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    Post [Story] Chroniken des Siegels

    Man hört so einiges dieser Tage. Über eine gewaltige Armee von Orks im Minental begleitet von allerlei üblen Monstern. Über Sichtungen von Drachen, die mit ihren feurigen Atem nichts als verdorbene Asche hinterlassen. Über die vollständige Vernichtung des Außenpostens der Paladine.

    Vieles davon war bisher ungreifbar und nicht wirklich real. Es gab viele Berichte und doch keine Beweise. Geschichten, die alle dasselbe erzählen wollten und inhaltlich nichts miteinander zu tun hatten. Dichter, Geschichtenerzähler und nicht zuletzt auch die Verrückten wollten sich dem Anschein nach profilieren und dabei doch nur Geschichte schreiben.

    Heute bin ich es, der Geschichte schreibt.

    Sie kommen zu hunderten über den Pass des Minentals. Ein markerschütterndes Poltern und grauenerregende Schlachtrufe holen Menschen wie mich in die Realität zurück. Dichter, Geschichtenerzähler und nicht zuletzt auch die Verrückten hatten recht mit ihren Erzählungen. Inhaltlich vollkommen unterschiedlich, doch der Kern der Botschaft... Krieg zieht herauf.
    Geändert von MiMo (27.03.2017 um 21:29 Uhr)

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    Post Der Anfang vom Ende

    Gaan faltete seinen Papyrus zusammen und steckte ihn mitsamt des Bleistifts in seine Jackentasche. Ihm bot sich eine entsetzlich klingende Geräuschkulisse, wie er sie noch nie zuvor vernommen hatte. Ganz deutlich spürte er die Erschütterungen zu seinen Füßen. Ausgelöst durch den erbarmungslosen Stechschritt der Orks, die den Pass des Minentals überquerten. Es gab absolut nichts, was das orkische Heer davon abhielt, den unbewachten Zugang zum Rest der Insel zu passieren. Gaan hatte in diesem Moment eine für sich einzig richtige Entscheidung getroffen. Er wusste, dass er die orkische Armee nicht aufhalten konnte. Doch konnte er sehr wohl hunderte von Menschenleben retten. Sie warnen und an einen sicheren Ort bringen, den die Orks niemals erreichen würden.
    Ein Blick zum Firmament verriet ihm, dass es bereits später Nachmittag war. Er beschloss keine weitere Zeit zu verlieren und brach in östlicher Richtung auf. Sein erstes Ziel war der Bauernhof von Bengar und seiner Familie. Er lag in Sichtweite des Passes zum Minental und würde den Orks mit als erstes zum Opfer fallen. Zwischenzeitig hatte Gaan dort auch Milizen der Stadt und Söldner von Onars Höfen gesehen. Er hoffte sie dieses Mal dort wieder anzutreffen, denn die Nachricht der drohenden Gefahr musste schnellstmöglich auf der ganzen Insel verbreitet werden.
    Gaan kannte jeden Stein, jeden Hügel und jede noch so kleine Unebenheit des südlich gelegenen Plateaus. Dadurch kam er schnell voran und erreichte bereits nach kurzer Zeit den Hof von Bengar. Es war ein Bauernhof aus vergangenen Tagen, dessen Scheune und Bauernhaus heruntergekommen und schon längst baufällig waren. Dennoch beherbergte der Hof erstaunlicherweise dutzende Kühe, Schafe und Schweine. Die Familie Bengar kannte Gaan persönlich, was es für ihn umso wichtiger machte, sie vor der bevorstehenden Gefahr in Sicherheit zu bringen. Insbesondere dachte er an die beiden Kinder des Bauern, die das Jugendalter noch nicht erreicht hatten.
    „Bengar!“, rief er nach dem Bauern, als er den Hof schließlich erreicht hatte. Der Bauer saß entspannt vor seinem Haus auf einer morschen Bank und genoss die Nachmittagssonne.
    „Ist denn keiner der Söldner oder Milizen da?“
    „Die Milizen wurden vor einigen Tagen von den Söldnern verdroschen und haben sich seitdem Innos sei dank nicht mehr blicken lassen.“, berichtete Bengar amüsiert.
    „Ach und Wolf ist vor einigen Tagen in die Stadt gereist. Er wollte sich diesem Kerl aus der Stadt anschließen und mit einem Schiff dahinsegeln.“ Gaan war nervös. Er hatte gehofft, die Nachricht über die drohende Gefahr schnell verbreiten und seinen Plan koordinieren zu können, doch dazu brauchte er die richtigen Unterstützer.
    „Hör zu Bengar!“, rief er mit bebender Stimme.
    „Es bewegt sich noch während ich mit dir spreche eine gewaltige Armee Orks auf den Zugang zum Pass des Minentals zu. Sie werden in wenigen Stunden das Inland erreichen. Wir müssen dich und deine Familie sofort in Sicherheit bringen!“ Bengar antwortete nicht und verharrte mehrere Sekunden lang vollkommen regungslos auf seiner Bank.
    „Hast du nicht gehört, verdammt noch mal!“, schrie Gaan verzweifelt und rüttelte den Bauern damit endlich wach.
    „Aber was sollen wir nur tun?“, fragte Bengar völlig überfordert und sprang hektisch von seiner Bank auf.
    „Wir bringen dich und deine Familie zu Onars Anwesen. Er muss unbedingt gewarnt werden!“ Bengar machte auf den Schritt kehrt und verschwand ins Haus. Er rief Frau und Kinder zusammen und wies sie zum Packen an, ohne jedoch den genauen Grund dafür zu nennen. Gaan überlegte in der Zwischenzeit seine nächsten Schritte. Er brauchte Hilfe bei seinem Vorhaben. Auf Onars Anwesen war Cord als Söldner stationiert. Ebenfalls ein Mitglied des Ring des Wassers und zudem noch ein guter Freund des Jägers. Genau die Art von Hilfe, die er brauchte. Wenig später trat Bengar mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und den beiden Knechten Malak und Pardos aus dem Haus heraus.
    „Wir sind soweit... nur das Nötigste.“, stammelte er nervös und hob die beiden Taschen, die er trug in die Höhe. Er gab sie an seine beiden Knechte weiter.
    „Wir meiden die Straße.“, antwortete Gaan bestimmend.
    „Südöstlich von hier gibt es eine Treppe, die in ein tiefer gelegenes Tal führt. Von dort aus kommen wir wesentlich schneller auf Onars Anwesen.“
    „Wir beide tragen die Kinder, damit wir schneller voran kommen.“, sagte Bengar seiner Frau. Ihr Blick offenbarte die gleiche Angst, die auch dem Bauern im Nacken saß. Gaan hatte vollstes Verständnis dafür, doch gleichzeitig überkam ihm auch eine tiefe Trauer. Als Jäger war er es gewohnt, mit gefährlichen Situationen umzugehen... und sie zu überleben. Bei Bengar und seiner Familie wusste er, dass sie zu den ersten Opfern gehören würden. Dennoch würde er sie bis zu Onars Anwesen eskortieren. Er sah es allein schon durch seine Mitgliedschaft im Ring des Wassers als seine Pflicht an.
    „Können wir dann?“ Die Zeit drängte und Gaan wollte unbedingt ungesehen das Südöstliche Tal erreichen. Bengar und seine Frau nahmen jeweils eines der Kinder auf den Arm und dann machten sie sich auf den Weg. Über das ebene Plateau kamen sie gut voran. Bengars Vieh hatte das nahezu flächendeckende Gras auf ein optimales Maß gestutzt. Jede übermäßig wuchernde Wurzel und jeder noch so kleine Felsen war schon aus weiter ferne gut zu sehen und konnte umgangen werden. So kamen sie bereits nach kurzer Zeit oberhalb des südöstlich gelegenen Tals an. Eine schmale Felsspalte führte mitten durchs massive Gebirge. Ansätze einer in Stein gehauenen Treppe führten hinab ins Tal.
    „Lauft die Treppe hinunter, Kinder!“, rief Bengar und lies seinen Sohn hinunter. Seine Frau tat es ihm gleich. Er hatte ihr angesehen, dass sie eine kurze Befreiung der Last brauchte. Sie hatte es nach jahrelanger Feldarbeit im Rücken und war nicht mehr annähernd so ausdauernd, wie früher. Auch wenn die beiden Geschwister nichts von alledem verstanden, eilten sie dennoch zügig die Treppe hinunter. Die Angst der Eltern übertrug sich auch auf sie. Gaan ertappte sich immer wieder dabei, wie er über ihr zukünftiges Leben neben der unmittelbaren Bedrohung durch die Orks nachdachte. Er wagte es sich nicht vorzustellen, wie es erst für die Eltern sein musste und zwang sich vehement, an etwas anderes zu denken. Den Kindern folgten Bengar, seine Frau und anschließend die beiden Knechte. Gaan verharrte noch einen Moment und warf einen letzten Blick zum Pass des Minentals. Noch hatten ihn die Orks nicht erreicht, was ihn jeglicher Logik zum Trotz beruhigte. Sie waren ungeschoren davon gekommen, wenn auch nur für den Moment. Sie würden Onars Anwesen erreichen und wären in Sicherheit... vorerst.

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    Post Der Eid der Söldner


