Die zweite Staffel kam mir etwas gestreckt vor. Pablo auf der Flucht, alle wollen ihn tot sehen, ein gescheiterter Einsatz nach dem anderen von Seiten der Regierung, das wirkte auf mich etwas langatmig. Aber wirklich nur etwas, denn Wagner Moura (Pablo Escobar) bringt wirklich so viel leben in die Rolle, dass es mich gar nicht so sehr gestört hat. Eigentlich müsste ich ihn besonders im Verlauf der zweiten Staffel eigentlich hassen gelernt haben durch den ganzen Terrorismus, den er über Kolumbien gebracht hat. Doch seine Performance war dermaßen stark, seine schauspielkunst einfach so gut, dass ich das Staffelfinale eher melancholisch betrachtet habe. Jetzt ist er tot, Staffel drei soll Folgen, aber was bleibt noch übrig? Das Cali Kartell mit ebenfalls guten Darstellern. Aber ob die Escobar das Wasser reichen können? Mit Sicherheit nicht. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass sich Narcos ab Staffel 3 abgestanden anfühlen wird. Dass nicht mehr der Starke Escobar im Mittelpunkt steht, sondern das Kokain an sich. Und Kokain hat nunmal keine Seele. Netflix müsste hier bei der Charakterentwicklung der Übrigen Antagonisten quasi von vorn anfangen, den Fokus sinnvoll auf neue Personen verlegen. Ob das klappt ... ich weiß nicht. Ich denke, die letzte Szene zeigt aber schon, wer der neue Hauptakteur werden kann, nämlich Agent Javier Pena
Er hat mMn einen der größten Sprünge innerhalb von Staffel 2 gemacht. Murphy dagegen empfinde ich als ziemlich blass, er ist für mich kaum mehr als ein Nebendarsteller, der irgendwie immer an allem beteiligt ist. Auch frage ich mich, ob Escobars Familie noch irgendeine Rolle spielen wird. Ich fürchte nicht. Das wird die Story kaum hergeben. Was schade ist, weil die Familie, insbesondere Ehefrau Tata ziemlich viel Screentime in Staffel 2 bekommen und ebenfalls eine starke schauspielerische Leistung an den Tag gelegt hat - auch wenn ich manche Gedankengänge nicht gut nachvollziehen konnte. So hat sie nicht ein einziges mal an ihrer Liebe und Treue zu Pablo gezweifelt. Nicht einmal, als ihr eigener Bruder vor ihren Augen starb. Kann man wirklich so sehr lieben, dass es den Schmerz über den Verlust des eigenen Bruders überschattet? Aber auch hier gilt wieder: Die schauspielerische Leistung war so gut, dass es mich gar nicht weiter beschäftigt hat.
Die Frage ist jetzt, was bleibt noch übrig für Staffel 3? Ich bin gespannt, was sich Netflix dazu ausdenkt. Dass ich mir diese Frage stelle, zeigt mir, dass Narcos zumindest in den zwei bisherigen Staffeln eine verdammt gute Produktion sein muss. Auf einer Wertungsskala von 1 bis 10 würde ich hier eine 9 geben