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    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Jacques Percheval ist offline
    Als Valeria ihn plötzlich mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte (also nicht nennenswert viel) ohrfeigte, hätte Jacques vor Schreck fast seine Suppe verschüttet. Er starrte das Mädchen an wie ein Schaf. Ganz so eine heftige Reaktion hatte er dann doch nicht erwartet…
    „Hast du dir wehgetan?“, war seine erste besorgte Frage, als Val die Hand ausschüttelte. Seine Wange war zwar etwas warm, aber er spürte es eigentlich kaum. Die Verwirrung des Augenblicks trug sicherlich das ihrige dazu bei.
    „Nein… nicht sehr“, antwortete er schließlich gedehnt auf ihre Frage. Man konnte beinahe sehen, wie die paar Zahnräder hinter seiner Stirn sich langsam knirschend in Bewegung setzten, um ihre Worte zu verarbeiten.
    „Fremder alter Trinker oder nicht… Ihn zurückzulassen wäre… das wäre nicht richtig gewesen“, rechtfertigte er sich schließlich. Jacques sah Valeria durchdringend an und versuchte, sich einen Reim auf das Mädchen zu machen. Sie Kinder in Thorniara lagen ihr offenbar am Herzen, aber…
    „Hättest du…“
    Hättest du Sunder wirklich dort liegen lassen? Wo der Nebel ihn erwischt hätte?
    Er beendete die Frage nicht. Er konnte es nicht. Was, wenn ihre Antwort ‚ja‘ lauten würde? Das konnte er nicht riskieren. Besser, er ließ es unausgesprochen.
    „Nach Thorniara, ja“, wechselte er stattdessen das Thema und rührte nachdenklich in seinem Eintopf herum, „Du willst also Magierin werden? Das wäre… Das wäre sicherlich großartig! So eine rote Robe würde dir hervorragend stehen!“
    Er grinste und stellte die schleimige Suppe vor sich ab. Irgendwie hatte er gerade keinen Appetit mehr.
    „Und für die Kinder zu sorgen, ist ein ehrenhaftes Vorhaben, bei dem ich dich natürlich unterstützen werde, wo immer ich kann. Davon abgesehen werde ich versuchen, das zu tun, weshalb ich hierhergekommen bin. Ritter werden… Oder zumindest der Stadtwache beitreten. Kämpfen lernen. Damit ich mit solchen Typen wie Mik in Zukunft allein fertig werden kann. Es gibt viel zu tun. Wir müssen dieser Roten Hand, das… nun, das Handwerk legen und deinen Vater finden. Er darf der Gerechtigkeit nicht entkommen. Ob er dann in Flammen aufgeht oder nicht...“ Er zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls werde ich mal den Kommandanten fragen, ob er vielleicht bei der Wache ein gutes Wort für mich einlegen kann oder soetwas.“

  2. Beiträge anzeigen #122
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline
    Es dauerte eine ganze Weile bis Ulrich sich einigermaßen von dem schweren Kampf gegen den Orkhäuptling erholt hatte und die innere Ruhe wieder eingekehrt war. Der schwarze Nebel hatte sich, nachdem er in der Größe geschrumpft war, in die Wälder verzogen. Deshalb kam der Kommandant zu der Schlussfolgerung, das dieses magische Energie oder was immer diese Erscheinung sein mochte, keine unmittelbare Gefahr mehr darstellte. Und auch die Späher hatten gutes zu berichten, wenn man es so sehen wollte, sie fanden bei ihrer weiträumigen Erkundungstour, keine weiteren Spuren oder Hinweise auf Banditen oder Orks. Der Kommandant war sich für kurze Zeit unsicher, ob ihm eine andere Nachricht nicht lieber gewesen wäre, aber in Anbetracht des vergangenen Gemetzels und der Tatsache, das Niemand ernsthaft verletzt wurde und die Gefangenen gerettet wurden, konnte er sich letztlich mit dem Ergebnis zufrieden geben.

    Blieb nur noch die Frage, wie sollte es nun weitergehen?, hier darauf warten das die nächsten Banditen auftauchen, machte logisch betrachtet keinen Sinn. Wer konnte schon wissen wann das sein würde und ob sich beim nächsten mal nur harmlose Taugenichts hierher verirren, nein, das war den Aufwand nicht wert. Das vernünftigste wäre sicherlich die Frauen und die nicht kampffähigen Männer nach Thorniara zu geleiten, damit sie wieder in Sicherheit sind. Wobei Ulrich, in Anbetracht der vergangenen Ereignissen in der Stadt, das Wort Sicherheit durch dicke Mauern, mit einer gewissen Skepsis verwendete, immerhin war es in Thorniara sicherer als draußen in freier Wildnis. Der Kommandant ließ seinen Blick über das Lager schweifen und blieb unwillkürlich bei der Orkfrau hängen, was sollte er mit ihr machen? Sie sah nun wahrlich nicht aus wie eine gefährliche Kriegerin und so blutrünstig wie Orks meist in Erscheinung traten, auch nicht. Und dieser Griffin, der sich, warum auch immer, für die Orkfrau eingesetzt hatte, wirke auch nicht unbedingt bedrohlich, vielleicht ein wenig arrogant, aber keinesfalls feindselig. Aus Sicht des Kommandanten gab es keinen Grund sich näher oder mehr als nötig, mit den Beiden zu beschäftigen.

    „Alle mal herhören“ begann Ulrich, nachdem er zuvor durch einen lauten Pfiff auf sich aufmerksam gemacht hatte. „Meine Männer und ich werden nach Thorniara zurückkehren, wir bieten Jedem der möchte, die Gelegenheit sich unserem Trupp anschließen, wir marschieren bei Tagesanbruch los.“ Der Kommandant schaute den ehemaligen Bewohner Sildens an, „du und deine Orkfreundin stehen nicht länger unter Arrest, es steht euch frei zu gehen. Ich dürft euch mit dem Nötigsten versorgen und auch mit Waffen auszurüsten, in dem Haufen da drüben wird sicherlich was dabei sein. Ich hoffe das ich meine Entscheidung nicht bereuen muss, es ist schon genug Blut geflossen...“
    Geändert von Sir Ulrich (16.08.2023 um 01:36 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #123
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Das war es also? Ein Schiff war in den Hafen gerauscht, ein junges Mädchen hatte mitten am Hafen ihren vermeintlichen Vater angegriffen, sie waren in Knast gelandet, von einer Bande Verbrecher aus der Zelle rausgeholt, entführt und quer über Argaan verschleppt worden. Die Banditen waren von Orks überfallen worden, die ihrerseits von Angehörigen des Ordens überfallen worden waren. Er hatte einen kalten Entzug durchgemacht, war bei Brot, Wasser und einem gelegentlichen Süppchen durchgefüttert worden, hatte sich von einer Ork das Leben retten lassen, nur um ihr im Gegenzug ebenfalls das Leben gerettet zu haben. Und jetzt konnte er einfach gehen?
    Das war, um es gelinde zu sagen, antiklimaktisch. Keine große Abschiedsrede? Keine Flucht in einer Nacht- und Nebelaktion? Kein tränenreicher Abschied? Keine Rückkehr nach Thorniara oder eine Verurteilung? Kein Kopfgeld auf seinen Namen? Ein bisschen enttäuscht war der ehemalige Hüter schon, dass er sich einfach so vom Acker machen durfte. Nicht nur das, er wurde nicht mal aus der Lager gescheucht. Im Gegenteil. Er durfte sich sogar noch Sachen mitnehmen. Umsonst.

    Missmutig kramte er in dem kleinen Haufen an Waffen herum, der sich nicht unweit ihrer Lagerstätte befand. Wieso hatte er all die Strapazen über sich ergehen lassen, wenn er jetzt nicht mal eine vernünftige Flucht planen durfte? Nein, damit war er unzufrieden. Wenn schon keine Flucht, dann wollte er wenigstens den tränenreichen Abschied. Jawollja! Er würde sein Glück selbst in die Hand nehmen.
    Hastig befestigte er ein krudes Entermesser an dem Gürtel, den er einem Toten abgenommen hatte, schnappte sich einen vermutlich uralten Bogen sowie eine Handvoll Pfeile. Er nickte Ska'ri wortlos zu, die sich bereits bewaffnet hatte und gerade dabei war, ein paar Lebensmittel in zwei abgewetzte Ledertaschen zu stopfen.

    »Meine werten Freunde.« Er blickte Jacques und Valeria an, die er anscheinend gerade inmitten einer Unterhaltung gestört hatte. Etwas grob riss er den Blondschopf auf die Beine und umarmte ihn. »Jacques.« Er löste die Umarmung und blickte dem verwirrten Jungspund ins Gesicht. »Ohne deine Tapferkeit, deinen selbstlosen Kampfeinsatz und deinen unnachgiebigen Versuchen, unsere liebe Valeria hier zu beeindrucken wären wir vermutlich tot.« Er grinste den errötenden Mann an. »Ich danke dir für alles, mein Freund! Geh nach Thorniara, schließ dich dem Orden an oder mach Kinder mit Val. Egal was du tust: Nichts davon musst du tun, um ein Ritter zu werden. In meinen Augen bist du bereits einer, mein Großer!« Erneut drückte er den Blondschopf an seine haarige Brust. Innerlich legte er sich bereits die nächsten Worte zusammen.
    »Valeria.« Er wandte den blick dem jungen Mädchen zu, das zwar genervt mit den Augen rollte, ihm aber dennoch ihre Aufmerksamkeit schenkte. Er ging auf ein Knie und blickte ihr in die Augen. Er ignorierte dabei Jacques' erschrockenes Schnappen nach Luft. »Du hast einem armen, bedauernswerten, schmutzigen, dummen, alkoholkranken, alten, dreckigen, stinkenden, schmuddeligen, aber unfassbar sympathischem Mann eine zweite Chance gegeben. Ohne dich wäre ich vermutlich in meinem Erbrochenen ertrunken. Wahrscheinlich in Thorniara, weil ich ohne dich nie festgnommen worden wäre und dann nie hier gelandet wäre, aber du warst mir eine treue Wegbegleiterin und ein Licht in den dunkelsten Stunden.« Er presste das junge Mädchen eng an sein Herz und hielt sie dort für genau drei Herzschläge länger, als es üblich gewesen wäre. Genau so lange also, dass es gerade begann für die Umarmte unangenehm zu werden und sie sich fragen musste, wann und ob diese Umarmung je aufhörte. Er konnte förmlich spüren, wie Jacques hinter ihm nervös von einem Bein auf das andere wippte. »Und sei nicht zu hart zu unserem kleinen Ritter, hörst du?«, flüsterte er ihr so leise ins Ohr, dass nur sie es hören konnte. Als er die Umarmung löste zwinkerte er ihr zu.
    Bevor er sich aber erhob, griff er das Gesicht der überraschten Braunhaarigen und küsste ihre Stirn.
    »Wenn ich je ein Kind haben sollte, hoffe ich, dass es nur halb so leidenschaftlich und treuherzig wird, wie du, meine Liebe.« Sagte er und erhob sich mit einem leisen Ächzen.
    Er blickte abwechselnd zu der noch immer etwas verdattert dreinblickenden Valeria und zu dem nervösen Jacques. »Wo auch immer ihr hingeht. Wenn ihr einen Freund braucht, ruft einfach meinen Namen in den Wald und ich werde euch zu Hilfe eilen. Oder ihr schickt mir einen Brief nach Schwarzwasser - was auch immer für euch einfacher ist.«

    Dann drehte er sich um und stiefelte wortlos durch das Lager zu Sunder, der etwas abseits saß. Er hatte das ganze Spiel beobachtet und wich nervös vor dem Braunhaarigen zurück. Aber er war chancenlos, denn gegen die Worte des ehemaligen Hüters konnte er sich nicht wehren.
    »Sunder, du alter Griesgram!« Er grinste den Rotschopf an. »Pass mir auf die Kinder auf, hörst du?« Er folgte unbeirrt dem Mann, der so gar keine Lust auf eine Umarmung zu haben schien und mit erhobenen Händen rückwärts von ihm wich. »Keine Sorge, wenn du nicht willst, dann-« Mit zwei großen Sätzen sprang er auf den Rotschopf zu, der angesichts der Worte seine Hände hatte ein Stück sinken lassen. Er drückte den Brummbär an seine Brust und ließ ihn dann los. »Du bist ein guter Mann, Sunder. Ein bisschen still und ein absoluter Feigling, aber du hast ein gutes Herz, mein Freund. Nutze es!« Er grinste dem Mann zu, drehte sich auf dem Absatz rum und stapfte davon.
    »Ach so.« Er drehte sich noch einmal um. »Für jemanden aus Thorniara bist du echt ganz töfte, weißt du?«

    Dann stolzierte er ein beschwingendes Lied vor sich hin pfeifend durch das Lager. Er war zufrieden. Dieser Abschied hatte alles gehabt, was er brauchte. Ihm war im Weggehen fast so, als habe Jacques ein kleines Tränchen verdrückt, aber vielleicht hatte er sich das auch nur ungebildet.