    Es dämmerte bereits, als Gaan, Bengar und dessen Familie schließlich das Anwesen des Großbauern erreichten. Somit war die Familie des Bauern vorerst in Sicherheit und Gaan konnte seinen ursprünglichen Plan verfolgen. Insbesondere hoffte er dabei auf die Hilfe der Söldner und der Mitglieder vom Ring des Wasser. Allerdings wurden sie bereits am Ende der Hauptstraße zu Onars Anwesen vom Söldner Sentenza aufgehalten.
    „Kannst du mir mal erklären, was du hier machst und warum du dich nicht um deinen Hof kümmerst?“ Gaan konnte den deutlich unfreundlichen Ton des Söldners nicht nachempfinden und kam dem Bauern mit der Antwort zuvor.
    „Mein Name ist Gaan und ich bin Jäger auf dem Plateau von Bengars Hof. Ich habe Bengar und seiner Familie dazu geraten, den Hof zu verlassen!“
    „Ich kann mich zwar nicht erinnern, mit dir gesprochen zu haben, aber gut.“, erwiderte Sentenza. Ein hörbar aggressiver Unterton lag in seiner Stimme.
    „Nenne mir einen plausiblen Grund, warum ich dir nicht sofort die Rübe von deinen Schultern schlagen sollte!“ Gaan ahnte, worauf das hinauslief und sparte sich jegliche Formalität.
    „Noch während wir hier diskutieren, überquert eine orkische Armee den Pass des Minentals. Sie werden in Kürze das Inland erreichen und dann wird von Bengars Hof und diesem Anwesen hier nicht mehr viel übrig bleiben.“ Sentenza schwieg und beäugte die Truppe mit unveränderter Miene eindringlich.
    „Das ist also wirklich euer Ernst.“, antwortete er schließlich seufzend und schüttelte den Kopf.
    „Fester!“ Ein Söldner, der etwas weiter nördlich im Gras saß, stand auf und kam dazu.
    „Bring die Truppe zu Torlof. Soll er entscheiden, was wir mit ihnen machen!“ Aus irgendeinen Grund, den Gaan noch nicht nachvollziehen konnte, nahm ihn der Söldner immer noch nicht ernst. Doch immerhin wurden sie jetzt durchgelassen.
    „Folgt mir!“, befahl der neu hinzugekommene Söldner und führte die Gruppe auf Onars Anwesen. Am Ende der Hauptstraße führte eine breite Treppe auf ein leicht erhöhtes Plateau, auf dem sich Onars eigentlicher Hof befand. Schlafräume für die Söldner, eine Taverne, eine Schmiede und sogar eine eigene Kapelle hatte der Großbauer auf seinem Anwesen. Das größte Gebäude diente dabei natürlich dem Großbauern und seiner Familie als Residenz. Oberhalb der Treppe angekommen, führte Fester die Gruppe an der mit Stroh bedeckten Taverne vorbei. Alle Bauten des Großbauern waren aus dicken Eichenholz gebaut und wiesen Dächer wie bei der Taverne auf. Eine Tatsache die Gaan beunruhigte. Jedes Gebäude an dem sie vorbeikamen, war extrem anfällig für Brände. Auch die Truppenstärke des Großbauern gefiel Gaan überhaupt nicht. Er hatte bisher rund zwölf Mann gezählt, was für die Verteidigung gegen die Orks nicht annähernd ausreichend war. Zudem nahm er an, dass sich nur ein unwesentlicher Teil der Söldner in den Gebäuden aufhielten. Er vermutete die gesamte Truppenstärke des Großbauern also auf insgesamt zwanzig Mann. Eine Zahl, mit der er später noch recht behalten sollte. Die Gruppe kam schließlich vor Onars Residenz an. Ein einzelner Söldner hielt dort Wache. Bei ihrer Ankunft verfinsterte sich seine Miene. Ein Umstand, den Gaan aufgrund seines breiten Kreuzes missfiel.
    „Was soll das Fester!“, rief er verärgert.
    „Was macht der Bauer hier?“
    „Dir auch einen guten Abend, Torlof. Sentenza schickt mich. Ich sollte die Gruppe hier abliefern und das habe ich hiermit getan. Den Rest kannst du mit Sentenza klären!“, erwiderte Fester. Sein Ton war dabei ebenso forsch wie anmaßend, was den wachhabenden Söldner nur noch wütender machte. Allerdings lies er dies nicht den Söldner spüren, sondern Bengar.
    „Am Besten, du lässt dir ganz schnell einen triftigen Grund einfallen, warum du deinen Hof hast räumen lassen. Ansonsten werde ich hier gleich sehr ungemütlich!“ Bengar wollte antworten, bekam aber nichts weiter als nervöses Stottern heraus. Seine Familie drängte sich verängstigt hinter ihn. Schließlich ging Gaan dazwischen.
    „Ich habe Bengar dazu geraten, seinen Hof zu räumen. Eine orkische Armee überquert den Pass des Minentals. Sie werden das Inland noch vor Einbruch der Nacht erreichen.“
    „Eine orkische Armee...“, wiederholte Torlof. Gaan hörte deutlich den sarkastischen Unterton in seiner Stimme heraus. Ein Umstand, der ihn allmählich ungeduldig werden lies.
    „Wieso ist das verdammt noch mal so schwer zu glauben!“, rief er gereizt.
    „Hast du sie gesehen... deine Armee?“, fragte Torlof und ignorierte dabei Gaans Frage.
    „Ich habe sie aus weiter Entfernung gehört. Es war definitiv nicht nur eine orkische Patrouille!“ erwiderte Gaan verbissen. Er war kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Nicht nur, dass man die unmittelbar bevorstehende Gefahr durch die Orks nicht wahrhaben wollte, auch die Bauernfamilie geriet dadurch seinetwegen in Bedrängnis.
    „Bulco du alter Säufer!“, schrie Torlof auf einmal.
    „Beweg deinen Arsch hier her! Torlof verschränkte die Armee und warf dem Jäger einen verachtenden Blick zu. Gaan war verwirrt. Es war für ihn nicht nachvollziehbar, was ein weiterer Söldner an der Situation ändern sollte. Doch Torlof war sich in Gaans Augen seiner Sache sicher. Eine Tatsache, die ihn irritierte. Sekunden später kam ein angetrunkener Söldner aus der Taverne getorkelt und kam hinzu.
    „Ich hab verdammt noch mal Feierabend und noch ein Bier auf der Theke!“, rief Bulco lallend.
    „Also was willst denn?“ Torlof stellte mit unveränderten Tonfall seinen Söldner vor.
    „Das ist Bulco! Er ist mit seiner Gruppe erst vor wenigen Tagen aus dem Minental von der erfolgreichen Drachenjagd zurückgekehrt!“ Gaan begriff sofort, worauf Torlof hinaus wollte, doch kam er nicht dazu, zu dagegen anzugehen.
    „Er wird dir jetzt davon berichten!“ Bulco war genervt von der Tatsache, dass sein Bier noch warten musste und stieß einen tiefen Seufzer aus. Dementsprechend kurz viel sein Bericht aus.
    „Wir haben sie allesamt getötet!“ Während sowohl Torlof als auch Gaan stirnrunzelnd auf eine Fortsetzung warteten, war Bulco offenbar der Meinung, alles gesagt zu haben.
    „Allesamt!“, wiederholte er und hob triumphierend seine Faust empor.
    „Sieh zu Bulco!“, ermahnte Torlof ungeduldig seinen Söldner, der einen erneut genervten Seufzer von sich gab und den Kopf schüttelte.
    „Meine Jungs und ich... wir haben sie alle getötet. Hab mir fast den Arsch verbrannt.“, berichtete Bulco zusammenhangslos und wedelte dabei wild mit seinen Armen herum.
    „Silvio hat es leider erwischt. Hat einen Drachen ordentlich zugesetzt und dann... war nicht schön.“ Torlof hatte genug. Er hatte sich vom Bericht seines Söldners inhaltlich etwas völlig anderes erhofft und beendete das Trauerspiel.
    „Was ist mit den Orks, Bulco?“
    „Na die haben wir auch getötet... eine ganze Menge.“
    „Da hörst du es!“, sagte Torlof zufrieden und wandte sich damit wieder an Gaan.
    „Meine Söldner haben alle Drachen erlegt und zudem noch zahlreiche Orks niedergestreckt. Hätte es eine Armee gegeben, wie du sie beschreibst...“ Mitten im Satz hielt er plötzlich inne. Seine Miene verfinsterte sich. Von Torlofs vorheriger Selbstsicherheit war nun nichts mehr zu sehen. Ein abgrundtiefer Schrecken eroberte stattdessen nach und nach sein Gesicht. Gaan war erleichtert, auch wenn es dafür nicht den geringsten Grund gab. Doch wusste er, dass nun jegliche Zweifel ausgemerzt wurden. Von südöstlicher Richtung drangen dunkle Rauchschwaden über den Himmel. Der Hof des Bauern stand lichterloh in Flammen. Ein magisches Feuer das mit unendlich zerstörerischer Kraft wütete, dass man es sogar von Onars Anwesen aus sehen konnte. Das hauptsächlich beängstigende war jedoch nicht der Brand des Bauernhofes. Grauenerregende Laute hunderter Orks hallten über Onars Bauernhöfe. Sie kündigten die Dinge an, die da kamen. Einen dunklen Schatten, der sich wie ein bösartiges Geschwür über die gesamte Insel ausbreiten würde. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die wachhabenden Söldner zu Onars Hof die Treppe hinaufgestürmt kamen und Alarm schlugen. Torlof hatte sich in auch wieder gefangen und wandte sich an Bulco.
    „Wir müssen Sekob und seine Familie auf Onars Anwesen holen. Außerdem soll Buster seinen Arsch hier her bewegen. Du wirst dich darum kümmern!“ Bulco war wie ausgewechselt. Noch vor wenigen Minuten war ihm sein Bier das Wichtigste, nun allerdings machte er sich unverzüglich im Laufschritt auf den Weg. Kurz darauf traten zwei schwer gerüstete Söldner aus Onars Residenz heraus. Es waren neben Torlof noch die beiden anderen Anführer der Söldner, Khaled und Jarvis.
    Auch sie waren im ersten Moment sichtlich über den aufziehenden Rauch und dem flammenden Inferno am westlichen Ende von Onars Höfen erschrocken. Gaan jubelte innerlich auf. Er hatte es geschafft, Bengar und seine Familie zu retten und auch die Söldner würden den Orks entkommen. Allerdings endete seine Freude, als er das Gespräch der drei führenden Söldner mitbekam.
    „Was geht hier vor sich, Torlof?“
    „Da kommt ein Haufen Ärger auf uns zu. Eine laut dem Jäger hier größere Armee von Orks, die den Pass des Minentals überquert hat. Ich vermute, dass sie bei Anbruch der Nacht unsere Höfe erreicht haben werden.“, berichtete Torlof und zog Gaan hinzu.
    „Der Jäger hat Bengar und dessen Familie gerettet. Sekobs Hof lasse ich gerade ebenfalls evakuieren.“
    „Die Söldner sollen sich kampfbereit machen!“, befahl Khaled entschlossen.
    „Wir informieren Onar.“ Gaan stockte der Atem. Es war für ihn ein absoluter Schock, dass die Söldner offenbar die Absicht hatten, gegen die Orks zu kämpfen, obgleich es einen sicheren Zufluchtsort gab.
    „Seid ihr noch bei Sinnen!“, rief er völlig aufgelöst.
    „Ihr könnt nicht ernsthaft gegen die Orks in den Kampf ziehen wollen!“
    „Nun halt mal die Luft an!“, erwiderte Torlof forsch, während Khaled und Jarvis seine Aussagen ignorierten und wieder in Onars Residenz verschwanden.
    „Für das, was du getan hast, sind wir dir dankbar. Doch nun überlasse uns Söldnern die Arbeit. Ihr könnt euch dort links neben der Schmiede im Nachthaus niederlassen.“ Gaan lies sich unter gar keinen Umständen einfach so abschieben und versuchte mit aller Verzweiflung, den Söldner umzustimmen.
    „Es gibt einen sicheren Zufluchtsort. Ihr müsst nicht kämpfen!“ Torlof schien jedoch bereits nicht mehr richtig zuzuhören und gab dem Jäger mit eine abfälligen Handbewegung zu verstehen, nicht weiter auf das Thema herumzureiten.
    „Hast du mir überhaupt zugehört!“, schrie Gaan wütend mit zitternder Stimme. Die Ignoranz des Söldners war für ihn nicht zu begreifen. Es fiel ihm äußerst schwer, die Beherrschung zu wahren.
    „Ihr habt eine Verantwortung gegenüber den Menschen hier! Frauen, Kinder... Familien. Wenn ihr in den Kampf zieht und fallt, wer soll sie dann beschützen?“ Etwas an Torlofs Blick hatte sich verändert. Gaan schien zumindest ansatzweise überzeugend gewesen zu sein, denn der Söldner gab erstmals Emotionen preis.
    „Wir haben keine Wahl. Die hier lebenden Familien folgen Onar und der würde ganz gewiss nicht seine Höfe verlassen. Deswegen hat er uns angeheuert... um seinen Besitz zu verteidigen.“

    Enttäuscht und fassungslos zugleich brachte Gaan Sekob und seine Familie in das von Torlof erwähnte Nachthaus. Der Bauer bedankte sich mehrmals beim Jäger, ehe er sich schließlich mit seinem Gefolge in die neue Unterkunft begab. Gaan empfand die Dankbarkeit als vollkommen irrational. Es war keineswegs garantiert, dass die Bauernfamilie nun in Sicherheit war. Doch zeigte es auch, dass das was Torlof über die Bauern auf Onars Höfen berichtet hatte, der Wahrheit entsprach. Er blieb noch eine ganze Weile vor dem Nachthaus stehen und beobachtete die Söldner, wie sie die bevorstehende Verteidigung gegen die Orks organisierten. Plötzlich ertönte eine Gaan wohl bekannte Stimme.
    „Wenn du hier nur Wurzeln schlägst, bist du uns keine allzu große Hilfe.“
    „Cord...“, begrüßte Gaan seinen Gemeinschaftskameraden.
    „Wäre die Situation eine andere, würde ich deinen Sarkasmus vielleicht sogar als amüsant empfinden...“
    „Es war keinesfalls sarkastisch gemeint!“, stellte Cord klar und verlieh seiner Stimme dabei eine gehörige Prise Ernsthaftigkeit.
    „Es heißt, du hättest Sekob und seiner Familie das Leben gerettet.“
    „Das ist wahr. Doch der Aufwand hat sich in Anbetracht der Engstirnigkeit deiner Anführer wohl kaum gelohnt.“, antwortete Gaan entmutigt. Er wusste sich nicht mehr anders zu helfen und hatte für sich selbst beschlossen, Unterstützung bei seinem Gemeinschaftskameraden zu suchen.
    „Du musst mir helfen!“ Cord trat einen Schritt an Gaan heran und sah sich vorsichtig um, ehe er antwortete.
    „Was auch immer du dir darunter vorgestellt hast, es muss von hier aus geschehen.“ Gaan hatte nicht mit einer solchen Antwort gerechnet und wich zurück. Anhand früherer Taten des Söldners, wusste Gaan, dass er in ihm eigentlich einen Verbündeten gefunden hatte.
    „Du hast Flüchtlingen vom Festland geholfen und beschützt die Bauernfamilien dieser Höfe.“, erwiderte er nach einer ganzen Weile. Bei jedem Anderen wäre ihm ein solches Gespräch leicht gefallen, doch bei seinem langjährigen Bekannten war es etwas vollkommen anderes.
    „Ihr könnt die orkische Armee nicht aufhalten. Sie werden zuerst euch Söldner abschlachten und dann die Menschen, die du beschützt. Du musst nach Jharkendar aufbrechen!“
    „Das kann ich nicht!“, erwiderte Cord energisch. Auch ihm fiel das Gespräch sichtlich schwer, dennoch beharrte er auf seinem Standpunkt.
    „Die Aufgabe der Söldner ist es, Onars Besitz und alle, die darauf leben mit Leib und Leben zu verteidigen. Die hier lebenden Familien wissen das und vertrauen auf unsere Kampfkraft. Sie würden niemals freiwillig die Höfe verlassen.“ Gaan resignierte allmählich. Er war auf Cords Hilfe angewiesen und konnte sein Vorhaben ohne ihn nicht in die Tat umsetzen. Ein letztes Mal unternahm er noch einen Versuch, den Söldner zu überzeugen.
    „Sowohl Vatras in der Stadt, als auch Saturas in Jharkendar müssen vor dem bevorstehenden Angriff gewarnt werden. Ich kann nicht beide Ort gleichzeitig aufsuchen, doch ich kann mich an die Mitglieder des Ring des Wassers wenden und du bist einer davon!“ Gaans Verzweiflung war offensichtlich, was es auch für Cord umso schwerer machte dagegen zu halten.
    „Die Gemeinschaft des Ring des Wassers muss in genau solchen Situationen funktionieren!“
    „Es tut mir Leid“, antwortete er betrübt.
    „Ich kann nichts für dich tun.“

