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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline
    Eine kühle Windböe zerzauste den bärtigen Jäger die Haare und Kjarl verweilte einen Moment, um diesen Gruß der Natur zu genießen. Er war anderes gewohnt und außerdem warm genug gekleidet, um dem launischen Spätherbst der Insel zu trotzen. Ob sich die Städter, wohl schon in ihren Häusern versteckten, um sich nicht wie Zucker aufzulösen, wenn sie mal ein bisschen nass wurden? Zumindest erschienen dem Bärtigen die Straßen leerer als sonst. Und so trottete der Jäger recht ungestört durch die Stadt; sein Ziel war die Schenke, wo er auf ein lohnenswertes Gespräch hoffte.

    Der warme Dunst der Schenke stand im deutlichen Kontrast zur kühlen, salzigen Luft, die vom Meer her wehte, und so verzog Kjarl das Gesicht, als er den Schankraum betrat. Doch bald hüllte ihn die wohlige Wärme ein und schnell hatte er auch das Gesicht gefunden, nach dem er gesucht hatte. Kjarl nahm an dem kleinen Tisch platz, der halb im Schatten lag, aber einen guten Blick durch den gesamten Raum ermöglichte. Die Begrüßung fiel kurz aus. Kjarl zog einen Beutel aus der Tasche und leerte ihn vorsichtig. Es kamen Zähne und Klauen, Krallen und Hautstücke, Hörner und andere Trophäen zum Vorschein, die Kjarls Gegenüber scheinbar gewissenhaft prüfte. Dabei entwickelte sich ein leises Gespräch: “Du kommst zu einer schlechten Zeit. Die Stimmung in der Stadt ist schlecht, alle sind noch misstrauischer als sonst. Schlechte Zeiten für Leute wie uns.“ “Hm.“, Kjarl brummte wortlos und steckte ein paar der Trophäen wieder in den Beutel. “Ist die Ware noch da?“ “Alles noch da. Ware, Wachhund, Stadtwache.“ “Du würdest es nicht wagen?“ “Deine Sache. Ich bin bloß zum Reden hier.“ “Hm.“ Das Gespräch verstummte. Einige mächtige Wolfszähne und Geldmünzen wechselten die Besitzer. Dann stand Kjarl auf und ging. Seine Laune hatte sich nicht unbedingt gebessert.

  2. Beiträge anzeigen #362
    Krieger Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Kajetan Rabenweil, Anwesen der Rabenweils, Richenviertel

    Kajetan sah aus dem Fenster in das trübe Licht, das dem Himmel ein tristes Antlitz verlieh. In seinen Eingeweiden wühlte etwas. Ein ungutes Gefühl, das ihn seit den frühen Morgenstunden einfach nicht verlassen wollte. Es ging etwas vor in der Stadt und der Umstand, dass der Platz vor seinem Haus nun seit einiger Zeit, trotz des vorschreitenden Tages so ruhig vor ihm lag, trug nicht dazu bei, dass ihn seine Befürchtungen verließen.
    Kajetan hatte schon immer ein gutes Gespür dafür gehabt, wenn sich die Dinge nicht in seinem Sinne entwickelten. Früher hatte ihm diese Fähigkeit eine hohe Stellung unter den Karawanenführern eingebracht. Seine untrüglichen Instinkte garantierten ihm eine gewisse Unabkömmlichkeit in der Wüste, die ihn schließlich vor den Alten vom Berg gebracht hatte. Dieser hatte sich seiner angenommen, ihn aus der Bedeutungslosigkeit erhoben und tiefer in die Mysterien Beliars geführt. Der Weise hatte in ihm einen Hoffnungsträger für das varantische Volk gesehen. Eine der Kräfte, die es schaffen konnte, die fremdländische Bedrohung zurückzuschlagen und die Varanter von der Geißel Innos zu befreien. Doch Kajetan hatte sich anders entschieden.
    Er hatte Familie gehabt, drei kleine unschuldige Kinder und eine sanftmütige Ehefrau. Es hatte war nie sein Wunsch gewesen, sich als Assassine durch die myrtanischen Reihen zu schneiden und Ordensritter oder Paladine hinterrücks zu ermorden. Er hätte eine diplomatische Lösung bevorzugt. Doch dazu hatte es nicht kommen sollen.
    Kajetan musste schmerzlich verstehen, dass es mit diesem fanatischen Orden kein Verhandeln gab. Seine beiden Söhne waren beim Sturm auf Bakaresh gefallen, als sie versuchten Heim, Haus, Familie und Sklaven zu beschützen. Seine Frau war für Stunden in den Händen der Soldaten gefangen gewesen und er hat bis zu ihrem Tode nicht aus ihr herausbekommen können, was sie dort hatte erleiden müssen.

    Schmerzerfüllt, mit den Erinnerungen von diesem Tag, schloss er die Augen. Im Haus war es still, so wie immer, seit er es allein, nur mit seinem Personal bewohnte. Es war eine böse Ironie, dass er in den letzten Lebenswochen seiner Frau ausgerechnet einen Mann der Innoskirche in sein Haus gelassen hatte, der seiner Geliebten auf ihrem letzten Weg zu Beliar hatte helfen sollten. Er hatte es immer für falsch gehalten und sich dennoch dem sehnlichsten Wunsch seiner Frau nach Erlösung und Salbung durch den Gott ihrer Ahnen gebeugt. Vielleicht hatte sie ihn weich – zu weich – gemacht oder war es der vermeintliche Frieden in dieser Stadt, in der er immer gehofft hatte, dass der Orden an der unbedeutenden Provinz schon bald das Interesse verlieren würde, der ihn diesen Frevel hatte begehen lassen? Und die Strafe folgte schon bald darauf.
    Beliars Gesandte erschienen, ermordeten seine im Sterben begriffene Frau und raubten seine Tochter. Das letzte Stück Familie, dass er noch besessen hatte. Sein letztes Stück Heimat.
    Lange hegte er die Hoffnung, dass die ihren Häschern hatte entkommen können und bald zu ihm zurückkehren sollte, doch es verstrichen die Monde, die Jahreszeiten, schließlich die Jahre und etwas zerbrach in ihm. Sie warren nun alle fort. Er von der Last der Verantwortung und Führsorge befreit. Dies war das Zeichen Beliars. Es war an der Zeit auf den alten Pfad zurückzukehren. Einen Pfad, der er hätte nie verlassen dürfen. Beliar war großmütig und konnte denen, die ihm treu folgten, große Gnade zuteilwerden lassen, doch gleichzeitig verzieh er keinen Verrat. Und hegte unbändigen Groll gegen jene, die ihm den Rücken kehrten. So auch ihm. Es war also an der Zeit gewesen, erneut treu zu dienen. Innos Einfluss zu schmälern, so wie der Verbrennende versucht hatte den Glauben an Beliar aus Bakaresh zu verbannen.
    Über die Zeit hatte Kajetan sich seinen Studien hingegeben und einen Plan ersonnen, der den Glauben an Innos hier in dieser Stadt, auf der ganzen Insel nachhaltig verändern sollte. Sein Ziel war es gewesen, den Samen des Zweifels in den Herzen der Menschen zu sähen. Ihnen die Augen zu öffnen mit nicht mehr und nicht weniger als der Wahrheit. Der Orden übte eine Herrschaft über sie aus, die vordergründig Schutz und Sicherheit zu versprechen schien, doch am Ende nichts anderes bedeutete als Uniformität, Beschneidung ihrer Rechte und Freiheiten und schließlich in Tyrannei gipfelte.
    Und die Menschen verstanden, was der rotgesichtige Priester ihnen erzählte und lehrte. Er hatte die Form seines eignen alten Meisters angenommen, um die Menschen nicht als einer von ihnen zu erreichen, sondern als Jemand der als Fremder einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen in der Stadt hatte. Dies hatte letztendlich Erfolg.
    Angelockt vom Neuen, vom Fremden hatten immer mehr Bürger der Stadt den Weg in seine Versammlungen gefunden. Sie hatten ihm zugehört und verstanden, dass Innos nicht der Freund der Menschheit war, der er vorgab zu sein und dass der Orden nichts weiter als ein Machtinstrument des myrtanischen, selbsternannten Königs, um seinen Einfluss auszubreiten – zur Not auch mit Gewalt. Sie alle waren vor den Augen ihres Gottes nichts weiter als Figuren im Spiel der Macht. Produzenten von Gütern, Generierer von Steuergeldern und am Ende nichts weiter als menschliches Material auf den Schlachtfeldern des Reiches.
    Wo war Innos, als die Pest die Stadt beinahe auslöschte, als der Drache das Werk der Krankheit fortführte und schließlich das Sumpfkraut die Menschen in den Wahnsinn trieb? Innos ist schwach und er sah zu wie seine Gläubigen in Scharen starben. Innos zu dienen bedeutet nicht den Frieden, Innos zu dienen bedeutet Krieg und Not!

    Kajetan ballte die Fäuste. Er hatte sein Möglichstes getan und nun schien es, als ob der Orden nach einer halben Ewigkeit endlich tätig werden wollte, um ihn aufzuhalten. Doch am Ende war es zu spät dafür. Seine Samen waren Gepflanzt. Der Einfluss des magisch veränderten Krautes tat sein Übrigees. Durch das Räuchern dieser Substanzen hatte er den Verstand der Männer und Frauen auf eine Weise erreichen können, wie es Worte allein niemals hätten tun können. Und die weitere Gewalt, die der Orden nutzte um die Stadt zurück zur Ordnung zu bringen, war nur noch das Wasser auf seiner Saat. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis das Volk sich erhob und das Joch Innos endlich abschüttelte. Schon jetzt gab es weitere wie ihn, die gegen diese aufgezwungene Herrschaft predigten und das Verlangen in den Menschen nach wahrer Freiheit weiter anstachelten.

    Er sah sich um. Das vage aus seinen Augen verschwunden. Es hatte an der Tür geklopft.
    „Herr, da sind Männer an der Tür für Euch!?“ Sein Diener sprach leise. Er hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen und machte einen unsicheren Eindruck.„Schon gut“, antwortete Rabenweil ruhig, „Ich habe sie bereits erwartet.“