    Breit grinsend trat er vor die Ork. »Und du? Willst du auch noch ein Küsschen oder können wir los?«, scherzte er und schwang sich einen der beiden Ledersäckte über die Schulter. »Ich weiß schon genau, wo... nein, von wem wir an Informationen zu deinem Brüderchen kommen, meine Liebe.«

  4. Beiträge anzeigen #124
    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Als der Kommandant der Morra-Soldaten verkündet hatte, dass sie gehen dürfte – und sich sogar noch mit Waffen ausstatten! –, hatte Ska’ri zuerst ihren Ohren nicht getraut. Dann hatte sie vermutet, dass es sich vielleicht um eine Art ‚Spiel‘ handeln würde, weil es nicht ehrenhaft war, eine unbewaffnete Gefangene zu töten, so dass man ihr Waffen gab, sie laufen ließ und dann die Jagd eröffnete.
    Aber auch das schien nicht in der Absicht der Morra-Krieger zu liegen. Niemand von ihnen traf irgendwelche Vorbereitungen, die Verfolgung aufzunehmen oder grinste sie auch nur hämisch an. Ganz im Gegenteil, einige der Soldaten, vor allem die beiden, von denen sie gefangen genommen worden war, schienen selbst überrascht zu sein von dem Befehl. Überrascht, und enttäuscht. Aber sie machten keine Anstalten zu protestieren oder sich der Anordnung ihres Hauptmannes zu widersetzen.

    Ska’ri beschloss, kein Risiko einzugehen. So ließ sie die Frage nach dem Warum einfach stehen und machte sich eilig daran, sich für den Aufbruch auszurüsten, bevor die Morras es sich vielleicht doch noch anders überlegten.
    Als sie zu den Beutewaffen hinkte und sich gerade ein halbwegs anständig aussehendes Schwert nehmen wollte, trat einer der Soldaten an sie heran und setzte seinen Fuß auf die Waffe. Sie hob den Kopf und erkannte den Bogenschützen, der sie gefesselt hatte. Der Krieger warf einen kurzen Blick in Richtung des Kommandanten, der ihnen jedoch keinerlei Aufmerksamkeit schenkte, und schüttelte dann den Kopf.
    „Ich hab‘ keine Ahnung, wieso Sir Ulrich dich einfach gehen lässt, Ork“, knurrte er leise, „Wenn es nach mir ginge, hätte ich jedes bisschen Information aus dir herausgeprügelt, das du über deine verfluchte Sippschaft hier in den Wäldern hast, und dich dann am nächsten Baum aufgeknüpft, aber… Da kann man wohl nichts machen. Dass du auch noch mit den besten Waffen abhaust, das werde ich allerdings nicht zulassen!“
    Er ließ seinen Blick über die Beutewaffen schweifen und zog dann eine mitgenommene, schartige und leicht verbogene Klinge heraus.
    „Hier. Das kannst du haben! Auch wenn es schon allein um den Stahl schade ist…“
    Ska’ri wusste es besser, als dem sichtlich angefressenen Soldaten Widerspruch zu leisten, also sagte sie nichts, sondern nahm nur das Schwert entgegen. Der Krieger ließ sich anschließend wieder im Gras nieder, kaute etwas Trockenfleisch und beobachtete sie mit finsterer Miene.

    Während Griffin noch dabei war, sich überschwänglich von einigen der anderen Morras zu verabschieden, packte sie Reiseproviant für beide zusammen. Etwas Brot, Obst und gepökeltes Fleisch aus dem Vorrat der Soldaten – auch wenn sie es nicht wagte, ihr Glück überzustrapazieren und es bei etwa zwei Tagesrationen für jeden von ihnen beließ. Als Griffin schließlich wieder zu ihr kam, war alles bereit für den Aufbruch, und er schulterte mit einem breiten Grinsen im Gesicht einen der Lederbeutel. Und was für ein Grinsen! Es war direkt ansteckend.
    „Ein Küsschen? Wenn ich dir verraten würde, was ich will, würdest du roter werden als mein Bruder…“, erwiderte sie, jetzt ebenfalls grinsend, „Aber… was meinst du mit, du wüsstest, von wem wir Informationen… willst du mir etwa dabei helfen, ihn zu finden?“
    Sie sah Griffin mit unverhohlenem Erstaunen an.
    „Ich dachte… Ich meine, hast du nicht eigene Ziele? Warum gehst du nicht einfach mit den anderen mit, zurück in eure Stadt?“

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    »Moment, Moment, Moment.« Griffin hielt mit einer theatralisch ausladenden Geste an und blickte der Ork in das breit grinsende Gesicht. »Ist das da etwa-« Er öffnete den Mund weit während er eine gespielt erschrockenen Fratze zog und auf das Gesicht der Grünhäutigen deutete. »Ist das da etwa ein Grinsen auf deinem Gesicht?« Er schaute sich verschwörerisch um und näherte sich dann der Ork. »Pass bloß auf, dass die anderen das nicht sehen! Sonst kommen die noch auf die Idee, dass du nett bist!«, scherzte er und klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter.
    »Und was den Rest betrifft« Er zwinkerte seiner Gegenüber neckisch zu. »Ich bin schon ein großer Junge, so schnell werde ich bestimmt nicht rot. Wenn du ein Bierchen eingepa-« Kurz hielt er in seinem Scherz inne, als ihm schmerzlich bewusst wurde, dass Ska'ri entgegen allem, was er gerade sagen wollte, hoffentlich kein Bierchen eingepackt hatte. Unbewusst ballte er die Hände zu Fäusten aus Furcht, er könne wieder anfangen zu zittern.

    Seiner guten Laune tat das aber nur bedingt Abbruch - zumindest versuchte er, sich diese nicht von düsteren Gedanken an das, was war, verderben zu lassen. Er war froh, dass die Tortur der letzten Tage vorüber war, er Herr seiner Zukunft - und zum ersten Mal seit Jahren - auch seiner Sinne war und mit klarem, weder von Alkohol noch Drogen vernebelten Gehirn Entscheidungen treffen konnte. »Sagen wir doch einfach, dass wir darüber« Er spitzte zweimal kurz hintereinander die Lippen zu einem Kussmund und begleitete das ganze mit einem halblauten Schmatzgeräusch. wann anders sprechen. »später mal reden.« Er setzte sein verführerischsten Lächeln auf und stiefelte dann mit großen Schritten davon.

    »Was die Pläne angeht, meine Guteste: Sagen wir einfach mal, dass nicht alle Morras sich gern in überfüllten Städten tummeln und hinter großen Steinmauern verstecken. Manche von uns lieben die Freiheit.« Er breitete die Arme aus und deutete mit einer ausladenden Geste in Richtung des nahen Waldes, dem er sich leichtfüßig näherte. »Ich möchte gern dorthin zurück, wo viele Gleichgesinnte leben. Und einige von denen können uns bestimmt sagen, wo wir deinen Bruder finden können. Wenn irgendwer weiß, was in den Wäldern vor sich geht, dann sind das meine Brüder und Schwestern.«
    Er drehte den Kopf und grinste der Grünhäutigen über die Schulter hin zu. »Und ja. Das bedeutet, dass ich dir helfen möchte, deinen Bruder zu finden. Ich kann dir nicht versprechen, dass es einfach wird, aber ich bringe es einfach nicht über's Herz eine Dame in Not so hilflos zurück zu lassen.« Sein Grinsen wurde bei der Vorstellung noch breiter, sich die fast zwei Meter große Orkfrau als hilflos vorzustellen. Er war noch immer überzeugt davon, dass sie ihm mit Leichtigkeit einen Arm ausreißen konnte, wenn sie sich nur dazu entschloss, dass er diesen nicht mehr benötigte.

    Entspannt verschränkte er die beiden noch vorhandenen und absolut benötigten Arme hinter seinem Kopf und stapfte mit großen Schritten tiefer in den Wald. Mit jedem Schritt ein bisschen näher an seine Wahlheimat. Und so sehr er sich auch freuen wollte, musste er doch merken, dass mit jedem euphorischen Schritt der Kloß in seinem Hals und der Stein in seinem Magen ein winziges bisschen schwerer wurden.

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    „Wenn du mich tatsächlich nicht zurücklassen willst, dann solltest du ein bisschen langsamer machen!“, presste Ska’ri mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und stützte sich an einem Baum ab, „Wir sind weit genug weg von den anderen, glaube ich, und… Scheiße, es tut höllisch weh!“
    Sie ließ sich vorsichtig auf den Waldboden sinken und nestelte an dem Verband an ihrem Oberschenkel herum. Die Bandagen waren dunkelrot von getrocknetem Blut und klebten an ihrer Haut fest. Der Verband musste unbedingt runter. Und das würde nicht angenehm werden…
    „Ich hoffe bloß, deine Waldfreunde erschießen mich nicht einfach auf Sicht…“, redete sie, auch um sich selbst abzulenken, während sie vorsichtig die angetrockneten Stoffstreifen von der tiefen Stichwunde löste, „Ich weiß, sie und wir Oraks sind nicht gerade beste Freunde… normalerweise. Spinner wie du sind eher die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Au! Verflucht, das Zeug klebt dermaßen fest…“
    Ska’ri biss die Zähne zusammen und riss mit einem beherzten Ruck den Rest der Bandage ab. Der plötzliche, stechende Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Die jetzt freiliegende Wunde war an den Rändern heiß und geschwollen, dunkles, zähes Blut sickerte aus ihr hervor, durchsetzt mit eitrigen Schlieren.
    „Bei Beliar… das sieht nicht gut aus. Ich glaube, es ist entzündet…“ Sie seufzte und lächelte resigniert. „Tja, vielleicht musst du mich ja gar nicht mehr allzu lange mit dir herumschleppen. Wenn sich das ausbreitet… Weiß du, was das Beste ist? Selbst wenn ich jetzt zu den anderen Oraks ins Große Lager zurückkehren würde… Die Schamanen, die Heiler würden mich ignorieren. Niemand würde mir helfen. Eine Strafe dafür, dass ich mich nicht im Kampf habe abschlachten lassen. Weil ich keine Ehre habe. Vielleicht würden sie mich sogar direkt töten. Ist das nicht großartig? Entweder bringen mich deine Leute um, oder meine eigenen…“
    Geändert von Ska'ri (18.08.2023 um 11:19 Uhr)

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Besorgt ging der Braunhaarige vor der Ork auf die Knie und betrachtete die Wunde an ihrem Oberschenkel. Deswegen entschied er sich fachmännisch dazu, vorerst nicht weiter unnötig mit seinen schmuddeligen Griffeln in der Nähe der Wunde herumzufingern. Seine gute Laune war von jetzt auf gleich wie weggeblasen - er war enttäusch von sich selbst. Ewar so mit sich selbst beschäftigt, dass er keinen Gedanken mehr an die Verletzungen der Orkfrau verschwendet hatte, die vermutlich nur unter großen Schmerzen zumindest halbwegs hatte Schritt halten können.
    »Ehre..«, spottete er und kramte erst in seiner Tasche, dann in der Tasche seiner Begleiterin herum. Sie war weitsichtig genug gewesen, ein paar Verbände einzupacken, derer er sich erneut bediente.