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    Post Kein Ausweg

    Es war bereits später Abend, als die hölzerne Tür von Orlans Taverne mit brachialer Gewalt aufgestoßen wurde. Der Wirt der Taverne bekam einen solchen Schrecken, dass er sein eben noch auf Hochglanz poliertes Glas fallen lies. Klirrend zersprang es in unzählige Teile.
    „Verdammte Scheiße, das war eines meiner besten Gläser!“, schrie er wütend und schlug mit seiner Faust auf die Theke. Kurz darauf kam Rukhar hereingestürmt und blieb vor der Theke stehen. Orlan erkannte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sein Gast zitterte am ganzen Leib und war leichenblass.
    „Was soll der Aufriss, Rukhar!“
    „Die Tür...“, stammelte Rukhar keuchend und ignorierte die Frage.
    „Die hat schon weitaus schlimmeres überstanden!“, erwiderte Orlan forsch. Er war nicht besonders geduldig, was ausstehende Antworten anging. Schon gar nicht, wenn seine Gäste sich dermaßen rücksichtslos seinem Inventar gegenüber verhielten.
    „Jetzt antworte gefälligst!“
    „Dort draußen sind Orks in Anmarsch...“ Rukhar rang nach Luft.
    „Verdammt viele, bis an die Zähne bewaffnete Orks!“ Orlan hätte unter normalen Umständen am Verstand seines trinkfesten Stammgastes gezweifelt, doch das Rukhar hysterisch wurde, erlebte der Wirt zum ersten Mal.
    „Hast du am heute Abend schon etwas getrunken?“, erkundigte sich Rukhar dennoch mit aller nötigen Vorsicht.
    „Nein verdammt!“, schrie Rukhar, beruhigte sich aber relativ schnell wieder.
    „Vielleicht ein paar...“, antwortete er und versuchte sich krampfhaft an die Anzahl seiner bisher getrunkenen Schnäpse zu erinnern.
    „Gift und Galle, kannst du nicht diese verflixte Tür schließen!“
    „Ist gut.“, antwortete Orlan und hob beide Arme in die Höhe.
    „Ich werde die Tür sofort schließen und du beruhigst dich wieder.“ Verunsichert trat Orlan hinter seiner Theke vor. Der Wirt hatte Rukhar schon unzählige Male sturzbetrunken erlebt, doch am heutigen Abend war dessen Verhalten absolut sonderbar. Obgleich Orlan die Geschichte mit den Orks kaum glauben wollte, musste es einen Grund für das Verhalten seines Gastes geben. Er betrat den Eingangsbereich seiner Taverne und hielt dort einen Moment lang inne. Die Nacht war bereits angebrochen und in der Ferne kündigte sich ein Gewitter an. Zuckende Blitze jagten über den Nachthimmel und erhellten die Umgebung für den Bruchteil einer Sekunde. Doch dann vernahm er aus der Ferne eine absonderliche Geräuschkulisse, die sich allmählich lauter werdend näherte. Zuerst hatte Orlan sie als Vorboten des Gewitters wahrgenommen. Es als beiläufiges Nebenprodukt abgetan und nicht weiter verfolgt. Nun wurde er auch aufgrund der seltsamen Geschichte seines Gastes misstrauisch.
    „Was ist den jetzt mit der verdammten Tür?“, erkundigte sich Rukhar und beobachtete misstrauisch jeden Schritt des Wirtes.
    „Jetzt halt mal die Luft an!“, antwortete Orlan und warf seinem Gast einen ermahnenden Blick zu.
    „Du bleibst da und rührst dich nicht vom Fleck!“ Orlan trat in die dunkle Nacht hinaus. Ein stürmender Wind verbreitete eisige Kälte und lies ihn schaudern. Die sonderbare Geräuschkulisse in der Ferne war noch immer ganz deutlich zu hören. Unregelmäßig wurde sie durch das dumpfe Donnern des sich nahenden Gewitters unterbrochen, doch sie blieb beständig und wurde lauter. Was auch immer in der Ferne unterwegs war, es kam näher und direkt auf seine Taverne zu. Mit allmählich aufkommenden Unbehagen versuchte er die ungefähre Richtung der nahenden Geräusche auszumachen. Er hielt für einige Sekunden die Luft an und lauschte.
    „Von Süden... das Minental.“, sprach Orlan seine Gedanken aus und atmete durch. Im war, als hole ihn die Zeit ein. Er hatte durch die Gemeinschaft des Wassers gewusst, dass ein direkter Konflikt mit den Orks unmittelbar bevorstand. Allerdings hatte er auf den Erfolg der Wassermagier und des neue Mitgliedes der Gemeinschaft gehofft. Wobei Hoffnung wohl das falsche Wort war... er hatte an ihren Erfolg geglaubt. Die gegenwärtige Situation bedeutete jedoch das Gegenteil. Eine Tatsache, die ihn zutiefst erschütterte.
    „Du wirst mir jetzt helfen!“, instruierte Orlan seinen Gast und ging wieder hinein.
    „Im oberen Stockwerk nächtigt eine Familie und die wirst du jetzt sofort aufwecken. Sie sollen herunter kommen.“
    „Glaubst du mir nun also endlich!“, erwiderte Rukhar trotzig und stemmte beide Arme in die Hüften.
    „Mit dem Säufer kann man es ja machen!“
    „Wir haben keine Zeit für deine verdammten Diskussionen!“, schrie Orlan aufgebracht.
    „Geh und tu was ich dir sage!“ Rukhar schnappte nach Luft und setzte zur seiner Meinung nach passenden Antwort an, beließ es dann jedoch dabei und verließ das Erdgeschoss. Orlan eilte indes hinter seiner Theke und griff in den Schrank unter seiner Spüle. Von allen Szenarien, die er inzwischen innerlich durchgespielt hatte, gab es nur eines, dass bei seiner derzeitigen Situation in Frage kam. Für eine Flucht wären sie zu langsam gewesen. Die Orks waren bereits viel zu nah und mit dem Kindern seiner Gäste wären sie ohnehin nicht schnell vorangekommen. So traf er die in seinen Augen einzig richtige Entscheidung. Die mit den größten Überlebenschancen. Als Rukhar mitsamt der Gastfamilie die Treppe hinunter kam, hatte Orlan sich bereits erfolgreich mit einer Brechstange an der Bodendiele zu schaffen gemacht. Er hatte insgesamt vier der breiten Vollholz-Elemente entfernt. Darunter führte eine hölzerne Leiter in eine verborgene Kammer hinab.
    „Es tut mir Leid, doch müssen wir uns dort unten eine Weile verstecken...“

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    Post Am Scheideweg

    Gaan hatte Onars Anwesen inzwischen in östlicher Richtung verlassen und eilte nun über die weiten Felder des Großbauern. Die erhoffte Unterstützung der Söldner blieb aus. Doch immerhin hatte er Bengars Familie zumindest vorläufig in Sicherheit bringen können. Da sowohl die Stadt, als auch die Mitglieder des Ring des Wassers im Tal der Erbauer immer noch über den laufenden Angriff der Orks informiert werden mussten, brach er die Verhandlungen mit den Söldnern ab. Ihr Stolz, so wusste er, würde sie alle das leben kosten. Gaan selbst redete sich immer wieder ein, alles notwendige versucht zu haben, um dies zu verhindern. Eine Lüge, über die die Historiker eines Tages richten sollten. Gaan hatte für den Moment entschieden, sich einem alternativen Ziel zu widmen. Der Taverne „Zur toten Harpyie“. Der Wirt dieser Taverne war ebenfalls ein Mitglied des Ring des Wassers. Einziges Problem war, dass es mittlerweile spät am Abend war und seit dem Angriff auf Bengars Hof bereits mehrere Stunden vergangen waren. Mit jeder weiteren vergangenen Stunde sank die Wahrscheinlichkeit, die Taverne noch vor den Orks zu erreichen.
    Sekobs Hof und dessen angrenzende Felder waren inzwischen gespenstisch leer. Mensch und Vieh wurden bereits vor Stunden evakuiert. Anstelle der Tagelöhner und Bauernknechte, beherrschten jetzt dutzende gierige Feldräuber die Anbauflächen der Bauern. Kurze Zeit später erreichte Gaan schließlich keuchend den östlichsten Punkt von Onars Höfen und hielt dort kurz inne. Eine heruntergekommene Hütte aus Eichenholz symbolisierte dabei das Ende von Onars Besitz. Für gewöhnlich beherbergte sie mehrere Söldner, die den Zugang zu den Höfen des Großbauern bewachten, doch auch sie waren bereits evakuiert worden. Südlich von Gaan befand sich oberhalb eines Plateaus der noch immer lodernde Hof von Bengar. Die dort am frühen Abend gesichteten Orks waren inzwischen weitergezogen. Für den Bruchteil einer Sekunde siegte sein Verstand über seine bisher übermannende Hoffnung. In Anbetracht des Vorsprungs der Orks war es schlicht und ergreifend surreal, die Taverne noch rechtzeitig zu erreichen. Dennoch hielt er an seinen Plan fest und setzte sich wieder im Laufschritt in Bewegung. So lange die Möglichkeit bestand, den Wirt lebend aufzufinden, wollte er nicht aufgeben. So ließ er Onars Höfe hinter sich und passierte den folgenden Pfad in westlicher Richtung. Je näher er dem Standort der weiter westlich gelegenen Taverne allerdings kam, desto mehr schwand seine Hoffnung. Die immer deutlichere Geräuschkulisse lies nur einen möglichen Schluss zu... die Orks hatten die Taverne bereits erreicht. Gaan verließ den Pfad und lief in gebückter Haltung durch den angrenzend hohen Dickicht hindurch. Auf diese Weise kam er ungesehen bis auf wenige Meter an die Taverne heran. Sie stand lichterloh in Flammen. Um das brennende Gebäude hatten sich eine Vielzahl von Orks und niederer Kreaturen geschart. Von Orlan, dem Wirt der Taverne fehlte jede Spur. Gaan versuchte in den unüberschaubaren Massen an Orks, Hinweise auf mögliche Gefangene zu entdecken. Er lauschte angespannt nach annähernd menschlichen Wortfetzen, doch vergebens. Es gab keinerlei Anzeichen für das Überleben des Wirtes. Gaan wusste, dass er nicht auf Dauer an diesem Ort verweilen konnte und geriet allmählich in Bedrängnis. Die Orks konnten jeden Moment in jede beliebige Richtung aufbrechen. Je länger er verweilte und seine Entscheidung hinauszögerte, desto mehr Zeit verlor er.

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    Post Ein Sturm kommt auf

    Die Nacht erhellende Blitze tanzten über das westliche Firmament. In den letzten Stunden hatte der Wind seine Stärke intensiviert. Sturmartige Böen fegten über die verlassenen Felder des Großbauern. Den Orks kam ein Sturm voraus.
    „Sollen sie doch im Schlamm steckenbleiben!“
    „Das würde uns nur die Ernte versauen.“ Torlof hatte bei seiner Bemerkung mit keiner Antwort gerechnet und war sichtlich überrascht, dennoch eine zu bekommen.
    „Wie weit sind wir, Cord?“
    „Alle umliegenden Höfe wurden evakuiert. Die Zivilisten von dort sind allesamt hier angekommen und wurden auf die umliegenden Gebäude verteilt. Unsere Jungs sind bis an die Zähne bewaffnet und des Kampfes durstig.“
    „Den Durst werden sie auch brauchen.“, entgegnete Torlof.
    „Für den Fall, dass es schlecht für uns ausgeht...“ Cord hielt für einen Moment inne. Er hatte noch immer die Worte des Jägers im Kopf und diesbezüglich ein ungutes Gefühl.
    „Wie sieht es mit einem Rückzug aus?“ Auch Torlof missfiel offensichtlich diese Gesprächsthematik, denn er antwortete nicht. Stattdessen schüttelte er nur stirnrunzelnd den Kopf. Doch Cord gab sich damit nicht zufrieden.
    „Haben wir den Menschen dieser Höfe gegenüber denn gar keine Verpflichtung?“
    „Du hast verdammt noch mal eine Verpflichtung Gegenüber Onar!“, erwiderte Torlof nun doch.
    „Onar hat uns angeheuert und Onar ist es, der uns bezahlt. Und er will, dass wir den Hof bis zum letzten Mann verteidigen, also werden wir genau das tun!“ Eine deutlich hörbare Aggressivität lag in Torlofs Stimme. Cord kannte den Söldner jedoch mittlerweile lang genug und wusste, dass dieses Verhalten nicht ihm galt. Es galt dem Großbauern und dessen Engstirnigkeit. Auch Torlof hätte im Zweifelsfall Menschenleben gerettet, anstatt zu opfern. Erneut zuckten wild tanzende Blitze über den Nachthimmel, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern. Sekunden später begann es zu regnen.
    „Gib den Söldnern Bescheid. Sie sollen sich an den besprochenen Positionen einfinden und in Formation gegen!“, wies Torlof seinen Untergebenen an. Cord verstand im ersten Moment nicht, worauf Torlof hinaus wollte, doch dann folgte dessen Blick. Am westlichen Firmament tauchten in der Dunkelheit zahlreiche Fackeln auf, die sich Onars Höfen näherten.
    „Das sind...“ Cord fiel es schwer, seine Eindrücke in Worte zu fassen. Seine Erwartungshaltung wich gravierend von dem ab, was sich da auf Onars Höfe zubewegte und war somit Grund für sein paralysiertes Verhalten.
    „Das sind verdammt viele Orks und genau deswegen, sollst du jetzt deinen Arsch bewegen!“, schrie Torlof wütend. Cord löste schließlich seinen Blick vom westlichen Geschehen und machte sich endlich auf den Weg. Zähneknirschend sah Torlof dem Söldner nach, ehe er seinen Blick wieder auf die nahende Bedrohung richtete. Eine nicht enden wollende Schlange von Fackeln fiel begierig auf Vernichtung, über Onars Lande hinein. Torlof redete sich immer wieder ein, dass ihm das Verhalten des jungen Söldners missfiel. Tatsächlich ging es ihm annähernd genauso. Die Streitmacht der Orks war den Söldnern zahlenmäßig weit überlegen. Einen Sieg unter solchen Umständen zu erringen, war nahezu unmöglich. Torlof hatte das bereits in den ersten Momenten der orkischen Ankunft erkannt. Nun lag es an jeden einzelnen Söldner selbst. Ehemalige Sträflinge der Minenkolonie, die innerhalb der magischen Barriere unter den rauesten Bedingungen überlebt hatten. Keine Garantie auf einen Sieg, doch ein Hoffnungsschimmer...
    Geändert von Lord Regonas (12.11.2019 um 21:53 Uhr)

