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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    Der diesjährige Wettbewerbsbeitrag von DGDM im Rahmen des (vierten) Schreim naoch Buchstohm fällt ja deutlich aus der Reihe, was auch vom Autor selbst ja in geradezu demütigen und entschuldigenden Worten im Vorwort thematisert wird (dessen erster Satz übrigens irgendwie lückenhaft wirkt). Dabei sind so zurückhaltende Worte ja gar nicht nötig, wie ich finde!



    Denn jedenfalls der erste Post hat mich schon ziemlich überzeugt und vor allem ziemlich gut unterhalten. Bis auf wenige Ausnahmen lesen sich die Verse auch sehr gut, du hast einen guten Mittelweg zwischen „Form“ und gleichzeitiger Vermeidung von „Reim' dich oder ich fress' dich“ drauf, und im Gegensatz zu manch anderen Dichtungen (also meinen), finde ich das auch gar nicht umständlich zu lesen. Es kam bei mir also nie der Gedanke auf „Ach Mensch, das hätte ich jetzt doch lieber als richtige Geschichte gelesen.“ Ganz im Gegenteil finde ich, dass die Handlung gerade durch diese Versform wunderbar transportiert wird. Im Ansatz ist die Sache also schonmal geglückt!

    Bei der ersten „Strophe“ (darf man das bei sowas eigentlich so nennen?), in der Ohnegram so in ersten Ansätzen vorgestellt wird, dachte ich übrigens erst, dass sei so eine Art Ebenezer Scrooge und der Name dementsprechend ironisch gedacht. Er wird mir allerdings sehr schnell immer sympathischer, was vor allem auch an der zweiten Strophe liegt, die mit Fidelio direkt eine weitere sympathische Person einführt. Naja, und wenn ich das so lese … Fidelio ist ja vermutlich einfach ein Twink, und wenn jemand wie Ohnegram Twinks mag, dann finde ich den grundsätzlich auch erstmal sympathisch!

    Danach kommt dann eine kurze Stelle, die ich etwas holperig zu lesen fand:
    „Wie man mir kürzlich zugetragen
    Ist Euer Alter in der Stadt zu Gast.
    Man sagt, er will Euch etwas fragen“,
    Fidelio spricht's, die Stimme voller Hast
    Aber danach wiederum, danach wird es richtig gut, weil ich finde, dass Ohnegrams Gram (!) über diesen Tagebuchfund wirklich toll rübergebracht wird, wie überhaupt die Brisanz des Ganzen:
    Er sagt, er trage bei sich einen Gegenstand
    Der einem gift'gen Dolche gleich
    – Wenn er den Leuten wird bekannt –
    Zum bittren Ende dir gereicht.“
    Ich finde, das liest sich einfach richtig gut – und vermittelt eben auch gut den Inhalt, die eigentliche Handlung. Da habe ich bei manchen Dichtungen ja manchmal auch Schwierigkeiten, vor lauter Versen der Handlung zu folgen, aber das klappt hier auch ganz wunderbar.

    Vielleicht lässt er uns ew'ge Freunde werden,
    An deren Treue Schwert und Lanz' zerbricht,
    Muss ich leider als Phallussymbole deuten.

    Bei der teils doch sehr geschliffenen Sprache in der wörtlichen Rede gefällt mir eine Stelle wie diese zwischendurch übrigens auch ganz gut:
    „Ich danke dir für dein Vertrauen
    Und heiß es Schand, dass ich's noch nicht erwiedern kann
    So führe mich zu meinem Vater dann
    Damit ich ihm dann ohne Gram
    Sein Maul blitzblank polieren kann“
    Bei den Strophen bezüglich „Schimmelkäse“ habe ich ja erst ganz harmlos gelacht, von wegen „Haha, der muss dann da so ekeligen Käse essen“, aber je mehr ich Sahneschnitten und „Der olle Schimmelkäse selbst“ gegenüberstelle und dann noch das Gebimse der letzten Strophe mit hereinziehe, desto mehr habe ich das Gefühl, dass die damals im Forum kursierende unangenehme Dessert-Metapher nun einen noch unangenehmeren Dinner-Vergleich als Konkurrenz bekommen hat.

    Insgesamt ist das jedenfalls, wie gesagt, ein toller Beginn, der zumindest mir richtig Lust auf Mehr gemacht hat (und wo ich jetzt schon wieder ein schlechtes Gewissen habe, dieses tolle Projekt mit für dich möglicherweise ungünstigen Vorgaben zu versauen. ).

    Fehler im ersten Post:
    So spührt er doch – er kann sich's nicht verwehren –
    Was Bruderliebe einst beschehrt.
    (Es sei denn natürlich, die h sind da so als Kunstgriff eingefügt.)



    Ich sage es vorab: Den zweiten Post finde ich mindestens ebenso gelungen wie den ersten! Erstaunlich, wie du da das Niveau halten kannst – auch wenn man (weiterhin) einen Geschmack fürs Zotige mitbringen muss, um die Geschichte zu mögen, schätze ich.

    Das geht ja schon beim Beginn los, denn dass du ausgerechnet „Lüster“ als altmodischen Begriff für so einen Leuchter gewählt hast, kann doch kein Zufall sein – die Stimmung wird dadurch ja direkt gesetzt. Und nachdem kurz danach auch noch gereimt wird, dass „gar mancher wird heut unten liegen“, tja, da ist dann endgültig alles klar! Unsicher bin ich mir nur, ob mir das mit dem „Happy Ending“ so gut gefällt. Also, ein Happy Ending würde mir natürlich jederzeit gut gefallen, aber du fällst an der Stelle mit der Sprache natürlich ziemlich heraus. Das kann man natürlich als gelungenen Stilbruch bewerten, der dem Ganzen noch ein gehöriges Maß an Flapsigkeit hinzufügt. Ich bin da also ein bisschen zwiegespalten. Letzten Endes glaube ich, dass ein Alternativbegriff, der jetzt nicht total englisch klingt, aber trotzdem so ein bisschen, nunja, zotig, hier besser gepasst hätte.

    Neben dem ganzen S E X K R A M fand ich in diesem Post aber auch vor allem die kleinen, feinen, unscheinbaren Reime sehr schön. PotM-verdächtig ist für mich zum Beispiel diese Strophe hier:
    „Gewiss, mein Herr wie könnt ich's wagen
    Die Deine Bitte auszuschlagen.“
    Ihr fährt die Röte ins Gesicht
    Doch unterm Puder sieht man's nicht.
    Das ist doch einfach im besten Sinne nett und ist dabei sogar nicht nur Selbstzweck, sondern illustriert das Geschehen auch sehr schön.

    Auch folgende Strophe …
    „Ach junger Mann, die honigsüßen Worte,
    Die spar dir für die Jungfraun auf
    Sie sind wie die Geburtstagstorte
    So süß, man möchte kotzen drauf.
    Ich weiß genau, es ist mein Geld
    Das dich in seinem Banne hält
    Damit wir hier nicht labern bis wir sterben:
    Ich will mir deinen Liebesdienst erwerben.“
    … fand ich doch äußerst gelungen, selbst wenn am Ende der Rhythmus etwas flöten geht. Aber gerade das passt ja sehr gut zu diesem „Unwirschen“, zum Wunsch der Dame, diese Förmlichkeiten doch jetzt endlich beiseite zu lassen und zur Sache zu kommen. Sehr gut!

    Ob alt, ob jung ist mir egal
    Ob vaginal, anal, oral
    Dein Aussehn stört mich nicht so sehr
    Ich möchte nur Geschlechtsverkehr
    Wahre Worte!

    (Über den Zehennagelpilz decke ich an dieser Stelle dann mal den Mantel des Schweigens)

    Was mir auch gut gefallen hat, dass du dich wirklich sehr (und erfolgreich) bemühst, nicht nur unverbunden vor dich hin zu dichten, bis die Handlung „zufällig“ mal fortschreitet, sondern dass dir auch viel Kontinuität dabei gelingt. So zum Beispiel war ich angenehm überrascht, wie erst vom verschütteten Bier und den entstehenden Pfützen erzählt wird, und dann zwei Strophen weiter nochmal darauf Bezug genommen wird, wie dem Ohnegram die Suppe bis zum Arm spritzt. Das ist gut so und bewahrt die einzelnen Strophen vor Beliebigkeit.

    Ein kurzer Bruch im Reimstil erfolgt dann ja bei der Erzählung Dogars. Ich finde das aber vielleicht auch gar nicht so schlecht, weil der da ja auch so herrlich abledert, was besonders gut rüberkommt, da es nun nicht in blumige Zeilen verpackt ist. Finde ich also auch eigentlich sehr gut so. Du hast da schon so ein Gespür, was in dieser, äh, „Ballade“ (?) geht, und was nicht!

    Die einzige Stelle, wo es mir beim Lesen wirklich zu holperig war, war diese hier:
    Ohngram bewahrt die Contenance
    Und lässt dem Mann noch ne Chance
    Sich doch noch einmal zu berappeln
    Sonst lässt er ihn am Balken zappeln
    Das liest sich dann nicht mehr so flott, und der Contenance-Chance-Reim wirkt auch eher lustlos, finde ich (ein bisschen ähnlich ist es später auch bei „Ochs-weggeboxt“, aber da musste ich eher lachen).

    Der Rest liest sich dann wieder sehr fein, und überhaupt finde ich sehr klasse, wie geschickt da Ohnegrams zwielichtige Vergangenheit angedeutet wird. Nach wie vor also eine tolle Geschichte in toller dichterischer Erzählform. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Post - ich hoffe mal, der kommt dann trotz des Wettbewerbsausscheidens!
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  2. Beiträge anzeigen #322 Zitieren
    Held Avatar von Lord Regonas
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    Lord Regonas ist offline

    Post

    Wieso waren früher die Titel der Geburtstagswünsche so viel cooler als Heute?

    Zitat:
    Raketen, Sekt und 19jährige...
    Unpaarhufer im Partystall...
    Nuhdelkuchen...
    Das ist ja mit Heute gar nicht mehr zu vergleichen!


    Muds Plauderecke von MisterMeister:
    Zitat:
    Wichtig: Diese Story hat den Sinn, lustig zu sein, aber ich habe das Gefühl, dass sie das keineswegs ist.
    Kommentare erwünscht!(Natürlich in den Kommentarthread)
    Ich mag Einleitungen, doch diese empfinde ich als störend. Nicht nur die Anzahl an Fehlern in der Zeichensetzung, sondern auch die Vorbereitung darauf, gezwungen witzig zu sein missfällt mir.

    Jedenfalls stellst du die PE in einen Zusammenhang mit Gothic, was überraschenderweise durchaus funktioniert. Nicht zuletzt aufgrund folgender Sätze...

    ...Zitat:
    "All the Users von the PE are voll komisch!"
    Oder auch folgend...

    Zitat:
    "If I will sehen MisterMeister, Ich will drehen his Hals on left, weil he is dauernd speaking stupid Müll!"
    Das weiß durchaus zu gefallen und amüsiert mich vollkommen ungezwungen. Jedenfalls weiß man natürlich worum es eigentlich geht und ich muss sagen, dass du sie überaus positiv darstellst. Entsprechende Person hat ja nun einmal durchaus nicht nur positive Seiten und so hätte ich es um Längen besser gefunden, wenn du die negativen Seiten mit selbigen Humor beschrieben hättest.

    Insgesamt in Ordnung.

  3. Beiträge anzeigen #323 Zitieren

  4. Beiträge anzeigen #324 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    Lord Regonas hat ja mal wieder einige seiner Storys fortgesetzt. Diesem Anlass widmet sich der folgende Mehrfach-Kommentar.



    Sein Name ist Moe“ ist von den Storys dann meines Erachtens im wenigsten Sinne „fortgesetzt“. Es läuft ja lediglich die Szene weiter, in der Moe droht, Wanzenfutter zu werden. Erst ja, dann doch nicht, dann doch wieder … das ist zwar schon recht dramatisch, aber ich finde, da hättest du ruhig mehr spendieren dürfen als so ein paar Schnipsel, die sich schon seit mehreren Posts immer nur um die gleiche Situation drehen! Immerhin bekommt Moe ja nun am Ende des zweiten neuen Posts wieder etwas Gesellschaft (droht dann aber wiederum in Wanzen zu versinken, wie es scheint). Naja, ich bin mal gespannt, wann das mal wieder etwas mehr zu Potte kommt!
    Er war ein Mann der Taten, der im äußersten Notfall auch gerne seine Fäuste sprechen lies, doch auf diesen Garant konnte er sich nun nicht verlassen.
    Das würde sich in der Mehrzahl, „diese Garanten“, doch noch viel cooler anhören!



    Beim ersten der beiden neuen Posts von „Segen und Fluch“ ist das ähnlich, auch, wenn das hier natürlich alles viel intensiver und auch ernsthafter erzählt ist. Im Grunde werden nur noch einmal Fenias „Erinnerungen“, von denen weder sie selbst noch der Leser bisher sagen kann, ob es wirklich welche sind, im Gespräch mit Salandril hervorgerufen. Das allein macht die Atmosphäre aber natürlich auch direkt wieder bedrückend, und das Ende dieses Posts, mit dem Zusammenbruch Fenias mitten auf der Straße, könnte dramatischer kaum sein. Es passiert also doch richtig was! Richtig spannend finde ich dann aber erst den zweiten der beiden neuen Posts, denn hier formuliert Fenia die Vorwürfe zum ersten Mal ausdrücklich. Das bringt natürlich noch eine ganz neue Zugwirkung in die Handlung hinein. So sensibel und damit auch mitreißend das Thema allerdings ist: So ein bisschen zu „klischeehaft“ fand ich diese Szene zwischen Fenia und Halvor dann eben doch. Also, Fenias Aufgelöstheit und Halvors Wünsche in allen Ehren, aber so, wie das beschrieben wird, liest sich das eher wie zelebrierte Rollenverteilung (der „Beschützerinstinkt“ wird ja ausdrücklich erwähnt). Was an sich nicht schlimm ist, nur finde ich es schade, dass es da eben bei stehen bleibt und die Schilderung auch eher oberflächlich bleibt. Da gibt es gar keine Zwischentöne, keine Momente, die jetzt wirklich spezifisch für DIESE Situation zwischen Fenia und Halvor stehen und nicht auch in jeder anderen Geschichte genau so stattfinden könnten. Da hätte ich mir mehr geschilderte Verzweiflung gewünscht, einfach, um Fenias Situation auch einfach mehr zu „würdigen“, wenn man so will. Für sie ist es ja eben gerade nicht eine Szene wie jede andere Szene dieser Art – aber leider liest sich das ein bisschen so. Das hättest du also ruhig ein bisschen ausführlicher schildern können – aber vielleicht kommt das ja noch.



    Raumschiff Star Bug“ ist wohl diejenige deiner aktuellen Storys, mit der ich bisher am wenigsten warm geworden bin – daran ändert auch die neu gewählte und noch unleserlichere Schriftart nicht viel. Dafür geht es in dieser Geschichte aber immer ordentlich voran, und dieses Chaos, das die einströmenden Wassermassen in Khorinis verursachen, ist schon ganz gut beschrieben. Das zeigt sich für mich vor allem im zweiten der beiden neuen Posts, bei dem auch so ein bisschen durcheinandergeredet und -geschrien wird und sich dann auf einmal „lästige“ Nebensächlichkeiten – Alwin hat Watte in den Ohren – viel drängenderen Belangen in den Weg stellen, wie das in so Katastrophensituationen wohl einfach ist, bei dem jeder Mensch auch seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Unter dem Aspekt finde ich die Fortsetzung auch recht gelungen, auch, wenn sowohl die Arbeit der Paladine als auch dadurch die Geschichte selbst so eine gewisse Zielsetzung vermissen lässt. Andererseits passt das wohl gerade ganz gut in die Situation: Erstmal muss jeder sehen, dass er sich und andere in Sicherheit bringt. Das hat allerdings auch zur Folge, dass von der Raumschiff-Thematik erstmal nicht mehr so viel zu sehen ist – bin gespannt, wie das dann wieder zusammenkomen soll / wird.



    Meine Lieblingsgeschichte von deinen aktuellen Storys ist weiterhin ganz klar „Chroniken des Siegels“, und das neue Kapitel zeigt dann auch wieder, warum. Hier geht es nämlich schon seit einigen Posts „ordentlich zur Sache“, und Gaan als Hauptperson gefällt mir auch nach wie vor gut. Aber auch die Charaktere, denen er begegnet, bringst du in der Eile der Handlung ganz gut zur Entfaltung. Akil zum Beispiel zeigt sich ja – wahrscheinlich etwas anders nuanciert als im Spiel – als äußerst unsolidarisch und im Grundsatz ja auch menschenfeindlich, wenn er Tagelöhner und Knechte, gerade auch wegen ihrer schlechten Bezahlung, als verzicht- und opferbar klassifiziert. Schon happig, im Rahmen dieser Situation, in denen sich jeder selbst der nächste ist (Ausnahme: Gaan, was ihn nochmal als Charakter und auch Menschen hervorhebt!), aber irgendwo auch verständlich. Nichtsdestotrotz bekommt man direkt ein ambivalentes Verhältnis zu Akil, der eher in Stammesdenken (ICH UND MEINE FAMILIE) verhaftet zu sein scheint – ein Zug, der aber wiederum wohl bei sehr vielen Menschen in solchen Extremsituationen zum Vorschein kommen wird. Fand ich so jedenfalls sehr interessant zu verfolgen, und die Dramatik, mit der sich das Geschehen weiterentwickelt, tut ihr Übriges: Dass Akil dann noch Opfer der Bolzen wird und auch noch seine Frau Kati getroffen wird, das unterstreicht die Ernsthaftigkeit dieser Situation dann nochmal deutlich. Finde ich schön, dass hier die meisten Sachen eben nicht glimpflich ausgehen (sonst wäre so eine orkische Invasion ja auch eher lachhaft). Das ist also alles ganz schön schonungslos, und das macht die Szene dann auch mitreißend. Und umso mehr ist man beeindruckt von Gaan, der all diesen Gefahren ja doch sehr selbstlos trotzt und sein Bestes gibt, zu retten, wer noch zu retten ist. Von daher eine wieder solide Fortsetzung (wenn auch ohne besondere Überraschungen) und nur kleineren Formulierungsschwächen, wie zum Beispiel dieser hier:
    Und obwohl sein erster Pfeil einen der orkischen Elitekrieger an der Schulter verwundete, musste Gaan dennoch sehr schnell realisieren, wie aussichtslos sein Unterfangen war.
    Das ist zwar schon so ein „Deutschlehrerkritik“, aber „realisieren“ in dieser „falschen“ Bedeutung sieht an der Stelle einfach nicht schön aus.



    Und dann hast du ja noch eine neue Story angefangen! Natürlich kann man sich als außenstehender Leser fragen, ob das so „nötig“ ist, wo du doch so viel anderes angefangenes Zeug herumliegen hast, aber letztlich kann (und wird) hier ja jeder machen, was er will. So fantasy-trashig „Das Erbe der Druiden“ auch betitelt ist, so bodenständig beginnt es: Mit einem Auftrag aus dem zweiten Teil der Spielereihe, die uns alle so nachhaltig begeistert hat. Und dann mit einem kleinen Zusatz, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ein Herr Miguel hat als Fleischwanze das Gespräch belauscht. Ich finde, der Ansatz ist so der ganz klassische Ansatz, wie er früher sehr häufig gewählt wurde, um hier eine Story zu verfassen: Man nehme eine Szene aus dem Spiel, erzähle sie ordentlich nach und füge dann eine kleine Besonderheit ein, die zu einem alternativen Verlauf des Spielgeschehens führt. Und wenn man sich den Titel dieser neu begonnenen Story anschaut, ist wohl in Planung, dass da so einiges ganz anders verlaufen wird, als wir es aus dem Spiel kennen. Man darf gespannt sein … bisher lässt sich aber natürlich noch keine Prognose darüber abgeben, wie sehr mir die Story gefallen wird – es ist ja gerade mal ein kleiner Anfang gemacht.
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  5. Beiträge anzeigen #325 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Söldner Zu Befehl!
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    Söldner Zu Befehl! ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Als ich vor dem ersten Post die Buchstabenzuordnungen gelesen habe, und gesehen habe, dass Person A Takeshi heißt, hätte ich ja fast schon drauf gewettet, dass Ort A dann Takeshi's Castle ist, aber naja, man kann nicht alleshaben.
    Daran habe ich gar nicht gedacht! Wäre auf jeden Fall ne tollte Idee gewesen.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Erstens sind die Zeitformen der Verben bzw. die Erzählzeit als solches, insbesondere, aber nicht nur im Beginn des Posts, ziemlich durcheinander. Es schwankt stellenweise sogar im selben Satz zwischen Vergangenheitsform und Gegenwartsform. Deshalb hatte ich auch am Anfang gewisse Probleme, herauszufinden, was wann passsiert, weil ich zunächst dachte, die Gegenwartsform sei eben die „Haupterzählzeit“, und alles, was in der Vergangenheitsform steht, sei eben vor der Gegenwart der Erzählung passiert. Aber das scheint ja nicht ganz so zu sein. Oder doch? Kann man ja so machen. Solltest du auf jeden Fall nochmal drüberschauen und dich für eine Grundform entscheiden, von der du dann nur in besonderen Fällen abweichst!
    Darauf werde ich in Zukunft besser aufpassen beim Korrekturlesen. Vielen Dank für die Kritik!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Zweitens ist die Erzählperspektive manchmal nicht ganz konsequent durchgehalten. Sicher, es ist eine Er-Erzählung, aber es schwankt dann aus nicht nachvollziehbaren Gründen zwischen dem (und jetzt musste ich meine Deutschunterricht-Kenntnisse auffrischen) sogenannten auktorialen Erzählstil und einem personalen Erzählstil. Es überwiegt hier ja der personale Erzählstil, also das Erzählen direkt aus Perspektive Takeshis als Hauptperson, wobei man eben auch dessen Gedanken und Gefühle sozusagen aus „erster Hand“ mitgeliefert bekommt. Manchmal aber brichst du mit dem Erzählstil, indem du plötzlich doch einen Blick von außen einbaust. Und das nicht bezüglich anderer Charaktere – da ist das ja genau richtig und konsequent – sondern eben auf Takeshi selbst, obwohl es sonst ja immer seine Perspektive ist. Beispiel: „Takeshi, der diese Lurker offensichtlich nicht als Herausforderung sieht“. Da drückt das „offensichtlich“ ja eine gewisse Distanz und den Blick von außen aus, der in der sonstigen Erzählweise ja aber gerade nicht nötig ist, weil man ja alles andere sowieso schon aus Sicht Takeshis wahrgenommen hatte. Das ist dann eben so ein bisschen brüchig, was die Erzählperspektive angeht. Solltest du also auch konsequenter handhaben!
    Anders als bei den Kommafehlern und den Zeitformfehlern, ist mir das noch nicht aufgefallen. Ich werde in Zukunft versuchen, auch darauf besser aufzupassen. Auch für diese Kritik bin ich dir dankbar!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Drittens, und das ist der am wenigsten wichtige Punkt, ist die Interpunktion bei der wörtlichen Rede nicht ganz konsequent „richtig“ gemacht:
    Das sollte noch am einfachsten zu beheben sein. Die Begründung dafür war perfekt formuliert. Vielen Dank!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Der Anfang gefällt mir von der Handlung schon einmal recht gut. Man hat einerseits eine doch eher fiese Ausgangslage für Takeshi, andererseits herrscht auch ein bisschen angenehme Aufbruchsstimmung, die Takeshi ja selber gut vermittelt. Angesichts des beschriebene Grauens in seiner Heimat wirkt er vielleicht etwas zu unbeschwert, aber gut – vielleicht ist das einfach nur seine Art, mit diesen Dingen umzugehen. Dass eine Flucht „gut tut“, wie beschrieben, ist aber wirklich etwas, womit ich jetzt nicht so gerechnet hätte. Aber gut, bei Takeshi mag das ja so sein.
    Hab da noch gedacht, dass es vielleicht besser wäre, wenn es oberflächlich nur den Anschein erwecken würde, dass es Takeshi nicht bedrückt, so dass dann am Ende noch Raum dafür ist zu zeigen, dass es ihn vielleicht doch bedrückt. Hab mich am Ende dann doch nicht dafür entschieden (aus welchen Grund auch immer).

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Gut gefallen hat mir auch der Dialog mit Matsumoto. Ich finde, das bekommst du schon recht natürlich hin. Auch die Figur des Matsumoto wird durch den Dialog recht schnell belebt und dem Leser begreifbar gemacht. Haut also absolut hin!
    Mit solch positivem Feedback hatte ich nicht gerechnet. Vielleicht mache ich mich ja doch zu stark runter.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Da wusste ich nämlich für einen Moment lang nicht, wer mit wem spricht. Denn erst wird gesagt, dass sich Takeshi los auf die Arbeit macht. Deshalb war ich davon ausgegangen, dass er jetzt auch tatsächlich „weg“ ist, bzw. nicht mehr bei Matsumoto. Und dann gibt es ja quasi doch noch ein Nachgespräch zwischen den beiden (was ich erst nicht als solches erkannt hatte, sondern dachte, da sei jetzt ein neuer Gesprächspartner aufgetaucht), und dann wird nochmal geschildert, wie sich Takeshi auf den Weg macht, seiner Arbeit nachzugehen. Das hat dann wie gesagt etwas Verwirrung bei mir gestiftet.
    Hätte ich besser formulieren sollen. Auf dem Weg zur Arbeit, sollte Takeshi kurz von Matsumoto gestoppt werden, damit es kurz zu einem Nachgespräch kommt. Wird ausgebessert, wenn ich mich dafür entscheide, die Geschichte doch weiterzuschreiben.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Der Anbruch des nächsten Tages wird dann ja ausdrücklich geschildert, wobei ich da schon ein wenig schmunzeln musste:

    Mit dem Aufgang der Sonne brach auch schon der nächste Morgen an.
    „Ach was, sag bloß!“, war in etwa das, was ich mir dabei gedacht hatte, „Womit denn auch sonst?“
    Also bei mir bricht der nächste Morgen mit lautem Gebrüll an.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Hier musste ich auch erst ein wenig schmunzeln, aber naja, ein bisschen over the top und irgendwie nervig fand ich das dann doch schon, dass sowas gleich „homoerotisch“ sein soll (das Wort klingt in dem Setting auch viel zu gestelzt), und dann direkt noch die Träne hinterher. Weiß nicht, halte ich für übertrieben und hat mich auch ein bisschen aus der Geschichte rausgerissen an dieser Stelle!
    Dachte mir schon, dass das ein zu erzwungener Gag war. Werde beim nächsten Mal versuchen, die Stellen angemessener zu beschreiben.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Mit Wörtern wie „cool“ ist das bei so einem Setting ja immer so eine Sache, weil sie ja eindeutig einem kulturellen Hintergrund entstammen, der in dieser Welt gerade nicht angelegt ist. Finde ich aber auch nicht so sehr schlimm, aber vielleicht findest du ja eine bessere Umschreibung, die sich nicht eines so „modernen“ Wortes bedient.
    Kann die Begründung völlig verstehen. Werde mich beim nächsten Mal stärker in die Welt hineinversetzen.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ansonsten verläuft der Abschied vom Schiff ja relativ vorhersehbar. Einzig nicht so ganz durchblickt habe ich, woher Matsumoto denn jetzt wusste, dass da jemand auf Takeshi wartet … gab's da eine Brieftaube, oder wie? Da hätte ich mir schon mehr Erklärungen gewünscht, woher Matsumoto dieses Wissen hat. Wirkt an der Stelle schon sehr konstruiert, um Takeshi direkt eine Anlaufstelle zu geben.
    Damit habe ich mich auch eine Zeit lang beschäftigt. Da mir keine gute Idee einfiel, dachte ich mir einfach, dass ich es irgendwann mal später erkläre. Ist dann jedenfalls nicht mehr passiert.
    Werde die ersten beiden Parts der Geschichte dann wahrscheinlich neu schreiben, so dass ich solche Dinge dann noch ausbessern kann.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Der Kampf mit den Lurkern ist dann so eine durchschnittliche Actionszene, die, wie ich finde, ganz in Ordnung geht. Der Kampf stellt ja vor allem auch Takeshi so in seinem „Wesen“ ein bisschen weiter vor. Vor allem aber das Ende des Kampfes ist ja recht aussagekräftig: Wie Takeshi diesen Lurker da einfach so herzlos liegen lässt, das ist ja schon fies. Scheint mir ein recht ambivalenter Charakter zu sein, der Takeshi!
    Eignet sich doch sehr für einen Comeback des Lurkers. Wer weiß, vielleicht wird er noch eine wichtige Rolle in der Story spielen.
    Wär ziemlich witzig gewesen, wenn der Lurker Person D gewesen wäre. Da er aber schon in der Story vorkam, konnte ich das dann streichen.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Das Gespräch mit Alina zeigt Takeshi dann ja aber direkt wieder von seiner zarten Seite, und süß ist es ja irgendwie schon.
    Und wieder ein Punkt der mir zeigt, dass ich doch nicht so schlecht schreibe. Freut mich jedenfalls, ein Herzchen von dir dafür zu bekommen.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Allerdings fand ich dann diesen „homoerotisch“-Quatsch noch viel nerviger. Nicht nur, dass du diesen „Witz“ kurz zuvor längst gebracht hattest, auch verstehe ich weder, wie zwischen Mann und Frau etwas „homoerotisch“ sein kann, noch, was an einem weinenden Mann dran sein soll, dass es die Stimmung „homoerotisch“ werden lässt.
    Auch das kann ich wiederum gut nachvollziehen. Werde in Zukunft versuchen "ernster" zu schreiben.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Also, irgendwie klingt das aber doch viel riskanter, dass Amulett wieder in der Banditenhöhle zu verstecken, anstatt es einfach mit sich zu führen. Da brauchen doch nur irgendwelche anderen Leute oder gar wieder Banditen zurückkehren und es finden, oder ein Tier in der Höhle macht sich damit aus dem Staub … klingt für mich jetzt nicht so ganz nachvollziehbar. Eher ein bisschen schusselig von Cecile – von der man nun ansonsten aber eher Sachen gehört hat, die ganz und gar nicht schusselig wirken!
    So eine Höhle bietet ganz gute Versteckplätze!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Hm, weiß ich nicht so recht, wie ich diese Formulierung deuten soll, aber „nachdem sie das Formale abgeschlossen haben“, das klingt irgendwie so nach …
    Wenn du mich noch weiter so zum Lachen bringst, dann könnte ich mich ernsthaft noch in dich verlieben.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Rein inhaltlich fand ich das aber schon ganz gut, dass Takeshi da in diese Falle getappt ist. Das kam auch relativ unerwartet. Finde auch, dass du damit den Vorgabenteil, der von der „Verpflichtung“ spricht, richtig gut eingeleitet bzw. erfüllt hast. Das gliedert sich gut in die Handlung ein!
    Hab dafür auch etwas länger grübeln müssen. Bin froh, dass ich doch noch auf diese Idee gekommen bin.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Lediglich die Gedanken zur „Prinzessin in Not“, naja … mag ja sein, dass Takeshi so denkt, weil es eben Takeshi ist, aber selbst dafür halte ich dieses mehrmalige Herumreiten nach dem beliebten trope „Damsel in Distress“ für ein bisschen zu aufdringlich. Auf kürzestem Raum ist ja dreimal von der „Prinzessin in Not“ die Rede!
    War für mich auch bloß erzwungenes "herumgewitzle". Werde ich beim Neuschreiben der Geschichte wahrscheinlich umschreiben, da ich finde, dass es selbst für Takeshi ein wenig übertrieben war.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ansonsten aber kann man mit Fug und Recht behaupten, dass du einen – mit Abstrichen – soliden Einstieg für diese Geschichte geschaffen hast, der den Leser auch mitnehmen kann. Zumindest mir ging das so! Die hier angesprochenen Schwächen solltest du dann aber auf jeden Fall im Auge behalten und ausbügeln – ebenso wie die gelegentlichen Fehler, siehe die Liste weiter unten.
    Vielen Dank für die netten Worte, haben mich auf jeden Fall etwas aufgemuntert. Vielleicht sogar zum Weiterschreiben motiviert. Die Fehler werden noch ausgebessert und natürlich versuche ich in Zukunft diese Fehler komplett auszulassen.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ansonsten an dieser Stelle dann nochmal offiziell Gratulation zu deinem Story-Forum-Debüt!
    Danke!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Das direkt schon zu Beginn, an dem du dich offensichtlich aus Zeitgründen des eigentlich doch sehr spannenden Nebenstrangs um Alinas (nun nur vermeintliche) Entführung in ein paar Sätzen entledigen musstest. Eigentlich ist das sogar ein sehr schöner Plottwist, weil Takeshis zweifelhafte Gedanken um die Rettung einer Prinzessin nun wirklich wunderbar als bloße Hirngespinste entlarvt werden, und herauskommt, dass Alina sich sehr wohl sehr gut selbst helfen kann. Das gefällt mir, auch angesichts meiner Kritik bezüglich des Ende des ersten Posts, an sich natürlich sehr gut. Nur merkt man der Sache eben an, dass sie eben durch den äußeren Faktor Zeit getrieben ist – denn so eine wirkliche Erklärung, wie Takeshi sich denn so irren konnte, was nun mit den Banditen ist und wie das nun überhaupt alles zusammenkommt, gibt es ja leider nicht. Schade, dass du da nicht mehr Zeit und Muße hattest, das alles noch ein wenig weiter auszuführen!
    Ich denke genauso über den Plottwist. Werde den beim Neuschreiben der Geschichte definitiv drin lassen, jedoch werde ich diesen dann stärker darstellen.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Das Auftauchen von Takeshis Bruder, der heißt, wie eine weitere fernöstliche Waffe, ist natürlich ein toller Plottwist!
    Sind komischerweise die ersten fernöstlichen – um genau zu sein japanischen – Namen, die mir einfallen. Haben jedenfalls beide für mich gepasst.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Der Dialog wird ja dann auf einmal um einen Textblock unterbrochen, bei dem dann erst einmal lange ein weiterer Teil von Takeshis Hintergrundgeschichte erzählt wird. Quasi so, als würde das Geschehen kurz stehenbleiben, damit der Leser mit den nötigen Hintergrundinfos versorgt werden kann. Das kann man natürlich machen und ist ein Stilmittel, was irgendwie filmhaft anmutet. Trotzdem fand ich das in der Situation aber ein bisschen unelegant. Da hättest du die Informationen besser aufteilen sollen: Ein Teil elegant eingeflochten in den Dialog, verpackt als Vorwürfe oder Unterstellungen, wechselseitig eingebracht von den Brüdern, andere Teile dann tatsächlich als reine Erzählpassagen oder Gedanken und Erinnerungen Takeshis.
    Dafür bin ich dir ziemlich dankbar. Glaube nämlich, dass mir dieser Kritikpunkt von dir noch stark dabei helfen wird, mir gute Strukturen zu überlegen. Guter Einwand!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Dass es dann zum Kampf kommt und dann auch noch zu einem waschechten Cliffhanger am Ende des Posts, nun gut: Es ist nicht originell, aber es funktioniert und sorgt für die nötige Spannung. Insgesamt kann man also sagen, dass der Post an das Niveau des ersten Posts nicht heranreichen kann, mit der Bruderbegegnung aber trotzdem einen kleinen Teil an interessanter und spannender Handlung aufweist. Von daher geht das schon in Ordnung, sage ich mal – ich habe auch diesen Post gerne gelesen und musste mich zu keiner Zeit quälen, das ist doch auch schonmal was!
    Vor allem der zweite Post lässt sich noch stark ausbessern – deine Einwände werden mir dabei sicherlich helfen. Freut mich aber, dass selbst dieser dir gefallen hat.


    Bin zwar nicht auf jeden einzelnen Punkt eingegangen, kann dir aber mit Sicherheit versichern, dass ich aus jedem was mit genommen habe (aus einigen mehr als aus anderen). Bin also ziemlich zufrieden mit deinem Kommentar zu meiner ersten Story. Auf der einen Seite hast du mir dadurch auf einer sprachlich-inhaltlichen Eben geholfen, auf der anderen hast du mir zwischendurch ziemlich schöne Lacher verpasst. Bin für beides dankbar!
    Habe Mut, dich deiner selbstverschuldeten Unmündigkeit zu bedienen.

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Söldner Zu Befehl! Beitrag anzeigen
    Mit solch positivem Feedback hatte ich nicht gerechnet. Vielleicht mache ich mich ja doch zu stark runter.
    Wahrscheinlich. Habe ich früher auch so gemacht. (Also, es gibt Leute, die behaupten, das sei jetzt immer noch so, aber das stimmt nicht)

    Zitat Zitat von Söldner Zu Befehl! Beitrag anzeigen
    Hätte ich besser formulieren sollen. Auf dem Weg zur Arbeit, sollte Takeshi kurz von Matsumoto gestoppt werden, damit es kurz zu einem Nachgespräch kommt. Wird ausgebessert, wenn ich mich dafür entscheide, die Geschichte doch weiterzuschreiben.
    Ja, konnte ich mir natürlich zusammenreimen, aber erstmal war bei mir Verwirrung angesagt.

    Zitat Zitat von Söldner Zu Befehl! Beitrag anzeigen
    Also bei mir bricht der nächste Morgen mit lautem Gebrüll an.
    Achso! Na dann will ich nichts gesagt haben!

    Zitat Zitat von Söldner Zu Befehl! Beitrag anzeigen
    Damit habe ich mich auch eine Zeit lang beschäftigt. Da mir keine gute Idee einfiel, dachte ich mir einfach, dass ich es irgendwann mal später erkläre. Ist dann jedenfalls nicht mehr passiert.
    Ja gut, kann man natürlich auch durchaus später erklären. Aber die Frage stellt sich dann ja doch sofort.

    Zitat Zitat von Söldner Zu Befehl! Beitrag anzeigen
    Wenn du mich noch weiter so zum Lachen bringst, dann könnte ich mich ernsthaft noch in dich verlieben.
    Geändert von John Irenicus (04.04.2017 um 22:29 Uhr)

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    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
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    Jünger des Xardas ist offline
    Nur ein kurzer Einwurf zum Thema cool: Ich versuche zwar auch eher, auf solche Begriffe in meinen Storys zu verzichten (zumal die ja doch eher im Adligen- und Gelehrtenmilieu spielen), aber ich finde, man kann durchaus streiten, ob die bei Gothic nicht doch passen. PB hat nie mit solchen Anglizismen und modernen Wörtern gespart. In den Spielen wird auch von Junkies, high sein, dealen, Killern und was weiß ich noch gesprochen. Muss man da natürlich auch nciht gut finden bzw. nicht in eine Story übernehmen, das bleibt einem selbst überlassen, aber ich finde, dass es zum generellen Stil von Gothic nicht passen würde, kann man kaum behaupten.

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    Held Avatar von Lord Regonas
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    Lord Regonas ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    ------------------------------------------------------------------------------
    Lord Regonas hat ja mal wieder einige seiner Storys fortgesetzt. Diesem Anlass widmet sich der folgende Mehrfach-Kommentar.



    Sein Name ist Moe“ ist von den Storys dann meines Erachtens im wenigsten Sinne „fortgesetzt“. Es läuft ja lediglich die Szene weiter, in der Moe droht, Wanzenfutter zu werden. Erst ja, dann doch nicht, dann doch wieder … das ist zwar schon recht dramatisch, aber ich finde, da hättest du ruhig mehr spendieren dürfen als so ein paar Schnipsel, die sich schon seit mehreren Posts immer nur um die gleiche Situation drehen! Immerhin bekommt Moe ja nun am Ende des zweiten neuen Posts wieder etwas Gesellschaft (droht dann aber wiederum in Wanzen zu versinken, wie es scheint). Naja, ich bin mal gespannt, wann das mal wieder etwas mehr zu Potte kommt!
    Also da spielt sich nun doch schon einiges mehr ab. Immerhin hat er ja inzwischen das haus verlassen
    Das würde sich in der Mehrzahl, „diese Garanten“, doch noch viel cooler anhören!



    Beim ersten der beiden neuen Posts von „Segen und Fluch“ ist das ähnlich, auch, wenn das hier natürlich alles viel intensiver und auch ernsthafter erzählt ist. Im Grunde werden nur noch einmal Fenias „Erinnerungen“, von denen weder sie selbst noch der Leser bisher sagen kann, ob es wirklich welche sind, im Gespräch mit Salandril hervorgerufen. Das allein macht die Atmosphäre aber natürlich auch direkt wieder bedrückend, und das Ende dieses Posts, mit dem Zusammenbruch Fenias mitten auf der Straße, könnte dramatischer kaum sein. Es passiert also doch richtig was! Richtig spannend finde ich dann aber erst den zweiten der beiden neuen Posts, denn hier formuliert Fenia die Vorwürfe zum ersten Mal ausdrücklich. Das bringt natürlich noch eine ganz neue Zugwirkung in die Handlung hinein. So sensibel und damit auch mitreißend das Thema allerdings ist: So ein bisschen zu „klischeehaft“ fand ich diese Szene zwischen Fenia und Halvor dann eben doch. Also, Fenias Aufgelöstheit und Halvors Wünsche in allen Ehren, aber so, wie das beschrieben wird, liest sich das eher wie zelebrierte Rollenverteilung (der „Beschützerinstinkt“ wird ja ausdrücklich erwähnt). Was an sich nicht schlimm ist, nur finde ich es schade, dass es da eben bei stehen bleibt und die Schilderung auch eher oberflächlich bleibt. Da gibt es gar keine Zwischentöne, keine Momente, die jetzt wirklich spezifisch für DIESE Situation zwischen Fenia und Halvor stehen und nicht auch in jeder anderen Geschichte genau so stattfinden könnten. Da hätte ich mir mehr geschilderte Verzweiflung gewünscht, einfach, um Fenias Situation auch einfach mehr zu „würdigen“, wenn man so will. Für sie ist es ja eben gerade nicht eine Szene wie jede andere Szene dieser Art – aber leider liest sich das ein bisschen so. Das hättest du also ruhig ein bisschen ausführlicher schildern können – aber vielleicht kommt das ja noch.
    Da fehlt mir vielleicht einfach die Erfahrung
    Ich wurde noch nie... obwohl von einer Frau zum Sex gezwungen... Jedenfalls stellt dich da vielleicht der nächste Beitrag zufrieden.



