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Mina nickte Jacques nur zu, als dieser versuchte ihr aufmunternd zuzureden. Er war offensichtlich nicht besonders gut darin, wenn es darum ging die richtigen Worte für so etwas zu finden, aber sie schätzte seinen Versuch. Zumindest waren seine Worte frei von Heuchelei; sie hatten es überstanden, das war tatsächlich ein sehr realitätsnaher Gedanke an den man sich klammern konnte.
In der Höhle hielt sich die Schmiedin dann deutlich zurück. Die Worte Sir Ulrichs saßen doch etwas tiefer, als sie es eigentlich zugeben wollte. Zudem war sie einfach nur erschöpft. So lange und strapazierende Wanderungen war sie einfach nicht gewohnt und dann auch noch der albtraumhafte Kampf gegen diese Echsenwesen und diesen verrückten Halb-Ork! Das war dann doch etwas viel für die untrainierte Thorniarerin. Jetzt wo sie etwas gegessen hatte und das Adrenalin sich abbaute, wurde sie sich erst so richtig ihrer Erschöpfung bewusst, so wie den Blasen und leichten Verletzungen, die sie sich in den letzten Tagen zugezogen hatte.
Die Schmiedin hatte gar nicht wirklich mitbekommen, dass sich der Weißhaarige neben sie gesetzt hatte. Und so hatte es einen Moment gebraucht, bis sie überhaupt realisierte, dass er sie angesprochen hatte.
„Zweiköpfige Frau?“, wiederholte Mine etwas verwirrt und schaute zu DraconiZ hinüber. Mühsam versuchte sie Sinn in seinen Worten zu finden.
„Uhm...also meinst du die gespaltene Jungfrau?“, fragte sie nach und ließ ihre Hand nachdenklich über ihr Schläfe fahren. „Hmm...warte...Statue hast du gesagt...nicht die Taverne! Tut mir leid, ich bin noch etwas erschöpft von der ganzen Reise und...naja, dem Kampf.“, meinte sie dann entschuldigend. Eine große Hilfe war sie selbst schließlich nicht gewesen, aber irgendwie war sie dann doch in diesem Kampf verwickelt gewesen.
„Also ich habe schon ewig nichts mehr von der Zweiköpfigen Göttin gehört. Meine Familie lebte schon immer hier auf Argaan und da habe ich als Kind auch immer mal Geschichten über sie gehört, aber seitdem der Orden auf die Insel kam, erzählt man sich solche Märchen nur noch selten. Denn eigentlich soll es eine alte Göttin sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob das nur alte Geschichten und Aberglaube ist. Die Prediger sagen zumindest, dass es das wäre, denn es gibt ja nur Innos, Adanos und Beliar.“, erklärte Mina kurz und erinnerte sich dabei wie einige der Feuermagier immer mal herablassende Bemerkungen gemacht hatten, wenn jemand in deren Gegenwart über die Göttin geredet hatte. Aber das war auch schon einige Jahre her.
Sie war sich nicht sicher, ob ihre Aussage sehr hilfreich war, aber DraconiZ schien sehr interessiert zu sein. Zumindest glaubte sie in seinem Blick eine gewisse Neugierde entdecken zu können, weshalb sie ihr Hirn nach allem durchforstete, was von Interesse sein könnte.
„Also ich kann mich nicht genau an die Geschichten erinnern. Ich bin nicht sonderlich gut im Nacherzählen, aber ich bin mir sicher, dass ich dir einen Barden vorstellen könnte, der das kann. Also...wenn wir wieder in Thorniara sind! Aber im Groben ging es immer darum, dass die Göttin das Gute und das Böse in sich trägt. Also auch deswegen Zwiegespalten ist. Diese Rollen nehmen ja Innos und Beliar ein...irgendwie.“, versuchte die Schmiedin zu erklären, merkte aber schnell, dass sie von Theologie in diesen Details nur wenig Ahnung hatte. Außerdem wollte sie in Gesellschaft von Mitgliedern des Ordens auch keinen Unfug erzählen, den man ihr nachteilig anhängen könnte. Auch wenn Jacques und Sunder nicht den Eindruck machten, dass sie sich an solchen alten Geschichten stören würde, hatte Mina keine Ahnung wie das der Kommandant oder die anderen seiner Truppe finden würden.
„Vielleicht ist die Göttin so eine Art altertümlicher Ursprung von Innos und Beliar. Ich glaube aus Schwarzwasser mal Geschichten gehört zu haben, dass dort die Göttin eher Adanos zugeschrieben wird, weil sie Gut und Böse in sich vereint und so das Gleichgewicht hält. Aber das kam erst auf, als dort diese Siedler aus Myrtana hingezogen sind. Die Geschichten, die ich so kenne, handeln eher von diesem Zwiespalt...deswegen wohl auch die zwei Köpfe. Tut mir leid...ich glaube ich bin dir da nicht sehr hilfreich!“, entschuldigte sie sich abermals.
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»Mhmm«, machte der Assassine auf die Worte von Mina hin. Die Worte die er hörte versetzen ihn zurück in seine Gedanken und einige Momente lies er nur Wirken, was scheinbar wie sanfter Regen auf ihn fiel. Beliar und Innos ergaben ein großes Ganzes. Tag und Nacht, Leben und Tod, Licht und Schatten. Ja alles konnte man als Kreis sehen, wenn man das wollte. Mehr als viele Andere konnte er den Zwiespalt zwischen Licht und Schatten gut spüren. Ja als wäre dieser Zwiespalt körperlich in ihm zum Vorschein gekommen. All das was ihm jetzt passiert war, seitdem er aus der Finsternis zurückgekehrt war schien irgendwie vertraut und passend zu sein mit dieser Göttin. »Oder ich Narr interpretiere es hinein, weil ich will das es passt«, dachte er säuerlich und versuchte schnell die Gefühlsregung aus seinem Gesicht zu verbannen. »Es ist Licht in der Dunkelheit und Dunkelheit im Licht. Alles ist eins und alles ist verschieden. Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.«, rezitierte er laut die Worte die sich bei ihm eingeprägt hatten, als er mit Sarit in den tiefen des Gebirges nach Gefahren gesucht hatte und nach seinem Sturz eine Weile im Delirium umher geirrt war. Mina schaute ihn mit einer Mischung aus Erschrecken und Verwirrung an und er wusste, dass das wohl nicht zu ihren Erzählungen passte.
Er räusperte sich und schaute die junge Frau etwas verlegen an. »Tja erm… vielen Dank für deine Ausführungen«, er fand kurzerhand doch seine Contenance zurück und blinzelte einmal gegen das trübe Dämmerlicht auf dem Felsplateau auf dem sie sich noch immer befanden. »Das hilft mir auf jeden Fall weiter. Dann bin ich nicht ganz verwirrt und es ist scheinbar doch ganz real.. das mit der Göttin und den zwei Köpfen… naja.... Ich forsche gerne in Thorniara und in Schwarzwasser weiter danach, wenn unser Weg uns dort irgendwann einmal hinführt.«. Große Eile hatte er dabei nicht. Zunächst wollte Valien gefunden werden. »Ich bin sehr interessiert daran«. Er merkte die Resonanz in seinem Inneren, als er die Worte sprach. Irgendetwas war daran und er wollte unbedingt herausfinden was das wohl war. »Du hast dich in jedem Fall gut geschlagen im Kampf mit diesen Echsen«, ergänzte er etwas unbeholfen. Er war es nicht gewohnt Komplimente auszusprechen. Fühlte sich im Endeffekt aber gar nicht so schlecht an.
»Was man von dir nicht unbedingt sagen kann Frischling«, meinte eine raue Stimme neben ihm und kurz darauf wurde er recht heftig gegen die Schulter gedrückt. »Wärst uns dann doch fast drauf gegangen. Nach den Worten des Kommandanten dachte ich du hast mehr drauf«, spottete der Hüne von einem Mann mit einem zugewandten Lachen. War wohl seine Art zu sagen, dass er froh war, dass es alle einigermaßen unbeschadet geschafft hatten. »Mhmm«, machte Draco zur Erwiderung. »Freut mich auch, dass du es überstanden hast Cenfar«. Der Nordmann lachte wieder. »Freut mich auch, dass du es überstanden hast Cenfar«, entgegnete der Weißhaarige seufzend. »Jetzt aber genug ausgeruht. Ein paar der Männer machen sich bereit. Hier ganz in der Nähe ist die Höhle wo das Meteoritenerz noch liegen sollte«. Der Klingenmeister kämpfte sich schwer auf die Beine und atmete einige Momente gegen den pochenden Schmerz in seiner Schulter, der wohl gekommen war um noch ein bisschen zu bleiben. »Na dann«, begann der Streiter. »Wer ist denn dabei?«. Es klang nicht so als ob die Höhle so weit entfernt war, dass das Lager abgebrochen werden musste. Scheinbar würden nicht alle gehen. Aber vielleicht täuschte er sich auch.
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Sunder hatte sich bewusst, etwas abseits des Lagerfeuers, auf einem Stein nieder gelassen, er brauchte dringend etwas Ruhe und wollte ungestört sein. Die Strapazen der letzten Zeit hatten nicht nur körperlich ihre Spuren hinterlassen, sondern auch geistig, selig, oder wie immer man das nennen wollte, wenn man sich einfach total ausgelaugt fühlte. Von einer Misere in die nächste zu stolpern, ohne zwischendurch mal inne halten zu können, war nicht nur Nerven raubend, das war absolutes Gift für das innere Gleichgewicht. Kein Wunder das der alte Seemann nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand und ständig das Gefühl hatte, er wäre in einem Albtraum gefangen, aus dem er kein entrinnen gab. Ständig musste er auf neue, lebensbedrohliche, Situationen reagieren und sich irgendwie dadurch wurschteln, ohne Plan, nur seinem Instinkt folgend. Und allen Widrigkeiten zum trotz, lebte er noch, eigentlich ein Grund zum feiern, aber dem Seebären war so gar nicht nach feiern zumute.