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    Post Das Ende vom Großbauern


    Das Gewitter tobte über die gesamte Insel hinweg. Grelle Blitze entluden sich aus der Wolkendecke und schlugen mehrfach am Boden ein. Jedem Einschlag folgte ein markerschütterndes Donnern. Der anhaltende Platzregen hatte die Ackerflächen des Großbauern mittlerweile in große Schlammkuhlen verwandelt.
    Am Fuße von Onars Anwesen hatten sich inzwischen rund zwanzig Söldner positioniert. Sie hatten sich in drei kleinere Gruppen aufgeteilt, um bei Kampfbeginn eine Frontlinie im hundertzwanzig-Grad-Winkel halten zu können. Sie wurden jeweils von Torlof, Jarvis und Khaled angeführt.
    Die orkische Armee hatte derweil rund dreiviertel von Onars Ackerflächen hinter sich gebracht. Eine Einschätzung über die Truppenstärke der Orks war in Anbetracht der anhaltenden Dunkelheit und des dichten Platzregens nur schwer vorzunehmen. Doch war es offensichtlich, dass es ein verhältnismäßig weitaus größeres Heer war. Dieser Umstand beeinflusste die Motivation der Söldner erheblich. Eine bedrückende Stille hatte sich innerhalb der Gruppe heimtückisch eingenistet. Den sonst so siegessicheren Parolen war nun beunruhigtes Flüstern gewichen. Die bisher unanfechtbare Illusion der unbesiegbaren Drachenjäger begann allmählich zu bröckeln. Orkische Horden, von denen abendliche Geschichten feierlich berichteten, dass sie alle erschlagen wurden. Selbige Massen standen jedoch nun vor den Toren des Großbauern. Die bisher unausgesprochene Angst vor einem bevorstehenden Drachenangriff ging längst um sich. Eben diese Ungewissheit zerrte an der Motivation der Söldner.
    Etwa einhundert Meter vor den Söldnern, kam das orkischer Heer nach einem Aufschrei eines einzelnen Orks zum Stehen. Das Heer bildete dabei eine gerade Frontlinie, die sich sowohl über die nördlichen, als auch über die südlichen Ackerflächen des Großbauern erstreckte. Die hinteren Reihen in westlicher Richtung verloren sich hingegen in der Dunkelheit. Die orkischen Marschgeräusche verstummten ganz allmählich und eine bedrückende Stille legte sich über Onars Felder. Es war allerdings eine trügerische Stille, denn bei genauerem Hinhören offenbarte sich der Klang des Krieges. Auf metallische Rüstungen prasselnde Regentropfen, tollwütiges Schnaufen zahlreicher Orks und der angespannte Atem der Söldner.

    Torlofs Anspannung stieg mit jeder Sekunde des Wartens. Er verstand jedes einzelne Wort der hinter ihm flüsternden Söldner. Er konnte ihre Skepsis über das Verhalten der Orks voll und ganz nachvollziehen. Auch er verstand nicht, worauf sie warteten. Er wollte es jedoch auch nicht herausfinden und ergriff die Initiative.
    „Schützen!“ Sein Ruf diente der Aufmerksamkeit aller Armbrustschützen innerhalb seiner Gruppe. Für den folgenden Befehl musste er lediglich seinen Arm in die Höhe strecken. Es bedeutete, dass die Schützen ihre Bolzen spannen und die Armbrust ausrichten mussten. Khaled und Jarvis an den beiden äußeren Plätzen folgten ihm und machten ebenfalls die Schützen ihrer Gruppen feuerbereit. Torlof hielt die Luft an. Sobald er seinen Arm senken würde, galt der Feuerbefehl und die Hölle brach über sie herein. Die Orks verharrten erstaunlicherweise trotz der Vorbereitungen zum Angriff noch immer regungslos. Torlof vermutete irgendeine List und versuchte in den hinteren Reihen der Orks etwas zu erkennen, doch soweit es die Dunkelheit und der dichte Platzregen zuließen, war dort nichts derartiges zu erkennen. Es hatte bisher auch noch keinen akustischen Befehl gegeben, der auf eventuelle Gegenmaßnahmen hätte schließen lassen können.
    „Innos steh mir bei...“, flüsterte Torlof kaum hörbar und schloss seine Augen. Noch bevor er seinen Arm senken konnte, wurde er von zwei brutalen Pranken gepackt. Scharfe Krallen bohrten sich in sein Handgelenk. Ein entsetzlicher Schmerz trieb ihn an den Rand der Ohnmacht. Erschrocken riss er seine Augen auf und sah seinem rechten Arm hinauf. Heißes Blut schoss ihm dabei ins Gesicht. Seine Gedanken überschlugen sich. Entsetzte Schreie seiner Gruppe deuteten darauf hin, dass er von einer Harpyie gepackt worden war. Nur einen Augenblick später verlor er mit einem unsanften Ruck den Boden unter den Füßen. Einige Söldner versuchten ihm am Boden zu halten und packten verzweifelt nach seinen Füßen. Die Krallen der Harpyie bohrten sich jedoch noch tiefer in die offene Wunde. Die dadurch erneut explodierenden Schmerzen raubten Torlof endgültig das Bewusstsein.

    Als sich die Harpyie erfolgreich losgerissen hatte, gingen Cord und zwei weitere Söldner durch den Rückstoß zu Boden. Als Cord sich wieder aufgerichtet hatte, überforderte ihn die Situation dermaßen, dass er wie gelähmt war. Vereinzelt lösten sich Söldner aus den Formationen und versuchten den anhaltenden Angriffen durch die Harpyien in geduckter Haltung zu entkommen. Einige der Schützen versuchten die herabgleitenden Gegner wiederum mit ihren Armbrüsten zu treffen. Nur Sekunden später hallten mehrere grauenerregend klingende Schlachtrufe seitens der Orks über das Schlachtfeld. Die orkische Armee hatte den Befehl zum Angriff bekommen.
    Einen Atemzug schossen zwei gewaltige Feuerbälle über die Söldner hinweg und krachten in die dahinterliegende Taverne auf Onars Anwesen. Das ohnehin nicht sehr stabile Dach brach unter der massiven Wucht der Einschläge in sich zusammen und begrub alle in der Taverne befindlichen Personen. Es dauerte nicht lang, bis das Gebäude lichterloh in Flammen stand.
    Sentenza hatte sich inzwischen aus Cords Gruppe herausgelöst und das Kommando übernommen. Mit aller Gewalt versuchte er die Gruppe wieder zu formieren und befahl den Schützen, das Feuer nicht auf die Harpyien, sondern auf die Orks zu lenken. Im nächsten Moment fiel jedoch etwas völlig unerwartet vom Himmel herab und krachte in die Gruppe hinein. Durch die Wucht des Aufpralls wurde nahezu jeder Söldner der Gruppe umgeworfen. Es war Torlofs lebloser Körper.

    Keuchend richtete sich Cord wieder auf. Sein Gesicht war durch den Sturz vom Schlamm verdreckt, wodurch er nur noch verschwommene Umrisse erkennen konnte. Hastig wischte er sich den Dreck aus seinem Gesicht und versuchte sich blinzelnd zu orientieren. Das Zentrum der orkischen Übermacht bewegte sich unaufhaltsam auf sie zu und hatte sie so gut wie erreicht. Panisch zog Cord sein Schwert, nur um im nächsten Moment wieder entsetzt festzustellen, dass der Großteil seiner Gruppe noch am Boden lag. Sie war weit davon entfernt, sich in einem Kampf mit den Orks behaupten zu können. Er suchte verzweifelt den Kontakt zu den beiden äußeren Gruppen, um Unterstützung oder Instruktionen zu erhalten. Vielleicht hoffte er auch einfach nur auf einen vorzeitigen Rückzug. Doch auch sie waren in ähnlichen Situationen und keineswegs Kampfbereit, noch dazu in der Lage, auf ihn zu reagieren. Völlig unbewusst erinnerte er sich plötzlich an Gaans Worte. Kurz darauf rief er sich einige Gesichter der Zivilisten ins Gedächtnis, die sich auf Onars Anwesen versteckt hielten. Dem gegenüber stand sein Eid.
    „Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen.", flüsterte er zitternd.
    Geändert von Lord Regonas (12.11.2019 um 21:53 Uhr)

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    Post Weg ins Ungewisse

    Gaan musste sich letzten Endes eingestehen, dass es zu gefährlich war, im grellen Lichtschein der in Flammen stehenden Taverne an den Orks vorbeizuschleichen. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gab ungesehen an den Orks vorbeizukommen, bot sie sich allerhöchstens, wenn die Taverne niedergebrannt war; gleichwohl, für welchen Weg er sich bis dahin entschieden hatte. Er musste mit ansehen, wie sich Heerscharen von Orks um die brennende Ruine versammelten. Neben zahlreichen Echsenmenschen mischten sich außerdem noch vereinzelt Warge unter den Eindringlingen. Kreischende Harpyien flogen in der Dunkelheit beinahe unsichtbar über den Nachthimmel. Unweigerlich musste er in diesem Moment an Cord denken, der es vorgezogen hatte, mit seinen Kameraden den Hof des Großbauern zu verteidigen. Nun wo Gaan sah, mit was für einer gewaltigen Menge an Gegnern es die Söldner zu tun bekamen, wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er seinen Freund wohl nie wieder sehen würde. In diesem Zusammenhang musste er auch an Bengar und dessen Familie denken. Noch vor Stunden war er überglücklich gewesen, dass er sie unversehrt auf Onars Anwesen hatte bringen können. Nun plagten ihn Kindesschreie aus einer mit Stroh überdachten Holzhütte, die in Flammen stand.

    Stunden Später war die Taverne beinahe vollkommen in sich zusammengefallen. Die noch vor kurzen lodernden Flammen hatten sich in einen einzig glühenden Haufen verwandelt. In der ganzen Zeit hatte Gaan verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, sowohl die Stadt, als auch die Magier im Tal der Erbauer rechtzeitig vor der orkischen Invasion zu warnen. Doch mit Orlans offensichtlichen Ableben war sein Vorhaben unmöglich zu verwirklichen. Seine nun mehr letzte Hoffnung bestand darin, rechtzeitig die Stadt zu erreichen und sich dort mit den verbliebenen Mitgliedern des Rings kurzzuschließen. Eine Hoffnung, die er nun nach Stunden des Wartens in die Tat umsetzen wollte. Das orkische Heer war in Aufbruchstimmung und dabei sich in zwei Gruppen aufzuteilen. Inmitten dieses Durcheinanders gelang es Gaan ungesehen, durchs hohe Gras kriechend den nach Norden führenden Pfad zu überqueren. Eben diesen Pfad hatte er ursprünglich für seine Reise auserkoren, denn er führte direkt in die alten Ruinen der Erbauer und somit zum Portal nach Jharkendar. Nun lies er ihn jedoch hinter sich und folgte in sicherer Entfernung dem westlichen Pfad zur Stadt. Doch anstatt die zerfallene Taverne und die anhaltende Gefahr durch das orkische Heer nun hinter sich zu lassen, hielt er noch mehrere Minuten lang inne. Auch wenn er bereits ahnte, welche Richtung sie als erstes einschlagen würden, wollte er dennoch Gewissheit. Insgeheim erhoffte er sich dadurch einen taktischen Vorteil. Nach regen Diskussionen, die auf ihn den Eindruck erweckten, dass sich die Orks jedem Moment gegenseitig anfallen würden, brach ein beachtlich großer Teil des Heers schließlich nach Osten zu Onars Höfen auf. Erneut beschlich ihn sein schlechtes Gewissen, obwohl er nichts unversucht gelassen hatte, die Söldner zur Evakuierung von Onars Höfen zu drängen. Doch in Anbetracht der nun definitiv unvermeidbaren Ereignisse, blieb ihm der Gedanke an Bengar und dessen Familie stets im Nacken.

