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    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Hmm… Liegt doch eigentlich gar nicht sooo schlecht in der Hand!, überlegte Jacques und ließ die gusseiserne Bratpfanne noch einmal durch die Luft sausen. Sicher, die Balance unterschied sich deutlich von einem Schwert, aber … Er erstarrte, als er bemerkte, wie Minas und Chalas Blicke auf ihm ruhten. Die beiden Frauen sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Er räusperte sich und legte die Pfanne wieder zu den übrigen Küchenutensilien. Es war ohnehin an der Zeit, mal wieder nach dem Gulasch zu sehen, dass über dem Lagerfeuer vor sich hin köchelte…

    Als das Abendessen schließlich fertig war, verteilte Jacques wie gewöhnlich die Portionen unter den Soldaten. Zuletzt brachte er seinen Mit-Schülerinnen zwei Schüsseln mit dem dampfenden, scharf gewürzten Gulasch – gut, dass er daran gedacht hatte, eine Portion Roten Tränenpfeffer auf die Expedition mitzunehmen – und setzte sich zu ihnen.
    „Sag mal, Chala…“, begann er, während er wartete, dass die Suppe auf seinem Löffel so weit abkühlte, dass er sich nicht direkt den Mund verbrennen würde, „Deine Antwort auf Draconiz‘ Frage vorhin. Also … geht es dir wirklich nur darum? Die Stärkere zu sein, zu gewinnen um jeden Preis? Du hast gesagt, du bist eine, hm, Schuja oder so? Eine Kriegerin? Aber wenn du kämpfst – wofür kämpfst du?“

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Chala hatte beobachtet wie der Blondschopf, Jacques hatte ihn einer der anderen genannt, mit der schweren Bratpfanne Schwingübungen machte. Ihrer Meinung nach sah das deutlich besser aus, als mit einem Schwert, doch sie biss sich auf die Zunge, um diesen Gedanken nicht laut auszusprechen. Immerhin hatte der Kommandant sie ermahnt, keinen Ärger zu verursachen. Derzeit überwogen die Vorteile noch der Versuchung, diesen Naivling auf den Boden der Tatsachen zu holen und ihm einzubläuen, dass die Welt eben kein Ponyhof war, auf dem er seinen kindlichen Ansichten von Ehre und Pflicht nacheifern konnte.
    Was die Aranisaani jedoch überraschte, war die Mahlzeit, die er für sie alle zubereitet hatte. Es war ein deftiges Gulasch, dessen würzige Schärfe genau nach ihrem Geschmack war. Zumindest dafür war er zu gebrauchen und es verstärkte noch einmal ihr Bedürfnis, ihm nahezulegen, dass die Bratpfanne eher seinen Talenten entsprach, als das Schwert.

    Die Männer unterhielten sich untereinander, es wurde gescherzt und gelacht, während einige Unglückliche die Wache übernehmen mussten, damit es keine bösen Überraschungen auf den in Dämmerlicht gehüllten Berghängen geben würde. Chala selbst hatte beim Sammeln des Feuerholzes geholfen, wobei es sich schwieriger gestaltet hatte, als erwartet. Es gab so weit oben nur spärliche Vegetation und viele der Bäume hatten ihre Äste so weit über dem Boden, dass selbst Frischholz keine Option gewesen war. Trotzdem hatten sie gemeinsam ausreichend Brennstoff für das Koch- und Lagerfeuer auftreiben können, um welches sie nun saßen. Es hätte eine angenehme Nacht werden können, doch dann musste Jacques noch einmal seinen Mund öffnen und seine Worte ausgerechnet an die Dunkelhäutige richten. Innerlich schwer seufzend schaute sie ihn mit einem falschen Lächeln an, wobei sie nicht glaubte, dass er es durchschauen würde.

    Shujaa“, verbesserte sie die Aussprache des Feldkochs, wobei sie Geduld aufzubringen versuchte, „und ja. Weshalb sonst sollte man danach streben sich zu verbessern, wenn nicht, um am Ende nicht selbst im Dreck zu liegen, nicht den Neigungen der Mächtigen ausgesetzt zu sein?“
    Dass sie sich als Shujaa bezeichnete, würde ihrem Volk übel aufstoßen. Sie hatte nie die Prüfung abgelegt, war nie allein und nackt in den Dschungel gezogen und nach erfolgreicher Jagd zurückgekehrt. Das hätte ihr Vater ohnehin niemals erlaubt. Doch hier, weit weg von ihrer früheren Heimat, spielte es keine Rolle wie sie sich nannte.
    „Stark zu sein bedeutete frei zu sein und das ist es, wofür ich kämpfe“, schloss sie und nahm einen weiteren Löffel Gulasch. Es war wirklich lecker.

  3. Beiträge anzeigen #303
    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques nickte bedächtig und überlegte einen Moment, bevor er antwortete.
    „Das stimmt, der Starke ist frei … Und es ist sicher ein gutes Ziel, sich selbst schützen zu können. Aber wir haben eben auch Glück – wird sind bereits stark und können uns verbessern, indem wir das Waffenhandwerk erlernen! Aber was ist mit denen, die nicht diese Möglichkeit haben? Mit den Kindern, den Alten, den Kranken? Haben sie kein Recht darauf, frei zu sein, nur weil sie nicht stark sind?“
    Jacques suchte nach einer Reaktion in Chalas Gesicht, aber ihre Miene blieb unlesbar. Ob das an ihrer seltsamen Hautfarbe lag? Waren alle Torgaaner so?
    „Wenn nur das Gesetz des Stärkeren gelten soll, dann wird es nur Leid geben auf der Welt. Aber nicht nur die Schwachen werden leiden, sondern auch die Starken, denn es wird immer jemanden geben, der noch stärker ist! Stell dir nur vor… stell dir vor, wir hier“ – er deutete mit einer ausholenden Armbewegung auf die Soldaten, die um das Lagerfeuer versammelt waren – „wären keine Soldaten des Königs und Streiter Innos‘, sondern gewöhnliche Wegelagerer. Räuber, oder … schlimmeres. Im Vergleich zu einem Bauern magst du stark sein, du kannst immerhin schon besser mit dem Schwert umgehen als Mina und ich, aber gegen Draconiz bist du schwach. Und gegen jeden anderen aus der Truppe hier ebenfalls. Sie sind erfahrene Veteranen und jeder von ihnen könnte es wahrscheinlich problemlos mit uns drei gleichzeitig aufnehmen. Sie hätten mit dir … alles anstellen können. Aber was haben sie getan? Sie haben dir ihren Schutz angeboten, und jetzt unterrichten sie dich sogar im Kampf und du bekommst etwas von unseren Rationen ab … ah, noch etwas Brot? Aus freien Stücken haben sie das getan. Genau wie auch Mina“ – er nickte der Schmiedin kurz zu – „von Ulrich und den anderen in Schutz genommen wurde, obwohl sie uns gegen den Willen des Kommandanten hier her gefolgt ist. Er hätte sie auch einfach in der Wildnis ihrem Schicksal überlassen können. Stattdessen hat er es auf sich genommen, sie unter seine Fittiche zu nehmen und auch ihr zu helfen, stärker zu werden – ohne Zwang, ohne Gegenleistung. Und das heißt es, Ehre zu haben – wenn man seine Stärke nicht nur zum eigenen Vorteil einsetzt, sondern um denen zu helfen, sie selbst nicht stark sind!“
    Endlich nahm Jacques einen Löffel von seinem Gulasch, das inzwischen merklich abgekühlt war. Aber nur einen, dann fuhr er fort: „Weißt du … ich habe selbst erleben müssen, wie das ist, Menschen ausgeliefert zu sein, für die nur die Stärke zählt. Kurz nachdem ich in Thorniara angekommen bin, wurden ich und Sunder und noch ein paar andere von Banditen entführt. Nicht nur so einfache Wegelagerer – nein, richtig üble Burschen. Sie haben uns über die halbe Insel verschleppt, bis ins Gebirge. Wollten uns in die Sklaverei verkaufen oder sowas. Tja, und dann wurden die Banditen von Orks angegriffen, und plötzlich waren sie die Schwächeren! Und die Orks wiederum … die wurden von Ulrich und seinen Männern erledigt, und das ist der Grund, warum ich heute noch hier bin und mir nicht die Radieschen von unten angucke. Also, bildlich gesprochen, da oben im Gebirge gab es keine Radieschen. Höchstens ein paar Latschenkiefern. Also, ja, ich will kämpfen lernen und stark sein, um selbst nie wieder in eine solche Situation zu geraten … aber vor allem will ich stark sein, um für diejenigen eintreten zu können, sie selbst nicht stark sein können. Ich will stark genug sein, um denjenigen Einhalt zu gebieten, die denken, dass ihre Stärke allein ihnen das Recht geben würde, mit anderen zu tun und zu lassen, was sie wollen. Ich will Ritter sein und kein Bandit! Also was ist ein Shujaa – ein Ritter oder...?"

  4. Beiträge anzeigen #304
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Unweigerlich musste Chala zugeben, dass Jacques einige gute Argumente lieferte, doch hörte sie auch Indoktrinierung und Idealismus heraus, die seine Einstellung zum Leben trübte. Sein Ziel war es, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und die Gesetze der Natur, das Gesetzt der Stärkeren, außer Kraft zu setzen. Doch niemand stand über der natürlichen Ordnung der Welt. Kein Streiter Innos, kein mächtiger Sumpfmagier und auch kein König, der sich anmaßte zu herrschen.
    „Wage es nicht diesen Satz zu beenden“, fauchte sie aufgebracht.
    Sie würde sich unter keinen Umständen mit diesen torgaanischen Piraten und Halsabschneidern in einen Topf werfen lassen. Es war schon schlimm genug, dass sie sich für einen der ihren ausgeben musste, um unangenehmen Fragen zu entgehen. Sich nun aber direkt damit konfrontiert zu sehen, stieß ihr übel auf.

    „Du bist naiv in deinen edlen Ritterfantasien. Die Welt ist ein Dschungel, und im Dschungel überlebt nur der Stärkste. Du sprichst wieder von Ehre und Stärke, die zum Schutz der Schwachen eingesetzt wird, aber das ist nur eine Illusion, ein Märchen für Kinder. In Wahrheit ist jeder Mensch allein. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, und wenn du nicht stark genug bist, um dich zu behaupten, dann trägst du allein die Konsequenzen“, bedachte sie ihn mit einem Ton, der gefährlich nah an Belehrung grenzte.
    Sie wollte sich zurücknehmen, doch die blauen Augen des Soldaten spiegelten auch seine Sicht auf die Welt wider, durch die er scheinbar blind und voller Hoffnung stolperte, nie sicher wo sein nächster Schritt aufsetzen würde.

    „Du sagst es doch selbst. Kinder, Alte, Kranke. Keiner davon ist frei. Kinder sind von ihren Eltern oder jenen abhängig, die sich um sie sorgen. Alte leiden häufig unter Gebrechen und müssen sich darauf verlassen, dass andere ihnen beistehen. Dasselbe gilt für die Kranken. Die Natur kennt keine Gerechtigkeit, kein Mitleid. Warum sollten wir Menschen uns also anders verhalten?“
    Sie stellte die Schüssel mit dem Rest des Gulasches ab. Der Appetit war ihr gehörig vergangen. Sie sehnte sich eher nach einem Stängel Sumpfkraut, aber sie hatte in der Eile ihres Aufbruchs vergessen von Mama Hooqua etwas mitzunehmen.