    »Ich habe Männer und Frauen erlebt«, berichtete er geschwätzig, während er sich vorsichtig daran machte, die Verbände zu erneuern. Er bildete sich zwar nicht ein, dass der Verband auch nur den Hauch einer heilenden Wirkung haben würde, zumindest nicht ohne jegliche Medizin oder Kräuterpaste, aber zumindest wäre die Wunde dann ein wenig vor äußeren Einflüssen geschützt. Und er wollte zumindest irgendetwas tun, nachdem er so unaufmerksam die Verletzung seiner Begleitung ignoriert hatte.
    »die sind der Ehre wegen gestorben, statt ihr verdammtes Leben zu retten, diese Dummköpfe. Pah!« Er schüttelte mit dem Kopf. »Was bringt mir meine Ehre, wenn es mich mein Leben kostet? Beim Schläfer, ich würde mich ohne darüber nachzudenken immer für mein Leben entscheiden. Aber anscheinend gibt es bei euch Orks und bei uns Morras genug Schwachköpfe, die das anders sehen. Weißt du was? Scheiß auf die.« Wie auf ein unhörbares Zeichen hin erhob der Südländer sich und stapfte mit suchendem Blick durch das nahe Unterholz.

    »Ich bin nicht mehr der, der ich mal war und ich kann mich glücklich schätzen, wenn es noch eine Handvoll Leute gibt, die sich an mich erinnern, aber so wie ich mein Volk in Erinnerung habe, wird man dich nicht verblutend zurücklassen. Das ist nicht unsere Art zu leben.«, schwadronierte er ohne Unterlass und musste sich zusammenreißen, um gedanklich nicht noch weiter abzudriften.
    »Na also, hier haben wir doch was!« Er stapfte zurück zu der Orkfrau und präsentierte ihr stolz den schweren Ast, den er gefunden hatte. Größer als manch ein Mensch, den er kannte und massiv genug, um - so hoffte er - den Körper der Ork stützen zu können. Er half ihr vorsichtig auf die Beine und überreiche ihr feierlich ihre neue Krücke. »Versuch mal, ob es damit besser geht.« Ohne auf ihre Antwort zu warten, schulterte er die beiden Taschen und beobachtete hoffnungsvoll die ersten zaghaften Gehversuche seiner grünhäutigen Begleiterin.

  8. Beiträge anzeigen #128
    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    „Tja, da haben wir wohl etwas gemeinsam. Wir haben keine Lust, uns für einfach nur aus Prinzip umbringen zu lassen.“
    Ska’ri grinste, wenngleich es noch immer ein schmerzverzerrtes Grinsen war. Der Ast, den Griffin ihr als Krücke in die Hand gedrückt hatte, half zwar, so dass sie ihr Bein weniger belasten musste, aber es war noch immer alles andere als angenehm, durch das Unterholz zu humpeln.
    „Aber vielleicht solltet ihr Morras froh darüber sein, dass die Orakai vom Festland so sehr an ihrer Ehre und ihren Traditionen hängen. Stell dir vor, sie würden wirklich militärische Effizienz an die Stelle von Ehre setzen… ihr hättet den Krieg um diese Insel längst verloren!“
    Sie zuckte nur mit den Schultern, als Griffin ihr einen seltsamen Blick zuwarf. Das waren ganz einfach die Fakten.
    „Weißt du, ich hatte Chror – diesem Riesen-Trottel, dem Anführer unseres Kriegstrupps – einen Weg vorgeschlagen, über den wir uns unbemerkt dem Lager nähern und einen Überraschungsangriff hätten durchführen können. Wenn er das nicht als Feigheit ausgelegt und mich allein für den Vorschlag schon beinahe umgebracht hätte – diese Banditen hätten gar nicht erst eine Verteidigung zu Stande gebracht. So viele tote Orakai weniger! Allerdings… ich weiß nicht, was Chror mit dir und deinen Freunden angestellt hätte. Also kannst du vielleicht sogar von Glück reden, dass der Trollarsch es so mit seiner Ehre hatte.“ Sie seufzte und sah Griffin nachdenklich an. „Der Krieg… meinst du, er wird jemals enden?“

  9. Beiträge anzeigen #129
    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    »Welcher Krieg genau?«, fragte er etwas spöttisch. Mit einem Ruck brachte er die beiden Tragetaschen in eine angenehmere Trageposition und erwiderte den nachdenklichen Blick der Orkfrau. »Wenn du mich fragst, wird irgendwer immer einen Grund finden, Krieg zu führen.«, stellte er ernüchternd fest. Schwermut lag in seiner Stimme. »Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Ort, an dem die Konflikte weniger sind. Wenn die Orks und die Morras Frieden schließen, findet sich ein anderer Feind. Söldner gegen Milizen, Gläubige gegen Ungläubige, Orks gegen Morras. Beim Schläfer, manchmal Orks gegen Orks, Morras gegen Morras, König gegen König. Vielleicht Orks und Morras zusammen gegen Echsenmenschen. Aber irgendwer kämpft immer. Also nein, ich fürchte, dass die Kämpfe nicht so schnell aufhören.« Er kratzte sich nachdenklich am Hintern.
    »Du hast selbst gesehen, wie viele der Menschen mit dir als Ork umgehen. Und du weißt vermutlich, wie begeistert dein Stamm von mir wäre, wenn wir zwei dort aufschlagen würden.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin aber davon überzeugt, dass Orks und Morras in Harmonie miteinander leben können. Nicht jetzt, aber vielleicht in Zukunft. Wenn unsere Kinder-« Er stockte in seinen Ausführungen. »Nicht unsere, du kannst vorerst also gern angezogen bleiben.« Grinsend hob er wie zur Abwehr die Hände und zwinkerte der Orkfrau zu.
    Wieder dränge sich ihm die Frage auf, ob Menschen und Orks überhaupt Nachwuchs zeugen konnten. Nachdenklich leckte er sich mit der Zunge über seine scharfen Eckzähne und startte ins Leere. Sicher, er hatte Geschichten von Halborks und Viertelorks gehört. Die waren aber so abenteuerlich, dass es kaum glaubhaft war, dass so ein Wesen existieren konnte. Einer der Viertelorks sollte wohl eine tägliche Trainingsroutine gehabt haben, die unter anderem Aufwärmübungen wie 250 Liegestützen, 100 Klimmzüge und 100 Situps beinhaltet haben soll. Die Aufwärmübungen. Er schüttelte den Kopf und den Gedanken fort. Das war hanebüchener Unfug der Tratschtanten und -onkels.

    »Jedenfalls hoffe ich, dass in späteren Generationen mal ein halbwegs vernünftiges Miteinander herrschen kann. Und das hier« Er deutete abwechselnd von der Ork zu sich selbst »ist vielleicht der Anfang davon.« Er grinste breit. »Und wenn dann schon gekämpft wird, dann als ein gleichberechtigter Verbund aus Orks und Morras gegen einen anderen Verbund aus Orks und Morras.«

    »Und du?« Er blickte die Ork mit einem neugierigen Blitzen in den Augen an. »Du bist überzeugt davon, dass die Orks den Krieg gewinnen können. Glaubst du, dass danach mit den wenigen verbliebenen Morras Frieden herrscht?«

  10. Beiträge anzeigen #130
    Provinzheld Avatar von Tashunka
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Tashunka ist offline
    Lange schon mied jedwedes Lebewesen die Höhle deren Eingang so finster erschien, dass jeder, der einen Blick auf ihn hätte werfen können, den Eindruck gehabt hätte, er schlucke das Licht seiner Umgebung. Die Schwärze durchdrang selbst auf den ersten Schritt kein Blick und auch der wagemutigste Abenteurer hätte spätestens dann kehrt gemacht, wenn ihn das Gefühl ereilte, dass die Finsternis nach ihm greife.
    Kein Insekt und keine Spinne bewegte sich hier. Der Gang dieser Höhle führte nicht tief in den Fels, doch tief genug, das an seinem Ende die Außenwelt nicht mehr war als eine unausgesprochene Hoffnung.

    Hätte ein Schimmer das Innere des hohlen Steins zu erhellen vermocht, so hätte der sich bietende Anblick doch wieder nur schwarze Geschichten des Todes erzählt. Knochen unterschiedlichster Größe lagen auf dem Fels verteilt, getrocknetes Blut hinterließ Spuren auf dem Großteil der Fläche. An den Wänden war der Stein abgewetzt von mächtigen Krallen die mangels eines ausreichend widerstandsfähigem Material den Berg gemartert hatten. Doch all diese Spuren waren alt. Die Bestie, die hier einst gehaust hatte war längst verwest. Und doch… ihre Seele weilte noch immer nicht in Beliars Reich. Der nicht zu brechende Wille dessen, der sie eins bezwungen hatte, hielt sie fest wie eine Kette; deren Glieder waren geschmiedet durch die dunkle Macht der Orkschamanen und so glühten ihre Augen, mit dem eigenen Blute gestochen in die Haut des Bezwingers und nur dieser vermochte wann er es wollte die Ketten ein Stück zu lösen. Doch lies er sie selten ihre Gestalt annehmen und sich der eigenen Raserei hingeben und so zerrte sie nur unentwegt an den drückenden Ketten im Geiste des verhassten Meisters.

    Tashunka grollte während er kraft seines Geistes die aufbäumende Seele des Bluthundes wieder nieder rang. Er öffnete die Augen und ließ den kontinuierlichen magischen Strom versiegen, der den Weg durch seine Haut gefunden und seine komplette Umgebung in schwarzen Nebel hatte versinken lassen. Er erwachte aus tiefster Meditation und spürte noch immer kaum den eigenen Körper, waren seine Sinne doch lange Zeit einer viel größeren Tiefe als die der primitiven körperlichen Wahrnehmung ausgesetzt gewesen. Schon lange wusste er nach diesen Reisen des Geistes nicht mehr zu sagen wie viel Zeit in dieser Welt wohl währenddessen vergangen sein mochte. Doch spielte Zeit in seinem Denken auch eine äußerst beiläufige Rolle. Sie schien ihm banal und mochte nur jenen beschäftigen, der sich von ihr beherrschen ließ.
    Langsam erhob sich der Schwarzork und stieg lautlos über die alten Knochen hinweg in Richtung Ausgang der Höhle. Der magische Nebel verzog sich und ließ wieder fahles Licht in den Berg eindringen. Die Lunge des Schamanen füllte sich mit kühler Nachtluft und der Wind spielte mit den Spitzen der geflochtenen Haare und Fransen an seinem Rock. Er blickte vom Vorsprung an dem sich der Eingang der Höhle befand über die vom Mondlicht spärlich beleuchteten Umrisse des Landes vor ihm. Abschätzig verzog er die Lippen, so dass sie über seine leicht hervorstehenden Hauer kratzten. Hatte er sich lang in Meditation befunden und die Welt der höheren Wesen bewandert so erschien ihm alles in dieser so gering; einschließlich der eigenen Bedürfnisse. Wieder ging ein Grollen von Tashunka aus, diesmal jedoch nicht verursacht von seinen Stimmbändern, sondern von seinem Torso. Der Schwarzork griff einen Wurfspeer aus dem Köcher auf seinem Rücken und setzte sich für den unwahrscheinlichen Beobachter ungeahnt lautlos und leichtfüßig in Bewegung, um dem Wald zuzustreben.