Am liebsten würde er sich einfach hinlegen, eine Decke über den Kopf ziehen und schlafen, schlafen, schlafen. Nicht mal ein Paladiner könnte ihn von diesem sehnlichsten Wunsch abbringen, so tief war der alte Seemann schon gesunken, das war mehr als besorgniserregend. Ein Sunder, der ein Bier links liegen lassen würde, unvorstellbar, das würde ihm Niemand aus dem Klabautermann glauben, wenn er es denn erzählen würde. Vermutlich würde er es nicht in der Öffentlichkeit breit treten, das wäre ihm dann doch zu peinlich, warum auch immer. Da würde er lieber seine wahren Geschichten, seine seiner Meinung nach, Heldentaten, zum besten geben, aber die würde ihm wohl auch Niemand glauben. Verrückte Welt, dachte Sunder gerade, als ihn eine kräftige Männerstimme aus seinen Gedanken riss. „Der Kommandant möchte dich sprechen“ sagte Jon mit knappen Worten
„und Jaques auch, bring ihn mit“, fügte er noch hinzu, „jeht klar“ brummte Sunder.
Der alte Seemann erhob gleich seine müden Knochen und machte sich auf die Suche nach dem Jüngling, der zum Glück schnell gefunden war. Er gab Jacques ein Zeichen, das er zu ihm kommen soll, wenig später waren die Beiden auf dem Weg zum Kommandanten. Der saß lässig auf dem Boden und deutete mit einer Handbewegung an, sich zu ihm zu gesellen, die beiden Frischlinge, wie sie oft genannt wurden, folgten der Aufforderung. „Wie ich sehe, habt ihr eure kleine Mission tatsächlich bewältigt und sogar überlebt“ bemerkte Ulrich zur Begrüßung. „Wie ist es euch dabei ergangen?, habt ihr unterwegs etwas gelernt?, erzählt mal was aus dem Nähkästchen“ brummte der Kommandant und schaute anschließend Sunder fordernd an.
„Öhm, ja“ begann der Seebär verhalten, er musste erst mal kurz nachdenken und sich sammeln, „ja, wat soll isch sagen, dat war alles janz schöne Kacke, wenn du et jenau wissen willst. Da denkste, du musst nur ijendwie durch die Pampa rennen, wat schon schlimm jenuch wär und irjendwo ankommen. Nä, da muss dann auch noch dat Unwetter kommen, damit wir auch ja nit wissen, wo wir lang müssen. Und dat Mädschen war auch plötzlich da, aber da hab isch nix mit zu tun, wir wollten Mina wieder zurückbringen, aber dat jing ja nit wegen dem Scheiß Wetter. Tja, und dann sind wir blind durch die Jejend jelaufen, keine Ahnung wie lang, man konnt ja escht nix sehen, wejem dem Nebel, verstehste? Irjend wann, haben wir zufällisch nen Wasserfall jefunden und da sind wir dann hoch jeklettert...“ Beim erzählen bemerkte der Seebär, wie schwer es ihm fiel, die richtigen Worte zu finden, irgendwie hatte er das Gefühl, das er wichtige Sachen vergaß. „Nun sach doch auch mal wat, Jacques, schließlich warst du ja auch dabei“ versuchte der alte Seemann, sich geschickt aus der Affäre zu ziehen.
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„Ähm … ja! Das war schon … also …“, nahm Jacques eloquent Sunders Faden auf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „Also, es war eine Herausforderung, das auf jeden Fall – ich meine, ich kenne ja Berge, mein Dorf lag im Gebirge und so, aber so ein Unwetter hab‘ ich auch noch nicht erlebt. Jedenfalls nicht unterwegs. Also wenn, dann saßen wir bei solchem Wetter immer im Haus, um den Kamin, und manchmal war auch der alte Gromer da und hat Geschichten erzählt … uff!“
Ein kräftiger Stoß mit dem Ellenbogen in die Rippen durch Sunder machte Jacques darauf aufmerksam, dass Ulrichs Miene sich langsam von wohlwollend in Richtung steinern und weiter zu genervt verschob.
„Äh, Entschuldigung!“, sagte er hastig und strich seinen mittlerweile etwas ramponierten Waffenrock glatt, „Also, das Unwetter hat uns überrascht und wir mussten uns ein ganzes Stück durch diesen Sturzregen kämpfen, bis wir eine geschützte Stelle gefunden haben, um dort die Nacht zu verbringen. Einmal wäre ich beinahe abgestürzt, als ein Blitz direkt neben uns eingeschlagen ist, und ich verdanke Sunder hier und Mina mein Leben… Das ist keine Übertreibung, und ich schwöre, dass ich diese Schuld niemals vergessen werde!“ Er nickte Sunder kurz zu und räusperte sich. „Naja, jedenfalls, nachdem wir das überstanden haben, steckten wir am nächsten Morgen im dicksten Nebel, den ich jemals erlebt habe! Man konnte kaum die Hand vor Augen erkennen und es war fast unmöglich, den Weg zu finden. Und … es war Sunder, der letztlich einen Ausweg gefunden hat, indem er einen Wasserfall hochgeklettert ist und uns anderen ein Seil heruntergelassen hat.“
Jacques legte dem Seebären anerkennend die Hand auf die Schulter und fuhr ungeachtet des leicht irritierten Blicks, den er von Sunder erntete, fort: „Und dann, etwas später, sind wir hier am Krater angekommen und gleich in den Kampf mit diesen Echsenwesen geraten! Und wir haben alle unser Bestes gegeben, wir haben uns gegenseitig geholfen und dadurch haben wir die verfluchten Biester besiegen können! Ich will sagen: Das Wichtigste war, dass wir uns jederzeit aufeinander verlassen konnten! Auf der Reise wie im Gefecht. Selbst Mina, die sich ja eigentlich nur hinterhergeschlichen hatte… Ohne ihre Hilfe wäre ich wahrscheinlich tot, und sogar im Kampf hat sie ihr Bestes gegeben. Obwohl sie keine Erfahrung im Umgang mit Waffen hat, hat sie nicht gezögert, ihren Teil beizutragen und hat uns nicht im Stich gelassen! Ich danke, das … sollte man berücksichtigen, wenn … naja. Ich hoffe, wir haben den Auftrag … nicht vermasselt“, schloss er seinen Bericht. Der Gesichtsausdruck des Kommandanten war schwer zu deuten, aber Jacques hatte gesagt, was er ehrlich dachte, und er war bereit, für jede seiner Entscheidungen die volle Verantwortung zu übernehmen. Für ihn gab es nichts zu verbergen.
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Es tropfte von der Decke und es war kalt als die Truppe aus den drei Männern in den behaglichen Höhlenraum eintraten, der irgendwo tief im Berge lag und den sie nach einiger Zeit erreichten, als sie schon einige Zeit unterwegs gewesen waren. »Und so wie ich euch kenne«, ergriff der Streiter spontan das Wort in die Stille hinein, »habt das Erz einfach hier in den Eingang geworfen, damit ihr es gut wiederfinden könnt«. Er lachte und die beiden Streiter neben ihm seufzten. »Den Arsch offen hast du«, meinte Cenfar und lachte dann seinerseits. Langsam hatte Draco das Gefühl, dass sie auf eine Ebene fanden. So halbwegs. »Natürlich haben wir es nicht einfach hier reingeworfen. Wir haben..«, begann der Hüne und schaute dann erst verwirrt, dann ängstlich und zuletzt wütend drein. »Es ist nicht da wo du vermutet hast?«, meinte der Assassine mehr erklärend denn spöttisch, wobei ihm das gesamte Herauslassen des Spotts nicht gelingen wollte. »Nein«, meinte Sarit anstelle des nordischen Hünen in einem Tonfall der den Spott hinfort wischte wie ein Sturm ein loses Blatt und die Situation wieder auf Konzentration einstellte.
Es tropfte wieder und wie als wäre der passende Gedanke dabei gewesen schob Sarit Dreck an einer Wand fort und meinte dann entschieden: »Nicht ganz so schnell«. Dann drückte er etwas fester und die Wand gab ein Stück nach. »Scheinbar arbeitet der Berg hier ein wenig«, meinte er nachdenklich. »Minecrawler?«, steuerte Cenfar zur allgemeinen Ideensammlung bei, woraufhin die anderen Beiden nur mit den Schultern zuckten. »Unwahrscheinlich. Keine Krallenspuren oder ähnliches. Nutz mal deine Kraft«.
Eine Krafteinwirkung später gab der Fels nach und gab eine sehr enge Spalte frei, hinter der es in einem magischen blauen Licht glitzerte. »Los Draco. Das sieht nach ner Aufgabe für dich aus«, meinte Sarit noch als verspätete Antwort auf seinen Spott. Der Assassine nickte. Das würde er wohl hinbekommen. Die Beliar verfluchte Felsspalte war allerdings so verdammt eng, dass er kaum an das wertvolle Gut kam und er hatte nicht nur das Gefühl von Beengung, als er versuchte sich schlangenartig dadurch zu winden, sondern es war eng. Viel zu eng für seinen Geschmack. So war es nachdem er die ersten Brocken herausgezogen hatte unvermeidlich sich Schnittwunden zuzufügen, denn die Rüstung konnte er nicht anbehalten. Mit kam er nicht in die Spalte.
Als er fertig mit der Förderung war waren an nicht wenigen der glimmenden Brocken Blutstropfen zu erkennen, die von den Kratzern zeugten die er sich zugefügt hatte. Es war als wären es in rote Farbe geträufelte Diamanten, die ihr Licht an die Umgebung abgaben. Für einige Momente starrten die drei Männern nur wie gebannt auf den Fund. »Bei Innos. Was ist das?«, rang sich der Klingenmeister nach einer Weile durch zu sagen. »Ulrich wird wissen was damit zu tun ist«, brummte Cenfar. Dann machten die drei sich auf den Weg.
