Aufgrund dieser Farbgebung stach Syren in seiner eher helleren Kleidung deutlich stärker hervor.
    „Haben wir jemanden vor Ort?“, fragte der Politiker als sich die Fahrzeug-Tür schloss und die beiden sich auf den Weg machten. Sein Gesicht war zwar bekannt, aber der Turianer kannte das Spiel gut: solange du nicht auffällst, beachten die Leute dich nicht. Das hatte er in seinen ersten Jahren auf der Citadel gelernt.
    „Eine Person…“, erklärte die Turianerin und aktivierte ihr Omni-Tool nur um dort eine Nachricht abzulesen.
    „Wer ist es? Kenne ich sie?“, fragte Syren neugierig, immer gerade aus blickend. Sie erreichten nun einen Weg der von diversen Leuten genutzt wurde und folgten ihm.
    Die Turianerin tippte ein bisschen auf ihrem Omni-Tool herum, aber nach einer Weile wurde klar, dass sie auf Zeit spielte.
    „Saenia…“, der Ton des Turianers wurde strenger, „Wer ist es?“
    Die Turianerin deaktivierte ihr Tool, drehte ihren Kopf zu ihm um, bewegte die beiden Kiefermandibel ein bisschen und wirkte alles im allen sehr unbehaglich. „Sam…“, gestand die Turianerin schlussendlich, „…Sir.“
    Zunächst blickte der Turianer sie sprachlos an, dann seufzte er. „Sie sollte in der Schule sein und nicht für uns den Ausguck spielen.“, belehrte er sie, während die beiden unter einem Baugerüst hindurchgingen.
    „Sie wollte helfen…“, antwortete Saenia und sah dies als einen guten Grund an, „Sie wissen doch Captain, seit…damals, möchte sie sich dankbar zeigen.“
    „Sie ist erst 12.“, antwortete der Turianer und obwohl er keineswegs erfreut über diese Entwicklung war, klang er nicht wütend, „Sie hat ihr ganzes Leben noch vor sich – eine gute Ausbildung kann ihr dabei weitaus mehr helfen, als mit einem Politiker und seiner Leibgarde zusammenzuarbeiten.“
    „Sie können es ihr erklären, Captain.“, klärte Saenia ihn auf, „Aber sie wird es vermutlich wie die 1000 Male vorher nicht beherzigen.“
    Syren seufzte erneut.
    „Dann sag mir zumindest was sie schreibt.“, kapitulierte der Turianer. Die Geräuschkulisse vor den beiden wurde lauter als sie das Baugerüst hinter sich ließen.
    „Das wir einen Umweg machen sollten.“, antwortete Saenia und lotste Syren in eine kleine Nebenstraße, die weg von der Geräuschkulisse führte. Genauso wie bei den meisten Teilen des Bezirks konnte man auch hier diverse kleinere Risse sehen, die entweder geflickt worden sind oder nicht.
    Das Gesicht des Turianers wurde grimmig. „Martin ist da?“, fragte er, obwohl er sich die Antwort denken konnte.
    „Er und ein paar seiner Freunde.“, erwiderte Saenia nickend, „C-Sec musste ein Teil des Platzes absperren, damit es nicht zu Ausschreitungen kommt.“
    Syren pustete Luft aus seinen Nasenlöchern, offenkundig verärgert. „In den Akten stand, dass er Kontakte zu einigen extremistischen Gruppierungen hat.“, erklärte er, „Wie viele Beamte sind vor Ort?“
    „Hoffentlich genügend.“, antwortete Saenia hoffend und die beiden bogen wieder in Richtung der lauteren Geräuschkulisse ab. Nach einer Weile konnte man hören, dass es vor allem sprechende Leute zu sein schienen.
    Als Syren auf den Platz vor der Eingangstür des Waisenhauses trat, fand er eine halbwegs große Menge vor sich. Mit einem kurzen Blick erkannte er, dass Reporter unter ihnen waren, aber auch Schaulustige konnte man sehen. Die Reporter repräsentierten die wichtigsten Medien des Tayseri-Arms: CNN, ANN, CBC – Citadel Broadcasting Center – Tfacts – Tayseri Facts – waren die größten, GM Journal und Tayseri Wochenblatt eher die kleineren, aber auch die Regenbogenpresse war vertreten durch YNC – Yellow News Channel. Die Schaulustigen bestanden zumeist aus Leuten aus der näheren Umgebung, auch wenn es unverhältnismäßig viele gab, die wie junge Pärchen aussahen.
    Als Syren die erste Stufe hoch zum Eingang hin nahm, wurden die Reporter auf ihn aufmerksam. Schnell wurden ihre Kameradrohnen in seine Richtung geschickt und ein kleines Blitzgewitter begann, während die Reporter anfingen ihn mit Fragen zu löchern. Der Turianer ignorierte diese, während Saenia die besonders aufdringlichen zurückschob. Oben angekommen begrüßte ihn ein C-Sec Beamter, wie auch ein Volus, der der Architekt des Waisenhauses war. Im Hintergrund standen auch zwei Asari, die die Leitung des Waisenhauses übernehmen würden.
    Syren grüßte die beiden ersteren höflich – ein Constable Ordos und Harka Nis – leicht distanziert, wie es nun mal nötig war, während er mit den beiden Damen anfing scherzhaft zu plaudern.
    „Heute ist ein großer Tag.“, erklärte er lächelnd, „Ich hoffe sie sind bereit.“
    „Für sowas ist man nie bereit.“, antwortete eine der beiden, offenkundig eine Matrone, „Man kann nur sein bestes tun und hoffen, dass es gut ausgeht.“
    „Wir werden alles tun…“, schaltete sich die andere Asari eine, eine Jungfrau, „…dass die Kinder eine glückliche Familie finden werden.“
    „Dann nehme ich sie beim Wort.“, scherzte der Turianer weiterhin lächelnd, bevor er sich nun umdrehte und einen kurzen Blick auf die Menge warf: die Reporter drängten sich am weitesten nach vorne, von C-Sec Beamten aufgehalten, während die Zivilisten, meist Turianer, leicht neugierig, leicht begeistert zu ihm aufblickten. Hierbei bemerkte er am Rande der Menge einige weitere C-Sec Beamte, die einen Sperrlinie aufgebaut haben und eine größere Gruppen von Menschen mit wütenden Gesichtern von den anderen fernhielten. Die meisten von ihnen schienen jung und männlich zu sein, aber ganz vorne stand der Drahtzieher dieses kleinen Trubels: Martin Trumbo, Politiker der Terra Firma-Partei. Er trug einen feinen, dunkelblauen Anzug und seine volle braune Haarpracht, in einen Scheitel gekämmt, sah aus, als wäre sie chirurgisch implantiert worden. Sein Gesicht sah grimmig aus, mit dicken Backen, leicht gerötet, als wäre er leicht zu reizen. Seine Augen waren zusammengekniffen, sein Gesicht glattrasiert und verschwitzt und sein Mund bereit jederzeit die übelste Hasstriade loszuwerden – und genau das war das, was Martin Trumbo seit seiner verlorenen Wahl gegen Syren immer wieder tat, öffentlich und lautstark.
    Auch jetzt wieder konnte man ihn trotz der lauteren Geräuschkulisse hören:„Nieder mit dem Tyrannen!“, und kaum einen Moment später skandierten es seine Anhänger ebenfalls: „Nieder mit dem Tyrannen! Nieder mit dem Tyrannen!“
    Syrens Blick wendete sich ab von dieser Menge und er drehte sich zum sprechenden Constable um, einen Turianer: „Einfach unmöglich diese Mistkerle.“, nun drehte der Beamte sich auch zu Syren um, „Entschuldigung sie, Sir.“
    „Entschuldigung angenommen.“, antwortete der Turianer prompt, „…falls sie sich bitte hier hinstellen würden.“, und er zeigte auf einen Platz vor sich.
    „Natürlich.“, antwortete Ordos leicht verwirrt und bemerkte nicht, dass er genau zwischen Syren und der Menge stehen geblieben ist, wodurch der Turianer sich nun ungestört umschauen konnte.
    Er suchte offenkundig etwas. Oder jemanden. Es dauerte nicht lange bis er die Person am anderen Ende des Platzes gefunden hatte: ein kleines, menschliches Mädchen, selbst für ihre 12 Jahre verhältnismäßig kleingewachsen. Sie trug ein dunkelblaues Shirt auf dem das Konterfei von Syren zu sehen war – ein Wahlshirt von vor zwei Jahren – und einen enganliegenden Rock mit grün-lila Streifen, während ihre glatten, roten Haare bis zu ihren Schultern reichten. Syren konnte ihr Gesicht aus dieser Entfernung nicht genau erkennen, aber er könnte schwören, dass sie ihn frech angrinste.
    Er aktivierte sein Omni-Tool und baute eine Verbindung zu ihrem auf. Als das fertig war, hörte er ihre glucksende Stimmung: „Oh Captain, mein Captain! Was kann ich für dich tun?“
    Der Turianer legte das Omni-Tool nah an seinen Mund und flüsterte hinein: „Sam…“, seine Stimme klang drohend, „Wenn ich hier fertig bin, bist du dran – du weißt doch noch was ich mit dir nach Sky Jump gemacht habe, oder?“
    Er brauchte ihre erschreckte Stimme im Tool nicht zu hören, um zu wissen wie sie jetzt reagierte: die Verbindung brach sofort ab und schon war sie um die nächste Ecke verschwunden.
    Syren drehte sich zufrieden zu Saenia um, die nur mit dem Kopf schüttelte. „Sie ist eine unsere besten Informanten.“, erklärte sie unzufrieden seufzend.
    „Und trotzdem bleibt sie ein Kind.“, entgegnete der Turianer und tippte wieder auf seinem Omni-Tool herum, „Nächstes Mal wenn sie bittet, sagst du nein – Etwas was ihre Eltern auch öfter tun sollten.“, er hatte das Menu gefunden was er wollte, „Wird Zeit das zu tun warum wir hier sind.“
    Das Tool wurde nun auf Mikrofon eingestellt und der Turianer wandte sich der Menge zu: „Herzlich Willkommen…“, er blickte immer wieder einzeln einige Leute an, „…Vertreter der Presse, Freunde, die sich um das Wohlergehen derer sorgen, die niemanden haben…und natürlich werte Vertreter der ungeladenen Gäste.“, womit er die Menschenmenge um Trumbo meinte, sie dabei anstarrend, „Heute ist ein großer Tag…“, er fing an auf und ab zu gehen, „Heute vor zwei Jahren erlebte die Citadel eine ihrer größten Tragödien.“, sein Stimme klang traurig und er fühlte sich auch so, sich an die damaligen Ereignisse erinnernd, „Die Geth griffen an und töteten viele. Viele verloren ihr Heim, ihre Karriere, ihre Zukunft.“, er trat näher an die Menge heran, blickte nun ein junges turianisches Päärchen an, „Aber diesen Tag überlebten auch viele und nicht wenige von ihnen waren Kinder. Kinder die keinen Platz mehr hatten. Kinder, die nicht mehr wussten wohin.“, er blickte auf zu einem älteren menschlichen Paar, das sich umarmte, „Wir sahen sie alle und konnten doch kaum was dagegen tun.“, er blickte herunter, bevor er seine freie Hand in Richtung der Tür herumschwenkte, „Bis heute…“
    Und dann hörte man den Schuss. Er war laut, hallte an den Wänden wieder und verwirrte alle anwesenden genauso wie er sie erschreckte. Saenia schnellte sofort vor Syren, der sich bereits umschaute und schnell den Ursprung des Schusses lokalisiert hatte: die Menschenmenge am Rande.
    „Sie haben auf mich geschossen!“, schrie Trumbo, sich an seinem blutigen Arm festhaltend, „C-Sec schießt auf Zivilisten!“
    Keiner wusste, was wirklich los war. Verwirrte Blicke wurden ausgetaucht und Syren erkannte bereits die ersten verängstigten Gesichter. Schnell hob er seinen freien Arm, rief: „Bewahren sie die Ruhe! Ich wette das können wir aufklär-!“
    Und dann erfolgte ein weitere Schuss und Syren sah wie ein C-Sec Beamte fiel. „Verdammt Nein!“, schrie der Ordos zu seiner Seite und lief zu seinen Leuten hin, „Wer hat hier geschossen?!“
    Die Beamten bei der Absperrlinie reagierten genauso verwirrt wie die Zivilisten, hoben aber ihre Waffen in Richtung der Menschenmenge um Trumbo. „Verdammt wer war das?!“, schrie einer von ihnen, ein Salarianer.
    Ein weiterer Schuss fiel und dieses Mal ging ein Zivilist runter. „Nicht schießen!“, schrie Syren die prekäre Lage erkennend, aber viel zu spät: die ersten Menschen bei Trumbo verließen fluchtartig ihre Stellungen, laut schreiend: „C-Sec schießt auf Zivilisten!“
    Das ganze Sache wurde obendrein von den Reportern aufgenommen, auf zig Kameradrohnen, und Syren erkannte wie einige der menschlichen Zivilisten anfingen Steine auf C-Sec zu werfen, laut „Mörder!“, schreiend.
    Syren erreichte den Beamten von vorhin, der versuchte seine Leute zu beruhigen, die immer noch verwirrt dreinblickten, aber sich bereit machten sich zu verteidigen. „Nicht schießen!“, wiederholte er und sah dann den gefallenen Beamten: ein Mensch, der dabei war zu verbluten. Schnell packte er sich den nächstgelegenen Beamten, drückte dessen Waffe weg und schrie ihn an: „Rufen sie einen Krankenwagen!“, er zeigte auf den Verletzen, „Sonst stirbt er!“
    Der Beamte nickte mehrmals, immer noch nicht bewusst was hier gerade passierte, aber er machte sich schnell daran einen Anruf zu tätigen. Syren ging inzwischen zu den anderen Beamten, versuchte sie daran zu hindern gewaltsam zu reagieren: „Nicht schießen! Bleiben sie hier – bewahren sie die Ruhe!“, er blickte zu der fliehenden Menschenmenge, von der kaum noch jemand hier war.
    Als das klar wurde, beruhigte sich die Situation langsam wieder, aber Syren sah immer noch verärgert aus. Saenia, die auch versucht hatte die Lage zu beruhigen, erreichte ihn und er sprach sein Ärger laut aus: „Was zum Teufel ist hier gerade passiert?!“
    „Heute ereignete sich eine Schießerei mitten in der Sektion Pernicies…“, fing der Nachrichtensprecher von CBC an zu berichten, aber der Kanal wurde bereits umgeschaltet.
    „Schießerei in den Green Meadows, drei Verletzte…“, fing der Nachrichtensprecher auf TFacts an, aber auch hier wurde schnellstmöglichst umgeschaltet.
    „Ich bin der festen Überzeugung, dass es ein Angriff auf mein Leben war.“, erklärte Martin Trumbo dem Nachrichtensprecher auf ANN.
    Syren saß in seinem Sessel, ein Glas mit Viskanier in seiner Hand haltend, und dieses Mal schaltete er nicht um, sondern blickte auf die beiden Menschen, die auf dem Bildschirm zu sehen waren.
    „Und wer glauben sie war dafür verantwortlich?“, fragte der Nachrichtensprecher neugierig nach.
    „Was glauben sie wohl?“, entgegnete Trumbo, der auch hier wieder unter dem Licht der Scheinwerfer zu schwitzen schien, „Syren Vox natürlich!“, der Turianer nahm einen Schluck, „Hat mit Sicherheit einen C-Sec Beamten bezahlt um seinen größten Konkurrenten abzumurksen.“, wobei er hier die Gäste des Hals abschneidens vollführte.
    Der Nachrichtensprecher schien mit den Augen zu rollen, versuchte es aber nicht vor der Kamera zu machen. „Gibt es Hinweise darauf?“, fragte er ganz neutral klingend.
    „Natürlich nicht!“, antwortete Trumbo und er schien den Nachrichtensprecher förmlich anzuspucken, Dazu ist er doch viel zu aalglatt! Wenn Syren Vox eines kann, dann ist es den Dreck unter dem Teppich verschwinden zu lassen. So wie damals bei den Wahlen! Er-“
    Und hier wurde der Bildschirm deaktiviert. Syren, der gerade dabei gewesen war, sich ein weiteres Glas aus der Flasche auf dem Cocktailtisch neben dem Sessel einzuschenken, bemerkte es einen Moment später und drehte seinen Kopf nach hinten. Dort stand Saenia, äußerst traurig dreinblickend, bevor sie erklärte: „Tun sie sich das nicht an, Captain. Das ist nur Gerede.“
    Der Turianer schnaubte. „Gerede, dass man überall hören kann.“, antwortete er frustriert, schenkte sich seinen Viskanier zu Ende ein und stand dann auf, „Und auf keinem der Sender wird über die Eröffnung eines Zentrums für Waisenkinder berichtet, obwohl es vermutlich das größte auf der ganzen Citadel ist.“
    Er ging um den Sessel herum, trug die Flasche ebenfalls mit sich, weil sie leer war. Er erreichte eine Hausbar, gemacht aus dunklem Holz, dass man auf Palaven finden konnte, die sich entlang einer der Wände schlängelte, und setzte dort die Flasche ab.
    „Es wird abflauen.“, klammerte sich die junge Turianerin an den letzten Hoffnungsschimmer, mit ihrem Kopf ihm folgend.
    „Das hilft aber dem Zentrum nicht.“, erklärte Syren dieses Mal sogar verbittert klingend, nachdem er einen Schluck genommen hatte, „Das einzige was es brauchte, war Publicity. Dank dieses ganzen Vorfalls ist es nur noch für den Skandal bekannt.“, er drehte sich halb zu Saenia um, „Welches Kind wird sich an einem Ort sicher fühlen, an dem Zivilisten niedergeschossen wurden?“
    „Es wird abflauen und dann wird das Zentrum sich um alle annehmen können, die Hilfe benötigen.“, wiederholte Saenia, nun energischer klingend.
    Der Turianer schnaubte erneut. „Am Ende ja.“, gestand er schlussendlich, „Aber zu welchen Preis? Die Kinder müssen jetzt von der Straße und nicht in ein paar Wochen, wenn nicht sogar Monaten.“, er schüttete sich den Rest des Viskaniers ein, „Ich will nicht erneut der Leiches eines Kindes über dem Weg laufen.“, fügte er laut einatmend hinzu.
    Saenias Blick sah betrübt aus, als sie sich an dieses grausige Ereignis erinnerte und ihr Blick senkte sich. „Ich…ich komme von C-Sec.“, erklärte sie schlussendlich, bewusst das Thema wechselnd.
    Syren blickte sie noch für einige Momente an, bevor er sich nickend umdrehte. Er holte eine weitere Flasche aus einem der Regale der Bar und schenkte sich mehr Viskanier ein. Dabei konnte man die Stärke der Flüssigkeit erblicken: 40%.
    „Und was sagen unsere Freunde von C-Sec?“, erwiderte der Turianer resignierend.
    „Das alle drei Opfer von demselben Schützen getroffen worden sind.“, erklärte die Turianerin, sich sicherer fühlend, nachdem sie über ein vertrautes Gebiet sprechen konnte,„Dieselben Kugelform, dieselben Muster der Beschleunigung und dasselbe Material.“
    „Können sie den Schützen identifizieren?“, fragte der Turianer sich umdrehend.
    „Nein, keine elektronischen Markierungen feststellbar.“, entgegnete Saenia unzufrieden.
    „Also war es ein Profi.“, schlussfolgerte Syren seinen Kopf schüttelnd, „Als wenn das nicht vorher klar gewesen wäre. Bei der ganzen C-Sec Präsenz hätte sich ein Amateur-Schütze so etwas nie getraut, geschweige denn, dass er unerkannt entkommen wäre.“, und er genehmigte sich wieder einen Schluck.
    „Immerhin gibt es gute Nachrichten…“, klammerte sich die Turianerin an die letze Neuigkeit, „Es wird keine Tote geben.“
    „Ich weiß.“, antwortete Syren, eher desinteressiert klingend. Als er den fragenden Blick der Turianerin sah, fügte er hinzu: „Kenne ein paar Ärzte des Krankenhauses. Haben mir erklärt, dass jeder wieder gesund wird und auch keine bleibenden Schäden zurückbleiben werden. Martin…!“, er schwenkte mit seiner Hand in Richtung des Bildschirmes, „…konnte sogar seinen verdammten Arm wieder bewegen! Als wäre er niemals angeschossen worden!“, er nahm erneut einen Schluck und leerte das Glas, „Ich werde morgen früh das Krankenhaus besuchen. Die Ärzte werden sie über Nacht bei sich behalten.“
    „Dann werde ich das in ihren Terminplan eintragen, Sir.“, erklärte Saenia, nicht wirklich glücklich klingend.
    „Nein.“, widersprach Syren plötzlich, „Du wirst morgen nicht mitkommen.“
    „Was?!“, fragte die Turianerin entsetzt, „Sir, ich rate davon dringend ab!“
    „Muss ich dich erneut daran erinnern, wer von uns beiden hier nicht auf sich selbst aufpassen kann?“, fragte der Turianer und hob seine rechte Hand hoch: sie war vollständig von Narbengewebe gekennzeichnet. Der Blick der jungen Frau senkte sich augenblicklich und die Scham war ihr übers Gesicht geschrieben. „Ich war ein Ranger und bin es immer noch.“, setzte Syren fort, „Wenn es da draußen etwas gibt, womit ich nicht fertig werden kann, ist es das Unbekannte.“, er senkte seine Hand wieder, „Als Politiker kann ich nicht einfach herumlaufen und ein Verbrechen untersuchen.“
    Saenia hob ihren Blick wieder und er sah überrascht aus.„Sie wollen das ich…“, fiel der Groschen bei ihr, „…ein Verbrechen untersuche?“
    Der Turianer nickte. „Wir wissen beide, wer der Hauptverdächtige ist: Martin Trumbo.“, erklärte Syren, „Er profitiert am meisten von dieser ganzen Geschichte und wie wir wissen, hat er Kontakte zu extremistischen Gruppierungen – vermutlich stammt unser Täter von diesen Typen.“
    „Sollte…“, fing sie zögerlich an, „…Sollte das nicht C-Sec machen?“
    „Dieser korrupte Haufen wird nie und nimmer gegen diesen Möchtegern-Märtyrer ermitteln!“, erklärte Syren brüsk und wies erneut auf den Bildschirm, „Dazu haben sie zu viel Schiss. Am Ende ist es doch viel angenehmer am Boden des Brunnens zu sein, anstatt an der Front.“, er drehte sich um und schenkte sich wieder seinen Whisky ein, „Nein. Sie werden erst gegen ihn ermitteln, wenn alle Beweise vernichtet sind. Bevor das passieren kann, musst du irgendetwas herausfinden.“
    Saenias Blick sah unentschlossen aus. Sie überlegte für einige Zeit, in der Syren bereits das Glas an seinen Mund legte. Daraufhin fragte sie mit ernster Stimme: „Sir, was ist das Ziel dieser Ermittlungen?“
    „Ziel?“, fragte Syren perplex und senkte sogar sein Glas, bevor er etwas davon getrunken hatte.
    „Soll ich ein Verbrechen aufklären oder…“, setzte sie fort, zögerte am Ende aber dennoch für einige Momente, “…oder Dreck ausgraben?“
    Die Augen des Turianers fixierten sie. Die grünen Augen waren fest, bohrend und sogar nüchtern aussehend, trotz des Alkoholkonsums. Saenia senkte auf der Stelle ihren Blick, fühlte sich wieder wie beim Bataillon.
    Syren ging auf sie zu, während die Turianerin nur seine Schritte hören konnte. Als er vor ihr stehengeblieben war, passierte zunächst nichts. Das dauerte sogar so lange an, dass sich die Turianerin wunderte, was jetzt passieren würde und sich dabei die schrecklichsten aller Szenarien ausdachte.
    Aber am Ende legte der Turianer nur eine Hand auf ihre Schulter. Auf der Stelle hob sie ihren Blick wieder und dieses Mal begrüßte sie ein anderes Gesicht: ein warmes Lächeln. „Wie lange kennen wir uns schon, Saenia?“, fragte Syren dann, fast flüsternd, aber klar und sie wusste, dass dieses Lächeln nicht nur gespielt war.
    „19 Jahre…“, erwiderte die junge Turianerin, leicht nervös klingend, fügte dann noch hinzu, „…29 Wochen, 2 Tage und 16 Stunden…“, und weil sie sich wirklich unbehaglich fühlte, fügte sie am Ende noch hinzu, „…Sir.“
    Syren versuchte ein Schmunzeln zu verbergen. „So präzise wie immer.“, erklärte er, „Und hab ich dir in all dieser Zeit jemals einen Grund geliefert, dass du glauben könntest, dass ich auf Taktiken zurückgreifen würde, die ER benutzt?“, und zeigte dabei wieder auf den Bildschirm.
    Die Turianerin brauchte nicht lange um zu überlegen und ihren Kopf zu schütteln. „Nein, Sir.“, antwortete sie verlegen.
    „Dann hoffe ich, dass ich diesen Standards immer gerecht werde.“, entgegnete Syren und überraschte Saenia mit seiner Ehrlichkeit, „Diese Arbeit hier…sie verlangt viel von einem.“, er nahm die Hand herunter, „Dein Geist ist dabei das größte Angriffsziel. Deine Prinzipien, deine Werte, deine Moral.“, er drehte sich wieder um, „Manchmal frage ich mich warum ich diesen Weg überhaupt eingeschlagen habe…“, und er klang niedergeschlagen.
    In diesem Moment erwachte in Saenia der Wunsch diesem Mann irgendwie die Last von den Schultern runterzunehmen. Sie überlegte fieberhaft und kam schlussendlich zu einer einfachen Lösung. „Um den Leuten zu helfen.“, erklärte sie und brachte ihn dazu sich wieder zu ihr umzudrehen, „Denen, die sich selbst nicht helfen können.“, und dann noch ein bisschen ungeschickt,„…Sir.“
    Dieses Mal musste Syren schmunzeln. „Ja, das war…“, erklärte er und korrigierte sich auf der Stelle, „…ist immer mein Ziel gewesen.“, er blickte auf zu ihr, blickte ihr in die Augen, „Zwei Leute wurden heute verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Und wofür? Damit ein drittklassiger Demagoge, der sich ‚seriöser Politiker‘ schimpft, bei den Umfragen aufholen kann?“, er schüttelte seinen Kopf, „Ich will wissen wer das war und wer sich noch unter dem Deckmantel Trumbos versteckt, obwohl er keineswegs das Allgemeinwohl im Sinn hat.“, der Schluss ist ein bisschen zögerlicher, „Kannst du das für mich herausfinden, Saenia?“
    Die Turianerin brauchte keinen Moment zu überlegen um ihre Antwort zu geben: „Natürlich, Sir.“
    Das Lächeln des Turianers wurde noch freundlicher. „Danke.“, und als sie sich bereits umdrehte, fügte er noch hinzu, „Und keine Stunts wie damals mit dem Raketenwerfer, okay?“, wobei er dies in der Form eines Witzes erzählt hatte.
    Sie drehte ihren Kopf noch einmal um, antwortete deutlich ernster: „Nur wenn sie das auch mal ablegen.“, wobei sie hier auf das Glas zeigte,„…Captain.“
    Syren blickte darauf, bevor er entgegnete: „Ich werde sehen ob es sich einrichten lässt.“
    Sie nickte zufrieden und verließ kurz darauf die Wohnung. Syren blickte ihr nach, immer noch das Glas in der Hand haltend. „Ich wünschte ich könnte es…“, erklärte er dann zu niemanden sprechend und nahm einen weiteren Schluck.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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    Charis Vale