    „Du sagst, die Starken sollten die Schwachen beschützen, aber was ist, wenn die Schwachen nur eine Last sind, die uns zurückhält? Was, wenn sie unsere Ressourcen aufbrauchen, die wir für uns selbst brauchen könnten? Es ist doch besser, frei zu sein und sein eigenes Überleben im Gefüge der Welt zu sichern, als sich von den Bedürfnissen anderer abhängig zu machen. Schau dir unseren König Rhobar an. Hat er sich um die Schwachen gekümmert, als er die südlichen Inseln angreifen ließ? Wie steht es um jene, die gegen ihn waren, als der Krieg tobte? Hat er den Kindern, Alten und Kranken der Verlierer beigestanden oder sie zusammen mit denen, die eine Waffe führen konnten, als Beliaranhänger gebrandmarkt? Nicht, dass ich dabei gewesen bin, doch ich bin viel herumgekommen und habe verschiedenste Sichtweisen kennenlernen müssen. Doch der Punkt ist, dass König Rhobar sich nicht um die Schwachen kümmerte, sondern ein Großreich erschaffen hat!“

    Nun hatte ihre Zunge wohl doch ihre Gedanken überholt, denn die Worte, die sie äußerte, könnte ihr Ärger einbringen, dem sie nicht gewachsen war. Doch in diesem Moment war sie nicht in der Lage die Stimmung der anderen Streiter Innos‘ zu lesen, viel zu sehr war sie fokussiert auf denjenigen, der sie dazu angestachelt hatte, ihre Ansichten offenzulegen. Und wenn sie damit auf Widerstand traf, dann sollte es so sein.
    „Und was ist mit dir, Jacques? Du willst ein Ritter sein, ein Beschützer der Schwachen? Aber was, wenn du eines Tages feststellst, dass die Schwachen dich ausnutzen, dass sie deine Gutmütigkeit für ihre Zwecke missbrauchen? Was, wenn sie dich fallen lassen, sobald sie jemanden finden, der noch stärker ist? Deine Ehre wird dir dann nichts nützen. Nur deine eigene Stärke zählt, und die solltest du für dich selbst einsetzen, nicht für andere. Und wenn du dabei zufällig doch anderen beistehst, dann mag dich das freuen, doch es sollte nicht dein alleiniger Antrieb sein. Die Welt respektiert nur Macht, Jacques. Und Freiheit? Die wahre Freiheit liegt darin, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein, niemandem zu dienen. Du willst stark sein? Dann sei stark für dich selbst. Sei nicht Diener der Schwachen, sondern sorge dafür, dass du einer der Stärksten bist. Nur dann wirst du wirklich frei sein und das ist mein Ziel. Alles andere ist Selbsttäuschung.“

    Mit dunklen Augen, die im Feuerschein funkelten, hielt sie den Blick Jacques‘ gefangen. War sie zu weit gegangen? Würde wenigstens einer unter ihnen verstehen, wie sie fühlte? Oder sich fragen, warum sie die Welt so sah? Sie hoffte es, denn allein bei Nacht im Gebirge zu sein, wäre mit Sicherheit ihr Ende, wenn die aufrechten Recken des Großreichs sie überhaupt so weit kommen ließen. Sie hoffte auf ihre Rechtschaffenheit, obwohl sie eben jene verurteilt hatte.
    „Aber dein Gulasch ist wirklich gut“, fügte sie noch hinzu, ehe sie sich die Schüssel mit dem kalten Rest ihres Abendmahls nahm.

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    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques wich Chalas Blick nicht aus, mit dem sie ihn fixierte, während sie ihre Antwort formulierte und eine Weltsicht darlegte, wie sie der seinen kaum entgegengesetzter sein konnte. Es fiel ihm zunächst schwer, ruhig zu bleiben und die exotische Kriegerin, die die ganze Welt für einen Dschungel hielt, nicht zu unterbrechen. Wut stieg in ihm auf, als sie davon redete, dass man als purer Egoist durchs Leben gehen solle, auf nichts und niemanden Rücksicht nehmend, die Schwachen unterdrückend, nur fordernd und nichts gebend. Aber je mehr Chala sich in Rage redete, je mehr sie über die Ritterehre, die Bereitschaft, sich für die diejenigen einzusetzen, die nicht so stark waren wie man selbst und nicht nur seine eigene Bequemlichkeit über alles zu stellen, herzog, je mehr sie Mensch und Bestie in eins setzte – um so mehr verrauchte seine Wut und er glaubte hinter dem Feuer, dass in ihrem Blick loderte, etwas anderes zu sehen. Nicht Stärke … nein. Und schließlich musste er lächeln, als er erkannte, was wirklich in ihr vorging: Sie war nicht stark, ganz und gar nicht. Sie wollte nur stark sein, sie wollte stark wirken – und deshalb wies sie so vehement jede Schwäche von sich, tat so, als würde sie sie verachten. Tief in ihrem Inneren war sie selbst schwach und verletzlich, und sie hasste es. Und Jacques – er hatte auf einmal Mitleid mit ihr.

    „Es ist … eine furchtbare Welt, die du da beschreibst“, sagte er langsam, „Ist das wirklich so, dort, wo du herkommst? Dass nur Stärke zählt? Dass die Menschen dort wie Tiere … nein, selbst Wölfe jagen im Rudel, sie helfen einander und sie teilen die Beute mit den Welpen und den Alten! Das wäre also – schlimmer als Tiere, wenn es wahr wäre. Aber Innos hat uns Verstand und Moral gegeben, damit wir nicht sind wie das Tier, das Beliar Untertan ist. Damit wir uns nicht gegenseitig zerfleischen. Könnte man wirklich jemals frei sein in einer Welt, in der jedermann jedermanns Feind ist? Man könnte ja kein Auge mehr zutun, weil man ständig fürchten müsste, im Schlaf erdolcht zu werden!“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das wäre keine Freiheit. Jeder wäre Tag und Nacht ein Sklave der Angst. Und wer sollte die Felder bestellen und das Brot backen, das wir essen, wer die Häuser bauen, in denen wir leben, wenn jeder nur damit beschäftigt wäre, einen ständigen Kampf gegen jeden zu führen? Himmel, es gäbe nicht einmal jemanden, der noch die Zeit hätte, die Schwerter für diesen Krieg zu schmieden!“ Jacques lachte humorlos bei diesem Gedanken. „Nein, das wäre keine Welt, die lebenswert wäre. Es gäbe keine Freiheit, kein Glück, keine … Unbeschwertheit! Du willst stark sein, um in Sicherheit zu sein vor den Starken? Das wirst du nie sein, wenn nur das Gesetz des Stärkeren gilt, denn irgendwer ist immer stärker als du. Nur wenn die Starken sich zurücknehmen, wenn sie nicht nur wegen ihrer Stärke sich das Recht hinausnehmen, mit allen anderen zu tun und zu lassen, was sie wollen, kannst du wirklich sicher sein, und … frei.“
    Jacques seufze und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    „Sogar unser König… Er hat das Großreich nicht geschaffen, um seine Untertanen zu unterdrücken, sondern um ihnen Schutz zu gewähren, so dass sie ohne Angst und ohne Furcht ihrem Tagwerk nachgehen können! Er hat das Festland von der Tyrannei der Orks und der Beliaranhänger befreit, die in der Tat nur Stärke als das Maß aller Dinge sehen. Weiß du – als der König nach seiner Krönung durch Vengard ritt, stellten sich ihm nacheinander ein Armer, eine Witwe und eine Waise in den Weg. Sie … bauten sich einfach vor ihm auf, vor seinem Ross und dem ganzen Krönungsfestzug. Und was tat Rhobar? Ließ er sie fortprügeln oder trampelte über sie hinweg? Nein, er ließ den ganzen Festzug anhalten, stieg vom Pferd und hörte sich an, was sie zu sagen hatten, und er half ihnen – weil er stark und mächtig war und sie waren bedürftig seiner Hilfe, und als König war und ist es seine Pflicht, die Schwachen zu schützen und den Bedürftigen zu helfen!
    „Und auch wir hier – Kommandant Ulrich und alle, die ihm folgen – stellen unsere Stärke in den Dienst derer, die ihrer bedürfen, statt dass wir uns selbst bereichern. Wir sind nicht zum Spaß hier im Gebirge unterwegs, sondern um Gefahren zu beseitigen, damit jene, die die Felder bestellen und, äh, Pferde züchten und so, ruhig schlafen können. Ja, wir sind Diener der Schwachen, wenn du es so nennen willst. Aber weißt du was? Wir sind es freiwillig, niemand hat uns dazu gezwungen! Und es erfüllt mich mit Stolz und Freude, zu wissen, dass durch unseren Einsatz hier eine Familie mit sieben Töchtern dort unten im Tal in Frieden und ohne Angst leben kann – das ist ein Gefühl, das man sich mit keinem Gold und keinem Luxus dieser Welt kaufen kann.“

    Jacques erhob sich, klopfte sich den Staub vom Waffenrock und trat ein paar Schritte aus dem Überhang, unter dem die Soldaten das Lager errichtet hatten.
    „Seht euch nur den Himmel an!“, rief er und breitete die Arme aus, „Ist er nicht wunderschön?“ Es war eine wolkenlose, sternklare Nacht. Der Mond hing als dünne Sichel über dem Horizont und die Sterne funkelten wie Diamanten auf blauschwarzem Samt, während sich die Silhouetten der Berge schwarz und majestätisch gegen den Nachthimmel abzeichneten.
    Jacques drehte sich um und wandte sich lächelnd an Chala: „Ich weiß nicht, was du erlebt hast, dass du die Welt für einen so grausamen Ort hältst - aber ich hoffe, dass du ihre Schönheit eines Tages auch einmal ohne die ständige Angst genießen kannst, dass hinter jedem Felsen ein Raubtier lauern könnte, das größer ist als du. Ich werde dir dabei helfen, so gut ich kann.“
    Geändert von Jacques Percheval (17.06.2024 um 14:17 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #306
    Kämpfer Avatar von Sunder
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    in einer Höhle...

    „Aber sischer doch“ maulte Sunder missmutig, nachdem DraconiZ ihm kurzerhand eine andere Aufgabe aufs Auge gedrückt hatte, anstatt Kämpfen zu lernen, so verstand der alte Seemann es in dem Moment jedenfalls. In irgendeiner modrigen Höhle, nach irgendwelchem Erz zu suchen, war jetzt nicht unbedingt das, wonach dem Seebären der Sinn stand. Schon gar nicht als Alternative zum erhofften Kampftraining, für das er sich wesentlich mehr begeistern könnte und sicherlich auch würde. Dementsprechend stapfte der Seebär recht übellaunig zu den Vorräten, um sich ein wenig für seine unerwünschte Aufgabe auszurüsten. Vielleicht sollte Sunder sie, wichtige Erkundungsmission nennen, um eine positivere Einstellung dazu zu finden, kam es ihm in den Sinn, warum nicht? Der Seebär hatte sich schon vieles in seinem Leben schön geredet und wenn das nicht reichte, mit einer Portion Galgenhumor nachgeholfen. Und wenn das auch nicht half, gab es zum Glück ja noch die Möglichkeit, mit dem ein oder anderen Bierchen herunterzuspülen, was ihm auf der Seele lag. Ein Bier oder zwei, könnte er jetzt gut vertragen, fiel dem alten Seemann bei diesem Gedanken ein, zu schade, das Bier nicht zur Grundausstattung der Männer gehörte, so blieb das nur ein frommer Wunsch.