    Raumschiff Star Bug“ ist wohl diejenige deiner aktuellen Storys, mit der ich bisher am wenigsten warm geworden bin – daran ändert auch die neu gewählte und noch unleserlichere Schriftart nicht viel. Dafür geht es in dieser Geschichte aber immer ordentlich voran, und dieses Chaos, das die einströmenden Wassermassen in Khorinis verursachen, ist schon ganz gut beschrieben. Das zeigt sich für mich vor allem im zweiten der beiden neuen Posts, bei dem auch so ein bisschen durcheinandergeredet und -geschrien wird und sich dann auf einmal „lästige“ Nebensächlichkeiten – Alwin hat Watte in den Ohren (Das musste einfach sein!) – viel drängenderen Belangen in den Weg stellen, wie das in so Katastrophensituationen wohl einfach ist, bei dem jeder Mensch auch seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Unter dem Aspekt finde ich die Fortsetzung auch recht gelungen, auch, wenn sowohl die Arbeit der Paladine als auch dadurch die Geschichte selbst so eine gewisse Zielsetzung vermissen lässt. Andererseits passt das wohl gerade ganz gut in die Situation: Erstmal muss jeder sehen, dass er sich und andere in Sicherheit bringt. Das hat allerdings auch zur Folge, dass von der Raumschiff-Thematik erstmal nicht mehr so viel zu sehen ist – bin gespannt, wie das dann wieder zusammenkomen soll / wird.
    Ich finde ja sehr wohl, dass gerade auch diese Rettungsaktionen im Star Trek Universum immer sehr gut eingefügt wurden, auch wenn sie nur Nebensache waren. Sie wurden dennoch immer pflichtgemäß abgearbeitet.


    Meine Lieblingsgeschichte von deinen aktuellen Storys ist weiterhin ganz klar „Chroniken des Siegels“, und das neue Kapitel zeigt dann auch wieder, warum. Hier geht es nämlich schon seit einigen Posts „ordentlich zur Sache“, und Gaan als Hauptperson gefällt mir auch nach wie vor gut. Aber auch die Charaktere, denen er begegnet, bringst du in der Eile der Handlung ganz gut zur Entfaltung. Akil zum Beispiel zeigt sich ja – wahrscheinlich etwas anders nuanciert als im Spiel – als äußerst unsolidarisch und im Grundsatz ja auch menschenfeindlich, wenn er Tagelöhner und Knechte, gerade auch wegen ihrer schlechten Bezahlung, als verzicht- und opferbar klassifiziert. Schon happig, im Rahmen dieser Situation, in denen sich jeder selbst der nächste ist (Ausnahme: Gaan, was ihn nochmal als Charakter und auch Menschen hervorhebt!), aber irgendwo auch verständlich. Nichtsdestotrotz bekommt man direkt ein ambivalentes Verhältnis zu Akil, der eher in Stammesdenken (ICH UND MEINE FAMILIE) verhaftet zu sein scheint – ein Zug, der aber wiederum wohl bei sehr vielen Menschen in solchen Extremsituationen zum Vorschein kommen wird. Fand ich so jedenfalls sehr interessant zu verfolgen, und die Dramatik, mit der sich das Geschehen weiterentwickelt, tut ihr Übriges: Dass Akil dann noch Opfer der Bolzen wird und auch noch seine Frau Kati getroffen wird, das unterstreicht die Ernsthaftigkeit dieser Situation dann nochmal deutlich. Finde ich schön, dass hier die meisten Sachen eben nicht glimpflich ausgehen (sonst wäre so eine orkische Invasion ja auch eher lachhaft). Das ist also alles ganz schön schonungslos, und das macht die Szene dann auch mitreißend. Und umso mehr ist man beeindruckt von Gaan, der all diesen Gefahren ja doch sehr selbstlos trotzt und sein Bestes gibt, zu retten, wer noch zu retten ist. Von daher eine wieder solide Fortsetzung (wenn auch ohne besondere Überraschungen) und nur kleineren Formulierungsschwächen, wie zum Beispiel dieser hier:
    Die Story ist auch der bisher schwerste Brocken. Die Dinge, die ich mir vorgestellt habe, sind oftmals nicht ganz so einfach umzusetzen, deswegen freut es mich umso mehr, dass dies dennoch halbwegs gelingt.
    Das ist zwar schon so ein „Deutschlehrerkritik“, aber „realisieren“ in dieser „falschen“ Bedeutung sieht an der Stelle einfach nicht schön aus.



    Und dann hast du ja noch eine neue Story angefangen! Natürlich kann man sich als außenstehender Leser fragen, ob das so „nötig“ ist, wo du doch so viel anderes angefangenes Zeug herumliegen hast, aber letztlich kann (und wird) hier ja jeder machen, was er will. So fantasy-trashig „Das Erbe der Druiden“ auch betitelt ist, so bodenständig beginnt es: Mit einem Auftrag aus dem zweiten Teil der Spielereihe, die uns alle so nachhaltig begeistert hat. Und dann mit einem kleinen Zusatz, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ein Herr Miguel hat als Fleischwanze das Gespräch belauscht. Ich finde, der Ansatz ist so der ganz klassische Ansatz, wie er früher sehr häufig gewählt wurde, um hier eine Story zu verfassen: Man nehme eine Szene aus dem Spiel, erzähle sie ordentlich nach und füge dann eine kleine Besonderheit ein, die zu einem alternativen Verlauf des Spielgeschehens führt. Und wenn man sich den Titel dieser neu begonnenen Story anschaut, ist wohl in Planung, dass da so einiges ganz anders verlaufen wird, als wir es aus dem Spiel kennen. Man darf gespannt sein … bisher lässt sich aber natürlich noch keine Prognose darüber abgeben, wie sehr mir die Story gefallen wird – es ist ja gerade mal ein kleiner Anfang gemacht. Die Story ist aus der Pflicht entstanden, doch dazu später mehr...
    ------------------------------------------------------------------------------
    Vielen Dank John

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    Ich habe mir jetzt das erste Kapitel aus „Land und Freiheit“ von Justice alias ••••• durchgelesen!

    Erst einmal zum Inhaltlichen: Ich mag die gedrückte Stimmung – und ich mag es, dass sie nicht durch Regen, sondern durch fehlenden Regen eingeleitet wird. Wenn man die Geschichte schon mit dem Wetter anfängt, dann ist es wohl wirklich gut, nicht so reißerisch mit schlimmen Regenwetter, wie man es schon in eine Million anderer Geschichten gelesen hat, anzufangen. Nicht, dass das jetzt ein super origineller Einfall gewesen wäre, aber ich finde es halt trotzdem stimmig. Man kann sich ja auch direkt die Frage stellen, warum das eigentlich so schlimm ist, dass gerade jetzt kein Regen ist – und schon ist man mit einem Fuß in der Geschichte drin.

    Noch gedrückter wird es dann natürlich bei den ersten Innenansichten von Seb. Den erkennt man ja schon sehr schnell als eher konfliktbeladenen Charakter, und allein die paar Sätze zum Graben lassen ihn direkt als irgendwie verzweifelt erscheinen. Dazu gibt’s dann noch so ein paar Bruchstücke als Information, ein paar Schuldgefühle … tja, wenn einer die Stimmung runterbringen kann, dann wohl du, was? Aber wie gesagt, das ist dann schon ein durchaus atmosphärischer Beginn, und das wichtigste: Seb wirkt direkt interessant – auch, weil er jetzt vielleicht auch gar nicht mal unbedingt der liebe nette Kerl ist, der unerhörterweise vom Schicksal gebeutelt ist, sondern, weil er anscheinend auch wirklich eigene Fehler gemacht hat, mit denen er klar kommen muss. Klar, das ist hier alles – wie es sich gehört – nur angedeutet, aber das sind so die Gedanken und Hypothesen, die man beim Lesen über ihn bekommt, finde ich, und das macht dann neugierig.

    Generell hat man bei Vorstellung dieses „Settings“ und dieser ominösen, nicht näher bestimmten Gruppe das Gefühl, dass da einiges im Argen liegt und einiges schief gegangen ist (begraben wird ja offenbar diese Zahra?), und das auch die Stimmung innerhalb der Gruppe nicht die beste ist. Will sagen: Konfliktpotential gibt’s offenbar schon einmal genug, und sei es, dass Seb einfach im Konflikt mit sich selbst steht.

    Ansonsten bleibt alles natürlich noch sehr rätselhaft, und als Leser kann man sich da – angenehmerweise – keinen Reim drauf machen (Höhle des Adels, hä?!; Expedition, hö? Und was machen die da alle überhaupt?!). Das sorgt dann auch dafür, dass man nicht direkt mit zu vielen (klaren) Informationen überflutet wird (die vielen Namen waren da ja schon genug) und man sich eher auf die Stimmung einlassen kann, würde ich mal sagen. Man hat auch das Gefühl, noch überhaupt nichts zu wissen, und das sorgt ja auch einfach für eine gewisse Grundspannung beim Lesen. Kurz gesagt: Ich finden den Anfang erzähltechnisch gelungen.

    Stilistisch habe ich bezüglich eines bestimmten Aspekts aber etwas zu mäkeln, es geht um Darstellung der Gedanken Sebs:

    Nein, du darfst keine Schwäche zeigen, dachte sich dieser. Du darfst jetzt keine einzige Träne vergießen!
    Diese Stelle hat mir stilistisch nicht so gut gefallen. Prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden, Gedanken der Hauptfigur (wenn Seb denn mal die Hauptfigur ist – jedenfalls die Figur, aus deren Perspektive wir die Szene erleben) im Wortlaut einzubringen. Das kann sehr wirkungsvoll sein – insbesondere, wenn es auf den genauen Wortlaut der Gedanken ankommt. Hier finde ich aber, dass es das nicht gebraucht hätte. Die Gedanken sind in der Form, also dem Wortlaut, ja dann doch eher banal (das klingt jetzt böser, als es gemeint ist). Sie wirken deshalb auf diese Weise etwas seltsam und grundlos gegenüber den anderen Gedanken, die von Seb schon geschildert wurden – so ja durch den ganzen ersten Absatz durch – hervorgehoben. Ich meine also, das hätte sich besser eingefügt, wenn du diese Gedanken hier genauso in dieser personalen Erzählform beschrieben hättest, wie du es auch schon im ersten Absatz (und nach oben genannter Stelle) sehr stimmungsvoll getan hast. Also, klar, letzten Endes ist es deine Entscheidung, wie du was machst, aber für mich war der Einsatz von „wörtlichen Gedanken“ hier an dieser Stelle eher unatmosphärisch. Es wirkt so fast schon ein wenig prätentios, weil der Wortlaut und das Kursive den Eindruck etwas sehr Besonderen vermitteln, obwohl es von der Formulierung her ein Allerweltsgedanke ist – mag er inhaltlich auch noch so wichtig für Seb sein.

    Zu obiger Stelle passt dann auch ein wenig die folgende …
    Wie sie wohl auf die Nachricht von Zahras Tod reagieren werden?
    … weil hier Gedanken nun als Frage formuliert werden. Das kann man natürlich so machen – auch ohne sie als tatsächlichen Wortlaut des Denkenden darzustellen. Nur müsste man hier dann glaube ich die Erzählzeit anpassen: „Wie sie […] werden“ ist ja eine Fragestellung in Gegenwartsform, die wie direkt aus dem Kopf Sebs in der gegenwärtigen Situation entnommen klingt und aus dieser Gegenwart in die Zukunft schaut. Besser wäre an der Stelle glaube ich eine Umformulierung, um die grundsätzliche Erzählzeit in der Vergangenheitsform einzuhalten, obwohl von dort in die Zukunft geschaut wird. Ich behelfe mir an dieser Stelle immer mit einer Formulierung à la „Er fragte sich, wie sie wohl auf die Nachricht von Zahras Tod reagieren würden“, aber das klingt zugegebenermaßen auch sehr bescheiden (wegen meiner ganzen „würde“-Formulierungen bin ich hier auch schon berechtigterweise gerügt worden). Aber man kann das sicher auch noch anders umformulieren. Die andere Möglichkeit wäre natürlich, diese Stelle tatsächlich einfach kursiv zu machen – wie oben bei der anderen Stelle, nur dass es hier dann schon eher seine Berechtigung hätte, darzustellen wie Seb dieser Gedanke wörtlich in den Kopf schießt. Wobei ich das glaube ich auch an der Stelle nicht so machen würde – ich würde wie oben vorgeschlagen also einfach umformulieren, damit die Erzählzeit passt, ohne dass ich die Gedanken wörtlich zitiere.

    Und um diese Gedanken-Diskussion dann noch abzurunden:
    Er dürfte Seb in die Kniekehle getreten haben. Der Junge hatte schon immer kräftige Beine, dachte sich Seb und setzte sich ein falsches Lächeln auf.
    Hier fand ich das mit den „kursiven Gedanken“ genau richtig (wenn man sowas denn überhaupt machen will). Erstens kommt es genau auf den Moment an, sodass man auch den „momentanen“ Wortlaut von Sebs Gedanken passend darstellen kann. Und zweitens passt das auch, weil sich Seb in dem Moment ja auch sein falsches Lächeln aufsetzt und damit ja auch irgendwo „kommuniziert“. Da passt es meiner Meinung nach also gut, dass man die Gedanken auch unmittelbar kommuniziert bekommt.

    Ich habe das jetzt alles nicht auseinandergedröselt, weil ich meine, da die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Ich will damit einfach nur darauf hinweisen, dass man sich, wenn man schon zusätzlich zu den sonstigen geschilderten Innenansichten aus der Hauptfigur noch wörtliche Gedanken darstellt, man so ein bisschen ein „Konzept“ oder eine Linie haben muss, wann man was macht. Sonst kann das schnell unrund oder fahrig wirken, wenn ohne eine solche Leitlinie mal auf dem einen Kanal, mal auf dem anderen Kanal Gedanken gefunkt werden.

    Abgesehen davon finde ich den Schreibstil aber gut und der Stimmung auch sehr dienlich: Eher knapp gehalten, fast ein wenig „maulfaul“, was dann irgendwie auch direkt den Eindruck Sebs prägt: Bei dem hatte ich auch wegen des Erzählstils ja direkt das Gefühl, dass der normalerweise nicht viel redet. Generell ist dieses erste Kapitel ja sehr „schweigsam“. Ich habe das an anderer Stelle ja schon gelesen, dass pauschal „mehr Dialoge“ gefordert wurden, aber das ist natürlich Schwachsinn. Du hast da ganz recht: Das würde nicht zur Stimmung passen, die in diesem ersten Kapitel erst einmal aufgebaut werden muss. Überhaupt: So, wie die Situation da aussieht, hat da auch schlicht keiner Lust darauf, irgendwie viel zu reden. Irgendwelche mehr oder weniger inhaltsleeren Dialogzeilen wären da also fehl am Platze gewesen, von daher hast du das also schon gut so gemacht.


    Einen Fehler habe ich dann noch gefunden:
    Er atmete laut, seine Brust hob und sank sich.
    Da muss es es wohl „senkte“ sich heißen, weil „sank“ von „sinken“ kommt und es hier ja ums „sich senken“ geht. Allerdings: Ich gehe ja auch nur vom BRD-Deutsch aus, von daher will ich mich da mal nicht festlegen, ob das nicht anderswo auch anders geht.

    Fazit: Der Einstieg in die Geschichte gefällt mir insgesamt gut. Setting und Atmosphäre sprechen mich an. Neugierig bin ich auch – ich will also auf jeden Fall wissen, was da überhaupt los ist. Man merkt dem Kapitel auch an, dass du dir viel Mühe gegeben hast, es wirkt eben schon sehr „sorgfältig“ geschrieben. Üblicherweise wird es dann die Herausforderung sein, dass in den kommenden Kapiteln so beizubehalten (oder sogar noch zu verbessern). Auch darauf bin ich gespannt. Schreib also weiter.
    ------------------------------------------------------------------------------

  10. Beiträge anzeigen #330 Zitieren
    Ritter Avatar von Justice
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    Justice ist offline
    Danke erst mal für die unerwartet ausführlich Kritik.

    Zu deinen Kritikpunkten zum Stil. Ja, du hast recht. Das waren auch genau die Stellen, bei denen ich mir ziemlich unsicher war, wie sie rüberkommen würden. Zum Ersten: Das bezog sich auf den ersten Absatz. Ich war mir nicht sicher, ob man wirklich verstehen kann, wieso sich Seb den Regen herbeisehnt (Tränen verbergen). Deswegen hab ich das so eingefügt. Irgendwie um einen "Aha!"-Effekt beim Leser auszulösen. Aber es stimmt schon. Es passt irgendwie nicht ganz.
    Zum Zweiten. Heh. Ich hatte zuerst wirklich "würden" geschrieben, aber es später umgeändert, weil "würden" ja irgendwie suggeriert, dass die drei Abenteurer gar nicht mehr zurückkommen werden. Aber Seb ist sich halt sicher, dass sie es doch schaffen ("Wie sie wohl reagieren würden, wenn sie denn zurückkämen?"). Deswegen hab ich's in "werden" umgeändert. Aber ja, ich sollte das wohl umformulieren...

    Zu sank/senkte: Ja, du hast recht. Da ist mir ein Fehler passiert. Danke!

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Justice Beitrag anzeigen
    Zu deinen Kritikpunkten zum Stil. Ja, du hast recht. Das waren auch genau die Stellen, bei denen ich mir ziemlich unsicher war, wie sie rüberkommen würden. Zum Ersten: Das bezog sich auf den ersten Absatz. Ich war mir nicht sicher, ob man wirklich verstehen kann, wieso sich Seb den Regen herbeisehnt (Tränen verbergen). Deswegen hab ich das so eingefügt. Irgendwie um einen "Aha!"-Effekt beim Leser auszulösen. Aber es stimmt schon. Es passt irgendwie nicht ganz.
    Achso! Ja gut, unabhängig von der gewählten Form ist dieser Aha-Effekt beim Lesen bei mir nicht eingetreten. Hatte das gar nicht in Verbindung gebracht, sondern wenn überhaupt den Regen irgendwie aufs Graben bezogen (nasse Erde = besser als trockene Erde; oder Abkühlung bei der Arbeit?), aber weil das auch nicht so plausibel wirkte, habe ich dann einfach weiter gar nichts dazu gedacht und höchstens darauf spekuliert, dass das mit dem Regen vielleicht nochmal wichtig wird in kommenden Kapiteln. Jetzt, wo ich es weiß, passt es natürlich, aber da hätte ich das trotzdem nicht mit "wörtlichen Gedanken" gemacht sondern halt irgendwie anders.

    Zitat Zitat von Justice Beitrag anzeigen
    Zum Zweiten. Heh. Ich hatte zuerst wirklich "würden" geschrieben, aber es später umgeändert, weil "würden" ja irgendwie suggeriert, dass die drei Abenteurer gar nicht mehr zurückkommen werden. Aber Seb ist sich halt sicher, dass sie es doch schaffen ("Wie sie wohl reagieren würden, wenn sie denn zurückkämen?"). Deswegen hab ich's in "werden" umgeändert. Aber ja, ich sollte das wohl umformulieren...
    Ja, das Problem sehe ich natürlich auch immer, dass dann irgendwelche abstrusen "Futur"-Formen dann eben genauso wie irgendwelche Konjunktiv-Formen klingen und was weiß ich. Ich glaube aber, hier wäre das gar nicht so stark suggeriert, dass die drei gar nicht mehr zurückkommen werden, weil im Satz davor ja ganz klar gesagt wird, dass Seb der festen Überzeugung ist, dass sie auf jeden Fall wieder zurückkommen werden. Da dürfte es inhaltlich dann keine Missverständnisse geben, selbst wenn man das etwas doppeldeutige "würden" verwendet. Aber an sich ist's natürlich trotzdem gut, so eine "würde"-Formulierung zu vermeiden, wenn es nur irgendwie geht.

  12. Beiträge anzeigen #332 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
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    Wie man es von JüdeX kennt, wagt er sich, selbst unter den erschwerten Bedingungen eines Schreim naoch Buchstohm 4, mit seinem Wettbewerbsbeitrag direkt an den nächsten großen Historienroman. Wollen wir mal hoffen, dass die Geschichte Lees nicht wegen eines wirren Buchstabensalats von Grund auf neu geschrieben werden muss.



    Der erste Post ist, so könnte man fast sagen, typisch jüdexisch (fast) frei von Makeln. Das einzige, was man insgesamt kritisieren könnte, ist, dass Lee etwas zu heldenhaft, edel und toll dargestellt wird – aber gerade diese doch sehr einseitig gute Darstellung (im Rahmen von dem, wie ein General eben „gut“ sein kann) kann, wenn sie Knicke bekommt, im Nachhinein noch sehr wirkungsvoll werden, von daher will ich da mal nichts weiter kritisieren. Denn: Auch andere Charaktere aus deinen Storys, die zunächst als die absoluten Sympathieträger und menschliche Größen eingeführt wurden, haben dann früher oder später gewisse Ambivalenzen gezeigt, das mal offensichtlicher (Will), mal subtiler (Barthos). Ich lasse mich dann mal überraschen, wie das mit Lee wird! Bis jetzt allerdings ist er natürlich die ganz klar sympathische Person. Da kann man seine Untergebenen, die sich mit den teils naiven Fragen und dieser redundanten Rezitation des „Retter-Mythos“ ähnlich wie Kinder aufführen, natürlich nur beglückwünschen! Dieses Einstiegsgespräch fand ich übrigens schon recht gelungen (was ein „Bandwirker“ ist, musste ich aber nachschauen), wie gesagt, mit der kleinen Kritik, dass mir Lees Edelmut etwas zu dick aufgetragen rüberkommt. Mit anderen Worten: Ich hätte ihn mir vielleicht ein wenig schnodderiger vorgestellt. Aber gut: Deine Geschichte – dein Lee!

    Der Übergang zur nächsten Szene ist auch flüssig wie Wasser – oder vielleicht sollte man sagen, wie Urin, denn diese Geruchsmischung, mit der das Lager charakerisiert wird, ist wahrscheinlich wirkungsvoller als tausend bildhafte Beschreibungen von Zelten und dergleichen.
    Sie marschierten an einem der Küchenzelte vorbei, aus dem das Gewirr vieler Stimmen drang, und für eine kurze Zeit mischte sich der Duft einer deftigen Gemüsebrühe unter den Geruch, der über dem Lager hing – den charakteristischen Geruch jedes Heerlagers, jene ganz eigene Mischung aus Schweiß, Pferd, altem Leder und Urin, die Lee nun schon sein halbes Leben begleitete und die er kaum noch wahrnahm.
    Das ist dir wirklich gut gelungen, schade, dass die Stelle so an sich wahrscheinlich keine Chance zur PotM hätte. Andererseits, ich werde die trotzdem einfach mal aufnehmen!

    Ebenfalls jüdextypisch kommen schnell viele Namen, Titel und Ortschaften ins Spiel, aber ich will mal hoffen, dass ich den Überblick behalten kann (und dass ich nicht ständig Sachen wie „Jabot“ und „Batist“ nachschlagen muss – wobei das eigentlich ja doch ganz interessant ist). Das Gespräch mit diesen „Granden“ war mir einen Tick zu vorhersehbar, wie die natürlich kein Verständnis dafür aufbringen, dass sich ein General so mit seinen Truppen „abgibt“, wohingegen Lee das ganz rational verteidigt usw. – naja! Es wirkt jetzt nicht schlecht und gehört wohl auch einfach zum Charakter von Lee, aber so oder so ähnlich hat man das ja auch schon gefühlt tausendmal gelesen, so ehrlich will ich sein. Großer Respekt aber, dass Lee offenbar direkt eine zweite Mahlzeit zu sich nimmt – da hätte ich ja zu sehr Angst um meinen Magen, ich weiß, wovon ich rede.

    Der Teil des Gesprächs, der sich allein darum dreht, dass Lee doch bitte seine Truppen verlassen möge, um dem König einen Besuch abzustatten, gefällt mir uneingeschränkt gut. Das ist im schönen Sinne „anstrengend“, wie man mit Lee zusammen die ignoranten Argumente dieser, äh, nunja, Ignoranten über sich ergehen lassen muss! Das las sich alles wirklich gut und ließ auch diesen (politischen) Druck rüberkommen, der auf einem General wie Lee nun einmal unweigerlich ausgeübt wird. Umso wirkungsvoller dann natürlich, wie mit der Erwähnung Königin Seraphias Lees Entscheidung fällt, obwohl so vieles dagegen spricht, das Feld zu verlassen. Das kann sich alles wirklich sehen lassen, und die Gespräche entwickeln so eine Dynamik, die fast dem Hin und Her einer Actionszene gleichkommt … also, so vom Prinzip her, meine ich!

    Ein bisschen „Ausgleich“ vom Gelaber der anderen Säcke bekommt Lee (und dadurch auch der Leser) dann durch das abschließende Gespräch mit Herzog Wendmar, der deutlich patenter und auch kompetenter daherkommt. Allerdings, und das finde ich gerade gut daran: Ein Kumpeltyp ist er trotzdem nicht, und irgendwie dubios kommt mir dieser schneidige Herr eben auch vor. So vermeidest du ganz gut bloße Schwarz-Weiß-Malerei, finde ich.

    Tja, und das Ende des ersten Posts … das ist natürlich ersichtlich vorgabengetrieben! Es passt sich aber doch sehr schön ins vorher Gesagte ein, nämlich, dass Lee eben Bedenken hat, seine Truppen einfach zu verlassen. Und dass die Orks eben gerade nicht locker handhabbar sind. Das ist dann wohl der beste Beweis – der zudem direkt noch ein wenig Spannung in die Sache hineinbringt.

    Insgesamt also ein guter Beginn mit nur wenigen Ansätzen zur Kritik, die ich weiter oben angesprochen habe und die ja eher auch Geschmacksfragen sind. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich die weiteren Vorgaben auf diese Geschichte und damit ja auch Lees Lebensweg auswirken werden!

    Fehler im ersten Post:
    Mehrere Männer standen vor dem Eingang wache.
    Mein gedruckter Duden legt nahe, dass „Wache“ hier groß geschrieben werden muss – man steht sozusagen die Wache.
    Bei Hofe betrachtet man den Einfall der Orsk als ein unbedeutendes Ärgernis, das bald vorüber sein wird.


    Der zweite Post bewegt sich dann – wohl auch durch die Vorgabe geschuldet – vollends in die Gefilde von ruhigen Beschreibungen und Dialogen. Auch die Zahl der erwähnten Personen explodiert ja geradezu. Das ist hierbei aber gar nicht schlimm, denn die meisten Personen sind ja tatsächlich als schmückendes Beiwerk mit noch schmückenderen Namen zu verstehen, die dieses ganze „höfliche“ (im Wortsinne) Gehabe illustrieren sollen (Geheimrat Kälthe stelle ich mir übrigens einfach wie so einen Goethe vor). Das klappt auch sehr gut, und später im Post kann man sich dann außerdem umso mehr mit Lee identifizieren, als er innerlich preisgibt, dass er sich bei derlei Bällen und Empfängen nie wohlgefühlt hat, und dass das eben auch etwas mit seiner bürgerlichen Herkunft zu tun hat. Das kann ich gut nachvollziehen: Bei so akademischen Veranstaltungen zum Beispiel fühle ich mich auch immer wie ein Fremdkörper.

    Dass der junge Barthos (ohne einen Barthos funktionieren JüdeX-Geschichten auch einfach nicht) Lees leiblicher Sohn ist, das habe übrigens selbst ich Nixchecker schnell gerafft, und zwar in dem toll beschriebenen Moment, in dem Lee nach etwas im Gesicht des Prinzen sucht. Da hast du dem Leser auf wirklich elegante Weise einen tollen Hinweis gegeben. Hätte ich so gut wahrscheinlich niemals hingekriegt.

    Weniger elegant fand ich diese Stelle:
    Wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten? Was sollte er ihm sagen? Wenn er wenigstens nicht allein mit ihm wäre (Lee dachte in jenem Moment nicht an die vielen anderen hundert Seelen, die sich ebenfalls im Palast aufhielten und die Barthos gewiss fast rund um die Uhr umschwärmten), wenn Seraphia ebenfalls hier wäre... Doch sie war es nicht, und wenn der Krieg ihnen eins gelehrt hatte, dann, dass es müßig war, über „hätte“ und „wäre“ nachzudenken: Eine Niederlage, die mit tausend Soldaten mehr ein Sieg gewesen wäre, blieb eine Niederlage.
    Und das halt auch wegen des Klammereinschubs. Ich weiß nicht, das macht diese Stelle einfach so zerfahren. Was natürlich irgendwo auch passt, weil Lees Gedanken da eben auch so zerfahren sind. Aber die Klammeranmerkung ist ja wie der Kommentar eines Erzählers außerhalb der Perspektive Lees, der jetzt auf einmal auftaucht, vollkommen unvermittelt, und ohne das noch einmal zu tun. Das gefällt mir nicht, weil es ohne Not stilbrüchig ist. Auch inhaltlich finde ich diese Anmerkung ja doch irgendwie überflüssig, wie „allein“ gemeint ist, ergibt sich ja ganz zwanglos aus dem Zusammenhang und dann ja auch direkt aus dem Nachsatz mit Seraphia. Also, keine Ahnung, was du dir da gedacht hast. Du machst ja Sachen!

    Die ohnehin oberflächliche und bedeutungslose Konversation, in die man ihn dann und wann verwickelte, vergaß er sofort umgehend wieder; er gab bloß mechanisch Höflichkeiten von sich, wann immer man von ihm erwartete, etwas zu sagen, und schien damit eine durchaus passable Figur zu machen.
    Und wir wissen doch alle, warum er gerade mit diesem Verhalten eine durchaus passable Figur macht: Es wird das Verhalten der meisten Gäste auf dieser und jeglichen anderen Veranstaltungen dieser Art sein. Und ich denke, genau das soll mit dieser Stelle auch ausgedrückt werden, so ein bisschen hintersinnig. Gefällt mir!

    Herzstück dieses Kapitels ist dann aber natürlich nicht Lees Herumgammeln auf dem Empfang, sondern das Vier-Augen-Gespräch mit Barthos. Ich muss schon sagen: Dafür, dass die Geschichte dabei ja doch sehr in Richtung Melodram mit vorhersehbarsten Vorwüfen à la „Du warst nie für mich da!“ abdriftet, ließ es sich doch immer noch sehr gut lesen. Ja, es ist wahr: Ich hätte mir an dieser Stelle auch nichts anderes gewünscht, denn so, wie es sich liest, ist es ja schon irgendwie mitreißend. Wie gesagt, selbst wenn dieser Konflikt wenig originell erscheint. Ich denke, am meisten hat mir zugesagt, wie Lee nun vollends seine menschliche Seite zeigt. Er ist da nun gar nicht mehr General, sondern nur noch Vater. Und wie Barthos die Annäherungsversuche schroff zurückweist, das hat mich dann vermittelt durch Lee auch schon ziemlich getroffen. Das zeigt schon alles sehr gut Wirkung. Natürlich bin ich da tendenziell auch ein wenig auf Lees Seite. Aber es ist ja schon zusätzlich noch spannend, zu überlegen, wie viel recht Barthos mit seinen „Anschuldigungen“ hat. Denn tatsächlich wirkte es die meiste Zeit wirklich so, dass es Lee vor allem um Seraphia, wenige aber um Barthos ging. Ob man Lee daraus einen Strick drehen kann, das ist natürlich die andere Frage. Aber so wird Barthos' Position in diesem Familienkonflikt natürlich auch nochmal nachvollziehbarer, und Lee steht nicht mehr ganz so mit hunderprozentig weißer Weste da. Von daher: Trotz einiger Klischeebeladenheit eine gelungene Szene zum Schluss.

    Bemängeln kann man an diesem Post damit höchstens, dass er sehr wenig tatsächliche Handlung bietet. Es gibt auch gar keinen richtigen Stoß in eine neue Richtung, keinen neuen Konflikt – zwischen Barthos und Lee wird eher ein alter Konflikt noch einmal wiederbelebt. Und der von Barthos beschriebene Größenwahn des Königs, nun ja: Das ist sicher ein neues Problem, aber einerseits eines, was so fern sowieso nie lag, und zweitens eines, was noch nicht so konkret bevorsteht. „Dringender“ erscheint mir dabei eher die Frage, was Herzog Wendmar eigentlich bei Barthos gemacht hat, wo er sich doch selbst eingeladen hatte, um über „die Zukunft zu sprechen“ … das klingt ja mal wieder dubios! Das ist für mich also viel eher das Spannungsmoment bei der Sache, weniger die ganz großen Themen rund um Rhobar. Insgesamt aber tritt das Geschehen dann ja ein wenig auf der Stelle. Indes: Groß vorwerfen werde ich dir das ganz sicher nicht, denn die Vorgabe war ja nun auch alles andere als auf große Dynamik ausgelegt (auch wenn MiMo es sicher wieder schaffen wird, da jede Menge Action hineinzuzaubern). Und zweitens halte ich mich beim SnB-Schreiben ja auch immer sehr mit meinen Posts zurück, was das Antreiben der Handlung geht, denn man weiß ja nie, was in der nächsten Vorgabe verlangt werden könnte.

    Insgesamt also ein gut lesbarer Post, der mich zwar nicht vom Hocker gehauen hat und mir vielleicht ein bisschen weniger atmosphärisch dicht vorkommt, als der erste Post, dabei die Geschichte aber solide weiterführt. Und Fehler habe ich in diesem Post auch keine gefunden!



    Ich sage es vorab: Der dritte Post dieser Story gefällt mir bisher am besten. Deshalb habe ich zu ihm wahrscheinlich auch gar nicht so viel zu sagen, für mich stimmte da fast alles. Witzigerweise habe ich den einzigen wirklichen Kritikpunkt direkt am Anfang gefunden:

    Lee fühlte sich unwohl bei Hofe. So war es immer gewesen. Er zog die Gegenwart seiner Männer und die Gespräche am Lagerfeuer der Gegenwart all dieser Schranzen und ihrer oberflächlichen Konversation, er zog seine Rüstung einem steifen Wams vor, ja ihm wäre sogar der Geruch nach Pferden und Latrinen lieber gewesen als die Parfüms der Höflinge. Und zu allem Überfluss fühlte er sich auch noch einsam, war nicht einmal Seraphia hier bei ihm.
    Bis auf den letzten Satz, der nochmal so die aktuelle Grundstimmung Lees aufzeigt, sind das ja doch ein bisschen banale Feststellungen, die sich alle bereits sehr zwanglos und auch viel eindringlicher aus dem Vorpost ergeben haben. Ich verstehe schon, dass dieser Post so eine Einleitung benötigt, aber da kam es mir wirklich so vor, dass man einfach nur das erzählt bekommt, was man eh schon weiß und was auch keiner Wiederholung oder weiteren Kommentierung bedarf.

    Das war es dann aber auch schon mit der Kritik, denn die dann folgende Szene mit Vatras fand ich richtig, richtig stark. Gut, du scheust jetzt natürlich auch mal wieder nicht davor, Vatras klischeehaft als den lieben weisen Mann darzustellen (der aber durchaus Machtbewusstsein zu haben scheint). Aber ich finde das Gespräch richtig gut gelungen, sowohl das Wechselspiel zwischen den beiden Charakteren, wie auch den Inhalt und noch dazu, wie du da sehr zwanglos den wegen der Vorgabe benötigten Gegenstand A, das Gebetbuch, integrierst. Das hat wirklich richtig gut geklappt – dann natürlich auch gerade im Hinblick darauf, was Lee in diesem offenbar nur vordergründig als Gebetbuch existenten Ding so findet. Das wirkt wirklich richtig gut eingefädelt, ist spannend, ein bisschen geheimnisvoll, und man kann da auch sehr gut mit Lee mitfühlen, wie er da so langsam aber sicher irgendwie in etwas hineingezogen wird, vielleicht nicht zwischen die Fronten, aber jedenfalls doch auf ein Parkett, auf dem er sich viel weniger sicher zu bewegen weiß, als auf und vor dem Schlachtfeld. Man könnte auch sagen: Lee büßt dadurch auch ein gutes Stück an Souveränität ein, weil er, der sonst den anderen als Orientierungspunkt gilt, sich nun selbst erst einmal ein wenig orientieren muss. Finde ich sehr schön so!

    Vatras fuhr fort: „Doch der König hört weniger und weniger auf seine Berater. Mein Wort oder das meiner Brüder galt kaum noch etwas in den letzten Jahren. Selbst Lordkanzler Xardas wurde immer seltener um Rat gefragt. Und sogar seine Gemahlin oder der Kronprinz vermögen dieser Tage kaum, Einfluss auf König Rhobar zu nehmen. Er scheint nur noch den eigenen fixen Ideen zu folgen. Oder jenen sein Ohr zu schenken, die ihn in diesen Ideen bestärken.“
    Und mit jeder neuen Staatschef-Wahl in unserer Welt werden wir ein weiteres Beispiel erleben, dessen Blaupause die im Zitat beschrieben Verhaltensweisen sein werden.

    Er wünscht kein fahrendes Volk in seinem Reich.
    Und auch das ist für uns ja nichts Unbekanntes … #grünegonnagrün

    Ausdrücklich loben will ich im Zusammenhang mit dem Gebetbuch auch diese Stelle:
    Auf den ersten Blick schien es ein gewöhnliches Gebetbuch zu sein. Lee blätterte durch die Seiten und besah sich die Abbildungen, die immer wieder zwischen den Text eingestreut waren. Holzschnitte mit religiösen Motiven. Engel und Heilige. Nichts, was ihm irgendwie außergewöhnlich oder von Belang erschienen wäre. Doch dann stieß er auf eine Seite mit einem anderen Bild, das sich von den übrigen abhob. Ein liegender Mensch. Weniger detailreich als die übrigen Figuren. Dafür umgeben von verschiedenen Schriftzeichen. Die Seite wirkte wie nachträglich in das Buch eingefügt und nur lose gebunden. Fast, als sollte sie herausgetrennt werden. Und sie bestand aus Pergament, nicht aus Papier. Er blättert langsam herum. Nur, um auf der nächsten Seite auf das Bild eines Eiszapfens und einiger Schneeflocken zu stoßen. Und wieder Schriftzeichen. Lee beherrschte kein altes Varantisch, aber das hier sah für ihn dennoch genau wie solches aus. Unter den fremden Buchstaben standen die in Myrtana gebräuchlichen. Sie schienen dieselben Worte wiederzugeben. Lee fuhr sie mit dem Finger nach und entzifferte sie murmelnd. Und im nächsten Moment zuckte er zurück, als ein langer, spitzer Eiszapfen aus der Seite hervorbrach und beinahe seine Hand durchbohrte. Das Geschoss sauste gegen die Decke, wo es klirrend zerstob und Eissplitter und Schneeflöckchen auf ihn herabregnen ließ. Lee konnte sich bloß noch schützend die Hände über den Kopf reißen.
    Als er sich von dem Schock erholt hatte, blickte er wieder auf das Buch. Das Pergament mit der Zeichnung des Eiszapfens war verschwunden.
    Finde ich richtig gut beschrieben (zumal ich auch erst im letzten Moment auf den Trichter gekommen bin, dass das wohl eine Spruchrolle sein muss) und deshalb auch PotM-würdig.

    Archipeladel.
    Da brauchte ich ja mindestens einen zweiten Anlauf: „Archi-Peladel? Was für'n Ding??“

    Was mir bei Seraphias Eintragungen in das Gebetbuch (ich werde es mal weiter konsequent so nennen, auch wenn es ja gar nicht mehr in seiner Eigenschaft als Gebetbuch wichtig ist) aufgefallen ist: Sie spricht da ja sehr offen, und man würde heute sagen, „unverschlüsselt“ über ganz viele Dinge, die auf gar keinen Fall jemand mitbekommen darf, weil sonst heftigste Gefahr droht. Das erscheint mir schon ein bisschen riskant, zumal dieses Schloss um das Gebetbuch ja wohl keine wirkliche Sicherheit gegen Kenntnisnahme anderer darstellt. Aber gut, Gefahr und Risiko werden dann ja eh am Ende des Posts gebannt, indem die ganze Kladde dann zerstört wird.

    „Eine ungewöhnliche Lektüre auf so einem Ausflug allerdings. Ein Gebetbuch, wenn ich richtig sah? Mich dünkt, es handle sich um ein erbauliches Werk für fromme Frauenzimmer.“
    „Frömmigkeit ist auch beim Manne eine Tugend.“ Lee stieg auf sein Pferd und griff nach den Zügeln. Er wollte dieses Gespräch gerne schnellstmöglich beenden.
    Ja, das kam schon von der wörtlichen Rede her sehr gut rüber, dass Lee das Gespräch möglichst sofort beenden will.

    Überhaupt ist Algas, dem du womöglich ohne die Vorgabe gar keine so große Rolle eingeräumt hättest (meine Spekulation), ganz vortrefflich dargestellt: Der wird ja von Absatz zu Absatz widerlicher – und damit meine ich nicht etwa sein Doppelkinn. Meine Herrn, das kommt auch nicht so oft vor, dass sich inmitten von so einer generell eher unsympathischen Hofgesellschaft dann jemand noch so sehr nach unten abheben kann.

    Deswegen dachte ich am Ende ja sogar kurz …
    Er ließ fallen, was er in Händen hielt, und drehte sich um. „Ein Messer!“, rief er. „Gebt mir ein Messer. Oder gleich einen Hirschfänger, wenn ihr einen habt.“
    … dass das Algas gilt.

    Ja, also wie schon eingangs bemerkt: Ich finde, der Post kann sich richtig sehen lassen. Mir passt da im Grunde alles dran (bis auf den Beginn). Die Gespräche sind alle gut gelungen, die Charaktere ebenso, als kleines Schmankerl tobst du dich dann mal wieder richtig bei den Namen aus … und auch der Inhalt an sich und die Art und Weise, wie du die Vorgabe erfüllst, stößt bei mir auf Gefallen. Hat mir richtig Spaß gemacht, das Lesen!

    Fehler im dritten Post (Anzahl: 1):
    „Das... Verzieht, aber ich kann das nicht einfach so entscheiden.


    Was mir am Beginn des vierten Posts besonders gefällt, ist, wie er einen Kontrast schafft zur Stimmung des Vorposts. Während sich Lee dort nämlich einerseits noch den dummen Adelsbeschäftigungen fügen musste und sich sehr allein dabei fühlte, geht es nun mit Wiglaf ja derart kumpelhaft zur Sache, dass es überzeichneter kaum sein kann. Naja, ich gönne es Lee jedenfalls, und Wiglaf ist ja nun auch wirklich sehr sympathisch dargestellt.

