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  1. #101
    Legende Avatar von Annalena
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    Darius

    [Bild: Sarah_klein.png]

    Das Rezept für die fiebersenkende Tinktur schien zu wirken und Sarah war erleichtert. Das Fieber war zwar gesunken, doch der junge Mann war immer noch nicht erwacht, doch Sarah war zuversichtlich, dass es nicht mehr lange dauern würde. Die Wunden waren auch schon gut verheilt, auch wenn es noch einige Zeit dauern würde, bis sie vollkommen geheilt sind. Sogar die Wunde am Bauch sah nicht mehr so schlimm aus, auch wenn Darius sicherlich Narben behalten würde. Hätte sie bessere Kräuter, dann würde dies anders aussehen, doch mit den wenigen Kräutern, die sie im Keller gefunden hatte, war einfach nicht mehr möglich. Natürlich hätte sie etwas sammeln gehen können, doch sie wagte es nicht ihren Patienten solang allein zu lassen und nicht alle Kräuter wuchsen überall oder zu jeder Jahreszeit. Vielleich hätte sie ein Rezept aus dem Rezeptbuch probieren können, doch sie wagte es nicht. So lange es Alternativen gab, würde sie Tinkturen benutzen, die sie kannte.

    Es war an der Zeit den Verband am Bauch zu wechseln und die junge Frau beugte sich über Darius. Sie seufzte laut als ihr Schatten auf die Wunde fiel und sie nicht mehr alles so gut erkennen konnte. Es war spät am Nachmittag und die Sonne war schon so weit gesunken, dass sie kaum noch Licht spendete. Das Feuer brannte nicht hell genug um gut genug zu sehen. Zwar hatte sie genug Holzscheite in das Feuer gelegt, damit es nicht ausging, doch sie konnte das Feuer nicht zu stark brennen lassen aus Sorge, dass bei zu viel Wärme das Fieber von Darius nicht sank.

    Sarah presste die Lippen zusammen und fluchte innerlich, da sie solange mit dem Wechsel des Verbandes gewartet hatte, doch das fremde Rezeptbuch war sehr interessant und sie konnte gar nicht mehr aufhören es zu studieren. Vorsichtig beugte sie sich über Darius, betrachtete sein Gesicht und lauschte seiner Atmung, die nun ruhiger ging. Sie überlegte hin und her ob sie es tun konnte, doch Darius schien noch immer tief in seiner Bewusstlosigkeit gefangen zu sein. Vorsichtig hob sie ihre Hände und nach einem letzten Blick auf den jungen Mann zog sie langsam ihre Kapuze vom Kopf. Sie konnte nicht vorsichtig genug sein und war immer darauf bedacht ihr Gesicht nicht zu zeigen. Ein letzter Blick auf den Mann zeigte, dass er das Bewusstsein nicht wieder erlangt hatte und ihre zittrigen Hände ließen ihre Kapuze los. Ihr Herz raste und Sarah beeilte sich die Wunde zu reinigen und zu verbinden damit sie wieder in die Sicherheit ihre Verhüllung fliehen konnte. Sie war so vertieft in ihrer Arbeit, dass sie zusammenzuckte, als sie plötzlich jemand ansprach.

    "Wenn du fertig bist mich zu würzen willst du mich dann Kochen oder Braten".

    Ihre Atmung wurde schneller und ihre Hände fingen wieder an zu zittern. Nein, dass durfte nicht passieren, dass konnte nicht passieren. Warum ausgerechnet jetzt? Er öffnete seine Augen vollständig und sie war sich sicher, dass er auch im fahlen Licht des schwachen Feuers ihre Schmach erkennen konnte.

    "Hättest du vielleicht etwas zu trinken bei der Hand? Mein Mund und mein Hals sind ziemlich ausgetrocknet".

    Sarah sprang auf und eilte sofort in die dunkelste Ecke des Raumes. Sie unterdrückte ein Schluchzen bevor sie mit steifen Fingern an ihrer Kapuze fummelte und diese nur mit Mühe wieder aufsetzen konnte. Selbst von hier sah sie seinen Ekel über ihre Entstellung und warum sollte es nicht so sein? Er war nicht der Erste und würde nicht der Letzte sein, der von ihrem Anblick angewidert war. Sie benötigte einige Atemzüge um sich wieder so weit zu fangen, dass sie ihm antworten konnte ohne dass ihre Stimme zitterte. „Ich… was meint Ihr damit, ob ich Euch braten oder kochen möchte? Ich habe zwar gelesen, dass es durchaus Leute gibt, die Menschen verzehren, doch ich praktiziere dies ganz sicher nicht und ich bin auch, zum Glück, noch nie auf solch eine Person zu stoßen. Mir zu unterstellen, dass ich so monströs bin… Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr solche Unterstellungen in Zukunft unterbindet.“ Sarah konnte nicht verstehen, warum der Mann ihr so etwas unterstellte. Sie funkelte ihn wütend an, auch wenn er es nicht sehen konnte, und begab sich zu dem Krug, der mit frischem Wasser gefüllt war. Vorsichtig füllte sie eine einen kleinen Tontopf, aber nur zur Hälfte. Dann mischte sie einige Kräuter darunter bevor sie sich neben Darius kniete. „Ich habe hier etwas Wasser für Euch. Trinkt vorsichtig und in kleinen Schlucken. Ihr habt eine Weile nichts zu Euch nehmen können und Euer Magen würde rebellieren, solltet Ihr zu viel auf einmal trinken. Ich habe einige Kräuter hinzugefügt, die Eure Schmerzen lindern und Euch wieder genug Kräfte geben, so dass Ihr gefahrlos essen könnt. Natürlich kann ich Euch erst morgen etwas geben und auch nur Suppe. Alles andere würdet Ihr nicht vertragen.“ Sarah hielt ihm den Tontopf hin und wartete ob er ihre Hilfe benötigte oder nicht.
    Annalena ist offline
  2. #102
    Legende Avatar von RainStorm
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    Sarah

    [Bild: DariusTruhnfal.png]

    „Ich… was meint Ihr damit, ob ich Euch braten oder kochen möchte? Ich habe zwar gelesen, dass es durchaus Leute gibt, die Menschen verzehren, doch ich praktiziere dies ganz sicher nicht und ich bin auch, zum Glück, noch nie auf solch eine Person zu stoßen. Mir zu unterstellen, dass ich so monströs bin… Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr solche Unterstellungen in Zukunft unterbindet.“

    Darius Körper zuckte vor verhaltenem Lachen als ihm die junge Frau das an den Kopf warf.

    "Ach Mädchen. Natürlich unterstell ich dir Nichts. Das war ein Scherz. Kennt man so etwas nicht in der Gegend wo du herkommst?"

    Darius konnte das Lachen nicht mehr unterdrücken aber sofort fuhr der Schmerz durch seinen Körper. Er fluchte verhalten und fuhr dann fort "Als ich meine Küchenkräuter gerochen hab da hab ich mich kurz gewundert aber anscheinend haben die Heilkräfte von denen ich nichts gewusst habe."
    Darius Blick trübte sich und sein Gesicht wurde traurig. "Mutter war unsere Heilerin, weist du. Im Keller müsste ein Rezeptbuch liegen das sie mir geschrieben hat. Die meisten Rezepte kommen von den Chasind. Mutter war zur Hälfte eine von ihnen."

    Darius versuchte sich aufzurichten und nach dem Becher zu greifen den ihm die junge Frau hinhielt aber der Schmerz hielt ihn fest.
    Die junge Frau, Sarah wie er zu sich sagte als ihm ihr Name wieder einfiel, schob eine Hand in seinen Nacken und half ihm dabei den Becher langsam auszutrinken. Als der schlimmste Durst gestillt war räusperte er sich und sprach weiter.

    "Versteckst du dein Gesicht wegen der Kratzer darin? Das brauchst du nicht, nicht vor mir. Da hab ich schon Schlimmeres gesehen. Weist du, ich habe .. hatte einen Freund, Tumil, ihm fehlte beinahe das halbe Gesicht aber er ist .. war ein hervorragender Korbflechter und begnadeter Geschichtenerzähler. Die Kinder haben ihn geliebt trotz seines Aussehens. Also lass ruhig die Kapuze herunten wenn du kannst." Darius Stimme war sanft und ohne falsches Mitleid.
    RainStorm ist offline Geändert von RainStorm (04.06.2016 um 11:14 Uhr)
  3. #103
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: TxGIDkV4csRmordred_klein.png] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Die tote Starrheit des kargen Ödlands verschlechterte sich zunehmend als zunehmend grauere Wolken am Horizont zu erkennen waren. Das Terynier Highever begrüßte sie offensichtlich ohne jegliche Gastfreundschaft. Larissa spürte das schlechte Wetter schon bevor man die ersten Fetzen der schwermütigen Wolkenfront erkennen konnte, auf die sie nun vehement zumarschierten. Die Luft war drückend warm und doch von ekelhaft klebriger Feuchtigkeit durchsetzt gewesen und die Dalish, die ihr Leben wie alle ihres Volkes unter freiem Himmel verbrachte sagte schon früh Regen voraus. Nimue schnaubte ungläubig während Mordred munter lächelte. „Ich hoffe Ihr irrt Euch, meine Liebe.“ Larissa hob eine ihrer dunklen Augenbrauen. Immer wenn Mordred sie anzuzweifeln wagte benutze er das „Ihr“ während er beim Fechttraining oder persönlicheren Gesprächen auf das „du“ zurückgriff und ihr immer das Gefühl von Freundschaft gab. Sein „Ihr“ hingegen wirkte zwar stets freundlich, jedoch auch distanziert und offiziell. Als sich nun die Wolken in raschem Tempo unaufhaltsamen in ihre Richtung bewegten seufzte Mordred laut und Nimue stieß einen vulgären Fluch aus, für den man sie in ihren warmen Zirkelhallen sicherlich noch einige Tage schräg angesehen hätte. Dass gebildete Menschen so fluchen konnten überraschte Larissa immer wieder. Obwohl Larissa den Regen nicht scheute, nein ihn sogar mochte, löste sie vorsorglich ihren Mantel aus dem Gepäck. Er hatte schon mehr Regentage gezählt als vermutlich die halbe Gruppe zusammen. Mordred, Mealla und Artur kamen aus wärmeren Gefilden und zumindest die beiden Männer hatten sicherlich meist ein Dach über dem Kopf, ebenso wie der Rotschopf. Larissa zog den schweren, schmutzigen Stoff über ihre nackten Arme mit den arabeskenhaft verschlungenen Tätowierungen. Nimue fluchte mittlerweile so ausgesucht, dass Larissa sich nicht einmal vorstellen wollte wie es wäre wenn der Regen sie erreichte. Sogar der sternengeschmückte Reiseumhang, den Mordred der Magierin aus dem Gepäck brachte konnte ihre Laune nur kurz bessern. Als jedoch die ersten Tropfen, schwer wie fallende Bucheckern, verstummte Nimues Gemurr fast augenblicklich. Offensichtlich fand sie sich mit der Unabänderlichkeit der Situation ab, zog sich die Kapuze tief ins Gesicht und wanderte stoisch hinter dem Rest her. Während fünf von sechs Gruppenmitgliedern den Tag in trauriger Betrachtung der Lage verbrachte, erheiterte der Regenguss Larissas Gemüt so sehr, dass sie sogar lächelte und sich mit geschlossenen Augen die Tropfen ins Gesicht fallen ließ. Dann schüttelte sie sich, einem nassen Hund nicht unähnlich, und bombardierte die umherstehenden mit noch mehr Wasser.
    Der Regen hing wie ein trüber bleifarbener Dunst vor den Augen der Reisenden. Ausnahmslos alle umwickelten sich nun mit ihren Mänteln, denn Wind und Regen nahmen an ihrer Heftigkeit noch zu. Jeder für sich sprach stumme Gebete für das baldige Auftauchen eines trockenen Platzes, ein jeder an seinen Gott, Götter oder an irgendwelche anderen Mächte. Vielleicht waren es die Stoßgebete, vielleicht aber auch die Tatsache, dass sie schon einige Stunden durch den Regen marschierten doch entdeckten sie eine kleine, hölzerne Scheune die sich inmitten bearbeiteter Felder gegen den peitschenden Wind behauptete. Sie war schwer auszumachen, denn der Regen verhinderte eine weite Sicht und man hätte sie wohl verfehlt, wären Elfenaugen nicht so scharf. Die Wolken hingen so tief, als lasteten sie auf dem mickrigen Dach der Scheune. Wie ein schwarzer, behauener Fels erhob sich der Stall nun vor ihnen und eilig trieben sie die Pferde und sich selbst an, um die Sicherheit des Trockenen zu erreichen. Sie wateten über den aufgeweichten Erdboden, befreiten mit kräftigem Schmatzen die Stiefel aus dem Acker und erreichten die Scheune schließlich erschöpft aber glücklich. Zur großen Freude aller war sie weder abgeschlossen noch mit anderen Reisenden oder Tieren belegt.

    Rasch wurden die nassen Kleider ausgezogen und an einem der vielen kreuz und quer laufenden Sparren aufgehängt. Auf die durchnässten Pferde wurden abgesattelt und die Vorräte und das Gepäck vorsorglich getrocknet. Schimmel konnte sich die Reisegruppe nicht erlauben. Für diesen Stall jedoch, der sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hatte, schien Schimmel jedoch kein Fremdwort zu sein und er stank ziemlich, doch immerhin war es trocken und größtenteils windgeschützt. Hier und da klafften Löcher in der dünnen Wand, doch konnte nicht genug Wind eindringen, um sie wirklich frieren zu lassen, vor allem nachdem Morgana auf die gescheite Idee gekommen war ein kleines magisches Feuer zu entflammen. Grundsätzlich hätte Mordred die Idee ein Feuer in einer vollen Scheune zu entzünden für Schwachsinn gehalten, doch Morgana konnte die Flamme gut kontrollieren und würde sicherlich verhindern, dass sie hier verbrannten. Larissa hingegen staunte einmal mehr über die Merkwürdigkeit der Menschen, schaute hoch zur Decke und in die vielen Ecken. Shemlen… bauen Häuser für totes Gras. „Dient das hier eigentlich einem bestimmten Zweck?“, fragte sie, die Existenzberechtigung dieses Gebäudes anzweifelnd. Mordred sah sie verwundert an, öffnete den Mund und sagte doch nichts. Schließlich schüttelte er bloß resignierend den Kopf und fuhr damit fort, seinen Sattel mit Stroh trockenzureiben.

    Der Nachmittag verging rasch, denn es waren kaum mehr als zwei Stunden, bis der Abend raschen Einzug hielt. Mordred las und schrieb Zeilen am Scheuneneingang bis das hereinbrechende Abenddunkel die Seiten zu Nebel werden ließ. Zu seiner Überraschung gesellte sich Larissa zu ihm und spähte über die Schulter auf das Geschriebene. Manche Seiten verdeckte er natürlich, vor allem die auf denen er dem Künstler in sich freien Lauf gelassen hatte und Nimue oder Mealla nackt und in aufreizender Pose skizziert hatte. Er war zwar weit weniger talentiert, als er es sich wünschte doch wusste man zumindest was wo gemeint war und die Fantasie erledigte den Rest. Larissa griff sich ein Blatt und starrte angestrengt auf die Buchstaben, las das Wort „Highever“, dann aber langsam und doch sicher vor. Danach strahlte sie, erwartete offenbar ein Lob und da Morgana gerade mit ihrem Feuer zugange war, lobte Mordred sie. Der Antivaner war froh, dass die gestrige Situation keine nachhaltigen Schäden in der aufblühenden Freundschaft zwischen Literat und Jägerin gerissen hatte. Schließlich rief Larissa Morganas Namen, worauf die Hexe – gewandet in schwarze Schatten – zu ihnen herüberkam. Larissa hob das Papier, dass sie nun schon einige Zeit studierte hoch und las vor. Es handelte sich dabei um die Schilderung der Anreise des Antivaners sowie seine ersten Erfahrungen mit einem Bann, der seine Soldaten nach Ostagar führte und ihm erlaubte den Tross begleiten zu dürfen. „Das war leicht“, sagte Larissa nicht ohne hörbaren Stolz und legte das Papier zu den anderen. Dann griff sie wahllos ein Neues und las, diesmal deutlich langsamer und unsicherer, vor: „Die Grup-pe nach Orsa – nein – Orzam…mar.“ Sie nickte wissentlich und fuhr fort, während Mordred von seinem Schriftstück aufsah und eine kurze, gebrochene Schreibfeder weglegte. „Nicht das, Larissa. Gib das her!“ Doch Larissa war schon zu sehr in der Beweisführung ihrer gesteigerten Lesekünste und fuhr fort: „Vier Grazien: eine Wild, eine Gefeerlich, eine Kalt und eine Einsahm.“ Mordred räusperte sich und korrigierte: „Einsam.“ „Hab ich doch gesagt.“ Mordred hielt die Hand ausgestreckt und Larissa übergab das Pergament ohne weiterzulesen.

    *

    Der klägliche Rest des gewittrigen Tages wurde mit einem einfachen Abendbrot und dem Beschluss, dass bei dem Unwetter keine Wachen nötig seien, beendet. Alle sechs zogen sich tiefer ins Gebäude zurück, Nimue wie immer wenn eine Schlafstätte war, als Katze. Mordred fragte sich, wie es sich wohl anfühlte, als Katze zu leben, beschloss aber nicht zu fragen. Vermutlich würde die Rothaarige ihn einfach mit einem Seitenhieb unaufgeklärt lassen. Etwas in der Art wie: „Was kümmert es Euch? Ihr werdet diese Fähigkeit ohnehin nie besitzen!“ Heftig krachte der Donner und immer wieder flackerte die Welt außerhalb der dünnen, wurmstichigen Wände in gleißendem, weißem Licht auf und zweimal donnerte es so sehr, dass die Hütte zu beben schien und die Pferde unruhig an ihren Halterungen zerrten. Feuer entzündete niemand mehr, doch gab sich jeder die größte Mühe sich warm zu halten und in Schichten aus Kleidung zu wickeln. Das Stroh piekste und Mordred hoffte, dass dort nicht allzu viel Getier umherwuselte, doch alles in allem war er froh, dass er hier drin und nicht irgendwo unter einem Baum schlief.


    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Morgana stand gerade am Feuer um den letzten Rest Feuchtigkeit aus ihren Klamotten zu bekommen, als sie aus Larissas Mund ihren Namen vernahm. Daraufhin beendete die Hexe ihr bestreben einen trockenen Nacken zu bekommen ohne sich bescheuert ans feuer zu stellen und ging zu der Dalish. Diese stand bei Mordred und schien gerade dabei ihre Lesekünste an dessen Schriftstücken zu erproben, eine Tätigkeit bei der sie wohl die Anwesenheit ihrer Lehrerin guthieß. Die Dalish begann fortzufahren, eine Episode aus der Zeit bevor Mordred auf die Gruppe gestoßen war und bei dessen Vortrag sie sich Wacker schlug. Dann griff sie zu einem anderen Blatt, eines das sich ganz offenbar mit ihrer Reise nach Orzammar befasste. Und eines dessen Inhalt dem Antivaner scheinbar peinlich war, auch wenn seine Versuche die Lesung zu verhindern von dem gesteigerten Eifer der Elfe ignoriert wurden. Auch Morgana hörte den Inhalt und warf dem Literaten einen skeptischen Blick zu. Es war ziemlich eindeutig wer die vier Grazien waren und sie konnte sich schon denken welche von ihnen sie darstellte. Die Hexe wusste nicht ob sie beleidigt sein sollte, denn scheinbar hatte sich an Mordreds Meinung ihr Gegenüber seit Denerim nicht viel geändert und das war keine schmeichelhafte gewesen.
    Sie warf Mordred kurz einen abschätzigen Blick zu und sprach dann freundlich an Larissa gewandt: "Komm Larissa, wir machen woanders weiter. Ich habe etwas Anderes was du lesen kannst." Die Dalish nickte woraufhin sich die beiden Frauen eine Ecke suchten, wo sie sich es bequem machten. Morgana holte eines ihrer Bücher hervor und zauberte ein kleines magisches Licht als Lichtquelle. Die Elfe las motiviert einen der Reiseberichte aus dem Buch hervor, der passenderweise über das Teyrnir Highever ging. Larissa war konzentriert bei der Sache und der Aufenthalt bei den Dalish schien zumindestens nicht den Effekt gehabt zu haben das die Elfe alles „Shemlen“- Wissen verdrängt hatte.

    Schließlich suchten sich alle einen Platz in dem kratzigen, aber dafür weichem Stroh. Während sich die Pferde zusammen im unteren Bereich niederließen, zerstreute sich die Gruppe größtenteils. Mealla nutzte die Leiter um sich einen Platz für sich im oberen Bereich des Strohs zu suchen. Morgana legte sich mit ihrer neuerworbenen Decke neben Larissa und machte es sich dicht neben der Dalish gemütlich. Der Zwerg hatte nicht zuviel versprochen, die Decke war tatsächlich von hervorragender Qualität und sehr weich und flauschig, außerdem hielt sie das stechende Stroh von Morganas Körper ab. Das und wieder die Wärme von Larissa neben sich zu spüren besserte ihre Laune. Natürlich hätte es noch andere Dinge gegeben die ihre Laune noch mehr verbessert hätten, aber sie befand es angesichts der Situation ausreichend, vor allem da sie zusammen mit dem anderen in einem engen Stall mit piekenden Stroh waren. Trotz dem prasselnden Regen und dem lärmenden Donner schliefen irgendwann alle Anwesenden ein.

    Mealla war die erste welche erwachte und ein dünner Sonnenstrahl der durch eine Spalte in der Nähe hineinstrahlte, zeigte ihr das der Sturm scheinbar vorüber war. Die Elfe beschloss nicht länger als nötig in dem juckenden Stroh zu liegen, denn sie musste zwei Dinge tun, Wasser lassen und sich ganz dringend kratzen. Ihre halbwegs erwachten Sinne und Reflexe bewahrten sie dabei vorneüber ein Stockwerk runterzufallen, denn die Elfe hatte kurz vergessen, dass sie ein Stockwerk höher lag. So bewahrte sie jedoch ihr Gleichgewicht und kam anstatt durch freien Fall mit einer Leiter auf dem Boden der Scheune an. Das Öffnen der Scheune offenbarte dann einen dunkelblauen Himmel mit schwachen Wolken, welche die Sonne nur knapp verdeckten. Jedoch lag ein ordentlicher Dunst über den Feldern und der Boden war immer noch aufgeweicht und schlammig, wie die Elfe durch ein Einsinken ihres Stiefels bemerkte. Leise auf rivainisch fluchend, welche hervorragenden Schimpfworte hatte, zog sie ihn heraus und suchte sich ein stilles Örtchen. Auch der Rest der Gruppe begann jetzt, geweckt von den durch die Tür einfallenden Sonnenstrahlen und natürlichen Bedürfnissen, langsam aufzustehen und sich einigermaßen frisch zu machen. Artur kämpfte sich aus dem Stroh welches scheinbar in der Nacht aus der oberen Etage auf ihn herabgefallen war, während Morgana damit beschäftigt war sich das Stroh mit Fingern und Bürste aus den Haaren zu fischen. War sie sowieso zufrieden mit ihrer Haarfarbe so war sie jetzt heilfroh kein strohblondes Haar zu besitzen. Larissas war zwar nicht strohblond, aber dennoch war es in ihrer oft ungeordneten Mähne deutlich schwerer die Fremdkörper ausfindig zu machen.
    Schließlich nach einem leichten Frühstück verließen die sechs die kurzzeitig als Schutzhütte umfunktionierte Scheune.

    Der Himmel war immer noch bewölkt und nach kurzem waten durch den schlammigen Acker erreichten sie schließlich wieder die festere Straße. Über der Straße lag leichter Nebel der die Sicht teilweise einschränkte. Ganz sicher waren sie sich nicht ob sie eigentlich noch in Amaranthine oder Highever waren, sofern es Grenzsteine oder ähnliches gegeben hatte so waren sie ihnen wohl durch das stürmende Gewitter nicht aufgefallen. Letztendlich war es ja auch egal, die Straße führte zwangsläufig nach Highever und nachdem was sie über die Vorgänge im Teyrnir gehört hatten war es wohl besser möglichst wenig davon mitzubekommen. Eine ruhige Reise zwischen zwei Punkten, dass war in diesen Zeiten wohl seltener zu finden als ein Einhorn. Tatsächlich zeigte ihnen aber bald die Umgebung das sie wohl die Grenze des Arltums überschritten, allerdings nicht durch geographische Begebenheiten. An dem Rand eines größeren Waldes sahen sie drei schemenhafte Umrisse hängen, welche innerhalb der Nebelschwaden leicht hin und herschaukelten. Beim Näherkommen stellten sie sich als drei Leichen heraus, zwei Frauen, nicht besonders alt und brünett sowie ein schwarzhaariger Mann mittleren Alters. Ihre Gesichter waren bleich, die Lippen blau und die Augen schienen leicht hervorgekommen zu sein. Lange schienen sie noch nicht dort zu hängen, denn die Gesichter sahen noch frisch aus und waren nicht eingefallen. Vermutlich waren sie am frühen Morgen gehenkt worden. Neben der Schlinge welche ihnen das Leben genommen hatte, lag noch ein anderer Strick um ihren Nacken der bei jedem ein Schild trug. „Howe-Schlampe.“, las Mealla bei der einen Frau, während die andere ein „Bärenbesteigerin“ zierte. Den Mann hingegen hatte man mit einem etwas längeren Text versehen. „Das ist die Strafe für alle Verräter., stand auf dem Schild des vermeintlichen Kollaborateurs. „Nun sieht so aus als wären wir endgültig in Highever angekommen.“, schlussfolgerte Artur und schüttelte angewidert den Kopf. „Eine reizende Gegend.“, beschied Mealla grimmig die schon in Tevinter mehr beschilderte Leichen als ihr lieb gewesen war gesehen hatte. „Nun scheinbar hat der Händler nicht gelogen. Es gibt Widerstand gegen Arl Howe.“, beschied er recht kühl, auch wenn er nicht gerade viel davon hielt was er sah. Die Grenzen zwischen Widerständlern und Marodeuren waren oftmals fließend und was er hier sah war nicht weit entfernt von den Banditen die sie in Amaranthine erschlagen hatte. Nur das diese ihren Opfern keine Schilder um den Hals hingen die vermutlich die Hälfte der Bevölkerung eh nicht lesen konnte. Am Waldrand war der Nebel noch dichter als auf der Straße und die Nebelschwaden umspielten, die toten Körper der Gerichteten, wie ein dünnes Leichentuch aus Dunst. Stillschweigend setzte die Gruppe schließlich ihren Weg fort. Es war nicht schön die Leichen dort hängen zu lassen, allerdings waren es nicht die ersten Toten auf ihrem Weg nach Orzammar und es würden auch nicht die letzten sein. Die Leichen waren noch frisch und wer wusste ob ihren selbsternannten Richter noch in den Wäldern lauerten, bereit jene zu bekämpfen die sie für Männer des neuen Herrschers hielten? Mit einem flauen Gefühl im Magen marschierten sie also die Straße entlang und schon bald waren die Leichen wieder komplett im Nebel verborgen, aus den Augen aber nicht aus den Köpfen der Gruppe, welche ihren ersten Eindruck vom Teyrnir Highever bekommen hatten.

    Die Straße blieb auf ihrem weiteren Marsch ruhig, der Nebel wich einem Dunst der ihnen erlaubte weiter zu sehen und auch die Mittagssonne kämpfte sich schließlich beharrlich zwischen den Wolken hervor. Außer ihnen war jedoch niemand zu sehen, aber das Licht der Sonne offenbarte nun deutlich Fuß- und Hufspuren auf und neben der Straße, manche sahen älter andere hingegen noch recht frisch aus. Scheinbar war es noch nicht länger als ein Tag her, dass eine größere Abteilung auf der Straße marschiert war. Wer war schwierig zu sagen auch wenn Artur bezweifelte das sich Rebellen in großer Anzahl offen auf den Straßen bewegen würden. Falls doch müssten die Truppen der Howes die Kontrolle verloren haben, unwahrscheinlich so nah an ihrem Stammlande. Abgesehen von ein paar verschlafenen Gehöften am Horizont war jedoch nicht viel zu erkennen im Süden lag der Wald und im Norden die goldenen Felder der Bauern. Immerhin ein schönerer Anblick als der verbrannte Landstrich den die Brut in Amaranthine hinterlassen hatte.
    Die Mittagssonne verließ schließlich wieder den Zenit als Mealla an der Spitze der Gruppe Bewegungen am Horizont sah. Es waren scheinbar Reiter und tatsächlich setzte sich plötzlich eine Abteilung von ihnen ab und ritt in ihre Richtung. Scheinbar hatte man sie auch gesehen und jetzt kam eine trappelnde Staubwolke von mindestens einem Dutzend Berittener auf sie zu. Mealla blieb stehen und legte vorsichtshalber ihren Bogen auf dem Oberschenkel ab um ihn schnell griffbereit zu haben und beobachtete dabei die näherkommenden Soldaten. Auch der Rest der Gruppe schloss zu Mealla auf, skeptisch die Ankömmlinge beobachtend. Mehr konnte man nicht tun, denn zum Ausweichen war es zu spät und ein Kampf ohne Grund wäre eine Narretei gewesen. Schließlich kamen sie nah genug um etwas zu erkennen. Sechs der Reiter waren schwer gepanzert mit stählernen Rüstungen, ganz vorne ritt ein Mann mit Plattenrüstung und einem geschlossenen Bourgignot. An den Seiten ritten jeweils drei Reiter mit Kettenhemden und Rundschilden ausgerüstet. Auf den Schildern war der Bär der Howes zu sehen, bei zwei der Ritter hingegen der Mabari des Königshauses. Einer der Reiter trug eine Standarte welche zwei Banner mit diesen beiden Wappen zierte, ähnlich derer die man auch neben den Scheiterhaufen der Brut gerammt hatte. Es waren also offizielle Truppen und keine Freischärler, Widerständler oder Marodeure. Das war immerhin ein kleiner Vorteil auch wenn man in Zeiten des Bürgerkriegs natürlich nie sicher sein konnte wie diese auf fremde Reisende reagierten. Mealla beschloss allerdings ihnen keinen Vorwand zu geben und hängte den Bogen an ihren Sattel, griffbereit aber nicht so provokativ wie ihn in der Hand haltend. Etwas von der Gruppe entfernt zügelten die Reiter ihre Pferde und blieben stehen. „Grüße. Mein Name ist Ser Falstaff, Ritter im Dienste von Arl Rendon Howe und der erlauchten Königin Anora Theirin. Wer seid ihr und was ist euer Ziel?“, stellte sich der Anführer vor, der mit seinem Pferd ein wenig aus dem Kordon hervortrat. Bei seiner Frage schaute er zu Artur den er wohl als Wortführer der vor ihm stehenden Schar ansah. „Mein Name ist Ser Artur van Markham, freier Ritter aus Nevarra. Meine Begleiter und ich sind auf dem Weg nach Highever.“, erklärte Artur mit standesgemäßer Höflichkeit. „Nevarra sagt ihr? Und was führt einen freien Ritter und seine Begleiter nach Highever?“, fragte Ser Falstaff und warf dabei einen Blick durch die illustre Runde von Arturs Begleitern. „Verschiedene Geschäfte. Vor allem wollen wir aber die Belohnung für einen Auftrag erhalten den wir in Amranthine angenommen haben. Dort haben wir für den hiesigen Stadtkommandanten eine Banditenbande erschlagen.“, erklärte Artur. Da sie es hier mit den Männern von Howe zu tun hatten würde es wohl nicht schaden, zu erwähnen das man sich in Amaranthine als nützlich erwiesen hatte. „Ihr seid also ein ausländischer Söldner? Nun das ist gut, jedenfalls nicht schlecht für euch. Dieser Abschaum der sich Widerstand nennt, kann es sich nicht leisten irgendwelche Söldner anzuheuern und kein Ausländer würde sich einer Bande von Hochverrätern anschließen. Allerdings habe ich Befehl jede bewaffnete Gruppe zu befragen und da ihr ein Ritter seid und eure Gruppe aus dem Osten kommt wird euch mein Kommandant selbst sprechen wollen. Folgt mir, ich bringe euch zum Konstabler, er wird über eure weitere Reise entscheiden.“, erklärte der Ritter nachdrücklich und wendete dann sein Pferd, während seine Männer ein Spalier bildeten. Da sie außer einem Kampf keine große Wahl hatten, folgte die Gruppe dem Ritter, wobei sich die Berittenen um die sechs herum aufteilten.

    Nach einem kurzen Ritt auf der Straße, sahen sie auf einmal zahlreiche Bewegungen in der Ferne und beim Näherkommen stellten sie fest das es sich nicht nur um eine kleine Reitereinheit handelte die hier operierte. Mehrere hundert Soldaten schienen über die nahen Felder zu laufen und da es bis auf ein paar Feldposten keine großen Befestigungen gab schienen sie entweder noch nicht lange hier zu sein oder nicht vorhaben lange zu bleiben. Mehrere Pikeniere standen an der Straße in ihre Richtung schauend, ließen den Trupp aber ohne Umstände passieren, wobei der Gruppe in der Mitte ein paar neugierige Blicke folgten. Aus den nahen Wäldern kamen hier und da noch vereinzelt Trupps herausgesickert, welche in Richtung der Felder gingen. Besonders heraus stachen dabei mehrere Bogenschützen, welche Mäntel in grün und erdfarben trugen. Sie waren mit Langbogen und Kurzschwertern bewaffnet und ihre Gesichter entweder mit Tüchern verhüllt oder mit Tarnfarben bemalt. Ein wenig erinnerten sie Morgana in ihrer Aufmachung an Larissa, auch wenn es sich hier eindeutig um Menschen und nicht um Dalish handelte. Im Gegensatz zu den regulären Einheiten die oft laut sprechend und rumpelnd aus dem Wald kamen, waren diese Waldläufer sehr schweigsam und machten kaum Geräusche während sie aus dem Dickicht hervortraten. Die Gruppe schlug nun auch den Weg in Richtung Felder ein, wobei sie auf eine gewaltige Wiese kamen in deren Mitte gewaltige knorrige Eichen standen. Um die herum standen mehrere Soldaten, Pikeniere, Armbrustschützen, Schwertkämpfer und Reiter. Herausstach eine größere Gruppe von Frauen und Männern die dicht zusammengedrängt standen, ohne Rüstungen und Waffen auch wenn noch vereinzelt Elemente eines Waffenrocks zu sehen waren. Alle waren gefesselt und von mehreren Bewaffneten flankiert. Viele Gesichter zeigten Zorn oder Trotz manche jedoch auch Resignation oder Angst.
    Unweit von ihnen hatte man einen großen hölzernen Tisch aufgebaut an dem drei Personen saßen flankiert von zwei Hellebardenträgern. Vor dem Tisch stand ein breitgebauter Mann, gefesselt und von zwei Bewaffneten flankiert. Auch wenn die Sechs etwas entfernt vorbeigingen konnte man hören was gesagt wurde. „Wie ist euer Name?“, fragte ein kahlgeschorener Mann der in der Mitte saß. „Mein Name? Vincent von Fickteuchselbst Mylord!“, beleidigte ihn der Gefangene. Davon unbeeindruckt fuhr der Richter fort. „Ihr werdet dem Hochverrat angeklagt und dem Kampf gegen die Truppen der Königin und des Arls. Darauf steht der Tod. Jedoch bietet euch die Krone eine letzte Gnade an. Sofern ihr wieder euren Dienst als Soldat von Ferelden aufnehmt und dem Königshaus Treue schwört werdet ihr im Süden geschickt und das Land gegen die Brut verteidigen. Solltet ihr euch dort beweisen könnt ihr euch eine Amnestie erkämpfen. Wie entscheidet ihr euch?“ Der Angeklagte spuckte auf den Boden aus. „das gebe ich auf Lord Howe und auf eure Amnestie. Die einzigen Verräter seid ihr.“ „Bringt ihn weg.“, beschied der Richter und ließ einen neuen Angeklagten herbeikommen. Der Abgeurteilte wurde währenddessen fluchend weggezerrt in Richtung einer der großen Eichen.
    Auch die Gruppe bewegte sich jetzt langsam in Richtung der großen Eichen, an deren starken Ästen bei näherer Betrachtung etwas hing. Mehrere Körper waren schon dort aufgehängt worden, der Baum war zum Galgenbaum geworden. Mealla zählte mindestens ein Dutzend Leichen, den gleichen Gesichtsausdruck tragend wie die am frühen Morgen. Im Hintergrund hörten sie derweil lautes Geschrei, als der nächste Angeklagte wohl die Chance auf Amnestie in Anspruch genommen hatte und dafür lautstark von den anderen Gefangenen beschimpft wurde. Je näher sie jedoch an die Eichen kamen, desto leiser wurde das Geschimpfe stattdessen sahen sie mehrere gefesselte Gefangene die hinauf auf die Äste starrten, der Platz der an dem auch sie bald hängen würden. Zwei Männer brachten gerade den nächsten Delinquenten zum Baum, der sich sträubte und dabei flehend sprach: „Nein, nicht lasst mich los. Ich will nicht an den Baum.“ Ihn ignorierend zerrten ihn die Soldaten unter den Ast wo ihm die Schlinge um den Hals gelegt wurde. „Halt endlich die Klappe Thomas und nimm es wie ein Mann.“, rief ein andere Gefangener, eine blonde Frau verächtlich aus der Menge. „Nein lasst mich frei, ich habe es mir anders überlegt, ich werde den Eid schwören.“, bettelte Thomas sie ignorierend die beiden Soldaten an. „Zu spät Feigling.“, antwortete einer stoisch, während der andere einem Pferd einen Klaps gab, dass Thomas langsam nach oben zog. Aus dem Schreien wurde ein Röcheln und die Beine des verurteilten zappelten wie verrückt in der Luft, den Totentanz vollführend. „Das fällt ihnen immer erst beim Anblick des Galgens ein. Inkonsequentes Pack. In Ordnung, du bist die nächste Blondie.“, sagte er spöttisch und zeigte dann auf die lautstarke blonde Gefangene. „Na endlich. Mir tun schon die Füße weh.“, antwortete die Gefangene mit Galgenhumor und trat freiwillig aus der Menge auf den Galgenbaum zu.

    Die Gruppe ließ schließlich die Richtstätte hinter sich, passierten mehrere kleine Gruppen von Soldaten die zusammensaßen und kamen schließlich an ein Areal das von mehreren Wachen umstellt war. Dort mussten die Reiter der Gruppe absitzen, was allerdings auch Ser Falstaff tat. „Nun wir sind da, ihr könnt eure Waffen behalten, allerdings rate ich euch die Finger von ihnen zu lassen. Es wäre eure letzte Dummheit auf Erden.“, sprach der Ritter höflich aber mit festem Ton. Mealla hatte nichts dergleichen vor, ließ auch ihren Speer am Sattel zurück. Begleitet von Ser Falstaff und vier seiner Ritter, passierten sie die ebenfalls gepanzerten Wachen und traten schließlich auf eine große grüne Wiese in deren Mitte ein großer, vermutlich zerlegbarer Tisch stand an deren Platte mehrere Personen standen welche sich unterhielten. Als man das Kommen der Neuankömmlinge bemerkte, hörte man auf zu reden und drehte sich zu ihnen. Am Tisch standen vier Personen. Ganz außen rechts am Tisch stand ein Ritter mittleren Alters, ungefähr 1,82m in eine graue Plattenrüstung gehüllt, die der Bär der Howes zierte. Er hatte Kastanienbraunes Haar und einen leichten Schnurrbart, seine Augen waren klein und schauten misstrauisch in Richtung der Fremden. Eine schmale Narbe zierte seine linke Wange und die Rüstung die er trug hatte schon die eine oder andere Delle abbekommen. Links neben ihm stand ein jüngerer Ritter, etwa größer, kurzes blondes Haar mit leichtem Vollbart. Seine Rüstung war in hellem Grau mit einigen Elementen aus Silberit verziert und zeigte keinerlei Beschädigungen. Er hatte ein leicht fliehendes Kinn, und seine braunen Augen schauten skeptisch in Richtung der Neuankömmlinge. Die dritte Person war eine Frau ungefähr so groß wie Nimue, nackenlange Haare welche in mehreren kleinen Zöpfen endeten. Ihre Haarfarbe schien irgendwo zwischen dunkelbraun und schwarz zu liegen, so ganz genau konnte man es nicht sagen. Sie hatte ein hübsches schmales Gesicht mit einer filigranen Nase, auch wenn sie um diese und die Ohren herum immer noch verwischte Spuren von schlecht abgewaschener Tarnfarbe trug. Sie selbst trug wie Waldläufer vorhin eine Mischung aus erdbraunen und Grünen Klamotten, sowie eine dunkle Lederrüstung. Auf dieser war ein kleiner wappenförmiger Flicken angebracht, welcher zweigeteilt war und links den Howe Bären und rechts den Mabari zeigte. Anders als die beiden Ritter trug sie nur ein Kurzschwert und ihre türkisenen Augen sahen mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und schwacher Interesse auf die Gruppe herab. Die letzte Person am Tisch stach in der Hinsicht hervor das sie wohl die älteste am Tisch war, hatte der Mann in seiner anthrazitfarbenen Rüstung die 50 schon überschritten. Seine Rüstung schien auch schon etwas älter zu sein, denn auch wenn sie gepflegt war und glänzte konnte man diverse Dellen und Abnutzungen erkennen. Auf die Brustplatte war ein Mabari eingeätzt der in seiner Zeit als Rüstungszierde auch schon die eine oder andere Schramme abbekommen hatte. Trotz seines Alters zeigte der Mann keine Anzeichen von Schwäche oder Gebrechen und stand aufrecht und erhaben neben den anderen Mitgliedern der Tafel. Seine Haare waren kurzgehalten und er trug einen gestutzten Vollbart, welcher wie sein Haupthaar grau war. Nur teilweise schimmerten noch hier und da leichte Blondtöne hervor. Falten um die Augen, auf der Stirn und um den Mund zeugten von seinem Alter, doch seine Gesichtszüge zeigten es nicht und man konnte erahnen das er in seiner Jugend vermutlich zahlreichen Frauen den Kopf verdreht hatte. Seine Augen waren blau und strahlten Weisheit aus, gleichzeitig brannte in ihnen ein Feuer das man bei manchen Recken jüngeren Alters vermisste. Abwartend stand er an der Tafel, Ser Falstaff einen fragenden Blick zuwerfend.