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Mit der Nacht kam auch die Kälte und die vorher angenehme Kühle wurde mit zunehmender Dunkelheit unangenehmer. Kathy hatte sich provisorisch in ihre mitgebrachte Decke zugedeckt, auch wenn der Effekt recht gering war. Der Stoff war durch die unfrewillige Flussquerung immer noch klamm und wärmte nicht besonders gut. Ihre Pistole lag in Griffweite, der Blick wanderte bisweilen zu dem Dunklen Spalt hinter dem die mörderische Umwelt dieses Planeten lauerte. Die Halbasiatin hoffte das der Spalt eng genug für unwillkommene Besucher war. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie hier verweilen musste, zusammen mit der Asari die scheinbar auch von den Strapazen des Tages mitgenommen war. Scheinbar schien sie sehr mit sich selbst beschäftigt und manchmal meinte Kathy sie flüstern zu hören. Sie hoffte das die Asari nicht langsam bekloppt wurde, gleichzeitig hoffte sie aber noch viel mehr das sie ihren klaren Kopf behielt. Wenn sie sich selbst aufgab würde sie den nächsten Tag kaum überleben.
    Charis hingegen schien das allgemeine Überleben insgesamt in Frage zu stellen und reichte diese Überlegung an die Menschenfrau weiter. Kathy antwortete nicht, was sollte sie darauf auch entgegnen? Logisch war diese Frage nicht zu beantworten und sie war nicht dazu da falsche Hoffnungen zu spenden. Für sich selbst hatte sie beschlossen nicht auf diesen Planeten den Löffel abzugeben und so lange ih Körper mitmachte würde sie alles daran setzen. Falls die Schmugglerin jetzt aufgeben wollte wäre sie Kathy hier im Dschungel wohl keine große Hilfe mehr. Sie schaufte leise, auch wenn sie es ungern zugab konnte sie derzeit jede Hilfe brauchen die zur Verfügung stand.
    Nach einer langen Pause beantwortete die Asari selbst ihre Frage und wechselte das Thema, wodurch die Stimmung nicht weniger unangenehmer wurde. Bisher hatte sie die Schmugglerin nicht für xenophob gehalten, jetzt jedoch begann sie von dem geheimen Plan der Menschheit zur galaxisweiten Machtergreifung zu reden. Offensichtlich so geheim das man Kathy nicht eingeweiht hatte. Obwohl Thema und Situation ernst waren, erschien ihr dieser ganze Situation komplett unwirklich und lächerlich. Ein leises Kichern entfuhr ihr, welches sich langsam aber beständig in Lautstärke und Intensität zu einem erschöpften Lachen anschwoll, welches teilweise von den Höhlenwänden zurückgeworfen wurde. Schließlich verendete Kathys Gelächter wieder, sie fühlte sich erleichtert und weniger angespannt. Sogar ein paar Freudentränen waren ihr aus den Augen gerollt, welche sie jetzt mit den Fingern wegwischte. Stille erfüllte wieder die Dunkelheit der Höhle, aber Kathy beschloss es nicht dabei zu belassen.
    "Das tat gut, danke.", sagte die Schwarzhaarige während sie ihre Tränen wegwischte. Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
    "Es tut mir Leid, ich hatte nicht vor mich über ihren sicherlich ernst gemeinte Meinung über die Menschheit zu lachen, aber irgendwie erschien mir das gerade zu unwirklich." Sie machte eine entschuldigende Geste, sortierte ihre komplett zerzausten Haare und zog die Decke höher über ihren lädierten Köper. "Hier sitze ich, abgestürzt in einer Höhle, auf einem mörderischen Planeten mehrfach den Tod entkommen und erfahre das ich mich eigentlich im Besitz der Macht über den Dschungel und sie befinde. Wenn ich so an mir runterschaue, muss ich allerdings eingestehen das ich nicht besonders Herrschaftlich wirke.", beschied Kathy und schaute spielerisch an sich herunter. "Eigentlich halte ich das ja für den falschen Ort für so ein Thema, aber wieso nicht, auf einmal habe ich gute Laune und sowieso nichts besseres zu tun. Frieren kann ich auch noch später." Inzwischen war durch den Spalt in der Decke Mondlicht gestrahlt, welches die Dunkelheit in der Mitte durch ein fahles Licht ersetzte und die beiden Frauen ihr gegenüber besser erkennen ließ. "Ich finde ihren Gedanken mit dem gemeinsamen Ziel interessant, impliziert er doch das die Menschen es schaffen könnten sich auf eine gemeinsame Agenda zu einigen. Nachdem was ich erlebt habe, finden sie bei tausend Menschen genausoviele Meinungen, auch wenn wir aus Bequemlichkeit gerne mal der von anderen folgen. In unserer Geschichte zeichnen wir uns nicht gerade durch unsere Einigkeit aus, wenn ich ehrlich bin ist es schon eine Leistung das wir es geschafft haben die Milchstraße zu erkunden ohne uns vorher alle umzubringen. Liegt vermutlich daran das wir einen recht großen Entdeckungsdrang besitzen. Die von ihnen angesprochene Lebensspanne sorgt dafür, dass wir selten still stehen können. Jeder möchte das am besten alles passiert während er selbst noch lebt." Kathy pausierte kurz und sah dann konzentriert in Richtung der Asari. Dann sprach sie mit verschiedenen Stimmen. "Es gibt ein geheimnisvolles Portal ? Davon will ich noch meinen Enkeln erzählen können und auch von dem was dahinter liegt. Es gibt einen galaktischen Rat? Hoffentlich erlebe ich noch wie wir Teil davon werden, bevor ich sterbe." Sie zuckte mit den Schultern. "Und der Gedanke treibt dann gefühlt jeden an, wenn auch mit unterschiedlichen Zielen die sich manchmal überschneiden. Der Politiker in der Citadel will natürlich in den Geschichtsbüchern als der Mann stehen der die Menschheit im Rat vertritt und begnügt sich nicht damit Wegbereiter zu sein." Nachdenklich legte sie den Kopf zur Seite.
    "Ehrgeiz, der findet sich vermutlich in jeder Spezies. Und das sich Neuankömmlinge mit dem Status Quo ungern zufrieden geben, ist wohl verständlich. Asari können auf lange Sicht planen und dann sogar noch die Früchte ihrer Arbeit Jahrhunderte später ernten." Kathy hob entwaffnend die Arme.
    "Ich gebe zu diese Geduld fehlt uns, fehlt mir. Ich habe jedoch auch zu wenig Ahnung von der Asari Kultur oder der anderen Milchstraßenvölker. Ich persönlich möchte ein möglichst angenehmes Leben führen und dann zufrieden den ewigen Schlaf antrete. Aber das ist wohl kaum ein exklusiver menschlicher Gedanke, oder?", sagte Kathy und sah die Asari fragend an.
    Plötzlich ertönte von draußen ein lautes Geheul und Gebrüll, welches beiden noch von der letzten Nacht vertraut war und bei dem sich Kathys Nackenhaare aufstellten. Es war sehr schwach und schien weit entfernt, dennoch war das aus Perspektive der Schwarzhaarigen immer noch zu weit.
    "Sieht aus als hätte die Jagd wieder begonnen. Lassen sie uns hoffen das sie woanders stattfindet. Denn wenn nicht müssen wir darauf vertrauen das der Spalt eng genug ist.", sprach sie mit leiserer Stimme und blickte unheilschwanger nach draußen.