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Es fiel dem Kommandanten schwer, den Ausführungen von Jacques und Sunder zu folgen und das nicht nur, weil etwas erschöpft war. Die beiden Soldaten wirkten recht mitgenommen und redeten teilweise etwas wirr daher, das machte das Zuhören und vor allem das Verstehen, wahrlich nicht leichter. Das Erlebte und die damit verbundenen Strapazen, aus jüngster Vergangenheit, saß Jacques und Sunder scheinbar nicht nur in den Knochen. Sie hatten Mühe sich zu konzentrieren, teilweise waren ihre Worte mit Emotionen beladen, deutliche Anzeichen dafür, das sie manches noch nicht verarbeitet hatten. Offensichtlich waren der Jüngling und der alte Seemann, von dem, was sie erlebt durchgemacht hatten, tief beeindruckt, zumindest hatte es was mit ihnen gemacht.
Sie waren nicht mehr die Gleichen, wie vor der Mission, die der Kommandant ihnen aufgetragen hatte, das spürte er ganz deutlich. Deshalb fühlte sich der Streite Innos darin bestärkt, das es richtig war, Jacques und Sunder ins kalte Wasser springen zu lassen, wie man so schön sagt. Die widrigen Bedingungen, denen sich sich stellen mussten, lehrte sie, sich allen Herausforderungen zu stellen und zu meistern. So lernte man am schnellsten, wusste Ulrich aus eigener Erfahrung und so wie es aussah, auch die beiden Soldaten. Das Risiko, sie bei der Mission zu verlieren, hatte sich gelohnt, resümierte Ulrich seine Gedankengänge. Wenngleich Jacques und Sunder, das bestimmt anders bewerten würden, aber die würde er ganz sicher nicht nach ihrer Meinung fragen.
„Ich habe genug gehört“ unterbrach der Kommandant den Jüngling, er erhob sich und forderte mit einer Handbewegung, Jacques und Sunder auf, ebenfalls aufzustehen. „Nun, wie ich euren Worten entnehmen konnte, liegt manch spannendes Abenteuer hinter euch“ begann Ulrich. „Ihr wart auf euch allein gestellt und musstet euch irgendwie durchboxen, das ist euch gelungen. Ihr habt gelernt an einem Strang zu ziehen, gemeinsam zu agieren und füreinander einzustehen, nur deshalb lebt ihr noch, das ist euch hoffentlich bewusst.“Der Kommandant hielt kurz inne, währenddessen sah er aus den Augenwinkeln, das Cenfar, DravoniZ und Sarit wieder da waren, er hatte sie zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Ulrich winkte die Kameraden heran, sie sollten ruhig hören, was der Streiter Innos noch zu sagen hatte.
„Ihr habt jedenfalls bewiesen“ fuhr Ulrich fort, „das mehr in euch steckt, als ihr bislang gezeigt habt und das ist gut so. Ihr habt euch von hoffnungslosen Versagern“ der Kommandant grinste breit, „zu ernsthaften Soldaten entwickelt, die bereit sind, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, das sollte belohnt werden,“ Der Streiter Innos forderte Jacques und Sunder auf, Haltung anzunehmen und holte noch einmal tief Luft. „Kraft meines Ranges und meiner Stellung in der königliche Armee von Myrtana, ernenne ich Jacques und Sunder, mit sofortiger Wirkung, zum Milizsoldat. Ulrich ließ den Beiden kurz Zeit, seine Worte auf sich wirken zu lassen, was aber scheinbar nicht viel brachte.
„Mit der Beförderung habt ihr gewisse Privilegien erlangt, mehr Sold, bessere Unterkünfte in der Bastion und mehr, aber ebenso auch Verpflichtungen. Von euch wird von nun an mehr erwartet, mehr Einsatz, absoluter Gehorsam, Bereitschaft sein Leben für Andere zu opfern. Und damit ihr möglichst lange Dienst in der Armee leisten könnt, solltet ihr dringend eure Waffenfähigkeiten verbessern. Und wie es der Zufall will, bin ich Lehrmeister für Einhandwaffen, das wird Jacques sicherlich freuen, weil er nun in den zweifelhaften Genuss kommt, die Kunst des Schwerkampfes bei mir zu erlernen, das ist alternativlos. Sunder sollte sich besser einen anderen Lehrer suchen, ich möchte unsere Freundschaft nicht wegen irgendwelchen Querelen oder Streitereien beim Lernen auf Spiel setzen“ meinte Ulrich augenzwinkernd. „Und lasst euch die Beförderung ja nicht zu Kopfe steigen, es ist nur eine Stufe auf dem Weg nach oben, mehr nicht. Vergesst nie, wer schnell befördern kann, der kann auch schnell degradieren“ stellte Ulrich zum Abschluss unmissverständlich klar, „wegtreten.“
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Mina war froh gewesen dem Weißhaarigen mit ihren Geschichten helfen zu können, auch wenn sie sich nicht sicher war, was dieser mit dem neu dazugewonnen Wissen genau anfangen würde. Für sie selbst waren die Geschichten um die Göttin wirklich nicht viel mehr als das: alte Erzählungen aus vergangenen Tagen. Als Kind und junges Mädchen hatten sie noch für Erstaunen gesorgt und einen gewissen Unterhaltungswert besessen, doch mittlerweile hatte die Schmiedin weder das Interesse noch die Zeit sich mit so etwas zu befassen.
Irgendwie hing ihr das Gespräch mit DraconiZ aber dann doch etwas länger nach, als sie vermutet hätte. Der Kampf mit den Echsen hatte gezeigt, dass er ein formidabler Kämpfer war und so hatte er ihren unangefochtenen Respekt. Aber irgendwie passte er nicht so wirklich zum Rest der Truppe. Die Art wie die anderen mit ihm umgingen und wie er sich selbst verhielt war irgendwie...sonderbar. So richtig deuten konnte sie das alles aber wiederum auch nicht. Es war als ob ein mysteriöser dunkler Schleier den Weißhaarigen umgab.
„Mina?“, brachte eine tiefe Stimme die Schmiedin aus ihren Gedanken, die geistesabwesend ihr einst rostiges Schwert polierte. Mithilfe ihres Werkzeugs, eines Schleifsteines und etwas Waffenöl, dass sie sich von einem der Streiter Ulrichs geliehen hatte, versuchte sie das alte Schwert wieder herzurichten. Der Erfolg war...mittelprächtig. Zwar hatte sie es geschafft es wieder gerade zu biegen und die Dellen heraus zu hämmern, doch die Scharten und dem Rosten konnte sie nur bedingt etwas entgegen setzen. Für den Rost fehlte es ihr am richtigen Schleifmaterial, aber eigentlich hätte sie das rostige Ding schon längst neu geschmiedet, wenn sie denn eine Feldschmiede dabei gehabt hätte. So ganz ungefährlich war der Umgang mit rostigen alten Waffen schließlich auch nicht. Schließlich hatte sie keine Ahnung, was das Eisen schon alles durchgemacht hatte und ob es im Material Risse oder Schwachstellen durch den Rost gab, der es irgendwann bei der Benutzung brechen ließe. Für den Moment war die Waffe aber sowieso nur für den Notfall gedacht. Auch wenn sie hoffte so schnell nicht wieder in einen Lebensbedrohlichen Kampf zu geraten!
„Ehm...ja, was?“
„Der Kommandant meinte du sollst mal zu ihm gehen. Der will wohl was mit dir besprechen!“, meinte einer von Ulrichs Männern und gab einen Wink zu einer Stelle unweit des Lagerfeuers, wo dieser sich mit Sunder und Jaqcues niedergelassen hatte. 'Ulrichs Männer', bei dem Gedanken musste Mina etwas schmunzeln. Das wäre schon irgendwie amüsant wenn...naja...
Die Schmiedin schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken beiseite zu schieben und stattdessen ihrem Gegenüber zu antworten:
„Danke, ich geh gleich rüber!“, mit diesen Worten packte sie das Schwert und das Werkzeug beiseite und machte sich langsam auf den Weg zum Kommandanten. Auch DraconiZ und zwei weitere Streiter der Truppe hatten sich mit etwas Abstand dazu gesellt und hörten zu, wie gerade eben Sunder und Jacques zu Milizsoldaten befördert wurden. Das Ereignis ließ Mina aufhorchen und sie versuchte sich dabei so respektvoll und unscheinbar wie möglich zu verhalten, um die Gruppe nicht zu stören. Die Schmiedin hatte keine Ahnung, wie solche Beförderungen im Orden abgehalten wurden und unterließ deshalb ein anerkennendes Klatschen.
Als der Kommandant mit den beiden fertig war und sie hatte wegtreten lassen, wandte er sich zur Schmiedin und ließ sie näher kommen. Natürlich hatten seine wachen Augen bemerkt, dass sie sich zu den anderen gestellt hatte! Zu ihrer Verwunderung gab es aber nicht den befürchteten Anschiss. Stattdessen, sollte sie erst einmal ihre Sicht der Dinge schildern und erzählen, wie sie die letzten Tage erlebt hatte.
„Oh! Also...“, begann die Thorniarerin und musste erst einmal ihre Gedanken sammeln. Darauf war sie jetzt wirklich nicht vorbereitet gewesen. Allgemein hingen ihr die letzten Tage noch sehr in den Knochen...und Muskeln. So einen schrecklichen Muskelkater vom Wandern hatte sie schon lange nicht mehr gehabt!
„Naja, also als Sunder und Jacques ins Gebirge geschickte wurden, hatte ich angenommen, dass das auch ein Aufruf an mich hatte sein sollen, dass ich mich beweisen soll. Da bin ich den beiden gefolgt und habe mich etwas im Hintergrund gehalten. Zumindest solange bis wir weit genug im Gebirge waren, dass man nicht mehr so einfach umkehren konnte.“, erzählte sie und kam sich selbst dabei ziemlich dämlich vor. Im Nachhinein betrachtet, hatte sie die Worte des Kommandanten sicher völlig falsch interpretiert. Niemals hätte er eine einfache Bürgerin auf so eine gefährliche Reise geschickt!
