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  1. #1 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Liebe Autoren und Leser!

    Ihr seid herzlich eingeladen zu unserer Diskussionsrunde, in welcher wir uns zu vorgeschlagenen Themen unterhalten wollen. Denkanstöße, Hilfestellung, Austausch, das sind die Ziele dieser Exkursionen in die Welt der Geschichten. Andere Sichtweisen führen mitunter zu neuen Erkenntnissen.
    Haben wir ein Thema abgeschlossen, steht einer kleinen Übung in Form eines kurzen Textes nichts im Wege, um das gerade Besprochene in die Praxis umzusetzen.

    Unser erstes Thema beschäftigt sich mit der Frage, was einen Helden ausmacht?
    Zu diesem Thema haben wir eine kleine Schreibübung gemacht unter dem Stichwort "Zweifel". Teilgenommen haben:
    Moonlord mit Lein vokiin,
    VRanger mit Eine neue Sache, begräbt die alten
    und Dawnbreaker mit Vom Mut, nichts zu tun ...

    Nächstes Thema:
    Die Schneeflocken-Methode oder wie aus einer Idee ein stimmiger Plot wird.
    Dawnbreaker ist offline Geändert von Dawnbreaker (11.06.2016 um 20:18 Uhr)
  2. #2 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Was macht einen starken Helden aus, der nicht zum Gary Sue mutieren soll?

    Zitat Zitat von Shiravuel Beitrag anzeigen
    Danke für den Kuchen Und wer ist Gary Sue und wer ist Elion? O_O
    Unter Fan Fiction Schreibern gibt es die Begriff Mary und Gary Sue. Sie werden gebraucht für Charaktere, die zu unglaubwürdigen Superhelden mutieren.
    Eine Mary Sue ist vielleicht anfangs ein kleines unschuldiges Ding, die sich kaum selbst helfen kann. Im Laufe der Geschichte wird sie dann mit Superkräften ausgestattet, hat die Lage jederzeit im Griff und stiehlt den anderen Chars die Schau. Das Böse besiegt sie dann auch mit einem Fingerschnippen.

    Solche Figuren gilt es unbedingt zu vermeiden, denn nicht die Stärken machen einen Helden aus, sondern seine Schwächen.
    Meine Figuren werden nicht wegen ihrer Charaktereigenschaften zu Helden, sondern TROTZ derselbigen.
    Ein dafür Beispiel ist mein Elion, der tolpatschige Held meiner Dragon Age Fan Fiction "Erbauer, rette uns!", an der ich gerade schreibe.

    Ein anderer schwerwiegender Fehler beim Schreiben wäre es, den Hauptchar zu erhöhen, indem man andere Chars erniedrigt.
    Ich verfolge da gerade eine interessante Diskussion auf einer anderen Seite. Jemand erschuf einen Charakter, der intelligent ist, smart und charismatisch. Ihm zur Seite steht seine Freundin: ein dummes und dickes Puttchen. Dass den Lesern eine solche Kombination nicht gefällt, ist nachvollziehbar. Ich hätte das Paar sich ergänzen lassen. Er ein Hacker, sie eine freie Journalistin. Aber so wird versucht, die Vorteile des Hauptchars hervorzuheben auf Kosten einer anderen Hauptfigur, die eigentlich nur noch Deko ist.

    Zitat Zitat von VRanger Beitrag anzeigen
    Nun Du hast erklärt wer Gary Sue ist. Ich frage ernsthaft zurück: Was kennzeichnet einen Helden?
    Gute Frage.
    Er wird mit einem Problem konfrontiert, vor dem er nicht davonläuft. Da kristallisieren sich für mich mehrere Heldentypen heraus:

    1. Der Strahlemann
    Er ist zu Heldentaten geboren, jederzeit Herr der Situation, Retter von Witwen, Waisen und Jungfrauen. Der Bösewicht hat gegen ihn keine Chance, auch wenn es anfangs anders aussehen mag. Er ist … stinklangweilig und leider Hauptfigur sehr vieler Erzählungen. Wenn man nicht höllisch aufpasst, wirkt er eindimensional und der Leser fühlt sich eher abgestoßen, weil er sich nicht mit ihm identifizieren kann.