    Ausgestattet mit Öllampe, Seil, Axt und Hammer, fühlte sich der Seebär einigermaßen, für seine wichtige Erkundungsmission gewappnet. Zumindest würde er nicht mehr gänzlich unvorbereitet, ins Innere eines Berges vordringen, was man tunlichst vermeiden sollte. Was passieren konnte, wenn man sich nicht an dieses goldene Regel hielt, hatte Sunder in jüngster Vergangenheit, teils mit schmerzlichen Erfahrungen, hautnah erlebt. Natürlich hätte er auch mehr mitnehmen können, Proviant und Wasser für mehrere Tage, warme Decken, mehr Werkzeug, aber das fand Sunder dann doch etwas übertrieben. Schließlich sollte er doch nur in eine Höhle mehr oder weniger locker rein spazieren und etwas Erz einsammeln, so hatte er DraconiZ jedenfalls verstanden. Das änderte aber nichts an der Tatsache, das beim Erforschen von Höhlen stets Gefahren lauern konnten, die der alte Seemann sich lieber nicht ausmalen wollte, das wäre wenig hilfreich. Ein bisschen Erz holen, kann ja nicht so schwer sein und schon gar nicht lange dauern, redete Sunder sich stattdessen ein, um das ungute Gefühl, das in ihm aufkeimte, gekonnt zu ignorieren.

    Nach einer ganzen Weile Fußmarsch und etwas kraxeln über Felsbrocken, stand der Seebär schließlich vor einem kleinen Höhleneingang. Der Beschreibung nach, die ihm mit auf den Weg gegeben wurde, war er hier richtig, bestätigte er sich selbst, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, fiel ihm danach auf. Es war sehr unwahrscheinlich, das es noch mehr Höhlen gab, die auf dem Weg lagen und zu denen die Beschreibung passen würden, eine Verwechslung war also ausgeschlossen. „Dann wollen wir mal“ murmelte Sunder, bevor er beherzt die Höhle betrat, ihm stieg gleich ein modrig, muffiger Geruch in die Nase. Der erinnerte ihn sofort an das wilde Abenteuer, mit Jacques, Agnes und Nele, in der Goblinhöhle. Erfahrungen, auf die er gerne verzichtet hätte. Hier herrschte Totenstille, nur ab und an, tropfte es hörbar, von der Decke auf steinigen Boden und auf Sunders Kopf, der dies mit einem gebrummten „Scheiße“ kommentierte und dann einen Schritt zu Seite ging. Dies war ein guter Zeitpunkt sich etwas Überblick zu verschaffen, dachte sich der alte Seemann und entzündete eine kleine Öllampe.

    Das fahle Licht der Funzel, erhellte die Umgebung allerdings nur mäßig. Immerhin wurde im Umkreis von ein paar Schritten, die Dunkelheit verdrängt und machte das sichtbar, was man in einer Höhle ohnehin vermuten würde. Felsen, Felsbrocken und Geröll, so weit das Auge reichte, wahrlich kein Anblick, der zum verweilen einlud, aber es nutzte ja nichts, der Seebär hatte eine wichtige Mission zu erfüllen und schritt entschlossen voran. Schleichen kam wohl eher hin, zumindest versuchte Sunder, sich so geräuscharm, wie möglich, zu bewegen, was ihm recht gut gelang, wie er fand. Nach kurzer Zeit endete die Ebene, wenn man es so nennen wollte, er stand nun vor einer Felswand, damit war die Reise jedoch noch nicht beendet. Der alte Seemann entdeckte rasch, einige Möglichkeiten, an Vorsprüngen in der Wand, nach oben zu klettern. Ein paar Kraftanstrengungen später, befand sich der Seebär auf einem großen Plateau, er hielt kurz inne, um zu verschnaufen. Währenddessen schaute er sich aufmerksam um, scheinbar ging es von hier aus weiter und lauschte nebenbei, ob irgendetwas Verdächtiges zu hören war, zur Sunders Erleichterung, war dem nicht so.

    Nachdem sich sein Atem normalisiert hatte, schlich der alte Seemann weiter voran, jede Faser seines Körpers war zum Bersten angespannt, er könnte auch sagen, das er ziemlich aufgeregt war, aber das klang weniger heldenhaft. Wenig später, stand der Seebär vor einen größeren Geröllhaufen, der sah irgendwie verdächtig aus, als wäre hier irgendetwas eingestürzt. Ein sorgenvoller, prüfender Blick zur Decke, bestätigte seine Vermutung, vielleicht stand hier mal eine Wand, mutmaßte er weiter. Sunder wagte sich, trotz Warnung seiner inneren Stimme, etwas weiter vor und entdeckte zu seiner Verwunderung, ein Loch in der Wand, ein länglicher Spalt, würde es wohl besser beschreiben. Unwillkürlich fuhr die rechte Hand, des Seebären zu seinem Streitkolben, während er sich der Öffnung in dem Felsen, vorsichtig näherte. Zum Glück tat sich nichts, was nicht unbedingt zu bedeuten hatte, das da nicht noch etwas kommen könnte, was auch immer, wusste Sunder aus seinen unliebsamen Erfahrungen, beim Erkunden von Höhlen. Dennoch wertete er diesen Umstand als gutes Omen und ließ sich dazu hinreißen, seinen Arm, mit der Öllampe in der Hand durch den Spalt in der Wand zu stecken, damit er sehen konnte, was sich dahinter befand.

    Dem Augenschein nach, ein größerer Raum, ob es danach noch weiter ging, konnte Sunder nicht erkennen. Beim Ausleuchten, angesichts des spärlichen Lichtes, sicherlich eine etwas übertriebene Formulierung, fiel dem alten Seemann ein bläulich schimmerndes Glitzern auf, das gleich seine volle Aufmerksamkeit auf sich zog. „Dat muss dat Zeusch sein“ schlussfolgerte Sunder messerscharf, die Frage war nun, wie sollte er daran kommen, um das Erz einzusammeln. Der Seebär begutachtete den länglichen Spalt in der Felswand, ob er da durchschlüpfen könnte?, käme auf einen Versuch an. Gesagt, getan, wenig später stand der alte Seemann mit einem Bein auf der anderen Seite der Wand und versuchte verzweifelt den Rest seiner Körpers, ebenfalls dort rüber zu bringen, ohne Erfolg. Der Spalt war einfach zu schmal, für seine massige Figur, da half auch kein Luft anhalten und Bauch einziehen, musste er nach einigen, kräftezehrenden Bemühungen, resigniert zur Kenntnis nehmen. Er brach den Versuch ab, sich durch den Spalt zu zwängen, nicht das er am Ende noch stecken blieb und ein unwürdiger Hungertod sein Schicksal wäre, solch ein Ende, wünschte sich wohl Niemand. Zumindest Niemand, der noch bei klarem Verstand war, das war Sunder ganz sicher...

  7. Beiträge anzeigen #307
    Kämpfer Avatar von Sunder
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    in einer Höhle...

    Nun war guter Rat teuer, aufgeben und mit leeren Händen ins Lager zurückkehren?, das war keine Option, das wäre eine Blamage, die ihm den Rest seines Lebens, nachhängen würde. Den Spalt in der Felswand vergrößern?, das könnte durchaus klappen, war Sunders Meinung. Allerdings, das fiel ihm gleich danach ein, könnte er mit lautem Gehämmer, mögliche Höhlenbewohner auf sich aufmerksam machen, die bislang noch keine Notiz von ihm genommen hatten. Dieses Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen und leises Hämmern auf hartem Fels ging nun mal nicht, also musste er diese Idee, vermutlich die beste Lösung, schweren Herzens verwerfen. Der alte Seemann kam ins Grübeln und fluchte zwischendurch, weil ihm nichts einfallen wollte, wie er an das verdammte Erz herankommen sollte. Dann traf ihn plötzlich ein Geistesblitz, ein möglicher Ausweg aus seinem Dilemma, wieso war er nicht schon früher darauf gekommen?, haderte er kurz. Ohne weiter darüber nachzudenken, ob das Sinn machte, was er vor hatte, wickelte der Seebär kurzerhand sein Seil um seinen Streitkolben.

    Mit neuer Motivation, das Objekt der Begierde fest im Blick, schmiss der alte Seemann den provisorischen Wurfanker, in Richtung Erz und zog ihn dann behutsam am Seil zurück. Von den ersten Misserfolgen ließ sich der alte Seemann nicht beirren, er warf den Anker erneut aus und dann wieder. Es brauchte einige Versuche, bis sich der Streitkolben an dem Erzbrocken verfing und ihn ein Stück weit in Sunders Richtung, mitschleifte. Davon angetan, das dies der richtige Weg war, an das Erz heranzukommen, warf der Seebär immer wieder den Wurfanker, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Zwischendurch hielt er inne und lauschte gespannt in die Stille, ob irgendetwas Ungewöhnliches zu hören war, dann machte er unverdrossen weiter. Die Fehlversuche mit dem Wurfanker gut zu treffen, stellten sich mit der Zeit als recht nützlich heraus, dadurch wurde nämlich loser Dreck zur Seite geschafft und brachte weitere Erzklumpen zutage. Und ein Bündel, das schwer nach einer zusammengebunden Zeltplane aussah, das natürlich gleich die Aufmerksamkeit des Seebären auf sich zog. Von Neugierde getrieben, war er geneigt, sich gleich um den neuen Fund zu kümmern, doch er konnte seinen Forscherdrang bremsen, besann sich eines besseren. Er sollte erst die bisher herangezogenen Erzbrocken, etwa 1 Dutzend, sicher verstauen, riet ihm sein Verstand, dies tat Sunder auch, eine kluge Entscheidung.

    Nachdem nun sein Schatz auf der sicheren Seite, seiner Seite der Feldwand, gut verpackt, neben ihm auf dem Boden lag, konnte er sich getrost. diesem ominösem Bündel widmen. In gewohnter Manier, inzwischen hatte Sunder ja schon einige Erfahrung, warf er den Wurfanker, das Seil locker aus dem Handgelenk schwingend, nach seinem neuen Fund aus. Der alte Seemann hatte gut getroffen, der Streitkolben lag perfekt hinter dem Bündel, nun musste er nur noch mit Bedacht an dem Seil ziehend, damit sich die Beute langsam in seine Richtung bewegt. Der Streitkolben rutschte über das Bündel, zu der Schnüre, die es offensichtlich zusammenhielt, der Seebär spürte wenig später einen Widerstand,scheinbar hatte sich der Streitkolben verhakt. Sunder frohlockte schon, als sich das Bündel, nachdem er etwas mehr Zug auf das Seil brachte, leicht bewegte, das sah vielversprechend aus. Doch dann kam die Ernüchterung, der Wurfanker rutschte von der Schnüre des Bündels ab, „verdammt“ fluchte der Seebär innerlich, sehr ärgerlich. Vom Ehrgeiz gepackt, das ominöse Bündel zu bergen, wollte der alte Seemann gerade erneut den Wurfanker auswerfen, als er plötzlich ein seltsames Geräusch hörte, er verharrte auf der Stelle und hielt die Luft an. Es hörte sich an wie Scharren, als würde Jemand an einer Felswand scharren, oder Etwas, kam es ihm in den Sinn. Bei diesem Gedanken lief Sunder eiskalt den Rücken herunter, weil er gleich vage Vorstellungen hatte, was dieses Etwas sein könnte. Wilde Geschichten über blutrünstige Monster, die in Höhlen hausten, hatte er ja zur genüge gehört und genau die, fielen ihm auf die Schnelle ein.

