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    Post [Story]Raumschiff Star Bug

    [Bild: 14.jpg]


    Der Weltraum - unendliche Weiten...
    Wir schreiben das Jahr 994. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Star Bug, das mit seiner ein Alien starken Besatzung unterwegs ist, um schwerwiegende Spielfehler zu beheben und die dunkle Bedrohung durch Marvin einzudämmen. Seit vielen Lichtjahren unterwegs, entdeckt die Star Bug dabei Bugs, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
    Geändert von MiMo (27.03.2017 um 21:28 Uhr)

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    Computerlogbuch des Raumschiffes Star Bug
    Sternzeit 994, kurz vor 995
    Mighty Alien Dwarf


    Eine riesige, durch den Raum treibende Energiewolke befindet sich auf dem Weg zu der Insel Khorinis. Dabei produziert sie starke Unwetter und verwüstet ganze Landstriche. Aufgrund der Parallelen zum Jharkendar-Vorfall, hat man mich beauftragt, dass Phänomen zu untersuchen. Alle Versuche, mit der energetischen Wolke in Kontakt zu treten, scheiterten dabei bisher. Ich halte es von daher für sinnvoll, einen Erstkontakt zur Bevölkerung von Khorinis herzustellen, um nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen.
    Geändert von Lord Regonas (02.01.2017 um 22:13 Uhr)

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    Post Die Stadt Khorinis

    Kardiff war genervt. Seit etlichen Stunden schon, versuchte Alwin ihm Schafsmilch zu verkaufen. Es sollte angeblich der Verkaufsschlager in der Hafenkneipe werden. Kardiff war davon selbstverständlich weniger überzeugt und gab das auch ganz offenkundig bekannt.
    „Du kannst deine Ziegenmilch behalten!“
    „Es ist wunderbare Schafsmilch... vom Schaf.“, unterbrach Alwin.
    „Ist mir egal! Ich werde das Zeug bestimmt nicht meinen Kunden andrehen!“
    „Aber sieh doch mal...“, versuchte Alwin es noch einmal.
    Nein, verdammt!“, brüllte Kardiff wütend.
    „Du wirst jetzt sehen, dass du meinen Laden verlässt. Und dein Zeug nimmst du gefälligst mit!“ Alwin machte jedoch keinerlei Anstalten, den Laden zu verlassen, im Gegenteil. Protestierend stellte er seine zwei mit warmer Schafsmilch gefüllten Karaffen auf Kardiff Kneipentheke und stemmte beide Hände in die Hüften.
    „So wahr mir Innos helfe, ich gehe nicht, ehe du nicht meine Schafsmilch gekauft hast!“
    Kardiff setzte zur Antwort an, hielt dann jedoch inne. Er hatte die Nase vom Diskutieren gestrichen voll und entschied sich stattdessen, den Störenfried loszuwerden.
    „Ich hab jemanden, der dir helfen wird. Sein Name ist Moe... MOE!“

    Als Alwin wieder zu sich kam, war die Nacht bereits angebrochen. Irritiert und orientierungslos versuchte er sich an das Geschehene zu erinnern. Als sein Kiefer allerdings heftigst zu schmerzen begann, kam seine Erinnerung sehr schnell zurück. Er hatte bis zum bitteren Ende gekämpft und sich mit Händen und Füßen gewehrt, doch schließlich war er nach dem ersten Treffer des Türstehers zu Boden gegangen. Daraufhin musste man ihn aus der Taverne geworfen haben. Sehr zu seinem bedauern traf dies auch auf seine zwei mitgebrachten Karaffen zu. Beide waren dabei zu Bruch gegangen. Allerdings hatte Alwin wenig Gelegenheit, den Verlust seiner kostbaren Milch zu beklagen, denn im nächsten Augenblick brach ein ohrenbetäubender Lärm über das Hafenviertel hinweg. Zitternd hielt sich Alwin beide Hände schützend über den Kopf und wagte es nicht, nach der Ursache der Geräuschkulisse zu sehen. Er glaubte fest daran, dass ihnen allen nun der Himmel auf den Kopf fallen würde. Orkanartige Winde tobten durch die menschenleeren Gassen des Viertels, wütende Wellen prallten auf den Hafenkai und schossen mehrere Meter in die Höhe. Dann wurde die tiefschwarze Nacht plötzlich nach einem markerschütternden Knall durch einen grellen Lichtblitz erleuchtet. Nachdem nach und nach immer mehr Bewohner des Hafenviertels auf die Straße kamen, wagte auch Alwin erstmals einen Blick.
    Geändert von Lord Regonas (13.03.2017 um 20:56 Uhr)

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    In Anbetracht der aktuellen Situation ließ Lord Hagen eine Versammlung einberufen. Neben den hochangesehenen Adel des oberen Viertels und wichtigen Schlüsselpositionen des Militärs waren natürlich auch Vertreter der Götter und alle Meister des Handwerksviertels zugegen.
    „Einen Geburtstag feiert man schließlich nur einmal im Jahr, also hoch die Krüge!“ Die Meute grölte und stieß im Kollektiv den Krug empor. Es hatte den Anschein, als wollte man das Unwetter mit Khoriner Pils bekämpfen. Kurz darauf landete es jedoch in einem Zug im gierigen Schlund der zahlreichen Anwesenden.
    „Bedienung!“, blökte Hagen lautstark.
    „Ich habe Durst!“ Er machte keinen Hehl daraus, dass ihm der Alkohol bereits zu Kopf gestiegen war; immerhin hatte er nur einmal im Jahr die Gelegenheit, sich richtig gehen zu lassen.
    „Eines Tages brauchen wir keine Bedienungen mehr....“, begann er zu philosophieren.
    „...Maschinen werden uns dann auf Kommando das Khoriner Pils...“ Ihm fehlte offenbar das richtige Wort, was mit ein Grund dafür war, dass die Runde lautstark zu lachen begann.
    „Bei dieser Gelegenheit würde ich gerne schon einmal die Namensfindung für das neue Kriegsschiff anstoßen, mein Lord.“, ergriff Thorben der Tischlermeister das Wort.
    „Mir persönlich würde zum Beispiel Seeschiff Unternehmung sehr gefallen.“ Es wurde still innerhalb der Runde. Mit Spannung erwartete man die Reaktion des Lords.
    „Das ist kein verdammtes Vergnügungsschiff mit dem man auf Kreuzfahrt gondelt!“, schrie Hagen spielerisch empört und knallte seine geballte Faust auf den Tisch.
    „Wenn überhaupt, dann gibt es nur einen Namen für das Schiff... Kampfschiff Galactica!“ Ob der Name nun besser gefiel, als der vorherige oder nicht; es spielte keine Rolle. Es war Hagens Geburtstag und ihm zu Ehren, hätte die Runde wahrlich jeden noch so absurden Namen gefeiert. Doch nur wenige Augenblicke später, wurde die Rathaustür aufgestoßen und ein durchnässter Soldat der Stadtwache betrat den für die Geburtstagsfeier hergerichteten Konferenzraum.
    „Entschuldigt die Störung... mein Lord. Ein Sturm fegt über die Hafenstadt hinweg. Das Hafenviertel... müssen evakuieren!“ Der Soldat war vollkommen außer Atem und hatte Mühe, seine Sätze zusammenhängend zu formulieren.
    „Beruhige dich, Soldat!“, ermahnte Lord Hagen seinem Untergebenen, während die versammelte Runde allmählich zur Ruhe kam und sich neugierig dem Soldaten zuwandte.
    „Berichte von Anfang an!“
    „Ein heftiges Unwetter fegt über unsere Straßen hinweg. Das Meer ist äußerst unruhig; wir haben Wellen von zehn Fuß Höhe messen können, die über den Hafenkai hereinbrechen und Teile des Hafenviertels unter sich begraben. Wir müssen die Menschen warnen und evakuieren!“
    „Da frage ich mich doch, wer hier am Trinken ist!“, rief Hagen wütend und lies seine geballte Faust auf den Tisch krachen, sodass all das sich darauf befindliche Geschirr klirrte. Er wandte sich an Lord Andre.
    „Nehmt die zehn Fuß hohen Wellen noch einmal in Augenschein und leitet entsprechende Maßnahmen ein. Sollten sich die Wellen als auch nur einen Fuß kleiner als angegeben erweisen, bekommt dein Soldat lebenslanges Tavernenverbot!“
    Geändert von Lord Regonas (13.03.2017 um 20:56 Uhr)