    „Verzeiht meine Störung Mylord, aber ihr wünschtet unterrichtet zu werden über Berichte von bewaffneten Reisenden die wir auf der Straße treffen. Dieser Ritter, Ser Artur van Markham und seine Begleiter kamen aus dem Osten. Ich dachte mir das ihr ihn vielleicht persönlich sprechen wolltet.“, erklärte Ser Falstaff der ebenso wie Artur beim Passieren der Wachen seinen Helm abgenommen hatte. „Ihr tatet gut daran Ser Falstaff, vor allem da sie vermutlich auf unseren Spuren gewandert sind und gesehen haben was passiert sobald wir weitergezogen sind.“, sagte der ältere Ritter und wandte sich dann zu Artur. „Nun Ser Artur, da ich euren Namen kenne ist es nur höflich sich ebenfalls vorzustellen. Ich bin Ser Hildebrandt von Drachenspitze, Konstabler von Ferelden. Die anderen Mitglieder meines Kriegsrates sind Ser Degaine, Ser Gaynor und Einheitsführerin Jezebel Craobh. Aber wie ich sehe reist ihr nicht alleine. Hättet ihr die Güte mir eure Begleiter vorzustellen?“, bat der Konstabler höflich, auch wenn es vermutlich mehr ein Befehl war als eine Bitte. Artur stellte nun die anderen Mitglieder der Gruppe vor, wobei Ser Hildebrandt interessiert aussah, während Ser Degaine dem Gesicht nach der Meinung war die Fremden schnellst möglichst zu entfernen. Gleichzeitig klärte Artur den Konstabler gleich noch über das Ziel ihrer Reise, sowie er es auch schon bei Ser Falstaff getan hatte.
    „Ihr reist in illustrer Runde Ser Artur, so etwas könnte man für verdächtig halten. Allerdings bringen solche Zeiten die verschiedensten Leute zusammen und erschaffen Situationen mit denen man nicht gerechnet hat. Vor 28 Jahren habe ich in diesen Wäldern gelegen und gegen Orlaisaner gekämpft und heute muss ich gegen Landeskinder kämpfen die gegen die Befehle der Königin aufbegehren. Ich habe mit Bryce Cousland und Rendon Howe zusammen am weißen Fluss gekämpft, nicht viele haben dort den Tag überlebt, aber durch Zusammenhalt sind wir entkommen und haben letztendlich den Krieg gewonnen. Und heute? Heute greifen ehemalige Cousland Soldaten die von Howe an und wiedersetzen sich damit den Anordnungen der Königin welche ihm zu Teyrn von Highever ernannt hat. Das ist Hochverrat und das in Zeiten in denen die Brut immer näherkommt. Ihr kamt aus dem Osten, seid ihr dort auf die Brut gestoßen? Meine Männer und ich stellten vor drei Tagen eine größere Truppe von ihnen. Ser Gaynors Reiterei hat sie letztendlich niedergeritten.“ „Ein großer Erfolg gegen diese Teufel.“, fügte der junge Ritter stolz an. „Ein Tropfen auf dem heißen Stein.“, kommentierte die Einheitsführerin neben ihm trocken worauf sie der Ritter böse anfunkelte. „Wir trafen tatsächlich auf die Brut, konnten ihnen aber entkommen. Wir haben aber gesehen welche Verwüstungen sie angerichtet haben.“, beantwortete Artur die Frage ohne auf die Strapazen der Umgehung einzugehen. „Sie sind eine Geißel und der wahre Feind, nicht diese fehlgeleiteten Widerständler. Ich wurde hierhingeschickt um dem Aufstand ein Ende zu bereiten. Wir können es uns keinen Guerilla Krieg leisten, nicht wenn die Brut aus dem Süden kommt. Diejenigen die zur Vernunft kommen, bekommen von mir eine zweite Chance, alle anderen erwartet die Strafe für Hochverrat.“ „Lord Dayn in Highever scheint Letzteres zu bevorzugen.“, warf die Dunkelhaarige von hinten ein. „Zurecht für Verräter darf es nur eine Strafe geben. Genauso wie jene die sie unterstützen.“, bemerkte Ser Degaine mit harter Stimme. „Ja schlachtet die Bauern, ab verbrennt ihre Hütten. Das wird die Akzeptanz für Lord Dayne steigern.“, erwiderte Jezebel sarkastisch. Mit einer Handbewegung brachte Ser Hildebrandt sie zum Verstummen. „Sobald wir in Highever sind werde ich mit Lord Dayne darüber sprechen.“, erklärte der Konstabler mit ruhiger Stimme und wandte sich dann wieder Artur zu. „Um wieder zurück zu euch zu kommen was habt ihr seit dem Scheiterhaufen den wir errichtet haben auf der Straße gesehen?“
    Artur erzählte es ihm wobei es außer den drei gehängten nicht viel zu erzählen gab. Dennoch hörte ihm Ser Hildebrand interessiert zu. „Beschämend. Die Widerständler haben viele Sympathien im Land, aber wenn sie Verrat wittern zeigen sie ihr wahres Gesicht. Wobei es schwierig ist von ihnen als Kollektiv zu sprechen. Sie haben sich in kleinere Basen aufgeteilt die unabhängig voneinander operieren. Eine haben wir heute vernichtet, aber weiter im Landesinneren sind noch mehr und die Bevölkerung schweigsamer als hier an der Grenze zum Arltum. Was euch angeht so könnt ihr weiterreisen, ich glaube euch eure Geschichte und es ist unwahrscheinlich das eine Gruppe für die Rebellen arbeitet. Seid willkommen in Highever. Ich rate euch jedoch auf den Straßen aufzupassen und vor der Dunkelheit ein Quartier zu suchen. Tagsüber haben wir die großen Straßen unter Kontrolle aber nachts operieren sie im Schutz der Dunkelheit. Meidet kleine Nebenpfaden und bewachsenes Gelände.“, mahnte der Konstabler nachdrücklich.
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  4. #104
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    Ayden Le Brun • Ein kleines Dorf bei Lothering • Erste Fragen, ein Angebot

    [Bild: Ayden_VR.png] Ayden hörte von dem Mann an der Seite der Qunari nur » Meine Schuld, meine Schuld, meine Schuld!« Er hatte es gehört, doch Yonice musste von der Straße. Das war seine Meinung. Es war zwar niemand zu erblicken, aber vielleicht hatten ja die Gaffer hinter den Fenstern Platz genommen. Wenn hatte man schon so eine hilflose Kriegerin gesehen. Zumal in diesem Flecken, wo vermutlich seit Jahrhunderten nicht großartiges Geschehen war. Vielleich hatten sie einen kleinen Diebstahl gehabt oder ein Kirchgang war ausgefallen, weil die wenigen, die sie betrieben, schlicht erkrankt waren. Bei dem hier nicht anwesenden Heiler, eine durchaus plausible Idee. Vermutlich war die Suche nach den Kindern schon eine Aufregung gewesen. Vielleicht hatten manche auch gefragt: »Hier in dem Örtchen leben Kinder?« Zumindest war die Belohnung eher mager. Oder ein Korb voller Kräuter nur einen halbes Goldstück weniger wert, wie eines der beiden Kinder. Jedenfalls musste Yonice von der Straße. Der am schnellsten zu erreichende Ort war die bankähnliche Sitzgelegenheit, die Ayden zu vor selbst genutzt hatte. Es war zu dem ein schattiges Plätzchen. Also warum nicht? Doch das war leichter gefragt, als getan. Wie würde die Blinde darauf eingehen? Würde sie erneut die Hand ablehnen?

    »Obwohl, sie hatte sie nicht abgelehnt. Sie konnte ja nicht sehen …«, schoss es dem Ritter durch den Kopf. Er war sich nicht sicher, wie sie reagieren würde.

    In diese Frage nach dem Handeln sagte Arwan:»Wir haben drüben in der Hütte erfahren, dass der Heiler momentan nicht da ist. Aber er wird Geld verlangen für die Behandlung und wir haben es nicht. Aber wir dürfen mit Mutter Carol nicht darüber reden!« Das verstand Ayden nicht. Aber es war ihm jetzt noch nicht bewusst. Denn er fragte sich immer noch, ob er es tun sollte oder nicht. Es war eigentlich nicht wirklich wichtig, wie es ihm danach erging. Ihm tat die Qunari leid.

    Wiederum unterbrach Arwan sein Handeln oder seine Entschlusskraft war noch nicht so gefestigt, dass er es tun wollte: »Sagt, ein Templer seid Ihr nicht? Wenn nicht, dann würdet Ihr Euch uns vielleicht anschließen? Könnt Ihr vielleicht auch Yonice helfen zu kämpfen, auch ohne etwas zu sehen? «

    Jetzt hatte er verstanden. Deshalb die Schuld, deshalb nicht zu Mutter Carol. Er war ein Magier und vielleicht hatte er einen Anteil an der Situation von Yonice. Aber es steckte auch ein Stück Hoffnung, Zukunft in der Sache. Er fragte ja direkt, ob er sie begleiten könne. Das wusste er noch nicht. Aber er wusste jetzt, was er tun musste. So sagte er knapp: »Nein, kein Templer. Helft mir mal! Sie muss von der Straße, dort zur Bank in den Schatten.«

    Ehe Arwan etwas unternehmen konnte, fasste Ayden die Qunari unter und erklärte: »So unter Kriegern, von Stahl zu Stahl, ich bringe euch in den Schatten, dort können wir reden. Verzeiht mein Handeln.« Dann schob er Yonice vorsichtig in Richtung der Bank und ermunterte sie noch dazu. »Sehr gut, wir haben es geschafft, danke für euer Mitwirken. Jetzt können wir in Ruhe reden, ohne begafft zu werden.«, fügte er noch hinzu und schaute auf die beiden und wusste nicht, wie sie reagieren würden.

    nächster Post: ein weiterer Vorschlag
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  5. #105
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    [Bild: Aril_Ava.png] Glandis reagierte nicht aus Arils Elfisch-Versuch und so beließ sie es dabei. Sie war mit der Untersuchung von Gwess so beschäftigt, dass sie kaum mitbekam, wie geistesabwesend Glandis gerade war.

    »Sicher?« fragte die Dalish zurück plötzlich. Aril drehte sich zu ihr um, etwas verblüfft. Denn bisher hatte die Elfe immer geschwiegen und nun fragte sie plötzlich nach etwas, was sie doch selbst auch sehen konnte. Aril betrachtete Glandis und ihr fiel auf, die ihr die Haare immer wieder in Strähnchen ins Gesicht rutschten. Nervös strich Glandis sie immer wieder beiseite.
    „Sie ist bei Weitem nicht mehr so schwach wie vor ein paar Tagen,“ entgegnete Aril. »Das stimmt«, antwortete die Dalish, die nun anfing nach etwas in ihren Taschen zu suchen. Sie fand es wohl bald und friemelte an einem kleinen Faden herum, den sie ineinander verschlang und damit ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zurückband. Ihr musste der gleiche Gedanke gekommen sein, denn sie sagte grinsend zu Aril: »Nun habe ich auch einen Pferdeschwanz …«
    Aril lachte. "Ja, pass nur auf, dass ich dich nicht mit Gwess verwechsel," scherzte sie.

    »Warum auch immer, sie wachsen hier so schnell, müsste mal die Länge … doch so wird es gehen.«

    Aril besah sich zweifelnd Glandis' Haare und überlegte schon, wie Elfen ihre Frisuren hielten. Es gab wohl kaum einen Elfen-Friseur, oder? Sie erinnerte sich an die Badefrau, die sie seit langer Zeit geschminkt und ihr auch die Haare gekürzt hatte, wenn gewünscht. Doch das schien nun nicht der richtige Zeitpunkt für ein solches Thema zu sein.
    »Aril, können wir sie wirklich mitnehmen? Oder muten ihr wir ihr etwas zu? Ich weiß wir brauchen die Wassergefäße, doch ein Tier dafür hingeben? Ich bin so unentschlossen, denn hier lassen geht auch nicht?«

    Aril begriff, dass es der Elfe ein echtes Anliegen war, das Pferd zu schützen. Und sie konnte es verstehen, sie hätte Trovao auch keiner Gefahr aussetzen wollen.
    Schon gar nicht, wenn er verwundet worden war.

    Aril ging noch einmal zu Gwess und sah in ihre starken, braunen Augen. Sie wirkten völlig klar und nicht eingesunken oder vernebelt.
    Sie griff nach den Zügeln und ließ Gwess ein paar Schritte gehen, dabei achtete sie auf die Bewegung des Rückens und wie die Wunde sich durch den Muskeleinsatz bewegte.

    Insgeheim schossen ihr tausend Gedanken durch den Kopf. Sie war sich sicher, dass Gwess das überstehen konnte, man sollte nicht auf ihr reiten und schon gar nicht sie im Galopp treiben, aber eine kurze Strecke, am Zügel geführt - und dennoch, wie konnte sie sicher sein? Sie war keine Heilerin, sie wusste nicht, ob dieser Ring nicht noch etwas andere in Gwess bewirkte, wovon sie nichts wussten.
    Sie konnte es nicht verantworten, Glandis zu überreden das neugewonnene Prferd mitzunehmen und dann erleben zu müssen, dass sie sich getäuscht hatte.
    Aber was sollte sie sonst tun?

    Sie beschloss, ehrlich zu Glandis zu sein, denn etwas andere hätte sie an Glandis Stelle auch verärgert.

    "Ich kann es nicht versprechen, Glandis. Wenn ein Wolf auftaucht oder noch eines von diesen Brutviechern, dann ... " sie wollte den Satz nicht beenden. Glandis würde wohl wissen, was gemeint war. "Aber wir wissen nicht, ob das passiert. Was können wir sonst tun? Wir brauchen die Behälter. Gwess sollte nicht alleine hierbleiben!" Sie setzte kurz ab, dann fügte sie hinzu :" Und ich möchte eigentlich auch nicht, dass du mir ihr hierbleibst. Du bist gut mit dem Bogen, aber wenn das Rudel auftaucht, das wir vorhin sahen - ich habe Angst um dich," schloß sie den Satz sorgenvoll.

    "Wie wäre es damit: Wir gehen alle, aber die gehst nur ein Stück mit Gwess, bleibst in Sichtweite des Lagereingangs stehen und gehe mit Trovao hinein. Dann musst du nicht den ganzen Weg und hast Ausblick über alles von Fluss bis zum Wald. Du kannst mich warnen, wenn du etwas siehst. Was meinst du?"
    Fawks ist offline
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    Glandis | Am Flussbaum • Wollen und Können

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Ihre Änderung der Frisur hatte Aril kommentiert mit einem: „Ja, pass nur auf, dass ich dich nicht mit Gwess verwechsel.“ Glandis hatte eher gebrummelt: »Wie immer sehr witzig.« Denn sie war in Gedanken wo anders. Sie hatte es ihrer Begleiterin erklärt. Die braune Stute, ja beide Pferde, wollte sie jetzt nach den Erlebnissen bei der Jagd nicht allein zurücklassen. Aber sie hatte kein Vertrauen in die Kraft des Tieres. Sie wollte nichts riskieren, nur einer Eitelkeit wegen. Sie sah, wie nach ihren Bedenken Aril mit größer Mühe und Sorgsamkeit Gwess untersuchte. Die Dalish beobachtete, wie Aril nach den Zügeln griff, Gwess ein paar Schritte gehen lies. Dabei schien sie nach der Körpersprache auf die Bewegung des Rückens zu achten und wie die Wunde sich durch den Muskeleinsatz bewegte. Glandis fand diese Sorgsamkeit einfach schön. Aril mochte Pferde, das war zu erkennen. Und die Dalish war immer für Personen zu haben, die es gut mit Tieren meinten. Denn sie war so aufgewachsen. Erzogen in einer Tradition, nur das dem Wald zu entnehmen, was nötig war. Mehr nicht! Bei der Jagd der Dalish ging es nicht um große Beute, um den Verkauf der Felle und des Fleisches. Nein es handelte sich immer darum, ein ausgewähltes Tier rasch und ohne Qualen zu töten. So viele, wie es für den Clan wichtig war. Dass sie sich dabei auch überschätzen und dann selbst Hunger litten, war inbegriffen. Sie handelten nach so einer Erfahrung wieder und wieder gleich. Es freute sie, zu sehen, wie Aril sich um Gwess mühte. Aber sie erkannte auch ihr Zögern, ihre Unsicherheit. Denn sie wiederholte Dinge. Das in einer Weise, um mehr an Gewissheit zu erlangen. Dieses Handeln wiederum bestärkte den Zweifel an ihrem Tun. Es half ihr nicht, dass sie zu ihr sagte: „Ich kann es nicht versprechen, Glandis. Wenn ein Wolf auftaucht oder noch eines von diesen Brutviechern, dann ...“ Vermutlich stoppte sie, weil sie dachte, Glandis würde es zu Ende denken oder wissen, was sie meinte. Doch die Dalish wollte es nicht zu Ende denken. Auch der nächste Satz von Aril: „Aber wir wissen nicht, ob das passiert. Was können wir sonst tun? Wir brauchen die Behälter. Gwess sollte nicht alleine hierbleiben!“ bestätigte ihr nur das, was sie schon selbst wusste. »Ja, so ist es«, antwortete sie.

    „Und ich möchte eigentlich auch nicht, dass du mir ihr hierbleibst. Du bist gut mit dem Bogen, aber wenn das Rudel auftaucht, das wir vorhin sahen - ich habe Angst um dich.“ »Musst du nicht …«, antwortete Glandis spontan. Doch das war eher so eine Floskel, die rasch bei solchen Sätzen hingesagt wird. Die Sorge um sie selbst kam erst beim Sprechen bei ihr an. Glandis errötete. Nicht, weil Aril recht hatte und sie auch an sich selbst denken sollten. Nein, es war nicht alltäglich für sie, seit dem sie von den ihren weggegangen war, dass sich um sie gesorgt wurde. Es war eben eine überraschende Erkenntnis. Mitten in diese aufsteigende Wärme, aus dem Innersten ihres Selbstwertgefühls folgte von Aril ein weiterer Vorschlag.

    „Wie wäre es damit: Wir gehen alle, aber die gehst nur ein Stück mit Gwess, bleibst in Sichtweite des Lagereingangs stehen und gehe mit Trovao hinein. Dann musst du nicht den ganzen Weg und hast Ausblick über alles von Fluss bis zum Wald. Du kannst mich warnen, wenn du etwas siehst. Was meinst du?“ Die Dalish antwortete eher im Trotz. »Das werde ich nicht tun. Ich werde nicht inmitten eines Feldes voller Toten warten. Entweder wir gehen alle …« Sie machte eine Pause und zählte dann auf, wenn sie mit alle meinte: »Du, Gwess, Trovao und … ich.« Sie wurde ganz unruhig. Denn Gedanke griff seinen Bann. Er breitete sich aus. Doch die Dalish hatte keine Scheu ihn auszusprechen und sie sagte es auf ihre Art. Diese konnte manchmal sehr drastisch sein, aber so war die Dalish eben: »Entweder alle oder wir können nicht morgen abreisen.« Sie schaute zu Aril, kam einige Schritte auf sie zu und sagte dann mit sehr sanfter Stimme: »Wenn wir kein Zutrauen haben, wie kann es dann morgen so ins Ungewisse gehen. Du hast sie sehr gründlich untersucht. Wofür ich dir dankbar bin. Bis zum Lager ist es ja nicht all zu weit. Wenn sie es bis zur Mitte nicht schaffen sollte, dann drehen wir um und reisen morgen nicht ab. Das wäre der richtige Weg.«
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  7. #107
    Burgherrin Avatar von Glorichen
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    Karl & Sao

    [Bild: AvatarNic.png]Während der gesamten Rauferei war von Nic nicht viel mehr als ein erschrockenes Quieken zu hören. Mehr war zu sehen: eine Handvoll Nüsse verharrte erschrocken auf dem Weg zum Mund, während die kleine Frau beinahe entsetzt die Augen aufgerissen hatte. Innerhalb weniger Sekunden war in der ruhigen Hütte ein wahnsinniger Tumult ausgebrochen, in dem Saoirse mit Ser Karl zusammenrasselte und sie sich in bester Wirtshausprügelei-Manier ein Handgemenge lieferten.
    Hinter ihr hatte Baran aufmerksam und interessiert den Kopf gehoben, schien aber kein Eingreifen für notwendig zu erachten. Vielleicht auch, weil seine Nic nicht darin verwickelt war - vielleicht aber auch, weil ein Krieger sicherlich gerne einen guten Kampf beobachtete.
    Doch so schnell sich diese, in Nics Augen gefährliche, Situation entwickelt, so schnell schien sie sich auch wieder zu beruhigen; zumindest was die körperliche Auseinandersetzung betraf.

    „Ich brauch’ keine Hilfe. Und vor allem brauch’ ich nicht eure.“
    Fereldisch. Sie KONNTE also Fereldisch. Nic war für einen Moment überrascht, dann begeistert und vergas für einen Moment, wie brenzlig diese Situation gewesen war. Die kleine Menschenfrau ließ die Nüsse, die immer noch in ihrer Hand vor ihrem Mund verharrten, zurück in ihren Beutel fallen, stand auf und trat neben den Esel, an dessen Zügeln das Mädchen trotzig zerrte.
    "Du sprichst also doch Fereldisch", stellte sie mit glänzenden Augen fest, ohne zu bemerken, dass sie damit den bisherigen Kontext völlig unterbrach. Während die trotzige Blonde ihren störrischen Esel hinausführte, lief Nic hinter ihr her. "Bist du zweisprachig aufgewachsen, oder wo hast du es gelernt? Du sprichst es ziemlich gut."
    Neugierig musterte Nic Saoirses Gesicht, als könne sie daraus die Antwort ablesen und erst als sie mit dem Fuß in eine tiefe, matschige Fütze trat und spürte, wie die Feuchtigkeit sich in ihre Kleidung sog, registrierte sie den Karren, der hoffnungslos tief im Schlamm versunken war.
    Zum akuten Thema zurückkehrend verschränkte die Kleine die Arme und sah zu Sao hinauf: "Und ja, du brauchst unsere Hilfe."
    Sie nickte zu dem Wagen hinüber und musterte dann wieder Sao. "Auch die von Ser Karl. Also, wieso willst du sie nicht annehmen?"
    Glorichen ist offline Geändert von Glorichen (16.06.2016 um 18:00 Uhr)
  8. #108
    Burgherrin Avatar von Glorichen
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    Melkor

    [Bild: AvatarAreion.png]''Du bist wirklich sehr selbstlos, das muss man doch anmerken. Und weißt wie man sich gut die Zeit vertreibt. Fragt sich, ist es nicht auf Dauer anstrengend so viele Jungfrauen zu haben? Ich meine, die Möglichkeiten, die können erst nach ein wenig Kennen lernen ausgeschöpft werden.''
    Areion hob die Augenbrauen. Natürlich war ihm die Spitze in dieser Antwort nicht entgangen und Areion fragte sich einmal mehr, an was für einen Mann er da geraten war.
    ''Oder bist du jemand, der tatsächlich nur das Bett ohne.... Spielzeug vorzieht?''
    Jedenfalls an niemanden, dem es unangenehm war, über das Lustspiel zu sprechen.
    "Spielzeug?", entgegnete er und schluckte den kindischen Kommentar hinunter, dass er doch nun wirklich zu alt für Spielzeug sei.
    "Das wäre natürlich enttäuschend, aber da kann man nichts machen.''
    Areion blieb abrupt stehen. Irgendetwas hatte er verpasst. Aber was? Jedenfalls schien dieser Dalish sehr sprunghaft in seiner Themenwahl zu sein. Die Irritation einmal mehr auf dem Gesicht geschrieben, betrachtete der Stadtelf seinen Begleiter, der kurz nach ihm stehen geblieben war und ihn jetzt fragend ansah.
    "Was haben Frauen mit Spielzeug zu tun?", fragte er bis ihm dämmerte, was der Elf gemeint haben könnte.
    "Achso, nein." Er hob abwehrend die Hände. "Keine Kinder. Nicht dass ich wüsste, jedenfalls." Eine Spur Besorgnis huschte über sein Gesicht. "Es gibt ... Kräuterfrauen, die wissen wie so etwas zu handhaben ist."
    Er nickte bestimmt. "Alles nur zum Spaß und für die jungen Damen zum 'üben' oder entspannen. Keine Kinder, nein. Das wäre wirklich nicht gut. Gar nicht gut." Er war sich gerade auch nicht sicher, ob Halbelfen immer ohne spitze Ohren geboren wurden. Sehen tat man es ohnehin trotzdem.
    "Ich meine ... ich und Vater? Niemals." Er hob abwehrend die Hände und setzte sich dann wieder in Bewegung.
    "Schließlich bin ich jetzt ein Mann auf der Flucht, frei zu tun was ich möchte, ohne einen Klotz am Bein." Er warf Melkor ein nicht ganz überzeugtes Grinsen zu, während er an ihm vorbeiging und bemühte sich mit aller Kraft, das Bild seiner Mutter und seiner Schwester zu verdrängen.
    Kein emotionaler Ballast, er durfte sich das nicht erlauben. Schon gar nicht jetzt.
    Glorichen ist offline
  9. #109
    Grisha Avatar von Emerahl
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    Lana

    Samira

    [Bild: LgOdRa55ur9EidBastien_Avatar.jpg]

    Als er mit Samira wieder aus der Hütte trat, war Lana verschwunden. Bastien verschwendete jedoch keinen weiteren Gedanken mehr an die Elfe. Jetzt war es wichtiger, Samira in Sicherheit zu bringen. Schließlich hatte er es ihrem Vater versprochen. Das Beste wäre, er würde sie zu Tilly bringen. Der Weg dorthin war nur ein wenig zu weit. Erst einmal sollten sie im nächsten Dorf rasten, mögliche Wunden versorgen und genügend Verpflegung besorgen. Außerdem benötigte Samira ein eigenes Pferd. Bei diesen Gedanken spürte er plötzlich Samiras Körper, der sich an seinen schmiegte, ganz deutlich. Sein Atem ging nun deutlich flacher und ihm wurde ganz merkwürdig. Er wurde doch nicht etwa krank?

    Ihr Weg führte sie an einem Schlachtfeld unweit des Dorfes vorbei. Samira begann zu würgen von dem ganzen Gestank, glitt aus seiner Umarmung und von seinem Pferd. An einigen Büschen am Wegesrand machte sie Halt. Bastien ließ sich von seinem Hengst gleiten, blieb allerdings stehen. Er wusste nicht, ob er zu ihr gehen sollte, wo sie doch gerade ihren Magen entleerte. So blickte er sich aufmerksam um. Doch keine Dunkle Brut war zu sehen. Fast zeitgleich mit Samira, entdeckte er eine Gestalt am Boden, halb sitzend unter einem Baum. Noch bevor er ihr eine Warnung zurufen konnte, stürzte sie sich schon auf die Gestalt. "Merde!", fluchte Bastien verhalten, zog sein Schwert und eilte zu Samira. Erschrocken hielt er inne. Vor ihm lag Lana, der Rüstung nach. Es sah nicht gut aus.

    Samira stammelte einige Sätze, doch Bastien ignorierte sie vorerst. Er sank neben Lana zu Boden und untersuchte sie. Eines ihrer spitzen Ohren war nun nicht mehr ganz so spitz. Diese Wunde war nicht ganz so schlimm. Was ihm Sorgen bereitete, war das ganze Blut, das unter ihren Händen hervorquoll, die sie auf ihren Bauch presste.

    „Würdet Ihr mir helfen sie zu bewegen?“ Nun drangen die Worte Samiras zu ihm durch. Er blickte zu ihr auf und erwiderte: "Wenn wir Lana jetzt bewegen, verblutet sie, bevor wir sie auch nur einen Meter weit bewegen können! Nein! Zuerst muss diese Wunde am Bauch behandelt werden." Bastien zögerte kurz, versucht, sie einfach liegen zu lassen. Doch ein Blick in Samiras unschuldige Augen ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Er presste nun seine Hände zusätzlich auf die Hände Lanas, um die Blutungen zu stoppen, dann ordnete er an: "In meiner Satteltasche befindet sich ein Wundumschlag. Bringt ihn mir. Anschließend werdet ihr die Satteltaschen Lanas durchsuchen. Sucht nach einem Fläschchen mit blauer Flüssigkeit und bringt es her. Das müsste Lyrium sein und wenn ich es schaffe, es Lana einzuflößen, hat sie wieder genug Magie, um die Wunde an ihrem Bauch zu verschließen."

    Auch wenn die Elfe ihn und Elias bei den Dieben dem Tode überlassen wollte, würde er nicht das Selbe tun. Schon allein, weil er Samiras Vorwürfe nicht ertragen wollte.
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  10. #110
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Morgana stand gerade am Feuer um den letzten Rest Feuchtigkeit aus ihren Klamotten zu bekommen, als sie aus Larissas Mund ihren Namen vernahm. Daraufhin beendete die Hexe ihr bestreben einen trockenen Nacken zu bekommen ohne sich bescheuert ans feuer zu stellen und ging zu der Dalish. Diese stand bei Mordred und schien gerade dabei ihre Lesekünste an dessen Schriftstücken zu erproben, eine Tätigkeit bei der sie wohl die Anwesenheit ihrer Lehrerin guthieß. Die Dalish begann fortzufahren, eine Episode aus der Zeit bevor Mordred auf die Gruppe gestoßen war und bei dessen Vortrag sie sich Wacker schlug. Dann griff sie zu einem anderen Blatt, eines das sich ganz offenbar mit ihrer Reise nach Orzammar befasste. Und eines dessen Inhalt dem Antivaner scheinbar peinlich war, auch wenn seine Versuche die Lesung zu verhindern von dem gesteigerten Eifer der Elfe ignoriert wurden. Auch Morgana hörte den Inhalt und warf dem Literaten einen skeptischen Blick zu. Es war ziemlich eindeutig wer die vier Grazien waren und sie konnte sich schon denken welche von ihnen sie darstellte. Die Hexe wusste nicht ob sie beleidigt sein sollte, denn scheinbar hatte sich an Mordreds Meinung ihr Gegenüber seit Denerim nicht viel geändert und das war keine schmeichelhafte gewesen.
    Sie warf Mordred kurz einen abschätzigen Blick zu und sprach dann freundlich an Larissa gewandt: "Komm Larissa, wir machen woanders weiter. Ich habe etwas Anderes was du lesen kannst." Die Dalish nickte woraufhin sich die beiden Frauen eine Ecke suchten, wo sie sich es bequem machten. Morgana holte eines ihrer Bücher hervor und zauberte ein kleines magisches Licht als Lichtquelle. Die Elfe las motiviert einen der Reiseberichte aus dem Buch hervor, der passenderweise über das Teyrnir Highever ging. Larissa war konzentriert bei der Sache und der Aufenthalt bei den Dalish schien zumindestens nicht den Effekt gehabt zu haben das die Elfe alles „Shemlen“- Wissen verdrängt hatte.

    Schließlich suchten sich alle einen Platz in dem kratzigen, aber dafür weichem Stroh. Während sich die Pferde zusammen im unteren Bereich niederließen, zerstreute sich die Gruppe größtenteils. Mealla nutzte die Leiter um sich einen Platz für sich im oberen Bereich des Strohs zu suchen. Morgana legte sich mit ihrer neuerworbenen Decke neben Larissa und machte es sich dicht neben der Dalish gemütlich. Der Zwerg hatte nicht zuviel versprochen, die Decke war tatsächlich von hervorragender Qualität und sehr weich und flauschig, außerdem hielt sie das stechende Stroh von Morganas Körper ab. Das und wieder die Wärme von Larissa neben sich zu spüren besserte ihre Laune. Natürlich hätte es noch andere Dinge gegeben die ihre Laune noch mehr verbessert hätten, aber sie befand es angesichts der Situation ausreichend, vor allem da sie zusammen mit dem anderen in einem engen Stall mit piekenden Stroh waren. Trotz dem prasselnden Regen und dem lärmenden Donner schliefen irgendwann alle Anwesenden ein.

    Mealla war die erste welche erwachte und ein dünner Sonnenstrahl der durch eine Spalte in der Nähe hineinstrahlte, zeigte ihr das der Sturm scheinbar vorüber war. Die Elfe beschloss nicht länger als nötig in dem juckenden Stroh zu liegen, denn sie musste zwei Dinge tun, Wasser lassen und sich ganz dringend kratzen. Ihre halbwegs erwachten Sinne und Reflexe bewahrten sie dabei vorneüber ein Stockwerk runterzufallen, denn die Elfe hatte kurz vergessen, dass sie ein Stockwerk höher lag. So bewahrte sie jedoch ihr Gleichgewicht und kam anstatt durch freien Fall mit einer Leiter auf dem Boden der Scheune an. Das Öffnen der Scheune offenbarte dann einen dunkelblauen Himmel mit schwachen Wolken, welche die Sonne nur knapp verdeckten. Jedoch lag ein ordentlicher Dunst über den Feldern und der Boden war immer noch aufgeweicht und schlammig, wie die Elfe durch ein Einsinken ihres Stiefels bemerkte. Leise auf rivainisch fluchend, welche hervorragenden Schimpfworte hatte, zog sie ihn heraus und suchte sich ein stilles Örtchen. Auch der Rest der Gruppe begann jetzt, geweckt von den durch die Tür einfallenden Sonnenstrahlen und natürlichen Bedürfnissen, langsam aufzustehen und sich einigermaßen frisch zu machen. Artur kämpfte sich aus dem Stroh welches scheinbar in der Nacht aus der oberen Etage auf ihn herabgefallen war, während Morgana damit beschäftigt war sich das Stroh mit Fingern und Bürste aus den Haaren zu fischen. War sie sowieso zufrieden mit ihrer Haarfarbe so war sie jetzt heilfroh kein strohblondes Haar zu besitzen. Larissas war zwar nicht strohblond, aber dennoch war es in ihrer oft ungeordneten Mähne deutlich schwerer die Fremdkörper ausfindig zu machen.
    Schließlich nach einem leichten Frühstück verließen die sechs die kurzzeitig als Schutzhütte umfunktionierte Scheune.

    Der Himmel war immer noch bewölkt und nach kurzem waten durch den schlammigen Acker erreichten sie schließlich wieder die festere Straße. Über der Straße lag leichter Nebel der die Sicht teilweise einschränkte. Ganz sicher waren sie sich nicht ob sie eigentlich noch in Amaranthine oder Highever waren, sofern es Grenzsteine oder ähnliches gegeben hatte so waren sie ihnen wohl durch das stürmende Gewitter nicht aufgefallen. Letztendlich war es ja auch egal, die Straße führte zwangsläufig nach Highever und nachdem was sie über die Vorgänge im Teyrnir gehört hatten war es wohl besser möglichst wenig davon mitzubekommen. Eine ruhige Reise zwischen zwei Punkten, dass war in diesen Zeiten wohl seltener zu finden als ein Einhorn. Tatsächlich zeigte ihnen aber bald die Umgebung das sie wohl die Grenze des Arltums überschritten, allerdings nicht durch geographische Begebenheiten. An dem Rand eines größeren Waldes sahen sie drei schemenhafte Umrisse hängen, welche innerhalb der Nebelschwaden leicht hin und herschaukelten. Beim Näherkommen stellten sie sich als drei Leichen heraus, zwei Frauen, nicht besonders alt und brünett sowie ein schwarzhaariger Mann mittleren Alters. Ihre Gesichter waren bleich, die Lippen blau und die Augen schienen leicht hervorgekommen zu sein. Lange schienen sie noch nicht dort zu hängen, denn die Gesichter sahen noch frisch aus und waren nicht eingefallen. Vermutlich waren sie am frühen Morgen gehenkt worden. Neben der Schlinge welche ihnen das Leben genommen hatte, lag noch ein anderer Strick um ihren Nacken der bei jedem ein Schild trug. „Howe-Schlampe.“, las Mealla bei der einen Frau, während die andere ein „Bärenbesteigerin“ zierte. Den Mann hingegen hatte man mit einem etwas längeren Text versehen. „Das ist die Strafe für alle Verräter., stand auf dem Schild des vermeintlichen Kollaborateurs. „Nun sieht so aus als wären wir endgültig in Highever angekommen.“, schlussfolgerte Artur und schüttelte angewidert den Kopf. „Eine reizende Gegend.“, beschied Mealla grimmig die schon in Tevinter mehr beschilderte Leichen als ihr lieb gewesen war gesehen hatte. „Nun scheinbar hat der Händler nicht gelogen. Es gibt Widerstand gegen Arl Howe.“, beschied er recht kühl, auch wenn er nicht gerade viel davon hielt was er sah. Die Grenzen zwischen Widerständlern und Marodeuren waren oftmals fließend und was er hier sah war nicht weit entfernt von den Banditen die sie in Amaranthine erschlagen hatte. Nur das diese ihren Opfern keine Schilder um den Hals hingen die vermutlich die Hälfte der Bevölkerung eh nicht lesen konnte. Am Waldrand war der Nebel noch dichter als auf der Straße und die Nebelschwaden umspielten, die toten Körper der Gerichteten, wie ein dünnes Leichentuch aus Dunst. Stillschweigend setzte die Gruppe schließlich ihren Weg fort. Es war nicht schön die Leichen dort hängen zu lassen, allerdings waren es nicht die ersten Toten auf ihrem Weg nach Orzammar und es würden auch nicht die letzten sein. Die Leichen waren noch frisch und wer wusste ob ihren selbsternannten Richter noch in den Wäldern lauerten, bereit jene zu bekämpfen die sie für Männer des neuen Herrschers hielten? Mit einem flauen Gefühl im Magen marschierten sie also die Straße entlang und schon bald waren die Leichen wieder komplett im Nebel verborgen, aus den Augen aber nicht aus den Köpfen der Gruppe, welche ihren ersten Eindruck vom Teyrnir Highever bekommen hatten.

    Die Straße blieb auf ihrem weiteren Marsch ruhig, der Nebel wich einem Dunst der ihnen erlaubte weiter zu sehen und auch die Mittagssonne kämpfte sich schließlich beharrlich zwischen den Wolken hervor. Außer ihnen war jedoch niemand zu sehen, aber das Licht der Sonne offenbarte nun deutlich Fuß- und Hufspuren auf und neben der Straße, manche sahen älter andere hingegen noch recht frisch aus. Scheinbar war es noch nicht länger als ein Tag her, dass eine größere Abteilung auf der Straße marschiert war. Wer war schwierig zu sagen auch wenn Artur bezweifelte das sich Rebellen in großer Anzahl offen auf den Straßen bewegen würden. Falls doch müssten die Truppen der Howes die Kontrolle verloren haben, unwahrscheinlich so nah an ihrem Stammlande. Abgesehen von ein paar verschlafenen Gehöften am Horizont war jedoch nicht viel zu erkennen im Süden lag der Wald und im Norden die goldenen Felder der Bauern. Immerhin ein schönerer Anblick als der verbrannte Landstrich den die Brut in Amaranthine hinterlassen hatte.
    Die Mittagssonne verließ schließlich wieder den Zenit als Mealla an der Spitze der Gruppe Bewegungen am Horizont sah. Es waren scheinbar Reiter und tatsächlich setzte sich plötzlich eine Abteilung von ihnen ab und ritt in ihre Richtung. Scheinbar hatte man sie auch gesehen und jetzt kam eine trappelnde Staubwolke von mindestens einem Dutzend Berittener auf sie zu. Mealla blieb stehen und legte vorsichtshalber ihren Bogen auf dem Oberschenkel ab um ihn schnell griffbereit zu haben und beobachtete dabei die näherkommenden Soldaten. Auch der Rest der Gruppe schloss zu Mealla auf, skeptisch die Ankömmlinge beobachtend. Mehr konnte man nicht tun, denn zum Ausweichen war es zu spät und ein Kampf ohne Grund wäre eine Narretei gewesen. Schließlich kamen sie nah genug um etwas zu erkennen. Sechs der Reiter waren schwer gepanzert mit stählernen Rüstungen, ganz vorne ritt ein Mann mit Plattenrüstung und einem geschlossenen Bourgignot. An den Seiten ritten jeweils drei Reiter mit Kettenhemden und Rundschilden ausgerüstet. Auf den Schildern war der Bär der Howes zu sehen, bei zwei der Ritter hingegen der Mabari des Königshauses. Einer der Reiter trug eine Standarte welche zwei Banner mit diesen beiden Wappen zierte, ähnlich derer die man auch neben den Scheiterhaufen der Brut gerammt hatte. Es waren also offizielle Truppen und keine Freischärler, Widerständler oder Marodeure. Das war immerhin ein kleiner Vorteil auch wenn man in Zeiten des Bürgerkriegs natürlich nie sicher sein konnte wie diese auf fremde Reisende reagierten. Mealla beschloss allerdings ihnen keinen Vorwand zu geben und hängte den Bogen an ihren Sattel, griffbereit aber nicht so provokativ wie ihn in der Hand haltend. Etwas von der Gruppe entfernt zügelten die Reiter ihre Pferde und blieben stehen. „Grüße. Mein Name ist Ser Falstaff, Ritter im Dienste von Arl Rendon Howe und der erlauchten Königin Anora Theirin. Wer seid ihr und was ist euer Ziel?“, stellte sich der Anführer vor, der mit seinem Pferd ein wenig aus dem Kordon hervortrat. Bei seiner Frage schaute er zu Artur den er wohl als Wortführer der vor ihm stehenden Schar ansah. „Mein Name ist Ser Artur van Markham, freier Ritter aus Nevarra. Meine Begleiter und ich sind auf dem Weg nach Highever.“, erklärte Artur mit standesgemäßer Höflichkeit. „Nevarra sagt ihr? Und was führt einen freien Ritter und seine Begleiter nach Highever?“, fragte Ser Falstaff und warf dabei einen Blick durch die illustre Runde von Arturs Begleitern. „Verschiedene Geschäfte. Vor allem wollen wir aber die Belohnung für einen Auftrag erhalten den wir in Amranthine angenommen haben. Dort haben wir für den hiesigen Stadtkommandanten eine Banditenbande erschlagen.“, erklärte Artur. Da sie es hier mit den Männern von Howe zu tun hatten würde es wohl nicht schaden, zu erwähnen das man sich in Amaranthine als nützlich erwiesen hatte. „Ihr seid also ein ausländischer Söldner? Nun das ist gut, jedenfalls nicht schlecht für euch. Dieser Abschaum der sich Widerstand nennt, kann es sich nicht leisten irgendwelche Söldner anzuheuern und kein Ausländer würde sich einer Bande von Hochverrätern anschließen. Allerdings habe ich Befehl jede bewaffnete Gruppe zu befragen und da ihr ein Ritter seid und eure Gruppe aus dem Osten kommt wird euch mein Kommandant selbst sprechen wollen. Folgt mir, ich bringe euch zum Konstabler, er wird über eure weitere Reise entscheiden.“, erklärte der Ritter nachdrücklich und wendete dann sein Pferd, während seine Männer ein Spalier bildeten. Da sie außer einem Kampf keine große Wahl hatten, folgte die Gruppe dem Ritter, wobei sich die Berittenen um die sechs herum aufteilten.