    2. Der Normalo
    Er hingegen bietet viel Raum für Identifikation. Er ist ein Mensch wie jeder von uns, der vielleicht erst durch eine Notsituation über sich hinauswächst. Nehmen wir an, sein Land wird von einer feindlichen Macht überrannt, seine Ehefrau entführt oder er stürzt über dem Dschungel mit dem Flugzeug ab. Er wird mit einer neuen Situation konfrontiert, an welcher er nicht scheitert. Er tut, was nötig ist.

    3. Held wider Willen
    Er ist vielleicht dem Normalo ähnlich, sich aber stets selbst im Wege, weil er sein Schicksal nicht annehmen möchte und sich dauernd fragt, womit er das verdient hat. Er hat viele Schwächen und das kann ihn entweder zum liebenswerten Kerl machen, dem man alles Glück der Erde wünscht, oder zum jammernden Waschlappen.

    4. Der ehemalige Fiesling
    Zugegeben, ein sehr reizvolles Thema. Ein Held, der einst der Gegner eines anderen Helden war, vielleicht der des Strahlemannes? Welche Umstände lassen ihn nun anders handeln? Was ändert seine Meinung? Liebe? Einsicht? Verlust? Wiedergutmachung? Reue? So viele Möglichkeiten erschließen sich hier, um einen Helden mit außerordentlichem Tiefgang zu schaffen. Er ist eine ernste Konkurrenz für alle anderen Heldentypen.
    Dawnbreaker ist offline Geändert von Dawnbreaker (10.05.2016 um 11:00 Uhr)
  3. #3 Zitieren
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Ich hab' lange überlegt, was man den vier Heldentypen noch hinzufügen kann. Ist echt schwer, da was zu finden. Genauso schwer ist es natürlich, während des Schreibens immer darauf zu achten, dass ein sympathisch gestarteter Normalo-Held nicht im Laufe der Zeit zum Superhelden mutiert. Man startet im Alltag, der schon mal langweilig oder/und frustrierend sein kann. Ein schlecht bezahlter Job, Beziehungsprobleme, böse Nachbarn, ... oder ... oder ... oder ....
    Dann geschieht etwas und der Held wird aus seinem gewohnten Umfeld gerissen und muss mit der neuen Situation klarkommen. Er entwickelt sich, er lernt, er wird besser. Klar, irgendwie muss er die Lage ja meistern, denn sonst wäre er kein Held. Aber bitte nicht so schnell! Und bitte nicht ohne Rückschläge, mögen sie auch noch so klein sein. Gerade der Umstand, dass nicht alles sofort klappt, sorgt für Mitgefühl und der Leser überlegt vielleicht, wie er es selbst (besser) gemacht hätte. Er nimmt an der Geschichte teil. Genau das wollen wir ja erreichen.

    Der ehemalige Fiesling ist mit Sicherheit der am schwierigsten zu schreibende Heldentyp. Die größte Gefahr dabei dürfte sein, ihn ins Lächerliche abgleiten zu lassen, wenn die Motivation des Wandels vom Fiesling zum Helden nicht extrem gut durchdacht ist. Mein Kopfkino schaltet da gerade auf Megamind und Gru um.

    Was vielleicht noch hierher passt:
    Ist ein Antiheld eigentlich ein Held? Wenn nicht, warum nicht? Nur weil der Name das suggeriert?
    Denn die letzten Grenzen befinden sich in unseren Köpfen und unseren Herzen – um sie zu überwinden, brauchen wir keine technischen Hilfsmittel, sondern ausschließlich Liebe sowie geistige und emotionale Größe.

    Vicky
    "Wir dürfen nicht selektiv entscheiden, wer Unterstützung verdient und wessen Rechte wir verteidigen ... Jeder verdient das gleiche Mitgefühl. Das Leben der zivilen Opfer von Konflikten ist überall gleich viel wert".