    Panik. Rasende, umfassende und unkontrollierte Panik. Das war es, was die Menschenfrau in Charis‘ Augen befallen hatte. Denn Auslöser kannte sie nicht, allerdings gab es derer vermutlich viele. Die Symptome aber waren eindeutig. Sie lachte obwohl es nichts zu lachen gab, argumentierte, obwohl es nichts zu argumentieren gab und hörte auch nicht auf zu reden, als Charis mehrfach eindringlich „Psst!“ zischte. „Bei der Göttin, wollen Sie, dass wir hier draufgehen?“, fauchte die Asari. Doch Orlowski wischte sich stattdessen nur die Augen mit dem Handrücken trocken und fuhr damit fort, ihre Sicht der Dinge teils nüchtern vorzutragen und teils zu einem kaum erträglichen Pandämonium aus Philosophie und Geschichte zu spinnen. Erst ein animalisches Heulen aus der Dunkelheit brachte sie zumindest ansatzweise auf den Boden der Tatsachen zurück. Charis, die sich vorher rauchend hingekauert hatte, stand auf und schleuderte die noch glimmende Zigarette gegen die nahe Felswand. Die beiden Frauen standen nah genug beieinander, als dass Charis nicht erst herantreten musste, um anklagend den Zeigefinger auf Kathy zu richten. „Ich schwör’s Ihnen, Orlowski, wenn Sie mit ihrem beschissenen Gelaber dafür gesorgt haben, dass die Viecher auf uns aufmerksam geworden sind – oder diese merkwürdigen anderen Dinger – dann werde ich Sie dafür leiden lassen!“ Die Asari ließ die Drohung auf sich beruhen ohne weiter ins Detail zu gehen, obwohl ihr der Plan glasklar vor Augen lag. Sie auf diesem irgendwo im Weltall herumfliegenden Schandfleck von Planeten schon genug Leute sterben sehen um zu wissen, dass eine Kugel in den Kopf die vermutlich noch angenehmste Art des Abtretens war. Sie würde der verhassten Schwarzhaarigen erst ein paar Projektile in die Beine und Arme jagen und sie dann von den Tieren zerfleischen lassen, denn nicht weniger hatte sie verdient, wenn sie, Charis, wegen ihr draufgehen sollte. Und dann würde sie sich die Waffe in den Mund stecken und – Ende. Die Schmugglerin hatte bloß Angst, dass ihr für den letzten Schritt der Mut nicht reichen würde. Dass dies nämlich nicht so leicht war, wie es sich anhörte, hatte sie selbst miterlebt. Die Eclipse auf Omega hatten einmal die für sie arbeitenden Schmuggler zusammengeholt, um an einem unglückseligen Salarianer ein Exempel zu statuieren. Man gab ihm die Wahl: Der Freitod, selbst mit einem batarianischen Opferdolch durchgeführt oder aber ein anderes Schicksal. Der Salarianer wählte Zweiteres und starb mit stummen Schreien in einer Dekompressionskammer, in die die Söldner zu allem Überfluss noch einen Stoß Plasmafeuer schickten. Feuer bei Schwerelosigkeit war schrecklich mitanzusehen und der Salarianer hätte sich zweifellos gewünscht, er hätte den Dolch genommen.
    Charis wandte sich von der Menschenfrau ab und kehrte an ihren vorherigen Platz zurück. Die Zigarette verendete gerade am Boden und entließ eine schnurrschmale Rauchschwade gen Himmel. Charis prüfte ihre Waffe und bemühte sich, Herr des beim erneuten Heulen aufkommenden Zitterns ihrer zur Faust geballten Hand zu werden. „Ich bin zu jung zum Sterben“, knurrte sie, sich der Ironie der Aussage völlig bewusst. Mit 99 Jahren hätte Kathy mit ihrem Leben bereits fast abgeschlossen, für die Asari hatte die Aussage aber echten Wahrheitsgehalt.