    Nach einem kurzen Ritt auf der Straße, sahen sie auf einmal zahlreiche Bewegungen in der Ferne und beim Näherkommen stellten sie fest das es sich nicht nur um eine kleine Reitereinheit handelte die hier operierte. Mehrere hundert Soldaten schienen über die nahen Felder zu laufen und da es bis auf ein paar Feldposten keine großen Befestigungen gab schienen sie entweder noch nicht lange hier zu sein oder nicht vorhaben lange zu bleiben. Mehrere Pikeniere standen an der Straße in ihre Richtung schauend, ließen den Trupp aber ohne Umstände passieren, wobei der Gruppe in der Mitte ein paar neugierige Blicke folgten. Aus den nahen Wäldern kamen hier und da noch vereinzelt Trupps herausgesickert, welche in Richtung der Felder gingen. Besonders heraus stachen dabei mehrere Bogenschützen, welche Mäntel in grün und erdfarben trugen. Sie waren mit Langbogen und Kurzschwertern bewaffnet und ihre Gesichter entweder mit Tüchern verhüllt oder mit Tarnfarben bemalt. Ein wenig erinnerten sie Morgana in ihrer Aufmachung an Larissa, auch wenn es sich hier eindeutig um Menschen und nicht um Dalish handelte. Im Gegensatz zu den regulären Einheiten die oft laut sprechend und rumpelnd aus dem Wald kamen, waren diese Waldläufer sehr schweigsam und machten kaum Geräusche während sie aus dem Dickicht hervortraten. Die Gruppe schlug nun auch den Weg in Richtung Felder ein, wobei sie auf eine gewaltige Wiese kamen in deren Mitte gewaltige knorrige Eichen standen. Um die herum standen mehrere Soldaten, Pikeniere, Armbrustschützen, Schwertkämpfer und Reiter. Herausstach eine größere Gruppe von Frauen und Männern die dicht zusammengedrängt standen, ohne Rüstungen und Waffen auch wenn noch vereinzelt Elemente eines Waffenrocks zu sehen waren. Alle waren gefesselt und von mehreren Bewaffneten flankiert. Viele Gesichter zeigten Zorn oder Trotz manche jedoch auch Resignation oder Angst.
    Unweit von ihnen hatte man einen großen hölzernen Tisch aufgebaut an dem drei Personen saßen flankiert von zwei Hellebardenträgern. Vor dem Tisch stand ein breitgebauter Mann, gefesselt und von zwei Bewaffneten flankiert. Auch wenn die Sechs etwas entfernt vorbeigingen konnte man hören was gesagt wurde. „Wie ist euer Name?“, fragte ein kahlgeschorener Mann der in der Mitte saß. „Mein Name? Vincent von Fickteuchselbst Mylord!“, beleidigte ihn der Gefangene. Davon unbeeindruckt fuhr der Richter fort. „Ihr werdet dem Hochverrat angeklagt und dem Kampf gegen die Truppen der Königin und des Arls. Darauf steht der Tod. Jedoch bietet euch die Krone eine letzte Gnade an. Sofern ihr wieder euren Dienst als Soldat von Ferelden aufnehmt und dem Königshaus Treue schwört werdet ihr im Süden geschickt und das Land gegen die Brut verteidigen. Solltet ihr euch dort beweisen könnt ihr euch eine Amnestie erkämpfen. Wie entscheidet ihr euch?“ Der Angeklagte spuckte auf den Boden aus. „das gebe ich auf Lord Howe und auf eure Amnestie. Die einzigen Verräter seid ihr.“ „Bringt ihn weg.“, beschied der Richter und ließ einen neuen Angeklagten herbeikommen. Der Abgeurteilte wurde währenddessen fluchend weggezerrt in Richtung einer der großen Eichen.
    Auch die Gruppe bewegte sich jetzt langsam in Richtung der großen Eichen, an deren starken Ästen bei näherer Betrachtung etwas hing. Mehrere Körper waren schon dort aufgehängt worden, der Baum war zum Galgenbaum geworden. Mealla zählte mindestens ein Dutzend Leichen, den gleichen Gesichtsausdruck tragend wie die am frühen Morgen. Im Hintergrund hörten sie derweil lautes Geschrei, als der nächste Angeklagte wohl die Chance auf Amnestie in Anspruch genommen hatte und dafür lautstark von den anderen Gefangenen beschimpft wurde. Je näher sie jedoch an die Eichen kamen, desto leiser wurde das Geschimpfe stattdessen sahen sie mehrere gefesselte Gefangene die hinauf auf die Äste starrten, der Platz der an dem auch sie bald hängen würden. Zwei Männer brachten gerade den nächsten Delinquenten zum Baum, der sich sträubte und dabei flehend sprach: „Nein, nicht lasst mich los. Ich will nicht an den Baum.“ Ihn ignorierend zerrten ihn die Soldaten unter den Ast wo ihm die Schlinge um den Hals gelegt wurde. „Halt endlich die Klappe Thomas und nimm es wie ein Mann.“, rief ein andere Gefangener, eine blonde Frau verächtlich aus der Menge. „Nein lasst mich frei, ich habe es mir anders überlegt, ich werde den Eid schwören.“, bettelte Thomas sie ignorierend die beiden Soldaten an. „Zu spät Feigling.“, antwortete einer stoisch, während der andere einem Pferd einen Klaps gab, dass Thomas langsam nach oben zog. Aus dem Schreien wurde ein Röcheln und die Beine des verurteilten zappelten wie verrückt in der Luft, den Totentanz vollführend. „Das fällt ihnen immer erst beim Anblick des Galgens ein. Inkonsequentes Pack. In Ordnung, du bist die nächste Blondie.“, sagte er spöttisch und zeigte dann auf die lautstarke blonde Gefangene. „Na endlich. Mir tun schon die Füße weh.“, antwortete die Gefangene mit Galgenhumor und trat freiwillig aus der Menge auf den Galgenbaum zu.

    Die Gruppe ließ schließlich die Richtstätte hinter sich, passierten mehrere kleine Gruppen von Soldaten die zusammensaßen und kamen schließlich an ein Areal das von mehreren Wachen umstellt war. Dort mussten die Reiter der Gruppe absitzen, was allerdings auch Ser Falstaff tat. „Nun wir sind da, ihr könnt eure Waffen behalten, allerdings rate ich euch die Finger von ihnen zu lassen. Es wäre eure letzte Dummheit auf Erden.“, sprach der Ritter höflich aber mit festem Ton. Mealla hatte nichts dergleichen vor, ließ auch ihren Speer am Sattel zurück. Begleitet von Ser Falstaff und vier seiner Ritter, passierten sie die ebenfalls gepanzerten Wachen und traten schließlich auf eine große grüne Wiese in deren Mitte ein großer, vermutlich zerlegbarer Tisch stand an deren Platte mehrere Personen standen welche sich unterhielten. Als man das Kommen der Neuankömmlinge bemerkte, hörte man auf zu reden und drehte sich zu ihnen. Am Tisch standen vier Personen. Ganz außen rechts am Tisch stand ein Ritter mittleren Alters, ungefähr 1,82m in eine graue Plattenrüstung gehüllt, die der Bär der Howes zierte. Er hatte Kastanienbraunes Haar und einen leichten Schnurrbart, seine Augen waren klein und schauten misstrauisch in Richtung der Fremden. Eine schmale Narbe zierte seine linke Wange und die Rüstung die er trug hatte schon die eine oder andere Delle abbekommen. Links neben ihm stand ein jüngerer Ritter, etwa größer, kurzes blondes Haar mit leichtem Vollbart. Seine Rüstung war in hellem Grau mit einigen Elementen aus Silberit verziert und zeigte keinerlei Beschädigungen. Er hatte ein leicht fliehendes Kinn, und seine braunen Augen schauten skeptisch in Richtung der Neuankömmlinge. Die dritte Person war eine Frau ungefähr so groß wie Nimue, nackenlange Haare welche in mehreren kleinen Zöpfen endeten. Ihre Haarfarbe schien irgendwo zwischen dunkelbraun und schwarz zu liegen, so ganz genau konnte man es nicht sagen. Sie hatte ein hübsches schmales Gesicht mit einer filigranen Nase, auch wenn sie um diese und die Ohren herum immer noch verwischte Spuren von schlecht abgewaschener Tarnfarbe trug. Sie selbst trug wie Waldläufer vorhin eine Mischung aus erdbraunen und Grünen Klamotten, sowie eine dunkle Lederrüstung. Auf dieser war ein kleiner wappenförmiger Flicken angebracht, welcher zweigeteilt war und links den Howe Bären und rechts den Mabari zeigte. Anders als die beiden Ritter trug sie nur ein Kurzschwert und ihre türkisenen Augen sahen mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und schwacher Interesse auf die Gruppe herab. Die letzte Person am Tisch stach in der Hinsicht hervor das sie wohl die älteste am Tisch war, hatte der Mann in seiner anthrazitfarbenen Rüstung die 50 schon überschritten. Seine Rüstung schien auch schon etwas älter zu sein, denn auch wenn sie gepflegt war und glänzte konnte man diverse Dellen und Abnutzungen erkennen. Auf die Brustplatte war ein Mabari eingeätzt der in seiner Zeit als Rüstungszierde auch schon die eine oder andere Schramme abbekommen hatte. Trotz seines Alters zeigte der Mann keine Anzeichen von Schwäche oder Gebrechen und stand aufrecht und erhaben neben den anderen Mitgliedern der Tafel. Seine Haare waren kurzgehalten und er trug einen gestutzten Vollbart, welcher wie sein Haupthaar grau war. Nur teilweise schimmerten noch hier und da leichte Blondtöne hervor. Falten um die Augen, auf der Stirn und um den Mund zeugten von seinem Alter, doch seine Gesichtszüge zeigten es nicht und man konnte erahnen das er in seiner Jugend vermutlich zahlreichen Frauen den Kopf verdreht hatte. Seine Augen waren blau und strahlten Weisheit aus, gleichzeitig brannte in ihnen ein Feuer das man bei manchen Recken jüngeren Alters vermisste. Abwartend stand er an der Tafel, Ser Falstaff einen fragenden Blick zuwerfend.

    „Verzeiht meine Störung Mylord, aber ihr wünschtet unterrichtet zu werden über Berichte von bewaffneten Reisenden die wir auf der Straße treffen. Dieser Ritter, Ser Artur van Markham und seine Begleiter kamen aus dem Osten. Ich dachte mir das ihr ihn vielleicht persönlich sprechen wolltet.“, erklärte Ser Falstaff der ebenso wie Artur beim Passieren der Wachen seinen Helm abgenommen hatte. „Ihr tatet gut daran Ser Falstaff, vor allem da sie vermutlich auf unseren Spuren gewandert sind und gesehen haben was passiert sobald wir weitergezogen sind.“, sagte der ältere Ritter und wandte sich dann zu Artur. „Nun Ser Artur, da ich euren Namen kenne ist es nur höflich sich ebenfalls vorzustellen. Ich bin Ser Hildebrandt von Drachenspitze, Konstabler von Ferelden. Die anderen Mitglieder meines Kriegsrates sind Ser Degaine, Ser Gaynor und Einheitsführerin Jezebel Craobh. Aber wie ich sehe reist ihr nicht alleine. Hättet ihr die Güte mir eure Begleiter vorzustellen?“, bat der Konstabler höflich, auch wenn es vermutlich mehr ein Befehl war als eine Bitte. Artur stellte nun die anderen Mitglieder der Gruppe vor, wobei Ser Hildebrandt interessiert aussah, während Ser Degaine dem Gesicht nach der Meinung war die Fremden schnellst möglichst zu entfernen. Gleichzeitig klärte Artur den Konstabler gleich noch über das Ziel ihrer Reise, sowie er es auch schon bei Ser Falstaff getan hatte.
    „Ihr reist in illustrer Runde Ser Artur, so etwas könnte man für verdächtig halten. Allerdings bringen solche Zeiten die verschiedensten Leute zusammen und erschaffen Situationen mit denen man nicht gerechnet hat. Vor 28 Jahren habe ich in diesen Wäldern gelegen und gegen Orlaisaner gekämpft und heute muss ich gegen Landeskinder kämpfen die gegen die Befehle der Königin aufbegehren. Ich habe mit Bryce Cousland und Rendon Howe zusammen am weißen Fluss gekämpft, nicht viele haben dort den Tag überlebt, aber durch Zusammenhalt sind wir entkommen und haben letztendlich den Krieg gewonnen. Und heute? Heute greifen ehemalige Cousland Soldaten die von Howe an und wiedersetzen sich damit den Anordnungen der Königin welche ihm zu Teyrn von Highever ernannt hat. Das ist Hochverrat und das in Zeiten in denen die Brut immer näherkommt. Ihr kamt aus dem Osten, seid ihr dort auf die Brut gestoßen? Meine Männer und ich stellten vor drei Tagen eine größere Truppe von ihnen. Ser Gaynors Reiterei hat sie letztendlich niedergeritten.“ „Ein großer Erfolg gegen diese Teufel.“, fügte der junge Ritter stolz an. „Ein Tropfen auf dem heißen Stein.“, kommentierte die Einheitsführerin neben ihm trocken worauf sie der Ritter böse anfunkelte. „Wir trafen tatsächlich auf die Brut, konnten ihnen aber entkommen. Wir haben aber gesehen welche Verwüstungen sie angerichtet haben.“, beantwortete Artur die Frage ohne auf die Strapazen der Umgehung einzugehen. „Sie sind eine Geißel und der wahre Feind, nicht diese fehlgeleiteten Widerständler. Ich wurde hierhingeschickt um dem Aufstand ein Ende zu bereiten. Wir können es uns keinen Guerilla Krieg leisten, nicht wenn die Brut aus dem Süden kommt. Diejenigen die zur Vernunft kommen, bekommen von mir eine zweite Chance, alle anderen erwartet die Strafe für Hochverrat.“ „Lord Dayn in Highever scheint Letzteres zu bevorzugen.“, warf die Dunkelhaarige von hinten ein. „Zurecht für Verräter darf es nur eine Strafe geben. Genauso wie jene die sie unterstützen.“, bemerkte Ser Degaine mit harter Stimme. „Ja schlachtet die Bauern, ab verbrennt ihre Hütten. Das wird die Akzeptanz für Lord Dayne steigern.“, erwiderte Jezebel sarkastisch. Mit einer Handbewegung brachte Ser Hildebrandt sie zum Verstummen. „Sobald wir in Highever sind werde ich mit Lord Dayne darüber sprechen.“, erklärte der Konstabler mit ruhiger Stimme und wandte sich dann wieder Artur zu. „Um wieder zurück zu euch zu kommen was habt ihr seit dem Scheiterhaufen den wir errichtet haben auf der Straße gesehen?“
    Artur erzählte es ihm wobei es außer den drei gehängten nicht viel zu erzählen gab. Dennoch hörte ihm Ser Hildebrand interessiert zu. „Beschämend. Die Widerständler haben viele Sympathien im Land, aber wenn sie Verrat wittern zeigen sie ihr wahres Gesicht. Wobei es schwierig ist von ihnen als Kollektiv zu sprechen. Sie haben sich in kleinere Basen aufgeteilt die unabhängig voneinander operieren. Eine haben wir heute vernichtet, aber weiter im Landesinneren sind noch mehr und die Bevölkerung schweigsamer als hier an der Grenze zum Arltum. Was euch angeht so könnt ihr weiterreisen, ich glaube euch eure Geschichte und es ist unwahrscheinlich das eine Gruppe für die Rebellen arbeitet. Seid willkommen in Highever. Ich rate euch jedoch auf den Straßen aufzupassen und vor der Dunkelheit ein Quartier zu suchen. Tagsüber haben wir die großen Straßen unter Kontrolle aber nachts operieren sie im Schutz der Dunkelheit. Meidet kleine Nebenpfaden und bewachsenes Gelände.“, mahnte der Konstabler nachdrücklich.


    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: TxGIDkV4csRmordred_klein.png] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Schwarze Wolken in Formen, die ihrer Natur widersprachen, zogen rasch und geräuschlos über einen Himmel aus dunklem Violett. Immer mal wieder tauchte eine nur schwer auszumachende Figur oder der unklare Umrisse eines Gebäudes auf und verschwand wieder, drehte sich in sich selbst und wurde winzig klein. Nimue wandte den Blick von dem ihr altbekannten Schauspiel ab, die Illusionen die einem das Nichts vorgaukelte. „Deine Reise erschöpft dich“, stellte Olimpia fest, die wie immer in einer kaum fassbaren Form gleißenden Lichts vor Nimue saß. Der tiefschwarze Stuhl auf dem sie Platz genommen hatte war für ihre Gestalt zwei Nummern zu groß und so ließ sie die nur schwach zu erkennenden Beinchen baumeln. Der Geist hielt eine ebenfalls schwarze Tasse in den Händen, die sich dafür zu aus der Gestaltlosigkeit gelöst und zu fester Materie geworden waren. Zumindest für die Begriffe des Nichts, in dem nichts so war wie es schien. Olimpia gab vor Tee zu trinken, während Nimue – sich noch immer orientierend – im Kreis drehte und umsah. Sie standen auf einem Hügel, an dessen Fuß eine gepflasterte Straße war, die sich ohne erkennbares Ziel dahinschlängelte. Tatsächlich schien sie sich in der Ferne wie eine Schlange zu winden, doch Nimue beachtete sie nicht weiter. Stattdessen zog sie einen aus dem Nirgendwo erschienen Stuhl zu sich, ließ sich nieder und betrachtete den Geist. „Sie ist in der Tat anders, als ich es erwartet hatte.“ Nimue überschlug die Beine und legte die Hände in den Schoss. „Möchtest du auch etwas Tee?“, fragte der Geist, worauf Nimue tadelnd eine Augenbraue hob. „Verzeih“, sagte Olimpia und ließ die Tasse in einem Schwall schwarzen Rauches verpuffen. Sie ahmte Nimues Sitzposition nach und schaute sie aus großen, leuchtenden Augen an. „Erzähl mir von deiner Reise. Du scheinst ja mehr von der Welt gesehen zu haben, als bei deinen anderen Unternehmungen.“ Olimpia liebte Nimues Reiseberichte, denn auf ihnen basierte die Grundlage ihrer eigenen nachgestellten Welt, die in vielen Aspekten von der Echten abwich. In Olimpias Welt segelten Schiffe zum Beispiel durch Blumenmeere. Der Geist hatte den Unterschied zwischen einem Wassermeer und einem Blumenmeer offensichtlich nicht verstanden, doch bemühte sich Nimue nicht derlei Fehler zu korrigieren. Von irgendwoher drang leiser Chorgesang aus vielen Kehlen an Nimues Ohr. „Ist das Musik?“ „Ein Kirchenlied“, sagte Olimpia und nickte. Wir haben hier ja keine Musik und dieses habe ich von einer anderen Seele gehört. „Ich reise mit einem Barden. Dessen Lieder würden dir sicherlich gefallen.“ „Wirklich? Sing mir ein Lied!“ Nimue lächelte sachte und schüttelte dann leicht den Kopf. „Ich kann nicht so gut singen, Olimpia.“ Der Geist sagte nichts, akzeptierte die Entscheidung aber und fragte erneut nach dem Reisebericht. Also, weil sie ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, berichtete Nimue. Olimpia hörte gespannt zu, stellte hin und wieder einfache Fragen nach diesem und jenem, ließ Nimue jedoch bis zum Ende erzählen. Nach einer gefühlten Stunde, Zeit verhielt sich im Nichts sonderbar anders, endete Nimue mit der momentanen Situation. Zufrieden schlussfolgerte sie, dass sie sich nun wieder auf der Straße und dem direkten Weg nach Orzammar befanden. Nach dem Bericht folgte Nimue Olimpia auf die Straße, die sie für einen Spaziergang auserkoren hatte. Da Olimpia die Größe eines Mädchens hatte und entsprechend kurze Schritte tat, passte Nimue ihre Geschwindigkeit an ohne die Eleganz im Gang vermissen zu lassen, die Hände wie ein geduldiger General auf den Rücken gelegt. „Das Nichts ist im Aufruhr… mal wieder. In letzter Zeit gibt es allerlei Geflüster von Dämonen, die eine Chance sehen diese Welt zu verlassen und in eure einzudringen. Dieser Tage gibt es viel Tod, Leid und Gräuel.“ Nimue nickte grimmig. „Da erzählst du mir nichts Neues.“ Die Aussicht auf eine Dämonenplage allerdings ließ sie erschauern. Die Welt war schon mit dem Auftauchen der Brut und der menschlichen Zwistigkeit gestraft genug. Plötzlich blieb Olimpia stehen und schaute an Nimue vorbei die Straße hinunter. „Beiseite! Schnell!“ Nimue gehorchte ohne zu wissen, was Olimpia da erspäht hatte, doch die Erklärung kam einen Augenblick später an ihr vorbeibeigedonnert. Ein Reiter, begleitet von missgestalteten und laut bellenden Hunden. Ein Dämon der Verzweiflung, der die Gestalt eines kopflosen Reiters angenommen hatte. Seinen eigenen Kopf hielt der Besitzer ausgestreckt in der Linken. Dessen Augen blitzelten unentwegt und obwohl eigentlich unmöglich lachte er gellend im Einklang des tollwütigen Hundegebelles während er an ihnen vorbeischoss. „Bedauerliche Kreatur“, sagte Olimpia niedergeschlagen als sie auf die Straße zurückgekehrt und ihren Weg fortgesetzt hatten. Nimue sagte nichts. In einvernehmlichem Schweigen wanderten die beiden – der Geist und die Magierin – die Straße entlang. Der Chorgesang schwoll immer stärker während das Nichts den Blick auf einen Baum von enormen Ausmaß freigab. Er erinnerte Nimue ein wenig an die sogenannte Weltenesche, deren Verehrung in einigen Teilen der Welt noch immer Anhänger fand. Nimue interessierte sich jedoch nicht mehr für diese Religion als für alle anderen auch. Ihretwegen könnten die Menschen auch Rüsselkäfer anbeten, für sie blieben sie Narren. Je näher sie dem Baum kamen, desto durchdringender wurde der Gesang. Nimue erschauerte, als sie an den Ästen des breitgekrönten Baumes Dutzende Leichen baumeln saß. Geisterhafte Schemen ohne Kleidung und ohne Erkennbare Zuordnung zu einem der beiden Geschlechter. Einfach nur Leichen; singende Leichen. Der Chorgesang ging von ihnen aus. Aus verzerrten, schwarzen Schlünden wo eigentlich Münder sein sollten drangen die schönen Töne und ließen die Luft erzittern. „Was ist das?“, fragte Nimue langsam und starrte fassungslos auf die gehängten Wesen. Olimpia antwortete nicht sofort, dann sagte sie schließlich: „Ich weiß es nicht.“

    *

    Es war mit Sicherheit nicht der schönste Tag ihrer Reise, doch angesichts des über Nacht abgeflauten Regens und der sich ankündigenden Trockenheit empfand zumindest Mordred den Morgen als angenehm. Angenehmer als den gestrigen Tag, denn die Nässe steckte ihm noch immer in den Knochen. Larissa verkündete, dass sich die dunklen Wolken in die ihnen entgegengesetzte Richtung bewegten und obgleich kein Aufkommen der Sonne zu erhoffen war, würden sie dem Regen wenigstens nicht nachlaufen. Rasch frühstückten sie, mehr weil sie mussten als weil sie wollten, dann sattelten sie die Pferde und zogen los. Die Wege waren aufgeweicht und voller Schlamm, der oft an den Stiefeln zerrte wie ein bockiges Kleinkind am Rockzipfel der Mutter. Unter derlei beschwerlichen Umständen erreichten sie schließlich die halbwegs begehbare Straße. Der wasserfallartige Regen hatte viel Sand weggespült und die Grobheit der Straße mit ihren vielen nun zu Pfützen gefüllten Schlaglöchern offenbart. Dennoch war es einfacher als über die Äcker zu kraxeln.
    So wanderten sie eine Weile. Zum Reden war niemand wirklich aufgelegt und den Versuch, sie alle mit etwas Musik aufzuheitern brach Mordred ab, als seine Töne von dem gespenstischen Nebel der auf den Feldern lag, geschluckt wurden. Die Klänge schienen förmlich zu verrosten und angesichts dessen, was da kam war dies schon beinahe tröstend, denn noch vor Mittag fanden sie die ersten Toten des Tages. Sie konnten ja nicht ahnen, dass es nicht die Letzten sein würden. Drei Personen baumelten dort als schreiende Mahnung an all jene, die mit Howe kollaborierten. Der Kampf gegen die widerrechtliche Besatzung des Teyrniers beschränkte sich nicht nur auf das Attackieren von Festungen und Nachschubtransporten, sondern beinhaltete offenbar auch Lynchjustiz. Mordred verzog das Gesicht während sich Larissa und Nimue, die ihre leutselige Art wieder abgelegt hatte und nun die altbekannte Maske des allgemeinen Desinteresses trug, abwandten; die eine aus Angst, die andere aus Abscheu. „Das war der Vorteil bei deinem Krieg. Die Qunari verüben keine solchen Gräueltaten“, dachte sich Mordred, während er auf die blaue Parodie einer Zunge starrte, die einem der „Bärenbesteigerinnen“ aus dem Mund quoll. Da Artur sie zur raschen Weiterreise animierte und sie somit keine Zeit hatten, die Leichen abzunehmen würden die Gebeine schon bald den Raben und anderem Getier als Schmaus dienen. Raben liebten Augen und Zungen.
    Nimue hasste den Anblick von Gehenkten. Egal ob es sich nun um die armen Seelen in diesem Beispiel - der sie eigentümlich an ihre Reise im Nichts erinnerte - handelte oder um abgeschlagene Köpfe auf Piken über Stadttoren, gepfählte Deserteure, gevierteilte Vergewaltiger oder verstümmelte Diebe, die dem Wundbrand und dem Fieber erlagen. Sie bezweifelte nicht, dass viele der Verbrecher es verdient hatten und dennoch verabscheute sie es. Ihr Abscheu vergrößerte sich allerdings, wenn sich die Verurteilen Verbrechen dieser Art schuldig gemacht hatten. Da hatte eine Frau auf dem Rücken gelegen und der Kerl der in sie eindrang trug zufällig das falsche Wappen auf dem Rock, herrje, was für ein schwachsinniger Grund! Eine der Aufgeknüpften war nicht gerade unansehnlich gewesen. Weit davon entfernt als schön zu gelten, doch in dieser ländlichen Gegend zumindest attraktiv genug um die Bauernlümmel und Soldatenlüstlinge einen Blick riskieren zu lassen. Vermutlich steckte hinter der Aktion also eher ein gekränkter Verehrer als ein bewiesener Hochverrat. Die Magierin bedachte Mealla und Artur, welche die Szenerie mit dem trockenen Galgenhumor abgestumpfter Veteranen bedachten, mit strafenden Blicken, sagte jedoch nichts. Schweigsam setzte sich die Gruppe also in Bewegung und schon bald verschwanden die ersten Schreckens des Tages wieder im Nebel der erbarmenden Vergessenheit.

    *

    Es dauerte einige Wegstunden, dann bahnte sich die Sonne tatsächlich einen hart erkämpfen Weg durch die schier unendliche Wolkendecke. Kaum hatte sie die ersten Lichtlanzen durch das graue, schwere Dach gestoßen, da brachen auch überall anders kleine Hoffnungsschimmer durch. Sie entflammten die Wolkenränder mit Gold und trugen dazu bei, den Nebel zu einer leichten Decke schummriges Grau verkommen zu lassen. Silbrig glitzerte die Feuchtigkeit auf den Feldern um sie herum, Regentropfen bogen das Gras nieder als verneige es sich und tatsächlich erschien es den Reisenden fast so, als wäre der Albtraum abgeschüttelt, aus dem sie erst mit diesem Anblick erwachten. In dieser Annahme gingen sie fehl. Mehr als nur Regentropfen reflektierten das Sonnenlicht, als ein Schwadron Reiter vor ihnen die Straße entlangpreschte. Angesichts der Gehenkten des Vormittags war das Auftauchen von Bewaffneten kein gutes Omen; und bewaffnet waren sie! Speerspitzen funkelten hell, denn der Sonne war es gleich ob sie ihr Licht auf Tau, Regen oder Speerblatt fallen ließ. Die Helme und Banner zollten Respekt und schürten zugleich die Anspannung der Gefährten. Mealla war die erste, die sie sah und sich den Bogen zurecht legte. An Flucht war nicht zu denken. Die anderen waren nicht nur in der Überzahl, sie waren auch allesamt beritten. Zwar könnten Morgana, Nimue und Larissa auf die Felder ausweichen während Artur, Mealla und Mordred sich in die Sättel schwangen, doch hätte dies im besten Falle die Teilung der Gruppe, im Schlimmsten die Zerschlagung dieser zur Folge. Larissa griff zu ihrem Bogen, wurde aber von Mordred mit einem leichten Kopfschütteln dazu ermahnt ihn nicht zu ziehen. Mit einem Gefühl des Ausgeliefertseins gehorchte die Elfe missmutig. Sie warteten bis die Reiterei vor ihnen zum Halten kam. Männer in Rüstungen, Männer mit Schilden und Bannern. Soldaten, Krieger, Ritter in einem Krieg, der nicht das Geschäft der Gruppe war und sie nun dennoch zu beeinflussen begann. Einmal wieder, denn schließlich war dies nicht das erste Zusammentreffen mit lokalen Kriegsherren.
    Wie gewöhnlich übernahm Artur, der wie ebenfalls gewöhnlich als Adressat der Anrede erkoren wurde, die Gesprächsführung. Mordred ließ den Gedanken zu, sich vorzustellen, dass die Reiter wohl ihn angesprochen hätten, trüge er seine eigene Rüstung und säße auf seinem Schimmel. Hätte der Anführer der Reitereinheit, die sich als eine Gruppe aus königlichen Soldaten und Howes Truppen zusammensetzte, – ein etwas unedel anmutender Ritter namens Ser Falstaff – an Mordred gewandt so hätte der Antivaner die Gruppe sicherlich aus dem Schmalassel herausreden können, in den Artur sie nun mit tumber Einfachheit hineinmanövrierte. So jedoch war die Gruppe gezwungen der Einheit zu folgen. Mordred zog sich in den Sattel. Die Genugtuung zu Fuß zu marschieren würde er diesem Falstaff, der sich mit der Eleganz eines Kartoffelsacks im Sattel hielt, nicht geben. Er kam aus Antiva, dem glorreichen Antiva und war diesem Hundelord überlegen, der ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt hatte. So folgten sie also, drei beritten, drei zu Fuß.

    *

    Pisse, verschüttetes Bier, Schweiß, Leder, Asche, der Geruch ungewaschener Infanteristen. Das Heerlager begrüßte sie mit der sanften Symphonie dieser bekannten Duftnoten. Bald schon sollte sich noch der süßliche Kadavergeruch verrottender Rebellen hinzugesellen, denn schon zum zweiten Mal an diesem Tag, erschauerte Nimue. Sie kamen nicht nur an den üblichen und einigen unüblichen Einheiten eines Kampfverbandes vorbei, sondern auch an einem Ort an dem gerade das Gesetz des Königs, oder viel eher der Königin, geltend gemacht wurde. Dieses Gesetz sah den Tod vor, entweder im Süden gegen die Brut oder direkt vor Ort an dem Baum, den die Magierin zweifelsfrei als die Illusion aus ihrem Nachtspaziergang wiedererkannte. Die vielen Leichen, welche jedoch hier die Äste bogen sangen nicht und im Gegensatz zu ihren beschworenen Pendants waren ihre Gesichter klar zu erkennen. Tote Gesichter, manche voller Grauen, manche voller Trotz. Zu viele Gesichter als dass Nimue dem Anblick lange standhalten konnte. Sie spürte Galle in sich aufsteigen und schluckte hart, bekämpfte den Drang sich zu übergeben. Als ein schreiender Gefangener zur Vollstreckung des „gerechten“ Urteils abgeordnet wurde und er zu schreien begann und sabbernd um Gnade flehte, überkam sie eine Gänsehaut. Der Mann schrie nun so verzweifelt, dass sich Nimue die Ohren zuhalten wollte. Verkrampft schaute sie beiseite, als dem armen Teufel die Schlinge umgelegt wurde und ihre Hand verkrampfte sich, als ein Pferd wieherte und darauf das knarrende Geräusch eines sich spannenden Seils und solches, dass eine daran erstickende Person machte zu vernehmen war. Mordred, der bei dem Eintreten in das Lager wie alle anderen abgesessen hatte, drückte Nimue zaghaft den Arm. „Seid Ihr in Ordnung?“, flüsterte er leicht besorgt. Nimue, käseweiß im Gesicht, nickte verkrampft. Sie hasste Gehenkte! Schnell ließ die Gruppe den Baum, der allen eine Warnung war die in dieses Lager kamen, hinter sich und folgten diesem Ser Falstaff zu den Anführern dieses Gewalthaufens.
    Obwohl oder viel eher gerade weil das ganze Heerlager eine unterschwellig angsteinflößende Aura besaß, wirkte der Tisch der inmitten frischen und grünen Grases aufgebaut worden war beinahe makaber. Benutzt wurde das Mobiliar, das in Larissas Augen so fehl an Platz war; einem rostigen Nagel der aus einer gesunden Vegetation ragte nicht unähnlich, von einer kleinen Gruppe bewehrter Männer… und einer Frau. Allesamt waren eingeschworen auf Howe und die Krone, doch verhieß dies angesichts des Galgenbaumes in dem Rücken der Gruppe nicht unbedingt Glück. Nur Nimue schien in eine Art Apathie versunken zu sein, welche die sie umfassende Grausamkeit mit glasigem Blick boykottierte. Ser Falstaff führte die Neuankömmlinge an den Tisch und meldete gehorsamst das Erfüllen seiner Befehle. Mordred, das Kinn stolz gereckt, besah sich die Umherstehenden. Zweifellos waren alle höhere Offiziere und der ein oder andere sah sogar ganz brauchbar aus. Zumindest soweit er das beurteilen konnte. Angeführt wurden sie von einem älteren Lord, der sich selbst Hildebrandt nannte und der das Kommando anscheinend zu Recht führte. Männer wie er waren seltenes Schlachtgut; hart im Nehmen und niemals am Klagen. Allerdings klagte Lord Hildebrandt nun doch und zwar über die Verschwendung von Leben durch einen Bürgerkrieg. Mordred pflichtete ihm stumm bei während er die Augen auf die Einheitsführerin der Späher und Waldläufer richtete. Die Art mit der sie die Neuankömmlinge taxierte kam ihm merkwürdig bekannt vor und es dauerte eine Weile, bis ihm die Parallele zu Nimue gewahr wurde. Allerdings war Nimue in seinen Augen schon wegen der roten Haare hübscher und roch auch nicht so sehr nach modriger Erde und Schweiß. Die anderen Krieger und Ritter, die erneut ihre Taktlosigkeit bewiesen und Fereldens Ritterehre in den Schmutz traten, indem sie Mordred – immerhin einen wichtigen, antivanischen Lord – nicht begrüßten und kaum beachteten. Nur einmal streifte der Blick des Ritters, dessen Versuche sich einen Oberlippenbart stehen zu lassen nur mit Mühe erkennbar waren, den Antivaner. Allerdings hatten dessen gierige kleine Augen lediglich Mordreds erstklassiges Schwert ins Visier genommen. Vermutlich rechnete er sich gerade aus, wie viel es ihn kosten würde das Schwert abzukaufen, oder ob er es sich einfach nehmen sollte. Die Chance hätte er, denn ungeachtet der Qualität der Waffe: Mordred würde einen Kampf gegen ein ganzes Lager niemals überleben. Nicht einmal mit der, wenngleich zweifelhaften, Unterstützung durch zwei Magierinnen. Außerdem bezweifelte der Literat, dass die Bande der Freundschaft gefestigt genug waren, als dass jemand aus der Gruppe – Larissa ausgenommen – seinen Kopf für ihn riskieren würde. Die Dalish würde es wahrscheinlich tun und noch wahrscheinlicher vor ihm fallen, wofür er sich dann für den Rest seines kurzen Lebens die Schuld geben konnte. Glücklicherweise entschied Ser Schnauzbart, dass es äußerst unziemlich sei, in die Rolle eines Raubritters zu verfallen.

    Die Befragung war angenehm kurz und zielführend und Larissa, die sich die ganze Zeit beobachtet fühlte und eine entschiedene Abneigung gegen die Waldläuferin hegte, fragte sich wieso sie überhaupt hierher kommen mussten. Tatsächlich fiel die Befragung äußerst frugal aus, denn die einzige Horde der Brut, jene die sie vor dem Betreten des Waldes gesehen hatten und die scheinbar ins Teyrnir eingedrungen war, existierte nicht mehr. Wenigstens etwas Gutes konnte die Dalish diesem Haufen eisengewandter Schlächter abgewinnen. Allerdings schienen die Meinungen über die Strategie der verbrannten Erde auch untereinander von unterschiedlichen Positionen aus diskutiert zu werden, aber das war Shemlen-Politik und nicht Larissas Belangen. Der Konstabler erzählte nun –aus welchem Bedürfnis auch immer – dass die Truppe nach Highever vorzurücken plante. Ihr Ziel war die Vernichtung der Widerstandsbewegung, bei deren Bekämpfung ein gewisser Lord Dayn eine Rolle spielte. Er residierte in Highever und so würden sie diesen Namen vermutlich noch öfter hören. Allem Anschein nach war er aber nicht der umgänglichste Zeitgenosse und die junge Dalish sah sich schon erneut einer Horde brachialer Menschen ausgesetzt. Wann immer etwas in der Welt der Shems schief lief, suchten sie sich einen Sündenbock der sich nicht wehren konnte und das waren in der Regel die Elfen. Die Lust der neugierigen Elfe eine weitere Shemlen-Stadt zu erkunden sank beträchtlich.
    Mit einer Warnung und einem halbherzigen Gruß entließ Konstabler Hildebrandt von Drachenspitze die Sechs wieder und wandte sich seinen Gefolgsleuten zu, die sich mit ausgesuchter Wichtigkeit über die Landkarte auf dem Tisch beugten, auf der sie bemalte Steine umherschoben. Männer wie der Konstabler waren zu wichtig, um sie in kleinlichen Fehden aufzubrauchen, daher ließ sich vermuten, dass Arl Howe seine Finger im Spiel hatte. Der Arl von Amaranthine schien ein gerissener, skrupelloser, wichtiger und vor allem gefährlicher Mann zu sein und es wäre den Sechs sicherlich von Vorteil, wenn sie ihm nie begegnen würden. „Wisst Ihr, ich habe einmal einen Howe getroffen“, erzählte Mordred Larissa beim Verlassen des Planungsareals. Die Dalish sah ihn hoffnungsvoll an. Die Anwesenheit eines antivanischen Lords, der einen Howe erhöhte die Chance unangesprochen aus diesem schrecklichen Lager entkommen zu können. „In den Freien Marschen war das. Ja, das heißt eigentlich habe ich ihn nur am Rande gesehen. Habe nie mit ihm gesprochen, aber man hat mir erzählt, dass er eine wichtige Person aus Ferelden sei. Wie hieß er noch gleich… Natalis oder so.“ Mordred machte eine wegwerfende Geste. „Allerdings behaupten ständig Leute andere wichtige Leute aus aller Welt zu kennen. Und dann stellt sich heraus, dass sie nicht einmal wissen, wie ihre Nachbarn heißen. Wenn sie denn überhaupt Nachbarn haben und ihre Tage nicht in der Sonne an den Docks und die Nächte in der Taverne verbringen.“ Er lächelte und Larissa lächelte zurück.
    „Hey! Ihr da!“ Larissa schrak zusammen. Sie spürte wie sie sich verkrampfte als ein dicklicher Soldat mit dem Wappen des Königs auf sie zuwatschelte, begleitet von einer Meute Kameraden. Rasch schaute sie zu Morgana, doch von der Hexe sah sie nur den schwarzen Rücken und die langen Locken. Also drängte sie sich schutzsuchend an Mordred, der sachte den Arm um sie legte. Er bemühte sich, ihr nicht zu offenbaren, dass auch sein Herz heftig in seiner Brust zu schlagen begann. „Stehenbleiben!“ Der Dicke trat ihnen nun in den Weg. „Sie gehört zu uns“, rechtfertigte Mordred noch bevor der Andere etwas sagten konnte. Dieser schaute nun verdutzt drein, schob den Eisenhut hoch und kratzte sich an der pockennarbigen Stirn. „Hä? Ach das Spitzohr! Ist mir doch egal. Euch meine ich!“ Nun war es an Mordred verwundert zu schauen. „Mich?“ „Er ist es, oder Feldwebel?“, fragte ein Mann mit unangenehm schleifender Stimme, der dem Dicken gefolgt war und im krassen Kontrast zu diesem stand. Er war sicherlich so groß wie Artur aber dünn wie eine Gerte, mit langer Hackennase und struppigem Bartansatz an Oberlippe und Kinn. „Kann gut sein, Storch“, antwortete der Feldwebel und legte den Kopf schief. Seine wässrigen Augen blinzelten heftig, dann nickte er entschieden. „Ja! Ja das ist er, Jungs! Das ist einer der Grauen Wächter! Waaachen!“ Mordred spürte ein Ziehen in der Magengegend, schob Larissa sanft von sich und hob beruhigend die Hände. „Wartet, was?“ „Man hat Euch erkannt, Verräter! Ihr seid einer der Wächter, die unseren König auf dem Gewissen haben und dafür sollt Ihr gevierteilt werden!“ „Nein, verbrannt!“, intervenierte Storch. „Gevierteilt und verbrannt dann halt! Und Euren Kopf stecken wir auf eine Pike! Wachen!“ Schon kamen die ersten Männer heran, bewaffnet mit schweren, alten Armbrüsten aus der Zeit des Befreiungskrieges. „Ich bin kein Wächter!“, protestierte Mordred entschieden. „Man hat Euch erkannt“, beharrte der dicke Feldwebel ungerührt. Storch stieß anklagend einen dürren, weißen Finger in Mordreds Richtung. „Ich war in Ostagar! Ich habe Euch gesehen, Wächter!“ „Kein Wunder, dass die Schlacht verloren wurde, wenn Geschmeiß wie du dabei war“, dachte Mordred, verschwieg es aber. Mittlerweile hatte sich schon eine recht große Menge um den Angeklagten und seine Kläger gebildet. Mordred schaute zu Larissa, doch die Elfe war im Gedränge verschwunden. Auch die anderen waren weg, abgesehen von Arturs schwarzem, wippendem Helm. Er überragte den Großteil der Infanteristen und hatte scheinbar gar nichts mitbekommen. „Hijo de puta!“, fluchte Mordred leise und schaute nach Morgana, oder Mealla oder sonst wem, der ihm helfen konnte. Doch niemand war dort. Dann sah er Larissa, die auf ein Podest links von ihm gestiegen war. Das hölzerne Ding war wohl ein Stück Belagerungsmaschine, doch Larissa kletterte flink hinauf und schaute entsetzt auf Mordred, auf den nun zwei bolzenbewehrte Armbrüste gerichtet wurden. Ein Mann mit kaum mehr als drei gelben Zähnen im Mund, sicherlich ein Angehöriger der Landwehr, wog die schwere Waffe in der Hand und brüllte zu allem Überfluss: „Gib mir nur einen Grund! Nur einen Grund!“ Mordred gab ihm keinen, auch nicht, als der dicke Feldwebel ihm das Schwert auf der Scheide zog und die Klinge mit Staunen im Blick betrachtete. „Vielleicht hat er ja noch mehr Waffen versteckt“, schlug Storch mit Hoffnung auf Gewinn vor. Der Feldwebel schaute ihn kurz an, dann grinste er. „Schon möglich“, sagte er und seine Stimme klang so abartig schmierig, dass Mordred ihm das Schwert entreißen und den fetten Kopf absäbeln wollte. Allerdings fehlten ihm dafür sowohl Mut als auch Todessehnsucht. Von ihrem Aussichtspunkt aus sah Mordred, wie Larissa nach ihrem Bogen langte und schüttelte energisch den Kopf. Er würde es nicht verantworten können, wenn Larissa wegen ihm in Schwierigkeiten geriet. Er sah, hörte aber nicht, wie Larissa laut und hell die Namen der anderen Gruppenmitglieder kreischte. „Filzt ihn und passt auf! Bei Verrätern kann man nie vorsichtig genug sein! Stecht ihn ab, wenn er Mätzchen macht!“ Die Idee wurde mit johlendem Beifall aufgenommen und schon spürte Mordred das erste Paar Hände von einem riesigen Kerl, der sicherlich als Rammbock diente, an seinem Saum als plötzlich eine scharfe Frauenstimme wie ein Peitschenknall für Ruhe sorgte. „Was soll das werden? Lasst mich durch!“ Mordred traute seinen Ohren nicht; es war Nimue, angelockt von Larissas Rufen. Jetzt bahnte sie sich ihren Weg bis fast zu Mordred durch, der seitlich vorbei an diesem halben Oger einen Blick auf das wundervoll rote Haar werfen konnte. „Und wer seid Ihr, dass Ihr mir Befehle erteilt, Püppchen?“, fragte der Feldwebel, auf jeglichen Anstand scheißend. Nimue, die stets versuchte dem harten Diktat eines strengen Gewissens zu folgen, deren Geist von den Geschehnissen des heutigen Tages aber völlig überreizt war platze förmlich aus sich heraus, als sie den Feldwebel mit einer Flut an Beleidigungen, Beschimpfungen und Rügen überschüttete. „Was fällt Euch ein so mit einer Dame zu sprechen Ihr ungehobelter Klotz? Hat man Euch denn keine Manieren beigebracht oder seid Ihr in einer Höhle groß geworden? Das würde den unsäglichen Gestank erklären und Eure lichtscheue Visage! So etwas Hässliches wie Euch kann nur eine Mutter lieben! Wenn Ihr es noch einmal wagt mich »Püppchen« zu nennen sorge ich dafür, dass man Euch auspeitschen lässt bis sich Eure Haut von den Rippen schält!“ Tatsächlich schien der Feldwebel bei der anhaltenden Tirade immer kleiner zu werden und wagte es schließlich nicht mehr, sich zu äußern, als plötzlich der Soldat namens Storch herantrat und Nimue einen heftigen Schlag mit der Rückhand verpasste. Der Hieb kam so unerwartet, dass Nimue geradewegs zurücktaumelte und sie wäre gestürzt hätten nicht ein paar Männer sie aufgefangen. In einer besseren Verfassung hätte sie jetzt den Besitzer der Hand zusammengestaucht, der die günstige Gelegenheit nutzte und ihren Po drückte. Mordred riss heftig an dem Kerl, der ihn festhielt doch konnte er nichts dagegen unternehmen. „Maul halten, Rotschopf“, schnarrte Storch und rieb sich die Fingerknöchel mit denen er Nimue geschändet hatte. Eine rote Stelle blühte auf Nimues Wange auf, wo Storch sie erwischt hatte. Unweigerlich schossen ihr Tränen des Schmerzes in die Augen und Wut und Scham ins Herz. Sie rappelte sich auf, sah die grinsenden Soldaten hinter sich todbringend an und wandte sich dann wieder der Soldaten namens Storch zu. Mit den Fingern der rechten Hand vollführte sie ein Zeichen und… „Was beim Erbauer soll das hier werden?“, donnerte da eine laute, ehrfurchterbietende Stimme durch das Gewirr der vielen Wettabschlüsse, wer den Kampf zwischen Storch und „Püppchen“ gewinnen würde. Mit einem Schlag war es still, als ein Ritter seinen schwarzen Wallach durch die Menge der Soldaten trieb. Eilends machten sie ihm Platz, ein Mann schrie als das Pferd ihm auf den Fuß trat, denn er nicht schnell genug zurückziehen konnte und schon war das Streitross samt Reiter am Ort des Geschehens. Der Reiter selbst sah aus wie Artur, das heißt wie Artur in silbergrauem Stahl. Er trug eine komplette, schmucklose Plattenrüstung und einen Schaller, der sein Gesicht verbarg. In seiner Rechten schwenkte er einen schmerzversprechenden Streitkolben mit dem er sich Ruhe verschaffend auf seinen Sattelknauf klopfte. „Nichts! Nichts, Lord Godfrey! Wir… wir haben bloß einen Verräter…“, stammelte der Feldwebel während er sich duckmäuserisch immer und immer wieder verneigte, wobei er jedes Mal seinen Helm vor dem Absturz bewahren musste. Der Helm wandte sich zu Mordred, dann zu dem Hauptmann, dann zu Nimue und zu Storch, der mit der Miene eines Verständnislosen auf die Szenerie blickte. Dann zuckte der schwarze Visierschlitz erneut zu Nimue und verweilte dort einen Augenblick, bis die mundlose Stimme ein erstauntes: „Lady Seren? Seid Ihr das?“ Nimue straffte sich und rieb sich kurz die Wange, dann nickte sie. „Seid Ihr… seid Ihr verletzt“, fragte Lord Godfrey unsicher. „Nichts, was nicht von selbst heilt.“ „Wie ist das…?“ Nimue sagte nichts, der Feldwebel und gefühlt achtzig Zuschauer wandten den Kopf zu Storch der plötzlich alles von seinem Maulheldentum auf einmal einbüßte. „Sie wollte… ich… ich wusste nicht… Herr…. Herrin?“ Lord Godfrey trieb sein Pferd dichter heran und starrte aus dem Sattel auf Storch hinab, der nun anfing zu zittern. Mit bedrohlicher Langsamkeit zischte es: „Hast du etwa die Hand gegen die Dame erhoben? Sprich, du elender Wurmschiss!“ Die letzten Worte schossen wiederum hervor und Storch versagte völlig. Wie ein frisch angestochenes Fass Bier flossen die Worte nur aus ihm heraus. „Ja! Ja! Ja, Herr! Verzeiht mir, aber sie wollte… agrh!“ Mit einer heftigen Bewegung die in Jahren der Übung perfektioniert worden war schnellte Lord Godfreys Streitkolben hinab und schmetterte auf Strochs kleinen Schädel nieder. Die Hirnhaube des Soldaten verhinderte das Brechen des Kopfes, doch Storch klappte zusammen. „Haltet ihn fest! Richtet ihn auf, bis ich mit ihm fertig bin! Dann schafft ihn fort, hackt ihm die Hand ab und brandmarkt ihn! Oder… was wünscht Ihr, Lady Seren? Soll der Mann sterben? Ich lasse ihn hängen, oder köpfen, wie es Euch beliebt!“ Mit theatralischer Gelassenheit wischte sich Nimue nochmals über die Wange, spürte den Schmerz wie kleine Nadelstich in ihren Kiefer strahlen, wenn sie das geschlagene Mahl drückte und schaute dann zu dem Lord, der mit dem Streitkolben auf das Elend deutete, dass da von hilfsbereiten Soldaten aufrechtgehalten wurde. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nicht nötig, Lord Godfrey. Lasst den Mann leben und lasst ihn unbestraft. Ich vergebe ihm und ich bin mir sicher, dass nichts dergleichen wieder vorkommen wird.“ „Wie… wie Mylady befielt“, beschied Lord Godfrey ein wenig entgeistert und ließ den bebenden Streitkolben sinken. Nimue stürmte nun an dem noch immer von dem Schlag benommenem Storch und dem feisten Feldwebel vorbei und steuerte auf Mordred zu. „Aus dem Weg du Heuhaufen!“, blaffte sie dem Riesen zu, der Mordred mithilfe der Armbrustschützen in Schach hielt und der sich sofort fügte. Mordred, nun wieder befreit, richtete die in Unordnung gebrachte Kleidung und klopfte sich ab. Dann befühlte er seine Taschen; nichts fehlte. „Vielen Dank, Mylady! Ich schätze, ich bin Euch mein Leben schuldig“, sagte Mordred und lächelte Nimue gewinnend an. Die Magierin lächelte nicht, sondern winkte bloß ab. „Jedwede Umgehung von Ärger ist stets von Vorteil… Außerdem würde ich vermutlich Eure musischen Ergüsse vermissen.“ Mordreds Lächeln wurde breiter, denn niemals zuvor hatte Nimue auch nur einen Funken Interesse an seiner Kunst gezeigt, von dem Zitieren bekannter Poeten einmal abgesehen. Mordred ließ sich von dem Feldwebel sein Schwert zurückgeben, dann verneigte er sich mit höfischer Eleganz vor dem Reiter. „Ich danke Euch, Lord Godfrey! Mein Name ist Mordred Aromaki aus Antiva und entgegen der Behauptung der Männer hier, bin ich kein Grauer Wächter.“ „Ich weiß, wer Ihr seid“, antwortete Godfrey lakonisch. Mordreds Lächeln versteinerte sich, denn die Stimme des Ritters war kaum einladender als die des bewaffneten Pöbels. „Wart Ihr auch bei Ostagar?“ „Nein, mein König hat mich andernorts befohlen. Ich wünschte ich wäre es gewesen, aber…“ Der stählerne Ritter schüttelte den Kopf, als sei es ihm nicht gelungen sich richtig auszudrücken. „Ich kenne Eure Poesie und Lieder. Und ich sah Euch einmal bei Hofe in Nevarra. Außerdem brachte ich einige Eurer Verse von meinen Reisen aus den Marschen mit nach Hause. Mein holdes Weib liebt derlei Unterhaltung.“ „Oh, ein Bewunderer!“, sagte Mordred freudig und verneigte sich erneut in gespielter Bescheidenheit. „Nicht wirklich“, antwortete Godfrey kühl. „Zumindest nicht ich selbst, aber genug davon! Ich weiß wer Ihr seid und auch wenn ich nicht weiß welch Geschäftigkeit Euch nach Ferelden brachte, so seid Ihr doch ohne Schuld. Geht jetzt und strapaziert nicht meine Geduld.“ Das musste man Mordred nicht zweimal sagen. Der Lord verabschiedete sich mit gebührendem Respekt von Nimue, dann drängte er sein Pferd zurück durch die sich nun langsam auflösende Menge. „Kunstbanause…“, murmelte Mordred. „Woher kennt Ihr ihn?“, fragte er dann interessehalber an Nimue gewandt. „Von einem meiner vielen Besuche bei Hofe. Ich genieße einen guten Ruf als Fluchbrecherin und Kennerin arkaner Artefakte und Zeichen. Für gewöhnlich schicken die Lords nach mir, wenn sie Beratung in magischer Frage suchen.“ Mordred setzte eine beeindruckte Miene auf.
    Mordred! Mordred!“ Literat und Magierin schauten zur Seite, wo ein schlanker Elfenarm über die Köpfe der Soldaten hinwegwinkte und sich geschickt den Weg zu ihnen bahnte. Larissa flitzte aus der Menge hervor und lief zu den Beiden. „Wo sind die anderen?“ „Die kommen“, versprach Larissa und lächelte Mordred unsicher an. „Geht… geht es Euch gut?“ „Bestens! Dank Lady Seren hier.“ „Ich war in Sorge.“ Mordred spürte einen Stich der Rührung in seinem Herzen, dann strich er sanft über Larissas Haar und Wange. „Das ist lieb. Aber mir ist ja nichts weiter passiert. Kommt! Verlassen wir diesen Ort!