    Ebenso freue ich mich natürlich für Lee, dass es jetzt zum Treffen mit Seraphia kommt. Den Weg dahin hast du dann ja auch sehr ausführlich und lang beschrieben, und zusammen mit Lees Medaillon kommt da auch so eine gewisse Spannung auf. Hätte ich nicht wegen der Vorgabe gewusst, dass es auf jeden Fall ein Treffen mit Seraphia alias Person C kommen würde, ich hätte die ganze Zeit so meine Zweifel gehabt, ob das wirklich was wird. Was mir besonders gefiel: Der Regen. Über den und seine Intensität wird sich ja immer mal wieder ausgelassen, und zusammen mit Wiglafs kaputtem Bein schafft das so eine gewisse Ungemütlichkeit der kleinen Reise, die mir sehr gut passt.

    Lee war froh, dass es in diesem Wald bloß Keiler, Füchse und Hirsche gab. Die Männer des Königs achteten darauf, dass kein Schattenläufer, ja nicht einmal ein Ripper sich hier ansiedelte. Die Höflinge wollten hier schließlich jagen, nicht selbst zu Gejagten werden.
    Typisch Jäger, diese Feiglinge!

    Schön war sie. So schön wie damals, als er sie zuerst gesehen hatte. Einige blonde Locken fielen unter ihrer Kapuze hervor und rahmten ihr Gesicht ein. Tropfen fielen auf ihre Stirn und rannen ihr Gesicht hinab. Sie hatte die Vierzig bereits überschritten und man sah es ihr an: Falten waren um ihre Augen getreten und schmückten ihre Mundwinkel, die dort früher nicht gewesen waren. Doch das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch. Nein, in diesem Moment schien es ihm sogar, dass sie schöner war als je.
    Mit anderen Worten: Sie ist eine Milf – wie hätte es auch anders sein sollen? Naja, um ehrlich zu sein, ich stelle mir da schon eher so eine „königliche Anmut“ vor, und ich denke, so ist es wohl auch eher gemeint. Aber letzten Endes ist sie wohl doch eine Milf. Oder eher: Qilf!

    Seraphia warf die Hände über den Kopf. „Innos bewahre das Reich vor König Rhobar III.! Der Junge ist keine Dutzend Lenzen alt und führt sich auf, als wäre er der wiedergeborene Akascha. Jeder, der bei Verstand ist, sollte beten, dass nie der Tag kommt, wo dieser verzogene Rotzlöffel den Thron besteigt.“ Lees Gesicht musste seine Überraschung verraten haben, Seraphia so über ihr jüngstes Kind sprechen zu hören, denn sie fügte hinzu: „Er ist mein Sohn und ich liebe ihn über alles. Darum darf ich so etwas sagen. Ich würde durch Beliars Reich für Rhobar gehen, aber was er bräuchte, wären ein paar hinter die Löffel, nicht eine Krone auf dem Kopf.“
    Ich finde das sehr nachvollziehbar: Ich mag auch viele Leute sehr gerne, von denen ich zugleich aber niemals wollen würde, dass sie in bedeutsamen Maße Macht bekommen.

    Lord Hagen ist ein loyaler Befehlsempfänger. Falls er in seinem Leben je einen eigenen Gedanken gehabt haben sollte, hat er das gewiss umgehend seinem Beichtvater offenbart und um Vergebung gebetet.
    PotM-verdächtig.

    Du solltest lieber wieder reiten. Man hat vielleicht gesehen, wie ihr die Stadt zusammen verlassen habt, man sollte euch auch zusammen zurückkehren sehen. Auch wenn es mir leidtut, dich wieder in den Regen hinausschicken zu müssen.“
    Lee winkte ab. „Halb so wild. Und ich glaube übrigens, er hat schon wieder abgenommen.“
    Ich dachte übrigens erst, Lees Sätze würden sich auf Wiglaf beziehen und war dann schwer irritiert – und musste lachen, als ich meinen Irrtum erkannte.

    Ich hoffe nur, du gehst mit ihr etwas umsichtiger um als mit dem Gebetbuch, das ich dir anvertraut habe...“
    Das ist wohl auch die in die Geschichte eingebaute Hoffnung des Autors, dass es keine weitere entsprechende Vorgabe gibt.

    Insgesamt ließ sich auch dieser Post wieder richtig gut lesen, das muss man sagen. Trotz der Länge wieder ein kurzweiliges Vergnügen. Zwei Kritikpunkte habe ich allerdings doch.

    Der erste, und daran bin ich vielleicht ein wenig selbst schuld: Der „Nacktmoment“ ist nicht so schön in die Geschichte integriert. Dieser „Raus aus den nassen Klamotten“-Kram ist da ja doch sehr vordergründig geraten. Klar: Natürlich entnimmt man daraus auch den Wunsch Seraphias, Lee einfach mal wieder nackt zu sehen, das heißt, der Vorwand findet irgendwie auch innerhalb der Geschichte als Vorwand statt. Aber irgendwie sieht das doch sehr deutlich nach Vorgabenerfüllung aus, und im Dialog zwischen Lee und Seraphia habe ich an der Stelle auch fast schon darauf gewartet, dass sie ihm sagt: „Nun mach schon! Sonst ist die Vorgabe doch nicht erfüllt!“

    Der zweite Kritikpunkt: Es wird sehr viel und ausschweifend geredet. Klar, das gehört zu so einer Politränkeschmiedegeschichte, wie du sie ja häufig schreibst, irgendwie dazu. Und es wäre gelogen, würde ich sagen, ich hätte mich dabei gelangweilt. Nur: Insbesondere, als sich Seraphia über Rhobar II. ausließ, war ich doch irgendwie ein bisschen ungeduldig. Dass der König ein Problem und Sicherheitsrisiko für das Reich darstellt, dass er auch charakterlich schlichtweg kaum erträglich (geworden) ist, das hatte man ja alles schon erfahren, und trotzdem kreist die Geschichte mit dem Gespräch dann immer weiter um das Thema, bis es dann endlich – und das nach etwas zu langer Zeit – zum Punkt kommt, dass Seraphia ihren Lee in den Ring des Wassers einlädt. Mir hat das Gerede rund um Rhobar II. die Handlung einfach ein bisschen zu sehr verzögert. Klar, wahrscheinlich brauchte Seraphia auch einfach mal wieder einen Moment, um mit Lee über so etwas zu reden und musste auch ihrem Ansinnen, Lee zum Ring zu holen, dadurch Nachdruck verleihen. Aber besonders viel hat es die Geschichte selbst, für den Leser, ja auch nicht weitergebracht.

    Trotz dieser Kritikpunkte bleibt es aber dabei, dass ich auch diesen Post sehr gerne gelesen habe und eben auch sehr kurzweilig fand, da kannste dir sicher sein!

    Fehler:
    gab es dort nicht bloß billigen Fuseln
    Sein Freund sollte endlich sein Bein schonen, satt im Dunkeln durchs Unterholz zu humpeln.
    doch ein heftiges Niese, das ihm plötzlich entfuhr,


    Was mir beim Lesen des fünften Posts direkt zu Beginn gut gefallen hat, ist, wie erstmal so ein wenig das Setting gewechselt wurde. Weg vom blaublütig-sauerstoffarmen Adel, hin zu echten Conquistadores, deren Sympathien sich Lee offenbar sichern will. In der Sache geht es natürlich wieder um das Gleiche: Jene Ränkeschmiedereien, in die ja Lee nun auch immer mehr hineingerät. Diese Parallelität zum Kartenspiel, Stichwort Dame, Bube und König, die hat mir natürlich auch sehr gut gefallen. Es hat mir auch gut gefallen, wie die Spieler diese Parallelität auch selber sein, weil sich die Gespräche über Krieg und Bündnisse und eben die Spielzüge so vermischen. Das hat es sicherlich auch lange nicht das erste Mal in einer Geschichte gegeben, aber es liest sich eben trotzdem recht originell und bleibt als Szene hängen.

    Die sich an diese doch sehr lebhafte Eingangsszene anschließende Aufarbeitung des Gesprächs mit Seraphia fand ich dagegen wieder etwas zu dröge. Wenn es direkt um Lord Dominique und Lees Vorbehalte gegen ihn geht und Seraphias Ideen mit Lees Ideen unmittelbar aufeinanderstoßen – das sind die guten Stellen in diesem Dialog in der Rückschau, da wirkt es auch sehr lebhaft. Der „theoretische Unterbau“, also das „Wer mit wem gegen wen und warum“, dass dort so ausgebreitet wird, der lies sich für mich aber dann eher schleppend. Mir ist schon klar, dass das in so eine Geschichte eben hineingehört und dass du auch selbst sichtlich Spaß daran hast, dir den Kram auszudenken (bzw. bereits einmal erdachten Kram sinnvoll weiterzuführen), aber speziell in dieser Story kamen diese Passagen schon so oft – da hätte mir etwas mehr Schmissigkeit in dieser Hinsicht, vielleicht auch lieber weniger als mehr, besser gefallen.

    Indes, wie oben angedeutet: Diese Gespräche gefallen mir immer dann doch gut, wenn die Gesprächspartner zusätzlich noch eine sehr persönliche Note einbringen. Das ist wie gesagt stellenweise beim Gespräch zwischen Lee und Seraphia der Fall. Fast durchgehend der Fall ist es dann beim Gespräch zwischen Lee und Barthos. Auch hier geht es um Politik, auch hier geht es um Strategien – aber es geht eben auch um Lee und Barthos persönlich. Und dabei steht nicht einmal ein kitschig-gebrochenes Vater-Sohn-Verhältnis im Vordergrund, sondern … ja, eine Rivalität, Gegnerschaft ganz eigener Art. Und: Lees Fehler stehen im Vordergrund. Es wird wieder ganz deutlich gezeigt, dass auch Lee nicht alles gelingt und dass er womöglich auch nicht immer den vollen Durchblick hat, vielleicht auch in so mancher Hinsicht hinter Barthos zurücksteht. Und das gibt dem Ganzen dann die nötige Würze, und deshalb ist in diesem Gespräch die Balance zwischen „Polit-Talk“ und anderen Redeanteilen gut getroffen.

    Am allerbesten gefällt mir diesmal aber ja die Erfüllung der Vorgabe: Wie hier die Prinzessin von Breybing als Druckmittel eingesetzt wird, das ist ja nun wirklich sehr originell und trickreich. Ein bisschen absurd ist es vielleicht auch, aber es fügt sich ja einfach in dieses übliche Machtgeschacher ein. Ich fand das jedenfalls witzig und irgendwie fuchsig zugleich, hat mir so sehr gefallen!

    Deshalb finde ich das Kapitel dann auch wohl insgesamt ganz gelungen, weil es mich vor allem nach hinten raus dann nochmal sehr amüsiert auch. Auch den Beginn mit der Kartenrunde mochte ich ja sehr, nur im Mittelteil, eben bei der Rekapitulation des Gesprächs mit Seraphia, da fühlte ich mich eher nicht mitgerissen und hatte auch das Gefühl, dass die Geschichte da sehr auf der Stelle tritt. Das ist vielleicht auch so der übergeordnete Kritikpunkt, den ich ausmachen würde: So riiiichtig viel passiert ja die meiste Zeit dann doch nicht, und auch in diesem Kapitel ist an Handlung ja eher weniger auszumachen. Ich kann mir natürlich gut vorstellen, dass das eben auch an den Vorgaben liegt und ich da dementsprechend auch selbst ein bisschen dran schuld bin – aber erwähnen wollte ich es dann doch!

    Insgesamt aber wie gesagt als Fortsetzung absolut gut lesbar, nur im Mittelteil dann eben nicht so „zwingend“.

    Fehler:
    Lee war unnachgiebig geblieben und er glaubte weiterhin, dass es hier nicht er, sondern Serphia war, die sich blenden ließ.
    Wenn herauskommt, dass Ihr für diese Magie verantwortlich wart, wenn herauskommt, dass Meister Vartas mit dieser Angelegenheit zu tun hat oder Mutter...“
    „Sei du pragmatisch.“
    „Das werde sein.“ Barthos‘ Stimme war hart geworden.
    Da fehlt ja wahrscheinlich noch ein „ich“.



    Tja, und bei dieser Story kann man es wohl wirklich mir und meiner Vorgabe anlasten, dass sie den Wettbewerb nicht überstanden hat. Naja, immerhin kann ich so jetzt für mich in Anspruch nehmen, schon einmal einen historischen Roman an seiner Fertigstellung gehindert zu haben – kann ja auch nicht jeder von sich sagen! Allerdings hoffe ich dann noch eher (und vermute es auch mal so ein bisschen), dass du die Story trotz Ausscheidens aus dem Wettbewerb weiterschreiben wirst – nur dann eben nach deinem eigenen Plan und nicht anhand externer Vorgaben, die dir eh nur alles vermasseln.
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    Deus Avatar von John Irenicus
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    Normalerweise sind es bei Geschichten von Laido immer die Einstiegsszenen, die mich einschüchtern. In seinem Wettbewerbsbeitrag zu Schreim naoch Buchstohm 4 ist es hingegen bereits das Symbol vor der Einstiegsszene, welches, wie in so einer schlimmen IQ-Test-Aufgabe, vor jeden Abschnitt ein entsprechendes Pendant findet. What kind of sorcery is this?



    Der erste Post beginnt dann meiner Meinung nach auch schon ziemlich mitreißend, oder besser gesagt: einnehmend. „Direkt wieder so ein Profi-Anfang“, habe ich mir notiert, und das meine ich auch tatsächlich so und im besten Sinne. Gleich der erste Satz mit den Glasmachern, was da für Fragen aufploppen. Da fragt man sich schon, wie jahrhundertelang bei Geschichten sowas wie „Es war einmal“ als Maß aller Dinge gelten konnte, was den Beginn angeht! Auch der Rest der Szene ist natürlich denkbar mysteriös und denkbar spannend, aber wegen der Kugel, die im Mittelpunkt steht, dann doch gegenständlich genug, um mich nicht in die von mir so gefürchtete Anfangsverwirrung zu stürzen.

    In dem Sinne war ich dann sogar ein wenig überrascht, als sich die nächste Szene thematisch wirklich direkt anschloss. Da hatte ich ja eher vermutet, dass es jetzt erst einmal heißt „And now for something completely different“, aber da habe ich mich ja wohl getäuscht! Rätselhaft bleibt es im Folgenden aber dennoch, wobei für mich so das zentrale Rätsel das um Klarissa bzw. ihren Zustand ist. Bei Elias' Nachfrage, ob sie was zu trinken bekommen hat, hatte ich mir übrigens als Hypothese direkt schon „Klarissa ist tot“ notiert, weil ihr Verhalten dann doch wirklich äußerst passiv ist, und dann noch dieser „wohlige Schauer“, als Elias vorher über ihre „kühle Haut“ fährt, wo es mir fast schon scheint, Elias wollte sich den Schauer vor allem „wohlig“ reden, als dass er ihn wirklich fühlte … hm, hm! Also, dass da irgendetwas im Busch ist, das wird ja nach und nach immer klarer. So ganz einordnen kann ich nur noch nicht das Blinzeln Klarissas, welches natürlich doch eher ein Lebenszeichen ist, aber auch gut die Einbildung Elias' sein kann. Da die Reaktion dieses Käptns später aber auch nicht so ist, als säße da eine Tote im Stuhl, könnte es wohl auch eher sein, dass Klarissa in einer Art komatösen Zustand liegt oder sich sonst wegen einer Krankheit kaum noch bewegen kann (ALS, Locked-In-Syndrom etc.). Auf jeden Fall sehr spannend und auch ein wenig gruselig, vor allem, wie Elias immer so auf sie einredet.

    Auf der „bloßen“ Handlungsebene geht es stattdessen ja sehr handfest zur Sache. Auch hier werden immer mal wieder so kleine Andeutungen gemacht und gewisse Rätsel aufgegeben, diese aber auch schnell wieder geklärt („Die Hauer? Welche Hauer denn? … achso, Quarzhauer!“). Auch wird sehr schön so in die Ausgangslage eingeführt. Daran gefällt mir aber auch besonders, das nicht etwa ein bloß statischer Zustand geschildert wird, sondern dass man als Leser quasi zu einem Zeitpunkt dazustößt, wo gerade viel Veränderung im Gange ist: So zum Beispiel die Ankündigung von Kapitän Hennes, keine Fahrten mehr zu machen. Das hält die Geschichte in Bewegung, und trotzdem bekommt man als Leser viel vom Setting erklärt. Eine gute Mischung!

    Eine gute Mischung ist wohl auch die der Charaktere, zumindest, wenn man sich den Kontrast zwischen den Figuren Elias und Kapitän Hennes so ansieht. Bei letzterem hatte ich ja erst so die Befürchtung, dass sein polteriges Auftreten inklusive konsequenter Verwendung von Genuschel und Umgangssprache ein bisschen anstrengend werden könnte, vielleicht sogar irgendwann peinlich – aber das ist wirklich gar nicht passiert. Trotz doch recht eindeutigen „Rollenverhaltens“ von Hennes kommt mir dieser als sehr „echt“ wirkende Person rüber. Aber auch bei Elias kommt ja immer mehr Charakter durch, vor allem das Ende des Gesprächs mit Hennes ist da echt gut gelungen:
    „Ihr könnt also noch ’ne Nacht drüber schlafen. Und das solltet Ihr auch machen. Also schlafen, mein ich. Seht ziemlich übermüdet aus, Meister. Zu viel über’n Büchern gebrütet, nehm ich an?“
    „Möglich“, sagte Elias, der nun vollends jede Lust auf eine Fortsetzung des Gesprächs verloren hatte. „Wir sprechen uns, Kapitän.“
    „So sieht’s aus. Gute Nacht, Meister.“ Er drückte dem Magier mit einem bedauernden Lächeln, das Elias nun wirklich nicht mehr ertragen konnte, den Arm, und drehte sich im Türrahmen noch einmal um. „Schlaft gut, Fräulein Klarissa. War nett, Euch mal wieder geseh’n zu haben.“
    Noch eine ganze Weile, nachdem der Kapitän das Haus verlassen hatte, stand Elias wie verirrt im Raum herum und hörte dem Kaminfeuer beim Prasseln zu. Er war ohnehin schon seit dem frühen Morgen aufgewühlt gewesen, aber zu der Aufregung um das, was gerade in der Werkstatt geschehen mochte, hatte sich nun ein weiterer Quell der Unruhe gesellt, der ihm deutlich unangenehmer war. Plötzlich kam ihm Ruben wieder in den Sinn, und damit die Frage, wie er als Feuermagier wohl zu ihrer Unternehmung auf Irdorath stand. In seinen Briefen hatte er den Eindruck erwecken wollen, noch ganz der Alte zu sein, aber war das wirklich möglich nach all den Jahren, die er in der Gesellschaft der selbst ernannten Gottesdiener verbracht hatte? War er nicht längst einer von ihnen geworden? Die Veränderung war seinen Briefen durchaus anzumerken gewesen. Trotzdem stieß Elias den Gedanken, dass Ruben etwas mit den Hetzreden der Innospriester zu tun haben konnte, entschieden von sich. Er mochte ein Anderer geworden sein, ein Fremder vielleicht, aber mit Sicherheit kein Verräter.
    Habe jetzt direkt mal diesen ganzen Block zitieren müssen, weil er zusätzlich zu Elias' Charakterdarstellung auch exemplarisch dafür steht, wie flüssig sich die Geschichte liest: Man spürt auf eine gute Art und Weise, wie sich das Geschehen so von Thema zu Thema hangelt und so letzten Endes ja auch ein bisschen die Vorgabenerfüllung vorbereitet wird. Aber es wirkt dabei eben nicht konstruiert, sondern einfach sehr natürlich. Finde ich schon klasse, was du da direkt zu Anfang alles so für „Pflöcke“ einschlägst, was so das Kernthema der Geschichte angeht. Hoffe natürlich umso mehr, dass ich dir mit den Vorgaben nicht alles kaputtmache.

    Nachdem es dann zur Begegnung zwischen Elias und Miriam kommt, der diesen ganzen mysteriösen Zauber um die Kugel, die ja offenbar irgendwelche heftigen Erkenntnisse über die Welt verschaffen kann, wieder aufgreift, passiert dann doch erst einmal das, was früher oder später passieren muss: Ein Schauplatzwechsel! Und ja offenbar auch ein Zeitsprung! Nichtsdestotrotz bleibt die Geschichte weiterhin eng zusammen, denn von Ruben hat man ja schon einiges gehört – und bekommt direkt weitere Informationen über ihn:
    Mit dem Gürtel fingen die Probleme immer an.
    Davon kann Harivald sicher ein Liedchen singen!

    Aber auch für mich persönlich bietet Ruben direkt viel Raum zur Identifikation:
    Ein etwas wehmütiges Gefühl überkam ihn, als er an seinen alten Lehrmeister dachte, aber es wurde bald wieder vom Gefühl des Schmerzes verdrängt, das von seiner linken Schulter ausging. Die Umhängetasche war so schwer befüllt mit all den Büchern, die er aus der Bibliothek mitgenommen hatte, dass sich andere Leute bestimmt Sorgen gemacht hätten, sie könnte womöglich aus allen Nähten platzen – aber Ruben kannte ja seine Tasche, die hielt das schon aus. Bloß bei seiner Schulter war er sich da nicht so sicher. Aber er hatte es ja bald geschafft. Nur noch um die nächste Ecke, und...
    Ich hatte mir vor ein paar Jahren nämlich auch mal richtig fies die Schulter lädiert, als ich meinen größeren Laptop mitgenommen hatte, in einer Umhängetasche. Gefühlt nur einen Tag ein bisschen getragen und daraufhin zwei Wochen Schmerzen. Autsch.

    Dass Elias so schnell wieder auf den Plan tritt und auf Ruben trifft, war für mich schon eine ziemlich große Überraschung. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Auch war ich mir bei der Begegnung schnell gar nicht mehr sicher, was Elias eigentlich vorhat – er wirkt da doch sehr seltsam und schon ein wenig anders, als man ihn vorher erlebt hat. Indes: Das ist gerade die absolute Stärke der Erzählung, finde ich, denn es zeigt, dass die Figuren hier konsequent durchgehalten werden: Natürlich wirkt Elias hier sehr anders als vorher, denn hier hat man ja nur die Außenansicht aus Rubens Perspektive vor sich, während man ihn vorher in der Innenansicht erlebt hat. Dass man diesen Unterschied so deutlich wahrnimmt, finde ich ja schon ziemlich gelungen, wie es überhaupt eine spannende Sache ist, hier aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Handlung zu schauen. Gerade weil es eben Blickwinkel von Personen sind, die jetzt nicht unbedingt miteinander kooperieren werden, wie es scheint …

    Der dann entstehende Dialog über die Kugel und ihre Kräfte bleibt dann ja immer noch sehr schleierhaft. Ich hatte ja von Anfang an so das Gefühl, dass sei nun so ein Artefakt, bei dem man ähnlich wie in Indiana Jones 4 oder mit dem Indigo-Kind bei Fahrenheit so „DAS WAHRE WESEN DER WELT“ oder so etwas in der Art erkennen könnte. Später wird Ruben ja konkreter – aber das ja nur in einer Drucksituation, weshalb ich nicht weiß, wie viel an diesem Zukunftssehgedöns dran ist. Aber gut, dazu später noch. Für jetzt bleibt festzuhalten: Es liegt irgendwie noch im Dunkeln, was diese Kugel wirklich kann – das sehen ja auch die an ihrer Herstellung Beteiligten selbst so, wie es scheint.

    „Mir ist natürlich klar, dass du deine eigenen Verpflichtungen hast.
    Da komme ich natürlich nicht umhin, das irgendwie als „Buzzword“ zu empfinden – auch wenn sich die wahren Verpflichtungen ja später als ganz andere herausstellen.

    Wenig später erkenne ich dann, dass Ruben mich ebenso gelinkt hat, wie er es mit Elias getan hat. Ich habe ihm diese ganze „Versunkenes Kloster von Gamuth“-Geschichte im Grundsatz nämlich auch voll abgekauft. Viel Zeit, zu überlegen, was Ruben eigentlich für einer ist, in wessen Lager er so steht und was er wirklich vorhat, hat man dann – für die Erzählung sehr günstig – allerdings auch nicht, denn: Es folgt die beste Szene im ganzen ersten Post.

    Ja, also, ich kann mir vorstellen, dass du bei diesem ganzen klischeebeladenen Kram um diesen Krawallo-Grobian-Verbrecher namens Pete so deine Zweifel hattest, ob dass der Geschichte wirklich gut tut, oder ob das doch einfach alles viel zu albern und originell oder was weiß ich nicht alles ist. Ich jedenfalls musste mir ja auch erst einmal überlegen, ob ich so Inhalte, bei denen Namen wie „Flossen-Joe“ fallen, wirklich uneingeschränkt gut finden kann. Aber: Je länger die Szene ging, desto besser gefiel mir das alles, und desto mehr konnte ich meine anfängliche Skepsis ablegen. Klischee hin oder her: Pete ist ein so starker Charakter, gerade auch im Wechselspiel mit dem intellektuell überlegenen Ruben, dass die Szene einfach nur großartig ist. Obwohl die Konfrontation zwischen den beiden so lange dauert, hat es mich nicht einen Moment gelangweilt.

    Zur anderen Schnalle kam er nicht, denn zum zweiten Mal an diesem Abend wurde Ruben von lautem Klopfen aufgeschreckt. Aber diesmal war es anders – nicht so zaghaft und unentschlossen wie Elias’ Klopfen. Es war das Klopfen eines Mannes, der am Liebsten mit der Faust durchs Holz geschlagen hätte.
    Allein der Einstieg in die Begegnung ist ja schon PotM-würdig, wie ich finde!

    Drei Männer in schwarzen Lederrüstungen drängten in den Raum
    Wobei ich hier dann immer noch skeptisch bin, nicht etwa des bloßen Klischees wegen (natürlich alle in schwarz, und dann auch noch Lederrüstungen), sondern auch, weil ich mich frage, ob es sich so eine Verbrecherbande überhaupt leisten kann, so auffällig zu sein. Nicht nur, weil man sie leichter identifizieren kann, wenn man nach ihnen sucht. Sondern auch ganz generell, dass sie sich offensichtlich als Gruppe präsentieren. Da lenkt man ja erst recht die Aufmerksamkeit auf sich. Aber gut, wer weiß, vielleicht hat selbst die Ordnungsmacht vor ihnen Angst oder kooperiert mit ihnen oder was weiß ich, sodass sie alle machen können, was sie wollen, und sich gerade deswegen gerne auch nach außen hin als Übermacht präsentieren! Nichtsdestotrotz: So ein paar Fragen warf dieses Auftreten bei mir eben auf.

    Der Atem des vernarbten Glatzkopfes hätte ihn würgen lassen, wenn das nicht schon dessen Hand übernommen hätte.
    Ich will jetzt nicht alles zur PotM hochleben lassen, aber naja – die Formulierung ist ja nunmal auch wirklich gelungen!

    „Ach, und das soll ich dir kleinem Scheißkerl jetzt glauben, was?“ Nicht zum ersten Mal fiel Ruben auf, dass rhetorische Vielseitigkeit und ein reiches Vokabular nicht gerade zu Petes Stärken zählten – aber es hatte schon Situationen gegeben, in denen es ihm mehr Freude bereitet hatte, sich darüber im Stillen zu amüsieren.
    Ich glaube, es sind solche Stellen, in denen Ruben die Szene auch ein bisschen als absurd kommentiert, was diese Szene dann doch wieder glaubhaft und nicht zu übertrieben erscheinen lässt. Man kann das natürlich als billigen erzählerischen Trick abtun (Nach dem Motto: Das, was in der Handlung selbst als klischeehaft erkannt wird, geht wieder in Ordnung). Ich finde allerdings sehr aufrichtig, dass es so funktioniert. Denn: Pete lebt sich ja vielleicht auch selbst in so eine Rolle hinein, und sowas gibt es ja nunmal zweifellos im echten Leben. Und das vielleicht gerade auch so bei „hauptberuflichen Verbrechern“, die ja möglicherweise ein besonders festes und enges Rollenbild brauchen, damit sie das alles überhaupt so durchziehen können. Von daher: Vielleicht schon so ein bisschen erzählerischer Trick, aber einer im guten und vor allem sehr unterhaltsamen Sinne, Ruben hier immer mal wieder innerlich Stellung beziehen zu lassen!

    Das Gespräch geht dann ja eine Zeit lang hin und her, und was mir besonders gut gefällt: Immer, wenn Ruben eine scheinbar passende Idee hat, die Situation etwas zu entspannen, sucht Pete – der übrigens auch rein äußerlich als denkbar fies beschrieben wird – nach dem nächsten Anknüpfungspunkt, um wieder total auszurasten und auch jegliche Erklärungen abzuschneiden, die Ruben liefern könnte. Die Situation wirkt dann nicht mehr nur noch bedrohlich für Ruben, sondern tatsächlich auch auf witzige Weise anstrengend.

    Und dann kommt das Thema ja noch einmal auf die Fähigkeiten der Kugel – mit ihr und anderen Exemplaren soll man laut Ruben also in die Zukunft schauen können. Und so ganz geht ja noch immer nicht hervor, ob Ruben damit nun die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass an den Fähigkeiten der Kugel noch was ganz anderes dran ist.

    Gegen Ende eskaliert die Situation dann ja noch einmal völlig, und hätte ich nicht genau gewusst, dass du Ruben allein schon der Vorgaben wegen unmöglich einfach so sterben lassen oder schwerverletzt zurücklassen wirst, ich hätte wohl auch geglaubt, es sei nun sein Ende. Stattdessen: Eine taktisch motivierte Vergiftung durch Pete! Das ist natürlich jetzt ein ganz schönes Damoklesschwert, welches über Ruben schwebt und die Geschichte natürlich nochmal interessanter macht. Ich musste da übrigens sofort an diesen einen Moment an Baldur's Gate denken, wo man ja auch in diesem einen Viertel in Baldurs Tor vergiftet wird. Als ich die Stelle damals zum ersten Mal gespielt habe, fand ich das auch richtig heftig und war ja schon ein wenig panisch, herauszufinden, wie ich mich jetzt nun wieder heilen soll. Deshalb gefällt mir diese Stelle hier dann auch so gut, sowas ist einfach spannend. Natürlich erwähne ich vorsichtshalber mal, dass das alles nur ein Bluff von Pete gewesen sein könnte – nur, damit ich hinterher im Fall der Fälle sagen kann, ich hätte es ja doch geahnt!

    So sehr Pete jedenfalls den armen Ruben, speziell gegen Ende, unter Druck setzt – ein bisschen habe ich bei den letzten Sätzen das Gefühl, dass Ruben einen Plan hat, um Pete ordentlich eins auszuwischen. Wollen wir nur hoffen, dass ihm dabei nichts in die Quere kommt – zum Beispiel ungelegene Vorgaben. Es bleibt aber natürlich unklar, welche Chancen Ruben da hat, wie überhaupt ja noch unklar ist, wie es wirklich um ihn bestellt ist. Seine Magierkarriere ist ja anscheinend, wenn überhaupt, bloße Vergangenheit, und seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit Tarnen und Täuschen, Hehlen und Stehlen und so weiter. Und was genau ihn damals von Elias, Miriam & Co. getrennt hat, bleibt ja auch noch ein bisschen im Dunkeln. Aber umso besser: Man kann ja auch nicht alles gleich in den Anfang der Geschichte stecken! Und furios ist der Beginn ja dennoch, nicht nur wegen der Szene mit Pete. Zudem zwar mit einigen offenen Fragen und natürlich der ultimativen Mystery-Kugel, dabei vielleicht aber doch ein bisschen „handfester“, als vielleicht bei anderen Storys von dir, wo ich am Anfang dann schon immer das Gefühl habe, gar nichts zu verstehen. Das ist jetzt hier ein bisschen anders und vielleicht auch mal schön.

    Gefallen hat mir dieser umfangreiche Beginn auf alle Fälle. Kaum zu glauben, dass das hier bloß der erste Post war! §eek

    Fehler im ersten Post:
    Sie meint, Ruben hätte ein Recht – aber, ein dRecht?
    dachte Ruben, als er aus der selbst zu dieser späten Stunde noch überaus belebten Marktstraße in eine kleinere Gasse einbog, deren Name er nicht kannte
    Habe da gerade wieder so einen Grammatik-Blackout, aber müsste es nicht „Namen“ heißen?



    Auch der zweite Post ist dann ja sehr umfangreich geraten. Die Ereignisse überschlagen sich hier aber nicht so sehr, und tatsächlich lernt man das Setting fast schon „in Ruhe“ noch ein wenig mehr kennen, und sogar das Rätsel um Klarissas Zustand wird – mehr oder minder – aufgelöst oder zumindest erklärt, was die Ursache dieses Zustands ist. Auch wird hier nun unmissverständlich klar, dass die Kugel – zumindest nach Rubens tatsächlicher Meinung – dazu dient, in die Zukunft zu schauen. Auch wenn der erste Post also alles andere als unzugänglich war, so ist dieser Post eben noch ein bisschen zugänglicher, und trotz der ein oder anderen Überraschung fühlt man sich als Leser in dieser Geschichte schon direkt ein bisschen wie zu Hause. Und das schon ab dem zweiten Post – nicht schlecht!

    „Das hast du dir immer noch nicht abgewöhnt, was?“ Eigentlich hatte er sich auf das Oberdeck begeben, um ein wenig ungestört zu sein, aber dieser Plan war offenbar nicht aufgegangen.
    „Was meinst du?“
    „Dich an mich heranzuschleichen.“
    Auch im oben genannten Zusammenhang hat mir diese Stelle dann direkt gut gefallen, weil sie sozusagen ein bisschen der „Beweis“ für den Leser ist, dass Elias und Ruben eine „echte“ gemeinsame Vergangenheit haben und miteinander verbunden sind. Sowas belebt das einfach ein wenig und macht direkt mehr her als irgendwelche „Ja damals“-Andeutungen, wo aber nie so richtig ein Einblick gegeben wird, wie das damals denn so war.

    „Aber, äh, für Quadrate hast du dich früher noch nicht so interessiert.“
    ?

    Er fürchtete zwar, dass Miriam nicht ganz glücklich mit der zweiten Bedingung sein würde, denn mit Geheimniskrämerei kam sie nur dann gut zurecht, wenn sie von ihr selbst betrieben wurde.
    Das ist wohl ein Zug, den Miriam mit sehr vielen Menschen gemein hat.

    Was mir an diesem Post so allgemein besonders gut gefällt, ist der rote Faden, der sich abseits der tatsächlichen Handlung hindurchzieht: Das „Rollenspiel“ Rubens, ein Feuermagier zu sein, obwohl er doch gar keiner ist. Hier kommt der Wechsel zwischen den Perspektiven dann besonders schön zum Tragen, weil du ihn ja auch sehr konsequent ausspielst. Bei Elias' Perspektive hatte ich mir dann auch mehrmals sehr intellektuell das Stichwort „Kognitive Dissonanz“ am Rand notiert. Ich finde, Elias Gedankengänge sind da wirklich ein absolutes Paradebeispiel dafür. Er biegt sich ja alles, was seine Vorstellung, Ruben sei ein Feuermagier, total erschüttern müsste, immer irgendwie zurecht. Am deutlichsten und am schönsten ist das an dieser Stelle:
    Aber über den genauen Umfang der Ausbildung, die Ruben genossen hatte, konnte er sich noch immer kein richtiges Bild machen. Er hatte in den Tagen, die sie gemeinsam auf See verbracht hatten, den Eindruck gewonnen, dass Ruben nicht besonders gerne über sein Leben als Feuermagier sprach. Wenn er ihn auf seine Forschungen ansprach, dann gab er bloß ausweichende Antworten, und obwohl er ihm bereitwillig mehr über das versunkene Kloster erzählt hatte, dem er gemeinsam mit Meister Talamon nachspürte, hatte Elias stets das Gefühl, dass die Dinge, die ihm Ruben erzählte, weit in der Unterzahl waren gegenüber denjenigen, die er ihm verschwieg. Vermutlich war das nicht einmal etwas, das ihm zum Vorwurf gemacht werden konnte. Es war ja bekannt, dass die Magier aus dem Kreis des Feuers gerne unter sich blieben, und dass nicht viel nach außen getragen wurde von all dem, was sich innerhalb dieses Kreises abspielte. Sein alter Freund, so sehr er sich auch bemühte, Gegenteiliges zu vermitteln, stellte in dieser Hinsicht offenbar keine Ausnahme dar.
    Das ist wirklich großartig, wie die Überlegungen da erst mit sehr handfesten Zweifeln beginnen, bis sie nach und nach von Elias umgedeutet werden und am Ende des Gedankengangs auf einmal ganz im Gegenteil als Bestätigung des Umstands herangezogen werden, dass Ruben doch ein Feuermagier, ja sogar ein ganz typischer, ist. Richtig klasse und toll zu lesen, und das nicht nur auf einer humorigen Ebene. Später mit dem Lichtzauber im dunklen Tempel kommt dieser Mechanismus ja erneut sehr deutlich zum Tragen, aber hier an dieser Stelle fand ich das eindeutig am gelungensten. Insgesamt fügt das jedenfalls der Geschichte eine tolle Facette hinzu.

    Derjenige, der gesprochen hatte, war ein verschwitzter Mann mittleren Alters namens Steffen oder Stefan
    Das fand ich auch ganz „authentisch“, wie Elias den Namen nicht so recht mitbekommen hat. Das ist wieder so ein kleines Detail, dass die Geschichte und vor allem auch den Charakter Elias ein wenig lebendiger macht.

    Dann hatte er die Kugel im Kopf.
    Wenn das mal kein foreshadowing ist!

    So, und bevor der Kommentar hier endgültig in Einzeilern zu Einzelstellen zerfasert, will ich dann noch einmal loben, wie das Geschehen aus Rubens Perspektive geschildert ist. Denn es ist ja dann doch ein witziges Verhältnis: Während Elias jeden Zweifel, der ihm an Ruben aufkommt, geradezu mit gedanklicher Gewalt selbst lupenrein ausräumt, ist Ruben wiederum, fast unnötig, möchte man meinen, damit beschäftigt, die Fassade möglichst toll aufrecht zu erhalten. Das beginnt geradezu geruhsam mit der Suche nach einem „Runenstein“ und kulminiert dann natürlich bei dem ganzen Handlungsstrang mit dem Feuer (ganz Adventure-mäßig eingeleitet mit: „Wie kriegst du jetzt ein Feuer in den Kamin?“ ). Letzteren fand ich auch wirklich unglaublich spannend, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich konnte mich da schon sehr gut in Ruben hineinversetzen. Vielleicht liegt es daran, dass das so dieses schlimme „Ich kann das nicht, obwohl ich es eigentlich können sollte, und jeden Moment wird es auffliegen“-Gefühl ist, was der ein oder andere (ich jedenfalls) kennen mag. Und hier geht es dann ja sogar noch um weitaus mehr, als bloß um drohenden Gesichtsverlust – für Ruben steht am Ende ja sogar sein Leben auf dem Spiel. Fand ich auf jeden Fall absolut gelungen, vom plötzlichen Einfall, dass von Ruben ja implizit erwartet wird, dass er sich das Feuer einfach herzaubert, über die Suche bis hin zur Entdeckung von Klarissa. Das ist wirklich klasse, was Ruben da für eine so banale Sache an Aufwand betreiben muss. Und ein bisschen witzig wird das auch wieder dadurch, dass man schon so das Gefühl hat: Selbst wenn Ruben ganz offen nach „konventionellem“ Feuer gefragt und Elias das mitbekommen hätte, letzterer hätte sich sicher wieder irgendeine Erklärung dafür zurechtgelegt, warum der Feuermagier Ruben gerade nicht zaubern will.

    Bei all den Dingen, die Ruben da regeln muss, hatte ich zwischenzeitlich sogar wirklich schon verdrängt, dass er ja von Pete vergiftet wurde. Deshalb fand ich auch schon, dass das noch einmal ausdrücklich erwähnt wurde, weil Ruben während der Überfahrt vorher ja fast schon ein wenig unbeschwert wirkte (was konsequent ist, da aus der Sicht von Elias geschildert). Erst im Nachgang, als Ruben sich – dann aus seiner Perspektive – den Schal um seinen Hals nach Begutachtung der Wunde wieder zuzieht, habe ich dann auch würdigen können, wie genau die selbe Handlung auf dem Schiff so schön beiläufig beschrieben wurde. Das ist für mich ein weiteres Beispiel, wie konsequent und eben auch gekonnt du zwischen den Perspektiven unterscheidest, bis in kleinste Formulierungen hinein. Bin da schon ein wenig beeindruckt, muss ich sagen!

    „Miriam hat gesagt, dass du fürs Erste in ihrem Bett schlafen kannst.“ Elias näherte sich der Tür des mittleren der drei Häuser, und als er Rubens Blick bemerkte, fügte er hinzu: „Sie selbst übernachtet sowieso ständig in der Werkstatt. Ihr Bett ist also frei, du verstehst?“
    „Ja“, sagte Ruben. „Verstehe.“
    „Für Gabi 311 … für die Jungen 311 …“

    Was mir bei Miriam und der Kugel und Rubens Planungen, die Kugel zu erhalten, wieder einfällt: Obwohl er sich bezüglich Pete ja jede Menge Gedanken macht, wie das mit der Zukunftsseherei dann wohl aussehen wird, macht er sich bezüglich sich selbst da ja keine Gedanken. Oder mit anderen Worten: Er scheint ja irgendwie (noch) nicht bewusst einzukalkulieren, dass Miriam, sollte sie in die Kugel starren, ja sehen könnte, dass er die Kugel klauen will. Aber gut, das mit der Zukunftsseherei ist ja so eine vertrackte Sache … denn sobald sie sieht, dass jemand die Kugel klauen will, ist sie ja davor gewarnt, sodass die Zukunft vermutlich gar nicht mehr so aussehen wird, dass die Kugel geklaut wird … ächz.