    Redlef
    Geändert von Redlef (13.11.2017 um 22:17 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Es dauerte weniger lang als erwartet, bis sich das Eingangsportal des großen Stadthauses erneut öffnete. Der junge Diener zog die Tür gänzlich auf und die Beiden Männer auf dem Podest stehend, konnten einen besseren Blick in das Innere werfen. Die Eingangshalle war großzügig entworfen worden mit zwei geschwungenen Treppen, die in den ersten Stock führten. An den seitlichen Wänden führten auf jeder Seite je zwei Türen in weitere Bereiche des Hauses. Aus den Plänen wusste Redlef, das eine der hinteren Türen in den Flügel des Gebäudes führte und darin die Lager und Ställe des Gebäudes lagen. Durch diesen Trakt vermutete er einen der möglichen Fluchtwege und nahm daher diesen Bereich besonders in Auge, bevor er seinen Blick den anderen Gegebenheiten zuwandte. So sah er erst jetzt, dass sich vier Männer in der Eingangshalle aufhielten. Sie lehnten lässig an den mit Brokat bespannten Wänden, doch Ihre Körperspannung verriet sie als Männer mit Kampferfahrung, die nur auf das Zeichen ihres Meisters warteten um zuzuschlagen.
    Dieser kam auch gerade gemessenen Schrittes die Stufen einer seiner Treppen hernieder. Sein fein gearbeiteten Schnabelschuhe blitzen nur kurz unter den weiten, schwarzen Roben hervor, als er seinen Fuß von der letzten Stufe den von Jahren der Benutzung glatt polierten weißen Stein des Bodens setzte.
    Rebenweil war anders als sich der Hauptmann sich ihn vorgestellt hatte. Eher klein und schmächtig, mit einem hageren, scharf geschnittenen Gesicht. Seine Augen musterten dien Ankömmlinge prüfend, doch das Lächeln in seinem Gesicht wahr ehrlich. Red konnte nichts Bedrohliches an ihm erspähen. Sogar die kleine, zierliche Oberste Feuermagiern machte einen furchteinflößenderen Eindruck als dieser gealterte Varanter.
    In einer einladenden Geste öffnete er die Arme, als er die Mitte des Empfangsraums erreicht hatte. »Meine Herren, Friede mit Euch und willkommen in meinem Haus! Hat man Euch nicht hereingebeten, Herren? Der Regen hat Euch doch inzwischen sicherlich gänzlich durchnässt.«
    Der Paladin an Redlefs Seite verlagerte sein Gewicht wein wenig. Redlef kannte diese Bewegung nur zu gut. Ebenso wie die Männer an den Seiten der Halle war auch er kampfbereit.
    Der Hauptmann ließ sich nichts anmerken und ging nicht auf die Freundlichkeit ihres Verdächtigen ein. »Man hat uns hereingebeten, doch wir zogen es vor hier auf Euch zu warten. Wir müssen Euch bitten uns zur Bastion zu begleiten. Es sind ein paar Vorkommnisse vorgefallen, zu denen wir Euch ein paar Fragen stellen müssen. Bitte begleitet uns unverzüglich.
    Red sah mit ausdruckslosem Gesicht auf Rabenweil herab. Wiedererwartend war sein Lächeln nicht verschwunden. Vielmehr nickte er verständnisvoll und antwortete: »Nur zu gerne werde ich die Fragen des Ordens beantworten. Ich habe nichts zu verbergen. Wünscht ihr, dass ich meine Bücher holen lassen, sodass Ihr einen umfassenden Einblick in meine bescheidenen Geschäfte erhalten könnt?
    Bescheiden? Red zog bei seiner Aussage für einen kurzen Moment die Augenbrauen zusammen. Ein solches Haus und mindestens fünf Diener unterhielt man nicht mit bescheidenen Geschäften. »Nein, dies wird nicht nötig sein. Es soll sich lediglich um eine einfache Befragung handeln. Bitte folgt uns sofort.« Reds Stimme klang angespannter, als er es gewollt hatte. Doch es beschlich ihn das Gefühl, dass Rabenweil Zeit zu erschleichen versuchte. »Eilt Euch!«, setzte er barsch nach. Dem Varanter war das Lächeln nicht aus dem Gesicht zu wischen. Natürlich, ich werde mir nur noch einen Mantel bringen lassen, wenn es den Herren Recht ist.« Er gab einem seiner Männer ein Handzeichen und dieser verschwand. Redlefs Rücken versteifte sich. Er befürchtete die Situation schon blad nicht mehr im Griff zu haben. Doch noch konnten sie nicht mit Gewalt gegen ihn vorgehen. Ohne, dass er einen triftigen Grund für härtere Maßnahme lieferte, würde die Oberste Feuermagierin nicht verzeihen, wenn sie ihn gewaltsam zum Folgen zwangen.
    Doch schon bald tauchte der Mann wieder auf mit einem schwarzen Mantel in Händen. Dieser machte einen weitaus schwereren Anschein, als es der Stoff zulassen sollte. Redlef hörte, wie der Bruder neben ihn die Luft einsog. Auch er hatte es bemerkt. Irgendetwas versteckte Rabenweil unter diesem Mantel.
    Nachdem er ihn umgeworfen hatte kam er jedoch ohne weitere Zwischenfälle auf die beiden Ordensleute zu. Einzig das Lächeln war verschwunden. »Ich folge«, stellte Kajetan Rabenweil nun, plötzlich überraschend demütig fest.
    Red griff an seinen Gürtel, als der kleine Mann vor ihnen stand und zog die magischen Handschellen unter seinem eigenen Mantel hervor. »Wir werden Euch die Fesseln anlegen, keine Sorge, das ist reine Routine«, klärte Red ihn, nicht ganz der Wahrheit entsprechend, auf.
    Kajetans Augen besahen sich die Fesseln, er machte schon Anstalten seine Hände zu heben, da trat er erstaunlich flink auf seinen Füßen einen Schritt zurück. Nun verhärtete sich auch sein Gesicht und sie dunklen Augen funkelten den Hauptmann finster an. »Fesseln? Was werft ihr mir vor?«, seine Stimme klang nun hart und ließ erahnen, dass sie mit all ihren Vermutungen über dieses Mann richtig liegen konnten.
    »Reine Routine…«, versuchte Red erneut mit gezwungen ruhiger Stimme zu erklären, doch schon nach dem ersten Wort bemerkte er, dass sich die Männer an den Wänden von ihren Plätzen gelöst hatten. Sie bewegten sich mit einer selbstsicheren Art, die alle Gefahreninstinkte in Red zum Anschlagen brachte. Der Bruder na seiner Seite legte seine Hand auf das Heft seines Schwertes.
    Immer noch fiel das Wasser in Strömen aus dem grauen, wolkenverhangenen Himmel herab. Für einen Moment herrschte, mit Ausnahme des prasselnden Geräusches absolute Stille. Redlef und Kajetan sahen sich in die Augen, hielten beide den Blick des anderen fest, während sie die Situation einschätzten und überlegten, was der Schritt sein musste.
    In dem Moment, als Reds Linke nach seinem Schwert griff schnellte der Junge, der die ganze Zeit still die Tür gehalten hatte vor, griff nach dem Hauptmann und warf sich mit ihm zusammen in das Innere des Hauses. Da Red ihn nicht als potenzielle Gefahr eingeschätzt hatte, ließ er sich überrumpelt nach vorn reißen. Das steife Bein konnte sein und das Gewicht des Jungen nicht halten und der brach unter dem Diener zusammen.
    Im selben Moment warf der Hausherr die Eingangstür ins Schluss, presste seine Hände gegen die magischen Zeichen, die in das dunkle Holz geritzt waren und murmelte etwas auf einer Sprache, die Redlef noch nie zuvor vernommen hatte.
    Die Kreise und Glyphen glommen in einem Schwachen Licht auf und draußen war im selben Moment der Aufprall seines Paladinbruders zu vernehmen, der versuchte durch das Gewicht seines Schlags die Tür aufzubrechen. Erschreckender Weise blieb das Unterfangend es kräftigen Mannes jedoch erfolglos Die Tür hielt der brachialen Wut des Bruders stand. Fassungslos glotze Red auf das erzitternde Holz und begriff, dass er aus dieser Richtung keine Hilfe zu erhoffen brauchte.
    Armbrustbolzen schlugen durch die Fenster, doch schlitterten sie nutzlos über den steinernen Boden. Sicherlich würden es die Soldaten draußen auch versuchen, das Haus durch die Fenster zu betreten, doch diese befanden sich fast zwei Schritt über dem Bodenniveau des Platzes und somit mussten sie einige Augenblicke brauchen, bis sie das Gebäude über diesen Weg erstürmen konnten. So viel Zeit blieb Red nicht. Er wurde von mehreren Händen auf die Füße gerissen und entwaffnet. Ein heftiger Faustschlag auf sein Brustbein, ließ ihn Sterne sehen und stöhnend in die Knie brechen. Lediglich die beiden Männer, die seine Arme fest in ihrem Griff hielten, verhinderten, dass er mit dem Gesicht auf den Boden schlug. Doch er gab sich nicht geschlagen. Wütend aufbrüllend, riss er sich los und setzte zum Schlag an. Doch dieser verfehlte sein Ziel, als Jemand hinter ihm mit großer Kraft die Breitseite seiner gezogenen Waffe gehen sein schlimmen Knie schmetterte. Der schmerz zog sich durch seinen ganzen Körper und explodierte vor seinen Augen. Ein weiterer gut gezielter Schlag in sein Gesicht, brachte ihn an den Rand einer Ohnmacht. Erneut wurde er von starken Händen gegriffen, die ihm die Arme auf den Rücken drehten und fortzerrten.
    Rabenweil knurrte einen Befehl, worauf sich die Gruppe in Bewegung setzte. Sie durchquerten die Halle und Red, trotz seiner Benommenheit, lächelte schief, da er ja wusste, das der Fluchtweg durch die Ställe abgeschnitten war und der Widerstand Rabenweils dort gleich durch Yareds Männer ein jähes Ende finden sollte. Doch zu Redlefs großen Erstaunen bogen sie nicht in Richtung der Tür ab, sondern bewegten sich in Richtung der steilen Stiege, die in den Keller des Hauses führte.
    Wie kann er nur so dumm sein?, schoss es Red durch seinen langsam wieder klar werdenden Kopf. Er fand seinen Atem wieder. Er muss doch wissen, dass der Keller eine Sackgasse ist. Er wird dort nicht schnell genug entkommen können.
    Doch erneut hatte Red sich gefährlich geirrt. Kaum hatten sie den großen Lagerkeller durchquert, kamen sie in einen kleineren Nebenraum durch eine gut getarnte Tür. Hier erblickte Red im schlechten Licht einer hastig entzündeten Fackel eine große Steinplatte, die die gleichen Zeichen trug, wie die Haustür. Auch hier presste Rabenweil seine Hände gehen die Zeichen, die Aufleuchteten und dann eine mit Mauersteinen und Mörtel bedeckte Tür freigaben. Diese schwang auf und sofort stieg ihnen der üble Geruch der Kanalisation in die Nase. Das war also das Geheimnis… schoss es Red durch den Kopf, als er von den Männern, die ihn immer noch gewaltsam in Schach hielten, in Rabenweils Arme gedrückt wurde.
    Red erkannte seine Chance, in dem Moment, wo er allein von Rabenweil durch die enge Tür gezogen wurde und seine Männer ihm nicht beistehen konnten. Er sammelte seine Kräfte, ordnete seine Füße, sodass das gesunde Bein alle Kraft aufnehmen konnte und holte zum Schlag aus.
    Doch er sollte ihn nie laden. Kalt griff die Angst um sein Herz und lähmte seinen ganzen Körper, seinen gesamten Widerstand. Seine Welt verfinsterte sich. Es gab keine Hoffnung mehr. Jede Kraft zog Rabenweils Hand, die in seinem Nacken lag, aus seinem Geist. Red spürte, dass seine Knie zitterten wie Espenlaub und ihn die Angst so fest im Griff hatte, wie an dem Tag, als lachende Orks ihm einen Speer auf die Brust drückten, während er mit zertrümmerten Knochen unter seinem toten Pferd gelegen hatte. Das Gefühl und die Erinnerungen der schrecklichen, nicht zu vergehend erscheinenden Momente keimten wieder in ihm auf, in denen die Orks lange darüber stritten oder ihre Späße machten, ob sie ihn Töten sollten oder die wilden Tiere den Rest erledigen lassen sollten. Immer wieder hatten sie die scharfe Klinge auf sein Gesicht niedersausen lassen, nur um wenige Haarbreit davor zu stoppen und sich an seiner Todesangst zu ergötzen.
    Ungewollt, rann ihm eine Träne über die Wange. Er biss so fest die Zähne zusammen, dass sein Kiefer zu zittern begann und schloss die Augen in Erwartung des sicheren Todes, als der Varanter ein kleines Messer an seinen Hals hielt.
    Er bekam nicht mehr mit, dass inzwischen alle Männer aus dem Haus in die Kanalisation getreten waren. Er sah nicht wie sie sich vorsichtig umsahen und mit flüsternden Stimmen besprachen, wie nun weiter vorzugehen sei.