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    Nachdem schließlich auch das letzte Fass khoriner Pils geleert wurde, hatte Lord Hagen seine Geburtstagsfeier für beendet erklärt. Seine Gäste waren einer nach dem anderen allmählich nach Hause gegangen. Auch Lord Andre hatte sich nicht mehr blicken lassen, womit sich das Problem vom angeblichen Untergang des Hafenviertels durch ein Unwetter erledigt hatte. Zumindest in Hagens Augen, der nun mehr als alles andere beabsichtigte, seinen Rausch auszuschlafen. Dies war ihm überraschenderweise jedoch nicht gegönnt. Ein heller Lichtkegel durchbrach die Decke seines Schlafgemachs und fokussierte sich ganz allmählich in Bodennähe. Erst mehrere Sekunden später, in denen Hagen das Spektakel wie gebannt verfolgte, löste sich der Lichtkegel wieder auf und hinterließ eine kleine Gestalt.
    „Verdammtes Pils!“, fluchte er und rieb sich beide Augen, weil sie ihm seiner Meinung nach einem Streich spielten. Doch auch danach befand sich noch immer an selbiger Stelle ein... Kind; zumindest erweckte es im ersten Augenblick von der Größe her den Anschein danach. Erst auf dem zweiten Blick erkannte Hagen den für ein Kind unüblich langen Bart und die übermäßig langen, spitzen Ohren. Was auch immer diese Gestalt war, es handelte sich dabei keinesfalls um ein Kind.
    „Sei mir gegrüßt; Anführer von Khorinis!“, zischte das Wesen und verbeugte sich. Lord Hagen brachte kein einziges Wort heraus. Die Tatsache, dass das Wesen sprach, war für ihn eindeutig zu viel. Bis zuletzt hatte er es für eine Erscheinung, die aus seinem übermäßigen Alkoholkonsum resultierte gehalten. Die nun deutlich zu hörenden Worte bewiesen ihm nun allerdings das Gegenteil.
    „Wie bist du... was bist du?“, stotterte Lord Hagen mit zitternder Stimme.
    „Ich bin der mächtige Alien Zwerg. Ich wurde auf die Insel Khorinis entsandt, um euch zu helfen.“
    „...zu helfen?“!, wiederholte Hagen irritiert.
    „Wobei?“
    „Ein gewaltiger Sturm fegt über eure Insel hinweg. Das muss euch doch aufgefallen sein, mein Lord!“
    „Aber ich hatte doch Lord Andre beauftragt...“, versuchte Hagen sich zu rechtfertigen, ehe er sich der wahren Bedeutung von Lord Andres Abwesenheit bewusst wurde.
    „Ein eben solcher Sturm hat vor etwa eintausend Jahren das Tal von Jharkendar in den Abgrund getrieben. Alle Menschen, die sich zum damaligen Zeitpunkt in dem Tal aufgehalten haben, sind elendig umgekommen. Dasselbe Schicksal wird auch diese Stadt erleiden, wen ihr nichts dagegen unternehmt!“ Lord Hagen sehnte sich nichts lieber, als endlich aufzuwachen. Natürlich wusste er, dass er nicht träumte und dass dieses Gespräch auch nicht aus seinem übermäßigen Alkoholkonsum resultierte, dennoch war er mit der Situation völlig überfordert.
    „Was soll ich nur tun?“
    „Stellt einen Trupp aus euren besten Männern zusammen. Ich werde von meinem Raumschiff aus das Zentrum des Sturms erfassen. Dies wird der Ort sein, zu dem wir gemeinsam reisen müssen.“ Obgleich Hagen nur die Hälfte von dem aufgetragenem verstanden hatte, schossen ihn sofort mögliche Kandidaten für einen solchen Trupp in den Kopf. Auch fasste er bei den Gedanken, den Fremdling an seiner Seite zu wissen, wieder etwas Mut.
    „Ich brauche etwa dreißig Minuten.“
    Geändert von Lord Regonas (13.03.2017 um 20:56 Uhr)

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    Es war das erste mal seit etwa zwölf Stunden, dass Lord Hagen das Rathaus verlassen hatte. Innerhalb dieser Zeit hatte sich das Wetter gravierend verändert. Orkanartige Winde fegten über die Straßen des oberen Viertels hinweg. Strömender Regen überflutete die viel zu kleinen Ehgräben, die die Wassermassen eigentlich aus der Stadt heraus leiten sollten. Zuckende Blitze erhellten immer wieder den dunklen Nachthimmel und schlugen ganz in der Nähe ein, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern. Es war in diesem Moment weniger die ominöse Erscheinung des Fremdlings, an dessen tatsächlichen Existenz er immer noch zweifelte. Viel mehr war es nun sein schlechtes Gewissen, was in antrieb. Er war für Khorinis verantwortlich und hatte eben diese Verantwortung an seinen Untergebenen delegiert. Er hatte seine Verantwortung in einer unmöglichen Situation einfach abgegeben. Umso entschlossener war Lord Hagen nun, das Problem anzugehen und in den griff zu bekommen. Mit angelegten Armen hastete er frierend zum schräg gegenüberliegenden Nachbarhaus der Paladine. Es war eine für den Orden beschämende Angelegenheit. Die Stadt versank im Chaos und seine Paladine hatten nichts besseres zu tun als zu schlafen und der ortsansässigen Miliz die Arbeit zu überlassen. Ohne Rücksicht auf die gegenwärtige Uhrzeit drückte er die Klinke der Tür herunter und warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen sie. Etwa ein Viertel der Soldaten schreckten allein dadurch bereits hoch. Der Rest erwachte unsanft nachdem Hagen lautstark das Wort ergriffen hatte.
    „Alle Mann sofort raus aus den Federn und vor dem Gebäude angetreten!“

    Trotz der späten Stunde dauerte es nur wenige Minuten, bis die ganze Kompanie vor dem Haus der Paladine angetreten war. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde allen Anwesenden auch klar, aus welchen Grund sie so unsanft geweckt worden waren.
    „Kompanie ist angetreten, mein Lord!“, meldete Lothar und salutierte.
    „Rührt euch, Männer!“, befahl Hagen und wandte sich an Lothar.
    „Du wirst mit der Kompanie unverzüglich ins Hafenviertel aufbrechen und dort den zivilen Katastrophenschutz übernehmen!“
    „Haben wir irgendwelche Informationen vorliegen?“, erkundigte sich Lothar.
    „Wenn überhaupt, dann verfügen nur Lord Andre und die örtliche Miliz vor Ort über mögliche Informationen. Du wirst Lord Andre ablösen und ihn zu mir schicken und er soll sich gefälligst beeilen!“
    „Zu Befehl, mein Lord!“, antwortete Lothar und machte sich daran, aufzubrechen. Doch dann fielen Hagen wieder die Anweisungen des mysteriösen Wesens ein.
    „Da wäre noch etwas...“ Lothar hielt inne.
    „Lass mir Cedric und Girion hier, ich werde sie später noch brauchen.“
    Geändert von Lord Regonas (12.04.2017 um 21:40 Uhr)

