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  1. #1 Zitieren
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Hallo Schreiberlinge und Mitleser

    gestern hatte ich einen bitterbösen Gedanken: "Der Autor ist die Hure des Lesers."

    Klingt erst einmal hart.
    Allerdings ist da was dran, oder nicht?
    Wie seht ihr das?

    Mal ein Beispiel:
    Wenn ich eine ganz tolle Geschichte über das Paarungsverhalten der gemeinen Schlammkrabbe schreiben möchte, dann mache ich das, lade mein Geschreibsel in irgendeinem Forum hoch und freue mich über gute Reviews oder auch helfende Kritik.
    Wenn die Reviews kommen, ist es schön.
    Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm, denn ich habe ja in erster Linie geschrieben, weil ich Spaß am schreiben habe.

    Aber was macht der professionelle Autor? Kann er sich so etwas leisten? Ich denke: NEIN.
    Er muss doch mit seinen Geschichten Geld verdienen. Also geht es vorrangig darum, welches Thema bei den Lesern gut ankommt. Was akzeptieren sie, was nicht? Darf Ulfric Sturmmantel seine heimliche Liebe, General Tullius, schließlich heiraten, so (ähnlich), wie man es in diversen Foren lesen kann? Oder diskreditiert sich der Autor dadurch in den Augen seiner Leser und muss mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen? Dann stellt er Ulfric doch lieber eine gestandene Nordfrau zur Seite. Er selbst mag nicht glücklich sein, mit dieser Situation, aber den durchschnittlichen Leser freut es, dass seine Erwartungen erfüllt wurden.

    Fazit:
    Ich bin froh, nicht vom Schreiben leben zu müssen.
    Denn die letzten Grenzen befinden sich in unseren Köpfen und unseren Herzen – um sie zu überwinden, brauchen wir keine technischen Hilfsmittel, sondern ausschließlich Liebe sowie geistige und emotionale Größe.

    Vicky
    "Wir dürfen nicht selektiv entscheiden, wer Unterstützung verdient und wessen Rechte wir verteidigen ... Jeder verdient das gleiche Mitgefühl. Das Leben der zivilen Opfer von Konflikten ist überall gleich viel wert".

    Angelina Jolie
    Moonlord ist offline
  2. #2 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Ich sehe da kaum einen Unterschied zwischen Hobbyschreiber und jenen, die damit Geld verdienen. Auf beiden Seiten richten sich viele nach dem, was gerade angesagt ist. Wenn Autoren die Huren der Leser sind, dann allesamt.
    Aber ist es nicht fast immer so, dass man mit dem, was man fabriziert hat, gut ankommen will? Egal ob Bücher, Malereien oder oder etwas Handwerklichem. Man hofft auf positives Feedback.

    Um den Büchermassenmarkt schere ich mich nicht unbedingt. Ich schreibe in Nischenthemen und auch wenn nicht, so entsprechen die Bücher nicht dem Massengeschmack. Würde ich danach schreiben, dann kämen dabei Schnulzen vom Kaliber einer Rosamunde Pilcher heraus, die laufen am besten.
    Sich treu zu bleiben, ist nicht immer leicht, aber für mich erstrebenswert.

    Edit: Ich weiß, dass es Autoren gibt, die nach Trends schreiben, aber irgendwie finde ich das langweilig und das Schreiben würde mir keinen Spaß mehr machen. Ich schreibe vor allem, weil ich etwas in der Gesellschaft bewegen will. Aufklärung betreiben. Aber nicht nur. Das Schreiben erlaubt mir ein autarkes Leben, frei von jenen Einflüssen, die mich vor Jahren in den Suizidversuch getrieben haben. Als Mensch mit Behinderung muss man sich eben seinen Arbeitsplatz schaffen.

    Ich editiere heute irgendwie jeden Post mehrfach.
    Ich habe lange Jahre als Auftragsmalerin gearbeitet. Das ist in etwa vergleichbar. Nach dem Geschmack meiner Kunden zu malen war irgendwann einfach unerträglich und ich möchte verhindern, dass es mir mit dem Schreiben genauso geht. Ich habe viele Wohnungen steinreicher Yuppies verschönert, teilweise mit Motiven, die ich zum kotzen fand, aber was soll man machen, wenn man Rechnungen bezahlen muss?
    Deswegen kam mir die Idee, ein zweites Standbein "heranzuzüchten" und das läuft auch recht gut.

    Ich möchte auch gar nicht als Bestsellerautorin hochgejubelt werden, denn dann kommt man echt in Teufels Küche. Ich bin ein kleines Fischlein im Ozean und das ist auch gut so. Das gibt mir die Freiheit, anders zu sein. So wie meine Helden anders sind.