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  4. #4 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Zum einen tolles Thema

    Zum anderen bin ich gerade am Grübeln ob die Heldentypen nicht etwas wie eine Konstruktionszeichnung sind? Schön entworfen, aber ist das Leben so?

    Um mal einen Gedanken dazu einzubringen was ich meine:

    Ein Gruppe dringt in eine Burg ein. Sie will eine bestimmte Beute als Auftragswerk holen. Der Plan ist zunächst erfolgreich. Sie stehen vor der besagten Truhe. Beim Öffnen erweist es sich, dass es eine vergiftete Falle gibt. Dein bester Freund, der die Truhe geöffnet hat, wird vergiftet. Kein Heilmittel in der Nähe und es kommen die Wachen. Entscheidung: Den Freund zurücklassen und ihn somit dem Tode weihen (er sagt es auch noch), aber die Gruppe retten und den Auftrag erfüllen oder dableiben und alle werden vermutlich sterben.
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Der Auftraggeber hat Dich bewusst in diese Falle geschickt. Für Dich war der Auftrag. Er wollte sehen ob Du zu Deinem Wort stehst.
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Es gibt ein doppeltes Problem, Du hast Deinem Freund den Beistand geschworen und Du hast dem Auftraggeber versprochen erfolgreich zu sein.
    VRanger ist offline
  5. #5 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Ich freue mich, dass hier so munter diskutiert wird

    Zuerst zu Moonlords Post:
    Der perfekte Held ist sehr einseitig und mir stellt sich die Frage, ob die Leser ihn sympathisch finden oder akzeptieren würden? Er braucht eine Macke und, wie Du schon sagtest, das Scheitern. Deshalb gefällt mir Dragon Age 2 auch so gut. Hawke ist ein ein Held mit Ecken und Kanten, der in einen ziemlichen Schlamassel geschliddert ist.

    Ich schreibe an einem Fantasybuch und habe eine recht glatte Heldin erschaffen, die langweilig wäre, wenn da nicht ihre Freunde existierten, die Farbe in die Erzählung bringen. Und sie ist nur eine Seite der Medaille, denn ihr Bruder ist der Fiesling-Typ. Ehrlich gesagt, hatte ich mir anfangs über die Ausgestaltung dieser Figur keine allzu großen Gedanken gemacht und es wäre fast fatal geworden.

    Mir fällt zum ehemaligen Fiesling die Hauptfigur aus "Ich, einfach unverbesserlich" ein. Ein Stinkstiefel von einem Eigenbrötler, der durch Waisenkinder langsam aufweicht. Da ist der Wandel sehr gut nachvollziehbar.

    Zum Anti-Helden
    Laut Definition ist dieser Held zum Scheitern verurteilt und damit eine eher tragische Figur. Der strahlende Held zieht an ihm vorbei ins Finale und bekommt die Prinzessin. Eigentlich ist der Antiheld das genaue Gegenteil des Strahlemannes. Vielleicht ein Soziopath, ein Außenseiter, der seine Ideale verloren hat.

    @VRanger
    Sicher sind meine Heldentypen nur ein Konstrukt und vielleicht täte man gut daran, von jedem Typus ein wenig zu nehmen? Der so entstehende Held wäre ... ja, was eigentlich? Der Überheld?

    Da stellst Du einen aber auf eine harte Probe. Wie würde ich entscheiden? Wahrscheinlich würden wir alle zugrunde gehen, weil ich dem Freund helfen würde. Das Leben überlässt einem oft die Wahl zwischen Pest und Cholera und die Entscheidungen führen mitunter dazu, dass einen die einen lieben die anderen hassen. Es ist nicht wie im Buch, wenn am Ende alle in den Sonnenuntergang reiten. Ein wahrer Held steht oft alleine da oder setzt sich gegen die Willen der anderen durch. Oft riskiert er sein Leben, aber es wird ihm nicht einmal gedankt. Er verschwindet einfach wieder.
    Dawnbreaker ist offline
  6. #6 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Zitat Zitat von Dawnbreaker Beitrag anzeigen
    Ich freue mich, dass hier so munter diskutiert wird

    @VRanger
    Sicher sind meine Heldentypen nur ein Konstrukt und vielleicht täte man gut daran, von jedem Typus ein wenig zu nehmen? Der so entstehende Held wäre ... ja, was eigentlich? Der Überheld?