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    Post Flucht in letzter Sekunde

    Einzig sein in den Ohren dröhnender Puls war in der Lage, den unbarmherzigen Stechschritt der Orks hinter ihm zu übertönen. Er wusste nicht wie viele sich in seiner Richtung auf den Weg gemacht hatten, doch wurde er sich schlagartig bewusst, wie viel Zeit er vergeudet hatte. Wertvolle Zeit, die er zur Rettung eines auf seinen Weg liegenden Bauernhofes gebraucht hatte. Völlig unerwartet hatte sich ein weiterer Verband vom Rest des orkischen Heeres getrennt und war in seine Richtung aufgebrochen. Einzig die anhaltende Dunkelheit und der weitere Verlauf seines eingeschlagenen Weges hatte verhindert, dass er bei seiner Flucht entdeckt worden war. So führte ihn sein Weg um ein zentral gelegenes Bergmassiv herum, welches sich bis nach Norden zum Kloster der Feuermagier zog. Zumindest für einen kurzen Moment war es ihn dadurch gelungen, sich den gegnerischen Blicken zu entziehen. Umso schneller überquerte er nun die hinter der Biegung nach Norden führende Brücke. Direkt dahinter lag völlig unscheinbar der von ihm in Erinnerung gebliebene Bauernhof. Er kannte den hier ansässigen Bauern und dessen Familie nur vom Sehen, doch hoffte Gaan dennoch allesamt rechtzeitig und ohne lange Diskussionen in die Stadt evakuieren zu können. Ein greller Blitz erhellte den alten Hof, nur um ihn in der nächsten Sekunde wieder im bedrohlichen Schatten verschwinden zu lassen, bis er nur noch bis auf die Schemen erkennbar war. Keuchend erreichte er schließlich das alte Bauernhaus und klopfte sogleich mit aller Kraft gegen die hölzerne Tür. Angespannt wartete er elendig lange Sekunden auf eine Reaktion aus dem Inneren des Gebäudes, doch zu seiner Enttäuschung blieb sie aus. Verzweifelt schlug er ein weiteres mal mit beiden Fäusten auf die Tür ein und hoffte, dass ihn irgendjemand hören würde. Tatsächlich waren kurz darauf endlich Stimmen aus dem Inneren des Gebäudes zu vernehmen. Doch Gaan war nicht danach, seinen Erfolg zu feiern. Viel zu lange dauerte es, bis die Tür endlich einen Spalt geöffnet wurde und das verschlafene Gesicht eines alten Mannes hervorschaute.
    „Es ist verdammt noch mal mitten in der Nacht, also was...!“
    „Keine Zeit dafür!“, unterbrach Gaan den Bauern forsch.
    „Es werden jeden Moment eine ganze Menge Orks die Brücke hinter mir überqueren, also ruf deine Familie und Anhängerschaft zusammen. Ihr müsst auf der Stelle zur Stadt aufbrechen!“
    „Hör zu...“, antwortete der Bauer mit ruhiger Stimme und rieb sich seinen schmerzenden Nacken.
    „Ich habe Morgen einen anstrengenden Tag vor mir, wieso schläfst du also nicht deinen Rausch aus und...“ Gaan wusste anhand des Gesichtsausdruckes des Bauern, dass sich nun jegliche weitere Diskussion erübrigen würde. Die Orks hatten die hinter ihm liegende Brücke erreicht. Gaan hatte zwar versucht, ein Aufeinandertreffen mit den Orks zu verhindern, doch in dem Moment war dies der einzige Weg, den Bauern zu überzeugen.
    „Wie viele Personen leben auf diesen Hof?“, fragte Gaan und rief den Bauern damit unbewusst wieder zur Besinnung.
    „Meine Frau und meine Tochter, sowie drei Tagelöhner und zwei Knechte.“, antwortete er nun endlich geistesgegenwärtig.
    „Leben alle hier im Haus?“
    „Die Tagelöhner und Knechte sind in der Nachbarscheune und sind auf sich gestellt. Ich riskiere nicht das Leben meiner Familie für ein paar schlecht bezahlte Knechte und Tagelöhner!“, antwortete der Bauer entschlossen.
    „Wir können nur noch über den Hintereingang ungesehen raus, also rein mit dir!“ Widerwillig folgte Gaan der Aufforderung und betrat das alte Gebäude.
    „Hier entlang!“, dirigierte der Bauer Gaan durch das dunkle Esszimmer, nachdem er die Tür verriegelt hatte. Noch im Halbschlaf kam ihnen seine Frau aus dem Schlafzimmer entgegen und erkundigte sich irritiert nach dem Geschehen.
    „Zieh dir was an Kati und wecke unsere Tochter, wir müssen sofort in die Stadt.“
    „Was ist denn los, Akil?“, fragte sie verschlafen und machte keinerlei Anstalten, seiner Aufforderung nachzukommen.
    „Tu gefälligst was ich dir sage und beeil dich!“, schrie der Bauer energisch. Gaan wollte die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen und machte sich daran, den hölzernen Tisch in der Mitte des Esszimmers gegen die Tür zu schieben. Er nahm dabei keinerlei Rücksicht auf das sich darauf befindliche Geschirr; es würde ohnehin keiner mehr gebrauchen. Zu seiner Erleichterung kam kurz darauf die Frau des Bauern wieder aus dem Schlafzimmer zurück. Sie hatte sich in der Eile lediglich einen Mantel übergeworfen und trug die gemeinsame Tochter auf dem Arm.
    „Wir dürfen nicht länger hier bleiben!“, drängte er dennoch zur Eile.
    „Wo ist der Hinterausgang?“
    „Hier entlang.“, antwortete Akil und führte Gaan in einen schmalen Flur zu ihrer Linken. Am Ende des Flurs angekommen, öffnete er einen massiven Holzriegel, der die Tür von innen verriegelte. Gerade, als er die Tür langsam öffnen wollte, lies ein ohrenbetäubender Knall an der Frontseite des Gebäudes allesamt zusammenzucken.
    „Raus hier!“, rief Gaan aufgebracht. Akil öffnete rasch die Tür und ging dicht gefolgt von seiner Frau und seiner Tochter ins Freie. Jegliche Hoffnung den Orks unbemerkt entkommen zu können, wurde jedoch sofort wieder zunichte gemacht. Der ohrenbetäubende Lärm hatte das kleine Mädchen der Familie unsanft aufgeweckt.
    „Wir müssen uns beeilen!“, drängte Gaan energisch zur Eile. Er wusste, dass das Quengeln des kleinen Mädchens nicht dauerhaft unbemerkt bleiben würde. Gegenüber des Bauernhofes lag eine in Stein gehauene Treppe, die zu einem niedriger gelegenem Pfad führte. Dieser Pfad führte in westlicher Richtung zur schützenden Stadt. Allerdings dauerte es durch Katis zusätzliche Last bedingt viel zu lange, bis sie die Treppe endlich erreicht hatten. Zur ohnehin schon bitteren Kälte hinzukommend, begann es zu allem Überfluss auch noch zu regnen. Mittlerweile waren sie längst bemerkt worden und wurden von etwa ein dutzend Orks verfolgt.
    „Das muss schneller gehen!“, rief Gaan hetzend und nahm seinen Bogen von seiner Schulter. Während die Familie eilig die Treppen hinunter hastete, blieb Gaan für einen Moment zurück. Hastig griff er in seinen ledernen Köcher und zog einen Pfeil heraus, den er sogleich einspannte. Für gewöhnlich lies er sich bei der Jagd ausgesprochen viel Zeit zum zielen, doch nicht in der heutigen Nacht. Es gab kein Tier, dass er am fortlaufen hindern musste, oder auf dessen Fell er Rücksicht nehmen musste. Der von ihm eingespannte Pfeil entschied über etwas weitaus wichtigeres... sein Überleben; so lagen zwischen dem Einspannen und dem Abschuss des Pfeils nur wenige Sekunden. Und obwohl sein erster Pfeil einen der orkischen Elitekrieger an der Schulter verwundete, musste Gaan dennoch sehr schnell realisieren, wie aussichtslos sein Unterfangen war. Der von ihm verwundete Ork fiel anfangs leicht zurück, hatte sich jedoch nur Sekunden später wieder gefangen und lief weiter. Immerhin hatten Akil und Kati inzwischen die Treppe passiert und liefen dem Pfad in westlicher Richtung entlang. Darüber hinaus trug nun Akil die gemeinsame Tochter, wodurch sie etwas schneller voran kamen. Gaan beschloss kein weiteres Risiko einzugehen und zog seinen Bogen wieder über seine Schulter. Anschließend hastete er ebenfalls die steinernen Treppenstufen herunter, was in Anbetracht der mittlerweile bereits beachtlichen Nässe ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen war. Mit beinahe jedem zweiten Schritt merkte er, wie er wegrutschte und sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Es glich einem Wunder, dass er ohne zu stürzen auf dem tiefer liegendem Pfad ankam. Während der Regen ihm mit eisiger Kälte ins Gesicht peitschte, machte er sich daran, den Bauern und seine Familie einzuholen. Sie hatten einen nur sehr geringen Vorsprung zu den Orks und würden den auch weiter ausbauen können. Über den schmalen Bergpfad würden die Orks ohnehin nicht alle auf einmal gelangen können. Als er jedoch kurzzeitig zurückschaute, musste er mit Entsetzen feststellen, dass die Orks sie gar nicht weiter verfolgten. Stattdessen hatten sie sich oberhalb der Treppen postiert und begangen mit ihren Armbrüsten auf die menschliche Gruppe zu zielen.
    „Geht in Deckung!“, rief er der kleinen Familie zu und versuchte sich möglichst dicht an der Felswand entlang zu bewegen, um nicht getroffen zu werden. Doch zu seinem Entsetzen, wussten anscheinend weder Akil noch Kati, wohin sie hätten ausweichen sollen und versuchten stattdessen nur noch schneller voranzukommen.
    „Geht verdammt noch mal...“ Mehrere Bolzen schossen an Gaan vorbei und gut die Hälfte von ihnen traf sowohl Akil, als auch Kati. Während die Bäuerin nach anfänglichem Taumeln auf allen Vieren im Matsch landete, fiel Akil mitsamt seiner Tochter der Länge nach hin. Gaan verschwendete keine weitere Sekunde und eilte zuerst dem Bauern und seiner Tochter zur Hilfe. Als er Akil jedoch näher kam, entdeckte er zahlreiche Bolzen in dessen Rücken. Jegliche bisherige Hoffnung, die kleine Familie unbeschadet zur Stadt bringen zu können, schwand nun endgültig. Behutsam schaffte er den leblosen Körper beiseite und nahm das schreiende Kind an sich. Es war wie durch ein Wunder beinahe unverletzt. Einzig ein paar Schürfwunden zogen sich über die kleinen Arme.
    „Meine Tochter...“, flüstere Kati schluchzend.
    „Es geht ihr gut... was ist mit dir?“
    „Mein Arm tut so weh...“ Während sie sich mit schmerzerfüllten Gesicht aufzurichten versuchte, konnte Gaan drei Bolzen ausmachen, die in ihrem rechten Arm steckten. Blut strömte aus den Wunden heraus. Wenn sie nicht bald die Stadt erreichen würden, würde die Bäuerin verbluten.
    „Es ist nicht mehr weit bis zur Stadt und dort seit ihr dann in Sicherheit. Also lass uns von hier endlich verschwinden.“ antwortete Gaan schließlich und versuchte sie über ihren rechten Arm zu stützen.

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    Post Das Wohl von Vielen I

    „Steht gefälligst wieder auf!“, brüllte Sentenza und verpasste jeweils erst Buster und dann Rod einen kräftigen Tritt.
    „Im Dreck liegen könnt ihr, wenn ihr tot seid!“ Für den Moment zumindest konnte Cord seine anfänglichen Zweifel wieder verdrängen und half Patrick auf die Beine. Der junge Bandit aus Jharkendar hatte in den vergangenen Wochen zusammen mit ihm trainiert und sich Cords Schwertstil aneignet. Allerdings war der Bandit alles andere als kampfbereit. Blanke Panik stand im ins Gesicht geschrieben.
    „Du weichst im Kampf nicht von meiner Seite!“, rief Cord, um ihn zu beruhigen. Dabei hatte er selbst Mühe, in Anbetracht der orkischen Übermacht die Nerven zu behalten.
    „Schluss damit!“, befahl Sentenza, nachdem mit Rod schließlich auch der letzte Söldner wieder auf den Beinen war.
    „Macht euch kampfbereit!“