    Naja, da trifft es sich dann jedenfalls gut, dass es Schlag auf Schlag kommt und Miriam nun – wohl auch so ein BISSCHEN wegen der Wettbewerbsvorgabe – verschollen ist, und das sogar schon länger. Das Gespräch zwischen vor allem Ruben und dem etwas bräsigen Nachtwächter hat mir dann auch ganz gut gefallen:
    „Aber ihr habt doch nachgeschaut, oder?“ Ruben wusste nicht, ob es an der allzu disziplinierten Sprechweise des Nachtwächters lag oder an der sich verstetigenden Erkenntnis, dass gerade alles ganz gehörig den Bach herunterging, aber er spürte plötzlich einen ordentlichen Zorn in sich aufsteigen. „Ihr habt doch den Tempel durchsucht, oder etwa nicht?“
    Ich glaube, der Hinweis mit dem Zorn ist hier gar nicht mal so nötig, denn ich jedenfalls habe das auch schon die ganze Zeit vorher aus Rubens Worten und Gedanken herauslesen können, das hat mir sehr gut gefallen, wie dieser Eindruck ganz von selbst entstand.

    Im düsteren Tempel kommt dann ja so ein bisschen Abenteurer- und fast schon Indiana-Jones-Stimmung auf. Erinnert mich alles auch angenehm an dieses Lego-Hörspiel von damals! Generell finde ich bei vielen Dialogstellen (zum Beispiel, als Ruben und Elias die Öltropfen entdecken), dass sich das auch richtig richtig gut in einem Hörspiel machen würde.

    Dafür, dass du meine Theater-Schleichpassage in „Traumbrecher“ so öde fandest, wird hier aber auch ganz schön viel im Dunkeln rumgeschlichen! Fairerweise muss man sagen, dass bei dir dann auch ordentlich was passiert, und hier zweitens ja auch immer mal wieder diese Schlucht erwähnt wird, die sich als Riss quer durchs Gewölbe zieht, und vor allem das fand ich dann irgendwie besonders spannend. Generell hast du die Umgebung sehr schön geschildert, da fühlt man sich beim Lesen wirklich wie selbst in diesem Tempel.

    Für den Kenner der dem Post zugrundeliegenden Vorgabe verliert die Verfolgungsjagd nach der Person mit der Lampe natürlich so ein bisschen an Spannung. Oder besser gesagt: Die Auflösung, dass es nicht Miriam ist, wie aber vor allem Ruben ja fest glaubt (sehr schön der Unterschied zwischen ihm und Elias, konsequent ausgerichtet an ihren unterschiedelichen Erwartungshaltungen: Ruben spricht immer von einer „sie“, Elias aber von einem „er“), ist dann nicht so überraschend. Spannend war die Verfolgung an sich aber trotzdem – eben gerade auch wegen all der Unwägbarkeiten in diesem dunklen Gemäuer.

    Teresa ist dann ja schon ein ziemlich dubioser Charakter, selbst wenn sie am Ende anbietet, zu offenbaren, was sie da unten eigentlich sucht (könnte genau so gut eine Falle sein). Dennoch wird der Eindruck vermittelt, dass die Anschuldigungen von Elias und vor allem Ruben so ein bisschen zu hart sind (das mag ich aber auch denken, weil ich die in der Zukunft liegende Vorgabe betreffend Ereignis A schon ein wenig mitdenke). Auf jeden Fall so ein bisschen der X-Faktor hier, man weiß ja nun gar nicht, wie Teresa an der kommenden Handlung noch mitwirken wird (also, wie gesagt, es sei denn, man kennt wie ich schon alle kommenden Vorgaben, aber abseits davon gibt es ja auch noch Raum).

    Ihre langen, spröden Haare waren vor Jahren einmal strahlend blond gewesen, aber nun waren sie verblichen wie ein alter Brief, der zu lange auf dem Fenstersims gelegen hatte.
    Tolle Beschreibung!

    „Du bist also nicht wegen uns hier.“
    Ihm entging der überraschte Ausdruck in Rubens und Teresas Blicken nicht, als sie ihm fast gleichzeitig die Köpfe zudrehten. Offenbar hatte keiner der beiden mehr damit gerechnet, dass er an dem Gespräch noch einmal teilnehmen wollte.
    Treffende Formulierung!

    Tja, und dann endet der Post mit einem ordentlichen Cliffhanger! Nicht nur deshalb bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht. Das Fazit zu diesem Post kannst du dir ja vermutlich schon denken: Ich finde, du hast die Geschichte mehr als solide weitergeführt, und vor allem die zwei Perspektiven Elias und Ruben richtig gut ausgespielt, da kann man wirklich noch was von lernen! Und mich hat es mal wieder beeindruckt, wie wenig dich die Vorgaben – zumindest nach außen hin – beim Schreiben zu beeinträchtigen scheinen. Der Fortgang der Handlung wirkte nämlich schon sehr natürlich und nicht etwa gezwungen. Weiter so!

    Fehler im zweiten Post, ich fand nur einen:
    Ruben zählte abgesehen von dem Lagerhaus, das sie gerade passierten, und dem Leuchtturm, der an einer Klippe zu seiner Linken stand, sechzehn weitere Häuser in unterschiedlichen Größen, die auf dem Plateau errichtet waren. Das Größte davon hatte man


    Der Beginn des dritten Posts gefällt mir gut, weil er, wie überhaupt der Post insgesamt, nochmal sehr auf die Belastungen abstellt, denen der vergiftete Ruben ausgesetzt ist. Insbesondere eben beim Beginn klappt das gut: Es gibt da diesen Moment der Ruhe, und sowas ist dann ja gerade immer besonders gut, um sich der unangenehmen Dinge und etwaigen Damoklesschwerter zu erinnern, denen man ausgesetzt ist. Da kann ich sehr gut mit Ruben mitfühlen! Schön finde ich aber auch, dass Ruben jetzt nicht der total depressiv-tragische Charakter wird, sondern dass da immer wieder mal so ein bisschen der „Hallodri“ durchkommt, was für Humor sorgt. Solche Stellen zum Beispiel wirken da aus Rubens Perspektive ja irgendwie selbstironisch …
    Ruben hatte schon viele seltsame Figürchen gesehen – und meistens im gleichen Atemzug eingesteckt
    … und ich finde, gerade von sowas lebt Ruben als Charakter eben auch.

    Diese Figuren auf Teresas Schiff sind für mich das „neue große Rätsel“ in dieser Story. Das ist ja nun wirklich mysteriös. Ein bisschen fühle ich mich da auch an diverse Stellen aus Baldur's Gate (1+2) erinnert, weil da ja auch gerne mal versteinerte Menschen und / oder Steinfiguren aufgeboten wurden, und das hat immer irgendwie zur Atmosphäre beigetragen. Das ist hier auch so – und es trägt natürlich auch gewaltig zur Dubiosität Teresas bei. Im Laufe des Posts habe ich mich dann auch gefragt, ob diese Figuren wohl irgendwas mit Ereignis A zu tun haben, aber es ist dann vielleicht doch irgendwas anderes. Nur was, das erfährt man eben nicht, und ich finde, das verhindert sehr gut, dass man als Leser, der man ja sowieso gegenüber den Charakteren gewisse Wissensvorsprünge hat (z.B. Wissen über Rubens tatsächlichen „Beruf“), glaubt, das Geschehen durchschaut zu haben.

    Wie du Teresas Kleidung nochmal so detailliert beschreibst, hat mir auch gut gefallen. Das ist generell sowas, was ich in deinen letzten größeren Geschichten immer gern gelesen habe: So bestimmte Merkwürdigkeiten, wo man gar nicht weiß, ob da jetzt groß was dahintersteckt oder eben nicht. Und manchmal tut es das – oder dann eben auch nicht. Wer weiß also, ob Teresas so eigentümliche Kleidung nochmal Bedeutung hat, ob sie etwas verbirgt oder sonstwie einen besonderen Grund hat.

    Bei Rubens Gedanken dazu, wie Teresa das denn mit dem, äh, Austreten dann so macht, musste ich vor allem deshalb schmunzeln, weil ich gestern erst in der Zeitung die Top-Nachricht gelesen habe, dass Papst Franziskus himself doch sagenhafterweise bei einem Ausflug ein herumstehendes Chemieklo benutzt hat! Und naja, da habe ich mich auch gefragt, wie problemlos das denn so geht, so eingepackt wie der in seinem Gewand immer ist.

    Bei der Eskalation des Streits mit Teresa – das hatte schon was, wie Elias da auf einmal megaentschlossen und fast schon Terminatormäßig die Windfaust wüten lässt – habe ich mich natürlich gefragt, ob das wohl auch so bzw. so schnell passiert wäre, wenn die Vorgabe nicht gewesen wäre. Naja, kann ich nur spekulieren.

    Was dann folgt, ist eine Szene, die den bis dato eigentlich auch noch recht „okay“ wirkenden Elias, aber teils auch Ruben in ein ganz anderes Licht rückt. Teresa mag noch so unsympathisch dargestellt sein, aber diese Folterszene ging mir dann natürlich schon ziemlich nahe, und ein bisschen hat mir das auch „Angst“ vor Elias gemacht. Du hast das Ganze übrigens wirklich „schön“ beschrieben, also so, dass es nicht zu sehr „exploit“-mäßig daherkommt (das hätte ich nicht gemocht), aber eben trotzdem so, dass es schon schockierend und irgendwie ekelig ist (auch abseits des Umstands, dass das Insekten sind). Auch eingeleitet hast du das ganze, wie Jobst diese Geräusche hört und Elias dann von Tempelmotten faselt. Ja, einige Absätze später versteht man dann auch, was es mit diesen seltsamen Geräuschen und den „Tempelmotten“ auf sich hat …

    Teresa jedenfalls wird dadurch aber auch immer dubioser, und zusammen mit dem doch sehr skrupellosen Verhalten Elias' ist mir auch nochmal ganz deutlich der Gedanke gekommen, in was für einer blöden Konstellation sich Ruben da befindet. Er, der Nichtmagier, ist ja irgendwie deutlich unterlegen und hat im Ernstfall kaum Möglichkeiten, so richtig einzugreifen. So sind seine Versuche, Elias von weiteren Folterungen abzuhalten, ja auch eher zaghaft. Aber man kann es vor dem Hintergrund, dass er eben einfach nicht „mächtig“ ist, auch ein bisschen nachvollziehen. Wirklich eine schwierige Situation für ihn – was es für den Leser natürlich nochmal spannender macht.

    Was mir gut gefällt, ist, wieviel Respekt Elias und Ruben vor der Kugel haben – vor allem erster. Bei so manchem Zögern und Zaudern hatte ich vor allem das Gefühl, Elias hat eher Angst davor, beim Zukunftsschauen etwas zu sehen, was ihm nicht behagt. Und das ist ja auch durchaus nachvollziehbar: Ich würde es mir auch mehr als nur zweimal überlegen, ob ich in so eine Kugel hineinschaue, und ich denke mal, ich würde es letzten Endes auch lieber bleiben lassen.

    Die Vision, die beide dann haben, ist ja fast schon unspektakulär und lässt mich auch eher ratlos zurück. Ich könnte mir aber vorstellen, dass diese Szene, je weiter die Geschichte fortschreitet und je mehr man über die Kräfte der Kugel erfährt, noch so einen ganz anderen Dreh bekommt. Wer weiß! Was mir an Rubens gedanklichem Kommentar zu den gezeigten Bildern gut gefällt: Er ist ja relativ erleichtert, dass die Kugel gerade nicht gezeigt hat, wie er sie, also die Kugel, stiehlt. Er zieht da aber nicht ausdrücklich in Erwägung, dass der Grund dafür nicht bloßer Zufall oder Glück, sondern gerade Unglück sein könnte. Denn wie am Ende des Posts dann ja auch für ihn klar werden kann: Die Kugel hat den Diebstahl sowieso nicht zeigen können, weil es ausgeschlossen war, dass er sich ereignet!

    Was mir in der zweiten Hälfte dieses Posts auch richtig gut gefallen hat: Wie Varyans Charakter auf einmal an Konturen gewinnt. In der Gesprächsszene mit ihm wird er ja doch recht detailliert beschrieben, und das, was er zu sagen hat, ist ja auch alles andere als bedeutungslos. Ich finde diese Figur jedenfalls ziemlich interessant und hoffe (und ahne) mal, dass der noch größere Bedeutung bekommen wird. Sollte das nicht geschehen, so ist es dann aber ein sehr schön ausgearbeiteter Nebencharakter, was sich ja nicht minder sehen lassen kann! So oder so hast du bei seiner Darstellung also, wie ich finde, alles richtig gemacht.

    In den Reiseplanungen darauf kommt dann auch wieder dieses irgendwie „gefährliche Moment“ in Elias' Charakter zum Vorschein. Wie er darauf pocht, dass Klarissa mitkommen soll und deshalb auch Matilda, und dabei mal so überhaupt gar kein freundliches Wort für Matilda findet und ihm auch vollkommen egal ist, wie andere das finden … so eine gewisse Manie steckt da ja schon drin, finde ich. Da frage ich mich auch, wie Klarissa so über all das denkt (wenn sie denn denkt, was ich aber schon glaube). Generell habe ich da jedenfalls erneut den Eindruck gewonnen, dass mit Elias, vor allem, wenn er seinen Willen nicht so recht bekommt, überhaupt nicht gut Kirschenessen ist. Wie er dann am Abschluss der besagten Szene auch dieses „Wir werden alle beisammen bleiben.“ sagt … da lief es mir schon ein bisschen den Rücken herunter. Schön, dass auch so ein Charakter, der einem ja von Anfang an doch recht bekannt ist, im Handlungsverlauf dann noch weiter „wächst“.

    Die Zerstörung der Kugel selbst, gut, ich glaube, die hätte auch ohne Kenntnis der Vorgabe in der Luft gelegen, und so ein bisschen unspektakulär kam mir das trotz der ganzen Zerstörung drumherum ja doch vor. Es verblasst auch ein wenig hinter dem neuerlichen Auftreten Teresas, die sich damit nun auch endgültig als „Machtgröße“ in dieser Personenkonstellation etabliert. Auch mir ist ist ja absolut nicht zu spaßen, und umso mehr habe ich das Gefühl, dass Ruben dazwischen irgendwann ganz schön aufgerieben werden könnte.

    Was mir auch aufgefallen ist: Teresa beschreibt den Hügel auf der Insel ausdrücklich als „Platz aus weißem Quarz“. Ob diese Beschaffenheit ein Zufall ist? Sie stellt sich ja geradezu als Gegenstück zu dem Schwarzglas aus Irdorath dar … bin gespannt, was es damit noch so auf sich haben wird!

    Tja, und das Fazit zu diesem Post kannst du dir ja sicherlich bereits denken: Anlass zur Kritik gab es eigentlich nicht. Deshalb kann ich auch nicht mehr sagen, als: Gut fortgesetzt, weiter so (auch wenn du dieses „weiter so!“ natürlich erst lesen wirst, wenn es gar kein „weiter“ mehr geben wird, aber naja)!



    Der Beginn des vierten Posts gefällt mir schon deshalb, weil man nun endlich mal einen langen Abschnitt aus der Sicht Miriams zu lesen bekommt – jetzt mal ganz unabhängig davon, dass man sich wie die anderen Protagonisten der Story schon länger fragt, was mit ihr los ist und wo sie überhaupt ist. Sie fehlte da ja einfach noch, um dieses Dreieck aus Elias, Ruben und eben ihr zu komplettieren (die Szene ganz zu Anfang der Geschichte mal außen vor, das war ja nur ganz kurz und eher entrückt).

    Tja, und inhaltlich geht es dann auch mal wieder richtig mysterymäßig zur Sache, wie man das von dir so gewohnt ist! Der ganze erste lange Abschnitt mit Laurin kann sich jedenfalls richtig sehen lassen. Das Aufwachen in dem weißen Raum (wieder der Gegensatz zum Schwarzglas), wie großartig du Miriams Empfindungen schilderst … beispielhaft dafür fand ich zum Beispiel die Beschreibung des Klaviers aus ihrer Sicht, als ein unbekanntes, sehr seltsam aussehendes Musikinstrument. Das hat bei mir dann schon ein bisschen gedauert, bis ich bemerkt habe, dass das ja ein Klavier ist, und das spricht ja für die Beschreibungen. Da hast du ihre Perspektive direkt sehr konsequent umgesetzt, wie du das ja überhaupt bei den drei Charakteren sehr konsequent handhabst.

    Abgesehen davon, dass Laurin ein gut gebräunter Mann mit schwitzigem Oberkörper ist, gefällt mir auch gut, wie du ihn so ein bisschen als den typischen mysteriös-kryptisch daherredenden „Ich habe auf dich gewartet, ich muss dir Einiges zeigen, deine Ankunft war vorherbestimmt, bla“-Kerl darstellst, der auf kaum eine Frage eine vernünftige Antwort geben kann – und genau diesen Umstand dann später im Gespräch mit Bernhard thematisierst. Natürlich: Leute wie er sind einfach nicht geeignet dafür, Neulinge in dieser Umgebung in Empfang zu nehmen. Das eher mysteriöse Gerede, die Geheimniskrämerei, das Alleinlassen Miriams – das ist nicht etwa Ausdruck eines Selbstverständnisses dieses „Kultes“, sondern wohl eher der persönlichen Schwäche Laurins. Das finde ich ziemlich gut, und das, obwohl mir Laurin auch rein unter den oben beschriebenen Klischees schon ganz gut gefallen hast. Aber wie du diese Typik (ja, das klingt intelligent) dann durch Bernhard dann in Frage stellst, das macht das Ganze irgendwie noch besser. Ganz insgesamt halte ich das für eine gute Idee, die auch einiges an Witz und Humor hat, aber dann doch ohne ausdrücklich parodistische Züge aufzuweisen. Es ist vielleicht eher ein wenig ironisch gebrochen. Dafür sorgt Laurin ja aber auch schon selbst, zum Beispiel, indem er sich beim Klavierspielen und gleichzeitig reden verspielt und die sehr nachvollziehbare Begründung dazu gleich selbst liefert. Auch diesen Teil des „Settings“ entzaubert die Geschichte dann direkt selbst, das fand ich schon gut. Das hatte ja etwas von einer typischen Filmszene – bei der es dann der Bösewicht gewesen wäre, der seinen teuflischen Plan parallel zum kultivierten Klavierspiel verrät – und dann wird das so ein bisschen auf den Boden der Realität zurückgeholt.

    Ein Sommerkleid, bloß ohne die Farben. Als Kind hatte sie so etwas tragen wollen, noch ohne sich eine rechte Vorstellung davon machen zu können. Sie hatte es nur aus Büchern gekannt, aber das Wort Sommerkleid hatte ihr immer gut gefallen.
    Ja, ich könnte bis heute nicht sagen, was ein „Sommerkleid“ ist.

    Insbesondere ein Gedanke ließ sie nicht los: Konnte es ein Zufall sein, dass so vieles an diesem rätselhaften Ort aus Glas gefertigt war?
    Hm, ja gut … kann sowas denn überhaupt „Zufall“ sein? Es wird ja nichts in dem Sinne „zufällig“ aus Glas gefertigt, dass es einfach so passiert, ohne dass es jemand eben so bestimmt hätte. Die Frage ist ja vielmehr danach, ob das einen besonderen Zweck verfolgt – aber „Zufall“ als Gegenbegriff scheint mir da nicht ganz perfekt zu passen!

    „Natürlich“, erwiderte er. „Alles, was Ihr dort seht, dient der Teleportation von Lebewesen. Wir haben sichergestellt, dass es für jede uns bekannte Form des magischen Reisens einen Zielpunkt gibt in diesem Raum. Damit die Leute zu uns finden, Ihr versteht?“
    Das ist ja wirklich sehr praktisch gedacht! Rund um den Teleporter-Kram meinte ich übrigens auch, so ein bisschen Planescape:Torment-Rhetorik herauszuhören, auch wenn der Satz „Alles kann ein Schlüssel sein“ jetzt so explizit nicht fiel. Aber so diese Art, mit der sich die Leute mehr oder weniger ungewollt im Turm wiederfinden, erinnert mich natürlich schon ein bisschen daran. Auch, wie Laurin das mit Miriams Teleportation über die Metallscheibe erklärt, passt gut dazu.

    Schön finde ich auch, wie enthüllt wird, was Miriam bei ihrem ersten Blick in die Kugel eigentlich gesehen hat. Denn nicht nur löst es dieses Geheimnis selbst, auch erklärt es, was zwischen Teresa und Miriam so abgelaufen ist und warum Miriam überhaupt im Tempel unterwegs war. Gleichwohl bleibt Teresas Rolle immer noch recht mysteriös, und sie bleibt, wie ich finde, auch so ein bisschen der FAKTOR X im Gesamtgefüge.

    Sein Blick wurde ihr plötzlich unangenehm, und sie schaute zur Seite. Jenseits der Glaswand drückte sich ein blassgelber, schwammiger Fisch an die Scheibe, ganz so als wollte er das Wasser hinter sich lassen und in die Welt des Trockenen vordringen. Über ihm bildeten drei Quallen eine Dreiecksformation, blähten sich mit zitternden Nesseln immer wieder im Takt einer unhörbaren Musik auf. Miriam blieb einen Moment zu lange hängen an diesem Bild, denn in der nächsten Sekunde sah sie noch etwas anderes in der dunklen See. Ein länglicher Schatten, der ganz langsam hinabsank...
    An der Stelle musste ich ja ein bisschen an diesen Kraken aus „Die Berechenbarkeit“ denken, das hatte so ein ähnliches FEELING hier.

    Ich finde, man wird auch schnell mit Miriam warm, die man bis dato ja noch gar nicht richtig kannte und dementsprechend einschätzen konnte. Spätestens, als sie dann von Laurin alleine gelassen wird und durch das Treppenhaus irrt und dann auch noch beinahe in eine ganz fremde Welt gerät („Passt besser auf, dass Ihr nicht in etwas hinein stolpert“, gell) und überhaupt auf einmal alles nur noch bedrohlich wirkt, da kann man dann doch sehr mit ihr mitfühlen und sich in sie hineinversetzen. Das gibt es dann quasi noch als Zubrot dazu, dass das, was da um Miriam geschieht, aus sich heraus schon irre spannend ist!

    Bernhard, der in seiner Art ja sehr geradeaus ist, ist dann ja schon ein ziemlicher Gegenentwurf zu Laurin, wirkt aber gleichwohl deutlich vertrauenswürdiger. Beim Lesen kommt auch so ein bisschen Miriams Irritiertheit darüber durch, und das gefiel mir dann auch ganz gut. Bernhard wirkt jedenfalls angenehm harmlos – aber wer weiß, ob man da nicht noch anderes mit dem erleben wird (Spekulation zur Absicherung, damit ich behaupten kann, ich hätte es ja schon kommen sehen – eigentlich erwarte ich gar nix Besonderes mehr mit dem).

    Zwar wurde ihr zunehmend übel von dem unangenehmen Geruch nach ranzigem Alkohol, den der Bärtige verströmte, aber wenigstens schien ihr dieser Mann Antworten zu geben, mit denen sie auch etwas anfangen konnte.
    Hm … kann Alkohol denn überhaupt „ranzig“ werden?

    Der ihren einzigen Lebensinhalt hervorgebracht hatte, seit dem Tag, an dem Ruben in Merdarions Haus – in ihrem gemeinsamen Haus – das alte Tagebuch entdeckt hatte
    Zu blöd dass die Formulierung „in ihrem gemeinsamen Haus“, so kursiv es auch gedruckt sein mag, jedwede Personenkonstellation zulässt – Ruben + Miriam + Merdarion, Ruben + Miriam, Ruben + Merdarion, Merdarion + Miriam – und deshalb eher Verwirrspiel als Aufklärung angesagt ist.

    Wie dem auch sei, die Szene endet jedenfalls sehr, sehr stark mit einem Kniff, den ich auch zu Anfang bzw. generell durch die Geschichte hindurch immer mal wieder gesehen habe: Der Leser wird in ein komplett neues Setting eingeführt, aber das zu einem Zeitpunkt, indem direkt auch etwas Bedeutsames passiert, was die Verhältnisse doch wesentlich verändert. Hier ist es die überraschende Übergabe des Monokels von Sigurd an Miriam. Das sorgt dafür, dass direkt wieder Zug in der Sache ist. Man bekommt nicht ein bloß statisches Setting vor Augen geführt, sondern bekommt direkt eine Entwicklung mit. Das hat mir dann auch wieder sehr gut gefallen und markiert natürlich auch ein tolles Ende dieses Abschnitts!

    Während es bei Miriam also zumindest vordergründig ganz gut läuft, stehen Rubens Erlebnisse unter einem ganz anderen Zeichen. Der steht ja nun wirklich vollkommen unter dem Eindruck des Gifts, und ja, auch das ist ein typisches Laido-Merkmal, dass schonungslos mit jeder Menge ekelhaftem Schleim hantiert wird, bis es einem schon beim Lesen schlecht wird. Mir tut Ruben auch wirklich richtig, richtig leid – durch das ganze Kapitel hinweg eigentlich. Da leide ich schon richtig mit, und es kommt schon sehr deutlich rüber, dass das mit der Krankheit eben nichts ist, was sich auf alle Fälle noch problemlos hinauszögern lässt, sondern dass es wirklich kurz vor knapp ist. Zudem spitzt sich für Ruben auch alles an allen Ecken und Enden mehr zu: Täuschen, Tarnen und Lügen – all das wird für ihn immer schwieriger. Er muss so tun, als sei er ein kerngesunder Feuermagier, obwohl er eigentlich ein vergifteter Dieb ist. Mannomann – in seiner Haut möchte ich jedenfalls nicht stecken!

    „Da ist noch etwas, Meister Ruben. Ich vermisse seit einigen Tagen das Puderschälchen für Fräulein Klarissa. Ich... habe vermutet, dass Meister Elias es mit in den Lagerraum genommen und hier vergessen haben könnte, aber er... er sagt...“
    „Verstehe schon“, brummte Ruben. „Er sagt natürlich, dass es eine Unverschämtheit ist, ihm so etwas zu unterstellen und so weiter und so fort.“
    Matilda schwieg ein etwas unbehagliches Schweigen.
    „Soll ich einmal nachsehen, ob es hier irgendwo steht?“, bot Ruben an, um sie zu erlösen. „Es kann ja eigentlich nicht verschwunden sein, oder? Wenn es nicht gerade jemand über Bord geworfen hat.“
    „Das wäre sehr freundlich von Euch, Meister Ruben“, sagte Matilda. „Meister Elias vermisst die natürliche Rosigkeit ihrer Wangen.“
    Mit diesem Schlussatz beinahe schon PotM-würdig, finde ich – aber um das super zu finden, muss man ja leider wissen, wer Klarissa ist und wie es um sie und potentielle „natürliche Rosigkeit“ bei ihr so bestellt ist.

    Ruben schlenderte zur Reling hinüber und prüfte zum zehnten oder elften Mal an diesem Morgen, ob in seinem Gesicht etwas Verdächtiges zu bemerken war. Aber in den Wellen, die auf den Strand niedergingen, war kaum etwas zu erkennen. Es war längst zu einer seiner liebsten Beschäftigungen an Bord des kleinen Segelschiffs geworden, sich leidenschaftlich darüber zu ärgern, dass er Miriams Handspiegel nicht eingesteckt und auf das Schiff geschmuggelt hatte.
    Ich glaube, so wie er sich (nachvollziehbarerweise) verrückt macht, ist das gerade gut, dass er nicht auch noch den Spiegel zur Hand hat.

    Großer Twist dann natürlich am Ende dieser Szene, ein so simpler wie effektiver Trick: Das, was Ruben in der Kugel noch als sicheres Zeichen zu sehen glaubte, dass er geheilt würde, war bloß der Spiegelung des Geschehens geschuldet. „Sheeesh“, schrieb ich mir als Ausdruck des Erstaunens an den Rand. Ich mag die Stelle sehr, weil sie wie gesagt so simpel ist, kein großer Verschwörungskram, kein Deuteln in Prophezeiungen, keine bedeutungsschwangere Erklärung, warum das, was Ruben als vermeintliche Zukunft sah, doch nicht Zukunft geworden sei. Sondern: Einfach eine Spiegelung, die falsche Seite seines Oberkörpers. Ich habe bis dahin sehr mit Ruben gelitten, und jetzt fühle ich mit ihm auch große Fassungslosigkeit und Enttäuschung. Da hatte man mit dem Anstieg schon das Gefühl, jetzt muss er nur noch mal die letzten Kräfte bündeln und dann würde irgendwie schon alles gut werden – und nun verlängert sich das Martyrium nur noch. Uff. Starkes Ende für diese Szene!

    Die Wiedervereinigung mit Miriam läuft dann erst einmal erstaunlich „smooth“, wie ich finde. Miriam scheint ja geradezu in sich zu ruhen (wirkt aber auch ein wenig gehirngewaschen), und alles wirkt sehr positiv – was einen umso bittereren Kontrast für Ruben darstellt, für den ja mehr und mehr die Zeit abläuft und dem es ja auch umso schwerer fällt, die Tarnung aufrecht zu erhalten.

    „Stimmt es, dass dieser Ort der unsichtbare Turm ist?“
    „Natürlich ist er es“, bestätigte Miriam. „Ihr habt doch selbst gesehen, wie unsichtbar er von außen ist.
    Für eine PotM vielleicht doch zu wenig, weil wir Schlagfertigkeiten dieser Art schon so oft hatten – aber witzig auf alle Fälle!

    Auf den letzten Seiten, als sei alles nur Vorarbeit dafür gewesen, bewegt sich das Geschehen dann ja auch so langsam auf die Erfüllung der Vorgabe zu. Man kann da natürlich kritisch hinterfragen, ob Ruben vielleicht auch deshalb keinen reinen Tisch macht, weil er eine Motivation braucht, um an das Monokel zu gelangen. Jetzt, wo die zu klauende Kugel eh zerstört ist und es mit seinem Gesundheitszustand Spitz auf Knopf steht, könnte er sich ja schon einfach offenbaren und offen nach Hilfe suchen an diesem Ort. Natürlich: Bei Ruben ist es so gelaufen, dass er sich bis zum „Point of no Return“ in seinen Lügen verstrickt hat und diesen Weg jetzt weitergehen will. Aber mehr und mehr werden die Gründe dafür, nicht wenigstens einfach zuzugeben, dass er krank und vergiftet ist, weniger überzeugend. Das drückt für mich übrigens gar nicht mal so sehr die Qualität der Erzählung, aber es ist mir eben so aufgefallen. Selbst Ruben müsste ja von Zukunftsseherei und Hinweisen die Schnauze voll haben, wo doch seine zuletzt aus diesem Kram geborenen Hoffnungen gestorben sind – da würde ich mir vom Monokel ja auch nicht so viel versprechen. Da schiene es mir auch aus seiner Sicht mittlerweile doch der bessere Weg, seinen Gesundheitszustand (das Drumherum kann er ja noch immer zurechtlügen) zu offenbaren – wo er angesichts des Monokels in Miriams Händen ja ohnehin die ganze Zeit Gefahr laufen muss, dass er so oder so enttarnt wird, wohl noch mehr als vorher durch die Kugel. Kurz gesagt: Die Argumente, warum Ruben eben doch noch alles geheim hält, die sind zwar durchaus dar, aber eben doch gefühlt sehr bewusst in den Vordergrund gestellt.

    „Es tut mir leid.“ Miriam löste das Monokel aus ihrem Gesicht und verbarg es erneut unter ihrem Kleid.
    Hm, wieso denn „erneut“? Scheint mir da nicht so richtig zu passen.

    Als es bei Ruben dann wieder so richtig losgeht mit der Schleimkotzerei, und er dann noch sehr, ja, sehr „schicksalhaft“ feststellt, dass er jetzt wohl gerade richtig am Sterben ist … also, ich weiß nicht, ob das vor allem an meiner Stimmung während des Lesens lag, aber das hat mich dann schon irgendwie so richtig mitgenommen, noch mehr als der ganze vorherige Kram, die Symptome usw. Das war dann schon irgendwie noch einmal eine ganz andere Qualität, und selbst das eine Schreim-naoch-Buchstohm-Geschichte ist, bei der du einen Buchstabencharakter wahrscheinlich nicht so einfach sterben lässt … ich hatte da auf jeden Fall das sehr reale Gefühl, dass es jeden Moment mit Ruben zuende sein kann. Das hast du wirklich ganz toll hingekriegt!

    Dadurch kommt es dann auch endgültig zum Pflichtteil der Vorgabe, um den du dir schon so Sorgen gemacht hast. Tja gut, ob man das noch als „beim Versuch“ gelten lassen kann, das Nacktwerden? So riiiiichtig ist es ja nicht beim Versuch, aber da es immerhin im engen zeitlichen Zusammenhang dazu steht und auch nicht die Rede davon sein kann, dass Ruben seinen Gewahrsam am Monokel schon endgültig gesichert hätte, geht das wohl in Ordnung! Jedenfalls: Inhaltlich lässt sich das Ganze dann nochmal sehr spannend lesen, wie „Die Vögel“ ((C) Alfred Hitchcock) da nun direkt mal zeigen, was die so machen, wenn jemand sich nicht so benimmt, wie er sollte. Das wird für Ruben ja dann alles immer schlimmer, und ich hätte mir kaum vorstellen können, dass er noch mehr fertiggemacht werden kann als er durch seine Vergiftung schon ist, aber er steckt ja nochmal richtig heftig ein.

    Die übrigen hatten nun von seinen Beinen abgelassen, vergruben ihre Schnäbel im schwarzen Fleisch des Halses
    An der Stelle hatte ich ja aber sogar kurz den Gedanken, dass sie ihn vielleicht „heilen“ wollen, also die Krankheit quasi herausoperieren wollen. Aber dafür ist das Ganze dann wohl doch etwas zu rabiat.

    Und dann endet der Post mit einem heftigen Cliffhanger, wie ich ihn so heftig schon lange nicht mehr gelesen habe! Ruben ist jetzt quasi wirklich „am Ende“, aber natürlich hoffe und erwarte ich auch ein wenig, dass es für ihn nach dieser ganzen Sache wieder irgendwie bergauf gehen kann. Auch wenn er sich das mit dem Monokel wohl endgültig abschminken kann. Es darf ja eben auch nur einer das Monokel tragen – und er ist es nicht.

    Tja, und das Fazit für diesen Post kannst du dir ja wahrscheinlich schon denken! Ich könnte noch so viel mehr zu diesem Kapitel der Geschichte, also diesem Post, sagen, aber was soll ich da alles an Einzelheiten noch aufzählen? Ich würde ja nie fertig werden. Es ist ja quasi ein ganz, ganz neues Setting, welches du mit dem unsichtbaren Turm in diese Geschichte integriert hast. Es fühlt sich auch sehr danach an, dass die Geschichte jetzt eine andere geworden ist – und trotzdem sind die Bezüge zum vorherigen Geschehen nicht gekappt. Das finde ich einfach richtig toll und beeindruckend und was weiß ich nicht alles, und ich finde es wirklich schade, dass es kaum möglich (und ertragreich) ist, hier jede einzelne Stelle und Szene zu loben (habe mich aber auch bemüht, ganz kleine Kritikpunkte zu finden, ehrlich!). Das ist dir einfach wirklich gelungen, und wenn überhaupt, dann schwächelt der Post lediglich daran, dass die Vorgabe nicht so gaaaanz lupenrein erfüllt ist (aber auch nicht nichterfüllt). Abgesehen davon überzeugt dieser Post aber wieder auf ganzer Linie, und wirkt nicht nur lang, sondern tatsächlich auch erzählerisch groß. Wahnsinn!

    Und, vermutlich, weil ich so gefesselt beim Lesen war, konnte ich auch keinen Fehler entdecken.



    Das fünfte Kapitel ist das Kapitel der Enthüllungen. Zumindest habe ich es beim Lesen schon früh für mich so genannt, und tatsächlich sollte sich das Abschnitt für Abschnitt mehr bewahrheiten.

    Am meisten gilt das natürlich für den ersten langen Abschnitt aus der Vergangenheit Teresas. Dass die Person Teresa ist, war natürlich auch schon vor der ersten Namensnennung klar – jemand anderes. aus dessen Perspektive nun zum ersten Mal erzählt wird, kam ja kaum in Betracht. Wie dem auch sei: Dieser Vergangenheitspart liest sich jedenfalls einfach nur großartig. Allein das Setting auf diesem Eissee, diese Verfolgung durch den Wiedergänger (was mich auch ein bisschen an diese eine Quest aus Baldur's Gate erinnert, wo einem ein Kerl so einen Dolch in die Hand drückt, wegen dem er von einem Wiedergänger verfolgt wird), dann die plötzlich durch das Eis brechende Pyramide … ich finde, das passt von der Stimmung her einfach gut. Zudem sind es genau so Erlebnisse, wie man sie Teresa so zutrauen würde. Sie wirkte bisher ja von allen Charakteren am „mystischsten“, und wie das so eine Pyramide plötzlich durch das Eis stößt – nunja, mystischer geht’s ja wohl kaum!

    Mit der Hand strich sie im Gehen über die Steinwand zu ihrer Rechten und entsann sich des Ratschlags, den sie von einer alten Geschichte über das längst verfallene Labyrinth von Al Ayen in Erinnerung behalten hatte: Immer an der rechten Seite halten. Immer rechts abbiegen.
    Den Ratschlag habe ich auch schon oft gehört. Gibt's da eigentlich mathematische/architektonische/psychologische Gründe für, warum man das so machen sollte? Habe ich mir jedenfalls fest eingeprägt, seit ich den Tipp damals mal in der Mickey Maus gelesen hatte!

    Was ich mich allerdings gefragt habe: Bei all der Schwärze, Finsternis und Dunkelheit: Warum sorgt Teresa nicht für Licht? Zum Beispiel mit einer mitgebrachten Fackel oder einem Lichtzauber? Und wenn sie beides nicht parat hat – warum eigentlich nicht, wenn ihr doch schon vorher klar gewesen sein müsste, dass das bei so einer Reise nützlich sein könnte?

    Insgesamt aber ein toller Gang durch das Innere der Pyramide, welcher aber auch nicht zu lang gezogen ist (wir alle wissen ja, wie langweilig so in die Länge gezogene „Im Dunkeln tappen“-Szenen sein können), weil dann ja alsbald dieser Vigor auf den Plan tritt. Und er hat rote Bänder. Und spätestens ab dem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass endlich mal alle möglichen Fragen rund um Teresa und ihre Motive geklärt werden.

    Und man wird dann ja auch nicht enttäuscht: Zu Teresa wird ja nun ordentlich Hintergrundinfo geliefert, sodass man sich nun in etwa einen Reim darauf machen kann, was ihr Ziele eigentlich so sind. Selbst so kleine Details wie Merdarions ja vorher eher nebulös geblieben Rolle bezüglich der ganzen Protagonisten kommen vor (wobei mich die Sache mit Merdarion, jetzt, wo ich von Final Fantasy VIII Plan habe, natürlich auch ein bisschen an Edeas Waisenhaus erinnert). Noch dazu werden aber neue Rätsel aufgegeben, von denen Vigor selbst wohl das größte ist: Wie er da Teresa mit diesen mysteriösen Fragen aushorcht, das ist wirklich richtig spannend, und ich konnte da beim Lesen auch richtig mit Teresa mitfühlen, die dieser vermeintliche „philosophische Wissenstest“ ja dann doch irgendwie einschüchterte. Da hätte ich jedenfalls auch jede Menge Druck gespürt, nicht zu wissen, was der andere hören will, immer mit dem Gedanken, es mit einer unbedachten Antwort vermasseln zu können, und dann auch noch ohne richtig zu wissen, warum. Man kann natürlich kritisieren, dass das Stellen nebulöser Fragen durch noch nebulösere Charaktere jetzt auch nicht das originellste Element einer solchen Erzählung ist. Für mich zählt aber nur, dass es in dieser Szene gut funktioniert hat. I was hooked!

    Als sie geendet hatte, war sie sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob ihre Erzählung wirklich etwas mit Ungerechtigkeit zu tun hatte. War es am Ende nicht bloß ein ganz normaler Handel gewesen?
    Die Stelle fand ich ja auch richtig gut (wie überhaupt die Geschichte mit der großen Ungerechtigkeit – was wir von Lutero zu halten haben, das wissen wir ja eh längst aus diversen Storys!), weil das ja selber teils philosophische Gedanken Teresas sind. Im Herzen ist sie wohl eine brennende Kritikerin des Kapitalismus!

    Mit am meisten habe ich mich natürlich gefragt, ob und welche Auswirkungen es gegenüber Vigor wohl hat, dass Teresa ihren Gedanken „Ich würde die Tür nicht öffnen“, der sich ja vermutlich irgendwie auf diese Sache mit Klarissa (und den anderen Leuten) damals bezieht, dann doch nicht ausspricht – und ob Vigor wohl gemerkt hat, dass da etwas im Busch ist. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass diese spezielle Frage schlicht offen bleibt.

    Als dann das schwarze Erz ins Spiel kam, musste ich natürlich ein wenig schmunzeln, denn wenn ich mich recht erinnere, hat das ja auch in „Efeu“ eine entscheidende Rolle gespielt – und noch dazu die gleichen Fähigkeiten aufgewiesen. Scheint es dir ja sehr angetan zu haben, dieses schwarze Erz! Auch hier jedenfalls klang das alles wieder gefährlich machtvoll. Und so, wie man als Leser Teresa bisher kennengelernt hat, kann man Vigor wohl nur dazu beglückwünschen, ihr gegenüber so skeptisch zu sein. Andererseits: Teresa wirkt hier nun doch viel weniger als „die Böse“ als vorher, weil ihre Motive zum ersten Mal halbwegs offengelegt werden. Das hat mir dann schon gut gefallen so. Dennoch: Ihr die Macht des schwarzen Erzes zu verschaffen, das kommt mir trotzdem wie keine gute Idee vor. Wobei man das über Vigor und etwaige andere Mitglieder seines Kultes wohl auch sagen könnte: So ganz „sauber“ wirkt das, was Vigor da erzählt, ja nun auch nicht.

    Besonders gefreut hat es mich auch, dass im „Gegenwart“-Part der Teresa-Perspektive dann auch mal das Rätsel um ihre seltsame Art Bekleidung gelöst wird. Und darauf werden dann ja auch gar nicht mal so wenig Worte verwendet, so oft, wie es um „das Band“ *donnergrollen* geht. Ich dachte ja übrigens erst, diese Bandbekleidung sei darin begründet, dass Teresa im kurzen Kampf mit dem Wiedergänger dann doch schwerere und bleibende Verletzungen erlitten hatte, aber das wurde dann ja auch immer unplausibler.