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    Lehrling Avatar von Krul
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    Gut ich geb es auf. Ich hab jetzt fast einen Mondlauf nach dem Alten gesucht. Wenn er noch irgendwo im Gebirge ist, dann vermutlich wieder so tief im Berg, dass es Selbstmord ist die Suche fortzusetzen. Scheiße. Der Irre alte wäre sicher ein besserer Mentor als... dieser Klumpen schwarzen Steins!

    Selbstverständlich war 'der Klumpen' nicht gerade begeistert, dass der Berufene lieber einen offenkundig Geisteskranken ihm, einen ehemaligen Hochschamenen, vorziehen wollte. Grund genug den Rotork wieder seelisch zu malträtieren, jedoch war Krul dies langsam gewohnt. Rokar hatte beschlossen, dass der Nebel ausreichend gelernt wurde und Krul sich fortan um seine geistige Abwehr kümmern sollte. Zwar konnte er den Dunkelnebel nun auch selbst herauf beschwören, aber er war bei weitem nicht so dicht wie bei Rokar selbst. Mehr würde ihm der Schamanengeist allerdings nicht zeigen. Immer wieder schnitt sich Krul an irgendetwas, sei es am schwarzen Stein, an seinem Jagdmesser, an den Tätowiernadeln oder völlig absurd an eigentlich morschem Holz. Und kaum floss Blut wurde sein Bewusstsein angekettet und mit einer seltsamen... Kraft durchströmt. Kurz darauf wurde der Rotork mit Klingen aus blanker Schwärze durchbohrt und dabei angeschrien, soetwas müsse er abkönnen. Es war die blanke Folter von Kruls Seele. Das erschreckenste war jedoch immer das danach. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass er danach wacher und konzentrierter war. Lediglich sein Körper war vom Schnitt leicht verletzt.

    Wo soll das enden? Wieso nennt Rokar diesen... Scheiß einen geistertanz?! Tanzen ist das Letzte woran es erinnert... Hoffentlich geht es Ska'ri besser. Ich bin mir immernoch unsicher ob dieser Trilo geeignet ist. Selbst Rokar nannte den typen eine Anomalie und riet mir mich von ihm fernzuhalten. Er stinke nach Unleben und Untod. Was soll das überhaupt heißen?! Egal, er hat es gefressen. Er wird Ska'ri suchen und zu mir bringen. Wenn er dabei verreckt ist das auch nicht weiter tragisch. Morras... als ob ich ihm jemals zu einem Ulu-Mulu verhelfen könnte. Womit hätte er das verdient? Und selbst wenn, ich weiß doch selbst nicht mal wie man das baut... dummer Morra...

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Am südlichen Rand des Weißaugengebirges

    Freiya trat auf die Wiese, die sich vor ihnen ausbreitete. Hier an einem Hang in einer geschützten Mulde unter den goldenen Strahlen der Sonne eröffnete sich ihnen dieses Kleinod und Freiya konnte einfach nicht dran vorbei gehen. Hier, im Schutze des Bergrückens, war der Herbst noch nicht angekommen. Überall wuchsen noch die Blumen des späten Sommers, Kraut wucherte im saftigen Grün und kein Baum warf einen Schatten auf diese Heide. Freiya ließ ihren Blick schweifen und dann hockte sie sich ins Gras, um das emsige Treiben näher zu beobachten. Da waren Zitronenfalter und Bienen, einige Wespen schwirrten herum, ein Grashüpfer hoppte davon und zwischen Marienkäfern krabbelten Ameisen über die Blätter der Kräuter. Ryu war neben sie getreten und hockte sich zu ihr.
    „Schau nur“, sagte Freiya, „wie sie alle beschäftigt sind. Die Schmetterlinge und die Käfer und die Bienen.“
    Sie deutete auf die Kleeblüte vor ihnen. Ein kleines, pelziges Insekt machte sich daran gerade zu schaffen.
    „Hummeln, sie lieben den roten Klee. Siehst du, dass die anderen Insekten auch an die anderen Blüten gehen, die Hummeln diese aber links liegen lassen? Sie können dem Klee einfach nicht widerstehen“, erklärte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. „Diese hier, mit der roten Haube und dem gestreiften Körper, das ist eine Ackerhummel. Sie und ich haben quasi die gleiche Frisur.“
    Sie grinste. Dann aber stieg ihr wieder der wunderbare Duft in die Nase, den sie eben schon gerochen hatte.
    „Es gibt eigentlich nur ein was, das die Hummeln noch mehr lieben als Klee …“, murmelte sie und sah sich um. Irgendwoher musste doch der Duft kommen … dann entdeckte sie es am Ende der leicht abfallenden Wiese. Dort, wo durch Ausspülungen weniger von der humusreichen Erde im Boden war sondern der Untergrund eher karg und bisweilen voller Kieselsteine, dort standen sie wie eine dichte, lange Hecke. Wunderschöne große Büsche mit einer lilanen Blütenpracht erfreuten nicht nur die Nase sondern auch die Augen.

    „Lavendel“, seufzte Freiya selig. Er schien im Schutze des Hanges besonders prächtig zu gedeihen.
    „Komm mit“, sagte sie mit einem Strahlen in den Augen zu Ryu. Sie gingen zu dem Buschwerk und wie Freiya es erwartet hatte, war hier ein reges Hummeltreiben zu sehen.
    „Siehst du, alles voller Hummeln, ich sagte ja, sie lieben den Lavendel“, erklärte die Rothaarige, als Ryu und sie nebeneinander auf die lilanen Blüten schauten. „Diese Hummel hier, das ist eine Erdhummel“, sagte sie und deutete auf ein gelb-schwarz gestreiftes Exemplar. „Davon gibt es sogar noch die Großen Erdhummeln, die sind tatsächlich auch fast noch einmal doppelt so groß.“
    Die Hummeln schwirrten um sie herum und arbeiten sich an den Blüten ab.
    „Hummeln sind keine aggressiven Insekten, dafür aber sehr nützlich und dabei sogar emsiger als die oft als fleißig betitelten Bienen. Sie fliegen angeblich tausend Blüten am Tag an. Ich frage mich, wer das gezählt hat!“, sprach Freiya. In dem Moment landete eine der Hummeln auf ihrer Hand. Sie hob die Hand und zeigte es dem Hauptmann neben ihr.
    „Schau mal, das ist eine Steinhummel. Ist sie nicht wunderschön mit ihrem kleinen roten Po?“, sagte sie und lächelte weiterhin, während Ryu ihr einfach zuhörte und sie erzählen ließ. „Der Pelz, den Hummeln haben, schützt sie wohl gegen kalte Temperaturen. Deswegen sind sie im Frühling schon zeitig zu finden, während andere Insekten noch in der Winterstarre sind. Und sogar bis weit hoch ins Gebirge fliegen sie, weil sie gut gegen die Kälte geschützt sind.“
    Die Hummel mit dem roten Hinterteil und dem sonst schwarzen Pelz erhob sich wieder von Freiyas Hand, nur um sich über Ryus Augen auf seinem Haarschopf niederzulassen. Der Hauptmann zog die Augenbrauen empor, sagte aber nichts. Freiya schmunzelte.
    „Das könnte eine Jungkönigin sein. Im späten Sommer tötet das Hunmelvolk seine alte Königin und die Jungköniginnen schwärmen aus zu ihrem Jungfernflug. Dort werden sie dann von den männlichen Hummeln befruchtet und nach dem Winter gründen sie das neue Hummelvolk. Angeblich kümmern sich Hummelköniginnen besonders liebevoll um den Nachwuchs – der sie dann umbringt. Hummeln sind dennoch hoch soziale Tiere.“
    Immer noch saß die Hummel auf Ryus Haaren. Freiya hob die Hände und legte sie vorsichtig neben das kleine Tier. Die Hummel krabbelte tatsächlich wieder auf ihre Hand.
    „Wir sind keine Blumen, Liebes“, flüsterte sie dem Insekt zu. Dann ließ sie sachte ihre Hände sinken und setzte die Hummel mit dem roten Po auf den Lavendel vor ihnen. Dort herrschte immer noch extrem emsiges Treiben

    „Der Lavendel scheint hier besonders gut zu gedeihen. Ich wette, dass hier einige Hummelvölker in der Nähe ihr Nest haben“, sagte Freiya, dann besah sie den Lavendel genauer. Sie deutete auf die grünen Triebe, an denen blassgrüne Blätter wuchsen. „Die Pflanzen haben noch einmal ordentlich ausgetrieben nach der ersten Blüte.“
    Die Rothaarige nahm ein paar der Blätter zwischen die Finger und zerrieb sie. Dann atmete sie den wunderbar aromatischen Duft ein. Er wandte sich durch ihre Nase bis in die hintersten Ecken ihres Kopfes.
    „Riech mal“, sagte sie und hielt Ryu die Hand hin. „Ein fantastischer Duft, kein Wunder, dass die kleinen Hummeln ihn so lieben.“
    Dann zückte sie ihren Dolch und schnitt zwei kleine Zweige mit den grünen Blättern und lilanen Blüten ab. Einen steckte sie in ihren Lederbeutel, den sie bei sich trug. Für den anderen Zweig machte sie wieder einen Schritt auf Ryu zu, blickte kurz suchend an seinen Seiten hinunter und steckte den Zweig dann in die rechte Tasche seines Gewandes.
    „Lavendel riecht auch getrocknet noch fantastisch. Somit vergisst man den Sommer nie“, sagte sie und lächelte ihn an.
    „Und die Hummeln“, setzte sie flüsternd hinterher.
    Dann wandte sie ihren Blick wieder zu den Hummeln. Es war lange her, dass sie diese faszinierenden Insekten so ausgiebig beobachtet hatte. Dass sie Hummeln so beobachten konnte. Nachdenklich löste sie ihren Wasserschlauch und nahm einen Schluck. All das, was sie erzählt hatte, hatte sie einem Menschen zu verdanken: Ihrem Vater. Sie steckte den Trinkschlauch wieder weg.

    „Vater war ein Bergmann“, erzählte sie leise. „Wann immer er aber konnte, nahm er Mutter und vor allem mich mit vor die Tore von Vengard. Er wollte immer in der Natur sein. Er brauchte das als Ausgleich von den dunklen und staubigen Schächten, hatte Mutter erzählt.“
    Freiyas Blick wanderte von den Hummeln in die Ferne.
    „Er hat mir dabei vieles über die Natur erzählt, wie kostbar alles ist, was uns umgibt. Er wusste über jedes Tier und jede Pflanze etwas zu erzählen. Aber die Hummeln“, sagte sie und sah Ryu nun wieder an, „die mochte er am liebsten. Wir haben sie oft gemeinsam beobachtet in den warmen Monaten.“
    Dann verschwand das Lächeln, das sie immer noch auf den Lippen hatte, und sie blickte wieder traurig auf den Lavendel. „Leider konnten unsere Ausflüge ihn nicht davor retten, dass auch er das Schicksal eines Bergmannes erlitt, wie so viele andere seiner Kumpanen ebenfalls. Seine Lunge verklebte durch all den Staub, den er ausgesetzt war, und somit wurde ich mit Vierzehn letztendlich zur Vollwaisen.“

    Freiya fragte sich, warum sie ausgerechnet jetzt wieder daran denken musste. Warum ausgerechnet jetzt und hier ihr all diese Sachen, die ihr Vater erzählt hatte, wieder in den Sinn kamen. Lag es daran, dass der Herbst Einzug hielt und damit auch unweigerlich Samhain näher rückte, das Fest, zu dem in Tooshoo der Toten gedacht wurde? Vielleicht. Vielleicht aber hatte ihr Kopf ihr diese Erinnerungen, die nicht wirklich verloren nur tief vergraben gewesen waren, auch einfach wieder an die Oberfläche holen wollen.
    „Danke, Vater“, wisperte Freiya und dann tauchte wieder das Lächeln auf ihren Lippen auf, während sie die Hummeln beobachtete. Es waren viele Steinhummeln hier, bemerkte sie.
    Nach einer ganzen Weile blickte sie zu Ryu. Sie war ihm dankbar, dass er sie hatte erzählen und die ungeplante Pause einlegen lassen. Hoffentlich dachte er nicht, dass sie sich drücken wollte. Dafür fand sie die Rennerei viel zu angenehm.