„Wenn ich von dem schrecklichen Wetter hier oben und den ganzen Strapazen gewusst hätte, hätte ich das wohl nie gemacht. Bei dem Unwetter wäre Jacques auch fast eine Klippe runter gestürzt. Das war wirklich knapp, aber Sunder hat schnell reagiert und zusammen haben wir ihn noch retten können. Ohne die beiden wäre ich in dem dichten Nebel, in dem wir am nächsten Tag geraten waren, auch völlig verloren gewesen. Irgendwie haben wir es dann aber doch noch geschafft! Ja...und dann haben wir euch ja am Krater wieder getroffen!“, erinnerte sie sich und so auch an ihren Anflug von Erleichterung. Zumindest bevor der Kampf mit den Echsen begonnen hatte.
„Naja und dann in dem Kampf mit diesen Monstern...ich hab mich immer an die beiden gehalten und...naja, wir haben es ja irgendwie geschafft.“, meinte sie knapp, wollte sie sich im Moment auch nur ungern an die Details erinnern, wie sie auf die Echse hatte einschlagen müssen und wie sie alle hätten jeden Moment drauf gehen können!
„Also im großen und ganzen war ich auf diese Reise viel weniger vorbereitet, als ich angenommen hatte und ich bin einfach nur froh, dass ich noch am Leben bin. Gegen Trunkenbolde in den Kneipen kann ich mich mit ein paar Hieben schon zur Wehr setzen...aber gegen diese Monster im Krater wäre ich allein...naja...“, führte sie aus, aber kam dann ins Stocken. Daran wollte sie eigentlich gerade lieber nicht denken, was hätte passieren können. Stattdessen, wanderte ihre Hand zum Knauf des rostigen Schwertes, dass sie sich am Gürtel befestigt hatte.
Nicht wissend, wie sie fortfahren sollte, schaute sie Ulrich sichtlich schuldig an und senkte dann ihr Haupt als sie weiter sprach: „Tut mir wirklich Leid, dass ich allen zur Bürde geworden bin, das hab ich alles so nicht gewollt! Bis wir im nächsten Dorf angekommen sind kann ich mich ja um die Waffen eurer Männer kümmern, wenn nötig und mich soweit ich kann nützlich machen. Außer meinen Schmiedefähigkeiten kann ich leider nicht viel anbieten.“, bot Mina an und ging davon aus, dass man sie so bald wie möglich am nächstbesten Ort zurücklassen würde. Sie war schließlich nicht vom Orden und Kämpfen konnte sie auch nicht.
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Der Kommandant versuchte möglichst gelassen zu wirken, während Mina die Geschehnisse der letzten Tage aus ihrer Sicht darstellte - er wollte der jungen Schmiedin nicht das Gefühl geben, als müsse sie sich sputen. Sie wirkte von ihren Erlebnissen, ähnlich tief beeindruckt, wie Jaques und Sunder, ihr gelang es dennoch erstaunlich gut, bei der Sache zu bleiben. Dementsprechend war das, was sie erzählte, für den Paladin durchaus verständlich und nachvollziehbar. Minas Version der letzten Ereignisse, deckte sich weitgehend, mit den Aussagen, der frisch beförderten Milizsoldaten, es schien also alles zu stimmen, was erzählt wurde. Dabei fand Ulrich besonders interessant, das der olle Seebär Sunder, wohl besonderes geleistet hatte, dies nahm der Kommandant wohlwollend zur Kenntnis. Zeigte es ihm doch, das der alte Seemann doch das Zeug dazu hatte, in der Armee einen neuen Lebenssinn zu finde, zwischendurch hatte der Paladin so seine Zweifel.
Während Jacques und Sunder schon mit einigen, für sie kritische Situationen, fertig werden mussten, dürften sie aufgrund dieser Erfahrungen, eigentlich weniger Probleme haben, spontan auf Veränderungen zu reagieren, zumindest theoretisch, sinnierte Ulrich. Für Mina hingegen, waren die Herausforderungen, denen sie sich unfreiwillig stellen musste, sicherlich um einiges schwieriger zu bewältigen. Die junge Schmiedin, hatte laut ihren Erzählungen, zwar schon manches in ihrem Leben durchgemacht, aber ums nackte Überleben kämpfen,war dann doch noch mal etwas ganz anderes. Insofern fand der Kommandant es recht bemerkenswert, wie gut Mina im Rahmen ihrer Möglichkeiten. all den Widrigkeiten trotzte und ihre schrecklichen Erlebnis, weitgehend unbeschadet, überstanden und verarbeitet hatte. So wirkte es jedenfalls, wie es im Inneren der jungen Schmiedin wirklich aussah, konnte der Paladin natürlich nicht wissen. Dennoch stand für ihn fest, das Mina eine gehörige Portion Schneid und Willenskraft besaß und das war aller Ehren wert.
„Du musst dich für nichts entschuldigen“ begann Ulrich mit ruhiger Stimme, um der jungen Schmiedin etwas von der Bürde abzunehmen, die sie sich offensichtlich aufgeladen hatte. „Niemand konnte voraussehen, wie sich die Dinge entwickeln und schon gar nicht beeinflussen. Du bist einfach nur in eine Abfolge von unglücklichen Zufällen hineingeraten, wie das Leben manchmal so spielt“ stellte der Kommandant klar. „In gewissem Sinne ist es sogar meine Schuld, das dir das all widerfahren ist, schließlich gab ich dir ein Zeichen“ räumte der Paladin augenzwinkernd ein. „Scheinbar hast du dieses Zeichen als Einladung verstanden, uns zu folgen. Trotz meiner Warnungen – und das war gut so. Beweist es mir doch, das du eine willensstarke Person bist, die bereit ist Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, um ein Ziel zu verfolgen, nichts anderes habe ich von dir erwartet“ meinte Ulrich zufrieden nickend.
„Nachdem du nun deine ernsten Absichten unter Beweis gestellt hast, komme ich wohl nicht mehr umhin, dich im Schwertkampf zu unterrichten, das hast du dir wahrlich verdient“ verkündete der Kommandant. „Doch sei gewarnt, ein Zuckerschlecken wird das nicht, erwarte nicht das du es als Frau leichter bei mir haben könntest, ich werde dich genauso hart ran nehmen, wie jeden Schüler zuvor“ erklärte der Paladin. „Da du nun vorübergehend Teil dieser Truppe bist, musst du dich den Gepflogenheiten anpassen, das heißt Befehlen gehorchen und das machen was man dir sagt. Du bist gut beraten, dich gut mit den Männern zu stellen, begegne ihnen mit Respekt, dann werden sie dich auch respektieren – im Zweifelsfalle bist du auf sie angewiesen“ legte der Paladin, Mina nahe.
Fürs erste war wohl alles mit der jungen Schmiedin geklärt, fand Ulrich und wandte sich zu seinen Männern, „ich übernehme ab sofort wieder das alleinige Kommando“ gab er bekannt. „Bei Tageslicht werden wir uns nach Hinweisen, zu weiteren Echsenwesen oder sonstigem Verdächtigem umsehen. Vielleicht findest sich noch das ein oder andere Brauchbare – also haltet die Augen auf“ schloss der Kommandant ab und setzte sich anschließend ans Lagerfeuer.
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Als sie hinaus in den Krater traten und alle sich etwas verteilten um nach weiteren Spuren zu suchen freute Draco sich. Er freute sich, dass Sunder und Jaques die Ehre der Beförderung erhalten hatten. Das hatte er Ihnen natürlich auch mit einem Schulterklopfen zu verstehen gegeben und es wirkte noch nach. Er erinnerte sich an seine Zeit in Khorinis zurück. Wo er so stolz gewesen war die Stadt und die Bewohner in dieser Funktion dienen zu können. Vor all der langen Zeit.
Seine Schulter wurde wieder. Beziehungsweise fühlte sich schon wieder ganz brauchbar an, nachdem er sich einige Zeit im Krater herumgetrieben hatte. Die ganze Truppe war etwas ausgeschwärmt. Er hatte das Gefühl das durch die klaren Verhältnisse die Ulrich geschaffen hatte und das kleine Abenteuer was sie bislang schon zusammen durchgestanden hatten eine gewisse Vertrautheit entstanden war. Ja fast würde er so weit gehen und sagen, dass er sich mittlerweile ziemlich wohl in der Konstellation fühlte. Auch wenn es schon bald galt neue Herausforderungen zu bewältigen.
Nach einiger Zeit und nach einigem Suchen an der frischen Luft wurde er auf Sunder aufmerksam, der ziemlich verhement an einem Felsen zog und dabei nunja ziemlich grobschlächtig wirkte. Sein Gesicht verriet eine Mischung aus Anstrengung und Ehrgeiz. Irgendetwas hatte scheinbar seine ganze Aufmerksamkeit verdient. Da der Streiter bislang nichts weiter Interessantes gefunden hatte, geschweige denn etwas, dass ihn so fesselte ging er ein paar Schritte auf den Seebären zu. »Scheint ja..«, begann er und wurde mit einem lauten »Ha! Jeht doch!«, unterbrochen, wonach der Seebär ihm direkt einen Streitkolben vor das Gesicht hielt. Den Stolz des Seebären konnte anhand der Beschaffenheit der Waffe nicht unbedingt teilen, wenn er sich das Exemplar so betrachtete. Immerhin schien der Zahn der Zeit nicht so ganz stark an ihr genagt zu haben. »..ganz brauchbar zu sein«, vollendete er schließlich seinen angefangenen Satz etwas ungelenkt. Immerhin passten die Worte zueinander. Einen Moment zögerte er, dann kam die Erkenntnis. Nicht jeder brauchte ein Schwert. Sunder war, ohne ihm wohl gedanklich zu nahe zu treten, doch eher der Mann der auf Stärke denn Geschick setzen sollte. Da war Streitkolben doch wahrscheinlich besser geeignet als ein Schwert. »Für dich sogar mehr als passend vielleicht. Ich denke damit solltest du arbeiten«, konstatierte er und schaute sich weiter neugierig in der Gegend um. »Wo wir gerade dabei sind. Was macht eigentlich deine Aufgabe? Konntest du für dich schon herausfinden, welchen Stellenwert Mut haben sollte?«. Er wollte streng schauen, aber das gelang ihm nur leidlich. »Und was machen deine Übungen?«
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„Haste nix anderes im Kopp“ brummte Sunder missmutig, als DraconiZ ihm, die seiner Meinung nach, unsinnigen Frage, welchen Stellenwert Mut haben sollte, stellte. Das hatte der Bursche schon mal gemacht, scheinbar war er mit der damaligen Antwort des Seebären nicht zufrieden, warum auch immer. Der alte Seemann hatte eigentlich besseres im Sinn, als sich jetzzt ausgerechnet damit zu beschäftigen, fand er, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, maulte er innerlich. Dabei war Sunder doch gerade guter Laune, weil das Glück ihm hold war und ihm eine ordentliche Waffe bescherte, die wollte er sich nicht verderben lassen, also ignorierte er die Frage.