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    Die myrtanischen Paladine waren so einiges gewohnt. Viele von ihnen waren bereits im entfernten Nordmar im Einsatz und hatten dort unter eisiger Kälte gegen die Orks gekämpft. Wiederum andere hatten sich in der glühenden Hitze Varants gegen die Assassinen behaupten müssen. Doch der über Khorinis tobende Sturm machte selbst ihnen zu schaffen. Ein peitschender Wind aus allen Richtungen erschwerte ihnen das vorankommen. Dichter Platzregen durchnässte sie von Kopf bis Fuß und lies sie in Kombination mit der Kälte nahezu jedes Gefühl in den Gliedmaßen verlieren. Hinzukommend zuckten grauenerregende Blitze immer wieder über den Nachthimmel und ließen die Kolonne zusammenzucken. Je näher sie dem Hafenviertel kamen, desto grotesker wurde die städtische Situation. Hielt sich noch im oberen Viertel keine Menschenseele auf den Straßen auf, kamen ihnen im Handwerksviertel schier endlose Massen entgegen. Anhand ihrer Kleidung konnte Lothar sie eindeutig als Bewohner des Hafenviertels einordnen. Nach wie vor wusste er nicht, was genau vorgefallen war, doch die teils schwer Verletzten Menschen, machten ihm Angst. Am Rande des Handwerksviertels, sperrten Soldaten der städtischen Miliz akribisch den Zugang zum Hafenviertel ab. Was auch immer geschehen war, Lothar wusste, dass er dort Antworten bekam. Als die Kolonne die provisorische Barriere erreichten stockte ihnen der Atem. Lothar wollte etwas sagen, doch konnte er das Ausmaß der Zerstörung nicht in Worte fassen. Vor ihnen lag das bis zur Hälfte zerstörte Hafenviertel. Unaufhaltsam drangen sich gewaltigen Wassermassen durch die Gassen. Sie rissen Häuser nieder und begruben jedes einst von Menschen erbaute Erzeugnis unter sich. Weitaus schlimmer war jedoch, dass das Wasser weiterhin anstieg. Das Hafenviertel lag aufgrund seiner Küstennähe geographisch gesehen weitaus niedriger als das Handwerksviertel. Doch die unaufhaltsam steigenden Meeresmassen, schienen sich davon nicht aufhalten zu lassen und bewegten sich auf das Handwerksviertel zu.
    „Wo ist Lord Andre?“, fragte Lothar in die Runde.
    „Er ist... Hafenviertel... Menschen eingeschlossen.“ Lothar hatte aufgrund der Geräuschkulisse Mühe, die Worte des Soldaten zu verstehen und brachte die Wortfetzen in etwa in einen plausiblen Zusammenhang.
    „Wir übernehmen ab hier!“ Der Paladin war sich nicht sicher, wie viel von seinen Worten bei den Milizsoldaten angekommen war, doch das spielte auch keine Rolle. Er hatte Befehl, zu aller erst Lord Andre ins obere Viertel zu entsenden und genau das hatte er auch vor.
    Geändert von Lord Regonas (13.03.2017 um 20:57 Uhr)

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    Das Hafenviertel drohte derweil zu weiten Teilen im Meer zu versinken. Die ohnehin baufälligen Häuser aus maroden Holz hatten den Wassermassen nicht viel entgegenzusetzen. Hinzukommend war es stockdunkel und von Lord Andre war absolut nichts zu sehen. Lothar war darauf trainiert, unter Zeitdruck und gefährlichen Umständen entsprechend zu handeln und zu funktionieren, doch diese Situation lehrte selbst dem gestandenem Paladin das Fürchten.
    Immerhin schienen zumindest die Götter auf Lothars Seite zu sein, denn eine grell leuchtende Kugel erhellte plötzlich den nordwestlichen Teil des Hafenviertels. Lothar selbst kannte diese energetische Kugel nur zu gut. Jeder Paladin trug die Rune, die dafür verantwortlich war bei sich. Da jedes gesprochene Wort im Lärm der Fluten untergegangen wäre, dirigierte er seiner Kompanie mit Handzeichen zum Aufbruch. Sie stiegen über die aus Holz und Sandsäcken aufgebaute Barriere und folgten der nordwestlichen Straße. Sie führte geradewegs in die Richtung, aus der das Leuchtsignal gekommen war. Eigentlich hatte Lothar insgeheim gehofft, dass der Sturm zwischen den Häusern des Hafenviertels abgeschwächt werden würde. Doch der Wind stürmte ungleich stärker durch die engen Gassen. Hinzukommend fielen immer wieder Dachziegel von den maroden Häusern herunter und wirbelten unkontrollierbar durch die Luft. Schließlich kamen sie an einer Biegung an, die weiter westlich ins Hafenviertel führte. Sie mussten nun ganz allmählich die Stelle erreichen, von der aus das Leuchtsignal gekommen war.
    „Vorsicht!“ Ehe die Kompanie reagieren konnte, löste sich eine komplette Holzfassade von einem seitlich gelegenem Haus. Die Paladine versuchten zwar auszuweichen, doch bei der Größe der Holzfassade, wurden sie allesamt unter ihr begruben. Als Lothar wenige Sekunden später wieder zu sich kam, hatte man ihn und seine Kompanie vom Schutt befreit. Zu seiner Erleichterung war niemand ernsthaft verletzt worden. Zudem hatten sie endlich Lord Andre gefunden. Bei ihm war ein älterer Mann, eine junge Frau und ein kleines Mädchen. Der zerlumpte Mann hatte eine eine stark blutende Wunde am Kopf. Beinahe sein ganzes Gesicht war blutverschmiert. Dennoch stützte er eine deutlich jüngere Frau, die sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Lord Andre hingegen war unversehrt und trug das kleine Mädchen bei sich.
    „Ihr habt den Befehl, euch unverzüglich ins obere Viertel zu begeben und bei Lord Hagen Bericht zu erstatten!“
    „Das Wasser steigt immer weiter!“, erwiderte Andre kopfschüttelnd.
    „Wir müssen erst die Menschen der Unterstadt in Sicherheit bringen!“
    „Meine Kompanie übernimmt ab hier und richtet auf Geheiß von Lord Hagen den zivilen Katastrophenschutz ein! Wir kümmern uns um die Bewohner!“, antwortete Lothar und streckte Andre seine Arme entgegen, um ihm das kleine Mädchen abzunehmen.
    „Also gut!“, willigte Andre schließlich zögernd ein und übergab dem Paladin das Mädchen.
    Geändert von Lord Regonas (13.03.2017 um 20:57 Uhr)