    Eine Weile herrschte Schweigen in der Felsspalte. Die beiden Gefangenen des Schicksals lauschten und warfen immer wieder verheißungsvolle Blicke zum schmalen Eingang, doch keines der Wesen zeigte sich. Vielleicht beobachteten sie sie ja, aber angesichts der vormals an den Tag – oder besser die Nacht – gelegten Aggressivität schöpfte Charis Hoffnung. Sie saß nun unbequem auf dem Boden, rutschte aber etwas dichter zu Katharina heran. „Angenommen wir überleben die Nacht“, begann sie mit gedämpfter Stimme: „… glauben Sie, dass wir uns vielleicht diese Masten zunutze machen können? Sie wissen, welche ich meine. Die von diesen… Dingern.“ Die Asari versuchte, die Gestalten in ihre Erinnerung zu rufen, doch erschienen nur Schemen mit leichtenden Köpfen und Plasma spuckenden Waffen. Plasmawaffen und leuchtende Köpfe. „Geth“, flüsterte sie leisen. Dann schaute riss sie in einer heftigen, dieser Überlegung geschuldeten Bewegung den Kopf zu Kathy herum. „Könnten die Dinger Geth gewesen sein?“ Sie selbst hatte noch nie von den Robotern gehört, die vor einigen Jahren im Sektor des Rates für Ärger gesorgt hatten. Die Geschichten von den Wesen kannte sie natürlich, aber sie kannte so unendlich viele Geschichten von so verschiedenen Kulturen und Spezies, dass es ihr unmöglich erschien, sie immer im passenden Moment zurufen. Nun aber keimte in ihr die Erinnerung an die Maschinenwesen auf, die vor Jahrhunderten die Quarianer ihrer Heimat beraubt hatten. Die Erzählungen waren nur noch bruchstückhaft und entzogen sich den Details. Charis fuhr sich über die Kopftentakel, spürte die Vertiefung dort, wo eine Narbe klaffte und dachte nach. Wieso sollten die Geth hier sein. Und waren sie es überhaupt? Sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie dem Thema damals gar keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte und dass sie auch so keinerlei Informationen – so überhaupt welche existierten – zu dem Volk besaß. „Wäre das möglich?“ Sie schaute Kathy an, dann hob sie eine tätowierte Augenbraue und fragte mit schlecht verschleierter Herablassung: „Sie wissen doch, was ein Geth ist, oder?


    ***

    Hanna Ilias

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    Craigs Arbeitszeit war noch nicht vorbei gewesen. Mühseligst richtete sich der Terranovaner auf, als er sicher war, dass das angefahrene Shuttle für ihn bereitstand und setzte sich auf den Fahrersitz, ohne, dass es einen Fahrer für diese Fahrt gebraucht haette. Mehrere Minuten lang sass er perplex auf dem vorgewärmten Sitz, hätte sich irgendwie wohlfühlen müssen, aber tat es nicht. Er kaute auf dem Inneren seiner Unterlippe bis sie wund wurde und wurde erst aus seiner Stasis geweckt, als das Shuttle "Bitte geben Sie ein Reiseziel an" forderte. Er lies sich zur C-Sec, zurück an seinen Arbeitsplatz, navigieren und presste seinen ausgelaugten Körper tief in das warme, falsche Leder. Er presste die Augen schmerzlich zusammen. Versuchte um jeden Preis herauszufinden welchen Fehler er begangen hatte - ausser dem offensichtlichsten, Hanna im Stich zu lassen.
    Er begriff nicht, warum ihn das so mitnahm. Er begriff nicht, warum ihre Reaktion so stark auf ihn abfärbte. Er war ein naiver Idiot, so redete er sich selbst ein, ein egoistischer, vollkommener Idiot...und er wollte irgendetwas finden, womit er diesen Fehler wieder ausbügeln konnte.

    "Wo waren Sie, Gillespie?", reagierte sein Vorgesetzter just in dem Moment, in welchem Craig zurück ins Gebäude und in die Nähe seines Schreibtisches trat. "Ich hatte mit einer Kollegin gesprochen", hob dieser abweisend die Hände und machte schon wieder einen getretenen Eindruck. Wie immer. "Haben Sie dafür in der Pause nicht genug Zeit? Während Sie weg waren stapeln sich hier ihre Berichte. Wir brauchen dringend ihre Einschätzung im Fall Stanley - 73p-2B. Schauen Sie sich die Akte durch - ich will Ihren Bericht auf meinem Schreibtisch, bevor Sie daran denken wieder zu gehen!"
    Mit unbewusst eingezogenem Kopf schob der Weisshaarige seinen Stuhl vom Schreibtisch um sich zu setzen, loggte sich im bereits eingeschaltenen Terminal an und gab direkt zu aller Erst das Kürzel ein, welches ihm sein Vorgesetzter gerade gegeben hatte.

    Craig hatte mehrere Stunden an diesem einen Fall verbracht und dennoch konnte er die vielen, einzelnen Gedanken nicht um die Situation fassen, in welcher er sich befand. Zwar tippte er leb- und lieblos einige Kommentare zu jeder Zeile, die mit den Tatortbildern in Verbindung standen und füllte sie mit seinen Erkenntnissen - dennoch hätte diese Aufgabe für gewöhnlich niemals so lange gedauert. Es schien, als brauche er für jeden einzelnen Kommentar die doppelt-übliche Zeit. Dieser Annahme schlossen sich sowohl sein knurrender Magen an, als auch die Putzfrau, die bereits mit einem breiten Wagen hereintrottete, die Mülleimer leerte und jeweils einen Putzroboter aus ihrem Wagen griff, ihn aktivierte und wie ein Frisbee nach und nach in jeden Gang warf. Nur noch an Craigs Tisch war ein Lichtkegel zu sehen, der mehr oder minder direkt auf die Holotastatur des Laptops schien und es so nur noch weiter erschwerte, einen sinnvollen Text zu verfassen. Abgesehen von seinen brennenden Augen, die sich auf die Details zu fokussieren versuchten.