    Da stellst Du einen aber auf eine harte Probe. Wie würde ich entscheiden? Wahrscheinlich würden wir alle zugrunde gehen, weil ich dem Freund helfen würde. Das Leben überlässt einem oft die Wahl zwischen Pest und Cholera und die Entscheidungen führen mitunter dazu, dass einen die einen lieben die anderen hassen. Es ist nicht wie im Buch, wenn am Ende alle in den Sonnenuntergang reiten. Ein wahrer Held steht oft alleine da oder setzt sich gegen die Willen der anderen durch. Oft riskiert er sein Leben, aber es wird ihm nicht einmal gedankt. Er verschwindet einfach wieder.
    Um mal mit meiner Variante weiterzumachen, eine Frage an Dich: Kannst Du den Helden Deinen Vorgaben zuordnen? Bin mal gespannt und freue mich auf die Diskussion
    VRanger ist offline
  7. #7 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Ich muss sagen, dass ich darüber eine ganze Weile gegrübelt habe. Da hast Du mir eine harte Nuss zu knacken gegeben, mein Lieber. Diese beiden in Deiner Geschichte gehören einer Kategorie an, die ich nicht benannt habe, bzw. die mir nicht eingefallen ist. Ehemalige Fieslinge sind es nicht, denn nach dieser Tat gehen sie ja sicher wieder dem üblichen Diebeshandwerk nach. Vielleicht sollte ich eine fünfte Heldenkategorie erstellten:

    Den unabsichtlich Guten
    Hier würden die beiden gut hineinpassen. Ihre Absichten sind ja erst einmal wenig nett. Sie rauben Weißlauf aus und trotzdem entsteht zum Schluss eine gute Tat. Solche Helden wollen Böses, das sich dann aber gegen ihren Willen oder ihre Absichten zum Guten wandelt. Was danach daraus wird? Vielleicht finden sie daran Geschmack, vielleicht war es ein einmaliges "Versehen"?
    Dawnbreaker ist offline
  8. #8 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Zitat Zitat von Dawnbreaker Beitrag anzeigen
    Ich muss sagen, dass ich darüber eine ganze Weile gegrübelt habe. Da hast Du mir eine harte Nuss zu knacken gegeben, mein Lieber. Diese beiden in Deiner Geschichte gehören einer Kategorie an, die ich nicht benannt habe, bzw. die mir nicht eingefallen ist. Ehemalige Fieslinge sind es nicht, denn nach dieser Tat gehen sie ja sicher wieder dem üblichen Diebeshandwerk nach. Vielleicht sollte ich eine fünfte Heldenkategorie erstellten:

    Den unabsichtlich Guten
    Hier würden die beiden gut hineinpassen. Ihre Absichten sind ja erst einmal wenig nett. Sie rauben Weißlauf aus und trotzdem entsteht zum Schluss eine gute Tat. Solche Helden wollen Böses, das sich dann aber gegen ihren Willen oder ihre Absichten zum Guten wandelt. Was danach daraus wird? Vielleicht finden sie daran Geschmack, vielleicht war es ein einmaliges "Versehen"?
    Zuerst Danke, dass Du Dich auf die Frage eingelassen hast Zu der Wertung möchte ich nichts sagen. Finde den Titel »Den unabsichtlich Guten« schick gewählt.