    Die Heerscharen der Orks nutzten den unkoordinierten Zustand der Söldnergruppen aus, um endgültig in den Angriff überzugehen. Der von den Söldnern geplante Pfeilhagel, der ein annähernd ausgleichendes Kräfteverhältnis schaffen sollte, blieb aus. Die einheitliche Verteidigungslinie war nun mehr nicht mehr gegeben. Auseinandergesprengt kämpften die Söldner ums nackte Überleben.
    Binnen weniger Sekunden geriet Cords Gruppe in den Verteidigungskampf. Rod, Sentenza und Buster teilten sich auf. Cord, Cipher und Patrick blieben hingegen möglichst dicht beisammen. Während Cord unter größter Anspannung versuchte, konzentriert in die Kämpfe zu gehen, wurden Cipher und Patrick von ihrer Furcht beherrscht. Cipher, der als erster in einen Kampf verwickelt wurde, schlug mit seinem groben Schwert wild auf seinen Gegner ein. Der orkische Krieger versuchte die unkontrollierten Schläge zu blocken, doch gelang es Cipher irgendwie die Deckung seines Gegners zu durchbrechen. Patrick hatte dabei weniger Glück. Sein Gegner schlug mit seiner zweihändig geführten Axt auf den Banditen ein. Der junge Bandit hatte dabei keinerlei Chancen, den Schlag mit seinem Einhänder zu blocken und versuchte ihm stattdessen auszuweichen. Jedoch verlor er aufgrund des rutschigen Untergrunds das Gleichgewicht und viel zu Boden. Panisch versuchte er sich wieder aufzurichten, rutschte jedoch im Schlamm immer wieder weg.
    Cord ergriff bei seinem Kampf die Initiative und setzte seinem orkischen Gegner mit einer schnellen Kombination aus links-rechts Schlägen zu. Zwar blockte der orkische Krieger zunächst noch den Angriff, öffnete dann jedoch für einen kurzen Moment seine Deckung, um zum Gegenangriff überzugehen. Cord nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit und schlitzte seinen Gegner der Länge nach mit einem Vertikalen Hieb auf.
    Wenige Schritte von ihm entfernt entdeckte er Patrick am Boden liegend. Dessen Gegner holte gerade zum finalen Schlag aus und war drauf und dran seine Axt auf den Banditen nieder krachen zu lassen. Cord kam seinem Schützling zur Hilfe und warf sich mit aller kraft gegen den Angreifer. Der Zusammenprall brachte beide aus dem Gleichgewicht und riss sie zu Boden. Patrick jedoch war wie gelähmt und rührte sich nicht.
    „Steh gefälligst auf, Verdammt!“, rief Cord und wandte sich wieder, noch während er aufstand, seinem Gegner zu. Der orkische Krieger hatte bei dem Zusammenstoß seine Axt im Schlamm verloren und suchte verzweifelt den Boden danach ab. Cord zögerte keine Sekunde und zog einen Dolch aus seinem Ledernen Gürtel, mit dem er dem wehrlosen Ork hinterrücks die Kehle durchschnitt. Nachdem er seinen Dolch hektisch wieder in dem Gürtelhalfter verstaut hatte, wandte sich Cord seinem noch immer am Boden liegenden Kameraden zu.
    „Hoch mit dir!“ rief er bestimmend und griff Patrick unter die Arme.
    Einige Meter weiter nordwestlich kämpften Jarvis, Bulco und Raoul dicht an dicht gedrängt gegen die orkische Übermacht. Der Rest dieser Gruppe war bereits gefallen und die drei noch lebenden Söldner wurden immer weiter zurückgedrängt.
    Weit abgeschlagen im Norden, kämpften hingegen Khaled, Dar und Fester verzweifelt am Rande zu Onars Hof. Ein erneuter Feuerball erhellte den rabenschwarzen Nachthimmel und traf hinter ihnen die Kapelle des Hofes. Es brauchte nur wenige Sekunden, bis das mit Stroh abgedeckte Dach lichterloh in Flammen stand.
    Cord und Patrick gingen unterdessen gemeinsam in den Angriff über. Einen orkischen Krieger flankierte Cord von der linken Seite. Der Krieger blockte den Schwerthieb gekonnt, lies dabei jedoch seine rechte Deckung völlig außer acht. Dies nutzte Patrick aus und stieß dem Gegner seinen Einhänder in den Unterleib. Cord warf sich mit seiner Schulter gegen das etwa zwei Meter große Ungetüm und brachte es somit endgültig zu Fall.
    „Wir müssen verschwinden, Cord!“, rief Cipher plötzlich hinter ihnen und deutete wild gestikulierend auf eine größere Gruppe Orks, die sie von Norden her einzukesseln drohten.
    „Das kann nicht sein, da...“, setzte Cord verzweifelt zur Antwort an, entdeckte dann jedoch die brennende Kapelle. Khaleds Gruppe war gefallen. Damit nicht genug, machte sich Cipher offenbar daran, zu flüchten.
    „Wo willst du hin, Cipher!“, brüllte Cord seinen Kameraden wutentbrannt hinterher.
    „Mir reicht es!“, rief Cipher keuchend.
    „Ich lasse mich doch nicht für ein paar Rübenfresser umbringen!“
    „Du bleibst gefälligst hier und verteidigst den Hof!“, befahl Cord verzweifelt. Cipher ignorierte den Befehl jedoch und flüchtete in die Richtung von Onars Anwesen.
    „Cipher! Bleib gefälligst stehen!“, rief Cord seinem Kameraden hinterher, wurde jedoch kurz darauf wieder in die Verteidigung gedrängt, sodass er den flüchtenden Söldner aus den Augen verlor. Ein orkischer Elitekrieger schlug mit einem horizontalen Hieb auf Cord herab. Der Söldner konnte den Schlag nur mit Mühe parieren und fiel hinterrücks dabei zu Boden. Ein flüchtiger Blick in Patricks Richtung verriet ihm, dass er nicht auf die Hilfe seines Kameraden zählen konnte. Sein Sozius war ebenfalls in einen Kampf verwickelt. Cord saß in der Falle. Als letzte Verzweiflungstat griff er mit seiner noch freien Hand in den Schlamm neben sich und warf diesen dem orkischen Krieger ins Gesicht. Der erhoffte Effekt hielt jedoch nur für einen völlig unzureichenden Bruchteil von Sekunden an. Ehe sich Cord wieder aufrichten konnte, holte sein Gegner bereits zum finalen Schlag aus.
    Cipher war es unterdessen tatsächlich gelungen, etwas Abstand zwischen sich und dem Schlachtfeld zu gewinnen. Dennoch hatte er Mühe, den Hang zu Onars Hof zu erklimmen. Durch den andauernden Regen hatte sich dichter Schlamm gebildet, sodass er kaum einen festen Stand bekam und ständig wegrutschte. Dann wurde er plötzlich hinterrücks von etwas angefallen und landete der Länge nach im Matsch. Ein brennender Schmerz durchfuhr seinen Rücken. Blut bedeckte den feuchten Untergrund, auf dem er lag. Nach Luft prustend versuchte er sich langsam wieder aufzurichten, seine enormen Schmerzen hielten ihn jedoch am Boden. Wenige Meter vor ihm erkannte er dafür die verschwommenen Konturen eines vierbeinigen Wesens. Verzweifelt suchte er mit zittrigen Händen den matschigen Boden nach seinem Schwert ab... ohne Erfolg.
    „Na los, du Scheißköter!“, schrie er aus voller Leibeskraft. Ein beinahe schon dämonisches Fletschen ging dem blitzschnellen Angriff der Kreatur voraus. Es war ein Angriff, dem Cipher in Kraft und vor allem Geschwindigkeit nichts entgegenzusetzen hatte. So war er nicht imstande, auf den Frontalangriff der Kreatur zu reagieren oder gar auszuweichen. Sie biss sich mit ihren reißenden Zähnen in seiner Schulter fest und warf ihn zu Boden. Cipher schrie beim Aufprall vor Schmerzen und versuchte sich aus dem festen griff der Kreatur zu befreien. Egal wie sehr er sich jedoch windete, er kam nicht los. Hinzukommend verlor er binnen weniger Sekunden jegliches Gefühl in seinem rechten Arm. Dann lockerte die Kreatur plötzlich ihren Biss und ließ von seiner Schulter ab. Obgleich dies geschah, spürte Cipher, wie er allmählich das Bewusstsein verlor. Nur noch Schemenhaft vernahm er wie sich die Kreatur über sein Gesicht beugte, ehe sich sein Blick verdunkelte.

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    Im letzten Moment wurde der Schlag des orkischen Elitekriegers pariert. Keine Sekunde später durchbrach ein weiteres Schwert den Torso des Orks. pechschwarzes Blut sickerte zähfließend aus der hinzugefügten Wunde. Völlig überrumpelt erkannte Cord, dass Jarvis und Bulco ihm zur Hilfe geeilt waren.
    „Bis du bald fertig mit deiner Pause!“, maulte eine Cord wohlbekannte Stimme.
    „Dir kann auch nichts und niemand deine miese Laune verderben, Bulco!“, rief Cord erleichtert und richtete sich wieder auf. Seine Erleichterung schlug jedoch sogleich wieder in Fassungslosigkeit um.
    „Was ist mit den Anderen?“ Keiner der beiden Söldner antwortete und das mussten sie auch gar nicht. Die bittere Wahrheit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Dutzende Kameraden, mit denen er Seite an Seite gekämpft hatte. Kameraden, die er teils schon seit Jahren gekannt hatte. Sie waren allesamt gefallen.
    „Geht und rettet, was noch zu retten ist.“, sagte Jarvis schließlich grinsend. „Wir halten euch so lange wir können, den Rücken frei!“ Cord gingen dutzende Gedanken durch den Kopf. Dabei war ihm die ganze Zeit bewusst, dass eine Flucht die einzige Möglichkeit war, lebendig dieser Hölle zu entgehen.
    „Patrick wir beide ziehen uns zurück!“, rief er dem jungen Söldner zu und wandte sich ein letztes Mal an Jarvis.
    „Nehmt so viele von den Drecksviechern mit, wie es nur geht!“
    „Worauf du dich verlassen kannst!“

    Cord und Patrick liefen die Anhöhe zu Onars Anwesen hinauf. Durch den tiefen Schlamm bedingt rutschten sie immer wieder weg und hatten Mühe, sich auf den Füßen zu halten. Dennoch erreichten sie wenig später schließlich erschöpft das Gelände von Onars Anwesen. Die Flammen der lichterloh brennenden Taverne schlugen meterhoch in den Nachthimmel. Rauch quoll über den gesamten Hof und erschwerte den Beiden die Sicht.
    „Warte!“, ermahnte Cord seinen jungen Kameraden und blinzelte verharrend über die verqualmte Hochebene. Ihm war, als hätte er in der nahen Dunkelheit einen schemenhaften Schatten gesehen, der sich jedoch wieder verflüchtigt hatte.
    „Übernimm du die Scheune!“, rief Cord schließlich. „Ich kümmere mich um Onar.“ Cord rannte in gebückter Haltung über die verqualmte Hochebene und erreichte kurz darauf schließlich Onars Hauptsitz. Obgleich er versuchte die Ruhe zu bewahren, schlug er dennoch vollkommen unkontrolliert auf die Tür des Gebäudes ein. Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich geöffnet wurde und das Gesicht eines verunsicherten Söldners zum Vorschein kam.
    „Wir müssen sofort von hier verschwinden!“, rief Cord.
    „Mir haut hier keiner ab!“, krächzte daraufhin eine Stimme aus dem inneren des Anwesens. Kurz darauf wurde der Söldner an der Tür beiseite gestoßen und Onar trat vor die Tür. Die wütenden Worte, die er Cord um die Ohren hauen wollte, gingen dem Großbauern jedoch nicht über die Zunge. Sein fassungsloser Blick wanderte stattdessen über seinen einstigen Besitz. Inzwischen war auch Patrick mit den wenigen Überlebenden aus der Scheune zurückgekehrt. Allerdings betraten nun mehr und mehr Orks Onars Anwesen von der nördlichen Seite aus.
    „Wenn ihr mir weiterhin die Flucht verwehrt, dann werden all diese Menschen sterben!“, rief Cord energisch und versuchte den Großbauern zur Besinnung zu bringen. „Wir müssen jetzt fliehen!“
    „Wenn ihr in meinem Haus zur Hintertür hinausgeht, gelangt ihr vielleicht hinter der Kapelle ungesehen vorbei in den Wald.“, antwortete Onar schließlich zähneknirschend. Es war eine Entscheidung, mit der Cord nicht einmal ansatzweise gerechnet hatte. Der Großbauer war bisher immer nur sich selbst der Nächste. Umso überraschender war nun Onars Kehrtwende.
    „Dann sollten wir unverzüglich aufbrechen!“, ermahnte Cord zur Eile. Onar lehnte jedoch ab.
    „Niemand brennt ungestraft meinen Besitz nieder!“ Ein fanatischer Unterton lag in seiner Stimme und obgleich Cord wusste, dass der Großbauer nicht die geringste Chance gegen die orkische Übermacht hatte, war er insgeheim froh über dessen Entscheidung. Während sich Onar mit zwei weiteren Söldnern zum nördlichen Endes des Anwesens begab, wandte sich Cord an Patrick.
    „Ich führe die ersten Bauern zum Hinterausgang. Du schickst nach und nach die restlichen Leute herein und sicherst dann nach hinten ab.“
    „Ich werde ebenfalls hier bleiben und Onar und die beiden Söldner im Kampf unterstützten.“, widersprach der junge Söldner.
    „Wenn du hier bleibst, dann gehst du drauf!“, erwiderte Cord energisch. Doch war es bereits zu spät. Dutzende Orks stürmten die westliche Anhöhe zu Onars Anwesen. Patrick zog sein Schwert und stellte sich ihnen entgegen.

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    Post Das Wohl von Vielen III