    Der alte Seemann versuchte die Fassung zu bewahren, was unter diesen Umständen nicht gerade leicht war, er musste sich rasch entscheiden, wie er mit der neuen Situation umgehen soll. Das einfachste wäre und vermutlich auch das klügste, schnellstmöglich das Weite zu suchen, war der erste Gedanke. Doch dann würde er nie erfahren, was sich in diesem ominösen Bündel verbirgt, dachte Sunder als nächstes, das wäre jammerschade. „Ruhig Blut“ murmelte er, noch gab es ja keine unmittelbare Gefahr, also kein Grund übereilt zu handeln, schätzte der Seebär seine Lage erneut ein. Außerdem, befand er sich hinter einer massiven Felswand, selbst wenn da was käme, das ihm nach dem Leben trachten wollte, die Wand würde ihn schützen. Ein beruhigendes Gefühl, das den alten Seemann dazu ermutigte, einen Blick durch den schmalen Spalt zu wagen, sollte er es nochmal versuchen das Bündel zu bergen?, fragte er sich ernsthaft. Plötzlich ein leises Grollen, als sei irgendwo etwas zusammengestürzt, das hörte sich gar nicht gut an. Wenige Augenblicke später sah Sunder einen riesigen Schatten, direkt auf sich zurasen, geistesgegenwärtig sprang er zur Seite. Kurz darauf, zerbarst die Felswand mit lautem Getöse, der Schatten raste dem Seebären vorbei und stürzte von dem Plateau in die Tiefe. Wobei Tiefe, nicht wirklich zutreffend war, 4 höchstens 5 Meter, konnte man wohl kaum als solche bezeichnen.

    Was auch immer da, einen unfreiwilligen Abgang gemacht hatte, es lebte noch und machte einen Höllenlärm, eine Art Gekreische. Das Vieh, Sunder konnte nicht genau erkennen, was es war, rannte wie von Taranteln gestochen, wild hin und her, bäumte sich zwischendurch auf, als sei es ein Pferd. Zum Glück, so schien es jedenfalls, konnte das einem Käfer ähnelndem Monstrum, nicht klettern, ein Lichtblick, in dieser ausweglosen Situation. In der Hoffnung, das nicht noch mehr von diesen Viechern auftauchten, verharrte Sunder regungslos, er wagte es kaum zu atmen, etwas besseres als abwarten und beobachten, fiel ihm nicht ein. Während der Seebär gedanklich seine Optionen, wie er heil aus dieser Misere rauskommt, durchging, schien sich der Riesenkäfer zu beruhigen, er machte jedenfalls nicht mehr so einen Alarm. Eine ganze Weile später verstummte das Gekreische, das Monstrum hörte auf herumzurennen, dann rührte es sich gar nicht mehr, als sei es plötzlich erstarrt. Der alte Seemann traute dem Braten nicht und warf ein kleinen Stein nach dem Vieh und siehe da, das Mistvieh erwachte zu neuem Leben, das Spektakel ging von vorne los. Der Riesenkäfer reagierte scheinbar auf Berührungen, möglicherweise auch auf Erschütterungen, mutmaßte Sunder, das wäre zumindest eine logische Erklärung für das merkwürdige Verhalten. Und wie zuvor nahmen die Aktivitäten des Riesenkäfers mit der Zeit ab, bis er irgendwann wieder in Starre verfiel. Wenn das Vieh immer so reagieren würde, dachte der Seebär, dann hatte er eine realistische Chance, die Höhle lebend zu verlassen. Aber nicht ohne das ominöse Bündel, hatte der alte Seemann plötzlich im Sinn, warum auch immer, als hätte er nicht schon genug Probleme.

    Es gelang Sunder nicht, diesen wahnwitzigen Gedanken zu verdrängen, zu groß seine Neugierde, zu groß die Sorge, einen wertvollen Schatz zu verpassen, er würde ewig damit hadern, es nicht getan zuhaben. In einem Anfall von Übermut, vielleicht war es auch schon dem Wahnsinn verfallen, machte sich der alte Seemann, so leise wie möglich auf den Weg zu seiner Beute. Er ließ sich bewusst viel Zeit, immerhin das hatte er noch unter Kontrolle, damit er nicht versehentlich auf irgendetwas trat, das unliebsame Geräusche verursachte, dann stand er vor dem Objekt seiner Begierde. Das Bündel war nicht besonders groß, dafür aber relativ schwer, waren da etwa Goldmünzen drin? Wohl kaum, wusste Sunder, nachdem er das Bündel abgetastet hatte, das fühlte sich hart und vor allem klumpig an, was könnte es dann sein? Der Seebär musste sich bremsen, der Sache nicht gleich auf den Grund zu gehen, das könnte er später immer noch machen, sagte sein Verstand, der ausnahmsweise ernst genommen wurde. Außerdem hatte er das Schicksal schon genug herausgefordert, sagte sein Instinkt, und wenn er nicht an Hunger sterben wollte, dann erst recht nicht wegen Dummheit.

    Nachdem sich der alte Seemann selbst beschimpft hatte, war er wieder auf Kurs, die Devise hieß nun, nichts wie weg hier. Er schulterte seine Bündel, konzentrierte sich noch mal mit allen Sinnen auf die bevorstehende Aufgabe, die Felswand hinunterklettern und das möglichst leise. Zum Glück gab es in der Wand keine allzu großen Herausforderungen, es gab genug Möglichkeiten sich festzuhalten und mit den Füßen Halt zu finden. So konnte Sunder sich, mit wenig Kraftaufwand, vor allem aber schön langsam, fast wie in Zeitlupe, nach unten arbeiten, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Der Riesenkäfer, der aus dieser Perspektive noch monströser wirkte, verharrte immer noch regungslos, bis hier hin, war Sunders Plan aufgegangen. Und scheinbar hatte er bis hier her auch alles richtig gemacht, das stimmte ihn zuversichtlich. Dennoch war ihm gar nicht wohl dabei zumute, sich dem Riesenkäfer zu nähern, das musste der Seebär unweigerlich, wenn er an ihm vorbei wollte. Das Monstrum im Blick, schlich der alte Seemann Schritt für Schritt voran, sein Herz begann zu rasen und seine Beine zittrig, als das Mistvieh greifbar nahe war. „Reiß disch zusammen“ ermahnte sich der Seebär im Stillen, als er in Versuchung war loszurennen, es gelang ihm sich zu beherrschen, irgendwie. Eine gefühlte Ewigkeit später war es Sunder tatsächlich gelungen, um den Riesenkäfer herumzuschleichen, der Höhlenausgang deutlich sichtbar und nicht mehr weit entfernt.

    Ein letztes Mal zusammenreißen, ein letztes Mal hoffen und bangen, dann war es endlich geschafft, die verdammte Höhle lag hinter ihm. Der alte Seemann war schweißgebadet und mit den Nerven völlig am Ende, ein letzter sorgenvoller Blick nach hinten, dann die Erleichterung, er wurde nicht verfolgt. In der Ferne war vage ein Feuer zu sehen, ein weiter Weg, „dat schaffst du locker“ motivierte sich Sunder, atmete ein paar Atemzüge frische Luft ein, dann stapfte schweren Schrittes los.

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    Eigentlich hatte sich Mina ja auf die Pause von DraconiZ's Training gefreut und so auch auf den Gulasch den Jacques für die Truppe zubereitet hatte. So hatte sie sich natürlich auch gleich die Zunge verbrannt, da sie sich den Löffel zu voreilig in den Mund geschoben hatte, noch bevor das Essen weit genug abgekühlt war. Da war die gute Laune fast schon dahin, doch so richtig in den Keller sank sie erst, als Jacques das leidliche Philosophieren wieder anfing und Chala nach ...irgendwas gefragt hatte. Was genau hatte die Schmiedin nur halb mitbekommen, da sie in dem Moment noch mit ihrer schmerzenden Zunge zu tun hatte und neben den beiden sitzend sich kühle Luft in den offenen Mund zu fächerte. Die genaue Fragestellung war im Grunde aber auch ziemlich egal, den was auch immer der Streiter Innos da gefragt hatte, war in der Lage gewesen eine hitzige Diskussion zwischen den Beiden zu entfachen. Also in den Haaren hatten sie sich noch nicht und wenn die Thorniarerin die Zwei richtig einschätzte, so würden sie sich auch nicht vor der versammelten Truppe anfangen zu prügeln. Obwohl sie das weitaus spannender finden würde, als ihnen weiter zuhören zu müssen.

    Tatsächlich war Mina schon drauf und dran gewesen aufzustehen und sich woanders hin zu setzen, als Jacques sie plötzlich in seinem Geschwafel erwähnte. Natürlich konnte sie da nicht anders als aufhorchen und den Worten des Blonden zu lauschen. Nur für den Fall, dass er sie gerade um ihre Meinung gefragt hatte. Was nicht der Fall gewesen war. Somit hätte sie dann doch aufstehen können, aber es schien so, als ob er sie gerade als irgendein Argument für seine...Argumentation benötigte und da wollte sie nicht so sein und einfach Treulos verschwinden. Darum aß sie einfach stillschweigend ihren Gulasch weiter und nickte dem tapferen Recken und laut eigener Vorstellung baldigen Ritter, immer mal zu. Etwas positive Bestärkung konnte der Blonde schon vertragen.

    Als Chala dann auch noch anfing wie ein Wasserfall zu reden, nutzte die Schmiedin einen günstigen Moment um sich doch noch davon zu schleichen. In der Zeit, in der die beiden sich hitzig unterhielten, hatte sie es trotz verbrannter Zunge tatsächlich geschafft ihre Portion schon aufzuessen. So begab sie sich natürlich nochmal zur Kochstelle hinüber, wo sie die letzten Essensreste für einen kleinen Nachschlag zusammen kratzte.
    Wieder zurück bei Chala und Jacques, setzte sie sich wieder hin und ließ sich die halbe Portion schmecken. So wie es schien waren die beiden noch lange nicht fertig, aber zumindest war jetzt der Blondschopf wieder an der Reihe. Auch wenn er mit der Schönheit des Himmels maßlos übertrieb! Zumindest in Minas Augen, denn für sie sah dieser so aus wie jeder wolkenloser Nachthimmel. Zugegeben, so wolkenlos wie heute, sah man den selten, aber wenn man die Sterne so gut sehen konnte, dann an jedem dieser Tag genauso gut wie heute!