Der Seebär nahm den Streitkolben, den er gefunden hatte, etwas genauer unter die Lupe, eine Schönheit war das Ding nicht, musste er gestehen. Die klobige Waffe war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, oder hatte deutliche Gebrauchsspuren, das könnte man auch sagen, das klang irgendwie netter. Ansonsten konnte man den Streitkolben, soweit der alte Seemann das beurteilen konnte, wohl weiter verwenden, nichts wackelte, der Stiel wirkte stabil, was brauchte es mehr? Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht, ließ Sunder den Streitkolben mehrmals hin und her schwingen, das fühlte sich gut an. Das olle Ding war sicherlich besser zum Kämpfen geeignet, als ein Holzknüppel, schlussfolgerte der Seebär, zumindest rein theoretisch. Das Sunder den Streitkolben schon effektiv nutzen könnte, war allerdings fraglich, musste er zugeben, den richtigen Umgang damit, müsste ihm wohl Jemand mal zeigen. Unwillkürlich fiel der Blick des alten Seemannes auf DraconiZ, vielleicht könnte der Kumpel vom Kommandanten, ihm ein paar Kniffe zeigen?
„Hör mal“ begann Sunder, „isch jlaub, wir müssen da mal jrundsätzlisch wat klären, isch weiß manschmal nit wat du von mir willst. Und damit dat mal klar ist, isch kann nit lesen, nit schreiben, nit geschwurbelt reden und um drei Ecken denken kann isch auch nit, Mit mir musste quasi labern wie mit nem Blöden, sonst kapier isch dat nit, verstehste?“, erklärte Sunder. „Zum Beispiel dat mit dem Stellenwert und dem Mut, wat soll dat?, isch weiß nit jar jenau wat Stellenwert heißt. Aber wenn dat bedeutet, dat dat wischtisch ist, dann ist Mut halt wischtisch, dat is doch klar. Wenn du mutisch bist, kannste Sachen machen, die du sonst nit machen würdest, weil du Schiss hast oder weiß der Geier warum sonst noch. Und wenn du nit mutisch bist, dann machste jefährlische oder wat isch für verrückte Sachen eben nit, so einfach ist dat, ist doch logisch oder nit?, schloss der Seebär mit dem Thema ab, für ihn war die Sache geklärt.
Ob DraconiZ der gleichen Meinung war, konnte Sunder nicht einschätzen, er wollte aber auch nicht nachfragen, nicht das am Ende das Spielchen von vorne losging. „Mit meinem Übungen läuft et janz jut“ lenkte der Seebär vom Thema ab, „isch bin immer fleißisch bei der Sache, wenn et jeht“ fügte er hinzu. „Zuletzt bin isch nen Bersch hochjeklettert, einfach so, dat war jar nit so leischt, dat hätt isch vor Kurzem bestimmt nit jesachfft“ berichtete Sunder mit einem gewissen Stolz.“Ejal, wo du schon mal da bist, kannste mir zeijen, wie man mit dem Streitkolben vernünftich kämpft?, der Kommandant will misch ja nit an der Backe haben.“
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»Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen«, dachte sich DraconiZ ärgerlich, fand dann aber schnell eine andere Interpretation die besser zur Situation zu passen schien. Sunder hatte tatsächlich Mut gezeigt. Viel sogar. Indem er ihm so vehement widersprochen hatte und seinen eigenen Standpunkt verteidigt hatte, hatte er sich selbst behauptet. Genau die Ausgangslage die er für die weitere Ausbildung brauchte. »Scheinbar hast du es ja doch verstanden«, meinte der Weißhaarige mit einer Mischung aus Tadel und Anerkennung. Dann wandte er sich der neuerlichen Anfrage des Seebären zu. »Ja das können wir wohl gut zusammen erledigen. Körperbeherrschung und Kämpfen liegen nah bei-«, er hielt inne. »sind sehr ähnlich«, beendete er seinen Satz. Zielgruppengerechte Vermittlung von Wissen. Wenn Sunder ihm schon so beherzt einen Wink mit dem Zaunpfahl gab, dann sollte er das auch anerkennen. Schließlich sollte das Ergebnis nachher stimmen und Sunder nicht beim erstbesten Kampf umkommen, weil der Klingenmeister ihm bei der Ausbildung aus gekränktem Stolz nicht die gebührende Geduld angedeihen hatte lassen. »Ich denke für die Grundlagen der Körperbeherrschung fehlt gar nicht mehr so viel bei dir. Klettern und Bewegung klappt ja schon gut, wie du gesagt hast und ich auch an deinen Bewegungen sehe. Daher widmen wir uns noch Schleichen und Balancieren«.
Der Streiter überlegte einen kurzen Moment und hatte dann eine neue Aufgabe für Sunder: »Um Gegner zu verwirren kann man entweder sehr leise oder sehr laut sein«, versuchte er es sehr unphilosophisch. »Deine nächste Aufgabe ist Beides zu lernen. Du musst bei Beidem beachten, dass du deinen Atmen steuern musst. In dem Moment wo du das willst soll es aus dir herausschlagen wie bei einer Peitsche!«. Der Assassine hob seine Hand und machte die Bewegung einer Peitsche nach, in der Hoffnung, dass das zum Verständnis beitragen würde. »Oder du es muss dir möglich sein so unauffällig zu sein wie eine schwarze Katze bei Nacht«, DraconiZ dachte einen Moment darüber nach, ob er das auch visuell darstellen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Das wäre sicherlich zu viel des Guten gewesen. »Versuch mal in ganz alltäglichen Situationen die Anderen der Truppe ein bisschen zu erschrecken und nicht von Ihnen entdeckt zu werden. Und für deine täglichen Übungen kannst du das gerade Laufen auf einer Linie erst einmal einbauen, also einen Fuß genau vor den anderen setzen«. Der Streiter schaute hoffnungsvoll darauf, ob Sunder wohl in der Lage war das umzusetzen.
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Was sind das nur für Dinger? Jacques verzog leicht angeekelt das Gesicht, als er einen der toten Echsenmenschen mit dem Schaft seiner Hellebarde anstupste. Obwohl sie keine Gefahr mehr darstellte, wirkte die Monstrosität noch immer furchteinflößend. Die schwellenden Muskeln unter der geschuppten Haut, das breite, mit scharfen Reißzähnen gespickte Maul, die kleinen Augen mit den geschlitzten Pupillen – und dieses Ding war auch noch aufrecht gegangen, auf zwei Beinen, wie eine Verhöhnung des Menschen! Der bloße Gedanke daran jagte Jacques einen kalten Schauer über den Rücken.
Geschöpfe wie diese Echsenmenschen sollten nicht existieren, jedenfalls nicht außerhalb von Geschichten und Legenden über längst vergangene Zeiten, als der finstere Gott Beliar seinem Bruder Innos in Krieg erklärt und versucht hatte, das Licht zu ersticken.
„Der Krieg ist nicht vorbei …“, murmelte Jacques zu sich selbst und ihm dämmerte nur ganz allmählich, was das bedeutete. Echsenmenschen – Drachen – Dämonen …? Wenn all diese Wesen keine Geschöpfe nur aus Geschichten waren – wenn sie über das Antlitz der Erde wandelten – wenn sie nach wie vor versuchten, alles Leben zum Ruhme ihres finsteren Meisters auszulöschen … „Innos steh‘ uns bei!“
Jacques war kein unfrommer Mann, aber der Glaube spielte auch keine zentrale Rolle in seinem Leben. Er betete regelmäßig, brachte hin und wieder Opfer im Tempel dar und lauschte dann und wann einer Predigt, aber die meiste Zeit waren es nicht gerade die spirituellen Dinge, die ihn beschäftigten. Angesichts solcher Bedrohungen aber … Wenn der dunkle Gott seine Heerscharen über die Welt schickte, dann würden einfache Milizsoldaten nicht genügen, sie aufzuhalten. So sehr Jacques die Beförderung auch mit Stolz erfüllte, wenn er die Menschen wirklich verteidigen und schützen wollte, dann konnte dies nur ein Schritt auf seinem Weg sein, dessen größter Teil noch vor ihm lag.
Und es würde nicht reichen, wenn er nur das Waffenhandwerk beherrschte. Ein Streiter, der sich den Mächten der Finsternis entgegenstellen wollte, brauchte nicht nur ein scharfes Schwert und einen starken Arm – vor allem anderen brauchte er einen Geist, der wie eine Festung war und nicht wankte selbst im Angesicht der Hölle!
Nachdenklich wandte sich Jacques von dem toten Echsenmenschen ab. Ihm kamen die Geschichten über heilige Krieger in den Sinn, Paladine und erwählte Streiter Innos, deren unerschütterlicher Glaube sie zu Wundertaten jenseits aller menschlichen Grenzen befähigt hatte, die sich allein ganzen Orkarmeen und Dämonen gestellt und durch die Kraft ihres Glaubens, ihres unbeugsamen Willens und ihrer Opferbereitschaft hunderte Leben gerettet und das Böse wieder und wieder im Augenblick seines scheinbaren Triumphes besiegt hatten. Bisher hatte er diese Geschichten vor allem dafür gehalten – Geschichten –, aber wenn Beliars Dämonen in dieser Welt eine Realität waren, dann mussten die Heiligen ebenso real sein, oder nicht?