  4. Beiträge anzeigen #364
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Hafen von Thorniara - An Bord der Bestie

    Es war still im Bauch der Bestie, als das durch den Sturm stark beschädigte Schiff langsam in den Hafen von Thorniara einfuhr. Kraftlos und doch voller ungeduld, aus diesem Gefängnis entfliehen zu können, harrten die Passagiere aus, stets das erlösende Signal erwartend, sie mögen heraustreten an die Nachtluft und den Fuß nach qualvollen Tagen am Rande des Untergangs endlich wieder auf festen Boden setzen. Es war Frieden eingekehrt im Bauch des heruntergekommenen Fährschiffes, nachdem der Tote beigesetzt worden war - was nicht hieß, dass es kein Leid und keine Konflikte mehr an Bord gab, doch der offene Streit wurde für den Rest der Fahrt unterdrückt. Der Kapitän hatte bereits angedroht, sich Vicktar für sein Vorgehen noch einmal vornehmen zu wollen, und einige andere Mitreisende waren von Krankheiten befallen worden, weil ihre geschwächten Körper nicht mehr die Kraft aufgewiesen hatten, sich dieser zu erwehren. Doch nun war ein Ende der kummervollen Reise in Sicht. Thorniara, die kleine Stadt im Norden Argaans, war die Verheißung für sie alle.

    Vicktar wusste es freilich besser: dieser Ort war trotz der Mühen des Ordens verkommen und kaum kontrollierbar. Er fragte sich, wie viel sich seit seiner unfreiwilligen Abreise wohl geändert hatte und ob nun endlich wieder Ordnung herrschte innerhalb der Stadtmauern. Es war so viel Zeit vergangen... immerhin hatte der Drache die Heimat des Alten noch nicht dem Erdboden gleich gemacht, es gab also offenbar immer noch fähige Führungspersönlichkeiten hier. Doch was war mit dem Aufstand der Menschen im Hafen- und Armenviertel? Wie stand es um die Nahrungsmittelknappheit in der Stadt? Und welchen Einfluss hatten sich die gelackten Pfeffersäcke der Händlergilde mittlerweile erkauft? Dem Feuermagier schwante Übles.

    Als ein sanfter Ruck durch das Schiff ging und ihnen bedeutete, dass das Schiff auf unelegante Weise Bekanntschaft mit dem Kai gemacht hatte, kam ihm noch etwas anderes in den Sinn - jemand anderes. All die Zeit über hatte er es vollkommen verdrängt, hatte während seiner Suche und Reise keinen Gedanken daran verloren, doch nun ward er sich zum ersten Mal in voller Gänze einer beunruhigenden Tatsache bewusst: Johanna war über ein Jahr lang auf sich allein gestellt gewesen!
    Natürlich war sie nicht vollkommen allein, sondern hatte den Orden, und ohnehin hatte sie stets viel zum Haushalt beigetragen und würde ihn vermutlich selbst bewältigen. Und dennoch: das Mädchen, das er als seine Tochter angenommen hatte, war mehr als ein Jahr älter geworden, während er nicht an ihrer Seite weilen konnte.

    Die Deckluke öffnete sich rumpelnd und die Kontur eines der Matrosen zeichnete sich dunkel gegen den Nachthimmel ab.
    "Herzlichen Glückwunsch, ihr habt die Reise nach Thorniara überstanden. Wir hoffen, euch mal wieder begrüßen zu dürfen. Und jetzt raus mit euch!"
    Nach und nach begannen die Leute, ihre Habseligkeiten zu schultern und die Treppe hinauf zu nehmen, während Vicktar wartete, bis der Trubel sich etwas legte. Er verließ den Raum nur mit einer beinahe leeren Tragetasche, die sein Wasser und Proviant enthalten hatte.
    "Geehrter Magier", raunte der Kapitän an Deck mit unverhohlener Ablehnung und hielt den Alten zurück.
    "Ich erwarte Wiedergutmachung für meinen von Euch zerstörten Besitz sowie eine Entschädigung für die ausgesprochene Drohung und die Gefahr, in die Ihr uns alle durch das Feuer gebracht habt. Eintausend Goldstücke - und ein Schaf - sollten genug sein."
    Ein höhnisches Lächeln zierte das hässliche Gesicht ob seiner Forderung, die ihm ganz ausgezeichnet zu gefallen schien.
    "Morgen Abend bei Sonnenuntergang. Sonst finde ich dich schon..."
    Unbeeindruckt schnaubte der Feuermagier und trat von Bord. Dieser Mensch war unwürdig, auch nur irgendetwas aus den Händen eines frommen Mannes zu erhalten außer Strafe...

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    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Hafen - Am Kai

    Der letzte Gruß der untergegangenen Sonne kroch kaum wahrnehmbar am westlichen Horizont aus den Wogen des Meeres, als der alte Mann am tagsüber so geschäftigen Hafenkai wartete. Das Glucksen des an die Kaimauer schwappenden Wassers, das Knarren der Seile von kleinen Hebekränen, die entschieden bessere Zeiten gesehen hatten, die Tonfetzen, die der seichte Abendwind aus der nahen Taverne hinaus trug - das waren die einzigen Begleiter des Alten. Das und ein Boot, das er von einem Freund für wenig Gold erworben hatte.
    Vicktar war am Vorabend in ein leeres Haus zurückgekehrt. Johanna war den kompletten Abend und den darauffolgenden Tag lang nicht zu finden gewesen. Dennoch hatte sich das Haus in einem Zustand befunden, der ihm zeigte, dass es nicht verlassen war - das Mädchen schien sich also nur irgendwo anders herum zu treiben. Immerhin hatte das dem Feuermagier die Gelegenheit gegeben, den Bart des Reisenden abzuscheren, frische Kleidung anzulegen (aus Vorsicht verzichtete er vorerst darauf, eine Feuermagierrobe anzulegen) und - so sehr es ihm widerstrebte - eine Entschädigung für den Kapitän der Bestie zu organisieren, dessen Rettungsboot im Dienste einer Feuerbestattung ein Opfer der Flammen geworden war. Zum Glück kannte er in dieser Stadt mehr als genug Leute, die ihm helfen konnten - egal ob die Stadt immer noch einem Tollhaus gleichen mochte oder nicht. Das herauszufinden vertagte er auf ein andermal.

    "Da seid Ihr ja tatsächlich, Herr. Ohne Robe, und doch wirkt Ihr direkt etwas respektabler ohne die Aufmachung eines Eremiten!"
    Der Kapitän der Bestie und zwei seiner Männer waren erschienen, um ihre Forderungen einzutreiben.
    "Aber ich sehe kein Schaf! Wo ist meine Entschädigung?"
    Vicktar ließ die drei Männer näher herankommen, bevor er zur Antwort ansetzte.
    "Eure Entschädigung schwimmt dort drüben angeleint im Wasser, Herr Kapitän. Ein neues Boot, so gut wie das alte - und Innos' Segen für die großmütige Hilfe bei der Bestattung soll Euch gewiss sein. Eure Forderungen jedoch wurden als überzogen bewertet und abgelehnt."
    "Ein neues Boot also, ja?", knurrte der Seebär unwirsch. "Woher wollt Ihr wissen, dass es einen vernünftigen Ersatz darstellt? Behaltet die Nussschale da und besorgt mir mein Gold, sonst wird es Euch - Feuermagier hin oder her - schlecht ergehen! Der Orden hat hier sowieso nicht mehr viel zu melden!"
    Vicktar atmete tief durch und räusperte sich. Ein sanftes Lächeln lag auf seiner Miene.
    "Es tut mir Leid, Euch solchen Kummer durch den Verlust Eures Bootes gemacht zu haben", sprach er, und eine einlullender Hauch von Magie schwang in seiner sanften Stimme mit, "doch leider ist es um die Lage des Ordens und der Stadt nicht so gut bestellt, dass wir unsere frommen Jünger derzeit mit Reichtümern überschütten könnten. Deshalb kann ich Euch nur gleichwertige Kompensation anbieten, und der Dank des Kreises des Feuers ist Euch ebenfalls gewiss. Wir wollen keinen Streit mit den Menschen unter unserem Schutz, denn obgleich unsere Kraft gewaltig sein mag, sollte man uns mit Feindseligkeit begegnen, gehen wir doch stets lieber mit offener Hand als mit geschlossener Faust auf sie zu."
    Eine ungewöhnliche Entspannung hatte sich auf die Züge der drei Seemänner gelegt, die sich ihrer Reaktion nach nun doch mit dem Lauf der Dinge anfreunden konnten.
    "So soll dieses Boot Euch gehören und der Segen unseres Herrn Euch begleiten auf Euren Wegen."

    Scheinbar selbst verwirrt über seine Reaktion bedeutete der Kapitän den beiden Männern zögerlich, das Boot zu lösen und damit zu ihrem Schiff zu rudern.
    "Du... ich... ich weiß nicht, was du hier versuchst, aber... in Ordnung. Ich will keinen Streit mit dem Orden."
    "Ich danke für Euer Verständnis", entgegnete Vicktar lächelnd. Seine Worte wirkten wie ein wärmender Schimmer in kalter Nacht.
    "Möge Innos mit Euch sein, mein Sohn."
    "Das... ja. Vielen Dank, Herr."
    Vicktar schritt an dem perplexen Mann vorbei und seine Miene wurde schlagartig wieder Ernst. Schwache Menschen waren einfach mit der Macht der Stimme zu umgarnen, und der Geist dieses Mannes kannte keine Prinzipien, an denen er sich festhalten konnte, um sich der Kraft der Magie zu erwehren. Freilich würde der Effekt nur begrenzte Wirkung und Dauer haben, doch Vicktar hatte seine Schuld beglichen und jedwede weitere Forderungen dieses Mannes waren haltlos, nachdem er das Boot akzeptiert hatte. Damit konnte Vicktar sich nun wichtigeren Dingen widmen als den kleingeistigen Feindseligkeiten solcher Männer. Zum Beispiel, wo Johanna sich versteckte...
    Geändert von Vicktar (16.11.2017 um 01:20 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #366
    Knight Avatar von Falko
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    Falko ist offline
    Kurz hielt Falko inne, ob aus den Haus irgendwelche Geräusche erklangen. Anders als vor einigen Wochen konnten er wieder einigermaßen flott die Wände erklettern, auch wenn Falko sich immer noch wie ein Tölpel vorkam.Das Fenster stand weit offen, als ob die Besitzer es darauf anlegten ausgeraubt zu werden und sich eine Erkältung einzuholen. Die Stadt selbst machte es Falko schwer, ein halbwegs ehrliches Leben zu führen und seine Selbstdisziplin hatte seine Grenzen. Das, und er hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. „Wenn rechtfertige ich mich eigentlich?“ Dachte Falko. Vor gar nicht so langer Zeit hätte er auch vor die ärmeren Schichten nicht Halt gemacht, bei den besser bestellten Bürger schon gar nicht. Nachdem er von drinnen nichts hörte, lugte er vorsichtig hinein. Das Zimmer war spärlich eingerichtet, es befand sich hier nur ein Bett und Tisch mit einigen aufgeschlagenen Büchern. Instinktiv senkte Falko seinen Kopf als er Bewegungen aus den Bett vernahm und verharrte für einige Zeit, bis seine Muskeln schmerzten. Noch länger und er würde schmerzhaft auf den harten Boden landen. Falko vergewisserte sich das die Person schlief, bevor er langsam das Zimmer betrat. Erneut musste er daran denken, wie ungeschickt und laut er jetzt sein musste und erwartete das die Person jeden Moment aufwachte. Es geschah nichts. Beim näherkommen stellte sich heraus das es sich um einen Mann in den Vierzigern handelte und da lag wie eine Leiche. Falko behielt den Mann in Auge währen er den Raum nach Wertsachen durchsuchte. Aber außer die Bücher fand er nichts nennenswerte und da er nicht lesen konnte wusste Falko nicht ob sie jetzt wertvoll waren oder nicht.Nach einigen hin und her steckte er die Bücher in seine Tasche. Im Notfall würden sie gut brennen.