    ***



    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Annalena Beitrag anzeigen
    Bastien

    Lana

    [Bild: Char_Samira.png]
    Ihr Vater war verletzt… er lebte, aber er war verletzt. Samira schwieg und alles um sie herum verschwamm. Sie hörte nichts, sie sagte nichts und sie wehrte sich nicht als jemand sie mit sich zog. Ihr Vater war verletzt und es beruhigte sie ganz und gar nicht, dass Bann Colston sich um ihn kümmerte. Ihr Vater war stark, unbesiegbar und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er diesen Kreaturen zum Opfer gefallen sein könnte. Doch warum sollte der Comte lügen? Und was war mit ihren Brüdern? Was war mit ihrer Mutter? Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so hilflos gefühlt. Was sollte sie nun tun? Sie musste ihren Vater retten und ihre Mutter und ihre Brüder, aber… sie war hilflos, schwach und einfach nur erbärmlich. Sie konnte nicht kämpfen, sie konnte ihre Familie nicht retten, sie konnte ja nicht einmal sich selbst retten. Das einzige, worin sie gut war, war ihre Musik und das würde ihr jetzt nicht helfen.

    Samira wusste nicht wie viel Zeit vergangen war als ihr wieder alles gewahr wurde, doch sie befand sich auf einem Pferd und blinzelte überrascht, sie hatte gar nicht mitbekommen, was um sie herum passiert war. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte ihr, dass der Comte das Pferd lenkte. Hastig drehte sie sich wieder zurück um ihre rötenden Wangen zu verbergen. Der Comte war… so nah und sie konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging. Erschöpft lehnte sie sich gedankenverloren zurück und ihre Wangen röteten sich noch mehr als ihr bewusst wurde wie nah sie ihm jetzt war. Sie spürte ihn und… nein, sie konnte… sollte sich jetzt nicht in solchen Gedanken verlieren. Hoffentlich empfand der Comte es nicht als zu aufdringlich, dass sie jetzt so nah bei ihm war, doch sie brachte es nicht fertig sich wieder nach vorne zu beugen. Seine Nähe gab ihr etwas Geborgenheit und beruhigte sie. Nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe. Sie fühlte sich sicherer, da sie ihm so nah war, aber… Sollte sie vielleicht doch wieder etwas Abstand zwischen sich und dem jungen Mann bringen? Was, wenn er dachte sie wäre ein leichtes Mädchen, dass sich jedem Mann an den Hals warf?

    Bevor sie entscheiden konnte, was in dieser Situation angemessen war, kamen sie auf einem Schlachtfeld an und Samira erbleichte. Der Kampf musste heftig gewesen sein und sie schluckte beim Anblick von so viel Tod und Blut bevor sie die Augen schloss und tief durchatmete, was keine gute Idee war als der Gestank der toten Kreaturen in ihre Nase drang. Sie würgte leicht und sprang rasch vom Pferd bevor sie über das Schlachtfeld huschte und sich bei einigen Büschen übergab. Ihrem Magen ging es etwas besser, doch die Übelkeit blieb auch wenn sie nicht mehr so stark war. Es war ihr unausgesprochen peinlich, dass der Comte sie sehen musste und sie blinzelte einige Tränen weg. Was würde er jetzt von ihr denken? Aus ihren Augenwinkeln heraus sah sie eine Gestalt in einer ihre bekannten Rüstung liegen. Ihre Augen weiteten sich bei dem Anblick und ihr schoss plötzlich durch den Kopf, dass sie sich nicht bei Lana für ihre Rettung bedankt hatte. Was musste die Elfe nur von ihr denken? Sie mochte die Elfe nicht, um ehrlich zu sein machte sie ihr sogar Angst, trotzdem hätte sie ihre Dankbarkeit bekunden sollen. Die junge Frau näherte sich langsam der Elfe, die regungslos auf dem Boden lag und kniete sich neben sie. War sie tot? Sie konnte nicht alle Wunden erkennen, doch sie sah sofort, dass ein Teil ihres Ohres fehlte und überall war Blut, so viel Blut, doch Samira konnte nicht sagen, ob es nur das Blut der Elfe war. Mit zittrigen Händen fühlte sie nach einem Puls und atmete erleichtert auf als sie einen fand. Lana lebte noch, doch sie benötigte Hilfe und zwar schnell. Samira richtete sich auf und blickte den Comte an. „Lana ist schwer verletzt. Wir sollten ihr helfen…“, beschämt senkte sie den Kopf bevor sie fortfuhr. „Ich… sie hatte mich gerettet und ich habe mich nicht einmal bedankt…“ Ihre Augen weiteten sich. „Oh, ich… Ihr habt mir auch geholfen, nicht wahr, es tut mir leid, so leid… bitte verzeiht mir, wenn ich so undankbar erscheine… ich… mein Vater, meine Mutter und meine Brüder… es war so viel für mich und Danke. Danke für Eure Hilfe mein Herr und…“ Sie wusste, dass sie stammelte und richtete ihren Blick wieder auf Lana. „Ich kann ihr helfen, vielleicht, ich habe nichts bei mir… nur das was ich trage…“ Ein lautes Bellen unterbrach sie und sie blickte Schneeflocke an, die neben ihr saß. „… und Schneeflocke natürlich… Habt Ihr Wundumschläge oder Kräuter bei Euch?“ Sie blickte sich um und drehte sich schnell wieder weg bevor sie sich wieder übergeben musste. „Wir… wir sollten sie nicht hier behandeln. In der Nähe ist ein kleiner Bach, dort könnten wir ruhen und uns um Lana kümmern.“ Ihr Blick landete auf den Comte. „Würdet Ihr mir helfen sie zu bewegen?“
    Zitat Zitat von Emerahl Beitrag anzeigen
    Lana

    Samira

    [Bild: LgOdRa55ur9EidBastien_Avatar.jpg]

    Als er mit Samira wieder aus der Hütte trat, war Lana verschwunden. Bastien verschwendete jedoch keinen weiteren Gedanken mehr an die Elfe. Jetzt war es wichtiger, Samira in Sicherheit zu bringen. Schließlich hatte er es ihrem Vater versprochen. Das Beste wäre, er würde sie zu Tilly bringen. Der Weg dorthin war nur ein wenig zu weit. Erst einmal sollten sie im nächsten Dorf rasten, mögliche Wunden versorgen und genügend Verpflegung besorgen. Außerdem benötigte Samira ein eigenes Pferd. Bei diesen Gedanken spürte er plötzlich Samiras Körper, der sich an seinen schmiegte, ganz deutlich. Sein Atem ging nun deutlich flacher und ihm wurde ganz merkwürdig. Er wurde doch nicht etwa krank?

    Ihr Weg führte sie an einem Schlachtfeld unweit des Dorfes vorbei. Samira begann zu würgen von dem ganzen Gestank, glitt aus seiner Umarmung und von seinem Pferd. An einigen Büschen am Wegesrand machte sie Halt. Bastien ließ sich von seinem Hengst gleiten, blieb allerdings stehen. Er wusste nicht, ob er zu ihr gehen sollte, wo sie doch gerade ihren Magen entleerte. So blickte er sich aufmerksam um. Doch keine Dunkle Brut war zu sehen. Fast zeitgleich mit Samira, entdeckte er eine Gestalt am Boden, halb sitzend unter einem Baum. Noch bevor er ihr eine Warnung zurufen konnte, stürzte sie sich schon auf die Gestalt. "Merde!", fluchte Bastien verhalten, zog sein Schwert und eilte zu Samira. Erschrocken hielt er inne. Vor ihm lag Lana, der Rüstung nach. Es sah nicht gut aus.

    Samira stammelte einige Sätze, doch Bastien ignorierte sie vorerst. Er sank neben Lana zu Boden und untersuchte sie. Eines ihrer spitzen Ohren war nun nicht mehr ganz so spitz. Diese Wunde war nicht ganz so schlimm. Was ihm Sorgen bereitete, war das ganze Blut, das unter ihren Händen hervorquoll, die sie auf ihren Bauch presste.

    „Würdet Ihr mir helfen sie zu bewegen?“ Nun drangen die Worte Samiras zu ihm durch. Er blickte zu ihr auf und erwiderte: "Wenn wir Lana jetzt bewegen, verblutet sie, bevor wir sie auch nur einen Meter weit bewegen können! Nein! Zuerst muss diese Wunde am Bauch behandelt werden." Bastien zögerte kurz, versucht, sie einfach liegen zu lassen. Doch ein Blick in Samiras unschuldige Augen ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Er presste nun seine Hände zusätzlich auf die Hände Lanas, um die Blutungen zu stoppen, dann ordnete er an: "In meiner Satteltasche befindet sich ein Wundumschlag. Bringt ihn mir. Anschließend werdet ihr die Satteltaschen Lanas durchsuchen. Sucht nach einem Fläschchen mit blauer Flüssigkeit und bringt es her. Das müsste Lyrium sein und wenn ich es schaffe, es Lana einzuflößen, hat sie wieder genug Magie, um die Wunde an ihrem Bauch zu verschließen."

    Auch wenn die Elfe ihn und Elias bei den Dieben dem Tode überlassen wollte, würde er nicht das Selbe tun. Schon allein, weil er Samiras Vorwürfe nicht ertragen wollte.


    [Bild: Lana_Klein.jpg]

    Dämmrige Wärme umfing Lana. Sie lehnte noch eine Weile an dem Baum, schaute in die schwer mit Blättern behängte Krone und summte sich selbst ein Lied zu, bis ihr schließlich die Augenlider zu schwer wurden und ihr das Kinn auf die Brust sank. Sie hörte sich selbst noch unregelmäßig ein melodisches Summen von sich geben, dann verschwanden die Gedanken in der Dunkelheit. Sie spürte ihren Körper nicht mehr. Alles war so warm. Sie stürzte in die Finsternis, wurde von ihr aufgefangen und umarmt. Und dann sank sie noch tiefer, tiefer in das Dunkel, dass sie nie wieder gehen lassen würde. Atemzüge wurden zu Jahrhunderten, die Zeit spielte keine Rolle mehr, ebenso wenig wie ihr Körper der sich in all der Lichtlosigkeit, die sie umgab vollständig aufzulösen schien. Sie bemerkten nicht, wie Bastien und Samira auf dem Schlachtfeld eintrafen, wie die junge Frau sie betrachtete und den Chevalier um Hilfe bat. Ihre blauen Augen waren wie Glas – kalt und ausdruckslos. Die Stimmen der Anderen wurden nicht bis zu ihrem Ohr getragen, versickerten irgendwo vor dem Schleier, den sie schon vor langer, sehr langer Zeit, ja es schienen ganze Äonen verstrichen zu sein, durchschritten hatte. Ein tiefer, von innen her strahlender Frieden breitete sich warm in ihr aus, legte sich sanft wie eine Decke über sie. Alles war so unbedeutend, so nichtig und gelogen. Es gab nur eine Wahrheit, die des Friedens in ihr.

    Irgendetwas hatte sie aus der friedlichen Umklammerung der Inexistenz gerissen. Schemenhaft nahm sie war, wie schattenartige Figuren vor ihren Augen an ihr herumwerkelten, gedämpfte Stimmen ohne Klang brabbelten unverständliche Worte. Lana wusste nicht, dass es Samira und Bastien waren, die sie mit Wundumschlägen zu versorgen suchten, die – obwohl sie so garstig gewesen war – um ihr Leben kämpften. Die Dunkelheit hatte Lana unfreiwillig gehen lassen, zurückgerissen ins Leben oder zumindest eine Zwischenwelt.

    Sanften Schrittes wanderte die Elfe einen verschlungenen Pfad entlang. Sie kannte diese Welt, sie kannte das Nichts, obgleich sie sich nie wirklich dafür interessiert hatte. Die Welt der Sterblichen war weitaus aufregender, als die der Geister und Dämonen, obgleich Letztere wahrhaft bemerkenswerte Themen verbreiteten. Das schwarze Kleid wogte unter Lanas langen Beinen bei jedem Schritt, den sie auf der dunklen Straße tat. Um sie herum standen Bäume von unbeschreiblichen Formen, verwachsen und verdreht und in der echten Welt unmöglich lebensfähig. Wenn Lana sie passierte, steckten sie ihre gierigen Äste nach ihr aus und versuchten sie zu peinigen. Die Elfe ignorierte sie, denn derlei niedere Wesen waren im Nichts überall zu finden. Sie trat tiefer in den Wald ein, setzten gemäßigten Schrittes einen nackten Fuß vor den Anderen. Sie trug keine Waffen und doch hatte sie keine Furcht. Im Nichts bedürfte es einen fähigen Magiers nicht an Waffen, nur an seinem starken Geist. Wildgewachsen und voller Grauen rankten sich die Bäume auf, ihre Wurzeln untergruben den schwarzen Basalt des Straßenpflasters, sprengten ihn gar auf. Lanas Blick jedoch galt einem Ort in weiter Ferne. Ein Schloss auf einem Vorsprung über einem Meer, das sie nicht sah und doch um seine Existenz wusste. Es war ihre Heimat, wenn auch nur ein trügerisches Abbild. Die schwere Luft flimmerte, schien vor Lana selbst zurückzuweichen. Alles lebte im Nichts, wenngleich nichts wirklich leben konnte, da es hier keinen Tod gab. Der Ort war ein Paradoxon und unmöglich zu verstehen. Es gab Magier, die befassten sich ihr ganzes, kurzes Leben mit der Erforschung des Nichts und gingen doch kaum wissender von der Welt, als sie gekommen waren. Lana ließ all diese Fantastereien und Wunder hinter sich, schritt voran, als plötzlich ein schwarzer Panther aus dem Gebüsch sprang und sich vor ihr auf der Straße niederließ. Lana blieb stehen, betrachtete das Tier, dass sich die prankenbewehrten Pfoten leckte und beschloss schließlich, es zu passieren. Dämonen wählten selten die Gestalt von Tieren, doch kam es durchaus vor. Kaum hatte sie zwei Schritt getan, da brach ein Löwe mit wilder Mähne aus dem Geäst zu ihrer Linken, schlich heran und ließ sich neben dem Panther nieder. Lana spürte die arkane Energie in sich rasen, ballte die Rechte zur Faust. „Aus dem Weg!“, befahl sie, doch die Tiere regten sich nicht. Stattdessen kam nun aus Lanas Rücken ein furchtbares Geheul und ein Wolf von der Größe eines Pferdes trottete gemächlich an der Elfe vorbei. Auch er setzte sich ihr in den Weg und nun war die Straße vollständig versperrt. „Was soll dies Spiel?“, fragte die Elfe genervt, wohlwissend, dass niemand ihr antworten konnte. Doch dies war das Nichts und Dinge, die in der Welt unmöglich waren, bedeuteten hier keine Beschränkung. Also öffnete der Löwe sein Maul und sprach: „Du bist hier nicht zuhause, Elfe. Du hast kein Recht hier Fragen zu stellen.“ Lana hob eine Augenbraue, verschränkte die Arme und überspielte so den kurzen Moment der Überraschung, als die Raubkatze mit tiefer Stimme zu sprechen begonnen hatte. Der Löwe erhob sich, ebenso wie seine Gefährten und alle drei kamen auf Lana zu. „Hör zu, Elfe, denn was wir dir zu sagen haben ist wichtig: du bist tot.“ Lana schnaubte. „Ich bin lebendiger, als du es jemals sein wirst!“ Der Panther fauchte und hieb drohend mit der Kralle durch die Luft vor ihm. „Ruhe!“, befahl der Löwe und wandte den dicken, zotteligen Kopf wieder Lana zu. Seine Augen waren wie zwei glühende Kohlen. „Du bist tot, Elfe, und deine Arroganz wird dich nicht zurückbringen. Wir aber können es. Erlaube mir…“ „Spar dir deinen Atem, Dämon!“, fauchte Lana und schnitt dem Raubtier mit einer harschen Handbewegung das Wort ab. „Ich weiß, was du mir vorzuschlagen gedenkt. Ich soll euch Einlass gewähren in meinen Geist und somit in meinen Körper.“ „Du bist ein schlaues Wesen, Elfe“, sagte der Wolf, der mit weiblicher Stimme sprach, listig. „In diesen Momenten stirbt dein Körper, blutet aus und bleibt nur noch eine hübsche Hülle. Würdest du es nicht vorziehen, wenn er lebendig bliebe?“ Lana tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem schwarzen Stein der Straße. „Ich will euch nicht vernichten, werde es aber tun, ihr Kriecher! Eure Hüllen mögen ja majestätisch und mächtig anmuten, doch seid ihr bloß armselige Kreaturen. Denkt ihr wirklich, ich würde Euch erlauben meinen schönen Körper“, wobei sie an sich herunterdeutete: „… als Spielwiese für Euresgleichen zu missbrauchen? Ich weiß, was eine Abscheulichkeit ist, habe sie gesehen. Daran ist nichts mehr ansehnlich und nichts mehr wie es war. Lieber sterbe ich, denn als Missgestalt auf der Welt zu wandeln.“ Der Löwe lachte, lächelte: „Du, Elfe, bist eine Missgestalt. Dein Herz ist schwarz, ebenso wie deine Seele. Für dich existieren nur der Kampf, der Hass und der Tod. Dein Äußeres mag täuschen, dein Inneres jedoch schreit die Wahrheit förmlich heraus.“ Lana rollte genervt die großen Augen. „Kommt zur Sache oder lasst es uns nun beenden!“ Sie streckte ihre Hand und Flammen von bläulichem Charakter schossen aus ihr hervor und umschwebten sie wie das Flimmern der Hitze. Der Panther fauchte erneut und wich mit gesträubtem Fell zurück. „Denk darüber nach, Elfe. Denk an deinen Herrn und Meister.“ „Immer“, antwortete Lana tonlos und warf die erste Flamme.
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    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: TxGIDkV4csRmordred_klein.png] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Schwarze Wolken in Formen, die ihrer Natur widersprachen, zogen rasch und geräuschlos über einen Himmel aus dunklem Violett. Immer mal wieder tauchte eine nur schwer auszumachende Figur oder der unklare Umrisse eines Gebäudes auf und verschwand wieder, drehte sich in sich selbst und wurde winzig klein. Nimue wandte den Blick von dem ihr altbekannten Schauspiel ab, die Illusionen die einem das Nichts vorgaukelte. „Deine Reise erschöpft dich“, stellte Olimpia fest, die wie immer in einer kaum fassbaren Form gleißenden Lichts vor Nimue saß. Der tiefschwarze Stuhl auf dem sie Platz genommen hatte war für ihre Gestalt zwei Nummern zu groß und so ließ sie die nur schwach zu erkennenden Beinchen baumeln. Der Geist hielt eine ebenfalls schwarze Tasse in den Händen, die sich dafür zu aus der Gestaltlosigkeit gelöst und zu fester Materie geworden waren. Zumindest für die Begriffe des Nichts, in dem nichts so war wie es schien. Olimpia gab vor Tee zu trinken, während Nimue – sich noch immer orientierend – im Kreis drehte und umsah. Sie standen auf einem Hügel, an dessen Fuß eine gepflasterte Straße war, die sich ohne erkennbares Ziel dahinschlängelte. Tatsächlich schien sie sich in der Ferne wie eine Schlange zu winden, doch Nimue beachtete sie nicht weiter. Stattdessen zog sie einen aus dem Nirgendwo erschienen Stuhl zu sich, ließ sich nieder und betrachtete den Geist. „Sie ist in der Tat anders, als ich es erwartet hatte.“ Nimue überschlug die Beine und legte die Hände in den Schoss. „Möchtest du auch etwas Tee?“, fragte der Geist, worauf Nimue tadelnd eine Augenbraue hob. „Verzeih“, sagte Olimpia und ließ die Tasse in einem Schwall schwarzen Rauches verpuffen. Sie ahmte Nimues Sitzposition nach und schaute sie aus großen, leuchtenden Augen an. „Erzähl mir von deiner Reise. Du scheinst ja mehr von der Welt gesehen zu haben, als bei deinen anderen Unternehmungen.“ Olimpia liebte Nimues Reiseberichte, denn auf ihnen basierte die Grundlage ihrer eigenen nachgestellten Welt, die in vielen Aspekten von der Echten abwich. In Olimpias Welt segelten Schiffe zum Beispiel durch Blumenmeere. Der Geist hatte den Unterschied zwischen einem Wassermeer und einem Blumenmeer offensichtlich nicht verstanden, doch bemühte sich Nimue nicht derlei Fehler zu korrigieren. Von irgendwoher drang leiser Chorgesang aus vielen Kehlen an Nimues Ohr. „Ist das Musik?“ „Ein Kirchenlied“, sagte Olimpia und nickte. Wir haben hier ja keine Musik und dieses habe ich von einer anderen Seele gehört. „Ich reise mit einem Barden. Dessen Lieder würden dir sicherlich gefallen.“ „Wirklich? Sing mir ein Lied!“ Nimue lächelte sachte und schüttelte dann leicht den Kopf. „Ich kann nicht so gut singen, Olimpia.“ Der Geist sagte nichts, akzeptierte die Entscheidung aber und fragte erneut nach dem Reisebericht. Also, weil sie ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, berichtete Nimue. Olimpia hörte gespannt zu, stellte hin und wieder einfache Fragen nach diesem und jenem, ließ Nimue jedoch bis zum Ende erzählen. Nach einer gefühlten Stunde, Zeit verhielt sich im Nichts sonderbar anders, endete Nimue mit der momentanen Situation. Zufrieden schlussfolgerte sie, dass sie sich nun wieder auf der Straße und dem direkten Weg nach Orzammar befanden. Nach dem Bericht folgte Nimue Olimpia auf die Straße, die sie für einen Spaziergang auserkoren hatte. Da Olimpia die Größe eines Mädchens hatte und entsprechend kurze Schritte tat, passte Nimue ihre Geschwindigkeit an ohne die Eleganz im Gang vermissen zu lassen, die Hände wie ein geduldiger General auf den Rücken gelegt. „Das Nichts ist im Aufruhr… mal wieder. In letzter Zeit gibt es allerlei Geflüster von Dämonen, die eine Chance sehen diese Welt zu verlassen und in eure einzudringen. Dieser Tage gibt es viel Tod, Leid und Gräuel.“ Nimue nickte grimmig. „Da erzählst du mir nichts Neues.“ Die Aussicht auf eine Dämonenplage allerdings ließ sie erschauern. Die Welt war schon mit dem Auftauchen der Brut und der menschlichen Zwistigkeit gestraft genug. Plötzlich blieb Olimpia stehen und schaute an Nimue vorbei die Straße hinunter. „Beiseite! Schnell!“ Nimue gehorchte ohne zu wissen, was Olimpia da erspäht hatte, doch die Erklärung kam einen Augenblick später an ihr vorbeibeigedonnert. Ein Reiter, begleitet von missgestalteten und laut bellenden Hunden. Ein Dämon der Verzweiflung, der die Gestalt eines kopflosen Reiters angenommen hatte. Seinen eigenen Kopf hielt der Besitzer ausgestreckt in der Linken. Dessen Augen blitzelten unentwegt und obwohl eigentlich unmöglich lachte er gellend im Einklang des tollwütigen Hundegebelles während er an ihnen vorbeischoss. „Bedauerliche Kreatur“, sagte Olimpia niedergeschlagen als sie auf die Straße zurückgekehrt und ihren Weg fortgesetzt hatten. Nimue sagte nichts. In einvernehmlichem Schweigen wanderten die beiden – der Geist und die Magierin – die Straße entlang. Der Chorgesang schwoll immer stärker während das Nichts den Blick auf einen Baum von enormen Ausmaß freigab. Er erinnerte Nimue ein wenig an die sogenannte Weltenesche, deren Verehrung in einigen Teilen der Welt noch immer Anhänger fand. Nimue interessierte sich jedoch nicht mehr für diese Religion als für alle anderen auch. Ihretwegen könnten die Menschen auch Rüsselkäfer anbeten, für sie blieben sie Narren. Je näher sie dem Baum kamen, desto durchdringender wurde der Gesang. Nimue erschauerte, als sie an den Ästen des breitgekrönten Baumes Dutzende Leichen baumeln saß. Geisterhafte Schemen ohne Kleidung und ohne Erkennbare Zuordnung zu einem der beiden Geschlechter. Einfach nur Leichen; singende Leichen. Der Chorgesang ging von ihnen aus. Aus verzerrten, schwarzen Schlünden wo eigentlich Münder sein sollten drangen die schönen Töne und ließen die Luft erzittern. „Was ist das?“, fragte Nimue langsam und starrte fassungslos auf die gehängten Wesen. Olimpia antwortete nicht sofort, dann sagte sie schließlich: „Ich weiß es nicht.“

    *

    Es war mit Sicherheit nicht der schönste Tag ihrer Reise, doch angesichts des über Nacht abgeflauten Regens und der sich ankündigenden Trockenheit empfand zumindest Mordred den Morgen als angenehm. Angenehmer als den gestrigen Tag, denn die Nässe steckte ihm noch immer in den Knochen. Larissa verkündete, dass sich die dunklen Wolken in die ihnen entgegengesetzte Richtung bewegten und obgleich kein Aufkommen der Sonne zu erhoffen war, würden sie dem Regen wenigstens nicht nachlaufen. Rasch frühstückten sie, mehr weil sie mussten als weil sie wollten, dann sattelten sie die Pferde und zogen los. Die Wege waren aufgeweicht und voller Schlamm, der oft an den Stiefeln zerrte wie ein bockiges Kleinkind am Rockzipfel der Mutter. Unter derlei beschwerlichen Umständen erreichten sie schließlich die halbwegs begehbare Straße. Der wasserfallartige Regen hatte viel Sand weggespült und die Grobheit der Straße mit ihren vielen nun zu Pfützen gefüllten Schlaglöchern offenbart. Dennoch war es einfacher als über die Äcker zu kraxeln.
    So wanderten sie eine Weile. Zum Reden war niemand wirklich aufgelegt und den Versuch, sie alle mit etwas Musik aufzuheitern brach Mordred ab, als seine Töne von dem gespenstischen Nebel der auf den Feldern lag, geschluckt wurden. Die Klänge schienen förmlich zu verrosten und angesichts dessen, was da kam war dies schon beinahe tröstend, denn noch vor Mittag fanden sie die ersten Toten des Tages. Sie konnten ja nicht ahnen, dass es nicht die Letzten sein würden. Drei Personen baumelten dort als schreiende Mahnung an all jene, die mit Howe kollaborierten. Der Kampf gegen die widerrechtliche Besatzung des Teyrniers beschränkte sich nicht nur auf das Attackieren von Festungen und Nachschubtransporten, sondern beinhaltete offenbar auch Lynchjustiz. Mordred verzog das Gesicht während sich Larissa und Nimue, die ihre leutselige Art wieder abgelegt hatte und nun die altbekannte Maske des allgemeinen Desinteresses trug, abwandten; die eine aus Angst, die andere aus Abscheu. „Das war der Vorteil bei deinem Krieg. Die Qunari verüben keine solchen Gräueltaten“, dachte sich Mordred, während er auf die blaue Parodie einer Zunge starrte, die einem der „Bärenbesteigerinnen“ aus dem Mund quoll. Da Artur sie zur raschen Weiterreise animierte und sie somit keine Zeit hatten, die Leichen abzunehmen würden die Gebeine schon bald den Raben und anderem Getier als Schmaus dienen. Raben liebten Augen und Zungen.
    Nimue hasste den Anblick von Gehenkten. Egal ob es sich nun um die armen Seelen in diesem Beispiel - der sie eigentümlich an ihre Reise im Nichts erinnerte - handelte oder um abgeschlagene Köpfe auf Piken über Stadttoren, gepfählte Deserteure, gevierteilte Vergewaltiger oder verstümmelte Diebe, die dem Wundbrand und dem Fieber erlagen. Sie bezweifelte nicht, dass viele der Verbrecher es verdient hatten und dennoch verabscheute sie es. Ihr Abscheu vergrößerte sich allerdings, wenn sich die Verurteilen Verbrechen dieser Art schuldig gemacht hatten. Da hatte eine Frau auf dem Rücken gelegen und der Kerl der in sie eindrang trug zufällig das falsche Wappen auf dem Rock, herrje, was für ein schwachsinniger Grund! Eine der Aufgeknüpften war nicht gerade unansehnlich gewesen. Weit davon entfernt als schön zu gelten, doch in dieser ländlichen Gegend zumindest attraktiv genug um die Bauernlümmel und Soldatenlüstlinge einen Blick riskieren zu lassen. Vermutlich steckte hinter der Aktion also eher ein gekränkter Verehrer als ein bewiesener Hochverrat. Die Magierin bedachte Mealla und Artur, welche die Szenerie mit dem trockenen Galgenhumor abgestumpfter Veteranen bedachten, mit strafenden Blicken, sagte jedoch nichts. Schweigsam setzte sich die Gruppe also in Bewegung und schon bald verschwanden die ersten Schreckens des Tages wieder im Nebel der erbarmenden Vergessenheit.

    *

    Es dauerte einige Wegstunden, dann bahnte sich die Sonne tatsächlich einen hart erkämpfen Weg durch die schier unendliche Wolkendecke. Kaum hatte sie die ersten Lichtlanzen durch das graue, schwere Dach gestoßen, da brachen auch überall anders kleine Hoffnungsschimmer durch. Sie entflammten die Wolkenränder mit Gold und trugen dazu bei, den Nebel zu einer leichten Decke schummriges Grau verkommen zu lassen. Silbrig glitzerte die Feuchtigkeit auf den Feldern um sie herum, Regentropfen bogen das Gras nieder als verneige es sich und tatsächlich erschien es den Reisenden fast so, als wäre der Albtraum abgeschüttelt, aus dem sie erst mit diesem Anblick erwachten. In dieser Annahme gingen sie fehl. Mehr als nur Regentropfen reflektierten das Sonnenlicht, als ein Schwadron Reiter vor ihnen die Straße entlangpreschte. Angesichts der Gehenkten des Vormittags war das Auftauchen von Bewaffneten kein gutes Omen; und bewaffnet waren sie! Speerspitzen funkelten hell, denn der Sonne war es gleich ob sie ihr Licht auf Tau, Regen oder Speerblatt fallen ließ. Die Helme und Banner zollten Respekt und schürten zugleich die Anspannung der Gefährten. Mealla war die erste, die sie sah und sich den Bogen zurecht legte. An Flucht war nicht zu denken. Die anderen waren nicht nur in der Überzahl, sie waren auch allesamt beritten. Zwar könnten Morgana, Nimue und Larissa auf die Felder ausweichen während Artur, Mealla und Mordred sich in die Sättel schwangen, doch hätte dies im besten Falle die Teilung der Gruppe, im Schlimmsten die Zerschlagung dieser zur Folge. Larissa griff zu ihrem Bogen, wurde aber von Mordred mit einem leichten Kopfschütteln dazu ermahnt ihn nicht zu ziehen. Mit einem Gefühl des Ausgeliefertseins gehorchte die Elfe missmutig. Sie warteten bis die Reiterei vor ihnen zum Halten kam. Männer in Rüstungen, Männer mit Schilden und Bannern. Soldaten, Krieger, Ritter in einem Krieg, der nicht das Geschäft der Gruppe war und sie nun dennoch zu beeinflussen begann. Einmal wieder, denn schließlich war dies nicht das erste Zusammentreffen mit lokalen Kriegsherren.
    Wie gewöhnlich übernahm Artur, der wie ebenfalls gewöhnlich als Adressat der Anrede erkoren wurde, die Gesprächsführung. Mordred ließ den Gedanken zu, sich vorzustellen, dass die Reiter wohl ihn angesprochen hätten, trüge er seine eigene Rüstung und säße auf seinem Schimmel. Hätte der Anführer der Reitereinheit, die sich als eine Gruppe aus königlichen Soldaten und Howes Truppen zusammensetzte, – ein etwas unedel anmutender Ritter namens Ser Falstaff – an Mordred gewandt so hätte der Antivaner die Gruppe sicherlich aus dem Schmalassel herausreden können, in den Artur sie nun mit tumber Einfachheit hineinmanövrierte. So jedoch war die Gruppe gezwungen der Einheit zu folgen. Mordred zog sich in den Sattel. Die Genugtuung zu Fuß zu marschieren würde er diesem Falstaff, der sich mit der Eleganz eines Kartoffelsacks im Sattel hielt, nicht geben. Er kam aus Antiva, dem glorreichen Antiva und war diesem Hundelord überlegen, der ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt hatte. So folgten sie also, drei beritten, drei zu Fuß.