Jacques hatte eine Ahnung, dass ihn das Thema nicht so rasch in Ruhe lassen würde. Allerdings würde er so rasch auch keine Antworten auf seine Fragen finden, wogegen es andere, unmittelbarere Dinge gab, um die er sich kümmern konnte und musste. Seine Waffenkünste zum Beispiel. Glaube hin oder her – ohne eine anständige Ausbildung im Kampf hatte auch der frommste Krieger keine Chance im Kampf gegen Monstrositäten wie diese Echsenmenschen.
Der frischgebackene Milizsoldat zog das Schwert, das ihm Mina kurz vor ihrem Aufbruch vom Pferdehof noch repariert hatte, und ließ es ein paar Mal durch die Luft schwingen. Er führte ein paar einfache Schläge aus und versuchte, sein Wissen und Können vom Umgang mit der Hellebarde auf das Schwert zu übertragen, aber er kam sich ungelenk und unbeholfen dabei vor. Trotzdem versuchte Jacques es weiter – wenn Ulrich schließlich zu ihnen herunterkam, solle er nicht denken, dass er den ganzen Vormittag nur Löcher in die Luft gestarrt hätte!
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Als Sunder sich etwas entfernt hatte, hoffentlich um seinen Aufgaben nachzugehen, ging der Weißhaarige weiter in den Krater hinein und sah Jacques etwas weiter von seinem Standpunkt. Er schaute nachdenklich auf die Echsenwesen herunter und DraconiZ konnte das Gefühl teilen. Er nickte dem frisch gebackenen Milizsoldaten aufmunternd zu und ging dann weiter. War es das, was sie tun mussten? Kämpfen und Sterben? War es das? Der Sinn hinter allem? Der Assassine verfiel, wie häufig in letzter Zeit in Gedanken. Doch hier in diesem unwirklichen Ort, nachdem was er in letzter Zeit erlebt hatte und nachdem er mehr als einmal erkannt hatte, dass ihm vergeben werden konnte, zumindest von einem ehemaligen Gefährten mit Amnesie, bekam er eine plötzliche Klarheit.
Hätte man ihn gefragt warum er Milizsoldat geworden war, dann hätte er sehr sicher gesagt, weil man das so machte. Weil sein Vater ihm das Vorbild vorgelebt hatte. Weil er gewollt hatte, dass er ein innosfürchtiger Streiter wurde. Doch das war verblasst. Verblasst als das macht man so nicht seine Gültigkeit im Krieg gegen die Orks behalten konnte. Verlasst als die bevorstehende Niederlage unausweichlich geworden war. Dann hatte er sich gegen das macht man so gestellt und einen furchtbaren Verrat geübt. Etwas, dass ihn wahrscheinlich für immer heimsuchen würde.
Wenn man ihn damals in Varant gefragt hätte was er wollte oder warum er die Dinge tat die er tat hätte er gewiss eine Antwort darauf gehabt. Sicherlich für die Freiheit. Für die Unabhängigkeit von Ketten und die Entfaltung von Potential und Tugend. Für die Verteidigung seiner Wertvorstellung vielleicht. Bestimmt auch für die Verteidigung der Menschen, die ihm wichtig waren. Nicht aber für Frieden und auch nicht für das Glück. Nicht für das Leben.
Mit einem Male erkannte er eine kleine Blume die inmitten der Felseinöde wuchs. Die Hälfte ihrer Blätter war verwelkt und schienen zerknirscht, die anderen waren noch gut Intakt. »Leben«, hauchte er der Blume zu. Wenn er wieder, wie diese Blume, wirklich ins Leben zurückfinden wollte und Vergebung anstrebte, dann musste er sich seiner Vergangenheit stellen. Und es schien nicht der richtige Weg jetzt genau das Gegenteil zu predigen, von dem was er in Varant gelebt hatte. Es brauchte Balance. Nein Balance war zu wenig. Balance war eine Ausgeglichenheit. Ein Patt der Kräfte. Eine fragile Situation die jederzeit kippen konnte, wenn die andere Seite stärker wurde. Es brauchte Harmonie. Die Konjunktion der Kräfte. Die Konjunktion von Licht und Schatten. Freiheit und Ordnung. Es brauchte Frieden und Gerechtigkeit. Im Kern also: Den Fokus auf das Leben.
Der Klingenmeister erhob sich wieder und ein scharfer Wind ging durch seine Haare und zog an seiner Kleidung. Er war nun sicher, dass er Vergebung wollte. Es würde sich zeigen ob er sie irgendwann auch von denen bekommen würde, die nicht an Amnesie litten.
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Südlich des Meteoritenkraters
Ein sanfter Anstieg war es bei Weitem nicht, den Chala als ihren Zugang zum Weißaugengebirge auserkoren hatte. Sie rutschte das ein oder andere Mal an losen Steinen ab und verlor dabei jedes Mal wertvolle Zeit, die sie nicht hatte. Zumindest fürchtete sie, dass die Orkin sie entdecken könnte und hier auf dem kargen Felsuntergrund als leichte Beute identifizierte.
Sich ächzte schwer, als sie den dünnen Stamm eines Nadelbaumes mit beiden Händen zu packen bekam und sich daran hochzog. Beltane lag ihr noch in den Knochen und die körperliche Anstrengung wirkte sich stärker auf sie aus, als erwartet.
„Nur noch ein kleines Stück, dann bin ich außer Sichtweite vom Fuß des Gebirges“, motivierte sie sich selbst.
Mit weit vorgebeugtem Oberkörper kraxelte sie das letzte Stück des Hangs hinauf, bis sie auf eine Art kleines Plateau gelangte, welches ihr die Möglichkeit zum Ausruhen gab. Mühsam schleppte sie sich hinter eine große Steinformation, ließ sich nieder und griff nach ihrem Trinkschlauch. Den Korken mit den Zähnen entfernt, trank sie gierig. Der Alkohol und das Sumpfkraut hatten ihren Körper noch im Griff und so schwitzte sie die Nachwirkungen aus.
„Nach Norden“, murmelte sie zu sich selbst, gab sich die Richtung vor, welche sie einschlagen musste, um den Pass bei der Silberseeburg zu erreichen.
Sie kannte sich im Gebirge jedoch überhaupt nicht aus und es würde sie sicher Stunden kosten, passierbare Wege zu finden. Doch welche Wahl blieb ihr? Sie konnte nur hoffen, dass sie auf keine anderen Gefahren stieß, die das Weißaugengebirge beherbergte. Geschichten waren selbst jetzt noch im Umlauf, dass überlebende Echsenmenschen in den Senken und Höhlen der unwirtlichen Berge lebten und ihre Erinnerungen an diese Monstrositäten reichten aus, um ihr Sorgenfalten ins Gesicht zu zwingen. Doch je länger sie verweilte, desto eher würde sie einen Rastplatz für die Nacht finden müssen. Und sie wollte keinesfalls in dieser unwirtlichen Gegend sein, wenn es dazu kam. Sie richtete sich auf, ausreichend erholt und machte sich daran, einen Weg zu finden.
Mit jedem Schritt, den sie auf den unbekannten Pfaden setzte, spürte sie das Gewicht ihrer Entscheidung. Sie war keine geübte Kletterin, und die steilen Hänge des Gebirges forderten ihren Tribut. Mehr als einmal stand sie vor Felswänden, die sich ihr wie unüberwindbare Mauern entgegenstellten. Ihre Hände, ungewohnt an das raue Gestein, suchten nach Halt, während ihre Füße auf dem losen Geröll nach Festigkeit tasteten.
Doch Chala war nicht allein. Der Wind, der durch die Täler pfiff, schien ihr Geschichten vergangener Reisender zu erzählen, von denen nicht jeder sein Ziel wohlbehalten erreicht hatte. Die Sonne, der sie näher war als jemals zu vor, wärmte ihren Rücken, förderte die Anstrengung. Stets im Blick hatte sie die weißen Kuppen der hohen Berge, welche das Tageslicht reflektierten, sie beinahe blendeten.
Mit jedem Atemzug, den sie in der kühlen Bergluft nahm, wuchs ihre Frustration. Sie hatte sich vorgenommen, die Herausforderung des Gebirges zu meistern, doch nun stand sie vor einem Hindernis, das unüberwindbar schien. Eine Felswand, so steil und glatt, dass sie sich keine Chancen ausmalte sie zu überwinden. Ein weiterer Umweg, der sie viel Zeit und Kraft kosten würde. Ihre Hände zitterten vor Anstrengung, als sie vergeblich nach Griffen suchte, die es nicht gab.
In einem Moment der Schwäche ließ die Aranisaani ihren Rucksack zu Boden fallen und lehnte sich gegen die kalte, natürliche Mauer. Ein Gefühl der Hilfslosigkeit überkam sie, gepaart mit Ärger über sich selbst, da sie sich nicht als so schwach empfand, wie sie in diesem Moment war.
Mit einem Funken Trotz, der tief in ihrem Innern aufflammte, schrie sie ihre Wut hinaus in die Stille der Berge. Ihr Ruf hallte zwischen den Gipfeln wider, ein wilder ungezähmter Schrei, der ihre Entschlossenheit verkündete nicht aufzugeben.
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Schleichen und Balancieren, das war nicht unbedingt das, was Sunder hören wollte, was bitteschön hatte das mit Kämpfen zu tun? Und wie man damit Gegner verwirren sollte, wollte ihm auf Anhieb nicht ganz einleuchten, hinterrücks überlisten ja, das konnte er sich noch vorstellen, aber verwirren? Vielleicht war er einfach nur zu blöd, das zu kapieren, dachte sich der alte Seemann, wenngleich ihm dieser Gedanke ganz und gar nicht gefiel. Schließlich hatte ihm, soweit er sich erinnern konnte, noch Niemand Blödheit nachgesagt, warum fing er selbst damit an, fragte er sich zurecht, das war doch völliger Unsinn. Mit sich selber hadern war nie eine gute Idee, das wusste er doch, das führte meist nur zu Selbstzweifeln und die konnte er nun wahrlich nicht gebrauchen. Abgesehen davon war er ja eigentlich auch gar nicht nicht der Typ, der Grund hätte an sich zu zweifeln.
