Gegenfrage, bist du der Ansicht, dass jemand, der gerne Menschen mit Kettensägen zerteilt, das zugestanden bekommen sollte, sofern er sich nicht "als Mörder fühlt"? Wäre ja unfair denjenigen nur nach dem äußeren Anschein zu beurteilen. Oder ist das vielleicht doch eine andere Kragenweite, als jemanden "Nazi" zu nennen, was prinzipiell in erster Instanz mal niemandem schadet und niemanden einschränkt?
Ich gehe mit dir insoweit konform, dass "Nazi" heutzutage in gewissen Kreisen zu schnell als catch-all-Begriff für alles, was auch nur im Ansatz danach riecht, herangenommen wird. Aber wir leben nun mal in einer schnelllebigen Zeit, in der griffige Parolen besser ankommen, als das tiefschürfende Erörtern komplexer Sachverhalte und Zusammenhänge. Das kann man beklagen, aber es ist halt einfach so. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
Aber wo denkst du, dass die persönliche Freiheit andere zu "bewerten" aufhört? Wir alle tun es doch, jeden Tag, im Supermarkt, auf der Straße, auf der Arbeit, im Internet, wir können nicht in andere Menschen hinein schauen, wir können uns nur ein Bild anhand dessen machen, was uns dieser oder jener zeigt. Und in den meisten Fällen wird das schon relativ zutreffend sein, ich kenne jedenfalls nur wenige Leute, die lautstark gegen ihre persönliche innere Überzeugung argumentieren. Und wenn das falsche Bild aufgrund von bereits angesprochenen Missverständnissen o.Ä. entsteht, dann sollte man doch immer die Möglichkeit haben, diese aufzuklären. Und du kannst mir nicht erzählen, dass dir bei jeder verqueren Idee, die du irgendwo hörst oder liest, direkt ein "Ja, das klingt scheiße, aber vielleicht sieht es ja im Inneren ganz anders aus" durch's Oberstübchen schießt. Sich über jemanden oder etwas eine Meinung bilden ist niemals verkehrt. Wie man dann allerdings damit umgeht, da können Probleme entstehen.