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    Mehrere grelle Blitze erhellten die tiefschwarze Nacht und entluden sich kurz darauf donnernd über der Stadt. Lord Andre war bereits zum oberen Viertel aufgebrochen und inzwischen außer Sichtweite. Lothar kam mit dem Mädchen auf dem Arm hingegen nur langsam voran. Das Gewicht seiner sonst so schillernden Rüstung und die zusätzliche Last der kleinen Person machten ihm sichtlich zu Schaffen. Zu allem Überfluss hielt der am Kopf verletzte Mann plötzlich inne.
    „Wir haben keine Zeit... müssen weiter!“, rief Lothar angespannt.
    „...kann nicht...!“, erwiderte der Mann kopfschüttelnd und deutete mit seiner Hand auf ein Haus zu ihrer Linken.
    „Alwin hat Watte in den Ohren...“ Zuerst glaubte Lothar sich verhört zu haben, doch als sich der Mann ernsthaft an der Haustür der alten Hütte zu schaffen machte, wurde dem Paladin schlagartig die Brisanz seiner Situation bewusst.
    „Du hast bei deiner Verletzung was abbekommen, also lass die verdammte Tür...“ Es war zu spät. Die Tür war offen und der Mann verschwand im inneren der Hütte.
    „Verdammte Scheiße!“, schrie Lothar verzweifelt. Nur eine Straße weiter eroberte die weiterhin unaufhaltsam steigende Flut ein Haus nach dem anderem.
    „Wir müssen weiter!“, rief er der Frau zu und setzte seinen Weg fort. Er war keinesfalls bereit, das Leben des kleinen Mädchens, der Frau oder gar sein eigenes für einen Typen zu riskieren, der offensichtlich aufgrund seiner Kopfverletzung einen Dachschaden erlitten hatte. Zu Lothars Erleichterung erreichten sie schließlich wenig später wieder die Hauptstraße und folgten ihr in östlicher Richtung. Die Paladine waren indes immer noch damit beschäftigt, dass Hafenviertel vom Rest der Stadt abzuschotten. Schwere Sandsäcke wurden aufgetürmt und mit massiven Holzbalken verstärkt. Allerdings hatte Lothar in Anbetracht der stetig steigenden Wassermaßen wenig Hoffnung, dass die Konstruktionen lange halten würden. Als sie die Barrikaden schließlich erreicht hatten, übergab der Paladin zuerst das kleine Mädchen und half anschließend der Frau. Ehe er sich selbst jedoch hinter die schützenden Barrikaden begab, hielt er für einen Augenblick inne. Zwei drittel des Hafenviertels waren inzwischen von den enormen Wassermassen verschlungen worden. Neben einer Unzahl an Trümmerteilen entdeckte er auch immer wieder leblose Körper dahintreiben. Ob es nun der Götter Zorn war, der über sie gekommen war, oder ob die Naturgewalt ihre Kraft aus einer anderen Dimension der bis dahin bekannten Raumzeit zog spielte keine Rolle; der Sturm würde alles auf seinen Weg bis auf die Grundfesten erschüttern und unter sich begraben. Dann entdeckte er plötzlich aus einer der Seitenstraßen zwei taumelnde Personen auftauchen. Erst auf dem zweiten Blick erkannte Lothar, dass es sich dabei um den von ihm zurückgelassenen Mann mit der Kopfverletzung handelte. Beide eilten ebenfalls auf die Barrikaden zu.
    „Würde mir jemand mal dieses Theater erklären!“, rief Lothar genervt, als die beiden an den Barrikaden angekommen waren.
    „Alwin schläft des Nachts immer mit Watte in den Ohren!“ Lothar sah beide irritiert an. Er verstand nicht ein einziges Wort.
    „Nur so konnte ich bis spät in die Nacht hinein an meinem Haus arbeiten und es für diesen Sturm rüsten.“, setzte der am Kopf verletzte Mann nach.
    „Lass gut sein, Fellan!“, rief dessen Kamerad.
    „Der Paladin hat ganz andere Sorgen...“


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    Ein heller Lichtkegel durchbrach die dichte Wolkendecke und fokussierte sich ganz allmählich in Bodennähe des oberen Viertels. Girion und Cedric wichen erschrocken zurück und waren für den Moment völlig mit der Situation überfordert. Erst Sekunden später, in denen die drei Paladine das Spektakel gebannt beobachteten, löste sich der Lichtkegel wieder auf und hinterließ eine kleinwüchsige Gestalt. Girion und Cedric zogen beinahe zeitgleich ihre Schwerter und erwarteten verunsichert weitere Befehle von Lord Hagen.
    „Ihr könnt die Waffen senken, Männer! Er gehört zu uns!“, rief er und wandte sich dem Zwerg zu.
    „Wie wäre es beim nächsten Mal mit einer Vorwarnung?“
    „Das hätte nicht den selben Effekt.“, entgegnete dieser beinahe schon belustigt, was Hagen in Anbetracht der Situation sauer aufstieß.
    „Bevor wir uns nun auf den Weg begeben, finde ich, dass ihr mir noch einige Antworten schuldig seid!“, stelle Hagen entschlossen klar.
    „Ihr sollt alles erfahren.“, stimmte der Zwerg zu. Hagen war überrascht. Mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet.
    „Was geschieht mit meiner Stadt?“, fragte er verunsichert.
    „Es ist nun schon annähernd eintausend Jahre her, als sich eine ganz ähnliche Naturkatastrophe auf dieser Insel ereignete. Ihr hervorgegangen war eine Anomalie, die sich selbst „Marvin“ nannte. Ein gravierender Bug mit einer nahezu perfekten Anpassungsfähigkeit gegenüber Patches.“
    „Wer ist dieser Marvin?“, fragte Hagen nach einer ganzen Weile des Schweigens. Er hatte sichtliche Probleme damit, den Worten des Zwergs zu folgen.
    „Es wird vorrangig von seinem Überlebensinstinkt getrieben. So wird es alles versuchen, sich mit einem Individuum zu vereinigen; wenn das passiert, wird es in der Lage sein, sich im Quellcode zu replizieren und alle Universen zu infizieren.“ Hagen verstand noch immer kaum etwas von den Worten des Fremdlings. Immerhin war er jedoch zumindest imstande, dass Wesentliche herauszuhören.
    „Wenn ihr seit annähernd tausend Jahren von diesem „Marvin“ wisst, warum unternehmt ihr dann verdammt noch mal erst jetzt etwas gegen ihn?“
    „Wir sind damals schon gegen Marvin vorgegangen. Das Zusammentreffen auf Jharkendar war zum damaligen Zeitpunkt allerdings eine einzige Katastrophe. Die Föderation der vereinten Universen unterschätzte die Situation und als ich eintraf, war es bereits viel zu spät. Nur unter großen Opfern gelang es mir damals Marvin zu verbannen.“
    „Und dennoch ist er hier und verwüstet meine Stadt!“, äußerte Hagen seine Unzufriedenheit.
    „Alleine schon die Verbannung hat das Schicksal einer ganzen Zivilisation besiegelt. Wäre ich damals noch weiter gegangen, wäre im schlimmsten Fall die gesamte Insel untergegangen.“, rechtfertigte sich der Zwerg, auch wenn das Hagen nicht im Ansatz zufrieden stellte.
    „Was also können wir tun?“, fragte er und beließ es vorerst dabei.
    „Das Zentrum des Sturms liegt südöstlich der Stadt. Das ist der Ort, an den wir gehen müssen. Das ist der Ort, an dem wir Marvin finden werden.“
    Geändert von Lord Regonas (31.05.2017 um 22:00 Uhr)

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    Das Gespräch wurde schließlich durch die Ankunft von Lord Andre unterbrochen. Er war mit seinem Kräften sichtlich am Ende. Von Kopf bis Fuß durchnäßt versuchte er vor der versammelten Gruppe keuchend Stellung zu beziehen.
    „Mein Lord.“
    „Sparen wir uns das Protokoll und kommen direkt zur Sache!“, erwiderte Hagen ungeduldig.
    „Das Hafenviertel ist dem Sturm zum Opfer gefallen. Wir konnten gerade noch rechtzeitig alle Anwohner evakuieren. Die Wassermaßen dringen nun unaufhaltsam auf die Stadtmitte zu.“ Es war für Hagen seitdem er vom Sturm erfahren hatte, der erste Bericht aus zuverlässiger Hand. Allerdings stellte ihn das keinesfalls zufrieden. Er war viel eher erschrocken über das Ausmaß der Katastrophe.
    „Da wir nun vollzählig sind, schlage ich vor, unverzüglich aufzubrechen.“, meldete sich der mächtige Alien Zwerg zu Wort.
    „Das Zentrum des Sturms liegt südöstlich der Stadt.“ Ein eisiger Wind tobte heulend durch die menschenleeren Gassen des oberen Viertels, als die Gruppe aufbrach. Die Nacht musste sich allmählich dem Ende nähern, doch davon war unter dem gnadenlosen Deckmantel des Sturms nichts zu sehen. Hinzukommend erschwerte der dichte Platzregen noch zusätzlich die Sicht. Als sie schließlich das Tor zum Handwerksviertel passierten, kam die Gruppe ins Stocken. Während der mächtige Alien Zwerg und Lord Andre noch das Osttor der Stadt angepeilt hatten, wurden Girion, Cedric und allen voran Lord Hagen immer langsamer. Schließlich kam die Gruppe zum Stehen. Das Hafenviertel lag unter tobenden Wassermaßen begraben und dessen Bewohner kauerten zusammengepfercht in den Ecken des Handwerksviertels. Lord Hagen hatte als General der Armee bereits die blutigsten Schlachten geschlagen und mehrere tausend Mann befehligt, doch etwas derartiges hatte er in all den Jahren noch nicht erlebt.
    „Wir dürfen nicht verweilen, mein Lord!“, rief der mächtige Alien Zwerg ungeduldig.
    „Wenn wir die Stadt retten wollen, dann gelingt uns das nur im Zentrum des Sturms!“ Als sich Hagen endlich abwandte, offenbarte ein die Dunkelheit erhellender Blitz den finsteren Ausdruck, der auf seinen Gesicht lag. Es war ein Ausdruck, den keiner seiner Kameraden je zuvor gesehen hatte.