Schließlich hatte er bislang noch jede Herausforderung des Lebens gemeistert, das sollte er immer vor Augen haben und Zuversicht daraus schöpfen. Ja, so gesehen, könnte einen Sunder so schnell nichts aus der Bahn werfen, ein beruhigender Gedanke, mit dem der Seebär das Thema Selbstkritik, auch abschloss. „Schleischen und Balancieren, wat soll et“ brummte der altes Seemann, er hatte in letzter Zeit schon vieles gemacht, von dem er Anfangs glaubte, das würde nichts bringen. Das Krafttraining und die anderen Übungen zeigten jedenfalls Wirkung, so gelenkig und ausdauernd war der Seebär schon ewig nicht mehr, stellte er nüchtern fest. Und wenn DraconiZ der Meinung war, das die Übungen, die er empfahl, Sunder weiterbringen, dann sollte er dem glauben schenken und ganz optimistisch davon ausgehen, das der Kumpel von Ulrich ihm keinen Blödsinn erzählt.
Trotzt neuer Sichtweise fiel es dem Seebären schwer, gleich mit der neuen Übung, einen Fuß vor den anderen zu setzten, anzufangen. Was sich so leicht anhörte, war schwieriger als gedacht, er musste die Arme zu Hilfe nehmen, um sein Gleichgewicht zu halten und nicht vom gedachten Kurs abzukommen. Zwischendurch fiel Sunder auf, das es ziemlich lächerlich aussehen musste, wie er mit rudernden Armen, im Schneckentempo, stetig voran tippelte. Das machte es nicht leichter sich zu motivieren, aber der alte Seemann versuchte nicht daran zu denken und machte einfach weiter.
Plötzlich war dem Seebären so, als würde er Schreie hören, ganz entfernt, eine Frauenstimme könnte man meinen. Der alte Seemann blickte um sich, die umher stehenden Männer hatten scheinbar auch etwas gehört, denn sie hielten kurz inne. Dann sah Sunder, wie der Kommandant per Handzeichen Befehle gab, sie galten den Jägern und noch zwei anderen Männern, die sich so gleich auf den Weg machten, die Lage zu erkunden...
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Ein seltsamer Gedanke kam ihm an diesem Abend an dem so schien als könnte nichts die Stille trüben und das etwas, das wie Frieden anmutete, trüben. War er eigentlich der Berechtigung entzogen worden sich Paladin zu nennen. Nun man konnte logisch argumentieren, dass es zu folgern war, dass er durch den Verrat diesem Titel entsagt hatte und daher eine Aberkennung nicht notwendig war, aber kurioser Weise hatte es diesen Akt niemals gegeben. Niemals hatte ein Feuermagier oder ein Mitglied des Ordens ihm seinen Rang streitig gemacht, geschweige dann so etwas wie einen Bann oder einen Fluch über ihn gelegt. Nun verflucht hatten sie ihn schon. Allerdings in keinem offiziellen Rahmen. Nichts desto trotz würde es wohl mehr brauchen um das Vertrauen des Ordens wiederzugewinnen als das Argument, dass sie es versäumt hatten der Bürokratie genüge zu tun. Viel mehr.
Mit einem Male hallte ein lauter Schrei über den Krater, der sich nach einer wütenden Frau anhört. »Ärger«, stellte der Klingenmeister ärgerlich und erleichtert fest. Jetzt musste er sich mit etwas Neuem befassen, entkam aber seinen Gedankenrad. Als er zu den anderen herüberblickte gab Ulrich schon per Handzeichen Befehl die Lage zu erkunden und zu sichern, wenn erforderlich. DraconiZ nickte innerlich und äußerlich. Er signalisierte den anderen Männern, dass er vorangehen würde. Wenn es um Heimlichkeit ging war er wohl derjenige in der Truppe der sich auf das Handwerk am Besten verstand. Er tastete nach den Schatten, fühlte die kalte Umarmung der Dunkelheit und lies sich fallen. Dann verschwand war sein Körper im Zwielicht des Abends verschwunden.
Nach einiger Suche fand er die Frau. Sie lehnte an einer kalten natürlich anmutenden Mauer. Das Schicksal schien es gnädig gemeint zu haben diese Formation für sie herzurichten. Dunkler Hautton, krauses schwarzes Haar, durchaus ansehnlich. Selbst in dem Trotz und der Wut die sich in ihrem Gesicht widerspiegelten fand sich eine gewisse Anmut. Also es war schon Ärger, der ihm hier begegnete, aber nicht die Art Ärger die Leben fordern konnte. Gut so.
Der Obskuromant überlegte einen Moment, doch dann konnte er es nicht lassen. Die Gelegenheit war zu verlockend den ersten Eindruck beeindruckend zu gestalten. Ja er musste sich eingestehen Hochmut war eine seiner Schwächen. Theatralisch lies er die Schatten von seinem Körper gleiten und erschien genau im Sichtfeld der wütenden Dame. Der Effekt war gegeben. Sie bekam einen Schrecken, zumindest so wie er den Gesichtsausdruck interpretierte. »As-salamu alaykum«, begann der Streiter bedächtig. »Wie es scheint verlangte es euch nach Gesellschaft. Wie können wir helfen?«. Ein Grinsen konnte er dann doch nicht unterdrücken. Vielleicht beim nächsten Mal.
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Chala lehnte mit ihrem Hinterkopf gegen die raue Oberfläche der massiven Felswand, die sich kalt und unerbittlich anfühlte. Die Wut, die sie erfüllte, ließ ihren Körper vor Spannung beben. Sie sog die frische Bergluft ein, hielt sie einen Moment lang fest und ließ sie dann langsam wieder ausströmen. Mit jedem Atemzug versuchte sie, den Zorn aus ihrem Inneren heraus und in den Stein hinter ihr zu leiten, als könnte der Fels ihre Emotionen aufnehmen und neutralisieren. Doch noch bevor sie – so unwahrscheinlich es auch war – Erfolg verbuchen konnte, schälte sich urplötzlich eine Gestalt aus den abendlichen Schatten.
„Kuzimu yenye damu!“, fluchte sie lautstark und zuckte zusammen.
Was bei den Göttern geschah in diesen verfluchten Bergen. Wie aus dem Nichts tauchte ein Mann vor ihr auf. Ihre Hand griff reflexartig nach dem Schwert an ihrer Hüfte, doch das Grinsen und die Worte, die er ihr entgegenbrachte, ließen sie zögern. Argwöhnisch musterte sie den drahtigen Riesen.
Azurblaue Augen, die an den unendlichen Himmel über den Gipfeln des Gebirges erinnerten, blickten ihr amüsiert aus scharfen Gesichtszügen entgegen. Silbernes Haar, welches selbst in den Schatten der Umgebung zu leuchten schien, ging nahtlos in seine eindrucksvolle Tuchrüstung über. Ein seltsames Gefühl beschlich Chala, während sie die Situation einzuschätzen versuchte. Doch so sehr sie auch dachte, dass dieser geheimnisvolle Mann nicht in diese raue Gegend zu passen schien, sprach seine Selbstsicherheit für das Gegenteil. So als gäbe es keinen Ort, wo er sich nicht einfügen konnte.
„Helfen? Ihr könnt mir sagen, wie ihr einfach so vor mir auftauchen könnt!“, knurrte die scheinbar nicht so ganz furchtlose Kriegerin, bevor sie sich etwas beruhigte und mit milderer Stimme fortfuhr, „Aber ja, Hilfe wäre mir sehr willkommen. Ich kenne mich im Gebirge nicht aus und das hier ist sicher die fünfte Sackgasse, an der ich scheitere.“
In diesem Moment tauchten weitere Männer auf, die den Weg versperrten, dem Chala zuvor gefolgt war. Nun hatte sie keine andere Wahl mehr, als zu hoffen, dass sie ihr freundlich gesinnt waren und nicht andere Gedanken hegten. Sie alle wirkten wie kampferprobte Streiter, doch es war schwer einzuschätzen, wem sie folgten. Den Truppen der Myrtaner oder den verbliebenen Streitkräften König Ethorns? Im schlimmsten Fall waren sie Wegelagerer, doch das war am wenigsten wahrscheinlich, bedachte man den akuten Mangel an fahrenden Händlern, die es in die Berge zog. Ihre Ausrüstung jedenfalls schien gut gepflegt.
„Ich vermute, ich habe Glück auf Euch getroffen zu sein, anstatt auf eine Gruppe dieser Echsenmenschen, von denen hier noch immer welche leben sollen. Mein Name ist Chala“, stellte sie sich vor und ließ endlich von ihrem Schwertheft ab, die Hände offen, um zu zeigen, dass sie keine Gefahr darstellte.
Eine andere Herangehensweise, als ihr lieb war, doch für den Moment musste sie mit so vielen offenen Karten spielen, wie sie bereit war zu zeigen.