    *

    Pisse, verschüttetes Bier, Schweiß, Leder, Asche, der Geruch ungewaschener Infanteristen. Das Heerlager begrüßte sie mit der sanften Symphonie dieser bekannten Duftnoten. Bald schon sollte sich noch der süßliche Kadavergeruch verrottender Rebellen hinzugesellen, denn schon zum zweiten Mal an diesem Tag, erschauerte Nimue. Sie kamen nicht nur an den üblichen und einigen unüblichen Einheiten eines Kampfverbandes vorbei, sondern auch an einem Ort an dem gerade das Gesetz des Königs, oder viel eher der Königin, geltend gemacht wurde. Dieses Gesetz sah den Tod vor, entweder im Süden gegen die Brut oder direkt vor Ort an dem Baum, den die Magierin zweifelsfrei als die Illusion aus ihrem Nachtspaziergang wiedererkannte. Die vielen Leichen, welche jedoch hier die Äste bogen sangen nicht und im Gegensatz zu ihren beschworenen Pendants waren ihre Gesichter klar zu erkennen. Tote Gesichter, manche voller Grauen, manche voller Trotz. Zu viele Gesichter als dass Nimue dem Anblick lange standhalten konnte. Sie spürte Galle in sich aufsteigen und schluckte hart, bekämpfte den Drang sich zu übergeben. Als ein schreiender Gefangener zur Vollstreckung des „gerechten“ Urteils abgeordnet wurde und er zu schreien begann und sabbernd um Gnade flehte, überkam sie eine Gänsehaut. Der Mann schrie nun so verzweifelt, dass sich Nimue die Ohren zuhalten wollte. Verkrampft schaute sie beiseite, als dem armen Teufel die Schlinge umgelegt wurde und ihre Hand verkrampfte sich, als ein Pferd wieherte und darauf das knarrende Geräusch eines sich spannenden Seils und solches, dass eine daran erstickende Person machte zu vernehmen war. Mordred, der bei dem Eintreten in das Lager wie alle anderen abgesessen hatte, drückte Nimue zaghaft den Arm. „Seid Ihr in Ordnung?“, flüsterte er leicht besorgt. Nimue, käseweiß im Gesicht, nickte verkrampft. Sie hasste Gehenkte! Schnell ließ die Gruppe den Baum, der allen eine Warnung war die in dieses Lager kamen, hinter sich und folgten diesem Ser Falstaff zu den Anführern dieses Gewalthaufens.
    Obwohl oder viel eher gerade weil das ganze Heerlager eine unterschwellig angsteinflößende Aura besaß, wirkte der Tisch der inmitten frischen und grünen Grases aufgebaut worden war beinahe makaber. Benutzt wurde das Mobiliar, das in Larissas Augen so fehl an Platz war; einem rostigen Nagel der aus einer gesunden Vegetation ragte nicht unähnlich, von einer kleinen Gruppe bewehrter Männer… und einer Frau. Allesamt waren eingeschworen auf Howe und die Krone, doch verhieß dies angesichts des Galgenbaumes in dem Rücken der Gruppe nicht unbedingt Glück. Nur Nimue schien in eine Art Apathie versunken zu sein, welche die sie umfassende Grausamkeit mit glasigem Blick boykottierte. Ser Falstaff führte die Neuankömmlinge an den Tisch und meldete gehorsamst das Erfüllen seiner Befehle. Mordred, das Kinn stolz gereckt, besah sich die Umherstehenden. Zweifellos waren alle höhere Offiziere und der ein oder andere sah sogar ganz brauchbar aus. Zumindest soweit er das beurteilen konnte. Angeführt wurden sie von einem älteren Lord, der sich selbst Hildebrandt nannte und der das Kommando anscheinend zu Recht führte. Männer wie er waren seltenes Schlachtgut; hart im Nehmen und niemals am Klagen. Allerdings klagte Lord Hildebrandt nun doch und zwar über die Verschwendung von Leben durch einen Bürgerkrieg. Mordred pflichtete ihm stumm bei während er die Augen auf die Einheitsführerin der Späher und Waldläufer richtete. Die Art mit der sie die Neuankömmlinge taxierte kam ihm merkwürdig bekannt vor und es dauerte eine Weile, bis ihm die Parallele zu Nimue gewahr wurde. Allerdings war Nimue in seinen Augen schon wegen der roten Haare hübscher und roch auch nicht so sehr nach modriger Erde und Schweiß. Die anderen Krieger und Ritter, die erneut ihre Taktlosigkeit bewiesen und Fereldens Ritterehre in den Schmutz traten, indem sie Mordred – immerhin einen wichtigen, antivanischen Lord – nicht begrüßten und kaum beachteten. Nur einmal streifte der Blick des Ritters, dessen Versuche sich einen Oberlippenbart stehen zu lassen nur mit Mühe erkennbar waren, den Antivaner. Allerdings hatten dessen gierige kleine Augen lediglich Mordreds erstklassiges Schwert ins Visier genommen. Vermutlich rechnete er sich gerade aus, wie viel es ihn kosten würde das Schwert abzukaufen, oder ob er es sich einfach nehmen sollte. Die Chance hätte er, denn ungeachtet der Qualität der Waffe: Mordred würde einen Kampf gegen ein ganzes Lager niemals überleben. Nicht einmal mit der, wenngleich zweifelhaften, Unterstützung durch zwei Magierinnen. Außerdem bezweifelte der Literat, dass die Bande der Freundschaft gefestigt genug waren, als dass jemand aus der Gruppe – Larissa ausgenommen – seinen Kopf für ihn riskieren würde. Die Dalish würde es wahrscheinlich tun und noch wahrscheinlicher vor ihm fallen, wofür er sich dann für den Rest seines kurzen Lebens die Schuld geben konnte. Glücklicherweise entschied Ser Schnauzbart, dass es äußerst unziemlich sei, in die Rolle eines Raubritters zu verfallen.

    Die Befragung war angenehm kurz und zielführend und Larissa, die sich die ganze Zeit beobachtet fühlte und eine entschiedene Abneigung gegen die Waldläuferin hegte, fragte sich wieso sie überhaupt hierher kommen mussten. Tatsächlich fiel die Befragung äußerst frugal aus, denn die einzige Horde der Brut, jene die sie vor dem Betreten des Waldes gesehen hatten und die scheinbar ins Teyrnir eingedrungen war, existierte nicht mehr. Wenigstens etwas Gutes konnte die Dalish diesem Haufen eisengewandter Schlächter abgewinnen. Allerdings schienen die Meinungen über die Strategie der verbrannten Erde auch untereinander von unterschiedlichen Positionen aus diskutiert zu werden, aber das war Shemlen-Politik und nicht Larissas Belangen. Der Konstabler erzählte nun –aus welchem Bedürfnis auch immer – dass die Truppe nach Highever vorzurücken plante. Ihr Ziel war die Vernichtung der Widerstandsbewegung, bei deren Bekämpfung ein gewisser Lord Dayn eine Rolle spielte. Er residierte in Highever und so würden sie diesen Namen vermutlich noch öfter hören. Allem Anschein nach war er aber nicht der umgänglichste Zeitgenosse und die junge Dalish sah sich schon erneut einer Horde brachialer Menschen ausgesetzt. Wann immer etwas in der Welt der Shems schief lief, suchten sie sich einen Sündenbock der sich nicht wehren konnte und das waren in der Regel die Elfen. Die Lust der neugierigen Elfe eine weitere Shemlen-Stadt zu erkunden sank beträchtlich.
    Mit einer Warnung und einem halbherzigen Gruß entließ Konstabler Hildebrandt von Drachenspitze die Sechs wieder und wandte sich seinen Gefolgsleuten zu, die sich mit ausgesuchter Wichtigkeit über die Landkarte auf dem Tisch beugten, auf der sie bemalte Steine umherschoben. Männer wie der Konstabler waren zu wichtig, um sie in kleinlichen Fehden aufzubrauchen, daher ließ sich vermuten, dass Arl Howe seine Finger im Spiel hatte. Der Arl von Amaranthine schien ein gerissener, skrupelloser, wichtiger und vor allem gefährlicher Mann zu sein und es wäre den Sechs sicherlich von Vorteil, wenn sie ihm nie begegnen würden. „Wisst Ihr, ich habe einmal einen Howe getroffen“, erzählte Mordred Larissa beim Verlassen des Planungsareals. Die Dalish sah ihn hoffnungsvoll an. Die Anwesenheit eines antivanischen Lords, der einen Howe erhöhte die Chance unangesprochen aus diesem schrecklichen Lager entkommen zu können. „In den Freien Marschen war das. Ja, das heißt eigentlich habe ich ihn nur am Rande gesehen. Habe nie mit ihm gesprochen, aber man hat mir erzählt, dass er eine wichtige Person aus Ferelden sei. Wie hieß er noch gleich… Natalis oder so.“ Mordred machte eine wegwerfende Geste. „Allerdings behaupten ständig Leute andere wichtige Leute aus aller Welt zu kennen. Und dann stellt sich heraus, dass sie nicht einmal wissen, wie ihre Nachbarn heißen. Wenn sie denn überhaupt Nachbarn haben und ihre Tage nicht in der Sonne an den Docks und die Nächte in der Taverne verbringen.“ Er lächelte und Larissa lächelte zurück.
    „Hey! Ihr da!“ Larissa schrak zusammen. Sie spürte wie sie sich verkrampfte als ein dicklicher Soldat mit dem Wappen des Königs auf sie zuwatschelte, begleitet von einer Meute Kameraden. Rasch schaute sie zu Morgana, doch von der Hexe sah sie nur den schwarzen Rücken und die langen Locken. Also drängte sie sich schutzsuchend an Mordred, der sachte den Arm um sie legte. Er bemühte sich, ihr nicht zu offenbaren, dass auch sein Herz heftig in seiner Brust zu schlagen begann. „Stehenbleiben!“ Der Dicke trat ihnen nun in den Weg. „Sie gehört zu uns“, rechtfertigte Mordred noch bevor der Andere etwas sagten konnte. Dieser schaute nun verdutzt drein, schob den Eisenhut hoch und kratzte sich an der pockennarbigen Stirn. „Hä? Ach das Spitzohr! Ist mir doch egal. Euch meine ich!“ Nun war es an Mordred verwundert zu schauen. „Mich?“ „Er ist es, oder Feldwebel?“, fragte ein Mann mit unangenehm schleifender Stimme, der dem Dicken gefolgt war und im krassen Kontrast zu diesem stand. Er war sicherlich so groß wie Artur aber dünn wie eine Gerte, mit langer Hackennase und struppigem Bartansatz an Oberlippe und Kinn. „Kann gut sein, Storch“, antwortete der Feldwebel und legte den Kopf schief. Seine wässrigen Augen blinzelten heftig, dann nickte er entschieden. „Ja! Ja das ist er, Jungs! Das ist einer der Grauen Wächter! Waaachen!“ Mordred spürte ein Ziehen in der Magengegend, schob Larissa sanft von sich und hob beruhigend die Hände. „Wartet, was?“ „Man hat Euch erkannt, Verräter! Ihr seid einer der Wächter, die unseren König auf dem Gewissen haben und dafür sollt Ihr gevierteilt werden!“ „Nein, verbrannt!“, intervenierte Storch. „Gevierteilt und verbrannt dann halt! Und Euren Kopf stecken wir auf eine Pike! Wachen!“ Schon kamen die ersten Männer heran, bewaffnet mit schweren, alten Armbrüsten aus der Zeit des Befreiungskrieges. „Ich bin kein Wächter!“, protestierte Mordred entschieden. „Man hat Euch erkannt“, beharrte der dicke Feldwebel ungerührt. Storch stieß anklagend einen dürren, weißen Finger in Mordreds Richtung. „Ich war in Ostagar! Ich habe Euch gesehen, Wächter!“ „Kein Wunder, dass die Schlacht verloren wurde, wenn Geschmeiß wie du dabei war“, dachte Mordred, verschwieg es aber. Mittlerweile hatte sich schon eine recht große Menge um den Angeklagten und seine Kläger gebildet. Mordred schaute zu Larissa, doch die Elfe war im Gedränge verschwunden. Auch die anderen waren weg, abgesehen von Arturs schwarzem, wippendem Helm. Er überragte den Großteil der Infanteristen und hatte scheinbar gar nichts mitbekommen. „Hijo de puta!“, fluchte Mordred leise und schaute nach Morgana, oder Mealla oder sonst wem, der ihm helfen konnte. Doch niemand war dort. Dann sah er Larissa, die auf ein Podest links von ihm gestiegen war. Das hölzerne Ding war wohl ein Stück Belagerungsmaschine, doch Larissa kletterte flink hinauf und schaute entsetzt auf Mordred, auf den nun zwei bolzenbewehrte Armbrüste gerichtet wurden. Ein Mann mit kaum mehr als drei gelben Zähnen im Mund, sicherlich ein Angehöriger der Landwehr, wog die schwere Waffe in der Hand und brüllte zu allem Überfluss: „Gib mir nur einen Grund! Nur einen Grund!“ Mordred gab ihm keinen, auch nicht, als der dicke Feldwebel ihm das Schwert auf der Scheide zog und die Klinge mit Staunen im Blick betrachtete. „Vielleicht hat er ja noch mehr Waffen versteckt“, schlug Storch mit Hoffnung auf Gewinn vor. Der Feldwebel schaute ihn kurz an, dann grinste er. „Schon möglich“, sagte er und seine Stimme klang so abartig schmierig, dass Mordred ihm das Schwert entreißen und den fetten Kopf absäbeln wollte. Allerdings fehlten ihm dafür sowohl Mut als auch Todessehnsucht. Von ihrem Aussichtspunkt aus sah Mordred, wie Larissa nach ihrem Bogen langte und schüttelte energisch den Kopf. Er würde es nicht verantworten können, wenn Larissa wegen ihm in Schwierigkeiten geriet. Er sah, hörte aber nicht, wie Larissa laut und hell die Namen der anderen Gruppenmitglieder kreischte. „Filzt ihn und passt auf! Bei Verrätern kann man nie vorsichtig genug sein! Stecht ihn ab, wenn er Mätzchen macht!“ Die Idee wurde mit johlendem Beifall aufgenommen und schon spürte Mordred das erste Paar Hände von einem riesigen Kerl, der sicherlich als Rammbock diente, an seinem Saum als plötzlich eine scharfe Frauenstimme wie ein Peitschenknall für Ruhe sorgte. „Was soll das werden? Lasst mich durch!“ Mordred traute seinen Ohren nicht; es war Nimue, angelockt von Larissas Rufen. Jetzt bahnte sie sich ihren Weg bis fast zu Mordred durch, der seitlich vorbei an diesem halben Oger einen Blick auf das wundervoll rote Haar werfen konnte. „Und wer seid Ihr, dass Ihr mir Befehle erteilt, Püppchen?“, fragte der Feldwebel, auf jeglichen Anstand scheißend. Nimue, die stets versuchte dem harten Diktat eines strengen Gewissens zu folgen, deren Geist von den Geschehnissen des heutigen Tages aber völlig überreizt war platze förmlich aus sich heraus, als sie den Feldwebel mit einer Flut an Beleidigungen, Beschimpfungen und Rügen überschüttete. „Was fällt Euch ein so mit einer Dame zu sprechen Ihr ungehobelter Klotz? Hat man Euch denn keine Manieren beigebracht oder seid Ihr in einer Höhle groß geworden? Das würde den unsäglichen Gestank erklären und Eure lichtscheue Visage! So etwas Hässliches wie Euch kann nur eine Mutter lieben! Wenn Ihr es noch einmal wagt mich »Püppchen« zu nennen sorge ich dafür, dass man Euch auspeitschen lässt bis sich Eure Haut von den Rippen schält!“ Tatsächlich schien der Feldwebel bei der anhaltenden Tirade immer kleiner zu werden und wagte es schließlich nicht mehr, sich zu äußern, als plötzlich der Soldat namens Storch herantrat und Nimue einen heftigen Schlag mit der Rückhand verpasste. Der Hieb kam so unerwartet, dass Nimue geradewegs zurücktaumelte und sie wäre gestürzt hätten nicht ein paar Männer sie aufgefangen. In einer besseren Verfassung hätte sie jetzt den Besitzer der Hand zusammengestaucht, der die günstige Gelegenheit nutzte und ihren Po drückte. Mordred riss heftig an dem Kerl, der ihn festhielt doch konnte er nichts dagegen unternehmen. „Maul halten, Rotschopf“, schnarrte Storch und rieb sich die Fingerknöchel mit denen er Nimue geschändet hatte. Eine rote Stelle blühte auf Nimues Wange auf, wo Storch sie erwischt hatte. Unweigerlich schossen ihr Tränen des Schmerzes in die Augen und Wut und Scham ins Herz. Sie rappelte sich auf, sah die grinsenden Soldaten hinter sich todbringend an und wandte sich dann wieder der Soldaten namens Storch zu. Mit den Fingern der rechten Hand vollführte sie ein Zeichen und… „Was beim Erbauer soll das hier werden?“, donnerte da eine laute, ehrfurchterbietende Stimme durch das Gewirr der vielen Wettabschlüsse, wer den Kampf zwischen Storch und „Püppchen“ gewinnen würde. Mit einem Schlag war es still, als ein Ritter seinen schwarzen Wallach durch die Menge der Soldaten trieb. Eilends machten sie ihm Platz, ein Mann schrie als das Pferd ihm auf den Fuß trat, denn er nicht schnell genug zurückziehen konnte und schon war das Streitross samt Reiter am Ort des Geschehens. Der Reiter selbst sah aus wie Artur, das heißt wie Artur in silbergrauem Stahl. Er trug eine komplette, schmucklose Plattenrüstung und einen Schaller, der sein Gesicht verbarg. In seiner Rechten schwenkte er einen schmerzversprechenden Streitkolben mit dem er sich Ruhe verschaffend auf seinen Sattelknauf klopfte. „Nichts! Nichts, Lord Godfrey! Wir… wir haben bloß einen Verräter…“, stammelte der Feldwebel während er sich duckmäuserisch immer und immer wieder verneigte, wobei er jedes Mal seinen Helm vor dem Absturz bewahren musste. Der Helm wandte sich zu Mordred, dann zu dem Hauptmann, dann zu Nimue und zu Storch, der mit der Miene eines Verständnislosen auf die Szenerie blickte. Dann zuckte der schwarze Visierschlitz erneut zu Nimue und verweilte dort einen Augenblick, bis die mundlose Stimme ein erstauntes: „Lady Seren? Seid Ihr das?“ Nimue straffte sich und rieb sich kurz die Wange, dann nickte sie. „Seid Ihr… seid Ihr verletzt“, fragte Lord Godfrey unsicher. „Nichts, was nicht von selbst heilt.“ „Wie ist das…?“ Nimue sagte nichts, der Feldwebel und gefühlt achtzig Zuschauer wandten den Kopf zu Storch der plötzlich alles von seinem Maulheldentum auf einmal einbüßte. „Sie wollte… ich… ich wusste nicht… Herr…. Herrin?“ Lord Godfrey trieb sein Pferd dichter heran und starrte aus dem Sattel auf Storch hinab, der nun anfing zu zittern. Mit bedrohlicher Langsamkeit zischte es: „Hast du etwa die Hand gegen die Dame erhoben? Sprich, du elender Wurmschiss!“ Die letzten Worte schossen wiederum hervor und Storch versagte völlig. Wie ein frisch angestochenes Fass Bier flossen die Worte nur aus ihm heraus. „Ja! Ja! Ja, Herr! Verzeiht mir, aber sie wollte… agrh!“ Mit einer heftigen Bewegung die in Jahren der Übung perfektioniert worden war schnellte Lord Godfreys Streitkolben hinab und schmetterte auf Strochs kleinen Schädel nieder. Die Hirnhaube des Soldaten verhinderte das Brechen des Kopfes, doch Storch klappte zusammen. „Haltet ihn fest! Richtet ihn auf, bis ich mit ihm fertig bin! Dann schafft ihn fort, hackt ihm die Hand ab und brandmarkt ihn! Oder… was wünscht Ihr, Lady Seren? Soll der Mann sterben? Ich lasse ihn hängen, oder köpfen, wie es Euch beliebt!“ Mit theatralischer Gelassenheit wischte sich Nimue nochmals über die Wange, spürte den Schmerz wie kleine Nadelstich in ihren Kiefer strahlen, wenn sie das geschlagene Mahl drückte und schaute dann zu dem Lord, der mit dem Streitkolben auf das Elend deutete, dass da von hilfsbereiten Soldaten aufrechtgehalten wurde. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nicht nötig, Lord Godfrey. Lasst den Mann leben und lasst ihn unbestraft. Ich vergebe ihm und ich bin mir sicher, dass nichts dergleichen wieder vorkommen wird.“ „Wie… wie Mylady befielt“, beschied Lord Godfrey ein wenig entgeistert und ließ den bebenden Streitkolben sinken. Nimue stürmte nun an dem noch immer von dem Schlag benommenem Storch und dem feisten Feldwebel vorbei und steuerte auf Mordred zu. „Aus dem Weg du Heuhaufen!“, blaffte sie dem Riesen zu, der Mordred mithilfe der Armbrustschützen in Schach hielt und der sich sofort fügte. Mordred, nun wieder befreit, richtete die in Unordnung gebrachte Kleidung und klopfte sich ab. Dann befühlte er seine Taschen; nichts fehlte. „Vielen Dank, Mylady! Ich schätze, ich bin Euch mein Leben schuldig“, sagte Mordred und lächelte Nimue gewinnend an. Die Magierin lächelte nicht, sondern winkte bloß ab. „Jedwede Umgehung von Ärger ist stets von Vorteil… Außerdem würde ich vermutlich Eure musischen Ergüsse vermissen.“ Mordreds Lächeln wurde breiter, denn niemals zuvor hatte Nimue auch nur einen Funken Interesse an seiner Kunst gezeigt, von dem Zitieren bekannter Poeten einmal abgesehen. Mordred ließ sich von dem Feldwebel sein Schwert zurückgeben, dann verneigte er sich mit höfischer Eleganz vor dem Reiter. „Ich danke Euch, Lord Godfrey! Mein Name ist Mordred Aromaki aus Antiva und entgegen der Behauptung der Männer hier, bin ich kein Grauer Wächter.“ „Ich weiß, wer Ihr seid“, antwortete Godfrey lakonisch. Mordreds Lächeln versteinerte sich, denn die Stimme des Ritters war kaum einladender als die des bewaffneten Pöbels. „Wart Ihr auch bei Ostagar?“ „Nein, mein König hat mich andernorts befohlen. Ich wünschte ich wäre es gewesen, aber…“ Der stählerne Ritter schüttelte den Kopf, als sei es ihm nicht gelungen sich richtig auszudrücken. „Ich kenne Eure Poesie und Lieder. Und ich sah Euch einmal bei Hofe in Nevarra. Außerdem brachte ich einige Eurer Verse von meinen Reisen aus den Marschen mit nach Hause. Mein holdes Weib liebt derlei Unterhaltung.“ „Oh, ein Bewunderer!“, sagte Mordred freudig und verneigte sich erneut in gespielter Bescheidenheit. „Nicht wirklich“, antwortete Godfrey kühl. „Zumindest nicht ich selbst, aber genug davon! Ich weiß wer Ihr seid und auch wenn ich nicht weiß welch Geschäftigkeit Euch nach Ferelden brachte, so seid Ihr doch ohne Schuld. Geht jetzt und strapaziert nicht meine Geduld.“ Das musste man Mordred nicht zweimal sagen. Der Lord verabschiedete sich mit gebührendem Respekt von Nimue, dann drängte er sein Pferd zurück durch die sich nun langsam auflösende Menge. „Kunstbanause…“, murmelte Mordred. „Woher kennt Ihr ihn?“, fragte er dann interessehalber an Nimue gewandt. „Von einem meiner vielen Besuche bei Hofe. Ich genieße einen guten Ruf als Fluchbrecherin und Kennerin arkaner Artefakte und Zeichen. Für gewöhnlich schicken die Lords nach mir, wenn sie Beratung in magischer Frage suchen.“ Mordred setzte eine beeindruckte Miene auf.
    Mordred! Mordred!“ Literat und Magierin schauten zur Seite, wo ein schlanker Elfenarm über die Köpfe der Soldaten hinwegwinkte und sich geschickt den Weg zu ihnen bahnte. Larissa flitzte aus der Menge hervor und lief zu den Beiden. „Wo sind die anderen?“ „Die kommen“, versprach Larissa und lächelte Mordred unsicher an. „Geht… geht es Euch gut?“ „Bestens! Dank Lady Seren hier.“ „Ich war in Sorge.“ Mordred spürte einen Stich der Rührung in seinem Herzen, dann strich er sanft über Larissas Haar und Wange. „Das ist lieb. Aber mir ist ja nichts weiter passiert. Kommt! Verlassen wir diesen Ort!


    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Nachdem sie endlich entlassen wurden machte sich die Gruppe auf den Weg das Lager wieder zu verlassen. Artur war froh ohne Komplikationen weiterzureisen und sah wenig Sinn darin länger hierzubleiben. Eine Truppe die gerade einen Kampf gewonnen hatte war oft überschwänglich, aber diese waren gerade noch dabei Gerechtigkeit zu halten, ein Zustand in dem die Stimmung leicht erhitzen konnte. Da Ser Falstaff schon wieder verschwunden war, mussten sie sich selbst ihren Weg zurück zu den Pferden und der Straße bahnen, ein Weg der sie durch mehrere Abteilungen des einfachen Fußvolks führte. Bevor sie sich versahen befanden sie sich in einem lauten Gedränge von Männern mit verschiedenster Bewaffnung wieder. Die große Gemeinsamkeit die Morgana bei allen beobachtete war das sie ziemlich stanken und vor allem damit beschäftigt waren sie mit den Augen auszuziehen. Artur hatte sich an die Spitze begeben und bahnte so einen Weg durch die Meute. Kein gewöhnlicher Fußsoldat war so dämlich sich einem Ritter in den Weg zu stellen und wenn doch half Artur mit einem Befehl oder unsanften Stoß nach. Er hatte seine Erfahrung wie man mit solchen Leuten umgehen musste. Hinter ihm gingen Mealla und Morgana, welche die von ihm geschaffene Gasse ausnutzten. Die Hexe hatte keine Lust mehr Körperkontakt als nötig mit den Umstehenden einzugehen und Mealla wollte Konfrontationen vermeiden. Als bewaffnete Elfe war sie wohl sowieso schon eine Art Wundertier, als Elfe die zurückschubste würde sie vermutlich ganz schnell zur Zielscheibe werden. Hinter ihnen befanden sich dann Larissa, Nimue und Mordred, auf jedenfall dachte das Artur bis Mealla auf einmal feststellte das sich Nimue verkrümmelt hatte und dann das Rufen der Dalish von weiter hinten vernahm. Mealla rief nach Artur, was wenigstens Morgana mitbekam, welche jetzt ebenfalls feststellte das es tatsächlich Larissa war welche nach ihnen gerufen hatte und den Ritter fest von hinten an der Schulter packte so das dieser sein "Sich durch die Menge prügeln" einstellte und nach hinten schaute. Morgana verwies auf die erhöht stehende Larissa welche auf einen Punkt weiter hinten schaute und Artur bemerkte das sie nur noch zu dritt waren. aus der Richtung in der Larissa schaute war Stimmgewirr und etwas davor sahen sie Nimues roten Haarschopf der sich in die Richtung bewegte. Gerade als sich die drei ebenfalls dorthin begeben wollten spürte Morgana plötzlich eine fremde Hand auf ihren linken Arm. Die Schwarzhaarige sah auf die schwielige Pranke die zu einem etwas grobschlächtigen Kerl gehörte der sie mit gläsernem Blick frech angrinste. "Du bist ja eine wahre Augenweide, Zuckerpuppe. Komm her zum alten Gunnar, der hat genau was eine wie du brauchst.", sprach er lüstern und verpestete dabei mit seinem biergeschwängerten Atem Morganas Nasenhöhlen. "Verpiss dich du schmierige Qualle, sonst sorge ich dafür das deine Hand noch nicht mal mehr deinen mickriges Gemächt anfassen kann.", beschimpfte ihn die Hexe und wollte sich losreißen, aber der Kerl war um einiges kräftiger als sie. Morgana verfluchte das sie hier keine Magie anwenden konnte. "Ein richtiger kleiner Wildfang, so hat sie Gunnar gern. Ich hab noch ein Kumpels die haben ebenfalls gefallen an solchen wie dir.", sprach der Mann vergnügt, als ihn plötzlich ein schwarzlackierter Panzerhandschuh ins Gesicht traf und zu Boden beförderte. Schlagartig lockerte sich der Griff woraufhin Morgana schnell einen Schritt von ihm wegtrat. "Die Dame hat gesagt ihr sollt sie in Ruhe lassen, Abschaum.", sprach Artur im harschen Tonfall zu dem sich die blutige Nase reibenden Soldaten. Dieser nickte nur ergeben und sah jetzt aufeinmal recht furchtsam zu dem schwarzgewandeten Ritter herauf. "Ihr solltet euch entschuldigen.", fügte Artur bestimmend hinzu, als Morgana abwinkte und in die Richtung zeigte in der Nimue verschwunden war. "Von so einem ist eine Entschuldigung nichts wert.", befand sie und ging mit Artur weiter in Richtung Mealla welche schon weitergekommen war, aber jetzt scheinbar ebenfalls in einer verbalen Auseinandersetzung verstrickt war.

    "Hey Spitzohr, leg doch die schwere Rüstung ab und gesell dich zu uns. Hübsche kleinen Elfen sollten am besten gar nichts tragen.", rief sie ein glatzköpfiger Soldat an der mit anderen zusammensaß die daraufhin laut loslachten. "Ja anstatt mit Waffen herumzulaufen solltest du lieber die Beine spreizen, das liegt euch Klingenohren doch viel mehr.", fügte sein kleiner hagerer Kamerad neben ihm an was ebenfalls mit lachen quittiert wurde. Mealla die solchen Mist schon gewohnt war, ignorierte die Gruppe und wollte gerade weitergehen, als die beiden und noch ein weiterer aus der Gruppe aufsprangen und zu ihr aufholten. "Hey wir reden mit dir Elfchen, wer glaubst du wer du bist?", fragte der hagere wütend. "Vielleicht ist sie einer dieser Dalishelfen, die laufen doch bewaffnet herum und halten sich für was besseres.", bemerkte der ander altklug. "Dalishelfen sind immer tätowiert, die hier ist es nicht.", sprach eine rauchige Stimme plötzlich von der anderen Seite. Der Wortführer war einer der Waldläufer, das Gesicht halb hinter Kapuze und Tarnfarbe verborgen, interessiert in Meallas Richtung schauend. "Keine Ahnung was das für eine Art Elfe ist, aber wenn ich ihr wäre würde ich sie lieber in Ruhe lassen. Sieht gefährlich aus.",bemerkte der Waldläufer abschätzend und hielt seinen Blick auf Mealla gerichtet. "Ach euch Waldläufern hat doch eure Kommandantin die Eier abgeschnitten. Gefährlich,du bist doch sicherlich eine ganz zahme oder Spitzohr?", sprach der Glatzkopf wegwerfend und zog mit seiner Hand fest an der Schulter der Kopfgeldjägerin und drehte diese zu sich. Mealla vollendete diese Bewegung schneller als er es erwartet hatte und streifte seine Hand von ihrer Schulter, wobei sie mit einem schnell ausgeführten Griff zwei seiner Finger knacken brach. "Ah die Schlampe hat mir die Finger gebrochen!", jaulte der Glatzkopf, aber bevor einer seiner Kameraden etwas machen konnte waren Morgana und Artur dazugestoßen. "Scher dich Weg, Schreihals du stehst mir im Weg.", befahl Artur ihm woraufhin er ruckartig beiseite trat. "Die Elfenhure hat ihm zwei Finger gebrochen.", klagte der Hagere und zeigte in Meallas Richtung. "Dann habt ihr Glück denn diese Elfe gehört zu mir und hätte sie es nicht selbst in die Hand genommen, hätte ich bei eurem Vorgesetzten dafür gesorgt das sie ihm abgehackt wird. Und jetzt nehmt euren Freund und sucht euch jemand anderem zum belästigen.",wies ihn der Ritter an und ging dann mit den beiden Frauen weiter in die Richtung wo sich die anderen befanden. Mealla drehte sich um ohne den verletzten noch eines Blickes zu würdigen. "Sagte doch die ist gefährlich.", bemerkte der Waldläufer belustigt beim Anblick des verletzten Soldaten.

    Energisch arbeitete sich Artur seinen Weg durch die Schar vor ihnen bis sie schließlich wieder die restlichen drei erreichten. Was immer geschehen war schien vorüber und bis auf eine kleine rote Stelle auf Nimues Wange schien niemand verletzt zu sein. "Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?", erkundigte sich Artur und ließ den Blick schweifen, wobei er vor allem in Nimues Richtung schaute. Nachdem diese und auch Mordred zu verstehen gaben das alles in Ordnung war und eine Erklärung auf einen anderen Zeitpunkt verschoben, beschloss Artur das es endgültig Zeit war zu gehen.
    "In Ordnung, verschwinden wir von hier bevor er noch zu mehr Zwischenfällen kommt.",befand er wogegen niemand etwas einzuwenden hatte. "Ja je schneller wir hier weg sind, desto besser.", stimmte ihm Morgana, immer noch leicht angewidert von der Situation vorhin zu. Erneut ging Artur also voran und bahnte sich einen Weg durch die Menge dieses Mal darauf achtend das niemand hinter ihm verloren ging. Schließlich erreichten sie die Pferde und kehrten zurück zur Straße. Als sie den Straßenposten in die andere Richtung passierten ging eine allgemeine Erleichterung durch die Gruppe. Widerstand oder königliche Truppen, wenn sie von nun an nichts mehr von diesem Konflikt sehen würden, wäre niemand unglücklich gewesen. Im zügigen Schritt brachten sie Abstand zwischen sich und dem Feldlager, inzwischen war schon nachmittag und bevor die Nacht hereinbrach wollten sie etwas Distanz zwischen sich und die Armee bringen.
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  12. #112
    #16  Avatar von Forenperser
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    [Bild: Dethmold_Avatar.jpg] Leise auf diesen elenden Flecken Erde schimpfend ging Darius zur Taverne zurück. Dieses Pack war keinerlei Hilfe und hatte den ganzen Morgen nichts weiter getan, als seine Zeit zu verschwenden. Niemand wusste, wohin die Schiffe ab Gwaren fuhren oder ob man noch Platz auf einem bekommen konnte. Er hatte zudem den Eindruck, dass niemand sich wirklich darum scherte. Und obwohl jeder jemanden kannte oder in der Familie hatte, der vor der Bedrohung der Dunklen Brut geflohen war, schien keiner in diesem Kaff ernsthaft darüber nachzudenken, sich in Sicherheit zu bringen. Wie die Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank trotteten sie gemächlich durch ihr Leben und harrten der Dinge die da kamen, während sie ihr Leben mit Belanglosigkeiten vergeudeten. Ihr Schicksal war Darius egal, doch er ärgerte sich über die Zeit, die verloren gegangen war. Dreck spritzte von der Spitze seines Stabes auf, wenn er sie ins trübe Braun der Straße stieß, die kaum mehr als eine Schlammpiste war.
    In der Taverne erfuhr der Ben-Hassrath, dass Talorr inzwischen aufgebrochen war, um seinen Wolf zu holen. Darius hätte es bevorzugt, wenn der Söldner bereits zurückgekehrt und reisefertig gewesen wäre, doch anstatt sich wieder auf den Weg zu machen und nach seinem Gefährten zu suchen verließ er die windschiefe Konstruktion, die sich Gasthaus schimpfte und setzte sich auf eine ebenso krumme Bank vor der Hausfront. Wie die Statur eines alten grimmigen Mannes wartete er dort und ging alle möglichen Eventualitäten durch. Ohne Geld würde es vermutlich schwer werden, auf ein Schiff zu gelangen. Obwohl es seine Mission vielleicht behindern konnte, bereute er nicht, dass er sein letztes Geld ausgegeben hatte. Diese Entscheidung lag hinter ihm und war nicht mehr zu ändern. Sollte er niemanden finden, der ihn unentgeltlich übersetzen würde, so müsste er eben andere Wege finden. Sein ganzes Leben über hatte er Wege gefunden, dieses Mal würde keine Ausnahme sein.
    Als nach einer Weile Talorr, begleitet von seinem noch angeschlagenen, aber immerhin selbstständig laufenden Wolf, in der Ferne auftauchte erhob Darius sich und ging auf den Söldner zu. ,,Lasst uns gleich aufbrechen, vielleicht erreichen wir Gwaren noch vor Sonnenuntergang. Es wird Zeit, dass diese Reise ein Ende findet.“ Er ließ offen, dass Talorr ihn noch weiter als Gwaren begleiten konnte, denn er wusste, dass sich der Kossith dieser Option bewusst war. Auch wenn die strengen Gesichtszüge des Söldners nicht verrieten, in wie weit Darius‘ Worte während der Reise gefruchtet hatten war der Ben-Hassrath nicht bereit, seine Saat schon aufzugeben.

    [Bild: rsz_1scarred.jpg]
    Das Trio hatte keinerlei weitere Zeit verloren und war sofort aufgebrochen. Die Häuser der Hafenstadt waren schon von ihrem ursprünglichen Standpunkt aus in weiter Ferne zu sehen gewesen, weshalb sie auch auf jegliche weitere Rast verzichteten um endlich zum Ziel zu kommen. Die Sonne stand schon rot am Horizont und war dabei langsam im glitzerndem Meer zu versinken als die drei schließlich mitten im Getümmel des hoch geschäftlichen Hafen standen. "Nun heißt es wohl erst einmal ein Schiff zu finden welches überhaupt dorthin fährt." Sie fragten mehrere Hafenarbeiter und in 2 Spelunken, doch niemand konnte, oder wollte, ihnen Auskunft geben. Als die Sonne schon halb versunken war wollte Talorr für den Tag schon fast frustriert aufgeben, als er durch eine raue, unbarmherzige Stimme aufgeschreckt wurde. "Macht schneller ihr lahmen Hunde! Ich will noch vor Sonnenuntergang ablegen! Wer seinen Anteil der Fracht für die Hornochsen als letztes eingeladen hat wird kielgeholt!" Ein braungebrannter, kahlköpfiger Rivaine, mit gut ein dutzend sichtbar gestochenen Tattoos und ebenso vielen Narben, samt eines grobschlächtigen, brutalen Gesichtsausdrucks kommandierte seine Mannschaft in einem scharfen Befehlston, welche alle Mühe hatte die offensichtlich sehr schwere, abgepackte Fracht so schnell wie Möglich an Bord des stattlichen Dreimasters zu bringen. Taiana stand auf dem von Algen behangenem Rumpf. "Scheint als hätten wir Glück." Schnellen Schrittes ging Talorr voran, auf den offensichtlichen Kapitän zu. Je näher er kam, desto unheimlicher wurde ihm der Kerl. Jetzt erst bemerkte er dass der Mensch so riesig war dass er selbst ihn noch gut um einen Kopf überragte. "Captain Gregorio, bitte gebt uns noch etwas mehr Zeit, die Männer sind völlig fertig." "Und wenn ihr noch weitere Zeit mit Jammern vertrödelt sorge ich dafür dass ihr eure Arme vor Arbeit nicht mehr spüren werdet! Los!" Nun standen sie in seinem Sichtfeld. "Was ist los? Wer seid ihr?" blaffte der Hüne und musterte sie abfällig. "Schicken mir die Ochsen jetzt schon Kontrollen für ihre verfluchte Fracht nach?"
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  13. #113
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    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Nachdem sie endlich entlassen wurden machte sich die Gruppe auf den Weg das Lager wieder zu verlassen. Artur war froh ohne Komplikationen weiterzureisen und sah wenig Sinn darin länger hierzubleiben. Eine Truppe die gerade einen Kampf gewonnen hatte war oft überschwänglich, aber diese waren gerade noch dabei Gerechtigkeit zu halten, ein Zustand in dem die Stimmung leicht erhitzen konnte. Da Ser Falstaff schon wieder verschwunden war, mussten sie sich selbst ihren Weg zurück zu den Pferden und der Straße bahnen, ein Weg der sie durch mehrere Abteilungen des einfachen Fußvolks führte. Bevor sie sich versahen befanden sie sich in einem lauten Gedränge von Männern mit verschiedenster Bewaffnung wieder. Die große Gemeinsamkeit die Morgana bei allen beobachtete war das sie ziemlich stanken und vor allem damit beschäftigt waren sie mit den Augen auszuziehen. Artur hatte sich an die Spitze begeben und bahnte so einen Weg durch die Meute. Kein gewöhnlicher Fußsoldat war so dämlich sich einem Ritter in den Weg zu stellen und wenn doch half Artur mit einem Befehl oder unsanften Stoß nach. Er hatte seine Erfahrung wie man mit solchen Leuten umgehen musste. Hinter ihm gingen Mealla und Morgana, welche die von ihm geschaffene Gasse ausnutzten. Die Hexe hatte keine Lust mehr Körperkontakt als nötig mit den Umstehenden einzugehen und Mealla wollte Konfrontationen vermeiden. Als bewaffnete Elfe war sie wohl sowieso schon eine Art Wundertier, als Elfe die zurückschubste würde sie vermutlich ganz schnell zur Zielscheibe werden. Hinter ihnen befanden sich dann Larissa, Nimue und Mordred, auf jedenfall dachte das Artur bis Mealla auf einmal feststellte das sich Nimue verkrümmelt hatte und dann das Rufen der Dalish von weiter hinten vernahm. Mealla rief nach Artur, was wenigstens Morgana mitbekam, welche jetzt ebenfalls feststellte das es tatsächlich Larissa war welche nach ihnen gerufen hatte und den Ritter fest von hinten an der Schulter packte so das dieser sein "Sich durch die Menge prügeln" einstellte und nach hinten schaute. Morgana verwies auf die erhöht stehende Larissa welche auf einen Punkt weiter hinten schaute und Artur bemerkte das sie nur noch zu dritt waren. aus der Richtung in der Larissa schaute war Stimmgewirr und etwas davor sahen sie Nimues roten Haarschopf der sich in die Richtung bewegte. Gerade als sich die drei ebenfalls dorthin begeben wollten spürte Morgana plötzlich eine fremde Hand auf ihren linken Arm. Die Schwarzhaarige sah auf die schwielige Pranke die zu einem etwas grobschlächtigen Kerl gehörte der sie mit gläsernem Blick frech angrinste. "Du bist ja eine wahre Augenweide, Zuckerpuppe. Komm her zum alten Gunnar, der hat genau was eine wie du brauchst.", sprach er lüstern und verpestete dabei mit seinem biergeschwängerten Atem Morganas Nasenhöhlen. "Verpiss dich du schmierige Qualle, sonst sorge ich dafür das deine Hand noch nicht mal mehr deinen mickriges Gemächt anfassen kann.", beschimpfte ihn die Hexe und wollte sich losreißen, aber der Kerl war um einiges kräftiger als sie. Morgana verfluchte das sie hier keine Magie anwenden konnte. "Ein richtiger kleiner Wildfang, so hat sie Gunnar gern. Ich hab noch ein Kumpels die haben ebenfalls gefallen an solchen wie dir.", sprach der Mann vergnügt, als ihn plötzlich ein schwarzlackierter Panzerhandschuh ins Gesicht traf und zu Boden beförderte. Schlagartig lockerte sich der Griff woraufhin Morgana schnell einen Schritt von ihm wegtrat. "Die Dame hat gesagt ihr sollt sie in Ruhe lassen, Abschaum.", sprach Artur im harschen Tonfall zu dem sich die blutige Nase reibenden Soldaten. Dieser nickte nur ergeben und sah jetzt aufeinmal recht furchtsam zu dem schwarzgewandeten Ritter herauf. "Ihr solltet euch entschuldigen.", fügte Artur bestimmend hinzu, als Morgana abwinkte und in die Richtung zeigte in der Nimue verschwunden war. "Von so einem ist eine Entschuldigung nichts wert.", befand sie und ging mit Artur weiter in Richtung Mealla welche schon weitergekommen war, aber jetzt scheinbar ebenfalls in einer verbalen Auseinandersetzung verstrickt war.