    „Also ich hätte ja weder Lust Ritter zu sein, noch in einem Dschungel voll mit wilden Tieren zu leben!“, warf Mina schließlich ein, um dem fortwährenden Hin und Her zwischen Chala und Jacques Einhalt zu gebieten.
    „Ich meine; dann muss man immer ganz brav und Tugendhaft leben, um allen ein gutes Beispiel zu sein und ich glaube das wäre mir zu mühselig! Und wenn mein Nachbar mal Hilfe braucht, dann kann der mich auch einfach fragen. Da muss ich kein Ritter sein, der auf seinem Schild drauf stehen hat, dass er die kranken, alten Kinder...die armen Alten...?“, die Schmiedin stockte kurz, als sie sich in ihren Gedanken verheddert hatte und klopfte nachdenklich mit dem Löffel gegen die Schüssel.
    „Naja und im Dschungel leben ist auch nicht das wahre, weil...“, begann sie abermals den Faden wieder aufzuheben, aber merkte schnell, dass die Angelegenheit mit dem Dschungel irgendwo selbsterklärend war: „...also wer will denn schon im Dschungel leben! Aber was ich eigentlich sagen will, ist, dass ich jetzt schon von euch erwartet hätte, dass ihr eure Meinungsverschiedenheit mit einer ordentlichen Runde Armdrücken austragt. Ich habe zumindest nicht das Gefühl, das eure Worte bei dem jeweils anderen groß Früchte tragen!“

    Nach diesen Worten schaute sie die beiden sehr erwartungsvoll an. Sie wusste natürlich, dass sie hier nicht in den Hafenkneipe in Thorniara war, aber was dort funktionierte, sollte doch auch hier für Ordnung sorgen können, oder?

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    Chala gab den Kampf an dieser Stelle auf. Nicht, dass sie es müde geworden wäre, mit dem Einfaltspinsel zu diskutieren, doch wenn die eigenen Worte nur taube Ohren erreichten, hatte ein Fortführen des Gesprächs nur wenig Sinn. Was kümmerte es sie auch, wenn diese Leute nicht verstanden, wie die Welt wirklich funktionierte? Sollten sie weiter ihren Idealen nachlaufen, ihre Ehre hochhalten und ein leuchtendes Beispiel für alle jene sein, die zu Schwach waren, um sich selbst als wirklich frei zu bezeichnen.
    Als sich jedoch die einzige andere Frau der Runde einmischte, Mina ihr Name, erhob sich die Aranisaani, begleitet von einem schnalzenden Geräusch ihrer Zunge, welches das Reißen ihres Geduldfadens imitierte. Sie würde ihre Bettrolle am Rand des felsigen Überhangs ausbreiten und sich schlafen legen. Der Tag war lang und anstrengend gewesen und auch Beltane steckte ihr noch in den Knochen, obwohl sie es bis hier her gut hatte ignorieren können.
    „Viel Erfolg dabei, Jacques“, gab sie dem Träumer noch ihre Wünsche mit, ehe sie Mina einen Seitenblick gönnte, „Meine Heimat besteht fast ausschließlich aus Dschungel, aber es freut mich, dass du bisher ein behagliches Leben führen konntest.“
    Sarkasmus tropfte förmlich aus jedem einzelnen Wort, welches sie sprach, bevor sie sich endgültig abwandte und den Tag für sich als beendet erklärte. Was sollte man auch sonst machen, wenn der Horizont ihrer beiden Mitschüler am Haus des besagten Nachbarn endete.

    Ihr Lager für die Nacht soweit vorbereitet legte sie ihr Schwert in seiner Scheide ins Innere der Bettrolle. Ihre Messer legte sie unter ihren Beutel, den sie neben ihrem Kopf platzierte. Im Ernstfall würde sie schnell an eine Waffe kommen, auch wenn sie hoffte, dass das nicht nötig war. Doch auch wenn Jacques sich darüber lustig gemacht hatte, so war es doch die brutale Wahrheit, dass hinter jeder Ecke ein Raubtier lauern konnte, welches einem nach dem Leben trachtete. Vielleicht würde der junge Mann das eines Tages noch lernen, doch so wenig Sympathie sie für ihn – und auch allgemein – übrighatte, wünschte sie ihm nicht das Leben, was sie derzeit führte. Ungewissheit, ob man am nächsten Tag oder gar in der nächsten Stunde noch die Kontrolle über den eigenen Körper hatte oder eine andere Version von einem selbst das Steuer überlassen musste, war kräftezehrender, als sie jemals zugegeben hätte.
    Einer Sache musste sie jedoch doch zustimmen, als sie aus ihrer liegenden Position den Himmel betrachtete. Es war ein schöner Sternenhimmel heute Nacht.

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    Der Assassine hörte einfach zu und genoss ausgiebig die Show, die Jacques und Chala und nachher auch Mina sich lieferten. Er war kaum umhin gekommen zu bemerken, wie sie sich sehr angeregt unterhielten. Ein wenig war er schon stolz, dass er diese Diskussion angestoßen hatte. Sie war wichtig. Wichtig für ihre persönliche Entwicklung. Jacques und Chala stellten zwei Extreme dar. Eine unnachgiebig und unzivilisiert, der andere naiv und geordnet. Zwei Pole die um die Vorherrschaft kämpfen. Es war als würden sie Beliar und Innos’ vertreten. Die beiden Mächte die auch in seinem Inneren miteinander stritten. Licht und Schatten. Beide hatten recht und beide lagen falsch. Es gab diesen Unterschied den sie zeichneten für ihn nicht. Er musste wirklich über den Vorschlag von Mina schmunzeln, das mit Armdrücken auszutragen. Das war keine Debatte die man gewinnen konnte. Mina würde ihre Weg aber sicher auch noch finden.

    Am nächsten Morgen klatschte DraconiZ in die Hände um die drei Schüler zu wecken. Ja das machte schon etwas Spaß zu sehen wie sie erschrocken nach oben schreckten. »Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt!«, rief er den Dreien eines der Zitate die in Varant so gerne genutzt wurden zu. Sie brauchten keine Balance zwischen ihnen. Armdrücken würde nicht reichen. Das würde nur die Spannungen vergrößern. »Ich bin sehr beeindruckt von dem was ihr gestern zu Tage gefördert habt. Nun ist mein Rat ab heute gegenseitig die Ansicht des jeweils anderen in euren Welt zu integrieren ohne eure Welt zu verleugnen«, sprach er kryptisch. Es brauchte Harmonie und Harmonie brauchte Integration, nicht Abgrenzungen. Er hatte wenig Hoffnung, dass sie das so verstehen würden, aber es mochte gut und gerne der Tag für alle Drei kommen, da sie sich an die Gedanken des jeweils anderen erinnern mochten. Und das war dann sehr viel wert. Fast noch mehr als den Schwertkampf zu erlernen. »Und jetzt bei allen drei Göttern an die verdammte Arbeit. Ich habe euch eine Aufgabe gegeben. Üben unter körperlicher Erschöpfung. Bewegt eure Hintern!«, bellte er mit einem Male von einer leisen Stimme auf Kasernenhofton wechselnd und versuchte damit den Schlaf aus den Körpern der Drei zu vertreiben. Ja manchmal musste das einfach sein. Manchmal musste es raus und der Stresstest sollte jetzt ohne Anlauf beginnen.

    Belustigt schaute er zu, wie sie sich murrend in Bewegung setzen und wollte schon rau etwas ergänzen, als er den Seebären in ihre Richtung kommen sah. Seine Bewegungen wirkten erschöpft und seine Muskeln zuckten, so dass offensichtlich war, dass sie übersäuert waren, aber auf seinem Gesicht lag ein Grinsen, was sich noch weiter als seine Wangen auszudehnen schien. War er die Nacht durchgelaufen? »Du warst erfolgreich. Das freut mich«, empfing er seinen Schüler, der sich müde auf einen Stein in der Nähe fallen lies. Er klopfte ihm auf die Schulter. »Sieht nach einer guten Ausbeute aus! Wie ist es gelaufen?«, meinte der Klingenmeister als er die Beladung kurz in Augenschein nahm. Sunder schilderte ihm in seiner unnachahmlichen Art die Geschehnisse in der Höhle und DraconiZ nickte beeindruckt und stolz, während er aufmerksam zuhörte und dann und wann eine Rückfrage stellte. »Der Kommandant wird am Besten entscheiden, was damit zu tun ist«, wies er Sunder an. Ihm fiel auch ein ominöses Bündel auf, welches er mitgebracht hatte, zu dem er aber bisher nichts gesagt hatte. Sei es drum. Er hatte es erstritten und er sollte entscheiden was damit geschah. »Was deine Ausbildung angeht, hast du die Grundlagen definitiv verstanden. Ich denke nicht, dass ich dir da noch viel beibringen kann. Ich gratuliere dir zu diesem Meilenstein. Es freut mich, dass du die Aufgabe so gut bewältigen konntest!«. Wieder klopfte er Sunder auf die Schulter und freute sich mit ihm. »Sobald du dich ausgeruht hast, kannst du zu den anderen stoßen. Ich werde die Übungen für dich etwas abwandeln und auf den Streitkolben ändern«. Er zwinkerte.
    Geändert von DraconiZ (18.06.2024 um 09:43 Uhr)

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Wie würde man die allgemeine Stimmung eines Menschen beschreiben, der zu gar ungöttlicher Zeit mit einem lauten Klatschen und befehlsmäßigem Ton aus dem Schlaf gerissen wurde?
    In Chalas Fall war die Antwort ein klares beschissen. Nicht nur war der felsige Untergrund trotz Bettrolle alles andere als bequem gewesen, sondern mindestens einer dieser aufrechten Recken hätte wohl lieber Holzfäller werden sollen. Ein immens lautes Schnarchen hatte sie mitten in der Nacht aufgeweckt und sie hätte ihr Frühstück darauf gewettet, dass es Jacques gewesen war.
    Zudem hatte sich die schlechte Laune des Vorabends über die Nacht hinweg nicht gelegt und so hievte sich die Aranisaani leise fluchend aus ihrer Bettstatt, nahm ihr Schwert wieder an sich und versuchte sich an die Worte zu erinnern, die Draco ihnen soeben mitgegeben hatte.
    Er war beeindruckt von den Welten, die in Sachen Ansicht aufeinandergeprallt waren? Hatte er nicht zugehört? Sie hätte lieber ihr Schwert in Jacques Körper integriert, als sich für seine naive Sicht auf die Dinge zu öffnen. Doch der Blick des Silberhaars verriet ihr unmissverständlich, dass ein Gefühlsausbruch keine Wirkung bei ihm zeigen würde.

    „Wenn alles erlaubt wäre, würde ich dem Einfaltspinsel gern meinen Fuß in den Hintern rammen“, murmelte sie gerade laut genug, dass wohl nur der Dolchkämpfer sie hören konnte, „Wie soll ich denn den Felsen hochkommen?“, fragte sie dann etwas lauter und erwartete eine Art Einführung in die Kunst des Kletterns.
    Stattdessen erntete sie nur ein Schulterzucken und etwas, dass sich ziemlich genau nach „Das wirst du schon herausfinden“, anhörte.
    Da sie damit wohl ihr Los für den Tag gezogen hatte, entfernte sie sich von der Gruppe, ein Umstand, der ihr gelegen kam, denn wenn sie Jacques Gesicht so kurz nach dem ungemütlichen Wachwerden längere Zeit betrachten musste, hätte sie für nichts mehr garantieren können.

    Da die gestellte Aufgabe erforderte, dass sie einen Angriff parieren sollte, würde sie wohl warten müssen, bis sich ein Trainingspartner für sie fand. Das bedeutete, dass sie für den Moment ihre Konzentration auf den Felsen und das Problem des Überwindens lenken konnte. Unverwandt starrte sie den Ort ihrer letzten offensichtlichen Niederlage an, während ihre Gedanken wieder die Frage umkreisten, wie Draco hinter sie gelangt war.
    Mit einem vehementen Kopfschütteln vertrieb sie die störenden Ablenkungen und versuchte herauszufinden, wie sie auf die andere Seite des Dolchfelsens gelangen konnte, ohne – nun ja – einfach herumzulaufen. Sie betrachtete die einem Stalagmiten ähnliche Steinformation, bedachte die glatte Oberfläche mit einem Hauch Zweifel und die wenigen Spalten, die sich wie Adern ihren Weg nach oben bahnten. Testweise griff sie in eine der Spalten. Ihre Finger passten nur übereinander hinein und auch nur bis zum zweiten Glied, sodass ihre Hand senkrecht zum Boden ausgerichtet war. Es war ein wenig so, als würde sie etwas von der Seite greifen wollen, wie einen Becher oder eine Fackel.