    Falko ging später durch ein Korridor und stieg die Treppen runter auf der Suche nach der Vorratskammer. Das Haus war relativ groß und besaß mehr Räume als die ein einzelner Mann benutzen könnte. Vielleicht wohnten noch andere hier? Er blieb wachsam. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand er schließlich eine sauber geputzte Küche, gefolgt von der ersehnten Vorratskammer. Sie war nicht üppig gefüllt und Falko wollte den Mann nicht ohne Essen dastehen lassen. Soviel Herz hatte er noch. Ergab sich mit etwas Brot und Käse zufrieden, die für die nächste Zeit reichen sollte und musste sich zurückhalten, um nicht auf der Stelle anfangen zu essen. Schnell und leise ging Falko zum Fenster zurück, wo der Mann noch immer tief und fest schlief. Kurz vor den Fenster knurrte sein Magen laut und hinter ihm hörte er den Mann genervt murmeln. Falko sprangt regelrecht raus und kletterte hastig die Hauswand hinunter. In seiner Hast rutschte er aus und landete am Ende doch schmerzhaft auf den harten Boden, wenn auch zum Glück nicht auf die Tasche mit den Essen. Leicht humpelnd machte sich Falko mit seiner Beute davon.
    Geändert von Falko (15.11.2017 um 21:35 Uhr)

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    General Avatar von Yared
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    Unter dem Rabenweilanwesen, Kanalisation, Reichenviertel

    Das Zeichen kam nicht. Der Plan, durch die Kanalisation in die Stallungen und so von hinten in das Herrenhaus einzudringen, sollte es notwendig werden, war bereits Makulatur, noch ehe sich das Geschrei auf den Gassen um das Rabenweilanwesen erhob, noch ehe Fensterscheiben klirrten und kräftige Muskeln sich vergeblich gegen dickes Eichenholz warfen.
    "Kalle! Das Zeichen!?", zischte Yared nachdrücklich. Die Geräuschkulisse von draußen drang nur gedämpft an seine Ohren. Der Kapitän war zum Kanaldeckel geeilt. Er musste erfahren, was dort draußen los war, ohne durch die niedrigen Gewölbe zu rufen und ein lautes Echo zu provozieren.
    "Zarah bedeutet mir alles mögliche, nur nicht das vereinbarte Zeichen, Käpt'n."
    Das konnte kein Zufall sein. Zarah hatte das Zeichen sicher nicht vergessen. So etwas taten Agenten des myrtanischen Geheimdienstes nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, irgendjemanden mit aufs Dach zu schicken, der die Zeichensprache des Waldvolkes beherrschte. Aber das war jetzt egal.
    "Bei den Göttern, das sind myrtanische Militärhandzeichen."
    Innos sei gepriesen, dachte Yared bei sich. Hoffentlich hatten sich die Handzeichen seit den Tagen des Feldzugs gegen Gellon und Lukkor nicht zu sehr geändert.
    "Und?"
    "Sie haben irgendjemand von uns erwischt und sind ins Haus zurück. Verdammt, sie kommen auf uns zu."
    "Richtung Ställe?"
    "Keine Ahnung. Reich mir mal die Fackel, Käpt'n."
    Yared streckte sie ihm wortlos entgegen. Der Geschützmeister nahm sie, führte sie vorsichtig an sich vorbei durch den Deckel und gestikulierte irgendetwas.
    "Sie zeigt nach unten."
    Das war nur logisch, Rabenweil konnte das Anwesen nicht über das Portal oder das Tor zum Innenhof verlassen. Beide lagen nach vorne hinaus, dort wo Redlefs Männer standen. Über das Dach gab es auch kein Entkommen, dafür stand das Herrenhaus zu vereinzelt. Eine Belagerung würde nicht lange dauern, also mussten sie früher oder später durch die Kanalisation fliehen.
    "Komm runter, Kalle."
    Sie mussten sich jetzt eiligst vorbereiten. Jeden Moment konnten Rabenweil und seine Hunde durch die Dolen in den Stallungen nach unten steigen.
    Yared eilte gefolgt von Kaldrin zurück unter den vermuteten Fluchtweg.
    "Entsichert die Armbrüste und löscht die Fackeln!", befahl er.
    Sicherungsscharniere klackten. Dann ließ Kaldrin hinter ihm die Fackeln in die Kanalbrühe fallen. Die anderen Männer folgten dem Beispiel des Geschützmeisters.
    Mit einem dumpfen Glucksen verschlang der Unrat die Flammen. Schlagartig standen sie im Dunklen.
    Lange mussten sie nicht warten. Doch der Feind kam nicht von oben.
    Kurze Zeit später schimmerte plötzlich Licht linker Hand unweit von ihnen. Yared sah es erst aus den Augenwinkeln, drehte sich leicht. Dann sah er die geöffnete Wand, wenige Schritte kanalabwärts.
    Aus den Schatten beobachteten sie, wie mehrere Männer in die Kanalisation traten. Ein Kerl in Robe an ihrer Spitze zerrte eine gerüstete Gestalt in den Kanalgang. Ein Harnisch der Ordensmiliz spiegelte für einen Moment im Widerschein der Kellerbeleuchtung. Rabenweils Geisel war der Hauptmann.
    Yared zögerte nicht. Er riss die Armbrust herum. Einen Herzschlag lang zielte er, dann ließ er schon den Bolzen begleitet von einem stillen Stoßgebet an Innos von der Sehne gleiten.
    Das Geschoss fand zielsicher seinen Weg aus dem Schatten zu seinem Bestimmungsort im Lichtkegel der geöffneten Wand. Rabenweil sackte offenbar getroffen zusammen und begrub den Stadtkommandanten unter sich.
    Der Kapitän hielt nicht inne, sondern brüllt: "Links! Anlegen! Schießen!"
    Der militärische Drill tat seinen Dienst. Die Marinesoldaten richteten sich behände auf das neue Ziel ein. Armbrüste surrten und eine Bolzensalve erfasst die noch stehenden Begleiter des vermeintlichen Schwarzmagiers.
    Dies war kein geeigneter Zeitpunkt, um Gefangene zu machen.
    Geändert von Yared (15.11.2017 um 21:58 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Dreck und Feuchtigkeit beschmierten Redlefs Gesicht, während er langsam Herr seines Verstandes wurde. Ein Gewicht drückte ihn zu Boden. Doch es war weder der Leib eines sterbenden Pferdes, noch ein blutbespritzter Orkstiefel. Mühsam öffnete er die Augen, die Angst wich aus seinem Körper und gab seinen Sinnen den Weg frei zurück in seinen Geist.
    Als erstes kehrte der Schmerz zurück, dann hämmerten Schreie gegen seine Trommelfelle. Redlef zwinkerte heftig, um die Tränen aus seinen Augen zu vertrieben. Im schummrigen Licht zweier heruntergefallener Fackeln, die von den Pfützen am Boden der Kanalisation beinahe erstickt wurden, sah Red den Kamp, der um ihn herum tobte.
    Die Varanter in ihrer dunklen Kleidung waren in der Finsternis schlecht zu erkennen, doch Red konnte ihre Schemen erkennen. Sie hatten sich todesverachtend auf die Soldaten geschmissen. Red erkannte Kapitän Yared unter ihnen und schloss daraus, dass er hier wie besprochen auf der Lauer gelegen hatte. Ein Glück, dass der Kapitän diesen Trupp persönlich anführte.
    Doch mit ihren Armbrüsten konnten sie nach der ersten Salve nicht mehr viel anfangen und auch Schwerter waren in dem engen Schacht der Kanalisation auf dem dünnen Steg, denen den Männern zu laufen und kämpfen blieb nicht gerade die beste Wahl. Die Söldner des Händlers hatten Messer gezogen und bewegten sich mit übermenschlicher Sicherheit zischen den Kämpfern. Ihnen schien weder die Dunkelheit, noch die Enge etwas aus zu machen. Sogar als ein Streich einer Blankwaffe den einen Varanter am Bauch traf zuckte dieser nicht zurück. Was war das für ein dämonischer Segen, den diese Männer bei sich hatten?
    Red stemmte sich in die Höhe. Das Gewicht rutschte von seinem Rücken, als er mit ansah, wie der getroffene Varanter einen von Yareds Begleitern scheinbar mühelos in die Kloake schubste und sich damit den Weg auf den Kapitän frei gemacht hatte.
    Red Zog seine Beine unter den Köpper, um den Streitern zur Hilfe zu einen, doch ernut wurde er an den Armen gepackt und herumgerissen. Dieses Mal jedoch nicht ohne sich zur Wehr zu setzen. Um seine Beine zu entlasten ließ er sich gegen die beschmierte Schachtwand fallen. Seine Schulter dankte es ihm mit einem stechenden, kurzen Schmerz. Den nahm Red jedoch gerne in Kauf, denn die feste Wand gab ihm Halt. So konnte er seine ganze Kraft in den Schlag seiner Klinge legen, die er während des Herumwirbelns von Gürtel gezogen hatte. Wer auch immer wagte erneut Hand an ihn zu legen sollte nun dafür büßen müssen.
    Doch anstatt in die schreckensweiten Augen seines Angreifers straffte er selbst mit vor Schreck aufgerissenen Augen in das Antlitz einer Kreatur, die seinen finstersten Albträumen entsprungen zu sein schien. Das flache schwarzschuppige Gesicht verzog sein breites Maul zu einem mit messerscharfen Zähnen bewehrten Grinsen. Die rotglühenden Augen bohrten sich wie Dolche in Redlefs Blick. Er stolperte rückwärts, doch es gab kein Entkommen. Die Klauen des Ungetüms griffen nach dem Hauptmann und zogen ihn mit unerbittlicher Härte von den Füßen. Die Krallen hatten sich um Redlefs Hals geschlossen und es schien dem Monster ein leichtes ihn am ausgestreckten Arm in die Höhe zu heben. Red sprühte wie ihm das Atmen schwer viel. Seine freie Hand klammerte sich um den baumstammdicken Unterarm der Kreatur. Doch das half nichts. Klirrend viel sein Schwert zu Boden, als such auch noch seine zweite Hand um den Arm des Dämons klammerte und er alles versuchte, nicht zu ersticken.
    »Haltet ein!« Rabenweils Stimme donnerte mit unerbittlicher Härte durch die Kanalisation. Er wusste die Akustik wahrlich für sich zu nutzen.
    Während Red weiter an der Klaue um seinen Hals zerrte, warte er es einen Blick über die mit schwarzem Schleim beschmierte Schulter der scheußlichen Kreatur zu werfen. Ein verbliebener Kämpfer und der junge Diener hatten Kajetan außerhalb der Reichweite der Soldaten gezogen. Der Jüngling hatte einen Bolzen in der Hüfte stecken, dennoch stütze er mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen seinen Herren. Auch dieser schien verwundet. In seiner Schulter steckte ebenfalls ein Bolzen und um die Einschussstelle bildete sich auf der teuren, schwarzen Robe ein im spärlichen Licht schimmernder Fleck. Der verbliebene Kämpfer hatte zwei kurze Schwerter gezogen, bereit seinen Meister bis zum Schluss zu verteidigen.
    In Rabenweils Händen befand sich eine vergilbte und mit dunklen Flecken übersäte Schriftrolle- Sie glomm schwach in einem unheilvollen Licht. Damit war dann auch geklärt, was er dort unter seiner Robe versteckt hatte. Redlef hatte schon von Zauberschriftrollen gehört, doch dachte, diese Artefakte wären nur etwas für Priester…
    »Befiehlt Euren Männern die Waffen nieder zu legen, oder ich lasse durch meinen Dämon den Stadtkommandanten der Ewigen Verdammnis in Beliars Reich anheimfallen!« Sein Tonfall ließ kein Zweifel zu, dass er seinen Worten Taten folgen lassen würde. Red schluckte. Von seinem Ordensbruder war noch nichts zu sehen. Der Hauptmann sandte ein Stoßgebet zu Innos. Möge er ihnen allen bestehen. Gegen einen Dämon konnten sie hier unten ohne die Hilfe eines Paladins nichts ausrichten.
    Redlef versuchte sich zu Yared und seinen Männern umzuwenden. Sie sollten kooperieren. Rabenweil konnte nicht ewig in dieser Kanalisation bleiben. Sobald er sie verließ würden sie eine weitere Chance bekommen ihn zu ergreifen, Dämonen und Schriftrollen hin oder her.
    Doch Red schaffte es nicht einmal sich im Griff des Dämons umzudrehen. So sah er nur aus dem Augenwinkel, dass Die Seesoldaten der Angreifer zwar Herr geworden waren, doch in welcher Verfassung sie sich nun befanden vermochte er nicht einzuschätzen.