    Nachdem das Geraeusch von Saugern abgeklugen war, konzentrierte sich Craig schon laengst nichtmehr auf irgendein vor ihm befindliches Thema. Er war unlängst auf seinem Schreibtisch eingeschlafen. Eingerollt und mit der Wange die holografische Tastatur durchdrungen machte er einen sehr zermürbten Eindruck. Selbst benannte Putzfrauen hatten ihn ignoriert und dem Drang widerstanden, ihm ein paar Creditchips zu entnehmen.
    Erst, als er viele Stunden später aufwachte und um ihn herum sich schon leichtes Treiben in Form weniger, angekommener Mitarbeiter auftat, stand er auf und ging zur Kaffeemaschine...


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    Die grosse Erkenntnis die Craig gebraucht hatte lies nur zweieinhalb Tassen ekelhaften Kaffees auf sich warten. Der fahle Geschmack des eines zu lang benutzten Filters klebte ihm am ohnehin schmierigen Gaumen, den er mangels eines hygienebesuches in einem Badezimmer nicht vermeiden konnte. Dennoch weckte die lieblos ausgequetschte Bohne wenigstens teilweise wieder seinen Geist und damit auch den überfälligen Verstand, den er bei seit seiner Rückkehr zur Arbeit wie abgeschalten hatte. Wahrscheinlich sah er gerade furchtbar aus. Der Blick auf sein duerftiges Spiegelbild, dass sich auf der Maschine erkennen lies, lies keine Zweifel zu, dass er wohl auf einem seiner Stifte gelegen haben musste, der ihm einen roten Striemen vom Ohr bis zum Mund hinterlies. Als er genau hinsah und den kleinen Überrest seines schmutzigen Verstandes ankurbelte, wurde ihm nun auch klar, warum die wenigen Kollegen die schon im Büro waren ihm einen so eigenartigen Blick zugeworfen hatten.
    Er rieb sich besagte Wange, hatte damit aber keinen Erfolg den Abdruck so leicht abklingen zu lassen.

    Wenig später, als der Terranovaner zurück an seinen Schreibtisch gegangen und sich gesetzt hatte und dabei ein paar unwichtige Gespräche seiner Kollegen überhörte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Alles, was der Weisshaarige machen musste, war es zu versuchen. Er musste, nein KONNTE nichts anderes tun, als es zu versuchen und sich genau jetzt ungefragt nützlich machen. Und wenn es bedeuten würde, dass er sich ein weiteres Mal zu weit aus dem Fenster lehnte, dass er sich ein weiteres Mal in Dinge einmischte, die ihn nichts mehr angingen oder ihm Schwierigkeiten bereiten wuerden...er musste es versuchen. Nur dieses eine Mal.


    Seven Nation Army - The White Stripes



    Gillespies Computer lies sich anstandslos reaktivieren. Da waren noch immer die offenen Akten, die er erarbeiten musste. Die schickte er seinem Vorgesetzten, bevor es zu irgendwelchen Missverständnissen kommen würde. Dann öffnete er die Suchleiste des internen Programmes und gab mehrere Namen ein: Frederick McDougal. Henderson. Cameron. Vasquez. Miller. Bei letzteren hängte er jeweils den Term *Joab* als Suchfilter an und verbrachte dann die nächsten ein-einhalb Stunden damit, alles mögliche auf einen Stapel Einweg-Datapads zu knallen, was er ueber jede Person finden konnte. Über den verstorbenen McDougal waren es viele Details zu seinem Mord, die Hanna vermutlich schon kannte. Doch das war ihm an dieser Stelle egal. Wie oft kam es vor, dass insbesondere die wichtigen Details einfach unter gingen? Genau, viel zu oft. Über die anderen gab es jeweils mehrere Treffer. Insbesondere bei Miller auf Joab gleich fünf, wovon er jedoch auch alle fünf Versionen auf jeweils ein Datapad lud und dabei keine Informationsdatein auslies. Keine - einzige.
    Die benannten, ein einhalb Stunden später musste Craig jegliche Stealth-Skills spielen lassen, die er jemals in allen möglichen Blasto-Teilen hätte aufschnappen können. Wirklich jede. Denn der Weg vom Archiv bis zu seiner Tasche war, mit etwa dreissig Datapads im Arm, nicht gerade das, was man unter einem subtilen, unauffälligen Abgang verstehen konnte. An einer Stelle musste er stehen bleiben, grinste einen Kollegen verschmitzt an, der ihn fragte, was er da tat und reagierte mit einem pseudo-lockeren "Ach, Archivarbeit. Du weisst ja, bleibt immer an den Jüngsten hängen!". Gerettet - gerade so.
    Einem Zweiter, der ihm in die Quere kam, schob er gerade im richtigen Moment einen Putzwagen zwischen ihm und sein Sichtfeld, auf welchem diverse Kleinteile zur Säuberung des WCs gelagert waren. "Guten Morgen Wilson!", tönte er besonders freundlich über das Hindernis hinweg, schaffte es sogar, kurz eine Hand von dem riesen Stapel zu nehmen um ihm zuzuwinken, und hatte dann auch ihn weit genug abgelenkt um fast schon bei seinem Platz angekommen zu sein.
    Das letzte Hindernis sah er dabei jedoch nicht - er musste ein paar Schritte rückwärts gehen - und verhakte seinen Fuss an einem Kabel der IT, wobei der Weisshaarige stolperte und drei Datapads aus seinem wackeligen Stapel rutschten. Den Rest - gerade so im Anlauf auf seinen Platz und damit auch auf seine Tasche - konnte er gerade so aus seinem Arm auf den Schreibtisch ergiessen.
    Um das Risiko zu maximieren, rutschte eines der Datapads selbstverständlich so weit aus seiner Reichweite, dass es sich nicht einfach danach bücken konnte, sondern erstmal ein grösseres Lineal suchen musste (ein Dekoartikel, gebrauchen konnte das Teil keiner mehr) um auf allen Vieren die Daten von 'McDougal' zurück zu holen. Natürlich aus dem minimalen Spalt, der sich unter dem Schreibtisch eines Kollegen auftat.
    "Suchen Sie was, Gillespie?", fragte die Kollegin, die den Schreibtisch sonst zu besetzen wusste. Craig schreckte auf, gerade, als er das Tablet erreicht hatte, griff es, zuckte nach oben, schlug sich obligatorisch den Kopf an der Tischplatte an und kroch entschuldigend darunter hervor. "Hier..hab...hab ich verloren. Nichts weiter. Sorry."

    Der restliche Weg war zum Glück ein nicht ganz so extremer Spiessrutenlauf. Kaum, dass er zurück bei den Tablets war, machte er nämlich kurzen Prozess, stopfte den Stapel in seine Tasche, zog den Reissverschluss zu, deaktivierte sein Terminal und ging dann, schnellen Schrittes, nach draussen in Richtung seines Parkplatzes, auf welchem das schrottreife Shuttle bereits mit dem wohlig-zufriedenstellenden Geruch von Marihuana auf ihn wartete.

    Eine Tüte Gras später war der Terranovaner für einen Zwischenhalt zurück in sein eigenes Apartment gegangen. Eine Dusche war nötig, ebenso wie die Zähne zu putzen und sich endlich - ENDLICH aus der C-Sec-Uniform zu schälen, ehe er in ein ziemlich schlichtes, schwarzes T-Shirt schlüpfte, nur verziert von 4 Namen, verbunden mit &-Symbolen: Crosby, Stills, Nash & Young. Eine graue, ausgewaschene Hose trug er dazu und band sich seine Sneaker im Anschluss an die Füsse. Eine Keycard in der einen Hosentasche, ein paar Tütchen für Unterwegs in einem Etui in der anderen. Und einen geringen Creditchip, den er im Gehen mitnahm und sich direkt in sein Shuttle setzte um weiter zu fliegen.

    Station zwei war schnell angeflogen. Die selbe Reihe Apartments, die er gestern schon besucht hatte. Schnell war ein Parkplatz gefunden und die Reisetasche geschultert (erst jetzt fiel ihm auf, welch eigenartigen Eindruck sein Auftreten machen würde), da erinnerte er sich an den Stand, der unweit des angepeilten Häuserblockes stand. Für einen Moment zögerte der Weisshaarige. Wirklich. Er wusste nicht, ob das nicht zu kitschig war. Und ob er nicht direkt eine gewisse Faust in seinem Gesicht haben würde. Aber letztlich entschloss er sich doch dafuer und stand dann, viele Stufen später, vor einer Haustüre, vor die er erst gestern gesetzt worden war. Und nicht alleine - nein. Mit kitschigen, in Seidenpapier eingewickelten, blauen Rosen. Jetzt, quasi mit Torschlusspanik, war er sich nicht sicher, ob das so eine gute Idee war, als er die Tasche öffnete, die Blumen vor der Tür abgelegt hatte und damit begann jedes einzelne Tablet gestapelt vor Hanna Ilias' Türe zu legen. Versucht leise - natuerlich. Aber dennoch...irgendwie wie ein hoffnungsloser Idiot. Ohne die leiseste Ahnung, wie er reagieren würde, wenn sich die Türe nun öffnen würde.


    Alkohol, geistlose Komplimente und Sex mit Asari, das war alles, was Hanna am vorherigen Abend davon abgehalten hatte, in Selbstmitleid zu versinken. Doch die Lust war fort, ebenso wie die Asari. Und als Hanna gegen frühen Vormittag den Kühlschrank öffnete, stellte sie fest, dass selbst die Restbestände es Bieres fort waren. Unentschlossen schlurfte sie durch das Apartment, fuhr ihr Terminal hoch und wieder runter, stolperte fast über ihren Putzroboter und wischte sich das in Strähnen hängende Haar aus der Stirn. Die vernachlässigte Pflege hatte es bereits etwas fettig werden lassen und verliehen ihm den Anschein einer ständigen Feuchtigkeit. Die ehemalige Agentin ließ sich auf die Couch fallen und aktivierte den Holoprojektor vor dem Hauptfenster. Die unzähligen Unterhaltungssendungen sollten ihr etwas Zerstreuung bringen, doch stattdessen steigerten sie bloß ihre schlechte Laune. Hanna warf sich von einer Seite auf die andere, geplagt von aufkeimenden Kopfschmerzen und Gedanken. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich derart verloren gefühlt. Alles schien so weit weg zu sein, ihre ganze Existenz so auf das Jetzt reduziert, in dem sie ziellos auf dem Rücken liegend gegen die Decke starrte. „Dir ist doch wohl klar, dass du dich nicht bis zum Ende deines Lebens täglich betrinken kannst, oder?“, fragte sie eine Stimme aus den unausgeloteten Tiefen ihres Schädels. „Das heißt nicht, dass ich es nicht versuchen kann“, gab sie knurrend zurück. „Ich habe Sie nicht verstanden“, schaltete sich der Putzroboter ungefragt in die Konversation ein. „Mit dir habe ich nicht geredet!“, fauchte Hanna und suchte etwas, womit sie nach dem Gerät schmeißen konnte. Abgesehen von ihrem Kissen war aber nichts in Reichweite und dieses würde sie zum melancholisch an die Decke starren noch brauchen. „Entschuldige dich. Geh zum Commander und entschuldige dich für dein Verhalten.“ „Eher friert die beschissene Hölle zu!“ Hanna drückte die Hände auf die Ohren, wohlwissend, dass das die innere Stimme nicht bremsen würde. „Vielleicht sollte ich eine Privatdetektei gründen?“, schlug sie vor. „Vielleicht solltest du aufhören, mit den Stimmen in deinem Kopf zu sprechen?!“ Hanna bellte einen gotteslästerlichen Fluch und warf sich so heftig herum, dass sie um ein Haar vom Sofa stürzte. Im letzten Moment hielt sie die Balance und rutschte sanft hinab. Wie ein Häufchen Elend auf dem Boden sitzen sah sie sich um, so als erwarte sie die Sprecherin der zweiten Stimme – ihrer Stimme – im Raum stehen zu sehen. Dann rappelte sie sich auf und ließ den Bademantel von der Schulter gleiten. „Aufhören zu trinken?“, murmelte sie zu sich selbst und steckte eine Creditcard in die Tasche der grauen und mit Pizzafett beschmierten Jogginghose. „Ich mache, was verdammt nochmal ich will!“ Den an sich selbst gerichteten Protest fortsetzend packte sie ihre Lederjacke, aktivierte ihr Omnitool und verließ die Wohnung.