    Schön finde ich auch, wie über diese Leute aus Trelis geredet wird. Nicht nur, dass man eine Erklärung bekommt, was mit diesen erstarrten Menschen eigentlich los ist. Auch wird ja die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt „richtig“ ist, sie wieder in den Fluss der Zeit zurückzuholen, obwohl sie das ja wahrscheinlich gar nicht wollen. Ich finde, das zeigt auch so ein bisschen die „Spannung“ zwischen Teresa und Vigor – und vielleicht auch so ein wenig gegenseitiges Misstrauen.

    Was mir als Frage am Ende dieser Szene noch übrig bleibt, ist, wie das mit der ja längst verschütt gegangenen Kugel so aussieht. Also, Vigor zeigt sich ja irgendwie doch sehr desinteressiert, und da bleibt ja doch im Unklaren, wieso. Vielleicht, weil er die Kräfte der Kugel bzw. des schwarzen Glases unterschätzt. Vielleicht, weil die Kräfte im Vergleich zu dem, was er mit dem schwarzen Erz so machen kann, wirklich zu vernachlässigen sind. Oder vielleicht auch, weil er ohnehin schon mehr als Teresa weiß, und für ihn das alles nichts Neues ist? Da gibt es jede Menge Möglichkeiten. Irgendwie „verdächtig“ oder zumindest seltsam wirkte das Ganze jedenfalls schon!

    Insgesamt finde ich den Teresa-Part jedenfalls gelungen, und es würde ja, wie gesagt, dann doch eine Menge enthüllt. Teresa wurde auch ein wenig entmystifiziert, aber auf eine sehr angenehme Weise. An die Stelle ihrer Geheimnisse sind jetzt ja auch irgendwie die Geheimnisse rund um Vigor getreten, und überhaupt wirkt das alles doch sehr „groß“. Gerade auch, weil man es jetzt irgendwie auch mit zwei sehr mächtigen „Kulten“ zu tun hat, bei denen man gar nicht weiß, in welchem Verhältnis die so zueinander stehen, auch kräftemäßig. Im Gegensatz zu dieser Gruppierung rund um Vigor wirken die Leute im unsichtbaren Turm, zumindest anhand dessen, was man so gesehen hat, fast schon ein wenig … ja, hilflos, wie sie da alle immer so um dieses Monokel herumturnen, während bei Leuten wie Vigor schwarzes Erz in der Brust vibriert! Hat also auf jeden Fall jede Menge neue Spannung in die Geschichte hineingebracht, dieser Abschnitt aus Teresas Perspektive.

    Endgültig klar war mir, dass das hier ein Kapitel der Enthüllungen ist, als es dann mit Miriam weiterging – und ihr prompt gesagt wird, dass ihr Kumpel Ruben erstens kein Feuermagier und zweitens auch noch tödlich vergiftet ist. Gut, das war zwar vorhersehbar, dass das nun herauskommen wird, aber es wirkt nichtsdestotrotz spektakulär, wie ein großes Standbein der bisherigen Erzählung – eben Rubens Tarnen und Täuschen – nun effektvoll hinwegbricht. Zusammen mit dem Teresa-Part hat man daher schon so das Gefühl, dass die Geschichte jetzt einfach auf der nächsten „Entwicklungsstufe“ angekommen ist, dass sie jetzt also vielleicht auch ein wenig von anderer Art sein wird – denn sie war ja wie gesagt schon sehr geprägt von Rubens Versteckspielchen. Zugleich zeigt sich auch, dass Miriams „Standing“ innerhalb ihrer Gemeinschaft, so schnell sie es bekommen hat, nun auch sehr zu wackeln droht. Auch bei ihr droht sich also ein Umbruch einzustellen. Das ist dann, neben „Enthüllung“, wohl auch so ein bisschen das Stichwort für dieses Kapitel: Umbruch! Ich finde das jedenfalls alles recht spannend.

    Dass Teresa wiederum so schnell auf den Plan tritt und das Geschehen während der Magierversammlung dort erst einmal in eine ganz andere Richtung drängt, bei der Miriams Monokel fast vergessen scheint … tja, damit hatte ich wohl nicht gerechnet! Andererseits wolltest du wohl aber auch angesichts der Tatsache, dass dem SnB ja auch nicht mehr so viele Posts bleiben, auf jeden Fall zu potte kommen, könnte ich mir denken.

    Die Szene ist jedenfalls auch recht gelungen. Zum einen zeigt es doch wieder sehr deutlich, dass diese Gruppierung rund um Vigor dann wohl doch von ganz anderem Kaliber als diese Magiergesellschaft dort ist. Teresa hat ja doch nur einen Bruchteil der Kräfte des schwarzen Erzes, sorgt aber trotzdem für großes Hallo.

    „Offenbar wisst Ihr nicht, mit wem Ihr sprecht.“ Teresa beugte sich vor, und kaum hatte sie die Hand auf den Tisch gelegt, da war er plötzlich verschwunden – und im gleichen Moment wieder aufgetaucht, vier Schritte höher, direkt unter der Decke. Bevor die Magier begriffen, was geschah, fiel ihnen der massive Tisch wieder entgegen und kam donnernd auf dem Boden auf. Ein deutlich sichtbarer Riss zog sich über die Oberfläche der Tischplatte.
    Teresa trat einen Schritt zurück und schaute in die teils betont unbeeindruckten, teils offen entsetzten Blicke der Magier, von denen einige von ihren Stühlen aufgesprungen waren. Über mehreren Händen waren Feuerbälle und Eiskristalle erschienen, die drohend auf Teresa gerichtet waren. Der Magier mit dem Schnauzbart, der sich bis vor wenigen Sekunden noch auf der Tischplatte aufgelehnt hatte, war zu Boden gefallen und krabbelte sichtlich beeindruckt wieder unter dem Tisch hervor.
    Das ist eine schöne Mischung an dieser Stelle. Auf der einen Seite die knallharte Machtdemonstration – auf der anderen Seite der unterschwellige Witz, wie der Magier mit dem Schnauzbart, ja nun schon irgendwie etwas lächerlich gemacht, darauf reagieren muss.

    Am Ende gibt es dann ja doch noch einen Blick ins Monokel, und ich muss schon sagen: In Anbetracht der Vorgabe 6 musste ich da ja schon vermuten, dass du selbst so ein Monokel besitzt, mit dem du in die Zukunft schauen kannst! Die getötete Teresa – passt ja wie die Faust aufs Auge! Angesichts deiner Reaktion nach Veröffentlichung von Vorgabe 6 hast du da aber vielleicht dann doch was ganz anderes vorgehabt, wer weiß … aber zumindest unter diesem Aspekt sollte das ja kein so großes Problem sein, die Geschichte weiterzuführen und die Vorgabe sinnvoll zu erfüllen!

    Das Fazit für dieses Kapitel kannst du dir ja wahrscheinlich schon denken: Ich fand es ziemlich spannend, weil es die Geschichte ja fast schon „neu erfindet“, wenn man so will. Vieles ist enthüllt, vieles ist im Umbruch, und mit Vigor kommt da ja auch ein ganz, ganz neuer Machtfaktor ins Spiel. Es war so auch ein ganz neues Gefühl beim Lesen, und wohl auch wegen des schwarzen Erzes fühlte ich mich auch von der Stimmung her ein wenig an „Efeu“ erinnert. Wer weiß, vielleicht ist das hier ja jetzt die große Crossover-Story! So oder so: Natürlich wieder eine klasse Fortsetzung – bei der ich zudem wieder einmal keinen Fehler finden konnte.



    Bei deiner Story finde ich es natürlich auch schade, dass sie aus dem Wettbewerb raus ist. Ich war auch ein wenig verwundert, dass du dann doch so unzufrieden mit ihr bist, weil sie mich ja die meiste Zeit schon ziemlich in den Bann gezogen hat. Gut, an manchen Stellen konnte ich mir schon vorstellen, dass du beim Schreiben da schon ziemlichen struggle hattest, aber das Ergebnis konnte sich doch trotzdem immer sehen lassen! Insbesondere jetzt mit dem fünften Post, wo die Geschichte noch einmal eine ganz andere Entwicklung genommen hat, ist es schade, dass da erst einmal Feierabend ist. Insbesondere finde ich es schade, dass ich jetzt nicht meinen Abschlussgag raushauen kann, der eigentlich nur bei Fertigstellung der Story so richtig gezündet hätte. Ich lasse ihn aber mal im Spoiler da!

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Tja, und das Fazit für diese Geschichte kannst du dir ja wahrscheinlich schon denken: Laido- was hast du gemacht?! Ich sage , du hast ein Stueck deutsche Fanficgeschichte geschaffen! Kompromisslos, atemlos, viril, phantastisch für das schmale Geld....andere verschwenden das Budget für drei hoppelige Charaktere, die ne Urkunde fälschen, oder eine Statuette auf einer tropischen Insel zocken...du bringst Non Stop Action in diese 7 Posts, in denen sonst meistens dummes Zeug gelabert wird( Du kennst einen Wachmann bei der Kaserne? ).... Ich, John Irenicus, feier dich jetzt mal richtig derbe ab!!! Weil.... ich als Filmemacher/Schauspieler/Produzent/Writer/Cutter/Composer.... viel mehr Ahnung.... ich habe viiiieel mehr Ahnung von der Craft( Materie)....KUNST.... als die meisten von diesen Trotteln, die darüber schreiben!!!!.... Wenn sie ehrlich wären, würden sie zugeben, dass du was aussergewöhnliches geschaffen hast!! Das kriegen sie aber nicht hin, weil sie schwach und klein sind! Deswegen sage ich, als einer der es besser weiß, weil ich vom Fach bin: Mit allen Schwaechen, die diese Story hatte
    , ist sie die bahnbrechendste ihrer Art!!! Ich bin unendlich stolz auf dich und was wir gemeinsam erreicht haben!!Du bist der Größte!!!! Deine Arbeit ist unglaublich stark!!!!Ich bin meeega stolz auf dich!!!!ps: Deutschland bleibt das Land der Neider....und am Rande bemerkt... der sechste Post ist NiCHT wegen mir nicht ausgestrahlt worden, sondern wegen dem NDR..!!!!!"

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    Von MiMo gibt es zu Schreim naoch Buchstohm 4 also vorsichtshalber doch keine weitere Gellert-Geschichte (naja, wer weiß – könnte ja noch eine werden!). Stattdessen knüpft er mit seinem Wettbewerbsbeitrag an „Eiskreis“ an. Ich habe mir die Geschichte deshalb auch nochmal durchgelesen, wobei sie kürzer war, als ich in Erinnerung hatte. Naja, wie auch immer!



    Bei der Einleitung, also noch vor dem ersten richtigen „Kapitel“, habe ich mir dann erst einmal ein „Uff“ an den Rand geschrieben:
    Das Leben ist facettenreich und voller Verzweigungen, so wie die Struktur eines Schneekristalls.
    Das fand ich dann doch ein bisschen zu bemüht „tiefsinnig“, auch wenn die Analogie gar nicht so schlecht sein mag. Aber es liest sich halt … ja, ein bisschen „too much“, sag ich mal. Ist aber nicht böse gemeint.

    So, und als es dann richtig losgeht mit der Geschichte, ist es mit der Kritik auch schon größtenteils vorbei. Denn wer, wenn nicht du, schafft es, aus einer auf lahmer Laberei ausgelegte Vorgabe direkt ein Actionfest zum Einstand zu feiern? „Hier werden ja direkt wieder große Brötchen gebacken“, notierte ich mir dazu. Ja, ich denke, das kann man so stehen lassen! Große Beschreibungen, brenzlige Situationen … und vor allem auch eine schöne Rätselhaftigkeit, gerade auch was Merdarions Rolle angeht. Weder wird direkt klar, was er da eigentlich genau macht, noch, wie die Wassermagier nun genau dazu stehen, also ob Merdarion vielleicht sogar irgendwie abtrünnig geworden ist oder so. Schöne Einstiegszene! Auch die folgende Szene mit Navius, den ich da natürlich noch nicht (wieder-)erkannt habe, reiht sich gut in diese Rätselhaftigkeit ein. Auf jeden Fall also schonmal ein spannender Beginn!

    Je klarer das Geschehen dann wird, desto spannender wird es aber auch. Du verstehst dich da schon gut darauf, die Situation immer weiter zuzuspitzen. Kritikpunkt sind bei mir aber nur die Dialoge rund um die Situation, aber auch rund um Garox' Auftritt. Ich liste die Stellen mal auf:

    „Der Eiskreis!“, entfuhr es Myxir erschüttert.
    Das fand ich an der Stelle einen etwas blöden Ausruf, wo es doch die ganze Zeit schon um den Eiskreis und das Geschehen drumherum geht und die Aufmerksamkeit doch eh auf Merdarion und den Eiskreis gerichtet ist. Dem Ausruf „Der Eiskreis!“ hätte ich als Magierkollege wohl sowas wie „Ja klar der Eiskreis, was denn sonst!“ entgegnet. Aber vielleicht passt es ja auch einfach zur gewissen Hilflosigkeit Myxirs. Trotzdem las sich das etwas ulkig für mich.

    Also lasst mich in Ruhe auf den Mann warten, der die finale Stufe meines Plans in Gang setzen wird.“
    „Eine Stufe in Gang setzen“ klingt auch etwas schief, finde ich. Aber gut, ist ja eben auch wörtliche Rede, da kann sowas ja schonmal vorkommen.

    „Es reicht!“, rief Saturas und breitete seine Arme aus. Während in seiner Linken Eiskristalle zu tanzen begannen, wurde die Rechte in ein purpurnes Licht getaucht. „Wir Wassermagier sind ein friedfertiges Volk, doch du wirst uns noch einige Fragen beantworten müssen. Du hast nicht nur einem unserer Brüder übel mitgespielt, sondern auch einen heiligen Ort entweiht!“
    Das fand ich auch etwas komisch, weil Saturas von „friedfertig“ und „Noch Fragen beantworten müssen“ spricht, sich dabei aber direkt zum Kampf bereit macht – was ich auch konsequent finde, die Situation ist ja ganz eindeutig so, dass da niemand auch nur irgendwelche Fragen beantworten wird. Das klingt deshalb so ein bisschen hilflos-ermahnend von Saturas, ich weiß nicht, ob das wirklich so zu der Stelle passt.

    Der eskalierende Konflikt ist dann jedenfalls ein schönes Hin und Her, das hat mir gut gefallen. Bei dem Auftauchen der Zombies hatte ich mir übrigens notiert „Das ist ja wie bei 'Dead Snow'“, habe dann aber auch gesehen, dass in „Eiskreis“ diese Zombiebeschwörung schon genau so vorkommt.

    Es war so surreal und trotzdem vertraut. „Shiva?“, flüsterte er und hasste sich selbst für den sehnsüchtigen Klang seiner Stimme. „Der neunte Megalith? Hat Rhademes etwas damit zu tun?“
    Das ist natürlich auch schonmal cool, um eine gewisse Größe der (Hintergrund-)Story anzudeuten und dem Leser noch so ein paar Rätsel mitzugeben, die ihn bei der Stange halten. Aber so ein bisschen zu viel „Namedropping“ war mir das schon, das wirkte mir einen Tick zu viel gewollt, so ein „Insider“-Gespräch darzustellen, bei dem der Leser gar nicht mitkommt. Wegen sowas habe ich übrigens Punkpferds Geschichten damals irgendwann nicht mehr verstanden, obwohl die immer richtig gut waren.

    Ein bisschen Kritik im Detail war jetzt also zwar dabei, aber im Großen und Ganzen halte ich das für einen gelungenen Beginn! Auch, wie du die Vorgabe erfüllt hast, hat mir gut gefallen – gerade diese Verpflichtung, die Navius dann am Ende noch zu erfüllen hat, das hat sich ja recht gut eingefügt in den Rest der Handlung.

    Von daher bin ich schonmal sehr gespannt, wie es weitergehen wird, denn auch wenn ich die Vorgaben zwar nun schon kenne, so hast du dich von so einem Korsett ja bisher immer gut befreien können und eine formidable Geschichte vorgelegt! Ja, das macht jetzt vielleicht Druck, aber ich erwarte Großes!

    Fehler im ersten Post:
    Grüner Takarigua, das war sein Liebster.
    Würde ich hier klein schreiben, weil es ja für „sein liebster Tee“ steht und nicht ganz Absolut für „seinen Liebsten“. Aber würde ich erstmal auf ein abschließendes Wort von Laido dazu warten, der ist ja der Rechtschreib-Babo hier!
    Und zugleich sah er sich einer unbekannten Gefahr konfrontiert.
    Geht das von der Grammatik her wirklich so? Ich hätte da noch ein „mit“ eingebaut oder so …
    seit er die Hunderten Zombies eingefroren hatte.
    Hier frage ich mich auch: Kann man wie „dutzenden“ auch einfach „hunderten“ schreiben? Klingt irgendwie komisch.



    Der zweite Post dieser Story macht Abschnitt für Abschnitt ja schon eine ganz schöne Entwicklung durch. So ist der erste Abschnitt, trotz bedrohlichen Auftretens seitens Garox, ja doch eher vergnüglich, ganz am Anfang ja sogar eher albern geraten – so hatte ich mich bei diesem Kuschelgeständnis Owens schon gefragt, wie ich das wohl finde und ob das der Geschichte wirklich zuträglich ist. Schon bei den Piraten aber wird es recht ernst, da man Greg, der erst noch recht typisch auftritt („Greg wirkte recht zufrieden mit seiner kleinen Ansprache“, wirklich gut getroffen ), am Ende ja schon irgendwie eingeschüchtert oder zumindest nicht mehr bedingungslos widerspruchsbereit erlebt. So ein bisschen was von „Schluss mit lustig“ hatte das auch dort schon – und das setzt sich dann Abschnitt für Abschnitt weiter fort.

    Auch im zweiten Abschnitt rund um Navius und die Wassermagier ist längst nicht mehr alles eitel Sonnenschein. Schön finde ich, wie die Wassermagier im Vergleich zu Navius fast schon wie teils hilflose Randfiguren wirken, das hebt den Schneemagier noch einmal schön heraus. Auch schön finde ich, wie er trotz seiner ja noch immer bestehenden Übermacht im Vergleich zu anderen Magiern immer wieder und wieder spüren muss, wie seine Kräfte schwinden, und wie er sich mit Stechen in der Brust und tatsächlich auch Ängsten um sein Befinden weiter vorwärts kämpft. Er pflügt also nicht einfach so durch die Welt und ihre Probleme durch. Stattdessen hat man bei den Schilderungen immer das Gefühl, dass das für ihn die ganze Zeit eine durchaus knappe Sache ist. Das trägt natürlich erheblich zur Spannung bei. Was mir auch sehr gut gefällt: Navius wirkt bei all dem nicht wirklich sympathisch, und er ist weit davon entfernt, der liebe nette Onkel zu sein. Er setzt eben klar Prioritäten und drückt ja auch recht deutlich aus, dass er keine Zeit hat, sowas wie das Kindermädchen für die Wassermagier zu sein. Finde ich auch sehr gut so.

    Die Szene zwischen Riordian und Nefarius fand ich dann auch spannend, weil etwas über die Foki enthüllt wird, aber insgesamt halte ich sie nicht so für gelungen. Das mag auch sein, weil sie – den Anspruch, die Geschichte um viele Schauplätze zu erweitern, in allen Ehren – die Handlung natürlich so ein bisschen zerpflückt. Zumal es zwischen den beiden ja äußerst geruhsam zugeht – ich fand Nefarius' Verhalten schon ein bisschen sehr seltsam, wie er auf diese Entführungsgeschichte zunächst gar nicht zu reagieren scheint. Also, gut, er soll eben als so der typische in seine Studien vertiefte Magier dargestellt werden, aber naja … auch Riordians Gegenreaktion kommt mir angesichts der Dringlichkeit der ganzen Sache ein wenig schwach vor, ich an seiner Stelle hätte Nefarius ja am Kragen gefasst und ordentlich durchgeschüttelt. Hinzu gesellen sich in dieser Szene auch ein paar schwache, etwas unbeholfen daherkommende Formulierungen:
    Doch erleichtert konnte er feststellen, dass wer auch immer Haran Ho zu Grabe getragen hatte, das Ende des Tals offenbar für eine vortreffliche Lage des Grabs gehalten hatte.
    Hier kann ich nicht einmal genau sagen, was mich an dem Satz stört, vielleicht einfach nur, dass er mir so umständlich vorkommt. Das Ende des Tals für eine vortreffliche Lage des Grabs halten ... ja, ach, ich weiß auch nicht!

    „Jetzt haben wir aber genug von deiner Entdeckung geschwärmt.
    Vielleicht soll sich das so ein wenig in diese Genervtheit Riordians über Nefarius' Verhalten einreihen, dass er mit ihm eher so ermahnend, wie mit einem Kind („Jetzt ist aber wirklich gut“) sprechen muss. Aber ich weiß nicht, von der Stimmung her schien mir das gar nicht so angemessen zu sein, und Riordian wirkt da auch so hilflos und fast ein wenig … ja, nicht so recht engagiert, was meiner Meinung nach auch nicht passt. Da hätte ich auch ein wenig mehr Dringlichkeit erwartet im Tonfall und Gebaren Riordians, dass Nefarius sich doch jetzt mal endlich mit den Wesentlichen Dingen beschäftigen möge.

    „Was ist mit Vatras? Ist Merdarion ihm den ollen Eigenbrötler etwa gleichgültig?“
    Ich glaube, hier ist einfach nur der zweite Satz verunglückt.

    Insgesamt hat mit diese Riordian-Nefarius-Szene also nicht so sehr gefallen, auch wenn sie jetzt nicht irgendwie schlecht war oder so. Viel mitreißender fand ich dann auch direkt die nächste Szene, in der ein gewisser Phil auftaucht, bei dem mir erst bei der Erwähnung einer gewissen Phinea klar wurde, dass hier weiteres Personal aus „Eiskreis“ re-rekrutiert wurde. Finde ich gut!. Vor allem aber gebührt dir ein großes Lob bei der Darstellung dieser Assassinenbande namens „Fangzähne“. Sassun Alvarez spricht von seiner Gruppierung ja als die „einzigen noch wahren Assassinen an der Nordküste von Varant“, und bei den vorangegangenen Beschreibungen (das mit der Frau fand ich schon heftig) glaube ich ihm das auch aufs Wort. Man muss ja ehrlich sein: Die Assassinen, wie sie in Gothic 3 dargestellt werden, wirken doch nahezu allesamt wie nette Kerle. Vielleicht ein bisschen gefährlich, vielleicht ein bisschen dubios, aber doch sehr sauber, vielleicht ohne Skrupel, aber dabei doch sehr fair, effizient, geräuschlos, unemotional, sachlich. Hier hingegen wird ja eine sehr brutale, menschenverachtende, teils auch gewaltverliebte Seite präsentiert, die zu einer Gruppierung, der es vor allem um Macht und Morden geht, vielleicht auch ein wenig mehr passt als der nette Herr mit Akzent vor dem Zelt, der dich „Sohn der Neugier“ nennt. Das hat mir jedenfalls richtig gut gefallen, und passt sich auch wieder ein bisschen in den roten Faden dieses Posts ein: „Schluss mit lustig.“ Genau dieses Schluss mit lustig gilt dann ja offenbar auch für Phil, und ich beneide ihn kein bisschen darum, dass er da aus welchen Nöten oder Zwängen auch immer hineingeraten ist. Für mich die stärkste Szene dieses Posts, hier passt im Grunde alles. Wie und ob sich das Ganze in den Gesamtzusammenhang der Geschichte eingliedert – mit der Klaue Beliars werden ja durchaus keine kleinen Brötchen mehr gebacken – bleibt dann noch abzuwarten. Ich bin gespannt!

    Das Geschehen unmittelbar um Navius, der „Hauptteil“ der Geschichte, wie man ja sagen kann, geht dann im nächsten Abschnitt weiter und startet auch direkt mit einem tollen Bild: Ja, Jesus mag über das Wasser gelaufen sein, aber bei Navius gefriert das Wasser dann auch noch bei jedem Schritt! Das fand ich schon ziemlich klasse, mir das vorzustellen, wie ich auch generell die ganze Art und Weise, wie er sich Zugang zum Tempelgewölbe unter oder im Meer oder wie auch immer verschafft, richtig toll finde. Das ist dann so „Fantasy“ von seiner besten Seite, finde ich.

    Der erste Teil der Auseinandersetzung zwischen Gorax und Navius erscheint mir aber fast schon ein wenig lahm, oder sagen wir: Nicht ganz so mitreißend. Als Leser hat man ja noch nicht so den ganzen Durchblick darüber, was Shivas Auftauchen oder Nichtauftauchen denn eigentlich für Folgen hat oder haben könnte, aber genau das ist es ja, worüber die beiden da streiten. Wobei ich folgenden Satz dann schon recht witzig finde:
    „Ich möchte nicht ungeduldig erscheinen, aber ohne den Tempel zu betreten, wirst du nicht herausfinden, ob Shiva sich darin befindet.“
    Da dachte ich mir auch schon: Möglicherweise entscheidet sich auch erst, ob sich Shiva im Tempel befindet oder nicht, in dem Zeitpunkt oder gerade dadurch, dass man nachschaut, und vorher überlagern sich die beiden Zustande der Anwesenheit und Nichtanwesenheit! Was des einen Schrödingers tote und lebende Katze, ist des anderen Navius' anwesende und abwesende Shiva …

    Das Auftauchen Horetius ist dann direkt das nächste große Rätsel, welches ja auch bis zum Ende des Posts nicht so ganz gelöst wird. Wer mag das genau sein, was will er, und überhaupt? Fragen über Fragen. Aber insgesamt gefiel mir das schon recht gut, weil das Eis (sic) für Navius immer dünner zu werden wird. Dass das alles ausgerechnet dann passieren muss, wenn er nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte ist und sie stetig schwinden, denkt man sich! Der einstig sehr mächtige Schneemagier wirkt da ja nun auch so ein bisschen wie ein Spielball anderer Mächte, und ich habe auch so ein bisschen das Gefühl, dass Navius das auch so persönlich irgendwie wurmt. Jedenfalls erzeugt das Spannung, und tatsächlich wirkt der Schneemagier trotz seiner Macht ziemlich unterlegen. Ein bisschen der Gegenentwurf zu Gellert, sage ich mal.

    Der Plan Horetius', die Fokussteine zu vereinen, ließ mich übrigens kurzzeitig an Dragonball denken, zumal ja auch nicht genau gesagt wird, was dann eigentlich so passiert, wenn er sie hat. Generell: Was eigentlich noch so passiert, das ist am Ende der ganzen Szene rätselhafter als zuvor, und selbst das erneute Aufgreifen von Rhademes, der offenbar im Tempel ist, verschattet die Ereignisse mehr, als dass es sie aufklärt. Als Leser spürt man: Das alles scheint von sehr großer Bedeutung zu sein, man weiß nur noch nicht, welche. Und man spürt: Alle Anwesenden scheinen sehr genau zu wissen, was das alles für Konsequenzen hat. Ein klein wenig fühle ich mich als Leser also ausgeschlossen aus diesem Kreis der Wissenden, und ob man tatsächlich noch zwischen „gut“ und „böse“ oder „sympathisch“ und „unsympathisch“ unterscheiden kann, ist – gerade auch durch das Auftreten Horetius – auch sehr fraglich. Selbst Gorax wirkt ja jetzt nicht total böse, selbst, wenn er es wohl sein mag. Mir gefällt das so aber gar nicht schlecht, weil ich natürlich umso neugieriger bin, was da eigentlich genau los ist. Ein wenig gerate ich aber auch ins Schwimmen, wenn ich Spekulationen anstellen will, was wohl als nächstes kommt und wer mit wem und wer gegen wen … im Grunde weiß ich noch gar nicht, worum es so insgesamt eigentlich geht, worum da denn gekämpft und gestritten wird. Umso gespannter bin ich, wie sich das Geschehen weiterentwickeln wird (und wie sehr dir meine Vorgaben die Pläne noch durchkreuzen werden. )!


    Fehler im zweiten Post:
    aber da hat der nur angefangen rumzugröhlen.
    rumzugrölen
    erinnerte Navius sich an ein weiteres Detail des eben gehörten.
    Gehörten
    hob er seine Hand und klopfte an das verblichene Holt.
    Bist du dir im Klaren, welch großes Risiko du dingehst?“


    Der dritte Post beginnt überraschend! Mit dem Wechsel der Erzählperspektive, noch dazu in einem Rückblick, war an dieser Stelle nicht zu rechnen. Ich war auch erst skeptisch, ob mir das so gefällt, gerade wenn das so im „Junge, ich erzähl dir mal was“-Stil losgeht, bei dem einem inhaltlich eher abgedroschene Weisheiten serviert werden. Zumal ich auch überlegte: Wer ist das wohl, der da erzählt? Es lag natürlich nahe, auf Navius zu tippen, wo er doch eben die Hauptperson der Geschichte ist, aber in dem Moment konnte ich mir da natürlich noch nicht so sicher sein. Einige Absätze später wurde es dann aber natürlich immer klarer. Unabhängig davon fand ich deine Entscheidung zu diesem erzählerischen Einschub dann auch immer besser, ebenso wie mir das inhaltlich dann auch richtig gut gefiel. Zuletzt gab es für mich dann auch nur eine mögliche Bewertung, nämlich, dass dieser ausführliche Rückblick (falls man das denn so nennen möchte) eine richtig gute Entscheidung zu einem guten Zeitpunkt in der Geschichte war, noch dazu gut erzählt. Mir hat das jedenfalls gefallen, dass jetzt wenigstens ansatzweise – wenn auch nicht komplett – die Hintergründe zu Navius und eben auch diesem Rhademes, der nicht der Rhademes ist, dargelegt werden. Und eine ansprechendere Form hätte man dafür auch nicht finden können. Von daher ist dieser Rückblicks- oder besser gesagt Vergangenheitsteil auch mein Lieblingsteil an diesem Post.

    Es gab in unserem Dorf einen Mann, der eines Tages völlig entkräftet im Wald gefunden worden war. Die Dorfälteste, beinahe blind und ganz allein in dem großen Haus, das ihr hinterblieben war, nahm ihn bei sich auf und brachte ihn mit ihren Kräutereien wieder auf die Beine. Er erholte sich rasch, doch egal wie viel Zeit auch verstrich: Er arbeitete nicht auf den Feldern, fischte nicht in dem Fluss, trieb kein Vieh, fällte keinen Baum. Er buk kein Brot und mahlte kein Mehl, hobelte keine Möbel, verarbeitete kein Leder. Rhad beteiligte sich in dem Dorf, das ihn so selbstverständlich aufgenommen hatte, an keiner Arbeit.
    Scheint ein tolerantes Dorf zu sein – in Deutschland wäre Rhad ja allein schon wegen des Verdachts, er würde nicht LEISTEN, Opfer eines Brandanschlags oder einer Abschiebung geworden (oder beides in der genannten Reihenfolge).

    Ganz abgesehen davon: Richtig toll, wie mysteriös und spannend du diese Person einführst und den jungen Navius Spekulationen und schließlich eine Verfolgung anstellen lässt. Und schön, wie verschroben (Astrologie-Eso-Spinner bzw „Wahn oder Weisheit“), im Umgang aber doch gleichzeitig normal und freundlich du Rhad darstellst. Schließlich: Gelungen, wie du schilderst, wie sich die beiden ganz natürlich anfreunden, sodass Navius mit ihm sogar einfach so in den Norden zieht. Das fand ich alles schon ziemlich gut gemacht.

    Doch ich wollte ihn nicht allein gehen lassen, wo er doch so wenig Erfahrung mit der wirklichen Welt hatte. Wer seine Tage im Bett oder auf einem Felsen sitzend verbrachte, konnte nicht wissen, wie man ein Feuer machte, Hasen fing oder auch nur einen Fisch angelte.
    Bei der Bemerkung musste ich schon schmunzeln, weil da doch direkt klar war, dass sich das natürlich vollkommen anders herausstellen muss.

    Ich schob mich in die schmale Höhle. Die Luft war wärmer als draußen. Mein Blick schärfte sich wieder. Meine Lebensgeister schienen neu zu erwachen.
    Plötzlich stand ich neben Rhad in einer kreisrunden Höhle.
    Das finde ich nicht so gut formuliert, mit dem doppelten „Höhle“. Hätte das zweite dann vielleicht „Höhlenteil“ oder einem „kreisrunden Teil der Höhle“ oder so genannt, sonst wirkt es so wie „von der Höhle in die Höhle“, aber das spielt sich doch wohl in ein und demselben Höhlensystem ab. Und das „Plötzlich“ mag mir da auch nicht so passen, als wäre Navius da irgendwie teleportiert worden oder so. Kann ich mir nicht so vorstellen, was da „plötzlich“ passiert sein soll – naja gut, vielleicht in Bezug darauf, dass Navius' Sinne vorher nicht alles vollständig aufgenommen haben, was passiert ist. Kann man dann wohl doch gelten lassen, das „plötzlich“.

    An der Wand entlang standen bläulich schimmernde Lebewesen. Ich konnte durch sie hindurch die behauenen Felswände sehen. Der Blick ihrer pupillenlosen Augen ruhte auf uns.
    Das fand ich sehr unpräzise formuliert, „Lebewesen“. Das kann ja alles sein: Affen, Vögel, Flechten, Amöben … oder aber humanoide Gestalten. Das wirkt nicht so ganz klar, was auch daran liegen mag, dass Navius selbst nicht so genau erkennen kann, was das für Lebewesen sind, aber das hätte dann vielleicht auch in ein, zwei Sätzen illustriert werden können, was genau er da sieht.

    Die Gestalt einer gänzlich nackten Frau trat vor. Ihre Augen waren tiefblau und pupillenlos, ihr Gesicht und ihr Körper von makelloser Schönheit. „Habt keine Angst“, sagte sie mit einer wohltuenden, warmen Stimme.
    Da hätte ich in der Tat keine Angst.

    In der Folge zeigt sich übrigens, was du mir voraus hast: Hätte ich die Entscheidung, ob Navius sich in den Dienst von Adanos stellen will, inklusive des Rückschlags für Rhademes, mit vielen Worten und voller Redundanzen auf etwa 5 Seiten ausgebreitet, wird bei dir die Entscheidung einfach getroffen. Das vollzieht sich hier ähnlich problemlos wie Navius' Entscheidung, überhaupt die Reise mit Rhad anzutreten. Das kann man natürlich trotzdem kritisieren, wie Navius da irgendwie kaum abzuwägen scheint (was aber auch Folge einer Art göttlicher Berufung sein kann). Andererseits ist das im Rahmen dieses Rückblicks, der ja nur einen Teil der Geschichte insgesamt stellt, wohl doch genau die richtige Art und Weise, das gerafft zu halten und nicht zu sehr aufzublähen. Fand ich im Ergebnis also sehr gut so.

    Sehr schön fand ich auch …
    Alle Viere von mir gestreckt lag ich auf dem Boden und atmete heftig. Mein Mantel lag neben mir, aber ich war nicht nackt. Ich war in einen schneeweißen Umhang gekleidet. Dies war der Moment, in dem ich aufhörte zu existieren. Und Navius der Schneemagier geboren wurde.
    „Der Kreis hat dich akzeptiert. Nun ist es an dir, ihn neu zu errichten“, sagte Shiva.
    Navius fühlte sich komisch. Er wollte sie fragen, was das alles zu bedeuten hatte. Doch dann verschwanden die Geister und Dunkelheit brach über die Höhle herein.
    … diesen doch sehr folgerichtigen Wechsel der Erzählperspektive von Ich zu Er. In der Tat scheint der Ich-Navius von einem Er-Navius, eben Navius dem Schneemagier, abgelöst worden zu sein. Schöner erzählerischer Kniff!

    Und kurz danach endet dann auch schon dieser lange Einschub aus der Vergangenheit, und natürlich hat man als Leser dann doch sehr deutlich das Gefühl, dass das Rhad über die Jahre ganz schön nahe gegangen sein wird. Überhaupt finde ich das rückblickend doch sehr „ironisch“, wie Rhad sich mühelos durch das Eisland gekämpft hatte, während Navius sich da abmühen musste und dann schon meinte, dass Rhad eben durch die Sterne zu Größerem bestimmt sei. Tja, offenbar war es Navius selbst, der zu Größerem bestimmt war.

    Das Geschehen im „Jetzt“ gefällt mir dann, wie schon angedeutet, nicht mehr ganz so gut wie der Rückblick. Insbesondere das sich anschließende Gespräch zwischen Horetius und Rhademes erscheint mir dann so … hochtrabend, sowohl in den Formulierungen als auch im Inhalt. Also, hochtrabend im Sinne von gestelzt. Das war so Anime-„Wir reden erstmal dramatische Sachen bevor wir uns kloppen“-mäßig. Viel mehr als Phrasen – wenn auch mit bedeutsamen Hintergrund – waren das für mich dann eben doch nicht.

    Ansonsten bleibt Vieles, trotz der Informationen aus der Rückblende, dann doch noch nebulös, denn was mit Shiva nun ist und überhaupt, ja, so ganz durchblicke ich das ja immer noch nicht. Fast so, wie Navius später nicht durchblickt, warum Horetius denn die Waagschalen zurückgelassen hat – wobei ich da ja die vordergründige Antwort natürlich sehr gut kenne. Man merkt da also sehr schon, auch wie Gorax Navius folgt, dass die Handlung an der Stelle dann eher auf die Erfüllung der Vorgaben ausgerichtet ist – wobei ich Garox' Motivation dann durchaus noch nachvollziehbar und irgendwie interessant finde.

    Ja, und dann war ich erneut überrascht! Nachdem mich der Rückblendenteil des Posts ja sozusagen ein wenig „entführt“ hatte und sich alles wieder sehr zentral um Navius und Co. drehte, hatte ich diesen Strang rund um Phil ja gar nicht mehr auf dem Schirm! Den fand ich ja auch sehr gut entwickelt, und ich finde, den entwickelst du hier dann wiederum auch gut weiter. Es gibt da ja auch einen ganz kleinen Rückblick, der zeigt, wie Phil überhaupt an diese schlimme Assassinenbande geraten ist, und es wird verraten, dass er im Prinzip eine Art V-Mann für Vatras ist. Das ist natürlich eine tolle Idee und eine spannende Sache – auch wenn es dann leider meine Vorstellung kaputt macht, dass Phil schlicht und ergreifend aus eigenem Antrieb wirklich schlimm in einen kriminellen Lebenswandel abgerutscht ist. Aber wie gesagt, die hier präsentierte Variante gefällt mir auch sehr gut.

    Vatras seufzte schwer. Der dreibeinige Hocker quietschte, als er sein Gewicht verlagerte, sich näher zu dem Jungen beugte, der ihm auf einem ganz ähnlichen Hocker gegenüber saß. Phil sah nur auf seine Füße. „Warum hast du das getan? Das Brot war das einzige, was der Mann diese Woche für seine Familie aufbringen konnte.“
    Phil sagte nichts. Er fühlte sich elend. Nicht nur, dass sein Magen knurrte, der alte Wassermagier hatte das schlechte Gewissen geweckt, dass er eigentlich zu beherrschen gelernt hatte.
    „Du hattest Hunger, nicht wahr?“
    Diesen Einstieg hier fand ich dann aber eher ein wenig albern, gerade wegen dieser selbst für den immer sehr „onkelig“ daherkommenden Vatras doch sehr blöden Nachfragen. Warum wohl klaut man Brot? „Du hattest Hunger, nicht wahr“? Sherlock Vatras mal wieder ganz vorne mit dabei. Naja, will das nicht zu sehr kritisieren, denn dieser Einstieg wandelt sich dann ja (zwar auch ein bisschen vorhersehbar, aber doch sehr schön) zu einem guten Gespräch, in dem sich Vatras ja geradezu als kriminologisch geschulter Sozialreformer (oder sozialwissenschaftlich geschulter Kriminologe) herausstellt, der in Diebstählen deutlich mehr sieht als die bloße BÖSE UNTAT, die BESTRAFT werden muss. Das hat mir natürlich gut gefallen. Was ich aber auch gut finde: Eben diese Bitte von Vatras, dass Phil sich da in schlimmste Kriminalitätskreise begeben solle, macht ihn ja auch ein bisschen fragwürdig. Das ist ja geradezu dubios, dieser Auftrag! Das enthebt Vatras dann auch ein bisschen dieser oft zelebrierten Art als nettem Onkel. Zumal es für Phil dann ja wirklich übel ausgeht – das ist auch noch ein schöner Twist, vor allem auch, weil das im Post vorher auch schon so ein kleeeines bisschen angedeutet war: Dass Sassun das Neumitglied Phil direkt in so große Vorhaben wie mit der Klaue Beliars einbindet, hatte mich ja auch schon ein bisschen gewundert. Tja, jetzt erfährt Phil zu spät, was seine wirkliche Aufgabe in diesem Kreis (nebenbei: bizarr anmutender, da teils dreiäugiger und vielarmiger) Krimineller ist … stark erzählt!

    Die sich anschließende Szene rund um die Wassermagier scheint mir dazu eher wie eine Art Pflichtübung, damit bei denen auch noch weitererzählt wird. Denn: Viel bewegt sich da ja nicht. Schön finde ich aber, wie Saturas dargestellt wird: Der leidet ja nun richtig unter Gehirnbrand, und ich finde, das ist doch auch so dargestellt, dass es nicht nur lächerlich wirkt, sondern dass man darüber eben auch ein bisschen erschrocken ist. Geht insgesamt also in Ordnung, von besonderer Bedeutung war diese Szene für mich beim Lesen jedoch nicht.

    Er warf einen unruhigen Blick in den dunklen Teil der Höhle. Keiner von ihnen wusste, ob sie ihren Rastplatz mit einem Säbelzahntiger teilten.
    Warum haben sie nicht nachgesehen?

    Die letzte Szene mit Navius und Garox ist dann ja auch eher Auswuchs der Vorgabe, das wirkte mir eher so „abgehandelt“ und auch ein bisschen planlos, was die beiden da veranstalten. Finde ich schade, weil dieser doch sehr szenenreiche Post einen schöneren Schlusspunkt verdient hätte, aber gut, in sowas wie „Schlusspunkten“ sollte man bei so einer Geschichte, zumal von Vorgaben abhängig, vielleicht auch einfach nicht denken.