  13. Beiträge anzeigen #133
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Am südlichen Rand des Weißaugengebirges~

    Eine hummlische kleine Pause, die sie da eingelegt hatte. Eigentlich war dem Templer so gar nicht nach Innehalten zumute. Sie hatten immerhin einige Stunden verloren am gestrigen Tag die er aufholen wollte. Doch etwas an ihrem Blick und der Art, wie sie sich auf diesem Hang umsah ließ ihn instinktiv spüren, dass hier etwas lag das mehr Gewicht hatte als angenommen. Und so war es auch: Ein weiterer, tiefer Einblick in die Geschichte der roten Snapperin. Und eine sehr ausführliche Lektion darüber, wie Hummeln sich unterschieden und welche Vorlieben sie teilten.

    Ryu staunte nicht schlecht, als Freiya mit einer fast schon gruseligen Begeisterung davon berichtete, wie das Hummelvolk zum Saisonwechsel gerne mal die Monarchin umbrachte, nur um eine neue auf den Thron zu setzen. Und dann... Nun... Dienste im Zeichen des vereinigten Hummelvolkes zu vollziehen. Mit der Betonung auf 'vereinigt' und 'Dienste'. Und dann wurde er auch noch offiziell von einer der Hummeln als tragenden Untersatz auserkoren. Na, ein Glück dass Freiya eingeschritten war. Für gewöhnlich war der Hüter nämlich nicht gerade ein Garant für die tragende Kraft künftiger Monarchen. Eher im Gegenteil. Auch wenn er das Vertrauen der kleinen Pelzkugel durchaus zu schätzen wusste. Aber Freiya hatte recht: Er war keine Blume. Er war mehr... Eines dieser unverwüstlichen Unkrautgewächse die einfach nicht tot zu kriegen waren. Löwenzahn kam ihm da in den Sinn. Wo andere Pflanzen nur unter pingeligsten Bedingungen wuchsen, war er die Marke Grünzeug die sich daran machte aus Straßen herauszubrechen mit dem Gedanken 'Geil! Kopfsteinpflaster!'. Eine seltsame Verkettung von Gedanken, die ihm da durch den Kopf ging. So einfach... So... Leicht? Ob das an der Distanz zu Tooshoo lag oder dieser fast schon kindlichen Begeisterung Freiyas... Vielleicht war es beides? Der Templer kam nicht umhin, leicht zu lächeln. Selbst als sie ihm den Lavendel unter die Nase gehalten hatte. Und das ganz in dem Unwissen, wie so nahgebrachte Gerüche auf den übersensiblen Geruchssinn wirkten. Mit einem mal war dem Templer fast so, als könnte er das wunderbare und intensive Aroma des Lavendels schmecken ohne auch nur einen Zentimeter davon mit der Zungenspitze berührt zu haben. Seine Sicht begann für einen Moment zu verschwimmen, doch einige male Blinzeln und das Reiben seiner Augen halfen da nach einer Weile schon ab.

    Dann jedoch, als die rote Snapperin begann von ihrer Familie zu erzählen wurde der Hayabusa wieder hellhöriger. Nachdenklich, die Hände in den Taschen seiner Hose strich er dabei über die Lavendelblätter wie schon die Tage zuvor das Kirschblatt auf Tooshoo. Ein Bergmann war er also gewesen. Begeistert von der Natur. Von innen heraus begraben... Zumindest ihn hatte sie nicht in den Schatten ihrer Erinnerungen verloren. Trug die schönen Momente an seiner Seite im Herzen. Kurz schweiften die Gedanken des Hayabusa an seine eigene Mutter. Wie es ihr wohl ging? Ob sie noch am Leben war? Wenn ja, würde sie ihren Sohn noch einmal erkennen? Zu lange hatte der Templer sie nicht mehr bedacht. Aber nun, nach Freiyas Erzählung und der Erinnerung an Hinata... Da kamen sie wieder auf, die Fragen. Und die Erinnerung an das Wiegenlied welches sie ihm immer vorgesungen hatte. Als stünde sie direkt bei ihm, beide Hände um seine Schultern gelegt. Und dann war es auch schon wieder weg, dieses Gefühl. Und zurück blieb der Templer nur mit Freiya. Sein Blick ging nach der leisen Danksagung an ihren alten Herren zu dem Rotschopf hin. So richtige Worte fand er nicht. Ryu war froh, dass sie diesen Augenblick und den weiteren Einblick mit ihm geteilt hatte. Und irgendwie wollte er ihr etwas dafür zurückgeben.

    "Der Ort von dem ich stamme... Die Leute dort leben sehr im Einklang mit der Natur... Nicht unbedingt wie das Waldvolk. Eher weniger... Wild... Aber... Sie respektieren die Natur. Verehren Naturgeister und beten zu ihnen für eine gute Ernte oder den Schutz vor Stürmen. Es gibt dort an den undenkbarsten Stellen kleine Schreine die trotz der natürlichen Einflüsse immer irgendwie zu bestehen scheinen. Niemand weiß wer sie gebaut hat, aber jeder kennt sie. Selbst auf hohen Klippen oder im tiefsten Winkel der Wälder verborgen... Und trotz aller Widrigkeiten pilgern die Menschen immer wieder an diese abgelegenen der Natur überlassenen Orte um für eine gute Ernte oder gesunde Empfängnis zu beten. Krieger suchen Rat an diesen Schreinen und Gelehrte bitten um Erleuchtung. Dafür bringen sie kleine Opfergaben und erhalten im Gegenzug von den Schreinwächtern, sieh sie als eine Art... Pfleger dieser Schreine, zumindest in enger besiedelten Gebieten, ein kleines Amulett mit dem Segen des jeweiligen Geistes das Glück bringen soll... Versteh mich nicht falsch. Es sind Dinge, die die Natur uns gab oder die man aus Gaben der Natur verarbeitet hat. Reis... Früchte... Schnaps... Solche Dinge."

    Der Hayabusa verschränkte die Arme und blickte entlang des Hanges. Dabei wanderten seine Augen entlang der verschiedensten noch so tapfer blühenden Blumen und den, kleinen, schwarzen Punkten ähnelnden Insekten die dort umher schwirrten. "... Ich bin kein Freund von Religion, eifernden Irren und den Namen ihres Gottes brüllenden Fanatikern. Aber ich habe Respekt vor dem was uns umgibt. Die Natur ist nichts das man anrufen muss. Sie ist da. Umgibt uns und folgt keinen dogmatischen Schriften alter Männer in ihren Kathedralen und Prunkbauten. Mal unterliegen wir ihr und flüchten ins bei einem Gewitter ins Trockene. Mal dominieren wir sie und bauen Hütten aus den Bäumen dir wir gefällt haben. Sie ist greifbar. Sie ist uns nah und wir ihr. Was ich damit sagen will...", nun schaute er wieder zu Freiya und überlegte einen Augenblick lang. "... Das Land unter unseren Füßen umgibt uns allgegenwärtig. Und wenn wir stark genug sind, begegnen wir ihm auf einer Ebene. Wir leben miteinander und müssen uns vor ihm nicht in den Staub werfen. Und ich glaube, diese unumstößliche, harte wie schöne Wahrheit erkannte dein alter Herr. Und ich bin mir sicher, könnte er dich heute sehen, mit seinen Lektionen im Herzen... Ich bin davon überzeugt, er wäre stolz auf dich."

    Schließlich löste der Templer seine verschränkten Arme, wandte sich von seiner Schülerin ab und ging ein paar Schritte gen Hang. "Und jetzt mach deinen Lehrer stolz! Es ist noch ein gutes Stück bis zum Felsenmeer."

  14. Beiträge anzeigen #134
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Am südlichen Rand des Weißaugengebirges

    Sie hatten diese Wiese betreten und Freiya hatte nicht nur eine – ungeplante – hummelige Pause gewonnen, sondern einmal mehr einen Einblick in das Innenleben ihres Lehrmeisters. Dabei stellte sie fest, dass ihn das Thema Natur irgendwie schon immer zu umgeben schien. Wobei das ja auf sie auch zutraf, wenn eben nur in kleinerem Ausmaß. Im pelzig-hummeligen Ausmaß sozusagen. Auch sie hatte still gelauscht, mit dem Lächeln mehr in den Augen als auf den Lippen, als er von dem Ort erzählte, von dem er stammte. Gerne hätte sie danach gefragt, wo dieser Ort lag, war dieses Brauchtum ihr doch gänzlich unbekannt, aber jetzt blieben ihr weder Zeit noch Gedanken dafür.

    Als Ryu den Hang wieder hinauf stieg, beeilte sie sich, hinterher zu kommen. Felsenmeer? Was sollte das sein? Und was erwartete sie dort?
    Sie kamen wieder auf den Pfad zurück, den der Hauptmann für sie beide vorgesehen hatte und ohne sich noch einmal zu dem kleinen Paradies hinter ihnen umzudrehen, verschwanden sie wieder im Schatten der lichten Bäume. Dennoch war Freiya gedanklich immer noch bei dem, was Ryu gesagt hatte. Über sich und seine Sicht auf die Welt. Es passte zu ihm und war sicherlich nicht nur ein Teil seiner selbst sondern auch ein Grund dafür, dass er unter den Leuten im Sumpf derjenige war, der er eben war: Ein Hauptmann. Ein Führer und Lehrer. Jemand, der sich unentwegt den Kopf darüber zerbrach, wie sie alle dort ihr Leben bewältigen konnten im Einklang mit dem, was sie umgab. Und dabei war jenes Umfeld eben genau das, was er beschrieben hatte: Die Natur mit alle ihren Facetten. Sie stellte fest, wie angenehm es war, ihm zuzuhören und seinen Gedankengängen zu folgen.
    Berührt hatte er sie, als er über ihren Vater sprach und ihr diese wunderbar warmen Worte ins Herz pflanzte. Da war er wieder gewesen, der Menschenfreund. Ihr Blick fiel auf das Seil zwischen ihnen und wanderte hin zu seinem Rücken. So langsam dämmerte es ihr, dass sich auch ein zartes, unsichtbares Band zwischen den beiden knüpfte, das über Schülerin und Lehrmeister hinaus ging und auch dann noch da war, wenn das Seil wieder abgelegt wäre. Zumindest empfand die Frau mit den roten Haaren es so.