    "Hey Spitzohr, leg doch die schwere Rüstung ab und gesell dich zu uns. Hübsche kleinen Elfen sollten am besten gar nichts tragen.", rief sie ein glatzköpfiger Soldat an der mit anderen zusammensaß die daraufhin laut loslachten. "Ja anstatt mit Waffen herumzulaufen solltest du lieber die Beine spreizen, das liegt euch Klingenohren doch viel mehr.", fügte sein kleiner hagerer Kamerad neben ihm an was ebenfalls mit lachen quittiert wurde. Mealla die solchen Mist schon gewohnt war, ignorierte die Gruppe und wollte gerade weitergehen, als die beiden und noch ein weiterer aus der Gruppe aufsprangen und zu ihr aufholten. "Hey wir reden mit dir Elfchen, wer glaubst du wer du bist?", fragte der hagere wütend. "Vielleicht ist sie einer dieser Dalishelfen, die laufen doch bewaffnet herum und halten sich für was besseres.", bemerkte der ander altklug. "Dalishelfen sind immer tätowiert, die hier ist es nicht.", sprach eine rauchige Stimme plötzlich von der anderen Seite. Der Wortführer war einer der Waldläufer, das Gesicht halb hinter Kapuze und Tarnfarbe verborgen, interessiert in Meallas Richtung schauend. "Keine Ahnung was das für eine Art Elfe ist, aber wenn ich ihr wäre würde ich sie lieber in Ruhe lassen. Sieht gefährlich aus.",bemerkte der Waldläufer abschätzend und hielt seinen Blick auf Mealla gerichtet. "Ach euch Waldläufern hat doch eure Kommandantin die Eier abgeschnitten. Gefährlich,du bist doch sicherlich eine ganz zahme oder Spitzohr?", sprach der Glatzkopf wegwerfend und zog mit seiner Hand fest an der Schulter der Kopfgeldjägerin und drehte diese zu sich. Mealla vollendete diese Bewegung schneller als er es erwartet hatte und streifte seine Hand von ihrer Schulter, wobei sie mit einem schnell ausgeführten Griff zwei seiner Finger knacken brach. "Ah die Schlampe hat mir die Finger gebrochen!", jaulte der Glatzkopf, aber bevor einer seiner Kameraden etwas machen konnte waren Morgana und Artur dazugestoßen. "Scher dich Weg, Schreihals du stehst mir im Weg.", befahl Artur ihm woraufhin er ruckartig beiseite trat. "Die Elfenhure hat ihm zwei Finger gebrochen.", klagte der Hagere und zeigte in Meallas Richtung. "Dann habt ihr Glück denn diese Elfe gehört zu mir und hätte sie es nicht selbst in die Hand genommen, hätte ich bei eurem Vorgesetzten dafür gesorgt das sie ihm abgehackt wird. Und jetzt nehmt euren Freund und sucht euch jemand anderem zum belästigen.",wies ihn der Ritter an und ging dann mit den beiden Frauen weiter in die Richtung wo sich die anderen befanden. Mealla drehte sich um ohne den verletzten noch eines Blickes zu würdigen. "Sagte doch die ist gefährlich.", bemerkte der Waldläufer belustigt beim Anblick des verletzten Soldaten.

    Energisch arbeitete sich Artur seinen Weg durch die Schar vor ihnen bis sie schließlich wieder die restlichen drei erreichten. Was immer geschehen war schien vorüber und bis auf eine kleine rote Stelle auf Nimues Wange schien niemand verletzt zu sein. "Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?", erkundigte sich Artur und ließ den Blick schweifen, wobei er vor allem in Nimues Richtung schaute. Nachdem diese und auch Mordred zu verstehen gaben das alles in Ordnung war und eine Erklärung auf einen anderen Zeitpunkt verschoben, beschloss Artur das es endgültig Zeit war zu gehen.
    "In Ordnung, verschwinden wir von hier bevor er noch zu mehr Zwischenfällen kommt.",befand er wogegen niemand etwas einzuwenden hatte. "Ja je schneller wir hier weg sind, desto besser.", stimmte ihm Morgana, immer noch leicht angewidert von der Situation vorhin zu. Erneut ging Artur also voran und bahnte sich einen Weg durch die Menge dieses Mal darauf achtend das niemand hinter ihm verloren ging. Schließlich erreichten sie die Pferde und kehrten zurück zur Straße. Als sie den Straßenposten in die andere Richtung passierten ging eine allgemeine Erleichterung durch die Gruppe. Widerstand oder königliche Truppen, wenn sie von nun an nichts mehr von diesem Konflikt sehen würden, wäre niemand unglücklich gewesen. Im zügigen Schritt brachten sie Abstand zwischen sich und dem Feldlager, inzwischen war schon nachmittag und bevor die Nacht hereinbrach wollten sie etwas Distanz zwischen sich und die Armee bringen.


    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: TxGIDkV4csRmordred_klein.png] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Niemand war erpicht darauf noch länger als unbedingt nötig im Lager zu verweilen. Also schleppte sich die Gruppe auf den Waldrand zu, blieb aber bald wieder stehen um sich zu orientieren. Bei ihrem Marsch zum Lager waren sie stur dem dicken Ritter gefolgt, abgeschirmt von der unfreiwilligen Eskorte. Wo genau sie sich nun befanden konnte nicht einmal Larissa ermitteln. Der Nachmittag war mit überraschender Eile hereingebrochen und die schweren, tiefhängenden Wolken, die ihren Kampf gegen die Sonne nun endgültig gewonnen und an diesem Tag als Sieger hervorgehen würden, verdunkelten den Tag zusätzlich. Die Straße war von hunderten Hufen und tausenden Soldatenstiefeln zertreten und zerwühlt und von schwerbeladenen Wagen bis fast zur Unkenntlichkeit geschunden worden. Die Felder waren matschig und feucht und die Wälder wurden noch rascher als das übrige Land von der hereinbrechenden Dunkelheit befallen. Es gab mehrere Optionen und die wenigsten davon waren erfreulich: entweder sie liefen auf gut Glück in den Wald und verirrten sich, oder sie wurden beim Betreten der gewundenen, von der Natur umkämpften Pfade gleich von Partisanenpfeilen durchbohrt. Der Konstabler hatte sie eindringlich vor den schmaleren und unbekannteren Pfaden gewarnt und angesichts des aufgeknüpften Trios am Vormittag waren die Gefährten durchaus geneigt, dieser Warnung Glauben zu schenken. Nimue seufzte laut, lang und durchdringend und brachte damit die Gemütsverfassung aller Sechs zum Ausdruck. „Wir sollten am Waldrand lagern“, schlug Larissa vor und deutete auf eine leicht erhöhte Stelle an besagtem Forstende, welches nahe der Straße lag und doch weit genug von ihr entfernt war, um nicht aufzufallen. Gleichzeitig war es mindestens ein oder zwei Meilen von dem Feldlager entfernt und würde von den Wachen des Lagers kaum beachtet werden, vor allem wenn sie nur ein Lagerfeuer entzündeten. Und zu guter Letzt war dennoch dicht genug an Heerlager und Wald, als dass sie sich im Falle eines Angriffs durch die Brut schnell in eins der beiden zurückziehen konnten. Obwohl niemand sagen konnte mit der Wahl des Rastplatzes zufrieden sein zu können, gab es kein Aufbegehren gegen den Vorschlag und noch vor dem heute ungewöhnlich schnellen Absinken der Sonne hatte sich die Gruppe zu dem Waldrand durch den Schlamm gewühlt und dort im Schutz der Bäume ein trockenes Plätzchen erobert. Rasch trug man ein wenig Holz zusammen, kaum genug für ein kleines Feuer zum Wärmen und keinesfall ausreichend um etwas zu braten. Der in der Nase festgesetzte Geruch des Lagers ließ aber außer bei den abgehärteten Veteranen der Gruppe ohnehin kaum ans Essen denken. Schweigsam saßen sie an dem mageren Feuerchen und kauten, wenn es beliebte, auf geschmacksarmen Trockenfleisch herum. „Ich dachte immer, Menschen seien nur gegenüber Elfen so grausam“, brach Larissa schließlich die sich ausdehnende Stille des Rastplatzes. Von Nimue erntete sie dafür nur einen mitleidigen Blick, der sie in die Grenzen ihres Denkens verweisen sollte, Mordred schüttelte stattdessen traurig den Kopf. „Nein, die Menschen kämpfen immer. Sie können gar nicht anders, ihre Natur scheint es ihnen zu verbieten. Und die entstehende Grausamkeiten die sie zuweilen an den Tag legen übersteigen die eigene Fantasie oft bei Weitem und erniedrigen unsere ganze Rasse.“ „Ich bin mir sicher, dass grausames Handeln keinesfalls nur menschlichen Ursprungs ist“, stachelte Nimue. „Denkt doch nur an das, was die Dalish mit uns vorhatten.“ „Vermutlich nicht“, gestand Mordred. „Doch scheint es gerade bei den Menschen in Dimensionen zu reichen, denen die anderen Rassen mit natürlicher Abscheu begegnen. Dalish sind nicht von Natur aus grausam und obwohl auch ich die Geschichten – wohl bemerkt Geschichten – kenne, in denen Clans die Köpfe getöteter Dörfler als Mahnung um ihr Lager herum postieren, so ist mir solche Blutrünstigkeit bei ihnen noch nie begegnet. Und ebenso wenig bei den Qunari!“ Nimue schwieg kurz. „Und die Zwerge?“ „Zweifellos harte und unbarmherzige Krieger und mein Wissen über sie ist begrenzter als es mir lieb ist, Mylady, aber sagt mir: habt Ihr je von einem Folterkeller der Zwerge gehört? Oder irgendein für diesen Zweck erfundenes Gerät?“ Nimue war stolz den rotgekrönten Kopf zurück: „Ich befasse mich nicht mit solchen Trivialitäten, Lord Aromaki!“ „Witzig“, dachte Mordred: „wenn sie wütend auf einen zu sein scheint, benutzt sie den echten Namen.“ Dennoch musste Nimue still ihre Niederlage eingestehen und tat nun so, als würde sie all die Konzentration auf das Feuer richten, dass plötzlich wärmer und stärker brannte. Die Magierin zog ihren Mantel enger um die Schultern, denn der Wind blies schwach aber kalt, ließ die Blätter im nahen Wald gespenstisch rascheln und die Äste knacken und knarren. „Die Männer sagten, sie haben Euch bei Ostagar erkannt und für einen Wächter gehalten. Hat das einen bestimmten Grund?“ „Ihr wisst doch, dass ich bei Ostagar war, so wie Ihr. Wir hatten dieses Thema bereits einmal nebenbei erwähnt“, tadelte Mordred freundlich. Nimue schüttelte den Kopf. „Kann ich mich nicht dran erinnern.“ Hilfesuchend schaute Mordred in die Runde, fand aber keine Verbündeten. „Wie gesagt, ich war bei Ostagar um die Geschichte über den Sieg Cailans“ „König Cailan!“, unterbrach Nimue ihn rücksichtslos. Mordred nickte ergeben. „Richtig, über den Sieg König Cailans zu berichten und ihn zu besingen. Wie Ihr nicht minder gut wisst als ich, kam es anders.“ „Und die Sache mit den Wächtern?“ „Eine Verwechslung“, winkte Mordred ab und setzte dann schelmisch zwinkernd nach: „Befasst Euch nicht mit derlei Trivialitäten.“ Nimue schnaubte verärgert, ließ es aber auf sich beruhen. Stattdessen fragte sie: „Ihr habt also nicht in der Schlacht gekämpft, sehe ich das richtig?“ „Das seht Ihr, Mylady. Andernfalls wäre ich vermutlich nicht hier.“ Larissa verfolgte das verbale hin und her gespannt. Sie hatte sich einen Stock geschnappt, den sie nun mit einem kurzen Messer mit breiter Klinge zurechtstutzte. Es war schon fast zu einer Art Routine gewesen, dass sich Magierin und Literat gegenseitig dies und das erzählten und früher oder später vergriff sich einer im Ton und beleidigte so den anderen. An diesem Abend war dies Nimues Part.
    Also seid Ihr von dem Schlachtfeld geflohen, bevor der Kampf überhaupt wirklich entschieden würde? Ich dachte Ihr wäret ein Krieger, Aromaki, ein Mann der gegen die gehörnten Riesen des Nordens focht. Wie kann es sein, dass ein solch strahlender Held vom Schlachtfeld flieht wie ein geprügelter Hund?“ Die Garstigkeit des Untertons dieser Anschuldigung schnitt wie ein Rasiermesser in Fleisch und Mordreds Miene verdunkelte sich. „Ich habe nie behauptet ein Krieger zu sein, zumindest nicht die Art wie der gute und mittlerweile stumme Ser hier“, entgegnete Mordred gekränkt. „Woran lag es dann? Die fehlende Rüstung? Der fehlende Knappe? Das fehlende Publikum? Waren vielleicht nicht genügend dümmliche Hofdamen anwesend, die Eure Heldentat mit liebreizendem Augenaufschlag belohnen konnten?“ Mordred zischte wie eine Schlange und wandte dann den Kopf ab. „Ich betrachte dieses Gespräch als erschöpft!“ „Kommt schon, erzählt mir von Euren Schlachten auf Par Vollen, Aromaki!“, stichelte Nimue noch immer boshaft weiter. „Von Euren Talenten im Bett von Sklavinnen haben wir ja nun gehört. Nun wollen wir, zumindest ich für meinen Teil ein paar blutige Schlachtengeständnisse hören; was reichlich verwunderlich ist da ich derlei Erzählungen für gewöhnlich verabscheue. Bei Euch mache ich aber eine Ausnahme.“ „Biest!“, fauchte Mordred, sprang auf und schritt fort vom Feuer Richtung Wald an dessen Rand er stehen blieb, die Hände in die Hüften stemmte und ins Dunkel zwischen den verschwommenen Baumstämmen starrte. Larissa hatte den Stock, der anfangs den Durchmesser eines Besenstiels gehabt hatte inzwischen auf die Dicke eines Zahnstochers verjüngt und war diesen Überrest nun ins Feuer. In der nun eingetretenen Stille konnte man ganz schwach das ferne Geräusch eines Lagerfeuergesangs aus dem Areal der Armee vernehmen. Mehrere Stimmen erhoben sich gegen den kalten Südostwind, wurden von ihm fortgetragen und erreichten die Ohren der Wartenden. Fast melodisch die der Elfen und etwas gedämpfter die der anderen. Die Männer sangen sicherlich von der Heimat oder dem Frühling, so wehmütig und langsam der Gesang klang. Vielleicht war es ja auch ein Lied für die Toten, ob nun ihre eigenen oder die Gehenkten; Larissa konnte es nicht sagen. In der Mitte des Feldes donnerten Pferdehufe. Ross und Reiter waren in der Dunkelheit nicht zu sehen und nur schwach zu erahnen, doch schien es ein kleinerer Trupp zu sein der ohne Rücksicht auf den Lärm zum Lager hetzte. Irgendwo wurde ein Horn geblasen, dann kehrte wieder Ruhe ein.

    Vielleicht sollten wir langsam schlafen“, schlug Larissa irgendwann mit Blick in den nachtschwarzen Himmel vor. Die Müdigkeit blieb bei den meisten zwar aus, doch war jedem – selbst Mordred – klar, dass sie sich ausruhen mussten, wenn sie morgen eine erfolgreichere Strecke schaffen wollten.

    *

    Es passierte zur Mitte von Larissas Wache. Die anderen hatten gerade erst einen schwer zu findenden Schlaf zu schlafen begannen, als von weiter Links von ihnen mehrere Stimmen Befehle bellten. Larissa spähte angestrengt ins Dunkel, doch erkannte sie vorerst nichts. Dann sah sie kleine Feuer am Waldrand, etwa eine halbe Meile von ihnen entfernt. „Artur! Morgana! Mordred! Aufstehen!“, rief sie im Flüsterton und berührte Nimue, die sich in Form eines Wolfes zusammengerollt hatte und den Stoß mit einem tiefen Knurren quittierte. Langsam regte es sich im Lager. Die kurze Schlafphase hatte alle müde werden lassen, doch sie verstanden, dass Larissa sie nicht ohne Grund wecken würde. „Dort vorne ist jemand“, erklärte sie, noch immer flüsternd und deutete wage auf die kleinen Feuerchen. Auch im Lager der Armee wurde es nun merklich heller. Schwarze Figuren huschten vor größeren Wachfeuern herum, hier und da rief jemand etwas und zweimal erschall sogar der Klang eines Horns. Dann, ohne Vorwarnung, flogen brennende Pfeile aus Richtung Wald und hagelten auf das Heerlager nieder. Die Geschosse zerrissen den schwarzen Nachthimmel mit ihrem rötlichen Schweif, sie surrten leise und doch intensiv und trafen dann in schneller Reihenfolge ihre Ziele. Jemand schrie so laut, dass das Echo von den Bäumen zurückgeworfen zu werden schien und im Lager begann plötzlich etwas lichterloh zu brennen. Ein Zelt vermutlich, wenn nicht sogar mehrere. Noch eine Salve dieser Teufelsgeschosse ging auf das Lager nieder und dann noch eine. Doch auch die Verteidiger setzten nun zum Gegenschlag an. Ihre Pfeile und Armbrustbolzen brannten nicht, doch hörte man sie pfeifen und mit dumpfem Krachen und Splittern in die Bäume einschlagen. Die Trefferquote war erwartungsgemäß sehr dürftig, denn wenn sie jemanden erwischt hatten, war dieser ohne einen Schrei gestorben. Noch einmal schossen die Schatten des Waldes ihre flammenden Geschosse, dann ertönte der helle Klang eines Horns und Befehle befahlen den raschen Rückzug. Aus dem Feldlager strömten die ersten bewaffneten Kampftrupps und rannten gen Waldrand, doch als sie den Rückzug es Feindes vernahmen, preschte ein Ritter in voller Rüstung vor und hieß die eigenen Truppen ebenfalls zurück ins Lager zu gehen.
    Die sechs Gefährten beobachteten die Szenerie aus dem Dunkeln, geduckt und das eigene Lagerfeuer verdeckend. Morgen würden sie bei dem ersten Sonnenstrahl abreisen müssen. „Willkommen in Highever“, dachte Mordred grimmig und er war sich sicher, dass dieser Gedanke auch die anderen umtrieb.
    Shepard Commander ist offline
  14. #114
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Aril_Ava.png] »Musst du nicht …«, antwortete Glandis spontan auf Aril Sorgensbekundung. Die Adlige lächelte schwach. Sicher wusste Glandis, dass man Gefühlen wie Sorge oder Angst oder Freude nicht einfach verbannen konnte. Die Tatsache, dass Glandis rot wurde, zeigte Aril, dass sie es wusste. Und offenbar hatte man sich länger nicht um sie gesorgt. Um ihr den unangenehmen Moment zu nehmen, hatte Aril schnell gesagt ihren Vorschlag gemacht, den Glandis aber strikt ablehnte:
    »Das werde ich nicht tun. Ich werde nicht inmitten eines Feldes voller Toten warten. Entweder wir gehen alle …Du, Gwess, Trovao und … ich.« Sie machte eine bedeutsame Pause und Aril ahnte, was kommen würde. »Entweder alle oder wir können nicht morgen abreisen.« Die Elfe näherte sich ihr und sagte behutsam:»Wenn wir kein Zutrauen haben, wie kann es dann morgen so ins Ungewisse gehen. Du hast sie sehr gründlich untersucht. Wofür ich dir dankbar bin. Bis zum Lager ist es ja nicht all zu weit. Wenn sie es bis zur Mitte nicht schaffen sollte, dann drehen wir um und reisen morgen nicht ab. Das wäre der richtige Weg.«

    Aril nickte. Ja, das wäre der richtige Weg. Aber dann würde sie die Hoffnung, ihren Bruder irgendwo zu finden, langsam begraben können. Wenn er nicht selbst schon begraben war. Sie versuchte ehrlich zu sich selbst zu sein. Konnte Nien noch am Leben sein? Wenn er in Ostagar war, wo der Krieg herrschte, wie hoch stünden seine Chancen? War er überhaupt bis Ostagar gekommen? Und hatte es irgendeinen Sinn, sich darüber logische Gedanken zu machen, wo ihr Gefühl sie antrieb und ihr sagte, dass sie ihn finden müsste?

    Sie hatte in den letzten Tagen versucht, sich in eine gute Form zu bringen, hatte viel geübt um das Schattenwandern zu erlernen, aber mit Blick darauf, bald loszureisen und Gwess' Heilungsprozess so gut es ging zu überbrücken. Doch ihr war völlig klar, dass sie weder Glandis noch Gwess zurücklassen würde, nur weil die Stute noch nicht wieder vollkommen gesund war. Davon abgesehen würde Glandis ihr Pferd sicher auch nicht zurücklassen.
    Es gab also nur eine Lösung: Sie würde dann abreisen, wenn Gwess soweit war. Und wenn das nicht morgen, oder übermorgen war, dann konnte sie nichts daran ändern.
    Sie würde trotzdem nach ihrem Bruder suchen, sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie es nicht täte, nach all den Hinweisen, die sie gefunden hatten.

    "So machen wir es,"
    bekräftigte Aril. "Das ist eine gute Idee. Also los."
    Sie griff eines der Tücher, die sie für diesen Zweck vorbereitet hatten, tauchte es in den Fluß, ließ es dort sich vollsaugen und wrang es gründlich aus.
    So band sie sich das Tuch über Mund und Nase und knotete es am Hinterkopf zu.

    Entschlossen nahm sie Trovao beim Zügel, rückte noch einmal die Satteldecke zurecht und führte ihn vom Flussufer hoch am Baum vorbei, den kleinen sanft steigenden Abhang hinauf Richtung der gewaltigen Wiese - die immer noch voller Leichen lag.
    Das Summen von Fliegen lag in der Luft. Überall schwirrte es um die Leiber herum, die schon teilweise zersetzt waren. Man konnte an manchen schon nicht mehr erkennen, was welcher Teil gewesen war.
    Aber die Masse war immer noch vorhanden, und ebenso der Gestank, der durch das Tuch aber gedämpft wurde.

    Sie wandte sich um, um zu sehen, wie weit Glandis war, sagte aber nichts. Nach allem, was sie wusste, war es schwer für Glandis, diesen Schritt zu tun, und sie konnte nichts weiter tun, als ihre gefühlte Schwester zu unterstützen und mutig voranzugehen.
    Fawks ist offline
  15. #115
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Auf dem Schlachtfeld • Blicke in die Vergangenheit

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Hier. Hier lagst du. Auf diesem Ritter. Da hast du auch die Schürfwunde her. Dieses Ding …“ Dieser einst gesprochene Satz von Aril, die sie gerettet hatte und nun ihre Begleiterin war, mit der Glandis zurück zum Flüchtlingslager wollte, dieser Satz manifestierte sich in dem Kopf der Dalish.

    … lag auf dir drauf und ich konnte es mit Hilfe von Trovao von dir runterziehen. Sieh dich um! Glandis wollte aber nicht schon wieder den von ihr geköpften Leichnam eines riesigen Hurlocks sehen.

    Sie erinnerte sich auch, wie sie entschieden hatte, nicht den Bogen ihres Vaters zu suchen. Unwillkürlich griff sie sich wie vor Tagen an ihren Kopf. Sie wollte ihre rosenblonden Haare ordnen. Doch es war anders. Die Wunde, der Schorf, die schwere Last, es war weg. Es war geheilt und sie hatte einen Pferdeschwanz.

    Das brachte ihr die Orientierung zurück. Sie waren ganz nah an dem zerborstenen Tor des Flüchtlingslagers. Jetzt kam es ihr in den Sinn, wie sie gemeinsam feuchte Tücher gegen den Gestank der Toten vor das Gesicht gebunden hatten. Wie Aril gesagt hatte: „Also los.“ und vorangegangen war. Dann kam dieses Meer von Fliegen, dieses Summen …

    »Nein!«, rief Glandis sehr laut und Gwess schnaubte neben ihr. Vermutlich hatte sich das Pferd erschrocken. Es war die ganze Zeit neben der Dalish geblieben. Vermutlich hatte das Tier gewusst, wo es hingegen sollte. Denn dieser Weg zum Lager, den musste es kennen. Es war auch sehr wahrscheinlich, dass die braune Stute ihren Anteil daran hatte, dass Glandis jetzt nicht mit einem Nebel im Kopf auf dem Feld voller Toten herumirrte und in die auch heute so blutig rot am Himmel stehende Sonne geschaut hätte, wie nach dem Erwachen auf dem Schlachtfeld.

    Die Dalish war wieder ganz bei sich. Sie schaute nach Gwess und ihrer Wunde. Es sah alles gut aus. Ein Schuldgefühl stieg in ihr auf. Es wurde zuerst zu einer Wärme, dann zu einem roten Kopf und dann einem Brennen im Hals. Sie senkte den Kopf. Ihr war nicht wohl. »Diese verdammten Bilder«, flüsterte sie. Sie drückte sich an den Hals ihres Pferdes, was es auch geschehen lies und verharrte so eine Weile. Dann löste sie sich.

    Sie schaute zu Aril, zeigte auf das zerborstene Tor und sagte: »Wir sind da! Was für ein Glück! Ich denke, Gwess ist in Ordnung. Sie hat mir geholfen, wo ich ihr helfen sollte.« Sie drehte den Kopf zurück und wusste, egal wie schön es am Flussbaum war, wir müssen hier weg. Und so fügte sie noch mit einer wahrnehmbaren Unsicherheit in der Stimme hinzu: »Dann lasst uns das Nötige finden!«

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    Drachentöter Avatar von numberten
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: TxGIDkV4csRmordred_klein.png] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Niemand war erpicht darauf noch länger als unbedingt nötig im Lager zu verweilen. Also schleppte sich die Gruppe auf den Waldrand zu, blieb aber bald wieder stehen um sich zu orientieren. Bei ihrem Marsch zum Lager waren sie stur dem dicken Ritter gefolgt, abgeschirmt von der unfreiwilligen Eskorte. Wo genau sie sich nun befanden konnte nicht einmal Larissa ermitteln. Der Nachmittag war mit überraschender Eile hereingebrochen und die schweren, tiefhängenden Wolken, die ihren Kampf gegen die Sonne nun endgültig gewonnen und an diesem Tag als Sieger hervorgehen würden, verdunkelten den Tag zusätzlich. Die Straße war von hunderten Hufen und tausenden Soldatenstiefeln zertreten und zerwühlt und von schwerbeladenen Wagen bis fast zur Unkenntlichkeit geschunden worden. Die Felder waren matschig und feucht und die Wälder wurden noch rascher als das übrige Land von der hereinbrechenden Dunkelheit befallen. Es gab mehrere Optionen und die wenigsten davon waren erfreulich: entweder sie liefen auf gut Glück in den Wald und verirrten sich, oder sie wurden beim Betreten der gewundenen, von der Natur umkämpften Pfade gleich von Partisanenpfeilen durchbohrt. Der Konstabler hatte sie eindringlich vor den schmaleren und unbekannteren Pfaden gewarnt und angesichts des aufgeknüpften Trios am Vormittag waren die Gefährten durchaus geneigt, dieser Warnung Glauben zu schenken. Nimue seufzte laut, lang und durchdringend und brachte damit die Gemütsverfassung aller Sechs zum Ausdruck. „Wir sollten am Waldrand lagern“, schlug Larissa vor und deutete auf eine leicht erhöhte Stelle an besagtem Forstende, welches nahe der Straße lag und doch weit genug von ihr entfernt war, um nicht aufzufallen. Gleichzeitig war es mindestens ein oder zwei Meilen von dem Feldlager entfernt und würde von den Wachen des Lagers kaum beachtet werden, vor allem wenn sie nur ein Lagerfeuer entzündeten. Und zu guter Letzt war dennoch dicht genug an Heerlager und Wald, als dass sie sich im Falle eines Angriffs durch die Brut schnell in eins der beiden zurückziehen konnten. Obwohl niemand sagen konnte mit der Wahl des Rastplatzes zufrieden sein zu können, gab es kein Aufbegehren gegen den Vorschlag und noch vor dem heute ungewöhnlich schnellen Absinken der Sonne hatte sich die Gruppe zu dem Waldrand durch den Schlamm gewühlt und dort im Schutz der Bäume ein trockenes Plätzchen erobert. Rasch trug man ein wenig Holz zusammen, kaum genug für ein kleines Feuer zum Wärmen und keinesfall ausreichend um etwas zu braten. Der in der Nase festgesetzte Geruch des Lagers ließ aber außer bei den abgehärteten Veteranen der Gruppe ohnehin kaum ans Essen denken. Schweigsam saßen sie an dem mageren Feuerchen und kauten, wenn es beliebte, auf geschmacksarmen Trockenfleisch herum. „Ich dachte immer, Menschen seien nur gegenüber Elfen so grausam“, brach Larissa schließlich die sich ausdehnende Stille des Rastplatzes. Von Nimue erntete sie dafür nur einen mitleidigen Blick, der sie in die Grenzen ihres Denkens verweisen sollte, Mordred schüttelte stattdessen traurig den Kopf. „Nein, die Menschen kämpfen immer. Sie können gar nicht anders, ihre Natur scheint es ihnen zu verbieten. Und die entstehende Grausamkeiten die sie zuweilen an den Tag legen übersteigen die eigene Fantasie oft bei Weitem und erniedrigen unsere ganze Rasse.“ „Ich bin mir sicher, dass grausames Handeln keinesfalls nur menschlichen Ursprungs ist“, stachelte Nimue. „Denkt doch nur an das, was die Dalish mit uns vorhatten.“ „Vermutlich nicht“, gestand Mordred. „Doch scheint es gerade bei den Menschen in Dimensionen zu reichen, denen die anderen Rassen mit natürlicher Abscheu begegnen. Dalish sind nicht von Natur aus grausam und obwohl auch ich die Geschichten – wohl bemerkt Geschichten – kenne, in denen Clans die Köpfe getöteter Dörfler als Mahnung um ihr Lager herum postieren, so ist mir solche Blutrünstigkeit bei ihnen noch nie begegnet. Und ebenso wenig bei den Qunari!“ Nimue schwieg kurz. „Und die Zwerge?“ „Zweifellos harte und unbarmherzige Krieger und mein Wissen über sie ist begrenzter als es mir lieb ist, Mylady, aber sagt mir: habt Ihr je von einem Folterkeller der Zwerge gehört? Oder irgendein für diesen Zweck erfundenes Gerät?“ Nimue war stolz den rotgekrönten Kopf zurück: „Ich befasse mich nicht mit solchen Trivialitäten, Lord Aromaki!“ „Witzig“, dachte Mordred: „wenn sie wütend auf einen zu sein scheint, benutzt sie den echten Namen.“ Dennoch musste Nimue still ihre Niederlage eingestehen und tat nun so, als würde sie all die Konzentration auf das Feuer richten, dass plötzlich wärmer und stärker brannte. Die Magierin zog ihren Mantel enger um die Schultern, denn der Wind blies schwach aber kalt, ließ die Blätter im nahen Wald gespenstisch rascheln und die Äste knacken und knarren. „Die Männer sagten, sie haben Euch bei Ostagar erkannt und für einen Wächter gehalten. Hat das einen bestimmten Grund?“ „Ihr wisst doch, dass ich bei Ostagar war, so wie Ihr. Wir hatten dieses Thema bereits einmal nebenbei erwähnt“, tadelte Mordred freundlich. Nimue schüttelte den Kopf. „Kann ich mich nicht dran erinnern.“ Hilfesuchend schaute Mordred in die Runde, fand aber keine Verbündeten. „Wie gesagt, ich war bei Ostagar um die Geschichte über den Sieg Cailans“ „König Cailan!“, unterbrach Nimue ihn rücksichtslos. Mordred nickte ergeben. „Richtig, über den Sieg König Cailans zu berichten und ihn zu besingen. Wie Ihr nicht minder gut wisst als ich, kam es anders.“ „Und die Sache mit den Wächtern?“ „Eine Verwechslung“, winkte Mordred ab und setzte dann schelmisch zwinkernd nach: „Befasst Euch nicht mit derlei Trivialitäten.“ Nimue schnaubte verärgert, ließ es aber auf sich beruhen. Stattdessen fragte sie: „Ihr habt also nicht in der Schlacht gekämpft, sehe ich das richtig?“ „Das seht Ihr, Mylady. Andernfalls wäre ich vermutlich nicht hier.“ Larissa verfolgte das verbale hin und her gespannt. Sie hatte sich einen Stock geschnappt, den sie nun mit einem kurzen Messer mit breiter Klinge zurechtstutzte. Es war schon fast zu einer Art Routine gewesen, dass sich Magierin und Literat gegenseitig dies und das erzählten und früher oder später vergriff sich einer im Ton und beleidigte so den anderen. An diesem Abend war dies Nimues Part.
    Also seid Ihr von dem Schlachtfeld geflohen, bevor der Kampf überhaupt wirklich entschieden würde? Ich dachte Ihr wäret ein Krieger, Aromaki, ein Mann der gegen die gehörnten Riesen des Nordens focht. Wie kann es sein, dass ein solch strahlender Held vom Schlachtfeld flieht wie ein geprügelter Hund?“ Die Garstigkeit des Untertons dieser Anschuldigung schnitt wie ein Rasiermesser in Fleisch und Mordreds Miene verdunkelte sich. „Ich habe nie behauptet ein Krieger zu sein, zumindest nicht die Art wie der gute und mittlerweile stumme Ser hier“, entgegnete Mordred gekränkt. „Woran lag es dann? Die fehlende Rüstung? Der fehlende Knappe? Das fehlende Publikum? Waren vielleicht nicht genügend dümmliche Hofdamen anwesend, die Eure Heldentat mit liebreizendem Augenaufschlag belohnen konnten?“ Mordred zischte wie eine Schlange und wandte dann den Kopf ab. „Ich betrachte dieses Gespräch als erschöpft!“ „Kommt schon, erzählt mir von Euren Schlachten auf Par Vollen, Aromaki!“, stichelte Nimue noch immer boshaft weiter. „Von Euren Talenten im Bett von Sklavinnen haben wir ja nun gehört. Nun wollen wir, zumindest ich für meinen Teil ein paar blutige Schlachtengeständnisse hören; was reichlich verwunderlich ist da ich derlei Erzählungen für gewöhnlich verabscheue. Bei Euch mache ich aber eine Ausnahme.“ „Biest!“, fauchte Mordred, sprang auf und schritt fort vom Feuer Richtung Wald an dessen Rand er stehen blieb, die Hände in die Hüften stemmte und ins Dunkel zwischen den verschwommenen Baumstämmen starrte. Larissa hatte den Stock, der anfangs den Durchmesser eines Besenstiels gehabt hatte inzwischen auf die Dicke eines Zahnstochers verjüngt und war diesen Überrest nun ins Feuer. In der nun eingetretenen Stille konnte man ganz schwach das ferne Geräusch eines Lagerfeuergesangs aus dem Areal der Armee vernehmen. Mehrere Stimmen erhoben sich gegen den kalten Südostwind, wurden von ihm fortgetragen und erreichten die Ohren der Wartenden. Fast melodisch die der Elfen und etwas gedämpfter die der anderen. Die Männer sangen sicherlich von der Heimat oder dem Frühling, so wehmütig und langsam der Gesang klang. Vielleicht war es ja auch ein Lied für die Toten, ob nun ihre eigenen oder die Gehenkten; Larissa konnte es nicht sagen. In der Mitte des Feldes donnerten Pferdehufe. Ross und Reiter waren in der Dunkelheit nicht zu sehen und nur schwach zu erahnen, doch schien es ein kleinerer Trupp zu sein der ohne Rücksicht auf den Lärm zum Lager hetzte. Irgendwo wurde ein Horn geblasen, dann kehrte wieder Ruhe ein.

    Vielleicht sollten wir langsam schlafen“, schlug Larissa irgendwann mit Blick in den nachtschwarzen Himmel vor. Die Müdigkeit blieb bei den meisten zwar aus, doch war jedem – selbst Mordred – klar, dass sie sich ausruhen mussten, wenn sie morgen eine erfolgreichere Strecke schaffen wollten.

    *

    Es passierte zur Mitte von Larissas Wache. Die anderen hatten gerade erst einen schwer zu findenden Schlaf zu schlafen begannen, als von weiter Links von ihnen mehrere Stimmen Befehle bellten. Larissa spähte angestrengt ins Dunkel, doch erkannte sie vorerst nichts. Dann sah sie kleine Feuer am Waldrand, etwa eine halbe Meile von ihnen entfernt. „Artur! Morgana! Mordred! Aufstehen!“, rief sie im Flüsterton und berührte Nimue, die sich in Form eines Wolfes zusammengerollt hatte und den Stoß mit einem tiefen Knurren quittierte. Langsam regte es sich im Lager. Die kurze Schlafphase hatte alle müde werden lassen, doch sie verstanden, dass Larissa sie nicht ohne Grund wecken würde. „Dort vorne ist jemand“, erklärte sie, noch immer flüsternd und deutete wage auf die kleinen Feuerchen. Auch im Lager der Armee wurde es nun merklich heller. Schwarze Figuren huschten vor größeren Wachfeuern herum, hier und da rief jemand etwas und zweimal erschall sogar der Klang eines Horns. Dann, ohne Vorwarnung, flogen brennende Pfeile aus Richtung Wald und hagelten auf das Heerlager nieder. Die Geschosse zerrissen den schwarzen Nachthimmel mit ihrem rötlichen Schweif, sie surrten leise und doch intensiv und trafen dann in schneller Reihenfolge ihre Ziele. Jemand schrie so laut, dass das Echo von den Bäumen zurückgeworfen zu werden schien und im Lager begann plötzlich etwas lichterloh zu brennen. Ein Zelt vermutlich, wenn nicht sogar mehrere. Noch eine Salve dieser Teufelsgeschosse ging auf das Lager nieder und dann noch eine. Doch auch die Verteidiger setzten nun zum Gegenschlag an. Ihre Pfeile und Armbrustbolzen brannten nicht, doch hörte man sie pfeifen und mit dumpfem Krachen und Splittern in die Bäume einschlagen. Die Trefferquote war erwartungsgemäß sehr dürftig, denn wenn sie jemanden erwischt hatten, war dieser ohne einen Schrei gestorben. Noch einmal schossen die Schatten des Waldes ihre flammenden Geschosse, dann ertönte der helle Klang eines Horns und Befehle befahlen den raschen Rückzug. Aus dem Feldlager strömten die ersten bewaffneten Kampftrupps und rannten gen Waldrand, doch als sie den Rückzug es Feindes vernahmen, preschte ein Ritter in voller Rüstung vor und hieß die eigenen Truppen ebenfalls zurück ins Lager zu gehen.
    Die sechs Gefährten beobachteten die Szenerie aus dem Dunkeln, geduckt und das eigene Lagerfeuer verdeckend. Morgen würden sie bei dem ersten Sonnenstrahl abreisen müssen. „Willkommen in Highever“, dachte Mordred grimmig und er war sich sicher, dass dieser Gedanke auch die anderen umtrieb.


    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Nachdem ein hinreichender Lagerplatz gefunden wurde, entbrannte kurz darauf eine Disksussion über die Grausamkeit der menschlichen Natur, aus der sich sowohl Mealla als auch Artur heraushielten. Mealla kannte den den Erfindungsreichtum der menschlichen Natur, auch wenn sie auch andere grausame Vertreter der anderen Rasse kennengelernt hatte. Brutale Zwergenaufseher und verwilderte Tal-Vashot, die Menschheit hatte kein Patent auf derlei Excesse, auch wenn es bei ihr wohl aufgrund ihrer großen Anzahl besonders auffiel. Sie unterhielt sich eher selten mit wahren Qunari, aber in Rivain hatte sie es einmal getan und dabei erfahren das deren Gesellschaft vermutlich das Qun entwickelt hatte um ihre wilde Natur zu bändigen, eine Theorie die angesichts der Größe und Stärke der Kossith Sinn ergab. Die Qunari begründeten damit auch eine Verfolgung der Tal-Vashot, denn ohne die Regeln des Qun waren diese gefährlich und entfesselt. Mealla sah zwar das Qun als ebenso gefährlich an, aber wenn sie an Tal-Vashot wie den Banditenanführer dachte ergab es ein wenig Sinn. Die wenigsten von ihnen wurden Bäcker oder Schuhmacher, viele fand man als Bandit oder Söldner wieder. Artur sagte auch nicht das die sogenannten Geschichten über die Dalish durchaus der Wahrheit entsprachen und auch Dalish dazu fähig waren einen Wald mit angenagelten Ohren von Menschen und Flachohren zu schmücken. Und ganz anderem Schmuck über den der Ritter am liebsten überhaupt nicht nachdachte. Natürlich war die Frage ob der Kontakt mit den Menschen diese Grausamkeit auch bei den Dalish entfesselte, aber für Artur war es ein wenig zu einfach dort allein die Schuld zu suchen. Früher hatte es keine Menschen gegeben und die Elfen ihr eigenes Reich. Fraglich ob die Elfen als sie nur unter sich waren in Frieden und Harmonie gelebt hatten.

    Nachdem das Thema fertig besprochen war begannen Mordred und Nimue mit ihrer gemeinsamen Abendbeschäftigung die fast immer daraus bestand den anderen zur Weißglut zu bringen. Mealla fand diese verbalen Auseinandersetzungen recht amüsant, während Morgana sie eher als nervig empfand. Vielleicht war das eine Art Balzritual, aber falls ja sollten die beiden einfach ficken anstatt diese kleinlichen Streitereien zu führen. Sie war sich sicher das zumindestens eine der beiden Streitparteien das für eine großartige Idee halten würde. Stattdessen schien es aber Nimue heute darauf angelegt zu haben den Antivaner in Verlegenheit zu bringen und löcherte ihn über seine Rolle bei Ostagar. Grundtenot ihrer Diskussionsführung schien dabei zu sein ihn als Feigling zu brandmarken, etwas was Mordred erwartungsgemäß wenig gefiel. Artur konnte in der Hinsicht wenig zu sagen, immerhin hatte er ja auch keine Ahnung welche Rolle Mordred eigentlich auf Par Vollen gespielt hatte. Und bei Ostagar war er auch nicht gewesen, zu dem Zeitpunkt war er vermutlich zusammen mit Larissa und Morgana unter der Erde gewesen. Schließlich beendete der Antivaner das Gespräch durch Entfernung seiner Person und kurz entstand Stille welche durch die vom Lager aus herüberkommende Gesänge unterbrochen wurde.
    Viel wurde dann nicht mehr gesprochen, nach den Ereignissen und Bildern des Tages war niemand in de Stimmung für seichte Gespräche und lockere Unterhaltungen, nicht mit einem Gerichtstätte unweit des Lagers. Auf Larissas Vorschlag hin legten sich schließlich alle bis auf die erste Nachtwache zur Ruhe.