    Insgesamt eine solide Fortsetzung, bei der mir insbesondere der Beginn des Posts sehr gut gefallen hat. Die restlichen Szenen fand ich mal so mal so, schlecht war keine, nur die Eindrücke, die sie bei mir hinterlassen haben, waren eben mal schwächer, mal stärker. Meine zweitliebste Szene bzw. das zweitliebste „Szenenpaket“ ist wahrscheinlich das rund um Phil, wohingegen mir das Geplänkel rund um Navius, Garox, Horetius und Rhademes (und auch Shiva, und, und, und) nicht so gut gefallen hat.

    Fehler im dritten Post:
    Ich konnte mir auch nicht im entferntesten vorstellen, was für einen Grund es dafür geben konnte.
    Keine Ahnung, ob man da laut den Laido'schen Regeln „im Entferntesten“ schreiben muss …
    Vielleicht hatten die Sterne ihn wirklich zu größerem bestimmt, dachte ich zähneklappernd.
    … aber hier dann doch sehr sicher „zu Größerem“.
    Rhademes‘ entwand Garox den Fokusstein.
    Mit seinem Klingenstab wehrte er die leuchtende Hand von Rhademes‘ ab
    Da hast du zweimal überflüssig apostrophiert.



    Der vierte Post widmet sich dann ja erst einmal wieder Greg und seinen Mannen und der Auseinandersetzung mit niemand geringerem als dem legendären Blackbeard! Ob und in welchem Gesamtzusammenhang diese Szene steht, das bleibt natürlich auch noch abzuwarten – jetzt mal abgesehen davon, dass mit Merdarion fröhlich weiter Menschenhandel betrieben wird, was ja an sich schon recht gewichtig ist. Aber da scheint ja wohl mehr hinterzustecken. Bis jetzt aber hat sich der ganze Piratenkram eher bloß parallel zu dem Rest der Handlung abgespielt (was sich ja auch nicht unbedingt ändern muss).

    Worüber ich mir noch nicht ganz sicher bin in der Bewertung, ist die Darstellung der Piraten in dieser Szene. Das ist ja schon ein bisschen „comichaft“ bzw. nimmt schon Anleihen an diese Risen-Piraterie. Das sind schon so die typisch harten Kerle, die auch gerne Wortgefechte betreiben, was? Mit anderen Worten: Viel Klischee ist da schon bei, und es wirkt eben alles sehr spielerisch-harmlos im Vergleich zu dem, was sonst so in der Geschichte geschieht. Deswegen weiß ich eben nicht so ganz, was ich von der Szene halten soll (das meine ich wirklich genau so, weder in einem positiven noch in einem negativen Sinne). Die Komik, dass solche Begegnungen zwischen den beiden Piratencrews schon häufiger stattgefunden hat, sagt mir aber schon zu.

    Bones überflog die Piraten auf dem anderen Schiff.
    Da tauchte vor meinen Augen unweigerlich das Bild auf, wie Bones beide Arme nach vorne in die Höhe reckt, hochspringt, und dann abhebt … weiß also nicht, ob „überflog“ an der Stelle die beste Formulierung ist.

    Greg hingegen stieg scheinbar furchtlos auf die Planke.
    Hier stellt sich die altbekannte Frage, ob wirklich „scheinbar“ oder doch nur „anscheinend“.

    Blackbeard sog die Luft ein. Der Zigarrenstummel glomm auf.
    Das fand ich als Bild irgendwie schön. Sehr simpel, aber so mit dem Aufglimmen des Zigarrenstummels auch sehr vielsagend.

    Es juckt mir in den Fingern, du alter Haudegen. Lass uns endlich wieder die Säbel kreuzen.“
    Ähm … ?

    „Und nu aber gau Segel setzen, Männer!“
    Dieses „gau“ ist wohl irgendeine Art Slang?

    Und er lachte so brüllend, dass ihm die Zigarre aus dem Mund fiel.
    … was in so Comics und Zeichentrickserien ja nie passiert: Da schwebt die Zigarre in solchen Momenten ja für gewöhnlich bereitwillig am Rande des Mundwinkels herum, egal wie viel der Raucher lacht und spricht. Fand diesen Moment deshalb also recht witzig.

    Was den Ausgang der Szene angeht, scheinen ja irgendwie beide Seiten zufrieden zu sein – wobei Blackbeards Verhalten schon sehr eindeutig darauf hindeutet, dass er den besseren Schnitt bei diesem Handel macht und Greg womöglich auch in welcher Art auch immer hintergeht. Das fand ich doch recht auffällig, weshalb es mich schon gewundert hat, dass Greg nicht irgendwie misstrauisch geworden ist. Er handelt vielmehr fahrlässig finde ich, weil er den Kartenteil, den er bekommt, ja nicht einmal genau mustert. Aber gut, vielleicht ist der ja echt, der zugehörige Schatz aber längst gehoben oder eh nie existent gewesen oder was weiß ich, sodass mit dem Kartenteil an sich gar nichts falsch ist. Aber wie dem auch sei, Greg scheint über solche Möglichkeiten ja gar nicht so sehr nachzudenken. Keine Ahnung, ob ihm das ähnlich sieht und passend ist, oder nicht. Es fiel mir jedenfalls auf.

    Danach geht es dann ja wieder mit den „großen Themen“ in der Geschichte weiter, wobei Rhademes dann endgültig den Größenwahn ausbrechen lässt, was? Ein bisschen habe ich mich an der Stelle aber auch gefragt, warum. Ob es wohl schon immer in ihm angelegt war, oder tatsächlich nur die Reaktion auf die Enttäuschung von damals war? Er hätte sich ja nun auch genau so gut zum Schneemagier machen können, ohne so heftig auf Varant einzuwirken. Was aus dem netten Rhad nur geworden ist …

    Dunkelheit umhüllte Horetius. Ein monotones Brummen setzte ein, das seinen ganzen Körper erschütterte. Ein Pfeifen ertönte und wurde immer lauter und lauter. Als das Pfeifen seinen Höhepunkt erreichte, verstummte das Brummen und die Welt tauchte wieder aus der Dunkelheit auf. Horetius wurde förmlich auf die gesprungenen Steinfliesen gekippt, landete jedoch leichtfüßig auf seinen Sohlen. Er erinnerte sich noch gut, wie er sich bei seiner ersten Teleportation eine blutige Nase geholt hatte.
    Schöne Beschreibung, irgendwie auch sehr praktisch veranlagt.

    Bei der Szene zwischen Horetius und Shiva insgesamt musste ich aber wieder merken, dass mich dieser ganze Megalith-Kram noch immer nicht so richtig gepackt hat. Im späteren Verlauf werden so die „Rollenverteilungen“ zwischen diesen Wächtergestalten und Adanos, aber auch dem erwählten Schneemagier, zwar ein wenig klarer. Aber trotzdem wirkt dieses ganze Konstrukt einerseits ein bisschen oberflächlich (was soll das eigentlich alles, also wofür braucht Adanos so etwas?), andererseits aber auch ein bisschen verkopft, wie das Fantasykram manchmal so an sich hat. So richtig mitfiebern bei der Frage, ob Shiva jetzt nun eingreifen will oder nicht, konnte ich jedenfalls nicht, weil ich mir da auch gar kein richtiges Bild machen konnte, wie so ein Eingreifen eigentlich aussehen würde und was Shivas Motivationslage bei der ganzen Sache ist oder wäre.

    Bei dem Abschnitt mit Vatras hingegen bin ich wieder voll dabei. Das Geschehen rund um Phil, zu dem ja eben auch die Perspektive Vatras' gehört, hat mich bisher ja am stärksten mitgerissen, und das ändert sich hier auch nicht, ganz im Gegenteil. Schön finde ich, wie Vatras aufgrund seiner doch recht skrupellosen Entscheidung, Phil bei den Fangzähnen einzuschleusen, nun doch Zweifel und Schuldgefühle bekommt. Das spricht erstens für ihn und macht ihn auch generell als Charakter ein wenig glaubhafter. Oft neigt man ja dazu, die Vatrasse dieser Welt als so in jeder Hinsicht weise und entschlossene Personen darzustellen. Hier hat Vatras aber einfach einen Fehler gemacht und hadert nun. Finde ich gut so! Umso schärfer trifft es ihn dann ja auch, weil Phinea bei ihm Zuflucht sucht, und Vatras jetzt nun tatsächlich „den Salat hat“, wie man verharmlosend formulieren könnte. Auch gut finde ich an der Szene, dass sie viele Berührungspunkte zu den anderen Geschehnissen aufweist: Einerseits die Schaffung des Eiskreises in Varant durch Rhademes, andererseits dann die Kontaktaufnahme zu den anderen Wassermagiern am Ende der Szene. Dadurch werden die verschiedenen Handlungsstränge nun mehr miteinander verflochten, was angesichts ihrer Vielzahl der Geschichte auch sehr gut tut, würde ich sagen.

    Im Anschluss an die Vatras-Szene geht es dann ja direkt mit Phil selbst weiter, und ehrlich gesagt war ich da schon ein wenig überrascht, dass das überhaupt noch der Fall ist. Gegen Ende der letzten Phil-Szene hatte ich nämlich schon den Eindruck, dass das das Letzte war, was man von ihm gesehen hat. Stattdessen wird nun sein Leben dann doch noch verlängert, nun gut. Auch hier bleibt allerdings dieser Klauenbeschwörungskram, ähnlich wie der ganze Magiekram rund um die Megalithen, einerseits ein wenig oberflächlich (man versteht nicht so ganz, was da eigentlich hätte passieren sollen), andererseits aber auch ein wenig verkopft. Ningals Erklärungen jedenfalls wirken nicht sonderlich erhellend – andererseits spiegelt das aber wohl auch genau die Situation wieder, von daher ist's ganz passend.

    Noch ehe man in Varant entschied, was mit der Klaue passieren sollte, überfielen die Jharkendar die Wüste,
    Hm, „die Jharkendar“ klingt für die in Jharkendar lebenden Leute aber auch irgendwie seltsam, finde ich.

    Das verwirrende Gefühl von Hoffnung wirbelte die Angst auf, die sich um seine Seele gelegt hatte, vermischte sich mit ihr und rieselte auf ihn hinab. Zurück blieb ein verwirrendes Gefühl, das er nicht zu beschreiben vermochte.
    Ich weiß nicht, ob die Dopplung von „verwirrende[s] Gefühl“ sogar ein absichtlich Stilmittel sein soll, aber ich finde sie so oder so nicht wohlklingend an dieser Stelle.

    Bei der Szene rund um die Wassermagier und Milten war ich auch erst im Zwiespalt, wie ich Saturas' fortschreitendes Unsinnsgerede so finden soll, weil es ja doch recht penetrant präsentiert wird, aber letzten Endes finde ich, dass gerade dadurch die Szene erst gut wird – nur ein, zwei Kommentare Saturas' wären ja auch einfach zu wenig gewesen und wären in der Darstellung seinem geistigen Zustand auch nicht gerecht geworden. Und außerdem sind seine Einwürfe einfach witzig. Ansonsten finde ich diese Lagebesprechung im Prinzip ganz spannend, nur zwei Stellen fielen mir irgendwie auf:

    „Und dabei war ich immer davon ausgegangen, dass sie ursprünglich für das Teleportersystem in Jharkendar angefertigt worden sind“, warf Riordian ein. „Aber wenn es noch mehr von ihnen gibt, kann das nicht ihr eigentlicher Verwendungszweck gewesen sein. Sonst hätte es keinen Sinn gemacht, mehr Foki herzustellen als es Plattformen gab.“
    „Im alten Minental gab es auch Plattformen und Sockel, die mit den Foki interagiert haben“, erinnerte Cronos.
    „Die Plattformen dort wurden aber nicht wieder aktiviert, wenn man einen Fokus auf den dazugehörigen Sockel gestellt hat“, wandte Nefarius ein. „Für diese Teleporter kann der sechste Fokus also nicht angefertigt worden sein.“
    So ganz zwingend finde ich diese Erklärung ja irgendwie nicht. Vielleicht sind ja auch einfach die Sockel entfernt worden oder da funktionierte es anders mit den Foki oder wasweißich, also so ganz ausgeschlossen ist es allein durch diese Erklärung ja nicht, dass der sechste Fokus nicht doch fü diese Teleporter angefertigt wurde. Oder?

    „Ich habe im Minental auch mal einen Fokusstein gesehen“, mischte sich plötzlich Milten wieder in das Gespräch ein. „Darum war ich sehr überrascht, als ich einen in der Artefaktkammer des Klosters von Nordmar fand.“ Und er holte ein blau schimmerndes Prisma aus Erz mit filigraner goldener Fassung aus einem Beutel an seiner Hüfte. „Er lag ganz hinten in der Ecke und war ziemlich verstaubt. Ich glaubte nicht, dass ihn jemand vermissen würde und habe ihn mitgenommen, um bei der nächsten Gelegenheit einen von euch danach zu fragen.“
    Und hier wirkt es dann doch einen Tick konstruiert, dass Milten natürlich auch direkt einen Fokusstein griffbereit dabei hat. Aber gut, irgendwie plausibel ist die Erklärung ja schon, dass er so einen Fokus mitnimmt.

    Abgesehen davon fand ich Milten in diesem Abschnitt sehr schön dargestellt. Wie er mit sich, seinem bisherigen Lebensentwurf und etwaigen neuen Lebensentwürfen ringt, das hat ihn einerseits sehr „echt“ und andererseits zugleich sehr sympathisch gemacht, finde ich. Aber wir alle lieben ja Milten. §gratz

    Die nächsten Abschnitte widmen sich dann wieder direkt dem Geschehen rund um den Eiskreis, mit wechselnden Perspektiven. Der Kampf zwischen Rhademes und Horetius hat für mich dann, mit Gerede, Gehiebe und vor allem Geteleportierte dann schon ein bisschen was von einem typischen Kampf, wie man ihn seinerzeit bei „Dragonball Z“ sehen konnte, finde ich.

    Rhademes breitete seine Arme aus und ein Dutzend Lanzen aus Eis erschienen vor seinem Körper.
    Ist jetzt von der Grammatik her nicht so schön, das Dutzend als Singulaformulierung mit einem Verb in Pluralform zu verbinden. Oder hat man das so zu machen?

    Wie dem auch sei: Ein bisschen „verschlossen“ bleibt mir der Konflikt aber weiterhin, so richtig mit komme ich beim Eingreifen „Yhwachs“, der sich aus seiner Rolle als bloß schweig- wie duldsamer Megalith anscheinend befreit, auch nicht so recht. Ich habe immer so das Gefühl, mir fehlt da der große theoretische Hintergrund, um zu verstehen, wie das eigentlich einzuordnen ist und was das für Konsequenzen hat, dass sich da jetzt einer der großen Steine, wie ich sie liebevoll in Gedanken immer nenne, gegen den „amtierenden“ Schneemagier wendet. Dass das so nicht gewollt ist, von Adanos oder wem auch immer, das könnte ich mir ja denken, aber irgendwie ist es ja vielleicht auch anders und überhaupt … so ein bisschen fehlt mir da nach wie vor die Orientierung, muss ich sagen! Indes: Die Szene lässt sich auch so gut lesen und ist unterhaltsam, und vordergründig versteht man ja einwandfrei, was da abgeht.

    Am besten gefällt mir dieses Geschacher um den Eiskreis nach wie vor, wenn es aus der Perspektive von Navius erzählt wird.

    All sein Denken kreiste um Shiva und Rhademes. Beide hatte er vor so langer Zeit verloren. Er dachte nicht darüber nach, was passieren würde, wenn er Al Shedim erreicht hatte. Es schien einfach alles gut zu werden, wenn er nur Shiva erreichte. Sie würde mit ihren Kräften Rhademes Einhalt gebieten und ihn wieder als den rechtmäßigen Schneemagier einsetzen.
    Hier zum Beispiel zeigt sich wieder so ein wenig „Tiefe“ bei Navius, die bei anderen Charakteren in der Form (auch aus gutem Grund) nicht erreicht wird. In dieser Passage stecken, so glaube ich, ja ganz viele Motive Navius'. Vordergründig, klar, fühlt er sich „dem Guten“ oder meinethalben auch „dem Gleichgewicht“ verpflichtet, und will darauf hinwirken, dass Rhademes gestoppt wird. Direkt im selben Satz dann aber „und ihn wieder als den rechtmäßigen Schneemagier“ einsetzen – und da habe ich schon das Gefühl, dass Navius ein gewisses Machtbewusstsein und korrespondierende Wünsche hat und er sich vor allem sehr, sehr daran gewöhnt hat, die ganzen letzten Jahrhunderte in der Stellung des Schneemagiers gewesen zu sein. Dass Rhademes gestoppt wird und der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt wird, das ist dann erkennbar ein Wunsch, den Navius nicht uneigennützig hegt. Hinzu kommt noch, dass ihn mit Shiva ja offenbar auch noch ganz andere Dinge verbinden – diese gewisse Nähe der beiden zueinander, die kommt später dann ja auch nochmal zum Ausdruck. Alles in allem wirkt Navius hier jedenfalls im besten Sinne wie ein Charakter, und nicht wie eine bloße Figur. Toll!

    Der Gedanke, dass Shiva so nah war, ließ sein Herz schneller schlagen. Ich komme…
    (s.o.)

    Rhademes stand auf einer schmalen Säule aus Eis, die er mitten in dem Ruinenfeld erschaffen hatte, um das Treiben auf dem Tempeldach im Blick zu behalten. Scheinbar reglos verfolgte er die Transmutation.
    Auch hier wieder: Scheinbar oder anscheinend? Und ist es bei sowas wie „reglos“ überhaupt angebracht, von einem Schein zu sprechen, zumindest aus der Perspektive? Entweder man sieht es, oder man sieht es nicht. Oder bezieht sich „reglos“ hier auch auf etwaige bzw. gerade fehlende „innere Regungen“?

    Der Rest des Posts bewegt sich dann vor allem auf die Erfüllung der Vorgabe hin. Ich weiß nicht, wie sehr oder wie wenig dir diese Szene zwischen Navius und Shiva am Schluss in den Kram gepasst hat, aber unabhängig davon liest sie sich auf jeden Fall richtig gut, finde ich. Gerade wie das mit der Träne beschrieben wird, das hat richtig was! Da konnte ich mir das meiste auch richtig schön bildlich bzw. als Filmszene vorstellen (also jetzt nicht nur die nackte Shiva, höhöhö).

    Der Blick der Megalithin trübte sich, als sie das Leid in seinen Augen las.
    Hm … „Megalith(in)“ dann auch noch zu gendern, das finde ich ja schon irgendwie gewagt.

    dann endlich war sein Hals frei und er schrie aus vollem Halse.
    Da ist die Wiederholung von „Hals[e]“ aber nicht so schön.

    Insgesamt finde ich, dass insbesondere das Ende den Navius-Strang dann nochmal richtig gut gemacht hat, und ein bisschen habe ich auch mehr hineingefunden in diese Eiskreisthematik, rund um Adanos, Megalithen und so weiter. Ich denke, als Abschluss des Posts passte das dann schon alles richtig gut. Ansonsten hatte ich in diesem Post immer wieder Szenen, die mich eher kalt ließen, wenn sie auch nicht schlecht waren. Das war diesmal also ein bisschen gemischt, in der Gesamtbilanz aber – wie sollte es auch anders sein – eine solide Fortsetzung, aber „solide“ ohne das manchmal mitschwingende „unaufregend“, weil insbesondere das Geschehen um Phil und Vatras mich wieder ziemlich gefesselt hat.

    Ansonsten ist mir noch ein Zeichensetzungsfehler von ganz am Anfang aufgefallen:
    Endlich war das andere Schiff, die ausgeweidete Jungfrau nahe genug.
    Da würde ich noch ein Komma reinschießen.



    Im fünften Kapitel ist der Strang um Phil, Phinea und Vatras (quasi mein Lieblingsstrang), nur am Anfang kurz fortgeführt – und trotzdem finde ich dieses Kapitel ziemlich gut. Das liegt vor allem an den Geschehnissen bzw. der Erzählung rund um die neu eingeführte Cecilia – aber dazu dann vielleicht später mehr!

    Was die bereits erwähnte Vatras-Szene angeht, so habe ich mir darunter lediglich notiert: „Mit Vatras will ich nicht tauschen“, und das trifft meinen Eindruck beim Lesen wohl immer noch sehr auf den Punkt. Letzten Endes passiert in der Szene aber auch nicht viel gravierend Neues, also so auf dieser „emotionalen“ Ebene. Vatras muss sich eben weiterhin der Einsicht stellen, dass er, gelinde gesagt, „verkackt“ hat – und immer frage ich mich, ob ich deswegen eigentlich wirklich „Mitleid“ mit ihm haben darf, wenn er doch ein so vorhersehbar risikorreiches Wagnis eingegangen ist mit diesem Auftrag an Phil.

    Die Beschreibungen rund um Navius' neue Kräfte und sein neues Erleben haben mir gut gefallen. Ein bisschen „verkopft“ kamen mir aber wieder die Überlegungen bezüglich der Übertragung der Samen „aller Megalithen auf neun andere Lebewesen“ samt Ratsgründung vor. Das war mir dann wieder zu … ja, weiß auch nicht. Rückblickend gesehen dient das wohl aber auch dazu, Horetius noch mehr Motivation für sein späteres Handeln zu geben, schätze ich. Von daher geht das wohl in Ordnung. Aber hier setzt sich eben trotzdem das fort, was ich vorher auch immer so gespürt habe beim Lesen: Dass ich diesen ganzen Kram mit dem Megalithen und was das eigentlich alles soll und wer mit wem und warum nie so ganz durchblickt habe und er mich auch eher kalt lässt. Haha, kalt lässt! WEGEN DEM EIS, VERSTEHST DU??!

    Er spürte die Wächterkräfte in ihm brodeln, ein unbändiges Verlangen, das nach Freiheit gierte.
    Die Stelle fand ich wieder interessant, weil man aus ihr erneut ein Machtbewusstsein Navius' ablesen kann. Das scheint mir wieder einmal nicht so ganz der rechte Ratgeber zu sein, die Kräfte nur zu benutzen, weil sie benutzt werden soll. Die Charakterdarstellung von Navius gefällt mir also weiterhin gut!

    staute sich an und wurde zu einem Druck, den er keine Sekunde länger halten konnte
    Wer kennt es nicht?

    Neben der Sache mit Cecilia – dazu so gleich – profitiert dieses Kapitel von dem langen Einblick in Horetius' (und damit auch gleichzeitig zu einem Teil Navius') Vergangenheit. Das hat mir wirklich gut gefallen, jetzt auch mal diese ganze Geschichte rund um die Flut aus Horetius' Sicht zu sehen, weil nun auch klarer wird, was eigentlich seine Rolle in dem ganzen Gefüge ist. Den Zeitpunkt hast du auch recht gut gewählt, finde ich, will sagen: Das hätte auch gar nicht früher gemusst (gleichwohl gekonnt). Es ist jedenfalls spannend, interessant und trägt zum Verständnis der gesamten Geschichte bei (und zeigt, was für ein unsympathischer Gott Adanos ist).

    Abgesehen von dem Blick in Horetius' Vergangenheit gefällt mir außerdem richtig gut …
    Und als all diese Erinnerungen in Horetius aufstiegen, erkannte er das nagende Gefühl, das ihn bei dem Anblick des geschlagenen Rhademes plagte. Die Macht hätte nicht dem Schneemagier gehören dürfen. Er selbst hätte die Macht von Shiva empfangen sollen und zu einem gottgleichen Wesen werden müssen.
    … dass auch Horetius offenbar von einem ziemlichen „Machtinstinkt“ gesteuert ist, der womöglich bloß vordergründig von diesem Gedanken von Gerechtigkeit und Gleichgewicht geprägt ist. Das zeigt mir Auch Horetius ist nicht etwa „der Gute“, sondern ein ebenso ambivalenter Charakter wie Navius selbst oder auch zum Beispiel Rhademes – was irgendwie passt, da man so eine Ambivalenz ja auch irgendwie als „Gleichgewicht“ auffassen kann. Gefällt mir jedenfalls sehr gut so, wie Horetius nun rüberkommt, auch im späteren Streitgespräch mit Navius!

    Tja, und in dem soeben erwähnten Gespräch wird dann ja auch die ganze Geschichte rund um Cecilia ausgepackt, und man kommt nicht umhin, Horetius jedes Wort zu glauben, inklusive seiner Einschätzungen darüber, wie Navius dazu eigentlich so steht. Das ist wirklich ein interessanter neuer Aspekt, nicht nur für den Charakter Navius', aber natürlich vor allem dafür – und deshalb finde ich dieses Kapitel eben auch gerade zum Ende hin sehr stark.

    „Ich erlöste sie aus ihrem Zauberschlaf und sie erzählte mir einige interessante Dinge.“ Horetius beobachtete das versteinerte Gesicht des Schneemagiers genau. „Die Schneemagierin wird nicht mit dem Eiskreis verbunden. Sie erhält ihre ganz eigenen Fähigkeiten, auf andere Art und Weise. Und im Gegensatz zum Schneemagier altert sie weiterhin. Doch du hast eine Schwäche für sie und ihre Schönheit entwickelt, weshalb du sie in einen Schlaf versetzt hast, der den Alterungsprozess aufhält. Sie wacht nur auf, wenn du sie weckst. Damit sie dir Gesellschaft leisten kann, wann immer du dich nach ihr sehnst. Jedes Mal lässt sie sich danach bereitwillig wieder in ihren komatösen Zustand versetzen, weil auch sie Gefühle für dich hat. Sie flehte mich sogar an, sie weiterschlafen zu lassen, damit sie nicht verstirbt, ehe du sie das nächste Mal aufsuchst. Aber weißt du, was ich glaube? Du hast sie mit der Zeit immer seltener besucht und schließlich einfach vergessen. Wahrscheinlich schläft sie auch heute noch in ihrer Höhle tief unter den Bergen von Nordmar und wartet darauf, von dir geweckt zu werden. Aber du hast das Interesse an ihr verloren. Die Wollust hat nicht ausgeschlagen, weil du ihrer überdrüssig geworden bist. Heute ist sie dir egal, weshalb du sie einfach weiterschlafen lässt. So ist es ja schließlich für alle am einfachsten, nicht wahr?“
    Ich finde diese Stelle da auch am besten, finde ich richtig, richtig klasse, weil da so viel drinsteckt: Informationen, Hintergründe, auch eine tolle und interessante Enthüllung und Konzeption, dass es auch eine Schneemagierin mit ganz eigenen Fähigkeiten gibt, wie nun aber dieses Dasein als Schneemagierin von Navius geradezu ausgelöscht wurde, aus Motiven (wenn es denn stimmt), die einem ja fast schon den Atem verschlagen lassen. Das hat schon sowas von einem „Paukenschlag“, diese Stelle, und ich finde, da passt auch echt jeder Satz. Chapeau!

    Ich bin mir sicher, sie wird mir mit Freuden dabei helfen, dir den Wächtersamen abzujagen.
    Klassischer Fall von Samenraub, was?

    Wie dem auch sei: Gerade wegen des starken Schlusses habe ich auch von Kapitel insgesamt den Eindruck gewonnen, dass es dir gelungen ist, mag es auch etwas „langsam“ losgegangen sein. Auf jeden Fall eine würdige Fortsetzung!

    Fehler:
    Alles, was seine Konezntration beeinträchtigen konnte
    Vereinzelt flogen nach lilafarbene und weiße Schneeflocken in der Luft, doch den Großteil konnte Navius tief im Inneren des Eisbergs erkennen.
    Wahrscheinlich eher „noch“ statt „nach“, oder?



    Schade jedenfalls, dass du wegen widriger Umstände aus dem Wettbewerb geflogen ist. Die Story hat zwar auch so ihre Parts, die mich nicht ganz überzeugen, aber alles in allem war die Story definitiv im engeren Kreis meiner Favoriten. Gerade jetzt, wo der fünfte Post so stark geendet hatte, hätte ich mir umso mehr eine Fortsetzung gewünscht. Naja, ich gehe jetzt einfach mal dreisterweise davon aus, dass die auch noch kommen wird – nur eben außerhalb des Wettbewerbs.
    ------------------------------------------------------------------------------
    Geändert von John Irenicus (01.05.2017 um 21:14 Uhr)

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    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Rätselhaft bleibt es im Folgenden aber dennoch, wobei für mich so das zentrale Rätsel das um Klarissa bzw. ihren Zustand ist. Bei Elias' Nachfrage, ob sie was zu trinken bekommen hat, hatte ich mir übrigens als Hypothese direkt schon „Klarissa ist tot“ notiert, weil ihr Verhalten dann doch wirklich äußerst passiv ist, und dann noch dieser „wohlige Schauer“, als Elias vorher über ihre „kühle Haut“ fährt, wo es mir fast schon scheint, Elias wollte sich den Schauer vor allem „wohlig“ reden, als dass er ihn wirklich fühlte … hm, hm! Also, dass da irgendetwas im Busch ist, das wird ja nach und nach immer klarer. So ganz einordnen kann ich nur noch nicht das Blinzeln Klarissas, welches natürlich doch eher ein Lebenszeichen ist, aber auch gut die Einbildung Elias' sein kann. Da die Reaktion dieses Käptns später aber auch nicht so ist, als säße da eine Tote im Stuhl, könnte es wohl auch eher sein, dass Klarissa in einer Art komatösen Zustand liegt oder sich sonst wegen einer Krankheit kaum noch bewegen kann (ALS, Locked-In-Syndrom etc.). Auf jeden Fall sehr spannend und auch ein wenig gruselig, vor allem, wie Elias immer so auf sie einredet.
    Dass man sie für tot halten könnte, daran hatte ich jetzt wegen dem Blinzeln gar nicht so gedacht. Aber ich hatte das Gefühl, dass man sie vielleicht für eine bloße Einbildung von Elias halten könnte, weswegen ich es dann auch wichtig fand, dass noch jemand anderes auf sie reagiert.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Eine gute Mischung ist wohl auch die der Charaktere, zumindest, wenn man sich den Kontrast zwischen den Figuren Elias und Kapitän Hennes so ansieht. Bei letzterem hatte ich ja erst so die Befürchtung, dass sein polteriges Auftreten inklusive konsequenter Verwendung von Genuschel und Umgangssprache ein bisschen anstrengend werden könnte, vielleicht sogar irgendwann peinlich – aber das ist wirklich gar nicht passiert. Trotz doch recht eindeutigen „Rollenverhaltens“ von Hennes kommt mir dieser als sehr „echt“ wirkende Person rüber.
    Da hatte ich natürlich auch so meine Bedenken. Aber weil ich das Gefühl habe, dass die Figuren in meinen Geschichten häufig zu ähnlich sprechen, wollte ich da mal ein bisschen gegensteuern. Ich tu mich mit sowas aber generell immer ziemlich schwer.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ich hatte mir vor ein paar Jahren nämlich auch mal richtig fies die Schulter lädiert, als ich meinen größeren Laptop mitgenommen hatte, in einer Umhängetasche. Gefühlt nur einen Tag ein bisschen getragen und daraufhin zwei Wochen Schmerzen. Autsch.
    Ja, das Laptopschleppen hat mich tatsächlich auch zu diesem Detail inspiriert.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Dass Elias so schnell wieder auf den Plan tritt und auf Ruben trifft, war für mich schon eine ziemlich große Überraschung. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Auch war ich mir bei der Begegnung schnell gar nicht mehr sicher, was Elias eigentlich vorhat – er wirkt da doch sehr seltsam und schon ein wenig anders, als man ihn vorher erlebt hat. Indes: Das ist gerade die absolute Stärke der Erzählung, finde ich, denn es zeigt, dass die Figuren hier konsequent durchgehalten werden: Natürlich wirkt Elias hier sehr anders als vorher, denn hier hat man ja nur die Außenansicht aus Rubens Perspektive vor sich, während man ihn vorher in der Innenansicht erlebt hat. Dass man diesen Unterschied so deutlich wahrnimmt, finde ich ja schon ziemlich gelungen, wie es überhaupt eine spannende Sache ist, hier aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Handlung zu schauen. Gerade weil es eben Blickwinkel von Personen sind, die jetzt nicht unbedingt miteinander kooperieren werden, wie es scheint …
    Das war für mich auch eine ziemliche Herausforderung, diese Perspektivwechsel immer wieder gut hinzubekommen. Da habe ich dann auch teils ziemlich lange herumüberlegt, wie diese oder jene Figur die Szene jetzt wahrnehmen sollte, und freu mich natürlich darüber, dass das offenbar gut geklappt hat.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ja, also, ich kann mir vorstellen, dass du bei diesem ganzen klischeebeladenen Kram um diesen Krawallo-Grobian-Verbrecher namens Pete so deine Zweifel hattest, ob dass der Geschichte wirklich gut tut, oder ob das doch einfach alles viel zu albern und originell oder was weiß ich nicht alles ist.
    Also, die Befürchtung, dass die Szene zu originell sein könnte, hatte ich jetzt zwar nun wirklich nicht, aber ansonsten liegst du mit deiner Vermutung goldrichtig. Du kennst mich halt wirklich ziemlich gut.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ich jedenfalls musste mir ja auch erst einmal überlegen, ob ich so Inhalte, bei denen Namen wie „Flossen-Joe“ fallen, wirklich uneingeschränkt gut finden kann. Aber: Je länger die Szene ging, desto besser gefiel mir das alles, und desto mehr konnte ich meine anfängliche Skepsis ablegen. Klischee hin oder her: Pete ist ein so starker Charakter, gerade auch im Wechselspiel mit dem intellektuell überlegenen Ruben, dass die Szene einfach nur großartig ist. Obwohl die Konfrontation zwischen den beiden so lange dauert, hat es mich nicht einen Moment gelangweilt.
    Mir ging es beim Korrekturlesen dann tatsächlich ähnlich. Im ersten Moment hatte ich dieses schreckliche "Oh nein, das ist alles so scheiße, das kannst du doch unmöglich so lassen"-Gefühl, aber nach und nach kamen dann diese Stellen, die du auch zum Teil zitiert hast und die ich dann selber auch gelungen fand, und dann war ich doch ganz zufrieden damit. Ich hatte dann aber schon die ganze Zeit im Hinterkopf, dass diese Szene auch ganz schön schlecht ankommen könnte und vielleicht die Geschichte zu sehr ins Alberne abgleiten lässt, was dann gar nicht zur restlichen Stimmung passt. Andererseits hatte ich jetzt zum Ende hin das Gefühl, dass die Geschichte sogar eher mehr von solchen Szenen gebraucht hätte. Im vierten Post habe ich dann auch versucht, diese bleierne Schwere ein bisschen zu durchbrechen, und der Post gefällt mir selber dann auch mit Abstand am besten.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Wobei ich hier dann immer noch skeptisch bin, nicht etwa des bloßen Klischees wegen (natürlich alle in schwarz, und dann auch noch Lederrüstungen), sondern auch, weil ich mich frage, ob es sich so eine Verbrecherbande überhaupt leisten kann, so auffällig zu sein. Nicht nur, weil man sie leichter identifizieren kann, wenn man nach ihnen sucht. Sondern auch ganz generell, dass sie sich offensichtlich als Gruppe präsentieren. Da lenkt man ja erst recht die Aufmerksamkeit auf sich. Aber gut, wer weiß, vielleicht hat selbst die Ordnungsmacht vor ihnen Angst oder kooperiert mit ihnen oder was weiß ich, sodass sie alle machen können, was sie wollen, und sich gerade deswegen gerne auch nach außen hin als Übermacht präsentieren! Nichtsdestotrotz: So ein paar Fragen warf dieses Auftreten bei mir eben auf.
    Das war wirklich so gedacht, dass sie da in dem Teil von Vengard eben so mit das Sagen haben und die sich gar nicht großartig verstecken.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ich glaube, es sind solche Stellen, in denen Ruben die Szene auch ein bisschen als absurd kommentiert, was diese Szene dann doch wieder glaubhaft und nicht zu übertrieben erscheinen lässt. Man kann das natürlich als billigen erzählerischen Trick abtun (Nach dem Motto: Das, was in der Handlung selbst als klischeehaft erkannt wird, geht wieder in Ordnung). Ich finde allerdings sehr aufrichtig, dass es so funktioniert. Denn: Pete lebt sich ja vielleicht auch selbst in so eine Rolle hinein, und sowas gibt es ja nunmal zweifellos im echten Leben. Und das vielleicht gerade auch so bei „hauptberuflichen Verbrechern“, die ja möglicherweise ein besonders festes und enges Rollenbild brauchen, damit sie das alles überhaupt so durchziehen können. Von daher: Vielleicht schon so ein bisschen erzählerischer Trick, aber einer im guten und vor allem sehr unterhaltsamen Sinne, Ruben hier immer mal wieder innerlich Stellung beziehen zu lassen!
    Ja, ist schon ein Trick, da hast du recht. War mit der Stelle auch nicht ganz so zufrieden, habe sie aber gleichzeitig für notwendig gehalten, aus dem gleichen Grund, den du auch genannt hast.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Gegen Ende eskaliert die Situation dann ja noch einmal völlig, und hätte ich nicht genau gewusst, dass du Ruben allein schon der Vorgaben wegen unmöglich einfach so sterben lassen oder schwerverletzt zurücklassen wirst, ich hätte wohl auch geglaubt, es sei nun sein Ende. Stattdessen: Eine taktisch motivierte Vergiftung durch Pete! Das ist natürlich jetzt ein ganz schönes Damoklesschwert, welches über Ruben schwebt und die Geschichte natürlich nochmal interessanter macht. Ich musste da übrigens sofort an diesen einen Moment an Baldur's Gate denken, wo man ja auch in diesem einen Viertel in Baldurs Tor vergiftet wird. Als ich die Stelle damals zum ersten Mal gespielt habe, fand ich das auch richtig heftig und war ja schon ein wenig panisch, herauszufinden, wie ich mich jetzt nun wieder heilen soll. Deshalb gefällt mir diese Stelle hier dann auch so gut, sowas ist einfach spannend. Natürlich erwähne ich vorsichtshalber mal, dass das alles nur ein Bluff von Pete gewesen sein könnte – nur, damit ich hinterher im Fall der Fälle sagen kann, ich hätte es ja doch geahnt!
    Das mit dem Bluff hatte ich natürlich auch ein bisschen in Erwägung gezogen, aber mich dann ziemlich schnell dagegen entschieden, weil das einfach kein richtig guter Überraschungseffekt gewesen wäre. Sowas hat man ja einfach schon viel zu oft gelesen/gesehen, und es hätte Ruben auch als etwas zu doof erscheinen lassen, wenn er Pete das einfach abgekauft hätte, ohne dass er wirklich etwas von den Effekten des Gifts zu spüren bekommt.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Zudem zwar mit einigen offenen Fragen und natürlich der ultimativen Mystery-Kugel, dabei vielleicht aber doch ein bisschen „handfester“, als vielleicht bei anderen Storys von dir, wo ich am Anfang dann schon immer das Gefühl habe, gar nichts zu verstehen. Das ist jetzt hier ein bisschen anders und vielleicht auch mal schön.
    Das hatte ich mir übrigens auch fest vorgenommen, vor dem Wettbewerb, mal nichts Verrätseltes zu schreiben, sondern eine ganz bodenständige Geschichte. So voll und ganz bodenständig ist es dann zwar wohl nicht geworden, aber zumindest die Richtung stimmt ja offenbar.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Habe da gerade wieder so einen Grammatik-Blackout, aber müsste es nicht „Namen“ heißen?
    Ja, müsste es, stimmt.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Auch im oben genannten Zusammenhang hat mir diese Stelle dann direkt gut gefallen, weil sie sozusagen ein bisschen der „Beweis“ für den Leser ist, dass Elias und Ruben eine „echte“ gemeinsame Vergangenheit haben und miteinander verbunden sind. Sowas belebt das einfach ein wenig und macht direkt mehr her als irgendwelche „Ja damals“-Andeutungen, wo aber nie so richtig ein Einblick gegeben wird, wie das damals denn so war.
    Ich habe aber das Gefühl, dass es von solchen Momenten zu wenige gibt. Das war so einer der Aspekte, mit denen ich nicht so zufrieden war.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Das beginnt geradezu geruhsam mit der Suche nach einem „Runenstein“ und kulminiert dann natürlich bei dem ganzen Handlungsstrang mit dem Feuer (ganz Adventure-mäßig eingeleitet mit: „Wie kriegst du jetzt ein Feuer in den Kamin?“ ). Letzteren fand ich auch wirklich unglaublich spannend, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich konnte mich da schon sehr gut in Ruben hineinversetzen. Vielleicht liegt es daran, dass das so dieses schlimme „Ich kann das nicht, obwohl ich es eigentlich können sollte, und jeden Moment wird es auffliegen“-Gefühl ist, was der ein oder andere (ich jedenfalls) kennen mag. Und hier geht es dann ja sogar noch um weitaus mehr, als bloß um drohenden Gesichtsverlust – für Ruben steht am Ende ja sogar sein Leben auf dem Spiel. Fand ich auf jeden Fall absolut gelungen, vom plötzlichen Einfall, dass von Ruben ja implizit erwartet wird, dass er sich das Feuer einfach herzaubert, über die Suche bis hin zur Entdeckung von Klarissa. Das ist wirklich klasse, was Ruben da für eine so banale Sache an Aufwand betreiben muss.
    Super, dass die Szene so gut bei dir angekommen ist, die mag ich selber auch gerne.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Was mir bei Miriam und der Kugel und Rubens Planungen, die Kugel zu erhalten, wieder einfällt: Obwohl er sich bezüglich Pete ja jede Menge Gedanken macht, wie das mit der Zukunftsseherei dann wohl aussehen wird, macht er sich bezüglich sich selbst da ja keine Gedanken. Oder mit anderen Worten: Er scheint ja irgendwie (noch) nicht bewusst einzukalkulieren, dass Miriam, sollte sie in die Kugel starren, ja sehen könnte, dass er die Kugel klauen will. Aber gut, das mit der Zukunftsseherei ist ja so eine vertrackte Sache … denn sobald sie sieht, dass jemand die Kugel klauen will, ist sie ja davor gewarnt, sodass die Zukunft vermutlich gar nicht mehr so aussehen wird, dass die Kugel geklaut wird … ächz.
    Elias hat ja gesagt, dass Miriam die Kugel erst wieder benutzen will, wenn sie alle zusammen sind. Die Herausforderung wäre dann eben gewesen, die Kugel zu klauen, bevor sie dann zusammen hineinschauen, aber zumindest vorher konnte sich Ruben dann ja einigermaßen sicher sein, dass er nicht dadurch enttarnt wird.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ich glaube, der Hinweis mit dem Zorn ist hier gar nicht mal so nötig, denn ich jedenfalls habe das auch schon die ganze Zeit vorher aus Rubens Worten und Gedanken herauslesen können, das hat mir sehr gut gefallen, wie dieser Eindruck ganz von selbst entstand.
    Ja, stimmt, da hast du recht. Sollte wohl einfach weg, der Satz.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Dafür, dass du meine Theater-Schleichpassage in „Traumbrecher“ so öde fandest, wird hier aber auch ganz schön viel im Dunkeln rumgeschlichen!
    Dieses Tempelgelatsche ist auch nicht gerade meine Lieblingsszene in der Geschichte. Das war ziemlich anstrengend zu schreiben, da hab ich mich echt schwer getan. Gerade der Aspekt, den du auch genannt hast...