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    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Die Tage schritten voran, waren erfüllt von gebrüllten Befehlen, dem Klappern von Rüstungen, die noch nicht ganz sitzen wollten und dem Ächzen und Stöhnen der Rekruten, die sich bei jeder Schikane, bei jeder Bestrafung wünschten, nie freiwillig in die Ordenswache eingetreten zu sein. Da die einzige Möglichkeit dem zu entgehen die Desertion war, die unweigerlich mit dem Tod endete, da dieses Urteil auf Fahnenflucht stand, beließen es alle nur bei halblauter Beschwerde, die Wulfgar meisterhaft mit allerlei erlesenen Flüchen und Beleidigungen übertönte. Isegrim merkte, wie er aufblühte. Mehr noch als beiden Novizen, die ihn meist sich selbst überlassen hatten. Hier hingegen unter Kameraden fühlte er sich wohl, kannte seinen Platz, seine Pflichten. Wusste, worum es ging. Denn Ragnar hatte ihn im Unklaren darüber gelassen, wie es um die Stadt stand. Wulfgar hingegen hatte es ihnen in aller Farbenfreude geschildert. Vor Monden, fast ein Jahr oder länger her, hatte jemand ein Sumpfkraut in Umlauf gebracht, welches die armen Teufel, die es inhalieren, als wilde Bestien zurücklässt, die angeblich sogar übereinander herfallen und sich gegenseitig zerreißen. Zwar hatten einige Feuermagier ein Gegenmittel gefunden, aber im Hafen- und Armenviertel der Stadt herrschte nun immer noch mehr Chaos als Ordnung. Diebe, Ganoven und derlei Pack hatten dort das Sagen, sorgten zwar für geregelte Abläufe ... jedoch im Namen des Verbrechens, nicht des Ordens. Das war diesem natürlich ein Dorn im Auge, weshalb es über kurz oder lang wohl auch zu weiteren Revolten kommen könnte. Dieses Mal gegen die neuen Herren dieser Viertel.

    "Lasst euch das gesagt sein, Rekruten!", brüllte Wulfgar, "Höre ich davon, dass nur einer von euch Kraut raucht ... bei Innos, dann hänge ich denjenigen persönlich an den Zinnen der Bastion auf, ganz oben beim Leuchtfeuer, kapiert? Ja? Gut! Isegrim, in fünf Minuten steht ihr hier alle mit vollem Marschgepäck. Wir drehen einige Runden über den Platz und vielleicht durch das Tempelviertel, damit ihr seht, wie gut es jeder außer euch hat! Na los, Bewegung!"

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    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Handwerkerviertel - Weberhütte

    "Hmm..."
    Unzufrieden brummend saß der Alte am Tisch und starrte Antworten suchend in das flackernde Licht einer Kerze. Erst nun, da er wieder zur Ruhe gekommen war und sich hatte umhören können, war ihm bewusst geworden, dass er sowohl bei der Ankunft des Schiffes, als auch bei seinem Aufeinandertreffen mit dem Kapitän der Bestie am Tag darauf gewaltiges Glück gehabt hatte. Die Stadt schien nicht nur immer noch im Ausnahmezustand zu sein, es schien sogar noch schlimmer zu sein als damals, als er unfreiwillig auf die Reise zum Festland geschickt worden war. Der Hafen war immer noch außer Kontrolle und Sperrgebiet, und nur die Tatsache, dass Vicktar einen Schleichweg genommen hatte, den er schon seit frühester Kindheit kannte, hatte ihn vor ärgeren Problemen bewahrt. Es war eine Schande, dass der Orden hier immer noch nicht eingeschritten war und die Lage unter Kontrolle gebracht hatte. Er konnte das nicht akzeptieren!
    Vicktar beschloss, möglichst bald bei Herrin Françoise vorstellig zu werden und seinen Unmut darüber kundzutun - wenngleich sein einjähriges Fernbleiben möglicherweise genauso Vorwürfe ihm gegenüber heraufbeschworen haben mochte.

    Ein gedämpfter Schrei zerriss die nachdenkliche Stille, ein Krug fiel scheppernd zu Boden. Ruckartig wandte Vicktar sich um und erblickte die junge Frau, die zur Tür herein gekommen war und sich erschrocken die Hand vor den Mund hielt.
    "Johanna! Bei Innos, bin ich froh, dass es dir gut geht!"
    Der Feuermagier eilte zu seiner Ziehtochter hinüber und nahm sie lachend in den Arm. Sie war immer noch starr.
    "Du bist so groß geworden, so erwachsen! Wo bist du denn gewesen?"
    Johanna drückte ihn leicht von sich weg. Tränen standen in ihren zornigen Augen.
    "Das sollte ich dich fragen! Von einem Tag auf den anderen verschwindest du einfach, über ein Jahr lang bist du fort! Und du fragst mich, wo ich gewesen bin?"
    "Entschuldige, Liebes. Ich bin... ja, ich bin entführt worden und fand mich auf dem Festland wieder. Und als ich dort war, nutzte ich die Gelegenheit für eine Pilgerreise zum Kloster in Nordmar, um meinen Pfad im Leben zu finden. Aber wo bist du gewesen, dass du mehrere Tage fern von zu Hause bleibst und zu so später Stunde wiederkommst?"
    Johanna riss sich los und stürmte hinter die Trennwand in ihren Bereich der Hütte, den Vicktar stets respektiert hatte und nie betrat - so auch nun nicht.
    "Ich bin fast 16, Vicktar! Ich bin alt genug! Außerdem warst du ja sowieso nicht da!"
    Das war so wahr, dass dem Alten spontan keine Erwiderung einfallen mochte. Sie war verschlossen und wütend, und das war ihr gutes Recht. Johanna wurde erwachsen und begann, mehr und mehr ihren eigenen Weg zu gehen - auch wenn sie das ohnehin schon immer getan hatte.

    "Hmm!", raunte der Greis mürrisch und wandte sich wieder dem Tisch zu. Nachdenklich setzte er sich nieder und griff nach dem darauf liegenden Brot, um davon abzubeißen.
    "Es tut mir Leid. Ich habe dir Unrecht getan. Aber jetzt bin ich wieder da, und ich würde zu gern wissen, wie es dir ohne mich ergangen ist. Sobald du bereit bist, mich wieder zu akzeptieren."
    Eine zarte Hand griff um die Kante der Trennwand, dann noch eine, und schließlich schauten die versöhnlich dreinblickenden Augen einer schönen jungen Frau hervor, die ein zaghaftes Lächln auf den Lippen trug. Vicktar erhob sich wieder.
    "Komm her, Kleines..."
    Sie kam in seine offenen Arme, und die beiden umarmten sich lachend.
    "Mein Gott, du hast dich so verändert, meine Kleine...", murmelte Vicktar und strich ihr über die schneeweiße Wange. Sie lächelte ihn an.
    "Du dich aber auch, alter Mann."
    "Ist das so?", brummte er grinsend. "Inwiefern?"
    "Ich weiß es nicht", gab sie freimütig zu, "Es ist etwas in deinem Blick. Er ist... anders."
    Vicktar nickte lächelnd und strich ihr über das ebenholzfarbene Haar.
    "Ich habe das Licht gesehen!"

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    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    "Herrscht dort wirklich einigermaßen Ruhe, wie Ihr sagtet?", fragte Isegrim morgens seinen Ausbilder, während sie in der Kantine aßen. Der Veteran musterte ihn einen Moment eindringlich, um ihn dann seufzend mit einer Geste bat, Platz zu nehmen. Normalerweise unterschied man sorgsam, dass Rekruten und Ausbilder ihre eigenen Tische besaßen. In diesem Falle jedoch folgte Grim nur der Aufforderung des Vorgesetzten.
    "Nein, aber so Jüngchen wie dem Blaublütigen mit seinem Vati im Reichenviertel, der wahrscheinlich nie übers Marktviertel hinauskam, muss ich sowas erzählen, auch wenn das von den Hauptleuten und dem Obristen nicht gerne gesehen ist. Isegrim, da herrscht nur Chaos. Die Viertel sind dicht, kein Rein, kein Raus. Es gibt wohl ein Gegengift oder dergleichen, aber nicht in der Stärke oder Menge, dass man das Ganze unter Kontrolle kriegt. Teufelswerk, so munkelt man in den Straßen und blickt dabei auf ein ganz bestimmtes Anwesen. Aber das sind nur Gerüchte." Er trank einen Schluck Dünnbier. "Innos, diese armen Teufel in den abgesperrten Vierteln tun mir leid. Zwar sind Feuermagier des Ordens und ihre Diener unterwegs, um Kräuter und dergleichen für weitere Heilmittel zu besorgen, aber das dauert nun auch schon seine Zeit ... und wer weiß, ob nicht eine Rotte Echsenmenschen sie erwischt hat ... Meine Ansage jedoch ist unverändert: Auf dieses Kraut, dieses rote, steht der Tod. Ich werde das dann als grobe Pflichtverletzung, ja als ersten Schritt zur Fahnenflucht, melden und dementsprechend endet der Weg dann am Galgen. Ganz einfach, ganz schrecklich. Aber wirksam."
    Der Veteran hob die Schultern, als Isegrims betrübte Miene bemerkte. "Nun tu nicht so, als schockiere dich das. In dir ist mehr Stahl als in dem Haufen zusammen", meinte er und blickte verächtlich zum Rekrutentisch. "Wenn du dich nicht völlig dumm anstellst, Bursche, kannst du irgendwann hier stehen und ausbilden. Oder wirst Obrist und schreibst mir direkt vor, was ich ausbilde." Er lachte, machte eine wedelnde Handbewegung. "Und nun mach dich zurück, Rekrut!"

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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Am Eingang zum Hafenviertel

    "Das war mehr als nur riskant!" stellte einer der Ordenskrieger fest, die zur Unterstützung der Stadtwache zum Tor des Hafens eingesetzt wurden. Vor einigen Tagen hatte ein Feuermagier scheinbar entgegen jeder Vernunft, in den frühen Morgenstunden eines verregneten Tages, einen Trupp Milizsoldaten angeführt und war in Begleitung zweier weiterer Ordenskrieger geradewegs durch das Hafenviertel marschiert. Ziel war die Eskortierung einer unplanmäßig angekommenden Fracht, die für den Orden oder zumindest für den Feuermagier im Besonderen, von großer Bedeutung war.