    Das Gebiet um sie herum änderte sich jetzt wieder ein bisschen. Wo der Grund vorher vorrangig felsig und karg gewesen war, sprossen jetzt wieder grüne Farne und Moose über den Erdboden und es roch nach frischen Pilzen. Die Bäume hier waren von einem hohen Wuchs und noch war das meiste Laub grün, doch einige gelbe Blätter zeugten von dem Herbst, der unweigerlich vor der Tür stand. Freiya rannte und ihre Aufmerksamkeit galt nun dem Boden und der Umgebung. Die Farne hatten eine gute Höhe, um sie zu überspringen. Dazwischen lauerten kleine Felsen, teilweise mit Moos bewachsen, die es nicht zu übersehen galt, sonst küsste man den Erdboden. Ein langer Baumstamm, selbst mit Moos und Pilzen bedeckt, kreuzte ihren Weg. Er war abgeknickt und lag an einen anderen Baum an. Zu hoch, um ihn einfach zu überspringen und zu gefährlich, um ihn zu erklimmen, denn er könnte abrutschen. Also wählte Ryu den Weg drunter durch, musste sich dabei aber flach machen. Er schlittere geradezu elegant mit den Füßen voran unter dem Baum durch und war fix wieder auf den Beinen. Freiya hatte es beobachtet und tat es ihm gleich, mit dem Anlauf ging es ganz gut, wenngleich der Waldboden sie da auch ein wenig bremste. Natürlich war die Jägerin nicht so behände wieder auf den Beinen wie der Hauptmann, aber nach all den Übungen der letzten Zeit fiel es ihr zunehmend leichter, selbst auch wieder schneller hochzukommen – trotz Hooquas Speisekammer auf dem Rücken.

    Die Umgebung hier bat besonders viele Spielräume und Freiya begann diese indessen immer mehr zu nutzen, während sie Ryu folgte. Der bahnte sich einfach seinen Weg, egal, was sich ihnen darbot. Sie hing sich an Äste, um Gestrüpp zu überwinden und landete sicher dahinter auf den Füßen. Dünne, umgekippte Baumstämme dienten als Stege über unwegsames Gelände, hier musste sie nur aufpassen, nicht wegzurutschen. Doch das trockene Holz war gnädig mit ihr. Ihr fiel zunehmend auf, dass es nicht die dicken Äste und Stämme sein mussten, auch dünnes, biegsames Holz konnte eine gute Stütze sein, wenn die Belastung nur kurz ausfiel. Schnelligkeit war hier das Wesentliche. Selbst Felsen waren auf einmal mehr wie ein Sprungbrett, nicht dazu da, umrundet zu werden, sondern sie zu überspringen, wie Ryu es ihr mit dem Baumstamm gezeigt hatte. Baumwurzeln, die ihnen in den Weg ragten, überwand Freiya, in dem sie sie nutzte und ihre Füße darauf, statt dazwischen setzte. Dadurch war sie rascher unterwegs und lief nicht Gefahr, hängen zu bleiben. Sehr praktisch! Selbst enge Passagen zwischen den Bäumen waren einfacher zu überwinden, wenn man sich am Holz hielt und dort im Sprung abstützte. Freiya war geradezu fasziniert, wie ihre Umgebung sie bei ihrem Lauf unterstützte. So wurde aus dem Hindernis ein Streckenposten.

    Sie rannten weiter durch das Grün, das sie umgab, kamen dabei an einer besonders lichten Stelle an einem Kastanienbaum vorbei. Hier lagen überall verbreitet die kleinen braunen Kugeln auf dem Boden. Freiya hob im Laufen eine Kastanie auf und betrachtete dieses kleine, perfekt anmutende Kleinod. Auch die Kastanie wanderte in ihren Lederbeutel. Ein kleines Erinnerungsstück an den Lauf und an den Herbst. Es ging weiterhin stetig bergan, in der Ferne waren hin und wieder schlafende Scavenger zu sehen. Sonst kreuzte kein Tier ihren Weg. Schließlich kamen sie an eine Stelle, die steiler war. Hier mussten Freiya ihre Schrittgeschwindigkeit verringern und die Füße genau so setzen, dass sie nicht abrutschte. Das war ordentlich anstrengend, wie ihre Waden und Oberschenkel ihr versicherten. Sie beschloss, auch hier den Untergrund zu nutzen und stützte sich mit einer Hand ab, während sie ihre Schritte seitlich wählte. Dann fiel das Gelände wieder etwas weniger steil aus, doch nun tat sich etwas vor Freiya auf und sie dachte sofort: Das Felsenmeer!

  15. Beiträge anzeigen #135
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    In einer gedanklichen Zwischenwelt*

    „Halt!“, brüllte der Bannerträger in vorauseilendem Gehorsam eines übereifrigen jungen Burschen. Zügel ruckten, Rüstungen knarzten und Pferde schnaubten, ehedem dreißig Frauen und Männer in einer von der für diese Jahreszeit viel zu trockenen Straße ausgestoßenen Staubwolke zum Stehen kamen.

    Ich wollte nur pissen., dachte Raad, strich sich genervt mit zwei Fingern seiner linken Hand über die linke Augenbraue und verdrehte dabei die Augen. Schweigend schwang er sich im nächsten Moment von seiner grau gescheckten Stute und versuchte die auf ihn gerichteten Blicke zu ignorieren. Als Kommandant dieser illustren Truppe hatte er kaum eine andere Wahl, wenn er sich vor ihnen nicht vollkommen zum Narren machen wollte.

    Als der junge Bannerträger Anstalten machten, ebenfalls vom Pferd zu steigen, schnalzte Raad mit der Zunge und starrte das wie auch immer geartete Bedürfnis des anderen Mannes einfach nieder. Vielleicht hätte er sich besser ausdrücken können, als „wir sollten hier kurz halten“. Das kam davon, wenn man sich zu sehr in irgendwelche Gedanken abdriften ließ. Nur…

    Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und stampfte weiter schweigend an den Rand der Straße. Sollten sie ihn doch beobachten, wenn sie wollen. „Und dann werde ich das größte Wildschwein erlegen, was je in diesen Gefilden gesichtet worden ist!“, rief die dünne Stimme eines noch jüngeren Burschen im Hintergrund aus und ließ ein zustimmendes Gemurmel weiterer Personen wie eine Horde Krähen in die Luft aufsteigen.

    Manchmal fühlte sich Raad als würde er einen Sack Flöhe hüten und nicht wie der Kommandant einer königlichen Armee. Aber wenn der verwöhnte Spross ihrer erlauchten Majestät der Königin, möge sie ewig leben, jagen gehen wollte, obwohl er noch immer Schwierigkeiten hatte das Spitze Ende eines Speeres vom anderen zu unterscheiden… nun… dann folgte der Kommandant. Obwohl es dafür eine Leibgarde gab. Aber deren verlotterter Abklatsch eines Soldaten…

    Raad wedelte mit seiner Hand vor seinem Gesicht und vertrieb so die aufkeimenden Bilder. Seufzend blieb er hinter einem Baum stehe und begann, die Schnüren seiner Hose zu löse, als sein Blick auf einen kleinen, bebenden Haufen an den Wurzeln des Baumes fiel. Hunderter Fliegen krochen über den toten Leib dessen, was einst vielleicht als Maus hätte erkannt werden können, pressten sich aneinander, rieben die ihnen eigenen Körper aneinander…

    Raad zuckte als die Bilder zurückkehrten. Tausender kleiner Crawler, die überall in der Höhle aus den Wänden gespieen wurden, rasten über den blutroten Boden auf ihn zu. Er versuchte zurückzuweichen, doch wo auch immer er einen Schritt tat, erklang das widerliche Bersten ihrer kleinen Leiber. Er wollte das nicht. Er wollte eigentlich nur weg. Warum war er überhaupt hier?

    Und während er noch nach einem Ausweg suchte, krochen sie an seinen Beinen empor. Fielen von der Decke auf ihn herab. Hunderte Crawler krochen über den Leib dessen, was einst vielleicht als Mensch hätte erkannt werden können, pressten sich aneinander, rieben die ihnen eigenen Körper aneinander…

    Der Kommandant grunzte, schüttelte die Bilder mit einer ruckartigen Bewegung seines Kopfes ab. Scheiß Alpträume… was sind das für Wesen? Und er wusste die Antwort, irgendwo. So viel hätte er sagen können. Doch, wann immer er nach ihr Griff, entfloh sie seinem Versuch in eine tiefe Dunkelheit hinein, der er zu folgen sich nicht bereit fühlte.

    Mit einem letzten Ruck ließ er los und seine Erleichterung traf den toten Leib dessen, was einst als Maus hätte erkannt werden können, ließ die Fliegen auseinander stoben und seine Schwermut zerrinnen.

    „Und ich dachte schon, das hört nie auf!“, riss eine ihm seltsam bekannte Stimme den Schwarzhaarigen aus seiner meditativen Ruhe, nachdem er seine Hose wieder verschnürt hatte. Verdammt… kann dieser Tag denn noch schlimmer werden…, war alles, was er dachte, als er sich mit einem demonstrativ breiten Lächeln umdrehte. Wie hatte es nur so weit kommen können. Früher… da… war…

    Raad rieb sich die plötzlich schmerzende rechte Schläfe. Was war nur los mit ihm in letzter Zeit? „Was machst du hier?“, fragte er gespielt überrascht und nur ein leichtes Zittern seiner Mundwinkeln verriet, dass er diese Art Lächeln nicht mehr würde lange durchhalten können.

    *Ah wa...

  16. Beiträge anzeigen #136
    Baumkuschler Avatar von Andrahir
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    ...rum ich?

    "Die Blase von einem Pferd. Man fragt fragt sich wirklich ob in deinem Rumpf noch Platz für irgendetwas anderes ist." Andrahir stützte sich auf seinem Kriegshammer ab, den er den Kopf nach unten vor sich auf den Boden gestellt hatte. Noch immer klebte Blut am Stahlkopf, nicht wenig davon. Der Argaaner lies sich von der wenig begeisterten Frage des anderen nicht aus der Fassung bringen. Mochte ihm der Hauptmann auch noch blöd kommen dafür, dass er seit Ewigkeiten das erste mal Zuflucht beim Haupttrupp suchte, statt wie sonst rastlos die Vorhut zu spielen und jedem Lebewesen, dass nicht schnell genug Reißaus nahm zu zerschmettern. "Nun, zumindest erübrigt sich wohl die Frage, was aus deiner Brust quillt, wenn es doch mal jemandem gelingen sollte dem Schattenmeister" er spieh den Titel förmlich aus "endlich eine Klinge hinein zu stoßen"

    Trotz der Härte dieser Worte waren sie leise ausgesprochen worden und die Luft schien zu vibrieren während die Männer sich maßen. Nein, es war nicht sein Verlangen hier die Autorität des anderen offen heraus zu fordern, vor all jenen die ihn fürchteten und achteten, doch ein seltsamer, bodenloser Hass ergriff alles von ihm und verlangte aller Kontrolle um nicht sofort aus der Haut zu fahren. Doch er kam zurück zu dem, wofür er eigentlich gekommen war - seinem Bericht. Trocken und völlig ohne Leben in der Stimme trug er vor:

    "Die Rebellen sind tot. Ihre Frauen sind tot. Ihre Kinder sind tot. Ja, ihre verdammten Köter und jedes verfickte Huhn, das bei ihnen war ist vernichtet. Die Eingänge der Höhlen haben wir ebenfalls gefunden. Die Obsidianminen sind unter deiner Kontrolle."
    In Raads Augen funkelte nicht einmal ein Hauch von Freude auf. Es schien als sei dieses Gefühl aus dessen Geist ebenso verschwunden, wie die Bewunderung Andrahirs für den einstigen... Freund? Verwirrt von der flüchtigen Erinnerung an ein Gefühl, dessen Ursprung sein Geist nicht mehr habhaft werden konnte wandte der jüngere den Blick ab und wunderte sich über die Umgebung. Er vermochte nicht zu sagen, was ihn störte, aber er hatte das Gefühl als ob die Welt um ihn vibriere.

    Dunkelheit.