Geändert von Chala Vered (09.06.2024 um 22:25 Uhr)
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»Das ist tatsächlich eine längere Geschichte«, entgegnete der Klingenmeister auf die Frage nach seinen Fähigkeiten. »Ich erzähle sie dir, wenn wir mal mehr Zeit haben«. Und es würde Zeit brauchen. Die Gabe des dunklen Gottes, die er erworben hatte und nun ohne die Verbindung zu Beliar aufrecht erhalten konnte. Eigentlich verstand er selbst noch nicht ganz was es überhaupt war. Nur, dass sie geblieben war. Auch nachdem er sich aus der Dunkelheit zurück ins Leben gekämpft hatte. »Ich bin Draco«, meinte er dann und streckte Chala eine Hand entgegen. »Es ist wohl wahr, dass du von Glück reden kannst nicht in die Echsenmenschen gelaufen zu sein. Wir haben mit ihnen Bekanntschaft gemacht. Nunja es ist zum Glück gut für uns ausgegangen. Allerdings können wir uns alle durchaus Schöneres vorstellen«, er schaute zu den Männern um ihn herum, die wissend nickten. Ja ein Vergnügen war es bei allen Göttern nicht gewesen. Und der Spuk war nicht unbedingt vorbei. Es konnte gut in Setarrif weiter gehen. »Ich denke wir helfen gerne, wenn wir es vermögen«, meinte er einladend, hoffend das Ulrich das genauso sehen würde wie er. Da sie aber auch Mina mitgenommen hatten, dachte er einfach daran, dass die Hilfsbereitschaft des Kommandanten definitiv vorhanden war. »Wohin soll es denn gehen? Das hier war wohl nicht unbedingt dein Ziel, wie es mir scheint«, stellte er fest.
Er konnte sie nicht so recht einordnen, als er auf eine Antwort wartete und sie musterte. Sie schien ihm fremdartig, mysteriös. Auch die Worte, die er zwischenzeitlich aufgeschnappt hatte, wollten nicht so recht in die Muster passen, die er gewohnt war. Vielleicht sagte sie ja noch etwas dazu.
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Erstaunt hob Chala die Augenbrauen, als der Mann namens Draco sich bereit zeigte, ihr tatsächlich zu erzählen, wie er es geschafft hatte, unbemerkt vor ihr aufzutauchen. Und wenn sie dabei noch eine gute Geschichte zu hören bekam, umso besser. Noch immer war sie erschüttert, hatte sie ihn zuvor in keiner Weise bemerkt, weder Geräusche noch Präsenz war ihr aufgefallen.
Seine ausgestreckte Hand ergriff sie nach kurzem Zögern, spürte seinen festen Händedruck, der bestätigte, dass er kein Geist war, auch wenn seine helle Erscheinung durchaus dafürgesprochen hätte. Durch die Nähe, die sie für den Handschlag aufgebaut hatten, offenbarten noch ein weiteres Merkmal, welches ihn sonderbarer denn je wirken ließ. Sein Haar fiel ihm vor die Ohren und entblößten ungewöhnliche Spitzen, ähnlich denen, die sie an der Orkin gesehen hatte, der sie ausgewichen war.
„Immerhin scheints du kein Roho zu sein“, meinte sie und grinste, zeigte ihre Zähne, „Interessante Ohren“, schob sie dann noch nach, als sie ihre Überraschung nicht unterdrücken konnte.
Er gebot ihr mit einer Armbewegung, dass sie mit ihm und den anderen Männern kommen sollte. Draco sprach davon, dass weitere Verbündete in der Nähe warteten, während er ihr eine Frage stellte, die die Aranisaani gern vermieden hätte. Doch es kam, wie es kommen musste und er erkundigte sich nach dem Ziel ihrer Reise. Was sollte sie sagen? Die Wahrheit? Wohl kaum. Wenn sich herausstellte, dass diese Leute dem Orden Innos angehörten, dann wäre „Stewark“ eine Antwort, die sie schnell bereuen würde. Doch Thorniara als Ziel anzugeben wäre ebenso riskant, wenn es sich um Streiter Ethorns handelte. Was sollte sie also tun?
„Ich bin auf dem Weg nach Norden, um ein Schiff zu finden, das mich zurück nach Torgaan bringen kann“, sog sie sich eine Lüge aus den Fingern, deren Glaubwürdigkeit davon abhing, wie genau sich diese Recken mit den Südlichen Inseln auskannten, „Ich war auf der Suche nach jemanden, der angeblich im Sumpf untergetaucht ist. Doch ich habe keine Spur von ihm entdeckt und meine Rückkehr wird erwartet.“
Sie hatte ein konkretes Bild von dem dunkelhäutigen Hünen vor Augen, den sie am Abend von Beltane, bevor sie die Kontrolle verlor, erblickt hatte. Er sah den Männern ihres Volkes in Statur und Knochenbau ähnlich genug, als dass er als ihr mögliches Ziel durchging. Dass sie torgaanischer Abstammung sein sollte, wäre nicht schwer zu glauben, immerhin wurde sie auch im Sumpf von mehr als einer Person darauf angesprochen, selbst wenn es ihr widerstrebte diese räudigen Piraten als Deckmantel zu verwenden.
„Dummerweise bin ich auf dem Weg durch den Orkwald auf eines dieser Monster getroffen. Ich wurde nicht entdeckt, hatte wohl Glück, aber mir blieb nur den Umweg über die Berge, den ich mittlerweile sehr bereue. Lieber nehme ich es mit einem Ork auf, als durch diese unebene Landschaft zu kraxeln und jeden Schritt Gefahr zu laufen umzuknicken. Das wäre ein ziemlich erbärmliches Ende.“
Sie versuchte schnellstmöglich von ihrem Ziel abzulenken, wollte Nachfragen vermeiden, weshalb sie Draco und den Männern, die sicher zuhörten, mit mehr Informationen fütterte, die tatsächlich wahr waren. In diesem Moment überquerten sie den Rand eines eindrucksvollen Kraters, in und an dem sich wie versprochen weitere Männer und sogar eine Frau befanden, die die Rückkehr ihrer Verbündeten mit neugierigen Blicken erwartete. Chalas Blick viel auf einen jungen Kerl, der einen ihr bekannten Waffenrock über einen dicken Gambeson trug.
Also sind sie Myrtaner, schloss sie anhand der rot und weiß gefärbten Heraldik der Ausrüstung des kräftigen, blonden Mannes, dessen Haut von Sonne gebräunt war.
Die einzige Frau im Bund trug ihr braunes Haar bis zu den auffällig breiten Schultern, wobei sie ein kantiges Gesicht besaß, welchem ihrer Attraktivität jedoch keinen Abbruch tat.
Gegenüber dem betagten Mann, der die Rückkehrer grimmig beobachtete, wirkte sie jedoch nahezu zierlich. Ihm sah man die harte Arbeit an, die er ein Leben lang und länger geleistet hatte.
Zuletzt richtete die Dunkelhäutige ihre Augen auf einen Mann, dessen dunkler Blick sie so kritisch zu mustern schien, als würde er jede Regung ihrer Muskeln aufnehmen, abschätzen und bewerten. Er konnte kaum älter sein, als sie selbst und doch sah man ihm die Erfahrung an, die er besaß. Seine Größe war eindrucksvoll und sein Körperbau beneidenswert, obwohl das beinahe auf jeden der hier Versammelten zutraf. Chalas Augen, die sie jahrelang dahingehend geschult hatte, um einschätzen zu können, mit wem sie sich anlegen konnte und wen sie lieber als Verbündeten auf ihrer Seite wusste, verrieten ihr, dass es jetzt, mehr denn je, darauf ankam, wie dieser Mann über sie dachte.
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»Ein Roho hmm? Das musst du mir bei Zeiten erklären«, meinte DraconiZ auf die Anmerkung von Chala hin. Was auch immer das war. Rohling? Kobold? Ja seine Ohren waren wohl sehr interessant. Er war nie wirklich der Frage nachgegangen woher diese wohl stammen mochten. Er vermutete, dass dies von seiner mütterlichen Linie kam, denn sein Vater hatte dieses auffällige körperliche Merkmale nicht besessen. Es würde eine Zeit geben, da würde er dieser Frage nachgehen. Wenn er darüber nachdachte hatte Saraliel auch spitze Ohren. Saraliel… Das letzte Mal als er seinen Bruder gesehen hatte war das im Kerker in Thorniara gewesen. Als er die Kerzen gelöscht hatte, die ihm die Flucht in die Finsternis ermöglicht hatten. Wenn man es bei allen Qualen denn Flucht nennen konnte hieß das. 13 Jahre in Dunkelheit...
Die Geschichte der Frau erschien ihm zumindest für den Moment recht einleuchtend. Ihre Wut und ihre Verwirrung sorgten sicherlich dafür, dass sie emotional recht aufgebracht war. Wenn er sie besser gekannt hätte, hätte er vielleicht daran gedacht tiefer nachzufragen, aber so war es ihm vorerst genug es so stehen zu lassen wie es stand. Manche Dinge entfalteten sich einfach mit der Zeit und dies schien definitiv so etwas zu sein. Die Zeit würde zeigen wie es sich entwickelte. Sie schien von ihrer Grundeinstellung allerdings ziemlich energisch und kampfeslustig zu sein. Zumindest den Worten zu urteilen, dass sie es mit Orks aufnehmen wollte. Er hatte schon viele gesehen, die dies von sich behauptet hatten und nunja nicht sonderlich gut, wenn überhaupt, mit dieser Einstellung davon gekommen waren. Es blieb unbestreitbar, dass die grünen Riesen an körperlichen Fähigkeiten den Menschen einen Schritt voraus waren.
Als sie bei den Anderen im Krater angekommen waren, nahm der Klingenmeister die Stimmung als neugierig gespannt wahr. Insbesondere war es so, dass die Männer gespannt darauf warteten, dass Ulrich sich regte. Schließlich war er der Kommandant und er war derjenige, der letztendlich entscheiden sollte, wie es weitergehen sollte. Der Assassine ging zu seinem alten Waffengefährten und sprach zu ihm, so dass Chala und nur wenige der Umstehenden sie verstehen konnten: »Hat sich laut ihrer Aussage verlaufen, weil sie den Orkwald meiden wollte und hat als Ziel Torgaan. Spricht manchmal in einer anderen Sprache. Ich halte das für den Moment für schlüssig«, resümierte er. »Wenn du nichts dagegen hast würde ich dafür plädieren sie hier oben nicht alleine rumlaufen zu lassen. Es scheint mir unangemessen sie der Gefahr durch die Echsenmenschen alleine auszusetzen«.
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