Das ist ja auch gar nicht der Punkt. Der Punkt hier war ja nur, dass Bioware im neuen ME-Roman etwas ähnliches mit Sloane Kelly macht wie damals in einem Roman zu Dragon Age mit Loghain. Es werden hier also strenggenommen nicht zwei Charaktere verglichen, sondern einfach dieses Vorgehen, zu versuchen einen ganz klaren Antagonisten (okay, bei Sloane scheiden sich ja die Geister) im Nachhinein in einem anderen Medium (sprich: Buch) sympathischer und nachvollziehbarer zu machen.
Dass man hier zwei Fälle von Dragon Age und Mass Effect vergleicht kommt natürlich daher, dass viele hier sich mit beiden Reihen intensiv beschäftigen und der Fall Loghain deshalb auch vielen ME-Spielern geläufig. Mir fällt jetzt auch gar kein anderes Beispiel aus einer komplett anderen Spielereihe ein, aber man hätte es zB auch mit Assassins Creed vergleichen können, wenn es da einen ähnlichen Fall (Spiel-Antagonist wird in einem Begleit-Roman sympathischer gemacht) geben würde.
Insofern finde ich den Vergleich Loghain-Sloane hier durchaus passend.
Ich kann die generelle Ablehnung, Bücher "zu" Filmen/Spielen zu lesen, nicht so ganz nachvollziehen. Oft ergänzen die sich nämlich sehr gut, und man kann beides trotz einiger Unterschiede genießen. Beispiel wären die Herr der Ringe-Filme, die eine ganze Menge anders machen als die Buchvorlage. Und ich schaue trotzdem die Filme gerne und lese das Buch ebenso gerne.
Aber der fett markierte Teil ist das, worauf ich eigentlich hinaus wollte, und das, was ich Dragon Age und inzwischen auch Mass Effect stark ankreide.
"Was die Story zu erzählen hat, soll im Spiel geschehen und geklärt werden."
Genau das sehe ich auch so. Bestes Beispiel sind eben die Loghain- und Kelly-Geschichten, wo im Nachhinein in den Büchern entscheidende Details zum jeweiligen Charakter verraten werden, die vielleicht, wenn sie im Spiel bereits bekannt gewesen wären, den Umgang einiger Spieler mit diesen Charakteren beeinflusst hätte. Der Charakter im Buch sollte immer konsistent mit dem im Spiel bleiben, und das Spiel sollte alle Fakten zu dem Charakter, die man braucht um sich ein vernünftiges Urteil über ihn zu bilden, auf den Tisch legen.
Meinetwegen kann das auch in einem DLC oder späteren Spiel passieren, wichtig ist aber, das es innerhalb des Haupt-Mediums der Reihe (was im Fall Mass Effect oder Dragon Age halt die Bücher sind) geschieht. Denn ich behaupte mal, alle die die ME-Bücher lesen, spielen auch die Spiele, aber längst nicht alle die die Spiele spielen, lesen auch die Bücher. Von daher gehören Sachen wie Sloanes Hintergrundgeschichte, wenn sie von dem Bild was wir in der Spiel-"Gegenwart" von ihr bekommen, verdammt noch mal auch direkt ins Spiel.
Um auch auf das Beispiel Witcher einzugehen: Das ist, wie du richtig sagst, ein ein wenig anderer Fall, da die Bücher vor den Spielen erschienen sind und auch davor spielen, und nicht quasi parallel zu den Spielen erscheinen und da eingewoben werden. Man kann die Witcher-Spiele also problemlos spielen, ohne die Bücher gelesen zu haben. Klar, wer die Bücher als Hintergrundwissen hat, hat vielleicht noch einen etwas anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse und Charaktere (die auch hier teilweise in Buch und Spiel mehr oder weniger voneinander abweichen), aber man versteht alles im Spiel problemlos auch ohne Buchwissen.
Ganz im Gegensatz dazu steht Inquisition, wo ich teilweise echt das Gefühl hatte, ich sollte irgendwelche Charaktere bereits kennen, aber keine Ahnung hatte, wer da nun vor mir steht. Das Spiel versäumt es, den Stoff aus den Büchern, der für das volle Verständnis der Handlung von Nöten ist, vernünftig ins Spiel zu übertragen, wodurch man quasi gezwungen wird, die Bücher zu lesen. (Was ich nie tun werde. Ich habe mal zwei angefangen, Der Ruf der Grauen Wächter und Der gestohlene Thron, und beide waren vom Stil her so unfassbar platt und einfallslos, dass ich sie wieder weglegen musste. Da habe ich gemerkt, dass es halt ein deutlicher Unterschied ist, ob man nun eine Story für ein Spiel oder einen Roman schreibt.)
Inquisition löst die Verknüpfungen zu den dazugehörigen Romanen eben echt furchtbar, kein Stückchen subtil. Im Idealfall merkt der reine Spieler überhaupt nicht, dass ein Charakter aus einem Buch stammt, weil auf "Zwinker-Zwinker, weißt du noch, Zwinker-Zwinker"-Andeutungen verzichtet wird und genug Backstory des Charakters im Spiel geliefert wird. Und der Buch-Leser merkt an der Stelle dann: "Aha, das ist ja XY aus Buch Z, cool!".