    "ZUR SEITE!" Raads Warnung erreichte ihn noch genau im richtigen Moment. Der Stachel der Riesenspinne verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Der Jäger rammte seinen Dolch in das stinkende Fleisch des Monsters, lies ihn los und sprang ins Dickicht des Dschungels auf der Suche nach einer Deckung. Der Gefährte griff seinen Arm und zog ihn zu sich heran, doch schon bewegten sich wieder riesige Beine auf sie zu. Andrahir keuchte. Er war müde, so müde. All dies dauerte einfach schon zu lange an. Seine Augen waren leer. Es gab nie Rast, nur Unruhe. Es gab nie Freude, nicht einmal Trauer, nur Angst und Hass.
    Eine Hand packte ihn und zog ihn auf die Beine.

    Dunkelheit.

    Das Feuer brüllte wie ein Löwe, während es das Haus verschlang. "Wasser! Wir brauchen mehr Wasser!" Andrahirs Stimme überschlug sich, während er das hoffnungslose Unterfangen versuchte die Menschen anzutreiben, die die Eimer trugen. Er hörte die Schreie der Kinder im Inneren des Gebäudes, die sich vor Schmerz und Angst verzerrten, doch bei jedem Eimer Wasser, den er auf die lodernden Flammen goss, erschien ihm das Zischen nur wie ein gehässiges Kichern. Der Rauch nahm ihm den Atem und er fühlte sich, als müsse ihm die Lunge gleich zerspringen, doch dieser Schmerz war nichts gegen den tiefen Riss, der sich durch seinen Körper zog, als der tragende Balken des Hauses zerbarst und alles Leben unter sich begrub.
    Andrahir taumelte und gleich neben ihm stürzte der ebenso erschöpfte Raad zu Boden. Ihr Blick traf sich noch einmal bevor die Schwärze sie überkam. In den Augen beider stand nur eine unendliche Müdigkeit.

    Dunkelheit.

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    Da waren sie nun also endlich! Das Felsenmeer! Ryu konnte nicht an sich und stieß ein dezentes aber zufriedenes Lachen aus. Wie lange war er schon nicht mehr hier gewesen? Früher hatte er diese Strecke am Fuß des Gebirges oft für alle möglichen Trainingseinheiten genutzt: Klettern, Akrobatik, Schleichen und Schwertkampf. Und manchmal auch einfach um nur faul auf den Felsen in der Sonne herumzuliegen. Ja, dieser Ort war schon ein besonderer. Und auf dem Weg zum Ziel der beiden auch prädestiniert für die nächsten Lektionen.

    Mit einigen großen Schritten ging der Hüter auf die ersten Felsen zu, setzte seinen rechten Fuß aus dem Lauf heraus am ersten an, stieß sich in die Höhe und erklomm gleich drei Stück als würde er eine sehr ungleiche Trepper erklimmen deren Stufen eher links und rechts als übereinander lagen. Dann, oben angekommen ging er in die Hocke und blickte grinsend zu Freiya. "Dieser Ort ist perfekt für deine Ausbildung. Ich würde vorschlagen, du machst dich ein wenig mit der Beschaffenheit der Felsen vertraut und dann gehen wir zur nächsten Lektion über."

    Während er sprach, löste Ryu das Seil und deutete seiner Schülerin dasselbe zu tun. Ein paar Handgriffe später und es hing wieder sicher verschnürrt unterhalb seines Rucksacks. Das kleine Spiel mit Aufholen und Zurückfallen würden sie später sicher noch fortführen, doch zuerst wollte der Templer auch für sich selbst ein wenig herumtoben. Und das tat er auch nicht zu wenig: Erst sprang er von einem Felsen zum nächsten, machte einen Satz in die Luft und griff sich einen höher gelegenen an dem er sich mit allen Vieren hinauf zog. Oben angekommen ging es direkt weiter mit einem Salto zum nächsten, gefolgt von einer Rolle über die er wiederum an der leicht klammen Oberfläche hinab rutschte. Und so turnte und tobte der Templer ein wenig für sich durch die Gegend, nur um einfach den Moment zu leben. Es war fast, als hätte er eine alte Bekanntschaft wieder getroffen und beide hatten sich so viel zu erzählen. Nur leider, leider sprach die Zeit gegen einen ausgiebigen, mehrere Tage andauernden Aufenthalt für das eigene Training. Dennoch... Ein wenig Raum gab es immer. Und wenn der Templer gemeinsam mit seiner Schülerin üben konnte... Warum nicht? -Fürchte nicht den Mann der einmal tausend Techniken geübt hat. Fürchte lieber jenen der eine einzige Technik tausende male geübt hat.-, rief er sich selbst ins Gedächtnis und so unpassend schien es gar nicht, gerade wenn man an die Grundlagen dachte.

    Schließlich landete er nach einem letzten Sprung wieder auf allen Vieren neben Freiya auf einem der Felsen und blickte sie an. "Das ist übrigens auch ein Teil der Fallschule gewesen: Wenn du eine punktuelle Landung ohne Möglichkeit zur Rolle hast, versuch' auf allen Vieren zu landen. Möglichst aber nicht auf den Knien. Das entlastet deine Gelenke und nimmt zumindest etwas Wucht aus der Landung von deinen Beinen und leitet sie in deine Arme weiter. Dieses Wissen sollte sich hier eigentlich gut anwenden lassen. Aber da ist noch etwas..."

    Mit einem schnellen Griff schnappte sich der Hüter eine kleine Echse die gerade in großer Panik davon huschen wollte und legte sie auf seine flach ausgestreckte Linke. Die Augen des kleinen Schuppentiers traf alsbald auf die Ryus und letzterer nickte nur sachte, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Und die Echse, in stiller Verbundenheit und vermutlich auch einem Hauch von absoluter Todesangst begann ruhig zu verharren. Ohne den Blick zu heben richtete Ryu dennoch das Wort an Freiya. "Zu den Grundlagen die Möglichkeiten deins Körpers voll ausschöpfen zu können steht entgegen dem schnellen, reaktiven Fortbewegen auch etwas wesentlich ruhigeres im Kontrast. Nämlich die Kontrolle über die eigene Präsenz. Das lautlose Anschleichen an deine Feinde. Das Abducken, Tarnen und unbemerkt davon kommen. Kurzum: Schleichen und einige Techniken dazu."

    Nun hob er sehr langsam den Blick von dem geschuppten Wesen für das der Hüter eine seltsame Art der Brüderlichkeit verspürte. "Sieh her wie unser kleiner Freund hier sich gleich bewegt...", begann Freiyas Lehrmeister und setzte die kleine Echse behutsam auf den Felsen. Diese jedoch ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und war, hast du nicht gesehen, sofort in der nächsten Felsspalte verschwunden.

    "Also, ich sagte ja bereits: Wir können sehr viel von den Tieren lernen wenn es um unsere Fortbewegung geht. Und jetzt du. Ich weiß, das ging gerade recht schnell, aber dennoch... Was ist dir aufgefallen?"

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    Viele Gedanken gingen Freiya durch den Kopf, als sie da am Felsenmeer angekommen waren. Was für ein wunderlicher Ort das war! Mitten im Grün, mochte man meinen, tat dieser Hang mit riesigem Geröll sich auf und die Rothaarige fragte sich sofort, wie diese Steine dorthin gekommen waren. Welche Naturgewalt hatte sie dort im Rücken des Berges verstreut? Dabei fand sie, dass Felsenmeer wirklich ein passender Name war! Sie hätte sich wahrscheinlich etwas anderes drunter vorgestellt, aber diese vielen Steine hier, sie wirkten tatsächlich lebendig, nur eben auf ihre eigene Art und Weise.
    Ihr Lehrmeister schien diesen Ort bewusst angesteuert zu haben und Freiya bemerkte die Wandlung, die in ihm vorgegangen war. Wie sie selbst auf der Wiese zwischen den Blumen und Hummeln, so schien Ryu hier von einer wunderbaren Leichtigkeit erfasst. Vielleicht war das ein Ort, an den er immer wieder zurückkehrte und der ihm Ruhe und Kraft gab, ihn wieder ins Gleichgewicht brachte. Wahrscheinlich etwas, was er genau gebrauchen konnte, nach all dem, was geschehen war und wie Griffin seinen alten Freund eigentlich beschrieben hatte – und er sich letztendlich auch selbst: als Wanderer. Drifter. Jemand, der nicht still stand. Nicht lange an einem Ort verweilte, sondern "draußen" war.
    Hatte er da tatsächlich gelacht? Hatte er wirklich gelacht? Erstaunt und gleichzeitig mit einem Schmunzeln auf den Lippen hatte sie es zur Kenntnis genommen. Es hatte überraschend angenehm geklungen, das dezente Lachen.

    Jedoch betrachtete die Rothaarige die Felsen vor sich mit einer gewissen Skepsis. Die Spielwiese, die Ryu wohl vor seinem inneren Augen erblickte, sah sie nicht. Stattdessen Gestein und noch mehr Gestein, ein bisschen Farn dazwischen, das aber nicht ausreichte, um Stürze abzupolstern. Ihr Blick allerdings folgte dem Hauptmann, der nun zum ersten Mal zu zeigen schien, was er wirklich konnte. Geschmeidig wie eine Katze und flink wie ein Wiesel bewegte er sich zwischen den Felsen, erklomm sie oder hüpfte von einem zum nächsten und nutzte dabei alles, was er hatte: seinen Körper – seine Arme und Beine und Hände und Füße. Sprachlos beobachtete Freiya, wie Ryu der Schwerkraft plötzlich nicht mehr zu unterliegen schien. Kopfschüttelnd, als könnte sie nicht glauben, was sie sah, setzte sie ihren Rucksack ab und nahm einen Schluck Wasser aus ihrem Trinkschlauch. Die Arme vor sich verschränkt sah sie zu, wie Ryu sich weiter entfernte und dabei kleiner wurde. Dann musste sie wieder lächeln. Ob sie ihn schon einmal derart gelöst gesehen hatte? Nicht, dass sie wusste. Wie wunderbar für ihn nach all der Last, die er mit sich rumgetragen hatte.
    Sie streckte sich. Eigentlich hätte sie sich lieber auf einen der Felsen gesetzt, aber sie hatte eine klare Anweisung erhalten und so löste sie endlich ihren Blick und setzte sich langsam in Bewegung. Sie ging ihre Erkundungstour weitaus langsamer an und mit Bedacht, war ihr das Terrain schließlich nicht vertraut. So tippte sie langsam von einem Felsen zum anderen und achtete darauf, ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren oder mit dem Füßen abzurutschen und in einer Felsspalte stecken zu bleiben. Manche der Felsen wackelten ein wenig, andere waren schon fest in den Boden verankert. Dort, wo sie unsicher war, ging sie hinunter in die Hocke und nahm ihre Hände zur Sicherheit zur Hilfe. Konzentriert arbeitete sie sich Stein für Stein und Schritt für Schritt vor, wurde dabei sicherer und damit flüssiger in den Bewegungen.

    Ihr Blick wanderte wieder zu Ryu, der immer noch Felsen um Felsen überwand, als gäb es nichts Leichteres. Freiya hingegen blickte ein wenig ratlos, vielleicht auch missmutig auf das Gestein, konnte sie dem Ganzen doch bei Weitem nicht das abgewinnen, was er zu empfinden schien. Das war seine Welt, das war sein Tanz. Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. Sie war das Ganze nicht richtig angegangen bisher! Tanz war das Stichwort!
    Sie beschwor eine alte Melodie in ihrem Kopf herauf, etwas, was Saltim und Sibylla damals auf ihrem Weg nach Stewark gespielt hatten. Eine Meoldie, die sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte und schon begann Freiya sich im Rhythmus zu bewegen. Sie tippte nach vorm und während sie vor sich hin summte, hüpfte sie viel leichter zwischen den Felsen umher, als wenige Augenblicke zuvor. Sie nahm ihre Arme mit und begann diese in sanften Bewegungen hin und her zu schwingen, in dem Takt, den Kopf und Füße ihr vorgaben. Es half ihr, Sicherheit zu bekommen und fühlte sich natürlich an. Jetzt begann auch sie zu lächeln. Die Felsen wurden zu kleinen Inseln, die die Rothaarige zu erobern hatte. Inzwischen wagte sie größere Sprünge oder sogar mal eine Drehung auf einem der Steine, passend zu der Musik in ihrem Kopf. Auch auf alle Viere ging sie oder in den Sitz, um etwas zu überwinden. Sie blickte hinter sich und bemerkte, wie weit sie schon umher gekommen war. Mit schnellem Atem staunte sie, wie abweisend ihr das Gestein doch vorgekommen war und nun hatte sie so schnell ihren Frieden damit gemacht.