    Aber ich habe eine neue Frage, die vielleicht die Heldentheorie etwas ... Zur Frage: Wie würdest Du den Char in meiner Geschichte bewerten, wenn es bei dem Diebstahl um ein für das Überleben einer Gruppe wichtiges Objekt gegangen wäre und der Dieb hätte es aus Gefühlsanwallung (er hätte töten müssen) nicht genommen? Die Frage kann z. B. vielleicht aus der Sicht der Gruppe beantwortet werden. Es gibt aber auch andere Sichtweisen.
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  9. #9 Zitieren
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Ich hänge mich da einfach mal mit einem Antwortversuch rein:
    Aus der Sicht der Gruppe, die nun leer ausgeht, wäre der Held natürlich entweder ein totaler Versager oder gar ein Verräter. Heldentum ist eben immer auch subjektiv zu sehen. Dort, wo keine Entscheidung möglich ist, die beide betroffene Seiten zufriedenstellen kann (weil es das dringend benötigte Objekt nur einmal gibt), gibt es den Helden nur auf der Seite der "Gewinner". Ein gutes Beispiel dafür ist der Kriegsheld, den die unterlegene Seite sicher nie anhimmeln wird.
    Denn die letzten Grenzen befinden sich in unseren Köpfen und unseren Herzen – um sie zu überwinden, brauchen wir keine technischen Hilfsmittel, sondern ausschließlich Liebe sowie geistige und emotionale Größe.

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  10. #10 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Ein nüchterner Rechner würde vielleicht den Verlust gegenkalkulieren. Ein Menschenleben gegen viele. Ein unbekanntes Leben gegen Freunde oder Kameraden. Wie er es aber auch dreht, so ist er für die einen der Held und für die anderen ein Mörder.
    Das ist das, was ich mit der Wahl zwischen Pest und Cholera meinte. Dieser Held kommt der Realität aber sehr sehr nahe, scheint es doch so, dass der Begriff eine Frage des Standpunktes ist und kein festes Konstrukt. Das ist ein interessanter Gedanke, auf den Du mich da bringst, VRanger!
    Dawnbreaker ist offline
  11. #11 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
    Ich hänge mich da einfach mal mit einem Antwortversuch rein:
    Aus der Sicht der Gruppe, die nun leer ausgeht, wäre der Held natürlich entweder ein totaler Versager oder gar ein Verräter. Heldentum ist eben immer auch subjektiv zu sehen. Dort, wo keine Entscheidung möglich ist, die beide betroffene Seiten zufriedenstellen kann (weil es das dringend benötigte Objekt nur einmal gibt), gibt es den Helden nur auf der Seite der "Gewinner". Ein gutes Beispiel dafür ist der Kriegsheld, den die unterlegene Seite sicher nie anhimmeln wird.
    Zitat Zitat von Dawnbreaker Beitrag anzeigen
    Ein nüchterner Rechner würde vielleicht den Verlust gegenkalkulieren. Ein Menschenleben gegen viele. Ein unbekanntes Leben gegen Freunde oder Kameraden. Wie er es aber auch dreht, so ist er für die einen der Held und für die anderen ein Mörder.
    Das ist das, was ich mit der Wahl zwischen Pest und Cholera meinte. Dieser Held kommt der Realität aber sehr sehr nahe, scheint es doch so, dass der Begriff eine Frage des Standpunktes ist und kein festes Konstrukt. Das ist ein interessanter Gedanke, auf den Du mich da bringst, VRanger!
    Finde Eure Gedanken super

    Es trifft auch dass, was ich für mich selbst als wichtig ansehe. Die Situation, das Ereignis, die Umstände ... bringen den »Helden« hervor. Und es hängt von der Seite des Betrachters ab, ob er sich ehrenhaft verhalten hat. Moonlord hat Recht, meist legt das der Sieger fest. Wenn man aber etwas reizvolles schreiben will, macht man es aus der Sicht des Unterlegenen, der es schade findet, dass der »Held« nicht gewonnen hat. Aus diesem Grund wird m. E. bei Rollenspielen der Dieb, Bogenschütze oft gewählt, weil er kein Übercharakter ist und alles Potential (Gerechtigkeit für die Armen) in sich trägt.
    VRanger ist offline
  12. #12 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Ist das nicht auch wieder ein Klischee? Sicherlich eines, mit dem der Leser sich gut identifizieren kann. Ein Held, der ganz von unten kommt und dem anfangs kaum Mittel zur Verfügung stehen, um seine Aufgabe zu erfüllen.
    Aber hier würde ich es reizvoll finden, wenn der Held erst einmal eigennützig handelt. Er ist arm, wurde vielleicht verachtet, und sein erstes Ziel ist es, diesen Zustand abzustellen. Dann schaut er über den eigenen Tellerrand und sieht, dass es vielen so geht und überlegt sich, wie sich dies ändern lässt. Robin Hood war für die Armen ein Segen und für die Reichen ein Fluch.

