Wie anfangen... wie nur anzufangen?

Er lief auf und ab, unschlüssig und zugleich vor Eifer brennend. Man merkte ihm deutlich an, dass ihn etwas plagte; er sah aus, als hätte er nicht geschlafen. Die Tatsache, dass die Turmuhr gerade zur zweiten Nachtstunde läutete, das Bett zwar benutzt, aber eiligst wieder verlassen aussah, gaben ein gutes Schaubild von der gequälten Seele.

Immer wieder fiel sein Blick auf den Tisch. Auf das kleine Stück Papier und die Feder und das Tintenfass, und auf den Briefumschlag daneben, bereits fertig adressiert und bereit, befüllt und abgeschickt zu werden, um Worte - und zugleich Gefühle, echte Gefühle, solche Gefühle! - in die Welt zu tragen.

Aber wie anzufangen?

Ihr Haar... Für einen Moment blieb er stehen, von seeliger Erinnerung ereilt. Dann schnaubte er kurz, schüttelte den Kopf wie ein Hund frisch aus dem Wasser schlurfend, und lief weiter im Kreise. Natürlich war ihr Haar hübsch, aber das Haar zu bestaunen war so abgedroschen! Nein, damit konnte er sich nicht zufriedengeben.

Wieder blieb er stehen. Das Schnauben kam dieses Mal jedoch sehr viel schneller; selbstverständlich hatte sie einen wunderschönen Körper, aber wer nicht mit dem Haar, das, wie jedermann weiß, ganz oben verweilt, beginnen kann... wie da mit dem Körper fortfahren?

Idiot!, rief er sich selbst, warf sich auf den Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen, beinahe schon stumm schluchzend. Willst ihr deine Liebe erklären und kannst es nicht sagen! Kannst es nicht einmal schreiben, und das ist doch das, wofür du dich rühmst! Verdammter, elender Idiot!

Fieberhaft dachte er weiter. Was blieb, wenn Haar und Körper wegfielen? Ihre Augen? Jedes abgerissene Schundgedicht beschrieb die blitzenden Augen der holden Maid. Ihre Lippen? Ihre Nase? Ihre Wangen?

Er merkte selbst, wie verzweifelt er wurde, je mehr er seinen Gedanken nachging. Aber es war doch auch hoffnungslos! Wie sollte man eine Person beschreiben, die einem das Leben einfacher, sogar wünschenswert machte, nur weil man mit ihr... sprach...

All das hastige Tun, all die Unruhe fiel von ihm ab wie ein Blatt von einem Baum im Herbst.

Beinahe bedächtig, wie zu einer großen Zeremonie, nahm er die Feder. Er tauchte sie vorsichtig in das Tintenfass, setzte sie auf das Papier und verweilte.

Deine Worte... sind wie der erste Sonnenschein nach einem fürchterlichen Gewitter. Und deine Stimme wie der erste Glockenschlag nach einer einsamen, grausamen Nacht. Und so wir uns bisher nur flüchtig sahen, so weiß ich doch gewiss: Ich liebe deine Worte. Ich liebe deine Stimme.

Ich liebe dich.