    Ryu landete nun wieder neben ihr und riss sie aus ihren Gedanken. Die Landung ohne Rolle auf allen Vieren war ein später, aber wertvoller Hinweis, schließlich hatte sie immer noch einen nicht gerade kleinen Rucksack dabei.
    Als er begann, vom Schleichen zu sprechen, horchte sie auf. Das klang interessant und würde sicherlich von großen Nutzen für sie als Jägerin sein. Sie beobachtete aufmerksam, was er da mit der kleinen Echse machte. Doch als er seine Frage nach ihren Beobachtungen an sie richtete, war sie ein wenig ratlos und runzelte die Stirn. Sie stemmte die Arme in die Seiten und sah auf den Felsen, wo das kleine Tier nach der vorsichtigen Bekanntschaft mit Ryus Hand hin verschwunden war.
    „Hm, naja, sie ist schnurstracks verschwunden. Also, sie hat die kürzeste Strecke zu einem sicheren Versteck gewählt“, überlegte sie laut und blickte wieder zu Ryu. „Und ihre kleinen Gliedmaßen haben kein Geräusch von sich gegeben. Sie war schnell und dabei lautlos. Ziemlich effektiv.“
    War es das, worauf er hinaus wollte?

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    Ryu saß mittlerweile in aller Ruhe im Schneidersitz auf dem kühlen Gestein. Seine Frage hatte einen bestimmten Zweck, doch gab es darauf auch keine sichtlich falsche Antwort. Vielmehr wollte er herausfinden, wie sie beobachte und was sie beobachtete wenn sie denn beobachtete. Das waren zeimlich viele Beobachtungen in einem Gedankengang, aber der Zweck war dennoch recht klar! Immerhin lernte der Templer auch so mehr über die logischen Schlüsse, welche seine Schülerin bei ihren Überlegungen an den Tag legte. Da er zuvor über das Schleichen gesprochen hatte war es natürlich nicht gerade unklug auf diesen Punkt zu schließen. Und, sie hatte auch nicht wirklich unrecht mit ihrer Aussage. Ein wenig musste Ryu schmunzeln, schließlich hatte er den Blickwinkel dabei doch sehr unterschiedlich zu dem ihren gesetzt. Schließlich lehnte er sich etwas zurück und nickte dann langsam.

    "Mhm, gar nicht so vekehrt. Aber weißt du, wieso diese kleinen Landmolche so schnell sind bei ihrer geringen Größe? Sie bewegen sich effektiv und effizient. Und durch die von der Natur gegebene, flache Körperhaltung gelingt es ihnen auch unseren Augen so schnell zu entgehen. Hier, ich zeig' dir was ich meine."

    Nach dieser kleinen Eröffnung veränderte der Hüter seine Körperhaltung aus dem Schneidersitz heraus in eine flache, fast schon liegende Haltung auf seinem Bauch heraus. Alle Viere waren leicht angewinkelt von sich gestreckt, wobei sein rechter Arm wie das rechte Bein ein wenig weiter vorne lagen als ihre linken Gegenparts. "Sieh genau hin.", forderte er Freiya weiter und setzte dann das linke Bein und den dazugehörigen Arm nun ein Stück über die Höhe der rechten Seite. Noch zwei mal wiederholte er das ganze im Wechselspiel, sodass er fast schon einer Echse gleich in einem halbförmigen Bogen um seine Schülerin herum kroch. "Es ist das flache Fortbewegen. Wenn du dabei im gleichen Takt mit deiner linken und rechten Flanke bleibst kannst du dich wunderbar hinter hinter flachen Hindernissen bewegen und bleibst dabei noch ein ganzes Stück schneller, als wenn du dich auf deinen Armen durch den Dreck robben würdest."

    Schließlich setzte er sich wieder auf, so dass er, dieses mal etwas näher an seiner Schülerin saß. Nahe genug, um ihr, mehr aus Intution heraus den linken Arm um die Schulter zu legen. Dabei deutete er mit dem dem Finger seiner Rechten auf einige Felsen vor ihnen die den Hang weiter hinauf führten. Sie liefen an den unteren Seiten im Winkel relativ eng aufeinander zu und würden sich gut dazu eignen, das eben vorgemachte einmal in die Praxis umzusetzen. "Siehst du den kleinen Dreiecksgang da vorne? Mit dieser Echsentechnik kannst du deinen Körper übrigens auch wunderbar beim Klettern koordinieren. Ich werde jetzt... Ährm..."

    Erst jetzt fiel ihm auf, wie nah er sich zu ihr gesetzt hatte und für einen Moment lang ließ ihn diese Realisation innehalten. Der Blick des Templers ging kurz zu seiner Schülerin und für den Bruchteil eines Augenblickes traf die von Sonnenstrahlen durchflutete Lichtung des Grünes ihrer Augen auf den lauernden Blick des Wyverngeistes. Ryu schluckte einmal langsam den Kloß in seinem Hals herunter, räusperte sich und stand dann auf. "Ich würde sagen, du bewegst dich jetzt zwischen den Felsen entlang und jedes mal, wenn ich aus einigem Abstand heraus deinen Rücken über den Rand hinaus ragen sehe, gebe ich dir ein Zeichen. Versuch dich so flach wie möglich zu bewegen und einen Rhythmus für deine Bewegungen. Und wenn wir...", sein Fingerdeut ging nun zu einem etwas breiteren, tellerförmigen Felsen weiter oben. "... Dort oben sind, erkläre ich dir, welche Rolle deine Fußballen beim lautlosen Gehen spielen."

    Damit reichte er ihr die Hand. "Hast du noch Fragen?"

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    Wie faszinierend! Er hatte ja schon davon gesprochen, dass die Bewegungen aus dem Tierreich stammten, aber den Bewegungsfluss einer Echse für sich zu nutzen, um sich in diesem Terrain nicht nur fortzubewegen, sondern vor allem schnell und ungesehen davon zu kommen, das war wild! Wie so vieles, das er ihr bisher erklärt und gezeigt hatte, fand sie auch diese Erläuterung erstaunlich und schlüssig zugleich. Sie hatte sofort Lust, das auszuprobieren.

    „Keine Fragen“, sagte Freiya, während Ryu sie hochzog. Er nickte und entfernte sich leichtfüßig über die Felsen, während sie ihm hinterher blickte und immer noch das Gefühl seines Arms um ihre Schulter spürte. Für die Rothaarige waren solche Berührungen nach wie vor ungewohnt, wenngleich das Training bei Ryu keinerlei Platz ließ für derlei Befindlichkeiten, wie sie der Jägerin vielleicht immer noch innewohnten. Sie atmete tief ein. Sich daran gewöhnt zu haben war die eine Seite, jedoch, dass sie tief in ihrem Inneren Gefallen daran fand …

    Konzentration jetzt! Ryu hatte sich zu ihr umgedreht und Freiya ging in die Hocke. Sie strich mit der Hand über die Oberfläche des Gesteins, wie manch Reiter wahrscheinlich über sein Pferd, bevor er aufstieg. Dann legte sie sich hin und nahm ihre Gliedmaßen in die Stellung, die Ryu ihr gezeigt hatte. Sie machte die Bewegungen des Landmolches, wie ihr Lehrmeister das Tierchen genannt hatte, nach. Wie echsenhaft Ryu ausgesehen hatte bei diesen Bewegungen! schoss es ihr durch den Kopf. Zufall? Mit diesen Augen? Wohl eher nicht.
    Während sie sich bewegte, fiel ihr sofort eins auf: Es war anstrengend, gleichzeitig aber kam sie so tatsächlich schnell voran, denn sie lag nicht mit ihrem ganzen Körper auf dem Boden auf. Während sich ihre Arme nach vorn arbeiteten, schoben ihre Beine kraftvoll hinterher. Das funktionierte tatsächlich! Sie versuchte sich trotzdem so flach wie möglich zu machen und bewegte sich zunächst langsam voran. Sie musste sich ein wenig orientieren, in welche Richtung sie überhaupt wollte, denn ihr Sichtfeld war nun stark eingegrenzt. Sie sah nur Felsen um sich herum. Wie man so als kleines Lebewesen die Welt wahrnahm …
    Sie tastete sich voran, schob sich über den Boden, als sie auf einmal etwas am Hinterkopf fühlte. Ein Kieselstein war in ihrem Haar gelandet.
    „Echt jetzt?“, brummte sie, während sie das kleine Steinchen aus ihren Locken fischte. Nun gut, sie musste darauf achten, dass der Kopf weiter unten blieb. Leider sah sie aus ihrer Perspektive nicht, wo genau Ryu sich inzwischen aufhielt, also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich wieder so flach zu machen wie möglich. Sie krabbelte weiter – was machten Echsen eigentlich? Echsten sie? Wie nannte man ihre Art der Fortbewegung? Ein richtiges Krabbeln war es nicht, aber auch kein Robben und Laufen, Ziehen und Schleifen auch nicht!

    Während sie über derlei Dinge nachsann, war sie am Ende des Dreieckganges angekommen und erklomm nun einen Fels. Es war anstrengend, sich hinaufzubewegen, sie hielt schließlich kurz inne, den Kopf nach unten. Da ertönte ein Pfeifen. Es klang irgendwie frech. Sie überlegte, was sie in ihrer jetzigen Position Preis gegeben hatte, dann hob sie ruckartig den Kopf. Mit dieser Bewegung senkte sich ihr Gesäß wieder. Freiya zog ihre Arme ran und legte die Stirn auf ihre Hände. Sie atmete die Röte, die in ihrem Gesicht aufsteigen wollte, kurz weg, dann begab sie sich wieder in die Ausgangsstellung. Gut, sie musste besser drauf achten, Kopf und Gesäß unten zu lassen! Alles andere war eigentlich automatisch irgendwie dem Boden nah.
    Sie atmete noch einmal durch, dann ging es weiter. Wieder erst einmal langsam, diesmal ein ebenes Stück, aber im gleichen Takt, so, wie Ryu es gesagt hatte. Erneut fühlte sie einen Kieselstein, diesmal an der Schulter. Nun sank sie nicht flach zu Boden sondern trat die Flucht nach vorn an, in den Schatten eines anderen Felsens, der ihr mehr Sichtschutz gab. Heftig atmend verweilte sie dort kurz. Irgendwie hatte das Ganze etwas von einem Katz-und-Maus-Spiel. Oder eher davon, dass da ein wachsamer Raubvogel saß, der die kleine Echse zum Frühstück verspeisen wollte.
    Als sich ihr Atem gelegt hatte, bewegte sie sich erneut nach vorn. Puh, das ging verdammt auf die Muskeln. Sie überwand einen weiteren Felsen, äußerst bedacht darauf, nicht gesehen zu werden. Und als sie den Blick nach oben wagte, sah sie über sich den Zielfelsen! Nur noch ein paar wenige Meter. Sie mobilisierte ihre Kraftreserven und krabbelte einmal mehr weiter. Verdammt, warum hatte sie den Rucksack mit dem Essen unten stehen gelassen?

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