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Für den Kenner der dem Post zugrundeliegenden Vorgabe verliert die Verfolgungsjagd nach der Person mit der Lampe natürlich so ein bisschen an Spannung. Oder besser gesagt: Die Auflösung, dass es nicht Miriam ist, wie aber vor allem Ruben ja fest glaubt (sehr schön der Unterschied zwischen ihm und Elias, konsequent ausgerichtet an ihren unterschiedelichen Erwartungshaltungen: Ruben spricht immer von einer „sie“, Elias aber von einem „er“), ist dann nicht so überraschend.
    .... hat mich da ziemlich gestört. Da dachte ich mir dann beim Schreiben schon die ganze Zeit: "Ja komm, weiß doch jetzt eh längst jeder, was da Sache ist", aber so ganz rabiat zusammenkürzen wollte ich den Abschnitt dann natürlich auch nicht. Außerdem fand ich es schon auch wichtig, dass der Tempel ein bisschen "Page Time" bekommt, weil der ja schon so das Spannendste an Irdorath ist.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Bei der Eskalation des Streits mit Teresa – das hatte schon was, wie Elias da auf einmal megaentschlossen und fast schon Terminatormäßig die Windfaust wüten lässt – habe ich mich natürlich gefragt, ob das wohl auch so bzw. so schnell passiert wäre, wenn die Vorgabe nicht gewesen wäre. Naja, kann ich nur spekulieren.
    Ohne die Vorgaben wäre so einiges nicht passiert, behaupte ich mal.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Was mir in der zweiten Hälfte dieses Posts auch richtig gut gefallen hat: Wie Varyans Charakter auf einmal an Konturen gewinnt. In der Gesprächsszene mit ihm wird er ja doch recht detailliert beschrieben, und das, was er zu sagen hat, ist ja auch alles andere als bedeutungslos. Ich finde diese Figur jedenfalls ziemlich interessant und hoffe (und ahne) mal, dass der noch größere Bedeutung bekommen wird. Sollte das nicht geschehen, so ist es dann aber ein sehr schön ausgearbeiteter Nebencharakter, was sich ja nicht minder sehen lassen kann! So oder so hast du bei seiner Darstellung also, wie ich finde, alles richtig gemacht.
    Das wurde ja im Laufe der Geschichte immer schwieriger, den Nebenfiguren noch irgendwas Eigenes zu verleihen. Ich glaube, es gab auch noch nie eine Geschichte von mir, in der ständig so viele neue Leute aufgetaucht sind. Und dann braucht ja auch jeder immer noch irgendeinen Namen!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Der Beginn des vierten Posts gefällt mir schon deshalb, weil man nun endlich mal einen langen Abschnitt aus der Sicht Miriams zu lesen bekommt – jetzt mal ganz unabhängig davon, dass man sich wie die anderen Protagonisten der Story schon länger fragt, was mit ihr los ist und wo sie überhaupt ist. Sie fehlte da ja einfach noch, um dieses Dreieck aus Elias, Ruben und eben ihr zu komplettieren (die Szene ganz zu Anfang der Geschichte mal außen vor, das war ja nur ganz kurz und eher entrückt).
    Ja, da hab ich mich ja auch sehr gefreut. Übrigens hatte ich genau die gleiche Einstiegsszene schon für den Anfang des dritten Posts geplant, weil ich unbedingt mal Miriam wieder ins Spiel bringen wollte, aber aus Zeitgründen habe ich es dann im dritten Post doch sein gelassen und mich auf den "Pflichtteil" beschränkt, was ich im Nachhinein aber auch besser finde. So ist der Irdorathteil abgeschlossen, bevor es zum Turm geht, und je länger man nur mit Elias und Ruben verbringt, desto erfrischender wirkt dann ja wahrscheinlich der Perspektivwechsel zu Miriam.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    beispielhaft dafür fand ich zum Beispiel die Beschreibung des Klaviers aus ihrer Sicht, als ein unbekanntes, sehr seltsam aussehendes Musikinstrument. Das hat bei mir dann schon ein bisschen gedauert, bis ich bemerkt habe, dass das ja ein Klavier ist, und das spricht ja für die Beschreibungen.
    Schon mal gut zu wissen, dass man das anhand der Beschreibungen überhaupt erkennen konnte, dass es ein Klavier sein soll. Da war ich ja doch ein bisschen im Zweifel.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ja, ich könnte bis heute nicht sagen, was ein „Sommerkleid“ ist.
    Mir ist das Wort auch nur geläufig, weil meine Nichte mal ein Kleid anhatte, das sie selber immer "Sommerkleid" genannt hat. Und so eine kleine Nichtenreferenz musste ich in der Story dann natürlich doch noch unterbringen!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Hm, ja gut … kann sowas denn überhaupt „Zufall“ sein? Es wird ja nichts in dem Sinne „zufällig“ aus Glas gefertigt, dass es einfach so passiert, ohne dass es jemand eben so bestimmt hätte. Die Frage ist ja vielmehr danach, ob das einen besonderen Zweck verfolgt – aber „Zufall“ als Gegenbegriff scheint mir da nicht ganz perfekt zu passen!
    Ihr kommt an der Stelle der Gedanke, dass sie sich an dem Ort befinden könnte, an dem auch die Kugel "erfunden" wurde. Deshalb die Frage, ob das Zufall sein kann - also ob es wirklich Zufall sein kann, dass an diesem Ort auch so viel mit Glas herumhantiert wird. An der Stelle hab ich aber auch ziemlich viel rumgebastelt und häufiger die Formulierung geändert, vielleicht passt das wirklich nicht so perfekt bzw. man weiß beim Lesen einfach nicht, was gemeint ist.

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    Das ist ja wirklich sehr praktisch gedacht! Rund um den Teleporter-Kram meinte ich übrigens auch, so ein bisschen Planescape:Torment-Rhetorik herauszuhören, auch wenn der Satz „Alles kann ein Schlüssel sein“ jetzt so explizit nicht fiel. Aber so diese Art, mit der sich die Leute mehr oder weniger ungewollt im Turm wiederfinden, erinnert mich natürlich schon ein bisschen daran. Auch, wie Laurin das mit Miriams Teleportation über die Metallscheibe erklärt, passt gut dazu.
    Ja, ist sicherlich ein wenig davon inspiriert, das kann schon sein. Allerdings ist so Teleportgedöns ja generell mein SnB-Rezept für den Umgang mit ständigen Ortswechseln.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    An der Stelle musste ich ja ein bisschen an diesen Kraken aus „Die Berechenbarkeit“ denken, das hatte so ein ähnliches FEELING hier.
    Musste ich beim Schreiben natürlich auch dran denken.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Hm … kann Alkohol denn überhaupt „ranzig“ werden?
    Tja, bestimmt, oder? Keine Ahnung, ich kenne mich doch mit sowas nicht aus! Aber ich kann das ja vielleicht mal in "miefig" oder so ändern, denn miefen kann Alkohol ja wohl.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Großer Twist dann natürlich am Ende dieser Szene, ein so simpler wie effektiver Trick: Das, was Ruben in der Kugel noch als sicheres Zeichen zu sehen glaubte, dass er geheilt würde, war bloß der Spiegelung des Geschehens geschuldet. „Sheeesh“, schrieb ich mir als Ausdruck des Erstaunens an den Rand. Ich mag die Stelle sehr, weil sie wie gesagt so simpel ist, kein großer Verschwörungskram, kein Deuteln in Prophezeiungen, keine bedeutungsschwangere Erklärung, warum das, was Ruben als vermeintliche Zukunft sah, doch nicht Zukunft geworden sei. Sondern: Einfach eine Spiegelung, die falsche Seite seines Oberkörpers. Ich habe bis dahin sehr mit Ruben gelitten, und jetzt fühle ich mit ihm auch große Fassungslosigkeit und Enttäuschung. Da hatte man mit dem Anstieg schon das Gefühl, jetzt muss er nur noch mal die letzten Kräfte bündeln und dann würde irgendwie schon alles gut werden – und nun verlängert sich das Martyrium nur noch. Uff. Starkes Ende für diese Szene!
    Das ist wahrscheinlich der Teil deines Kommentars, der mich am meisten überrascht hat, weil ich mir bei der Szene nun wirklich ganz sicher war, dass sie bei allen Lesern nur ein müdes Gähnen hervorbringen würde. Ich war überzeugt davon, dass man den Twist meilenweit kommen sehen würde, gerade weil ich dann auch noch so häufig die Seite des Halses erwähnt habe und dann Elias auch nur an einer Seite den Schal runterzieht... das schien mir alles so wahnsinnig offensichtlich zu sein. Aber vielleicht ist das auch einfach der Effekt davon, wenn man selber ständig immer wieder darüber nachdenkt, dann kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass das jemanden überraschen könnte.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Man kann da natürlich kritisch hinterfragen, ob Ruben vielleicht auch deshalb keinen reinen Tisch macht, weil er eine Motivation braucht, um an das Monokel zu gelangen. Jetzt, wo die zu klauende Kugel eh zerstört ist und es mit seinem Gesundheitszustand Spitz auf Knopf steht, könnte er sich ja schon einfach offenbaren und offen nach Hilfe suchen an diesem Ort. Natürlich: Bei Ruben ist es so gelaufen, dass er sich bis zum „Point of no Return“ in seinen Lügen verstrickt hat und diesen Weg jetzt weitergehen will. Aber mehr und mehr werden die Gründe dafür, nicht wenigstens einfach zuzugeben, dass er krank und vergiftet ist, weniger überzeugend. Das drückt für mich übrigens gar nicht mal so sehr die Qualität der Erzählung, aber es ist mir eben so aufgefallen. Selbst Ruben müsste ja von Zukunftsseherei und Hinweisen die Schnauze voll haben, wo doch seine zuletzt aus diesem Kram geborenen Hoffnungen gestorben sind – da würde ich mir vom Monokel ja auch nicht so viel versprechen. Da schiene es mir auch aus seiner Sicht mittlerweile doch der bessere Weg, seinen Gesundheitszustand (das Drumherum kann er ja noch immer zurechtlügen) zu offenbaren – wo er angesichts des Monokels in Miriams Händen ja ohnehin die ganze Zeit Gefahr laufen muss, dass er so oder so enttarnt wird, wohl noch mehr als vorher durch die Kugel. Kurz gesagt: Die Argumente, warum Ruben eben doch noch alles geheim hält, die sind zwar durchaus dar, aber eben doch gefühlt sehr bewusst in den Vordergrund gestellt.
    Ja, da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, und das ist auf jeden Fall einer der Aspekte, die mir selber überhaupt nicht gefallen an der Geschichte. Ruben ist doch gerade so begabt darin, sich auf unterschiedliche Situationen einzustellen und sich immer eine neue passende Lüge auszudenken, also wäre es wirklich viel naheliegender für ihn gewesen, Miriam und Elias von der Vergiftung zu erzählen und Hilfe von den ganzen Magiern im unsichtbaren Turm zu suchen. Da sind ja wirklich haufenweise Leute an einem Ort, bei denen die Chance bei jedem einzelnen doch wirklich hoch ist, dass er ihm irgendwie helfen kann. Er hätte ja auch wie du schon sagst gar nicht seine Feuermagier-Geschichte aufgeben und mit der ganzen Wahrheit herausrücken müssen. Klar hätte gerade Elias da Verdacht schöpfen können, dass Ruben die Vergiftung so lange vor ihm geheim gehalten hat, aber eine passende Ausrede hätte sich Ruben ja sicher ausdenken können. Wäre auf jeden Fall allemal besser gewesen als sich an dieses ominöse Monokel zu klammern... aber gut, die Vorgabe wollte es ja nunmal so. Und als Gegenstand B nun irgendein plötzlich aufgetauchtes Gegengift zu nehmen, das Ruben dann unbedingt haben will, das war mir dann auch viel zu plump. Generell bin ich aber nicht richtig zufrieden damit, dass Ruben die naheliegendsten Heilungsmöglichkeiten direkt mal kategorisch ausschließt. Also, er denkt ja zum Beispiel gar nicht richtig darüber nach, zu einem Priester zu gehen, weil die ihm eh nicht helfen könnten - aber woher will er das denn überhaupt wissen? Er weiß doch über das Gift nur das, was Pete ihm erzählt hat, und der ist ja nun wirklich nicht so vertrauenswürdig. Wenn es eine Gelegenheit gegeben hätte, dass Ruben mal bei einem Heiler oder Priester vorbeischauen kann, dann hätte ich die ja auch genutzt, aber im ersten Post war dafür kein Platz und auf Irdorath hätte so jemand auch nicht gepasst (bzw. hätte Ruben dann ja seine Vergiftung gleich offenbaren müssen). Ich wüsste also immer noch nicht so richtig, wie ich das konkret hätte besser machen können, aber so richtig überzeugt von dem Ergebnis bin ich jedenfalls nicht. Seine Denkweise ist da leider schon sehr von den Vorgaben bestimmt.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Hm, wieso denn „erneut“? Scheint mir da nicht so richtig zu passen.
    Weil sie es am Anfang doch rausgeholt hat, und jetzt eben wieder verbirgt.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Dadurch kommt es dann auch endgültig zum Pflichtteil der Vorgabe, um den du dir schon so Sorgen gemacht hast. Tja gut, ob man das noch als „beim Versuch“ gelten lassen kann, das Nacktwerden? So riiiiichtig ist es ja nicht beim Versuch, aber da es immerhin im engen zeitlichen Zusammenhang dazu steht und auch nicht die Rede davon sein kann, dass Ruben seinen Gewahrsam am Monokel schon endgültig gesichert hätte, geht das wohl in Ordnung!
    Ich hab mich ja schon kurz nach dem Posten gefragt, wieso ich die Vögel nicht einfach schon zu ihm reingeschickt habe, während er noch an der Kette rumfummelt. Die hätten ja auch gut und gerne alarmiert worden sein können, sobald er das Monokel zum ersten Mal berührt. Dann wäre es wirklich mitten während des Versuchs gewesen... keine Ahnung, wieso ich da nicht vorher drauf gekommen bin. Ich hab so lange rumüberlegt, aber diese naheliegende Variante ist mir irgendwie nie eingefallen.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Den Ratschlag habe ich auch schon oft gehört. Gibt's da eigentlich mathematische/architektonische/psychologische Gründe für, warum man das so machen sollte? Habe ich mir jedenfalls fest eingeprägt, seit ich den Tipp damals mal in der Mickey Maus gelesen hatte!
    Ich glaube, dass man einfach sämtliche Gänge mitbekommt, wenn man immer an einer Seite entlang geht. Das heißt, man geht dann auf jeden Fall das ganze Labyrinth ab. Aber wieso das unbedingt die rechte und nicht die linke Seite sein muss, weiß ich jetzt auch nicht. Kann ja vielleicht mal ein Mathematiker hier beantworten!

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Was ich mich allerdings gefragt habe: Bei all der Schwärze, Finsternis und Dunkelheit: Warum sorgt Teresa nicht für Licht? Zum Beispiel mit einer mitgebrachten Fackel oder einem Lichtzauber? Und wenn sie beides nicht parat hat – warum eigentlich nicht, wenn ihr doch schon vorher klar gewesen sein müsste, dass das bei so einer Reise nützlich sein könnte?
    Ha! Daran hab ich aber gedacht! Da gibt es nämlich einen Gedankengang von Teresa, in dem genau diese Frage beantwortet wird:
    Das große Loch klaffte erwartungsvoll in der Wand, dahinter nichts als Dunkelheit. Sie hatte diese Dunkelheit erwartet und Fackeln mit auf die Reise genommen, aber die lagen nun viel zu weit entfernt in ihrem Rucksack, und sie wagte es nicht, die Pyramide auch nur für ein paar Minuten zurückzulassen. Zu groß war die Angst, dass das immense Bauwerk wieder hinabsinken würde in das Wasser, wenn sie nicht handelte.
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Und man wird dann ja auch nicht enttäuscht: Zu Teresa wird ja nun ordentlich Hintergrundinfo geliefert, sodass man sich nun in etwa einen Reim darauf machen kann, was ihr Ziele eigentlich so sind. Selbst so kleine Details wie Merdarions ja vorher eher nebulös geblieben Rolle bezüglich der ganzen Protagonisten kommen vor (wobei mich die Sache mit Merdarion, jetzt, wo ich von Final Fantasy VIII Plan habe, natürlich auch ein bisschen an Edeas Waisenhaus erinnert).
    Hat mich natürlich auch daran erinnert, und wahrscheinlich ist das auch ein bisschen von da inspiriert.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Dass Teresa wiederum so schnell auf den Plan tritt und das Geschehen während der Magierversammlung dort erst einmal in eine ganz andere Richtung drängt, bei der Miriams Monokel fast vergessen scheint … tja, damit hatte ich wohl nicht gerechnet! Andererseits wolltest du wohl aber auch angesichts der Tatsache, dass dem SnB ja auch nicht mehr so viele Posts bleiben, auf jeden Fall zu potte kommen, könnte ich mir denken.
    Naja, ich wollte vor allem die Vorgabe lösen, und dafür musste Teresa ja nunmal in den Turm. Klar, ich hätte vorher noch ein paar weitere Szenen mit Miriam usw. im Turm anfügen können, bevor Teresa dort auftaucht, aber so richtig nötig fand ich das jetzt nicht. Die Geschichte ist auch so schon ziemlich lang, und ich versuche dann immer, nur Szenen einzubauen, die auch wirklich eine Bedeutung für die Geschichte haben.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Am Ende gibt es dann ja doch noch einen Blick ins Monokel, und ich muss schon sagen: In Anbetracht der Vorgabe 6 musste ich da ja schon vermuten, dass du selbst so ein Monokel besitzt, mit dem du in die Zukunft schauen kannst! Die getötete Teresa – passt ja wie die Faust aufs Auge! Angesichts deiner Reaktion nach Veröffentlichung von Vorgabe 6 hast du da aber vielleicht dann doch was ganz anderes vorgehabt, wer weiß … aber zumindest unter diesem Aspekt sollte das ja kein so großes Problem sein, die Geschichte weiterzuführen und die Vorgabe sinnvoll zu erfüllen!
    Von dem Aspekt der Vorgabe war ich natürlich schon ziemlich begeistert. Dass Person D sterben würde, das hatte ich aber auch wirklich irgendwie im Gespür, und an der Stelle passte diese Monokelszene auch sehr gut in die Geschichte hinein, weshalb ich mich das einfach mal getraut habe. Das war dann aber auch wirklich der einzige Teil der sechsten Vorgabe, der mir irgendwie in den Kram gepasst hat.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Bei deiner Story finde ich es natürlich auch schade, dass sie aus dem Wettbewerb raus ist. Ich war auch ein wenig verwundert, dass du dann doch so unzufrieden mit ihr bist, weil sie mich ja die meiste Zeit schon ziemlich in den Bann gezogen hat. Gut, an manchen Stellen konnte ich mir schon vorstellen, dass du beim Schreiben da schon ziemlichen struggle hattest, aber das Ergebnis konnte sich doch trotzdem immer sehen lassen! Insbesondere jetzt mit dem fünften Post, wo die Geschichte noch einmal eine ganz andere Entwicklung genommen hat, ist es schade, dass da erst einmal Feierabend ist.
    Ich habe ja jetzt schon ein paar Aspekte genannt, mit denen ich unzufrieden bin, und dazu kommen dann noch ein paar, die ich jetzt nicht nennen möchte, weil ich dann was über den geplanten weiteren Verlauf verraten müsste. Und das will ich dann doch lieber nicht, solange ich mir nicht ganz sicher bin, dass ich den Rest nicht doch noch schreiben werde. Wenn dann müsste ich das wohl ziemlich bald machen, weil ich sonst eh wieder alles vergessen habe, aber naja, momentan bin ich da eher nicht so optimistisch. Ohne deinen Kommentar hätte ich es aber sicher nicht mal in Betracht gezogen, die Geschichte noch fortzusetzen, denn der hat mir ja jetzt erst die ganzen positiven Sachen wieder vor Augen geführt, die ich selber auch an der Geschichte mag. Und nachdem ich wirklich bei jedem einzelnen Post mal eine Phase hatte, in der ich felsenfest davon überzeugt war, diesmal nix gebacken zu bekommen, und es dann fünfmal doch immer wieder irgendwie geklappt hat, ist es natürlich jetzt umso frustrierender, dass ich dann kurz vor Schluss doch noch ausgestiegen bin und die Geschichte wahrscheinlich unvollendet bleibt. Da hatte ich früher ein besseres Durchhaltevermögen.

    Vielen Dank auf jeden Fall für deinen tollen Kommentar, John! Das ist ja auch wirklich der größte Trost dabei, dass du den fertig gestellten Teil der Geschichte dann zumindest gelesen hast und er dir auch gefallen hat. Und der Abschlussgag ist (auch wenn ich ihn mir ja leider nicht verdient habe) natürlich auch spektakulär!

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    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
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    Wie man es von JüdeX kennt, wagt er sich, selbst unter den erschwerten Bedingungen eines Schreim naoch Buchstohm 4, mit seinem Wettbewerbsbeitrag direkt an den nächsten großen Historienroman. Wollen wir mal hoffen, dass die Geschichte Lees nicht wegen eines wirren Buchstabensalats von Grund auf neu geschrieben werden muss. Der Gag ist ja, dass ich die ganze Zeit ziemliche Angst hatte, dass mir die Vorgaben alles kaputtmachen würden, aber dabei eigentlich nur an einen möglichen Tod Lees (womöglich auch noch durch Seraphia) oder an eine mögliche Romanze zwischen Seraphia und Barthos gedacht hatte - jetzt haben mir die Vorgaben die Story kaputtgemacht, aber nicht annährend so wie vorhergesehen



    Der erste Post ist, so könnte man fast sagen, typisch jüdexisch (fast) frei von Makeln. Das einzige, was man insgesamt kritisieren könnte, ist, dass Lee etwas zu heldenhaft, edel und toll dargestellt wird – aber gerade diese doch sehr einseitig gute Darstellung (im Rahmen von dem, wie ein General eben „gut“ sein kann) kann, wenn sie Knicke bekommt, im Nachhinein noch sehr wirkungsvoll werden, von daher will ich da mal nichts weiter kritisieren. Denn: Auch andere Charaktere aus deinen Storys, die zunächst als die absoluten Sympathieträger und menschliche Größen eingeführt wurden, haben dann früher oder später gewisse Ambivalenzen gezeigt, das mal offensichtlicher (Will), mal subtiler (Barthos Ist es bei dem nicht eher umgekehrt? Der ist doch gerade zu Anfang ein kleines Ekel und bessert sich dann mit der Zeit etwas.). Ich lasse mich dann mal überraschen, wie das mit Lee wird! Bis jetzt allerdings ist er natürlich die ganz klar sympathische Person. Da kann man seine Untergebenen, die sich mit den teils naiven Fragen und dieser redundanten Rezitation des „Retter-Mythos“ ähnlich wie Kinder aufführen Na ja, sie sollten weniger wie Kinder, sondern eben wie einfache, nicht allzu gebildete und ziemlich abergläubische bzw. von heilsgeschichtlicher Propaganda (die ganze Ham-und-Maham-Sache ist ja von Gog und Magog abgekupfert) beeinflusste Kerle wirken - aber gut, mancher mag jetzt sagen, das sei ja gerade der Punkt..., natürlich nur beglückwünschen! Dieses Einstiegsgespräch fand ich übrigens schon recht gelungen (was ein „Bandwirker“ ist, musste ich aber nachschauen Ich gebe zu: Wenn nicht zufällig der Vater Fichtes, des größten aller Philosophen, einer gewesen wäre, wüsste ich wohl auch bis heute nicht, was das ist.), wie gesagt, mit der kleinen Kritik, dass mir Lees Edelmut etwas zu dick aufgetragen rüberkommt. Mit anderen Worten: Ich hätte ihn mir vielleicht ein wenig schnodderiger vorgestellt. Aber gut: Deine Geschichte – dein Lee! Hm, ich knüpfe ja direkt an Für den König! an und finde eigentlich auch, dass ich es ganz gut geschafft habe, den dortigen Charakter Lees wieder einzufangen. Insofern müsste die Kritik die Story ja eigentlich auch schon getroffen haben. Klar ist das alles mit dem General, der seinen Männern ein zweiter Vater ist usw., reichlich klischeebeladen. Aber ich finde eigentlich, was Lees gute Eigenschaften angeht, knüpfe ich da nur an das an, was schon durch die Spiele mehr oder weniger vorgegeben ist: Er ist ein verdammt guter General und ihm liegt viel an seinen Männern, bei denen er in der Folge wiederum sehr beliebt ist. Was die weniger guten Eigenschaften angeht, hast du ja eins schon angedeutet: Er ist halt General. Und Soldaten sind, wie schon der klügste Kopf der Weimarer Republik bemerkte, Mörder. Und Lee ist ja, sowohl in dieser Story als auch schon in Für den König!, außerhalb des Schlachtfelds, wo er natürlich selbst die Befehle gibt, oft recht passiv, schlittert halt so in die Dinge rein und macht halt mit bei dem, was man ihm so aufträgt, wobei "man" damals Dominique war und jetzt halt Seraphia ist. So "edel" er sein mag und so unzufrieden er stellenweise mit dem König und seinen Befehlen sein mag - er hat in über zwanzig Jahren nie widersprochen. Und wenn Rhobar befehlen würde, morgen ab 5:45 Uhr nach Polen einzumarschieren, dann würde Lee wahrscheinlich auch das machen, und sei es mit Bauchschmerzen. Und ansonsten werden im Verlaufe der Geschichte auch noch andere Probleme von ihm deutlich, denke ich, die teilweise auch schon in Für den König! aufgetaucht sind: Außerhalb seines natürlichen Habitats ist er recht unbeholfen, sowohl was zwischenmenschliche Beziehungen als auch was die Subtilität angeht, die vielleicht für so ein Intriegenspiel vonnöten ist. Er hat keine allzu gute Menschenkenntnis und fällt leicht auf die Fassade der Leute rein (Seraphia deutet ja an, dass er sowohl Herzog Wendmar als auch Prinzessin Innora völlig falsch einschätzt). Und er ist reichlich stur und beharrt derart auf seinen Befindlichkeiten und alten Traumata (seine kategorische Ablehnung alles Politischen, die ihn hindert, sein ja eigentlich vorhandenes strategisches Geschick auf diesen Bereich zu übertragen, sein blinder Hass auf Dominique...), dass er sich damit selbst den Blick verstellt. Aber gut, das sind natürlich Punkte, die erst nach und nach sichtbar werden. Aber wie gesagt, hier in der Anfangsszene ist eben zumindest schonmal die Sache, dass er General ist und gegen das sinnlose Gekriege nicht groß protestiert.

    Der Übergang zur nächsten Szene ist auch flüssig wie Wasser – oder vielleicht sollte man sagen, wie Urin, denn diese Geruchsmischung, mit der das Lager charakerisiert wird, ist wahrscheinlich wirkungsvoller als tausend bildhafte Beschreibungen von Zelten und dergleichen.

    Das ist dir wirklich gut gelungen, schade, dass die Stelle so an sich wahrscheinlich keine Chance zur PotM hätte. Andererseits, ich werde die trotzdem einfach mal aufnehmen!

    Ebenfalls jüdextypisch kommen schnell viele Namen, Titel und Ortschaften ins Spiel, aber ich will mal hoffen, dass ich den Überblick behalten kann (und dass ich nicht ständig Sachen wie „Jabot“ und „Batist“ nachschlagen muss – wobei das eigentlich ja doch ganz interessant ist). Bei der Story hatte ich stellenweise auch ziemlich Sorge, ob ich die Leser nicht überfordere, zumal für die viele der Orte (außer Montera kommt ja kaum was davon im Spiel vor) erstmal wirklich nur Namen sind, während ich mir da ja wenigstens immer was und auch eine konkrete Position auf der Landkarte drunter vorstellen kann. Dann gibt's ja manche Namen wie Barthos und Rhobar auch noch mehrmals und andere wieder haben verschiedene Namen (ich war z.B. immer unsicher, ob für den Leser früh genug klar ist, dass Lord Dominique und Fürst von Trelis ein und dieselbe Person sind, oder ob das nicht bloß Verwirrung stiftet). Keine Ahnung, vielleicht bin ich ja mittlerweile einfach A Song of Ice and Fire-geschädigt. Aber letztlich fand ich, dass das bei diesem Szenario einfach dazugehört und alles andere eher aufgesetzt gewirkt hätte. Zumindest mich stört das dann eher, wenn so ein Reich gefühlt zwei Fürsten hat. Beim zweiten Witcher z.B. fand ich das ziemlich affig, dass die einzigen beiden temerischen Adligen, deren Namen man je erfährt, gerade die sind, die jetzt um die Krone streiten, als gäbe es nur diesen Baron und diesen Grafen. Das Gespräch mit diesen „Granden“ war mir einen Tick zu vorhersehbar, wie die natürlich kein Verständnis dafür aufbringen, dass sich ein General so mit seinen Truppen „abgibt“, wohingegen Lee das ganz rational verteidigt usw. – naja! Es wirkt jetzt nicht schlecht und gehört wohl auch einfach zum Charakter von Lee, aber so oder so ähnlich hat man das ja auch schon gefühlt tausendmal gelesen, so ehrlich will ich sein. Ja, das stimmt sicherlich. Wobei das hier nicht allein der Charakterisierung Lees und seiner Stilisierung zum Helden dienende Klischees sein sollten. Das ist schon ein essentielles Element des Konflikts: Lee ist ja auch gerade deshalb ein Ärgernis, nicht zuletzt dem König selbst, weil die Soldaten ihm gegenüber eben loyaler sind als dem König. Deswegen ist das ja ein Thema, auf das Algas z.B. auch auf dem Jagdausflug nochmal zurückkommt. Lee ist eben durch sein Verhalten gegenüber den Soldaten auch ein wichtiger Machtfaktor und in einer guten Position für einen Putsch - auch wenn ihm selbst das gar nicht so bewusst sein mag. Großer Respekt aber, dass Lee offenbar direkt eine zweite Mahlzeit zu sich nimmt – da hätte ich ja zu sehr Angst um meinen Magen, ich weiß, wovon ich rede. Och, ich finde, das geht scho, solange man sich beim ersten Mal nicht gänzlich vollgestopft hat. Ich verdaue zwar auch lieber erst, aber im Zweifel...

    Der Teil des Gesprächs, der sich allein darum dreht, dass Lee doch bitte seine Truppen verlassen möge, um dem König einen Besuch abzustatten, gefällt mir uneingeschränkt gut. Das ist im schönen Sinne „anstrengend“, wie man mit Lee zusammen die ignoranten Argumente dieser, äh, nunja, Ignoranten über sich ergehen lassen muss! Das las sich alles wirklich gut und ließ auch diesen (politischen) Druck rüberkommen, der auf einem General wie Lee nun einmal unweigerlich ausgeübt wird. Umso wirkungsvoller dann natürlich, wie mit der Erwähnung Königin Seraphias Lees Entscheidung fällt, obwohl so vieles dagegen spricht, das Feld zu verlassen. Das kann sich alles wirklich sehen lassen, und die Gespräche entwickeln so eine Dynamik, die fast dem Hin und Her einer Actionszene gleichkommt … also, so vom Prinzip her, meine ich!

    Ein bisschen „Ausgleich“ vom Gelaber der anderen Säcke bekommt Lee (und dadurch auch der Leser) dann durch das abschließende Gespräch mit Herzog Wendmar, der deutlich patenter und auch kompetenter daherkommt. Allerdings, und das finde ich gerade gut daran: Ein Kumpeltyp ist er trotzdem nicht, und irgendwie dubios kommt mir dieser schneidige Herr eben auch vor. So vermeidest du ganz gut bloße Schwarz-Weiß-Malerei, finde ich. Finde ich ja schön, dass das gleich im ersten Post so rüberkommt. Die wollte ich nämlich unbedingt vermeiden, hatte aber persönlich das Gefühl, dass Wendmar zunächst doch zu sehr wie der gute Cop neben den beiden bösen rüberkommt. Auch deshalb lasse ich Seraphia ja später Zweifel an ihm äußern.

    Tja, und das Ende des ersten Posts … das ist natürlich ersichtlich vorgabengetrieben! Es passt sich aber doch sehr schön ins vorher Gesagte ein, nämlich, dass Lee eben Bedenken hat, seine Truppen einfach zu verlassen. Und dass die Orks eben gerade nicht locker handhabbar sind. Das ist dann wohl der beste Beweis – der zudem direkt noch ein wenig Spannung in die Sache hineinbringt. Blöd halt, dass das im nächsten Post gleich wieder vom Tisch ist. Ich hatte ja erwartet, Person A würde da jetzt irgendwie länger aufgehalten und diese Verpflichtungen würden noch irgendwie eine Rolle spielen, sonst hätte ich das sicher anders geschrieben. Und da bin ich wohl nicht allein. Söldi musste ja die Entführungssache auch wieder ganz schnell auflösen. Da hast du uns mit der Vorgabe schon ziemlich aufs Glatteis geführt!

    Insgesamt also ein guter Beginn mit nur wenigen Ansätzen zur Kritik, die ich weiter oben angesprochen habe und die ja eher auch Geschmacksfragen sind. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich die weiteren Vorgaben auf diese Geschichte und damit ja auch Lees Lebensweg auswirken werden!

    Fehler im ersten Post:

    Mein gedruckter Duden legt nahe, dass „Wache“ hier groß geschrieben werden muss – man steht sozusagen die Wache.




    Der zweite Post bewegt sich dann – wohl auch durch die Vorgabe geschuldet – vollends in die Gefilde von ruhigen Beschreibungen und Dialogen. Auch die Zahl der erwähnten Personen explodiert ja geradezu. Das ist hierbei aber gar nicht schlimm, denn die meisten Personen sind ja tatsächlich als schmückendes Beiwerk mit noch schmückenderen Namen zu verstehen, die dieses ganze „höfliche“ (im Wortsinne) Gehabe illustrieren sollen (Geheimrat Kälthe stelle ich mir übrigens einfach wie so einen Goethe vor Was du auch gerne tun darfst! Bei dem habe ich nämlich tatsächlich an Goethe gedacht, bis hin zu seinem Namen und natürlich dem Gesprächsthema, bei dem ich Goethes Farbenlehre im Kopf hatte. Überhaupt stelle ich mir das Herzogtum Andalien als so eine Art Sachsen und Teuten als Weimar/Jena vor, und in Wendmars Mutter steckt sicher auch ein bisschen Anna Amalia.). Das klappt auch sehr gut, und später im Post kann man sich dann außerdem umso mehr mit Lee identifizieren, als er innerlich preisgibt, dass er sich bei derlei Bällen und Empfängen nie wohlgefühlt hat, und dass das eben auch etwas mit seiner bürgerlichen Herkunft zu tun hat. Das kann ich gut nachvollziehen: Bei so akademischen Veranstaltungen zum Beispiel fühle ich mich auch immer wie ein Fremdkörper. Kann ich verstehen. Aber ich habe da eine recht simple, aber effektive Lösung: Ich gehe nicht hin.

    Dass der junge Barthos (ohne einen Barthos funktionieren JüdeX-Geschichten auch einfach nicht Wo kein Xardas ist, muss wenigstens ein Barthos sein!) Lees leiblicher Sohn ist, das habe übrigens selbst ich Nixchecker schnell gerafft, und zwar in dem toll beschriebenen Moment, in dem Lee nach etwas im Gesicht des Prinzen sucht. Da hast du dem Leser auf wirklich elegante Weise einen tollen Hinweis gegeben. Hätte ich so gut wahrscheinlich niemals hingekriegt.

    Weniger elegant fand ich diese Stelle:

    Und das halt auch wegen des Klammereinschubs. Ich weiß nicht, das macht diese Stelle einfach so zerfahren. Was natürlich irgendwo auch passt, weil Lees Gedanken da eben auch so zerfahren sind. Aber die Klammeranmerkung ist ja wie der Kommentar eines Erzählers außerhalb der Perspektive Lees, der jetzt auf einmal auftaucht, vollkommen unvermittelt, und ohne das noch einmal zu tun. Das gefällt mir nicht, weil es ohne Not stilbrüchig ist. Auch inhaltlich finde ich diese Anmerkung ja doch irgendwie überflüssig, wie „allein“ gemeint ist, ergibt sich ja ganz zwanglos aus dem Zusammenhang und dann ja auch direkt aus dem Nachsatz mit Seraphia. Also, keine Ahnung, was du dir da gedacht hast. Du machst ja Sachen! Ich bin ja meist auch erklärter Gegner von Klammern in Storys. Da erschien es mir aber irgendwie passend. Ich habe ja generall in den ersten Posts dieser Story ein bisschen mit Einschüben experimentiert, wie ich sie sonst nicht mache, wenn auch in den übrigen Fällen mit Gedankenstrichen. Ist hier aber wohl wirklich nicht ganz glücklich, auch wenn ich die Anmerkung inhaltlich nicht für ganz überflüssig halte. Klar, es ergibt sich auch so, aber ich wollte schon noch einmal herausstreichen, dass es da eine Diskrepanz zwischen der Realität und Lees Erleben gibt, dass sie natürlich alles andere als allein sind, aber er die anderen Menschen dort auf dieser Ebene gar nicht wahrnimmt. Aber stimmt, ich sollte da nochmal rüber, auch weil es natürlich „ihn“ und nicht „ihnen“ heißen muss.


    Und wir wissen doch alle, warum er gerade mit diesem Verhalten eine durchaus passable Figur macht: Es wird das Verhalten der meisten Gäste auf dieser und jeglichen anderen Veranstaltungen dieser Art sein. Und ich denke, genau das soll mit dieser Stelle auch ausgedrückt werden, so ein bisschen hintersinnig. Gefällt mir! Und wehe, man hat sich nicht ausreichend selbst dressiert, um die von der Etikette erwarteten Formeln abzuspulen!

    Herzstück dieses Kapitels ist dann aber natürlich nicht Lees Herumgammeln auf dem Empfang, sondern das Vier-Augen-Gespräch mit Barthos. Ich muss schon sagen: Dafür, dass die Geschichte dabei ja doch sehr in Richtung Melodram mit vorhersehbarsten Vorwüfen à la „Du warst nie für mich da!“ abdriftet, ließ es sich doch immer noch sehr gut lesen. Ja, es ist wahr: Ich hätte mir an dieser Stelle auch nichts anderes gewünscht, denn so, wie es sich liest, ist es ja schon irgendwie mitreißend. Wie gesagt, selbst wenn dieser Konflikt wenig originell erscheint. Ich denke, am meisten hat mir zugesagt, wie Lee nun vollends seine menschliche Seite zeigt. Er ist da nun gar nicht mehr General, sondern nur noch Vater. Und wie Barthos die Annäherungsversuche schroff zurückweist, das hat mich dann vermittelt durch Lee auch schon ziemlich getroffen. Das zeigt schon alles sehr gut Wirkung. Natürlich bin ich da tendenziell auch ein wenig auf Lees Seite. Aber es ist ja schon zusätzlich noch spannend, zu überlegen, wie viel recht Barthos mit seinen „Anschuldigungen“ hat. Denn tatsächlich wirkte es die meiste Zeit wirklich so, dass es Lee vor allem um Seraphia, wenige aber um Barthos ging. Ob man Lee daraus einen Strick drehen kann, das ist natürlich die andere Frage. Aber so wird Barthos' Position in diesem Familienkonflikt natürlich auch nochmal nachvollziehbarer, und Lee steht nicht mehr ganz so mit hunderprozentig weißer Weste da. Von daher: Trotz einiger Klischeebeladenheit eine gelungene Szene zum Schluss. Ich würde sagen, wer da jetzt “Recht” hat, ist gar nicht so wichtig bzw. auch gar nicht bestimmbar. Klar gibt Barthos auch ein wenig den jammernden Teenager und klar kann man Lee auch verstehen: Verliebt hat er sich nunmal in Seraphia. Barthos war ein Unfall. Und er war nie in der Position, ihm gegenüber wirklich in die Vaterrolle reinzuwachsen oder irgendeine nähere Bindung zu ihm aufzubauen. Aber es war schon auch so gedacht, dass Barthos einen wunden Punkt treffen sollte. Lee versteckt sich halt schon auch ein wenig hinter den Umständen und missbraucht die, um sich ruhigen Gewissens nicht um Nähe zu Barthos bemühen zu müssen, denn die Seraphias hat er ja trotz der Gefahren durchaus gesucht, wie Barthos bemerkt.