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    Die Gruppe passierte schließlich das Südtor der Stadt. Im freien angekommen, bot sich ihnen jedoch ein weitaus schlimmerer Anblick, als innerhalb der schützenden Stadtmauern. Von der östlichen Anhöhe aus, hatte sich ein Sturzbach gebildet und überflutete nach und nach den Stadtgraben. Der fortführende Trampelpfad war nicht wiederzuerkennen und glich einer einzigen Schlammkuhle.
    „Also dann los!“, schrie Hagen aus voller Leibeskraft. Der Wind schoss ihnen außerhalb der Stadt in so rasanter Geschwindigkeit um die Ohren, dass alle anderen Geräusche beinahe übertönt wurden. Das Vorankommen der Gruppe gestaltete sich allerdings zunehmend als schwierig: Im aufgeweichten Boden des Trampelpfades versanken sie teilweise bis zu den Knien im Matsch. Hinzukommend hatten allesamt erhebliche Probleme, ihr Gleichgewicht zu halten, da sie immer wieder von starken Windböen erfasst wurden. Zu allem Überfluss, kamen sie nur wenige Meter weit.
    „Dort vorn kommen wir nicht weiter!“, rief Girion und wandte sich an Hagen. Einige Meter vor ihnen blockierten mehrere entwurzelte Bäume, den weiteren Weg in östlicher Richtung.
    „Wir müssen versuchen, sie zu umgehen“, rief Hagen.
    „Versuchen wir es über Lobarts Hof!“ Der Hof des Bauern lag nördlich von ihnen auf einem erhöhten Plateau. Eben dieses Plateau war jedoch unter den gegebenen Wetterverhältnissen alles andere als zugänglich. Lediglich ein schmaler Pfad führte sie zwischen den zerklüfteten Felswänden hinauf. Allerdings hatte jeder unüberlegte Schritt auf diesen Pfad verheerende Folgen, denn durch den Sturm bedingt hatte sich dort ein gefährlicher Sturzbach gebildet. Nacheinander begannen die Soldaten unter größter Vorsicht den glitschigen Pfad zu erklimmen, gefolgt vom mächtigen Alien Zwerg, der das Unterfangen mit größter Ungeduld begleitete. Schließlich schaffte es die Gruppe, wenn auch nur langsam, unbeschadet auf das erhöhte Plateau.
    „Lord Hagen, seht nur!“, rief Cedric aufgebracht und deutete auf den naheliegenden Bauernhof. Das bereits mehrere Jahrzehnte alte Gemäuer hatte dem Naturgewalten nichts entgegenzusetzen. Das abgebundene Strohdach war in einem Stück abgedeckt worden. Das alte Mauerwerk fiel nach und nach in sich zusammen. Dessen Trümmer flogen in alle Himmelsrichtungen durch die Luft und fielen krachend im Umkreis von mehreren hundert Metern auf den Boden. Von den Betreibern des Hofes fehlte jede Spur.
    „Wir können hier nicht entlang!“, rief Andre.
    „Es gibt keinen anderen Weg!“, rief Hagen und versuchte zwanghaft eine Möglichkeit zu finden, an den umherfliegenden Trümmerteilen vorbeizukommen. Verzweiflung machte sich unter der Gruppe breit. Ihr Weg war des Scheitern nahe. Noch bevor Hagens Suche nach einen Ausweg von Erfolg gekrönt war, durchbrach plötzlich ein heller Lichtkegel die dunkle Wolkendecke und umhüllte den mächtigen Alien Zwerg. Wenige Sekunden später löste sich das grelle Licht wieder auf und hinterließ nichts weiter als einen leeren Platz. Zurück blieben die völlig überforderten Paladine. Wie paralysiert verharrten sie an Ort und Stelle und versuchten das Geschehene zu begreifen... vergebens.
    Geändert von Lord Regonas (19.02.2018 um 21:34 Uhr)

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    Im Handwerksviertel bestimmten inzwischen mehr und mehr die Sturmfluten das geschehen. Der von den Paladinen notdürftig errichtete Damm war nicht ansatzweise ausreichend, um die gewaltigen Wassermassen aufzuhalten. Er war bereits an mehreren Stellen durchbrochen worden. Ein Sturzbach ergoss sich unter der Unterführung, die zum Tempelplatz führte. Der städtische Alchemist, der unter der Unterführung seinen Laden hatte, schöpfte schimpfend das immer wieder eindringende Wasser aus seiner Arbeitsstätte, bis er schließlich von den Paladinen mit sanfter Gewalt evakuiert wurde. Lothar hatte inzwischen die komplette Evakuierung des Handwerksviertels angeordnet. Die Milizen und Paladine räumten Haus für Haus und brachten die Stadtbewohner ins obere Viertel. Lothar selbst behielt dabei den Überblick und sorgte für einen reibungslosen Ablauf, insbesondere dann, wenn bestimmte Handwerker oder Ladenbesitzer Widerstand leisteten. Auch hielt er die Moral seiner Männer aufrecht, indem er ihnen direkte Anordnungen gab und sie immer wieder antrieb.
    „Es ist zum Kotzen!“, rief ein Milizsoldat zu seinem Kameraden. Beide kamen in diesem Moment an Lothar vorbei. „Da riskiert Lord Andre sein Leben, nur um diese Frau zu finden und kehrt dann nur mit einer Handvoll Taugenichtse aus dem Hafenviertel wieder auf!“
    „Die Frau hat er nicht finden können?“, erkundigte sich der andere Soldat.
    „Wie wäre es, wenn die Herren ihren Plausch anderorts fortführen und sich aufs Geschehen konzentrieren würden!“, ermahnte Lothar beide Soldaten, die daraufhin erschrocken zusammenzuckten. Beide tauschten reumütige Blicke miteinander aus und machten sich sogleich wieder an die Arbeit. Lothar hatte dabei keine Ahnung, wie wichtig das Gespräch zwischen seinen beiden Untergebenen noch werden sollte.