    Was mich persönlich noch mehr reizt ist, wenn man eine Figur aus einer Umgebung reißt, die erst einmal wenig mit dem zukünftigen Helden zu tun hat. Was passiert, wenn es nicht der Dieb aus der Gosse ist, sondern ein Adliger? Ein verwöhnter Snob? Um genau zu sein: ein überheblicher Kotzbrocken.
    Er verliert alles und nun sieht er erst, wie es sich unter der Fuchtel der Reichen lebt. Er sieht, was er selbst und seine Familie anrichten. Mir geht dazu seit längerem ein Thema für eine Fan Fiction nicht mehr aus dem Kopf.
    Dawnbreaker ist offline
  13. #13 Zitieren
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Zitat Zitat von Dawnbreaker Beitrag anzeigen
    Was mich persönlich noch mehr reizt ist, wenn man eine Figur aus einer Umgebung reißt, die erst einmal wenig mit dem zukünftigen Helden zu tun hat. Was passiert, wenn es nicht der Dieb aus der Gosse ist, sondern ein Adliger? Ein verwöhnter Snob? Um genau zu sein: ein überheblicher Kotzbrocken.
    Kopfkino

    Ich mein' jetzt nicht Eddy sondern den anderen, dessen Namen ich mir nicht merken kann.
    Denn die letzten Grenzen befinden sich in unseren Köpfen und unseren Herzen – um sie zu überwinden, brauchen wir keine technischen Hilfsmittel, sondern ausschließlich Liebe sowie geistige und emotionale Größe.

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  14. #14 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Sieht so aus, als seien wir mit dem Thema "Was macht einen Helden aus?" durch?

    Wollen wir VRangers Vorschlag folgen und eine kleine Schreibübung dazu machen, oder widmen wir uns dem nächsten Thema?
    Ich hätte da einige Vorschläge:

    - wie erschafft man einen glaubhaften Bösewicht?
    - "Show don't tell" - Wo ist der Unterschied und wann wendet man welche Methode am besten an?
    - Das Schneeflocken-Prinzip. Wie gut muss der Plot ausgearbeitet sein, bevor man mit einer Geschichte beginnt?
    Dawnbreaker ist offline
  15. #15 Zitieren
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Ich wäre für das Schneeflocken-Prinzip. Da dürften die meisten unterschiedlichen Ansätze bei rauskommen.

    Eine Schreibübung wäre auch nicht schlecht, nur fehlt mir selbst gerade die Zeit dafür.
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    Vicky
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  16. #16 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Wegen mir können wir die Schneeflocken als nächstes Thema nehmen.

    Mit der Schreibübung sähe es bei mir auch eng aus.
    Ich möchte Ende diesen Monats mit dem ersten Teil meiner Serie fertig werden. Dazu noch die Fan Fiction und etliche Blog Artikel.
    Ich hätte die Übung mitgemacht, wenn sich Interessenten dafür gemeldet hätten. (nette Formulierung )

    Edit: VRanger?
    Dawnbreaker ist offline Geändert von Dawnbreaker (19.05.2016 um 19:42 Uhr)
  17. #17 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    Mir ist die Frage nach einem hier noch nicht genannten Helden in den Sinn gekommen - der Heldenverweigerer

    Dazu mal zwei Anrisse: Zum einen eine Frau oder ein Mann mittleren Altes, die/der in seinem Leben alles schon erlebt hat, vom Leben enttäuscht ist, zwar helfen könnte, aber aufgrund seiner Enttäuschung die Not der anderen nicht sehen will oder der sich nicht einmischen will oder der Angst davor hat, wenn er sich einmischt.
    Zum anderen eine Frau oder einen Mann die/der, nehmen wir mal an, eine magische Gabe hat und beim Entdecken dieser Gabe eine großen Schaden angerichtet hat. Diese Person hat Angst davor, dass es wieder geschieht und so schaut er zu. Hier geht es um eine innere Zerrissenheit ...