    *

    Bewaffnet mit einem Sechserpack dunkelblauer 0,5 Liter-Dosen der Marke „Aspen“ und einer großen Tütte Chips verließ Hanna das Parkdeck. Der breite Steg, dessen einzige Begrenzung etwa einen Meter hohe Glasschreiben waren gab den Blick auf die Betriebsamkeit der Citadel frei. Hanna kannte diesen Blick, kannte ihn in aus auswendig. Die kleinsten Veränderungen stachen ihr sofort ins Auge. Wie an diesem Tag, an dem eines der niedrigeren Hochhäuser eine Art Sonnensegel ausgefahren hatte. Die Blondine wusste, dass dort häufig Industrielle tagten und ihre extravaganten Drinks im künstlichen Schatten einer künstlichen Station genossen. Ein silbern-blaues Skycar der Citadel-Sicherheit sauste unter dem Steg hindurch und fädelte sich geschickt in den fließenden Strom der anderen Fahrzeuge ein. Sie sah ihm nach, bis es schließlich zu einem nicht mehr zu erkennenden Punkt unter hunderten wurde. Dann setzte sie ihren Weg fort, fuhr ein Stück mit dem Fahrstuhl und verließ den Lift zur rechten Seite; und blieb stehen. Bier und Chips in den Armen, die schlabbrige Hose in die halb geöffneten Kampfstiefel gesteckt und mit einem Blick des Unglaubens. Da stand jemand vor ihrer Tür und drapierte mit ausgesuchter Sorgfalt Gegenstände vor dem Eingang. Und es war nicht irgendjemand, sondern kein anderer als Craig Gillespie. „Was zum Henker…?“, stellte sich Hanna die stumme Frage, ehe sie die Stimme hob und so laut, dass das Echo von den pastellweißen Wänden hallte, „Gillespie“ rief. Der Profiler zuckte zusammen und kurz darauf Hanna, denn neben einer Reihe von Datenpads hatte der Kerl Blumen in der Hand. Blumen! Die Tatsache, dass Gillespie Zivil trug ließ Hanna argwöhnen, dass es sich nicht um einen Dienstbesuch handelte. Sie hatte den Profiler noch nie ohne die ihm so gar nicht passende Uniform gesehen und musste nun neidlos zugeben, dass er noch immer bescheuert aussah. Hanna durchmaß den Gang mit schnellen Schritten und blieb vor dem Weißhaarigen stehen. „Was suchen Sie hier?“ Der junge Mann hatte sie ganz offensichtlich nicht erwartet, wie das heimliche Arrangement vor der Tür eindrucksvoll bewies. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah Hanna an, als sei sie ein Geist aus der Vergangenheit. „Spreche ich Elcor? Ich habe Sie gefragt, was Sie hier suchen?“ Craig roch nach der frisch gewaschenen Kleidung eines Burschen, der noch zuhause wohnte. Und nach Gras. Vielleicht der Erklärendste Grund für sein Hiersein. Der Geruch des Profilers mischte sich mit dem süßlichen Duft der Blumen, die er noch immer in der Hand hielt. Hannas Blick streifte sie kurz. Unerklärlicherweise stellte sie fest, dass ihr mulmig in der Magengegend wurde. Ihre grünen Augen schraubten sich in die Craigs. „Ich werde die Frage nicht noch einmal wiederholen“, sagte sie bestimmend, aber mit mehr Sanftheit.
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  16. #56
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    Alkohol, geistlose Komplimente und Sex mit Asari, das war alles, was Hanna am vorherigen Abend davon abgehalten hatte, in Selbstmitleid zu versinken. Doch die Lust war fort, ebenso wie die Asari. Und als Hanna gegen frühen Vormittag den Kühlschrank öffnete, stellte sie fest, dass selbst die Restbestände es Bieres fort waren. Unentschlossen schlurfte sie durch das Apartment, fuhr ihr Terminal hoch und wieder runter, stolperte fast über ihren Putzroboter und wischte sich das in Strähnen hängende Haar aus der Stirn. Die vernachlässigte Pflege hatte es bereits etwas fettig werden lassen und verliehen ihm den Anschein einer ständigen Feuchtigkeit. Die ehemalige Agentin ließ sich auf die Couch fallen und aktivierte den Holoprojektor vor dem Hauptfenster. Die unzähligen Unterhaltungssendungen sollten ihr etwas Zerstreuung bringen, doch stattdessen steigerten sie bloß ihre schlechte Laune. Hanna warf sich von einer Seite auf die andere, geplagt von aufkeimenden Kopfschmerzen und Gedanken. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich derart verloren gefühlt. Alles schien so weit weg zu sein, ihre ganze Existenz so auf das Jetzt reduziert, in dem sie ziellos auf dem Rücken liegend gegen die Decke starrte. „Dir ist doch wohl klar, dass du dich nicht bis zum Ende deines Lebens täglich betrinken kannst, oder?“, fragte sie eine Stimme aus den unausgeloteten Tiefen ihres Schädels. „Das heißt nicht, dass ich es nicht versuchen kann“, gab sie knurrend zurück. „Ich habe Sie nicht verstanden“, schaltete sich der Putzroboter ungefragt in die Konversation ein. „Mit dir habe ich nicht geredet!“, fauchte Hanna und suchte etwas, womit sie nach dem Gerät schmeißen konnte. Abgesehen von ihrem Kissen war aber nichts in Reichweite und dieses würde sie zum melancholisch an die Decke starren noch brauchen. „Entschuldige dich. Geh zum Commander und entschuldige dich für dein Verhalten.“ „Eher friert die beschissene Hölle zu!“ Hanna drückte die Hände auf die Ohren, wohlwissend, dass das die innere Stimme nicht bremsen würde. „Vielleicht sollte ich eine Privatdetektei gründen?“, schlug sie vor. „Vielleicht solltest du aufhören, mit den Stimmen in deinem Kopf zu sprechen?!“ Hanna bellte einen gotteslästerlichen Fluch und warf sich so heftig herum, dass sie um ein Haar vom Sofa stürzte. Im letzten Moment hielt sie die Balance und rutschte sanft hinab. Wie ein Häufchen Elend auf dem Boden sitzen sah sie sich um, so als erwarte sie die Sprecherin der zweiten Stimme – ihrer Stimme – im Raum stehen zu sehen. Dann rappelte sie sich auf und ließ den Bademantel von der Schulter gleiten. „Aufhören zu trinken?“, murmelte sie zu sich selbst und steckte eine Creditcard in die Tasche der grauen und mit Pizzafett beschmierten Jogginghose. „Ich mache, was verdammt nochmal ich will!“ Den an sich selbst gerichteten Protest fortsetzend packte sie ihre Lederjacke, aktivierte ihr Omnitool und verließ die Wohnung.

    *

    Bewaffnet mit einem Sechserpack dunkelblauer 0,5 Liter-Dosen der Marke „Aspen“ und einer großen Tütte Chips verließ Hanna das Parkdeck. Der breite Steg, dessen einzige Begrenzung etwa einen Meter hohe Glasschreiben waren gab den Blick auf die Betriebsamkeit der Citadel frei. Hanna kannte diesen Blick, kannte ihn in aus auswendig. Die kleinsten Veränderungen stachen ihr sofort ins Auge. Wie an diesem Tag, an dem eines der niedrigeren Hochhäuser eine Art Sonnensegel ausgefahren hatte. Die Blondine wusste, dass dort häufig Industrielle tagten und ihre extravaganten Drinks im künstlichen Schatten einer künstlichen Station genossen. Ein silbern-blaues Skycar der Citadel-Sicherheit sauste unter dem Steg hindurch und fädelte sich geschickt in den fließenden Strom der anderen Fahrzeuge ein. Sie sah ihm nach, bis es schließlich zu einem nicht mehr zu erkennenden Punkt unter hunderten wurde. Dann setzte sie ihren Weg fort, fuhr ein Stück mit dem Fahrstuhl und verließ den Lift zur rechten Seite; und blieb stehen. Bier und Chips in den Armen, die schlabbrige Hose in die halb geöffneten Kampfstiefel gesteckt und mit einem Blick des Unglaubens. Da stand jemand vor ihrer Tür und drapierte mit ausgesuchter Sorgfalt Gegenstände vor dem Eingang. Und es war nicht irgendjemand, sondern kein anderer als Craig Gillespie. „Was zum Henker…?“, stellte sich Hanna die stumme Frage, ehe sie die Stimme hob und so laut, dass das Echo von den pastellweißen Wänden hallte, „Gillespie“ rief. Der Profiler zuckte zusammen und kurz darauf Hanna, denn neben einer Reihe von Datenpads hatte der Kerl Blumen in der Hand. Blumen! Die Tatsache, dass Gillespie Zivil trug ließ Hanna argwöhnen, dass es sich nicht um einen Dienstbesuch handelte. Sie hatte den Profiler noch nie ohne die ihm so gar nicht passende Uniform gesehen und musste nun neidlos zugeben, dass er noch immer bescheuert aussah. Hanna durchmaß den Gang mit schnellen Schritten und blieb vor dem Weißhaarigen stehen. „Was suchen Sie hier?“ Der junge Mann hatte sie ganz offensichtlich nicht erwartet, wie das heimliche Arrangement vor der Tür eindrucksvoll bewies. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah Hanna an, als sei sie ein Geist aus der Vergangenheit. „Spreche ich Elcor? Ich habe Sie gefragt, was Sie hier suchen?“ Craig roch nach der frisch gewaschenen Kleidung eines Burschen, der noch zuhause wohnte. Und nach Gras. Vielleicht der Erklärendste Grund für sein Hiersein. Der Geruch des Profilers mischte sich mit dem süßlichen Duft der Blumen, die er noch immer in der Hand hielt. Hannas Blick streifte sie kurz. Unerklärlicherweise stellte sie fest, dass ihr mulmig in der Magengegend wurde. Ihre grünen Augen schraubten sich in die Craigs. „Ich werde die Frage nicht noch einmal wiederholen“, sagte sie bestimmend, aber mit mehr Sanftheit.