    In einem halbherzigen Versuch griff sie nach einer höheren Stelle und zog sich daran hoch. Doch es blieb bei dem Versuch, da ihre Finger unter der Last ihres eigenen Körpers aufgaben, noch ehe sie sich Gedanken darüber machen konnte, wie sie ihre Füße einsetzen sollte. Es war – gelinde gesagt – frustrierend für Chala, da sie es gewohnt war, ein Händchen für die meisten Dinge zu haben. Doch ohne Anhaltspunkte würde ihr diese Aufgabe Schwierigkeiten bereiten.
    „Anhaltspunkte?“, murmelte sie laut, als ihre Gedanken sich darum drehten.
    Was wäre, wenn sie sich einige Fixpunkte an dem Felsen suchte, und zunächst in Gedanken den Felsen erklomm?
    „So ein Quatsch“, stieß sie diese Idee von sich und wagte einen weiteren Anlauf.
    Geändert von Chala Vered (19.06.2024 um 00:42 Uhr)

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    »Anhaltspunkte«, murmelte der Weißhaarige als er Chalas Bemühungen betrachtete diesen Felsen zu erklimmen. »Du musst eins werden mit dem Felsen. Du musst spüren wie er spürt. Du musst die Festigkeit seiner Struktur erahnen, musst die Verankerung des Steins in der Welt spüren. Du musst nicht nur nachvollziehen wie es wäre der Stein zu sein, du musst selbst zum Stein werden. Dann wirst du alle seine Geheimnisse erkennen und dann wirst du fähig sein ihn zu überwinden. Denk an das Zitat. Kenne deinen Gegner und dich selbst und du wirst keine Schlacht verlieren«. Kurz zuckten seine Mundwinkel. Er hatte es nicht ganz geschafft den Unsinn von sich zu geben ohne eine Regung zu zeigen. Dafür hatte es einfach zu viel Spaß gemacht. »Naja und wenn es noch nicht ganz klappt, dann denk vielleicht daran, dass mindestens immer drei Gliedmaßen an dem Stein sein sollten und Vertiefungen suchen an denen du dich gut festhalten kannst. Es hilft zudem auch erst einmal die Stellen zu beschauen und sich einen Plan zurechtzulegen der vielleicht funktionieren könnte. Darauf bauen sollte man aber nicht. Ein Plan ist nur so gut wie die Improvisation die ihn ersetzen kann«, meinte er dann doch etwas ernsthafter. »Des weiteren macht es nichts erst einmal langsam anzufangen. Schnelligkeit kommt automatisch mit der Übung«.

    DraconiZ gähnte und schaute sich zu den anderen um. Die waren mittlerweile auch wieder daran zu üben. »Sunder!«, rief er mit fester Stimme als er den Seebären sah. Er war mittlerweile auch aufgetaucht und so wie er lief war der Muskelkater noch nicht verschwunden. Im Gegenteil. Er bewegte sich noch recht steif. Trotzdem war es Zeit für die erste Lektion. »Ich hoffe du bist bereit«, meinte er zu dem Seebären und wartete aber keine Antwort ab. Das hier war ja schließlich kein Wunschkonzert. »Der Streitkolben ist eine Waffe die eher auf Kraft auf ist, was sich bei deiner Körperzusammensetzung deutlich anbietet. Ich zeige dir jetzt eine Form die auch die üben kannst. Wenn die Grundlagen drin sind, kannst du auch direkt mit den Anderen mit trainieren«, wies er den Seebären an. Die Form die er Sunder zeigte war anders. Auch sie begann damit zu stehen und die Waffe zu ziehen und auch hier waren Angriffe und Paraden inbegriffen, aber die Form war deutlich martialischer und weniger elegant. Sie war direkter und mit wuchtigeren Schwüngen, so dass der Assassine hoffte, dass Sunder schnell lernen würde seine durchaus vorhandene Kraft zu nutzen.

    Einige Zeit später stand er wieder etwas abseits und nahm die Bemühungen aller in Augenschein. Zunächst einmal lief es doch ganz gut.

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    Mit unbeweglicher Miene begegnete Chala Dracos schmunzelndem Gesicht, während er ihr von der Einheit mit dem Felsen und der Wichtigkeit seinen Feind zu kennen, erzählte. Hätte er sich nicht mit dem Aufbrechen seines zuvor ernsthaften Ausdrucks verraten, wäre ihre Meinung von ihm wohl einer Generalüberholung unterzogen worden.
    „Spüren, was der Felsen spürt?“, fragte sie amüsiert und lehnte sich mit dem Rücken an den riesigen Stalagmiten, „Filigrane Finger auf meiner Außenhülle und in gewissen Vertiefungen? Klingt verlockend“, grinste sie ihn frech an, ehe sie fortfuhr, „Aber ich denke, dass ich lieber deinen anderen Hilfestellungen folgen werden.“
    Sie zwinkerte ihm zu und wandte sich dann wieder ihrer Aufgabe zu, während Draco sich umwandte, um nach seinen anderen Schülern zu sehen. Sich vorab einen Plan zurechtzulegen, den Weg im Kopf durchzugehen, den man wählen wollte, war also doch der richtige Ansatz gewesen. Wer hätte das gedacht? Allerdings würde sie sich insbesondere den Tipp mit den drei Gliedmaßen in Erinnerung behalten. Das bedeutete, dass sie zunächst überprüfen musste, wie sie ihre Füße an der vermeintlich glatten Oberfläche platzieren konnte. Ihre Finger passten zwar in die schmalen Spalten, doch das wäre bei ihren Stiefeln anders. Sollte sie sich vielleicht barfuß dieser Aufgabe widmen? Nein, sie würde ja nicht jedes Mal ohne Schuhwerk einer Wand gegenüberstehen, die es zu überwinden galt.

    Testweise setzte sie ihren linken Fuß an den Stein, schaute auf und griff nach einer Stelle über ihrem Kopf. Ihre zweite Hand fand ebenfalls Halt und mit allen drei Gliedmaßen wandte sie Kraft auf, als sie sich hochzog und -drückte. Einen Moment hing sie über dem Boden, an den Felsen geklammert. Eilig versuchte sie mit ihrem in der Luft befindlichen zweiten Fuß die Stelle zu finden, die sie auserkoren hatte, doch sie rutschte erfolglos ab bis auch ihr zweites Standbein nachgab. Mit einem überraschenden Ruck rutschte sie herab und landete unsanft auf dem harten Untergrund, stolperte einen Schritt zurück.
    Sie schaute auf ihre Finger, die von Steinstaub und leichten Rötungen des Drucks, den sie aufgewandt hatte, bedeckt waren. Es gehörte wohl viel Kraft dazu, sein eigenes Körpergewicht fortzubewegen. Dabei fiel beim das beim Laufen überhaupt nicht auf. Man…tat es einfach und machte sich keine Gedanken darüber, wie es funktionierte. Was wäre, wenn sie so dick wäre, wie dieser Hüne im Sumpf mit der stattlichen Wampe und dem steten Lächeln im Gesicht? Es erschien ihr fast unmöglich sich mit einer solchen Masse diesen Felsen hochzuarbeiten.

    Chala schüttelte den Staub von ihren Händen und richtete ihren Blick erneut auf ihr Hindernis. Sie konnte sich nicht von einem Fehlversuch entmutigen lassen. Mit einem tiefen Atemzug konzentrierte sie sich auf die Aufgabe vor ihr. Diesmal würde sie es anders angehen. Sie wählte eine andere Route, eine, die mehrere kleine Vorsprünge bot, die als Trittflächen dienen konnten. Stellen, wo die Spalten von der Witterung aufgeplatzt waren.
    Sie setzte ihren rechten Fuß auf einen niedrigen Vorsprung und drückte sich nach oben. Ihre Hände suchten nach Griffmöglichkeiten, und sie fand zwei kleine, aber feste Erhebungen, an denen sie sich hochziehen konnte. Die Aranisaani bewegte sich langsam, aber stetig aufwärts, wobei sie darauf achtete, dass immer drei ihrer Gliedmaßen festen Halt hatten, bevor sie das vierte bewegte.
    Schritt um Schritt gewann sie an Höhe, und mit jedem Zug fühlte sie sich sicherer. Ihre Muskeln brannten vor Anstrengung, aber sie lächelte bei dem Gedanken, dass sie es tatsächlich schaffte, den Dreh raushatte. Fast zwei Körperlängen war sie nun über dem Boden, als sie einen besonders verlockenden, herausragenden Stein über ihrem Kopf erspähte. Ohne zu zögern streckte sie ihre Hand aus, lehnte dabei ihren Oberkörper etwas zurück und…

    …griff daneben. Ihr Herz raste, als sie den Halt verlor, der Schwerpunkt ihres Körpers zu weit weg von der Felswand. Reflexartig trat sie mit dem Fuß nach einem Vorsprung, um ihren Fall zu bremsen. Ihre Hand fand nur bedingt Halt und sie rutschte in die Tiefe. Hart schlug sie mit ihrem Hintern auf dem Boden auf und ein schmerzerfüllter Seufzer entwich ihr, während sie sich mit ihren geschundenen Händen abstützte, um nicht auf den Rücken zu fallen. Ihre Handgelenke schmerzten von der forcierten Bewegung und der Aufprall forderte ebenfalls Tribut.
    Die Haut ihrer Finger war aufgerieben, doch es trat kein Blut hervor. Mit entschlossenem Blick rappelte sie sich wieder auf. So schnell würde sie sich von einem leblosen Klotz nicht unterkriegen lassen.

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    »Das macht überhaupt nichts Chala, wenn du jetzt etwas zu hastig unterwegs war. Das nächste Mal einfach ein bisschen langsamer machen und die Spannung halten. Aber ist wirklich alles okay. Ich hatte meinen Spaß«, lachte der Weißhaarige als seine Schülerin unfreiwillig auf ihrem Hinterteil landete. Sie hatte sich nicht ernsthaft verletzt und so fand er es durchaus angemessen sich diesen Scherz zu erlauben. Schließlich war wie es gewesen die so vehement darauf bestanden hatte, dass das Leben ein Dschungel war und dass sie Stärke beweisen musste.

    »Nun manches Mal ist es nicht schlecht sich etwas abzulenken bevor man immer wieder versucht das gleiche zu machen, daher zeige ich dir jetzt einmal wie ich dich so überraschen konnte, während du dich etwas sammelst«, meinte er dann. »Das Schleichen ist wie das Liebesspiel. Man muss zärtlich sein und vorsichtig, Erst der richtige Moment soll das Feuer entzünden«. Er ging etwas in die Hocke und spannte seinen Körper an, während er sich nahe des Felsens aufhielt. »Die Umgebung ist dein Verbündeter. Nutze sie zu deinem Vorteil. Schaue dir an wie die Schatten fallen und beobachte wie sich die Anderen um dich herum verhalten. Unsichtbar sein ist eine Frage der Wahrnehmung der Anderen. Es gibt Künstler die es schaffen unsichtbare Dinge zu tun, obgleich alle auf sie achten.« Er zeigte ihr die Körperhaltung, wie man Anspannung und Entspannung nutzen konnte um quasi lautlos zu sein. Elaborierte welche Umgebungen sich gut eigneten und welche nicht. »Theatralik und Täuschung machen einen guten Hinterhalt aus. Doch nur bei Uneingeweihten. Wenn du beginnst darauf zu achten, wirst du nicht mehr uneingeweiht sein und auch deine Umgebung besser wahrnehmen«, meinte er wieder kryptisch. Chala würde ihn schon gut verstehen.