    Bemängeln kann man an diesem Post damit höchstens, dass er sehr wenig tatsächliche Handlung bietet. Es gibt auch gar keinen richtigen Stoß in eine neue Richtung, keinen neuen Konflikt – zwischen Barthos und Lee wird eher ein alter Konflikt noch einmal wiederbelebt. Und der von Barthos beschriebene Größenwahn des Königs, nun ja: Das ist sicher ein neues Problem, aber einerseits eines, was so fern sowieso nie lag, und zweitens eines, was noch nicht so konkret bevorsteht. „Dringender“ erscheint mir dabei eher die Frage, was Herzog Wendmar eigentlich bei Barthos gemacht hat, wo er sich doch selbst eingeladen hatte, um über „die Zukunft zu sprechen“ … das klingt ja mal wieder dubios! Das ist für mich also viel eher das Spannungsmoment bei der Sache, weniger die ganz großen Themen rund um Rhobar. Insgesamt aber tritt das Geschehen dann ja ein wenig auf der Stelle. Indes: Groß vorwerfen werde ich dir das ganz sicher nicht, denn die Vorgabe war ja nun auch alles andere als auf große Dynamik ausgelegt (auch wenn MiMo es sicher wieder schaffen wird, da jede Menge Action hineinzuzaubern). Und zweitens halte ich mich beim SnB-Schreiben ja auch immer sehr mit meinen Posts zurück, was das Antreiben der Handlung geht, denn man weiß ja nie, was in der nächsten Vorgabe verlangt werden könnte. Ja, das hat sicher mit dem Wettbewerb zu tun. Da habe ich mich halt schon immer bemüht, vorsichtig zu sein, um mir nichts zu verbauen. Aber ich will das auch nicht allein auf diesen schieben, denn in meinen beiden vergangenen Wettbewerbsstorys war das ja nicht so, gerade in Einigkeit ist nun wirklich jede Menge passiert. Ich glaube, ein bisschen spielte hier auch das gewählte Thema eine Rolle: Klar, meine beiden früheren Wettbewerbsstorys hatten auch historisch Themen und in dem Sinne halbwegs vorgegebene Enden, aber sie standen doch nicht so klar fest wie hier. Dazu kommt, dass ich eine Geschichte aus Lees Perspektive schreibe, in der er aber eben gar nicht wirklich der Akteur, sondern letzten Endes das Opfer ist. Was passiert, passiert hinter den Kulissen und geht weniger von Lee als von den Verschwörern aus – aus deren Sicht wäre die Story vielleicht deutlich dynamischer. Eigentlich sind mir Lee und die Königin im Laufe der Story sogar eher schon zu aktiv geworden. Ich habe zumindest irgendwann amüsiert festgestellt, dass ja jetzt eigentlich Lee der Intrigant und tatsächlich ein Verräter am König ist, dessen Beseitigung nun aus loyalistischer Perspektive durchaus gerechtfertigt erscheint. Ich weiß nicht, ich habe mir da wohl mit der Wahl der Handlung nicht unbedingt einen Gefallen getan, aber es ist definitiv auch meiner zu großen Vorsicht geschuldet. Und der Tatsache, dass ich mich diesmal zu wenig auf die Vorgaben eingelassen und stattdessen zu sehr an meinem ürsprünglichen Plan festgehalten habe (mehr dazu unten). Aber ich habe das auf jeden Fall selbst bemerkt. Dabei finde ich das hier beim zweiten Post noch gar nicht unbedingt so wild. Aber spätestens danach stört es mich dann doch: Es ist ja eigentlich nach wie vor rein gar nichts passiert in der Story, vielleicht mal abgesehen von der Zerstörung des Gebetbuchs, die ja aber auch wieder folgenlos blieb und niemanden kümmert, von ein bisschen Schelte für Lee und etwas Hoftratsch abgesehen. Es bleibt bei Andeutungen, Drohungen, Möglichkeiten... Lee könnte sich dem Ring des Wassers anschließen, hat es aber noch nicht getan, Seraphia ist in Gefahr, ihr passiert aber noch nichts, Barthos droht, Caroberta zu heiraten und Lee zu entfernen, aber mehr halt auch nicht, Wendmar und Seraphia und Barthos und Vatras und wer weiß wer noch wollen was im Reich verändern, es tut sich aber noch nichts. Ich hatte gehofft, etwas Dynamik reinzubringen damit, dass Lee jetzt aktiv Leute anspricht und Verbündete sucht, aber daraus wurde ja auch nicht so wirklich was. Das ist auch ein Grund, weshalb ich zuletzt mit der Story eher unzufrieden war und jetzt abgebrochen habe (lustigerweise gerade bei der Vorgabe, die mich gezwungen hätte, jetzt doch endlich mal was Handfestes passieren zu lassen).

    Insgesamt also ein gut lesbarer Post, der mich zwar nicht vom Hocker gehauen hat und mir vielleicht ein bisschen weniger atmosphärisch dicht vorkommt, als der erste Post, dabei die Geschichte aber solide weiterführt. Und Fehler habe ich in diesem Post auch keine gefunden!



    Ich sage es vorab: Der dritte Post dieser Story gefällt mir bisher am besten. Deshalb habe ich zu ihm wahrscheinlich auch gar nicht so viel zu sagen, für mich stimmte da fast alles. Witzigerweise habe ich den einzigen wirklichen Kritikpunkt direkt am Anfang gefunden:


    Bis auf den letzten Satz, der nochmal so die aktuelle Grundstimmung Lees aufzeigt, sind das ja doch ein bisschen banale Feststellungen, die sich alle bereits sehr zwanglos und auch viel eindringlicher aus dem Vorpost ergeben haben. Ich verstehe schon, dass dieser Post so eine Einleitung benötigt, aber da kam es mir wirklich so vor, dass man einfach nur das erzählt bekommt, was man eh schon weiß und was auch keiner Wiederholung oder weiteren Kommentierung bedarf. Hm, mag stimmen, aber wie du schon sagst: Irgendeine Einleitung war halt nötig. Und außerdem finde ich diese vielleicht sogar etwas nervige Wiederholung gar nicht so verkehrt, denn genau das fängt doch ein, wie auch Lee sich fühlt: Jeden Tag kommen neue Adlige an, jeden Abend gibt es einen neuen Empfang und immer und immer wieder ist es dasselbe und es tut sich nichts.

    Das war es dann aber auch schon mit der Kritik, denn die dann folgende Szene mit Vatras fand ich richtig, richtig stark. Gut, du scheust jetzt natürlich auch mal wieder nicht davor, Vatras klischeehaft als den lieben weisen Mann darzustellen (der aber durchaus Machtbewusstsein zu haben scheint). Aber ich finde das Gespräch richtig gut gelungen, sowohl das Wechselspiel zwischen den beiden Charakteren, wie auch den Inhalt und noch dazu, wie du da sehr zwanglos den wegen der Vorgabe benötigten Gegenstand A, das Gebetbuch, integrierst. Das hat wirklich richtig gut geklappt – dann natürlich auch gerade im Hinblick darauf, was Lee in diesem offenbar nur vordergründig als Gebetbuch existenten Ding so findet. Das wirkt wirklich richtig gut eingefädelt, ist spannend, ein bisschen geheimnisvoll, und man kann da auch sehr gut mit Lee mitfühlen, wie er da so langsam aber sicher irgendwie in etwas hineingezogen wird, vielleicht nicht zwischen die Fronten, aber jedenfalls doch auf ein Parkett, auf dem er sich viel weniger sicher zu bewegen weiß, als auf und vor dem Schlachtfeld. Man könnte auch sagen: Lee büßt dadurch auch ein gutes Stück an Souveränität ein, weil er, der sonst den anderen als Orientierungspunkt gilt, sich nun selbst erst einmal ein wenig orientieren muss. Finde ich sehr schön so! An der Vorgabe hatte ich auch ziemlich zu knabbern, aber ich bin jetzt auch sehr zufrieden damit, wie ich das gelöst habe. Nach meinem Empfinden meine gelungenste Problemlösung in der Story, was umso lustiger ist, als es ja gar nicht direkter Teil der Vorgabe ist, sondern deren eigentliche Erfüllung nur vorbereitet. Neben dem von dir Genannten gefiel mir an der Idee, an dieser Stelle Vatras einzubringen auch, dass es nochmal ein wenig erklärt, wieso Lee dann so verbunden mit denen ist, dass er sich in der Kolonie rasch mit ihnen zusammentut, um ein eigenes Lager zu gründen.


    Und mit jeder neuen Staatschef-Wahl in unserer Welt werden wir ein weiteres Beispiel erleben, dessen Blaupause die im Zitat beschrieben Verhaltensweisen sein werden. Ach, ich glaube, die demokratische Realität ist noch viel schlimmer.


    Und auch das ist für uns ja nichts Unbekanntes … #grünegonnagrün

    Ausdrücklich loben will ich im Zusammenhang mit dem Gebetbuch auch diese Stelle:

    Finde ich richtig gut beschrieben (zumal ich auch erst im letzten Moment auf den Trichter gekommen bin, dass das wohl eine Spruchrolle sein muss) und deshalb auch PotM-würdig.


    Da brauchte ich ja mindestens einen zweiten Anlauf: „Archi-Peladel? Was für'n Ding??“

    Was mir bei Seraphias Eintragungen in das Gebetbuch (ich werde es mal weiter konsequent so nennen, auch wenn es ja gar nicht mehr in seiner Eigenschaft als Gebetbuch wichtig ist) aufgefallen ist: Sie spricht da ja sehr offen, und man würde heute sagen, „unverschlüsselt“ über ganz viele Dinge, die auf gar keinen Fall jemand mitbekommen darf, weil sonst heftigste Gefahr droht. Das erscheint mir schon ein bisschen riskant, zumal dieses Schloss um das Gebetbuch ja wohl keine wirkliche Sicherheit gegen Kenntnisnahme anderer darstellt. Aber gut, Gefahr und Risiko werden dann ja eh am Ende des Posts gebannt, indem die ganze Kladde dann zerstört wird. Ja, das dachte ich mir beim Schreiben auch. So ganz nachvollziehbar ist das nicht. Das Risiko hat ja auch nicht wirklich einen es aufwiegenden Nutzen, denn in erster Linie sind das ja Notizen für Seraphia selbst, gar nicht für wen anders. Aber einerseits wollte ich Lee und dem Leser ein paar Dinge offenbaren, die ich eigentlich für ein Gespräch mit Seraphia geplant hatte, von dem ich ja aber gar nicht wusste, ob und wann die Vorgaben es erlauben würden. Und andererseits musste ich halt irgendwas aus dem Gebetbuch machen und auch einen Grund schaffen, weshalb Seraphia es durch Vatras an Lee geben sollte.


    Ja, das kam schon von der wörtlichen Rede her sehr gut rüber, dass Lee das Gespräch möglichst sofort beenden will.

    Überhaupt ist Algas, dem du womöglich ohne die Vorgabe gar keine so große Rolle eingeräumt hättest (meine Spekulation) Es ist schon viel Zufall dabei. Ich hatte anfangs sehr lange rumüberlegt, ob ich ihn oder lieber Theodemir oder Wendmar zu Person B machen sollte; anfangs hatte ich sogar auch erwogen, statt dieser drei (oder mit ihnen) Wiglaf oder Barthos als Person B zu Lee zu schicken. Aber es ist jetzt auch nicht allein den Vorgaben bzw. meiner halb zufälligen Wahl, wie ich die ausgefüllt habe, geschuldet, dass Algas nun eine doch größere Rolle hat. Tatsächlich hatte ich ihn schon lange als zentralen Akteur in Lees Prozess eingeplant und sein Name kommt auch bereits im unfertigen Gothic 3-Manuskript vor. , ganz vortrefflich dargestellt: Der wird ja von Absatz zu Absatz widerlicher – und damit meine ich nicht etwa sein Doppelkinn. Meine Herrn, das kommt auch nicht so oft vor, dass sich inmitten von so einer generell eher unsympathischen Hofgesellschaft dann jemand noch so sehr nach unten abheben kann.

    Deswegen dachte ich am Ende ja sogar kurz …

    … dass das Algas gilt. Schön wär’s!

    Ja, also wie schon eingangs bemerkt: Ich finde, der Post kann sich richtig sehen lassen. Mir passt da im Grunde alles dran (bis auf den Beginn). Die Gespräche sind alle gut gelungen, die Charaktere ebenso, als kleines Schmankerl tobst du dich dann mal wieder richtig bei den Namen aus … und auch der Inhalt an sich und die Art und Weise, wie du die Vorgabe erfüllst, stößt bei mir auf Gefallen. Hat mir richtig Spaß gemacht, das Lesen!

    Fehler im dritten Post (Anzahl: 1):




    Was mir am Beginn des vierten Posts besonders gefällt, ist, wie er einen Kontrast schafft zur Stimmung des Vorposts. Während sich Lee dort nämlich einerseits noch den dummen Adelsbeschäftigungen fügen musste und sich sehr allein dabei fühlte, geht es nun mit Wiglaf ja derart kumpelhaft zur Sache, dass es überzeichneter kaum sein kann. Naja, ich gönne es Lee jedenfalls, und Wiglaf ist ja nun auch wirklich sehr sympathisch dargestellt.

    Ebenso freue ich mich natürlich für Lee, dass es jetzt zum Treffen mit Seraphia kommt. Den Weg dahin hast du dann ja auch sehr ausführlich und lang beschrieben, und zusammen mit Lees Medaillon kommt da auch so eine gewisse Spannung auf. Hätte ich nicht wegen der Vorgabe gewusst, dass es auf jeden Fall ein Treffen mit Seraphia alias Person C kommen würde, ich hätte die ganze Zeit so meine Zweifel gehabt, ob das wirklich was wird. Was mir besonders gefiel: Der Regen. Über den und seine Intensität wird sich ja immer mal wieder ausgelassen, und zusammen mit Wiglafs kaputtem Bein schafft das so eine gewisse Ungemütlichkeit der kleinen Reise, die mir sehr gut passt. Ja, das hat sich auch, wie manche gute Idee, beim Schreiben erst so wirklich entwickelt. Erst war da nur Seraphias Bemerkung über die Sonnenuntergänge an der Ven, die Wiglaf wiedergibt, und die Idee, dann eben gerade keinen Sonnenuntergang, sondern einen grauen Himmel als Kontrast zu haben. Und daraus wurde dann der Regen, den ich auch nur so stark habe werden lassen, weil mir die Idee kam, dass ich so die Vorgabe erfüllen könnte, was aber ursprünglich gar nicht mein Vorhaben gewesen war.


    Typisch Jäger, diese Feiglinge! In dem Fall halt vor allem so Zivilisations-Sportjäger. So einen echten Kerl wie Diego kann man sich als Jäger ja noch gefallen lassen. schnitzt diese bogenscheisse aus holz etc. da steckt was hinter. Und der traut sich auch, auf Schattenläuferjagd zu gehen, wobei man selber schnell zum Gejagten wird. Mit einem ganzen Rudel Hunde einen armen Fuchs zu Tode hetzen oder so was, das würde der doch nie machen.


    Mit anderen Worten: Sie ist eine Milf – wie hätte es auch anders sein sollen? Naja, um ehrlich zu sein, ich stelle mir da schon eher so eine „königliche Anmut“ vor, und ich denke, so ist es wohl auch eher gemeint. Aber letzten Endes ist sie wohl doch eine Milf. Oder eher: Qilf! Ja, „königliche Anmut” trifft es gut. Aber andererseits – Qilf finde ich auch nicht schlecht...
    [Bild: Young-Queen-Elizabeth.jpg]



    Ich finde das sehr nachvollziehbar: Ich mag auch viele Leute sehr gerne, von denen ich zugleich aber niemals wollen würde, dass sie in bedeutsamen Maße Macht bekommen. Gut, hier geht’s aber eigentlich noch um mehr: Es gibt einige Leute, die ich wirklich mag und auch für tolle Menschen halte, aber die ich trotzdem nicht in bedeutenden Machtpositionen sehen wollen würde, weil ich zwar davon ausgehe, dass sie es gut meinen, aber nicht unbedingt, dass sie es gut machen würden (mich selbst z.B.).
    Aber hier geht es eher darum, dass man jemanden lieben und trotzdem für ein ziemliches Arschloch halten kann.



    PotM-verdächtig.


    Ich dachte übrigens erst, Lees Sätze würden sich auf Wiglaf beziehen und war dann schwer irritiert – und musste lachen, als ich meinen Irrtum erkannte. Wenn man gerade erst so eine beschwerliche Reise durch ganz Nordmar hinter sich hat – ja, da kann man schon mal ein paar Pfund abspecken!


    Das ist wohl auch die in die Geschichte eingebaute Hoffnung des Autors, dass es keine weitere entsprechende Vorgabe gibt. Definitiv! Aber eben nicht nur, weil das wieder schwer umzusetzen gewesen wäre, sondern vor allem, weil ich da Angst hatte, Lee am Ende als kompletten Vollidioten darstellen zu müssen, der ständig wichtige und verfängliche Dinge herumliegen lässt. Wie gesagt, schon das erste Mal finde ich da mindestens grenzwertig, auch wenn mir jetzt nicht einfallen würde, wie ich das besser hätte lesen sollen.

    Insgesamt ließ sich auch dieser Post wieder richtig gut lesen, das muss man sagen. Trotz der Länge wieder ein kurzweiliges Vergnügen. Zwei Kritikpunkte habe ich allerdings doch.

    Der erste, und daran bin ich vielleicht ein wenig selbst schuld: Der „Nacktmoment“ ist nicht so schön in die Geschichte integriert. Dieser „Raus aus den nassen Klamotten“-Kram ist da ja doch sehr vordergründig geraten. Klar: Natürlich entnimmt man daraus auch den Wunsch Seraphias, Lee einfach mal wieder nackt zu sehen, das heißt, der Vorwand findet irgendwie auch innerhalb der Geschichte als Vorwand statt. Aber irgendwie sieht das doch sehr deutlich nach Vorgabenerfüllung aus, und im Dialog zwischen Lee und Seraphia habe ich an der Stelle auch fast schon darauf gewartet, dass sie ihm sagt: „Nun mach schon! Sonst ist die Vorgabe doch nicht erfüllt!“ Das sollte jetzt nicht wie ein billiger Vorwand seitens Seraphia rüberkommen. Ich denke nicht, dass das ihrer Persönlichkeit entspräche. Dass da unterschwellige Sehnsüchte mit reinspielen mögen, sicherlich, aber die Sorge, dass Lee sich da eine Lungenentzündung oder so holt (die in der Zeit ja was Ernstes ist), ist schon ehrlich.
    Aber du hast natürlich ganz recht. Ich hätte das nie so geschrieben, wäre da nicht deine Vorgabe gewesen. Ja, was soll ich sagen? Die war ja nun wirklich auch bloß dafür da, uns das Leben schwer zu machen, und hatte auch bei dir schon nichts mit der übrigen Handlung zu tun [Bild: rote_zunge.gif] Ich war froh, dass mir überhaupt etwas eingefallen ist, was halbwegs nachvollziehbar und nicht komplett erzwungen wirkt. Das Simpelste wäre natürlich gewesen, die beiden einfach miteinander schlafen zu lassen, aber das hätte einfach nicht zu dieser Szene bzw. generell nicht zu ihrer beider Beziehung und ihrer Charakterentwicklung in FdK! gepasst. Da sagt Seraphia ja ziemlich klipp und klar, dass sie keine heimliche Affäre will, und Lee lernt über die Zeit, das zu akzeptieren.


    Der zweite Kritikpunkt: Es wird sehr viel und ausschweifend geredet. Klar, das gehört zu so einer Politränkeschmiedegeschichte, wie du sie ja häufig schreibst, irgendwie dazu. Und es wäre gelogen, würde ich sagen, ich hätte mich dabei gelangweilt. Nur: Insbesondere, als sich Seraphia über Rhobar II. ausließ, war ich doch irgendwie ein bisschen ungeduldig. Dass der König ein Problem und Sicherheitsrisiko für das Reich darstellt, dass er auch charakterlich schlichtweg kaum erträglich (geworden) ist, das hatte man ja alles schon erfahren, und trotzdem kreist die Geschichte mit dem Gespräch dann immer weiter um das Thema, bis es dann endlich – und das nach etwas zu langer Zeit – zum Punkt kommt, dass Seraphia ihren Lee in den Ring des Wassers einlädt. Mir hat das Gerede rund um Rhobar II. die Handlung einfach ein bisschen zu sehr verzögert. Klar, wahrscheinlich brauchte Seraphia auch einfach mal wieder einen Moment, um mit Lee über so etwas zu reden und musste auch ihrem Ansinnen, Lee zum Ring zu holen, dadurch Nachdruck verleihen. Aber besonders viel hat es die Geschichte selbst, für den Leser, ja auch nicht weitergebracht. Hm ja, das ist wohl meinem eigenen Mangel an Flexibilität geschuldet. Ich hatte schon beim Schreiben des ersten Posts eine Szene im Kopf, wie Lee Seraphia in Vengard trifft und sie ihm dann all die Dinge offenbart, die dort schieflaufen, von denen man zuvor nur andeutungsweise durch Wendmar erfahren hätte. Und dann hätte sich daraus eben die Handlung entsponnen. Da haben mir aber die Vorgaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und das gehört ja irgendwie zu dieser Art Wettbewerb dazu, deshalb will ich da dir gar keinen Vorwurf machen, sondern eher mir, weil ich diesmal einfach viel zu fixiert auf meine ursprüngliche Idee war, was man bei SnB nicht sein sollte. Deshalb dümpelte die Handlung bis zu Seraphias Erscheinen ziemlich vor sich hin. Und deshalb beharrte ich auf Seraphias großer Enthüllungsrede, obwohl ich vieles, was sie hatte sagen sollen, bereits Barthos und Vatras in den Mund gelegt hatte. Das ist auch mit einer der Gründe, warum ich mit der Story nicht mehr recht zufrieden war und dann die Flinte ins Korn geworfen habe, als noch die unpassende Vorgabe dazu kam. Das habe ich die letzten Male einfach noch besser hinbekommen, vielleicht auch weil ich nicht so viel vorausgeplant hatte.

    Trotz dieser Kritikpunkte bleibt es aber dabei, dass ich auch diesen Post sehr gerne gelesen habe und eben auch sehr kurzweilig fand, da kannste dir sicher sein!

    Fehler:






    Was mir beim Lesen des fünften Posts direkt zu Beginn gut gefallen hat, ist, wie erstmal so ein wenig das Setting gewechselt wurde. Weg vom blaublütig-sauerstoffarmen Adel, hin zu echten Conquistadores, deren Sympathien sich Lee offenbar sichern will. Ist natürlich alles ein wilder Stilmix: Wendmar gibt einen aufgeklärten Absolutisten um 1800, Algas ist mit seiner frühbarocken Mode ein Jahrhundert früher anzusiedeln und die Jungs und Mädels aus der Westmark tragen noch spanische Mode der Spätrenaissance. Aber die Westmark als Spanienverschnitt hatte ich ja schon früher etabliert und spanischen Adel kann ich mir, gleich in welcher Epoche, kaum anders vorstellen. Zumal ich auch leicht den Bogen zu Risen schlagen wollte. Denn Funfact: Ich denke nicht, dass das irgendwem auffällt, aber Ferdinand II., mit dem Lee hier redet, ist just derjenige Herzog, der nach dem Zusammenbruch des Reiches im Orkkrieg Puccios Expedition auf den Spuren Arboreos in die Neue Welt schicken wird. In der Sache geht es natürlich wieder um das Gleiche: Jene Ränkeschmiedereien, in die ja Lee nun auch immer mehr hineingerät. Diese Parallelität zum Kartenspiel, Stichwort Dame, Bube und König, die hat mir natürlich auch sehr gut gefallen. Es hat mir auch gut gefallen, wie die Spieler diese Parallelität auch selber sein, weil sich die Gespräche über Krieg und Bündnisse und eben die Spielzüge so vermischen. Das hat es sicherlich auch lange nicht das erste Mal in einer Geschichte gegeben, aber es liest sich eben trotzdem recht originell und bleibt als Szene hängen.

    Die sich an diese doch sehr lebhafte Eingangsszene anschließende Aufarbeitung des Gesprächs mit Seraphia fand ich dagegen wieder etwas zu dröge. Wenn es direkt um Lord Dominique und Lees Vorbehalte gegen ihn geht und Seraphias Ideen mit Lees Ideen unmittelbar aufeinanderstoßen – das sind die guten Stellen in diesem Dialog in der Rückschau, da wirkt es auch sehr lebhaft. Der „theoretische Unterbau“, also das „Wer mit wem gegen wen und warum“, dass dort so ausgebreitet wird, der lies sich für mich aber dann eher schleppend. Mir ist schon klar, dass das in so eine Geschichte eben hineingehört und dass du auch selbst sichtlich Spaß daran hast, dir den Kram auszudenken (bzw. bereits einmal erdachten Kram sinnvoll weiterzuführen Vor allem auch das. Figuren wie Barthos und Wendmar existieren in meinem Kopf schon seit Jahren und ich habe auch ziemlich genaue Pläne, was mit ihnen in meiner Gothic 3-Nacherzählung und einer Anschlussstory, die die Brücke zu Risen schlägt, passieren soll. Aber da in den Sternen steht, wann ich die Geschichten je schreibe, war ich ganz froh, die hier schon einmal unterbringen zu können.), aber speziell in dieser Story kamen diese Passagen schon so oft – da hätte mir etwas mehr Schmissigkeit in dieser Hinsicht, vielleicht auch lieber weniger als mehr, besser gefallen. Aus dem Grund hatte ich den Part im vorigen Kapitel bereits weggelassen, was wohl auch gut war, denn das Gespräch da war dir ja so schon zu lang, und eben jetzt als Rückblick ergänzt. Aber interessant, mir schien der Teil hier am gelungensten, während ich mit der Kartenpartie nicht wirklich zufrieden bin.

    Indes, wie oben angedeutet: Diese Gespräche gefallen mir immer dann doch gut, wenn die Gesprächspartner zusätzlich noch eine sehr persönliche Note einbringen. Das ist wie gesagt stellenweise beim Gespräch zwischen Lee und Seraphia der Fall. Fast durchgehend der Fall ist es dann beim Gespräch zwischen Lee und Barthos. Auch hier geht es um Politik, auch hier geht es um Strategien – aber es geht eben auch um Lee und Barthos persönlich. Und dabei steht nicht einmal ein kitschig-gebrochenes Vater-Sohn-Verhältnis im Vordergrund, sondern … ja, eine Rivalität, Gegnerschaft ganz eigener Art. Ja, das sollte auch auf keinen Fall auf diese Vater-Sohn-Schiene reduziert bleiben. Ich denke, da spielt mehr rein. Rivalität passt da schon ganz gut. Beide haben in dieser Situation wohl ähnliche Ziele, ber unterschiedliche Vorstellungen, wie die am besten zu erreichen sind. Sicher spielen da auch Barthos’ Gefühle, von Lee im Stich gelassen worden zu sein, mit rein und vielleicht geht es auch um eine gewisse Konkurrenz um Seraphia und darum, wer sie am besten unterstützen und beschützen kann (Freud hätte seine Freude...), aber Barthos hat eben durchaus auch nachvollziehbaren Grund, zu glauben, dass er es einfach besser kann als Lee und dass Lee ein Verbündeter ist, auf den man lieber verzichtet, weil er es vielleicht gut meint, aber dabei, solange er versucht, selbst zu agieren, mehr Schaden anrichtet, als zu helfen. Und: Lees Fehler stehen im Vordergrund. Es wird wieder ganz deutlich gezeigt, dass auch Lee nicht alles gelingt und dass er womöglich auch nicht immer den vollen Durchblick hat, vielleicht auch in so mancher Hinsicht hinter Barthos zurücksteht. Eben. Lee mag ein vortrefflicher General sein, aber auf dem politischen Pakett ist er doch eher unbeholfen – nicht unbedingt, weil er es sein müsste, denn ich denke, sein strategisches Geschick könnte er auch hier einsetzen, wenn er nur wollte, aber weil er sich durch seine vergangenen Erfahrungen so gegen alles Politische verschließt, dass es ihm unmöglich wird, seine Talente hier anzuwenden. Allerdings sollte es auch nicht so wirken, als wäre Barthos nun der unfehlbare Meisterpolitiker. Er hat sicher gewisse Vorteile, weil er in dieser Sphäre groß geworden und in den vorliegenden Konflikt nicht gerade eben erst hineingeschlittert ist und auch weil er nicht von einem früheren Trauma ausgebremst wird und jetzt vor Realpolitik zurückschreckt, aber ich würde behaupten, dass er bei seinem Aufwachsen eben auch einen Schuss prinzliche Arroganz mitgenommen hat und etwas zu selbstsicher ist, was die eigenen Pläne angeht. Und das gibt dem Ganzen dann die nötige Würze, und deshalb ist in diesem Gespräch die Balance zwischen „Polit-Talk“ und anderen Redeanteilen gut getroffen.

    Am allerbesten gefällt mir diesmal aber ja die Erfüllung der Vorgabe: Wie hier die Prinzessin von Breybing als Druckmittel eingesetzt wird, das ist ja nun wirklich sehr originell und trickreich. Ein bisschen absurd ist es vielleicht auch, aber es fügt sich ja einfach in dieses übliche Machtgeschacher ein. Ich fand das jedenfalls witzig und irgendwie fuchsig zugleich, hat mir so sehr gefallen! Das freut mich! Ich war eher unzufrieden. Nicht unbedingt mit der Grundidee, aber auf jeden Fall mit der Umsetzung. Es ist ja eben auch der bisher kürzeste und zugleich am spätesten veröffentlichte Post und ich denke, man merkt schon, dass ich da zu kämpfen hatte und irgendwie raus war. Caroberta tritt ja nun nicht einmal selbst auf und ist wirklich nur Objekt zum Vorantreiben der Handlung bzw. Erfüllen der Vorgabe, nicht eigenständige Figur. Auch deshalb bin ich dann vor der nächsten Vorgabe zurückgeschreckt, wo sie ja eine zentrale Rolle gespielt hätte und ich sie in einem einzigen Post ordentlich hätte einführen und zur Geltung bringen müssen.

    Deshalb finde ich das Kapitel dann auch wohl insgesamt ganz gelungen, weil es mich vor allem nach hinten raus dann nochmal sehr amüsiert auch. Auch den Beginn mit der Kartenrunde mochte ich ja sehr, nur im Mittelteil, eben bei der Rekapitulation des Gesprächs mit Seraphia, da fühlte ich mich eher nicht mitgerissen und hatte auch das Gefühl, dass die Geschichte da sehr auf der Stelle tritt. Das ist vielleicht auch so der übergeordnete Kritikpunkt, den ich ausmachen würde: So riiiichtig viel passiert ja die meiste Zeit dann doch nicht, und auch in diesem Kapitel ist an Handlung ja eher weniger auszumachen. Ich kann mir natürlich gut vorstellen, dass das eben auch an den Vorgaben liegt und ich da dementsprechend auch selbst ein bisschen dran schuld bin – aber erwähnen wollte ich es dann doch! Ja, wie gesagt, sehe ich ganz genauso und würde ich keineswegs nur auf die Vorgaben, sondern auch auf das von mir gewählte Szenario und letztlich einfach mich selbst schieben. Deshalb wäre es mir wohl auch ohne diese unpassende Vorgabe schwer gefallen, die Geschichte noch im Rahmen des Wettbewerbs zum Abschluss zu bringen. Die hat nur den Ausschlag gegeben.

    Insgesamt aber wie gesagt als Fortsetzung absolut gut lesbar, nur im Mittelteil dann eben nicht so „zwingend“.

    Fehler:



    Da fehlt ja wahrscheinlich noch ein „ich“.



    Tja, und bei dieser Story kann man es wohl wirklich mir und meiner Vorgabe anlasten, dass sie den Wettbewerb nicht überstanden hat. Naja, immerhin kann ich so jetzt für mich in Anspruch nehmen, schon einmal einen historischen Roman an seiner Fertigstellung gehindert zu haben – kann ja auch nicht jeder von sich sagen! Na wie gesagt, du warst es nicht allein. Aber die hat die Sache für mich endgültig beendet, ja. Klar, irgendwie hätte ich das alles noch drehen können. Ich hätte behaupten können, dass Barthos jetzt doch gar nicht Lees Sohn ist und das Ereignis, dass ihm seine wahre Herkunft offenbart wurde, somit nie stattgefunden hat. Aber mal abgesehen davon, dass ich da noch irgendwie hätte erklären müssen, woher Caroberta von der ganzen Sache weiß, wäre das wirklich nur noch ganz erzwungene Vorgabenerfüllung gewesen, denn in der Geschichte ist absolut klar, dass Barthos tatsächlich Lees Sohn ist, das geht ja schon bei seinem Aussehen los. Außerdem wollte ich ihn auch nicht um die Ecke bringen, ich brauche ihn ja eigentlich noch für die Ereignisse in Gothic 3 und danach. Allerdings hoffe ich dann noch eher (und vermute es auch mal so ein bisschen), dass du die Story trotz Ausscheidens aus dem Wettbewerb weiterschreiben wirst – nur dann eben nach deinem eigenen Plan und nicht anhand externer Vorgaben, die dir eh nur alles vermasseln. Das will ich schon gerne. Was draus wird, werden wir sehen! Aber ich bin doch froh, durch den Wettbewerb und deine Vorgaben überhaupt mal einen Anstoss für diese Story gehabt zu haben, denn ich wollte schon ewig gerne mal über Lees Verurteilung schreiben, hatte aber nie eine wirklich zündende Idee, wie ich das gut darstellen könnte.
    ------------------------------------------------------------------------------
    Mensch, jetzt hat das Antworten viel länger gedauert, als ursprünglich beabsichtigt (und weil ich Dödel aus irgendwelchen schwachsinnigen Gründen alles in der einmal vorgenommenen Reihenfolge erledigen muss, bin ihc deswegen auch noch gar nicht dazu gekommen, auf meinen Jubiläumsthread zu antworten), ich hatte einfach anderes zu tun die letzten Tage. Umso herzlicher möchte ich dir jetzt für den lieben Kommentar danken Das erinnert mich doch, dass ich solche dieser Tage viel zu selten bekomme – was natürlich einzig an mir liegt, der ich nichts zum Kommentieren liefere.

  17. Beiträge anzeigen #337 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Andererseits hatte ich jetzt zum Ende hin das Gefühl, dass die Geschichte sogar eher mehr von solchen Szenen gebraucht hätte. Im vierten Post habe ich dann auch versucht, diese bleierne Schwere ein bisschen zu durchbrechen, und der Post gefällt mir selber dann auch mit Abstand am besten.
    Ach, das weiß ich gar nicht mehr, ob es das zwingend mehr gebraucht hätte. Ist schön, wenn es sowas gibt, aber ich find Geschichten ja auch oft gut, wenn es ab einem bestimmten Punkt dann auf einmal wirklich gar nix mehr zu lachen gibt.

    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Elias hat ja gesagt, dass Miriam die Kugel erst wieder benutzen will, wenn sie alle zusammen sind. Die Herausforderung wäre dann eben gewesen, die Kugel zu klauen, bevor sie dann zusammen hineinschauen, aber zumindest vorher konnte sich Ruben dann ja einigermaßen sicher sein, dass er nicht dadurch enttarnt wird.
    Okay, das hatte ich gar nicht mehr so im Kopf. Wobei ich mich diesbezüglich an Rubens Stelle trotzdem nicht wirklich sicher gefühlt hätte, denn wer garantiert mir, dass Miriam, fasziniert von der Kugel, nicht doch nochmal vorher alleine hineinschaut?

    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Tja, bestimmt, oder? Keine Ahnung, ich kenne mich doch mit sowas nicht aus! Aber ich kann das ja vielleicht mal in "miefig" oder so ändern, denn miefen kann Alkohol ja wohl.
    Jedenfalls bei höherprozentigen Sachen kenne ich das eigentlich nur so, dass die irgendwann einfach nur noch rein nach Alkohol und nix anderem mehr riechen ... und als "miefig" würde ich das dann auch nicht bezeichnen.


    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Das ist wahrscheinlich der Teil deines Kommentars, der mich am meisten überrascht hat, weil ich mir bei der Szene nun wirklich ganz sicher war, dass sie bei allen Lesern nur ein müdes Gähnen hervorbringen würde. Ich war überzeugt davon, dass man den Twist meilenweit kommen sehen würde, gerade weil ich dann auch noch so häufig die Seite des Halses erwähnt habe und dann Elias auch nur an einer Seite den Schal runterzieht... das schien mir alles so wahnsinnig offensichtlich zu sein. Aber vielleicht ist das auch einfach der Effekt davon, wenn man selber ständig immer wieder darüber nachdenkt, dann kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass das jemanden überraschen könnte.
    Gut, ich bin aber halt auch einfach nicht so der Typ Leser, der die Sachen vorher schon durchschaut. Musst du jetzt auch mit berücksichtigen.

    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Weil sie es am Anfang doch rausgeholt hat, und jetzt eben wieder verbirgt.
    Ja gut, aber bei "erneut" denke ich ja daran, dass die betreffende Handlung noch ein weiteres Mal ausgeführt wird. Aber sie hat es ja nicht zweimal in der Szene verborgen, sondern einmal war es verborgen (Zustand) und sie hat es lediglich herausgeholt, und dann hat sie es (in dieser Szene) das erste Mal aktiv verborgen. Bei "erneut" denke ich an ein wiederholen, was in der Szene ja aber gar nicht stattgefunden hat. Eine Formulierung mit "wieder" klänge da doch besser, weil sich das eher als "wieder zurück in den Ursprungszustand" lesen lässt.

    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Ha! Daran hab ich aber gedacht! Da gibt es nämlich einen Gedankengang von Teresa, in dem genau diese Frage beantwortet wird:
    Ah, okay! Ich habe mir sogar fast schon gedacht, dass es doch irgendeine Erklärung dafür im Text geben muss und da beim Lesen dann auch nochmal oberflächlich nach gesucht, aber das war mir dann entgangen.

  18. Beiträge anzeigen #338 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Jünger des Xardas Beitrag anzeigen
    Hm, ich knüpfe ja direkt an Für den König! an und finde eigentlich auch, dass ich es ganz gut geschafft habe, den dortigen Charakter Lees wieder einzufangen. Insofern müsste die Kritik die Story ja eigentlich auch schon getroffen haben.
    Ja nun - da habe ich das meiste ja eh schon wieder von vergessen, von daher ...

    Zitat Zitat von Jünger des Xardas Beitrag anzeigen
    Ja, das hat sicher mit dem Wettbewerb zu tun. Da habe ich mich halt schon immer bemüht, vorsichtig zu sein, um mir nichts zu verbauen. Aber ich will das auch nicht allein auf diesen schieben, denn in meinen beiden vergangenen Wettbewerbsstorys war das ja nicht so, gerade in Einigkeit ist nun wirklich jede Menge passiert.
    Ja, den Vergleich zu "Einigkeit" habe ich nämlich auch immer wieder mal gezogen, um zu überprüfen, ob das jetzt auf einmal so neue Eindrücke sind, die ich beim Lesen deiner Geschichten generell habe, oder ob es bei der vorherigen SnB-Story eben doch anders war. Und da kam ich eben auch zu dem Schluss, dass bei "Einigkeit" halt wirklich viel passiert ist.

    Zitat Zitat von Jünger des Xardas Beitrag anzeigen
    Ja, „königliche Anmut” trifft es gut. Aber andererseits – Qilf finde ich auch nicht schlecht...
    Ich dachte da eher an ...

    [Bild: Rania-02-2007-mit-Kopftuch-BM-Berlin-Jeddah-jpg.jpg]



    Zitat Zitat von Jünger des Xardas Beitrag anzeigen
    Zumal ich auch leicht den Bogen zu Risen schlagen wollte. Denn Funfact: Ich denke nicht, dass das irgendwem auffällt, aber Ferdinand II., mit dem Lee hier redet, ist just derjenige Herzog, der nach dem Zusammenbruch des Reiches im Orkkrieg Puccios Expedition auf den Spuren Arboreos in die Neue Welt schicken wird.
    Also bitte, JüdeX: DAS habe ich nun wirklich sofort gemerkt!

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    Deus Avatar von Laidoridas
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    Laidoridas ist offline
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ach, das weiß ich gar nicht mehr, ob es das zwingend mehr gebraucht hätte. Ist schön, wenn es sowas gibt, aber ich find Geschichten ja auch oft gut, wenn es ab einem bestimmten Punkt dann auf einmal wirklich gar nix mehr zu lachen gibt.
    Geschichten können aber auch ermüdend und irgendwie albern werden, wenn sie selbst sich zu ernst nehmen, und ich hatte hier manchmal das Gefühl, dass der Punkt erreicht ist. Aber naja, ist auch schwer das so richtig einzuschätzen, weil ich dann auch immer meine eigene Stimmung beim Schreiben mit im Sinn habe und die sich dann vielleicht stark von der unterscheidet, die der eigentliche Text transportiert.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Jedenfalls bei höherprozentigen Sachen kenne ich das eigentlich nur so, dass die irgendwann einfach nur noch rein nach Alkohol und nix anderem mehr riechen ... und als "miefig" würde ich das dann auch nicht bezeichnen.
    Dann sag mal bitte ein passendes Wort. Konstruktive Kritik bitte! Alternativ könnte Bernhard natürlich auch nach Wasser vom Aldi stinken, damit kenne ich mich wenigstens aus.

    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Ja gut, aber bei "erneut" denke ich ja daran, dass die betreffende Handlung noch ein weiteres Mal ausgeführt wird. Aber sie hat es ja nicht zweimal in der Szene verborgen, sondern einmal war es verborgen (Zustand) und sie hat es lediglich herausgeholt, und dann hat sie es (in dieser Szene) das erste Mal aktiv verborgen. Bei "erneut" denke ich an ein wiederholen, was in der Szene ja aber gar nicht stattgefunden hat. Eine Formulierung mit "wieder" klänge da doch besser, weil sich das eher als "wieder zurück in den Ursprungszustand" lesen lässt.
    Ok ok, womöglich hast du recht. Dann werde ich das wohl ändern!

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    John Irenicus ist offline
    Zitat Zitat von Laidoridas Beitrag anzeigen
    Dann sag mal bitte ein passendes Wort. Konstruktive Kritik bitte! Alternativ könnte Bernhard natürlich auch nach Wasser vom Aldi stinken, damit kenne ich mich wenigstens aus.
    Es kommt eben ganz darauf an, was für eine Art "Alkohol" gemeint ist. Also, ich nehme mal an, es geht da nicht um die bloße Substanz Alkohol, sondern eben um alkoholische Getränke als Ursache! Von daher könnte man einmal auf einen Biergeruch abstellen, wobei man das Bier bzw. den Geruch (da müsste man die Stelle eventuell nochmal umformulieren) dann schon als ranzig, abgestanden oder miefig bezeichnen könnte. Geht es dagegen um Spirituosen in Richtung Schnaps, dann könnte man eher schon von einem "Alkoholgeruch" reden, und dann vielleicht einfach vom "unangenehmen Geruch nach hochprozentigem Alkohol" oder so. Oder es ist "der stechende Geruch nach Schnaps" oder "der unangenehme Geruch nach vergorenem Wacholderlikör" oder was auch auch immer. Ich glaube, das Problem liegt vor allem darin, dass du da zu unbestimmt gewesen bist, nach was für einer Art "Alkohol" es überhaupt riechen soll - weshalb "ranzig" da so ohne weiteres nicht passt.

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