    Aber da sprichst Du etwas an, Moonlord: die sexuelle Orientierung eines Helden/einer Heldin. Ist leider immer noch so, dass man auf viel Unverständnis stößt und viele Leser überfordert. Homosexualität ist nach wie vor ein Tabu. Leider. Trotzdem würde ich nie meine Heldinnen hetero machen, damit ich besser ankomme.
    Dawnbreaker ist offline Geändert von Dawnbreaker (14.10.2016 um 22:05 Uhr)
  3. #3 Zitieren
    Lehrling Avatar von LoneRanger
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    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
    Aber was macht der professionelle Autor? Kann er sich so etwas leisten? Ich denke: NEIN.
    [...] Also geht es vorrangig darum, welches Thema bei den Lesern gut ankommt. Was akzeptieren sie, was nicht?
    Ich denke, nach den Themen zu schreiben, die bei den Lesern gut ankommen, ist ausgesprochen schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.

    Zum einen sind Trends zu kurzlebig und unvorhersehbar, als dass man effektiv nach ihnen schreiben könnte (außer, man hat den Output eines Isaac Asimovs) - in der Zeit, die man braucht, um ein Buch nach einem aktuellen Trend zu schreiben, ist dieser längst vom nächsten Trend abgelöst worden. Zum anderen widerrum kann sich auch ein Schriftsteller nicht allzu sehr selbst verbiegen; wenn er der Marktkonformität wegen anders schreibt, als er es eigentlich gerne würde, wird sich das kaum positiv auf das Buch niederschlagen (wir alle sind schließlich besser, wenn wir Freude an einer Sache haben).

    Stephen King hat das einmal sehr gut auf den Punkt gebracht: "Write with the door closed, rewrite with the door open." Ergo, erst einmal das schreiben, was einem selbst gefällt, und erst beim Editieren miteinbeziehen, was "der Markt" davon halten könnte - nicht anders herum.

    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
    Er muss doch mit seinen Geschichten Geld verdienen.
    Ich denke, es ist wichtig, dass ein Autor gerade das nicht muss. Natürlich ist es gut, wenn ein Schriftsteller von seinem Schaffen leben kann, und das sollte auch jedem vergönnt sein, der wirklich mit Leib und Seele daran hängt. Doch der Zwang, mit seinen Geschichten den eigenen Unterhalt bestreiten zu müssen, wird nicht bloß positiven Einfluss auf die Werke des Autors haben - gerade dann, wenn das, was er schreibt, im Augenblick nicht gerade massenmarkttauglich ist. (Und Markttauglichkeit ist eine durchaus wandelbare Eigenschaft. Nehmen wir nur einmal die GoT-Romane - die sind jetzt, wo die Reihe verfilmt wird, der gefühlte Dauerbrenner in jedem Buchladen; dort stehen sie aber nun schon seit Mitte der Neunziger, und es haben sich in all der Zeit vor dem Hype nur wenige dafür begeistern können.)

    Im allgemeinen wäre meine These dazu: Ein Schriftsteller muss das Schreiben, was ihm liegt. Wenn das nicht markttauglich ist, ist das ärgerlich - aber wenn er sich zwingt, "marktkonform" zu schreiben, wird das kaum so gut sein wie ein Thema, welches ihm am Herzen liegt.
    LoneRanger ist offline Geändert von LoneRanger (16.10.2016 um 02:11 Uhr)
  4. #4 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
    Hallo Schreiberlinge und Mitleser

    gestern hatte ich einen bitterbösen Gedanken: "Der Autor ist die Hure des Lesers."
    ...
    Fazit:
    Ich bin froh, nicht vom Schreiben leben zu müssen.
    Hallo Moonlord

    ich sehe Deine Frage als eine Variante hier im Schreibforum von WorldofElderScrolls.de für ein neues Thema und damit auch für mehr Aufmerksamkeit und Reaktion zu sorgen. Das ist Dir, weil ich ja hier nun etwas schreibe, sicherlich auch gelungen. Wobei es nicht der provokanten Überschrift gebraucht hätte. Sie erinnert mich sehr stark an Rom und vielleicht beschäftigst Du Dich auch derzeit mit solchen Dingen.

    Ansonsten schreibt ein richtiger Schriftsteller ausschließlich für sich. Es sind seine Gedanken, seine Gefühle, seine Schreibblockaden, seine verstaubten Erzählungen und Romane oder sein Welterfolg. Denn bei Kunst und dazu gehört nun mal die Literatur, kann man nie erahnen, was der Rezipient nun aus dem guten Stück machen wird. Sicher ein Schriftsteller oder einen Schriftstellerin muss von etwas Leben. Doch warum soll er frei im Geiste sich verbiegen und den Autoren der Groschenromane und deren Lesern zu Kreuze kriechen. Und deshalb finde ich es auch gut das Bob Dylan den Literaturnobelpreis bekommen hat. Denn seine Texte (Songs) wird es sicherlich noch geben, wenn keine Nobelpreise mehr verliehen werden. Und er hat nicht nach einem Bedarf der Kasse geschrieben. Sondern er hat es so gesagt, wie er für sich meinte, dass es gesagt werden muss.

    beste Grüße VRanger
    VRanger ist offline
  5. #5 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    LoneRanger, VRanger, Ihr sprecht da etwas Wesentliches an: Warum schreibt man überhaupt?
    Ich schreibe in erster Linie für mich selbst. Ich muss als Autorin Spaß dabei haben und ich bin mir sicher, dass es meine Leser spüren würden, wenn dem nicht so ist. Und Spaß habe ich nur, wenn ich mir die Themen aussuche. Ob die nun markttauglich sind, kann man nie wissen.