    *

    Mit einem lauten Knirschen und Rattern senkte sich das Gegengewicht nach unten, woraufhin der Arm der Blide nach oben schnellte und den schweren Stein wegschleuderte. Artur verfolgte seine Flugbahn und sah wie das Geschoß krachend in der Mauer der vor ihnen liegenden Burg einschlug. Kurz darauf gab es einen weiteren Einschlag als die zweite Blide ihre tödliche Fracht entließ welche unweit der ersten einschlug. Nach sechs Tagen Beschuss hatte sich die Mannschaft ausreichend eingeschoßen und die beiden Blidenmeister waren sehr erfahren in dem was sie taten. Früh am Morgen hatte sich schon eine breite Bresche in dem Wall gebildet, weswegen man sich dazu entschlossen hatte heute den Sturmangriff zu wagen. Der heutige Beschuss diente nur dazu die Bresche noch zu verbreitern und vor allem dazu das die Verteidiger keine ordentlichen Barrikaden oder einen Speerwall in der Bresche errichten konnten. Artur ließ seinen Blick über den hölzernen Belagerungswall schweifen der um die Burg herum errichtet worden war. Vor mehr als einem Monat waren sie hier zusammen mit anderen Söldnerkompanien angekommen und hatten die Belagerung begonnen. Burg Eschette war nicht besonders groß und auch ziemlich alt, aber trotzdem ziemlich robust. Seit Jahrhunderten hatte die Familie Verigeens ihren Sitz dort, auch wenn sie sich größtenteils in ihrem Stadthaus in Starkhaven aufhielt. Nun auf jedenfall bis vor zwei Monaten als eine Intrige von Lord Verigeens gegen den Prinzen von Starkhaven aufflog und dieser ihn zum Feind von Starkhaven erklärt hatte. Nachdem er sich mit seinen Männern in seinen Stammsitz zurückgezogen hatte,waren die Steine ins Rollen geraten und kurz darauf war die Schwarze Garde zusammen mit anderen Kompanien damit beschäftigt gewesen Gräben auszuheben und die Burg abzuriegeln. Der Prinz von Starkhaven zahlte gut und war begierig den Verräter in seine Hände zu bekommen. Die Burg von der Versorgung abzuschneiden war einfach gewesen, denn der edle Lord stand nach dem Auffliegen schnell isoliert da. Aufforderungen zur Kapitualtion lehnte er jedoch ab und auch wenn er bisher keinen Ausfall gewagt hatte, war die Wachbereitschaft auf dem errichteten Belagerungswall hoch. Aushungern war leider keine Option, denn in den Kammern der Burg lagerten zahlreiche Vorräte und der Prinz von Starkhaven war nicht mit einer endlosen Geduld gesegnet.
    Schließlich war auch Hieronymus Deren angekommen ein berühmter Polioketiker in den Freien Marschen. Die letzten Wochen waren von dem Hämmern, Sägen der Baumeister erfüllt gewesen und dank der beiden Bliden die verspätet eingetroffen waren hatte sich die Lage der Belagerer deutlich verbessert. Artur wandte sich von den beiden Bliden ab und marschierte wieder ins Innere des Lagers. So beeindruckend es auch war wenn die Bliden ihre Arbeit verrichteten, er hatte sich vorzubereiten. Auf den Rückweg sah er zahlreiche Soldaten geschäftig herumlaufen. Etwas weiter entfernt wurde der Belagerungsturm in Stellung gebracht, welcher beim Angriff an anderer Stelle attackieren würde um die Verteidiger aufzuspalten. Der überdachte Rammbock war ebenfalls bereit auch wenn es fraglich war ob er zum Einsatz kam. Das Tor war gut geschützt und mehrere Pechnasen in der Mauer deuteten auf böse Überraschungen hin. Einige Söldner waren gerade dabei die Sprossen der Holzleitern zu kontrollieren, als ein Mann von rechts auf Artur zukam und ihn freudig begrüßte. "Ah, Ser Artur ein Traum in Schwarz, oder eher ein Albtraum?", scherzte der Mann, ein wahrere Hüne etwas größer als Artur und breit gebaut. Ein roter Vollbart bedeckte sein Gesicht, während sein Haupthaar kurz geschoren war. Die jovialen Gesichtszüge entschärften ein wenig seine gefährliche Erscheinung, auch wenn jeder im Lager wusste das er ein hervorragender Krieger war. John Hawthorne kam aus Ferelden und war Anführer der stählernen Schar und nebenbei ein angenehmer Zeitgenosse. "Das kommt ganz darauf an auf welcher Seite des Schlachtfeldes man steht.",antwortete der Ritter nonchalant woraufhin der Hüne anfing zu lachen. "Eine schöne Antwort, ich bin mir sicher die auf der Mauer scheißen sich ein wenn sie euch sehen. An welcher ehrenhafter Position befindet ihr euch denn am heutigen Abend. Ich und meine Kompanie spielen wohl die verlorene Kompanie und führen den Angriff auf die Bresche an." "Ich greife mit dem Belagerungsturm an. Mit ein wenig Glück warten also weniger der wackeren Verteidiger auf euch." "Belagerungsturm? Na das würde mir auch gefallen, sich zur Mauer fahren lassen und dort angekommen ein wenig auf den Zinnen fechten. Ihr führt ein Leben.",spottete John halbernst. "Sagte der Mann der sich und seine Kompanie vermutlich für den Sturmangriff vorgeschlagen hat.", entgegnete Artur wissend. "Höherer Sold, mal sehen ob ich dazukomme ihn auszugeben. Eure Chancen stehen ja ganz gut, der alte Verigeens hat seinen Kasten nie modernisiert und keine defensiven Waffen wie Ballisten oder Mangen." Während sich die beiden Männer unterhielten kamen sie den weißen Zelten des Lagers immer näher. Dort angekommen verabschiedete sich der Söldnerführer. "Nun denn ich muss noch meine Männer auf Trab bringen. Wir sehen uns dann im Innern der Burg. Möge der Erbauer euch behüten." "Euch ebenfalls." "Das kann er gerne machen, aber Andraste wäre mir lieber die hat vermutlich einen besseren Arsch und größere Titten."

    Die Dämmerung brach herein und tauchte den Himmel in ein dunkles Rot. Artur stand im hölzernen Belageungsturm hinter der geschlossenen Zugbrücke, während dieser sich langsam ruckelnd in Bewegung setzte. Neben ihm standen mehrere andere Söldner vielen stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. So lange die Zugbrücke oben war konnte man nicht sehen was draußen vorging und sobald sie sich öffnete würde der Kampf beginnen. Von weiter oben kamen Geräusche herab, dort wo Bogen und Armbrustschützen standen um auf die Verteidiger zu schießen. Das Ruckeln nahm zu, von außen drangen nun laute Geräusche herauf, laute rufe Hornsignale und surrende Pfeile. Mehrere dumpfe Einschläge zeigten das Einschlagen von Pfeilen in den Turm. Brandpfeile waren natürlich eine Gefahr, deswegen war die hölzerne Außenwand mit nassen Fellen bedeckt worden. Nach einer den Insassen endlos vorkommenden Zeit, blieb der Turm schließlich stehen. Das vereinbarte Signal und ein Ruf bestätigten die Vermutung, sie waren in Position. "Die Brücke runter!", befahl Artur und mit einem lauten Krachen fiel die Zugbrücke herab und landete auf den vor ihnen liegenden Zinnen. Die Burg lag vor ihnen und als erstes die Verteidiger welche sich jetzt vor ihnen auf dem Wehrgang befanden.
    "Angriff!",brüllte Artur und setzte sich mit den Anderen in Bewegung. Aus dem Augenwinkel sah er wie der Mann neben ihm durch einen Bolzen niedergestreckt wurde, doch er hatte schon die Zinnen erreicht wo er den ankommenden Axtschlag des ersten Gegners mit dem Schild abwehrte und ihne mit einem Schwertstreich zu Fall brachte. Über die Leiche seines Kontrahenten stieg er auf den Wehrgang und wendete sich nach rechts dem Armbrustschützen zu der gerade noch dabei war zu spannen und so ohne große Gegenwehr niedrgestreckt wurde. Aus dem Innenhof der Burg brandete ein lautes Gebrüll und der Lärm der Klingen nach oben. Scheinbar hatte sich die zweite Abteilung allmählich durch die Bresche gekämpft. Artur schaute jedoch nicht nach unten, er hatte seinen eigenen Kampf und focht gerade mit einem agilen Schwertkämpfer der einen viereckigen Holzschild zu Abwehr hatte. Flink fing dieser die Hiebe des Ritters ab,während er versuchte mit schnellen Stößen den Ritter zu bedrängen. Mit einem Schildhieb brachte Artur den kleineren Gegner zum Straucheln und setzte sofort nach. Der Schwertstreich von Artur wurde noch pariert doch ein weiterer Schildschlag beförderte ihm vom Wehrgang wodurch er in die Tiefe stürzte. Währenddessen rückten immer mehr Belagerer vom Turm nach und weitere Leitern wurden angelegt. Dennoch leisteten die Verteidiger erbittert Wiederstand und zogen sich nur teilweise kämpfend in den Innenhof zurück. Es war eine alte Burg mit nur einer Außenmauer und Artur kämpfte sich mit seinen Männer langsam den Wehrgang hinunter. Im Innenhof leisteten die Verteidiger noch immer Wiederstand gegen die Eindringlinge an der Bresche. Ein Teil seiner Männer schickte Artur los um ihnen in den Rücken zu fallen, während eine andere Abteilung es schaffte sich des Torhauses zu bemächtigen. Während Artur sich mit seinen verbliebenen Männern dem Palas näherte öffnete sich hinter ihnen das Tor der Burg und ermöglichte so weiteren Angreifern den Zugang. Die Schlacht war entschieden, aber noch nicht beendet.

    Unter den Blättern der Axtträger zerbarst die von innen verriegelte Tür des Palas und sprang auf. Wütend stürmten die Söldner hinein, wo sie schon von mehreren Bewaffneten empfangen wurden. Eine Hellebarde fällte einen von Arturs Axtkämpfern, aber der Träger wurde daraufhin kurz darauf Opfer der Axt des Anderen. Artur fing einen Streitkolben ab und ließ sein Schwert auf den Verteidiger niedergehen, einen breitschultrigen Mann mit Sturmahaube. Dieser wich dem Schlag und setzte nach verfehlte aber Artur. Ein Armbrustbolzen die seinen Hals tarf ersparte Artur die Mühe und bald war der Widerstand gebrochen und Artur konnte mit seinen männern weiter vordringen unterstützt von nachrückenden Truppen, vermutlich beseelt durch den Gedanken auf Beute. Artur durchquerte die große Eingangshalle und betrat einen kleineren Raum. In ihm standen drei Männer welche scheinbar eine hölzerne Tür bewachten, den Zugang zur Kemenate wie Artur vermutete. Zwei der Männer schienen schwer gerüstete Edelknechte zu sein, aber Artur erkannte das Wappen auf der Rüstung des mittleren Mannes, eine Lilie vor einem Fluss. Der Mann war Anfang vierzig, sein Gesicht zeigte stolz, aber vor allem Trotz. "Lord Verigeens. Ihr werdet in Starkhaven wegen Hochverrat angeklagt. Ergebt euch und stellt euch dem Prozess dann kann das Blutvergießen ein Ende haben.", sprach ihn Artur leicht heiser an. Die Schlacht war für den Lord verloren, aber seine Männer kämpften immer noch. Ein unnötiges Opfer wie Artur fand, zudem würde der Prinz es gutheißen wenn er Verigeens lebend bekam. "Damit ich in einem Karren den Volk vorgeführt werden kann und meine Hinrichtung auf den Marktplatz zelebriert wird. Nein Ser, mein Tod ist schon beschlossen, aber ich werde mit einem Schwert in der Hand sterben. Ihr habt das Urteil des Prinzen verkündet, dann vollstreckt es auch wenn ihr es vermögt.", sprach der Mann trotzig und zog seine Klinge.

    *

    Larissas Rufe weckten Artur aus seinem Traum, oder eher seinen Erinnerungen. Auch die anderen fuhren schreckhaft auf und sahen sich in der Dunkelheit um. Kurz darauf kamen sie zu dem zweifelhaften Vergnügen sich einen nächtlichen Partisanenangriff anzuschauen. So schnell wie sie aufgezogen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Vermutlich war es auch nicht ihre Absicht gewesen viel Schaden anzurichten sonder mehr zu zeigen das sie immer noch da waren. Die königlichen Truppen ließen sich auf jedenfall nicht nachts in den Wald locken und so kehrte eine trügerische Stille ein. "Wir sollten uns wieder hinlegen.", erklärte Artur nach einiger Zeit des Schweigens. Morgen würden wohl als erstes die Waldläufer in den Wald schwärmen und die Spur aufnehmen und dann wäre es wohl besser nicht mehr hier zu lagern. Sie mussten sich ausruhen solange sie es konnten. "Geh ruhig schlafen Larissa, ich übernehme ab hier die Wache.", sprach er an die Dalish gewandt und kurze Zeit später saß er alleine an dem kleinen Feuer während sich der Rest niedergelegt hatte und wohl versuchte irgendwie zu schlafen. Artur hatte sein blankes Schwert auf den Knien abgelegt und schute nachdenklich ins Feuer. Die kleinen Flammen spiegelten sich auf der glänzenden Klinge, tanzten und flackerten. Er dachte über seinen Traum nach, an die Belagerung von Eschette. Letztendlich hatte er den Lord im Zweikampf besiegt und dabei auch seinen Wunsch im Kampf zu sterben erfüllt. Nicht das er es darauf angelegt hatte, jedoch ließ die Sturheit seines Gegners kein anderes Ende zu. Die beiden Edelknechte waren von seinen Männern niedergemacht wurden. Anschließend waren seine Männer in die Kemenate vorgedrungen, wo sich auch Frau und Tochter des Lords aufhielten. Dieses Mal verhinderte Artur das es zu einem Vorfall wie in Carahot kam, einen der Männer schlug er nieder als er sich an der Tochter vergehen wollte. Die Sache bei den Dalish war damals schon über einem Jahr her gewesen doch Artur hatte sie nicht vergessen, lange lag es wie ein Schatten auf seiner ritterlichen Ehre. Er hatte seine Lehren daraus gezogen, unter seinem Kommando würde so etwas nicht mehr passieren, ansonsten wäre sein Titel nicht mehr als Schall und Rauch. Er war ein Söldner, aber auch ein Ritter irgendwie musste er die beiden Dinge miteinander vereinbaren. Spielerisch ließ er die Klinge durch das Feuer wandern. Durch die Ereignisse war sein Ansehen in Starkhaven gestiegen, der Prinz nannte ihn damals scherzhaft seinen "Schwarzen Vollstrecker" ein Name der an ihm hängen geblieben war. Es gab schlimmeres, vor allem da er damals Larissa kennengelernt hatte und ihm das Ansehen half um sie zu werben. Welche Familie gab schon gerne ihr Töchterlein einem ausländischen Ritter ohne Ansehen in Starkhaven. Mit einemRuck zog er das Schwert zurück. Wie lange war das schon wieder her? Jetzt zog er mit einer bunt zusammengewürfelten Bande durch Ferelden, immer noch im Söldnergewerbe. Was war er mehr? Ein Söldner oder ein Ritter? Seit er in Ferelden war hatte er gegen Brut, Banditen, Meuchelmörder und einem Werwolf gekämpft, nichts wofür man sich schämen musste. Wer wusste schon was die Zukunft bringen würde, sie war ein verschlungener Pfad, der sich nur offenbarte wenn man sie beging.

    *

    Sobald sich der Himmel etwas aufhellte brach die Gruppe nach einem leichten Frühstück ihr Lager ab und begab sich wieder auf die Straße. Nach den Ereignissen der gestrigen Nacht war es besser schnell weiterzuziehen bevor sie noch in irgendwelche Gegenmaßnahmen der königlichen Truppen gerieten. Wenn sie einen gewissen Abstand hatten konnten sie ja dafür mittags eine etwas längere Rast machen. Aufgrund des frühen Aufbruchs kam die Gruppe dafür in den Genuss bei ihrem Marsch auf der Straße den Sonnenaufgang zu genießen, welcher sich am Horizont hinter ihnen vollzog. Die Straße war zudem noch leer und je weiter sie vorwärtsgingen wieder im besserem Zustand. Gleichwohl legten zahlreiche Fußspuren und plattgetretene Gräser stumm Zeugnis ab über die zahlreichen Heerbewegungen auf ihrem Rücken. Immer noch ein wenig Schlaftrunken wandelte die Gruppe auf ihren Spuren, nach und nach die Müdigkeit abschüttelnd. Morgana war nicht sonderlich gut gelaunt, sie war zur Abwechlsung mal nicht aktiv im Nichts gewandelt sondern hatte geträumt. Das kam bei Magiern eher selten vor, normalerweise gestaltete sich deren Ausflüge jenseits des Schleiers anders. Dieses Mal hatte Morgana aber geträumt und zwar von den Galgenbäumen des Vortages. Im Verlauf des Traumes hatte man sie ebenfalls aufgeknüpft und während sie sich zappeldn in die Lüfte erhob waren die anderen Gruppenmitglieder auch dort gewesen und hatten teilnahmslos als Zuschauer dagestanden. Auch Larissa, was die Traum-Morgana ganz schön gewurmt hatte. Die reale irgendwie auch, obwohl sie sich klar war das es nur ein Traum war und sie eigentlich froh sein konnte nicht irgendwelches richtig krasses Zeug geträumt zu haben. Letztendlich waren Träume bedeutungslos und wer wusste schon ob dieses kleine Miststück von Dämon nicht in irgendeiner Form für diesen Traum verantwortlich war. "Sähe ihr ähnlich.",schoß es der Hexe durch den Kopf welche versuchte das Geträumte zu verdrängen. Nachdem die Sonne aufgegangen war und die Gruppe eine zeitlang unterwegs konnte man sogar später Bewegung innerhalb der Felder sehen, allerdings keine Soldaten sondern Bauern welche mit Sensen in den goldgelben Feldern unterwegs waren und die Ernte einfuhren. Ein fast schon malerischer Eindruck nach dem gestrigen Tag, immerhin schien von den beiden Bürgerkriegsparteien keiner die Felder anzuzünden, dieses Privilieg blieb der Brut überlassen. Nach einem weiteren Stück Weg kamen sie sogar an einer großen steinernen Mühle vorbei deren Flügel sich langsam im schwachen Wind drehten. Vor der Mühle sah man mehrere Menschen welche große Säcke auf einen Karren luden, während andere Weizen in die Mühle brachten. In Gegensatz zu gestern war heute ein sonniger Tag mit wenig Wolken und ein schwacher Wind blies über die Felder und Köpfe der Gruppe hinweg. Mealla welche auf ihrem Pferd saß genoß die Sonne und den Wind, der ihren braunen Zopf immer ein wenig wehen ließ. Kurz vor Mittag brachte die Straße die Gruppe schließlich zu einem Dorf welches abseits des Weges lag, aber nicht allzuweit von der Straße entfernt. Die Gruppe sah mehrere kleine Hütten aus Lehm, Holz und teilweise Stroh und sogar ein größeres Gebäude aus Stein welches wohl eine kleine Kapelle war. Templer waren in solchen Glaubenshäusern nicht zu erwarten, aber bei einem Dorf von dieser Größe war ein Brunnen wahrscheinlich, vielleicht sogar eine Schenke. Da sie schon seit dem frühen Vormittag im zügigen Schritt unterwegs waren, schien eine längere Rast angebracht und diese konnte man wohl genauso gut in dem Dorf verbringen.

    Im Dorf selbst war nicht sehr viel los, die meisten Bewohner waren vermutlich auf den nahen Feldern unterwegs, dennoch waren Menschen auf der Straße vornhmlich alte Menschen und kleine Kinder, aber auch einige Bewohne die wohl einfach keine Feldarbeiter waren. Viele schauten neugierig , manche skeptisch vor allem auf die beiden Elfen, jedoch überwog ein freundliches Interesse beim Anblick der Neuankömmlinge. In der Dorfmitte stand ein Brunnen und unweit davon ein hölzernes Gebäude was wie eine Dorfschenke aussah. Die Gruppe machte sich auf den Weg in die Dorfmitte, als Morgana ein Gebäude bemerkte aus dem ein angenehmer Geruch herauskam, es duftete nach frischgebackenen Brot. Tatsächlich war es eine Bäckerei mit einem Fenster zur Straße aus der die Hexe von einer pausbäckigen Faru mit gutmütigen Lächeln angesprochen wurde. "Heda schöne Frau. Wohl auf der Durchreise? Darf ich euch zu einem meiner frischgebackenen Brote begeistern?", fragte die Frau freundlich woraufhin Morgana nähertrat. "Hier probieren sie ein Stück." fügte die Frau an und riss ein Stück vom Laib ab. Die Hexe steckte es in den Mund, es war äußerst knusprig gebacken und warm und weich im Innern." Zufrieden kaute sie das Stück und schluckte es hinunter. "Das ist gut. Ich nehme einen Laib.",antwortete sie gutgelaunt. "Verkauft ihr viel an Herumreisende?", fragte sie neugierig während die Fraue einen noch warmen Laib hervorholte.
    "Nein zur Zeit hauptsächlich an Soldaten. Die haben einen enormen Bedarf." "Welche Soldaten?", fragte Morgana angesicht der Lage im Land und gab der Frau ein paar Bronzestücke. "Na die mit Waffen halt.", antwortete die Frau ausweichend und lächelte übertrieben. Morgana beschloss nicht nachzuhaken und schloss zu Larissa auf welche wartend in einem kleinen Abstand auf sie wartete. Die Hexe riss das Brot in zwei Hälften und gab die andere der Dalish. "Hier für dich.", sagte sie mit einem Lächeln und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. In der Nähe des Dorfplatzes fanden sie eine Bank auf der sie sich niederließen und kleine Stücke vom Leib verzehrten und aßen. Morgana beobachtete inzwischen bessergelaunt die kleinen Kinder welche in der Nähe spielten.
    "Nach den Ereignissen von gestern ist es schön mal an einen Ort zu sein wo nicht überall Gehängte sind und sich die Leute gegenseitig umbringen. Hier ist es fast schon idyllisch.", erklärte sie gutgelaunt an Larissa gewandt und kaute ein weiteres Stück Brot.
    "Erinnert mich ein wenig an das Dorf in dem ich aufgewachsen bin, auch wenn das im Wald lag und keine Kirche hatte. Die Leute dort gingen lieber zu den Druidinnen und waren etwas..nun ja naturverbundener.",erklärte sie beim Anblick der kleinen Kapelle in der Nähe.
    "Kann ich mich nicht darüber beschweren, wäre es anders gewesen wäre ich wohl woanders gelandet, so hatte Templer anlügen schon eine Tradition dort. Allerdings war auch nie besonders viel los dort. Ich habe mich immer gefragt wie meine Mutter als Schneiderin mit der Kundschaft zufrieden war.", befand sie nachdenklich. Die wenigsten Dörfer hatten viele Handwerker, aber das Lochlann rechtabgeschieden gewesen war hatten sich die Bewohner selbst helfen müssen. "Verschwendetes Potenzial, wenn ich mir mein Kleid so ansehe. Aber sie war immer zufrieden mit dem was sie tat.", erklärte Morgana und strich sich stolz über ihr schwarzes Kleid. Natürlich war es wohl nie für sie geplant gewesen, immerhin war sie erst zwölf bei Tod ihrer Mutter gewesen, aber trotzdem trug sie es gerne.
    "Manchmal wünsche ich mir sie könnte sehen wie ich es trage.", sagte Morgana leise mehr zu sich als zu Larissa und seufzte kurz. Dann lächelte sie jedoch und lehnte sich sanft an die Dalish neben sich an.

    Während sich Nimue einen schattigen Ort in der Nähe der Schenke suchte, begaben sich die drei Reiter zum Brunnen in der Mitte wo eine Tränke stand. Diese füllten sie mit Wasser für die Pferde und welche dieses mit Genuss soffen. Anschließend machten sich die beiden auf den Weg zur Schenke während Mealla beschloss sich die kleine Kapelle von innen anzuschauen. Anbetungstätten waren oft die schönsten Gebäude in einer Stadt und die Elfe war neugierig wie wohl Dörfler mit ihren Mitteln den Erbauer huldigten. Im Innern der Kapellle war es angenehm kühl. Ein paar Holzbänke standen drinnen worauf sich ein paar Frauen in den vorderen Reihen befanden. Hinter einem kleinen Altar war eine junge Schwester damit beschäftigt etwas zu arrangieren, vermutlich für die abendliche Messe. Die steinernen Wände hatten Einbuchtungen in den brennende Kerzen standen, die meisten sahen selbstgemacht aus. Vorne neben dem Altar brannte eine etwas größere und massigere Kerze. Die Elfe machte einen kurzen Knicks vor der Andrastestatue und setzte sich dann auf eine der Bänke. Sie genoß diese spirituelle Ruhe innerhalb der Kapelle und diese angenehme Kühle in ihrem Innern.
    Mit den verschränkten Händen auf die Bank vor sich gelegt, begann die Kopfgeldjägerin ein kleines Gebet.
    "Heil dir Andraste, Braut des Erbauers, Verkünderin seines Willens. Du bist gebenedeit unter den Frauen und starbst in seinem Namen. Heilige Andraste, Braut des Erbauers, bitte für mich Sünderin jetzt und in der Stunde meines Todes.", sprach sie mit gedämpfter Stimme und erhob sich dann. Bevor sie die kleine Kapelle verließ zündete sie dann noch eine kleine Kerze an und trat dann gutgelaunt aus der Kirche. Draussen ging sie über den Platz und ging zu dem Tisch im Schatten wo die Zauberin saß. "Ich darf doch?", fragte sie höflich und zeigte auf die Bank, was von Nimue mit einem Nicken bejaht wurde. Langsam ließ sich die Elfe auf die Bank nieder.
    "Wenn ich euch eine persönliche Frage stellen dürfte, wo kommt ihr eigentlich her? Wir haben uns das letzt mal ausführlich darüber unterhalten wo ich herkomme, aber ich wüsste gerne wo ihr herkommt. Also bevor der Zirkel euer Zuhause war. Anders als es in Tevinter der Fall ist sind Magier hier ja eher selten die Kinder von anderen Magiern.",erkundigte sich die Elfe freundlich. In Tevinter war es einfach dort versuchte man angestrengt Magier zu züchten, aber über den Süden hatte sie noch immer Bildungslücken.

    Während Mealla sich in die andere Richtung aufmachte, begaben sich Mordred und Artur in Richtung Schenke in welche sie eintraten. Der Wirt welcher gelangweilt die Theke wischte und vermutlich auf die durstigen Feldarbeiter wartete, sah bei ihrem Eintreten erwartungsvoll in ihre Richtung. "Bier Mylords?", fragte er anbiedernd. "Ja schenkt ruhig ein, es wird gut tun sich den Staub der Straße aus den Kehlen zu spülen.", antwortete Artur gutgelaunt. Der Wirt folgte und füllte zwei große Tonkrüge mit der schäumenden Flüssigkeit. Beide Männer nahmen die Krüge entgegen. "Nun denn, ich würde sagen auf eine etwas ruhigere Weiterreise.",sagte Artur und stieß mit dem Antivaner an. Nachdem beiden einen Schluck genommen hatten fuhr er fort. "Auch wenn natürlich die Chancen dafür schlecht stehen. Hoffen wir einfach das euch nicht zuviele Leute wie die Gestern wiedererkennen und wir nicht in irgendeine Schlacht hineinlaufen.", fügte er an. Die beiden Männer gingen mit den Krügen in Richtung Ausgang. "Wenn ich mich richtig erinnere war der Vorwurf den man euch gestern an den Kopf geworfen hat genau der weswegen ihr bei unserer ersten Begegnung in einen Kampf verwickelt wart. Vielleicht solltet ihr euch diese Erklärungen sparen und einfach den Grauen Wächtern beitreten?"
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    [Bild: nBNIRitter_940_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg]

    Nachdem ein hinreichender Lagerplatz gefunden wurde, entbrannte kurz darauf eine Disksussion über die Grausamkeit der menschlichen Natur, aus der sich sowohl Mealla als auch Artur heraushielten. Mealla kannte den den Erfindungsreichtum der menschlichen Natur, auch wenn sie auch andere grausame Vertreter der anderen Rasse kennengelernt hatte. Brutale Zwergenaufseher und verwilderte Tal-Vashot, die Menschheit hatte kein Patent auf derlei Excesse, auch wenn es bei ihr wohl aufgrund ihrer großen Anzahl besonders auffiel. Sie unterhielt sich eher selten mit wahren Qunari, aber in Rivain hatte sie es einmal getan und dabei erfahren das deren Gesellschaft vermutlich das Qun entwickelt hatte um ihre wilde Natur zu bändigen, eine Theorie die angesichts der Größe und Stärke der Kossith Sinn ergab. Die Qunari begründeten damit auch eine Verfolgung der Tal-Vashot, denn ohne die Regeln des Qun waren diese gefährlich und entfesselt. Mealla sah zwar das Qun als ebenso gefährlich an, aber wenn sie an Tal-Vashot wie den Banditenanführer dachte ergab es ein wenig Sinn. Die wenigsten von ihnen wurden Bäcker oder Schuhmacher, viele fand man als Bandit oder Söldner wieder. Artur sagte auch nicht das die sogenannten Geschichten über die Dalish durchaus der Wahrheit entsprachen und auch Dalish dazu fähig waren einen Wald mit angenagelten Ohren von Menschen und Flachohren zu schmücken. Und ganz anderem Schmuck über den der Ritter am liebsten überhaupt nicht nachdachte. Natürlich war die Frage ob der Kontakt mit den Menschen diese Grausamkeit auch bei den Dalish entfesselte, aber für Artur war es ein wenig zu einfach dort allein die Schuld zu suchen. Früher hatte es keine Menschen gegeben und die Elfen ihr eigenes Reich. Fraglich ob die Elfen als sie nur unter sich waren in Frieden und Harmonie gelebt hatten.

    Nachdem das Thema fertig besprochen war begannen Mordred und Nimue mit ihrer gemeinsamen Abendbeschäftigung die fast immer daraus bestand den anderen zur Weißglut zu bringen. Mealla fand diese verbalen Auseinandersetzungen recht amüsant, während Morgana sie eher als nervig empfand. Vielleicht war das eine Art Balzritual, aber falls ja sollten die beiden einfach ficken anstatt diese kleinlichen Streitereien zu führen. Sie war sich sicher das zumindestens eine der beiden Streitparteien das für eine großartige Idee halten würde. Stattdessen schien es aber Nimue heute darauf angelegt zu haben den Antivaner in Verlegenheit zu bringen und löcherte ihn über seine Rolle bei Ostagar. Grundtenot ihrer Diskussionsführung schien dabei zu sein ihn als Feigling zu brandmarken, etwas was Mordred erwartungsgemäß wenig gefiel. Artur konnte in der Hinsicht wenig zu sagen, immerhin hatte er ja auch keine Ahnung welche Rolle Mordred eigentlich auf Par Vollen gespielt hatte. Und bei Ostagar war er auch nicht gewesen, zu dem Zeitpunkt war er vermutlich zusammen mit Larissa und Morgana unter der Erde gewesen. Schließlich beendete der Antivaner das Gespräch durch Entfernung seiner Person und kurz entstand Stille welche durch die vom Lager aus herüberkommende Gesänge unterbrochen wurde.
    Viel wurde dann nicht mehr gesprochen, nach den Ereignissen und Bildern des Tages war niemand in de Stimmung für seichte Gespräche und lockere Unterhaltungen, nicht mit einem Gerichtstätte unweit des Lagers. Auf Larissas Vorschlag hin legten sich schließlich alle bis auf die erste Nachtwache zur Ruhe.

    *

    Mit einem lauten Knirschen und Rattern senkte sich das Gegengewicht nach unten, woraufhin der Arm der Blide nach oben schnellte und den schweren Stein wegschleuderte. Artur verfolgte seine Flugbahn und sah wie das Geschoß krachend in der Mauer der vor ihnen liegenden Burg einschlug. Kurz darauf gab es einen weiteren Einschlag als die zweite Blide ihre tödliche Fracht entließ welche unweit der ersten einschlug. Nach sechs Tagen Beschuss hatte sich die Mannschaft ausreichend eingeschoßen und die beiden Blidenmeister waren sehr erfahren in dem was sie taten. Früh am Morgen hatte sich schon eine breite Bresche in dem Wall gebildet, weswegen man sich dazu entschlossen hatte heute den Sturmangriff zu wagen. Der heutige Beschuss diente nur dazu die Bresche noch zu verbreitern und vor allem dazu das die Verteidiger keine ordentlichen Barrikaden oder einen Speerwall in der Bresche errichten konnten. Artur ließ seinen Blick über den hölzernen Belagerungswall schweifen der um die Burg herum errichtet worden war. Vor mehr als einem Monat waren sie hier zusammen mit anderen Söldnerkompanien angekommen und hatten die Belagerung begonnen. Burg Eschette war nicht besonders groß und auch ziemlich alt, aber trotzdem ziemlich robust. Seit Jahrhunderten hatte die Familie Verigeens ihren Sitz dort, auch wenn sie sich größtenteils in ihrem Stadthaus in Starkhaven aufhielt. Nun auf jedenfall bis vor zwei Monaten als eine Intrige von Lord Verigeens gegen den Prinzen von Starkhaven aufflog und dieser ihn zum Feind von Starkhaven erklärt hatte. Nachdem er sich mit seinen Männern in seinen Stammsitz zurückgezogen hatte,waren die Steine ins Rollen geraten und kurz darauf war die Schwarze Garde zusammen mit anderen Kompanien damit beschäftigt gewesen Gräben auszuheben und die Burg abzuriegeln. Der Prinz von Starkhaven zahlte gut und war begierig den Verräter in seine Hände zu bekommen. Die Burg von der Versorgung abzuschneiden war einfach gewesen, denn der edle Lord stand nach dem Auffliegen schnell isoliert da. Aufforderungen zur Kapitualtion lehnte er jedoch ab und auch wenn er bisher keinen Ausfall gewagt hatte, war die Wachbereitschaft auf dem errichteten Belagerungswall hoch. Aushungern war leider keine Option, denn in den Kammern der Burg lagerten zahlreiche Vorräte und der Prinz von Starkhaven war nicht mit einer endlosen Geduld gesegnet.
    Schließlich war auch Hieronymus Deren angekommen ein berühmter Polioketiker in den Freien Marschen. Die letzten Wochen waren von dem Hämmern, Sägen der Baumeister erfüllt gewesen und dank der beiden Bliden die verspätet eingetroffen waren hatte sich die Lage der Belagerer deutlich verbessert. Artur wandte sich von den beiden Bliden ab und marschierte wieder ins Innere des Lagers. So beeindruckend es auch war wenn die Bliden ihre Arbeit verrichteten, er hatte sich vorzubereiten. Auf den Rückweg sah er zahlreiche Soldaten geschäftig herumlaufen. Etwas weiter entfernt wurde der Belagerungsturm in Stellung gebracht, welcher beim Angriff an anderer Stelle attackieren würde um die Verteidiger aufzuspalten. Der überdachte Rammbock war ebenfalls bereit auch wenn es fraglich war ob er zum Einsatz kam. Das Tor war gut geschützt und mehrere Pechnasen in der Mauer deuteten auf böse Überraschungen hin. Einige Söldner waren gerade dabei die Sprossen der Holzleitern zu kontrollieren, als ein Mann von rechts auf Artur zukam und ihn freudig begrüßte. "Ah, Ser Artur ein Traum in Schwarz, oder eher ein Albtraum?", scherzte der Mann, ein wahrere Hüne etwas größer als Artur und breit gebaut. Ein roter Vollbart bedeckte sein Gesicht, während sein Haupthaar kurz geschoren war. Die jovialen Gesichtszüge entschärften ein wenig seine gefährliche Erscheinung, auch wenn jeder im Lager wusste das er ein hervorragender Krieger war. John Hawthorne kam aus Ferelden und war Anführer der stählernen Schar und nebenbei ein angenehmer Zeitgenosse. "Das kommt ganz darauf an auf welcher Seite des Schlachtfeldes man steht.",antwortete der Ritter nonchalant woraufhin der Hüne anfing zu lachen. "Eine schöne Antwort, ich bin mir sicher die auf der Mauer scheißen sich ein wenn sie euch sehen. An welcher ehrenhafter Position befindet ihr euch denn am heutigen Abend. Ich und meine Kompanie spielen wohl die verlorene Kompanie und führen den Angriff auf die Bresche an." "Ich greife mit dem Belagerungsturm an. Mit ein wenig Glück warten also weniger der wackeren Verteidiger auf euch." "Belagerungsturm? Na das würde mir auch gefallen, sich zur Mauer fahren lassen und dort angekommen ein wenig auf den Zinnen fechten. Ihr führt ein Leben.",spottete John halbernst. "Sagte der Mann der sich und seine Kompanie vermutlich für den Sturmangriff vorgeschlagen hat.", entgegnete Artur wissend. "Höherer Sold, mal sehen ob ich dazukomme ihn auszugeben. Eure Chancen stehen ja ganz gut, der alte Verigeens hat seinen Kasten nie modernisiert und keine defensiven Waffen wie Ballisten oder Mangen." Während sich die beiden Männer unterhielten kamen sie den weißen Zelten des Lagers immer näher. Dort angekommen verabschiedete sich der Söldnerführer. "Nun denn ich muss noch meine Männer auf Trab bringen. Wir sehen uns dann im Innern der Burg. Möge der Erbauer euch behüten." "Euch ebenfalls." "Das kann er gerne machen, aber Andraste wäre mir lieber die hat vermutlich einen besseren Arsch und größere Titten."

    Die Dämmerung brach herein und tauchte den Himmel in ein dunkles Rot. Artur stand im hölzernen Belageungsturm hinter der geschlossenen Zugbrücke, während dieser sich langsam ruckelnd in Bewegung setzte. Neben ihm standen mehrere andere Söldner vielen stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. So lange die Zugbrücke oben war konnte man nicht sehen was draußen vorging und sobald sie sich öffnete würde der Kampf beginnen. Von weiter oben kamen Geräusche herab, dort wo Bogen und Armbrustschützen standen um auf die Verteidiger zu schießen. Das Ruckeln nahm zu, von außen drangen nun laute Geräusche herauf, laute rufe Hornsignale und surrende Pfeile. Mehrere dumpfe Einschläge zeigten das Einschlagen von Pfeilen in den Turm. Brandpfeile waren natürlich eine Gefahr, deswegen war die hölzerne Außenwand mit nassen Fellen bedeckt worden. Nach einer den Insassen endlos vorkommenden Zeit, blieb der Turm schließlich stehen. Das vereinbarte Signal und ein Ruf bestätigten die Vermutung, sie waren in Position. "Die Brücke runter!", befahl Artur und mit einem lauten Krachen fiel die Zugbrücke herab und landete auf den vor ihnen liegenden Zinnen. Die Burg lag vor ihnen und als erstes die Verteidiger welche sich jetzt vor ihnen auf dem Wehrgang befanden.
    "Angriff!",brüllte Artur und setzte sich mit den Anderen in Bewegung. Aus dem Augenwinkel sah er wie der Mann neben ihm durch einen Bolzen niedergestreckt wurde, doch er hatte schon die Zinnen erreicht wo er den ankommenden Axtschlag des ersten Gegners mit dem Schild abwehrte und ihne mit einem Schwertstreich zu Fall brachte. Über die Leiche seines Kontrahenten stieg er auf den Wehrgang und wendete sich nach rechts dem Armbrustschützen zu der gerade noch dabei war zu spannen und so ohne große Gegenwehr niedrgestreckt wurde. Aus dem Innenhof der Burg brandete ein lautes Gebrüll und der Lärm der Klingen nach oben. Scheinbar hatte sich die zweite Abteilung allmählich durch die Bresche gekämpft. Artur schaute jedoch nicht nach unten, er hatte seinen eigenen Kampf und focht gerade mit einem agilen Schwertkämpfer der einen viereckigen Holzschild zu Abwehr hatte. Flink fing dieser die Hiebe des Ritters ab,während er versuchte mit schnellen Stößen den Ritter zu bedrängen. Mit einem Schildhieb brachte Artur den kleineren Gegner zum Straucheln und setzte sofort nach. Der Schwertstreich von Artur wurde noch pariert doch ein weiterer Schildschlag beförderte ihm vom Wehrgang wodurch er in die Tiefe stürzte. Währenddessen rückten immer mehr Belagerer vom Turm nach und weitere Leitern wurden angelegt. Dennoch leisteten die Verteidiger erbittert Wiederstand und zogen sich nur teilweise kämpfend in den Innenhof zurück. Es war eine alte Burg mit nur einer Außenmauer und Artur kämpfte sich mit seinen Männer langsam den Wehrgang hinunter. Im Innenhof leisteten die Verteidiger noch immer Wiederstand gegen die Eindringlinge an der Bresche. Ein Teil seiner Männer schickte Artur los um ihnen in den Rücken zu fallen, während eine andere Abteilung es schaffte sich des Torhauses zu bemächtigen. Während Artur sich mit seinen verbliebenen Männern dem Palas näherte öffnete sich hinter ihnen das Tor der Burg und ermöglichte so weiteren Angreifern den Zugang. Die Schlacht war entschieden, aber noch nicht beendet.

    Unter den Blättern der Axtträger zerbarst die von innen verriegelte Tür des Palas und sprang auf. Wütend stürmten die Söldner hinein, wo sie schon von mehreren Bewaffneten empfangen wurden. Eine Hellebarde fällte einen von Arturs Axtkämpfern, aber der Träger wurde daraufhin kurz darauf Opfer der Axt des Anderen. Artur fing einen Streitkolben ab und ließ sein Schwert auf den Verteidiger niedergehen, einen breitschultrigen Mann mit Sturmahaube. Dieser wich dem Schlag und setzte nach verfehlte aber Artur. Ein Armbrustbolzen die seinen Hals tarf ersparte Artur die Mühe und bald war der Widerstand gebrochen und Artur konnte mit seinen männern weiter vordringen unterstützt von nachrückenden Truppen, vermutlich beseelt durch den Gedanken auf Beute. Artur durchquerte die große Eingangshalle und betrat einen kleineren Raum. In ihm standen drei Männer welche scheinbar eine hölzerne Tür bewachten, den Zugang zur Kemenate wie Artur vermutete. Zwei der Männer schienen schwer gerüstete Edelknechte zu sein, aber Artur erkannte das Wappen auf der Rüstung des mittleren Mannes, eine Lilie vor einem Fluss. Der Mann war Anfang vierzig, sein Gesicht zeigte stolz, aber vor allem Trotz. "Lord Verigeens. Ihr werdet in Starkhaven wegen Hochverrat angeklagt. Ergebt euch und stellt euch dem Prozess dann kann das Blutvergießen ein Ende haben.", sprach ihn Artur leicht heiser an. Die Schlacht war für den Lord verloren, aber seine Männer kämpften immer noch. Ein unnötiges Opfer wie Artur fand, zudem würde der Prinz es gutheißen wenn er Verigeens lebend bekam. "Damit ich in einem Karren den Volk vorgeführt werden kann und meine Hinrichtung auf den Marktplatz zelebriert wird. Nein Ser, mein Tod ist schon beschlossen, aber ich werde mit einem Schwert in der Hand sterben. Ihr habt das Urteil des Prinzen verkündet, dann vollstreckt es auch wenn ihr es vermögt.", sprach der Mann trotzig und zog seine Klinge.

    *

    Larissas Rufe weckten Artur aus seinem Traum, oder eher seinen Erinnerungen. Auch die anderen fuhren schreckhaft auf und sahen sich in der Dunkelheit um. Kurz darauf kamen sie zu dem zweifelhaften Vergnügen sich einen nächtlichen Partisanenangriff anzuschauen. So schnell wie sie aufgezogen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Vermutlich war es auch nicht ihre Absicht gewesen viel Schaden anzurichten sonder mehr zu zeigen das sie immer noch da waren. Die königlichen Truppen ließen sich auf jedenfall nicht nachts in den Wald locken und so kehrte eine trügerische Stille ein. "Wir sollten uns wieder hinlegen.", erklärte Artur nach einiger Zeit des Schweigens. Morgen würden wohl als erstes die Waldläufer in den Wald schwärmen und die Spur aufnehmen und dann wäre es wohl besser nicht mehr hier zu lagern. Sie mussten sich ausruhen solange sie es konnten. "Geh ruhig schlafen Larissa, ich übernehme ab hier die Wache.", sprach er an die Dalish gewandt und kurze Zeit später saß er alleine an dem kleinen Feuer während sich der Rest niedergelegt hatte und wohl versuchte irgendwie zu schlafen. Artur hatte sein blankes Schwert auf den Knien abgelegt und schute nachdenklich ins Feuer. Die kleinen Flammen spiegelten sich auf der glänzenden Klinge, tanzten und flackerten. Er dachte über seinen Traum nach, an die Belagerung von Eschette. Letztendlich hatte er den Lord im Zweikampf besiegt und dabei auch seinen Wunsch im Kampf zu sterben erfüllt. Nicht das er es darauf angelegt hatte, jedoch ließ die Sturheit seines Gegners kein anderes Ende zu. Die beiden Edelknechte waren von seinen Männern niedergemacht wurden. Anschließend waren seine Männer in die Kemenate vorgedrungen, wo sich auch Frau und Tochter des Lords aufhielten. Dieses Mal verhinderte Artur das es zu einem Vorfall wie in Carahot kam, einen der Männer schlug er nieder als er sich an der Tochter vergehen wollte. Die Sache bei den Dalish war damals schon über einem Jahr her gewesen doch Artur hatte sie nicht vergessen, lange lag es wie ein Schatten auf seiner ritterlichen Ehre. Er hatte seine Lehren daraus gezogen, unter seinem Kommando würde so etwas nicht mehr passieren, ansonsten wäre sein Titel nicht mehr als Schall und Rauch. Er war ein Söldner, aber auch ein Ritter irgendwie musste er die beiden Dinge miteinander vereinbaren. Spielerisch ließ er die Klinge durch das Feuer wandern. Durch die Ereignisse war sein Ansehen in Starkhaven gestiegen, der Prinz nannte ihn damals scherzhaft seinen "Schwarzen Vollstrecker" ein Name der an ihm hängen geblieben war. Es gab schlimmeres, vor allem da er damals Larissa kennengelernt hatte und ihm das Ansehen half um sie zu werben. Welche Familie gab schon gerne ihr Töchterlein einem ausländischen Ritter ohne Ansehen in Starkhaven. Mit einemRuck zog er das Schwert zurück. Wie lange war das schon wieder her? Jetzt zog er mit einer bunt zusammengewürfelten Bande durch Ferelden, immer noch im Söldnergewerbe. Was war er mehr? Ein Söldner oder ein Ritter? Seit er in Ferelden war hatte er gegen Brut, Banditen, Meuchelmörder und einem Werwolf gekämpft, nichts wofür man sich schämen musste. Wer wusste schon was die Zukunft bringen würde, sie war ein verschlungener Pfad, der sich nur offenbarte wenn man sie beging.