    "Uah!", schreckte Craig sofortig zurück, drehte sich um und zog den Kopf direkt ein, als erwarte er nicht nur ein akustisches Donnerwetter, sondern genau die Faust im Gesicht mit der er schon vorab gerechnet hatte. 'Das war ein Fehler, ein Fehler, ein Fehler, ein Fehler...', rasten seine Gedanken in Lichtgeschwindigkeit durch seinen Kopf. "Ich..ich kann das erklären!", begann er Phrasen zu schwafeln, die eher angebracht gewesen wären, wenn man ihn gerade In Flagranti mit einer Affäre im Bett erwischt hatte. Etwas, was es bei Craig unter keinen Umständen gab.
    Er war genau so überfordert wie er geglaubt hatte, hielt den Strauss der vorsichtig eingewickelten, empfindlichen Blumen in einer Hand, wusste ums Verrecken nicht wohin damit und wünschte sich, einfach nur in einem tiefen, dunklen Loch augenblicklich unter gehen zu können. Sein Auftritt war überzogen, wirkte höllisch fehl am Platz und brachte ihn auch weitere Minuten noch in Erklärungsnot. Wie ein in die Enge gedrängter Welpe sah er sich unsicher nach einer Möglichkeit um, einfach alles stehen und liegen zu lassen um wegzurennen, aber Ilias hatte ihn längst mitsamt ihrer Pizzahose und dem Sixpack Bier eingekesselt.
    "Also das ist so..", wollte er beginnen. Sollte er Hanna die Blumen nun in die Hand geben oder sie wieder zurück vor die Türe legen? Oder wieder einpacken und mitnehmen? Grosse Augen unterschiedlicher Farbe konnten sich dieses Mal nicht einigen, welches ihrer Grünen er fokussieren sollte. "..ich wollte... . Ich habe die Nacht-...ehm. Also. Ich hab alles nachgesehen. Die Namen. Aus der E-Mail und-...ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen gestern und hab mir Sorgen um Sie gemacht, deshalb hab ich", er holte noch einmal Luft und beendete den Satz dann in einem Ausatmen - schnell und ohne Punkt und Komma. "deshalbhabichjedeeinzelneVariabeleingegebendiedamitzusammenhing,allesaufDatapad sgeladenundbinsoschnellesginghierhergefahren."
    Stille.
    Er sah zu Boden, dann wieder in Hannas Augen, dann wieder zu Boden. Dann, während er ein zweites Mal den Kopf langsam hob, hob er damit einhergehend auch den Arm mit den blauen Rosen, hielt ihr diese entgegen und versuchte sich in einem leichten, versucht-aufmunternden aber freundlichen Lächeln, welches eine Augenbraue mit anhob und die zweite skeptisch nach unten zog.
    "Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass es Ihnen meinetwegen so...geht."
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  17. #57
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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    "Das ist überhaupt kein Problem, ich denke ich werde mich bis Ende der Woche sowieso auf meine Arbeit konzentrieren müssen. Wir sehen uns dann zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort. Und ja keine Ausreden

    Beyo"


    Tatsächlich hatte der Turianer kaujm wirklich Zeit an weiteres Texten zu denken. Die Arbeit stapelte sich in dieser Woche haufenweise auf seinem Schreibtisch. Sein Clan war beschäftigter denn je gute Beziehungen zu allerlei Organisationen aufzubauen. Es schien fast so als wolle sein Vater überall in der Galaxis irgendwo eine Zweigstelle aufbauen. In jedem Fall flossen viele Ressourcen nach außen. Beyo fragte sich ob das jetzt so klug war und ob auch genügend wieder reinkommen würde um die Verluste auszugleichen. Aber was wusste er schon davon. Er würde jedenfalls den Teufel tun seinen Vater darauf anzusprechen. Und so unangenehm er auch sein konnte, von Geschäften verstand kaum jemand mehr als er.

    Es war bereits später Vormittag, als die junge Asari wach wurde und ihr Kommunikator an machte.
    Eine ganz kurze Nachricht von ihrer Mutter:
    "Hi meine Kleine,
    Wir telefonieren am besten...
    Liebe Grüße,
    Deine Mutter"


    Und eine Nachricht von Beyo, die sie aufmerksam las und gleich antwortete.
    "Hi Beyo,
    Wir sehen uns zur verabredeten Zeit, am verabredeten Ort...
    Hm, mag vielleicht komisch klingen, aber hättest du eventuell einen Freund, Bekannten, Arbeitskollegen, der Interesse an einem lustigen Abend hätte? Eine sehr gute Freundin von mir ist auf der Citadel und.... naja, ich denke, du weißt worauf ich hinaus möchte?!...
    Gruß Sahenia"


    Sie drückte auf senden und begab sich raus in die Küche, wo Yelyna bereits mit Kaffee auf sie wartete.

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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  18. #58
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    Hanna Ilias

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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen

    "Uah!", schreckte Craig sofortig zurück, drehte sich um und zog den Kopf direkt ein, als erwarte er nicht nur ein akustisches Donnerwetter, sondern genau die Faust im Gesicht mit der er schon vorab gerechnet hatte. 'Das war ein Fehler, ein Fehler, ein Fehler, ein Fehler...', rasten seine Gedanken in Lichtgeschwindigkeit durch seinen Kopf. "Ich..ich kann das erklären!", begann er Phrasen zu schwafeln, die eher angebracht gewesen wären, wenn man ihn gerade In Flagranti mit einer Affäre im Bett erwischt hatte. Etwas, was es bei Craig unter keinen Umständen gab.
    Er war genau so überfordert wie er geglaubt hatte, hielt den Strauss der vorsichtig eingewickelten, empfindlichen Blumen in einer Hand, wusste ums Verrecken nicht wohin damit und wünschte sich, einfach nur in einem tiefen, dunklen Loch augenblicklich unter gehen zu können. Sein Auftritt war überzogen, wirkte höllisch fehl am Platz und brachte ihn auch weitere Minuten noch in Erklärungsnot. Wie ein in die Enge gedrängter Welpe sah er sich unsicher nach einer Möglichkeit um, einfach alles stehen und liegen zu lassen um wegzurennen, aber Ilias hatte ihn längst mitsamt ihrer Pizzahose und dem Sixpack Bier eingekesselt.
    "Also das ist so..", wollte er beginnen. Sollte er Hanna die Blumen nun in die Hand geben oder sie wieder zurück vor die Türe legen? Oder wieder einpacken und mitnehmen? Grosse Augen unterschiedlicher Farbe konnten sich dieses Mal nicht einigen, welches ihrer Grünen er fokussieren sollte. "..ich wollte... . Ich habe die Nacht-...ehm. Also. Ich hab alles nachgesehen. Die Namen. Aus der E-Mail und-...ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen gestern und hab mir Sorgen um Sie gemacht, deshalb hab ich", er holte noch einmal Luft und beendete den Satz dann in einem Ausatmen - schnell und ohne Punkt und Komma. "deshalbhabichjedeeinzelneVariabeleingegebendiedamitzusammenhing,allesaufDatapad sgeladenundbinsoschnellesginghierhergefahren."
    Stille.
    Er sah zu Boden, dann wieder in Hannas Augen, dann wieder zu Boden. Dann, während er ein zweites Mal den Kopf langsam hob, hob er damit einhergehend auch den Arm mit den blauen Rosen, hielt ihr diese entgegen und versuchte sich in einem leichten, versucht-aufmunternden aber freundlichen Lächeln, welches eine Augenbraue mit anhob und die zweite skeptisch nach unten zog.
    "Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass es Ihnen meinetwegen so...geht."


    Es ist ja nie das, wonach es aussieht...

    Oh man, jetzt stirbt er“, dachte Hanna, als der Profiler halb einem Herzinfarkt erlag. In einer Geschwindigkeit, die ihresgleichen suchte trug der Weißhaarige vor, was er getan hatte und warum. Eine etwas merkwürdige, wenn auch nettgemeinte Art, seine Sorge um sie auszudrücken. Nachdem Craig all seine Lungenkapazität in einen einzelnen, nicht enden wollenden Satz gepresst hatte, stand er vor ihr wie ein Schneemann vor den ersten Sonnenstrahlen, zittrig, dem Untergang geweiht und dennoch chancenlos gefangen in der eigenen Existenz. Hanna betrachtete ihn, die kühlen Bierdosen beschlugen und benetzten ihre Handflächen. Die ehemalige Agentin ordnete ihre Gedanken. Dass Gillespie ein schlechtes Gewissen hatte konnte ihr egal sein, ebenso, dass er nun wie bestellt und nicht abgeholt vor ihrer Tür stand. Ihr Interesse hatte aber ein schwer rauszuhörendes Fragment erregt: Die angeforderten Informationen auf den Datenpads. Natürlich war es nun viel zu spät; Joab war gelaufen. Doch in Hannas von dem letzten Rest Whiskey der Nacht noch leicht umnebelten Verstand regte sich Lebhaftigkeit. „Besser als nichts“, dachte sie in der Gewissheit, dass eine erneute Prüfung der Fakten immer noch produktiver wäre, als auf der Couch zu liegen und mit ihrem Putzroboter über die Ungerechtigkeit des Lebens zu philosophieren. „Heben Sie das auf!“, befahl sie barsch und nickte zu den Tablets. „Und gehen Sie mir aus dem Weg.“ Hanna schob sich an Craig vorbei und öffnete die Tür mit ihrem Omnitool. „Kommen Sie rein“, warf sie über die Schulter, ging Schnurrstraks zur Küche und lud den Einkauf ab. Craig erschien, verunsichert wie ein Kätzchen in einem neuen Heim, im Durchgang zum Wohnzimmer. Das Licht flutete den ausladenden Raum vollständig und gab den Blick auf das Durcheinander aus Klamotten und Essensreste der letzten Nacht frei, die von dem im Dauereinsatz befindlichen Roboter aufgelesen wurden. Ungeachtet der Anwesenheit des Profilers zog sich Hanna den Bademantel wieder über, riss die Chipstüte auf und langte hinein. Knuspernde Laute verbreitend näherte sie sich Craig. Der Weißhaarige war ein wenig größer als sie, schrumpfte angesichts der drohenden Lage aber in sich zusammen. Trotzdem musste sie zu ihm aufschauen. „Es tut Ihnen also leid?“, fragte Hanna gleichermaßen ruhig nachhakend wie angefressen. Sie hatte die Absage des gestrigen Tages noch nicht ganz überwunden, wie sie sich selbst eingestehen musste. Dennoch legte sie eine – wenn auch gekünstelte – Nettigkeit in ihre Stimme. „Fehlt mir gerade noch, dass der Kerl mir in die Wohne schifft.“ Craig sagte nichts, starrte auf die Spitzen seiner Schuhe. Hanna schnippte einen Chipskrümmel gegen Craigs Nase, die nur noch eine halbe Armlänge von dem blondumrahmten Gesicht entfernt war. Er atmete so heftig ein, dass Hanna erneut die Erwartung eines Herzstillstandes überkam. „Und die Blumen?“, fragte sie, den Blick zwischen Craigs verschiedenfarbige Augen hin und herspringend. Hanna steckte sich den Zeigefinger in den Mund, leckte das Salz ab und genoss die Verwirrung, die sichtlich in Craig aufstieg. „Männer“, dachte sie spöttisch, zog den Finger mit einem saugenden Geräusch aus dem Mund und nickte an Craig hinab. „Sind die Teil der Entschuldigung oder wollen Sie sich damit gegen mich wehren?
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  19. #59
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    Hanna Ilias

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    Es ist ja nie das, wonach es aussieht...