    Wenn ich zu einem Thema etwas schreibe, nur weil es in dem Amazon Charts gerade vor Büchern mit diesen Inhalten wimmelt, dann höre ich auf. Das ist für mich kein Schreiben, denn diese Tätigkeit bedeutet für mich auch immer, dass ich über die Welt nachdenke. Das fließt mit ein. Der eine Leser findet es genial, der andere scheiße. Und so ist es halt: man kann es als Autor nicht jedem recht machen. Man sollte sich treu bleiben.
    Ja, ich glaube daran, dass es einen Platz für authentische Autoren gibt. Leute, die sich eben nicht verbiegen, die ihren Werken ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken. Das versuche ich gerade, indem ich meine so ganz andere Sicht auf die Welt einbaue in meine Erzählungen. Mal mehr, mal weniger.
    Dawnbreaker ist offline Geändert von Dawnbreaker (16.10.2016 um 10:07 Uhr)
  6. #6 Zitieren
    Lehrling Avatar von LoneRanger
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    Zitat Zitat von Dawnbreaker Beitrag anzeigen
    Ja, ich glaube daran, dass es einen Platz für authentische Autoren gibt.
    Da kann ich dir nur zustimmen, Dawnbreaker. Ich würde sogar noch weitergehen: Ich glaube nicht daran, dass es langfristig einen Platz für unauthentische Autoren gibt.

    Kurzfristig mag einem ein Verbiegen womöglich helfen, wenn z.B. ein Fantasy-Autor auf Krimis umsattelt, weil es dort mehr zahlende Leser gibt - doch wenn er sich mit dem Genre nicht identifizieren kann, dann wird er dort (wenigstens meiner Ansicht nach) immer schlechter schreiben, als jemand, der mit Leib und Seele Krimi-Autor ist.
    LoneRanger ist offline
  7. #7 Zitieren
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Zitat Zitat von LoneRanger Beitrag anzeigen
    Da kann ich dir nur zustimmen, Dawnbreaker. Ich würde sogar noch weitergehen: Ich glaube nicht daran, dass es langfristig einen Platz für unauthentische Autoren gibt.
    Warum gibt es dann aber Autoren, die fast immer zum gleichen Thema schreiben? Nur um mal 3 Beispiele zu nennen:
    Peinkofer hat von 2006 bis 2016 5 Romane (Die Orks) veröffentlicht, Heitz von 2003 bis 2015 ebenfalles 5 Romane zu einem Thema (Die Zwerge). Weinland hat es mit seiner Vampirserie (inkl. des Anfangs mit Groschenheften) auf über 100 Werke gebracht.
    Die Liste leiße sich problemlos fortsetzen.

    Sicher, es hat sich gut verkauft, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Autoren über einen Zeitraum von 10 Jahren so etwas schreiben, weil sie keine anderen/neuen Ideen haben. Da steht für mich klar der Kommerz im Vordergrund und nebenbei der Ritt auf dem eigenen Erfolg.
    Denn die letzten Grenzen befinden sich in unseren Köpfen und unseren Herzen – um sie zu überwinden, brauchen wir keine technischen Hilfsmittel, sondern ausschließlich Liebe sowie geistige und emotionale Größe.

    Vicky
    "Wir dürfen nicht selektiv entscheiden, wer Unterstützung verdient und wessen Rechte wir verteidigen ... Jeder verdient das gleiche Mitgefühl. Das Leben der zivilen Opfer von Konflikten ist überall gleich viel wert".

    Angelina Jolie
    Moonlord ist offline
  8. #8 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Oder die Liebe zum Thema ...

    Beispiel: Ich schreibe an einer Fantasy Trilogie. Dafür erschuf ich eine eigene Welt, samt Magiesystem, unterschiedliche Länder und Völker. Und einen Haufen netter Charaktere, die mir ans Herz gewachsen sind. Ich arbeite so, dass ich später ohne Schwierigkeiten einen vierten Band hinzufügen kann. Warum? Weil es mir verdammt viel Spaß macht, Storys in diesem Universum zu schreiben.
    Warum schreibt jemand nur im Skyrim Universum? Für Ruhm und Ehre? Oder eher, weil er sich dort heimisch fühlt?

    Klar, auch ich kenne Autoren, die in einem Thema schreiben, weil hier die Absatzzahlen stimmen. Mit casual romance z.B. kann man eben immer Kasse machen. Das müssen sie mit sich ausmachen. Ich würde da die Lust verlieren. Schreiben bedeutet für mich, dass man an seine Grenzen geht und sich stetig weiterentwickelt. Ob man das nun hobbymäßig macht oder beruflich, ist egal.
    Dawnbreaker ist offline

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