    Es kam vermutlich nur deswegen nicht zu einer Eskalation, weil die allermeisten Bewohner des Hafens noch geschlafen hatten. Die ausbleibende Reaktion zeigte aber auch, dass der Aufstand an Stärke verloren hatte. Während vor zwei Wochen noch etliche Barrikaden errichtet, bisweilen angezündet und lautstark gegen den Orden und seiner Herrschaft protestiert wurde, hatte sich der gewaltbereite Widerstand scheinbar gemäßigt. Noch immer hallten wortgewaltige Wutreden durch die Gassen des Hafenviertels. Noch immer wurde gelegentlich die eine oder andere aus Fässern, Kisten und Holzbrettern bestehende Barrikaden angezündet. Aber man hatte nicht mehr das Gefühl, dass nur noch ein Augenblick der Unachtsamkeit genügte, um von den eigenen Bürgern angegriffen zu werden.

    Hierodius Lex wurde aus seinen Gedanken gerissen, als einer der Milizsoldaten verwundert fragte: "Was war das denn für eine wichtige Fracht!?" Auch Hierodius Lex wartete nun zusammen mit den übrigen Soldaten auf eine Antwort. Doch der Ordenskrieger zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: "Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass einige der Feuermagier sichtlich aufgebracht waren, als sie von der Aktion im Hafenviertel erfuhren. Möglicherweise war die Fracht gar nicht so wichtig?" Einer der anderen aufstrebenden Ordenskrieger antwortete harsch: "Die Erwählten Innos' sind unfehlbar. Die Fracht war wichtig genug, um die unverzügliche Abholung zu rechtfertigen. Entgegen jeden Risiken." Der andere Ordenskrieger hingegen lachte, schüttelte erheiternd mit dem Kopf und sagte: "Wenn ich eines in den vielen Jahren als Ordenskrieger gelernt habe, dann dass die Feuermagier alles andere als unfehlbar sind."

    Stille kehrte ein. Angesichts der zunehmenden Spaltung der Bürgerschaft war es keineswegs ein günstiger Moment, um als Ordenskrieger diejenigen zu kritisieren, unter denen man diente.
    Geändert von Hierodius Lex (22.11.2017 um 11:44 Uhr)

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    Krieger Avatar von Die Bürger
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    Das Reichenviertel, Anwesen der Händlergilde

    Besorgt sichtete der Gildenmeister die ihm vorliegenden Unterlagen. Im Zuge seines Expansionsvorhaben und vor Allem in Anbetracht der zunehmenden Gefahren und Anforderungen in Thorniara, musste die Gemeinschaft einflussreicher Händler aus Rivellon derart viele Schauplätze im Blick haben und weitreichende Entscheidungen treffen, dass nicht nur die Verantwortung immer größer wurde, sondern auch das Risiko für das Fortbestehen der Händlergilde auf Argaan und insbesondere für die Mitglieder immer größer.

    Die Destabilisierung des Hafens lief zwar grundsätzlich erfolgreich. Doch das rote Sumpfkraut hatte das gefährliche Spiel durchaus komplexer gestaltet, als anfangs gedacht. Es war für die im Hafen eingesetzten Kräfte zunehmend schwerer, den Aufstand in einem Maße aufrecht zu erhalten, dass er für den Orden auch weiterhin eine unkalkulierbare und ernsthafte Bedrohung ausmachte. Zunehmende Teile der Bürgerinnen und Bürger wurden durch den Konsum des roten Sumpfkrautes gelähmt. Einige derer, die der Droge vollständig verfallen waren, stellten außerdem eine Gefahr für alle übrigen Bewohner dar.

    Doch nicht nur die Unkalkulierbarkeit der Bewohner machte es den Drahtziehern schwieriger, ihren Auftrag noch uneingeschränkt zu erfüllen. Auch die in Folge des roten Sumpfkrauts veranlasste Sperrung des Hafenviertels ließ den Informationsfluss zunehmend versiegen. Gleichfalls schien der Orden einen begründeten Verdacht zu haben, wer für das rote Sumpfkraut verantwortlich war. Aus sicherer Quelle hatte der Gildenmeister jedenfalls erfahren können, dass der Orden seine Krieger ins Reichenviertel entsandte. Damit war auch das Risiko erhöht, dass der Orden im Zuge seiner Nachforschungen erfuhr, dass die Gemeinschaft der Händler zumindest die Gunst der Stunde nutzte, um den Hafen aktiv zu destabilisieren.

    Auch wenn der Gildenmeister bewusst keine Dokumente über die Aktivität der Händlergilde anfertigen ließ, war es im Rahmen einer Befragung nicht ausgeschlossen, dass Widersprüche aufgedeckt werden würden. Dass die Händler beispielsweise nur zwei Wochen vor Ausbruch des Aufstandes sämtliche Lagerräume leeren ließen und sie stattdessen sporadisch mit Grundnahrungsmitteln füllte, ließ zumindest bei dem achtsamen Beobachter gewisse Frage entstehen.

    Ungeachtet der fragilen Situation am Hafen, musste Gildenmeister Trevorius auch noch die weitere Finanzierung seines Expansionsvorhaben auf Argaan klären. Sir Patrick hatte durch seine rechte Hand Logarius Scato ausrichten lassen, dass die Zusammenarbeit nach acht Wochen beendet werde und Investitionsmittel zurückfließen müssen, wenn keine zufriedenstellenden Ergebnisse geliefert werden würden. Die durchaus erfolgreiche Destabilisierung des Hafens wäre ein solcher Erfolg. Allerdings zählte Logarius Scato nicht zu den vertrauenswürdigsten Mitgliedern der Gemeinschaft. Derart brisante Informationen - nämlich das die Händlergilde für den Aufstand mitverantwortlich war - wollte man der rechten Hand von Sir Patrick auch dann nicht anvertrauen, wenn die Zukunft der Händlergilde auf Argaan auf Messers Schneide stand.

    Angestrengt rieb sich der Gildenmeister seine Augen. Es galt noch viele Fragen zu klären und viele Entscheidungen zu treffen.

    Maximus
    Geändert von Die Bürger (22.11.2017 um 12:45 Uhr)

  14. Beiträge anzeigen #374
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Das Tempelviertel, Alchemielabor

    Verärgert schüttelte Feuermagier Kalthar mit dem Kopf. "Ihr wollt das einfach ignorieren!?" fragte er erbost. Feuermagier Isgaroth zuckte mit den Schultern, als er gleichsam mit dem Kopf nickte. "Wir haben das doch bereits mehrfach besprochen. Wir werden es nicht ignorieren aber auch nicht sanktionieren. Genau so, wie wir es akzeptiert haben, dass Ihr den Arrest missachtet habt. Warum? Weil es der Sache dienlich ist. Bruder Michael handelte im Sinne unseres Ordens, als er die wertvolle Fracht vom Hafenviertel abholte. In den frühen Morgenstunden musste er auch nicht mit einem Angriff rechnen." Die Antwort stellte Meister Kalthar jedoch nicht zufrieden. Noch immer erbost antwortete er: "Wir Magier wissen um die Gefahr des roten Sumpfkrautes. Wir haben erlebt, wie viel Wut und Missgunst uns und unseren Dienern entgegen gebracht wurde. Es war leichtsinnig, für Gold und Statuetten derart viele Leben und die Sicherheit der übrigen Stadt derart auf's Spiel zu setzen."

    "Ich kann Euren Unmut verstehen, auch wenn ich ihn nicht zu teilen vermag. Wir werden darüber wohl noch einmal debattieren müssen. Im Moment stehen Eure Forschungen und die Bekämpfung des roten Sumpfkrautes aber im Vordergrund." erwiderte Meister Isgaroth. Feuermagier Kalthar hingegen drehte sich ohne weiteren Kommentar um und verließ die Gemächer. Er wollte zurück zum Alchemielabor, um die Wirkungskraft seines Trankes weiter zu erhöhen.

    "Ah, da seid Ihr ja endlich. Schaut Euch das an!" sagte Feuermagier Ventros, als er weitere Proben des roten Sumpfkrautes in einer bläulichen Flüssigkeit auflöste. "Hmm... interessant." erwiderte Feuermagier Kalthar. "Offenbar haben sich die Eigenschaften des roten Sumpfkrautes verändert. Ist das eine alte oder eine neue Probe?" wollte der hochgewachsene Magier wissen. "Eine neue!" antwortete Ventros. "Scheinbar blieb der Schwarzmagier nicht untätig. Während wir ein Gegenmittel herstellten, passte er die Auswirkungen seiner Droge an. Erstaunlich!"

    Feuermagier Ventros schien von den Ausführungen seines Gegenübers sichtlich verunsichert. "Wirkt denn dann noch Euer Gegenmittel!?" fragte er besorgt. Kalthar hingegen nickte abschätzend und erwiderte: "Natürlich. Ich habe den Trank nicht auf die spezifischen Eigenschaften des einen Sumpfkrautes angepasst. Es wirkt gegen eine Vielzahl von Krankheiten und manipulativ herbeigeführten Veränderungen. Dass die Flüssigkeit noch immer bläulich erscheint, ist der Beweis für ihre Wirksamkeit."

    Maximus

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    Das Händler- und Handwerkerviertel, Marktplatz

    Der Lebensmittelhändler Matthias hatte an diesem Tag genügend Waren verkauft, um zufrieden in den Feierabend zu gehen. Die aufgrund ihrer Qualität und den in seinen Augen viel zu hohen Standards der Händlergilde unverkäuflichen Lebensmitteln, wollte er vorher noch zur nahegelegenen Armenspeisung bringen. Als er einige Brote, Äpfel und tatsächlich merkwürdig aussehende Karotten in eine kleine Holzkiste verstaute, wurde er von zwei anderen Händlern angesprochen.

    "Du gehörst doch zur Händlergilde, nicht wahr?" wollte einer der beiden wissen. Freundlich nickte Matthias mit dem Kopf und antwortete: "Ja, das stimmt! Ich bin Matthias, freut mich eure Bekanntschaft zu machen." Die beiden Händler nickten ebenfalls und der größere von ihnen erhob erneut seine Stimme: "Freut uns auch. Ich bin Clemens und dat is' Henrick. Ähm, ich weiß nicht, ob du's mitbekommen hast aber vor einigen Tagen wurde Cristian von der Stadtwache zu 'ner Befragung abgeholt. Du weißt schon, der mit Gebrauchtwaren und Stoffen handelt. Na ja, er ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Zu Hause ist er auch nicht. Er is'n aufrichtiger Mann - dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Aber scheinbar wird er von der Stadtwache festgehalten. Ihr von der Händlergilde... ihr habt doch gewissen Einfluss hier. Könntet ihr nicht vielleicht etwas in Erfahrung bringen? Wir machen uns wirklich Sorgen."

    Matthias hörte den Ausführungen aufmerksam zu. Es war in der Tat ungewöhnlich, dass ein Händler von der Stadtwache zu einer Befragung abgeführt wurde und seitdem nicht wieder auftauchte. Es war nicht ausgeschlossen, dass er Steuerzahlungen verweigerte, mit illegalen Waren handelte oder in irgendeiner anderen Weise gegen das Gesetz verstoßen hatte. Es war aber auch nicht ausgeschlossen, dass man den Händler grundlos festhielt. "Ich verstehe. Wenn Cristian kein Mitglied der Händlergilde ist, sieht sich die Händlergilde auch nicht dafür zuständig. Aber ich werde unseren Gildenmeister aufsuchen und nachfragen, ob sich da nicht vielleicht etwas machen lässt."

    Die beiden Händler wirkten zufrieden und zuversichtlich. "Dat freut uns!" sagte Clemens. "Wenn er wirklich festgehalten wird und ihr Jungs von der Händlergilde seine Freilassung erwirken könnt, dann habt ihr auf jeden Fall neue Mitglieder gewonnen! Darauf haste mein Wort!"