    Im inneren von Onars Behausung befanden sich etwa ein dutzend Personen. Hauptsächlich waren es Frauen und Kinder; lediglich zwei ältere Männer waren unter ihnen. Cord verlor keine Zeit und führte die verängstigte Gruppe vom Hauptsaal aus in den Nebenraum, in dem sich der Hinterausgang befand.
    „Ihr bleibt dort draußen dicht hinter mir und gebt keinen Ton von euch!“, rief er angespannt der Gruppe zu. „Wir werden versuchen, die nördlichen Wälder zu erreichen.“ Vorsichtig öffnete er die hölzerne Tür und überprüfte mit angehaltenem Atem den schmalen Hinterhof. Erleichtert stellte er kurz darauf fest, dass die Orks noch nicht bis dort hin vorgedrungen waren. Plötzlich erschütterte ein lautstarker Knall das Gebäude und ließ die Gruppe zusammenzucken. Cord wandte sich einen Moment vom Hinterausgang ab und blickte erschrocken in den Hauptsaal. Kurz darauf erschütterte ein weiterer Knall das Gebäude. Die geborstenen Überreste der von innen verkeilten Vordertür fielen im Hauptsaal zu Boden und eine glühende Wolke setzte binnen weniger Sekunden alles in Brand.
    „Los jetzt!“, drängte Cord zur Eile. Die Kinder wurden von den Erwachsenen als erstes hinaus gebracht. Cord half den Kleinen, die drei Treppenstufen zu überwinden und setzte sie nacheinander hinter sich ab. Dann folgte der Rest der Gruppe. Als schließlich allesamt das Gebäude verlassen hatten, schloss Cord die Tür und führte die Gruppe eiligen Schrittes nordwärts hinter Onars Haus entlang. Als sie schließlich dessen Ende erreicht hatten, verharrte die Gruppe dort mehrere Sekunden lang. Cord beobachtete die orkischen Massen, die an der niedergebrannten Kapelle vorbei Onars Anwesen betraten. Angespannt wartete er auf eine passende Gelegenheit, um ungesehen in die nördlich gelegenen Wälder fliehen zu können. Als nach einer schier endlosen Ewigkeit der orkische Strom endlich für einen kurzen Augenblick unterbrochen war, befahl Cord der Gruppe mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Im Laufschritt und geduckter Haltung lief die Gruppe an der östlichsten Seite der brennenden Kapelle vorbei und gelang wenig später in den nördlichen Wald. Im Schutz der Dunkelheit und des dicht bewaldeten Terrains, konnten sie so dem Schlachtfeld entkommen. Doch die qualvollen Schreie der hinterbliebenen und die berstenden Geräusche von zusammenfallenden Gebäuden, verfolgten sie noch bis tief in den Wald hinein. Erst nach einer ganzen Weile des Marsches durch teils unwegsames Gelände, verstummte ganz allmählich die grauenerregende Geräuschkulisse. Cord hielt schließlich erstmals inne und ließ die Gruppe einstweilen verschnaufen. Vor allem die vier Kinder machten ihm Sorgen. Noch viel zu klein, um all das Leid zu verstehen und vor allem noch viel zu jung, um sich zur Wehr setzen zu können. Unbehagen übermannte ihm und für den Bruchteil einer Sekunde wagte er sogar die Überlegung, ob sie nicht besser auf Onars Höfen umgekommen wären.
    „Wohin bringst du uns?“ Einer der beiden älteren Männer riss Cord mit dieser Frage wieder zurück in die Gegenwart.
    „Ich habe einen Bruder in der Stadt, der würde mich und meine Tochter aufnehmen!“, meldete sich nun auch eine der Frauen zu Wort.
    „Wir gehen nicht zur Stadt!“, antwortete Cord schließlich fest entschlossen. „Wäre ich ein Ork, würde ich dort als nächstes hingehen. Wir werden nach...“, Cord hielt plötzlich mitten im Satz inne und zog hastig sein Schwert.
    „Bringt die Kinder von hier fort!“, rief er mit zitternder Stimme und versuchte gleichzeitig die Anzahl der sich rasch nähernden Schatten auszumachen.
    „Was ist denn los?“, fragte einer der beiden älteren Männer und trat an Cords Seite.
    „Jetzt verschwindet...!“, ehe Cord seinen Satz beenden konnte, wurde der alte Mann an seiner Seite bereits zu Boden gerissen. Cord erkannte dabei gerade einmal die filigranen Umrisse des sehr schnellen Schattens.
    „Lauft!“, rief er verzweifelt dem Rest der Gruppe zu und verharrte an Ort und Stelle. Cord hatte von Anfang an die Befürchtung, dass die Orks ihre gefährlichsten Jäger erst in der Nacht loslassen würden. Das dunkle Fell eines Warg war in der Dunkelheit wenn überhaupt nur schemenhaft auszumachen und dann war es meistens auch schon zu spät. Plötzlich schoss aus einem naheliegenden Gebüsch ein weiterer Schatten hervor und fiel Cord an. Der Söldner konnte sich durch die enorme Wucht des Zusammenstoßes nicht auf den Beinen halten und fiel mitsamt der Kreatur unsanft zu Boden. Im ersten Moment spürte er einen explodierenden Schmerz an seinem Hinterkopf. Er musste ihn sich an einer Wurzel oder ähnlichem aufgeschlagen haben. Dann stellte er verwirrt Fest, dass sich sein Einhänder nicht länger in seiner Hand befand. Ehe er jedoch danach suchen konnte, spürte er auf einmal, wie sich etwas in der linken Schulterplatte seiner Rüstung verfing. Mit Entsetzen spürte er, wie der Biss des Warg das massive Material seiner Rüstung zerstörte. Der Druck an seiner Schulter nahm schlagartig zu und verwandelte sich binnen weniger Sekunden in einen unerträglichen Schmerz. Panisch zog Cord von seiner Gürtelschnalle einen Dolch hervor und stach von der Seite auf den Warg ein. Immer und immer wieder, bis sich der Biss des Tieres endlich wieder lockerte und schließlich gänzlich nachließ. Schwer atmend hievte Cord den Warg von sich herunter und richtete sich langsam wieder auf. Sein Schädel und seine Schulter dröhnten vor Schmerzen und er hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Immerhin konnte er direkt vor sich seinen verloren gegangenen Einhänder ausmachen. Plötzlich hörte Cord unweit nördlich von ihm ein Kind aufschreien. Es war die Richtung, in die der Rest der Gruppe geflüchtet war... auf seine Anweisung hin. Panik übermannte ihn erneut. Er hatte die Gruppe vollkommen schutzlos fortgeschickt. Er verdrängte alle Schmerzen seinerseits und rannte verbissen los. Zahlreiche Sträucher schlugen ihm erbarmungslos ins Gesicht. An dutzenden Wurzeln blieb er hängen und war letzten Endes kaum mehr in der Lage, sein Gleichgewicht zu halten. Zu allem Überfluss wurde er kurz darauf erneut von etwas zu Boden gerissen.
    „Folge mir, wenn du leben willst!“, rief plötzlich eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit heraus. Erschrocken drehte Cord sich um und sah eine ihm wohl bekannte Frau.
    „Sagitta!“, rief er erleichtert. „Du hast ja keine Ahnung, wie froh ich bin...“
    „Quatschen kannst du später!“, unterbrach ihn die Kräuterhexe. „Steh auf und folge mir zu meiner Höhle!“
    Geändert von Lord Regonas (07.11.2019 um 22:04 Uhr)

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    Post Das Heim der Kräuterhexe

    Es waren inzwischen etwa dreißig Minuten vergangen, seitdem Sagitta den Söldner in ihre Höhle untergebracht hatte. Zu Cords Erleichterung hatte sie auch die restlichen Mitglieder seiner Gruppe aufgegriffen. Zumindest bis auf den alten Mann, der dem Warg zum Opfer gefallen war. Nun erholte sich die Gruppe von den Strapazen des orkischen Überfalls. Sagitta versorgte die Wunden und gab Verpflegung aus. Den Kindern gab sie darüber hinaus noch dicke Decken aus Schafsfell und setzte sie an den wärmenden Kamin.
    „Danke noch einmal...“, sagte Cord mit leiser Stimme. „Ohne dich wären wir alle umgekommen.“
    „Hör auf dich zu bedanken!“, erwiderte Sagitta und schüttelte den Kopf. „Die Hauptsache ist, dass ihr in Sicherheit seid.“ Cord ließ seinen Kopf erschöpft an die kühle Höhlenwand zurückfallen. „Was hast du nun vor? Wo wollt ihr hin?“
    „Hier bleiben können wir nicht.“, antwortete Cord der Kräuterhexe. „In der Hafenstadt wird es auf Dauer aber auch nicht sicher sein.“ Er hielt einen Moment inne und beobachtete eine Weile die kleinen Kinder.
    „Ich werde versuchen, den nordöstlichen Teil der Insel zu erreichen!“
    „Nordosten?“, wiederholte Sagitta skeptisch. „Da sind doch nur alte Ruinen!“
    „Eben nicht.“, schmunzelte Cord. „Es gibt dort ein magisches Portal, dass uns zu einem unerforschten Teil der Insel bringen wird. Ich habe dort Freunde, die dort ein Lager errichtet haben.“
    „Und dort ist es sicher?“ Sagitta war nach wie vor skeptisch. Cord konnte es ihr jedoch keinesfalls verübeln. Sie hatte wahrscheinlich noch nie zuvor von diesem Ort gehört... geschweige denn von dem magischen Portal.
    „Es ist dort auf jeden Fall sicherer als irgendwo anders auf der Insel.“

    Inzwischen waren die Kinder im goldenem Schein des Kamins eingeschlafen. Auch die meisten Frauen waren bereits zumindest am Dösen. Einzig der verbliebene alte Mann saß nachdenklich im Sessel vor dem Kamin. Cord gefiel dieser Umstand überhaupt nicht. Er hatte alsbald wieder aufbrechen wollen, um möglichst einen großen Abstand zwischen sich und den Orks zu haben.
    „Du solltest dich auch etwas ausruhen.“ Obgleich ein paar Stunden Schlaf durchaus verlockend waren, schüttelte Cord energisch den Kopf. Würde er seinen Körper nun zur Ruhe kommen lassen, würde er den halben Tag verschlafen.
    „Wir werden noch vor Sonnenaufgang aufbrechen!“, antwortete er und stand schließlich auf.
    „Es nützt niemandem etwas, wenn du dich nicht ausruhst; schon gar nicht deinem Vorhaben. Außerdem hast du auch Kinder dabei, vergiss das nicht!“, erwiderte Sagitta empört und stand ebenfalls auf. Cord hatte weder die Kraft, noch die Geduld, um mit der Kräuterhexe zu diskutieren.
    „Jede Minute die wir hier länger verharren verschlechtert unsere Chancen, unentdeckt den nordöstlichen Teil der Insel zu erreichen!“ Deutlich hörbare Aggressivität lag in seiner Stimme, die er sogleich wieder bereute. „Entschuldige bitte, ich bin nur...“
    „Müde?“, vollendete Sagitta den angefangenen Satz und sah ihn erwartungsvoll an. „Ich werde schon dafür sorgen, dass du zur Morgendämmerung wieder auf den Beinen bist.“
    „Also gut...“, antwortete Cord und gab schließlich nach.

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    Post Ein verhängnisvoller Fehler

    Stunden später wurde Cord unsanft aus den Schlaf gerissen. Im ersten Moment versuchte er vollkommen desorientiert herauszufinden, wo er sich befand. Eine verzweifelte Stimme, die er nicht zuordnen konnte, redete panisch auf ihn ein. Kurz darauf spürte er plötzlich einen brennenden Schmerz in seinem Gesicht und konnte sich daraufhin wieder einigermaßen besinnen.
    „Wir müssen sofort von hier verschwinden!“ Sagittas Stimme zitterte. Sie hatte panische Angst. Schlaftrunken richtete sich Cord hastig auf. Er hatte höchstens ein bis zwei Stunden geschlafen.
    „Haben sie die Höhle schon gefunden?“
    „Noch nicht, doch sie durchkämmen den Wald“, antwortete die Kräuterhexe. „Du hattest von Anfang an recht. Ihr hättet direkt aufbrechen sollen. Ich habe euch unnötig in Gefahr gebracht und das tut mir so Leid!“
    „Das ändert jetzt auch nichts mehr“, antwortete Cord. „Weck die anderen und kommt dann zum Ausgang der Höhle. Ich sehe mich dort um!“ Hastig eilte Cord durch die dunklen Gänge der Höhle. Feuchtigkeit benetzte seine Haut und ein modernder Geruch stieg ihm in die Nase. Dann erreichte er schließlich den Ausgang der Höhle. Dort verharrte er und versuchte auszumachen, wie weit sich die Orks bereits der Höhle der Kräuterhexe genähert hatten. Durch den dichten Wald sah er dutzende Fackeln die stockfinstere Nacht erleuchten. Die Orks bewegten sich unweit seiner Position und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Höhle finden würden.Viel mehr beunruhigte Cord jedoch, dass die Orks erneut Warge oder gar Orkhunde zur Spurensuche einsetzten. Eine Tatsache, die seine Flucht erheblich erschweren würde. Immerhin erreichte nun auch Sagitta mit dem Rest der Gruppe den Ausgang der Höhle.
    „Die Kinder sind weinerlich und völlig übermüdet“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Wir müssen uns beeilen!“
    „Wenn wir es schaffen, den Hang hinter deiner Höhle zu erklimmen, dann können wir die Straße nach Osten nehmen“, antwortete Cord leise. „Du musst mir mit den Kindern helfen!“ Der Söldner half Sagitta hastig am unteren Ende des Hangs hinauf und gab ihr dann rasch nacheinander die Kinder an. Verzweifelt parkte die Kräuterhexe die Kleinen zunächst hinter sich, bis sie alle vier bei sich hatte. Dann begann sie vorsichtig den kleinen den Hang hinauf zu helfen. Dichtes Gestrüpp, zahlreiche Disteln und gefühlt flächendeckende Nesseln machten ein schnelles Vorankommen jedoch nahezu unmöglich. Hinzukommend waren die kleinen Geschöpfe der beißenden Kälte der Nacht vollkommen ausgeliefert. Die Kräuterhexe fand sich dadurch in einer entsetzlichen Situation wieder. Sie kämpfte mit den Tränen und drückte die Kinder immer weiter den Hang hinauf. Die Kleinen wimmerten vor Schmerzen und haderten bei jedem weiteren Schritt. Sagitta stieß, drückte und zog sie jedoch völlig verzweifelnd immer weiter den Berg hinauf.
    „Jetzt der Rest von euch“, flüsterte Cord dem Rest der Gruppe zu. Allesamt machten sich sogleich daran, den unteren Rand des Hangs zu erklimmen.
    „Khrotok... Khrotok!“ Erschrocken fuhr Cord herum, und entdeckte in seiner unmittelbaren Nähe einen orkischen Krieger. Sein Warnruf hallte erbarmungslos durch den finsteren Wald.
    „Los jetzt!“, rief Cord verzweifelt und hastete auf den orkischen Krieger zu. Wutentbrannt rammte er dem Ork seinen Einhänder in den Wams, ehe dieser sich auch nur ansatzweise verteidigen konnte. Cord sah der Kreatur angewidert dabei zu, wie sie ihre letzten Atemzüge tat und befreite seinen Einhänder schließlich von dem Unrat. Dennoch hatte der Ork mit seinem Warnruf Erfolg gehabt. Die zahlreichen Fackeln näherten sich nun sehr schnell Cords Position. Es waren zu viele, als dass er sie alle hätte aufhalten können. Zudem wusste er nicht, wie viele Warge sich auf ihn zubewegten und von wo sie kamen.
    „Verschwinde von dort!“, hallte plötzlich eine verzweifelte Stimme durch die Nacht. Cord entdeckte Sagittas Umrisse. die nahezu am Gipfel des Hangs angekommen war. Er zögerte. Ihre Angreifer hätten ihn und seinen Gruppe im Nu eingeholt, wenn sich ihnen keiner entgegen stellen würde. Jede Minute, die er sich erfolgreich den Orks entgegenstellten würde, konnte seiner Gruppe hingegen womöglich eine erfolgreiche Flucht ermöglichen.
    „Jetzt mach schon“, rief sie erneut. „Vertrau mir!“ Cord kämpfte innerlich mit sich selbst, steckte dann aber dennoch seinen Einhänder weg und hastete fluchend dem unteren Rand des Hangs hinauf. Nur Sekunden später erreichten die ersten Warge und Orkhunde Sagittas Höhle. Kurz darauf tauchten auch schon die ersten Orks zwischen den dichten Bäumen auf.
    „In Deckung!“, rief Sagitta plötzlich vom oberen Ende des Hangs herab. Cord hielt schlagartig inne und schaute völlig überfordert zur Kräuterhexe hinauf. Erst als ihm plötzlich mehrere gläserne Gegenstände entgegen flogen, verstand der die Warnung und warf sich hastig zu Boden. Obgleich er nicht wusste, was die Kräuterhexe den Hang hinunter warf, hielt er sich dennoch beide Hände schützend über den Kopf. Als die gläsernen Gegenstände am Fuße des Hangs zerschellten, entzündeten sich plötzlich wie von Geisterhand zahlreiche kleinere Brände, die sich rasend schnell zu einem gewaltigen Flammenteppich entwickelten. Erschrocken fuhr Cord herum und sah sich das flammende Inferno mit stockendem Atem an, das die qualvoll schreienden Orks unter sich begrub. Etwas vergleichbares hatte er bisher dahin gesehen.