    Dann von einem Moment auf den anderen zog er seinen Dolch und winkte Chala heran. »Du hast doch auch noch nach einem Partner gesucht. Weiter geht es!«

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    Chala funkelte Draco an, als er sich über ihren Sturz belustigte. Wenn sie eins mit dem Felsen wäre, hätte sie sich in diesem Moment wohl zufällig auf ihn niederstürzen lassen. Dass er sie als frühmorgendliche Unterhaltung betrachtete, feuerte ihren Trotz an. Sie würde ihm schon beweisen, dass sie imstande war seinen Erwartungen gerecht zu werden. Auch, wenn sich die leise Frage in ihrem Hinterkopf hartnäckig hielt.
    Warum lasse ich das mit mir machen?
    Doch die Antwort war schnell gefunden, denn sie musste neidlos anerkennen, dass sie nicht so fähig war, wie sie es sich stets gern einredete. Ihre Schwertkunst war unausgereift und ihre körperlichen Fähigkeiten basierten auf dem Eindruck, den sie bei anderen zu erzeugen wusste. Tatsächliche Kompetenz würde sich auszahlen, wenn sie bereit war zu lernen.

    Gespannt beobachtete sie, wie Draco ihr zeigte, wie er sich vor ihr verborgen halten konnte, als sie ihn um den Felsen gejagt hatte. Wahrnehmung und wie man diese ausnutzen konnte, waren ihr bekannte Talente, die sie auch zu nutzen wusste, wenn sie sich an dem Hab und Gut anderer bediente. Doch so meisterlich ihr Gegenüber sich darauf verstand seine Präsenz zu verschleiern, sich außerhalb ihrer Wahrnehmung zu bewegen, hatte sie es nie bewerkstelligen können.
    Ihr entging nicht der erneute Vergleich zum Liebesspiel und sie versuchte in Worten und Mimik zu lesen, was er damit bezweckte, fand sich jedoch ratlos wieder, so wie ihr der ganze Mann ein Mysterium blieb. Er wollte nicht in ihre Vorstellung eines Streiter Innos‘ passen. Ein Umstand, der sie neugierig machte.
    Und wirklich, seine Bewegungen, insbesondere das An- und Entspannen seiner Muskeln gaben Anlass die Schnittmenge von unerkannter Fortbewegung und zweisamer Zuwendung zu erkennen. Ein Grinsen legte sich über ihre zuvor verstimmte Miene. Mehr noch als die Demonstration, die lautlosen Schritte auf dem harten, unebenen Untergrund, imponierten ihr die Worte, die das Wie und Warum beleuchteten. Die Vorführung, wie sie sich bewegen musste und weshalb sie es tat, waren untrennbar miteinander verwoben.

    Doch ehe sie es nachahmen konnte, forderte er die Fortsetzung der eigentlichen Übung. Mit noch immer schmerzendem Hinterteil zog Chala ihr Schwert, trat näher an das Silberhaar heran, dessen Dolch bereit in seiner Hand ruhte. Sie würde ihn parieren müssen, rief ihre bisherigen Erfahrungen innerlich ab, als sie die Grundstellung einnahm. Den Griff ihrer Waffe hielt sie auf Hüfthöhe vor sich, der Ort zielte dabei auf den Kopf Dracos, der sie mit einem leichten Lächeln bedachte. Er fragte nicht, ob sie bereit war, sondern ging nach einer kurzen Pause, in der sich beide musterten, zum Angriff über.
    Der Kris schnellte hervor, beschrieb einen steilen Bogen, dessen Höhepunkt an ihrer Schulter enden würde, wenn sie nichts dagegen tat. Sie drehte das Handgelenk leicht nach links und empfing den Dolch mit ihrem Schwert, ließ die Schneide bis zur sehr schmalen Parierstange gleiten bis ein metallener Klang zu hören war. Draco drehte seinen Oberkörper in dieselbe Richtung, schwächte den Druck ab, den Chala hätte aufbauen müssen, um seine Waffe zu binden und überraschte sie mit einem schnellen Schlag seiner freien Hand, der auf ihr Gesicht zielte. Sie zuckte zurück, doch er hielt inne, ehe er sie traf.

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    »Es wird«, sprach der Klingenmeister zu Chala als beide wieder ihre Waffen hatten sinken lassen. Sie war wirklich eine faszinierende Frau. Das Feuer das in ihr brannte war wirklich bemerkenswert. Es schien ihr ganzes Wesen zu erfüllen und aus ihren Augen in die Welt zu kommen. Ihre Bewegungen und ihre Art zu sprechen brachten alle zum Ausdruck mit welchem Nachdruck sie unterwegs war. Sie musste nur aufpassen, dass ihr inneres Feuer nicht die Welt in Brandt steckte.

    »Eine weitere Übung«, begann der Streiter wieder und zeigte auf eine recht gerade Linie, die zufällig vom Zahn der Zeit in den Boden des Felsplateaus geritzt worden war. »Zu allen Dingen gehört Balance und so auch zur Körperbeherrschung«, begann er einen neuerlichen Monolog. Ja das war jetzt schon die dritte Übung die er begann und Chala hatte noch keine Möglichkeit gehabt überhaupt die anderen Beiden zu testen, aber was sollte es. Erst Theorie dann Praxis. »Du musst auch deinen Körper auf Balance trainieren, als lernen dein Gleichgewicht zu halten. Dazu kannst du hier auf dieser gerade Linie gehen. Wenn du das geschafft hast und ich bin der Hoffnung, dass das nicht allzu lange dauern, dann kannst du auch die Schwertübungen mit nutzen, während die auf dieser Linie balancierst«. Er deutete auf die Linie, die bei erneutem hinsehen jetzt doch nicht mehr ganz so gerade war, wie er sich das gedacht hatte. Sei es drum. Zur Übung würde es reichen. »Solltest du irgendwann einmal oben auf diesen Felsen kommen«, begann er lachend, »Dann kannst du direkt als nächstes versuchen dort oben auf einem Bein zu stehen«. Wieder grinste er. Das war aber wohl eine Übung die etwas Zeit von Nöten hatte. Aber sie hatten ja Zeit. DraconiZ wusste, dass sie irgendwann nach Setarrif mussten, um Valien zu finden, allerdings war das Schwert nun schon so lange verschollen, dass ihm ein paar Tage mehr wohl nichts ausmachen würden, solange er es denn fand. Etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass es da sein musste und dass er es finden sollte, wenn er hier fertig war. Alles hatte seine Zeit.

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    Ein wenig Stolz wallte in Chalas Brust auf, als Draco bereits Fortschritte zu erkennen schien, obwohl sie selbst wohl nicht seiner Meinung gewesen wäre. Immerhin hätte er ihr die Nase zertrümmert, hätte er seinen Schlag ernsthaft ausgeführt. Dennoch, Anerkennung war etwas, was die Aranisaani gern annahm.
    Zu ihrer Überraschung gab er ihr weitere Hinweise, wie sie ihren Körper besser zu beherrschen lernte. Es klang so banal. Über eine schmale Linie zu laufen, hörte sich nicht gerade nach einer Herausforderung an und beinahe hätte sie mit den Augen gerollt, doch verkniff sie sich die Geste, da das Silberhaar ihr bisher sorgfältig demonstriert hatte, wie sehr sie ihm in Sachen Kampffertigkeit und Nutzung der Umgebung nachstand. Er wusste sicher, was er tat. Hoffte sie zumindest.
    „Auf dem Felsen mit einem Bein stehen?“, fragt sie nach und hob skeptisch eine Augenbraue, „Erstmal muss ich da hochkommen“, fügte sie hinzu und schaute etwas missmutig zum Dolchfelsen.

    Wildkatze verschwand wieder in ihrer Scheide und Chala näherte sich erneut dem Stalagmit, schaute auf die kleineren Erhebungen und Vorsprünge sowie Spalten, an denen sie sich zuvor entlang gehangelt hatte. Sie suchte nach der Stelle, wo sie den Halt verloren hatte.
    „Hmm, dort hab‘ ich zu weit nach oben gegriffen“, überlegte sie laut und suchte nach alternativen Routen, doch schienen in unmittelbarer Nähe keine anderen Griffmöglichkeiten zu sein.
    Sie trat einen Schritt zurück, wollte mehr der Wand in ihrem Sichtfeld wissen.
    „Wenn ich dort…“, murmelte sie in Gedanken vertieft, während sie sich ihren Aufstieg vorstellte.

    Sich einigermaßen sicher, dass sie einen Weg gefunden hatte, dem sie folgen konnte, legte sie wieder ihre Hände an zwei Griffe, die gut zwei Schritt auseinanderlagen. Ihren Fuß platzierte sie auf einem Vorsprung auf Kniehöhe und zog sich mit einem Ruck hoch, sodass ihr anderer Fuß eine höhere, schmale Mulde erreichen konnte. Sorgsam schaute sie nach dem nächsten Griff, streckte ihren linken Arm und drückte langsam ihre Beine durch bis sie die Spalte erreichte, in die sie ihre Finger schieben konnte. Auf diese Weise suchte sie sich ihren Weg immer weiter hoch bis sie nach unten schaute. Draco blickte ihr entgegen, nickte aufmunternd mit verschränkten Armen.
    Chala fragte sich, wie es von unten aussah, während sie den Felsen erklomm, doch wischte den Gedanken fort. Ablenkung konnte sie derzeit nicht gebrauchen, denn ihre Finger schmerzten von der Anstrengung und ihre Knie zitterten bereits. Irgendwie würde sie auch wieder nach unten gelangen müssen, denn eine weitere harte Landung wollte sie sich lieber ersparen.

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    Die Spitze des Dolchfelsens war in greifbarer Nähe, doch die Witterung hatte das Gestein porrös werden lassen, sodass ein fester Halt undenkbar war. Stattdessen suchte sich Chala zwei feste Tritte an der Steilwand, wobei sie die schmal zulaufende Form mit ihren Oberschenkenkeln teilweise umklammern konnte, was ihr mehr Halt gab. Ihr ganzer Körper schmerzte, nicht nur Finger, Arme und Beine, sondern auch ihr unterer Rücken und selbst die Rumpfmuskulatur ächzte mit jedem Atemzug, den sie in dieser luftigen Höhe tat.
    Durch die bessere Position fand sie den Mut, einen Moment zu verharren und zumindest ihren Händen eine kurze Auszeit zu gönnen. Nacheinander schüttelte sie die überstrapazierten Gliedmaßen aus, suchte Erleichterung in einer anderen Bewegung, die die verkrampften Muskeln zu lösen im Stande waren.