    *

    Sobald sich der Himmel etwas aufhellte brach die Gruppe nach einem leichten Frühstück ihr Lager ab und begab sich wieder auf die Straße. Nach den Ereignissen der gestrigen Nacht war es besser schnell weiterzuziehen bevor sie noch in irgendwelche Gegenmaßnahmen der königlichen Truppen gerieten. Wenn sie einen gewissen Abstand hatten konnten sie ja dafür mittags eine etwas längere Rast machen. Aufgrund des frühen Aufbruchs kam die Gruppe dafür in den Genuss bei ihrem Marsch auf der Straße den Sonnenaufgang zu genießen, welcher sich am Horizont hinter ihnen vollzog. Die Straße war zudem noch leer und je weiter sie vorwärtsgingen wieder im besserem Zustand. Gleichwohl legten zahlreiche Fußspuren und plattgetretene Gräser stumm Zeugnis ab über die zahlreichen Heerbewegungen auf ihrem Rücken. Immer noch ein wenig Schlaftrunken wandelte die Gruppe auf ihren Spuren, nach und nach die Müdigkeit abschüttelnd. Morgana war nicht sonderlich gut gelaunt, sie war zur Abwechlsung mal nicht aktiv im Nichts gewandelt sondern hatte geträumt. Das kam bei Magiern eher selten vor, normalerweise gestaltete sich deren Ausflüge jenseits des Schleiers anders. Dieses Mal hatte Morgana aber geträumt und zwar von den Galgenbäumen des Vortages. Im Verlauf des Traumes hatte man sie ebenfalls aufgeknüpft und während sie sich zappeldn in die Lüfte erhob waren die anderen Gruppenmitglieder auch dort gewesen und hatten teilnahmslos als Zuschauer dagestanden. Auch Larissa, was die Traum-Morgana ganz schön gewurmt hatte. Die reale irgendwie auch, obwohl sie sich klar war das es nur ein Traum war und sie eigentlich froh sein konnte nicht irgendwelches richtig krasses Zeug geträumt zu haben. Letztendlich waren Träume bedeutungslos und wer wusste schon ob dieses kleine Miststück von Dämon nicht in irgendeiner Form für diesen Traum verantwortlich war. "Sähe ihr ähnlich.",schoß es der Hexe durch den Kopf welche versuchte das Geträumte zu verdrängen. Nachdem die Sonne aufgegangen war und die Gruppe eine zeitlang unterwegs konnte man sogar später Bewegung innerhalb der Felder sehen, allerdings keine Soldaten sondern Bauern welche mit Sensen in den goldgelben Feldern unterwegs waren und die Ernte einfuhren. Ein fast schon malerischer Eindruck nach dem gestrigen Tag, immerhin schien von den beiden Bürgerkriegsparteien keiner die Felder anzuzünden, dieses Privilieg blieb der Brut überlassen. Nach einem weiteren Stück Weg kamen sie sogar an einer großen steinernen Mühle vorbei deren Flügel sich langsam im schwachen Wind drehten. Vor der Mühle sah man mehrere Menschen welche große Säcke auf einen Karren luden, während andere Weizen in die Mühle brachten. In Gegensatz zu gestern war heute ein sonniger Tag mit wenig Wolken und ein schwacher Wind blies über die Felder und Köpfe der Gruppe hinweg. Mealla welche auf ihrem Pferd saß genoß die Sonne und den Wind, der ihren braunen Zopf immer ein wenig wehen ließ. Kurz vor Mittag brachte die Straße die Gruppe schließlich zu einem Dorf welches abseits des Weges lag, aber nicht allzuweit von der Straße entfernt. Die Gruppe sah mehrere kleine Hütten aus Lehm, Holz und teilweise Stroh und sogar ein größeres Gebäude aus Stein welches wohl eine kleine Kapelle war. Templer waren in solchen Glaubenshäusern nicht zu erwarten, aber bei einem Dorf von dieser Größe war ein Brunnen wahrscheinlich, vielleicht sogar eine Schenke. Da sie schon seit dem frühen Vormittag im zügigen Schritt unterwegs waren, schien eine längere Rast angebracht und diese konnte man wohl genauso gut in dem Dorf verbringen.

    Im Dorf selbst war nicht sehr viel los, die meisten Bewohner waren vermutlich auf den nahen Feldern unterwegs, dennoch waren Menschen auf der Straße vornhmlich alte Menschen und kleine Kinder, aber auch einige Bewohne die wohl einfach keine Feldarbeiter waren. Viele schauten neugierig , manche skeptisch vor allem auf die beiden Elfen, jedoch überwog ein freundliches Interesse beim Anblick der Neuankömmlinge. In der Dorfmitte stand ein Brunnen und unweit davon ein hölzernes Gebäude was wie eine Dorfschenke aussah. Die Gruppe machte sich auf den Weg in die Dorfmitte, als Morgana ein Gebäude bemerkte aus dem ein angenehmer Geruch herauskam, es duftete nach frischgebackenen Brot. Tatsächlich war es eine Bäckerei mit einem Fenster zur Straße aus der die Hexe von einer pausbäckigen Faru mit gutmütigen Lächeln angesprochen wurde. "Heda schöne Frau. Wohl auf der Durchreise? Darf ich euch zu einem meiner frischgebackenen Brote begeistern?", fragte die Frau freundlich woraufhin Morgana nähertrat. "Hier probieren sie ein Stück." fügte die Frau an und riss ein Stück vom Laib ab. Die Hexe steckte es in den Mund, es war äußerst knusprig gebacken und warm und weich im Innern." Zufrieden kaute sie das Stück und schluckte es hinunter. "Das ist gut. Ich nehme einen Laib.",antwortete sie gutgelaunt. "Verkauft ihr viel an Herumreisende?", fragte sie neugierig während die Fraue einen noch warmen Laib hervorholte.
    "Nein zur Zeit hauptsächlich an Soldaten. Die haben einen enormen Bedarf." "Welche Soldaten?", fragte Morgana angesicht der Lage im Land und gab der Frau ein paar Bronzestücke. "Na die mit Waffen halt.", antwortete die Frau ausweichend und lächelte übertrieben. Morgana beschloss nicht nachzuhaken und schloss zu Larissa auf welche wartend in einem kleinen Abstand auf sie wartete. Die Hexe riss das Brot in zwei Hälften und gab die andere der Dalish. "Hier für dich.", sagte sie mit einem Lächeln und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. In der Nähe des Dorfplatzes fanden sie eine Bank auf der sie sich niederließen und kleine Stücke vom Leib verzehrten und aßen. Morgana beobachtete inzwischen bessergelaunt die kleinen Kinder welche in der Nähe spielten.
    "Nach den Ereignissen von gestern ist es schön mal an einen Ort zu sein wo nicht überall Gehängte sind und sich die Leute gegenseitig umbringen. Hier ist es fast schon idyllisch.", erklärte sie gutgelaunt an Larissa gewandt und kaute ein weiteres Stück Brot.
    "Erinnert mich ein wenig an das Dorf in dem ich aufgewachsen bin, auch wenn das im Wald lag und keine Kirche hatte. Die Leute dort gingen lieber zu den Druidinnen und waren etwas..nun ja naturverbundener.",erklärte sie beim Anblick der kleinen Kapelle in der Nähe.
    "Kann ich mich nicht darüber beschweren, wäre es anders gewesen wäre ich wohl woanders gelandet, so hatte Templer anlügen schon eine Tradition dort. Allerdings war auch nie besonders viel los dort. Ich habe mich immer gefragt wie meine Mutter als Schneiderin mit der Kundschaft zufrieden war.", befand sie nachdenklich. Die wenigsten Dörfer hatten viele Handwerker, aber das Lochlann rechtabgeschieden gewesen war hatten sich die Bewohner selbst helfen müssen. "Verschwendetes Potenzial, wenn ich mir mein Kleid so ansehe. Aber sie war immer zufrieden mit dem was sie tat.", erklärte Morgana und strich sich stolz über ihr schwarzes Kleid. Natürlich war es wohl nie für sie geplant gewesen, immerhin war sie erst zwölf bei Tod ihrer Mutter gewesen, aber trotzdem trug sie es gerne.
    "Manchmal wünsche ich mir sie könnte sehen wie ich es trage.", sagte Morgana leise mehr zu sich als zu Larissa und seufzte kurz. Dann lächelte sie jedoch und lehnte sich sanft an die Dalish neben sich an.

    Während sich Nimue einen schattigen Ort in der Nähe der Schenke suchte, begaben sich die drei Reiter zum Brunnen in der Mitte wo eine Tränke stand. Diese füllten sie mit Wasser für die Pferde und welche dieses mit Genuss soffen. Anschließend machten sich die beiden auf den Weg zur Schenke während Mealla beschloss sich die kleine Kapelle von innen anzuschauen. Anbetungstätten waren oft die schönsten Gebäude in einer Stadt und die Elfe war neugierig wie wohl Dörfler mit ihren Mitteln den Erbauer huldigten. Im Innern der Kapellle war es angenehm kühl. Ein paar Holzbänke standen drinnen worauf sich ein paar Frauen in den vorderen Reihen befanden. Hinter einem kleinen Altar war eine junge Schwester damit beschäftigt etwas zu arrangieren, vermutlich für die abendliche Messe. Die steinernen Wände hatten Einbuchtungen in den brennende Kerzen standen, die meisten sahen selbstgemacht aus. Vorne neben dem Altar brannte eine etwas größere und massigere Kerze. Die Elfe machte einen kurzen Knicks vor der Andrastestatue und setzte sich dann auf eine der Bänke. Sie genoß diese spirituelle Ruhe innerhalb der Kapelle und diese angenehme Kühle in ihrem Innern.
    Mit den verschränkten Händen auf die Bank vor sich gelegt, begann die Kopfgeldjägerin ein kleines Gebet.
    "Heil dir Andraste, Braut des Erbauers, Verkünderin seines Willens. Du bist gebenedeit unter den Frauen und starbst in seinem Namen. Heilige Andraste, Braut des Erbauers, bitte für mich Sünderin jetzt und in der Stunde meines Todes.", sprach sie mit gedämpfter Stimme und erhob sich dann. Bevor sie die kleine Kapelle verließ zündete sie dann noch eine kleine Kerze an und trat dann gutgelaunt aus der Kirche. Draussen ging sie über den Platz und ging zu dem Tisch im Schatten wo die Zauberin saß. "Ich darf doch?", fragte sie höflich und zeigte auf die Bank, was von Nimue mit einem Nicken bejaht wurde. Langsam ließ sich die Elfe auf die Bank nieder.
    "Wenn ich euch eine persönliche Frage stellen dürfte, wo kommt ihr eigentlich her? Wir haben uns das letzt mal ausführlich darüber unterhalten wo ich herkomme, aber ich wüsste gerne wo ihr herkommt. Also bevor der Zirkel euer Zuhause war. Anders als es in Tevinter der Fall ist sind Magier hier ja eher selten die Kinder von anderen Magiern.",erkundigte sich die Elfe freundlich. In Tevinter war es einfach dort versuchte man angestrengt Magier zu züchten, aber über den Süden hatte sie noch immer Bildungslücken.

    Während Mealla sich in die andere Richtung aufmachte, begaben sich Mordred und Artur in Richtung Schenke in welche sie eintraten. Der Wirt welcher gelangweilt die Theke wischte und vermutlich auf die durstigen Feldarbeiter wartete, sah bei ihrem Eintreten erwartungsvoll in ihre Richtung. "Bier Mylords?", fragte er anbiedernd. "Ja schenkt ruhig ein, es wird gut tun sich den Staub der Straße aus den Kehlen zu spülen.", antwortete Artur gutgelaunt. Der Wirt folgte und füllte zwei große Tonkrüge mit der schäumenden Flüssigkeit. Beide Männer nahmen die Krüge entgegen. "Nun denn, ich würde sagen auf eine etwas ruhigere Weiterreise.",sagte Artur und stieß mit dem Antivaner an. Nachdem beiden einen Schluck genommen hatten fuhr er fort. "Auch wenn natürlich die Chancen dafür schlecht stehen. Hoffen wir einfach das euch nicht zuviele Leute wie die Gestern wiedererkennen und wir nicht in irgendeine Schlacht hineinlaufen.", fügte er an. Die beiden Männer gingen mit den Krügen in Richtung Ausgang. "Wenn ich mich richtig erinnere war der Vorwurf den man euch gestern an den Kopf geworfen hat genau der weswegen ihr bei unserer ersten Begegnung in einen Kampf verwickelt wart. Vielleicht solltet ihr euch diese Erklärungen sparen und einfach den Grauen Wächtern beitreten?"


    [Bild: Larissa_klein.jpg] & [Bild: TxGIDkV4csRmordred_klein.png] & [Bild: zq0QcywsNnimueblaurot_klein.jpg]

    Der Rauch von hunderten Herdfeuern verabschiedete die Gruppe am frühen Morgen. Angesichts der anschwellenden Gewalt hatte keiner der Sechs Lust hier noch länger zu verweilen und kurz nach Sonnenaufgang rückten sie ab, gehüllt in Schweigen.
    Das Dorf, in das die Gruppe später am Tag einrückte widersprach auf angenehme und doch schon fast brachiale Art und Weise dem, was man von einem bürgerkriegsgebeutelten und von dämonenähnlichen Wesen bedrohten Land erwarten würde. Keine Galgen säumten die Wege, keine verriegelten Fenster die Fassaden und keine misstrauischen oder ablehnenden Blicke wurden ihnen zugeworfen. Stattdessen schien dieses Dorf sämtliche Pein einfach zu ignorieren. Bunte Hyazinthen blühten unter den sauberen Fensterbänken der rustikalen aber vor einladender Gemütlichkeit seufzenden Häuser. Die Wege waren gefegt, die Seitenränder mit Feldsteinen gekennzeichnet und hier und da fanden sich Apfelbäume mit kleinen, süßen Früchten daran. Der aus hellem Stein errichtete Brunnen zeigte den Kern des Dorfes an, denn um ihn herum erhoben sich die eine Kirche gegenüber einer Taverne. Irgendwo backte jemand Brot, nicht diese billigen mit weißem Lehm gestreckten Fladen sondern echtes, gutes Brot. Die Bauern schienen wahrlich in einem Überschuss zu leben, denn nicht nur boten sie es zum Verkauf an; Morgana nutze diese Chance sofort, sondern ließen sie sie zuvor auch noch kosten. Nur die größten Märkte wie in Antiva Stadt, Cumberland oder Val Royeaux ließen die Kunden von ihren Waren probieren. Mordred schüttelte den Kopf, als er dies sah. Dieses Dorf war wirklich gesegnet… oder verflucht. Gegen die zweite These stemmte sich die schöne, hohe Kirche des Dorfes aus deren - für jeden Gläubigen - geöffnete Flügeltür lockend ein einnehmender Gesang drang. Die Stimmen die an Mordreds Ohren drangen versetzten ihm einen tiefen Stich. Er war ein Sünder, abgekommen von dem Glauben Andrastes, wenngleich er sie auch nie verleugnet hatte. Die drückende Gegenwärtigkeit des Glaubens lastete plötzlich schwer auf seinen Schultern und trieb ihm fast vergessene Scham ins Herz. Er senkte den Blick auf die Mähne seines Pferdes und versuchte angestrengt sich dem Griff der plötzlichen Aura der Frömmigkeit zu entwenden. „Verzeih mir“, dachte er und die Worte hallten im Inneren seiner Seele wider, während Mealla sich von ihnen trennte und der Verlockung der Kirche nachkam. Morgana und Larissa hatten sie irgendwo hinter sich verloren, doch dieses Dorf war zu klein, als dass sie sich wirklich verpassen könnten. Also drückte er sein Pferd in die Flanken und trieb es gezielt auf die Taverne zu lenkte. Dort stieg er ab und warf einen Blick auf die Kirche, die dort altehrwürdig und erhaben über die Dächer des Dorfes aufragte. Die Fetzen grauer Wolken zogen hinter dem am Turm angebrachten Symbol vorbei und gerade als er sich abwenden wollte, riss ein Sonnenstrahl die Wolken auseinander und schimmerte golden auf das Dach des Gotteshauses. Mordred erschauerte; ihm stockte der Atem. Dann hörte er das ewige Klirren von Arturs Rüstung, der sein Pferd anband und sich an ihm vorbei in die Taverne schob. Mordred flüchtete vor seinem Gewissen und folgte ihm.

    Auch Nimues Laune schien die eindringliche Anwesenheit der Kirche abkömmlich, worauf sie ihre Schritte zu einer Bank nahe der Taverne lenkte, die unter einer sicherlich schon hundert Jahre alten Eiche aufgestellt wurden war. Es war eine einfache Bank, ein Baumstamm vom Scheitel bis zur Sohle entzwei gehauen und die dadurch entstandene Oberfläche glattgehobelt. Es musste allerdings Äonen her sein, seit man die Bank hier aufgestellt hatte, denn mittlerweile hatten sich dort so viele Leute verewigt, dass die Oberfläche wie ein von Panzerreitern zerfurchtes Schlachtfeld wirkte. Dennoch wirkte auch diese Stelle nicht weniger idyllisch als das ganze Dorf. Dort ließ sie sich nieder, überschlug die Beine und schaute hochnäsig die wenigen Dörflerinnen an, die sie mit eifersüchtigen Blicken bedachten. Ein Strauch von Holunder blühte an der Seite der Taverne und verströmte wunderbare Gerüche während singende Vögel geschäftig zwischen den strohgedeckten Häuserdächern und dem Kirchturm umherstrichen. Unweit ihrer Bank formierten sich zwei Miniaturregimenter aus spielenden Kindern, Stöcke statt Schwertern, Speeren und Bögen haltend. Die meisten, Jungen wie Mädchen wobei Letztere wohl den Part der Reserve übernahmen, waren zwischen sieben und zehn Jahre alt. Angeführt wurden sie jedoch von einem Jungen von sicherlich zwölf Sommern, der ihnen mit Engelsgeduld ein taktisches Manöver erklärte. Nimue verschränkte die Arme und sah sich an, wie der junge Feldmarschall seine Truppen ordnete und dann erwartungsvoll einen Befehl erteilte. „Rechts um!“, rief er mit der Freude eines Kindes. Die Einheit drehte sich, ein Mädchen wandte sich nach Links anstatt nach rechts und im Regiment brach Chaos aus. Jemandem wurde an den Haaren gezogen und jemand anders jammerte, während der Älteste verzweifelt versuchte die Ordnung wiederherzustellen. Ironischerweise schien sich das Verhalten der Kinder im Grundsatz kaum von dem der erwachsenen Soldaten zu unterscheiden. Jemand begann einen Fehler, es kam zu Anschuldigungen und Streit und die Offiziere mussten die Scherben aufkehren.
    Zwischen den ganzen falschen Soldaten tauchte nun ein Echter auf. Das heißt viel eher eine echte Soldatin, die Elfe Mealla, die ihre Seele in der Kirche zu erleichtert haben schien und nun zu Nimue herüberkam. Da der Magierin auf die Schnelle kein guter Grund einfiel, warum sich die Kopfgeldjägerin nicht zu ihr setzen sollte, nickte sie einfach, seufzte aber in Erwartung auf das was da kommen mochte. Lange ließ sich Mealla nicht Zeit, Nimue mit Fragen zu ihrer Person zu bedrängen. In Nimues Augen galt „Quit pro Quo“ nicht sonderlich viel, dennoch drängte sich ihr die fast beseitigen Schuldgefühle auf, die sie verspürt hatte, als sie über Tevinters Sklaven referiert hatte. Also seufzte sie sehr, sehr leise und wedelte einleitend mit der Hand. „Ich kann mir zwar beim besten Willen nicht denken, wieso Euch ausgerechnet meine Person und meine Herkunft interessieren sollten, denn mit dem Eintritt in den Zirkel ist dies das einzige noch relevante Zuhause, welches ich bis zu meinem Tod haben werde, aber bitteschön. Ich stamme aus einem kleinen Örtchen namens Salzdorf, einem Küstendorf am Meer zwischen Highever und dem Arltum Westhügel, falls ihr wisst wo das liegt. Genaugenommen befinden wir uns hier also nicht nur in meinem Heimatland Ferelden, sondern sogar in dem Teyrnir meiner Geburt.“ Nimue schüttelte die roten Haare zum Zeichen, dass dies eine vollkommen unbedeutende Erinnerung sei. „Mein Heimatdorf ist vollkommen durchschnittlich, in keinem Sinne besonders, ruhig und meist friedlich. Und rückblickend ziemlich langweilig. Wäre ich dort geblieben, ich wäre vermutlich eingegangen.“ Sie lächelte schräg und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Lippen, wobei sie nachdenklich zwischen die Blätter der Eiche schaute. „Was ich jedoch vermisse sind das Meer und das Schwimmen darin. Es ist einfach ein Unterschied, im Calenhad-See und unter Aufsicht männlicher Templer zu baden, oder sich in die salzigen, schaumgekrönten Fluten zu stürzen. Ich liebe das Meer, ich liebe es die Schiffe zu betrachten wie sie am Horizont schrumpfen oder auftauchen. Ich liebe die Gischt, die einem ins Gesicht spritzt, wenn man am Bug eines Bootes die Wellen durchschneidet, liebe das Schlackern der Segel und das Knarren der Planken.“ Nimue merkte, wie sehr sie sich in Schwärmereien verlor und kam rasch auf das eigentliche Thema zurück. „Wie dem auch sei, ein magiebegabtes Kind wird bei Erkennen in den Turm des Zirkels und zur Ausbildung gebracht, ich bin da keine Ausnahme. Ich war keine acht Jahre, als ich zum Zirkel kam und das Leben in Salzdorf unwiederbringlich hinter mir ließ. Daher ist es auch nicht von großem Belangen, wer ich war. Wichtig ist nur noch, wer ich bin.“ Sie richtete die blauen Augen von der Farbe einer ruhigen See auf die Kriegselfe und fragte: „Ich hoffe dies ist die Antwort, auf die Ihr gehofft habt, obwohl ich es bezweifle. Ihr hattet sicherlich damit gerechnet, ich sei eine heimliche Thronerbin oder Tochter eines wohlhabenden Ritters, oder?
    Nach einer Weile schaute sie zu der Kirchentür. Eine kleine Gruppe intonierender Priester drängte aus ihr heraus, gefolgt von einer etwa doppelt so großen Menge an Frauen mit in Demut gesenkten Häuptern. „Ihr wart in der Kirche“, stellte die Magierin trocken fest. „Seid Ihr sehr gläubig?

    Mordred kippte den Humpen Bier ohne abzusetzen hinunter, wischte sich mit der Rückhand über den Mund und ächzte. Artur, der sich neben ihm auf der Bank direkt unter dem Fenstersims niedergelassen hatte staunte wohl, sagte aber nichts. Stattdessen wies er auf die Anschuldigung hin, die Mordred gestern und auch bei ihrem ersten Treffen vorgeworfen wurde. Schon damals nannten ihn die Männer einen Königsmörder und Wächter. Arturs hielt dies offenbar für sehr komisch, denn er witzelte, Mordred solle sich doch am besten gleich den Wächtern anschließen. „Ihr wollt mich wohl loswerden“, antwortete Mordred schwach und schaute auf die Stiefelspitzen. „Früher wollte ich tatsächlich immer zu den Wächtern gehören, aber welches Kind möchte das nicht, wenn es einmal die Heldengeschichten des Ordens gehört hat, von den unsterblichen Taten, der Wichtigkeit ihres Daseins und der ihnen entgegengebrachten Bewunderung. Allerdings weiß ich mittlerweile, was es bedeutet ein Wächter zu sein. Dass die Soldaten mich für einen Wächter hielten hat damit zu tun, dass ich mich seit dem Vortag der Schlacht bei eben diesen Männern aufhielt. Wohlgemerkt: nur Männer. Was für ein langweiliges Leben muss es wohl sein, wenn man zwar ein Held ist aber keine Frauen bei sich hat.“ Er zuckte mit den Schultern. „Allerdings soll der Orden wohl kurz vor der Schlacht noch Zuwachs von einer Frau bekommen haben, aber wer weiß schon ob das stimmt.“ Mordred schaute zu Nimue und Mealla, die auf einer Bank nicht allzu weit von ihnen saßen, die Gesichter einander zugewandt und offenbar in ein Gespräch vertieft. Es überraschte ihn, dass die Magierin sich überhaupt so oft mit der Elfe befasste. „Allerdings scheint die kleine Gemeinschaft, die sich auf den Straßen dieses Landes zusammenfand durchaus geeignet den Grauen Wächtern beizutreten, oder? Männer wie Euch braucht man vermutlich immer und verzierte Späher wie Larissa, Reiter wie Mealla oder Zauberinnen wie Nimue würden so einen bunt zusammengewürfelten Orden zweifelsohne stärken.“ Mordred schob den leeren Bierkrug auf dem Holz hin und her, den Blick konzentriert auf das Gefäß gerichtet. Dann sah er Artur wieder an und fragte: „Wolltet Ihr nie einem Orden wie den Wächtern angehören? Etwas Größerem dienen?

    Larissa kaute auf dem Brot herum, genoss es und wunderte sich darüber, dass die Menschen nur so selten in der Lage waren solch leckeres Brot zu backen. Auf der anderen Seite war es aber schon überhaupt erstaunlich, wie man aus solch einem simplen Produkt solch eine Köstlichkeit zaubern konnte. Nun, vielleicht hatte sie auch einfach nur Hunger, immerhin fielen die von ihr abgerissenen Brotstücke auch um Einiges weniger mundfein aus als Morganas. Irgendwo jubelten Kinder, irgendwo zwitscherten Vögel, irgendwo meinte sie ein leises, rhythmisches Stöhnen zu hören. Dass sie es sich nicht eingebildet hatte zeigte sich, als ein junger muskulöser Holzfäller und ein in einfache Kleidung gehülltes Landmädel hinter einem Holzstapel hervorkamen, das Mädel den Rock richtete und der Mann sein Hemd zuknotete. Ein verliebter Klaps und ein Augenzwinkern später trennten sich die Beiden, der Mann ging mit einer Axt bewaffnet in Richtung des Birkenhains, der hinter dem Dorf blühte während die Frau in Richtung Brunnen davonging. Larissas Wangen röteten sich wie eine zarte Rosenblüte dennoch lächelte sie verstohlen. Ein paar Vögel, Buchfinken wie Larissa erkannte, kamen herangehopst und piepsten sie leise an. „Jaaa, meinetwegen“, antwortete die Elfe, zerpflückte ein Stück Weißbrot in kleine Flocken und warf sie den Vögeln zu. Tiere, vor allem Vögel, hatte eine Affinität gegenüber Dalishelfen und so verwunderte es kaum, dass die Piepser bis zu Larissas Stiefeln kamen oder auf die freie Sitzfläche neben ihr flogen. Einzig Morganas Anwesenheit ließ die Vögel etwas skeptisch dreinblicken. Menschen war grundsätzlich nicht zu vertrauen! Allerdings beugte Larissas Anwesenheit größere Vertrauensdefizite vor.
    Die Hexe wiederum führte nun einen fast schon nostalgischen Monolog über den Ort ihres Aufwachsens und schließlich ihrer Mutter. Anscheinend war sie nicht immer die emotional kühle Wildhexe gewesen, die Larissa damals getroffen hatte und die mit dem Gedanken gespielt hatte sie und Artur umzubringen. Allerdings führte eine magische Begabung in einer Welt, in der die Magie kontrolliert und angefeindet wurde in Kombination mit der plötzlichen Einsamkeit im Alter von Zwölf wohl zwangsläufig zu einer harten Persönlichkeit. Das war die sogenannte „Natur der Dinge“. Plötzlich lehnte sich Morgana leicht an, nur ganz sanft aber doch spürbar. Sie war selten emotional, manchmal wie jetzt zum Beispiel ohne ersichtlichen Grund. In anderen Momenten wiederum wirkte sie völlig abgeklärt und fast distanziert und dieses merkwürdige Zusammenspiel verwirrte Larissa zunehmend. Bei Morgana wusste man nie, ob man nicht vielleicht etwas falsch machte und obwohl die Hexe wohl kaum zu Vergeltungsmaßnahmen greifen würde, fürchtete Larissa Morganas Zorn. Und Zorn besaß sie, dass konnte man spüren. Man konnte ihn sogar manchmal in einem tiefen Winkel ihrer rauchgrünen Augen aufblitzen sehen, wie ein See der die kalten Sterne widerspiegelte. Und weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte, sagte sie lieber gar nichts sondern drückte nur sanft ihr Bein gegen Morganas.
    Shepard Commander ist offline Geändert von Shepard Commander (13.06.2016 um 15:47 Uhr)
  18. #118
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    Nekka

    Quintus

    [Bild: lCfmu1YkiTgOPlYsBrxJRUAIy.png]

    Als die Kriegerin einen Blick zurück auf ihre Mitstreiter warf ist es ihr dabei nicht entgangen, dass sie über irgendetwas ziemlich angeregt einige Worte austauschten. Höchstwahrscheinlich waren sie noch sehr aufgebracht über die jüngsten Ereignisse. Immerhin kämpfte man nicht jeden Tag mit völlig entblößtem Körper und in Gegenwart fremder Menschen, gegen einen hinterlistigen Dämon, welcher sich der Macht der Illusionen bedient. Doch die junge Schlägerin dachte sich nicht viel dabei, es kümmerte sie eigentlich nicht. Nie hat sie sich dafür interessiert, was andere denken. Juri suchte nur das Adrenalin, den Rausch, die brachiale Gewalt des Kampfes.

    Viel wichtiger war aber nun die Tatsache, dass die Götter ihr noch eine weitere Gelegenheit gaben, auf irgendetwas einzuschlagen bis es sich nicht mehr rührt.
    Das junge Mädchen aus der Wildnis holte derweil ihre Habseligkeiten. Ihrer Ausdrucksweise und den Worten nach zu urteilen lag es ihr besonders am Herzen nicht mehr alleine zu reisen. Fragend blickte sie auf zur Kriegerin, die soeben ihren Aufbruch angekündigt hatte. ,,Wohin gehen wir als nächstes?"

    Eine wirkliche Antwort hatte Juri darauf nicht. Sie wusste nur, dass sie auf jeden Fall nicht hier bleiben wollte. Doch nun meldete sich auch der Magier zu Wort und fragte die Kriegerin nach einem Ziel. Seines war Lothering, von dem was sie seinem Gefasel entnehmen konnte.

    Musste denn alles in der Welt immer einen Bestimmungsort haben? Warum ist das Gemetzel auf dem Weg dorthin nicht das Ziel?
    "Lothering?" Sie überlegte kurz. Der Versuch eine Überlegung vorzunehmen scheiterte jedoch wenige Augenblicke später. Ihr Schädel begann sofort zu rebellieren wenn sie ihre Gehirnzellen anstrengen sollte. Ihre Handfläche wanderte zur Stirn, die Augen waren nun geschlossen. "Gnah!" Mit einem kurzen befreienden Schrei löste sie die Ketten der Vernunft und gab sich wieder vollkommen ihrer wilden Natur hin. Breitbeinig stand Juri ihren Begleitern gegenüber, beide Hände vor sich zu Fäusten geballt. Ein irrer Blick zierte ihr Antlitz. "KLINGT NACH UNTERHALTUNG! Gehen wir?!"
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  19. #119
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    Aryan & Abyss

    Angeline

    [Bild: ivy_rpg__abcdefgh.png]

    Ivy lauschte aufmerksam den Worten des Hünen. Nach Denerim wollten die beiden reisen. Die Magierin fragte sich was ihr Onkel wohl gerade treibt. Wahrscheinlich war er gerade wieder im Vollrausch bei den ganzen Lyriumsubstanzen, die ihn umgaben. Vielleicht aber hat er schon wieder etwas neues über ihren Zustand in Erfahrung bringen können. Der Alte war zwar stark abhängig von seinem Zeug, hatte aber oftmals genau dann logische Schlussfolgerungen, die auch zu Ergebnissen führten. Immerhin hatte er erkannt, dass es wohl eine Möglichkeit gibt die optische Veränderung bewusst zu steuern oder sogar vollständig zu kurieren.
    Manchmal jedoch schien sie nicht so ehrgeizig bei der Suche einer Lösung zu sein wie sonst. Es gab eben Momente, wo sie auch angenehme Seiten an diesen plötzlichen Veränderungen entdeckte. Hin und wieder kann eine optische Veränderung sich durchaus als nützlich erweisen. Gerade als Magierin. Sofern es also die Möglichkeit gab diesen Effekt zu kontrollieren, würde Ivy sich mit diesem Umstand sehr gut anfreunden können.

    Als die Magierin gerade sich ebenfalls ein Stück Brot genehmigte, wenn auch nicht ganz so ausgelassen wie das kleine Mädchen, fragte Aryan ob eine Freundschaft mit der Wirtin besteht. Es dauerte einen kleinen Augenblick, bis der Bissen in ihrem Mund verarbeitet wurde. "Nun." Sie spülte kurz mit einem Becher Wasser nach. "Nicht direkt. Wir kennen uns seit wenigen Tagen, aber sofern ich das beurteilen kann verstehen wir uns bisher ganz gut. Wir haben uns beide schon den einen oder anderen Gefallen getan, das steigert das Ansehen. Ihr solltet es mal probieren." Ivy schenkte dem Mann ein kurzes Lächeln als Angeline und Bernhard sich näherten. Wie man es von einer guten Gastwirtin erwarten würde erkundigte sich die dunkelhaarige Tavernenbesitzerin nach dem Befinden. Ivy wollte ihr gerade danken, als Bernhard seiner Freundin mitteilte, dass Emmanuelle wohl verschwunden ist. Angeline war außer sich vor Wut und beschrieb was sie mit ihr alles anstellen würde. Ivy rückte derweil ein Stück nach hinten auf ihrem Stuhl um etwas Abstand zu gewinnen. Wer könne schon ahnen, welche Person als nächstes ihre Wut auffangen soll.

    Doch scheinbar gab es ein effektives Mittel gegen die Raserei der Klingentänzerin. Bernhard hatte anscheinend die Fähigkeit Angeline in diesen brisanten Augenblicken zu stoppen. Eine Handfläche die auf ihren vollen Lippen platziert wurde und ein diplomatischer Spruch in die Runde entschärfte die Situation. „Verzeiht ihre heftige… Reaktion. Angeline kann ein wenig… temperamentvoll sein…“

    Diese Erwähnung war nicht wirklich nötig. Ivy wurde bereits Zeuge von der Kraft die in der Süßen schlummert. Angeline hatte wirklich Glück. Ivy beneidete sie ein wenig, einen so gut aussehenden und zugleich fürsorglichen Mann an ihrer Seite zu haben. Ihr selbst war das Glück in dieser Hinsicht bisher verwehrt geblieben. In der Zeit auf See hatten die Leute eher Respekt und die Furcht vor ihrer Magie spielte dabei sicher auch eine Rolle. Außerdem sind Bindungen für jemanden der ständig auf der Durchreise ist um mehr über die magischen Geheimnisse dieser Welt in Erfahrung zu bringen sicher kein einfaches Unterfangen. Nicht zu vergessen dass ihr üppiger Vorbau durchaus auch einschüchternd wirken konnte. Da hatte es Angeline sicher leichter mit ihrem perfekt ausbalancierten Körper musste sie sehr begehrt sein bei Männern und Frauen zugleich.

    Ohne groß auf ihren Wutanfall zu reagieren unterstützte Ivy Bernhard dabei, die Wirtin zu besänftigen. "Es hat großartig geschmeckt Angeline. Ich kann euch gar nicht genug danken für eure Gutmütigkeit."
    Dann wanderte ihr Blick zwischen allen Anwesenden hin und her und ruhte dann schließlich wieder auf dem Fremden. "Denerim also. Ja ich hörte von der dunklen Brut und ihrem fauligen Griff der beinahe alles rund um Denerim umklammert. Mein Onkel lebt dort, ich würde ihn eigentlich gerne mal wieder besuchen. "

    Kaum hatte sie ihre letzten Worte ausgesprochen, bemerkte sie plötzliche etwas an ihren Fingern. Instinktiv schüttelte die Magierin mit den Händen, so als wenn man lästige Insekten abschütteln möchte. Doch bei näherer Betrachtung war dort nichts. Die Fingerspitzen kribbelten als wenn lauter Ameisen über die Oberfläche ihrer Haut wanderten. Der Herzschlag erhöhte sich in rasender Geschwindigkeit. Nicht schon wieder... Sie ahnte bereits was kommen würde, so wie es immer war. Nur diesmal wirkte es stärker als zuvor. Ihr Kopf begann zu schmerzen, als seien die Ameisen in ihr Gehirn eingedrungen. "E-entschuldigt mich für einen Moment." Ivy stand auf und zog sich mit großer Hast in das Zimmer zurück, dass für Emmanuelle und sie vorgesehen war. Die fehlenden Sachen ihrer ehemaligen Zimmergenossin sind ihr nicht entgangen, doch im Augenblick blieb ihr keine Gelegenheit einen klaren Gedanken zu fassen. Ivy legte sich auf das Bett und krümmte sich unter Schmerzen zusammen in der Hoffnung dass es bald wieder vorbei sein würde.

    Es dauerte nicht lang, bis die Schmerzen endlich aufhörten ihren Körper zu plagen. Wie erwartet hat der Vorgang erneut stattgefunden. Ein flüchtiger Blick auf ihre Haarspitzen bestätigte ihr: Das Kastanienbraun ihrer Haare ist gewichen und ein dunkelrot dominierte nun die ungeordnete Löwenmähne.

    [Bild: redheadivy13chane.jpg]

    Diese Farbe hatte sie noch nie zuvor, wahrscheinlich war es deshalb so intensiv dieses Mal. Ein Blick in den Spiegel ließ sie auch in andere Augen blicken. Smaragdgrün waren sie nun, eine Farbe mit der sich die Magierin gut anfreunden konnte. Zwar war trat die Veränderung bisher immer ein, es gab aber auch Zeiten wo sie für einige Monate oder sogar Jahre das gleiche Aussehen trug. Sie hatte noch nicht herausgefunden, was die Dauer ihrer Verwandlung bestimmt.
    Diese erneute Wandlung war eine kleine Erinnerung daran, dass es wieder an der Zeit war aufzubrechen um eine Lösung zu finden. Doch bei der dunklen Brut dort draußen wäre eine Reise alleine einfach zu gefährlich. Vor den Blicken aufmüpfiger Templer konnte sie sich schützen durch ihre Piratentracht die sie beim Aufbruch wohl wieder anziehen wird. Doch gegen die Massen an Schergen aus der Unterwelt gab es keine elegante Lösung. Hier funktionierten ihre Illusionen und Täuschungen nicht, dieser Abschaum machte keinen Unterschied ob nun grüne oder weiße Haare ihr Haupt zieren. Ihnen trachtete es nur nach dem Ende aller Völker Fereldens.

    [Bild: 12q1zvP1aOMjTYu8MHo7redheadivy14portrait5.png]

    Sie legte Ohrringe und ein rotes Stirnband an, es waren Habseligkeiten von der Zeit auf See. Diese Dinge halfen ihr sich daran zu erinnern dass sie ein klares Ziel vor Augen hatte. Der Magierhut wurde vorerst in ihren Beutel am Gürtel gestopft. Jetzt musste Ivy nur hoffen, dass Angeline nicht wieder ausrasten würde wie beim ersten Mal.

    [Bild: redheadivy14portrait12sharp.png]
    Neclord ist offline Geändert von Neclord (22.06.2016 um 16:14 Uhr)
  20. #120
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Auf geht's! ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png] Aril wartete einige Momente, bis Glandis sich mit Gwess am Zügel in Bewegung setzte.
    Ihre Bewegungen waren nicht gerade zielstrebig, sie trottete mehr voran.
    Aril schob das auf ihren Widerwillen, den Flussbaum zu verlassen und sich möglicherweise in Gefahr zu begeben.

    Sie wandte sich um und suchte mit Trovao einen möglichst breiten Weg durch die Leichen hindurch, denn das Schlachtfeld war einfach zu groß, um es zu umrunden.
    Von Zeit zu Zeit hörte sie Gwess hinter sich und war sich sicher, dass die Elfe dann ebenfalls folgte.
    Es kam kein Wort von Glandis aber Aril hatte es auch nicht erwartet. Es gab nichts zu sagen.
    Das Schlachtfeld rief ihr wieder tausend unangenehme Dinge ins Bewusstsein, die sie gerne vergessen hätte - angefangen bei ihrer Ankunft auf diesem furchtbaren Platz hier bis hin zu der Frage, ob Nien auf ebenso einem Schlachtfeld weit entfernt von ihr liegen würde.

    So erreichte sie das Tor zum Lager, das immer noch gebrochen halb offen stand.
    Sie wollte sich gerade nach Glandis umdrehen, da hörte sie einen lauten Schrei: »Nein!« und fast augenblicklich ein kräftiges Schnauben von Gwess. Aril ließ die Zügel fahren und fuhr herum, die Hand am Griff ihres Schwertes, das auf ihrem Rücken steckte.

    Doch sie konnte nichts erkennen - nichts außer einer Dalish, die gerade die Wunde von Gwess untersuchte. Aril öffnete den Mund um zu fragen, was los sei, doch die Farbe, die Glandis' Gesicht annahm, hinderte sie daran. Denn die Elfe lief gerade so rot an, als hätte sie einen schlimmen Sonnenbrand. Wie um es zu verstecken drückte sie sich an ihre Stute und verharrte so. Gwess ließ sie gewähren.

    »Diese verdammten Bilder« murmelte sie zu niemanden bestimmten, doch Aril hörte sie und konnte sich gut ausmalen, was in Glandis vorging.
    Sie klappte ihren Mund wieder zu und sagte nichts. Die Elfe erwähnte nichts weiter, sondern deutete auf das Tor: »Wir sind da! Was für ein Glück! Ich denke, Gwess ist in Ordnung. Sie hat mir geholfen, wo ich ihr helfen sollte. Dann lasst uns das Nötige finden!«

    Aril nickte. "Ich habe einen Vorschlag. Lass uns in dem Teil suchen, wo die Priester und Geistlichen waren. Ich erinnere mich, dass ich dort schon einmal etwas gefunden habe. Die Äpfel, glaube ich. Vielleicht finden wir dort erneut etwas. Was meinst du?"

    Sie würde jetzt nicht über Glandis' Verwirrung sprechen. Je schneller sie hier wegkamen, desto besser. Aber sie wollte auch nicht ignorant wirken. Deshalb fragte sie behutsam "Ist es wieder gut?"

    Sie hob die Hand, die sie zum Schwert gehoben hatte stattdessen zu ihrem schwarzen Pferd und zerwuschelte seine Mähne, während sie Glandis erwartungsvoll ansah.
    Fawks ist offline
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