    Südlich der Stadt befand sich noch immer die Gruppe Paladine auf Lobarts Hof. Der Sturm wütete noch immer über sie hinweg und seitdem der mächtige Alien Zwerg verschwunden war, hatten sie sich noch nicht weiter vorgewagt. Im Nachhinein betrachtet war dies auch die richtige Entscheidung gewesen. Nur wenige Sekunden nach dem Verschwinden des Zwerges, brach ein erneuter Lichtkegel die Wolkendecke und umhüllte die Paladine.
    „Ich darf euch auf der Enterprise willkommen heißen“, begrüßte der kleine Zwerg die völlig überforderten Paladine. „Ihr befindet euch im Transporterraum und wurdet soeben von der Oberfläche eures Planeten auf mein Schiff gebeamt.“
    „Ich habe noch nie zuvor ein solches Schiff gesehen.“, reagierte Hagen zögernd auf die Begrüßung und sah sich irritiert um. „Sind wir unter Deck? Warum spüre ich bei dem Sturm keinen Wellengang?“
    „Wir sind nicht auf dem Meer.“, antwortete der Zwerg und vernahm daraufhin amüsiert die verdutzten Blicke der Paladine. „Das Schiff befindet sich auf einer Höhe von etwa einhunderttausend Fuß über den Meeresspiegel und hält sich dabei auf einer geosynchronen Umlaufbahn mit eurem Planeten.“ Lord Hagen hatte wieder einmal sichtliche Probleme, dem Zwerg zu folgen.
    „Wenn dieses Schiff dann also fliegt...“, stammelte er und schien ganz allmählich zu begreifen. „Wie habt ihr uns hier herauf bekommen?“
    „Transporter sind Vorrichtungen die es mir erlauben, Personen oder Güter von einen Raumschiff zu einem beliebigen Punkt innerhalb der Reichweite des Transporters zu beamen. In eurem Fall habe ich im Grunde genommen genau das Gegenteil getan.“, antwortete der Zwerg. „Auf diese Weise werden wir auch den Sturm überlisten. Ich werde uns nun in dessen Zentrum beamen.“

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    Östlich der Stadt Khorinis lag das Auge des Sturms. Es grenzte beinahe schon an das Mittelgebirge, welches die Ost- und Westseite der Insel voneinander trennte. Dies war der Ort, an dem der mächtige Alien Zwerg die Paladine gebracht hatte. Sie fanden sich in einem bewaldeten Tal wieder. Zum Erstaunen der Paladine wehte im Auge des Sturms nur ein schwacher Wind. Kühle und trockene Luft sank aus den obersten Bereichen des Sturms ab und wich am Boden als ruhiger Luftstrom zu den Rändern hinaus. Diese bestanden wiederum aus hoch reichenden Quellwolken. Darüber hinaus war es im Zentrum nur locker bewölkt, sodass der anbrechende Morgenhimmel zu sehen war.
    „Hier im Zentrum des Sturms liegt auch gleichzeitig dessen Quelle. Ich habe sie nordöstlich von uns lokalisieren können.“, unterrichtete der Zwerg die Truppe.
    „Dann führe uns dort so schnell wie möglich hin!“, antwortete Lord Hagen fordernd. „Je länger wir warten, desto mehr Schaden richtet der Sturm in der Stadt an!“ Die Paladine folgten dem Zwerg über das unwegsame, teils dicht bewaldete Gelände. Allerdings kamen sie nur mühsam voran, denn wie sie sehr schnell feststellten, war das Tal im höchsten Maße absonderlich. Ein kaum hörbares Flüstern aus allen Ecken und Winkeln des Tals verwirrte die Gruppe. Gerade noch laut genug, um es wahrzunehmen; viel zu leise jedoch, um die einzelnen Worte zu verstehen und in einen Zusammenhang zu bringen. Darüber hinaus schwebten dutzende Objekte über der gesamten Ebene wenige Meter über den Waldboden. Holzreste, Steine und allerlei Pflanzen, die dem Anschein nach nicht länger der Schwerkraft unterlagen. Jedes mal dann, wenn ein solches Objekt von einem Mitglied der völlig irritierten Gruppe berührt wurde, löste sich das in der Luft schwebende Objekt in seine Bestandteile auf.
    „An was für einen Ort hast du uns gebracht!“, empörte sich Hagen lautstark und verlor allmählich die Geduld.
    „Das sind die Auswirkungen der Anomalie.“, berichtete der Zwerg. „Kaum vergleichbar mit dem, was noch kommen wird, wenn wir sie nicht aufhalten!“ Der mächtige Alien Zwerg blieb stehen und blickte auf einen nordöstlich gelegenen Felsvorsprung. Auf diesem leicht erhöhten Felsvorsprung befand sich eine weibliche Person. Die zierliche Frau schwebte etwa anderthalb Meter über den steinernen Boden und war von einer energetischen Kugel umgeben. Ihr Blick war zu Boden gerichtet und ihr Arme waren weit ausgestreckt.
    „Das ist die Anomalie... der Bug!“

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    Vom Boden aufgewirbelter Dreck vermischte sich mit der energetischen Sphäre, die das Wesen umgab. Knisternde Blitze tanzten in bizarren Formen über dessen Oberfläche.
    „Ich werde zunächst einmal versuchen, den Bug mithilfe einer einfachen Befehlszeile zu deaktivieren“, berichtete der mächtige Alien Zwerg und zückte ein kleines Gerät aus der Tasche seiner Uniform.
    „Was ist das für eine Waffe?“, fragte Hagen beeindruckt und betrachtete neugierig das handliche Gerät des Außerirdischen.
    „Das ist ein Tricorder“, antwortete der Zwerg und begann den Bug intensiv zu scannen. „Damit ist es mir hoffentlich möglich, eine Verbindung zur Befehlsleiste des Bugs herzustellen. Darüber kann ich ihn dann hoffentlich deaktivieren.“
    „Was wird aus der Frau?“, mischte sich Lord Andre ein. „Wird sie es unbeschadet überstehen?“
    „Das hängt ganz davon ab, wie weit die Verschmelzung bereits fortgeschritten ist“, antwortete der Zwerg und arbeitete weiter an seinem Gerät. Plötzlich hob die bis dahin noch regungslose Frau ihren Kopf und starrte in die Richtung der Gruppe. Ihre menschliche Augenfarbe war einer unnatürlichen Schwärze gewichen.
    „Verdammt!“, fluchte der Zwerg daraufhin und ließ von seinem Tricorder ab. „Ich kann nicht auf die Befehlsleiste des Bugs zugreifen. Ich werde blockiert!“ Erstmals seit seinem Erscheinen, lag Verzweiflung in der Stimme des mächtigen Alien Zwergs.
    „Dann versucht doch etwas anderes!“, rief Hagen nun auch deutlich unruhiger. „Das war doch wohl noch nicht alles!“
    „Ich brauche mehr Zeit!“, erwiderte der Zwerg energisch. „Der Bug hat sich seit Jharkendar anscheinend weiterentwickelt und lässt keinen Zugriff zu.“
    „Wir haben verdammt noch mal keine Zeit!“, schrie Hagen auf. „Meine Stadt versinkt im Ozean und ich werde hier nicht herum stehen und dabei zu sehen!“ Der Paladin zog plötzlich seinen langen Zweihänder und stürmte zur Überraschung aller Anwesenden auf den Felsvorsprung zu.
    „Das dürft ihr nicht!“, schrie der mächtige Alien Zwerg erschrocken. Hagen ignorierte jedoch die mahnenden Worte des Zwerges und hastete den Felsvorsprung empor. Mit aller Kraft holte er über seine Schultern hinaus Schwung und ließ sein Schwert auf die energetische Kugel krachen. Ein greller Lichtblitz entflammte bei dem Zusammenprall von Energie und Eisen. Eine darauf folgende Druckwelle stieß Hagen von dem Felsvorsprung hinunter und riss auch alle anderen Mitglieder der Gruppe von den Beinen.