    Maximus

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    Die Bürger ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Nachdem Matthias eine Kiste voller Lebensmittel zur Armenspeisung im Händler- und Handwerkerviertel gebracht hatte, rief er sich noch einmal die Worte von Clemens ins Gedächtnis. Um sich über die Unversehrtheit eines Freundes zu erkundigen, wandte man sich an Matthias als Mitglied der Händlergilde. Man glaubte, dass der Einfluss jener Gemeinschaft ausreichen würde, um die notwendigen Informationen zu beschaffen und möglicherweise in Erfahrung zu bringen, ob der Freund - ein Händler namens Cristian - tatsächlich zu Unrecht durch die Stadtwache festgehalten wurde.

    "Der Gildenmeister wird sich dafür gewiss nicht interessieren..." murmelte Matthias, als er über den Marktplatz lief. Auch die anderen Mitglieder der Händlergilde kümmerten sich nur um ihresgleichen. Ein Händler, der kein Mitglied der Gemeinschaft war, brauchte nicht auf Unterstützung hoffen. "Maximus!" stieß der Lebensmittelhändler plötzlich aus. Er glaubte zwar nicht, dass sich der Großhändler für das Schicksal jenes Mannes interessieren würde, der seit einigen Tagen verschwunden war. Aber Maximus konnte einen gewissen Einfluss geltend machen und profilierte sich gerne.

    Zielstrebig lief Matthias durch das Händler- und Handwerkerviertel, erreichte wenig später das Reichenviertel und klopfte an die Tür des doch recht imposanten Anwesens. Es dauerte einen Moment, ehe sich die schwere Holztür öffnete und ein älterer Mann seine Stimme erhob: "Guten Abend. Was wünscht Ihr?" Matthias lief einen Schritt auf den älteren Mann zu und erwiderte: "Guten Abend! Ich bin Matthias, Mitglied der Händlergilde. Ich möchte gerne mit Maximus sprechen. Ist er da?" Der ältere Mann musterte den Lebensmittelhändler und antwortete: "Wartet hier." Kaum wurde der Satz zu Ende gesprochen, da war die schwere Eingangstür auch bereits geschlossen worden.

    Während der Lebensmittelhändler mehr oder minder ungeduldig wartete, schaute er sich um. Die Straßen waren zwar hell erleuchtet aber Angehörige der Stadtwache suchte man vergebens. Der Aufstand im Hafenviertel hatte es wohl von Nöten gemacht, alle verfügbaren Kräfte dorthin abzuziehen. Gerade als Matthias die schwungvoll gestalteten Säulen eines gegenüberstehenden Hauses betrachtete, öffnete sich die Holztür wieder. "Tretet herein. Der Graf wird Euch gleich empfangen." Innerlich schüttelte Matthias mit dem Kopf, schien ihm das Gebaren des Dieners doch etwas zu dick aufgetragen. Als der Lebensmittelhändler im Eingangsbereich angekommen war, wurde er von dem dort herrschenden Prunk geblendet. Aufwendig verzierte Ritterrüstungen standen wie leblose Wächter in den Ecken des Raumes. Große Wandteppiche und in Gold gerahmte Bilder warben um die Aufmerksamkeit eines jeden Besuchers. Auf der rechten und linken Seite standen große Regale, in welchen neben diversen Büchern auch Kunstgegenstände, Gold und Stundengläser standen.

    Maximus
    Geändert von Maximus (22.11.2017 um 17:36 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #377
    Burggraf zu Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen

    Noch immer stand der Graf mit einem silbernen Weinkelch an einem Fenster seines Arbeitszimmers und beobachtete die auf einem Dach in Position gegangenen Ordenskrieger. Zwischenzeitlich hatten sie zwar aufgeregt mit ihrer Armbrust gezielt aber schon nach wenigen Minuten schien jede Aufregung verflogen zu sein. Seitdem hatten sich die Männer keinen Schritt bewegt und beobachteten noch immer das Haus von Kajetan Rabenweil, einem varantischen Händler.

    Gerade als Maximus wieder an dem süßlichen Wein nippen wollte, klopfte es an der Tür und wenige Augenblicke später trat Adalbert herein. "Verzeiht, mein Herr. Ein Mann namens Matthias wünscht Euch zu sprechen. Er sei von der Händlergilde, sagt er." Der Graf seufzte hörbar, drehte sich zu seinem Kammerdiener um und erwiderte: "Sagt ihm, dass ich ihn gleich empfangen werde..." Adalbert nickte und verließ das Arbeitszimmer. Maximus hingegen stellte den Silberkelch auf den großen Schreibtisch, der inmitten des Raumes stand, rückte seine Kleidung zurecht und lief wenig später nach unten zum Eingangsbereich seines Anwesens.

    "Ich grüße Euch, Matthias. Was kann ich zu einer solch späten Stunde noch für Euch tun?" fragte der Großhändler freundlich. "Guten Abend, Maximus! Entschuldigt die Störung und ich hoffe, ich komme nicht ungelegen aber ich hatte gedacht, Ihr könnt mir möglicherweise bei einer Sache behilflich sein." Maximus nickte und deutete auf einen kreisrunden Tisch, der sich auf der rechten Seite des Raumes befand. "Bitte, nehmt platz. Wollt Ihr etwas trinken? Adalbert, bringe uns doch bitte einen Wein. Jahrgang 53."

    "Oh, nicht doch! Ich möchte Euch wirklich keine Umstände machen." erwiderte Matthias, als er sich auf einen der Stühle setzte. "Es ist im Grunde auch keine große Sache. Vor einigen Tagen wurde ein Händler auf dem Marktplatz von der Stadtwache zu einer Befragung abgeholt und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Zwei befreundete Händler baten mich nun um Hilfe. Sie glauben, dass die Händlergilde ihre Beziehungen nutzen könnte, um das Schicksal des Mannes zu erfahren. Ich weiß, dass sich der Gildenmeister dafür nicht interessiert. Deswegen bin ich zu Euch gekommen. Vielleicht kennt Ihr ja jemanden bei der Stadtwache, der Euch noch einen Gefallen schuldig ist? Cristian heißt der Händler, der verschwunden ist..."

    Der Graf horchte auf. Cristian war der Name jenes Mannes, bei dem Adalbert einige Stoffe gekauft und sie mit versiegelter Botschaft zum Anwesen des Kajetan Rabenweil liefern ließ. Die Botschaft sollte den varantischen Händler vor der Aktivität des Ordens im Reichenviertel warnen und ihm so die Möglichkeit der Flucht gewähren. Es war gewiss kein Zufall, dass der Tuchhändler wenig später von der Stadtwache verhaftet wurde. "Das klingt nach einer weiteren Willkür der Stadtwache. Wie der Zufall es so will, kenne ich den Hauptmann dieser Bauerntruppe. Wenn es Euch etwas nützt, werde ich ihn nach diesem... Cristian? befragen."

    Matthias lächelte zufrieden: "Ich wusste, ich kann mich auf Euch verlassen! Wenn Ihr das für mich erledigen könnt, wäre ich Euch sehr verbunden." Der Graf nickte zustimmend und erwiderte: "Natürlich, werde ich Euch behilflich sein. Es ist ja in der Tat keine große Sache. Ich werde Euch eine Nachricht zukommen lassen, sobald ich Genaueres weiß."
    Geändert von Maximus (22.11.2017 um 17:40 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #378
    General Avatar von Yared
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    Unter dem Rabenweilanwesen, Kanalisation, Reichenviertel