    Als der pulsierende Schmerz langsam verebbte, schaute die Aranisaani sich um, wandte den Kopf so weit von rechts nach links, wie sie es sich traute. Es war ein atemberaubender Blick von hier oben, unterbrochen, nein, künstlerisch eingegrenzt durch die weit höheren Gipfel der Berge, an deren Hängen nicht einmal mehr Bäume zu wachsen schienen. Die schneeweißen Spitzen wirkten wie ein ferner Traum, denn unten in den Tälern war es warm gewesen. Hier oben jedoch galt es eine seltsame Mischung aus kalten Winden und sengenden Sonnenstrahlen zu ertragen. Das gleißende Licht brachte Chalas dunkle Haut zum Glänzen, doch auf die teilweise beißenden Luftzüge hätte sie gern verzichtet.

    Ihr Blick wanderte über die zersplitterte Landschaft, die sich kurz unter den Wolken erstreckte. Der Morgen hatte Nebel in einige Senken des Gebirges gebracht. Erinnerungen an die Jagd kamen hoch und an die sich festigende Gewissheit der verschiedenen Formen ihres Daseins. Sie musste unbedingt nach Stewark gelangen, doch allein würde sie es nicht lange hier draußen überleben. Für den Moment war sie an die Truppe des Silberhaars und des Kommandanten Ulrichs gebunden.
    Die Entfernung zum Boden schien ihren Kopf leichter werden zu lassen, ein Gefühl, welches gleichwohl befremdlich wie angenehm war, fast so, als hätte sie die ersten Züge eines frischen Grünen Novizen inhaliert. Es half ihr beim Denken – glaubte sie jedenfalls.

    Irgendwie muss ich mich mit den weniger intelligenten Mitgliedern dieser Myrtaner arrangieren, überlegte sie und dachte dabei insbesondere an den naiven Jacques, der die Welt durch die Augen eines Kindes betrachtete, das seine Träume zu verwirklichen suchte.
    „Träume zerbrechen bei den kleinsten Erschütterungen“, verriet sie dem Wind und bemerkte, wie er die Kälte der schneebedeckten Gipfel zu ihr trug, die in ihre Kleidung kroch.
    Chala schaute nach unten, dutzende Schritte war sie hochgeklettert, doch nun würde sich zeigen, ob sie auch wieder nach unten kommen würde – ohne den schnellen, schmerzhaften Weg zu wählen.

    Zwar hatte sie erwartet, dass es schwierig sein würde, doch es stellte sich noch als Unterschätzung der Gefahr heraus. Der stete Blick nach unten, um ein den nächsten sicheren Tritt zu finden, wurde jedes Mal von dem unweigerlichen Blick in die mögliche Absturzrichtung begleitet. Zudem war sie sich selbst im Weg, wenn sie nach Griffen Ausschau hielt. Zwar konnte sie mit ihren Füßen grob nach den Vorsprüngen tasten, die sie bei ihrem Aufstieg genutzt hatte, doch auf Dauer war es sehr anstrengend. Dazu kam noch, dass bei jedem Schritt weiter runter die Last, die ihre Finger halten mussten, schwerer auf ihnen zu lasten schien als beim Hochklettern. Immerhin half ihr die Kraft ihrer Beine nicht, wenn sie sich kontrolliert herablassen musste, statt sich nach oben abzudrücken.

    Sie glaubte länger für den Abstieg gebraucht zu haben als für den Weg hinauf, doch schlussendlich spürte sie wieder den Untergrund des Gebirges unter sich. Schweiß rann ihr übers Gesicht, diente als Leim zwischen Stirn und ihren dunklen Locken.
    „Geschafft“, stieß sie zwischen zwei tiefen Atemzügen aus, mit denen sie ihren beschleunigten Puls zu beruhigen versuchte.
    „Dann komm“, erklang die tiefe stimme Dracos neben ihr, der seinen Dolch bereits wieder bereit hielt.
    Hakuna mapumziko kwa uchovu“, seufzte sie und zog ihr Schwert.

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    Die Parierübung folgte sogleich und wieder empfing Chala den Angriff von Draco mit ihrer Klinge, wobei sie dieses Mal mehr Fokus darauflegte, dass er sich nicht mit einem Faustschlag oder schlimmer noch dem Dolch selbst revanchieren konnte. Die Fläche ihres Schwertes fing die heranschnellende Spitze auf und mit einem Abzug brachte sie genügend Abstand zwischen sich und ihren Lehrmeister, sodass er nicht sofort nachsetzen konnte. Doch das Silberhaar beendete die Übung nicht nach diesem einen Versuch, sondern umkreiste die Aranisaani in gebückter Haltung. Sie hingegen hielt ihre Stellung, drehte ihren Körper mitsamt Füßen dem Dolchkämpfer zu, ihn niemals aus den Augen lassend. Keine Lücke in ihrer Verteidigung wollte sie ihm preisgeben, wechselte die Haltung je nachdem wie sein Waffenarm sich bewegte. Zuletzt hielt sie Wildkatze vor sich, den Ort gen Boden gerichtet in der Hoffnung ihre untere Blöße abzudecken, die durch die niedrige Haltung Dracos das wahrscheinlichste Ziel darstellte.

    Doch er wäre nicht der Lehrer, wenn er es nicht besser gewusst hätte und so gab er ihr scheinbar, was sie erwartete, stieß mit dem Kris vor, ihr Magen das Ziel. Chala ließ sich hinreißen, positionierte sich entsprechend, um die Klinge aufzuhalten, wobei sie auf seine Finte hereinfiel. Mit einem Grinsen zog er den Arm hoch und brachte die Waffe kurz vor der Brust der Aranisaani zum Stillstand.
    „Nichts ist so, wie es scheint“, gab er ihr gewohnt mysteriös und philosophisch wertvoll einen Rat mit auf den Weg, ehe er sie ihrer anderen Übung überließ.
    Da sie jedoch noch immer die Anstrengung der letzten Kletterpartie in ihren Gliedern spürte, nahm sie sich einer anderen Aufgabe an, die er ihr gestellt hatte. Die vermeintlich gerade Linie in Form eines flachen Spaltes auf dem unebenen Boden sollte ihre Balance verbessern? Sie fragte sich, inwieweit das geradeaus laufen dazu beitragen würde, ihren Körper besser beherrschen zu können, doch sie nahm sich der überwältigenden Herausforderung mit einem schiefen Grinsen an.

    Ein Schritt vor den anderen setzend, behielt sie den Spalt immer unter ihren Sohlen. Nicht einmal trat sie daneben und sie hätte sich wohl für ein Naturtalent gehalten, wäre da nicht das Problem der viel zu simplen Übung gewesen. Das konnte doch unmöglich Sinn der Sache sein, oder?
    Die Streberin schaute sich nach Draco um, der sich für den Moment jedoch der Gruppe zugewandt hatte, um den Fortschritt seiner anderen Schüler zu begutachten. Tja, sollte sie sich ihre Aufgabe weiterhin leicht machen oder aufhören darüber nachzusinnen und sich selbst eine Bürde auferlegen, um es spannender und effektiver zu gestalten?
    Nachdem sie einmal die komplette Länge der Linie entlanggelaufen war – innerlich mächtig stolz auf diesen Erfolg – entschied sie sich die Übung zu wiederholen, allerdings auf einem Bein. Würde das albern aussehen? Auf jeden Fall!

    Unabhängig von der verspürten Scham, begann sie auf den Spalt zu hüpfen. Ihr links Bein hatte sie angewinkelt und jetzt zeigte sich auch, dass es mit Nichten einfach war, auf der Linie zu bleiben. Nach jedem Sprung musste sie um ihr Gleichgewicht ringen, wenn sie verhindern wollte, erneut Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Doch zumindest spürte sie bereits, dass die Muskeln in ihrem Oberkörper und Beinen zu protestieren begannen – nicht ganz unähnlich dem Klettern zuvor. Wenn sie an dem anderen Ende angekommen wäre, würde sie auf ihrem linken Bein dieselbe Strecke hinter sich bringen.

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    „Eins, zwei, drei – achtzehn! Eins, zwei, drei – neunzehn! Eins, zwei, drei – zwanzig!“
    Es war bereits die fünfte Runde Liegestützstrecksprünge*, die Jacques absolvierte. Mittlerweile fühlten sich seine Beine nicht mehr nur ein wenig wackelig an und der letzte Sprung, um wieder auf die Füße zu kommen, war nicht unbedingt von Eleganz geprägt. Das Leinenhemd klebte ihm am Rücken und er musste blinzeln, als ihm Schweiß in die Augen rann.
    Eine Pause war ihm trotzdem nicht vergönnt – sowie er mit seiner Kraftübung fertig war, hieß es, wieder Schwertdrills zu absolvieren. Es waren noch immer hauptsächlich die Grundtechniken, die Mina und er einübten, aber umso mehr achteten Draconiz und die anderen Soldaten darauf, dass sie diese Techniken sauber ausführten, was mit wachsender Erschöpfung freilich immer schwieriger wurde…
    Aber es war notwendig. Während er die Übungen ausführte, kehrten Jacques‘ Gedanken immer wieder zu seiner Diskussion mit Chala zurück. Waren Menschen wie sie am Ende nicht der Grund, warum jemand wie er stark genug werden musste, um die Schwachen zu beschützen? Menschen, die glaubten, dass nur das Recht des Stärkeren gelte? Er dachte an die Banditen der Roten Hand. Johar, der eiskalte Killer. Mik, der brutale Sadist… Das waren die Leute, die Bestien unter den Menschen, diejenigen, in deren Augen alle anderen nur Beute waren, wenn sie sich nicht wehren konnten. Verkommene, widerwärtige Individuen.
    Was ihn zu der Frage führte, ob Chala nicht ebenso eine von ihnen war… Wollte sie nur deshalb stärker werden, um sich vor Monstern wie Johar und Mik verteidigen zu können? Oder - wollte sie selbst zum Monster werden?
    Er warf einen kurzen Blick zu der dunkelhäutigen Kriegerin, die aus irgendwelchen Gründen gerade auf einem Bein herumhüpfte. Und was da nicht alles hüpfte…!
    „Au! Verdammt!“ Während Jacques Augen anderweitig beschäftigt waren als mit dem Gelände vor seinen Füßen, nutzte ein hinterhältiger Stein die Gelegenheit, dem jungen Soldaten ein Bein zu stellen. Er stieß schmerzhaft mit der Zehenspitze gegen den Fels und stolperte vorwärts, unelegant mit den Armen rudernd, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Jörg, der es sich auf einem Stein bequem gemacht hatte und einen Apfel aß, während er die Rekruten bei ihren Übungen beobachtete, verzog die schmalen Lippen zu einem süffisanten Grinsen.
    „Was war das denn? Ist da jemand nicht ganz bei der Sache?“, feixte er, „Kann ich dir nicht verübeln. Trotzdem solltest du deine Augen lieber da lassen, wo sie hingehören, wenn du am Kämpfen bist, Soldat! Sonst bringen dich die Frauen schneller ins Grab als jeder Bandit, Ork, oder Echsenmensch …“
    Jacques nickte zerknirscht und hoffte, dass man ihm die Röte, die ihm ins Gesicht schoss, nicht ansah. Die Schmerzen im Zeh ignorierend, nahm er seinen Drill wieder auf. Jörg biss in den Apfel, lehnte sich zurück und seufzte zufrieden.
    „Genau so, Kumpel! Augen geradeaus, auf den Feind! Und ich … hmm … ich genieße so lange die Aussicht. Wäre ja eine Schande …“


    *Burpees – aber die deutsche Bezeichnung klingt einfach viel ORDENtlicher! Hier wird nicht rumgerülpst, wir sind ja nicht das KGA…

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