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    Lord Hagen versuchte sich langsam wieder aufzurichten. Der Sturz vom Felsvorsprung war recht unsanft gewesen und sein Rücken schmerzte dadurch nicht gerade unerheblich. Immerhin schien er jedoch keine Knochenbrüche davongetragen zu haben. Zu seiner Erleichterung war auch der Rest der Gruppe recht schnell wieder auf den Beinen. Obgleich es alle Paladine von den Füßen gerissen hatte, war zumindest keiner von ihnen ernsthaft verletzt. Entschlossen hob Hagen seinen am Boden liegenden Zweihänder wieder auf und blickte zu dem auf dem Felsvorsprung verharrenden Wesen. Er wollte es ein für alle mal beenden. Das bis dahin kaum hörbare Flüstern wurde augenblicklich deutlich lauter. Ein tief verzerrte Stimme spie bedrohliche Worte aus. Ein nicht enden wollender Fluch in einer dunklen Sprache. Hinzukommend bedeckten tiefschwarze Wolken das kleine Tal. Grellen Blitzen folgte ein in der ferne bedrohliches Donnern.
    „Haltet ein, Lord Hagen!“, ermahnte der mächtige Alien Zwerg den Paladin. „Jegliches unüberlegte Handeln eurerseits, wird die Situation nur noch verschlimmern“
    „Vielleicht solltet ihr auf den Zwerg hören, mein Lord!“, rief Cedric angespannt und vernahm mit großer Besorgnis die immer stärker werdenden Orkanböen. Der Lord war jedoch entgegen allen Warnungen fest entschlossen zu handeln. Obgleich er nicht alle Zusammenhänge verstand, wusste er dennoch, dass die Situation auf Khorinis durch die Einmischung von außen herbeigeführt worden war. Wo auch immer dieses „Außen“ lag. Zu viel war dadurch bereits verloren gegangen. Jharkendar... die Stadt Khorinis.

    Ein ohrenbetäubendes Donnern durchfuhr Mark und Bein des Lord`s und riss in wieder in die Realität zurück. Allerdings vernahm Hagen erst viel zu spät, wie sich seine Umgebung in den vergangenen Sekunden verändert hatte. Sein erster Blick viel auf die deutlich stärker pulsierende Sphäre des Wesens. Dann stellte er mit Entsetzen fest, dass sich sein mächtiger Zweihänder allmählich von der Spitze an zu zersetzen begann. Auf einmal bekam Hagen einen kräftigen Stoß und wurde zu Boden gerissen. Seinen Zweihänder verlor er dabei aus den Händen. Irritiert realisierte Hagen, dass er von Cedric zu Boden geworfen wurde. In Anbetracht des Zweihänders, der sich inzwischen in seine Bestandteile zersetzt hatte, eine absolut nachvollziehbare Reaktion.
    „Wir müssen endlich von hier verschwinden, mein Lord!“, rief Cedric verzweifelt. „Wir sind diesem Wesen nicht...“ Cedric`s Worte verstummten Plötzlich. Entgeistert vernahm Hagen, wie sein Paladin - ein gestandener Mann - zu Taumeln begann. Hastig richtete er sich wieder auf und griff nach Cedrics Unterarm. Doch der Lord musste vollkommen hilflos mit ansehen, wie sich der Unterarm in seiner Hand ebenfalls zu zersetzen begann.
    „Es ist zu spät, Hagen!“, rief der mächtige Alien Zwerg. „Marvin hat nun vollständigen Zugriff auf den Quellcode!“ Mit Entsetztem Gesichtsausdruck verfolgte Hagen, wie sich sein Paladin in dessen Bestandteile auflöste. Der Lord wusste nicht, ob er vor Wut schrien oder einfach nur weinen sollte. Er war nahe dran, den verstand zu verlieren.
    Einem erneut lautstarken Donnern folgte ein dumpfes Erdbeben. Binnen weniger Sekunden erschütterte es das gesamte Tal. Zahlreiche Bäume wurden durch die gewaltigen Erschütterungen entwurzelt. Riesige Felsbrocken lösten sich von den felsigen Wänden des Tals und stürzten in die Tiefe hinab. An mehreren Stellen des bewaldeten Bodens, taten sich Felsformationen auf. An anderen Stellen, entstanden wiederum metertiefe Schluchten.
    „Es reicht, Llia!“, schrie Lord Andre plötzlich aus voller Leibeskraft. „Hör auf!“ Zur Überraschung aller, verlor das Beben augenblicklich an Wirkung. Auch die energetische Sphäre des Wesens verlor phasenweise an Struktur.
    Geändert von Lord Regonas (04.04.2019 um 21:46 Uhr) Grund: Achtung! Neufassung

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    „Llia?“, wiederholte Hagen verwirrt.
    „Ja...“, antwortete Andre, ohne jedoch seinen Vorgesetzten dabei in die Augen zu sehen. „Ich war nachdem alles begann im Hafenviertel auf der Suche nach ihr und dachte zuerst, sie wäre im Sturm umgekommen. Doch das Individuum, mit dem dieser Bug „Marvin“ zu verschmelzen versucht, ist meine Geliebte... Llia.“ (Siehe #10 &/ #13) Lord Hagen brauchte einen Moment, bis er alle Zusammenhänge verstanden hatte.
    „Ihr habt euch mit einer Dirne aus dem Hafenviertel eingelassen!“, rief er entsetzt mit wütender Stimme. „Ihr seid verdammt noch mal ein Streiter Innos!“
    „Was spielt denn das jetzt noch für eine Rolle!“, erwiderte Lord Andre mit verzweifelter Stimme. „Viel wichtiger ist doch, dass wir sie von diesem Wesen befreien und somit all dies hier aufhalten!“
    „Euer Gefolgsmann hat recht, mein Lord.“, mischte sich nun auch der mächtige Alien Zwerg ein. „Die Verschmelzung zwischen Marvin und Llia scheint noch nicht zur vollen Gänze abgeschlossen zu sein. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Marvin sich endgültig durchgesetzt und Llia vollkommen verdrängt hat.“
    „Und was soll ich eurer Meinung nach tun?“, fragte Lord Hagen sichtlich widerwillig.
    „Lasst euren Gefolgsmann mit dem Wesen Kontakt aufnehmen.“, antwortete der Zwerg mit Blick auf Lord Andre. Verunsichert näherte sich Lord Andre dem Felsvorsprung. Aufs neue entflammte die energetische Sphäre des Wesens und lies den Paladin stocken. Ein weiteres Beben durchfuhr das Tal, verstummte jedoch wieder nach wenigen Sekunden.
    „Ich weiß, dass du mich hören kannst, Llia!“, rief Andre trotz allem Unbehagen. „Du musst dich dagegen wehren!“ Für einen kurzen Moment schien es fast so, als hätten die Worte des Lords die gewünschte Wirkung. Die abgrundtiefe Schwärze, die in den Augen des Wesen lag, verblasste für den Bruchteil einer Sekunde. Strahlend blaue Augen zeichneten sich ab. Doch dann gewann die Anomalie schlagartig wieder die Oberhand. Die bisher dominante Schwärze setzte sich aufs Neue durch.
    „Wehr dich dagegen, Llia!“, schrie Andre verzweifelt. „Lass nicht zu, dass es dich kontrolliert!“ Die Sphäre des Wesens begann seinen Worten folgend zu heftigst zu pulsieren. Kurz darauf bemerkte Lord Andre erschrocken, wie sich seine eiserne Brustrüstung zu zersetzen begann. Zu seinem Erstaunen blieb er selbst jedoch unversehrt.
    „Das reicht jetzt!“, brüllte Lord Hagen plötzlich und war drauf und dran, erneut in das Geschehen einzugreifen.
    „Haltet ein, eure Lordschaft!“, ermahnte der mächtige Alien Zwerg und hielt Hagen damit zurück. „Ich denke, dass euer Gefolgsmann auf den richtigen Weg ist!“

    Regungslos verfolgte Lord Andre, wie sich seine eiserne Brustrüstung vollkommen zersetzte. Er zitterte am ganzen Körper und hatte immense Todesangst. Ihm war bewusst, dass er nur noch eine Haaresbreite vom Tod entfernt war. Alles hing nun davon ab, ob er seine Geliebte erreichte und ob sie genug Kraft aufzuwenden konnte, um sich gegen Marvin durchzusetzen.
    „Llia...“, begann er mit zitternder Stimme und schwerem Atem. „Ich liebe dich!“ Lord Andres Schrei hallte durch das ganze Tal und schien dem tosenden Gewitter Einhalt gebieten zu wollen. Die aus Energie bestehende Sphäre des Wesens expandierte plötzlich schlagartig in alle Himmelsrichtungen. Kurz darauf verflüchtigte sie sich mit einem ohrenbetäubenden Knall. Es folgte ein greller Lichtblitz, der alle Anwesenden blendete und eine sich in alle Richtungen ausbreitende Druckwelle, die die Paladine zu Boden warf. Es vergingen schier endlose Minuten, bis sich die Paladine endlich wieder aufrafften.
    „Llia!“, rief Lord Andre plötzlich und hastete den Felsvorsprung hinauf. Eine zierliche Frau lag dort regungslos am Boden. „Komm schon, steht auf!“ Behutsam drehte Andre seine Geliebte auf die Seite und strich über ihr wunderschönes Gesicht. Er frohlockte innerlich, als ihre Gesichtszüge darauf reagierten. Der Spuk war endlich vorbei.