    Oh man, jetzt stirbt er“, dachte Hanna, als der Profiler halb einem Herzinfarkt erlag. In einer Geschwindigkeit, die ihresgleichen suchte trug der Weißhaarige vor, was er getan hatte und warum. Eine etwas merkwürdige, wenn auch nettgemeinte Art, seine Sorge um sie auszudrücken. Nachdem Craig all seine Lungenkapazität in einen einzelnen, nicht enden wollenden Satz gepresst hatte, stand er vor ihr wie ein Schneemann vor den ersten Sonnenstrahlen, zittrig, dem Untergang geweiht und dennoch chancenlos gefangen in der eigenen Existenz. Hanna betrachtete ihn, die kühlen Bierdosen beschlugen und benetzten ihre Handflächen. Die ehemalige Agentin ordnete ihre Gedanken. Dass Gillespie ein schlechtes Gewissen hatte konnte ihr egal sein, ebenso, dass er nun wie bestellt und nicht abgeholt vor ihrer Tür stand. Ihr Interesse hatte aber ein schwer rauszuhörendes Fragment erregt: Die angeforderten Informationen auf den Datenpads. Natürlich war es nun viel zu spät; Joab war gelaufen. Doch in Hannas von dem letzten Rest Whiskey der Nacht noch leicht umnebelten Verstand regte sich Lebhaftigkeit. „Besser als nichts“, dachte sie in der Gewissheit, dass eine erneute Prüfung der Fakten immer noch produktiver wäre, als auf der Couch zu liegen und mit ihrem Putzroboter über die Ungerechtigkeit des Lebens zu philosophieren. „Heben Sie das auf!“, befahl sie barsch und nickte zu den Tablets. „Und gehen Sie mir aus dem Weg.“ Hanna schob sich an Craig vorbei und öffnete die Tür mit ihrem Omnitool. „Kommen Sie rein“, warf sie über die Schulter, ging Schnurrstraks zur Küche und lud den Einkauf ab. Craig erschien, verunsichert wie ein Kätzchen in einem neuen Heim, im Durchgang zum Wohnzimmer. Das Licht flutete den ausladenden Raum vollständig und gab den Blick auf das Durcheinander aus Klamotten und Essensreste der letzten Nacht frei, die von dem im Dauereinsatz befindlichen Roboter aufgelesen wurden. Ungeachtet der Anwesenheit des Profilers zog sich Hanna den Bademantel wieder über, riss die Chipstüte auf und langte hinein. Knuspernde Laute verbreitend näherte sie sich Craig. Der Weißhaarige war ein wenig größer als sie, schrumpfte angesichts der drohenden Lage aber in sich zusammen. Trotzdem musste sie zu ihm aufschauen. „Es tut Ihnen also leid?“, fragte Hanna gleichermaßen ruhig nachhakend wie angefressen. Sie hatte die Absage des gestrigen Tages noch nicht ganz überwunden, wie sie sich selbst eingestehen musste. Dennoch legte sie eine – wenn auch gekünstelte – Nettigkeit in ihre Stimme. „Fehlt mir gerade noch, dass der Kerl mir in die Wohne schifft.“ Craig sagte nichts, starrte auf die Spitzen seiner Schuhe. Hanna schnippte einen Chipskrümmel gegen Craigs Nase, die nur noch eine halbe Armlänge von dem blondumrahmten Gesicht entfernt war. Er atmete so heftig ein, dass Hanna erneut die Erwartung eines Herzstillstandes überkam. „Und die Blumen?“, fragte sie, den Blick zwischen Craigs verschiedenfarbige Augen hin und herspringend. Hanna steckte sich den Zeigefinger in den Mund, leckte das Salz ab und genoss die Verwirrung, die sichtlich in Craig aufstieg. „Männer“, dachte sie spöttisch, zog den Finger mit einem saugenden Geräusch aus dem Mund und nickte an Craig hinab. „Sind die Teil der Entschuldigung oder wollen Sie sich damit gegen mich wehren?


    "Naja", hob er vorsichtig die Augenbrauen und lugte darunter hervor, "wenn es auf einen Zweikampf hinaus läuft..?"
    Nochmal grinste er irgendwie schräg - zu mehr war er im Augenblick nicht in der Lage, weil seine Arme von Tablets belegt waren und er mit der Armbeuge seine Tasche hielt. Die Blumen lagen oben auf, thronten dort regelrecht. Aber auch konnte er nicht, weil er nicht ignorieren konnte, dass er sich gedemütigt fühlte. Es genügte wohl also nicht, dass er gestern aus dem heiteren Himmel ein schlechtes Gewissen aufgedrückt bekommen hatte, nein, er musste auch jetzt noch büssen - vermutlich ewig - und in einer Schuld stehen, die er niemals ausbügeln konnte.
    Das Lächeln kroch wieder von seinen Lippen herunter, er versuchte sich in einem Schulterzucken und gab keinen Kommentar dazu ab, dass die Wohnung ziemlich müffelte und es vertragen haette, mal durchgelüftet zu werden. Augenblicklich fragte er sich, warum er überhaupt geduscht hatte bevor er hier her gekommen war. "Nein, die waren...Teil der Entschuldigung."
    Luceija ist offline

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    "Naja", hob er vorsichtig die Augenbrauen und lugte darunter hervor, "wenn es auf einen Zweikampf hinaus läuft..?"
    Nochmal grinste er irgendwie schräg - zu mehr war er im Augenblick nicht in der Lage, weil seine Arme von Tablets belegt waren und er mit der Armbeuge seine Tasche hielt. Die Blumen lagen oben auf, thronten dort regelrecht. Aber auch konnte er nicht, weil er nicht ignorieren konnte, dass er sich gedemütigt fühlte. Es genügte wohl also nicht, dass er gestern aus dem heiteren Himmel ein schlechtes Gewissen aufgedrückt bekommen hatte, nein, er musste auch jetzt noch büssen - vermutlich ewig - und in einer Schuld stehen, die er niemals ausbügeln konnte.
    Das Lächeln kroch wieder von seinen Lippen herunter, er versuchte sich in einem Schulterzucken und gab keinen Kommentar dazu ab, dass die Wohnung ziemlich müffelte und es vertragen haette, mal durchgelüftet zu werden. Augenblicklich fragte er sich, warum er überhaupt geduscht hatte bevor er hier her gekommen war. "Nein, die waren...Teil der Entschuldigung."


    Hanna bleckte die Zähne, dann schenkte sie Craig ein seltenes und dankendes Lächeln. „Ist lange her, seit mir mal jemand Blumen geschenkt hat“, sagte sie nonchalant und pflückte sie von dem Stapel an Tablets. „Legen Sie sie dort auf den Couchtisch.“ Hanna wandte sich ab, die Blumen in der einen, die Chipstüte in der anderen Hand, drehte auf dem Absatz und legte die Tüte an die Stelle, wo vorher die Blumen gelegen hatten. Craig balancierte seine Fracht durch das Apartment und Hanna… hob die Blumen an und roch daran. Sie dufteten ebenso fein und süßlich, wie die blauen Rosen duften sollten, die einzig in den hängenden Gärten Illiums gezüchtet werden konnten. Sie lächelte sanft. Dann fiel ihr ein, dass sie alles andere als allein war und unterbrach diese Geste emotionaler Aufrichtigkeit. Craig positionierte die Tablets wie befohlen auf dem Tisch, Hanna war versucht die Blumen auf die lange Arbeitsplatte der Küche zu schleudern, einfach nur um Craig zu zeigen, dass sie sich nicht so leicht besänftigen ließ. Das jedoch brachte sie dann nicht über das Herz, die Blumen waren zu schön, zu selten und sie rochen zu gut. Stattdessen suchte sie im Schrank nach einer Vase, fand keine und füllte notdürftig einen hohen Kochtopf mit Wasser, in den sie den Strauß stellen konnte. „Muss reichen“, sagte sie an niemanden bestimmtes und ging zu Craig hinüber. „Setzten Sie sich“, bot Hanna an und deutete auf die große Couchgarnitur. „Fühlen Sie sich… ach vergessen Sie’s.“ Dann griff sie nach dem zuoberst liegenden Tablet und schaltete es ein. Eine Augenbraue hob sich. „Nicht autorisierte Mitnahme von Ermittlungsmaterialen. Hätte gar nicht gedacht, dass das in Ihnen steckt, Gillespie.“ Der Profiler überraschte sie auf angenehme Art und Weise. Es waren weniger die Blumen als viel mehr, dass Craig das steife Korsett an Regeln, dass ihn tags zuvor noch zur Flucht verleitet hatte, abgestreift hatte und nun – ob sinnig oder nicht – versuchte, seinen Fehler wiedergutzumachen. Es erforderte Mut einen Fehler einzugestehen und noch mehr, in auf diese Art und Weise wieder bereinigen zu wollen und das musste die ehemalige Agentin anerkennen. Hanna überflog die ersten Texte, die sich mit Details zu der verwendeten Munition und dem Tatort befasste, Dinge, die sich selbst in den Akten vermerkt hatte. Ein zweites Tablet schien eine große Menge an Daten zu Henderson, nach Narissa Miller einem der Drahtzieher der Attentate oder zumindest ein Mittelsmann, zu enthalten. „Interessant“, murmelte Hanna und ließ sich auf ihren Lieblingsplatz auf der Couch fallen, dort wo der Stoff schon eine leichte Kuhle bildete. Als Außenstehender musste die schludrig gekleidete Blondine, die nun ihre Füße auf den Couchtisch legte und auf den flirrenden Bildschirm blickte geradezu einfältig wirken. Tatsächlich war Hanna jedoch vollkommen fokussiert, vergaß sogar das Bier, nach dem sie sich vor kurzem noch genug gesehnt hatte, um die Bequemlichkeit der Wohnung zu verlassen. „Verfluchter Scheißkerl“, zischte Hanna. Craig schaute sie bestürzt an. Er hatte ihre Konzentration anscheinend nicht stören wollen und wirkte nun betroffen. „Nicht Sie! Henderson. Mieses Stück Scheiße. War früher offensichtlich sowas wie der Wahlkampfsponsor von McDougal.“ Hannas Augen erfassten Zeile für Zeile. Immer wieder stieß sie zischende Flüche oder Laute der Überraschung aus. Schließlich drückte sie die Taste, die den Bildschirm schwärzte und schaute Craig direkt ins Gesicht. „Meine Güte Gillespie. Sie sind ja ein wahrer Goldjunge.“ Sie lächelte, dann gefror das Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie reichte ihm das Datenpad. „Vermutlich sollten Sie damit zu Special Agent Hunter gehen. Ich…“ Sie wandte den Blick ab, verlor sich eine Sekunde in ihren eigenen Gedanken. „Nehmen Sie.
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