    Zu einer Schreibprobe
    Ich denke, es wird zu viel nachgedacht. Ein Moderator oder eine Moderatorin muss ja nicht selbst schreiben, aber kann mit einer duften Idee für etwas Stimmung sorgen. Denn wer weiß, vielleicht schauen auch andere jeden Tag vorbei. Man weiß es nicht. Ich bin hier auch durch einen Schreibwettbewerb reingerutscht. Macht es einfach. Beim Literaturforum gibt es ja auch Themenvorschläge, bei denen keiner etwas schreibt.

    Grüße
    VRanger ist offline
  18. #18 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Ist der Verweigerer überhaupt noch ein Held?
    Mag sein, dass er innerlich mit sich kämpft, aber wenn der Überlegung keine Tat folgt, was dann? Wenn alles angedacht wurde, aber nichts vollbracht?

    Hm, das könnte ein interessanter Plot sein. Münzen wir es mal auf Skyrim: Das Drachenblut ist ein armer Schlucker, der per Zufall in den Besitz des Drachensteines kam. Er ist zusammen mit einigen Banditen in das Ödsturzhügelgrab, die ihn gefangen nahmen, damit er ihre Beute trage. Nun haben die anderen den Draugr nicht überlebt und während sie kämpften, schlich sich das Drachenblut hinaus. Er will damit nichts zu tun haben, gibt den Drachenstein aber brav beim Jarl ab, nachdem ihm wohl in Flusswald jemand darauf hingewiesen hatte, dass das Ding wertvoll sein könnte. Irileth wandert nun zum Wachturm und das Drachenblut geht stiften. Held oder nicht?

    Gut, schauen wir mal, wie das später mit der Schreibübung klappt. Irgendwie bekomme ich langsam Lust drauf.

    Ja, ich schaute gestern erst ins Literaturforum rein, da fiel mir dieser Thread auch erst auf. Schade, dass sich so wenige finden, weil sich hier doch mehr Schreiber herumtreiben, als man denkt.
    Dawnbreaker ist offline
  19. #19 Zitieren
    General Avatar von Harvald
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    Für mich ist der optimale Held der, der eigentlich nicht mit dem "heldenhaften Ansatz" an eine Sache herangeht. "Leute lasst uns Grosses leisten", aus welchen Motiven auch immer. Es ist jemand von dem man sagt, er hat getan, was getan werden musste, vielleicht auf unvorhersehbare ungewöhnliche Weise, aber immer nur das Minimum, um über die Runden zu kommen. Der dabei sein bisheriges Leben nicht aufgibt und der daran festhängt. Die Erdung.

    Warum haben sie nicht gleich gesagt, daß sie General sind?

    Ich war vor dem Krieg Schweinebauer und ich werde nach dem Krieg wieder Schweinebauer sein, was ich in der Zwischenzeit tue hat nichts mit mir zu tun.
    Harvald ist offline
  20. #20 Zitieren
    Mythos Avatar von EMS
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    Zitat Zitat von Dawnbreaker Beitrag anzeigen
    (...) Schade, dass sich so wenige finden, weil sich hier doch mehr Schreiber herumtreiben, als man denkt.
    Mir fehlen einfach die zündenden Ideen. Seitdem ich meine von irgendwelchen Schreibregelen noch völlig unbelastete Geschichte fertig gestellt hatte, ist mir nie wieder ein wirklich guter Aufhänger in den Sinn gekommen. Ich habe einen Haufen Absätze auf dem PC, die mir zwischendurch mal eingefallen sind, aber daraus etwas basteln, geht einfach nicht.
    Zitat aus reddit/r/skyrim:
    > Skyrim
    >works perfectly.


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