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    „Dann ist es also endlich vorbei!“ rief Lord Hagen sichtlich erleichtert und wandte sich an den mächtigen Alien Zwerg. „Ich hoffe für uns beide, dass wir niemals wieder aufeinandertreffen werden.“
    „Ich habe dafür bereits Vorkehrungen getroffen“, antwortete der Zwerg mit ruhiger Stimme, runzelte jedoch zugleich die Stirn. „Ich hoffe für uns alle, dass sie ausreichen werden.“
    „Ihr sprecht für mich wie immer in Rätseln!“, antwortete Hagen gereizt.

    Ein wunderschöner Sonnenschein ließ die Stadt im hellen Glanz erscheinen. Der graue Schleicher, der sich über die Straßen von Khorinis gelegt hatte, war nun zur vollen Gänze entschwunden. Die gravierenden Beschädigungen an vielerlei Bauten der Stadt, wirkten nun beinahe schon banal. Reges treiben herrschte auf den Straßen. Dutzende Bewohner waren dabei allerlei Trümmer beiseite zu schaffen. Milizen und Paladine unterstützten dabei.
    „Innos sei Dank!“, rief den Lords eine wohl vertraute Stimme aus der Menschenmenge. „Die Lords sind wohlbehalten zurückgekehrt.“ Lothar löste sich schließlich aus dem Gemenge und trat den beiden Lords zufrieden gegenüber.
    „In der Tat wohlbehalten“, antwortete Hagen schließlich. „Dennoch fühle ich mich, als hätte ich drei Tage lang durch gesoffen.“
    „Dann solltet ihr euch schleunigst ausruhen“, antwortete Lothar grinsend. „Das Meereswasser ist zurückgegangen und der Wirt der Hafenkneipe lässt verlauten, dass seine Zapfhähne die Flut unbeschadet überstanden haben.“
    „Dann ist die Stadt ja noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen“, antwortete Hagen, wobei auch er sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen konnte. „Ich erwarte zu Morgen einen umfassenden Bericht auf meinem Schreibtisch!“

    Das Kloster von Khorinis...
    „Wer ist da?“, rief Pedro krächzend in die Nacht hinein. Ein dunkler Schatten näherte sich der Festung der Magier über die imposante Klosterbrücke. „Antwortet!“, rief er erneut mit zittriger Stimme und zog hastig seinen Kampfstab.
    „Mein Name ist Fellan“, antwortete der Schatten und betrat nun erstmals den hellen Schein der Fackeln. „Der Sturm hat mein Haus in der Hafenstadt niedergerissen und nun erbitte ich um vorübergehende Bleibe im Kloster.“ Skeptisch betrachtete Pedro den zerlumpten Mann. Bedrohlich wirkte er zumindest nicht.
    „Deine Klamotten sind ja vollkommen durchnässt“, sagte er schließlich und steckte seinen Kampfstab wieder weg. „Hier draußen wirst du dir noch den Tod holen...“

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    hokuspokus 
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    Der Mighty Alien Zwerg schritt durch die Nacht. Der Mond schimmerte immer wieder in dem sumpfigen Gewässer auf, an dem er entlang ging. Ein Waran glitt in das Wasser, schnellte mit schwungvollen Bewegungen seiner Gliedmaßen an ihm vorbei und packte im nächsten Moment einen Vogel, der sich in den Sumpf verirrt haben musste. Der Mighty Alien Zwerg hielt einen Moment inne, beobachtete das sich ihm gebotene Schauspiel regungslos. Er wandte seinen Blick gen Himmel, betrachtete die Schönheit der weit entfernten Sterne, denen er hoffte bald wieder einen Besuch abstatten zu können. Das Geräusch schmatzender Schritte ließ ihn aufhorchen.
    „Ihr habt Euch einen guten Ort für das nächste Treffen ausgesucht“, sagte er.
    „Ich hätte mir keinen schlimmeren aussuchen können. Der Schlamm klebt mir an den Fußknöcheln“, erwiderte eine Stimme angewidert.
    „Und dennoch, wer würde erwarten, dass jemand wie Ihr sich einen solchen Ort für ein Treffen aussuchen würde?“, argumentierte der Alien Zwerg und drehte sich, um die Silhouette zu beäugen, die sich ihm von hinten genähert hatte.
    „Ich werde Stunden damit zubringen müssen mich wieder zu reinigen.“
    „Seit Ihr etwa in den Sumpf gefallen?“, erkundigte der Alien Zwerg sich.
    „Für wen haltet Ihr mich? Es geht mir einzig und allein um das stinkende, matschige, mit Blutegeln vermischte Zeug, das sich um meine Knochen legt, als sei es eine wohltuende Schlammpackung“, antwortete sein Gegenüber. Der Alien Zwerg schmunzelte innerlich. „Mein Meister hat im Übrigen bereits drei Anwärter gefunden“, fuhr er fort, während er seinen Umhang tiefer in sein Gesicht zog.
    „Das ist gut“, antwortete der Alien Zwerg, „und doch befürchte ich, dass sie nicht genügen werden um den Tesserakt zu beschützen.“
    „Er wird sich weiter auf die Suche nach Anderen machen. Wie Ihr sicher wisst, ist es nicht immer ganz so einfach jemanden wie mich zu finden“, meinte sein Gegenüber.
    „Ich bin mir sicher, dass Ihr einzigartig in Eurer Art seid“, sagte der Alien Zwerg.
    „Was ist mit Euch? Seid ihr wirklich sicher, dass es das Richtige ist uns zu verlassen? Wir könnten jemanden wie Euch auch weiterhin gut gebrauchen.“ Der Alien Zwerg schüttelte den Kopf. „Ich habe nur für sieben Missionen unterschrieben, für mich ist es an der Zeit zu gehen. Ich könnte Euch dennoch auf eine andere Weise helfen. Kürzlich erlangte ich das Bewusstsein eines Individuums, dass Euch besser bekannt sein dürfte unter den Namen „Moe“ “
    „Ihr habt was?“
    „Ich habe diesen Moe in einem anderen Universum getroffen. Ein recht fähiger Mann, der Euch sicher von Nutzen sein könnte. Ich habe sein Bewusstsein in meinen Schiffscomputer transferiert und könnte es auf den Moe dieses Universums übertragen.“
    „Ihr wollt in unseren Moe noch einen Moe einpflanzen?“, hakte sein Gegenüber nach.
    „So ungefähr“, erwiderte der Alien Zwerg, „Euer Meister würde dies sicher zu schätzen wissen.“
    „Wer mit Dämonen spielt, wird Absonderlichkeiten wohl nicht abgeneigt sein“, stimmte sein Gegenüber nach einem kurzen Moment der Stille zu, „wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet. Ich möchte gerne das nächste fließende Gewässer aufsuchen, um mich ausgiebig zu waschen.“
    „Es war interessant Euch zu begegnen“, erwiderte der Alien Zwerg, „alles Gute auf Eurem Weg.“ Die Silhouette verbeugte sich kurz, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Der Alien Zwerg wandte sich zum Gehen, lauschte auf die Kröten im Sumpf, hörte das Knacken von Knochen, als der Waran die letzten Reste seiner Beute verschlang.

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