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    Post Trügerische Ruhe I

    Die wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne und vereinzeltes Vogelgezwitscher kündigten einen neuen Tag an. Cord nahm dies zum Anlass, einen kleinen Zwischenhalt einzulegen. Ein Blick zurück verriet ihm zudem, dass sie für den Augenblick genug Abstand zu Onars Höfen gewonnen hatten.
    „Wir machen hier eine kleine Pause!“
    Erschöpft warfen sich die Kinder auf eine am Wegesrand liegende Wiese. Die Frauen und der alte Mann setzten sich stöhnend hinzu. Mit Sorge verfolgte Cord das Geschehen. Sie alle waren von der kurzen Nacht und den Strapazen der Flucht gezeichnet. Dabei taten ihm die Kinder besonders Leid. Sie hatten all den Schrecken mitansehen müssen und wurden aus ihrem gewöhnten Umfeld herausgerissen, in das sie nie wieder zurückkehren würden. Er wagte es nicht sich die seelischen Schäden auszumalen, die sie davontragen würden. Ihm war jedoch relativ schnell klar, dass er sich nun wesentlich mehr Zeit für die Reise zu den nordöstlichen Ruinen einplanen musste.
    „Die Kinder werden kaum bis zu den östlichen Ruinen durchhalten“, sagte Cord zu Sagitta. „Wir sollten also alsbald einen neuen Unterschlupf suchen und erst wieder im Schutz der Dunkelheit weiterziehen.“
    „Es gibt hier in der Nähe eine gut verborgene Höhle, die uns bis zum Sonnenuntergang ausreichenden Schutz gewähren sollte“, antwortete Sagitta. „Sie liegt außerdem direkt an einer Flussquelle und hat eine Feuerstelle. Ich könnte uns allen also auch eine kräftigte Kräutersuppe zubereiten und auch noch die Wunden der Kinder versorgen.“
    „Eine warme Suppe klingt in Anbetracht der Umstände wirklich gut.“, antwortete Cord mit einem kleinen Anflug von Zuversicht und setzte sich auf einen größeren Stein am Wegesrand.
    „Ich hatte übrigens noch gar keine Gelegenheit, mich bei dir zu bedanken“, sagte Sagitta und nahm neben ihm auf dem Boden platz.
    „Dich bedanken?“, wiederholte Cord und sah die Kräuterhexe verwirrt an.
    „Du hättest dich auch alleine davon machen können und wir wissen beide, dass du so weitaus bessere Chancen gehabt hättest. Doch du hast auch als es brenzlig wurde nicht aufgegeben und bist an unserer Seite geblieben.“
    „Bevor Lee damals bei Onar angeheuert hat, kannte ich nur das Leben in der Gefängniskolonie. Wir Söldner lebten damals von Raubzügen und waren andauernd in irgendwelche Konflikte in einer ohnehin schon sehr rauen Umgebung verwickelt. Auf Onars Höfen war dann alles anders. Es gab dort auch hin und wieder mal Auseinandersetzungen, dennoch was es...“, Cord hatte Probleme, das richtige Wort zu finden.
    „Familiärer?“, schlug Sagitta vor.
    „Ja.“

    Kurz darauf hatte sich die Gruppe wieder in Bewegung gesetzt und folgte dem Pfad in östlicher Richtung. Am linken Wegesrand grenzte nach einiger Zeit ein wild fließender Bach, der weiter westlich im Klostersee mündete. Es war ein absolut surrealer Anblick. Eine angenehm wärmende Brise wehte über die rechts am Wegesrand stehenden Bäume; die Sonne ließ ihr Licht auf der Wasseroberfläche tanzen und ein Fischschwarm schwamm mit der Strömung des Bachs. Die Natur zeigte sich- von all dem Leid vollkommen unbeeindruckt- in ihrer ganzen Pracht.
    Wenig später kam die Gruppe schließlich an einer massiven Felsformation an. Der Pfad verlief nun deutlich steiler werdend am Rande dessen entlang. „Hier ist es.“ Sagitta wich vom Pfad ab und folgte einige Meter dem sandigen Ufer des Baches an der Felsformation vorbei. „Die Höhle ist weiter nordöstlich direkt neben der Quelle, die diesen Bach speist.“
    „Sehr gut“, antwortete Cord und seufzte erleichtert auf.
    Sagitta setzte ihren Weg am sandigen Ufer des Baches fort, während Cord beiseite trat und den Rest der Gruppe ihr folgen ließ. Als sie alle an ihm vorbei gegangen waren, warf er einen besorgten Blick auf den zuvor zurückgelegten Pfad. Doch entgegen all seiner Befürchtungen, hatten die Orks offensichtlich noch keine Verfolgung aufgenommen.
    Geändert von Lord Regonas (22.04.2021 um 21:54 Uhr)

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    Post Trügerische Ruhe II

    Als Cord Stunden später erwachte, wärmte ein sanft loderndes Feuer die geräumige Höhle, in der sich die Gruppe befand. Er musste eingenickt gewesen sein, als Sagitta damit begonnen hatte, die Suppe zuzubereiten.
    „Hast du gut geschlafen?“
    „Ja, danke“, antwortete er. „Das war anscheinend bitter nötig.“
    „Ich habe hier etwas Suppe für dich.“ Sagitta gab ihm ein kleines Schälchen und setzte sich neben ihn. Cord probierte vorsichtig einen kleinen Schluck und ließ einen weiteren, großen folgen.
    „Die ist echt gut.“
    „Danke“, antwortete Sagitta schmunzelnd. Eine sanfte Röte legte sich auf ihren Wangen. „Die Kleinen sind direkt nach der Suppe eingeschlafen. Nach der vergangenen Nacht ist das allerdings auch kaum verwunderlich.“
    „Du solltest dich auch etwas ausruhen“, mahnte Cord. „Wir werden wahrscheinlich bis in die frühen Morgenstunden unterwegs sein.“
    „Ich glaube etwas Schlaf würde mir in der Tat überaus gut tun“, antwortete Sagitta.

    Mit den letzten Sonnenstrahlen brach die Gruppe schließlich am frühen Abend auf. Sie folgten dem sandigen Ufer des Baches, bis sie wieder den Weg erreicht hatten, den sie am Morgen verlassen hatten. Der weitere Pfad verlief nun deutlich schmaler werdend am Rande einer großen Felsformation entlang und führte die Gruppe auf ein Hochplateau. Cord übernahm dabei die Führung und ließ dann die vier Kinder folgen. Anschließend betraten der alte Mann, die sechs Frauen und Sagitta als Schlusslicht den Pfad. Cord blickte auf dem Weg die Felsformation hinauf immer wieder über das zurückliegende Tal. Entgegen seiner Befürchtungen lag jedoch eine fast schon harmonische Ruhe darüber. Letzte Sonnenstrahlen durchfluteten das Tal und Abendnebel zog sich ganz allmählich zusammen. Schließlich erreichte Cord als erstes das Hochplateau und bezog dort Stellung. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte dann auch endlich der Rest der Gruppe das Plateau. Cord atmete erleichtert auf. Der Aufstieg der Felsformationen hatte eine ganze Weile gedauert und er war froh, dass sie ihn nun hinter sich gebracht hatten.
    „Endlich geschafft“ rief Sagitta keuchend und versuchte wieder zu Atem zu kommen. „Ich fürchte, dass ich mich bei zukünftigen Kräutersuchen wohl mehr den steilen Hängen widmen muss.“
    „Das Schlimmste hast du ja nun...“, begann Cord zu antworten, hielt aber plötzlich mitten im Satz inne. Ein aggressives Bellen ertönte plötzlich ganz in ihrer Nähe.
    „Ein Hund?“, mutmaßte Sagitta verwundert. „Was macht der denn hier draußen in der Wildnis.
    „Das ist kein Hund!“, erwiderte Cord angespannt. Dieses markante Kläffen kannte er nur zu gut aus seiner Zeit in der Gefangenenkolonie und es war ganz gewiss nicht einem normalen Hund zuzuordnen. „Versuch dich mit dem Rest der Gruppe irgendwo im Dickicht zu verstecken!“
    „Wie meinst du das?“, fragte Sagitta sichtlich verwirrt.
    „Keine Zeit für Erklärungen!“, erwiderte Cord und zog hastig sein Schwert. „Vertrau mir einfach!“ Verunsichert machte sich Sagitta daran, den Rest der Gruppe von dem Weg herunter zu führen. Abseits des Pfades fand sie nach wenigen Metern ausreichend Dickicht, um darin in Deckung gehen zu können. Cord bereute insgeheim nun, dass sie am Morgen eine Rast eingelegt hatten und damit den gesamten Tag haben verstreichen lassen. Nur so war es den Orks möglich gewesen, sie einzuholen. Deutlich gravierender war jedoch, dass die Orks eine Schlüsselposition auf Cords geplanter Route besetzt hatten. So oder so war eine Konfrontation unvermeidbar. Er folgte den Pfad einige Meter in östlicher Richtung, um einen sicheren Abstand zwischen sich und dem Rest der Gruppe zu bringen. Doch bereits nach wenigen Augenblicken kamen ihm zwei orkische Späher entgegen. Dahinter folgte ein orkischer Krieger, der den Orkhund an einer großen, verrosteten Eisenkette hielt. Das Tier verfiel nun, da es dem Söldner direkt gegenüber stand, vollkommen der Raserei. Aggressiv kläffend versuchte sich der Hund immer wieder von der Kette loszureißen. Während die beiden orkischen Späher bereits in den Angriff übergingen, hatte der Krieger zu Cords Erleichterung somit erst einmal damit zu kämpfen, den wütenden Orkhund unter Kontrolle zu bringen. Der erste Späher stürmte mit erhobener Klinge auf Cord zu. Der Söldner verharrte bis zum entscheidenden Augenblick auf seiner Postion und wich dann geschickt zur Seite aus. Sein Gegner schlug so ins Leere und taumelte noch ein paar Schritte weiter. Cord verlor keine Sekunde und schnellte zum zweiten Späher, der von der neuerlichen Situation vollkommen überrumpelt war. Mit einer schnellen Kombination aus links-rechts Schlägen drängte der Söldner seinem orkischen Gegner zurück. Zwar blockte der Späher zunächst noch den Angriff, vernachlässigte dann jedoch für einen kurzen Moment seine Deckung. Cord nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit und schlitzte seinen Gegner der Länge nach mit einem Vertikalen Hieb auf. Er verlor keine Zeit und wandte sich dem zweiten Ork zu, der dieses Mal nicht sofort angestürmt kam. Er verharrte stattdessen abwartend mehrere Meter vor dem Rande des Hochplateaus. Cord wollte diese strategisch für ihn sehr günstige Situation ausnutzen und ging in den Angriff über, als er plötzlich hinterrücks von etwas angefallen wurde. Er spürte einen unangenehmen Druck gefolgt von unvorstellbaren Schmerzen in seiner linken Schulter und warf sich schreiend zu Boden, um dadurch den Angreifer loszuwerden. Für den Moment hatte er damit auch tatsächlich Erfolg und versuchte sich trotz der immensen Schmerzen schnellstmöglich wieder aufzurichten. Der orkische Späher kam Cord jedoch zuvor und packte den Söldner unsanft an der verletzten Schulter, um ihn zu sich hochzuziehen. Cord schrie durch die unvorstellbaren Schmerzen erneut auf und versuchte sich verzweifelt mit aller noch verbleibenden Kraft zu befreien. Der Ork reagierte darauf jedoch erbarmungslos und wirbelte ihn durch die Luft zum Rande des Hochplateaus. Unsanft knallte Cord gefährlich nahe am Abgrund zu Boden und rang keuchend nach Luft. Warmes Blut lief seinem linken Arm herunter und sein Brustkorb schnürte ihn die Luft ab. Er suchte verzweifelt den näheren Boden nach seinem Schwert ab, konnte es jedoch nicht finden. Er musste es bei den Angriff des Orkhundes verloren haben. Allmählich wurde Cord bewusst, in welch gefährlichen Situation er sich befand. Neben der schwer verletzten Schulter hatte er sich vermutlich auch noch diverse Rippen gebrochen und ohne Schwert war er nicht einmal imstande, sich zu verteidigen.
    „Lasst ihn gefälligst in Ruhe!“, ertönte plötzlich eine verzweifelte Stimme. Kurz darauf kam Sagitta aus ihrem Versteck gerannt und warf sich neben dem Söldner zu Boden.
    „Nein, verdammt!“, stöhnte Cord erschrocken. „Warum hast du das getan!“

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