    Die Salve saß, aber Rabenweils Gefolge stand ungünstig. Obwohl die Bolzen aus dem Nahbereich mit Leichtigkeit jeden Brustpanzer durchschlugen, drangen sie maximal durch zwei oder drei hintereinander stehende und sich so gegenseitig deckende Schläger in Leder und Kettenhemd. Die Gespickten sanken tot zu Boden. Die Flanken der Salve fanden ihr Ende in der steinernen Tür zum Keller, hinter der mindestens ein weiterer von Rabenweils Lakaien eilig Schutz gesucht und gefunden hatte. Der Stein bröckelte und war mit Spritzern dunklen Blutes und Kratern übersät, aber er hielt Stand.
    Yared ließ die Armbrust fallen, griff mit der Linken hinter sich und holte den Schild von seinem Rücken. Sobald sein Arm durch die Schlaufen auf der Rückseite gerutscht war und der Schild sicher in seiner Hand ruhte, zog er das Falchion. Keinen Moment zu spät ging er in Angriffshaltung, locker in den Knien, um auf dem glitschigen Boden - Blut, Gedärme und Kloakenbrühe - nicht auszugleiten, aber jederzeit bereit für einen Ausfallschritt.
    Sie erholten sich schnell von dem überwältigenden Angriff der Seesoldaten, zückten die Messer und warfen sich ins Gefecht - obgleich sich nur ein einziger werfen konnte, ohne im Kanal zu landen. Der Kanalrand war zu schmal, als dass zwei Männer nebeneinander stehen, geschweige denn kämpfen konnten, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten und sich die Messerknäufe beim kleinsten Ausholen je nach Größenunterschied in Stirn, Nase oder Brust zu rammen.
    Kaum glänzte die geschliffene Schneide der Critha byr Círdan befreit von ihrer Scheide im fahlen Lichtschein, der aus dem Keller in den Kanal sickerte, schon traf Targon, den einzigen Seesoldaten zwischen Yared und Rabenweils Schlägern, ein Messerstreich. Der Marineinfanterist verlor den Halt und tauchte in den Kanal ein. Der Kapitän, nun an vorderster Front, hatte keine Zeit, ihm zu Hilfe zu eilen oder auch nur nachzuschauen. Stattdessen reckte er das Schild, welches ihm Ryu vor vielen Wintern noch in Silden gefertigt hatte, und preschte voran. Er war nicht bereit seinem gegenüber auch nur einen Fingerbreit des übelriechenden und versifften Kanalsimses zu überlassen. Sie mussten den Hauptmann da rausholen.
    Yared stieß in der Sicherheit seines schweren langspitzartigen Stahlschildes vor. Der Raufbold mit dem Messer wusste nicht so recht einen Ansatzpunkt gegen den so gewappneten myrtanischen Ritter zu finden. Der nutzte das Zögern des viel zu leicht bewaffneten und schlug zu. Der Sappeur riss das Schild erst hoch, dann schlagartig zur Seite und Hieb mit dem Falchion auf seinen Gegner ein. Der Messerstecher war an Reichweite unterlegen, musste ausweichen, rutschte und knallte der Länge nach auf den Stein. Der Kapitän fackelte nicht lange, war eilends über ihm, ließ sein Falchion niedersausen, stieß die toten Überreste mit einem Tritt in die Kloake und zog weiter. Er musste auf die andere Seite des Kanals zu Rabenweil und dem Hauptmann durchdringen.
    Yared stürmte weiter in der Deckung seines Schilds, bis er unweit einen schmalen Übergang erreichte. In diesem Moment flackerte ein ungesunder Schein auf der anderen Seite weiter den Kanal hinab. Übernatürlich scheinende Kälte zerrte plötzlich an der stehenden stickigen Luft in den Abwasserschächten.
    Der Kapitän überquerte den Steg und flankierte nun einen anderen von Rabenweils Schlägern, der auf dieser Seite mit einem von Yareds Männern focht. Er war der übermacht von zwei Seiten nicht gewachsen und fiel wenige Hiebe mit dem Falchion später. Der Weg zu Rabenweil musste nun beinahe frei sein.
    Yared hob den Blick, analysierte die Lage. Rabenweil und sein blutjunger Diener hatten sich in eine flache Einbuchtung in der Südwand des Schachtes zurückgezogen. Nur noch ein Kämpfer, je ein Kurzschwert in jeder Hand, trennten den Kapitän von seinem Ziel. Doch wo war der Hauptmann?
    Da erkannte er die Umrisse der geflügelten Kreatur. Sie schwebte am Rande der Dreckbrühe um sich eine schimmernde Aura in fahlem, unnatürlichem Eisgrün. Ihre Haut schien das wenige vorhandene Licht zu verschlingen. Das bestialische Haupt zierten rundum Hörner und Tentakel. Der Schwarzmagier hatte einen Dämon aus Beliars Sphäre herbeigerufen. Vermutlich war das Wesen in seiner Mächtigkeit gerade so vergleichbar mit einem niederen Naturgeist. Auch wenn der ehemalige Sippenführer des Waldvolkes bereits weit mächtigere Kreaturen bezwungen hatte, zögerte er. Er trug keinen Geist des Waldes mehr in sich.
    "Befehlt Euren Männern die Waffen nieder zu legen, oder ich lasse durch meinen Dämon den Stadtkommandanten der Ewigen Verdammnis in Beliars Reich anheimfallen!", tönte da auch schon Rabenweil. Der Schwarzmagier war verwundet, dennoch merkte man seinem Tonfall deutlich an, dass er sich wieder obenauf fühlte.
    Er konnte Rabenweil nicht mit seinem Dämon und dem Hauptmann fliehen lassen. Der einzige Weg für Rabenweil führte ins Hafenviertel, wo zu dem Dämon und seinem Beschwörer auch noch ein wahnsinniger Mob treten würde. Sie brauchten den Paladin.
    Yared wandte seinen Blick für einen Moment nach hinten. Seine Soldaten folgten ihm, auf beiden Seiten des Kanals. Kaldrin und einiger andere weiter hinten hatten die Zeit genutzt und wieder ein paar Fackeln entzündet. Wenn sie kein reines, göttliches Feuer hatten, mussten sie es eben mit dessen weltlichen Abglanz versuchen.
    "Kaldrin, eine Fackel!", rief er nach hinten, "Und holt den Paladin!"
    "Aye, Käpt'n!" hallte es mit flachem Echo zurück.
    Yared wartet nicht darauf, dass man ihm eine der brennenden Fackeln nach vorne reichte. Das Konnte er auch kaum, schließlich kam nun der letzte von Rabenweils Gedungenen auf ihn zu. Der Kapitän riss den Schild hoch und lenkte einen Schwertstreich von links ab. Gerade noch so parierte er einen Stich des linken Kurzschwerts, das sich durch die geöffnete Mitte hindurch auf seine Brust zuschob mit dem Falchion. Die Klinge rutschte ab, als er sein Gewicht verlagern musste, um nicht zu stürzen. Sie traf das Kettenhemd, hatte aber nicht mehr annähernd genug Schwung, um einzelne Glieder zu durchbrechen. Ein kurzer stechender Schmerz markierte den Treffer. Yared sog die Luft ein, fand die Balance wieder und setzte mit dem Falchion nach, schlug nun selbst mit dem Schild nach der linken Flanke des Angreifers und entblößte zum Schein seine eigene Linke. Der Schläger wagte den Streich. Sein Kurzschwert zuckte vor. Yared riss abrupt den schweren Stahlschild nach links und zertrümmerte mit einem gewaltigen Krachen und Aufschrei seines Gegners dessen Handgelenk zwischen Metallkante und Schachtwand. Das Schwert fiel aus dessen Rechten zu Boden. Der Kapitän hieb derweil unerbittlich mit dem Falchion auf ihn ein. Der Gedungene brach zusammen.
    Yared atmete kurz durch, wischte sich den Schweiß mit dem behandschuhten Handrücken aus der Stirn. Von hinten wurde ihm nun die Fackel gereicht.
    "Ihr habt es nicht anders gewollt!", schrie derweil Rabenweil.
    Die Augen des Hauptmanns traten hervor, als der Dämon seinen Griff enger zog.
    Verdammt, wo blieb der Paladin.
    Sie brauchten mehr Zeit. Yared musste sie sich wohl selbst beschaffen.
    Der Kapitän steckte das Falchion weg und nahm die Fackel in die Rechte. Mit Feuer und Schild vor sich rückte er unerschütterlich auf die Beliarkreatur vor. Kaum war er in Reichweite, schlug der Dämon zu. Eine mächtige Dämonenpranke krachte auf den myrtanischen Reichsritter nieder, doch die Kralle des Dämons scheiterte kläglich an Yareds Schild.
    Es war schwer, den mächtigen Hieben des Dämons standzuhalten, aber die Ausgeburt Beliars hatte nur einen Arm frei und der massive Sumpfstahl zeigte nicht mal den Anschein eines Kratzers. Der Kapitän war ein Veteran des Schildkampfes, wenn es sein musste konnte er den Dämon ein drittel Glasen lang mit dem Schild auf Abstand halten - zumindest hoffte er das. In jedem Fall hegte er keinen Zweifel, dass es ausreichen würde bis der Paladin eintraf. Es musste reichen. Der nächste Schlag ließ den Schild erzittern.
    Dann fiel Yareds Blick kurz auf den Schwarzmagier.
    Aber natürlich. Warum hatte er nicht früher daran gedacht. Das hier war wie damals bei Dilurius. Klar, es gab sicher magietheoretische Unterschiede, was die Beschwörung von Skeletten und Dämonen anging. Aber die Chancen standen gut, dass es irgendwie half, wenn er den Beschwörer endgültig ausschaltete. Und wenn es nur den Dämon einen Moment irritieren, einen Moment länger davon abhalten würde, Hauptmann Cast den Hals zu brechen. Er musste es versuchen.
    Yared packte die Fackel fester in der Rechten, hielt sie erst von sich weg, preschte dann mit angelegtem Schild gegen den Dämon vor, um sich - und vielleicht auch Redlef - einige Momente Luft in dem Hiebreigen herauszuschlagen. Er zog sich eilends ein paar Schritte zurück, brachte Platz zwischen sich und den Dämon. Dann drehte er leicht den Oberkörper nach links und schleuderte die Fackel quer über die Kante seines Schildes auf Rabenweils Nische. Sie landete im Schoß des Schwarzmagier und versengte seine Robe. Kreischend riss dieser die Arme nach oben, doch zu spät. Die Schriftrolle, die er immer noch fest umklammerte, hatte Feuer gefangen und ging in lodernden Flammen auf.

  19. Beiträge anzeigen #379
    Provinzheld Avatar von Die Feuernovizen
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    Die Feuernovizen ist offline
    Ein wenig verwirrt verließ Mary die Kammern der obersten Feuermagierin und machte sich auf den langen Weg zum Ausgang der Zitadelle. Françoise hatte der Novizin den Auftrag erteilt nach Vicktar zu suchen, um ihm eine Nachricht zu überbringen. Für sich genommen noch keine Besonderheit. Nur die Art wie die Priesterin es formuliert hatte erschien Mary merkwürdig. Letzten Endes machte sie sich aber keine weiteren Gedanken darüber.
    Die Lage in der Stadt blieb weiterhin angespannt. Entsprechend verhielt sich alles ein wenig anders als sonst. In Wahrheit wünschte sich Mary die Insel verlassen zu können und statt dessen in einer Stadt auf dem Festland zu leben. Ob sich dieser Wunsch noch erfüllen würde, wusste nur Innos.
    Inzwischen hatte Mary die Zitadelle verlassen und sich zum Wohnquartier von Vicktar begeben. Sie klopfte und kurze Zeit später öffnete sich die Tür.
    »Innos zum Gruß, Johanna.«, begrüßte Mary die Ziehtochter des Feuermagiers. »Ich bin eigentlich auf der Suche nach Vicktar. Hast du ihn gesehen?«
    »Der alte Mann ging glaube ich zum Schrein beim Tempel. Zum Beten.«
    »Danke, dann werde ich dort mal nachschauen. Wie geht es dir denn?«
    »Gut, denke ich. Erst war ich wütend auf Vicktar, dass er einfach ein Jahr verschwindet. Aber ich bin auch froh, dass er wieder zurück ist.«
    »Obwohl du dir die Hütte jetzt wieder teilen musst?«, lachte Mary. "Nun ja, ich mach mich besser auf den weg. Nachrichten überbringen sich nicht von allein. Wir sehen uns!«
    Damit machte sich die Novizin wieder auf den Weg. Er führte sie zum Tempel. Bevor sie noch den Schrein erreichte, entdeckte Mary bereits den Feuermagier.
    »Innos zum Gruß, Meister. Ich komme im Auftrag der obersten Feuermagierin und soll dir ausrichten, dass du bitte so bald wie möglich zu ihr kommen sollst. Sie hält sich gerade in der Zitadelle auf. Ich kann dich hinbringen, wenn du es wünschst.«

    Françoise

  20. Beiträge anzeigen #380
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    Isegrim ist offline
    Isegrim trank einen Schluck Bier, lächelte zufrieden. Selbst der große Holzkrug konnte das Grinsen, welches über beide Ohren ging, nicht verbergen. Der Grund? Er war kein Rekrut mehr. In den Tagen der Ausbildung hatte Wulfgar stets lobende Worte für ihn gefunden, ihn mal mehr, mal weniger gegenüber den anderen Rekruten hervorgehoben und als Beispiel dargestellt, wie sie sich entwickeln sollten. In ruhigeren Minuten hatte der Veteran ihm dann erklärt, dass in früheren Tagen die Ausbildung der Rekruten wahrlich länger ging, doch heutzutage musste man so schnell wie möglich einigermaßen einsatzbereite Soldaten hervorbringen, sodass jene, die den Stahl dafür in sich trugen, entsprechend gefördert wurden. So wie Isegrim letztlich. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit, da Hauptmann Logren ihn befördern und so das Kommando über Waffenknechte erteilen würde. Höchstwahrscheinlich, so Wulfgars Einschätzung, über jene, die gerade noch als Rekruten ausgebildet wurden. So wäre die Bekanntschaft geregelt, es bestünde schon ein gewisses Vertrauen untereinander und er, Isegrim, besäße schon Vorwissen um die Fähig- und Fertigkeiten seiner Soldaten.
    "Im Grunde, Isegrim", hatte der Veteran gesagt, "Kannst du dich schon als Mitglied der Ordensmiliz bezeichnen. Das heißt es gibt mehr Gold, mehr freie Tage und Rechte gegenüber den Bürgern und untergebenen Soldaten. Man wird dein Wort, während du die Uniform trägst, achten und darauf hören, solange es gerecht und im Namen des Ordens gesprochen wird. Denn Narrenfreiheit bekommst du nicht, die Augen des Ordens sind verstärkt auf dich gerichtet, suchen doch auch die Ordensgardisten immer wieder nach neuen Mitgliedern. Tja, du darfst mehr ... musst aber auch mehr dafür leisten.", hatte Wulfgar seine Rede abgeschlossen und gelacht. "Sir Logren überlegt noch, wo genau er dich einsetzt. Grinser müsste irgendwann als Zeugwart abgelöst werden, ebenso gut kann es aber passieren, dass du und deine Jungs ... na ja, Außendienst schieben dürft. Vor der Mauer, auf den Straßen. Und das ist heutzutage nicht ungefährlich, aber ich schätze dich gut genug ein, dass ich weiß, dass du's packen wirst. Glückwunsch, Bursche."

    Er trank erneut, grinste wie blöde und prostete seinen Mitrekruten zu, die gerade ermattet durch die Tür der Taverne traten. Er bestellte zur Feier des Tages noch eine Runde Bier für sie, bemerkte dabei einige Männer, die würfelten und beobachtete sie eine Zeit lang. Früher ... früher hatte Isegrim gerne gewürfelt, Glücksspiel betrieben.
    "Setzt euch schon mal!", rief er seinen Kameraden zu, während er an den Tisch trat.
    "Die Herren, darf ich einsteigen?", fragte er. Die Männer sahen auf. Einer wirkte wie ein ausgefuchstes Schlitzohr. Der nickte grinsend.
    "Klar, Soldat, dein Einsatz?"
    "Verflucht, mein Wochensold. Ich habe da ein gutes Gefühl!"

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